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FW Steinhausen - 400 Feuerwehrleute kämpfen gegen Grossbrand

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4 einsatz<strong>Steinhausen</strong> – <strong>Grossbrand</strong> von Produktions- und Lagerhallender Swisspor<strong>400</strong> <strong>Feuerwehrleute</strong>kämpfen <strong>gegen</strong> <strong>Grossbrand</strong>Der Brand der Firma Swisspor vom 25. Mai 2007 in <strong>Steinhausen</strong> im Kanton Zughat sämtliche gemeindlichen, kantonalen und ausserkantonalen Einsatzkräfte gefordert.Erschwerend für die Einsatzleitung war die ungewöhnlich rasche Feuerausbreitung.Als Brandursache wurde ein technischer Defekt festgestellt.n Olivier BurgerFachberater Kommunikation,Freiwillige Feuerwehr der Stadt ZugDie mehrere hundert Meter hohe schwarzeRauchwolke war weit über die Kantonsgrenzehinaus zu sehen. Über hundert Personenmussten wegen der grossen Hitzeaus den umliegenden Häusern evakuiertwerden. Der <strong>Grossbrand</strong> der ProduktionsundLagerhallen der Firma Swisspor in<strong>Steinhausen</strong> vom 25. Mai 2007 ist in dieZuger Feuerwehrgeschichte eingegangen.Dank dem Halten der Nachbargebäudekonnte ein Schaden von rund 20 MillionenFranken verhindert werden. AlsBrand ursache wurde ein technischer Defektan einer thermischen Nachver brennungsanlage festgestellt. Diese Anlagediente der Firma zur Verbrennung von Gasen,die bei der Produktion von Styroporentstehen. Die Abstrahlungswärme derAnlage brachte einen Holzbalken zumSchwelen, der dann Feuer fing. Das Feuergriff in der Folge auf die benachbartenRäumlichkeiten über.Vom Kork zum StyroporAuf dem Areal der Steinhauser Firma, dieauch als «Korki» bekannt ist, wurde früherKork verarbeitet. Expandierter Polystrol-Hartschaum(EPS) – bekannt als Sagexoder Styropor – löste den Kork ab. Derweisse Hartschaum besteht zu 98% ausLuft und wird insbesondere zur Wärmedämmungund als Verpackungsmaterialverwendet. Obwohl schwer entflammbar,schmilzt Styropor unter enormer Hitzeentwicklung.Dies führte im vorliegendenFall zu einer raschen Brandausbreitungund einer sehr starken Rauchentwicklung.Die extreme Schwarzfärbung der Rauchwolkeist auf die Russpartikel, die bei derunvollständigen Verbrennung des Styroporsentstehen, zurückzuführen. Das Amtfür Umweltschutz des Kantons Zug gehtdavon aus, dass beim Brand rund 55 TonnenRuss in die Luft aufgestiegen sind.Die Feuerwehr <strong>Steinhausen</strong> hatte in derVergangenheit immer wieder Übungenauf dem Swisspor-Areal durchgeführt, umdie Einsatztaktik zu überprüfen und dieGebäudekenntnisse zu vertiefen. Auf StufeEinsatzleitung hatten die Feuerwehr <strong>Steinhausen</strong>und die Freiwillige Feuerwehr derStadt Zug (FFZ) vor einigen Jahren die Zusammenarbeitgeprobt.Dicht überbautes GebietDas dicht überbaute Firmengelände liegtam Rand des Dorfkerns und umfasst eineFläche von ca. 9000 m 2 . An die Swiss por-Produktionshalle sind ein Betriebsgebäu desowie Lagerhallen einer Baufirma angebaut.Den Abschluss des Geländes bildetim westlichen Teil die SBB-Linie. Unmittelbarangrenzend befinden sich im Ostenauf der Dorfseite verschiedene GewerbeundWohnbauten. Für die Ereignisbewältigungerfolgte die Einteilung des Geländesin vier Abschnitte (Schlossberg, Bahn,Dorf, Knonau).Rasche FeuerausbreitungDie Einsatzleitung – unter der Leitung vonBenny Elsener von der FFZ (Stützpunktfeuerwehr)in enger Zusammenarbeit mitDas Feuer breitetsich rasant aus,die Rauchwolkeist von weit hersichtbar.Fotos: Olivier Burgerdem Kommandanten der Feuerwehr <strong>Steinhausen</strong>Markus Amhof – war bei der Beurteilungdes Brandes im Silogebäude mitfolgenden Problemen konfrontiert:– Rettungen: Eine unbekannte AnzahlMitarbeitende befand sich noch in denGebäuden und Nachbargebäuden.– Brand: Das Feuer breitete sich auf dasganze Silogebäude aus. Es war miteinem Übergriff auf angrenzende Lagerhallenund auf weitere Hallen undGebäude der Baufirma zu rechnen.Ebenfalls bestand eine Übergriffsgefahrauf Nachbarliegenschaften.– Rauch: sehr starke Rauchentwicklungim Silogebäude, in der Lagerhalle undder unmittelbaren Umgebung.– Gefahren: Im Silogebäude waren eineTrafostation sowie eine Erdgasleitung(über Terrain) und im Gebäude derBaufirma ein Treibstofflager untergebracht.Im Rohstofflager des Silogebäu-Schweizerische Feuerwehr-Zeitung 12·2007


einsatz 5Der Lösch- und Rettungszugder SBB zusammen mit zweiHubrettern im EinsatzDas Feuer und die unmittelbareGefahr eines Übergriffs konnteneingedämmt werden.Ostseite Feuerwerkskörper und Gasflaschen.Zu den Sofortmassnahmen gehörtendas Aufbieten von Vertretern der SBB, derWasserwerke Zug (WWZ) – auch zuständigfür die Gasversorgung – und des Wasser-und Elektrizitätswerks <strong>Steinhausen</strong>(WESt). Gleichzeitig erfolgte die Absperrungdes Firmengeländes und das Zusatzaufgebotvon «schweren Löschmitteln».Gezielt wurden sämtliche Gebäudedurchsucht und geräumt, während mehrereLastkraftwagen vom Firmengeländegefahren werden mussten. Zur Informationsbeschaffungsuchte die Einsatzleitungden Kontakt zu Personen der Swissporund der Nachbarfirmen.des bestand Explosionsgefahr, und dieHallen aus Stahlkonstruktionen, in denenPropangasflaschen waren, drohteneinzustürzen. Zudem lagerten inden Nachbarliegenschaften auf derHalten an drei FrontenDie Problemerfassung führte zu folgendenEntschlüssen (siehe Karte Schadenplatzübersicht):1. Retten Mitarbeiter Swisspor aus Firmengelände(Räumung)2. Räumung Personen aus angebauterBaufirma3. Halten Betriebsgebäude der Baufirma4. Halten Bürogebäude Swisspor5. Halten Nachbargebäude Seite Dorf6. Halten Nachbargebäude Seite Schlossberg7. Löschen12·2007 Schweizerische Feuerwehr-Zeitung


6 einsatzAnkunft des Lösch- undRettungszugs der SBB imBahnhof <strong>Steinhausen</strong>Das Firmenareal der Swissporin <strong>Steinhausen</strong> vor dem BrandZu den zusätzlich getroffenen Massnahmengehörten die grossräumige Absperrungdes Schadenplatzes und die Verkehrsumleitung.Der Chemiestab kontrolliertein regelmässigen Abständen die Umgebungsluftund das Löschwasser. Zudem informiertendie Radiostationen die Bevölkerungüber das aktuelle Geschehen. DenMedien standen Vertreter der Blaulichtorganisationenan zwei Orientierungen amFreitagabend und am Samstagmorgen(inkl. Chef Gemeindeführungsstab, Gemeindepräsidentin)zur Verfügung.Die Zuger Polizei, die mit bis zu 39 Mitarbeitendenim Einsatz stand, bildete fürdie Einsatzführung fünf Teilbereiche:Sicherung, Kommandoposten Front, Ermittlung,Information und ordentlicherPolizeidienst. Der Rettungsdienst musstevorübergehend drei Angehörige der Feuerwehrhospitalisieren.Löschwasser beziehenund reinigenFür die Feuerbekämpfung standen im undum das Areal der Swisspor mehrere Überflurhydrantenals Wasserbezugsorte zurVerfügung. Gespiesen werden diese Hydrantendurch das Netz des Wasser- undElektrizitätswerks <strong>Steinhausen</strong> (WESt).Dank der leistungsfähigen Leitung (Durchmesser300 mm) vom Reservoir im SteinhauserWald zum Swisspor-Firmenarealkonnten in der Spitzenzeit über 20 000 Liter/Minuteaus dem Hydrantennetz bezogenwerden. Mithilfe des Netzverbundsmit den Wasserwerken Zug AG (WWZ)und dem Einsatz aller Grundwasserpumpwerkeder Wasserversorgung <strong>Steinhausen</strong>gelang eine wirkungsvolle Nachspeisung.Rund <strong>400</strong> Einsatzkräftebekämpftenwährend Stundenden <strong>Grossbrand</strong>.Trotzdem war absehbar, dass um ca.22.30 Uhr (drei Stunden nach Brandausbruch)die Reserven aufgebraucht seinwürden. Für diesen Fall hatte die FFZ frühzeitigmit dem Bau zweier Wasserleitungenab dem Zugersee (2,3 Kilometer/Leitung)und dem Betrieb des schweren Wassertransportsmit der Hydro-sub-Pumpe gesorgt.Feuerwehren aus Luzern und Zürichbauten zusätzlich eine Wasserleitung vonzwei Kilometern Länge vom SteinhauserWaldweiher bis zum Firmengelände. Vonder Löschwasserreserve «Weihermatt» biszum Brandort verlegte die Feuerwehr<strong>Steinhausen</strong> eine 75-mm-Wasserleitung.Das in sehr grossen Mengen anfallendeLöschwasser gelangte über die Abwasserleitungenin das RegenüberlaufbeckenHinterberg beim Strassenverkehrsamt desKantons Zug und in die KläranlageSchön au des Gewässerschutzverbandsder Region Zuger-Küssnachter-Ägerisee(GVRZ). Die frühzeitige Alarmierung derGVRZ-Mitarbeiter ermöglichte eine Reinigungdes Löschwassers zusammen mitdem Abwasser, sodass kein Löschwasser indie Vorfluter gelang. Einer besonderenKontrolle bedurften die Rückstände desverbrannten Styropors. Dank dem Nachteinsatzwar die Reinigungsleistung der Anlagestets gewährleistet.Statik überprüfenBei der Bewältigung des Swisspor-Brandsstanden rund <strong>400</strong> <strong>Feuerwehrleute</strong> aus denKantonen Zug, Zürich und Luzern im Einsatzsowie 100 Einsatzkräfte von Partnerorganisationen(Polizei, Rettungsdienst,Zivilschutz). Zivilpersonen kamen keinezu Schaden. Auf ca. 8000 m 2 brannten dieLager- und Produktionshallen ab; dasWohn- und Bürogebäude sowie ein Teilder Produktionshalle konnte gehaltenwerden. Die Nachbarliegenschaften miteinem Gebäudeversicherungswert vonSchweizerische Feuerwehr-Zeitung 12·2007


einsatz 7rund 20 Millionen Franken blieben unversehrt.Vor der Übergabe des Geländes anden Besitzer beauftragte die Einsatzleitungeinen Statiker, den Zustand der Gebäudeteilezu überprüfen, um allfällige Gefahrenfestzustellen.Alarmierung FeuerwehrenZeit Aufgebot Meldung/Auftrag19.33 Feuerwehr <strong>Steinhausen</strong> (ganze Feuerwehr) Brand Swisspor: Seite Bahn19.41 Feuwehr Cham (ganze Feuerwehr) Nachbarhilfe19.41 Betriebsleitzentrale SBB, Lösch- undRettungszug SBBSperren und Erden Bahnlinie,Unterstützung Brandbekämpfung19.45 Wasserwerke Zug AG (WWZ) Gaszuleitungen absperren19.46 Stützpunkt-Feuerwehr Zug (FFZ)NachbarhilfeAlarmstufe 2, Gruppe Nacht Gross19.50 Hilfeangebot <strong>FW</strong> Baar(ein Löschzug ab Übungsofort einsatzbereit)19.55 Stützpunkt-<strong>FW</strong> Zug (FFZ), Alarmstufe 4,ganze FFZStützpunkteinsatzNachaufgebote durch Einsatz zentrale BerufsfeuerwehrZürich (Schutz & Rettung):Elemente mehrerer Stützpunktfeuerwehrenaus dem Kanton ZürichAufbau eines Ausgleichsbeckensfür den schweren Wassertransportab dem ZugerseeDiverse schwere Löschmittelund Schaum für Unterstützungseinsatz20.40 Feuerwehr Baar (ganze Feuerwehr) Nachbarhilfe20.50 Feuerwehr Neuheim Pikettstellung für Baar undZug ab Stützpunkt FFZ20.55 Feuerwehr Luzern Diverse schwere Löschmittelund Schaum für Unterstützungseinsatz21.23 Gemeindeführungsstab <strong>Steinhausen</strong> Organisation Notunterkünfteund Verpflegung21.34 Zivilschutzorganisation (ZSO) Kanton Zug Unterstützungseinsatz– Schadenplatz– Absperrung– VerpflegungErkenntnisse festhalten– Genügend Mittel wurden frühzeitig angefordert.– Die Zusammenarbeit aller beteiligtenFeuerwehren hat optimal funktioniert.– Der Rückzug der <strong>Feuerwehrleute</strong> ausden einsturzgefährdeten Hallen undGebäuden wurde rechtzeitig befohlen.– Mittel und Kräfte wurden auf intakteNachbarobjekte konzentriert.– Der Aufbau des schweren Wassertransporteswurde frühzeitig befohlen.– Frühzeitige Vornahme von Kontrollenauf mögliche Umweltgefährdungen.– Kontinuierliche und offene Informationder Bevölkerung.Lehren ziehen– Ein Ereignis dieser Grösse erfordert alleElemente des Schadenplatzkommandosinklusive Aufgebot der Katastrophen-Einsatz-Leitung(KEL).– Eine geregeltere Kommunikation zwischenden eingesetzten Feuerwehrenist anzustreben.– Der Journalführung und Dokumentationmuss mehr Beachtung geschenktwerden.– Warteräume sind aktiv zu bewirtschaftenund konsequent abzusperren.Der schnellen Alarmierung der Einsatzkräfte(Partnerfeuerwehr Cham, SBB-Lösch- und Rettungszug, StützpunktfeuerwehrZug) durch Markus Amhof ist zuverdanken, dass für die Brandbekämpfungin der Anfangsphase genügend Mittel zurVerfügung standen. Unterdessen habendie Bagger das Firmengelände geräumtund Platz für etwas Neues geschaffen. u12·2007 Schweizerische Feuerwehr-Zeitung

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