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Anwendungen der Filtration zur Behandlung von Ballastwasser

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Abb. 1: Mitteldruck-UV-Desinfektionssysteme <strong>der</strong> Hanovia Ltd. reinigen<br />

<strong>Ballastwasser</strong> in Verbindung mit einem Filter auf Schiffen<br />

4. <strong>Ballastwasser</strong>behandlung an Bord<br />

4.1 Prinzipelle Möglichkeiten<br />

Aufgrund <strong>der</strong> internationalen Bestimmungen ist mit einem<br />

steigenden Bedarf an Anlagen <strong>zur</strong> <strong>Behandlung</strong> <strong>von</strong> <strong>Ballastwasser</strong><br />

auf Schiffen zu rechnen. Um dem Bedarf gerecht zu werden sind<br />

<strong>der</strong>zeit mehrere Unternehmen mit <strong>der</strong> Entwicklung dafür ge -<br />

eigneter Anlagen befasst. Die Herausfor<strong>der</strong>ung besteht darin, dass<br />

die Anlagen<br />

- die hohe Anfor<strong>der</strong>ungen nach den oben genannten D2-Regeln, in<br />

Bezug auf die Abscheidung bzw. Abtötung <strong>von</strong> Organismen<br />

erfüllen müssen,<br />

- hohe Wasserdurchsätze (im Bereich <strong>von</strong> 200 bis 5000 m3 /h)<br />

aufweisen müssen und gleichzeitig, wenn sie an Bord eines<br />

Schiffes arbeiten sollen,<br />

- sehr kompakt aufgebaut und<br />

- robust sein müssen.<br />

Generell muss eine hohe Betriebssicherheit gewährleistet<br />

werden. Membranfilteranlagen, welche eine Rückhaltung aller<br />

relevanten Organismen sicher stellen könnten, werden bei dem<br />

gefor<strong>der</strong>ten Durchsatz den Anfor<strong>der</strong>ungen in Bezug auf den<br />

Platzbedarf nicht gerecht. Daher kommen Filter bis hinab zu einer<br />

Trenngrenze im Bereich zwischen 20 μm und 60 μm zum Einsatz.<br />

Die damit nicht abgeschiedenen Organismen müssen durch<br />

zusätzliche Maßnahmen abgetötet werden. Daher beinhaltet eine<br />

Anlage <strong>zur</strong> <strong>Ballastwasser</strong>aufbereitung in <strong>der</strong> Regel zwei<br />

wesentliche Stufen:<br />

1. Ein mechanische Separationsstufe <strong>zur</strong> Abtrennung <strong>von</strong><br />

Mikroorganismen und Sedimenten mit einer Trenngrenze im<br />

Bereich <strong>von</strong> 20-50 μm, und<br />

2. eine Desinfektionsstufe <strong>zur</strong> Abtötung <strong>von</strong> Mikroorganismen,<br />

welche in <strong>der</strong> ersten Stufe nicht abgeschieden werden.<br />

Die Festlegung <strong>der</strong> Trenngrenze <strong>der</strong> ersten Stufe gleicht einer<br />

Gradwan<strong>der</strong>ung, da eine kleine Trenngrenze die Abscheidung<br />

verbessert, jedoch den auf die Filterfläche bezogenen Durchsatz<br />

Schwerpunktthemen<br />

verringert. Dieser wird auch wesentlich <strong>von</strong> einer Ablage -<br />

rungsschicht auf dem Filtermittel beeinflusst. Kleine Trenngrenzen<br />

erfor<strong>der</strong>n daher in <strong>der</strong> Regel eine große Filterfläche, wodurch eine<br />

bestimmte Baugröße nicht unterschritten werden kann. Eine<br />

Möglichkeit, die Filterfläche zu minimieren, besteht in <strong>der</strong><br />

sorgfältigen Auswahl des Filtermittels und in seiner periodischen<br />

Reinigung. Diese Optimierung ist eine anspruchsvolle Entwick -<br />

lungsaufgabe, bei <strong>der</strong> auch nachgewiesen werden muss, dass die<br />

entwickelte Anlage den Anfor<strong>der</strong>ungen bei unterschiedlichen<br />

Rohwässern gerecht wird.<br />

In <strong>der</strong> zweiten Stufe können z. B. Desinfektionsmittel zu dosiert<br />

werden (z. B. Wasserstoffperoxid, Peressigsäure, Chlorverbin -<br />

dungen) o<strong>der</strong> diese werden in situ produziert (z. B. elektro -<br />

chemische Ozonerzeugung, Chlorelektrolyse). Eine rein physika -<br />

lische Aufbereitung liegt in dieser Stufe vor, wenn eine UV-<br />

Oxidation zum Einsatz kommt. Diese kann gegebenenfalls in<br />

Verbindung mit Ultraschall o<strong>der</strong> einer biozid wirkenden Substanz<br />

noch verstärkt werden. Es kann, z. B. ähnlich wie bei an<strong>der</strong>en<br />

Verfahren <strong>zur</strong> Wasserreinigung auch, Ozon eingesetzt werden.<br />

Dieses hat den Vorteil, dass es die Umwelt nicht belastet und vor<br />

Ort erzeugt werden kann. An<strong>der</strong>e Verfahren nutzen Chlor o<strong>der</strong><br />

Chlordioxid <strong>zur</strong> Desinfektion. Diese erfor<strong>der</strong>t geschützte<br />

Lagermöglichkeiten an Bord, geschultes Personal und in einigen<br />

Fällen auch eine Nachbehandlung des <strong>Ballastwasser</strong>s bei <strong>der</strong><br />

Abgabe.<br />

4.2 Bekannte Anlagen <strong>zur</strong> <strong>Ballastwasser</strong>behandlung<br />

Die zu Veolia Water Solutions & Technologies zählende Bremer<br />

ROW hat das System „CleanBallast“ entwickelt /3/. Es enthält<br />

zwei Stufen, eine <strong>Filtration</strong>sstufe mit rückspülbaren Filterkerzen<br />

und eine Desinfektion mit einem Elektrolysesystem (EctoSys,<br />

siehe Abb. auf Seite 313 oben). Bei den Filterkerzen sind Scheiben<br />

aus Kunststoff, die eine bestimmte Struktur des Spaltes zwischen<br />

zwei Scheiben gewährleisten, übereinan<strong>der</strong> angeordnet sind.<br />

Dieser Aufbau ist mit einem Ringspaltfilter vergleichbar. Die Filter<br />

werden <strong>von</strong> ROW als Scheibenfilter (Diskfilter) bezeichnet. Sie<br />

dürfen jedoch nicht mit den kontinuierlich betrieben Scheiben -<br />

filtern verwechselt werden. Bei <strong>der</strong> automatisch rückspülbare<br />

Ausführung werden die Scheiben auf einem Halter mit einer<br />

fe<strong>der</strong>belasteten Kappe gestapelt und in das Gehäuse eingesetzt. Im<br />

System „CleanBallast“ sind mehrere solcher Filter parallel<br />

angeordnet. Die Patent-, Schutz- und Markenrechte zum<br />

elektrochemischen Wasseraufberei tungs verfahren EctoSys wurden<br />

vom schwedi schen Unternehmen Permascand, ein Unternehmen<br />

im Verbund <strong>von</strong> Akzo Nobel N.V., erworben. EctoSys basiert auf<br />

einem elektrochemischen Prozess, bei dem die im Wasser<br />

produzierten Desinfektions mittel die Mikroorganismen und<br />

Bakterien abtöten. Das Verfahrensprinzip ist die direkte<br />

Elektrolyse <strong>von</strong> Wasser ohne Zudosierung <strong>von</strong> Chemikalien o<strong>der</strong><br />

Salzen. Die Verwendung <strong>von</strong> speziellen Elektroden mit einer<br />

hohen Sauer stoffüberspannung ermöglicht die Produk tion<br />

verschiedener kurzlebiger Desin fek tions mittel wie Hydroxyl -<br />

radikale im Wasser. Ein Standardmodul ist für einen Durchfluss<br />

<strong>von</strong> 500 m3 /h ausgelegt, wobei für größere Durchsätze mehrere<br />

Systeme parallel geschaltet werden. Im Oktober 2006 hat das<br />

EctoSys-Desinfektions verfahren den so genannten „Basic<br />

Approval“ <strong>der</strong> IMO erhalten. Auf dieser Grundlage hat das Bremer<br />

Unternehmen im Hafen <strong>von</strong> Bremerhaven mit <strong>der</strong> landbasierten<br />

Typenprüfung begonnen. Inzwischen hat die IMO die endgültige<br />

Genehmigung <strong>der</strong> Wirkstoffe <strong>zur</strong> <strong>Behandlung</strong> <strong>von</strong> <strong>Ballastwasser</strong><br />

auf Schiffen erteilt. Diese endgültige Genehmigung ist eine <strong>der</strong><br />

vier wichtigsten Schritte, die für den Erhalt <strong>der</strong> vollen Genehmi -<br />

gung für den Betrieb <strong>der</strong> Anlage an Bord eines Schiffes notwendig<br />

sind.<br />

Unter <strong>der</strong> Bezeichnung MAHLE NFV Ocean Protection System<br />

(OPS) vertreibt die MAHLE Industriefilter GmbH ihr System <strong>zur</strong><br />

mechanisch-physikalischen <strong>Ballastwasser</strong>behandlung /4,5/. Es<br />

handelt sich dabei um ein zweistufiges Filter system (Vorfilter und<br />

316 F & S Filtrieren und Separieren Jahrgang 23 (2009) Nr. 6

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