Ausgabe Karlsruhe - Evangelisch-Lutherische Gemeinde
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Christenverfolgung in Allgerien<br />
der wenigen Christen mehr als heikel.<br />
Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung<br />
liegt bei ca. 1,5 %,<br />
wovon über 90 % Protestanten<br />
sind. Zwar garantiert die Verfassung<br />
von 1996 Religionsfreiheit.<br />
Faktisch aber ist die Situation eine<br />
andere. Denn im Jahr 2006 erließ<br />
der Staatspräsident Abd al-Asis<br />
Bouteflika ein Religionsgesetz. Dies<br />
verbietet jegliche Form von<br />
Missionierung unter Muslimen. Das<br />
hat harte Konsequenzen für<br />
Menschen, die öffentlich vom<br />
Islam zum Christentum konvertieren.<br />
Die Folge dieses Gesetzes war<br />
darüber hinaus, dass zahlreiche<br />
Kirchen geschlossen wurden.<br />
Versammlungen von religiösen<br />
Gemeinschaften sind seitdem nur<br />
in behördlich genehmigten<br />
Räumen gestattet. Zuwiderhandlungen<br />
werden mit Gefängnis<br />
bestraft.<br />
Trotz der schwierigen, bedrükkenden<br />
Lage, in der immer mit<br />
staatlichen Übergriffen gerechnet<br />
werden muss, wächst die christliche<br />
<strong>Gemeinde</strong> in Algerien.<br />
In den Blick geraten ist der Hass<br />
militanter Islamisten gegen Christen<br />
durch einen Film von Xavier<br />
Beauvois, mit dem Titel "Von<br />
Menschen und Göttern". Er ist im<br />
Dezember 2010 in die Kinos gekommen<br />
und beschäftigt sich mit<br />
einer wahren Begebenheit. Es<br />
geht um den Mord an sieben fran-<br />
Seite 6<br />
zösischen Mönchen im Frühling<br />
1996 etwa siebzig Kilometer südlich<br />
von Algier. Am 27. März 1996,<br />
um 1.15 Uhr nachts, tauchten vor<br />
dem Kloster Tibhirine, das zwischen<br />
den Städten Medea und Blida<br />
liegt, 20 bewaffnete Männer auf<br />
und entführten sieben Mönche.<br />
Am 26. April publizierte die in<br />
London erscheinende arabische<br />
Zeitung Al Hayat das Kommuniqué<br />
Nummer 43 der GIA (Groupes islamiques<br />
armés, bewaffnete islamische<br />
Gruppen), in dem die<br />
damals berüchtigtste islamistische<br />
Terrorgruppe Algeriens die Verantwortung<br />
für die Entführung übernahm.<br />
Gezeichnet war das Kommuniqué<br />
von GIA-Chef Djamel<br />
Zitouni. Am 21. Mai verkündeten<br />
die GIA in ihrem Kommuniqué<br />
Nummer 44: „Der Präsident Frankreichs<br />
und sein Außenminister haben<br />
erklärt, dass sie mit den GIA<br />
nicht verhandeln. Sie haben den<br />
Faden des Dialogs abgeschnitten.<br />
Wir unsererseits haben nun den<br />
sieben Mönchen die Hälse abgeschnitten."<br />
Der Kino-Film erzählt vom<br />
Schicksal dieser Gruppe christlicher<br />
Mönche und beschreibt dabei<br />
die Situation in der Mitte der<br />
90er-Jahre, der Islamismus erlebt<br />
seine erste Blüte - es hat Anschläge<br />
gegeben. Imame und Kinder<br />
wurden ermordet, kroatische Bauarbeiter.<br />
Die Mönche singen ihre<br />
Verzweiflung, ihren Zweifel heraus.<br />
Die Mönche bleiben in ihrer festen<br />
Burg inmitten von Moslems, von<br />
Dorfbewohnern, die sie brauchen,<br />
die sie medizinisch betreut, für die<br />
sie Buch geführt haben, wenn sie<br />
nicht schreiben konnten, deren<br />
Freunde sie wurden.<br />
Wer die Mönche vom Kloster<br />
Notre-Dame l'Atlas im Frühjahr<br />
1996 tatsächlich ermordet hat,<br />
weiß man bis heute nicht. Gerade<br />
erst wurden geheime Dokumente<br />
zugänglich, die Untersuchungen<br />
gehen – vorangetrieben vom französischen<br />
Staatspräsidenten Nicolas<br />
Sarkozy - weiter. Die Verbindung<br />
zwischen Islamisten und<br />
Militär an der grausamen Tat wird<br />
mehr als angedeutet.<br />
In Algerien ist die Frage nach<br />
der Verstrickung von Armee und<br />
Geheimdienst in den islamistischen<br />
Terror noch immer weitgehend<br />
tabuisiert. Doch in Europa<br />
kommt die Wahrheit häppchenweise<br />
ans Licht. Am 10. Februar<br />
2004 hat in Paris ein Strafprozess<br />
begonnen, der ein neues Licht auf<br />
die Auseinandersetzungen werfen<br />
könnte, denen zehntausende<br />
Menschen zum Opfer fielen. Die<br />
Klage hatte der ehemalige Präsident<br />
der „Internationalen Föderation<br />
der Menschenrechts-Ligen"<br />
(FIDH) Patrick Baudouin erst im<br />
Dezember 2003 eingereicht - im<br />
Namen der Familie Lebreton und<br />
im Namen von Pater Armand<br />
Veilleux. Christophe Lebreton war<br />
mit 45 Jahren der jüngste der<br />
ermordeten Trappistenmönche,<br />
Armand Veilleux war zur Tatzeit<br />
Generalprokurator des Zisterzienserordens,<br />
dem die Trappisten<br />
angehören.<br />
(nach http://www.algeria-watch.<br />
org/de/artikel/strafverfahren.htm)<br />
Open doors – ein überkonfessionelles<br />
weltweites Hilfswerk – unterstützt<br />
verfolgte Christen in über 50<br />
Ländern der Erde – tatkräftig und<br />
im Gebet. Auch Christen in<br />
Algerien werden in dies Gebet mit<br />
eingeschlossen. Denn auch wenn<br />
die Zahl der Christen steigt, die<br />
Probleme vor allem für ehemalige<br />
Anhänger des Islam sind bedrohlich.<br />
(http://www.opendoors-de.org/<br />
verfolgung/laenderprofile/algerien/)<br />
Karte: http://atlas.bestpricetravel.de/algeria_rel01.jpg<br />
Andreas Schwarz