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Gastlichkeit im Wirtshaus - SchillerGarten

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Repro: Ausstellungskatalog „Von Monet bis Mondrian“<br />

Die Hauszeitung des <strong>SchillerGarten</strong>s zu Dresden-Blasewitz 4. Jahrgang, 2. Ausgabe, Mai 2008<br />

Oscar Schmitz, Porträt von Liebermann<br />

Oscar Schmitz war einer der<br />

Blasewitzer Kunstsammler,<br />

der Anfang des 20. Jahrhunderts<br />

eine private Sammlung<br />

moderner Kunst, vor allem<br />

französischer Impressionisten,<br />

zusammengetragen hatte. Lesen<br />

Sie mehr auf Seite 12.<br />

Inhalt<br />

Vorfreude:<br />

Fußball-EM <strong>im</strong> Biergarten . . . . . 3<br />

Der besondere Gast:<br />

Marita Böhme . . . . . . . . . . . . . 5<br />

Ausflug:<br />

Potz Blitz in Marbach . . . . . . . 8<br />

Verein:<br />

Kindervereinigung Dresden . . . 10<br />

Blasewitz:<br />

Kunstsammler Schmitz . . . . . 12<br />

Nachbarn am Schillerplatz:<br />

Optik Schubert . . . . . . . . . . . 15<br />

Wissenschaft:<br />

Alles über Geschmack . . . . . . 20<br />

Sächsische Küche:<br />

Werners Kloßmehl . . . . . . . . 22<br />

Foto: Archiv<br />

Rastlos vorwärts musst du streben,<br />

nie ermüdet stille stehn.<br />

„Sprüche des Konfuzius“, Friedrich Schiller<br />

<strong>Gastlichkeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Wirtshaus</strong><br />

„Das reichste Mahl ist freudenleer,<br />

wenn nicht des Wirtes<br />

Zuspruch und Geschäftigkeit<br />

den Gästen zeigt, dass sie willkommen<br />

sind“ – es zeigt sich<br />

einmal mehr, dass sich bei<br />

Friedrich Schiller wohl für<br />

jeden Anlass ein passendes<br />

Zitat finden lässt. Dieses hier<br />

stammt aus seiner Versbearbeitung<br />

des Shakespeare-<br />

Stückes Macbeth, der er sich<br />

Anfang des Jahres 1800 zuwandte.<br />

<strong>Gastlichkeit</strong> <strong>im</strong> Schiller’schen<br />

Sinne jedoch entsteht<br />

nicht nur durch eines<br />

Wirtes Zuspruch und Ge-<br />

schäftigkeit. Den Reiz, ein Lokal<br />

<strong>im</strong>mer wieder zu besuchen<br />

und vom Gast zum Stammgast<br />

zu werden, machen viele<br />

Dinge aus: eine schöne Lage,<br />

schmackhafte Speisen, das<br />

Publikum, mit dem man den<br />

Schankraum teilt. Welche Qualitäten<br />

ein Gasthaus darüber<br />

hinaus entwickelt, ob es als Treff<br />

für frisch Verliebte dient, als Versammlungsplatz<br />

oder nur zum<br />

Genießen – darüber zeigt das<br />

Stadtmuseum eine Sonderausstellung.<br />

Und dass sich über Geschmack<br />

eigentlich nicht streiten<br />

lässt, lesen Sie auf Seite 19.<br />

Editorial<br />

Wie in den letzten<br />

Wochen oft<br />

in der Tagespresse<br />

zu lesen<br />

war, beabsichtigt<br />

die LandeshauptstadtDresden,<br />

die Parkflächen unterhalb<br />

unseres Biergartens und<br />

des Blauen Wunders für den<br />

so genannten ruhenden Verkehr<br />

zu sperren. Wie Sie sich<br />

denken können, liebe Leser,<br />

wäre dies nicht nur für die<br />

Gäste unseres Hauses und<br />

der benachbarten Villa Marie,<br />

sondern auch für die<br />

Besucher des Wochenmarktes<br />

und des gesamten Schillerplatzes<br />

eine einzige Katastrophe.<br />

Wir werden in jedem<br />

Fall alle demokratischen Mittel<br />

einsetzen, um diese Maßnahme<br />

zu verhindern. Ich<br />

möchte hiermit alle Gäste unseres<br />

Hauses aufrufen, uns<br />

dabei auf geeignete Weise zu<br />

unterstützen. Besten Dank!<br />

Ihr Gastwirt<br />

Frank Baumgürtel<br />

Foto: Dörte Gerlach


Foto: Dörte Gerlach<br />

2<br />

Start ohne Schuss<br />

11. Oberelbe-Marathon am <strong>SchillerGarten</strong><br />

Manfred ten Bosch (r.) zählte den Countdown herunter<br />

Geschossen wurde diesmal<br />

nicht – die Startschuss-<br />

Pistole hatte einfach den Weg<br />

zum <strong>SchillerGarten</strong> nicht geschafft.<br />

Dass dennoch alle Teilnehmer<br />

des 10-Kilometer-Laufes<br />

be<strong>im</strong> Oberelbe-Marathon<br />

pünktlich starteten, dafür<br />

sorgte Manfred ten Bosch.<br />

Der Vorstandsvorsitzende der<br />

Feldschlößchen-Brauerei zählte<br />

kurzerhand einen Countdown<br />

herunter und schickte<br />

so das Feld von etwa 600 Läufern<br />

auf die 10-Kilometer-<br />

Distanz bis zum Heinz-Steyer-<br />

Stadion. Bereits zum dritten<br />

Es ist eine schöne Fortführung<br />

der Musiktradition des<br />

<strong>SchillerGarten</strong>s, wenn sich<br />

zur Dixielandzeit in Dresden<br />

das Traditionsgasthaus zur<br />

Bühne verwandelt. Am Donnerstag,<br />

dem 15. Mai, findet<br />

von 18 bis 23 Uhr ein Dixieland-Konzert<br />

mit drei Bands<br />

<strong>im</strong> Biergarten des Schiller-<br />

Gartens statt. Die Gäste können<br />

BoogieWoogie: Bleifrei,<br />

die Silvertown Jazzband und<br />

die Imperial-Jazzband live erleben.<br />

Wie schon in den letzten<br />

Jahren findet diese Veranstaltung<br />

während der „Riverboat<br />

Shuffle“ der Sächsischen<br />

Dampfschiffahrt statt, so dass<br />

die Silvertown Jazzband eine<br />

kleine Pause einlegen wird,<br />

damit die Schiffe gebührend<br />

begrüßt werden können, wenn<br />

sie das Blaue Wunder und den<br />

Mal ist der <strong>SchillerGarten</strong><br />

nicht nur Verpflegungsstation,<br />

sondern auch Sponsor<br />

des Oberelbe-Marathons, neben<br />

Feldschlößchen, der Schiller-<br />

Galerie und USD Immobilien.<br />

Mit Recht zählt dieser<br />

Lauf zu einem der schönsten<br />

Landschaftsläufe Deutschlands<br />

– frisch gekürt vom<br />

Magazin „Laufzeit“, das den<br />

Oberelbe-Marathon sogar vor<br />

den Rennsteiglauf und den<br />

Hamburg-Marathon platzierte.<br />

Noch während sich die 10-<br />

Kilometer-Läufer erwärmten<br />

und auf den Start warteten,<br />

„Dixieland am Blauen Wunder“<br />

<strong>SchillerGarten</strong> passieren.<br />

Der Eintritt zu dieser Dixieland-<br />

Veranstaltung, die gemeinsam<br />

mit dem Elbegarten in Loschwitz<br />

durchgeführt wird, ist frei.<br />

hatten zahlreiche Helfer am<br />

Streckenrand direkt vor dem<br />

<strong>SchillerGarten</strong> Tische mit<br />

isotonischen Getränken, Bananenstücken<br />

und Powerriegeln<br />

aufgebaut. Nicht lange,<br />

nachdem sich das Feld in<br />

Bewegung gesetzt hatte, kamen<br />

die ersten Läufer des<br />

Halbmarathons und schließlich<br />

diejenigen, die schon 35<br />

Kilometer in den Beinen hatten<br />

und in Königstein gestartet<br />

waren. Begrüßt von Cheerleadern<br />

und den rhythmischen<br />

Klängen der Dresdner<br />

Sambaband Fogo di Ritmo<br />

stärkten sie sich <strong>im</strong> Lauf und<br />

nahmen die letzten Kilometer<br />

an diesem sonnigen<br />

Frühlingstag in Angriff. Sieger<br />

des 10-Kilometer-Laufes<br />

wurden bei den Herren<br />

Müller (Pirna) mit 30:59, bei<br />

den Damen Linné (Klotzsche)<br />

mit 39:47, Gesamtsieger<br />

waren bei den Herren<br />

Janicki (Polen) mit 2:25:38<br />

und Kretzschmar (Dresden)<br />

mit 3:06:36 bei den Damen.<br />

delfi<br />

Dixieland 2007<br />

Foto: Dörte Gerlach<br />

Schillerhäuschen<br />

geöffnet<br />

Das Schillerhäuschen auf<br />

der Schillerstraße ist seit<br />

Ostern bis September wieder<br />

an allen Samstagen, Sonnund<br />

Feiertagen jeweils von<br />

10 bis 17 Uhr geöffnet. Zum<br />

Elbhangfest soll am 28. Juni<br />

von 11 bis 19 Uhr sowie am<br />

29. Juni von 10 bis 17 Uhr<br />

geöffnet werden. Sonderführungen<br />

für Gruppen können<br />

gerne bei der Bürgerstiftung<br />

Dresden unter Telefon-Nummer<br />

0351/315810 angemeldet<br />

werden (pro Teilnehmer<br />

2 Euro). Der Eintritt in das<br />

Schillerhäuschen ist ansonsten<br />

frei, Spenden für die weitere<br />

Rekonstruktion sind gern<br />

willkommen. delfi<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

<strong>SchillerGarten</strong> Dresden GmbH, Schillerplatz 9, 01309 Dresden<br />

Tel. 0351 / 811 99 0 • Fax 0351 / 811 99 23 • www.schillergarten.de<br />

Konzept, Gesamtherstellung & Verlag:<br />

2dPROJECT, Enderstr. 59, 01277 Dresden<br />

Tel. 0351 / 250 76 70 • Fax 0351 / 250 76 80 • www.2dproject.de<br />

Redaktion:<br />

Verantw.: Daniella Fischer, Tel. 0351 / 250 76 70<br />

potzblitz@2dproject.de<br />

Charles M. Bugnowski, Albrecht Hoch, Dieter Hoefer, Dagmar Möbius,<br />

Claus Renschen<br />

Fotos: Dörte Gerlach, Archiv Albrecht Hoch, Archiv Andreas Schubert,<br />

Archiv <strong>SchillerGarten</strong>, Ausstellungskatalog „Von Monet bis<br />

Mondrian“, Archiv Winfried Werner<br />

Satz, Druckvorlagen, Produktionsleitung: Dörte Gerlach<br />

Lektorat: Rosemarie Knöfel<br />

Druck: addprint AG, Am Spitzberg 8a, 01728 Possendorf<br />

www.addprint.de<br />

Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Druckfix, ausgezeichnet<br />

mit dem „Blauen Umweltengel“<br />

Anzeigenleitung: Barbara Groß, Tel. 0177 / 705 58 50<br />

potzblitz@2dproject.de<br />

Anzeigenschluss für Ausgabe 3/2008: 20.07.08<br />

Redaktionsschluss für Ausgabe 3/2008: 20.07.08<br />

Erscheinungstermin Ausgabe 3/2008: 10.08.08<br />

Nachdruck, Vervielfältigung, Verbreitung in elektronischen Medien<br />

von Inhalten und Abbildungen nur mit schriftlicher Genehmigung<br />

des Verlages. Anzeigen sind urheberrechtlich geschützt. Für unverlangt<br />

eingesandte Unterlagen übern<strong>im</strong>mt der Verlag keine Haftung.<br />

Zurücksendung erfolgt nicht. Der Verlag übern<strong>im</strong>mt keine Gewähr<br />

für die Richtigkeit der Angaben in den veröffentlichten Texten. Alle<br />

Rechte vorbehalten.<br />

Es gilt die Anzeigenpreisliste vom 01.02.2008.<br />

Foto: Dörte Gerlach


Fotos: Dörte Gerlach<br />

Biergarteneröffnung<br />

Biergartensaison 2008<br />

startete in den Winterferien<br />

Schicke Sonnenbrillen wohin<br />

man schaute, leichte Lederjacken,<br />

große Eisbecher und<br />

herrliche Tortenstücken, das<br />

Personal <strong>im</strong> kurzärmligen<br />

Shirt – kein Sonntag <strong>im</strong> Mai,<br />

sondern der 10. Februar 2008.<br />

„Das ist der früheste Biergartenstart,<br />

den ich erlebt habe“,<br />

erzählt Gastwirt Frank<br />

Baumgürtel, fast selbst ein<br />

wenig staunend. Auf der vollbesetzten<br />

Terrasse genossen<br />

die Menschen die ersten wärmenden<br />

Sonnenstrahlen, die<br />

Heizstrahler waren an diesem<br />

Nachmittag fast überflüssig.<br />

Vom Elberadweg strömten<br />

<strong>im</strong>mer mehr Menschen in<br />

den Biergarten, dessen Schirmbar<br />

natürlich geöffnet war<br />

wie auch der Biergartenausschank.<br />

Wo noch vor wenigen<br />

Wochen Stollenbackstube war,<br />

gab es nun schon wieder<br />

Zwickelbier, Leberkäse und<br />

Brezeln.<br />

„Die Prognose deutete es schon<br />

ein paar Tage vorher an, dass<br />

es wunderschönes Wetter werden<br />

würde“, freute sich Res-<br />

taurantleiterin Barbara Zeiss.<br />

„So waren wir vorbereitet,<br />

hatten die Bestuhlung <strong>im</strong><br />

Biergarten wieder hingestellt<br />

und genügend Personal geordert.“<br />

Auch viele Familien<br />

mit Kindern besuchten an diesem<br />

Nachmittag den Schiller-<br />

Garten, ließen die Kleinen<br />

auf dem sicheren Spielplatz<br />

toben anstatt – wie zur Jahreszeit<br />

eher angemessen –<br />

irgendwo rodeln. Die Schlange<br />

am Eisstand reichte bis zur<br />

Pension „Nebenan“ – viel<br />

länger ist sie an einem heißen<br />

Sommertag wohl auch nicht.<br />

Ein richtiger Winter kam nach<br />

diesem Frühlingsintermezzo<br />

dann nicht mehr – leider bisher<br />

auch kein schöner Frühling.<br />

Graue, verregnete Tage<br />

<strong>im</strong> März und April mit Temperaturen<br />

zwischen fünf und<br />

zehn Grad waren die Regel,<br />

der Biergarten einsam und<br />

verlassen. Nun setzen wir alle<br />

Hoffnungen auf einen wunderschönen<br />

Mai und natürlich<br />

einen richtig schönen<br />

Sommer! delfi<br />

Aufgeblasen statt <strong>im</strong> Abseits<br />

Ob Doppelpass, Elfmeter<br />

oder Abseits – mit der neuen<br />

Projektionstechnik wird den<br />

Fußballfreunden <strong>im</strong> Schiller-<br />

Garten nichts mehr entgehen.<br />

Während der kommenden<br />

Europameisterschaft vom<br />

7. bis 29. Juni ist das Traditionslokal<br />

wieder einer der<br />

„public viewing“-Plätze in<br />

Dresden. „Wir bieten unseren<br />

Gästen eine schöne Großbild-Präsentation,<br />

die aufgrund<br />

der neuen Technik<br />

auch bei hellem Sonnenschein<br />

scharfe und farbintensive<br />

Bilder liefert“, freut sich<br />

der Geschäftsführer Marketing<br />

des <strong>SchillerGarten</strong>s, Thomas<br />

Jacob. Das ist besonders für<br />

einige der Gruppenspiele<br />

wichtig, die bereits um 18 Uhr<br />

beginnen, wenn die Sonne noch<br />

in den Biergarten scheint.<br />

Fußball-EM <strong>im</strong> Biergarten<br />

Zur Fußball-Weltmeisterschaft<br />

2006 jubelten und litten mitunter<br />

bis zu 2.000 begeisterte<br />

Zuschauer während der<br />

Spielübertragungen, die damals<br />

noch auf kleineren Leinwänden<br />

stattfanden. Wie <strong>im</strong><br />

eigenen Wohnz<strong>im</strong>mer rückten<br />

sich die Gäste Stühle und<br />

Tische zurecht und ließen bei<br />

schönstem Sommerwetter<br />

eine großartige Atmosphäre<br />

entstehen. Spielt das Wetter<br />

auch in diesem Jahr mit, können<br />

wir uns alle wieder auf<br />

unvergessliche Stunden freuen.<br />

Das Eröffnungsspiel bestreiten<br />

die Schweiz und Tschechien<br />

am 7. Juni um 18.00<br />

Uhr, die deutsche Nationalmannschaft<br />

tritt erstmals am<br />

8. Juni um 20.45 Uhr gegen<br />

Polen an.<br />

delfi<br />

Wird es <strong>im</strong> Biergarten wieder so voll wie zur Fußball-WM 2006?<br />

3<br />

Foto: Dörte Gerlach


Pillnitzer<br />

Schlossnacht<br />

Im festlich illuminierten Schlosspark<br />

lustwandeln, Kulinarisches<br />

genießen, Musik-, Tanzund<br />

Schauspielaufführungen<br />

erleben sowie Gaukler bewundern<br />

wie zu Zeiten Augusts des<br />

Starken – all dies wird möglich<br />

sein zur Pillnitzer Schlossnacht<br />

am 9. August. Ein großes<br />

Spektakel soll es werden und<br />

der Beginn einer schönen<br />

Tradition, die Pillnitz wieder<br />

als einen Ort stilvollen Feierns<br />

etablieren soll. Christian<br />

Striefler, der Direktor des<br />

„Schlösserlandes Sachsen“<br />

freut sich: „Damit bekommt<br />

Dresden ein neues Highlight,<br />

das international vermarktet<br />

wird.“ Die Eintrittskarten für<br />

die Schlössernacht kosten<br />

42,50 Euro, Beginn ist 19 Uhr<br />

und gefeiert werden kann bis<br />

2 Uhr morgens.<br />

4<br />

„Schatz, guck<br />

doch mal<br />

raus“<br />

Romantischer<br />

Hochzeitsantrag am<br />

<strong>SchillerGarten</strong><br />

Das riesige Transparent am<br />

Elbufer vor dem Schiller-<br />

Garten war <strong>im</strong> Wind kaum zu<br />

bändigen. Ob hier ein VIP<br />

kommt? Oder eine Demonstration<br />

stattfindet? Die vorbeikommenden<br />

Leute rätselten.<br />

Wenig später kreiste ein Kleinflugzeug<br />

hoch über dem<br />

<strong>SchillerGarten</strong>. „Schatz, guck<br />

doch mal raus“, forderte<br />

darin Ingo Weinhonig seine<br />

Freundin auf. Und sie konnte<br />

unten am Elbufer in drei Meter<br />

hohen Buchstaben lesen:<br />

„Willst du mich heiraten?“<br />

Wenig später saß das junge<br />

Paar be<strong>im</strong> festlichen Essen <strong>im</strong><br />

<strong>SchillerGarten</strong>. „Ich wollte ei-<br />

nen ganz persönlichen und besonderen<br />

Antrag machen“,<br />

erzählt Ingo Weinhonig. Zwei<br />

Tage lang klebte der Berufssoldat<br />

der Bundeswehr Bahnen<br />

von Raufasertapete zusammen,<br />

malte die riesigen Buchstaben<br />

auf und zerschnitt das<br />

Kunstwerk in handhabbare Einzelteile.<br />

Damit seine Freunde<br />

am <strong>SchillerGarten</strong> auch alles<br />

richtig zusammenmontieren<br />

konnten, entwarf er eine „Bauanleitung“.<br />

Und während die<br />

Maschine über dem Schiller-<br />

Ingo und Kathrin be<strong>im</strong> Anstoßen<br />

Garten kreiste und die „Bodentruppe“<br />

das Transparent <strong>im</strong><br />

Wind hielt, steckte sich das<br />

Paar <strong>im</strong> Flugzeug die Ringe<br />

an. Geheiratet wird nun <strong>im</strong><br />

September, denn Kathrin hat<br />

natürlich „Ja“ gesagt!<br />

delfi<br />

Fotos: Dörte Gerlach


Frau Böhme, wir sitzen <strong>im</strong><br />

<strong>SchillerGarten</strong>. Hat Sie Schiller<br />

einmal beruflich beschäftigt?<br />

Ja, während meines Engagements<br />

in Parch<strong>im</strong> habe ich die<br />

Johanna gespielt. Wolfgang<br />

Engel inszenierte später <strong>im</strong><br />

Kulturpalast ein Schiller-Programm,<br />

in dem ich mitwirkte.<br />

Was war Ihr Theaterdebüt?<br />

Das war während meines 1. Studienjahres<br />

die Adriana in der<br />

„Komödie der Irrungen“ von<br />

Shakespeare. Otto Tausig vom<br />

Wiener Burgtheater hatte mich<br />

engagiert und ich spielte neben<br />

Rolf Ludwig die weibliche<br />

Hauptrolle.<br />

Welche Rolle in Ihrer Karriere<br />

war für Sie besonders wichtig?<br />

Abgesehen von Eliza in „My<br />

fair Lady“, war es die Nora von<br />

Ibsen, die ich in Berlin spielte.<br />

Eine tragische Figur, die mich<br />

selbst sehr erschütterte. Ich<br />

musste <strong>im</strong>mer mit mir kämpfen,<br />

um auf der Bühne nicht<br />

zu weinen. Es war eine meiner<br />

liebsten Rollen, die ich mit<br />

ganz viel Leidenschaft gespielt<br />

habe. Auch die Miranda<br />

in „Don Juan oder Die Liebe<br />

zur Geometrie“ von Max<br />

Frisch war großartig.<br />

Sie waren über 30 Jahre am<br />

Staatsschauspiel engagiert und<br />

haben viele Intendanten kommen<br />

und gehen sehen …<br />

Ja, engagiert hat mich Hans-<br />

Dieter Mäde, dann kam Gerhard<br />

Wolfram, später Dieter<br />

Görne und dann Holk Freytag.<br />

… und sahen auch großartige<br />

Schauspielkollegen …<br />

Oh ja. Ich habe noch Antonia<br />

Dietrich erlebt! Oder Horst<br />

Schulze, Wolfgang Dehler,<br />

Dietrich Körner, Lotte Meyer<br />

Der besondere Gast<br />

Marita Böhme<br />

Ein Leben auf der Bühne. Über 30 Jahre war Marita Böhme<br />

am Staatsschauspiel Dresden engagiert, spielte zahlreiche<br />

Filmrollen und war die legendäre Eliza in „My fair Lady“ in<br />

der Staatsoperette Dresden.<br />

und nicht zu vergessen Peter<br />

Herden. Das waren Schauspielgrößen,<br />

die wir Jungen angebetet<br />

haben. So etwas gibt<br />

es heute nicht mehr. Wenn Sie<br />

heute die Leute fragen, wegen<br />

WEM sie denn ins Schauspiel<br />

gehen, antworten die meisten:<br />

wegen des Stückes. Es gibt<br />

kaum noch Idole.<br />

Hatten Sie nie den Wunsch,<br />

freischaffend zu sein?<br />

Nein, nie, dafür bin ich viel zu<br />

feige. Da weiß man ja nie so<br />

genau, was kommt und braucht<br />

einen Makler oder wie das<br />

heißt, einen Agenten. Nein,<br />

das war nichts für mich. Im<br />

Nachhinein betrachtet, war es<br />

ohnehin nicht der richtige<br />

Beruf für mich. Ich hatte<br />

<strong>im</strong>mer furchtbares Lampenfieber,<br />

konnte nicht schlafen,<br />

nichts essen. Jeden Abend eine<br />

Entbindung auf der Bühne!<br />

Nach der Vorstellung war’s<br />

dann natürlich großartig.<br />

Weshalb war „My fair Lady“<br />

hier so ein Erfolg?<br />

Die Inszenierung war unvergleichlich,<br />

original Shaw, das<br />

war das ganze Gehe<strong>im</strong>nis.<br />

Fritz Steiner, der Regisseur,<br />

hatte eine Schwester in Amerika,<br />

die ihm die ganzen Broadway-Programme<br />

geschickt hatte,<br />

an denen er sich, sagen wir,<br />

orientiert hatte. Als ein Jahr<br />

später der Film mit Audrey<br />

Hepburn kam, wunderten wir<br />

uns, dass alles ähnlich wie bei<br />

uns war! Noch viel schöner,<br />

aber vom Stil her alles genau<br />

so. Wir hatten außerdem eine<br />

perfekte Besetzung, Peter<br />

Herden und ich waren ein ideales<br />

Paar und Richard Stamm<br />

war ein genialer Doolittle.<br />

Marita Böhme <strong>im</strong> <strong>SchillerGarten</strong><br />

Haben Sie gern aufgehört?<br />

Ja, es war wirklich genug, irgendwann<br />

muss Schluss sein.<br />

Ich halte nichts von diesem<br />

nicht-aufhören-können. Vielleicht<br />

noch hier und da eine<br />

kleine Rolle, aber nicht mehr.<br />

Ich musste auf den Tag genau<br />

mit 65 aufhören. Man schminkt<br />

heute lieber Junge auf alt als<br />

einem Alten noch eine Rolle<br />

zu geben. Das wiederum geht<br />

eigentlich nicht …<br />

Was verbindet Sie mit dem<br />

<strong>SchillerGarten</strong>?<br />

Ich war hier schon <strong>im</strong>mer<br />

Stammgast, zu allen Zeiten.<br />

Ich liebe es einfach, hier zu<br />

sitzen! Das Gespräch führte<br />

Daniella Fischer<br />

5<br />

Fotos: Dörte Gerlach


Eine besondere Rolle <strong>im</strong> kulturellen<br />

Leben des Traditionsgasthauses<br />

spielten die historischen<br />

Schillerfeiern. Mit zum<br />

Teil enormen Aufwand ausgerichtet,<br />

erinnerten sie an den<br />

Dichter und waren Höhepunkte<br />

<strong>im</strong> Leben der Blasewitzer<br />

und Loschwitzer. Im Tagebuch<br />

der Margarethe von<br />

Göphardt findet sich eine authentische<br />

Schilderung von<br />

einem dieser Feste.<br />

Eine Loschwitzerin auf<br />

der Schillerfeier 1885<br />

Herrlich schien die Sonne an<br />

diesem Septembermorgen in<br />

das Fenster der 19-jährigen<br />

Margarethe von Göphardt. Diesmal<br />

müsste es also gelingen.<br />

Das große Schillerfest zur Erinnerung<br />

an die Ankunft<br />

Friedrich Schillers in Blasewitz<br />

und Loschwitz vor einhundert<br />

Jahren war wenige<br />

6<br />

Geschichten aus dem <strong>SchillerGarten</strong><br />

Das Traditionsgasthaus an der Elbe hat eine lange Geschichte.<br />

Vieles ist bekannt, wie etwa der Aufenthalt Friedrich Schillers,<br />

anderes wird als Legende weitererzählt – und so manche Legende<br />

erwies sich als historisch belegbare Tatsache. Potz Blitz<br />

blättert <strong>im</strong> Geschichtsbuch des <strong>SchillerGarten</strong>s und erzählt<br />

in loser Reihenfolge über Ereignisse, Begebenheiten und besondere<br />

Menschen.<br />

Tage zuvor buchstäblich ins<br />

Wasser gefallen. Heute sollte<br />

es nachgeholt werden, zu umfangreich<br />

waren die Festvorbereitungen<br />

gewesen, um dieses<br />

Fest einfach ausfallen zu<br />

lassen.<br />

Es klingelt an der Tür des Körnerhauses,<br />

Margarethe öffnet<br />

und freut sich über den Besuch<br />

ihrer besten Freundin<br />

Frieda. So wie Margarethe verbringt<br />

auch Frieda von Beust<br />

mit ihrer Familie die Sommermonate<br />

in einem Haus in<br />

den Loschwitzer Weinbergen.<br />

Das Körnerhaus hatte Margarethes<br />

Großvater ein halbes<br />

Jahrhundert zuvor gekauft und<br />

wurde ihrer Familie liebster<br />

Aufenthalt von Mai bis Oktober,<br />

ehe es wieder in die Stadtwohnung<br />

in der Dresdner Neustadt<br />

ging. Bereits Friedrich<br />

Schiller hatte den Aufenthalt<br />

in diesem Haus genossen,<br />

weilte er doch von 1785<br />

bis 1787 hier auf Einladung<br />

der Familie<br />

Körner.<br />

Nach dem Mittagessen<br />

ging es endlich los.<br />

Margarethe und ihre<br />

Eltern setzten mit der<br />

Fähre über die Elbe,<br />

denn das „Blaue Wunder“<br />

gab es noch<br />

nicht. Doch lassen wir<br />

ihr Tagebuch sprechen:<br />

Wir würden keinen<br />

Platz mehr bekommen<br />

haben wenn nicht die<br />

guten Gehe<strong>im</strong>er Rat von<br />

Craushaars seit zwei Stunden<br />

Plätze für Beusts und uns<br />

reserviert hätten. Die Überfahrt<br />

Schillers und der<br />

Körnerschen Familie von<br />

Loschwitz nach Blasewitz<br />

konnten wir nicht sehen.<br />

Schiller von dem Schauspieler<br />

Hartmann gegeben war<br />

ausgezeichnet und trat zu<br />

Werk in dem kleinen Stücke:<br />

„Die Gustel von Blasewitz“<br />

auf. Nun trug der Dresdener<br />

Lehrergesangverein einiges<br />

vor. Cörners ergreifende, von<br />

C. M. v. Weber componierte<br />

Dichtung: „Gebet, das feurige<br />

Schwertlie“, „Mutterseelenallein“<br />

v. Braun. Während<br />

dem war der Abend herangekommen<br />

u. der Schillergarten<br />

wurde nun durch unzählige<br />

Lampions erhellt. Nun<br />

erschienen schöne Lichtbilder<br />

„Illustrationen aus<br />

Schillers Werken“, „Carlos“,<br />

„Wallenstein“, Maria Stuart,<br />

Jungfrau, Braut von Messina,<br />

u. Tell u. alsdann hervorragende<br />

Momente aus Schillers<br />

Lied von der Glocke. Von diesem<br />

Allen konnten wir nur<br />

wenig sehen, da dickere Vorderleute<br />

meist aufstanden<br />

und wir dies aus Rücksicht<br />

nicht thaten, außerdem störte<br />

uns noch eine Laterne. Ein<br />

prachtvolles Feuerwerk beschloß<br />

die Feier, leider warteten<br />

wir dieses nicht mehr ab.<br />

Porträt Margarethe von Göphardt<br />

Nur vier Wochen später fuhr<br />

Margarethe in den Hafen der<br />

Ehe ein und heiratete Clemens<br />

Freiherrn von Hausen. Nun<br />

konnte Sie dauerhaft in Loschwitz<br />

leben, zog sie doch in die<br />

nahe des Körnerhauses gelegene<br />

Villa Rosenhof. Auch von<br />

hier wird sie bisweilen den<br />

Klängen der <strong>SchillerGarten</strong>-<br />

Konzerte gelauscht haben.<br />

Die Feuerwerke des Schiller-<br />

Gartens zu Silvester können<br />

die Nachfahren Margarethes<br />

noch heute von dort aus genießen,<br />

nur die musikalische<br />

Umrahmung mit der „Ode<br />

an die Freude“ von Beethoven<br />

und den vertonten<br />

Worten Schillers dringt dann<br />

nicht bis an ihr Ohr.<br />

Albrecht Hoch<br />

Das Körnerhaus – Gemälde von<br />

Margarethe von Göphardt<br />

Foto: Archiv Albrecht Hoch


Die beste Lösung soll gewinnen<br />

Zu Gast bei Adrian Glöckner<br />

Am 20. Juli 1895 erhalten die<br />

Gebrüder Horace und John<br />

Dodge ihr erstes Patent auf<br />

ein Maschinenteil. Dieses war<br />

allerdings kein Autoteil. Denn<br />

das erste lenkbare Fahrzeug,<br />

das den Namen Dodge trug,<br />

war ein Fahrrad. Auf einem<br />

solchen – die Marke bleibt <strong>im</strong><br />

Dunkel der Historie – fuhr<br />

Adrian Glöckner einst zu seinen<br />

Kunden, um Autos zu<br />

verkaufen. Zu jener Zeit erst<br />

unglaubliche 12 Jahre alt,<br />

noch ohne Führerschein und<br />

wohl nicht ahnend, dass er eines<br />

Tages in Dresden ein Autohaus<br />

mit den klassischen amerikanischen<br />

Marken Dodge,<br />

Chrysler und Jeep sowie<br />

Volkswagen besitzen würde.<br />

Leidenschaft seit<br />

Kindertagen<br />

„Ich wollte schon <strong>im</strong>mer Autos<br />

verkaufen“, beschreibt Adrian<br />

Glöckner seine Liebe zu Fahrzeugen.<br />

Ein Wunder ist das<br />

nicht, denn Autos spielen nun<br />

schon in der 3. Generation eine<br />

Rolle <strong>im</strong> Leben der Glöckners.<br />

Begann sein Großvater<br />

1956 mit einer Tankstelle und<br />

dem Verkauf von VW-Jahreswagen,<br />

so baute Vater Helmut<br />

die Geschäfte hier in Dresden<br />

gleich nach der Wende<br />

auf. Gemeinsam mit ihm und<br />

Bruder Nikolaus betreibt<br />

Adrian Glöckner nunmehr<br />

drei Autohäuser und beschäftigt<br />

insgesamt knapp 50 Mitarbeiter.<br />

„Das Alltagsgeschäft<br />

erledigt jeder für sich, doch<br />

strategische Entscheidungen<br />

fällen wir alle gemeinsam“,<br />

erklärt er die Philosophie.<br />

„Unser Grundsatz ist es, alle<br />

Beschlüsse einst<strong>im</strong>mig zu fällen.“<br />

Die Vorteile eines unternehmergeführtenAutohauses<br />

gegenüber den anonymeren<br />

Niederlassungen großer<br />

Automarken machen die<br />

Glöckners zu ihrem Credo:<br />

persönlich, authentisch und<br />

erreichbar sein. Die Handynummer<br />

des Chefs gibt’s deshalb<br />

be<strong>im</strong> Autokauf dazu.<br />

Kundenbindung über<br />

Marken hinweg<br />

Die frühe Verantwortung, die<br />

Vater Glöckner seinen Söhnen<br />

übertrug, hat sich überaus positiv<br />

auf deren Entwicklung<br />

ausgewirkt, obwohl auch sie<br />

Lehrgeld zahlen mussten. „Am<br />

Anfang bin ich in Kneipen<br />

gegangen, weil ich dachte,<br />

dort kann ich<br />

Autos verkaufen“,<br />

erzählt<br />

Adrian Glöckner.<br />

„Doch erst,<br />

als ich in Kneipen<br />

ging, um<br />

Menschen kennenzulernen,<br />

habe ich tatsächlich<br />

verkauft“.<br />

Einer der ers- Adrian Glöckner<br />

ten Chrysler-Kunden war<br />

damals der heutige Schiller-<br />

Garten-Gastwirt Frank Baumgürtel.<br />

Mit ihm und dessen<br />

Partnern ist er seit dieser Zeit<br />

freundschaftlich verbunden.<br />

„Ich habe jede Gaststätteneröffnung<br />

von Frank Baumgürtel<br />

mitgemacht“, erinnert sich<br />

Adrian Glöckner, der auch<br />

Mitglied <strong>im</strong> Beirat des Schiller-<br />

Gartens zu Dresden-Blasewitz<br />

ist. Frank Baumgürtel ist<br />

mittlerweile zur Marke VW<br />

gewechselt, die neben den legendären<br />

Amerikanern ebenfalls<br />

von Adrian Glöckner vertrieben<br />

wird. „Die Markentreue<br />

bei Autos kann man heute<br />

nicht mehr erwarten. Wer<br />

vor einigen Jahrzehnten Golf<br />

fuhr, blieb dabei und meist<br />

fuhren dann auch noch die<br />

Kinder Golf. Das ist heute<br />

nicht mehr so.“ Was für andere<br />

Autohäuser ein Problem<br />

ist, betrachtet Adrian Glöckner<br />

als Chance. Mit Volkswagen<br />

hat er eine Marke <strong>im</strong><br />

Angebot, die einen breiten<br />

Kundenkreis interessiert. Mit<br />

Jeep, Chrysler und Dodge<br />

bedient er Kunden, die das<br />

andere suchen, die Nische,<br />

das Besondere, die mit dem<br />

Drang nach Abenteuer und<br />

Freiheit, die diese Marken<br />

verkörpern, die VW-Welt verlassen.<br />

– Um eines Tages vielleicht<br />

wieder in sie zurückzukehren<br />

und dann erneut in<br />

Adrian Glöckners Autohaus<br />

zu stehen. „Wir wollen unser<br />

Geschäft mit den Kunden heute<br />

machen, aber auch übermorgen<br />

noch“, resümiert<br />

Adrian Glöckner. Mit dem<br />

Fahrrad fährt er zwar heute<br />

nicht mehr zu den Kunden,<br />

doch er ist ihnen noch genauso<br />

nahe wie in früheren<br />

Zeiten. Daniella Fischer<br />

7<br />

Foto: Dörte Gerlach


„Vom Eise befreit sind Strom<br />

und Bäche durch des Frühlings<br />

holden, belebenden<br />

Blick“, so dichtete einst Johann<br />

Wolfgang von Goethe.<br />

Wenn auch nicht als „Osterspaziergang“<br />

<strong>im</strong> Goethe’schen<br />

Sinne, so genoss Potz Blitz<br />

dennoch Mitte April einen<br />

belebenden „Schiller-Spaziergang“<br />

durch dessen Geburtsstadt.<br />

Geführt von Manfred<br />

W. Fritz, dem Vorsitzenden<br />

des Marbacher Schillervereines,<br />

besuchten wir Schillers<br />

Geburtshaus und den „Schiller-<br />

Garten“, warfen einen Blick<br />

in das Literaturmuseum der<br />

Moderne und bewunderten<br />

ehrfürchtig den „Gabentisch“<br />

von Dr. Michael Davidis, dem<br />

Leiter der Kunstsammlungen<br />

<strong>im</strong> Deutschen Literaturarchiv<br />

und Verwalter von Schillers<br />

gegenständlichem Nachlass.<br />

Schillers Geburtshaus<br />

Fast jedes Haus in Marbach<br />

erzählt eine Geschichte. Der<br />

beschauliche Ort mit den alten<br />

Fachwerkhäusern 25 Kilometer<br />

nördlich von Stuttgart atmet<br />

die wärmende Frühlingssonne.<br />

Zurzeit sind nur wenige<br />

Touristen in der Neckarstadt<br />

unterwegs. „Für das Schiller-<br />

Jahr 2009 erwarten wir noch<br />

mehr Besucher als <strong>im</strong> Schiller-<br />

Jahr 2005“, erzählt Frau Musterle,<br />

eine der Betreuerinnen<br />

des Schiller-Geburtshauses. In<br />

diesem liebevoll restaurierten<br />

Fachwerkhaus lebte Friedrich<br />

Schiller mit seiner Mutter<br />

und der älteren Schwester<br />

Christophine bis zu seinem 4. Lebensjahr.<br />

Es ist dem Silbergürtler<br />

Gottlob Francke zu verdanken,<br />

dass es nicht in Vergessenheit<br />

geriet. Sieben Jahre<br />

nach Schillers Tod, 1812, ließ<br />

Francke insgesamt 15 Marbacher<br />

Bürger unter Eid beurkunden,<br />

dass es genau dieses Haus<br />

8<br />

Marbacher Frühlingsspaziergang<br />

Ein Tag in Schillers Geburtsstadt<br />

war, in dem Schiller geboren<br />

wurde. In Schillers Geburtsraum<br />

genießen wir neben der<br />

Dannecker’schen Dichterbüste<br />

selbstgebackene Schiller-Kekse<br />

und Schiller-Wein, bevor wir<br />

auf die Schillerhöhe spazieren.<br />

Die Schillerhöhe<br />

Vorbei am ältesten Fachwerkhaus<br />

Marbachs, dem Heinlinschen<br />

Hof, das als einziges<br />

den schweren Stadtbrand von<br />

1693 überstand und derzeit<br />

saniert wird, vorbei auch am<br />

Geburtshaus von Schillers Mutter<br />

Elisabeth Dorothea Kodweiß<br />

und dem des Astronomen<br />

Tobias Mayer, gelangen wir<br />

zur Stadtkirche. Hier wird<br />

Schiller einen Tag nach seiner<br />

Geburt unter Anwesenheit<br />

von ungewöhnlich vielen Taufpaten<br />

getauft – nicht, wie häufig<br />

behauptet, in der Alexanderkirche,<br />

in der zum 100. Geburtstag<br />

Schillers die reich<br />

verzierte „Concordia-Glocke“<br />

in Betrieb ging. Sie läutet nur<br />

zwei Mal <strong>im</strong> Jahr: zu Schillers<br />

Geburts- und Todestag. Vater<br />

Schiller ist zur Taufe seines<br />

einzigen Sohnes übrigens nicht<br />

anwesend: Er steht als Leutnant<br />

mit seinem Reg<strong>im</strong>ent bei<br />

Fulda. Erst drei Monate später<br />

wird seine Frau ihm hinterher<br />

reisen und den fast drei Monate<br />

alten Stammhalter vorstellen.<br />

Die Schillerhöhe, ein besonders<br />

schöner Teil der Stadt,<br />

liegt oberhalb des Neckartals.<br />

Eingebettet in einen kleinen<br />

Park befinden sich hier das<br />

Schiller-Nationalmuseum, das<br />

Literaturmuseum der Moderne<br />

Das Literaturmuseum der Moderne auf der Schillerhöhe<br />

und das Deutsche Literaturarchiv.<br />

Inmitten des Parks<br />

hoch oben auf einem Sockel<br />

blickt Schiller in die Ferne.<br />

„Schiller is doof“, steht am<br />

Rand des Denkmals in krakeliger<br />

Schrift – wohl nicht alle<br />

Schüler können dem Dichter<br />

etwas abgewinnen, in dessen<br />

Nähe gerade einige Marbacher<br />

Abiturienten mit Grill und Bier<br />

ihr bestandenes Abitur feiern.<br />

1859, zu Schillers 100. Geburtstag,<br />

wurde der Grundstein für<br />

dieses Denkmal gelegt – zur<br />

selben Zeit erhielt der Dresdner<br />

<strong>SchillerGarten</strong> seinen Namen<br />

und ein – viel bescheideneres!<br />

– kleines Schiller-Denkmal<br />

von Ernst Litfaß.<br />

Das Literaturmuseum<br />

der Moderne<br />

Im Gegensatz zum Schiller-<br />

Nationalmuseum, das derzeit<br />

geschlossen ist und sich mit<br />

großer Innensanierung und<br />

neuer Dauerausstellung auf<br />

das Schiller-Jahr 2009 vorbereitet,<br />

können wir einen Blick<br />

in das vom englischen Architekten<br />

David Chipperfield<br />

erbaute „LiMo“ werfen. Sichtbeton<br />

kombiniert mit Tropenholz,<br />

Türen so hoch, dass es<br />

eines automatischen Türöffners<br />

bedarf, um sie zu öffnen,<br />

Filzbänke und ein Spiel von<br />

Licht und Schatten zwischen<br />

den Betonsäulen. Größe,<br />

Weite, Ordnung – ein Tempel<br />

für die modernen Literaten,<br />

ohne dass man befürchtet, sie<br />

anbeten zu müssen. Ob Kafka,<br />

Rilke, Hesse oder Kästner –<br />

auch sie waren „nur“ Men-<br />

Das Schiller-Denkmal in Marbach<br />

schen, wie die teils kostbaren,<br />

teils banalen oder kuriosen<br />

Ausstellungsstücke <strong>im</strong> Raum<br />

„nexus“ zeigen – und den<br />

Wunsch nach längerer Verweildauer<br />

wecken. Die vier langen,<br />

gläsernen Vitrinen mit<br />

gekonnt gesetzten 50-Lux-<br />

Lichtern <strong>im</strong> abgedunkelten<br />

Raum lassen die Besucher mit<br />

ihrem Licht- und Spiegelspiel<br />

zunächst fasziniert verharren.<br />

Viel gelobt, aber auch viel gescholten<br />

eine Ausstellungskonzeption,<br />

bei der man sich<br />

fallen lassen kann in Momentaufnahmen<br />

aus dem Leben<br />

der Literaten. In Zettelschnipsel,<br />

Schreibmaschinenseiten,<br />

Postkarten, aber auch an 35 Stellen<br />

vorbeikommen muss, um<br />

alle Ausstellungsstücke zum<br />

Beispiel zu Erich Kästner zu<br />

sehen. Sein Manuskript zu<br />

„Emil und die Detektive“ hat<br />

er übrigens in Steno geschrieben.<br />

Der Tempel des „LiMo“<br />

ist nur die Spitze des Eisberges:<br />

Das Museum verwahrt<br />

seine Schätze unter dem Berg<br />

der Schillerhöhe. 15.000 der<br />

insgesamt 22.000 Quadratmeter<br />

liegen unterirdisch.


Der Marbacher Schiller-<br />

Garten<br />

Wenige Schritte vom Literaturmuseum<br />

entfernt liegt der<br />

Marbacher Schiller-Garten.<br />

Schweinshaxe und Zwickel-<br />

Bier findet man hier nicht,<br />

wohl aber eine Streuobstwiese<br />

mit über 30 Apfelbäumen,<br />

eben ein richtiger Garten.<br />

Herrlich stehen einige Bäume<br />

gerade in Blüte und erinnern<br />

an Friedrich Schillers Vater,<br />

Johann Caspar. Er war neben<br />

seinem Beruf be<strong>im</strong> Militär<br />

auch noch „Intendant“ der<br />

herzoglichen Gärten und<br />

Baumschulen auf der Solitude<br />

bei Stuttgart be<strong>im</strong> Württembergischen<br />

Herzog Carl Eugen.<br />

Nach mehrjähriger Planung<br />

entstand 1996 der Marbacher<br />

Schiller-Garten mit 33 alten<br />

Obstsorten, die Caspar Schiller<br />

in seinem Buch „Die Baumzucht<br />

<strong>im</strong> Großen“ beschrieben<br />

hatte. Zuvor suchten die<br />

Initiatoren <strong>im</strong> In- und Ausland<br />

nach noch vorhandenen<br />

Ablegern dieser Apfelsorten.<br />

Am Gabentisch <strong>im</strong><br />

Literaturarchiv<br />

Dr. Michael Davidis erwartet<br />

seine Dresdner Gäste <strong>im</strong> Foyer<br />

des Deutschen Literaturarchives.<br />

Tatsächlich kennt der<br />

studierte Historiker und Ger-<br />

manist Potz Blitz und ist erstaunlich<br />

gut informiert über<br />

den Dresdner <strong>SchillerGarten</strong>,<br />

das Körnerhaus und die Probleme<br />

der Dresdner Bürgerstiftung,<br />

einen öffentlichen Weg<br />

zwischen Körnerhaus und<br />

„Schillerhäuschen“ zu ebnen.<br />

In den Tiefen der Magazine<br />

betrachten wir zunächst unter<br />

seinen humorvollen Erläuterungen<br />

Porträts von Schiller,<br />

dessen Frau Charlotte und seinen<br />

Kindern. Tochter Emilie,<br />

ein Jahr vor Schillers Tod erst<br />

geboren, pflegte den schriftlichen<br />

Nachlass ihres Vaters,<br />

den später ihr Enkel Karl<br />

Alexander Freiherr von Gleichen-Rußwurm<br />

dem Goetheund<br />

Schiller-Archiv in We<strong>im</strong>ar<br />

schenkte.<br />

Dann der unbestrittene Höhepunkt<br />

unserer Marbach-Reise:<br />

Wir sitzen <strong>im</strong> Magazin vor originalen<br />

Silberstiftzeichnungen<br />

aus dem Jahre 1784, gezeichnet<br />

von Dora Stock, der Schwes-<br />

Im Magazin des Deutschen Literaturarchives<br />

Dr. Michael Davidis vor einem Schiller-Porträt von Ludovika S<strong>im</strong>anowitz<br />

ter von Christian Gottfried<br />

Körners Ehefrau Minna. In<br />

tiefer Verehrung schrieben sie<br />

damals an Friedrich Schiller,<br />

fügten diese Zeichnungen ihrer<br />

Personen sowie eine Brieftasche<br />

mit gesticktem Monogramm<br />

bei. Auch sie hat Dr.<br />

Davidis aus dem Archiv geholt<br />

und auf Seidenpapier vor uns<br />

gebettet. Diese Postsendung<br />

gilt als der Auslöser für Schillers<br />

späteren Aufenthalt bei<br />

Körner und seine Loschwitzer<br />

und Blasewitzer Zeit. Gänse-<br />

haut ist erlaubt be<strong>im</strong> Blick<br />

auf die Originale, auch dann<br />

noch, als Dr. Davidis einen<br />

weiteren Schatz aus dem Archiv<br />

holt: den Erstdruck von<br />

Beethovens 9. Sinfonie aus<br />

dem Jahre 1826 mit der „Ode<br />

an die Freude“, deren Text<br />

von Schiller stammt. Jedes<br />

Jahr zu Silvester wird die Ode<br />

um Mitternacht <strong>im</strong> Schiller-<br />

Garten gespielt. Potz Blitz<br />

wird sich zukünftig dann<br />

nicht nur an Schiller, sondern<br />

auch an die bereichernden<br />

Stunden in Marbach erinnern.<br />

Herzlichen Dank an den<br />

Schillerverein Marbach und<br />

Manfred W. Fritz sowie an Dr.<br />

Michael Davidis für ihre Gastfreundschaft!<br />

Daniella Fischer<br />

9<br />

Fotos: Dörte Gerlach


Ein roter Ball hüpft durch<br />

ein Z<strong>im</strong>mer. Lachend. Neugierig<br />

sowieso. Vielleicht ein<br />

wenig sehnsüchtig, weil er<br />

sich lieber an der frischen<br />

Luft von Kindern hin und<br />

her werfen lassen würde. Das<br />

Logo des Kindervereinigung<br />

Dresden e.V. soll ausdrücken,<br />

was vielen Kindern heute<br />

fehlt: Geborgenheit, Anreize<br />

zur sportlichen, kulturellen<br />

oder sprachlichen Betätigung,<br />

Angenommensein und kindliche<br />

Unbedarftheit. Nicht<br />

<strong>im</strong>mer bedingt durch materielle<br />

Not in der Familie, aber<br />

oft.<br />

„Das Beste wäre, wir würden<br />

eines Tages überflüssig“, sagt<br />

Vincenzo Ra<strong>im</strong>ondo, Assistent<br />

des Vorstandes der Kindervereinigung<br />

Dresden, „aber<br />

das ist in absehbarer Zeit<br />

wohl nicht zu erwarten. Wir<br />

sind <strong>im</strong>mer weiter gewachsen,<br />

was bedeutet, dass unsere<br />

Angebote wichtig sind.“<br />

Als der Verein 1992 gegründet<br />

wurde, organisierte er<br />

ausschließlich Ferientouren.<br />

Auch heute noch schickt er<br />

mehr als 1.000 Kinder pro<br />

10<br />

Alltag lernen, Ferien genießen –<br />

ein Muss für alle Kinder<br />

<strong>SchillerGarten</strong> unterstützt Kindervereinigung Dresden e.V.<br />

Saison in den Urlaub. Er<br />

wirbt Spenden und Fördermittel<br />

ein, um auch Kindern<br />

einen Ferienaufenthalt zu<br />

ermöglichen, deren Eltern<br />

sich eine Reise aus eigener<br />

Kraft nicht leisten können.<br />

„Wir haben noch mehr Kapazitäten,<br />

aber wahrscheinlich<br />

wissen viele nicht, dass sie<br />

Unterstützung bekommen<br />

können“, wundert sich Vorstandsassistent<br />

Ra<strong>im</strong>ondo.<br />

Damals wie heute stehen die<br />

betreuten Ferientouren <strong>im</strong>mer<br />

unter einem pädagogischen<br />

Aspekt. Das können<br />

sportliche, künstlerische oder<br />

(fremd-)sprachliche Schwerpunkte<br />

sein. „Die Familien<br />

können sicher sein, dass ihr<br />

Kind bei uns in sicheren<br />

Händen ist“, bekräftigt er<br />

den Betreuungsschlüssel von<br />

mindestens einem Betreuer<br />

auf zehn Kinder. Auch wenn<br />

in den Ferien die Entspannung<br />

nicht zu kurz kommen<br />

sollte, erfahren manche Kinder<br />

zum ersten Mal, was aktive<br />

Erholung ist.<br />

Heute arbeiten mehr als 200<br />

Mitarbeiter für die Kinder-<br />

vereinigung Dresden, <strong>im</strong> Kinderhaus<br />

Krea(k)tiv Nickern,<br />

in zwei sozialpädagogisch betreuten<br />

Wohnbereichen, <strong>im</strong><br />

offenen Jugendbereich oder<br />

<strong>im</strong> vereinseigenen Freizeitund<br />

Bildungszentrum Naunhof.<br />

Ein Mehrgenerationenhaus<br />

wird derzeit in Reick<br />

gestaltet. Die fünf Kindertagesstätten<br />

der Kindervereinigung<br />

Dresden arbeiten nach<br />

dem besonderen Konzept der<br />

Reggio-Pädagogik. Die hat<br />

ihren Ursprung in der nordund<br />

mittelitalienischen Gegend<br />

Emilia Romagna, konkret<br />

in der Stadt Reggio<br />

Emilia, und setzt sich dafür<br />

ein, dass Kinder „Alltag in<br />

Projekten lernen“. Über<br />

Dresdens Grenzen hinaus<br />

bekannt ist der Kinder- und<br />

Jugend-Zirkus KAOS, der in<br />

diesem Jahr bereits zum dritten<br />

Mal das Europäische<br />

Straßenzirkus- und Theaterfestival<br />

ausrichtete. Im Kinderz<strong>im</strong>mer<br />

der Agentur für<br />

Arbeit betreuten Mitarbeiter<br />

der Kindervereinigung seit<br />

Eröffnung <strong>im</strong> November 2006<br />

schon 4.000 Kinder. „Außer-<br />

dem haben wir ein Familienz<strong>im</strong>mer<br />

<strong>im</strong> Rathaus eingerichtet“,<br />

berichtet Vincenzo<br />

Ra<strong>im</strong>ondo.<br />

Kinder sind Zukunft<br />

„Jedes Kind ist ein kleines<br />

Stück Zukunft.“ Die Botschaft<br />

transportieren auch<br />

die Vereinsautos durch die<br />

Stadt. Unaufdringlich und<br />

wie eine stille Mahnung an<br />

alle, die für Kinder etwas tun<br />

können.<br />

Bei <strong>SchillerGarten</strong>-Geschäftsführer<br />

Thomas Jacob musste<br />

Vincenzo Ra<strong>im</strong>ondo nicht<br />

viel erklären: „Ganz unkompliziert<br />

sagte er letztes Jahr<br />

zu, dass wir etwas zusammen<br />

machen.“ Der <strong>SchillerGarten</strong><br />

als Nachbar der Kindervereinigung<br />

spendierte einen<br />

Weihnachtsnachmittag mit<br />

Plätzchen und Kakao für<br />

Kinder aus betreuten Wohngruppen.<br />

Dagmar Möbius


Villa Eschebach – Bank und Kunst<br />

In der 1903/04 errichteten<br />

Villa Eschebach am Albertplatz<br />

hat die Dresdner Volksbank<br />

Raiffeisenbank seit 1997<br />

ihren Hauptsitz. Wer die<br />

Villa von innen gesehen hat,<br />

kann sich dem Charme des<br />

Hauses nicht entziehen. Äußerlich<br />

<strong>im</strong> neobarocken Stil erbaut,<br />

wurde <strong>im</strong> Inneren moderne<br />

Architektur umgesetzt.<br />

Das „Erlebnis Bank“ wird insofern<br />

noch aufgewertet, dass<br />

seit zehn Jahren regelmäßig<br />

Kunstausstellungen durchgeführt<br />

werden. Derzeit zeigen<br />

Dresdner Künstler Arbeiten<br />

aus den 1970er Jahren. Mit A.<br />

R. Penck ist dabei einer der<br />

wichtigsten europäischen<br />

Künstler vertreten. Dass sich<br />

in solchen Räumen Kunden<br />

und Mitarbeiter wohlfühlen,<br />

braucht nicht betont zu werden.<br />

Der Kunde kann sich<br />

hier individuell und persön-<br />

lich beraten lassen. Und noch<br />

ein Vorteil ist zu erwähnen:<br />

Die Bank wurde bereits 1910<br />

in Dresden gegründet und ist<br />

somit eine der wenigen einhe<strong>im</strong>ischen<br />

Banken, die diesen<br />

Titel auch wirklich verdient<br />

haben.<br />

In Dresden hat die Bank zehn<br />

Filialen und ist nun auch am<br />

Schillerplatz (Loschwitzer<br />

Str. 47) präsent.<br />

Dieter Hoefer<br />

11


Ein Monet in der Mendelssohnallee (früher Deutsche Kaiser Allee), ein Renoir auf der<br />

Goetheallee (früher Emser Allee) – was für Schätze. Private Kunstsammler und Mäzene<br />

hatten sich zu Anfang des 20. Jahrhunderts in Dresden und vor allem in Blasewitz angesiedelt.<br />

Sie waren Teil einer Kunstszene, zu der auch die Bienerts oder die Arnolds gehörten<br />

– bekannte Namen in Dresden. Sie sammelten hochwertige Kunstwerke nicht nur um<br />

ihrer selbst willen, sondern stellten ihre Bilder für Ausstellungen zur Verfügung, lebten<br />

Mäzenatentum oder engagierten sich <strong>im</strong> städtischen Kunstleben. Potz Blitz stellt seit<br />

November 2007 die Blasewitzer Sammler vor.<br />

Vielleicht war es anfangs eine<br />

Laune, sein ererbtes und erworbenes<br />

Vermögen gut anzulegen,<br />

die Oscar Schmitz<br />

veranlasste, Ende der 1890er<br />

Jahre eine eigene private<br />

Kunstsammlung aufzubauen.<br />

Zwei Werke des Franzosen<br />

Boudin waren es, die er 1899<br />

erwarb – und bis er 1903<br />

nach Dresden umzog, kamen<br />

noch 20 weitere Gemälde<br />

hinzu, darunter Bilder von<br />

12<br />

Der Kunstsammler Oscar Schmitz<br />

Monet, Pissarro, Renoir und<br />

Sisley. Dank des wirtschaftlichen<br />

Erfolges der mit dem<br />

Bruder betriebenen Firma<br />

„Oscar & Alfred Schmitz –<br />

Havre“ in Frankreich konnte<br />

er sich bereits mit 42 Jahren<br />

in den Ruhestand begeben<br />

und siedelte sich in Dresden<br />

in der Emser Allee, heute<br />

Goetheallee an. Hier in Blasewitz<br />

besaß bereits sein<br />

Schwager Adolf Rothermundt,<br />

Salon mit Billardtisch in der Schmitz-Villa u.a. mit Claude Monets „Chemin<br />

de Halage à Lavacourt“ (1878) und Constatin Meuniers „Puddler“, um 1930<br />

selbst anerkannter privater<br />

Kunstsammler, eine von Karl<br />

Emil Scherz erbaute Villa.<br />

Schmitz hatte 1896 eine<br />

Schwester von Rothermundts<br />

Frau geheiratet.<br />

Vom Kaufmann zum<br />

Kunstkenner<br />

Oscar Schmitz, 1861 in Prag<br />

als Sohn eines deutschen<br />

Kaufmanns und Vertreters<br />

eines Textilunternehmens ge-<br />

Oscar Schmitz<br />

boren, hatte eine kaufmännische<br />

Ausbildung erhalten.<br />

Sein Kunstverstand wurde<br />

maßgeblich in Paris durch<br />

den Kunsthändler Paul<br />

Salon mit Flügel in der Schmitz-Villa u.a. mit Émile-Antoine Bourdelles<br />

Bronzebüste von Beethoven und Auguste Renoirs „Baigneuse“, um 1920<br />

Repros und Quelle: Ausstellungskatalog „Von Monet bis Mondrian“


Durand-Ruel geprägt, mit<br />

dem er lange Zeit befreundet<br />

war. So entwickelte sich<br />

Schmitz zu einem Kunstliebhaber<br />

und wahren Kenner<br />

des französischen Impressionismus.<br />

Er ergänzte seine<br />

Sammlung mit Bildern von<br />

Cézanne und van Gogh, kaufte<br />

weitere Werke Renoirs.<br />

Angeregt durch seinen<br />

Schwager Rothermundt begann<br />

er später in Dresden<br />

auch deutsche Künstler wie<br />

Slevogt, Trübner und<br />

Schuch in seine Sammlung<br />

aufzunehmen. Ein Schwerpunkt<br />

lag auf Bildern von<br />

Max Liebermann, insgesamt<br />

21 besaß er von ihm<br />

und pflegte einen intensiven<br />

Briefwechsel und eine<br />

freundschaftliche Beziehung<br />

zu ihm.<br />

„Feinste<br />

Privatsammlung“<br />

Die Sammlung von Oscar<br />

Schmitz fand bereits zu seinen<br />

Lebzeiten viel Aufmerksamkeit,<br />

man attestierte ihm<br />

universellen Geist und ein<br />

schlüssiges Konzept. Doch<br />

Schmitz war nicht nur privater<br />

Sammler, er suchte auch<br />

frühzeitig Kontakt zu den<br />

Staatlichen Museen und wur-<br />

de nach 1913 in die Ankaufkommission<br />

der Gemäldegalerie<br />

berufen – ein Zeugnis<br />

für seinen besonderen Kunstverstand.<br />

Hier machte er sich<br />

stark dafür, die mittlerweile<br />

entstandenen Lücken in den<br />

modernen Sammlungen zu<br />

schließen, den Galerieneubau<br />

zu forcieren und warb<br />

für höhere Ankaufsfonds. Er<br />

sorgte sich darum, dass allein<br />

aus der „Opferfreudigkeit<br />

der Privaten“ die angestrebte<br />

Qualität der „Alten Meister“<br />

nicht zu halten sei. 1918<br />

gründete er den Verein<br />

Dresdner Galeriefreunde, der<br />

neue Kunstwerke erwerben<br />

sollte. Im Jahr 1926 lieh er<br />

über 20 seiner Gemälde für<br />

die Internationale Kunstausstellung<br />

in Dresden aus.<br />

Umzug in die Schweiz<br />

„Steuerliche Schikanen“ veranlassten<br />

ihn 1931 Dresden<br />

zu verlassen, vielleicht hatte<br />

„Der Bahnhof Saint-Lazare“ von Claude Monet (1877) war in Besitz von Oscar<br />

Schmitz. Heute befindet sich das Bild in der National Gallery in London.<br />

er auch schon ein Gespür für<br />

die kommenden politischen<br />

Umbrüche. Er ging mit seiner<br />

Sammlung in die<br />

Schweiz, deren Staatsbürgerschaft<br />

er aufgrund früherer<br />

Geschäfte des Vaters besaß.<br />

Den größten Teil seiner<br />

Bilder, allen voran die wertvolle<br />

französische Sammlung,<br />

erhielt das Kunsthaus<br />

Zürich als Leihgabe. Sein<br />

Hausstand in der Villa auf<br />

der Emser Allee blieb unverändert<br />

zurück, was eine<br />

erhoffte Rückkehr vermuten<br />

lassen könnte. Doch Oscar<br />

Schmitz kehrte nicht mehr<br />

zurück: 1933 verstarb er an<br />

Herzversagen. Drei Jahre<br />

später war seine berühmte<br />

französische Sammlung bereits<br />

verkauft und weitere<br />

Kunstwerke unter den Erben<br />

verteilt. Als Dank<br />

schenkte die Erbengemeinschaft<br />

der Dresdner Galerie<br />

„Das Mädchen mit<br />

gefalteten Händen“ von<br />

Trübner. Was einst als die<br />

„feinste Privatsammlung<br />

moderner französischer<br />

Malerei Europas“ bezeichnet<br />

wurde und in Dresden-<br />

Blasewitz seine He<strong>im</strong>at<br />

hatte, war damit verstreut<br />

in alle Welt.<br />

Daniella Fischer<br />

Anzeige<br />

13


Foto: Dörte Gerlach<br />

Nicht nur heute, schon zu<br />

Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

war die Goetheallee, die damals<br />

noch Emser Allee hieß,<br />

eine reizvolle und angesagte<br />

Wohngegend.<br />

An dieser Hauptverkehrsader<br />

in der Prinzenaue und <strong>im</strong><br />

restlichen Blasewitz gab es<br />

trotz des allgemeinen Baubooms<br />

noch 80 unbebaute<br />

Grundstücke, weswegen der<br />

Gemeinderat über eine neue<br />

Bauordnung nachdachte. Diese<br />

schien durchaus notwendig,<br />

denn noch machte laut<br />

Otto Gruner „die schnöde<br />

Ausbeutung jeder Bebauungsmöglichkeit<br />

eines Grundstücks,<br />

die vielen Vororten<br />

14<br />

Von Kunst und Kindern<br />

Die Villa von Kunstsammler Oscar Schmitz<br />

den gemeinen Spekulantenstempel<br />

aufdrückte“ um Blasewitz<br />

einen großen Bogen.<br />

Ungeachtet dessen klingelten<br />

be<strong>im</strong> Drucker Alwin Arnold<br />

die Gendarmen. Der Vorwurf<br />

der Unterschlagung aufgrund<br />

misslungener Grundstücksspekulationen<br />

brachte ihn<br />

nicht nur hinter Gitter, sondern<br />

kostete ihn wohl kurze<br />

Zeit später auch sein Amt als<br />

Gemeinderat.<br />

Unbeeindruckt solcher Widrigkeiten<br />

wuchs die Anwohnerzahl<br />

in Blasewitz seit längerer<br />

Zeit kontinuierlich.<br />

Deshalb konnte sich <strong>im</strong> Jahr<br />

1901 der Blasewitzer Baumeister<br />

Karl Emil Scherz<br />

über einen neuen Auftrag<br />

freuen. Die Familie Schmitz<br />

beauftragte ihn, auf dem<br />

Grundstück der heutigen<br />

Goetheallee 18 eine repräsentative<br />

Villa zu errichten.<br />

Gelegenheit für Scherz, sein<br />

Können auf der Höhe seiner<br />

Zeit zu beweisen und das<br />

Bauwerk <strong>im</strong> englischen Landhausstil<br />

zu errichten, der<br />

sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

auch in Blasewitz<br />

zunehmend durchsetzte.<br />

Dieser Stil lässt sich bis heute<br />

an den typischen Fachwerkelementen<br />

der Giebel und<br />

am turmartigen Treppenhaus<br />

ablesen. Im Inneren mochte<br />

man es abwechslungsreich.<br />

Man liebte zwar die Gemütlichkeit,<br />

war aber nicht so<br />

bequem wie heute. Durch<br />

den häufigen Wechsel der<br />

Raumebenen gab es manche<br />

Treppen und Treppchen zu<br />

bewältigen, die zu Räumen<br />

mit vielen Ecken, Erkern und<br />

Winkeln führten.<br />

Im Jahr 1903 zog der<br />

Textilfabrikant Oscar Schmitz<br />

in die Scherz´sche Villa auf<br />

der Emser Allee. Mit ihm<br />

kam <strong>im</strong> Laufe der Zeit eine<br />

der bedeutendsten privaten<br />

Sammlungen moderner Malerei<br />

nach Blasewitz. Diese<br />

kunstsinnige Periode fand<br />

allerdings ein jähes Ende, als<br />

Oscar Schmitz 1931 nach Unst<strong>im</strong>migkeiten<br />

mit dem Fiskus<br />

Dresden in Richtung Schweiz<br />

verließ. Seine jüdischen Nachkommen<br />

wurden schließlich<br />

1933 enteignet und die Villa<br />

zu einem NS-Schwesternhe<strong>im</strong><br />

umfunktioniert. Auch<br />

nach dem Krieg wurde das<br />

Haus als Einrichtung des Gesundheits-<br />

und Sozialwesens<br />

genutzt.<br />

Diese eher nüchternen und<br />

rein zweckmäßigen Aufgaben<br />

sorgten dafür, dass das Gebäude<br />

zwar erhalten, aber<br />

von Umbauten nicht verschont<br />

blieb. Am augenscheinlichsten<br />

ist die lieblose Vermauerung<br />

der ehemals repräsentativen<br />

und überdachten Veranda.<br />

Das internationale Flair, das<br />

hier zu Oscar Schmitz’<br />

Lebzeiten geherrscht hat, ist<br />

inzwischen auf eine andere<br />

Art zurückgekehrt. Nach der<br />

Sanierung findet hier der<br />

schuleigene Kindergarten<br />

der DIS, der Internationalen<br />

Schule, seinen Platz.<br />

Charles M. Bugnowski


Foto: Dörte Gerlach<br />

Optikermeister Andreas Schubert<br />

Nachbarn am Schillerplatz<br />

Es sei besser, einäugig gen<br />

H<strong>im</strong>mel zu schauen als mit<br />

zwei Augen in die Hölle, ließ<br />

Friedrich Schiller seinen Franz<br />

Moor in den „Räubern“ sagen.<br />

Nun, die philosophische<br />

Interpretation dieses Zitates<br />

mag jeder Leser für sich vornehmen.<br />

Keinen Zweifel gibt<br />

es jedoch daran, dass unser<br />

Augenlicht zu den wertvollsten<br />

Gesundheitsschätzen gehört.<br />

„Die Menschen gehen<br />

ins Fitness-Studio oder essen<br />

gesundheitsbewusst, doch zum<br />

Sehtest kommen sie erst,<br />

wenn die Arme zu kurz werden“,<br />

wundert sich Optikermeister<br />

Andreas Schubert<br />

humorvoll. Seit 1983 betreibt<br />

er am Schillerplatz sein<br />

Optik Schubert<br />

Geschäft als Nachfolger des<br />

alteingesessenen Optikers Panzer,<br />

bei dem er bereits 1976<br />

zu arbeiten begann. Dies war<br />

seine Chance für die spätere<br />

Selbstständigkeit, denn <strong>im</strong><br />

Sozialismus waren nur Geschäftsübernahmen<br />

zur Sicherung<br />

des Versorgungsauftrages<br />

für die Bevölkerung erlaubt,<br />

nicht aber private Neugründungen.<br />

Halbe Sehkraft,<br />

halber Mensch<br />

Bruno Panzer führte seit<br />

1920 auf der Großenhainer<br />

Straße einen Brillenladen, zog<br />

1945 an den Schillerplatz 2 –<br />

wo später die legendäre „Bierritze“<br />

war –, konnte aber das<br />

neue Geschäft in Blasewitz<br />

nur noch kurz genießen.<br />

1946 starb er, von da übernahm<br />

Heinz, sein Sohn. Der<br />

hatte guten Geschäftssinn,<br />

halb Dresden kaufte in DDR-<br />

Zeiten Brillen bei ihm. Etwa<br />

40 verschiedene Gestelle gab<br />

es, eingekauft wurde quartalsweise,<br />

allerdings 80 Prozent<br />

Kunststoff- und nur 20 Prozent<br />

der gefragteren Metallfassungen.<br />

Andreas Schubert<br />

besitzt noch <strong>im</strong>mer die alten<br />

Glasnegative, mit denen Panzer<br />

für sein Geschäft warb,<br />

unter anderem <strong>im</strong> Schiller-<br />

Garten-Kino. „Manches könnte<br />

man heute fast wieder verwenden“,<br />

schmunzelt er. Panzer<br />

übrigens durfte nach<br />

1968 seine Werbung auf einer<br />

Übersichtskarte <strong>im</strong> Kursbuch<br />

der Bahn, die auch in<br />

der Tschechoslowakei zu<br />

sehen war, nicht fortsetzen.<br />

Zu sehr erinnerte sein Name<br />

dort an die einmarschierten<br />

Sowjets.<br />

Sehenswertes Angebot<br />

In seinem einladenden Geschäft<br />

auf der Hüblerstraße<br />

hat Andreas Schubert ein<br />

überraschend großes Angebot,<br />

das vielfältiger scheint<br />

als das in großen und vielbeworbenen<br />

Optikerketten. Da<br />

Anzeige für das <strong>SchillerGarten</strong>-Kino<br />

sind einerseits trendige Marken,<br />

farbenfrohe Gestelle und<br />

andererseits klassische oder<br />

dezente Brillen. „Wir haben<br />

für jeden Geschmack und<br />

Geldbeutel etwas“, erklärt<br />

der Optiker. Apropos Geldbeutel:<br />

Auch Markenfassungen,<br />

etwa von Dolce&Gabbana<br />

oder Jette Joop sind nicht<br />

unerschwinglich! Andreas<br />

Schubert kauft nach Modetrends<br />

ein, aber ebenso nach<br />

Funktionalität. „Die häufigere<br />

und längere Arbeit am<br />

Computer lässt viele Menschen<br />

umdenken und bewusster<br />

mit ihren Augen umgehen“,<br />

resümiert Andreas<br />

Schubert. Zwar kauft heute<br />

nicht mehr halb Dresden bei<br />

ihm ein, doch sein Angebot<br />

ansehen sollte man sich auf<br />

jeden Fall. Und vielleicht heißt<br />

es dann: Brille – Schubert.<br />

Daniella Fischer<br />

15<br />

Foto: Archiv Andreas Schubert


Schiller erhält neben 190 Quadratmetern<br />

Wohnfläche eine<br />

Südwestterrasse. Shakespeare<br />

logiert <strong>im</strong> Einfamilienhaus nebenan,<br />

mit herrlichem Loft<br />

<strong>im</strong> Dachgeschoss. Kästner<br />

und Kleist teilen sich die<br />

Seitengebäude. Lessing und<br />

Fontane bekommen <strong>im</strong>merhin<br />

jeder eine Vierraumwohnung.<br />

Was für ein Gedanke,<br />

wenn all diese Geistesgrößen<br />

tatsächlich einmal zusammengekommen<br />

wären in der<br />

Schillerstraße 39. Dort sanierte<br />

die Firma USD Immobilien<br />

GmbH die Villa „Hohenlinden“<br />

mit all ihren Nebengebäuden<br />

und benannte die<br />

insgesamt neun Wohneinheiten<br />

nach großen Dichtern.<br />

„Wohneinheiten“ ist allerdings<br />

nicht der rechte Begriff<br />

für die wunderschönen Residenzen<br />

zwischen 90 und 190<br />

Quadratmetern Wohnfläche,<br />

die mittlerweile alle verkauft<br />

und vermietet sind. Mit hochwertiger<br />

Ausstattung, Parkett,<br />

Kamin – und einer einzigartigen<br />

Einbettung in den wunderschönen<br />

Park mit altem<br />

Baumbestand.<br />

16<br />

Der Club der Dichter<br />

Villa „Hohenlinden“ in Loschwitz ist fertig saniert<br />

Bunter Besitzerreigen<br />

Auftraggeber für den 1884<br />

erfolgten Bau der Villa –<br />

damals „Haus Schwanstein“<br />

genannt – war Verlagsbuchhändler<br />

Erich Ehlermann,<br />

Gartenansicht der Villa „Hohenlinden“<br />

der aus Pflichtgefühl aber<br />

auch Neigung den Schulbuchverlag<br />

seines Vaters Louis<br />

1886 in Dresden übernommen<br />

hatte. Vater Ehlermann<br />

war befreundet mit Literaturhistoriker<br />

Karl Goedeke, der<br />

unter anderem eine Schillerund<br />

Goethebiografie verfasst<br />

hatte. Ehlermann junior,<br />

Ernst, machte sich später<br />

einen Namen als Vorsitzender<br />

des Vereins Dresdner<br />

Buchhändler sowie als 2. Vorsitzender<br />

des Börsenvereins<br />

in Leipzig und begründete<br />

die Deutsche Bücherei in<br />

Leipzig mit. Fast 20 Jahre<br />

lang besaß er die Villa sowie<br />

die 1892 ergänzten flacheren<br />

Gebäude entlang der Wunderlichstraße.<br />

Im Jahre 1905<br />

verkaufte Ernst Ehlermann<br />

das Anwesen an den Hauptmann<br />

Gustav Hetzer, der größere<br />

Veränderungen vornehmen<br />

ließ. Ehlermann wie<br />

auch Hetzer werden <strong>im</strong><br />

„Lexikon der Millionäre“ von<br />

1912 geführt, Ehlermann<br />

besitzt demnach noch mehrere<br />

Häuser und Grundstücke<br />

in Dresden. Der neue Villen-<br />

Foto: Dörte Gerlach<br />

besitzer Hetzer lässt das Haus<br />

umbauen, wertvolle Holzintarsien,<br />

eine mehrstufige<br />

Natursteinterrasse mit Brunnen<br />

sowie eine Parkanlage<br />

mit Teich, Lustgarten und<br />

Tennisplatz anlegen. Es kann<br />

angenommen werden, dass<br />

diesen Umbau Georg Heinsius<br />

von Mayenburg, der<br />

Bruder des „Chlorodont-<br />

Erfinders“ Ottomar von<br />

Mayenburg, vollzogen hat. Er<br />

wird häufig als Erbauer der<br />

Villa 1884 genannt – zu diesem<br />

Zeitpunkt war er jedoch<br />

gerade erst 14 Jahre alt und<br />

ist erst ab 1898 in Dresden<br />

als Architekt nachgewiesen.<br />

Trotz vielfältiger, der Villa<br />

nicht unbedingt zuträglicher<br />

Nutzung wie etwa als Flüchtlingshe<strong>im</strong><br />

nach 1945 oder als<br />

Klinik der DDR-Volkspolizei<br />

ist über die Jahre vieles erhalten<br />

geblieben und wurde nun<br />

von der Firma USD, die sich<br />

mit der Sanierung von denkmalgeschützten<br />

Objekten in<br />

Dresden längst einen Namen<br />

gemacht hat, liebevoll saniert.<br />

Daniella Fischer


„Baustelle He<strong>im</strong>at“<br />

100 Jahre Landesverein Sächsischer He<strong>im</strong>atschutz<br />

Was ist He<strong>im</strong>at? Ein antiquierter<br />

Begriff? Zeichen von<br />

Verwurzelung? Sinnbild für<br />

Herkunft? Ein längst vergessenes<br />

Gefühl <strong>im</strong> Wirbel moderner<br />

Mobilität?<br />

Mit einer ungewöhnlichen Ausstellung<br />

unter dem provozierenden<br />

Titel „Baustelle He<strong>im</strong>at“<br />

versucht das Museum<br />

für Sächsische Volkskunst<br />

anlässlich des 100. Geburtstages<br />

des Landesvereins Sächsischer<br />

He<strong>im</strong>atschutz eine<br />

Annäherung an den He<strong>im</strong>atbegriff.<br />

Entgegen häufiger<br />

öffentlicher Wahrnehmung,<br />

He<strong>im</strong>atschutz sei konservativ<br />

oder rückwärtsgewandt, beschäftigen<br />

sich die „He<strong>im</strong>atschützer“<br />

mit sehr heutigen<br />

Aktivitäten. Mit bewusster<br />

Wahrnehmung ihrer Umgebung,<br />

die sie mitgestalten,<br />

mit kritischer – aber keineswegs<br />

<strong>im</strong>mer verhindernden! –<br />

Begleitung öffentlicher Bauvorhaben,<br />

mit Renaturierung<br />

von Industrieflächen und mit<br />

der Erforschung der Regionalgeschichte.<br />

„Unsere Mitglieder<br />

bringen ihre ganze<br />

Professionalität in die Vereinsarbeit<br />

ein“, erläutert Dr.<br />

Igor Jenzen, Direktor des Museums<br />

für Sächsische Volkskunst<br />

und Beauftragter für<br />

Öffentlichkeitsarbeit des Vereins,<br />

und gibt zu, dass ihn<br />

das am meisten beeindruckt.<br />

„Im Verein arbeiten bestens<br />

vernetzte Professoren, Abteilungsleiter<br />

und Fachleute aus<br />

allen Bereichen der Natur<br />

und der Kultur zusammen<br />

mit engagierten Projektgruppen<br />

und einer breiten Basis<br />

von Mitgliedern aus ganz<br />

Sachsen, die Verantwortung<br />

übernehmen.“ Etwa 1.500 Einzel-<br />

und 80 so genannte körperschaftliche<br />

Mitglieder hat<br />

der Verein, dessen Mitglieder<br />

sich in Naturschutz, Denkmalschutz,<br />

He<strong>im</strong>atgeschichte<br />

und Volkskunde engagieren.<br />

Auch der <strong>SchillerGarten</strong> Dresden<br />

ist Mitglied.<br />

Wechselvolle Geschichte<br />

Im Jahr 1908 gegründet von<br />

Oberbaurat Karl Schmidt<br />

sowie Oskar Seyffert, Professor<br />

an der Königlichen Kunstgewerbeschule,<br />

erlebte der<br />

Verein eine wechselvolle Geschichte.<br />

Geprägt von der<br />

charismatischen Persönlichkeit<br />

Seyfferts, der seit 1896<br />

auch als erster Direktor des<br />

Museums für Sächsische<br />

Volkskunst wirkte, war der Verein<br />

von Anbeginn am Erlass<br />

verschiedener Gesetze zum<br />

Naturschutz beteiligt, erwarb<br />

Grundstücke, Naturschutzflächen<br />

und Gebäude. Er<br />

überstand die Kriegszeiten,<br />

musste allerdings seine bis<br />

dahin regelmäßig erscheinenden<br />

„Mitteilungen des Landesvereins<br />

Sächsischer He<strong>im</strong>atschutz“<br />

1941 einstellen. Später<br />

ist seine Arbeit den Genossen<br />

suspekt, 1949 wird er<br />

enteignet und verliert die<br />

Arbeitsfähigkeit. Die He<strong>im</strong>atschutzfreunde<br />

finden hier<br />

und da ein Dach in Arbeitsgruppen<br />

des „Kulturbundes<br />

der DDR“. Erst <strong>im</strong> April<br />

1990 n<strong>im</strong>mt der Verein unter<br />

Vorsitz von Matthias Griebel<br />

und dem Ehrenvorsitz von<br />

Hans Nadler, dem Nestor der<br />

sächsischen Denkmalpflege,<br />

seine Arbeit wieder auf. Nach<br />

über 50-jähriger Pause erscheinen<br />

seit dem auch die<br />

„Mitteilungen“ wieder.<br />

Herkunft für Zukunft<br />

So authentisch die Ideale der<br />

Gründer waren, so sehr gab<br />

es ab Mitte der 1990er Jahre<br />

plötzlich auch politische Strö-<br />

mungen, die dem Wort „He<strong>im</strong>at“<br />

für ihre Ideologien einen<br />

gefährlichen Nährboden<br />

geben wollten. „Die ehrenvolle<br />

und ehrenamtliche Arbeit<br />

unserer zahlreichen Mitglieder<br />

hat nichts, aber auch gar<br />

nichts mit rechten Ideologien<br />

zu tun. Wir lassen uns von<br />

keiner politischen Richtung<br />

vereinnahmen“, stellt Dr.<br />

Jenzen klar. Wie überall<br />

gehen die Bestrebungen dahin,<br />

auch junge Menschen<br />

für he<strong>im</strong>atgeschichtliche Themen<br />

zu interessieren. „Erst<br />

die Nähe, dann die Ferne. Erst<br />

die He<strong>im</strong>at, dann die Sterne“<br />

heißt ein Sprichwort, das heute<br />

eher umgekehrt Realität ist.<br />

Neugier auf die Welt, berufliche<br />

Herausforderungen, nicht zuletzt<br />

die Vielfalt der Möglichkeiten<br />

führen junge Menschen<br />

heutzutage zunächst weg aus<br />

der He<strong>im</strong>at. Doch der Sinn von<br />

Ausflügen ist es, zurückzukehren<br />

– in die He<strong>im</strong>at.<br />

17. Mai bis 26. Oktober Ausstellung<br />

<strong>im</strong> Museum für Sächsische<br />

Volkskunst <strong>im</strong> historischen<br />

Jägerhof, Köpckestr. 1,<br />

täglich außer Montag von<br />

10 bis 18 Uhr. delfi<br />

17


Turbulent geht es zu in seinen Geschichten. Lehrer Lämpel und Schneider Böck, die Witwe Bolte und Max und Moritz, alle<br />

versuchen sie <strong>im</strong> Chaos der Welt zu überleben. Die Re<strong>im</strong>e und Zeichnungen Wilhelm Buschs begleiteten Generationen von<br />

Menschen. Die Phantasie ist das, was Wilhelm Busch und Friedrich Schiller verbindet – und unseren Autor anläßlich des 100.<br />

Todestages des Humoristen anregte, sich einen Besuch desselben <strong>im</strong> <strong>SchillerGarten</strong> vorzustellen.<br />

Darf der Rabe Huckebein in den <strong>SchillerGarten</strong> rein?<br />

Ja, sprach Friedrich, komm<br />

herbei, hier sind die Gedanken<br />

frei! Auch die Ode an die<br />

Freude passt hinein in dies<br />

Gebäude.<br />

Wilhelm Busch reist samt Gefolge<br />

an von Loschwitz mit<br />

dem Kahn, und der Meister<br />

rudert selbst, denn: „wer rudert,<br />

sieht den Grund nicht“.<br />

Rabe Huckebein flog flugs voraus,<br />

so sieht’s <strong>im</strong> Schiller-<br />

Garten aus! Eine Speisekarte<br />

„Klassisch – sächsisch“, auch<br />

Likör ist hier <strong>im</strong> Angebot –<br />

da kommt Helene in das Lot.<br />

Wirt Louis Köhler grüßt den<br />

Gast, der n<strong>im</strong>mt Platz ganz<br />

ohne Hast, <strong>im</strong> Garten unter<br />

Hainbuchen, um Schatten zu<br />

suchen.<br />

Plisch und Plum woll’n Pfannekuchen<br />

und Salat, das be-<br />

18<br />

kannte Leibgericht, was so sehr<br />

zum Herzen spricht. Wilhelm<br />

Busch bestellt Getränke, Wasser<br />

für den Raben Huckebein<br />

und die Hunde Plisch<br />

und Plum und ein Bier für<br />

alle, denn die erste Pflicht der<br />

Musensöhne ist, dass man<br />

sich ans Bier gewöhne. „Lieber<br />

ein bissel zu gut gegessen<br />

als zu erbärmlich getrunken“,<br />

ist des Meisters Motto für den<br />

Tag, der den <strong>SchillerGarten</strong><br />

mag. Helene wünscht dann<br />

Spargel, Schinken und Koteletts,<br />

denn die sind mitunter<br />

auch was nett’s. Doch Wilhelm<br />

Busch, ein kluger Mann, verehrt<br />

das Schwein; er denkt an<br />

dessen Zweck. Von außen ist<br />

es ja nicht fein, doch drinne<br />

sitzt der Speck. Da kann es<br />

nur die Haxe sein, danach für<br />

alle Branntewein.<br />

Balduin, durchtrieben und<br />

gescheit, sieht die Sache<br />

etwas lichter und bestellt den<br />

Schweinebraten, der ganz absolut<br />

und wohl geraten. Das<br />

zugehör’ge Sauerkraut wird<br />

von der Witwe bald erschaut.<br />

Wofür sie besonders schwärmt,<br />

wenn es wieder aufgewärmt.<br />

Doch guter Menschen Hauptbestreben<br />

ist, anderen was<br />

abzugeben. Drum schenkt<br />

auch uns’re liebe Witwe Bolte<br />

Balduin, der gerne wollte, ein<br />

Gläschen von des Franzmanns<br />

Sekt.<br />

Pudding ist mein Bestes, drum<br />

zum Schluss des kleinen Festes,<br />

steht der wohlgeformte<br />

große Pudding mit der roten<br />

Soße, braun und lieblich<br />

dampfend da. Höret nun was<br />

dann geschah:<br />

Der Affe schlummert ruhig ein<br />

voll Seelenruh und Branntewein.<br />

Wer mal so ist, der bleibt<br />

auch so! Huckebein erhebt das<br />

Glas und schlürft den Rest, weil<br />

er nicht gern was übrig lässt.<br />

Der Konrad leert sein fünftes<br />

Glas, die Schüchternheit verringert<br />

das. So geht’s mit Tabak<br />

und mit Rum: Erst bist<br />

du froh, dann fällst du um.<br />

Aber hier wie überhaupt,<br />

kommt es anders, als man<br />

glaubt.<br />

Der Autor aus dem Traum<br />

erwacht, <strong>im</strong> <strong>SchillerGarten</strong><br />

ist es Nacht.<br />

Claus Renschen


Alles <strong>im</strong> Leben dreht sich um<br />

etwas. Auf diesen fundamentalen<br />

philosophischen Ansatz<br />

setzt das diesjährige 18. Elbhangfest<br />

und zeigt damit,<br />

dass am Elbhang viel Bewegung<br />

ist. Wagenräder, Locken,<br />

Tänze, Kettenkarussells, die<br />

Planeten um die Sonne und<br />

die Zeiger der Uhr, alles eine<br />

einzige Dreherei. Darüber<br />

hinaus stehen bei diesem<br />

Fest die Handwerker und Gewerbetreibenden<br />

<strong>im</strong> Mittelpunkt,<br />

die sich in diesen Zeiten<br />

richtig „drehen“ müssen.<br />

„Dreht sich’s zünftig – dreht<br />

sich’s künftig“ ist das Motto,<br />

das sich die Organisatoren<br />

für 2008 gewählt haben. Wie<br />

in jedem Jahr werden die Bewohner<br />

des Elbhanges ihre<br />

Grundstücke und Gärten öffnen<br />

und damit auch manchem,<br />

der inmitten der vielen<br />

Dreherei einen festen Standpunkt<br />

sucht, etwas Ruhe<br />

gewähren. Die Weinstände<br />

hingegen sorgen eher für<br />

mehr „Umdrehungen“ – und<br />

<strong>im</strong> Handumdrehen werden<br />

die schönen Festtage auch<br />

wieder vorbei sein, die so<br />

Der Elbhang<br />

dreht sich<br />

18. Elbhangfest vom 27. bis 29. Juni<br />

viele Dreh-Arbeiten <strong>im</strong> Vorfeld<br />

erforderten. Be<strong>im</strong> Abschlusskonzert<br />

auf der Bühne<br />

am Bergpalais <strong>im</strong> Schlosspark<br />

Pillnitz übrigens wird<br />

sich alles um einen Zaren<br />

drehen bei der Opernaufführung<br />

„Zar und Z<strong>im</strong>mermann“.<br />

Dies ist auch der einzige<br />

Zeitpunkt, an dem die<br />

Elbhang-Dreherei mit einer<br />

anderen kollidiert: An jenem<br />

Abend ist das Finale der diesjährigen<br />

Fußball-EM, die beiden<br />

Tage vorher sind spielfrei.<br />

delfi<br />

Menschen <strong>im</strong> Gasthaus<br />

Sonderausstellung <strong>im</strong> Stadtmuseum Dresden<br />

8. Mai bis 5. Oktober<br />

Im Hinterz<strong>im</strong>mer wird Politik gemacht, am Stammtisch<br />

Luft abgelassen. An der Theke spricht man über Gott und<br />

die Welt, <strong>im</strong> Separee über Geschäfte. Zum Kaffee treffen<br />

sich Gleichgesinnte, be<strong>im</strong> Tanzen finden sich Liebende. Ob<br />

<strong>im</strong> <strong>Wirtshaus</strong>, in der Kneipe oder <strong>im</strong> Café – Menschen<br />

begegnen sich und tauschen sich aus, anonym oder unter<br />

Freunden. Gasthäuser bieten ihnen dafür einen Raum, der<br />

irgendwo zwischen Öffentlichkeit und Privatsphäre liegt.<br />

Sie sind gleichermaßen Wohnz<strong>im</strong>mer und Bühne, Salon<br />

und Börse, Beichtstuhl und Laufsteg.<br />

Gäste und Wirte, Vergnügen und Genuss<br />

In sieben Episoden erzählt die Ausstellung aus Dresdner<br />

Gasthäusern vom 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Als<br />

Residenz- und Landeshauptstadt war Dresden Treffpunkt<br />

und Ziel für Reisende aller Art. Gesandte, Kaufleute,<br />

Künstler und Literaten, alle waren angezogen von einer<br />

Stadt, die eine Melange war aus Fürstenhof und<br />

Bürgerstadt, aus Metropole und Provinz, aus Geschäftigkeit<br />

und Geselligkeit. Diese Mischung bescherte der Stadt<br />

ihr ganz spezielles gastronomisches Lokalkolorit.<br />

Berühmte Töchter und Söhne der Stadt, prominente Gäste<br />

und bekannte Wirte werden dabei ebenso zu Wort kommen<br />

wie der Dresdner und die Dresdnerin, die von ihrer<br />

Stammkneipe erzählen. Die Ausstellung handelt von der<br />

Ordnung <strong>im</strong> Vereinsz<strong>im</strong>mer, von Konflikten mit der<br />

Obrigkeit und vom <strong>im</strong>merwährenden Wunsch nach<br />

Vergnügen und Genuss.<br />

Begleitet wird die Ausstellung von einem bunten Rahmenprogramm.<br />

delfi<br />

19


„Es schmeckt mir nicht.“<br />

Für rund 79.000 Menschen<br />

pro Jahr wird der teilweise<br />

oder komplette Verlust des<br />

Riech- oder Schmecksinnes<br />

zum Dauerzustand.<br />

Unweit des <strong>SchillerGarten</strong>s,<br />

<strong>im</strong> Interdisziplinären Zentrum<br />

für Riechen und Schmecken<br />

des Universitätsklinikums forschen<br />

unter der Leitung von<br />

Professor Thomas Hummel<br />

Wissenschaftler nach Ursachen<br />

und möglichen Therapien<br />

solcher Störungen.<br />

Wo die Geschmackszentren<br />

sitzen<br />

„Riechen wir, werden die <strong>im</strong><br />

Bereich des Nasendachs liegenden<br />

Riechzellen angesprochen<br />

und die Reize über<br />

Fasern des Riechnerves an<br />

das Gehirn weitergeleitet“,<br />

erklärt Benno Schuster, wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter<br />

und Assistenzarzt. In den<br />

Geschmacksknospen in Mund<br />

und Rachen befinden sich<br />

die Schmeckzellen. Sie werden<br />

aktiviert, so bald etwas<br />

gegessen oder getrunken wird.<br />

Die auf der Zunge sichtbaren<br />

kleinen Erhebungen ermög-<br />

20<br />

Geschmack = Riechen + Genießen<br />

Medizinisch gesehen ist Geschmack ein sehr komplexer Vorgang<br />

lichen einem gesunden Menschen<br />

zu unterscheiden, ob<br />

etwas süß, sauer, salzig oder<br />

bitter schmeckt. Empfinden<br />

wir Zigarettenrauch als brennend<br />

oder ein Mentholbonbon<br />

als kühlend, ist der so<br />

genannte „Fühlnerv“ beteiligt.<br />

Übrigens sind Frauen be<strong>im</strong><br />

Riechen und Schmecken meist<br />

empfindlicher als Männer.<br />

Geschmack wird individuell<br />

empfunden. „Die Prägung<br />

kann bereits sehr früh, schon<br />

<strong>im</strong> Mutterleib beginnen“,<br />

erklärt Benno Schuster. Dabei<br />

gibt es durchaus regionale<br />

Unterschiede. Eine Minderheit<br />

<strong>im</strong> Süden Frankreichs<br />

reagiert beispielsweise deutlich<br />

empfindlicher auf Pfefferminzgeschmack.<br />

„Auch Erdnussbutter<br />

ist so ein Fall. Während<br />

sich hierzulande wenige<br />

Menschen etwas daraus machen,<br />

ist sie <strong>im</strong> angloamerikanischen<br />

Raum sehr beliebt“,<br />

wissen die Experten.<br />

Erst das Zusammenspiel aus<br />

den vier Grundgeschmacksqualitäten,<br />

den Geruchseindrücken,<br />

der Konsistenz und<br />

Temperatur der Speise sowie<br />

durch den „Fühlnerv“ ver-<br />

mittelte Empfindungen entscheidet,<br />

wie uns etwas mundet.<br />

Nur wenn die be<strong>im</strong> Essen<br />

und Trinken aufsteigenden<br />

Duftmoleküle über den<br />

Rachen von hinten in die<br />

Nase steigen und dort von den<br />

Riechzellen registriert werden,<br />

kann ein Geschmack wahrgenommen<br />

werden. Riecht man<br />

nicht, schmeckt man demnach<br />

auch kaum. Professor<br />

Hummel empfiehlt einen einfachen<br />

Selbsttest: „Halten Sie<br />

sich be<strong>im</strong> Essen von Schokolade<br />

die Nase zu. Sie blockieren<br />

damit den Luftstrom<br />

innerhalb der Nase und werden<br />

vom Schokoladenaroma<br />

wahrscheinlich kaum etwas<br />

wahrnehmen.“<br />

Wie Riech- oder Schmeckstörungen<br />

entstehen<br />

Meist verursachen chronische<br />

entzündliche Erkrankungen<br />

der Nasenschle<strong>im</strong>haut,<br />

Virusinfekte oder Schädelhirnverletzungen<br />

Einbußen<br />

des Riech- oder Schmeckvermögens.<br />

Auch Nasenpolypen,<br />

Hormonstörungen oder Zahnerkrankungen,<br />

Chemikalien<br />

oder Medikamente kommen<br />

als Auslöser in Frage. Riechstörungen<br />

sind wesentlich<br />

häufiger als Schmeckstörungen.<br />

Dass beide Sinne gleichzeitig<br />

gestört sind, ist extrem<br />

selten. Wissenschaftlich bewiesen<br />

ist, dass das Riechvermögen<br />

wie auch andere Sinne<br />

mit dem Alter nachlässt, vor allem<br />

nach dem 60. Lebensjahr.<br />

Der Geruchssinn macht auf<br />

Gefahren wie Brände und giftige<br />

Gase oder auf verdorbene<br />

Lebensmittel aufmerksam.<br />

Ohne Geruchssinn fehlt<br />

dem Körper ein wichtiges<br />

Alarmsystem. Schon aus diesem<br />

Grund sollte ein kompetenter<br />

Arzt konsultiert werden.<br />

„In einigen Fällen wird<br />

eine vorher nicht erkannte<br />

grundlegende Erkrankung<br />

wie zum Beispiel Diabetes,<br />

Bluthochdruck, die Parkinsonsche<br />

oder die Alzhe<strong>im</strong>ersche<br />

Krankheit diagnostiziert,<br />

deren Behandlung auch die<br />

Riech- und Schmeckstörung<br />

positiv beeinflussen kann“,<br />

begründet Benno Schuster.<br />

Relativ neu und viel versprechend<br />

für neue therapeutische<br />

Ansätze ist die Erkenntnis,<br />

dass sich geschädigte<br />

Riech- und Schmeckzellen,<br />

anders als andere Sinneszellen,<br />

wieder erneuern können.<br />

Dagmar Möbius


Hauptsache, es schmeckt!<br />

„Was der Bauer nicht kennt, das (fr)isst er nicht“, sagt ein<br />

Sprichwort. Wenn dem tatsächlich so wäre, würden wir heute<br />

noch ums Feuer tanzen und das gleiche essen wie vor tausenden<br />

Jahren. Wohl zu keiner Zeit gab es jedoch mehr Kochsendungen<br />

<strong>im</strong> TV und mehr Kochbücher, die geradezu auffordern,<br />

Neues zu wagen. Dies tun auch etwa 70 Prozent der deutschen<br />

Haushalte laut einer forsa-Umfrage „häufig bis gelegentlich“.<br />

An Hand der Zutatenliste eines Gerichtes können<br />

wir uns in gewisser Weise vorstellen, wie es schmecken könnte.<br />

Wie dagegen ein Bauernfrühstück oder eine Roulade „zu<br />

schmecken hat“, das wissen wir allerdings recht genau. Der<br />

Erwartungswert an gutbürgerliche Restaurants, die laut Umfrage<br />

die beliebtesten Ziele für auswärtiges Essen sind, ist<br />

dementsprechend hoch. Werden sie nicht erfüllt, ist der Ruf<br />

schneller dahin als ein gutes Gericht gekocht.<br />

„Die Gerichte der so genannten gutbürgerlichen Küche werden<br />

bei uns nach klassischen Rezepten zubereitet“, erklärt der<br />

Küchenchef des <strong>SchillerGarten</strong>s, Christian Weidner. Am häufigsten<br />

wird der „Goldbroiler“ bestellt, gefolgt von Sauerbraten,<br />

Bauernfrühstück und hausgemachte Rinderroulade. „Viele<br />

Gäste kommen wirklich wegen des Broilers zu uns“, erläutert<br />

Marketingleiter Thomas Jacob. Die Angebote der Tageskarte<br />

sind oft mit saisonalen Zutaten zubereitet oder eine besondere<br />

Kreation der Küche. Und was, wenn es einmal nicht schmeckt?<br />

„Dann kann das Essen ohne Wenn und Aber zurückgegeben<br />

werden“, erklärt Wirt Frank Baumgürtel. Gäste, die dies auch<br />

gern tun, wenn sie schon den größten Teil des Gerichtes<br />

gegessen haben, gibt es <strong>im</strong>mer wieder – wie überall auf der Welt.<br />

Klassische private Unfallversicherungen<br />

versichern die finanziellen<br />

Folgen eines Unfalles durch Zahlung<br />

einer einmaligen Invaliditätsleistung.<br />

Diese Kapitalleistung<br />

deckt die hohen Kosten, die infolge<br />

einer unfallbedingten Invalidität<br />

entstehen können, wie zum Beispiel<br />

behindertengerechte Umbauten<br />

an Haus oder Wohnung. Darüber<br />

hinaus kann durch eine monatliche<br />

Unfallrente ein eventueller<br />

Verdienstausfall abgesichert werden.<br />

Einen neuen Weg geht jetzt die Unfallversicherung<br />

der Zurich Gruppe.<br />

Sie bietet neben der einmaligen<br />

Invaliditätsleistung und einer monatlichen<br />

Unfallrente ab einem unfallbedingten<br />

Invaliditätsgrad von<br />

50 Prozent die lebenslange Auszahlung<br />

der vereinbarten Invaliditätsgrundsumme<br />

– wahlweise alle 10<br />

oder alle 18 Jahre. Mit diesen<br />

wiederkehrenden Zahlungen können<br />

die Folgekosten finanziert werden,<br />

die <strong>im</strong> Laufe der Zeit nach<br />

einem Unfall <strong>im</strong>mer wieder entstehen.<br />

So muss der Unfallgeschädigte<br />

nach Jahren zum Beispiel ein neues<br />

Auto anschaffen, weil der damals<br />

behindertengerecht umgebaute<br />

Wagen mittlerweile nicht mehr verkehrstüchtig<br />

ist. Daneben kann er<br />

durch das in regelmäßigen Abständen<br />

ausgezahlte Kapital auch den<br />

medizinischen Fortschritt für sich<br />

nutzen. Neue Operationsmethoden,<br />

Implantate, nervengesteuerte<br />

Prothesen oder auch ein Rollstuhl<br />

mit weiterführender Technologie<br />

können finanziert werden, also<br />

alles das, was weit über die medizinische<br />

Grundversorgung hinaus-<br />

Und wenn es<br />

mal nicht schmeckt?<br />

Geschmack und gutes Benehmen<br />

gehören zusammen. Die<br />

Münchner Imageberaterin<br />

Sabine Schwind von Egelstein<br />

verrät, wie man stilvoll<br />

reklamiert, wenn es wider Erwarten<br />

einmal nicht schmeckt:<br />

Wenn das Essen zu kalt, zu<br />

viel oder zu wenig gewürzt,<br />

das Fleisch zu zäh oder angebrannt<br />

ist, den Kellner lautlos<br />

per Handzeichen verständigen<br />

und das Anliegen sachlich<br />

vorbringen. Zum Beispiel:<br />

„Die Suppe ist versalzen,<br />

bitte bringen Sie mir<br />

stattdessen die Tomatencremesuppe“<br />

oder „Ich hatte<br />

mein Steak ‚englisch’ bestellt,<br />

es ist aber leider fast<br />

durchgebraten. Bitte bringen<br />

Sie mir ein neues.“ Reagiert<br />

der Kellner nicht, den Restaurantleiter<br />

an den Tisch<br />

bitten.<br />

Regelmäßig wiederkehrende Kapitalzahlungen in der Unfallversicherung<br />

geht und in der Regel sehr teuer<br />

ist. Die wiederkehrende Invaliditätsleistung<br />

schließt damit eine in<br />

der Zukunft liegende Versorgungslücke<br />

und sichert so langfristig die<br />

Lebensqualität.<br />

Neben der periodischen Kapitalleistung<br />

beinhaltet das optionale<br />

Plus-Deckungskonzept weitere sinnvolle<br />

Deckungserweiterungen wie<br />

beispielsweise das so genannte<br />

„Rooming-in“. Der Elternteil, der<br />

Ist das Essen objektiv in Ordnung,<br />

schmeckt aber subjektiv<br />

nicht gut, nicht reklamieren.<br />

Eine höfliche Möglichkeit,<br />

bei Nachfrage des Kellners<br />

die Wahrheit zu sagen,<br />

wäre: „Es entsprach nicht so<br />

ganz meinem Geschmack.“<br />

Wein sollte sein, wie es das<br />

Etikett verspricht. Ist er zu<br />

warm oder kalt, hat er Korkgeschmack<br />

oder ist „gekippt“,<br />

sofort be<strong>im</strong> Probeschluck<br />

reklamieren, wird<br />

nachgebessert.<br />

Kann nicht nachgebessert<br />

werden und liegt der Reklamationsgrund<br />

nicht <strong>im</strong> persönlichen<br />

Geschmack, sollte<br />

das Gericht nicht auf der<br />

Rechnung erscheinen.<br />

Dagmar Möbius<br />

Anzeige<br />

nach einem Unfall des versicherten<br />

Kindes mit diesem <strong>im</strong> Krankenhaus<br />

übernachtet, erhält für bis zu<br />

30 Übernachtungen einen Kostenzuschuss.<br />

Mitversichert ist unter<br />

anderem auch ein ambulantes<br />

Krankenhaustagegeld, das beispielsweise<br />

bei ambulanter Erstversorgung<br />

von unfallbedingten<br />

Knochenbrüchen gezahlt wird.<br />

21


Abbildungsvorlagen: Archiv Winfried Werner<br />

Es waren einmal zwei Brüder.<br />

Der eine, Willy (geb.<br />

1895), führte eine Bäckerei<br />

und Konditorei in Dresden-<br />

Plauen, der andere, Bernhard<br />

(geb. 1903), eine Marmeladen-<br />

und Konservenfabrik<br />

in Freital. Beide Firmen<br />

hatte ihr Vater Bernhard<br />

gegründet – 1893 zunächst<br />

die Bäckerei und fast dreißig<br />

Jahre später schließlich noch<br />

den Freitaler Betrieb, womit<br />

er sein „Hobby zum Beruf“<br />

machte. Schon <strong>im</strong>mer interessierten<br />

den gelernten Konditor<br />

die Möglichkeiten der<br />

Konservierung von Lebensmitteln,<br />

insbesondere die<br />

Herstellung von Trockenobst<br />

und Marmeladen. Nach seinem<br />

Tod <strong>im</strong> Jahre 1934 führte<br />

nun der Sohn gleichen<br />

Namens dieses Unternehmen<br />

fort. Er exper<strong>im</strong>entierte auch<br />

weiter mit Trockenkost, besonders<br />

während des Zweiten<br />

Weltkrieges. Daneben erschloss<br />

sich die Konservenfabrik<br />

Bernhard Werner als erster<br />

deutscher Versuchsbetrieb für<br />

Tiefkühlkost neue Märkte. Die<br />

hierfür eingerichtete Anlage<br />

fiel jedoch nach Kriegsende<br />

den Sowjets als Reparationsleistung<br />

zum Opfer. Für den<br />

findigen und probierfreudigen<br />

Firmenchef galt es, sich<br />

in diesen schwierigen Zeiten<br />

ein neues Exper<strong>im</strong>entierfeld<br />

auszusuchen. Der Gedanke<br />

an die Kartoffel war damals<br />

zweifellos naheliegend.<br />

22<br />

Die Geschichte von „Werners Kloßmehl“<br />

Margarethe und Bernhard Werner, 1950<br />

Exper<strong>im</strong>ent Kartoffel<br />

Walter Erich Bernhard Werner<br />

stellte Ende der 1940er Jahre<br />

Überlegungen an, aus Kartoffeln<br />

ein Mehl herzustellen,<br />

das den Kartoffelgeschmack<br />

beibehält und schnell genug<br />

quillt, um am häuslichen<br />

Herd verarbeitet werden zu<br />

können. Sein Enkel Winfried<br />

Werner, heute <strong>im</strong> Landesamt<br />

für Denkmalpflege Sachsen<br />

tätig, erinnert sich an Ferientage<br />

in den 1960er Jahren,<br />

die er öfters auch <strong>im</strong> Betrieb<br />

des Freitaler Großvaters verbrachte:<br />

„Die Kartoffeln wurden<br />

maschinell geschält, aber<br />

es blieben ja die so genannten<br />

Augen zurück. Die mussten<br />

in Handarbeit entfernt<br />

werden. Dann wurden die<br />

Kartoffeln zerkleinert (geschnitzelt),<br />

blanchiert und in<br />

einem speziellen Trockner<br />

auf langen Förderbändern,<br />

die in mehreren Etagen angeordnet<br />

waren, getrocknet.“<br />

Die nunmehr knochenharten<br />

Kartoffelschnitzel wurden<br />

schließlich zu Mehl gemahlen,<br />

gewürzt und verpackt –<br />

fertig war „Werners Kloßmehl“.<br />

Schon damals druckte<br />

man auf die Verpackungen<br />

Rezepte auf. Die hatte Bernhards<br />

Frau Margarethe selbst<br />

erfunden und ausprobiert,<br />

echte Hausmanns-Rezepte also.<br />

Walter Erich Bernhard<br />

Werner ließ sich sein Verfahren<br />

1954 patentieren.<br />

Die Versorgung<br />

der Bevölkerung<br />

Als halbstaatlicher Betrieb<br />

stellte die Fabrik in Freital<br />

gegen Ende der 1960er Jahre<br />

nur noch Kloßmehl her. Die<br />

Produktion von Konserven und<br />

Marmeladen, noch annähernd<br />

zwanzig Jahre lang gleichzeitig<br />

betrieben, wurde 1969<br />

endgültig eingestellt. Das<br />

andere, außerordentlich be-<br />

gehrte Erzeugnis war wichtiger<br />

für die neuen Machthaber,<br />

leistete es doch – in<br />

ausreichender Menge angeboten<br />

– einen bedeutenden<br />

Beitrag zur Versorgung der<br />

Bevölkerung. Zwecks Erhöhung<br />

der Produktivität lief in<br />

Freital jetzt nur noch der<br />

Mahlvorgang der Kartoffelschnitzel,<br />

die als Halbfabrikat<br />

in Dahlen hergestellt und<br />

nach Freital geliefert wurden.<br />

Die Verpackung des fertig<br />

gewürzten Kloßmehls erfolgte<br />

schon damals weitgehend<br />

automatisiert. Doch<br />

der großen Enteignungswelle<br />

1972 durch die DDR-Regierung<br />

konnten sich auch die<br />

Werners nicht entziehen. Die<br />

jahrzehntelang in Familienbesitz<br />

befindlichen Produktionsstätten<br />

in Dresden und<br />

Freital gehörten nun allen,<br />

waren „Volkseigentum“. Auch<br />

der Name Werner wurde<br />

getilgt, fortan gab es nur<br />

noch „Freitaler Kloßmehl“,<br />

und die Konditorei in Dresden<br />

firmierte schon bald darauf<br />

als Betriebsteil 11 des<br />

Backwarenkombinates. Die<br />

Brüder Bernhard und Willy<br />

Werner durften ihre Fabriken<br />

nicht mehr betreten und<br />

verstarben beide ein Jahr<br />

nach der Enteignung 1973.<br />

Neubeginn 1990<br />

Mit der Reprivatisierung nach<br />

der Wende durch den 1927<br />

geborenen Sohn des Kloßmehl-<br />

Erfinders begann ein neues<br />

Kapitel in der Firmengeschichte.<br />

Mit modernen Fertigungsanlagen,<br />

zeitgemäßen<br />

Rezepturen und verschiedenen<br />

Packungsgrößen behauptet<br />

sich das Freitaler Werk<br />

seither auf dem Lebensmittelmarkt,<br />

inzwischen in vierter<br />

Generation von Bernhard<br />

„IV.“ geführt. Nach dem<br />

Start mit nur zwei Produkten<br />

hat sich das Spektrum mittlerweile<br />

über das Kloßmehl<br />

hinaus auf Backmischungen,<br />

Püree, Suppenlinien, Tassenknödel<br />

etc. erweitert – und<br />

auch der Name wird wieder verwendet:<br />

„Werners Kloßmehl“.<br />

Daniella Fischer


Die Region<br />

Sachsen<br />

Die Weinlandschaft in Sachsen<br />

ist einzigartig. Das Anbaugebiet<br />

an der Elbe gilt als<br />

eines der kleinsten in Deutschland<br />

und als das nordöstlichste<br />

Europas. Einkehren in gemütliche<br />

Weinstuben, Fröhlichkeit<br />

bei den Weinfesten, Besuche<br />

in über 20 Weinbaubetrieben<br />

– der Wein ist gerade<br />

entlang der 55 Kilometer<br />

langen Sächsischen Weinstraße<br />

überall und <strong>im</strong>mer das best<strong>im</strong>mende<br />

Thema. Sagenhafte<br />

5.000 Hektar Rebfläche gab<br />

es <strong>im</strong> 17. Jahrhundert – heute<br />

sind es etwa 450.<br />

Der Winzer<br />

800 Jahre Weinbau sind ein<br />

wertvolles Erbe. Wo früher<br />

Grafen residierten und schon<br />

der Hof Augusts des Starken<br />

Der Weintipp<br />

rauschende Feste feierte,<br />

erwartet Sie heute Europas<br />

erstes Erlebnisweingut. Schloss<br />

Wackerbarth übte damals<br />

wie heute seine Anziehungskraft<br />

für Genießer der mediterranen<br />

Lebensart aus. Die<br />

romantische Lage in den<br />

Radebeuler Weinbergen und<br />

die eigene Herstellung ausgezeichneter<br />

Weine und Sekte<br />

versprechen einen Genuss<br />

für alle Sinne. Weinbau nördlich<br />

des 51. Breitengrades ist<br />

nicht nur schwierig und mit<br />

Risiken verbunden, sondern<br />

stellt auch an die Herstellung<br />

von Premiumweinen besonders<br />

hohe Ansprüche. Der<br />

Wein gedeiht auf Sand-, Verwitterungs-<br />

und Lehmböden.<br />

Dank der langen Reifezeit können<br />

sich Mineralien besonders<br />

gut einlagern und erzeu-<br />

gen so einen hohen Fruchtextrakt.<br />

Es werden 93 Hektar<br />

Rebfläche bewirtschaftet.<br />

Der Wein<br />

Jürgen Aumüller, seines Zeichens<br />

Kellermeister des Weingutes,<br />

kreierte auf Wunsch<br />

der Wirtsleute des Schiller-<br />

Gartens Dresden, Frank Baumgürtel,<br />

Thomas Jacob und<br />

Steffen Brasche zwei Weine<br />

für das Traditionsgasthaus.<br />

Es wird eine Weißwein- (aus<br />

Müller Thurgau und Bacchus)<br />

und eine Rotweincuvée (aus<br />

Spätburgunder und Dornfelder)<br />

geben. Sie erkennen den<br />

Wein an speziell entworfenen<br />

Etiketten – und natürlich am<br />

Geschmack! Der Weißwein<br />

wird leicht, frisch und fruchtig<br />

sein und den Duft der sächsischen<br />

Trauben haben. Der<br />

Manfred Hempel, Fa. KGS<br />

Rotwein, feinfruchtig trocken,<br />

von bezauberndem Rot, wird<br />

Sie mit einem Aroma von Wildkirschen<br />

und roten Beeren<br />

begeistern. Fragen Sie nach<br />

dem <strong>SchillerGarten</strong>-Wein!<br />

Der „Weintipp“ wird präsentiert von KGS –<br />

Knüttels Getränkespezialitäten, dem<br />

Lieferanten des <strong>SchillerGarten</strong>s.<br />

23<br />

Foto: Dörte Gerlach


Der Geburtsort von Friedrich Schiller ist Marbach am Neckar.<br />

Wie viele Jahre lebte er dort?<br />

Ihre Einsendungen richten Sie bitte an: Agentur 2dPROJECT, Redaktion<br />

<strong>SchillerGarten</strong>, Kennwort: Schiller-Frage, Enderstr. 59, 01277 Dresden<br />

Unter den Einsendungen werden drei Gewinner ausgelost, die je einen<br />

Gutschein <strong>im</strong> Wert von je 20,- Euro für den <strong>SchillerGarten</strong> erhalten.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Mitarbeitern des <strong>SchillerGarten</strong>s sowie von 2dPROJECT und ihren<br />

Angehörigen ist die Teilnahme nicht gestattet.<br />

Einsendeschluss: 15. Juli 2008<br />

<strong>SchillerGarten</strong> Dresden GmbH<br />

Schillerplatz 9, 01309 Dresden<br />

Telefon: 0351/ 811 99-0<br />

Telefax: 0351/ 811 99-23<br />

Unsere Schiller-Frage<br />

Blasewitzer Geschichten<br />

Zeitungsseite aus der „Sächsischen Dorfzeitung und Elbgaupresse“ von 1930<br />

E-Mail: info@schillergarten.de<br />

Internet: www.schillergarten.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

Täglich 11.00 – 01.00 Uhr<br />

Auflösung Schiller-Frage<br />

Ausgabe 01/2008<br />

Der Spruch „Daran erkenn ich<br />

meine Pappenhe<strong>im</strong>er“ stammt<br />

aus Schillers Wallenstein-Trilogie,<br />

genauer aus „Wallensteins Tod“.<br />

Herzlichen Glückwunsch<br />

unseren Gewinnern:<br />

H. Steinhäuser aus Dresden,<br />

A. Göschka aus Triptis und<br />

D. Hein aus Borthen<br />

Gutbürgerliche Küche<br />

Hauseigene Patisserie<br />

Eigene Eisproduktion<br />

Großer Biergarten mit Elbblick<br />

Handel heißt<br />

Wandel<br />

Wie wird sie wohl geschmeckt<br />

haben, die würzige Qualitätszigarre<br />

der Sondermarke „Schillerplatz“?<br />

Richard Ziegenbalk,<br />

dessen ehemaliges Geschäftshaus<br />

sich noch heute<br />

am Schillerplatz befindet,<br />

sprach mit seiner Kreation<br />

recht geschickt den Lokalpatriotismus<br />

der Blasewitzer<br />

an. Den gibt es heute noch<br />

<strong>im</strong>mer, wenn man an die verschiedenen<br />

Aktivitäten der<br />

Blasewitzer Geschäftsleute<br />

denkt. Von den Geschäften,<br />

die in nebenstehender Zeitungsseite<br />

für ihre Angebote<br />

warben, ist neben der Schillerapotheke<br />

nur noch der <strong>SchillerGarten</strong><br />

zu besuchen. Zwar<br />

gibt es am Schillerplatz in verschiedenen<br />

Banken die Möglichkeit,<br />

„Bareinlagen zur Verzinsung“<br />

zu deponieren –<br />

doch die „Allgemeine Deutsche<br />

Credit-Anstalt“ logiert<br />

nicht mehr am Platze. Auch<br />

„Wilhelm Hielscher“, später<br />

fortgeführt als „Feinkost Fendler“<br />

verkauft heute keine<br />

Wild- und sonstige Feinkostdelikatessen<br />

mehr. Dafür gibt<br />

es Geschenke Arnold, Teeläden,<br />

die Schiller Galerie,<br />

Optik Schubert ... Handel ist<br />

eben Wandel.<br />

Auf Schillers Versen<br />

Licht und Wärme<br />

Der bessre Mensch tritt in die Welt<br />

mit fröhlichem Vertrauen;<br />

er glaubt, was ihm die Seele schwellt,<br />

auch außer sich zu schauen,<br />

und weiht, von edlem Eifer warm,<br />

der Wahrheit seinen treuen Arm.<br />

Doch alles ist so klein, so eng;<br />

hat er es erst erfahren,<br />

da sucht er in dem Weltgedräng ´<br />

sich selbst nur zu bewahren . . .

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