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Sicherheitshinweise für den Umgang mit Pressluftatmern der ...

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Ausschuss Feuerwehrangelegenheiten, Katastrophenschutzund zivile Verteidigung des AK V <strong>der</strong> Innenministerkonferenz– Arbeitsgruppe Pressluftatmer –AFKzV21.12.2006Hinweise für <strong>den</strong> <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>Pressluftatmern</strong> <strong>der</strong> Feuerwehren nach thermischerBelastung – <strong>Sicherheitshinweise</strong> –In jüngster Vergangenheit ist es zu Unfällen bei Atemschutzeinsätzen gekommen, <strong>der</strong>enUmstände im Einzelnen noch nicht abschließend geklärt sind. Bei einer in Verbindung <strong>mit</strong>dem Unfall in Göttingen durchgeführten Untersuchung <strong>der</strong> dort verwendeten Lungenautomatenwurde von <strong>der</strong> EXAM BBG Prüf- und Zertifizier GmbH jedoch zwischenzeitlich festgestellt,dass bei einem Lungenautomaten Verformungen im Inneren durch thermischeBelastung aufgetreten waren. Das Auftreten dieser Verformungen konnte in Versuchenunter thermischer Belastung nachvollzogen wer<strong>den</strong> und hat dabei zu Fehlfunktionengeführt.Die EXAM BBG Prüf- und Zertifizier GmbH stellte hierzu in einer E-Mail am 04. Dezember2006 fest, dass „bei <strong>Pressluftatmern</strong> je nach- Höhe <strong>der</strong> Umgebungstemperatur,- Höhe <strong>der</strong> Veratmung und- Länge <strong>der</strong> EinsatzzeitFehlfunktionen (z. B. Abströmen o<strong>der</strong> Blockieren von Lungenautomaten) nicht auszuschließensind.“ Sie hat <strong>mit</strong> gleicher eMail darauf hingewiesen, dass „die Atemschutzgerätenur in einem Temperaturbereich (Umgebungstemperatur) von – 30°C bis + 60°Cgeprüft wer<strong>den</strong> und für diesen zugelassen sind“ 1 .Dadurch kann bei <strong>den</strong> Feuerwehren <strong>der</strong> Eindruck entstehen, dass Pressluftatmer nichtmehr für <strong>den</strong> Innenangriff im Brandeinsatz verwendet wer<strong>den</strong> dürften. Diese Schlussfolgerungtrifft aber nicht zu. Sowohl die EXAM BBG Prüf- und Zertifizier GmbH als auch1Siehe hierzu auch <strong>den</strong> „Hinweis zur Nutzung von Atemschutzgeräten“ <strong>der</strong> EXAM BBG Prüf- undZertifizier GmbH unter http://www.wde.bg-exam.de/index.php?option=com_frontpage&Itemid=1.


– 2 –die Hersteller erklären, dass die bei <strong>der</strong> Feuerwehr verwendeten Pressluftatmer für <strong>den</strong>Innenangriff im Brandeinsatz, d. h. unter thermischer Belastung, geeignet sind.Der Ausschuss Feuerwehr, Katastrophenschutz und zivile Verteidigung (AFKzV) hat aufGrund <strong>der</strong> Versuchsergebnisse und zur Vermeidung von Irritationen in <strong>den</strong> Feuerwehrengemeinsam <strong>mit</strong> <strong>den</strong> Herstellern, <strong>der</strong> Fachgruppe Feuerwehren und Hilfeleistung desBundesverbandes <strong>der</strong> Unfallkassen (BUK) und <strong>der</strong> EXAM BBG Prüf- und Zertifizier GmbHkurzfristig die aktuelle Situation bewertet und die Notwendigkeit von kurz- und<strong>mit</strong>telfristigen Konsequenzen geprüft. Dies ergab folgendes Ergebnis:Die verbesserte Ausbildung und die verbesserte Schutzkleidung haben in <strong>den</strong> letztenJahren zu einer Verhaltensän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Einsatzkräfte im Brandeinsatz geführt. In <strong>der</strong>Folge kann dies zu einer extremen thermischen Belastung von Atemschutzgerät und –geräteträger im Einsatz führen. Wichtig ist daher,• dass die Feuerwehren die Einsatzgrenzen <strong>der</strong> Atemschutzgeräte kennen undbeachten und• die bisherigen Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> für <strong>den</strong> Brandeinsatz relevanten Normen zurpersönlichen Schutzausrüstung dahingehend zu überprüfen, ob sie noch dem durchdie verbesserte Ausbildung und die verbesserte Schutzkleidung geän<strong>der</strong>tenVerhalten <strong>der</strong> Einsatzkräfte im Brandeinsatz gerecht wer<strong>den</strong>; ggf. ist einAnfor<strong>der</strong>ungsprofil zu <strong>den</strong> thermischen Anfor<strong>der</strong>ungen zu erstellen.Die Bewertung <strong>der</strong> Prüfergebnisse <strong>der</strong> EXAM BBG Prüf- und Zertifizier GmbH erlaubt diegrundsätzliche Feststellung, d a s s P r e s s l u f t a t m e r a u c h w e i t e r h i n f ü r <strong>den</strong>Innenangriff im Brandeinsatz verwendet wer<strong>den</strong> dürfen. DenAtemschutzgeräteträgern und <strong>den</strong> verantwortlichen Führungskräftenmüssen aber die Einsatzgrenzen <strong>der</strong> Pressluftatmerbekannt und bewusst sein.Die Einsatzkräfte müssen hierbei - wie bei allen an<strong>der</strong>en Einsatzentscheidungen auch -zwischen <strong>der</strong> Notwendigkeit bzw. <strong>der</strong> Brisanz des Einsatzauftrages und <strong>den</strong> Risiken bzw.<strong>den</strong> Einsatzgrenzen - hier von <strong>Pressluftatmern</strong> - abwägen.


– 3 –Grundsätzlich ist jede unnötige Gefährdung <strong>der</strong> Atemschutzgeräteträgerzu vermei<strong>den</strong> und das Einsatzrisiko ist zuminimieren.Zur Orientierung <strong>der</strong> Einsatzkräfte wird diesbezüglich auf folgendes hingewiesen:• Bei Brandeinsätzen ist jede unnötige thermische Belastungdes Pressluftatmers zu vermei<strong>den</strong>.Beispielsweise soll ein längerer Aufenthalt in brennen<strong>den</strong> Räumen nur dannerfolgen, wenn <strong>der</strong> Einsatzauftrag nicht an<strong>der</strong>weitig erfüllt wer<strong>den</strong> kann.• Treten im Brandeinsatz extreme thermische Belastungen auf,ist <strong>der</strong> Rückweg anzutreten.Dies gilt beispielsweise, wenn sich Helmvisiere verformen, wenn die Temperaturbelastungauf Grund einer Wärmequelle durch die Schutzkleidung hindurch überdas gewohnte Maß hinaus verspürt wird, wenn eine direkte Beflammung o<strong>der</strong>Bestrahlung <strong>der</strong> Atemschutzgeräte erfolgt o<strong>der</strong> wenn eine außergewöhnlicheWärmeströmung vorhan<strong>den</strong> ist.Bis zum Vorliegen weiterer Erkenntnisse aus Forschung und Normung ist darüber hinausfolgendes zu beachten:1. Atemschutzgeräte, die im Einsatz einer extremen thermischen Belastung (sieheoben) ausgesetzt waren, müssen entsprechend gekennzeichnet und einer Atemschutzwerkstattzugeführt wer<strong>den</strong>. Dort müssen – neben <strong>den</strong> nach Einsätzenüblichen Prüfungen – zusätzlich alle Teile des Pressluftatmers sorgfältigst geprüftwer<strong>den</strong>. Dazu ist es auch notwendig, <strong>den</strong> Lungenautomaten zu zerlegen, uminsbeson<strong>der</strong>e die darin enthaltenen Einzelteile gezielt auf Beschädigungen hinprüfen zu können. Die Einzelteile sind auf Sicht zu prüfen und nach anschließen<strong>der</strong>Montage des Lungenautomaten ist dieser auf Dichtheit und Funktion zu prüfen.Diese Überprüfungen können nur die vom Hersteller autorisierten Atemschutzgerätewartebzw. die Hersteller selbst durchführen.2. Übungen in Brand-Übungsanlagen <strong>mit</strong> thermischer Belastung sollen nur <strong>mit</strong><strong>Pressluftatmern</strong> durchgeführt wer<strong>den</strong>, die ausschließlich für <strong>den</strong> Übungsbetrieb


– 4 –vorgehalten wer<strong>den</strong>. Eine Verwendung dieser Geräte im Einsatz soll ausgeschlossenwer<strong>den</strong>. Die im Übungsbetrieb eingesetzten Geräte müssen am Gerätund auf <strong>den</strong> Atemluftflaschen <strong>mit</strong> dem Hinweis „ÜBUNGSGERÄT – NICHT IMEINSATZ VERWENDEN“ gekennzeichnet sein. Die für Pressluftatmer üblichenPrüfbedingungen bleiben hiervon unberührt.Wer<strong>den</strong> Einsatzgeräte in <strong>der</strong> Ausbildung verwendet, sind diese vor einerWie<strong>der</strong>verwendung im Einsatz wie unter Punkt 1 beschrieben zu behandeln.


Dräger Safety AG & Co. KGaA • Revalstraße 1 • 23560 LübeckDOW Deutschland GmbH & Co. OHGWerk RheinmünsterWerkfeuerwehrHerrn Siegbert SchmidtIndustriestr. 177836 RheinmünsterDATUM12.12.2006UNSER ZEICHENstate-exam-temp 061212.docTEL+49 451 882 4840FAX+49 451 882 1977E-MAILwolfgang.drews@draeger.comStellungnahme zur Information von EXAM: „Verhalten vonAtemschutzgeräten unter extrem hohen Temperaturbedingungen“INTERNETwww.draeger.comSehr geehrter Herr Schmidt,unter Bezugnahme auf die am 04.12.2006 veröffentlichte Information von EXAM zu einerVerwendungseinschränkung von <strong>Pressluftatmern</strong> nehmen wir als Hersteller von Atemschutzgerätenfolgen<strong>der</strong>maßen Stellung.Der Schutz des Gerätträgers und die Funktion des Pressluftatmers ist bestimmungsgemäß auch beihöheren thermischen Belastungen, wie Wärmestrahlung o<strong>der</strong> kurzzeitiger Beflammung gegeben.So wie in <strong>der</strong> EXAM Information genannt, sind Pressluftatmer formal nur von -30°C bis +60°Czugelassen, geprüft wer<strong>den</strong> die Geräte bzw. einzelne Gerätekomponenten jedoch während desZulassungsverfahrens auch bei deutlich höheren Temperaturen :• Das komplette Gerät einschließlich Atemluftflasche wird im so genannten Flame- Engulfment-Test für 15 Minuten im Heißluftofen unter Beatmung einer Umgebungstemperatur von 90°Causgesetzt und anschließend <strong>mit</strong> einer zweiseitigen, 950°C heißen Flammfront für 10Sekun<strong>den</strong> beflammt. Bei dieser Prüfung muss die Funktionsfähigkeit des gesamten Geräteserhalten bleiben. Eine Wie<strong>der</strong>verwendbarkeit des Gerätes o<strong>der</strong> von Bauteilen ist dabei nichtvorgesehen.• Maske und Lungenautomat wer<strong>den</strong> für 20 Minuten einer Wärmestrahlungsprüfung <strong>mit</strong>8kW/m² unterzogen. Dies entspricht typischerweise einer Erwärmung auf über 200°COberflächentemperatur. Die Schutzfunktionen <strong>der</strong> Komponenten müssen dabei erhaltenbleiben.• Die Werkstoffe <strong>der</strong> Bän<strong>der</strong>ung einschließlich Schnallen wer<strong>den</strong> einer Beflammungsprüfung für12 Sekun<strong>den</strong> bei 800°C unterzogen. Die Materialien m üssen innerhalb 5 Sekun<strong>den</strong>selbstverlöschend sein.• Maske, Atemschläuche, Mitteldruckleitungen und Lungenautomat wer<strong>den</strong> für 5 Sekun<strong>den</strong> <strong>mit</strong>950°C beflammt. Die Materialien müssen selbstverlös chend sein und müssen dicht bleiben.Dräger Safety AG & Co. KGaASitz <strong>der</strong> Gesellschaft: LübeckVorsitzen<strong>der</strong> des Aufsichtsrats:Deutsche Bank AG, LübeckDresdner Bank AG, LübeckRevalstraße 1D-23560 LübeckTel +49 451 882 0Fax +49 451 882 2080www.draeger-safety.comHandelsregister:Amtsgericht Lübeck HRB 4097Dipl.-Ing. (BA) Stefan DrägerGeschäftsführung:Dräger Safety Verwaltungs AGVorstand:Prof. Dr.-Ing. Albert Jugel (Vors.)Thomas HolzgreveKonto-Nr. 030210900BLZ 230 707 10Swift-Code DEUTDE 222Commerzbank AG, LübeckKonto-Nr. 0146803BLZ 230 400 22Swift-Code COBADEFF 230Konto-Nr. 371072500BLZ 230 800 40Swift-Code DRES DE FF 230HSH Nordbank AG, KielKonto-Nr. 7053002780BLZ 210 500 00Swift-Code KILADE 22


Es liegt in <strong>der</strong> Natur <strong>der</strong> Brandbekämpfung, dass die vorhan<strong>den</strong>en Normen und Regelwerke <strong>mit</strong> ihrenAnfor<strong>der</strong>ungen und Prüfverfahren trotzdem nicht alle im Feuerwehreinsatz möglichen Risikenvollständig abdecken können. Es bleibt daher immer ein Restrisiko. Neu entwickelte und ständigverbesserte Schutzausrüstungen erlauben <strong>den</strong> Feuerwehren <strong>den</strong> Einsatz in immer höherenTemperaturen, sowohl bei <strong>der</strong> realen Brandbekämpfung als auch in Heißübungen. Bei solchenÜbungen kommt hinzu, dass die Ausrüstungen <strong>mit</strong>unter mehrfach unter solchen Extrembedingungenverwendet wer<strong>den</strong>. Wir halten es für geboten, darauf hinzuweisen, dass Schutzausrüstungen nachEinsatz o<strong>der</strong> Training unter extremen Bedingungen gründlich überprüft und gewartet wer<strong>den</strong>müssen, wie es auch allgemein üblich ist.Weltweite Erfahrungen von Tausen<strong>den</strong> von realen Einsätzen unserer Schutzausrüstungen belegendas zuverlässige Funktionieren und die Schutzfunktion <strong>der</strong> Geräte. Totalausfälle o<strong>der</strong> komplettesVersagen unserer Schutzausrüstungen im Feuerwehreinsatz sind nicht bekannt. Gleichwohl obliegenAuswahl und Anwendung <strong>der</strong> persönlichen Schutzausrüstung dem Anwen<strong>der</strong>, ebenso wie dieEinsatztaktik vorort.Dräger Safety und MSA AUER unterstützen zur Zeit ein gemeinschaftliches Forschungsvorhabenunter Beteiligung von Herstellern, Prüfinstituten und <strong>der</strong> Bergischen Universität Wuppertal, bei demquantitative Ergebnisse über die tatsächlich auftreten<strong>den</strong> extremen Belastungen an <strong>Pressluftatmern</strong>bei Brandbekämpfung und Übungen im Brandcontainer erhalten wer<strong>den</strong> sollen. Zielstellung ist es,diese Erkenntnisse als Vorlage in nationale und internationale Normungsvorhaben einzubringen.Zertifizierung von <strong>Pressluftatmern</strong> bei höheren Temperaturen sind zwar nach EN 137 möglich,wer<strong>den</strong> aber nicht durchgeführt, weil die Druckgasflaschen (sowohl Composite-, als auchStahlfaschen und Ventile) nur bis 60 o zugelassen sind.Wir hoffen, <strong>mit</strong> dieser Klarstellung <strong>den</strong> Anwen<strong>der</strong>n zu helfen.Mit freundlichen GrüßenDräger Safety AG & Co. KGaAResearch & DevelopmentPerformance Development ExecutiveWolfgang DrewsSeite2INTERNETwww.draeger.com

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