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Kommunikationsdefizite (Baartmans/Schaefer)

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Patientensicherheit: Sicherheit in der Pflege <strong>Kommunikationsdefizite</strong><br />

Workshop: <strong>Kommunikationsdefizite</strong>, 14.11.09<br />

Paul <strong>Baartmans</strong>, MHSc MBA<br />

Monika Schäfer, MNS


„The oldest problem in the relations between human beings:<br />

what to say and how to say it“<br />

Edward R. Murrow (Journalist)<br />

Folie 2


Inhalt des Workshops<br />

� Einleitung<br />

� Erkenntnisse aus dem Qualitätsmanagement für die<br />

Patientensicherheit<br />

� Fehler und Kommunikation<br />

� Gruppenarbeit und Diskussion<br />

� Wirkungsvolle Lösungen aus dem Ausland<br />

� Die SBAR(R) Methode<br />

� Andere Verbesserungsmethoden<br />

� Literatur<br />

Folie 3


Einleitung<br />

Folie 4


Komplexität des Alltags<br />

Folie 5


Hochrisiko Industrien<br />

Folie 6


Erfahrungen<br />

Tschernobyl<br />

Folie 7


Entwurf Hochrisikoindustrien<br />

• Normen und Werte bekannt<br />

• Sicherheitsstandards vorher<br />

festgelegt<br />

Folie 8


Erkenntnis 1.<br />

Jedes System ist perfekt entworfen<br />

(Donald Berwick MD,<br />

für die Ergebnisse welche es erzielt!<br />

Director des Institutes of Healthcare Improvement (IHI))<br />

Folie 9


Erkenntnisse aus dem Qualitätsmanagement<br />

1. Jedes System ist entworfen für die Ergebnisse welche<br />

es erreicht -> Systemoptik<br />

� Blaming-Shaming-Punishing Kultur wirkt nicht; eher hinderlich<br />

� Fehler sind Systemfehler... usw.<br />

2. Verbesserungen müssen auf Prozesse fokussieren<br />

Folie 10


Erkenntnisse aus dem Qualitätsmanagement<br />

1. Systemoptik<br />

� Blaming-Shaming-Punishing wirkt behindernd<br />

� Fehler sind nicht individuell- sondern systembedingt<br />

2. Verbesserungen müssen auf Prozesse<br />

fokussieren<br />

3. Teamarbeit steht im Zentrum � Kommunikation<br />

Folie 11


Frage?<br />

� Kennen Sie Beispiele von Fehlern<br />

im Gesundheitswesen?<br />

Folie 12


Fehler und Kommunikation<br />

� Fehler sind Geschehnisse die niemals hätten passieren<br />

dürfen (auf amerikanisch: never events)<br />

� Weil wir in Europa wenig Zahlen haben, sehen wir uns<br />

die Zahlen aus der USA an ...<br />

� Welcher Fehler oder welche Arten von Fehlern stehen<br />

ihrer Ansicht nach an erster Stelle?<br />

Folie 13


Amerikanische Zahlen (Fehlerhäufigkeit)<br />

1. Medikamente und intravenöse Flüssigkeiten (31 Prozent)<br />

2. Behandlungen, Prozedere und Tests (27 Prozent)<br />

3. Unterschiedliche fast Fehler (13 Prozent)<br />

4. Operative Eingriffe (11 Prozent)<br />

5. Klinisches Management (7 Prozent)<br />

6. Blut und Blutprodukte (7 Prozent)<br />

7. Medizinische Hilfsmitteln (3 Prozent)<br />

8. Stürze (1 Prozent)<br />

Folie 14


Frage am Publikum<br />

� Welche Ursachen liegen diesen Fehlern zu Grunde?<br />

Folie 15


Fehlerursachen<br />

1. Ungenügende Kommunikation (65%)<br />

2. Unvollständige Anamnese Patient (51%)<br />

3. Schlechte Führung (49%)<br />

4. Falsche Prozedere (42%)<br />

5. Ungenügende Sicherheit der Umgebung (34%)<br />

6. Ungenügende Kompetenzen (33%)<br />

7. Schlechte Orientierung/Training (32%)<br />

8. Nicht vorhanden sein von Informationen (31%)<br />

9. Suboptimale Organisationskultur (18%)<br />

10.Ungenügende Planung (17%)<br />

11.Ungenügend Personal (15%)<br />

12.Ungenügende Kontinuität der Versorgung (11%)<br />

JCAHO, 2007 //3548 Fälle von 1995 – 2005


Suboptimale Kommunikation und Folgen:<br />

1. Verzögerungen in der Behandlung (85%)<br />

2. Beatmungsprobleme (85%)<br />

3. Perinatale Sterberaten und Verletzungen (80%)<br />

4. Operationsfehler (80%)<br />

5. Fehler mit bleibenden Schaden für den Patienten (75%)<br />

6. Medikationsfehler (65%)<br />

(JCAHO; 2006)<br />

Folie 17


Kommunikation im Alltag<br />

� Informelle Gespräche im Gang<br />

� Anrufe auf dem Pager<br />

� Übergabe am Ende eines Dienstes unstrukturiert<br />

� Übergabe am Ende eines Dienstes strukturiert<br />

� Übergabeprotokoll schriftlich<br />

� Fallbesprechungen<br />

� Medizinische Visite<br />

� Telefongespräche<br />

� ...<br />

Folie 18


Aufgabenstellung Gruppen<br />

� Wie kann die Pflege die Kommunikation verbessern?<br />

� Zeit: xx Minuten<br />

� Eine Person stellt die<br />

Ergebnisse kurz im Plenum<br />

vor


Präsentationen<br />

Folie 20


Lernen von Anderen<br />

� Analyse von Kommunikationsmustern<br />

� Industrien wo Fehler sehr grosse Konsequenzen haben,<br />

zum Beispiel:<br />

� Kontrollzentrum NASA<br />

� Zentrale von Atomkraftwerken<br />

� Koordinationszentrum des nationalen Bahnverkehrs<br />

� Notfalleinsatzzentralen (Polizei, Feuerwehr, Ambulanz)<br />

Folie 21


Ergebnis<br />

� Gute Handoff-Kommunikation (Übergabe von Informationen oder die<br />

Kontrolle von Gegenständen/Personen):<br />

� Ist interaktiv<br />

� Ist verbal<br />

� Ist von Angesicht zu Angesicht<br />

Folie 22


Bestätigt von anderen Forschern<br />

Effektivität der Kommunikation<br />

Papier<br />

Email<br />

Bandaufnahme<br />

Verbal<br />

Telefo<br />

n<br />

Reichhaltigkeit der Kommunikation<br />

White Board<br />

Folie 23<br />

Aus O‘Byrne et al. 2008


Kommunikationshindernisse<br />

� Kultur/Prioritäten<br />

� Ärzte vs Pflege<br />

� Gender-, kulturelle Probleme<br />

� Komplexe hierarchische Systeme<br />

� Angst/Drohungen<br />

� Behindert das Gefühl frei sprechen zu können<br />

� Umgebung<br />

� Menschliche Faktoren<br />

� Kulturelle Normen<br />

� Zeit<br />

� Kein strukturelles Prozedere<br />

Folie 24


SBAR(R)<br />

� Situationsspezifisches Informationsmodell<br />

� Struktur der Kommunikation ist festgelegt<br />

� Ursprünglich entwickelt für die amerikanische Luftwaffe und<br />

Luftfahrt<br />

� Angepasst für den Gebrauch im Gesundheitswesen durch<br />

Kaiser Permanente in 2002<br />

� Kann in fast jedem klinischen Bereich verwendet werden


SBAR(R)<br />

� Situation<br />

� Background<br />

� Assessment<br />

� Recommendation<br />

� Repeat Back/Response


SBAR(R)<br />

� Situation:<br />

� Name, Funktion und Abteilung<br />

� „Ich rufe sie an wegen ..Patient und Zimmer“<br />

� Das Problem weswegen ich anrufe ist..<br />

� Background:<br />

� Eintrittsdiagnose und Aufnahmedatum<br />

� Die medizinische Geschichte<br />

� Eine kurze Beschreibung der Behandlung bis zum jetzigen Zeitpunkt


SBAR(R)<br />

� Assessment (Veränderungen seit der letzten Untersuchung)<br />

� Mentaler Status<br />

� Schmerzen<br />

� Respirationsrate/Status<br />

� Puls und Blutdruck<br />

� Hautfarbe, Wunddrains<br />

� Neurologische Veränderungen<br />

� GI/GU changes<br />

� Musculo-skeletale Schwächen


SBAR(R)<br />

� Recommendation (Sagen sie deutlich was sie denken<br />

das der Patient braucht)<br />

� Verlegung auf die IPS<br />

� Kommen sie jetzt und schauen sie sich den Patienten<br />

an<br />

� Sprechen sie mit den Angehörigen über das weitere<br />

Prozedere<br />

� Schlagen sie diagnostische - oder Labortests vor,<br />

welche sie für nötig erachten


SBAR(R)<br />

� Repeat Back/Response:<br />

� Fassen sie (als Empfänger) die Vorschläge<br />

zusammen, wiederholen sie die Informationen und<br />

fragen sie bei Unklarheiten nach, damit keine<br />

Missverständnisse entstehen können.


Beispiel:<br />

� Situation: Was ist mit dem Patienten los?<br />

� Dr. Fridolin, ich rufe Sie an wegen Walter, ein 15 jähriger<br />

Patient, der Gestern von einer Leiter gefallen ist und mit<br />

einer geschlossenen Kopfverletzung aufgenommen wurde.<br />

Er ist erneut verwirrt und ruhelos.<br />

� Background: Was ist der klinischen Hintergrund<br />

oder Kontext?<br />

� Walter war in der Nacht wach und orientiert. Seine Pupillen<br />

waren gleich gross und reagierten gut. Sein GCS war 14 und<br />

ist im Moment 10.<br />

Folie 31


Beispiel:<br />

� Assessment: Was glaube ich, ist das Problem?<br />

� „Ich mache mir Sorgen, dass sein Bewusstsein am abnehmen ist.”<br />

� Recommendation: Was möchte ich, dass gemacht wird?<br />

� „Ich möchte, dass sie kommen und den Patient selber untersuchen.”<br />

� Repeat Back/Response: Feedback des Empfängers<br />

� „Danke, dies hört sich nach einer signifikanten Veränderung an. Er könnte<br />

ein Ödem oder eine Blutung haben. Bitte kontrollieren sie seine<br />

Vitalzeichen und ich komme jetzt gleich rüber und werde ihn mir<br />

anschauen.“<br />

Folie 32


Tipps zur Verbesserung der Kommunikation:<br />

� Verwenden sie eine deutliche Sprache. Vermeiden sie unklare oder<br />

potentiell verwirrende Begriffe („sie ist ein wenig instabil“, „es geht ihm gut“<br />

oder „sie ist lethargisch“). Definieren sie die Begriffe, welche sie verwenden.<br />

Verwenden sie keine Abkürzungen oder Jargons, die falsch interpretiert<br />

werden können.<br />

� Gebrauchen sie effektive Kommunikationstechniken. Minimalisieren sie<br />

Unterbrechungen, konzentrieren sie sich auf die Informationen, die<br />

ausgetäuscht werden müssen und nehmen sie sich genügend Zeit für diese<br />

wichtige Aufgabe.<br />

Folie 33


Tipps zur Verbesserung der Kommunikation:<br />

� Standardisieren sie die Dienstübergabe. Ein strukturiertes Format sorgt<br />

dafür, dass die Menge an Informationen, welche korrekt weitergegeben<br />

werden, zunehmen. Auch die Menge an Informationen, an welche man sich<br />

erinnern kann, nimmt zu.<br />

� Verwenden sie die Techniken auch über die Institutionen hinweg: Vom<br />

Spital in die Rehabilitationsklinik oder ins Pflegeheim.<br />

� Verwenden sie die Technik/das Format auch für die Gestaltung von<br />

schriftlichen Protokollen. Schneiden sie diese immer auf die Zielgruppe, den<br />

Bereich und dem Patiententyp zu. **<br />

Folie 34


Wirkungsvolle Verbesserungen (Allgemein)<br />

1. Mitmachen von Seiten der „Chefetage“<br />

2. Keine Kultur ohne Struktur<br />

3. EPD und IT<br />

4. Einbezug der Ärzt/-innen<br />

5. Reduktion des Risikoverhaltens der Ärzt/-innen<br />

6. Verbesserung der Kommunikation<br />

7. Blame/Shame/Punishment freie Kultur aufbauen<br />

8. Selektive Risikoanalysen<br />

Folie 35


Literatur<br />

� Watson DS. Creating the culture of safety. AORN Journal 77 (February 2003) 268-271.<br />

� Odom-Forren J. Accurate Patient Handoffs: Imperative for Patient Safety. Journal of<br />

PeriAnesthesia Nursing 22 (August 2007) 233-234.<br />

� O’Byrne WT, Weavind L, Selby J. The Science and Economics of Improving Clinical<br />

Communication. Anesthesiology Clin 26 (2008) 729-744.<br />

� Risk Management Handbook for Healthcare Organizations: Clinical Risk Management;<br />

Fifth Edition, Volume 2: 2006.<br />

36


Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit<br />

www.weg-fh.ch<br />

Folie 37

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