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Das Umweltbundesamt in Dessau Akustische Überströmelemente ...

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Aktuelles BHKS<br />

Produkte Bauanalyse<br />

Recht<br />

Autor<br />

Werner Veldboer<br />

Entwicklungsleiter bei Westaflex,<br />

33334 Gütersloh<br />

<strong>Das</strong> <strong>Umweltbundesamt</strong> <strong>in</strong> <strong>Dessau</strong><br />

<strong>Akustische</strong> <strong>Überströmelemente</strong> für angenehmes Klima<br />

Durch die Umsetzung e<strong>in</strong>es modernen, energietechnisch optimierten<br />

und umweltgerechten Konzeptes für die Klimatisierung, setzt das<br />

<strong>Umweltbundesamt</strong> den Maßstab für weitere Behördenbauten.<br />

Damit werden nicht nur die eigenen hohen Ansprüche an die Umweltverträglichkeit<br />

erfüllt, sondern man möchte auch Vorbild für<br />

möglichst viele Nachahmer se<strong>in</strong>.<br />

<strong>Das</strong> Lüftungskonzept<br />

Die angesaugte Außenluft strömt durch Erdwärmetauscher und kann<br />

je nach Jahreszeit erwärmt oder abgekühlt werden. Die Wärmerück-<br />

Kenndaten<br />

Objekt: <strong>Umweltbundesamt</strong>, 06846 <strong>Dessau</strong><br />

Fertigstellung: Februar 2005<br />

Hauptnutzungsfläche: ca. 18 000 m2 Architekt: sauerbruch hutton architects, 10557 Berl<strong>in</strong><br />

Ausführung: Zibell, Wollner & Partner<br />

Heizung & Lüftung: Berl<strong>in</strong><br />

<strong>Überströmelemente</strong>: 590 x Westaflex Typ 400<br />

38 x Westaflex Typ 400 mit mech. Absperrung<br />

Hersteller: Westaflexwerk GmbH, 33334 Gütersloh<br />

Infos im Internet: www.umweltbundesamt.de<br />

62 www.tab.de 10 2004<br />

Bild 1: Schematische Darstellung<br />

e<strong>in</strong>es Absorberelements<br />

Fachbeiträge 692<br />

Lüftungstechnik<br />

Ständerwerk<br />

75 mm<br />

GK-Platte<br />

2 x 12,5 mm<br />

Schrauben<br />

Absorberelement<br />

Luftweg<br />

Frontblech<br />

Perforierung<br />

Abschlussprofil<br />

E<strong>in</strong>e Schleife aus Stahl und Glas, die e<strong>in</strong> Atrium umschließt. So präsentiert sich der Neubau<br />

des <strong>Umweltbundesamt</strong>es <strong>in</strong> <strong>Dessau</strong> mit se<strong>in</strong>en 18 000 m2 Nutzfläche. Rund 800 Menschen<br />

werden ab Februar 2005 <strong>in</strong> dem von Berl<strong>in</strong> nach Sachsen-Anhalt verlagerten <strong>Umweltbundesamt</strong><br />

<strong>in</strong> Büros mit modernster Lüftungstechnik arbeiten. Mit dem neuen Verwaltungsbau<br />

will das <strong>Umweltbundesamt</strong> zeigen, dass sich kostengünstiges Bauen und<br />

Ökologie nicht ausschließen, sondern s<strong>in</strong>nvoll ergänzen.<br />

gew<strong>in</strong>nungsanlage <strong>in</strong>nerhalb der Klimaanlage führt die Abluftwärme<br />

der Zuluft wieder zu. Solarkollektoren, hohe Wärmedämmung und<br />

Photovoltaikanlagen ergänzen diese Maßnahmen. Die über Erdwärmetauscher<br />

und Lüftungsanlagen mit Wärmerückgew<strong>in</strong>nung konditionierte<br />

Luft wird <strong>in</strong> die Büroräume über herkömmliche Zuluftkanäle<br />

e<strong>in</strong>getragen. Durch dieses Lüftungskonzept wird e<strong>in</strong> angenehmes<br />

Büroklima geschaffen, das außerdem den Energiee<strong>in</strong>trag reduziert.<br />

In traditionellen Systemen wird die Luft aus den Büros über Abluftleitungen<br />

und -Kanäle wieder nach außen geführt. Durch das hier e<strong>in</strong>gesetzte<br />

Konzept kann jedoch auf diese aufwendig zu <strong>in</strong>stallierende,<br />

separate Führung der Abluft aus jedem e<strong>in</strong>zelnen Büro komplett verzichtet<br />

werden. Die Investitions- und Betriebskosten werden dadurch<br />

nachhaltig gesenkt. Statt der Abluftstränge <strong>in</strong> Zwei-Kanal-Systemen<br />

werden <strong>in</strong> die Trennwand zwischen Büro und Flur nur akustische<br />

<strong>Überströmelemente</strong> e<strong>in</strong>gesetzt. Der bei geschlossenen Türen im Büro<br />

entstehende leichte Überdruck ermöglicht es der Luft durch das<br />

Überströmelement <strong>in</strong> den Flur zu migrieren. Dort fungiert der Flur als<br />

e<strong>in</strong> großer Abluftkanal, <strong>in</strong> dem die Abluft aus allen Büros gesammelt<br />

und an dessen Ende an e<strong>in</strong>em Punkt abgesaugt wird.<br />

Aufgrund des großen Querschnittes beträgt die Luftgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

im Flur weniger als 0,1 m/s. Der Schall wird durch <strong>in</strong> den <strong>Überströmelemente</strong>n<br />

bef<strong>in</strong>dliche Absorber so gedämpft, dass e<strong>in</strong> ruhiges Arbeiten<br />

möglich ist und ke<strong>in</strong>erlei Geräusche <strong>in</strong> den Flur gelangen.


Bild 2:Integriert den Wörlitzer Bahnhof: <strong>Das</strong> <strong>Umweltbundesamt</strong> <strong>in</strong> <strong>Dessau</strong> Bild 3:Westaflex Überströmelement Typ 400 <strong>in</strong> mechanisch dicht schließender<br />

Ausführung im Detail<br />

<strong>Akustische</strong> <strong>Überströmelemente</strong><br />

<strong>Das</strong> <strong>in</strong>novative Konzept verzichtet somit nicht nur auf die übliche<br />

kosten<strong>in</strong>tensive Abluftführung, sondern bietet auch weitere Gestaltungsmöglichkeiten.<br />

Die <strong>Überströmelemente</strong> können nahezu unsichtbar<br />

<strong>in</strong> die Trennwand <strong>in</strong>tegriert werden, lediglich e<strong>in</strong>e Schattenfuge<br />

als Luftdurchlass ist zu sehen, oder werden als gestalterisches Element<br />

mit e<strong>in</strong>er optisch ansprechenden Frontblende versehen. E<strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>bau <strong>in</strong> abgehängte Decken ist ebenfalls möglich.<br />

<strong>Das</strong> Überströmelement besteht aus dem Absorberelement und e<strong>in</strong>er<br />

Sichtblende bzw. e<strong>in</strong>em entsprechend gestalteten Trennwandelement.<br />

<strong>Das</strong> Absorberelement wird zur Luftführung direkt <strong>in</strong> die Trennwand<br />

e<strong>in</strong>gebaut und dämpft den Schall durch <strong>in</strong>tegrierte m<strong>in</strong>eralfaserfreie<br />

und damit ökologisch unbedenkliche Absorbermaterialien (Brandschutzklasse<br />

DIN 4102,A2). Durch die Komb<strong>in</strong>ation von akustisch hochwirksamen<br />

Dämm-Material und e<strong>in</strong>er entsprechend gestalteten Luftführung<br />

s<strong>in</strong>d außerdem hohe Schalldämpfungswerte realisierbar.<br />

Dadurch wird e<strong>in</strong>e Geräuschübertragung zum Flur und weiteren Räumen<br />

weitestgehend vermieden.<br />

Technisch versierte Unternehmen haben für die unterschiedlichsten<br />

Anwendungsfälle e<strong>in</strong>e umfassende Modellpalette akustisch wirksamer<br />

<strong>Überströmelemente</strong> zur Auswahl. Je nach akustischer und baulicher<br />

Anforderung können entsprechende <strong>Überströmelemente</strong> ausgewählt<br />

werden. Bei besonderen Vorgaben, können für e<strong>in</strong> neues<br />

Bauvorhaben auch projektorientierte Lösungen entwickelt werden.<br />

Sonderlösungen<br />

Im <strong>Umweltbundesamt</strong> wurden 38 Büroräume – für die der Bauherr<br />

e<strong>in</strong> Überströmelement wünschte, welches im Brandfall mechanisch<br />

dicht schließt – mit e<strong>in</strong>er Sonderausführung ausgestattet. <strong>Das</strong> Absorberelement<br />

wurde um e<strong>in</strong>en Absperrschieber <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit<br />

e<strong>in</strong>em Federrücklaufmotor erweitert und kann so im Brandfall rauchdicht<br />

(nach DIN 18095-1) geschlossen werden. E<strong>in</strong>e Rauchübertragung<br />

von Raum zu Raum wird so verh<strong>in</strong>dert. Die Ansteuerung des Motors<br />

erfolgt über die hauseigene Feuermeldeanlage.<br />

E<strong>in</strong>bausituation<br />

Beim Neubau des <strong>Umweltbundesamt</strong>s <strong>in</strong> <strong>Dessau</strong> kamen 590 akustische<br />

Absorberelemente vom Typ 400 der Westaflexwerk GmbH<br />

(www.westaflex.com) zum E<strong>in</strong>satz und wurden <strong>in</strong> das Trennwandsystem<br />

e<strong>in</strong>gepasst. Die gesamte Tiefe der hier verwendeten Wandbauteile<br />

betrug 125 mm. In der Mitte des Ständerwerkes ist das Absorberelement<br />

mit e<strong>in</strong>er Tiefe von 98 mm <strong>in</strong>tegriert. <strong>Das</strong> <strong>in</strong> der Breite variable<br />

Absorberelement wurde <strong>in</strong> diesem Fall vertikal e<strong>in</strong>gebaut.<br />

Normschallpegeldifferenz Dn Zur Kennzeichnung der schalldämmenden Eigenschaften von akustischen <strong>Überströmelemente</strong>n<br />

wird zur Beschreibung der Luftschalldämmung <strong>in</strong> Gebäuden die<br />

Normschalldifferenz Dn verwendet. Dabei wird die Schalldruckpegeldifferenz D korrigiert<br />

auf e<strong>in</strong>e Bezugsabsorptionsfläche mit den äquivalenten Schallabsorptionsflächen<br />

des Raumes <strong>in</strong>s Verhältnis gesetzt:<br />

Dn = D + 10 lg (A/A o )<br />

A = äquivalente Schallabsorptionsfläche im Empfangsraum <strong>in</strong> m2 A o = Bezugsabsorptionsfläche mit 10 m 2<br />

Technische Daten<br />

Absorberelement<br />

Überströmelement Typ 400<br />

Außenmaße (H x B* x T)<br />

* Maß B ist variabel<br />

200 x 2000* x 98 mm<br />

Material: Gehäuse Stahl verz<strong>in</strong>kt, gelocht, 1 mm<br />

Sichtflächen<br />

Absorber M<strong>in</strong>eralfaserfrei, DIN 4102 A2<br />

Lerchenholz mit senkr. Schlitz<br />

Lufttechnische Daten<br />

Volumenstrom pro Meter V 55 m3 / (h x m)<br />

Druckverlust<br />

<strong>Akustische</strong> Daten<br />

∆p 19,5 Pa<br />

bew. Normschallpegeldifferenz D n, e, w 41 dB<br />

10 2004 www.tab.de 63


Aktuelles BHKS<br />

Produkte Bauanalyse<br />

Recht<br />

Bild 4: E<strong>in</strong>fache Montage, da sich das Absorberelement passgenau <strong>in</strong> die Trennwand<br />

e<strong>in</strong>setzen lässt<br />

<strong>Das</strong> 200 mm hohe und 2000 mm breite Gehäuse besteht aus verz<strong>in</strong>ktem<br />

Stahlblech, das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er CNC gesteuerten Fertigung millimetergenau<br />

hergestellt wird. Die so dimensionierten Absorberelemente<br />

konnten problemlos <strong>in</strong> die vorhandenen Öffnungen der vorgefertigten<br />

Wände e<strong>in</strong>geschoben werden. Die Sichtflächen des Überströmelements<br />

wurden vor Ort mit Lerchenholz furnierten MDF-Platten<br />

verkleidet, <strong>in</strong> denen sich e<strong>in</strong> senkrecht verlaufender, kaum erkennbarer<br />

Schlitz bef<strong>in</strong>det.<br />

Die Breite der <strong>Überströmelemente</strong> vom Typ 400 ließ sich schon <strong>in</strong> der<br />

Fertigung den örtlichen Gegebenheiten anpassen. Lediglich die lufttechnischen<br />

Leistungsdaten s<strong>in</strong>d zu diesem Zweck mit dem Hersteller<br />

abzustimmen.<br />

Planung<br />

Für die Planung werden nur wenige Angaben benötigt. Bei Standardelementen<br />

kann die Breite (nicht aber Höhe und Tiefe) der Elemente<br />

beliebig variiert werden, ohne die im Labor gemessenen normierten<br />

Schalldruckpegeldifferenzen und damit die akustische Wirksamkeit<br />

zu verändern. Entsprechende Leistungsnachweise liegen vor und sor-<br />

64 www.tab.de 10 2004<br />

Abluft<br />

Flur<br />

Zuluft<br />

Fachbeiträge 692<br />

Lüftungstechnik<br />

Abluft<br />

Überstömöffnung<br />

Abluft<br />

Überstömöffnung<br />

Abluft<br />

Überstömöffnung<br />

Bild 5:Funktionspr<strong>in</strong>zip der Lüftungskonzeption<br />

Zuluft<br />

Zuluft<br />

Zuluft<br />

gen für e<strong>in</strong>e hohe Planungssicherheit. Die Berechnung des Schalldämm-Maßes<br />

Rw für e<strong>in</strong>e Trennwand mit und ohne Überströmelement,<br />

ist <strong>in</strong> den technischen Unterlagen ausführlich beschrieben.<br />

Durch Veränderung der Breite kann der Druckverlust bei konstantem<br />

Volumenstrom verr<strong>in</strong>gert werden.<br />

Zur optimalen Auslegung passender Absorberelemente werden folgende<br />

Daten benötigt:<br />

Welcher Luftvolumenstrom muss h<strong>in</strong>durchströmen können?<br />

Welcher Druckverlust darf nicht überschritten werden?<br />

Welche akustische Wirksamkeit wird gefordert?<br />

Welche optischen Gestaltungswünsche gibt es?<br />

Technische Angaben<br />

Für jedes Element werden die akustischen Leistungsdaten im Labor<br />

gemessen und mit e<strong>in</strong>em Prüfbericht dokumentiert.<br />

Fazit<br />

Durch sorgfältige Planung konnte <strong>in</strong> den Bürobereichen des neuen<br />

<strong>Umweltbundesamt</strong>es e<strong>in</strong> ökologisch vorbildliches und kostengünstiges<br />

Büro<br />

Büro<br />

Büro


Bild 6:Rund 800 Mitarbeiter werden die schlichte Eleganz ihres neuen Arbeitsplatzes<br />

erleben können. Die Trennwände s<strong>in</strong>d mit Lerchenholz verkleidet, die Böden<br />

aus L<strong>in</strong>oleum<br />

Bild 7: Die Ausströmöffnungen des <strong>Überströmelemente</strong>s<br />

s<strong>in</strong>d kaum zu sehen<br />

Klimakonzept umgesetzt werden. Sowohl die Investitions- als auch<br />

die Betriebskosten der Lüftungsanlage fallen niedriger aus, als bei<br />

konventionellen Zwei-Kanal-Systemen. Die von Westaflex für derartige<br />

Lüftungskonzepte entwickelten akustisch wirksamen Absorberelemente<br />

lassen sich problemlos <strong>in</strong> die Systemwände <strong>in</strong>tegrieren. Alle<br />

E<strong>in</strong>- und Ausströmöffnungen s<strong>in</strong>d optisch ansprechend und dezent<br />

neben den Bürotüren angebracht. Darüber h<strong>in</strong>aus kommen <strong>in</strong> <strong>Dessau</strong><br />

erstmals Absorberelemente zum E<strong>in</strong>satz, die im Falle e<strong>in</strong>es Brandes<br />

automatisch den Durchgangsquerschnitt verschließen. Die Wirkungsweise<br />

überzeugt, die E<strong>in</strong>- und Ausströmöffnungen s<strong>in</strong>d optisch<br />

ansprechend und dezent neben den Bürotüren angebracht.<br />

<strong>Das</strong> hier beschriebene Bauvorhaben zeigt, wie effektiv e<strong>in</strong>e enge<br />

Zusammenarbeit zwischen Planern, Architekten und der herstellenden<br />

Industrie se<strong>in</strong> kann. Bereits <strong>in</strong> der frühen Planungsphase wurde<br />

beispielsweise die Entwicklungsabteilung von Westaflex mit den<br />

brandschutztechnischen Vorgaben des amtseigenen Aufbaustabes<br />

und der Architekten Sauerbruch Hutton, Berl<strong>in</strong>, konfrontiert. Damit<br />

konnte e<strong>in</strong>e projektorientierte kostengünstige Entwicklung der mechanisch<br />

dicht schließenden Absorberelemente durchgeführt werden.<br />

9 2004 www.tab.de 65

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