Demenz und Harninkontinenz
Demenz und Harninkontinenz
Demenz und Harninkontinenz
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Foto:<br />
Maßnahmen zur Kontinenzförderung<br />
von Menschen mit <strong>Demenz</strong>:<br />
Orientierung <strong>und</strong><br />
Räumlichkeiten<br />
Bewegung<br />
Hygiene <strong>und</strong><br />
Hautpflege<br />
Ernährung <strong>und</strong><br />
Flüssigkeitsaufnahme<br />
Geeignete Kleidung<br />
Persönliche Rituale<br />
Gezieltes<br />
Toilettentraining<br />
Inkontinenzhilfsmittel<br />
CH ECKLISTE<br />
Bei demenziell Erkrankten kann es durch Wahrnehmungsstörungen oder Einschränkung der Orientierung zu Inkontinenz<br />
kommen. Die Toilette wird nicht mehr gef<strong>und</strong>en oder der Weg dahin ist ihnen nicht vertraut. Hier hilft<br />
die Begleitung zur Toilette oder auch das Anbringen spezieller Hinweisschilder, die aus der Lebenswelt der Betroffen<br />
vertraut sind. Ein Herzchen an der Tür wird oft besser erkannt als ein modernes Piktogramm. Bei Menschen mit<br />
<strong>Demenz</strong> kann vorkommen, dass sie ein „schickes“ neues Bad gar nicht als solches erkennen.<br />
Es sollte darauf geachtet werden, dass der Weg zur Toilette nicht verstellt ist, Schwellen <strong>und</strong> Teppiche den Gang zur<br />
Toilette nicht erschweren <strong>und</strong> so einen „rechtzeitigen“ Toilettengang behindern.<br />
Die Mobilität eines Menschen hat Auswirkungen auf die körperliche <strong>und</strong> geistige Verfassung. Durch Bewegung<br />
wird auch die Organtätigkeit, insbesondere die Darmfunktion, angeregt. Der Weg zur Toilette ist somit im doppelten<br />
Sinn ein Training. Zum einen wird die Toilette in definierten Intervallen zur Miktion aufgesucht, zum anderen<br />
wird die körperliche Mobilität gefördert. Halterungen im Bad oder Toilettenerhöhungen können den Erhalt der<br />
Selbstständigkeit erleichtern.<br />
Die Einhaltung der Hygiene ist erforderlich, um Blasenentzündungen vorzubeugen, Gerüche zu vermeiden <strong>und</strong> die<br />
Haut zu schützen. Urin <strong>und</strong> Stuhl greifen die Haut stark an. Gerötete, rissig irritierte Haut kann zu Pilzinfektionen<br />
führen. Zudem können feuchtes Toilettenpapier oder Zusatzstoffe (Duft- oder Konservierungsmittel) in Pflegehilfsmitteln<br />
Allergien auslösen.<br />
Persönliche Vorlieben des Betroffenen sollten in den Speise- <strong>und</strong> Trinkplan einbezogen werden. Große Tassen<br />
<strong>und</strong> Gläser haben sich bewährt, um die Trinkmenge zu erhöhen. Da das Austrinken zur Gewohnheit geworden<br />
ist, leeren viele Menschen die Tasse unabhängig davon, welche Füllmenge sie hat. Flüssigkeit kann auch über die<br />
Nahrung, z.B. Joghurt <strong>und</strong> Suppe, aufgenommen werden. Viele Obstsorten, z.B. Wassermelonen, enthalten viel<br />
Flüssigkeit.<br />
Ballstoffreiche Ernährung beugt Obstipation vor. Hausmittel wie Sauerkrautsaft, Trockenobst, das kalte Glas<br />
Wasser auf nüchternen Magen oder Leinsamen mit viel Flüssigkeit aufgenommen, können als Obstipationsprophylaxe<br />
eingesetzt werden.<br />
Luftdurchlässige, aus Naturfasern bestehende Unterwäsche beugt einem feuchtwarmen Klima vor <strong>und</strong> kann<br />
so vor einer Blaseninfektion schützen. Reißverschlüsse <strong>und</strong> Knöpfe sollten sich gut greifen <strong>und</strong> leicht öffnen<br />
lassen.<br />
Jeder hat eigene Gewohnheiten beim Toilettengang. Das kann z.B. das Lesen der Zeitung sein. Lassen Sie dem<br />
Betroffenen die Zeit, die er braucht, <strong>und</strong> sorgen Sie für eine gewohnte Atmosphäre, auch wenn die Zeitung „nur“<br />
gehalten, aber nicht mehr gelesen wird. Das bedeutet, die Toilette sollte angenehm temperiert, gut gelüftet <strong>und</strong><br />
ansprechend sein.<br />
Viele an <strong>Demenz</strong> Erkrankte verlieren das Gefühl für den geeigneten Ort zur Ausscheidung. Sie wissen jedoch,<br />
dass sie beispielsweise die Kleidung entfernen oder sich hinhocken müssen. Andere Personen suchen die Nähe<br />
der Toilette auf oder werden sichtlich unruhig, wenn sie Harn- oder Stuhldrang verspüren. Die rechtzeitige Interpretation<br />
dieser Zeichen verhindert, dass die Ausscheidung an ungeeigneten Orten geschieht.<br />
Menschen mit demenziellen Erkrankungen verspüren häufig den Harndrang, „schaffen“ es aber nicht mehr rechtzeitig<br />
zur Toilette. Um ihnen dennoch die Möglichkeit zu geben, (teilweise) kontinent zu bleiben oder zu werden,<br />
kann ein Toilettentraining sinnvoll sein. Es gibt verschiedene Arten des Toilettentrainings. Es wird unterschieden in:<br />
angebotenem Toilettengang, dem Toilettengang zu individuellen <strong>und</strong> festgelegten Zeiten. Es kann allerdings einige<br />
Tage oder Wochen dauern, bis sich ein Effekt einstellt. Die positive Anerkennung des Betroffenen, eine positive<br />
Verstärkung, wenn das Toilettentraining erfolgreich verläuft, ist dabei hilfreich.<br />
Um inkontinenten Personen die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen, sollten individuelle Hilfsmittel,<br />
die sich speziell an den Bedürfnissen der Person orientieren, ausgesucht werden. Es können ableitende oder<br />
aufsaugende Hilfsmittel sein, die die vorhandenen Selbsthilfepotenziale des Betroffenen unterstützen. Aus Gründen<br />
der Lebensqualität <strong>und</strong> Ökonomie sollten sie so klein wie möglich <strong>und</strong> so groß wie nötig sein. Bei der Nutzung<br />
sind die Hinweise der Hersteller unbedingt zu beachten, um Komplikationen zu vermeiden.<br />
THEMA . PRAXIS<br />
8.2006 Heilberufe 23