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Die Kunst des Lebens nach Jesus von Nazareth

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ÄWerÅs glaubt, wird selig ÇÉ<strong>Die</strong> <strong>Kunst</strong> <strong>des</strong> <strong>Lebens</strong> <strong>nach</strong> <strong>Jesus</strong> <strong>von</strong> <strong>Nazareth</strong>Predigtreihe 2009 in der Friedenskirche KA-Durlach<strong>Jesus</strong> und die MachtÄMachtÅ ist ein vielschichtiges Wort. Wenn wir <strong>von</strong> Macht sprechen schwingenunterschiedliche Sachverhalte und Erfahrungen mit. Was ist ÄMachtÅ? Was bedeutetes, Macht zu haben, Macht auszuÇben?Macht hat zunÉchst etwas zu tun mit ÄmachenÅ, mit Äetwas vermÑgenÅ, mit ÄkÑnnenÅ.Macht steckt in allem Handeln drin. Macht ist Çber Mittel (Ressourcen) undFÉhigkeiten (Potentiale) zu verfÇgen. Macht ist das VermÑgen zur Selbsterhaltungangesichts der GefÉhrdungen und Ungesichertheiten <strong>des</strong> <strong>Lebens</strong>. Macht ist sogesehen eine Grundbedingung fÇr unser Leben.Geht man <strong>von</strong> diesem weit gefassten Machtbegriff zu einem engeren Machtbegriff imzwischenmenschlichen bzw. politischen Bereich Çber, dann ist Macht Ädie Chance,innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstrebendurchzusetzen, egal worauf diese Chance beruht.Å (So <strong>nach</strong> Max Weber.) Beidiesem Machtbegriff ist zu betonen: es geht um den eigenen Willen, umKonfliktsituationen (Ägegen WiderstrebenÅ) und es ist der Macht ziemlich egal, aufwas sie sich grÇndet (AutoritÉt, Öberzeugung, EinschÇchterung, StÉrke oder Gewalt).Bei dieser Machtdefinition werden bereits einige Probleme <strong>von</strong> ÄMachtÅ deutlich.Es gibt natÇrlich auch gemeinschaftliche Formen der Macht, die mit Konsensarbeiten. Und es braucht auch eine Machtordnung Ü oder besser gesagt eineHerrschaftsordnung -, die Chaos und WillkÇr verhindert und eine dauerhafteFriedensordnung ermÑglicht. Ein besonderes Merkmal <strong>von</strong> Macht ist allerdings, dassMacht eine Tendenz zur stÉndigen Steigerung in sich trÉgt. Macht ist auf Ausweitungaus. Macht will immer noch mehr Macht bekommen.Macht ist also ein vielschichtiges menschliches GrundphÉnomen. Macht ist nichteinfach gut und ist auch nicht an sich schon bÑse. Macht ist ambivalent, einezweischneidige Angelegenheit.Auch die Bibel erzÉhlt bereits auf ihren ersten Seiten <strong>von</strong> der Macht. Unsere Weltund alles Leben ist das Werk eines MÉchtigen, geschaffen durch das MachtwortGottes. Gott gehÑrt alle Macht. Doch Gott behÉlt die Macht nicht fÇr sich allein. Gottteilt die Macht, er gibt etwas da<strong>von</strong> weiter an uns Menschen. Wir haben die Macht,diese Erde und unser Leben zu bearbeiten, zu gestalten und zu schÇtzen. Und dasist gut so. Doch da, wo sich die Menschen dem Sog der Macht unkritisch beugen,wird Macht zur UnterdrÇckung <strong>des</strong> anderen: Kain erschlÉgt Abel; Menschenpervertieren Herrschaft in Gewalt; der Machtwahn kennt keine Grenzen mehr,menschliche AllmachtstrÉume bauen den Turm zu Babel. Und so geschieht es bisheute immer und immer wieder.Es soll in dieser Predigt um <strong>Jesus</strong> und die Macht gehen. Wie steht <strong>Jesus</strong> zur Macht?Wie geht er mit Macht um? Finden sich bei <strong>Jesus</strong> hilfreiche Beispiele fÇr unsereneigenen Umgang mit der Macht?Auch das Leben <strong>von</strong> <strong>Jesus</strong> lÉsst sich <strong>von</strong> Anfang bis Ende als groáeAuseinandersetzung mit und um die Macht verstehen. Ich will es anhand der<strong>Jesus</strong>geschichte, wie sie das MatthÉusevangelium erzÉhlt, etwas verdeutlichen.1


Zu Beginn <strong>des</strong> Evangeliums (MatthÉus 2) suchen die Weisen aus dem Morgenlandden neuen Machthaber, den neuen KÑnig der Juden in Jerusalem. Sie wollen ihmihre Ehrerbietung bezeugen. Doch sie finden ihn als unscheinbares Kind in ÉrmlichenVerhÉltnissen in Bethlehem. Der real existierende KÑnig in Jerusalem jedoch siehtseine Macht gefÉhrdet und reagiert mit brutaler Machtgewalt und Terror. Er lÉsst dieneugeborenen Kinder tÑten.Am Ende <strong>des</strong> Evangeliums wird der gekreuzigte und auferstandene <strong>Jesus</strong> sagen:ÄMir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden.Å (MatthÉus 28, 18)Wird hier nur ein Machthaber durch den nÉchsten ersetzt? Welche Macht hat undgebraucht <strong>Jesus</strong>?Am Beginn der Wirksamkeit Jesu steht eine handfeste Debatte um die Macht. <strong>Jesus</strong>wird in Auseinandersetzung mit dem Satan gezeigt. Drei Machtangebote teuflischerArt werden an <strong>Jesus</strong> herangetragen. (MatthÉus 4, 1-11)ÄMache diese Steine zu Brot.Å NÇtze deine Macht, um deine eigenen Interessen,deine eigene Selbsterhaltung durchzusetzen. Doch <strong>Jesus</strong> verneint das. ÄDer Menschlebt nicht vom Brot allein, sondern vom Wort Gottes.Å Nicht das eigene Interesse hatPrioritÉt, sondern Gottes Wille.ÄSpring herab <strong>von</strong> der Tempelspitze, Gott wird dich schÇtzen.Å Spanne Gott vordeinen eigenen Karren, mache dir Gott gefÇgig. NÇtze deine Macht und mache dirGott zu einem ErfÇllungsgehilfen deiner eigenen WÇnsche und Allmachtsphantasien.Doch <strong>Jesus</strong> sagt nein dazu. ÄDu sollst Gott nicht fÇr eigene Zweckeinstrumentalisieren.ÅZuletzt bietet der Teufel alle Macht der Welt an, Äwenn du mich anbetestÅ. Denke nurnoch an dich selber, mache dich ganz allein zum Maá aller Dinge, dann bekommstdu alle Macht der Welt. Aber <strong>Jesus</strong> sagt: ÄWeg mit dir, Satan, Gott allein gehÑrt alleMacht.Å Gott allein ist der Maástab fÇr GlÇck und ein gelingen<strong>des</strong> Leben.<strong>Jesus</strong> macht hier bei allen drei Versuchungen deutlich: Macht ist gebunden an Gott.Macht, die nur darauf aus ist, dass ich selber Äder KingÅ bin und gut dastehe, istteuflisch. Der entscheidende Punkt ist, fÇr was und mit welchem Interesse ich dieMacht einsetze.Im weiteren Verlauf der Geschichte Jesu zeigt sich, dass <strong>Jesus</strong> selber durchausMacht im Sinne <strong>von</strong> VermÑgen und KÑnnen einsetzt. (MatthÉus 7, 29) Immer wiederwird erzÉhlt, dass <strong>Jesus</strong> mit Macht redet und handelt, ja sogar die Macht zurSÇndenvergebung beansprucht. <strong>Jesus</strong> benÇtzt die Macht hier gerade nicht fÇr sichund seine eigenen Interessen, sondern heilsam fÇr andere. Kranke und Besessenewerden gesund und frei, Schuld wird vergeben, hilfreiche Worte der Orientierung undErmutigung verÉndern Menschen.Dass es <strong>Jesus</strong> nicht um eigene Machtpositionen und Existenzsicherung geht, wird inder Passionsgeschichte deutlich. MatthÉus berichtet <strong>von</strong> einem klaren MachtverzichtJesu bei der Verhaftung im Garten Gethsemane. (MatthÉus 26,50-54) Als Petruszum Schwert greift, um die Polizeimacht mit Gewalt zu Çberwinden, lehnt <strong>Jesus</strong>diese Gewaltanwendung ab (ÄStecke dein Schwert in die Scheide, denn wer zumSchwert greift, wird durchs Schwert umkommen.Å). Zugleich weist er hin auf seineMachtfÇlle, die er aber nicht einsetzt: ÄIch kÑnnte mehr als 12 Legionen Engel (etwa72.000 Soldaten) einsetzen, aber das entsprÉche nicht Gottes Willen.Å <strong>Jesus</strong> gehtden Weg der Gewaltlosigkeit und <strong>des</strong> Machtverzichts aus Liebe zu den Feinden, weilgewaltsame Macht nur immer wieder neue Gegengewalt produziert.2


In noch tieferer Weise zeigt sich in der Passion Jesu der Machtverzicht Gottes. DerHerr wird ein Sklave, der den Menschen die FÇáe wÉscht. (Johannes 13) DerAllmÉchtige wird ein machtloser Mensch, der den Weg in den Tod, ja in den Tod amKreuz geht. (Philipper 2) Gottes Macht besteht gerade darin, das ohnmÉchtigeLeiden auf sich zu nehmen. Gottes Allmacht ist gerade nicht sein gewaltsamesEingreifen gegen den Menschen, sondern seine kompromisslose Bindung undZuwendung an uns Menschen, die sich <strong>von</strong> Gott abgewandt haben, aus Liebe.Gottes Macht ist die Macht der Liebe und sonst nichts.Um diese Macht der Liebe und Treue geht es <strong>Jesus</strong>. Sie verkÑrpert er aufeinzigartige Weise, und darum gehÑrt ihm diese Macht im Himmel und auf Erden.<strong>Die</strong>se Macht soll nun auch seine JÇnger und JÇngerinnen prÉgen. Der Text Çber denMachtkampf unter den JÇngern verdeutlicht das. (MatthÉus 20, 20-28) <strong>Jesus</strong> kritisiertdie Machtgier und den Machtmissbrauch in der Welt. ÄSo aber soll es bei euch nichtsein.Å <strong>Die</strong> Gemeinde Jesu soll in dieser Welt ein Gegenmodell zur herrschendenMachtausÇbung entwickeln. <strong>Die</strong> Gemeinde Jesu bildet eine Kontrastgesellschaft, inder andere MaástÉbe zÉhlen. ÄWer groá sein will, sei <strong>Die</strong>ner der anderen. Wer Erstersein will, sei Sklave aller.Å Macht wird <strong>von</strong> <strong>Jesus</strong> ganz radikal als <strong>Die</strong>nstfunktion fÇrdie Gemeinschaft gesehen. Im Herrschaftsbereich Christi haben alle Öber- undUnterordnungsverhÉltnisse zwischen Menschen ihr Eigenrecht verloren. ÄEiner isteuer Meister, ihr alle aber seid BrÇder und Schwestern.Å<strong>Die</strong> Christen haben damals das antike OrdnungsgefÇge zwischen MÉnnern undFrauen, zwischen VÉtern und Kindern, zwischen Herren und Sklaven nichtabgeschafft. Aber gleichzeitig haben sie versucht dieses VerhÉltnis durch Achtungvor der WÇrde <strong>des</strong> anderen und durch die Liebe, die fÇr den anderen eintritt, neu zubestimmen. <strong>Die</strong>s ist letztlich auch eine wesentliche Wurzel fÇr unser modernesVerstÉndnis <strong>von</strong> einer Ordnung, die auf Gleichberechtigung und Partnerschaftberuht.Bleibt zum Schluss die Frage: Wie gehen wir mit unserer Macht um? Und jeder undjede <strong>von</strong> uns Çbt in gewisser Weise Macht aus gegenÇber den Kindern, dem/derPartner/in, den Freunden, in der Familie, in der Gemeinde, am Arbeitsplatz etc. Wiebegegnen wir auch der Macht, die andere uns gegenÇber ausÇben?<strong>Die</strong> Gefahr <strong>des</strong> Machtmissbrauchs und der VerselbstÉndigung der Macht gibt esauch bei uns. Darum sind meines Erachtens vier Bedingungen fÇr den Umgang mitMacht hilfreich und notwendig.1. Macht braucht Kontrolle. Macht braucht die Selbstkritik und die Kritik <strong>von</strong>anderen. Kritik, Korrektur und Kontrolle sind unabdingbar fÇr ein gelingen<strong>des</strong>Miteinander zwischen den Menschen. Deshalb mÇssen wir auch immer wiederan unserer KritikfÉhigkeit arbeiten. Kritik zulassen und annehmen kÑnnen undKritik in angemessener Weise Éuáern kÑnnen, sind wichtige Lernprozesse.2. Macht braucht die Beteiligung, die Partizipation der anderen an der Macht. Wodie Macht nur in den HÉnden eines einzelnen liegt, verkÇmmert auch derReichtum an Gaben und FÉhigkeiten, die Gott in uns gelegt hat. Gott selberbeteiligt uns an der Macht. Das Bild vom Leib mit den vielen Gliedern ist dasModell fÇr die Gemeinde. Widerstehen wir der Gefahr der Machtkonzentration,beteiligen wir uns mit zum Wohl aller.3. Macht braucht klare Ziele und MaástÉbe. <strong>Die</strong> Bibel liefert uns eine ganzeAnzahl solcher grundlegenden Orientierungspunkte: der Schutz und dieErmÑglichung der MenschenwÇrde; Hilfe zum Leben; Gerechtigkeit und3

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