Es gab aber noch einen weiteren Teilnehmeraus Seattle, der die Startmethode weiterentwickelt hatte. Dick Barker, ein 62-jährigerHerr, ruhig und ein wenig behäbig wirkend,warf seinen das Spannweitenlimit voll ausnutzenden HLG „Uplink 58“ ebenfalls am linkenRandbogen auf überlegene Höhen. Dabeidrehte er sich jedoch in der Manier eines Diskuswerfersum seine Achse und schleudertedas Modell waagerecht um sich herum. Soumging er der Gefahr einer Bodenberührungund warf geschätzte 6-7 m höher als alle„Speerwerfer“. Das Glück aller anderen Wettbewerbsteilnehmerwar, daß er die HLG-Fliegereisehr gelassen anging und nur so zumSpaß mitmachte. Gleichwohl war es sehr überraschend,daß er im Laufe des Nachmittagsca. 50 bis 70 Starts machte und keinerlei Ermüdungserscheinungenzeigte.Zurück in der Heimat war uns allen klar,daß hier ein großes Potential für möglicheLeistungssteigerungen liegt. Es wurden alsoeigene Versuche mit den gewohnten HLGsangestellt, die jedoch nur sehr bescheideneErfolge brachten. Es gelang zwar recht schnell,das Flugzeug am Randbogen zu greifen undsich damit im Kreis zu drehen. Alles nach derFreigabe endete jedoch zumeist in unkontrolliertenFlugzuständen, die teilweise zu einemtotalen Strömungsabriß führten. Es war nichtgerade materialschonend, so daß man mit äußersterVorsicht handeln mußte, um seinenModellbestand nicht zu arg zu dezimieren.Ein EPP-Foamie diente zeitweise als Trainingsgerät.Er ließ sich zwar nicht besser werfen,ertrug aber die Einschläge nach völligmißglückten Abwürfen schadensfrei.Mit diesem bescheidenen Kenntnisstandverabschiedete sich die Wettbewerbsszene indie Winterpause. In eben diese Zeit fiel auchdie Schaffung eines Reglements, das die HLG-Fliegerei zu einer internationalen Wettbewerbsklassemachte. <strong>Die</strong> wichtigste Neuerungwar dabei der Wegfall der Servozahlbegrenzung,so daß nun auch Flugzeuge mitQuerrudern und/oder Wölbklappen zulässigsind.Aerodramat ik des s.a.l.Alle bisherigen Versuche hatten klar gemacht,daß ein Problem auf zwei Ebenen zulösen ist. Zum einen ist der motorische Ablaufder Wurfbewegung weiter zu verfeinern,aber auch die Flugzeuge sind an diese Startmethodeanzupassen. Bei Verdeutlichung d e sStartvorganges werden folgende Schwierigkeitenoffensichtlich: <strong>Die</strong> Beschleunigung vordem Abwurf erfolgt auf einer flachen Kreisbahn,wobei die „Achse“ – der Körper desWerfers – parallel zu der Hochachse des Flugzeugesausgerichtet ist. Nach der Freigabesoll das Flugzeug jedoch möglichst schnellauf einer geradlinigen Flugbahn, tangentialaus dem Beschleunigungskreis heraus fliegen.<strong>Die</strong> Richtungsänderung findet also hauptsächlich um die Hochachse des Flugmodellsstatt. <strong>Die</strong> Steuerung und Stabilisierung einesFlugzeuges um die Hochachse wird durchBilder1.) A usgangsstellung: der HLG wirdam R andboden gefaßt, während derandere Randbogen in der Wieseaufgelegt werden kann. Der Blickdes Werfers ist gegen den Windgerichtet.2.) Beginn der Drehung, der Körperwird gegen den Uhrzeigersinngedreht. Der Wurfarm bleibt hinterdem R ücken zurück und z ieht denHLG nur langsam in diewaagerechte Kreisflugbahn. Je weiterhier der HLG z urückbleibt , um sogrößer ist später derBeschleunigungsweg.3.) Beginn derBeschleunigungsphase: immer nochist das Modell weit hinter demWerfer, die linke Schulter wird nachvorn gedrückt . Das linke Beinmacht einen Ausfallschritt inWurfricht ung, um dieBeschleunigungsst recke weiter zuverlängern.4.) Mitten in der Beschleunigungwird dann am gestreckten Arm derHLG mit v oller Kraft nach vorn undoben gezogen. Am Modell zeigensich deutlich Verformungen durchdie Zugkräft e am Randbogen.5.) Der Abwurf passiert auf derHöhe des Werfers mit immer nochgestreckt en Arm. Wenn der Armgebeugt oder das Modell bis weiternac h v orn beschleunigt wird, kannes zu den beschriebenenSt römungsabrissen nach derFreigabe kommen. Der Werfer hatoft das Gefühl, der R andbogenwürde ihm zu früh aus der Handrut schen. So jedoch gelingen diesaubersten A bwürfe.6.) Nach dem Abwurf muß nur nochdie Drehbewegung des Körpersabgefangen werden. Dabei ist zubeobachten, wie der HLG aufunglaubliche Höhen steigt. <strong>Die</strong>Trimmung des Modells sollte dabeiso eingestellt sein, daß sich kurznac h dem A bwurf ein senkrechterSt eigflug ergibt. <strong>Die</strong> zweite Hälftedes Steigfluges kann dann schonwieder gesteuert werden.7.) Jochen Reuter mit einem neuen„Flit zebogen 2000“. SchlankerFlügel mit kombiniertenQuerrudern/Wölbklappe, Steuerungüber insgesamt drei Servos C 261,Stromversorgung aus zwei Zellen06080910111233
141315BilderTadiran 430 mAh. A uf dem Flächeninhalt von 19,5 qdm lasten Gewicht e ab 200 bis260 g.8.) Leitwerk eines „Flitzebogen 2000“ aus 3 mm Balsaholz und vollflächiger 25g/qm Glasgewebebeschichtung. Das Höhenruder ist vor dem Seitenleit werkangebrac ht, so daß es nicht durch dessen Wirbel beeinflußt wird. Das Seitenleitwerkist nicht angelenkt und seitlic h so an das R umpfrohr gek lebt , daß ein Teil desFläc heninhaltes unter den Rumpfrohr liegt .169.) Griffposition mit Wurfstift im „Flitzebogen 2000“ -Außenflügel. Durch dieergonomische Handhaltung kann die Wurfenergie effizient in den HLG eingebrachtwerden.10.) Der Wurfstift ist diesmal ganz außen angebracht. Das Modell kann auch nur andiesem Stift gut geführt werden.11.) Handhaltung für Flügel ohne Wurfstift. Um die Zugkräfte z u übertragen… mußein hoher Druck auf den Flügel ausgeübt werden. Verstärkungen im Randbogen sindnot wendig.1712.) Handschuhe waren auf Wettbewerben verschiedentlich zu sehen. Hier beiMichael Bene um die Reibung zwischen Wurfhand und Flügel zu erhöhen und um sost ärker beschleunigen zu können. In anderen Fällen auch zum schonen derFingerkuppen am Wurfstift.18das Seitenleitwerk übernommen, dem somiteine ganz besondere Bedeutung zukommt. Istdas Seitenleitwerk zu klein, dann kann es nachder Freigabe zum Strömungsabriß kommen,welcher im unkontrollierten Flugzustand endet.Das Seitenleitwerk ist aber auch für denweiteren Steigflug von Bedeutung. Der Wechselvom Kreis- zum Geradeausflug leitet einePendelbewegung um die Hochachse ein, diezu dämpfen ist. Da diese Pendelbewegung denWiderstand des Modells stark erhöht, solltesie möglichst stark gedämpft werden. Eingroßes, überdimensioniert erscheinendesSeitenleitwerk bringt also effektiv Starthöhe.<strong>Die</strong>s alles gilt für ein querrudergesteuertesModell ohne viel V-Form. Bei einem Zweiachsmodell,welches in der Regel mit deutlichmehr V-Form gebaut wird, kommt ein weitererAspekt hinzu. Aufgrund der Schiebeflugzuständenach der Freigabe kommt es im Steigflugzu einer Rollbewegung nach links. Entgegenwirkenkann man dem durch einenSeitenruderausschlag nach rechts. <strong>Die</strong> nötigenRuderausschläge werden meist – durch einenSchalter für den Steigflug abrufbar – in dieFernsteuersender programmiert und könnenso für den Normalflug schnell wieder weggeschaltetwerden.MotorikDer Bewegungsablauf beim „side armlaunch“ ist in der Bilderfolge dargestellt undbeschrieben. Dabei bleibt die Frage, wie sichnun ein Neueinsteiger an diese Wurftechnikherantasten sollte. Hier ist grundsätzlich nurdavon abzuraten, ein nicht entsprechend34