29.11.2012 Aufrufe

Feierliche Zeugnisübergabe - der Fachschaft - Universität Rostock

Feierliche Zeugnisübergabe - der Fachschaft - Universität Rostock

Feierliche Zeugnisübergabe - der Fachschaft - Universität Rostock

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Ausgabe 24 · Wintersemester 08<br />

<strong>Feierliche</strong> <strong>Zeugnisübergabe</strong><br />

Die <strong>Universität</strong> <strong>Rostock</strong> verabschiedet ihre Absolventen<br />

Unabhängige Zeitschrift <strong>der</strong> Medizinischen Fakultät <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Rostock</strong>


Kürzlich ging es in einer großen Veranstaltung am Klinikum darum, für den<br />

Beruf des Algemeinmediziners zu werben. Uniklinikum und Medizinische<br />

Fakultät hatten zusammen mit dem Sozialministerium von Mecklenburg-Vorpommern,<br />

<strong>der</strong> Ärztekammer, <strong>der</strong> Kassenärztlichen Vereinigung und<br />

<strong>der</strong> Krankenhausgesellschaft dazu eingeladen, sich über Möglichkeiten und Perspektiven<br />

des Daseins als Allgemeinmediziner zu informieren. Die Voraussetzungen,<br />

das wurde auf <strong>der</strong> mittlerweile dritten Veranstaltung dieser Art klar, sind<br />

bestens. Ganz an<strong>der</strong>s als in vielen an<strong>der</strong>en Berufen stehen für frisch ausgebildete<br />

Ärzte die Türen weit offen. Sind das nicht gute Nachrichten? Mal ehrlich, ich selber<br />

stamme ja auch aus einem Algemeinmedizinerhaushalt. Wenn ich nicht Journalist<br />

geworden wäre, ich hätte Medizin studiert und mich als Hausarzt nie<strong>der</strong>gelassen.<br />

Kaum eine Arbeit dürfte so abwechslungsreich sein. Und kaum eine Arbeit<br />

so reich an Geschichten. Was man als Allgemeinmediziner an Storys erlebt<br />

o<strong>der</strong> an Charakterstudien anstellen kann – das füllt Bände. Und das haben schon<br />

etliche Literaten für sich ausgenutzt. Der Amerikaner William Carlo Williams zum<br />

Beispiel, <strong>der</strong> als Landarzt in New Jersey arbeitete und sich während <strong>der</strong> Arbeit<br />

immer Notizen machte. Herausgekommen sind hinreißende Gedichte und Romane,<br />

die ihn zum Wegbereiter <strong>der</strong> Beat-Poeten machten. Und das alles zwischen<br />

Sprechstunde und Hausbesuch. Um in <strong>der</strong> Literatur zu bleiben. Wer „Saturday“<br />

von Ian McEwan gelesen hat, wird ganz im Gegenteil eine Affinität zum hoch spezialisierten<br />

Mediziner entwickeln, in diesem Fall zum Neurochirurgen. Auch darin<br />

liegt natürlich ein Reiz: Auf <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Forschung zu stehen, neueste Entwicklungen<br />

anzuwenden, Ideen, die dem Forschergeist entspringen, Wirklichkeit werden<br />

zu lassen. In diesem Sinne sind in <strong>der</strong> aktuellen Ausgabe des „Epidauros“<br />

wie<strong>der</strong> Themen aus <strong>der</strong> klinischen Behandlung, aus Forschung und Lehre gleichermaßen<br />

vertreten. Erfolgreiche Herzkatheterbehandlungen und Ablationen,<br />

Operation am Kunstknochen, wissenschaftliche Veranstaltungen zum Einsatz von<br />

Herzklappen, Forschungsleistungen wie die Luftdusche für Asthmatiker die in <strong>Rostock</strong><br />

getestet wird o<strong>der</strong> die wissenschaftliche Untersuchung von Hänseleien in <strong>der</strong><br />

Schule. Vertreten ist natürlich auch das Thema „Hausarzt in MV“, um den Kreis zu<br />

schließen. Möglichkeiten gibt es viele. Vielleicht hilft <strong>der</strong> „Epidauros“ dabei, die<br />

richtige Entscheidung zu treffen.<br />

Mathias Schümann<br />

Liebe Leserin,<br />

lieber Leser<br />

editorial<br />

3


forschung<br />

Medizinische Forschung in <strong>Rostock</strong> vorgestellt<br />

Hänseleien werden wissenschaftlich untersucht<br />

Doping für die Haut, Heilung für die Muskeln<br />

Luftdusche soll Asthmatiker nachts vor Feinstaub schützen<br />

focus<br />

Klappensymposium 2008<br />

Medizinische Herausfor<strong>der</strong>ung - Fallot’sche Tetralogie<br />

Leichtathletik fürs Gehirn<br />

Jubiläum mit Kin<strong>der</strong>fest und Fachtagung<br />

3.041 <strong>Rostock</strong>er Kin<strong>der</strong> zeigten ihre Zähne<br />

Ein Mahnmal für die Opfer <strong>der</strong> Euthanasie<br />

Verbrechen an psychisch kranken und behin<strong>der</strong>ten Menschen<br />

studium und lehre<br />

Der Hasuarzt in MV - Eine vom Aussterben bedrohte Spezies?<br />

Hautnah dabei<br />

Operation am Kunstknochen<br />

Notfallmedizin einmal an<strong>der</strong>s!<br />

Tag <strong>der</strong> <strong>Universität</strong><br />

klinikum<br />

Stromimpulse gegen stolpernde Herzen<br />

Mädchen aus Afghanistan erfolgreich in <strong>Rostock</strong> operiert<br />

Maritime Unternehmen spenden für Uni-Kin<strong>der</strong>klinik<br />

wissenswert<br />

inhalt<br />

Rezension Fachwortschatz Medizin Englisch<br />

Rezension Checkliste Arzneimittel A-Z<br />

Rezension Checkliste Neonatologie<br />

Rezension 1. ÄP Physikum | 1. ÄP Set<br />

Rezension 2. ÄP - Hammerexamen | Examen Herbst 2006 Examen Frühjahr 2007<br />

Rezension 2.ÄP - Hammerexamen | Examen Herbst 2007<br />

Rezension Taschenatlas <strong>der</strong> Anästhesie<br />

5<br />

06<br />

07<br />

08<br />

09<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

15<br />

16<br />

18<br />

19<br />

20<br />

21<br />

22<br />

23<br />

23<br />

24<br />

25<br />

26<br />

27<br />

28<br />

29<br />

30<br />

Impressum<br />

Titelbild:<br />

Medienzentrum <strong>Universität</strong> <strong>Rostock</strong><br />

Redaktionsleitung: Matthias Schümann<br />

Redaktionsassistenz: Marian Löffler<br />

Redaktion: Christian Klein, Torsten<br />

Schulz, Regina Baukholt, Paul Schwanitz,<br />

Maria Bretschnei<strong>der</strong>, Thomas Nisters,<br />

Kerstin Grünzel, Sphinx ET<br />

Idee und Grafik:<br />

Sphinx ET – Agentur für<br />

Zeitgeisentwicklung<br />

Große Goldstraße 7<br />

18055 <strong>Rostock</strong><br />

Fon: 0381. 128 93 92<br />

Fax: 0381. 128 94 79<br />

Druck: Klatschmohn Verlag<br />

Auflage: 1.500 Stück<br />

Herausgeber:<br />

Alumni Med <strong>Rostock</strong> e.V.<br />

c/o Studiendekanat <strong>der</strong><br />

Medizinischen Fakultät<br />

Rembrantstraße 16/17<br />

18057 <strong>Rostock</strong><br />

in Kooperation mit <strong>der</strong> <strong>Fachschaft</strong><br />

Medizin <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Rostock</strong><br />

24. JANUAR 2009 | 18.00 - 22.00 UHR | ÖSTLICHE ALTSTADT<br />

24. Ausgabe 2008


Geknackte Zellcodes, nachwachsendesHerzmuskelgewebe<br />

o<strong>der</strong> die Entschlüsselung<br />

von Entzündungserkrankungen:<br />

<strong>Rostock</strong>er Wissenschafler haben im<br />

Bereich <strong>der</strong> medizinischen Forschung<br />

Erfolge auf Weltniveau vorzuweisen.<br />

Am 25. September 2008 präsentierten<br />

die Wissenschaftler des Klinikums und<br />

<strong>der</strong> Medizinischen Fakultät <strong>der</strong> <strong>Universität</strong><br />

<strong>Rostock</strong> ihre Arbeiten auf<br />

einem Symposium. Ver treten waren<br />

dabei Mediziner, die sich <strong>der</strong> Krebs forschung,<br />

<strong>der</strong> Erforschung entzündlicher<br />

Erkrankungen und <strong>der</strong> Regene ration<br />

<strong>der</strong> Knochen und des Herzen widmen.<br />

Auf dem Gebiet <strong>der</strong> Tumorforschung<br />

konnte beispielsweise die Forscher -<br />

gruppe von Professor Dr. Brigitte Pützer,<br />

Leiterin <strong>der</strong> Arbeitsgruppe für<br />

Vektorologie und Gentransfer, ein Protein<br />

in <strong>der</strong> Zelle identifizieren, das für<br />

die beson<strong>der</strong>e Wi<strong>der</strong>standsfähig keit<br />

von Tumorzellen gegenüber Chemotherapie<br />

von Bedeutung ist. Daraus ergeben<br />

sich ganz neue An sätze für die<br />

Behandlung von Krebs.<br />

In <strong>der</strong> Erforschung <strong>der</strong> entzündlichen<br />

Erkrankungen ist es den Forschern um<br />

Professor Dr. Johann C. Virchow, Leiter<br />

<strong>der</strong> Abteilung für Pneumologie, gelungen,<br />

die Bedeutung von so genannten<br />

dendritischen Zellen – das sind Zellen<br />

des Immunsystems – für entzündliche<br />

Erkrankungen <strong>der</strong> Lunge aufzudecken.<br />

Der Forschergruppe gelang es erstmals,<br />

eine Methode zu entwickeln, mit<br />

<strong>der</strong> diese Zellen aus <strong>der</strong> Lungenspül-<br />

24. Ausgabe 2008<br />

forschung<br />

Medizinsche Forschung in <strong>Rostock</strong> vorgestellt<br />

Krebs, Entzündungserkrankungen und Organregeneration im Mittelpunkt<br />

Foto: Die Medizinische Fakultät <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Rostock</strong> entwickelte sich zu einem anerkannten Forschungsstandort<br />

in Deutschland. (Quelle: © Michael Bührke / PIXELIO)<br />

flüssigkeit analysiert werden können.<br />

Bei <strong>der</strong> Erforschung <strong>der</strong> Regeneration<br />

von Organen stehen Knochen und<br />

Herz im Vor<strong>der</strong>grund. Dabei arbeiten<br />

die Wissenschaftler eng mit Unter -<br />

nehmen <strong>der</strong> Region zusammen – etwa<br />

<strong>der</strong> DOT GmbH, <strong>der</strong> Artoss GmbH<br />

o<strong>der</strong> Miltenyi Biotec. Das WirtschaftsministeriumMecklenburg-Vorpommern<br />

unterstützt diese Forschungstätig -<br />

keit mit drei Millionen Euro. Weit über<br />

die Landesgrenzen hinaus bekannt<br />

wurde die Stammzell therapie zur Regeneration<br />

des Herzen durch die Arbeitsgruppe<br />

um den Herzchirurgen<br />

Professor Dr. Gustav Steinhoff. Die<br />

Forschergruppe bekam unlängst die<br />

Bewilligung des Bundes forschungs -<br />

ministeriums, den Einsatz <strong>der</strong> Stammzelltherapie<br />

am Menschen zu<br />

üb e r prüfen. Die Bundesregierung un-<br />

6<br />

ter stützt dieses Vorhaben mit mehreren<br />

Millionen Euro.<br />

Drei Forschergruppen des Zentrums für<br />

Medizinische Forschung sind außerdem<br />

beteiligt am Son<strong>der</strong> for schungs -<br />

bereich <strong>der</strong> Deutschen Forschungsgemeinschaft,<br />

<strong>der</strong> zusammen mit den renommierten<br />

Stand orten Hannover und<br />

Aachen an <strong>der</strong> Rekonstruktion biologischer<br />

Funk tionen durch Mikro- und<br />

Nano systeme forscht.<br />

Die Medizinische Fakultät hat sich mit<br />

ihrer Forschung zu einem beachteten<br />

Standort in Deutschland entwickelt<br />

und ist international konkurrenzfähig<br />

geworden.<br />

Matthias Schümann<br />

Eine <strong>Rostock</strong>er Studie widmet<br />

sich den Hänseleien unter Kin<strong>der</strong>n.<br />

„Hänseleien im Voschulund<br />

Grundschulalter“ lautet ihr Titel,<br />

durchgeführt wird sie von Psycho -<br />

logen des Instituts für Medizinische<br />

Psychologie an <strong>der</strong> Medizinischen Fakultät<br />

<strong>der</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Rostock</strong>. Untersucht<br />

werden <strong>Rostock</strong>er Kin<strong>der</strong> im<br />

Vorschul- und Grundschulalter, die<br />

den Forschern von ihren Erfahr ungen<br />

mit Hänseleien und Mobbing berichten.<br />

Ziel <strong>der</strong> Studie ist es, den bislang<br />

fast unerforschten Bereich des Mobbings<br />

insbeson<strong>der</strong>e bei kleineren Kin<strong>der</strong>n<br />

zu untersuchen. Dabei stehen im<br />

Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses:<br />

die Art des Hänselns, die Häufigkeit<br />

und auch ob sich das kindliche<br />

Mobbing verän<strong>der</strong>t, beispielweise<br />

durch die Einschulung und den damit<br />

forschung<br />

Hänseleien werden wissenschaftlich untersucht<br />

<strong>Rostock</strong>er Forschungsprojekt hat Mobbing unter kleinen Kin<strong>der</strong>n als Thema<br />

einhergehenden Umstel lungen. Die<br />

Untersuchungen begannen im August<br />

und sollen bis zum Herbst 2008 andauern.<br />

„Mobbing im Vorschul- und frühen<br />

Grundschulalter ist ein nahezu unerforschtes<br />

Thema in Deutschland“, sagt<br />

die Diplom-Psychologin Sabine Koep -<br />

sell von Institut für Medizinische Psychologie<br />

am <strong>Universität</strong>sklinikum<br />

<strong>Rostock</strong>. „Dabei berichten Kin<strong>der</strong> -<br />

gärtnerinnen und auch Kin<strong>der</strong>ärzte,<br />

dass Kin<strong>der</strong> erste Mobbing-Erfahr -<br />

ungen schon ab dem Alter von vier bis<br />

sechs Jahren machen.“ Bisherige Untersuchungen<br />

setzen erst ab <strong>der</strong> 3.<br />

o<strong>der</strong> 4. Klassenstufe ein. Das Forsch -<br />

ungsprojekt „Hänseleien im Vorschulund<br />

Grundschulalter“ soll Aufschluss<br />

darüber bringen, was die Art, <strong>der</strong> Um-<br />

Foto: Kin<strong>der</strong> machen erste Mobbing-Erfahrungen bereits ab dem Alter von vier bis sechs Jahren.<br />

(Quelle: © Stephanie Hofschlaeger / PIXELIO)<br />

7<br />

fang und natürlich auch die Inhalte<br />

des Mobbings sind. Ein wichtiges<br />

Thema hat Sabine Koepsell schon im<br />

Vorfeld ausgemacht: Übergewicht sei<br />

oft Anlass für Hänseleien, und selbst<br />

übergewichtige Kin<strong>der</strong> wollen keinen<br />

übergewichtigen Freund o<strong>der</strong> übergewichtige<br />

Freundin haben. Ein brisantes<br />

Thema in Mecklenburg-Vorpommern,<br />

wo Übergewicht gerade unter Kin<strong>der</strong>n<br />

immer mehr zum Problem wird, so die<br />

Psychologin.<br />

Untersucht werden 200 <strong>Rostock</strong>er<br />

Kin<strong>der</strong> – zum einen 100 Vorschul -<br />

kin<strong>der</strong>, die ab 01. September 2008<br />

eingeschult wurden sowie zum an<strong>der</strong>en<br />

100 Kin<strong>der</strong>, die nach den diesjährigen<br />

Sommerferien die zweite Klasse<br />

besuchen. Die Untersuchung erfolgt in<br />

einem 45-minütigem Gespräch mit<br />

dem teilnehmenden Kind, zeitgleich<br />

werden die Eltern separat kurz be fragt.<br />

Langfristiges Ziel des Projektes soll die<br />

Erstellung eines effektiven Screenings<br />

für Mobbing-Opfer sein, das Ärzte, als<br />

auch pädagogische so wie klinische<br />

Einrichtungen nutzen können. Als<br />

Dankeschön erhalten alle Kin<strong>der</strong> ein<br />

„Zaubergeschenk“ sowie einen Kinogutschein<br />

für sich und ein Elternteil,<br />

verspricht Sabine Koepsell.<br />

Informationen zur Studie unter:<br />

www.haenselei-rostock.de.<br />

Matthias Schümann<br />

24. Ausgabe 2008


Zwei junge <strong>Rostock</strong>er Wissen -<br />

schaftler haben mit ihren Arbeitsgruppen<br />

wichtige europäische<br />

Forschungspreise gewonnen.<br />

Der Mediziner Dr. med. Heiko Sorg erhielt<br />

den Walter-Brendel-Preis für seine<br />

Untersuchungsergebnisse, die be legen,<br />

dass niedrige Gaben des als Dopingmittel<br />

bekannt gewordenen Hormons<br />

Epo positiv auf die Heilung verletzter<br />

Haut wirken. Ioannis Stra tos, ebenfalls<br />

Mediziner, erhielt den B. Braun-Preis<br />

für seine Analyse <strong>der</strong> Vorgänge bei <strong>der</strong><br />

Heilung von Mus kelgewebe. Stratos<br />

fand heraus, dass dabei nicht nur neue<br />

Zellen gebildet werden, son<strong>der</strong>n auch<br />

Zellen gezielt absterben. Seine Erkenntnis<br />

hat Kon sequenzen für die<br />

medizinische Be gleitung des Heilungsprozesses<br />

von Muskeln. Beide<br />

Mediziner arbeiten am <strong>Universität</strong>sklinikum<br />

<strong>Rostock</strong>. Die Preise sind mit<br />

1500 bzw. 1000 Euro dotiert.<br />

Doping für die Haut: Das Hormon<br />

Erythropoietin (Epo) wirkt sich positiv<br />

auf die Regeneration von Hautgewebe<br />

aus. Zu dieser Erkenntnis kam <strong>der</strong> <strong>Rostock</strong>er<br />

Mediziner Dr. med. Heiko<br />

Sorg vom Institut für Experimentelle<br />

Chirurgie (Direktorin: Professor Dr.<br />

med. Brigitte Vollmar) <strong>der</strong> Medizi -<br />

nischen Fakultät <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> Ros -<br />

tock, wo das als Doping-Mittel bekannt<br />

gewordene Epo systematisch untersucht<br />

wird. Tests ergaben, dass hohe<br />

Gaben von Epo sich eher negativ auf<br />

den Heilungsprozess auswirken, wohingegen<br />

niedrige Dosen an Epo positiv<br />

auf die Hautregeneration wirken. „Wir<br />

24. Ausgabe 2008<br />

forschung<br />

Doping für die Haut, Heilung für die Muskeln<br />

<strong>Rostock</strong>er Wissenschaftler gewinnen wichtige europäische Forschungspreise<br />

konnten nachweisen, dass sich durch<br />

die Gabe von Epo die Neu bildung von<br />

Gefäßen in verletzten Hautarealen geför<strong>der</strong>t<br />

wurde und dass die funktionelle<br />

Regeneration auf diese Weise<br />

beschleunigt werden konnte“, so Dr.<br />

Sorg. Der <strong>Rostock</strong>er Wissenschaftler<br />

erhielt für seine Untersuchungen den<br />

mit 1500 Euro dotierten Walter-Brendel-Preis<br />

<strong>der</strong> Europäischen Gesellschaft<br />

für Chirurgische Forschung.<br />

Foto: Das Hormon Erythropoietin ist Doping für<br />

die Haut. (Quelle: Stephanie Hofschlaeger / PI-<br />

XELIO)<br />

Heilung für die Muskeln: Ebenfalls auf<br />

dem Gebiet <strong>der</strong> Regenerativen Medizin<br />

forscht <strong>der</strong> <strong>Rostock</strong>er Arzt Ioannis<br />

Stratos. Der junge Mediziner untersuchte<br />

im Rahmen seiner Dok torarbeit<br />

am Institut für Experimen telle Chirurgie<br />

den Heilungsprozess von zum Beispiel<br />

bei einem Unfall verletztem<br />

Muskelgewebe. Er gelangte zu <strong>der</strong> Erkenntnis,<br />

dass es bei <strong>der</strong> Heilung des<br />

Gewebes nicht nur zur Neubildung<br />

von Muskelgewebe durch lokale<br />

Stammzellen kommt, son<strong>der</strong>n auch<br />

8<br />

zum systematischen Abräumen des<br />

zerstörten Muskelgewebes. Dabei<br />

komme es zu Prozessen wie Apoptose<br />

(programmierter Zelltod) o<strong>der</strong> Nekrose<br />

(nicht programmierter Zelluntergang),<br />

so Stratos. Seine Er kenntnisse haben<br />

Einfluss auf die Behandlung von<br />

Weichteil-Verletzungen.<br />

Demnach müsse nicht nur die Neubildung<br />

von Zellen, son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong><br />

Abtransport des zerstörten Gewebes<br />

gezielt geför<strong>der</strong>t werden, um eine rasche<br />

und suffiziente Muskelregeneration<br />

zu be wirken. Für seine Erkenntnis<br />

bekam Stratos den B. Braun-Award für<br />

die „Beste Klinik-relevante wissenschaftliche<br />

Arbeit“. Der mit 1000 Euro<br />

dotierte Preis wird von <strong>der</strong> Firma B.<br />

Braun Melsungen vergeben. Ioannis<br />

Stratos arbeitet an <strong>der</strong> Abteilung für<br />

Unfall- und Wie<strong>der</strong>herstellungschirurgie<br />

des Uniklinikums <strong>Rostock</strong>.<br />

Matthias Schümann<br />

Foto: (Quelle: © S. Hofschlaeger / PIXELIO)<br />

forschung<br />

Luftdusche soll Asthmatiker nachts vor Feinstaub schützen<br />

Uniklinikum <strong>Rostock</strong> suchte Probanden für europaweite Studie<br />

Eine Luftdusche könnte Asthma-<br />

Patienten nachts vor Feinstaub<br />

schützen. Diese Partikel, die sich<br />

ständig in <strong>der</strong> Atemluft befinden und<br />

bei Asthmatikern häufig einen Anfall<br />

auslösen, werden durch ein neu entwickeltes<br />

Gerät aus <strong>der</strong> Luft herausgefil -<br />

tert. Weil <strong>der</strong> positive Effekt des Geräts<br />

bisher erst bei wenigen Patienten<br />

nachgewiesen wurde, sollte jetzt eine<br />

europaweit durchgeführte Studie Aufschluss<br />

über die Wirksamkeit <strong>der</strong> Methode<br />

bringen. Das <strong>Universität</strong>sklinikum<br />

<strong>Rostock</strong> beteiligte sich daran und suchte<br />

Probanden, die das Gerät testeten. Bewerben<br />

konnten sich Menschen, die<br />

unter Asthma leiden und trotz Einsatz<br />

von Medikamenten nicht beschwerdefrei<br />

sind. Wenn sich die Therapie als<br />

erfolgreich erweist, erhoffen sich die<br />

Mediziner langfristig eine Lin<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Krankheitssymptome bei sinkenden<br />

o<strong>der</strong> sogar ohne Medikamentengaben.<br />

Die Entstehung von Asthma ist bis<br />

heute nicht zweifelsfrei geklärt. Rund<br />

10 Prozent <strong>der</strong> Bevölkerung leiden inzwischen<br />

daran. Fest steht, dass Heuschnupfen<br />

und an<strong>der</strong>e Allergien auf<br />

lange Sicht zu Asthma führen können.<br />

Aus diesem Grund wurde ein neues<br />

Gerät entwickelt, das die Partikel <strong>der</strong><br />

Luft, die Allergien auslösen können,<br />

herausfiltert. Das Gerät hat einen<br />

schwenkbaren Arm mit einer Art<br />

Duschkopf, <strong>der</strong> nachts über dem<br />

Schlafenden hängt und gereinigte Luft<br />

abgibt. „Die Idee ist genial“, sagt Professor<br />

Dr. med. J. Christian Virchow,<br />

Leiter <strong>der</strong> Abteilung für Pneumologie<br />

am <strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Rostock</strong>. „Die<br />

Luft wird angesaugt, gefiltert und dann<br />

über die Luftdusche wie<strong>der</strong> abgegeben.<br />

Da sie beim Filtern etwas abkühlt<br />

und deshalb schwerer ist als die wärmere<br />

Umgebungsluft, senkt sie sich<br />

wie eine Glocke über den Kopf des<br />

Schlafenden, <strong>der</strong> dann absolut saubere<br />

Luft atmet und wenigstens nachts vor<br />

Allergien auslösendem Feinstaub<br />

Ruhe hat.“<br />

Normalerweise befinden sich in jedem<br />

Kubikmeter Luft etwa 22.000 Feinstaub-Partikel.<br />

Beson<strong>der</strong>s im Frühjahr<br />

sind viele Pollen darunter. „Die Luft,<br />

die <strong>der</strong> Schlafende mit Hilfe des Gerätes<br />

atmet, ist zu 100 Prozent partikelfrei“,<br />

so Professor Virchow. Wenn<br />

diese Art <strong>der</strong> Therapie Asthmakranken<br />

wirklich hilft, versprechen sich die<br />

Mediziner nicht nur nächtliche Lin<strong>der</strong>ung<br />

von den Beschwerden, son<strong>der</strong>n<br />

langfristig auch eine Verringerung des<br />

Bedarfs an Medikamenten – vor allem<br />

<strong>der</strong> Präparate mit dem Wirkstoff Cortison.<br />

Dafür musste das Gerät aber erst getestet<br />

werden. Schwedische Ärzte erzielten<br />

bereits gute Ergebnisse. Jetzt<br />

sollte die Neuentwicklung in einer europaweit<br />

durchgeführten Studie, an<br />

<strong>der</strong> mehr als 20 Zentren beteiligt<br />

waren, erprobt werden. Eines von drei<br />

deutschen Zentren ist das <strong>Universität</strong>sklinikum<br />

<strong>Rostock</strong>, das Probanden<br />

suchte: erwachsene Menschen mit<br />

Asthma, die nicht rauchen und aller-<br />

9<br />

gisch auf Hausstaub milben und Tierallergene<br />

reagieren, und die trotz Therapie<br />

nicht be schwerde frei sind. Sie<br />

erhielten zunächst einen kostenlosen<br />

Gesund heitsscheck, und wenn sie für<br />

die Studie geeignet waren, eines <strong>der</strong><br />

Geräte zur Erprobung mit nach Hause.<br />

Matthias Schümann<br />

Foto: Dr. Peter Julius justiert die Luftdusche.<br />

(Quelle: UKR)<br />

24. Ausgabe 2008


Herzklappenerkrankungen<br />

nehmen immer weiter zu.<br />

Der Grund: Die Lebenserwartung<br />

steigt und Klappenfehler treten<br />

im Alter gehäuft auf. Auch die Zahl<br />

<strong>der</strong> Herzklappenoperationen nimmt<br />

zu. Wurden im Jahr 1997 in <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

13.482 Patienten wegen<br />

einer erkrankten Herzklappe operiert,<br />

so waren es zehn Jahre später 21.160.<br />

Beson<strong>der</strong>s oft waren dabei verengte<br />

Aortenklappen bei älteren Menschen<br />

herzchirurgisch zu versorgen.<br />

Die Medizin hat auf dem Gebiet <strong>der</strong><br />

Rekonstruktion und des biologischen<br />

Ersatzes von Herzklappen große Fortschritte<br />

gemacht. Neue Möglichkeiten,<br />

Herzklappenerkrankungen zu behandeln,<br />

wie <strong>der</strong> Ersatz von Herzklappen<br />

24. Ausgabe 2008<br />

focus<br />

Klappensymposium 2008<br />

Neue Behandlungsmöglichkeiten von Herzklappenerkrankungen<br />

am <strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Rostock</strong><br />

mit Hilfe von Kathetertechnik, werden<br />

gegenwärtig klinisch erprobt. Daneben<br />

haben sich operative Techniken<br />

grundlegend verbessert, so dass heute<br />

nur noch bei einem Teil <strong>der</strong> Patienten<br />

<strong>der</strong> Brustkorb eröffnet werden muss.<br />

Schlüsselloch-Operationen und Mini-<br />

Herz-Lungen-Maschine erlauben auch<br />

bei älteren Patienten eine gefahrlose<br />

operative Versorgung.<br />

Im Rahmen des diesjährigen Herzmonats<br />

informiert das <strong>Universität</strong>sklinikum<br />

<strong>Rostock</strong> über neue Techniken<br />

und interdisziplinäre Aktivitäten von<br />

Kardiologie und Herzchirurgie.<br />

Freitag, 21. November 2008, Biomedizinisches<br />

Forschungszentrum, Schillingallee<br />

69:<br />

Foto: Professor Steinhoff (l.) und Professor Liebold während einer Herzklappenoperation. (Quelle :UKR)<br />

10<br />

10:00 Uhr Begrüßung<br />

Professor Dr. med. P. Schuff-Werner<br />

Ärztlicher Direktor des <strong>Universität</strong>sklinikums<br />

<strong>Rostock</strong><br />

10:05 Uhr Vorträge mit<br />

Patientenvorstellung<br />

Vorsitz: Professor Dr. G. Steinhoff,<br />

Direktor, Klinik für Herzchirurgie<br />

Professor Dr. C. Nienaber,<br />

Direktor, Abteilung Kardiologie<br />

Transkutaner Aortenklappenersatz –<br />

Wer profitiert, wer kommt in Frage?<br />

Professor Dr. med. H. Ince<br />

Stellvertreten<strong>der</strong>. Direktor,<br />

Abteilung Kardiologie<br />

Schonende Herzklappenkorrektur<br />

in minimal-invasiver Technik<br />

Professor Dr. med. A. Liebold<br />

Stellvertreten<strong>der</strong> Direktor,<br />

Klinik für Herzchirurgie<br />

11:15 Uhr Pressegespräch<br />

Panel: Professor Steinhoff,<br />

Professor Nienaber,<br />

Professor Liebold, Professor Ince<br />

12:00 Uhr Imbiss<br />

Mo<strong>der</strong>ation: Volker Böhning, Semper<br />

Avanti<br />

UNIVERSITÄT ROSTOCK<br />

Medizinische Fakultät<br />

Klinik und Poliklinik für Herzchirurgie<br />

Auf <strong>der</strong> „Baltic Summer -<br />

academy 2008“ diskutierten<br />

am 29. und 30. August Mediziner<br />

aus dem In- und Ausland neue<br />

Behandlungsmöglichkeiten <strong>der</strong> Fallot´schen<br />

Tetralogie(TOF). Dabei handelt<br />

es sich um einen schweren<br />

angeborenen Mehrfach-Herzfehler, mit<br />

dem in Deutschland jährlich rund 800<br />

Babys zur Welt kommen. Ins gesamt leiden<br />

deutschlandweit mehr als 30.000<br />

Menschen an dieser Fehlbildung.<br />

Die Fallot’sche Tetralogie, benannt<br />

nach dem französischen Arzt Etienne<br />

Fallot, bezeichnet einen Herzfehler<br />

mit gleich vier Anomalien: einem<br />

Loch in <strong>der</strong> Herzscheidewand, über<br />

das das Blut aus <strong>der</strong> linken Herzkam -<br />

mer teilweise zurück in die rechte<br />

fließt, einer Fehlstellung <strong>der</strong> Haupt-<br />

schlaga<strong>der</strong>, einer Verengung <strong>der</strong> Lungenschlaga<strong>der</strong>klappe<br />

sowie einer Verdickung<br />

<strong>der</strong> Muskulatur <strong>der</strong> rechten<br />

Herzkammer, die aus <strong>der</strong> vermehrten<br />

focus<br />

Medizinische Herausfor<strong>der</strong>ung – Fallot’sche Tetralogie<br />

Internationale Forscher diskutierten in <strong>Rostock</strong> neue Behandlungskonzepte<br />

Foto: Professor An<strong>der</strong>son (London) erläutert die<br />

Morphologie von TOF für den Kliniker. (Quelle:<br />

Sphinx ET)<br />

Foto: Professor Peuster beschreibt die Behand -<br />

lung erwachsener Patienten nach <strong>der</strong> Operation.<br />

(Quelle: Sphinx ET)<br />

Arbeit herrührt, die die rechte Kammer<br />

leisten muss. Die Folge ist permanenter<br />

Sauerstoffmangel im Blut, was zu<br />

Schweratmigkeit und typisch blauer<br />

Hautfärbung führt. Der Körper versucht<br />

<strong>der</strong> Sauerstoffarmut durch vermehrte<br />

Bildung von roten Blutkörper- chen zu<br />

begegnen, was wie<strong>der</strong>um die Thrombosegefahr<br />

er höht. Früher waren Kin<strong>der</strong><br />

mit diesem Herzfehler nicht<br />

lebensfähig. Erst seit den 70er Jahren<br />

kann <strong>der</strong> Defekt operativ behandelt<br />

werden.<br />

Die erfor<strong>der</strong>lichen langfristigen Be-<br />

handlungskonzepte sind am Univer -<br />

sitätsklinikum <strong>Rostock</strong> dank <strong>der</strong><br />

interdisziplinären Kooperation von<br />

Kin<strong>der</strong>kardiologen unter <strong>der</strong> Leitung<br />

von Professor Dr. Matthias Peuster und<br />

<strong>der</strong> Herzchirurgen unter Profes sor Dr.<br />

Gustav Steinhoff und dem Perinatalzentrum<br />

<strong>Rostock</strong> etabliert. „Da ständig<br />

neue Möglichkeiten <strong>der</strong> Katheterbehandlung<br />

und Operation von Herz-<br />

11<br />

Foto: Professor Steinhoff während <strong>der</strong> Eröffnung<br />

<strong>der</strong> „Baltic Summeracademy 2008“. (Quelle:<br />

Sphinx ET)<br />

fehlern entwickelt werden, verschiebt<br />

sich auch die Grenze des Machbaren<br />

immer weiter“, sagt Professor Dr. Gustav<br />

Steinhoff, Direk tor <strong>der</strong> Klinik und<br />

Poliklinik für Herzchirurgie am Uniklinikum<br />

Ros tock. An <strong>der</strong> Fachkonferenz<br />

in Ros tock nahmen rund ein-<br />

hun<strong>der</strong>t nationale und internationale<br />

Teilnehmer teil: neben Spezialisten<br />

aus Deutsch land auch Mediziner<br />

unter an<strong>der</strong>em aus England, <strong>der</strong><br />

Schweiz und den USA.<br />

Informationen unter:<br />

www.baltic-summeracademy.com<br />

Matthias Schümann<br />

24. Ausgabe 2008


Der <strong>Rostock</strong>er Psychiater und<br />

Spezialist für Demenzerkrankungen,<br />

Professor Dr. Stefan<br />

Teipel, tritt für eine verstärkte Früherkennung<br />

von Demenzkrankheiten ein.<br />

In den meisten Fällen werden Krankheiten<br />

wie Alzheimer erst sehr spät diagnostisiert,<br />

so dass vorbeugende Maßnahmen<br />

nicht mehr ergriffen werden<br />

können. Die Früherken nung dagegen<br />

ermöglicht die längere Integration <strong>der</strong><br />

Betroffenen ins Alltagsleben. In diesem<br />

Sinne wird an <strong>der</strong> Psychiatrischen Klinik<br />

<strong>der</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Rostock</strong> <strong>der</strong> Ausbau<br />

<strong>der</strong> Gedächtnissprechstunde zu einer<br />

„Memory Clinic“ vorangetrieben. Außerdem<br />

soll eine Tagesklinik für Demenzpatienten<br />

aufgebaut werden.<br />

In Deutschland leiden rund 1,5 Millionen<br />

Menschen an Demenzerkrankungen,<br />

die meisten Betroffenen haben<br />

Alzheimer. Die Prognosen stehen<br />

schlecht: In den kommenden zehn<br />

Jahren wird die Zahl <strong>der</strong> Demenzpatienten<br />

um weitere 60 Prozent steigen.<br />

Das Problem: „Das Netz zur Betreuung<br />

von Patienten mit Demenzerkrankungen<br />

ist noch nicht eng genug“,<br />

konstatiert Professor Dr. Stefan Teipel<br />

von <strong>der</strong> Klinik und Poliklinik für Psychiatrie<br />

und Psychotherapie am Uniklinikum<br />

<strong>Rostock</strong>. Bereits heute fließen in<br />

<strong>der</strong> Bundesrepublik jährlich rund 20<br />

Milliarden Euro in die direkte Betreuung<br />

von Demenzkranken. Zugleich<br />

bringen die Familien <strong>der</strong> Betroffenen<br />

etwa 80 Milli arden Euro jährlich auf,<br />

um die Versorgung ihrer demenzkranken<br />

Angehörigen zu sichern.<br />

focus<br />

Leichtathletik fürs Gehirn<br />

Professor Teipel: Früherkennung von Demenz dringend notwendig<br />

24. Ausgabe 2008<br />

Foto: Professor Dr. Stefan Teipel. (Quelle: UKR)<br />

Aber nicht nur finanziell sind die Familien<br />

durch die Demenzerkrankung<br />

belastet. „Wenn die Erkrankung zu<br />

spät erkannt wird, kommt es zu Verhaltensstörungen<br />

wie Schlaflosigkeit,<br />

nächtlichem Umherwan<strong>der</strong>n und<br />

schweren Verstimmungszuständen,<br />

die die pflegenden Angehörigen sehr<br />

belasten“, so Professor Teipel. Durch<br />

rechtzeitige Diagnose, Behandlung<br />

und Unterstützung <strong>der</strong> Angehörigen<br />

kann dieser Entwicklung vorgebeugt<br />

werden. Dabei gilt: „Dem Patienten<br />

mit Demenz kann es nicht gut gehen,<br />

wenn es dem pflegenden Angehörigen<br />

schlecht geht.“ Dabei könnte die Betreuung<br />

<strong>der</strong> Betroffenen deutlich verbessert<br />

werden – durch die Früh-<br />

erkennung <strong>der</strong> Erkrankung. „Demenzkrankheiten<br />

wie Alzheimer werden<br />

heute in <strong>der</strong> Regel erst diagnostiziert,<br />

wenn die Betroffenen so schwer krank<br />

sind, dass sie ins Heim müssen“, so<br />

Professor Teipel. Heilbar sind diese<br />

Krankheiten zwar noch nicht, aber<br />

durch rechtzeitige Erkennung können<br />

ihre fatalen Folgen über Jahre aufge-<br />

12<br />

schoben, die Symptome deutlich gemil<strong>der</strong>t<br />

werden, sagt <strong>der</strong> Mediziner.<br />

Ziel sei es, die Betroffenen so lange<br />

wie möglich in ihrer heimischen Umgebung<br />

zu lassen und sie ins Alltagsleben<br />

zu integrieren. Möglich werde<br />

dies durch die Zusammenarbeit von<br />

Ärzten, Pflegern, Angehörigen und Sozialverbänden.<br />

Voraussetzung ist allerdings eine frühzeitige<br />

Untersuchung, durch die bereits<br />

Jahre vor dem akuten Ausbruch<br />

<strong>der</strong> Krankheit die drohende Demenz<br />

festgestellt werden kann. Dies erfolgt<br />

durch Gedächtnistests, eine gründliche<br />

psychiatrische und neurologisch<br />

Untersuchung und durch Untersuchung<br />

des Gehirns mit bildgebenden<br />

Verfahren wie <strong>der</strong> Magnetfeldbasierten<br />

MRT. Am Uniklinikum <strong>Rostock</strong><br />

wird <strong>der</strong>zeit die bereits vorhandene<br />

Gedächtnissprechstunde zur „Memory<br />

Clinic“ ausgebaut, in <strong>der</strong> Betroffene<br />

und Angehörige fit für den täglichen<br />

Umgang mit <strong>der</strong> Demenz gemacht<br />

werden. Außerdem befindet sich eine<br />

Tagesklinik für Demenzpatienten im<br />

Aufbau.<br />

Professor Dr. Teipel bekleidet seit kurzem<br />

die Professur für klinisch-experimentelle<br />

Psychiatrie mit dem Schwerpunkt<br />

Demenz in <strong>der</strong> Klinik und Poliklinik<br />

für Psychiatrie und Psychotherapie<br />

am <strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Rostock</strong>.<br />

Matthias Schümann<br />

Mit großem Kin<strong>der</strong>fest und<br />

einem Fachsymposium<br />

beging die <strong>Rostock</strong>er Kin<strong>der</strong>chirurgie<br />

ihr 50-jähriges Jubiläum.<br />

Im August 1958 wurde sie als eigenständige<br />

Abteilung am Uniklinikum<br />

<strong>Rostock</strong> etabliert. Im kommenden Jahr<br />

steht <strong>der</strong> Umzug in neue, mo<strong>der</strong>ne<br />

Räume bevor. Am 18. September<br />

luden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

noch einmal in die alte „Kin<strong>der</strong>villa“<br />

ein, wie sie von den Mitarbeitern<br />

liebevoll genannt wird. Zum Tag <strong>der</strong><br />

offenen Tür boten sie Informationen<br />

sowie Spiel und Spaß für Kin<strong>der</strong> und<br />

Eltern. Am 26. und 27. September reisten<br />

Fachleute aus ganz Deutschland<br />

nach <strong>Rostock</strong>, um auf <strong>der</strong> Jubiläumsfachtagung<br />

aktuelle Tendenzen <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong>chirurgie zu diskutieren.<br />

Voraussichtlich im kommenden Sommer<br />

wird die Kin<strong>der</strong>chirurgie neue,<br />

mo<strong>der</strong>ne Räume im Gebäude <strong>der</strong> <strong>Universität</strong>s-Kin<strong>der</strong>-<br />

und Jugendklinik beziehen.<br />

Aus diesem Grund war das<br />

Kin<strong>der</strong>fest auch gleichzeitig <strong>der</strong> Abschied<br />

von <strong>der</strong> „Kin<strong>der</strong>villa“ auf dem<br />

Campus Schillingallee. Das Haus wird<br />

Neubauten weichen, die gemeinsam<br />

mit mo<strong>der</strong>nisierten Klinikgebäuden bis<br />

2015 das Uniklinikum <strong>Rostock</strong> zu<br />

einer <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nsten Kliniken Norddeutschlands<br />

machen werden. Mit<br />

Spiel und Unterhaltung wollten die<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter <strong>der</strong><br />

Abteilung für Kin<strong>der</strong>chirurgie Einblick<br />

in ihre Arbeit gewähren. Für die Besucher<br />

gab es dabei allerhand zu erleben:<br />

Auf <strong>der</strong> Kuscheltierstation wur- den<br />

focus<br />

Jubiläum mit Kin<strong>der</strong>fest und Fachtagung<br />

Abschied von <strong>der</strong> „Kin<strong>der</strong>villa“ mit Kuscheltiersprechstunde und Trampolin<br />

Teddys und Puppen behandelt, beim<br />

Glücksrad gab es Preise zu gewinnen,<br />

Trampolin, Kin<strong>der</strong>schminken, Sportspiele<br />

und an<strong>der</strong>e Überraschungen begeisterten<br />

die Kin<strong>der</strong> und ihre Eltern.<br />

Professor Dr. Gerhard Stuhldreier, Leiter<br />

<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>chirurgischen Abteilung,<br />

freute sich, dass das von ihm organisierte<br />

Jubiläumssymposium auf den<br />

Tag genau 50 Jahre nach jener großen<br />

Fachtagung stattfand, die zur Gründungsveranstaltung<br />

<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>chirurgie<br />

in <strong>Rostock</strong> wurde: Am 26. und 27.<br />

September 1958 trafen sich unter <strong>der</strong><br />

Leitung von Professor Schmitt Fachleute<br />

in <strong>Rostock</strong>, um eine <strong>der</strong> ersten<br />

Abteilungen für Kin<strong>der</strong>chirurgie in <strong>der</strong><br />

DDR ins Leben zu rufen. „Für das Programm<br />

<strong>der</strong> Tagung am 26. und 27.<br />

September 2008 wählten wir einige<br />

<strong>der</strong> Themen, die vor 50 Jahren auf <strong>der</strong><br />

Tagesordnung standen: Von beson<strong>der</strong>er<br />

Bedeutung sind dabei aktuelle Tendenzen<br />

in <strong>der</strong> Neugeborenenchirurgie<br />

und <strong>der</strong> Unfall- und Plastischen Chir-<br />

Foto: Spiel und Spass in <strong>der</strong> „Kin<strong>der</strong>villa“.<br />

(Quelle: UKR)<br />

13<br />

urgie, <strong>der</strong> Urologie (Harnwegschirurgie)<br />

und <strong>der</strong> Tumorchirurgie bei Kin-<br />

<strong>der</strong>n“, betont Professor Stuhldreier.<br />

50 Jahre sind ein Zeitraum, in dem<br />

sich gerade auf dem Gebiet <strong>der</strong> Medizin<br />

sehr viel verän<strong>der</strong>t hat. „Vor allem<br />

die minimal-invasive Chirurgie hat unsere<br />

Möglichkeiten erheblich verbessert“,<br />

sagt Professor Stuhldreier. Als<br />

Beispiel die Operation einer so genannten<br />

Trichterbrust: früher ein großer<br />

Eingriff, bei dem alle Rippen vom<br />

deformierten Brustbein getrennt werden<br />

mussten; heute erfolgt <strong>der</strong> Eingriff<br />

minimal-invasiv. Weitgehend unverän<strong>der</strong>t<br />

geblieben seien allerdings die<br />

Verletzungen, mit denen es Kin<strong>der</strong>chirurgen<br />

zu tun bekommen, so Professor<br />

Stuhldreier: zu 90 Prozent sind<br />

es Folgen alterstypischer Unfälle.<br />

Matthias Schümann<br />

Foto: Professor Stuhldreier während <strong>der</strong> Eröff -<br />

nung des Kin<strong>der</strong>festes. (Quelle: UKR)<br />

24. Ausgabe 2008


3.041 <strong>Rostock</strong>er Kin<strong>der</strong> zeigten ihre Zähne<br />

Medizinerin warnt vor Vernachlässigung <strong>der</strong> kieferorthopädischen Vorsorge<br />

Der Anblick ist allgegenwärtig<br />

und gilt fast schon als schick:<br />

Jugendliche mit Zahnspangen,<br />

von himmelblau bis glitzerbunt.<br />

Nach oft mehrjähriger Prozedur sind<br />

das Ergebnis meist makellos ebenmäßige<br />

Zahnreihen. Doch die mechanische<br />

Regulierung von Kieferanomalien<br />

ist teuer. Und nicht immer sagt die<br />

„schöne“ Zahnreihe die Wahrheit über<br />

den Erfolg kieferorthopädischer Korrekturen.<br />

„Wir können heute nachträglich<br />

mechanisch viel erreichen“,<br />

sagt Professor Rosemarie Grabowski,<br />

Direktorin <strong>der</strong> Kieferorthopädie des<br />

<strong>Universität</strong>sklinikums <strong>Rostock</strong>. Doch<br />

ebenso wichtig seien präventive Maßnahmen,<br />

um nicht nur ein schönes,<br />

son<strong>der</strong>n ein funktionell einwandfreies<br />

Ergebnis zu haben, das Zähne lebenslänglich<br />

gesund erhält.<br />

„Während in <strong>der</strong> Zahnheilkunde <strong>der</strong><br />

Wechsel hin zur Prävention weitgehend<br />

vollzogen ist, trifft dies für kieferorthopädische<br />

Versorgung nicht<br />

zu“, kritisiert Professor Grabowski. Ein<br />

Grund dafür sei die Politik <strong>der</strong> Krankenkassen,<br />

die die Kosten für Zahnspangen<br />

weitgehend erst am Ende des<br />

Zahnwechsels o<strong>der</strong> später übernehmen.<br />

Dann sind die Anomalien „ausgereift“.<br />

Für die Krankenkassen gelten<br />

metrisch erfassbare Abweichungen als<br />

Maß <strong>der</strong> Schwere und damit <strong>der</strong> Kostenübernahme.<br />

Das bedeutet, dass<br />

präventive Maßnahmen o<strong>der</strong> Frühbehandlungen<br />

nur ausnahmsweise erfolgen<br />

können. Da kein Kind mit einer<br />

„ausgewachsenen“ kieferorthopädi-<br />

24. Ausgabe 2008<br />

focus<br />

schen Anomalie geboren wird, bleiben<br />

im Milchgebiss und während des<br />

Schneidezahnwechsels die Anomalien<br />

meist unter den metrischen Grenzwerten.<br />

Die Prognose <strong>der</strong> Entwicklung,<br />

das sind die verstärkenden Einflüsse,<br />

spielen kaum eine Rolle. Für Prävention<br />

und Frühbehandlung sich erst entwickeln<strong>der</strong><br />

Anomalien ist <strong>der</strong> Leistungs<br />

katalog <strong>der</strong> gesetzlichen Kran kenkassen<br />

extrem eingeschränkt. Dabei<br />

können beide eine eventuell später<br />

notwendige mechanische Therapie<br />

vereinfachen und das Behandlungsergebnis<br />

stabiler werden lassen.<br />

Um die Notwendigkeit <strong>der</strong> Vorsorge<br />

zu untermauern, hat die Medizinerin<br />

für eine Studie 3.041 <strong>Rostock</strong>er Kin<strong>der</strong><br />

im Vorschul- und frühen Schulalter untersuchen<br />

lassen. Sie fand heraus, dass<br />

Fehlfunktionen in <strong>der</strong> Zeit des Wechsels<br />

vom Milch- zum Wechselgebiss<br />

signifikant ansteigen. „Wenn wir in<br />

diesem frühen Stadium eingreifen<br />

könnten, wäre viel gewonnen“, ist die<br />

Kieferorthopädin sicher. Zahnfehlstellungen<br />

sind keine Schönheitsfehler.<br />

Eine Zahnfehlstellung ist häufig das<br />

sichtbare Bild vielschichtiger Funktionsstörungen.<br />

Das heißt viele Erkrankungen<br />

nehmen vom Mund aus ihren<br />

Ursprung. Die Haltungsschwäche zum<br />

Beispiel die <strong>der</strong> Kieferorthopäde an<br />

dem offen stehenden Mund des Kindes<br />

erkennt, belastet nicht nur die Gebissentwicklung.<br />

Erkrankungen <strong>der</strong> oberen<br />

Atemwege, die vergrößerte<br />

Rachen mandel, Schlafstörungen, die<br />

Beeinträchtigung beim Hören und<br />

14<br />

Sprechen bei Kin<strong>der</strong>n sind untrennbar<br />

mit <strong>der</strong> Gebisssituation verbunden.<br />

Solche fehlerhaft ablaufenden Funktionen<br />

sind nicht die Folge, son<strong>der</strong>n<br />

häufig die Ursache <strong>der</strong> Zahnfehlstellungen.<br />

Je früher solche mundmotorischen<br />

Probleme erkannt und behoben<br />

werden, umso leichter gelingt ihre<br />

Überwindung. Hier gilt das Sprichwort<br />

„was Hänschen nicht lernt, lernt Hans<br />

nimmermehr“.<br />

Dass sich das alles während des Zahnwechsels<br />

„gibt“, konnte die aufwändige<br />

Untersuchung in <strong>Rostock</strong>er<br />

Kin<strong>der</strong>einrichtungen und Schulen wi<strong>der</strong>legen.<br />

Frau Professor Grabowski<br />

appelliert deshalb an die politisch Ver-<br />

antwortlichen, die allein metrische Erfassung<br />

zur Erkennung von behandlungswürdigen<br />

Anomalien zugunsten<br />

<strong>der</strong> Entscheidungskraft <strong>der</strong> Behandler<br />

aufzugeben. „Sie erkennen, wann<br />

auch kleineren Abweichungen schwerwiegende<br />

Entwicklungsstörungen folgen<br />

können“. Frei nach <strong>der</strong> Devise:<br />

Mach ich mir mit kleinen Kin<strong>der</strong>n<br />

große Sorgen, habe ich mit großen<br />

Kin<strong>der</strong>n kleine Sorgen.<br />

Thomas Nisters<br />

Die Opfer <strong>der</strong> nationalsozialistischen<br />

so genannten Euthanasieaktion<br />

werden am<br />

27. Januar 2009 im Mittelpunkt von<br />

Gedenkfeiern stehen, so auch am <strong>Rostock</strong>er<br />

Zentrum für Nervenheil kunde.<br />

Auch von <strong>Rostock</strong> aus wurden während<br />

<strong>der</strong> Nazi-Diktatur psychisch<br />

kranke Menschen in den Tod geschickt.<br />

Daran zu erinnern und zu<br />

mahnen, dass solches nie wie<strong>der</strong> geschieht,<br />

das haben sich die Initiatoren<br />

einer Gedenkstätte für den Eingangsbereich<br />

des Zentrums für Nervenheil-<br />

Mehr als 60 Jahre nach dem<br />

Ende des National sozia lis -<br />

mus sind noch nicht alle<br />

Verbrechen <strong>der</strong> faschistischen Diktatur<br />

auf- geklärt. Eine Ar beits gruppe aus<br />

Medizinern und Histo rikern <strong>der</strong> <strong>Universität</strong><br />

<strong>Rostock</strong> beschäftigt sich <strong>der</strong>zeit<br />

mit <strong>der</strong> Auf arbeitung <strong>der</strong> so genannten<br />

Eutha na sie in Mecklenburg-Vorpom -<br />

mern, speziell mit <strong>der</strong> Beteiligung <strong>der</strong><br />

<strong>Rostock</strong>er Nervenklinik an <strong>der</strong> systematischen<br />

Tötung von Patienten zwischen<br />

1933 und 1945. „Die Zeit des<br />

Nationalsozialismus lastet noch im mer<br />

auf <strong>der</strong> deutschen Psychiatrie“, sagt Dr.<br />

Ekkehardt Kumbier von <strong>der</strong> Klinik und<br />

focus<br />

Ein Mahnmal für die Opfer <strong>der</strong> Euthanasie<br />

Künstler Christian Cordes gestaltet Gedenkstätte im <strong>Rostock</strong>er Zentrum für Nervenheilkunde<br />

kunde zum Ziel gesetzt. Der Entwurf<br />

hierfür wurde jetzt von einem Gremium<br />

aus Medizinern und Personen<br />

des öffentlichen Lebens ausgewählt. Er<br />

kommt von dem in Berlin lebenden<br />

Künstler Christian Cordes. Das Mahnmal<br />

in <strong>Rostock</strong>-Gehlsdorf soll die Erinnerung<br />

an die systematische Sterilisation<br />

und Tötung seelisch Kranker<br />

o<strong>der</strong> geistig behin<strong>der</strong>ter Men schen und<br />

vor allem an die Opfer wach halten.<br />

„Für die Errich tung des Memorials sind<br />

wir auf Spen den angewiesen“, sagt<br />

Frau Pro fessor Herpertz, die um die<br />

15<br />

Unterstützung <strong>der</strong> Menschen aus<br />

Mecklenburg-Vorpommern bittet.<br />

Spenden für das Mahnmal können auf<br />

folgendes Konto überwiesen werden:<br />

Kontoinhaber:<br />

<strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Rostock</strong> (AöR)<br />

Kreditinstitut: Deutsche Kreditbank AG<br />

Kontonummer: 10109999<br />

BLZ: 120 300 00<br />

Verwendungszweck: 992050<br />

Matthias Schümann<br />

Verbrechen an psychisch kranken und behin<strong>der</strong>ten Menschen<br />

<strong>Rostock</strong>er Forschungsgruppe arbeitet die so genannte Euthanasie <strong>der</strong> Nazis<br />

in Mecklenburg-Vorpommern auf<br />

Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie<br />

am Uniklinikum <strong>Rostock</strong>. Der<br />

Mediziner befasst sich seit Jahren mit<br />

<strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> <strong>Rostock</strong>er Psychiatrie<br />

– insbeson<strong>der</strong>e mit <strong>der</strong> so genannten<br />

Euthanasie in <strong>der</strong> Hitlerdiktatur. In<br />

jener Zeit wurden in Deutschland mehr<br />

als 400.000 Menschen zwangssterilisiert,<br />

zwischen 1940 und 1945 wurden<br />

70.000 psychisch kranke und behin<strong>der</strong>te<br />

Menschen systematisch getötet.<br />

Auch aus <strong>der</strong> <strong>Rostock</strong>er Nervenklinik<br />

wurden Patienten abtransportiert. Wie<br />

viele von ihnen umgebracht wurden,<br />

muss noch untersucht werden. „Wir<br />

wissen von 20 Fällen, in denen Men-<br />

schen von <strong>Rostock</strong> nach Sachsen berg<br />

bei Schwerin verlegt und weiter zur Tötung<br />

in ein Lager nach Bernburg gebracht<br />

wurden“, sagt Dr. Kumbier. Das<br />

Problem <strong>der</strong> <strong>Rostock</strong>er Forscher ist die<br />

schlechte Aktenlage: „Die Krankenakten<br />

aus dieser Zeit wurden vernichtet“,<br />

so Kumbier. Als Quelle dienen in erster<br />

Linie Akten, die im Archiv <strong>der</strong> Staatssicherheit<br />

<strong>der</strong> DDR gefunden wurden<br />

und in denen Hinweise auf die Tötung<br />

von Patienten aus <strong>Rostock</strong> gefunden<br />

wurden. Für Hinweise aus <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

sind die Forscher deshalb dankbar.<br />

Matthias Schümann<br />

24. Ausgabe 2008


Bisher war die Ausbildung zum<br />

Facharzt für Allgemein medi zin<br />

schwierig. Junge Ärzte mussten<br />

sich selbst auf freie Stellen in <strong>der</strong><br />

Chirurgie, <strong>der</strong> Inneren Medizin und<br />

<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>heilkunde bewerben, um<br />

die im Weiterbildungskatalog gefor<strong>der</strong>ten<br />

Ausbildungszeiten zu sam men<br />

zu bekommen. Proble ma tisch war,<br />

dass dadurch oft Lücken entstanden.<br />

Ein werden<strong>der</strong> Hausarzt, <strong>der</strong> seine<br />

Ausbildung in <strong>der</strong> Klinik für Innere<br />

Medizin gerade beendet hat, bekam<br />

beispielsweise oft nicht direkt im Anschluss<br />

eine Stelle in <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> klinik.<br />

So entstand ein Leerlauf, in <strong>der</strong> die eigene<br />

Ausbildung nicht vorangetrieben<br />

werden konnte und in <strong>der</strong> <strong>der</strong> junge<br />

Arzt auch kein Geld bekam – in Zeiten,<br />

in denen junge Kollegen mit <strong>der</strong><br />

Familiengründung beschäftigt sind<br />

eine Katastrophe!<br />

Erschwerend bei <strong>der</strong> Suche nach<br />

freien Stellen war, dass die Kliniken<br />

ihre Stellen lieber mit Assistenzärzten<br />

besetzten, die in <strong>der</strong> eigenen Fach richtung<br />

weiterarbeiten wollten, als mit<br />

Allgemeinmedizinern, die nur eine<br />

begrenzte Zeit auf <strong>der</strong> Station waren.<br />

Die Folge war, dass <strong>der</strong> Wechsel zwischen<br />

den einzelnen Kliniken für die<br />

Hausärzte oft nicht reibungslos klappte<br />

24. Ausgabe 2008<br />

studium und lehre<br />

Der Hausarzt in MV - eine vom Aussterben bedrohte Spezies?<br />

In Mecklenburg-Vorpommern erreicht je<strong>der</strong> vierte Hausarzt in den nächsten fünf<br />

Jahren das Rentenalter. Viele Praxen finden keinen Nachfolger mehr und den Patienten<br />

fehlt <strong>der</strong> wichtigste Ansprechpartner für Gesundheitsthemen. Um dem<br />

drohenden Versorgungsmangel entgegenzuwirken, beschreiten die <strong>Universität</strong><br />

und die Kassenärtzliche Vereinigung Mecklenburg Vorpommern (KVMV) jetzt<br />

neue Wege.<br />

und viele junge Ärzte Leerzeiten hatten<br />

o<strong>der</strong> aber sehr flexibel sein mussten<br />

und zwischen Neubranden burg,<br />

Greifs wald und <strong>Rostock</strong> hin- und herwechseln<br />

mussten.<br />

Durch einen Kooperationsvertrag zwischen<br />

<strong>der</strong> KVMV und <strong>der</strong> Uni versi -<br />

tätsklinik <strong>Rostock</strong> soll sich die Situ-<br />

ation jetzt drastisch verbessern. So<br />

wurden fünf neue bewegliche Planstellen<br />

geschaffen, die eine lückenlose<br />

Ausbildung an einem Stand ort ermöglichen<br />

sollen. Das Beson <strong>der</strong>e dabei ist,<br />

dass <strong>der</strong> werdende Allgemeinmedizi-<br />

16<br />

ner mit einer eigenen Ausbildungsstelle<br />

ausgestattet wird, die er beim<br />

Wechsel zwischen den Abteilungen<br />

mitnimmt. Damit ist er nicht auf freie<br />

Stellen an den einzelnen Kliniken angewiesen,<br />

son<strong>der</strong>n kommt mit einer<br />

eigenen Stelle zu sätzlich an die Klinik.<br />

Ein flexibler Wechsel zwischen den<br />

einzelnen Abteilungen <strong>der</strong> Klinik wird<br />

so ermöglicht.<br />

Während <strong>der</strong> Ausbildung zum Fach arzt<br />

für Allgemeinmedizin durch laufen die<br />

jungen Ärzte vier Abtei lungen <strong>der</strong> Inneren<br />

Medizin (Endo krinologie, Gastroenterologie,<br />

Kardio logie und Pulmologie).<br />

Hinzu kommen 6 Monate in <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong>- und Jugendmedizin und ein frei<br />

wählbares Fach in <strong>der</strong> Inneren Medizin.<br />

Auch für die anschließende 24 monatige<br />

Weiterbildung in <strong>der</strong> ambulanten<br />

hausärztlichen Versorgung (Chirurgie<br />

Foto: Professor Dr. med. E. Reisinger, Dipl.-Kfm. B. Irmscher, Professor Dr. med. P. Schuff-Werner,<br />

Dr. med. W. Eckert bei <strong>der</strong> Verkündung des Kooperationsvertrages. (Quelle: Christian Klein)<br />

und Hausarztpraxis) ist <strong>der</strong> junge Kollege<br />

nun finanziell abgesichert.<br />

Bisher war es so, dass die jungen Ärzte<br />

oft nur wenig Gehalt von ihrer Ausbildungspraxis<br />

bekommen haben, weil<br />

diese nicht mehr zahlen konnte o<strong>der</strong><br />

wollte. Da die Weiterbildung in <strong>der</strong><br />

Praxis in <strong>der</strong> Regel jedoch erst nach <strong>der</strong><br />

Ausbildungszeit in <strong>der</strong> Klinik erfolgte,<br />

arbeiteten die Ärzte, die bis dahin<br />

meist schon eine Familie zu versorgen<br />

hatten und die in den ersten drei Jahren<br />

<strong>der</strong> Ausbildung einigermaßen gut<br />

verdient hatten, meist für wenige hun<strong>der</strong>t<br />

Euro im Monat. Inzwischen er halten<br />

nie<strong>der</strong>gelassene Ärzte für die<br />

Unterstützung des jungen Kollegen in<br />

<strong>der</strong> Weiterbildung einen monatlichen<br />

Gehaltszuschuss von 2040 Euro von<br />

<strong>der</strong> KVMV.<br />

Damit haben angehende Allgemein -<br />

mediziner eine Planungssicherheit, da<br />

Zeiten <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit und <strong>der</strong><br />

sehr schlechten Bezahlung vermieden<br />

werden.<br />

Im Anschluss an die fünfjährige Ausbildung<br />

wird den frischgebackenen<br />

Allgemeinmedizinern ein freier Kassenarztsitz<br />

im Land angeboten.<br />

Wie wichtig es ist, junge Mediziner<br />

zur Nie<strong>der</strong>lassung in Mecklenburg-<br />

Vorpommern zu motivieren, zeigt ein<br />

Blick auf die Versorgungssituation im<br />

Land. Gerade in ländlichen Be rei chen<br />

ist die Lage dramatisch. Viele Kassen -<br />

arztsitze sind schon jetzt un besetzt. Ein<br />

Großteil <strong>der</strong> All ge mein mediziner steht<br />

kurz vor dem Er reichen des Rentenalters<br />

und findet keine Nach folger -<br />

selbst wenn sie Praxen, für die sie frü-<br />

studium und lehre<br />

her viel Geld bezahlen mussten, heute<br />

verschenken.<br />

Die jungen Mediziner zieht es raus<br />

aus Mecklenburg-Vorpommern, wo<br />

immer älter werdende Patienten mit<br />

einem immer größeren Behandlungs -<br />

aufwand warten. In einer Umfrage vor<br />

zwei Jahren hat die Medizinische Fakultät<br />

<strong>der</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Rostock</strong> die Medizinstudenten<br />

nach ihrem Berufs ziel<br />

gefragt. Zum Ende des Studiums wollten<br />

nur wenige junge Mediziner Hausarzt<br />

in Mecklenburg-Vorpom mern<br />

werden. Die Umfrage hat auch ergeben,<br />

dass sich mehr Studenten für diesen<br />

Berufsweg motivieren könn ten,<br />

wenn sie einen besseren Ver dienst,<br />

weniger bürokratischen Auf wand und<br />

eine Arbeitsstelle für den Partner/die<br />

Partnerin erwarten könnten - For<strong>der</strong>ungen,<br />

die gerade in den strukturschwachen<br />

Gebieten problematisch<br />

sind.<br />

Da viele Kommunen den Ärztemangel<br />

inzwischen als Standortdefizit erkannt<br />

haben, unterstützen sie Praxisübernahmen<br />

o<strong>der</strong> –neugründungen finanziell.<br />

In beson<strong>der</strong>s versorgungsgefährdeten<br />

Regionen kann von <strong>der</strong><br />

KVMV sogar eine Umsatz garantie<br />

o<strong>der</strong> ein Finanzkosten zuschuss gewährt<br />

werden.<br />

Auch im Studium gibt es bereits eine<br />

breite Unterstützung für die Aus bildung<br />

von Medizinstudenten. Über die<br />

Gewährung eines monatlichen Famulaturzuschusses<br />

von 200 Euro als Taschengeld<br />

für den Famulus sollen die<br />

Studenten frühzeitig in den Kontakt<br />

mit nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzten im Bundesland<br />

kommen. Durch positive Er-<br />

17<br />

Foto: Professor Dr. med. P. Schuff-Werner und<br />

Dr. med. W. Eckert bei <strong>der</strong> Unterschrift des Kooperationsvertrages.<br />

(Quelle: Christian Klein)<br />

fahrungen in Famulatur und PJ soll die<br />

Entscheidung für den späteren Berufsweg<br />

erleichtert werden. Der Zuschuss<br />

ist über einen Antrag bei <strong>der</strong> KVMV zu<br />

erhalten und wird für Praxisfamulaturen<br />

bei nie<strong>der</strong>gelassenen Vertragsärzten<br />

in Mecklenburg-Vorpommern für<br />

längstens zwei Mo nate gewährt. Bei<br />

einer Famulatur in einer hausärztlichen<br />

Praxis wird zusätzlich ein Lenkungszuschuss<br />

von 50 Euro gezahlt.<br />

Ein weiterer Weg, um den Hausarzt in<br />

Mecklenburg-Vorpommern vor dem<br />

Aussterben zu bewahren, wird künftig<br />

auch noch beschritten – mit <strong>der</strong> Errichtung<br />

einer Stiftungsprofessur für<br />

Allgemeinmedizin. Die Bewerber ha -<br />

ben am 21.10.2008 in einer Probe -<br />

vorlesung ihre Visitenkarte abge ge ben.<br />

Zur Zeit läuft das Auswahl verfahren.<br />

Christian Klein<br />

24. Ausgabe 2008


Das Studium <strong>der</strong> Medizin ist<br />

bekanntlich selbst im klinischen<br />

Abschnitt geprägt von<br />

Theorie und weniger von Praxis. Häufig<br />

wünschen sich Studenten einen näheren<br />

Bezug zur praktischen Tätigkeit<br />

in ihrem angestrebten Beruf. Selbstver -<br />

ständlich muss sorgfältig abgewogen<br />

werden, in welchen Situationen dieser<br />

Wunsch Berücksichtigung finden kann<br />

und in welchen nicht: Die <strong>Universität</strong><br />

ist einerseits zur Lehre verpflichtet,<br />

trägt an<strong>der</strong>erseits natürlich eine enorm<br />

hohe Verantwortung gegenüber den<br />

hier behandelten Patienten. So ist es<br />

nicht verwun<strong>der</strong>lich, dass <strong>der</strong> gut ausgebildete<br />

Facharzt am OP-Tisch das<br />

Skalpell führt und nicht <strong>der</strong> junge Student.<br />

Umso interessanter sind folglich Kursangebote,<br />

die genau diesen klinischpraktischen<br />

Teil <strong>der</strong> Ausbildung in den<br />

Mittelpunkt stellen. Ein Beispiel hierfür<br />

ist <strong>der</strong> von Herrn Professor Stuhldreier<br />

initiierte Minimal-Invasive-Chi rurgie-<br />

Kurs für Studenten. Die Teilnehmer<br />

können in dieser Veranstaltungsserie<br />

erste Erfahrungen im Umgang mit <strong>der</strong><br />

„Schlüsselloch-Chirurgie“ sammeln<br />

und einen Eindruck von den Vorteilen,<br />

aber auch den Schwierigkeiten dieser<br />

noch recht jungen Operationsform gewinnen.<br />

An einen kurzen theoretischen<br />

Beginn bezüglich geschicht -<br />

licher Entwicklung und Grundlagen<br />

<strong>der</strong> Minimal-Invasiven-Chirurgie (MIC)<br />

schließen sich bereits am ersten Kurstag<br />

praktische Übungen mit dem Laparoskop<br />

an. Im weiteren Kursverlauf<br />

24. Ausgabe 2008<br />

studium und lehre<br />

Hautnah dabei<br />

Minimal-Invasive-Chirurgie-Kurs für Studenten<br />

Foto: Professor Stuhldreier an einem künstlichen Abdomen. (Quelle: Torsten Schulz)<br />

werden die zu bewältigenden Aufgaben<br />

dann zunehmend komplexer.<br />

Während zunächst einfache Manöver<br />

wie z.B. <strong>der</strong> Transport kleiner Gegenstände<br />

in einem Phantom geübt werden,<br />

bilden komplexe Aufgaben mit<br />

zusammenhängenden Bewegungsabläufen<br />

den Abschluss dieser Veranstaltungsreihe.<br />

Ein kurzes Interview mit Professor<br />

Stuhldreier, dem Leiter <strong>der</strong> Abteilung<br />

für Kin<strong>der</strong>chirurgie des <strong>Universität</strong>sklinikums<br />

<strong>Rostock</strong>, ergab noch einmal<br />

die Möglichkeit den Endoskopiekurs<br />

aus seiner Sicht zu betrachten. Professor<br />

Stuhldreier weiß aus eigener Erfahrung<br />

um die Bedeutung und den<br />

Anreiz praktischer Bezüge für die Ausbildung<br />

<strong>der</strong> Medizinstudenten. Bereits<br />

an <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> in Tübingen unterrichtete<br />

er deshalb an einem Trai-<br />

18<br />

ningszentrum für MIC. Aufgrund seines<br />

Interesses an dieser Operationsform<br />

und <strong>der</strong> langjährigen Erfahrung im<br />

Umgang mit <strong>der</strong> MIC wollte <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>chirurg<br />

motivierten Studenten einen<br />

Einblick in diesen Teil <strong>der</strong> Chirurgie ermöglichen.<br />

Nach <strong>der</strong> Anschaffung<br />

eines eigenen Arbeitsplatzes für die<br />

MIC-Ausbildung durch das Studiendekanat<br />

konnten die Studenten neben<br />

dieser praktischen Erfahrung auch die<br />

Möglichkeiten entdecken, welche die<br />

Laparoskopie mit sich bringt sowie<br />

auch die Schwierigkeiten im Umgang<br />

mit dem OP-Werkzeug kennen lernen.<br />

Die Kursteilnehmer können hier „am<br />

eigenen Leib erfahren“ wie schwierig<br />

<strong>der</strong> Umgang mit <strong>der</strong> speziellen Technik<br />

ist, die dem Beobachter am OP-Tisch<br />

doch so einfach erscheint. Zudem kann<br />

Herr Professor Stuhldreier auch seine<br />

persönlichen Erfahrungen über die<br />

MIC im Rahmen dieses Kursangebotes<br />

an die studentischen Teilnehmer weitergeben.<br />

Da <strong>der</strong> erste Kurs äußerst positiv aufgenommen<br />

wurde, soll er auch in den<br />

kommenden Jahren stattfinden. Professor<br />

Stuhldreier könnte sich darüber<br />

hinaus durchaus vorstellen, den Kurs<br />

noch etwas umfangreicher zu gestalten<br />

und auszubauen. In den kommenden<br />

ein bis zwei Jahren sollen zunächst<br />

noch weitere Erfahrungen für die Kurs-<br />

Fre<strong>der</strong>ike Miller zieht die Schrauben<br />

fest. Die kleine Metallplatte<br />

fügt ein abgesplittertes Stück<br />

Knochen wie<strong>der</strong> fest an seinen ursprünglichen<br />

Ort. Kein echter Knochen<br />

– Fre<strong>der</strong>ike Miller und ihre Kommilitonin<br />

Nadine Moßell tragen keine Kittel,<br />

<strong>der</strong> Operationsraum, in dem sie<br />

arbeiten, ist nicht steril. „Aber sonst ist<br />

alles authentisch“, sagt Dr. Georg Gradl,<br />

Oberarzt in <strong>der</strong> Unfallchirurgie des<br />

Uniklinikums <strong>Rostock</strong>. Das Werkzeug,<br />

die Implantate, auch die Beschaffenheit<br />

<strong>der</strong> Kunstknochen. Beste Voraussetzungen<br />

also, um das zu üben, was<br />

in ein paar Jahren Alltag sein wird. Nadine<br />

Moßell und Fre<strong>der</strong>ike Miller studieren<br />

Medizin an <strong>der</strong> Uni <strong>Rostock</strong> im<br />

10. Semester, und anstatt Ferien zu<br />

machen, besuchen sie <strong>der</strong>zeit zusammen<br />

mit zehn an<strong>der</strong>en Studenten die<br />

„Summer School“ <strong>der</strong> <strong>Rostock</strong>er Unfallchirurgie.<br />

Es ist <strong>der</strong> erste Kurs dieser<br />

Art, <strong>der</strong> künftig jedes Jahr in <strong>Rostock</strong><br />

studium und lehre<br />

gestaltung gewonnen werden. Dann<br />

wäre eventuell auch die Anmeldung<br />

als Wahlpflichtkurs für den klinischen<br />

Abschnitt denkbar. „Dies hängt dann<br />

vom Interesse <strong>der</strong> Studenten aber auch<br />

<strong>der</strong> personellen Kapazität <strong>der</strong> Klinik<br />

ab“, so <strong>der</strong> Leiter <strong>der</strong> Abteilung für<br />

Kin<strong>der</strong>chirurgie.<br />

Es zeigt sich also, dass sowohl die Erwartungen<br />

und Motivationen <strong>der</strong> Lehrenden<br />

als auch <strong>der</strong> Lernenden sehr<br />

ähnlich sind. Professor Stuhldreier ist<br />

es gelungen, das Interesse <strong>der</strong> Kursteil -<br />

angeboten wird. „Normalerweise setzt<br />

die praktische Arbeit auf diesem Gebiet<br />

erst später, in <strong>der</strong> Facharztausbildung<br />

ein“, sagt Dr. Gradl. „Ich halte es<br />

aber für zwingend notwendig, dass<br />

auch das Studium so praxisnah wie<br />

möglich durchgeführt wird, damit die<br />

Studenten frühzeitig das Rüstzeug für<br />

ihre spätere Arbeit bekommen.“ Bei<br />

den Studierenden kommt das gut an.<br />

Während Nadine und Fre<strong>der</strong>ike ein<br />

eher filigranes Implantat bearbeiten,<br />

sitzen Christopher Lenz (27) und Mathias<br />

Licht (30), beide im zehnten Semester,<br />

an einem ungleich größeren<br />

Knochen. Die beiden künftigen Orthopäden<br />

proben den Einsatz eines<br />

Nagels, mit dem Frakturen des Oberschenkels<br />

geheilt werden können. Oberschenkelhalsfrakturen<br />

und Brüche des<br />

Handwurzelknochens seien die häufigsten<br />

Brüche, mit denen es Mediziner<br />

zu tun bekommen, so Dr. Gradl.<br />

Entsprechend sei ausreichend Praxis<br />

19<br />

nehmer an <strong>der</strong> Chirurgie zu wecken<br />

und ihnen erste handwerkliche Erfahrung<br />

im Umgang mit dem minimal-invasiven<br />

Instrumentarium zu vermitteln.<br />

Diese Veranstaltung ist eine wirkliche<br />

Bereicherung zum theorielastigen Studium<br />

und sollte Nachahmer in an<strong>der</strong>en<br />

klinischen Bereichen finden. Ich<br />

glaube, die Studenten würde es freuen…<br />

Torsten Schulz<br />

Operation am Kunstknochen<br />

<strong>Rostock</strong>er Medizinstudenten trainieren den Einsatz von Implantaten<br />

erfor<strong>der</strong>lich – speziell auch, wenn <strong>der</strong><br />

Knochen zum Beispiel direkt an <strong>der</strong><br />

bereits eingesetzten Hüftprothese bricht.<br />

Denn auch dies steht auf dem Plan <strong>der</strong><br />

<strong>Rostock</strong>er „Summer School“. Praxis<br />

nicht nur mit bestimmten Formen <strong>der</strong><br />

Behandlung, son<strong>der</strong>n auch bezogen<br />

auf die verwendete Technik. Denn die<br />

Implantate, die probeweise eingesetzt<br />

werden, entsprechen dem neuesten<br />

Stand <strong>der</strong> Technik und werden täglich<br />

verwendet. Eines dieser Implantate hat<br />

Dr. Gradl sogar selber entwickelt. „Wir<br />

lernen in diesem Kurs sehr viel“, sagt<br />

Fre<strong>der</strong>ike, die eigentlich Anästhesistin<br />

werden will. Doch Dr. Gradl versuche<br />

sie zu überzeugen, Unfallchirurgin zu<br />

werden. Vielleicht gibt die „Summer<br />

School“ den Ausschlag.<br />

Kerstin Grünzel<br />

24. Ausgabe 2008


Notfallmedizin einmal an<strong>der</strong>s!<br />

Notfallmedizin live erleben<br />

konnten alle Medizinstuden -<br />

ten, die einen freiwilligen<br />

Notfallkurs <strong>der</strong> Klink und Poliklinik für<br />

Anästhesiologie und Intensivtherapie<br />

im Sommersemester belegt hatten. Sie<br />

durften mit auf das Fusion-Festival fahren,<br />

um das im Kurs erworbene Wissen<br />

in die Praxis umzusetzen.<br />

Rund zwanzig Studenten hatten sich<br />

entschieden, am Kursus „Der interessante<br />

Notfall“ bei Dr. Gernot Rücker<br />

(Leiter RoSaNa) teilzunehmen. Einmal<br />

pro Woche wurden wir mit interessanten<br />

Situationen aus <strong>der</strong> Rettungsmedizin<br />

überrascht. An sehr realistischen<br />

Fällen konnten wir unser Wissen<br />

über Notfallmedizin schrittweise erweitern.<br />

Am Ende des Semesters stand als beson<strong>der</strong>es<br />

Highlight eine Exkursion zum<br />

Fusion-Festival auf dem Programm.<br />

Die Fusion ist eines <strong>der</strong> größten Festivals<br />

in Norddeutschland. Mehr als<br />

40.000 Besucher feiern über mehrere<br />

Tage auf einem alten Militärflugplatz<br />

ein buntes Fest mit Musik, Tanz, Thea-<br />

Foto: Blick von einem Hangar auf die Erste-<br />

Hilfe-Station. (Quelle: Christian Klein)<br />

24. Ausgabe 2008<br />

studium und lehre<br />

Das Notarzteinsatzfahrzeug – NEF. (Quelle: Christian Klein)<br />

ter und Aktionskunst. Je<strong>der</strong> Student,<br />

<strong>der</strong> regelmäßig beim Kurs war und <strong>der</strong><br />

Lust hatte, konnte mit nach Lärz/Müritz<br />

fahren und dort bei <strong>der</strong> Notfallversorgung<br />

mithelfen.<br />

Wir Studenten durften uns auf einer<br />

Wunschliste von Donnerstag bis Sonntag<br />

in 12-Stunden-Schichten einteilen.<br />

Wer wollte, konnte auch länger bleiben<br />

o<strong>der</strong> zwischendurch ein wenig<br />

mitfeiern. Da es viele interessante Fälle<br />

gab und wir viel Praxiserfahrung sammeln<br />

konnten, dachten wir Studenten<br />

aber kaum an das Feiern. Stattdessen<br />

versorgten wir fleißig Schnittwunden<br />

an Händen und Füßen, Verbrennungen,<br />

Schwächeanfälle, verletzte Knöchel<br />

o<strong>der</strong> Bauchschmerzen.<br />

Als Arbeitsplatz hatten wir eine richtige<br />

„Poliklinik“ zur Verfügung. Sie bestand<br />

aus einem Zelt mit drei Verbandsplätzen<br />

und vier Liegen für alle leicht<br />

Verletzten, sowie aus einem Intensiv-<br />

20<br />

bereich in einem Containerbau für<br />

„schwere Fälle“. Der Intensivbereich<br />

war unser Hauptarbeitsplatz. Vom<br />

schweren Asthmaanfall über Intoxikationen<br />

bis hin zum Krampfanfall<br />

konnte alles therapiert werden. Drei<br />

Betten mit EKG, Pulsoxymetrie und<br />

Blutdruckmessung erlaubten eine genaue<br />

Überwachung <strong>der</strong> Patienten.<br />

Auch Beatmungsgeräte, Notfallkoffer<br />

und Defibrillatoren waren vorhanden.<br />

Oftmals waren es bewusstseinsgetrübte<br />

Personen, die mit Sauerstoff, Zugängen<br />

und Infusionen versorgt und<br />

anschließend überwacht werden mus -<br />

sten. Meist besserte sich <strong>der</strong> Zustand<br />

sehr schnell, so dass viele Patienten<br />

nach einigen Stunden wie<strong>der</strong> aus dem<br />

DRK-Bereich entlassen werden konnten.<br />

Danach wurden die Patienten an<br />

Sozialarbeiter aus dem Eclipse-Zelt<br />

übergeben, das sich neben unserer<br />

„Poliklinik“ befand. Sie waren speziell<br />

im Umgang mit intoxikierten Patienten<br />

geschult. Im abgedunkelten Zelt war<br />

es angenehm ruhig. Es roch nach Tee<br />

und Räucherstäbchen. Die Kissen auf<br />

dem Boden ließen die Besucher bequem<br />

ihren Rausch ausschlafen. Außerdem<br />

konnten die Sozialarbeiter<br />

beruhigend auf Leute einwirken, die<br />

durch den Rausch unter Ängsten o<strong>der</strong><br />

Wahnvorstellungen litten.<br />

Das Festival ist sehr speziell. Die Menschen<br />

feiern sehr friedlich – es gibt<br />

kaum Schlägereien, was bei an<strong>der</strong>en<br />

Veranstaltungen dieser Größenordnung<br />

an <strong>der</strong> Tagesordnung ist. Auch die Einsatzfahrzeuge<br />

sehen auf <strong>der</strong> Fusion<br />

ungewöhnlich aus. Da es ein Privatgelände<br />

ist, hat <strong>der</strong> Veranstalter für das<br />

Rote Kreuz beson<strong>der</strong>e Notarztfahrzeuge<br />

zum Einsatz auf dem Gelände<br />

gebaut. Es gab beispielsweise einen<br />

alten Fiat Panda, bei dem die Kofferraumklappe<br />

abgebaut wurde und <strong>der</strong><br />

neben einer Konstruktion für eine Rettungstrage<br />

auch einen Praktikantensitz<br />

bekommen hat. Ausgerüstet mit Blaulicht,<br />

Notarzt-Beschriftung und Notfallrucksack<br />

war <strong>der</strong> kleine Fiat ideal<br />

für den Einsatz auf dem holprigen Fe-<br />

Zum zweiten Mal in <strong>der</strong> langen<br />

und traditionsreichen Geschichte<br />

<strong>der</strong> alma mater rostochiensis<br />

werden die Absolventen aller<br />

Fakultäten nach erfolgreichem Abschluss<br />

ihres Studiums in einem Festakt<br />

in <strong>der</strong> Yachthafenresidenz Hohe Düne<br />

verabschiedet. Am Abend feiern wir<br />

studium und lehre<br />

Foto: Ein zum Gürteltier umgebautes Auto.<br />

(Quelle: Christian Klein)<br />

stivalgelände. Ein alter Fiat-Kastenwagen<br />

mit einem Ofenrohr als Auspuff<br />

bot sogar noch etwas mehr Platz. Straßentaugliche<br />

Rettungswagen waren<br />

zwar auch vorhanden, aber für den<br />

schnellen Notfalleinsatz im holprigen<br />

Gelände eigneten sich die kleinen<br />

wendigen Fahrzeuge besser.<br />

Sehr angenehm für uns Studenten war<br />

das Praktikum, weil wir sehr viel selbständig<br />

arbeiten durften. Wann immer<br />

wir uns nicht ganz sicher waren, konnten<br />

wir einen <strong>der</strong> anwesenden Ärzte<br />

o<strong>der</strong> Rettungsassistenten fragen. Sie<br />

haben sehr viel erklärt, so dass <strong>der</strong><br />

alle gemeinsam mit unseren KommilitonInnen<br />

und Alumni, unseren Gäs ten<br />

und Freunden in fröhlicher und lockerer<br />

Atmosphäre auf dem Herbstball <strong>der</strong><br />

<strong>Universität</strong> <strong>Rostock</strong>. Dieser steht in diesem<br />

Jahr unter dem Thema “Frankreich”<br />

und die Leichtigkeit des Savoir<br />

Vivre und Laissez-faire bestimmen das<br />

21<br />

Foto: Krankentransportwagen einmal an<strong>der</strong>s.<br />

(Quelle: Christian Klein)<br />

Lerneffekt auf dem Festival wirklich<br />

groß war. Insgesamt war die Fusion<br />

damit eine sehr interessante Erfahrung.<br />

Nach den Schichten waren wir durch<br />

die Dauerbeschallung und die vielen<br />

Patientenkontakte zwar müde, aber glücklich.<br />

Viele Studenten waren sich nach<br />

all den Eindrücken im Kurs und im<br />

Praktikum sicher, dass sie im nächsten<br />

Jahr wie<strong>der</strong> dabei sein wollen.<br />

Christian Klein<br />

Tag <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Rostock</strong> am 21. November 2008<br />

Der 21. November 2008 wird für die <strong>Universität</strong> <strong>Rostock</strong> ein ganz beson<strong>der</strong>er Tag<br />

Programm. An diesem Tag verabschieden<br />

<strong>der</strong> Rektor, Magnifizenz Professor<br />

Strothotte und die Dekane <strong>der</strong> neun Fakultäten<br />

die Absolventen <strong>der</strong> <strong>Universität</strong><br />

<strong>Rostock</strong> im Kongresszentrum <strong>der</strong><br />

Yachthafenresidenz Hohe Düne.<br />

<strong>Universität</strong> <strong>Rostock</strong><br />

24. Ausgabe 2008


Ein Herz, das gleichmäßig 60bis<br />

80-mal in <strong>der</strong> Minute schlägt<br />

und dabei die ca. 4 bis 7 Liter<br />

Blut im Menschen zuverlässig durch<br />

den Körper pumpt: Das ist <strong>der</strong> Idealzustand.<br />

Doch viele Menschen leiden<br />

an Herzrasen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Herzrhyth -<br />

musstörungen. Sie min<strong>der</strong>n die Lebens -<br />

qualität oft erheblich und können<br />

lebensbedrohlich sein. Medikamente<br />

helfen nicht immer und eine Operation<br />

am offenen Herzen ist mit zusätzlichen<br />

Risiken behaftet. In vielen Fällen<br />

kann die so genannte Katheter-Ablation<br />

Abhilfe schaffen. Eine minimalinvasive<br />

elektrophysiologische Behandlung,<br />

mit <strong>der</strong> seit einem Jahr auch Patienten<br />

am <strong>Rostock</strong>er <strong>Universität</strong>sklinikum<br />

geholfen werden kann. Rund<br />

300 Patienten wurden bisher erfolgreich<br />

behandelt.<br />

Der Takt für die Kontraktionen des<br />

Herzmuskels wird vom so genannten<br />

Sinusknoten in <strong>der</strong> rechten Herzvorkammer<br />

vorgegeben. Es ist ein elektrischer<br />

Impuls, <strong>der</strong> durch die feinen<br />

Verästelungen des Herzens geleitet wird<br />

und das Herz schließlich zum Schlagen<br />

bringt. Herzrhythmusstörungen können<br />

in nahezu allen Bereichen des<br />

Herzens entstehen. Hier setzt die noch<br />

junge Disziplin <strong>der</strong> Elektrophysiologie<br />

an. Ein Katheter wird von <strong>der</strong> Leiste<br />

des Patienten durch die Blutbahn bis<br />

zum Herzen geführt, um die Stelle zu<br />

finden, die für die Rhythmusstörung<br />

verantwortlich ist. Ist diese gefunden,<br />

wird sie durch kurze Stromstöße ver-<br />

24. Ausgabe 2008<br />

klinikum<br />

Stromimpulse gegen stolpernde Herzen<br />

Katheter-Ablation befreite schon 300 Patienten von Herzrhythmusstörungen<br />

Professor Dr. Bänsch (r.) und Dr. Ibrahim Akin vor einer Ablation. (Quelle: UKR)<br />

ödet. Der Patient bekommt lediglich<br />

eine örtliche Betäubung in <strong>der</strong> Leistengegend<br />

und bemerkt kaum etwas.<br />

„Herzrhythmusstörungen sind häufig<br />

vererbt o<strong>der</strong> zumindest genetisch angelegt“,<br />

erläutert Professor Bänsch.<br />

Häufig sind die Patienten kaum älter<br />

als 40 Jahre, manchmal auch noch<br />

jünger. Kürzlich wurde eine 14-Jährige<br />

mit Herzrhythmusstörungen abladiert.<br />

„Elektrophysiologische Behandlungsmethoden<br />

werden künftig an Bedeutung<br />

gewinnen“, ist Professor Bänsch<br />

sicher. Zum einjährigen Bestehen <strong>der</strong><br />

Abteilung am <strong>Universität</strong>sklinikum<br />

<strong>Rostock</strong> wurde deshalb am 11. und<br />

12. September ein Symposium veranstaltet,<br />

wo entsprechende Entwicklungen<br />

in <strong>der</strong> Behandlung von Herzrhythmusstörungen<br />

diskutiert wurden. Neben<br />

22<br />

<strong>der</strong> Behandlung von Patienten wird in<br />

<strong>Rostock</strong> auch die Forschung vorangetrieben.<br />

Derzeit wird eine Studie<br />

durchgeführt, die einen im Krankheitsverlauf<br />

früheren Einsatz <strong>der</strong> Katheterablation<br />

zum Thema hat. Im<br />

Herbst wird in neuen Räumen eine<br />

Ambulanz für Elektrophysiologie und<br />

implantierbare Geräte eröffnet.<br />

Matthias Schümann<br />

Am <strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Rostock</strong><br />

ist ein Mädchen aus Afghanistan<br />

erfolgreich am Herzen<br />

operiert worden. Die 12-jährige<br />

Ather Bibi Bakhar aus <strong>der</strong> afghanischen<br />

Stadt Paktia litt unter einem angeborenen<br />

Herzfehler, <strong>der</strong> bereits 2007<br />

in einem Krankenhaus operiert werden<br />

musste. Durch den Einsatz eines<br />

Herzkatheters am Uniklinik- um Ros -<br />

tock konnte <strong>der</strong> Fehler nun vollständig<br />

behoben werden. Das Mädchen wird<br />

in den nächsten Tagen geheilt zu seiner<br />

Familie nach Afghanistan zurückkehren.<br />

Das Kind war durch den Verein<br />

klinikum<br />

Mädchen aus Afghanistan erfolgreich in <strong>Rostock</strong> operiert<br />

Angeborener Herzfehler wurde durch Katheter geheilt<br />

Vertreter dreier großer norddeutscher<br />

Unternehmen überreichten<br />

am 11. Juni 2008<br />

einen Spendenscheck über 3000 Euro.<br />

Empfänger war die Abteilung Allgemeine<br />

Pädiatrie <strong>der</strong> <strong>Universität</strong>s-Kin<strong>der</strong>-<br />

und Jugendklinik <strong>Rostock</strong>, <strong>der</strong>en<br />

geschäftsführen<strong>der</strong> Direktor, Professor<br />

Dr. Dieter Haffner, den symbolischen<br />

Scheck entgegen nahm. Aufgebracht<br />

wurde die Spendensumme durch die<br />

Unternehmen AIDA Cruises, die Meyer<br />

Werft in Papenburg sowie den Germanischen<br />

Lloyd. Hansjörg Kunze, Sprecher<br />

von AIDA Cruises, bezeichnete es<br />

als ein wichtiges Anliegen, die medi-<br />

„Kin<strong>der</strong> brauchen uns“ nach Deutschland<br />

geholt worden. Die Behandlung<br />

<strong>der</strong> kleinen Bibi erfolgte in <strong>Rostock</strong> in<br />

enger Zusammenarbeit des Kardiologen<br />

Professor Dr. Christoph A. Nienaber<br />

und des Kin<strong>der</strong>kardiologen<br />

Professor Dr. Matthias Peuster. „Bibis<br />

Herzfeh- ler bestand in einer angeborenen<br />

Verbindung von Hauptschlaga<strong>der</strong><br />

und Lungenschlaga<strong>der</strong>“, erklärt<br />

Professor Peuster. Wird diese Verbindung<br />

nicht geschlossen, drohen Herzinsuffizienz<br />

(Herzschwäche) und<br />

Lungenhochdruck. Beides wirkt sich<br />

auf lange Sicht negativ auf den Ge-<br />

zinische Einrichtung für Kin<strong>der</strong> und Jugendliche<br />

in <strong>der</strong> Hansestadt <strong>Rostock</strong><br />

23<br />

samtorganismus aus, weshalb Betroffene<br />

ohne Behandlung kaum älter als<br />

30 Jahre werden. „Dank mo<strong>der</strong>ner Kathetertechnik<br />

lässt sich dieser Herzfehler<br />

aber sehr gut behandeln“, so<br />

Professor Peuster. Die Verbindung zwischen<br />

den beiden Gefäßen wurde mittels<br />

kleiner Metallspiralen verschlos sen.<br />

Eine weitere Behandlung ist nicht notwendig,<br />

weshalb das Mädchen jetzt<br />

nach Afghanistan zu ihrer Familie gebracht<br />

werden kann.<br />

Matthias Schümann<br />

Maritime Unternehmen spenden für die Uni-Kin<strong>der</strong>klinik<br />

AIDA Cruises, Meyer Werft und Germanischem Lloyd überreichten 3000 Euro<br />

Professor Dr. Dieter Haffner, Hansjörg Kunze, Jens Ahrenkiel,<br />

Manfred Müller-Fahrenholz. (Quelle: UKR)<br />

zu unterstützen. Für die Spendensumme<br />

soll laut Professor Haffner<br />

Spielzeug zur Ausgestaltung <strong>der</strong> Zimmer<br />

und Aufenthaltsräume gekauft<br />

werden. Die <strong>Universität</strong>s-Kin<strong>der</strong>- und<br />

Jugendklinik wird <strong>der</strong>zeit umfassend<br />

renoviert. Bis Ende 2008 sollen die Arbeiten<br />

abgeschlossen sein. Es entstehen<br />

wohnliche Krankenzimmer mit<br />

kleinen Bä<strong>der</strong>n und <strong>der</strong> Möglichkeit<br />

für Eltern, bei ihren Kin<strong>der</strong>n zu übernachten.<br />

Jedes Jahr werden in <strong>der</strong> Klinik<br />

rund 3500 Kin<strong>der</strong> stationär, rund<br />

10.000 Kin<strong>der</strong> ambulant behandelt.<br />

Matthias Schümann<br />

24. Ausgabe 2008


Allgemeines<br />

Ingrid Friedbichler, Michael<br />

Friedbichler<br />

Fachwortschatz Medizin Englisch<br />

Sprachtrainer u. Fachwörterbuch in<br />

einem<br />

Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2007.<br />

2. Auflage<br />

59,95 Euro<br />

Das Buch „Fachwortschatz Medizin –<br />

Englisch“ bezeichnet sich selbst als<br />

„Sprachtrainer und Fachwörterbuch in<br />

einem“. Diesem Titel kann man soweit<br />

nur zustimmen, das Konzept ist für ein<br />

Wörterbuch völlig neu und für einen<br />

Sprachtrainer absolut praktisch. Die<br />

Kombination aus beidem ist eine<br />

durchaus erfolgreiche Neuerung für<br />

diese Art von Literatur und wird den<br />

allermeisten eine große Hilfe für Prüfungen<br />

und alltägliche Anwendung<br />

sein.<br />

24. Ausgabe 2008<br />

wissenswert<br />

Fachwortschatz Medizin Englisch<br />

Sprache und Glie<strong>der</strong>ung<br />

Glie<strong>der</strong>ung: nach Themengebieten, beginnend bei „basic medical terms“ bis „cli-<br />

nical terms“. Abbildungen: nicht viele, aber dafür entwe<strong>der</strong> verdeutlichend o<strong>der</strong><br />

aufheiternd. Inhaltsverzeichnis: Sehr gut strukturiert, unterteilt nach Lern-/Themengebieten,<br />

perfekt für die Vorbereitung von Auslandseinsätzen bzw. dort zum<br />

nachschlagen „im Kontext“<br />

Prüfungsvorbereitung<br />

Eignung des Buches: Das Buch ist nicht zum bloßen „durchlesen“ wie ein Textbook<br />

zur Prüfungsvorbereitung geeignet, es bietet eher im Rahmen eines Englisch-Kurses<br />

die Möglichkeit zu je<strong>der</strong>zeit alles schnell nachschlagen zu können<br />

und dabei mittels vieler Hinweise, Verlinkungen und kontextabhängiger Erklärungen<br />

einen sehr guten Überblick über den Bedeutungsbereich des jeweiligen<br />

Fachbegriffes zu bekommen. Wenn in den Kontexterklärungen englische Wort<br />

vorkommen die man eventuell nicht wissen könnte, werden diese in nahezu<br />

100% <strong>der</strong> Fälle am Rand neben dem Eintrag in einer kleinen Box übersetzt. Wer<br />

sich zur Prüfungsvorbereitung durch die Themen „basic medical terms“, „health<br />

care“, „body structures & functions“, „complex body functions“, „medical science“<br />

sowie „clinical terms“ arbeiten will, kann dann auch Themengebietsweise<br />

ein Kapitel „lesen“ und wird am Ende feststellen erfolgreich viele Bedeutungen<br />

im richtigen Rahmen behalten zu haben. Durch den deutschen & englischen<br />

Index lässt sich jedes Wort stressfrei flott nachschlagen und führt rasch zum Erfolg.<br />

Lernhilfen: Als Lernhilfen kann man die Erklärung <strong>der</strong> eventuell unbekannten<br />

Worte in <strong>der</strong> Box am rechten Seitenrand einstufen, diese führt dazu das<br />

man nicht durch eine Kontexterklärung an das nachschlagen vieler weiterer Wort<br />

gebunden wird, son<strong>der</strong>n diese auch einfach so schnell verstehen kann.<br />

Inhalt<br />

Gesamtinhalt: Es handelt sich um ein klassisches Wörterbuch, welches umfassend<br />

mit Kontextbedeutungen für jedes einzelne Wort erweitert wurde und für<br />

komplizierte Themen auch mal mit einer Abbildung aufwartet. Es ist sehr gut als<br />

Sprachtrainer & Fachwörterbuch nutzbar, wenn man schon einen Englischkurs<br />

besucht. Als alleiniger Sprachtrainer ist es nur eingeschränkt geeignet.<br />

Fazit<br />

Der Fachwortschatz Medizin Englisch ist ein sehr gut zusammengestelltes Wörterbuch<br />

mit Sprachtrainerfunktion. Es ist in beiden Sinnen gut und unkompliziert<br />

nutzbar. Es ist ein bisschen schade, dass dieses Buch auf <strong>der</strong> CD nochmal extra verkauft<br />

wird und die CD nicht einfach dem Buch beiliegt. Für Medizinstudenten die<br />

den Fachsprachkurs „medical english“ belegen und für solche die sich auch ohne<br />

diesen im Ausland verständigen wollen ist dieses Buch eine optimale Wahl.<br />

Paul Schwanitz<br />

24<br />

Allgemeines<br />

Detlev Schnei<strong>der</strong>, Frank Richling<br />

Checkliste Arzneimittel A – Z<br />

Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2008.<br />

5. überarbeitete und erweiterte Auflage.<br />

34,95 Euro<br />

Welcher Mediziner fühlt sich im undurchdringbaren<br />

Dschungel <strong>der</strong> zahllosen<br />

Medikamente nicht verloren?<br />

Bei jedem Arzneimittel sind spezielle<br />

Dinge zu beachten, Kontraindikationen<br />

zu bedenken und Kontrollen<br />

durch zuführen. Eine Möglichkeit, die<br />

wichtigsten Fakten aus den seitenlagen<br />

Fachinformationen herauszufiltern<br />

und einen guten Überblick zu bekommen,<br />

bietet die Checkliste Arzneimittel<br />

A-Z.<br />

Als beson<strong>der</strong>es Extra bekommt man<br />

mit einem Code für drei Jahre Zugriff<br />

auf die regelmäßig aktualisierte Online-Datenbank.<br />

Sprache und Glie<strong>der</strong>ung:<br />

Die Beson<strong>der</strong>heit <strong>der</strong> Checklisten-Reihe ist, dass die Bücher keinen zusam-<br />

menhängenden Text enthalten. Auch Bil<strong>der</strong> und Übersichten sind Mangelware.<br />

Statt dessen erfährt <strong>der</strong> Leser in kurzen Stichpunkten alles Wichtige auf den ersten<br />

Blick. Die Orientierung im Buch fällt dabei durch die sinnvolle Einteilung<br />

<strong>der</strong> Kapitel sehr leicht. Als zusätzliche Hilfestellung verfügt das Buch über ein<br />

Farbleitsystem durch die insgesamt fünf Kapitel. Im ersten Abschnitt wird dabei<br />

die aktuelle leitliniengerechte Therapie häufiger Krankheiten beschrieben. Im<br />

Hauptteil des Buches werden ca. 590 Wirkstoffprofile <strong>der</strong> gängigsten Arzneimittel<br />

in alphabetischer Ordnung vorgestellt. Anschließend erfährt <strong>der</strong> Leser<br />

nützliche Zusatzinformationen über die Therapie bei Niereninsuffizienz und die<br />

Wechselwirkungen mit Phenprocoumon. Den Abschluss bilden ein aktuelles<br />

Studienregister, sowie eine Übersicht über mehr als 3000 Handelsnamen und<br />

<strong>der</strong>en Wirkstoffe.<br />

Prüfungsvorbereitung:<br />

Für die Vorbereitung von Prüfungen hat das Buch keinerlei Relevanz. Man benötigt<br />

bereits ein breites Vorwissen, um das Potential des Buches voll ausschöpfen<br />

zu können. Bei den kurzen Stichworten, den tabellarischen Übersichten und<br />

sehr kleiner Schrift ist das Lesen auf Dauer sehr anstrengend. Die Checkliste ist<br />

vielmehr als aktuelles Nachschlagewerk im Kitteltaschenformat zu gebrauchen.<br />

Inhalt:<br />

Das Kitteltaschenbuch gibt einen Überblick über die Wirkprofile <strong>der</strong> gängigen<br />

Arzneimittel. Es benennt <strong>der</strong>en Indikationen, Kontraindikationen, Nebenwirken,<br />

Wechselwirkungen und <strong>der</strong>en Einsatz bei Schwangerschaft. Darüber hinaus erwähnt<br />

das Buch auch neueste Studienergebnisse. Beson<strong>der</strong>s wertvoll sind Übersichten<br />

zur Therapie häufiger Erkrankungen. Sobald man die Diagnose gestellt<br />

hat, braucht man eigentlich nur in <strong>der</strong> Checkliste nachzuschlagen, welche Therapie<br />

Mittel <strong>der</strong> ersten, zweiten o<strong>der</strong> dritten Wahl ist. Dabei erhält <strong>der</strong> Leser konkrete<br />

Dosierungsempfehlungen – auch bei Niereninsuffizienz. Sogar <strong>der</strong><br />

prozentuale Verlust <strong>der</strong> Arzneimittel bei <strong>der</strong> Hämodialyse und Studien, die die<br />

Wirksamkeit verschiedener Therapien belegen, sind angegeben.<br />

Fazit:<br />

Das Buch leistet ideale Dienste im Stationsalltag. Mit nur einem Blick findet man<br />

die medikamentöse Therapie <strong>der</strong> Wahl zu jedem Krankheitsbild und erfährt sofort,<br />

welche Beson<strong>der</strong>heiten bei <strong>der</strong> Therapie zu beachten sind. Die Checkliste<br />

gibt in wirklich überschaubarer Form Hinweise darauf, welche Kontraindikationen<br />

und Wechselwirkungen wirklich relevant sind.<br />

Christian Klein<br />

wissenswert<br />

Checkliste Arzneimittel A-Z<br />

25<br />

24. Ausgabe 2008


Allgemeines<br />

R. Roos, O. Genzel-Boroviczény, H.<br />

Proquitté<br />

Checkliste Neonatologie<br />

Das Neo-ABC<br />

Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2008.<br />

3. überarbeitete Auflage<br />

34,95 Euro<br />

Die Checkliste Neonatologie erscheint<br />

in diesem Jahr in ihrer 3. überarbeiteten<br />

Auflage. In ihrem altbewährten<br />

Konzept ist sie ein informativer, aber<br />

zugleich auch sehr praktischer Begleiter<br />

für Studenten im Praktischen Jahr<br />

o<strong>der</strong> Assistenzärzte, die bereits über<br />

viel Vorwissen verfügen. Zur Prüfungsvorbereitung<br />

im Fach Pädiatrie eignet<br />

es sich dabei nicht.<br />

24. Ausgabe 2008<br />

wissenswert<br />

Sprache und Glie<strong>der</strong>ung<br />

Wie bei den Checklisten üblich, ist auch dieses Buch in kurzen Sätzen und Stich-<br />

punkten verfasst. Unterstützt von vielen übersichtlichen und hilfreichen Tabellen,<br />

Leitfäden zu den verschiedensten Themengebieten und einigen radiologischen<br />

Abbildungen vermittelt die Checkliste zum Einen viel Stoff und unterstützt<br />

den Praxisbezug. Zum An<strong>der</strong>en ermüdet die kleine und enge Schrift<br />

aber auf Dauer sehr.<br />

Geglie<strong>der</strong>t ist das Buch in die Kapitel Grundlagen, geburtshilfliche Informationen<br />

sowie Reanimation und Medikamententherapie. Die jeweilige farbige Hervorhebung<br />

<strong>der</strong> Kapitel ermöglicht eine schnelle Orientierung.<br />

Prüfungsvorbereitung<br />

Die Checkliste Neonatologie ist zum erstmaligen Lernen für eine Prüfung nicht<br />

geeignet. Dies liegt an den jeweils nur sehr kurzen Erklärungen zu den Krankheitsbil<strong>der</strong>n.<br />

Es werden vor allem weiterführende Informationen vermittelt, die<br />

sehr nützlich sind, wenn schon viel Vorwissen besteht. Durch die hohe Praxisrelevanz<br />

eignet es sich dabei gut als Nachschlagewerk für Famulaturen o<strong>der</strong> die<br />

ersten Jahre als Assistenzarzt im klinischen Alltag.<br />

Inhalt<br />

Die Checkliste vermittelt viele Informationen zu <strong>der</strong> Versorgung von Früh- und<br />

Neugeborenen. Im Grundlagenteil wird kurz auf Definitionen sowie umfangreich<br />

auf Arbeits- und Untersuchungstechniken und Fragen im Bereich <strong>der</strong> Elternbetreuung<br />

eingegangen.<br />

Der Hauptteil beschäftigt sich mit prägnanten Übersichten zu neonatologischen<br />

Krankheitsbil<strong>der</strong>n, wobei vor allem auf Diagnostik, Therapie, Komplikationen<br />

und z.T. <strong>der</strong>en Einbeziehung in den klinischen Alltag eingegangen wird (z.B.<br />

Maßnahmen im Kreissaal o<strong>der</strong> Einweisung/Entlassung auf Stationen).<br />

Daneben findet <strong>der</strong> interessierte Leser Informationen zu aktuellen Reanimationsrichtlinien<br />

sowie ausführliche Daten zur Medikamententherapie.<br />

Der Anhang bietet zusätzlich Formblätter, Perzentilkurven, Laborwerte und ausgewählte<br />

Informationen zu Gewinnung, Asservierung und Versand von Untersuchungsmaterial.<br />

Fazit<br />

Insgesamt ist die Checkliste sicherlich hervorragend als Nachschlagewerk o<strong>der</strong><br />

Gedächtnisstütze für die Kitteltaschen von Studenten bzw. Assistenzärzten geeignet,<br />

die in diesem speziellen Teilgebiet <strong>der</strong> Pädiatrie tätig werden wollen o<strong>der</strong><br />

es bereits sind. Es ersetzt auf keinen Fall ein Lehrbuch.<br />

Allgemeines<br />

1. ÄP Fachbände<br />

Stand: Examen Herbst 07<br />

Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2008.<br />

159,95 Euro<br />

Die Schwarze Reihe ist wohl fast<br />

jedem Medizinstudenten ein Begriff<br />

und spätestens zum herannahenden<br />

Physikum stapeln sich diese Bücher<br />

auf den Schreibtischen <strong>der</strong> Prüflinge.<br />

Nach wie vor scheint die Prüfungsvorbereitung<br />

mit <strong>der</strong> „schwarz-gelben“<br />

Literatur unumgänglich zu sein und<br />

bildet die Grundlage für einen erfolgreichen<br />

Examensabschluss am Ende<br />

<strong>der</strong> Vorklinik.<br />

Sprache und Glie<strong>der</strong>ung<br />

Die einzelnen Bände <strong>der</strong> Schwarzen Reihe bestehen jeweils aus einer Auflistung<br />

bzw. Zusammenfassung <strong>der</strong> Prüfungsfragen vorangegangener Physika. Es handelt<br />

sich hierbei um die Originalprüfungsfragen mit Fragestellung und vorgegebenen<br />

Antwortmöglichkeiten. Im anschließenden Lösungsteil befinden sich ausführliche<br />

Erläuterungen zu den gestellten Aufgaben sowie eine Vielzahl von<br />

Lerntexten, welche die wichtigsten Themengebiete noch einmal kurz und prägnant<br />

zusammenfassen. Hierbei wird mit wenigen Worten ein Maximum an prüfungsrelevanten<br />

Fakten präsentiert. Diese Glie<strong>der</strong>ung ermöglicht eine<br />

abschließende Wie<strong>der</strong>holung <strong>der</strong> wichtigsten Themenkomplexe für das 1. Staatsexamen<br />

und ist folglich ideal zur unmittelbaren Prüfungsvorbereitung.<br />

Prüfungsvorbereitung<br />

In Hinblick auf die Examina ist die Schwarze Reihe nahezu unverzichtbar und<br />

bildet die Grundlage für ein erfolgreiches Abschneiden bei den schriftlichen Prüfungen.<br />

Die einzelnen Themenschwerpunkte werden nicht ausführlich erläutert,<br />

so dass es sich schwierig gestaltet ein noch unbekanntes Kapitel neu zu erarbeiten.<br />

Jedoch liegt darin auch nicht das Ziel dieser, speziell auf das Physikum<br />

abgestimmten, Bücherreihe. Vielmehr bildet sie den letzten Abschnitt in <strong>der</strong> Vorbereitung<br />

vieler Studenten auf das 1. Staatsexamen und soll neben einer realitätsnahen<br />

Prüfungssimulation als Kompendium für die Fächer <strong>der</strong> zweijährigen<br />

Vorklinik dienen.<br />

Inhalt<br />

Das gesamte Paket umfasst die Fächer Anatomie, Biochemie, Biologie, Chemie<br />

für Mediziner, Medizinische Psychologie/ Medizinische Soziologie, Physik für<br />

Mediziner und Physiologie. Je<strong>der</strong> einzelne Band besteht aus einer Sammlung<br />

an originalen Examensfragen mit den dazugehörigen Lösungskommentaren,<br />

sowie kurzen Lerntexten. Darüber hinaus findet <strong>der</strong> Leser eine Statistik über den<br />

prozentualen Anteil <strong>der</strong> einzelnen Fächer am gesamten Examen und kann folglich<br />

die Schwerpunkte <strong>der</strong> Prüfung erkennen und diese verstärkt berücksichtigen.<br />

Fazit<br />

Nach wie vor ist die Schwarze Reihe wohl eine <strong>der</strong> wichtigsten Lektüren im Hinblick<br />

auf die schriftlichen Staatsexamen. Neben <strong>der</strong> Funktion als Kompendium<br />

bietet sie den Studenten die Möglichkeit das bis dahin erarbeitete Wissen zu<br />

überprüfen und darüber hinaus sich mit den gängigen Formulierungen vertraut<br />

zu machen. Für das 1. Staatsexamen war und ist sie folglich weiterhin <strong>der</strong> Goldstandard.<br />

Torsten Schulz<br />

wissenswert<br />

Checkliste Neonatologie: Das Neo-ABC 1. ÄP Fachbände<br />

Maria Bretschnei<strong>der</strong><br />

26<br />

27<br />

24. Ausgabe 2008


Allgemeines<br />

2. ÄP - Hammerexamen<br />

Original-Prüfungsfragen mit Kommentar<br />

Examen Herbst 2006<br />

Examen Frühjahr 2007<br />

Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2008.<br />

34,95 Euro<br />

Pünktlich zum Hammerexamen erschien<br />

die erste Auflage <strong>der</strong> neuen<br />

Schwarzen Reihe im Georg Thieme<br />

Verlag. Neben einer zum Teil neuen<br />

Glie<strong>der</strong>ung vertraut <strong>der</strong> Verlag aber im<br />

Großen und Ganzen auf Altbewährtes.<br />

Original Prüfungsfragen mit kommentierten<br />

Antworten bilden weiterhin die<br />

Grundlage dieser Ausgabe.<br />

24. Ausgabe 2008<br />

wissenswert<br />

Sprache und Glie<strong>der</strong>ung<br />

Die Ausgabe Examen Herbst 2006 und Frühjahr 2007 vertraut wie ihre Vorgän-<br />

ger auf die aktuellen Prüfungsfragen <strong>der</strong> vorangegangenen Staatsexamina kombiniert<br />

mit einer ausführlichen Erläuterung zu den einzelnen Lösungsvorschlägen.<br />

Mit meist ein bis zwei Sätzen wird <strong>der</strong> Grund dargelegt, warum<br />

eine Antwort als falsch o<strong>der</strong> richtig angesehen werden sollte. Diese Gestaltung<br />

des Buches för<strong>der</strong>t das Verständnis für die jeweiligen Lösungsansätze und zeigt<br />

zugleich kleine „Stolpersteine“ auf, welche dann in <strong>der</strong> späteren Prüfung eventuell<br />

umkurvt werden können.<br />

Prüfungsvorbereitung<br />

Für die Examina gilt die Schwarze Reihe weiterhin als enorm wichtig. Es ist sehr<br />

sinnvoll die einzelnen Fragen vorher einmal durchgekreuzt zu haben, nicht nur<br />

um sich eventuell wie<strong>der</strong>holende Fragen zu erkennen, son<strong>der</strong>n vielmehr um die<br />

Lösungsansätze zu verstehen und diese zu verinnerlichen. Es scheint darüber<br />

hinaus ebenfalls sehr günstig neben den aktuellsten Auflagen auch weiter zurück<br />

liegende Examina zu bearbeiten. In <strong>der</strong> Summe ermöglicht dies eine sehr gute<br />

Prüfungsvorbereitung.<br />

Inhalt<br />

Das beschriebene Buch beinhaltet neben knapp 650 Original Prüfungsfragen<br />

mit ausführlichem Kommentar auch mehrere Fallstudien, welche einen zusammenhängenden<br />

Fragenkomplex beinhalten und damit das Bild einer realen Patientengeschichte<br />

vorstellen. In den Fallstudien werden dem Leser neben einer<br />

Anamnese auch <strong>der</strong> Aufnahmebefund sowie weitere Ergebnisse klinischer Untersuchungen<br />

geschil<strong>der</strong>t, aus denen dann im Anschluss eine Serie aus ca. 12 bis<br />

15 Fragen hervorgeht. Zwar ist durch diesen Zusammenhang <strong>der</strong> Fragen <strong>der</strong> Prüfungsstoff<br />

auf interessante Art und Weise aufgearbeitet worden, allerdings bedarf<br />

es einer ausgesprochenen Konzentration und Merkfähigkeit die Summe aller<br />

beschriebenen Details im Kopf zu behalten.<br />

Fazit<br />

Die Prüfungsvorbereitung für die einzelnen Staatsexamina sollte immer auch<br />

die Bearbeitung <strong>der</strong> Schwarzen Reihe beinhalten. Neben dem Training für die<br />

schriftliche Prüfung können viele Fakten noch einmal rekapituliert und ins Gedächtnis<br />

gerufen werden. Ein neuer und durchaus positiver Aspekt liegt in dem<br />

verstärkt in den Vor<strong>der</strong>grund gestellten Bezug zur klinischen Praxis, was die Bearbeitung<br />

<strong>der</strong> Fragen weniger ermüdend und zum Teil sogar spannend erscheinen<br />

lässt.<br />

Allgemeines<br />

2. ÄP - Hammerexamen<br />

Examen Herbst 2007<br />

Original-IMPP-Prüfungsfragen mit<br />

Kommentar<br />

Schwarze Reihe<br />

Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2008.<br />

24,95 Euro<br />

Je<strong>der</strong> Student <strong>der</strong> sich aufs Examen<br />

vorbereitet wird kaum ohne ein umfassendes<br />

Kompendium und die<br />

schwarze Reihe auskommen. Seit dem<br />

Herbst 2006 zeigt sich das Staatsexamen<br />

nach <strong>der</strong> neuen Approbationsordnung<br />

in einem neuen Gewand und<br />

wird auch „Hammerexamen“ genannt.<br />

Glie<strong>der</strong>ung<br />

Die neue schwarze Reihe, ist wie die alte schwarze Reihe, in einen Frage- und<br />

ein Kommentarteil unterglie<strong>der</strong>t. Dargestellt sind die Fälle des Originalexamens<br />

Herbst 2007 und <strong>der</strong>en Einzelfragen. Geglie<strong>der</strong>t wird <strong>der</strong> Fragenteil wie im richtigen<br />

Examen in Tag 1-3. Im Anhang finden sich die Bil<strong>der</strong>, sowie das Referenzregister<br />

<strong>der</strong> Laborwerte.<br />

Inhalt<br />

Auf den Inhalt <strong>der</strong> Fragen und ihre subjektive Beurteilung werde ich nicht eingehen.<br />

Der Kommentarteil umfasst knapp 100 Seiten und nimmt damit den<br />

Hauptteil des Buches ein. Insgesamt 13 Autoren kommentieren die Antwortmöglichkeiten.<br />

Im Kommentarteil werden die wichtigsten Fakten zu den abgefragten<br />

Krankheiten erläutert. Die Beschreibung erfolgt klar verständlich und<br />

wichtige Details sind fettgedruckt hervorgehoben.<br />

Fazit<br />

Ohne die schwarze Reihe o<strong>der</strong> die Alternative medi-script CD kommt wohl kein<br />

Student durchs Examen. Vorteil des Buchs ist, dass es zum Mitnehmen und<br />

„Kreuzen“ für unterwegs gut geeignet ist. Das Lesen des ausführlichen Kommentarteils<br />

ist unerlässlich für den Lernerfolg und das Bestehen <strong>der</strong> Prüfung.<br />

R. Baukholt<br />

wissenswert<br />

2. ÄP - Hammerexamen 2. ÄP - Hammerexamen | Examen Herbst 2007<br />

Torsten Schulz<br />

28<br />

29<br />

24. Ausgabe 2008


Allgemeines<br />

Norbert Roewer, Holger Thiel<br />

Taschenatlas <strong>der</strong> Anästhesie<br />

Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2008.<br />

3.Auflage<br />

39,95 Euro<br />

„Fakten soviel wie nötig- Hintergründe<br />

soviel wie möglich!“ damit wirbt <strong>der</strong><br />

Verlag für die erweiterte und völlig<br />

überarbeitete 3.Auflage. Dieses Zitat<br />

zeigt die Intention des Verlages, ein<br />

Kompendium für die Kitteltasche zu<br />

schaffen. Ein Buch das den schnellen<br />

Blick im Praktikum und PJ erleichtert,<br />

jedoch kein umfassendes Lehrbuch ersetzt.<br />

24. Ausgabe 2008<br />

wissenswert<br />

Taschenatlas <strong>der</strong> Anästhesie<br />

Sprache und Glie<strong>der</strong>ung<br />

In fünfzehn Kapiteln werden die Themengebiete <strong>der</strong> Anästhesie beschrieben.<br />

Jedem dieser Abschnitte ist eine Farbe zugewiesen. Dadurch wird ein schneller<br />

Zugriff auf ein spezielles Thema erleichtert. Wie von Taschenatlanten bekannt,<br />

glie<strong>der</strong>n sich die Seiten abwechselnd in Text- und Bilddarstellung. Lei<strong>der</strong> wird<br />

dadurch manchmal <strong>der</strong> Lesefluss unterbrochen, da die Abbildungen nicht immer<br />

auf <strong>der</strong> gegenüberliegenden Seite <strong>der</strong> Textstelle zu finden sind. Weiterhin werden<br />

nicht alle Abbildungen explizit im Text aufgeführt. Dem Leser wird <strong>der</strong> Einstieg<br />

erleichtert, in dem Bildüberschriften den Textüberschriften entsprechen.<br />

Dadurch wird spielend eine schnelle Übersicht über den Text möglich. Die<br />

sprachliche Gestaltung ermöglicht ein rasches Lesetempo durch die einfache<br />

Strukturierung. Wichtige Fachbegriffe werden durch Fett- o<strong>der</strong> Kursivschrift hervorgehoben.<br />

Abkürzungen werden umfassend erläutert und im Anhang zusammengefasst.<br />

Schade ist, dass sich Fehler bei den Son<strong>der</strong>zeichen eingeschlichen<br />

haben. Die Textstellen werden auf einer beiliegenden Karte gelistet und revidiert.<br />

Prüfungsvorbereitung<br />

Als Begleitung zu Vorlesungsmitschriften ist dieses Buch durchaus zu empfehlen.<br />

Allerdings werden nicht alle Vorlesungsthemen und damit prüfungsrelevanten<br />

Themen abgefasst.<br />

Inhalt<br />

Wichtig ist an dieser Stelle darauf hinzuweisen, dass nicht alle Fachbereiche <strong>der</strong><br />

Anästhesiologie aufgeführt sind. Die Intensivmedizin wird nicht dargestellt. Die<br />

Schmerztherapie wird meiner Ansicht nach nur zu kurz behandelt. Dem im klinischen<br />

Alltag immer wichtiger werdenden chronischen Schmerz, dem sich auch<br />

<strong>der</strong> Anästhesist widmet, wird das Buch nicht gerecht. Der Notfallmedizin widmen<br />

sich die Abschnitte Komplikationen in <strong>der</strong> Anästhesie und Kardiopulmonale<br />

Reanimation. Der Taschenatlas befasst sich also hauptsächlich mit dem<br />

Fachbereich <strong>der</strong> Anästhesie. Dieser wird jedoch sehr ansprechend, praxisnah<br />

und umfassend präsentiert. Beson<strong>der</strong>s schön ist <strong>der</strong> tabellarisch gestalte Anhang<br />

mit allen wichtigen facts zu Medikamenten in <strong>der</strong> Anästhesie.<br />

Fazit<br />

Ein ergänzendes Werk, das jedoch nicht mit Lehrbüchern gleichzusetzen ist und<br />

kritisch betrachtet werden sollte. Hilfreich für Studenten, die visuell lernen, denn<br />

die 174 Abbildungen sind sehr einprägsam gestaltet.<br />

R. Baukholt<br />

30


Sie sind für Ihre Patienten da.<br />

Wir für Ihre Finanzen.<br />

Unsere individuellen Finanzlösungen für Mediziner.<br />

Wir entwickeln als unabhängiger Makler Finanzlösungen speziell für anspruchsvolle Mediziner. Das Beson<strong>der</strong>e an diesen Lösungen ist,<br />

dass sie die einzelnen Bausteine aus den Bereichen Vorsorge, Vermögens- und Risikomanagement individuell miteinan<strong>der</strong> verknüpfen.<br />

MLP bietet Ihnen damit integrierte Bank- und Versicherungsdienstleistungen, die perfekt zu Ihren Bedürfnissen und Zielen passen.<br />

Rufen Sie uns an.<br />

MLP Finanzdienstleistungen AG<br />

Geschäftsstelle <strong>Rostock</strong> I, Grubenstraße 48<br />

18055 <strong>Rostock</strong>, Telefon (0381) 49282-0<br />

E-Mail: rostock1@mlp-ag.com<br />

www.mlp.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!