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Zwei Jahre Qualitätsanalyse in NRW – Erfahrungsbericht und Ausblick

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Universität zu KölnIBIS - Initiative for Bil<strong>in</strong>gual StudiesEnglisches Sem<strong>in</strong>ar + Historisches Sem<strong>in</strong>ar ISS 2007, Sitzung vom 14.06.2007Veranstaltung: Berufsfeld Schule: Realitäten, Perspektiven<strong>und</strong> Möglichkeiten als (Geschichts-) LehrerInLeitung: Prof. Dr. Christiane M. Bongartz, Myrle Dziak-MahlerProtokollant: David NöthMichael Dorn, Marion Grau:<strong>Zwei</strong> <strong>Jahre</strong> Qualitätsanalyse <strong>in</strong> <strong>NRW</strong> –<strong>Erfahrungsbericht</strong> <strong>und</strong> <strong>Ausblick</strong>Während Überprüfung <strong>und</strong> Sicherung von Qualität <strong>in</strong> der Industrie seit geraumer Zeit, spätestensjedoch mit dem <strong>in</strong>flationären Engagement von Beratungsagenturen <strong>in</strong> den 90er <strong>Jahre</strong>nzum Alltag gehören, erhalten diese Instrumente im Bereich der öffentlichen E<strong>in</strong>richtungen,wie zum Beispiel an Schulen, erst kürzerem E<strong>in</strong>zug. In <strong>NRW</strong> startete die Qualitätsanalysean Schulen zu Beg<strong>in</strong>n des Schuljahres 2006/2007. Diese soll den Schulen als externeEvaluation dazu dienen, auf Daten gestützte Erkenntnisse über ihre Arbeit zu erhalten, umauf deren Basis Schlüsse über Erreichtes <strong>und</strong> zu Erreichendes ziehen zu können. MichaelDorn <strong>und</strong> Marion Grau, die beide als DezernentInnen bei der Bezirksregierung Köln angestellt<strong>und</strong> für den Bereich der Qualitätsanalyse zuständig s<strong>in</strong>d, gaben e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> dasProcedere <strong>und</strong> erste Ergebnisse ihrer Arbeit.1) PerspektivenDa sich das Land <strong>NRW</strong> entschieden hat, ab 2008 das ehemals als Versuch gestartete Modellder eigenverantwortlichen Schule auf sämtliche Schulen auszuweiten, kommt diesen <strong>in</strong>Zukunft e<strong>in</strong>e deutlich größere Freiheit bei der Organisation schul<strong>in</strong>terner Abläufe zu. So lässtsich die <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie als Serviceleistung für die Schulen zu wertende Qualitätsanalyse auchunter dem Aspekt e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tensivierten Kontrolle seitens des Staates <strong>in</strong>terpretieren.Auch wenn e<strong>in</strong>ige Länder, wie beispielsweise Holland, Deutschland <strong>in</strong> ihren Bemühungenum Evaluation schulischer E<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong>ige Schritte voraus s<strong>in</strong>d, so steht diese europaweitdoch noch am Anfang. Während sich externe Evaluation langsam zu etablieren sche<strong>in</strong>en,geht Herr Dorn davon aus, dass die <strong>in</strong>terne Überprüfung, sprich die von Lehrern durchLehrer, erst <strong>in</strong> ca. 25 <strong>Jahre</strong>n richtig ausgebildet se<strong>in</strong> wird.2) ZieleAls Ziel der Qualitätsanalyse lässt sich an erster Stelle die Unterstützung der Schulen beider Wahrnehmung ihrer Eigenverantwortlichkeit nennen. Dabei sollen sie bei Entscheidungs-<strong>und</strong> Entwicklungsprozessen gestützt werden. Erst durch die externe, unabhängigeAnalyse, lassen sich Prozesse im Guten wie im Schlechten h<strong>in</strong>reichend erkennen. Die <strong>in</strong>diesem Zuge erkannten Stärken sollen als Stärken, aufgedeckte Mängel als Chancen aufgefasst<strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Entwicklungsprozess e<strong>in</strong>geflochten werden. Im Mittelpunkt sämtlicherUntersuchungen steht die Unterrichtsqualität.1


3) Instrumente der QualitätsanalyseUm e<strong>in</strong>e landesweite Verständigungsgr<strong>und</strong>lage zu haben, wurde e<strong>in</strong> Tableau entwickelt, dassechs Qualitätsbereichen (beispielsweise „Lernen <strong>und</strong> Lehren – Unterricht) 28 Qualitätsaspekte(z.B. „Unterricht – Fachliche <strong>und</strong> didaktische Gestaltung) zuordnet. Diese wiederumwerden <strong>in</strong> <strong>in</strong>sgesamt 153 Qualitätskriterien (wie „Die Unterrichtsgestaltung ist auf die Ziele<strong>und</strong> Inhalte abgestimmt.“) unterteilt. Dieser Bogen bildet das Herzstück der gesamten Untersuchung<strong>und</strong> wird von den Prüfern <strong>in</strong> den analysierten St<strong>und</strong>en ausgefüllt.Darüber h<strong>in</strong>aus kommen weitere Instrumente zum E<strong>in</strong>satz. Sechs Wochen vor der eigentlichenUntersuchung stellt die jeweilige Schule der Kommission e<strong>in</strong> Schulportfolio (Bogen mitAngaben über Standort, Raumsituation, Kollegium etc.) sowie e<strong>in</strong>e Dokumentensammlungzur E<strong>in</strong>sicht zur Verfügung.Weiterh<strong>in</strong> werden leitfadengestützte Interviews mit der Schulleitung; LehrerInnen, SchülerInnen,Eltern, weiterem Personal <strong>und</strong> dem Schulträger geführt. Die Gesprächspartner hierfürwerden von der Schule selbst ausgewählt, was <strong>in</strong> manchen Fällen zu e<strong>in</strong>er Verzerrung desBildes führen kann.Zusätzliche Instrumente s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> leitfadengestützter Schulr<strong>und</strong>gang im Vorfeld der Untersuchung<strong>und</strong> Hospitationen.4) Ablauf der QualitätsanalyseQualitätsanalysen s<strong>in</strong>d stets <strong>in</strong> e<strong>in</strong> gleiches Zeitraster gefasst. Sechs Wochen vor dem Besuchsendet die Schule dem Qualitätsteam das Schulportfolio zu.Ca. zwei Wochen später f<strong>in</strong>det der erste Schulr<strong>und</strong>gang statt, der den Prüfern e<strong>in</strong>en erstenE<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Gebäudesituation geben <strong>und</strong> der Schulleitung, dem Kollegium, der Schüler<strong>und</strong>der Elternvertretung die Möglichkeit bieten soll, Informationen über das Konzept, dieKriterien <strong>und</strong> den Ablauf der Untersuchung e<strong>in</strong>zuholen.Als Kernstück der Analyse erfolgt dann der Besuch, der <strong>in</strong> der Regel drei bis vier Tage dauert.Hierbei werden zum e<strong>in</strong>en die oben erwähnten Interviews geführt, zum anderen erfolgthier die Unterrichtsbeobachtung. Diese ist so angelegt, dass zum<strong>in</strong>dest 50 Prozent derLehrkräfte (<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Schulen höchsten 200 Prozent), möglichst alle Jahrgangsstufen <strong>und</strong>möglichst alle Fächer besucht werden sollen. Bei diesen liegt der Fokus auf den deutlich zurepräsentierenden Hauptfächern.Jeder e<strong>in</strong>zelne Besuch dauert 20 M<strong>in</strong>uten <strong>und</strong> wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>Zwei</strong>erteam durchgeführt. Indiesen 20 M<strong>in</strong>uten geben die Prüfer <strong>in</strong>sgesamt 96 Wertungen ab. Um diese enorme Mengebewältigen zu können, bedarf es großer Rout<strong>in</strong>e seitens der Prüfer, die bei der Abgabe ihrerBewertungen stets nach e<strong>in</strong>er bestimmten (<strong>in</strong>dividuellen) Reihenfolge vorgehen. Geprüft wirimmer von zwei Prüfern. Die Lehrer selbst werden nicht, bzw. nur <strong>in</strong>direkt über die Leistungder Schüler bewertet.Etwa vier Wochen nach dem Besuch erhält die Schule <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es anonymisierten Qualitätsberichtentwurfsdie erste Rückmeldung, zu der sie nach schul<strong>in</strong>terner Erörterung Stellungnehmen kann.Nach gut zwei Monaten empfängt sie den endgültigen Bericht. Hierauf werden Maßnahmen<strong>in</strong> der Schule besprochen <strong>und</strong> anschließend Zielvere<strong>in</strong>barungen mit der Schulaufsicht vor-2


ereitet. Die Schulaufsicht soll dabei kontrollieren, ob die Aussagen des Qualitätsberichts <strong>in</strong>der Schule richtig wahrgenommen werden. Dazu wird die eigene Wahrnehmung des Berichtsmit denen der Schule abgeglichen. Ist diese Abgleichung erfolgt, kann die Schule beg<strong>in</strong>nen,Maßnahmen aus den gewonnenen Erkenntnissen zu ergreifen.Die Qualitätsanalyse ist jedoch ke<strong>in</strong> Instrument, das den Gebrauch von Sanktionen gegenSchulen ermöglicht, die diese Maßnahmen nicht <strong>in</strong> befriedigender Weise umsetzt. Ziel dabeiist es, e<strong>in</strong>e Selbstregulierung <strong>und</strong> zu erreichen <strong>und</strong> die Schulen mit der Initialzündung e<strong>in</strong>erexternen Evaluation auf den Prozess <strong>in</strong>nerer Evaluation vorzubereiten, der nach <strong>und</strong> nachE<strong>in</strong>zug <strong>in</strong> das Schulsystem erhalten soll.3

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