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Miserikordias Domini (Richard Haug 1960) - Jahr des Gottesdienstes

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über dem „Lasset uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot" injeder Form. Nicht, weil das an sich irgendeine mögliche menschliche Haltungwäre, um mit dem Leben fertig zu werden, sondern weil GottesBarmherzigkeit durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten unswiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung, weil das Erbe behaltenist im Himmel.Ein Vorschlag zum Predigtaufbau:I. Von Leiden und Anfechtung in Pontus, Galatien, Kappadozien, Asienund Bithynien (V. 1) - und in Württemberg. II. Vom Trotz <strong>des</strong> Glaubens.III. Vom Grund der HoffnungSchriftlesung: Hi 19, 7-26 oder Lk 20, 27-36.Lieder :1 85, 1-3. 9 Frühmorgens, da die Sonn aufgeht; II A: 80, 1-5Erschienen ist der herrlich Tag, B: 77, 1-3 Jesus Christus, unser Heiland,der den Tod überwand; III 225, 1-4 0 Christenheit, sei hocherfreut; IV 85,13. 15 Lebt Christus, was bin ich betrübt.Helmut AichelinMisericordias <strong>Domini</strong> (1. Mai): 1 Pt 5, 1-5Der Hirte und die HirtenI.Wer sind die rtesa(3vzseoi (V. 1)? Nicht nur die Alten gegenüber den Jungen,wie man aus V. 5 schließen könnte. Sie sind Amtsträger; aber auchnicht kalvinische Älteste, die dem Predigtamt beigeordnet sind. Denn diePredigt gehört mit zu ihrem Amt (vgl. Petrus: der „Mitälteste" V. 1). DiePresbyter — der Name kommt wohl aus judenchristlicher Tradition -sind die verantwortlichen Leiter der Gemeinde. Das Amt ist ihnen übertragenworden (aus µrd ävarxaa rrw5 V. 2 zu schließen). Sie haben offenbarüber Gemeindegelder zu verfügen , (u öe alaxeoxeeö4)5 V. 2). Sie haben eineFührungsvollmacht (V. 3). Was sind o% xxijeoi (V. 3), die Lose, über die sienicht herrschen sollen? Nicht die Erwählten (v. Campenhausen), sondern„die Einzelgemeinden, die den Ältesten zur Leitung anvertraut sind"(Bornkamm in ThWB, ähnlich Windisch). Wer sich über die Frage derne£af3ire ot näher orientieren will, lese Bornkamm in ThWB VI 662 ff;v. Campenhausen, Kirchliches Amt und geistliche Vollmacht, S. 80 ff. Wirsehen also, daß unser Text ein geordnetes Amt der Leitung voraussetzt.Es steht in Parallele zum apostolischen Amt (ovunesoj315t8eos V. 1). Aber„der Verfasser <strong>des</strong> Briefs betont mit allem Nachdruck, daß es sich dabeiniemals um einseitige, bloße Über- und Unterordnung handeln dürfe nachder Art menschlicher Herrschaftsverhältnisse" (v. Campenhausen S. 80 f). DieÄltesten haben. eine Führungsvollmacht, die sie aber nicht selbstherrlichvon oben herab (xataxveeevovrs 5 V. 3) ausüben dürfen. Ihre Aufgabe wirdbeschrieben als „weiden". Das Hirtesein wird schon im AT (Jer 23, Ez 34)ganz an die Verantwortung vor dem Herrn gebunden, hier an den aexinoi-µrot (V: 4) Christus. Jesus ist der eigentliche Hirte, der die in die Irregehenden Schafe zurechtbringt und auf sie achthat (2, 25). Die Aufgabe derLeiter der Gemeinde ist also nichts anderes, als das Suchen und Leiten166Jesu den Gliedern der Gemeinde konkret zu machen. Von Allmen*) hatrecht, wenn er die Lehre vom Amt christologisch begründet. Das ist dieGröße <strong>des</strong> Amtes, daß es seine Vollmacht von Christus hat. Das ist diedeutliche Grenze <strong>des</strong> Amtes, daß es ganz und gar unter der Verantwortungvor dem wiederkommenden Erzhirten steht. Alle Herrschsucht ist damitgerichtet. Die Hirten haben damit Teil am Leiden Christi und amReich (V. 1 u. 4). Sie haben nicht nur zu predigen, sondern selbst den Wegder Nachfolge vorauszugehen, damit die Schafe sich nach ihnen richtenkönnen (für tixo5 gibt die Konkordanz lehrreiche Parallelen: Phil 3, 17;,2 Th 3, 9; 1 Tm 4, 12 u. Tt 2, 7).Für die Jüngeren bedeutet das, daß sie bereit sind, sich führen zu lassen.Daß das keinen Kadavergehorsam bedeuten kann, ist nach der Begrenzungder Leitungsvollmacht der Ältesten deutlich. Aber es ist eine Illusion,eine mündig gewordene Gemeinde haben zu wollen, die keiner Leitungmehr bedarf; wohl aber hat der Leitende zum Mündigwerden zu helfen.Aller Klerikalismus und Antiklerikalismus wird zurechtgerückt dadurch,daß beide, Leitende und Geführte, unter den Herrn gestellt werden. Demutist nicht eine freundliche Umschreibung für Minderwertigkeitsgefühle,sondern das: sich bewußt unter den Herrn stellen und damit über dieandern nicht herrschen, sondern ihnen dienen. 'AXXiikoLg (V.5) macht deutlich,daß gerade auch die Geführten einen Dienst an den Führenden haben,so daß die 'Ober- und Unterordnung als starres Schema keine Geltung inder christlichen Gemeinde hat.II.Muß also bei diesem Text über das Pfarramt gepredigt werden? Ja. Den•neea(3vzseoe entsprechen heute in erster Linie wir Pfarrer . Aber sollte derPfarrer die Predigt darüber nicht eben nur sich selber halten — oder etwaauf einem Pfarrkonvent den Amtsbrüdern? Nein. Es ist für die Gemeindewichtig, zu wissen, was sie von ihren Pfarrern zu erwarten hat. Trotzdemglaube ich, daß wir über die Pfarrer hinausgehen müssen. Was hier gesagtist, gilt von allen, die die christliche Gemeinde zu leiten haben, ob es derKirchengemeinderat, der Leiter einer Gemeinschaft oder eines Jugendkreisesoder der ist, , der mit der christlichen Unterweisung betraut ist. Istes auch der Chef in irgend einem Betrieb oder einer Organisation? HansStroh hat in• der Meditation für Misericordias <strong>Domini</strong> 1958 über Ez 34(FAuB 1958, 7 S. 146) die Hirten so gedeutet: Bürgermeister, Lehrherren,Meister, Betriebsräte, Personalchefs, Vereinsvorstände, Volksvertreteru. a. Gewiß mag auch in solchen Ämtern, die mit der Führung von Menschenbetraut sind, das ` christliche Hirtenamt sich auswirken. Soll vonhier aus eine Beziehung zum L Mai gesucht werden? Wie vollzieht sichdieses. Weiden? Wer das Buch von von Allmen „Diener sind wir" hat, mögedarin lesen S. 73 These 3: „Der Pfarrer soll seine Gemeinde treu weiden,das heißt: er soll sie kennenlernen, versammeln, leiteng nähren, richtenund schützen." Die ganze Tätigkeit <strong>des</strong> Pfarrers in. Unterricht, Seelsorge,Gottesdienst und Gemeindeleitung ist also damit umfaßt.*) Jean-Jacques v o n All m en': Diener sind wir, Auftrag und Existenz <strong>des</strong> Pfarrers.Aus dem Französischen übertragen von Rudolf Pfisterer. Mit einem Geleitwortvon. Helmut Gollwitzer. 1958. 224 Seiten. Leinen 8,80 DM. (Anmerkung <strong>des</strong>Quell-Verlags, Stuttgart.)167


III.Vorschlag: Wir setzen in der Predigt ein mit der Verkündigung Jesu als<strong>des</strong> Erzhirten. Die Illustration mögen wir holen aus Lk 15, 3 ff und J 10:Unter dem Einsatz seines Lebens holt Jesus uns Menschen aus unsererVerlorenheit heraus, ruft und führt uns.Aber nun beauftragt Jesus auch Menschen mit der Verwaltung seinesHirtenamtes. Wir mögen da auf J 21, 15 ff hinweisen (Petrus). Auch heuteruft Jesus Menschen, die in seinem Auftrag den Menschen nachgehen, siedurch sein Wort rufen und sie leiten. Wir mögen hier ruhig auch persönlichüber die Verantwortung unseres Amtes (neben den andern Ämtern)reden — über das Predigen, über die Seelsorge, den Unterricht, über das,was uns gerade jetzt auf den Nägeln brennt.Freilich ist unser Amt immer wieder gefährdet dadurch, daß wir klerikal,Pfarrherren werden, es als Brotberuf nehmen (die Verbürgerlichungunserer Pfarrerexistenz), als bloße Amtspflicht. Dabei sind wir gerufen,den Weg der Nachfolge vorauszugehen. Es ist schon in Ordnung, wenn wirbesonders scharf unter die Lupe genommen werden. Wir müssen bereitsein, aus aller Kritik an der Kirche und an uns und, trotz aller Kritik dieKritik unseres Herrn zu hören. Die Gemeinde dagegen muß bereit sein,sich mit dem Wort Gottes führen zu lassen.Jeder, der ein Amt der Leitung hat, hat einmal vor den Thron seinesHerrn zu treten. Alles geistliche Herrschertum wird gerichtet werden. Aberaller demütige Dienst wird von Gott belohnt werden.Schriftlesun g : J 10, 11-16 u. 27-30.Lieder : I 290, 1. 2. 4. 0 LebensbrünnleinDer Herr ist mein getreuer Hirt; III 468, 1. 4.IV 220, 6 0 <strong>des</strong> Tags der Herrlichkeit.Jubilate (8. Mai): Apk 21, 1-7„Daß Jesus siegt, bleibt ewig ausgemacht;"I.1. Schon bei den ersten Vorarbeiten zur Exegese wird es sich entscheiden,ob der Ausleger und Prediger die Apokalyptik als eine zwar interessante,aber für den Glaubenden im Grunde genommen völlig belangloseLiteraturgattung abtut oder die Botschaft <strong>des</strong> Sehers auf Patmos als eineganz „bestimmte Form der nQoq ntista" (Michel) wertet und versteht.Im Urchristentum ist die Prophetie apokalyptisch. Sie ist in dieser Besonderheitkeine Arkandisziplin, sondern Gottes konkretes Wort an einevon ihm selbst ins Leben gerufene Gemeinde. Eine Gemeinde, die in derAnfechtung steht — und die doch v zdxsL (Apk 1,1) den siegenden Christusin Herrlichkeit erwartet.Damit ist deutlich, daß in der nt.lichen Apokalyptik Christus und dieGemeinde in allen heilsgeschichtlich bedingten Abläufen in einer lebendigenBeziehung stehen.168tief und groß; II 178, 1-5Großer Hirte aller Herden;<strong>Richard</strong> <strong>Haug</strong>Infolge<strong>des</strong>sen ist der Einbruch <strong>des</strong> Eschaton kein Mirakel, das den Menschenhinterrücks überfällt. Dieser Einbruch ist eine gezielte Funkti o n <strong>des</strong> Gekreuzigten und Auferstandenen, die die Gemeinde in denMittelpunkt rückt— und gerade in ihrer Vollendung nicht nur die Herrlichkeit<strong>des</strong> Schöpfers, sondern auch die <strong>des</strong> Erlösers und Vollenders offenbart.2. Die schreckliche Vergangenheit ist untergegangen; das„Meer", aus dem das „Tier", der Famulus <strong>des</strong> Satans stieg, ist nicht mehr.Die Völkergeschichte ist zu Ende mitsamt ihren blutigen Dissonanzen. DieNeuschöpfung von Himmel und Erde zeigt dem Leser der Apokalypse dieKontinuität <strong>des</strong> göttlichen Wirkens bei aller Diskontinuität <strong>des</strong> Geschauten.Die heilige Stadt, das neue Jerusalem, ist in ihrer Bestimmung alsBraut eben gerade nicht das Maximum der Phantasie <strong>des</strong> natürlichenMenschen, sondern der Ausdruck der vollendeten Gemeinschaft von Gottund Mensch, von Herr und Volk.Das Wesen aller Stätten der akuten Gottesbegegnungen ist fixiert imbleibenden Geschenk der Wohnung Gottes bei den Menschen. Der Bundalter und neuer Prägung hat seine endgültige Gestalt gefunden. Er ist —wie in Israel und in der Kirche — in all seiner Universalität e x k l u s i v(V.8!). „Die vollendete Gemeinde ist die Mitte und das Wesen der neuenWelt" (Hartenstein). Die völlige Gemeinschaft Gottes mit dem Menschenbringt mit sich die Beseitigung aller Schmerzen, die Erledigung <strong>des</strong> To<strong>des</strong>und die Aufhebung aller Ungerechtigkeit.In V. 6 werden wir mit der perfekten Zukunft vertraut gemacht(yeyovav). Proton und Eschaton berühren sich nicht nur, sondern habenihre lebendige Mitte#im Deus actuosus, der zum Ziel gekommen ist.Das Sehn en <strong>des</strong> bis dahin allzeit bedürftigen Menschen wird gestillt.Der Preis dieser Erfüllung wird nicht als Rechnung präsentiert, sondernist in Gottes Liebe beglichen.In V. 7 scheint die Prophetie ins Aktuelle umzuschlagen. In der theologischenPrüfung ist aber die Aktualität <strong>des</strong> Geschauten mit dem hic etnunc Offenbarten identisch.Besondere Beachtung verdient die Erklärung, die Bauernfeind imThWB IV 944 zum Begriff vixdco gibt, weil hier der Bezug <strong>des</strong> Schlußversesunserer Perikope zur nt.lichen Verkündigung überhaupt hergestelltwird: „Aber weil das verheißene may sachlich nichts anderes ist als dasvixäv <strong>des</strong> Christus (Apk 3, 21), weil es durch sein Blut geschieht (Apk12,11), weil es auf der Tatsache beruht, daß Gott die Glaubenden zu seinenKindern macht und die Menschen'eben durch den Glauben an die ZusageGottes zu Siegern werden, darum ist der verheißene Sieg schon Gegenwart(1 J 5, 4 f), ja Vergangenheit (ebd.). Schon im Gestern und Heute, dader handgreifliche, vorletzte Sieg noch dem apokalyptischen Reiter zusteht,wirkt sich der endgültige Sieg <strong>des</strong> Glaubens aus, nicht nur in der Hoffnung,sondern auch in Glauben und Liebe, und nicht minder real als derSieg <strong>des</strong> Reiters: Wenn die frische Kraft junger Menschen erfolgreich imKampf gegen den Erzfeind eingesetzt wird (1 J 2, 13 f), überhaupt wenn,mit Gutem das Böse besiegt wird' (R 12, 21), wenn der durch die Tatsacheder menschlichen 117(1,6iia in Zweifel und Anfechtung Gestoßene in der biblischenZusage von Gottes Sieg (Ps 50, 6) Aufrichtung findet (R 3, 4), wennder schwerste Angriff <strong>des</strong> Fein<strong>des</strong>, die Verfälschung <strong>des</strong> Evangeliums, abgewehrtwird (1 J 4, 4)."169

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