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Foto: Übersee-Magazin
ÜBRIGENS
AUF DEN HUND GEKOMMEN
Auch Hunde haben
Gelenkprobleme. Eine
Behandlungsmethode:
Laser-Akupunktur.
Die »Louis und Pepe«
-Sprechstunden mit
Tierheilpraktikerin Julia
Fischer sind fast immer
ausgebucht.
Fast 20 Jahre
arbeitete Annette Vogel im
IKEA-Management, unter
anderem in Schweden und
den Niederlanden. Mit
»Louis und Pepe« suchte
sie sich bewusst eine
neue berufliche Herausforderung.
Ihr Faible für
Architektur brachte sie auf
die Überseestadt, für die sie
sich einen noch bunteren
Einzelhandel und einen
Wochenmarkt wünschen
würde.
TIERISCHES
Louis, ein eleganter Dalmatinermix, und Pepe, ein
quirliger, mallorquinischer Straßenhund. Die beiden
Vierbeiner gehören Annette und Ina Vogel und sind Namensgeber
für ihr Geschäft, das sich seit September
2011 direkt am Europahafen befindet. Ihr ungewöhnliches
Konzept: Eine Anlaufstelle für Mensch und Tier,
sowohl was das leibliche Wohl, verschiedene Accessoires
als auch den gegenseitigen Austausch betrifft.
»Erst seitdem wir selbst Hundebesitzer sind, ist uns
klar, was Bremen immer fehlte: ein Ort, der Praktisches
fürs Tier und Geselligkeit für die Besitzer vereint«, sagt
Ladeninhaberin Annette Vogel. Eine Tasse Kaffee oder
eine heiße Suppe als Stärkung für den weiteren »Gassi-
Gang«, besonders langlebiges Spielzeug oder spezielles
kalt gepresstes Futter – bei »Louis und Pepe« gibt’s was
für Hund und Halter.
Doch neben allerlei Leckereien ist »Louis und
Pepe« vor allem auch ein Hort für Tipps und Unterstützung.
Themenorientierte Trainings sollen Vier- und
Zweibeinern helfen, den gemeinsamen Alltag noch
besser zu meistern, etwa bei Restaurantbesuchen
oder durch Angstbewältigung bei Stadtrundgängen.
»Fast alle Besitzer waren mit ihrem Hund schon mal
in der Hundeschule, aber das ein oder andere gerät
dann doch wieder in Vergessenheit. Wir helfen bei der
Auffrischung«, zwinkert die gebürtige Berlinerin. Bei
monatlichen Wanderungen im Grünen, geleitet durch
ausgebildete Hundetrainer, können die Tiere in kleinen
Gruppen Kontakt zu Artgenossen schließen und sich
im Rudel sozialisieren.
Eine besonders hohe Nachfrage erlebt »Louis und
Pepe« aber vor allem bei der wöchentlichen Therapie-
Sprechstunde. Gelenkschmerzen, Allergien, Ernährung
– der beste Freund des Menschen hat auch ähnliche
gesundheitliche Beschwerden wie sein Herrchen oder
Frauchen. Zusammen mit einer Tierheilpraktikerin
werden alternative Heilmethoden und professionelle
Beratung angeboten. »Künftig möchten wir die Veranstaltungen
noch um abendliche Fachvorträge niedergelassener
Tierärzte erweitern. Außerdem suchen wir
Louis und Pepe – Hund mit Stil
Konsul-Smidt-Straße 8 k
Telefon: 0421.69 67 75 30
www.louis-pepe.de
www.fuettermich.com
aktuell einen Hundefriseur und planen spezielle Fotoshootings
sowie Outdoor-Mode mit unserem Logo für
Hundebesitzer«, erzählt Annette Vogel.
PERLENBESTICKTE HALSBÄNDER
UND LEBERWURSTKUCHEN
Ein weiteres Standbein: der Online-Shop. Hier hat
Frau Vogel ein weitverzweigtes Netzwerk im Rücken.
Von Oyten bis in die USA – sowohl mit großen Lieferanten
als auch kleinen Manufakturen kooperiert »Louis und
Pepe«, sodass auch individuelle Wünsche erfüllt werden
können. »Über 3.500 Produkte sind online erhältlich.
Übrigens nicht nur für Hunde, sondern auch für Katzen,
Nager oder Pferde«, erzählt die 41-Jährige. Darunter
auch solch ausgefallene Artikel wie das handgenähte
Dirndl-Geschirr, perlenbestickte Halsbänder aus Elchleder,
Werder Bremen-Halstücher oder der Leberwurstkuchen
aus der Hundekonditorei. Dabei achten Annette
Vogel und ihre Kollegen stets darauf, dass alle Produkte
frei von Chemie und Gluten sind.
Den Standort am Europahafen hat die Inhaberin
ganz bewusst gewählt. Hier herrsche kaum Verkehr und
weniger Hektik als in der Innenstadt, das sei auch für
die Tiere gut. Ihr Wunsch: »Dass hier eine feste Community
entsteht.« Während der ersten schönen Frühlingstage
saßen bereits Spaziergänger mit frisch gepresstem
Orangensaft in der Sonne und ihre Hunde haben zusammen
an der Promenade herumgetollt. »So habe ich mir
das vorgestellt«, freut sich Annette Vogel. Einen schönen
Sommer und etwas »Hund-zu-Hund-Propaganda«
vorausgesetzt, werden wir solche Szenen in der Überseestadt
sicher noch viel öfter sehen.
Nina Wicke (23):
Wünschte sich während der
Grundschulzeit nichts mehr
als einen Hund – und hat ein
Kaninchen bekommen.
Foto: »Louis und Pepe«
ÜBERTRIEBEN
WIE MIR IN BREMEN DER APPETIT VERGEHT
DIE ANBIETHALLE IST DIE LETZTE EHRLICHE EINKEHR IN
DER ÜBERSEESTADT, VIELLEICHT SOGAR IN GANZ BREMEN. NUN
SOLL SIE ABGERISSEN WERDEN. WER HAT DA NOCH HUNGER
AUF DEN »FORTSCHRITT«?
Eine Glosse von Axel Brüggemann
Wer einmal aus dem Bremer Hafen in
die Welt gezogen ist, weiß, was gutes Essen
bedeutet. Und dass es nicht nur darum geht,
was in den Magen kommt. Dass es genauso
wichtig ist, beim Essen zu Hause zu sein. Ein
Wohnzimmer zu haben. Intimität. Dass nicht
nur das Auge, sondern auch die Seele mit
isst. Dass es um Atmosphäre geht. Und dass
das auf dem Teller nur gut sein kann, wenn
der Laden, in dem es bereitet und gegessen
wird, von Leidenschaft und Ehrlichkeit bestimmt
ist.
Ich meine, an dieser ganzen gesamten
Innenstadt-Schlachte, diesem Tourismus-
Gau der Stadtentwicklung, gibt es nicht ein
Restaurant, das diesen Namen in Berlin,
München oder Posemuckel verdient hätte.
Stattdessen: Genormte Gastro-Unkultur.
Schnieker Parkett-Boden, Plastik-Ledersofas,
pseudo-coole Papierlampen, verglaste
Raucherlounges. Alles geleckt. Keine Ecke.
Keine Kante. Kein Charme!
Und so verhält es sich auch mit dem
Essen: Tiefgekühltes Gemüse wird aufgewärmt,
pseudo-italienische Saucen angerichtet
– in den meisten Etablissements auf
der Touri-Meile an der Weser gibt’s nicht mal
Beck’s vom Fass.
Im Ernst: Es hat Monate gedauert, bis
ich als Rückkehrer in dieser, meiner Stadt
endlich so etwas wie ein gastronomisches zu
Hause gefunden habe. Das Litfass im Viertel
für ein Haake vom Fass, das Paulskloster für
einen gepflegten, selbst gemachten Kartoffelsalat
samt Frikadelle und einen Plausch aus
der großartigen Bremer Theater-Geschichte
mit Gastwirt Wolfgang, dem Tanztheaterchef
Kresnik persönlich eine Kerbe in den Tresen
gehauen hat. Und für das gepflegte, gute Essen
die Küche 13. Das war’s!
Fast.
Synergien sinnvoll nutzen
Denn da gibt es noch die Anbiethalle.
Eines der letzten Charakter-Etablissements
in der zu Tode gestylten und schon wieder
fast ausgestorbenen Überseestadt, die im
Ernst glaubt, sich auch durch Schischi-Gastronomie
über Wasser halten zu können,
durch Sonntags-Brunch für Delmenhorster
Touristen oder pseudo-Haute-Cuisine. In
der Anbiethalle gibt’s so etwas nicht. Hier
ist die Ehrlichkeit zu Hause. Hier weht noch
Hafenluft durch die Kombüse. Jeden Freitag
ist Fischtag. So wie’s sich gehört. Und wem’s
geschmeckt hat, der steckt einen 5er in das
Schiffchen für die Seenotrettung!
sicherheits- und sondertechnik
bester schutz für ihr eigentum
elko Technik GmbH & Co. KG
Konsul-Smidt-Str. 50-52 . 28217 Bremen . Tel. (0421) 53 63-01 . www.elko.de
Die Anbiethalle ist das letzte Stückchen
Hafen im Hafengebiet. Und was macht die
Stadt Bremen, der das Gebäude gehört? Abreißen
– für neue Glasbetonbauten.
Liebe Bremer, wenn Ihr in die Welt segelt,
wo seid Ihr dann zu Hause? Geht ihr in
New York, Paris und Tokio in den gleichen
genormten Gaststätten essen wie sie auch
an der Bremer Schlachte stehen? Natürlich
nicht! Bremen ist dabei, abzureißen, was seinen
ureigenen Bauch ausmacht: die Hausmannsküche.
Das echte, ehrliche Essen. Das
karge, ungeschönte, wahrhaftige Ambiente.
Wenn die Anbiethalle dicht macht, kann
mir Bremens Gastrokultur gestohlen bleiben.
Dann, liebe Stadt, sei wenigstens so
ehrlich und verkauf das Grundstück gleich
an Mc Donald’s.
Axel Brüggemann (39):
Autor und Journalist, arbeitet
für die FAZ, den Stern, das
ZDF und arte.
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GLOSSE