kostenlose PDF Leseprobe - Voodoo Press
kostenlose PDF Leseprobe - Voodoo Press
kostenlose PDF Leseprobe - Voodoo Press
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
ausgesehen haben. Zwei Revolverhelden. einer tot, bloß ohne<br />
Kugel im Kopf, der andere schwer verwundet und vom Schmerz<br />
gebeutelt, aber nicht am Boden. noch nicht.<br />
Mich auf die Beine zwingend – das tat weh! – begab ich mich<br />
zu ihm. Dabei erlebte ich eine dieser gefühlten ewigkeiten, in der<br />
ich ging und ging, jedoch anscheinend nie ankommen sollte. ich<br />
wähnte mich auf einem nagelbrett mit Messern in der Brust und<br />
spürte sie bei jedem atemzug. Dass ich im Blut ersoff, nahm ich<br />
deutlich wahr, da ich immer flacher luft holte, je weiter meine<br />
lungen in sich zusammenfielen. Dann stand ich über ihm und<br />
schaute hinab auf die verheerungen des Zusammenpralls. Die<br />
Flasche hatte ein loch in seinen Hals gerissen. Sie wiederum war<br />
abgebrochen und stecken geblieben. Blut quoll stoßartig aus der<br />
Wunde, als ich auf die Knie sank. Das Glas fungierte als Katheter<br />
zum aderlass, doch auch der hörte irgendwann auf.<br />
ich musste etwas tun, wenn auch nicht auf irgendwelche<br />
lebenszeichen spekulieren, denn das erübrigte sich. Zögerlich<br />
legte ich dem toten die Hand auf die Wange, da spürte ich eine<br />
durchdringende Kälte, obwohl er erst vor kaum zwei Minuten<br />
sein leben gelassen hatte. ich zuckte zusammen, obwohl ich mir<br />
vorgenommen hatte, nicht zu erschrecken. Bei näherer Betrachtung<br />
fiel mir auf, wie alt er gewesen war und wie gebrechlich er<br />
wirkte. »Oh mein Gott …« Das Flüstern wuchs sich zum lauten<br />
Schrei aus. Seine augen standen offen und schienen mich<br />
direkt anzustarren. Zu durchbohren. ich wollte mich entschuldigen.<br />
ihm sagen, wie leid es mir tat. er sollte erwidern, es gehe<br />
in Ordnung, weil es nicht mein Fehler gewesen sei, sondern ein<br />
Unfall. Für all diese Worte fehlte uns beiden jedoch die luft.<br />
Stattdessen einte uns das Blut, das von den Fetzen an seiner offenen<br />
Brust in meine Kleidung sickerte. Ja, das Blut war uns gemein,<br />
wenn auch wenig sonst.<br />
Schwer atmend und unter großer anstrengung erhob ich<br />
mich wieder. Meine lungen pfiffen im wahrsten Sinn des Wortes<br />
aus dem letzten loch. einen Moment lang glaubte ich ernsthaft,<br />
es sei vorbei und ich könne mich nicht mehr auf den Bei-<br />
15