1 Dietmar Kohler Wie Öl und Wasser – Energetische ...
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Phänomenalität der Objekte, als auch durch die Ikonographie ihres Materials affektiv<br />
gefärbt, obgleich es letztendlich die persönliche Entscheidung der Betrachter/innen<br />
bleibt, in welche Richtung dieser Prozess geformt wird. So ist die Konfrontation mit<br />
Oellerichs Installationen eine ambivalente Erfahrung. Zum Einen eröffnen sich einem<br />
in den schemenhaften, sich in irisierenden Farben diffus manifestierenden Reflektio-<br />
nen bezaubernde visuelle Räume eines sich permanent wandelnden, abstrakten<br />
Schauspiels, zum Anderen verursachen die Objekte in ihrer durch die ölige, lastende<br />
<strong>und</strong> schwere Materialität getragenen, konfrontierenden Präsenz eine latente körperli-<br />
che Beunruhigung. In dieser irritierenden Erfahrung schwingen unvermeidlich auch<br />
die materialikonographischen Codierungen des Werkstoffs Öl als globaler Ware <strong>und</strong><br />
ökologischer Bedrohung mit, wie sie in der Kunst seit den 1970er Jahren besonders<br />
hervorgehoben wurden. 5 Diese negativen Konnotationen mögen sich (kaum ver-<br />
meidbar) auch in das Bedeutungsfeld von Oellerichs Arbeiten einfügen, ihre kritische<br />
Haltung ist jedoch insgesamt bewusst unbestimmter formuliert <strong>und</strong> stärker auf die<br />
Frage nach der wechselwirkenden Rolle des Subjekts im Rahmen einer solch offe-<br />
nen Struktur ausgerichtet. In diesem Sinne transportieren Oellerichs Arbeiten keine<br />
eindeutige Botschaft, viel mehr bieten sie eine offene, unsichere Situation an, in de-<br />
ren unbestimmter Bestimmtheit die Betrachter/innen selber zum subjektiv Erfahrenen<br />
beurteilend Position beziehen müssen.<br />
Dieses Fokussieren des Wechselwirkens von Betrachter/innen <strong>und</strong> Objekt wird von<br />
Oellerich in der hier besprochenen Installationsform ihrer Bitumen-Objekte durch die<br />
Kombination mit Hohlspiegeln, welche sie durch Versilberung von Parabolantennen<br />
hergestellt hat, in einen aktuellen, gesellschaftlichen Kontext transferiert. So wurden<br />
diese Geräte ursprünglich zur Bündelung elektromagnetischer Strahlung verwendet,<br />
von Oellerich aber hinsichtlich ihrer phänomenalen Eigenschaften so modifiziert,<br />
dass sie nun Wellen des auftreffenden Lichtes bündeln. Anders als das Bitumen<br />
nehmen sie so zwar nicht die Form der auf sie treffenden Energie an, stattdessen<br />
sammeln sie sie aber optisch in ihren Zentren. So projizieren sich auf die silbernen<br />
Konkavspiegel, die wie Spinnenaugen in Clustern an der Wand angebracht sind,<br />
verzerrte <strong>und</strong> kopfstehende Bilder der gegenwärtigen Situation, des Innenraums <strong>und</strong><br />
der Interaktion von Betrachter/innen <strong>und</strong> Objekten. Im Brennpunkt dieser nach innen<br />
gewölbten Hohlformen schmilzt man mit den im White Cube entwurzelten Bitumen-<br />
Objekten optisch zusammen <strong>und</strong> wirkt dabei selber eigenartig haltlos <strong>und</strong> seiner na-<br />
türlichen, räumlichen Verortung beraubt. So pointieren die Spiegel das energetische<br />
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