Charlotte Stéphanie Ziemer – ein Geheimtipp Charlotte Stéphanie ...
Charlotte Stéphanie Ziemer – ein Geheimtipp Charlotte Stéphanie ...
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<strong>Charlotte</strong> <strong>Stéphanie</strong> <strong>Ziemer</strong> <strong>–</strong> <strong>ein</strong> <strong>Geheimtipp</strong><br />
<strong>Charlotte</strong> <strong>Stéphanie</strong> <strong>Ziemer</strong> (verheiratete Huwiler-<strong>Ziemer</strong>) <strong>–</strong> schon von ihr gehört? N<strong>ein</strong>?<br />
Dann ist es höchste Zeit, die Gedichte-Sammlung „Sinneslust“ zu erkunden.<br />
Eine ganz gelungene Mischung aus klassischem und modernem Gedicht, <strong>ein</strong>e subtile<br />
Art, sich dem Alltag zu nähern, den Gefühlen, den Sehnsüchten, Erwartungen und<br />
Enttäuschungen, die wir hüten und mit uns tragen. Sinnlich und mit diversen<br />
Stilmitteln dargestellt, die Bilder, die <strong>Charlotte</strong> formt, malt und klingen lässt, ziehen<br />
langsam an den Leser vorbei:<br />
„Dieses dunkle Nichts ganz in sich aufnehmen und<br />
Hin<strong>ein</strong>tauchen<br />
Raum und Zeit zu vergessen<br />
Sich den Träumen hingeben,<br />
die Nacht wie <strong>ein</strong>e sanfte Musik hören,<br />
spüren, riechen, schmecken...“<br />
Auszug aus „Fallen“<br />
Es sind manchmal <strong>ein</strong>fache, äusserst gelungene Wortspiele und <strong>–</strong>Kombinationen, die<br />
fesseln und zu <strong>ein</strong>em entspannten Weiterlesen <strong>ein</strong>laden... Und unbemerkt ist man<br />
dabei, sich darin selbst zu erkennen, über Fragen zum Leben, zur Liebe, zu den<br />
eigenen Empfindungen zu reflektieren, Metapher und Parallelen zu entschlüsseln:<br />
„Liebe wird verschenkt,<br />
versprochen,<br />
verschwendet und<br />
gebrochen.<br />
Für Liebe Gibt es k<strong>ein</strong>e Quittung<br />
Noch <strong>ein</strong>e vollständige Reparatur<br />
Wozu also <strong>ein</strong>en Garantiesch<strong>ein</strong>?“<br />
Auszug aus „Gibt es <strong>ein</strong>en Garantiesch<strong>ein</strong> für Liebe“<br />
Abwechslungsreich ist <strong>Charlotte</strong>s Lyrik <strong>–</strong> von purer Freude zur tiefsten<br />
Seelendunkelheit. Über Erotik, Natur, Melancholie, Trauer und Metamorphose.<br />
<strong>Charlotte</strong> kann in verschiedenen Registern ihre Empfindungen preisgeben. Die<br />
Stimme ist mal amüsiert, mal ironisch, mal nachdenklich, mal rau:<br />
„Fühl‘ mich so schwarz-weiss und alt<br />
So schrecklich leer und kalt<br />
So ausgeraubt, so ausgelaugt<br />
So bitter, so zäh<br />
So stumpf, so falsch<br />
So verlogen, so betrogen<br />
Bin auf der Suche<br />
Nach dem Regenbogen <strong>–</strong><br />
Hat ihn jemanden gesehen?“<br />
Auszug aus „Auf der Suche nach dem Regenbogen“
<strong>Charlotte</strong> bedient sich verschiedener Stillmittel und spielt mit Metaphern <strong>–</strong> die Lyrik<br />
steht ihr ausgezeichnet:<br />
„Hast du den schönen Schmetterling gesehen,<br />
der sich auf d<strong>ein</strong>em Fensterbrett verirrt?<br />
Er ist <strong>–</strong> ohne mich zu fragen<br />
Aus m<strong>ein</strong>em Magen<br />
Los geflogen<br />
In grossem Bogen<br />
Bei dir gelandet.“<br />
Auszug aus „M<strong>ein</strong> Schmetterling“<br />
Für mich ist „Sinneslust“ <strong>ein</strong>e Ode an all die Gefühle, Stärken und Schwächen, die den<br />
Menschen ausmachen, an die Sinnlichkeit und die Freude, an die Melancholie und an<br />
die Suche nach dem Höheren, <strong>ein</strong>e Widmung an das Leben, das uns geschenkt<br />
wurde... Und hierzu der Rat der Autorin (aus „Ausbrechen“):<br />
„Versuch es zu kosten,<br />
denn es kostet nur <strong>ein</strong>en Versuch“<br />
Sorina Florea, Januar 2010