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Rundweg_Refrath_Layout 1 - und Heimatverein Refrath

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Historischer <strong>R<strong>und</strong>weg</strong>Informationen zuStraßen <strong>und</strong> StandortenImpressum:Herausgeber: Bürger- <strong>und</strong> <strong>Heimatverein</strong> <strong>Refrath</strong> e. V.Vorsitzender: Hans Peter Müller, Siedlerstr. 551427 Bergisch GladbachRedaktion: Hans Peter Müller1. Auflage, 2010Nachdruck oder auszugsweise Veröffentlichung nur mit Genehmigungdes Bürger- <strong>und</strong> <strong>Heimatverein</strong>s <strong>Refrath</strong> e. V.Die Qualität der Bilder ist vorbedingt durch den Zustand der teilweisesehr alten Fotos. Wir bitten um Verständnis, wollen diese Bilder aberder Vollständigkeit halber nicht missen.Der Bürger- <strong>und</strong> <strong>Heimatverein</strong> <strong>Refrath</strong> ist gemeinnützig.Alle Erlöse dienen ausschließlich der satzungsgemäßen Arbeit.Gesamtherstellung: LUP AG, www.lup-ag.deBÜRGER- u. HEIMATVEREIN- REFRATH e. V. -Wir bedanken uns für dieUnterstützung durch die:Beamtenbank, Bensberger Bank,Kreissparkasse Köln, Fa. Kürten & Lechner,Mediterana GmbH & Co.KGBÜRGER- u. HEIMATVEREIN- REFRATH e. V. -Der Bürger- <strong>und</strong> <strong>Heimatverein</strong><strong>Refrath</strong> e.V. hat im Oktober 2009einen ersten historischen <strong>R<strong>und</strong>weg</strong>mit Informationstafeln ausgewiesen.


2 3Verzeichnis derWegstationenLiebe Wanderin –lieber Wanderer, Die Steinbreche 4 Der Kahnweiher 12 Dolmanstraße 14 Der Zaubersee 15 Trasswege 17Die katholische PfarrkircheSt. Johann Baptist 19 Die Parksiedlung Kippekausen 25 Die Motte Kippekausen 26Das evangelische GemeindezentrumKippekausen 29 Das Denkmal für Förster Lindlar 31 Das Rittergut Saal 33 Die alte Vikarie 36wir freuen uns, dass Sie unseren <strong>R<strong>und</strong>weg</strong> unter dieSohlen nehmen wollen. Er führt Sie an den ältestenSiedlungsplätzen unseres Ortes entlang. Leider habenan manchen Stellen die alten Gebäude neuen weichenmüssen (Saaler Mühle) oder es sind nur noch wenigeRuinen vorhanden (Motte Kippekausen), aber dieBilder auf unseren Informationstafeln bzw. in dieserBroschüre vermitteln Ihnen einen Eindruck, wie eseinmal ausgesehen hat.Natürlich kann man den <strong>R<strong>und</strong>weg</strong> an beliebiger Stellebeginnen. Wir schlagen vor, an der Steinbreche zustarten, den Kahnweiher anzuschauen <strong>und</strong> überMarkt platz <strong>und</strong> Dolmanstraße zum Zaubersee zugehen. Wer ohne Hast wandern <strong>und</strong> sich in Ruhealles anschauen möchte, braucht zwei bis zweieinhalbSt<strong>und</strong>en. Die Alte Kirche ist leider verschlossen.Interessenten können sich aber bei Hans Peter Müllermelden. Auf Wunsch wird auch eine Führung in derKirche oder auf dem ganzen Weg angeboten.Wir wünschen Ihnen viel Freude bei neuenEntdeckungen in <strong>Refrath</strong>!H. P. Müller Die Alte Kirche St. Johann Baptist 38 Stachelsgut 44 Die Schule an der Wolfsmaar 45Wanderkarte 48


4 5 SteinbrecheSteinbreche vor dem 1. WeltkriegMan muss sich das Areal r<strong>und</strong> um den heutigen Marktplatzals großen Bauplatz mit Kalköfen <strong>und</strong> Bauplätzenfür das Zurichten der Steine vorstellen. Diese wurden anOrt <strong>und</strong> Stelle behauen <strong>und</strong> mit Fuhrwerken nach Bensberggeschafft. Auf dem Bauplatz an der „Steinbreche“treffen wir nun den Meister Leonhard Goudhaire an. Erstammte, wie viele seiner Mitarbeiter (siehe Grabmal desEstienne Dancox an der Alten Kirche) aus der Wallonie,wahrscheinlich aus der Diözese Lüttich zu der damalsauch Aachen gehörte. Bevor er für den Kurfürsten denBruch am heutigen Kahnweiher eröffnete, war er bereitsals Steinhauermeister in Lindlar tätig. Wir finden ihn inmehreren Urk<strong>und</strong>en mit unterschiedlichen Schreibweisen,so Gutherr, Goedherr, Goudher, Gudhaire <strong>und</strong>Goidhaire. In den Schriften Pfarrer Dolmans wird seinefranzösische Herkunft durch die Schreibweise Goudhairedeutlich. Während wir bisher nach eben diesenSchriften davon ausgingen, dass er in <strong>Refrath</strong> CatharinaBecker geheiratet habe, ist durch die NachforschungenGünter Jacobis nun belegt, dass Catharina als Tochtervon Kerß Becker 1660 in Lindlar geboren wurde. Da fürden 9. November 1693 die Geburt ihres ersten Kindes,Johannes Jacob, im Lindlarer Taufbuch eingetragen ist,kann man davon ausgehen, dass die beiden 1692 geheiratethaben. Das Taufbuch zeigt bis 1704 die Geburtweiterer sechs Kinder an. 1Danach ist die Familie offensichtlich nach <strong>Refrath</strong> verzogen,wo der Kurfürst 1710 anlässlich einer JagdpartieLeonhard das Gr<strong>und</strong>stück an der „Steinbreche“schenkte, weil er mit dessen Arbeit sehr zufrieden war.Der stolze Steinmetzmeister baute sich darauf ein eigenesHaus, nämlich das noch vorhandene „Herrenhaus“der Steinbreche, an dessen Stufengiebel die Jahreszahl1712 zu lesen ist. Auch nach der Fertigstellung desSchlossbaues brannte er weiter Kalk in einem Kalkofennahe der Steinbreche. Da er bereits von seiner Heimather mit dem Brechen <strong>und</strong> Brennen von Kalkstein vertrautwar, kannte er die notwendige Technik zum Ofenbaubei Verwendung von Trass (torfähnlich), denn auchdort wurde Torf als Brennmaterial benutzt, wie er ihnhier in <strong>Refrath</strong> vorfand. 2Leonhard Goudhaire wurde ein angesehener Mann in<strong>Refrath</strong>, ja so eine Art Ortsvorsteher. Sein Sohn Wilhelmerbte das Gassengut <strong>und</strong> wird 1739 als Sendscheffe(Schöffe am kirchlichen Sittengericht) erwähnt, auch JohannHeinrich blieb in <strong>Refrath</strong>, während Johann JacobGertrud Kuckelberg aus Gladbach heiratete <strong>und</strong> dortFronhalfe (Pächter auf einem Fronhof ) wurde 3 .Leonhard Goudhaire starb bereits 1724. Wir lesen überihn in einer Eintragung des Bensberger Pfarrers Noethen,dass er am 27. Oktober von einem Schlag- <strong>und</strong>Stickfluss getroffen worden <strong>und</strong> am 28. Oktober versehenmit den Sterbesakramenten verschieden sei. Er sollin einem Eigengrab, welches er selber geschaffen habe,am 31. Oktober 1724 in der alten Kirche begraben wordensein. Leider lässt sich heute aber weder dieses Grabnoch ein Grabstein auffinden.


6 7Seine Witwe betrieb mit Sohn Peter das Kalkbrennenweiter. Entscheidend für die weitere Entwicklung auf derSteinbreche ist dann die Heirat der Tochter Anna Maria(geb. 1704) 1729 mit Otto Siegen (nach der Familie Siegenist die heutige Siegenstraße benannt) aus Porz-Eil, woein Zweig der Sippe auf dem „dicken Hof “ wohnte. DieSiegens waren im hiesigen Raum begütert, besaßen u. a.Gut Iddelsfeld bei Holweide, wo sie den Wegezoll nachMülheim erhoben. Otto kaufte 1738 den Geschwisternseiner Frau die Erbteile an der Steinbreche ab. Er hatte mitAnna Maria Goudhaire acht Kinder: Urban, Franz Caspar,Anna Catharina, Anna Margarethe, Johann Wilhelm,Johann Jakob, Anna Sibilla <strong>und</strong> Anna Maria. Er übernahmvon seiner Schwiegermutter drei Kalköfen, die erweiterhin betrieb. Außerdem erhielt er noch die Konzessionfür einen neuen Steinbruch in der Brücker Gemark.1749 gelang ihm sogar der Kauf des Frankenforstes, den erbereits seit längerem gepachtet hatte. Das Todesjahr OttoSiegens ist nicht genau bekannt, da im Bensberger SterbebuchEintragungen nach 1750 fehlen.1752 wird er allerdings noch als Zeuge in einem Kaufvertraggenannt. Wenig später ist in den Quellen nurnoch von den Erben Siegen die Rede 4 .Für die Steinbreche <strong>und</strong> darüber hinaus für ganz <strong>Refrath</strong>wurden Johann Wilhelm <strong>und</strong> die drei jüngsten Schwestern,Margarethe, Sibilla <strong>und</strong> Maria – die allseits bekannten„Steinbrecher Juffern“ – bedeutend. Der älteste Sohnder Siegens, Johann Wilhelm, wurde 1735 geboren, 1758zum Priester geweiht <strong>und</strong> im April 1760 mit der Vikariestellein <strong>Refrath</strong> betraut. Er legte ein Stiftungsbuch an, indem er sich als „primum memoratae ecclesiae vicarium“(erster Vikar der genannten Kirche) eintrug. In einem erhaltenenInventarverzeichnis zählt er alles auf, was er inder Vikarie vorfand, vom Bett bis zu 159 genannten Büchern.In seine Zeit fällt der Baubeginn der Sakristei, diealte Kirche besaß bis dahin keine. Johann Wilhelm verließ<strong>Refrath</strong> im Juli 1765, um Pfarrer von Bergisch Gladbachzu werden. Er wirkte dort bis zu seinem Tode 1809 5 .Anna Katharina heiratete den Gutsbesitzer <strong>und</strong> PulverfabrikantenWilhelm Eyberg von Gut Schiff an derStr<strong>und</strong>e. Sie war also gut versorgt <strong>und</strong> wurde die Muttervon Bernard Eyberg. So kam es dazu, dass die drei jüngsten,unverheirateten Schwestern die Steinbreche mit allihren Liegenschaften erbten. Sie entwickelten eine umfangreicheunternehmerische Tätigkeit. In der Kellnereirechnungdes Amtes Porz von 1776 sind für die„Juffern“ drei Kalköfen aufgeführt.Bereits die Eltern hatten den „Frankenforst“ <strong>und</strong> das„Broicher Gut“ (173 Morgen) in Bensberg dazu gekauft,die Schwestern kauften in großem Stil weiter, wobeiihnen die Aufhebung des Lehnswesens zustatten kam.So kamen u. a. die Trassgruben an der Saaler Mühle inihren Besitz, das „Mühlengefälle am Letsch“ (Messerschleiferei),das „Lehmbroichsgut“, das „Werheider Gut“,das „Steinstraßer Gut“ in Unterlückerath, das „Gut zumSaal“ (117 Morgen), das „Gut Klösterhöfchen“ <strong>und</strong>schließlich „Gut Kippekausen“ (169 Morgen). Damitbesaßen sie fast das ganze Gelände zwischen <strong>Refrath</strong> <strong>und</strong>Bensberg. Auf Gut Steinbreche selbst besaßen sie ca. 308Morgen, darunter 36 Morgen Ackerland, 56 MorgenWiese, die Steinbrüche <strong>und</strong> drei Kalköfen im Bereichdes heutigen Marktplatzes. Pfarrer Dolman beschreibtsie als wohltätig gegen Notleidende. Dazu muss manaber wissen, dass die Arbeiter in den Steinbrüchen <strong>und</strong>an den Kalköfen als Tagelöhner nur für die geleistete Arbeitbezahlt wurden <strong>und</strong> diese im Winter oft monatelangruhte.Die drei Schwestern gingen täglich zur Kirche (Alte Kirche),stifteten eine Glocke, Messgewänder, Kelche, Ziborium<strong>und</strong> eine Monstranz. Auch unterhielten sie wohlden Vikar. Als sie 1805 versuchten, die <strong>Refrath</strong>er Pfarrselbstständigkeitzurückzuerlangen, scheiterten sie aberam Einspruch des Bensberger Pfarrers. Als damals dieRegenschirme aufkamen, kauften sie einen rotenSchirm, der aber so groß war, dass sie darunter gemeinsamzur Kirche gehen konnten.


8 9Nun war dies allerdings kein Zeichen von Geiz, denn die„Juffern“ waren die reichsten Menschen in <strong>Refrath</strong> überhaupt.Als 1795 französische Revolutionstruppen auchin <strong>Refrath</strong> plünderten, waren die Vikarie <strong>und</strong> die Steinbrechebevorzugte Ziele. Am 10. September 1795 fielensie über die Steinbreche her, verschleppten die jüngsteder Juffern in ihr Lager <strong>und</strong> misshandelten sie.Nach ihrerRückkehr ging sie nur noch mit den Schwestern zumGottesdienst aus 6 .Der Bürger- <strong>und</strong> <strong>Heimatverein</strong> beschloss 1993, einePlastik der „Juffern“ in Auftrag zu geben, um sie vor demHerrenhaus aufzustellen. Die Finanzierung wurde durchHaus- <strong>und</strong> Straßensammlungen unter großem Einsatzder Mitglieder <strong>und</strong> ihres Vorsitzenden Dieter Wagnerermöglicht. Doch ohne die großzügige Unter-stützungder Kreissparkasse Köln <strong>und</strong> der Stadt Bergisch Gladbachwären wir nicht so schnell ans Ziel gelangt. Der <strong>Refrath</strong>erBildhauer Helmut Moos entwarf die Plastik, diedann in Bronze gegossen wurde. Die Firma Richerzhagenführte die Steinmetzarbeiten aus.Nachdem die Stadt die Schenkung des <strong>Heimatverein</strong>esangenommen hatte, wurde die Skulptur am 1. Juni 1996feierlich enthüllt <strong>und</strong> der Stadt <strong>und</strong> damit allen Bürgernübergeben. Seither sind die Juffern zu einem bekannten„Logo“ geworden. Anlässlich von Festen (z. B. Frühlingsfest)sieht man sie sogar durch <strong>Refrath</strong> gehen.Nach dem Tode der Tanten (Margarethe 1810, Maria1818, Sibilla 1820) erbte Bernard Eyberg den gesamtenBesitz. „In <strong>Refrath</strong> hat nur einer Geld – Bernhard Eyberg“,schreibt Pfarrer Dolman in seinen Erinnerungen.Zum Saalgut hatte schon in frühester Zeit eine Mühlegehört, sie war mittlerweile verfallen. Bernard Eybergließ sie instand setzen, so konnten die <strong>Refrath</strong>er seitherwieder mit Recht von der „Saaler Mühle“ reden. DieEiche, die Eyberg nahe dem Hofeingang pflanzte, standnoch viele Jahre am Rande des jetzigen Weihers, etwadem Restaurant von Mediterana gegenüber. Jahrelanghatte Bernard Eyberg das Amt des Kirchenrendanteninne. Sein Einsatz bewirkte letztlich, dass <strong>Refrath</strong>wieder selbstständige Pfarre wurde. Bereits in den Auseinandersetzungenum die Anträge auf Pfarrselbstständigkeitvon 1818 spielte er eine maßgebliche Rolle.Wenn diese auch an den Bensberger Einsprüchen <strong>und</strong>der Entscheidung des „Ministeriums der Geistlichen-,Unterrichts- <strong>und</strong> Medizinalangelegenheiten“ in Berlin1819 scheiterten, gaben die <strong>Refrath</strong>er doch unter FührungBernard Eybergs nicht auf. Nach dem Tode desBensberger Pfarrers Werner Columban Dolf, der das <strong>Refrath</strong>erAnsinnen wiederholt zurückgewiesen hatte, versuchtensie es 1843 unter dem neuen Pfarrer JohannAloys Olzem mit einem Antrag an das Generalvikariatwieder. Als sie hingehalten wurden, stiftete Bernard Eybergam 15.Januar 1845 „behufs Errichtung einer Pfarre“7500 Reichsthaler, von deren Zinsen ein Pfarrer seinenUnterhalt bestreiten sollte.Außerdem schenkte er den <strong>Refrath</strong>ern ein Gr<strong>und</strong>stück<strong>und</strong> das Material zum Bau eines Pastorates. Der Fachwerkbausteht heute noch unmittelbar hinter der altenKirche. So konnten die <strong>Refrath</strong>er auf die Nachfrage desGeneralvikars versichern, dass Pfarrer- <strong>und</strong> Küstergehaltgesichert seien, der Neubau des Pfarrhauses in Kürzebeginnen könne <strong>und</strong> zudem ja noch die Vikarie mitWohnhaus, Stall, Garten, 11 Morgen Land <strong>und</strong> 85Reichstalern jährlicher Renten vorhanden sei.Endlich wurde mit Urk<strong>und</strong>e des Kölner Erzbischofs Johannesvon Geissel vom 20. Dezember 1845 die Trennungvon Bensberg vollzogen <strong>und</strong> <strong>Refrath</strong> an St. JohannBaptist (Alte Kirche!) wieder selbstständige katholischePfarrgemeinde.Bernard Eyberg hatte noch eine Stiftung in Höhe von 18400 Talern zum Bau einer neuen Pfarrkirche geplant,als er sich am 20. Juli 1846 unwohl fühlte <strong>und</strong> denNotar Hanf aus Bensberg rufen ließ. Dieser war nicht zuHause, kam daher erst am späten Abend auf der Steinbrechean – <strong>und</strong> fand Bernard Eyberg nicht mehr lebendvor. Die Erben „wussten“ nichts von Eybergs Vorhaben


10 11(siehe Bd. I). Sein Tod löste in <strong>Refrath</strong> große Trauer aus,hatte er doch nicht nur in kirchlichen Belangen geholfen,sondern war auch der größte Arbeitgeber im Ort,der ein Ohr für die Nöte seiner Leute hatte. Am 24. Juli1846 trugen sie ihren Wohltäter in seinem HeimatortKesselsdhünn zu Grabe. Der Ort liegt heute auf demGr<strong>und</strong>e der Dhünntalsperre 7 .An der alten Kirche setzten sie ihm einen Gedenkstein,der heute noch steht <strong>und</strong> folgende Inschrift trägt:HIER RUHET HERR BERNHARD JOSEPH EYBERGEEINST GUTSBESITZER ZUR STEINBRECHESTIFTER UND WOHLTÄTER HIESIGERPFARRGEMEINDEGEBOREN AM 23. APRIL 1765GESTORBEN AM 21. JULI 1846RUHE SEINEM STAUBEFRIEDEN SEINER SEELESEGEN SEINEM ANDENKENER IST WOHL WERTH DAS DU IHM DIESESERWEISEST DENN ER LIEBTE UNSER VOLKUND HAT UNS EIN GOTTESHAUS GEBAUTLUCAS VII,4.5.EHRE SEINEM ANDENKEN FRIEDE SEINER ASCHEFriedensrichter Fischbach aus Bensberg versiegelte dieSteinbreche. Bernard Eyberg war – wie seine Geschwister– unverheiratet geblieben. Die Schwestern Anna Katharina<strong>und</strong> Josefa hatten ihm den Haushalt geführt <strong>und</strong>waren beide Jahre vor ihm gestorben. Bruder FranzJakob blieb in Kesselsdhünn. Der Notar <strong>und</strong> SchriftstellerVincenz von Zuccalmaglio stellte ein genaues Verzeichnisder Hinterlassenschaft auf, die verkauft <strong>und</strong>unter 22 Erben nach Verwandtschaftsgraden aufgeteiltwurde. Aus den Versteigerungsakten erfahren wir überdie Steinbreche, dass es in den Gutsgebäuden 48 RäumeDie Luftaufnahme von 1960 zeigt die alte Hofanlage <strong>und</strong> den früherenStraßenverlauf. Die neue Dolmanstraße ist bereits im Baugab, u. a. zwei Küchen, eine Speckkammer, ein Milchstübchen,eine Leinwandkammer, eine Schreibstube,eine Badstube, eine Schmiede, eine Brennerei <strong>und</strong> zweiBrauhäuser.Für <strong>Refrath</strong> hieß das: Verkauf von 14 Gütern für insgesamt70 041 Taler, 97 Schuldverschreibungen <strong>und</strong> 25Schuldforderungen im Wert von 3061 Talern, 20 Pachtforderungenfür 228 Taler, Wertgegenstände sowie Bargeldim Wert von insgesamt 38 394 Talern, Mobiliar für3501 Taler – es kamen 130 174 Taler zusammen, einefür damalige Verhältnisse hohe Summe.11Günter Jacobi, Als die Steinhauer in Lindlar ihre Zunft aufrichteten <strong>und</strong>den Marmor brachen, Lindlar 20072Johannes Schmidt, Geographie <strong>und</strong> Geschichte des Herzogtums Berg,…<strong>und</strong> des Herzogtums Limburg 1804, S. 3283/4Herm. Josef Kreutz, Geschichte eines berg. Dorfes, Manuskript im PfarrarchivSt. Johann Bapt. in <strong>Refrath</strong>5Pfarrarchiv St. Nikolaus in Bensberg, Akt. 426/7H. J. Dolman, Geschichte der Pfarre <strong>Refrath</strong> <strong>und</strong> ihrer Kirche, 1860, PfarrarchivSt. Joh. Bapt.<strong>Refrath</strong> Weitere Informationen über die Geschichtedes Hauses Steinbreche finden Sie in dem Band II von „<strong>Refrath</strong> – gestern<strong>und</strong> heute“, <strong>Refrath</strong> als Ausflugsziel


12 13 KahnweiherKahnfahren in den fünfziger JahrenDer Name „Steinbreche“ erinnert an einen Steinbruch –<strong>und</strong> das war der heutige Kahnweiher, dessen Name auchnur noch eine Erinnerung an längst vergangene Zeitenist, denn Kahn wird dort seit Ende der sechziger Jahredes vorigen Jahrh<strong>und</strong>erts nicht mehr gefahren. Es handeltsich um ein Gebiet, das um 1700 zum größten Teil„Brücker Gemarkenland“ war, also Allmende, über dieder Kurfürst „Markgraf “ war. Da dieses Gelände für dieanzulegenden Steinbrüche nicht ausreichte, wurde vom„Großjahnsgut“ (oberes Vürfels) Land hinzugekauft.Man brach zweierlei Gestein, nämlich in der „AhlBrech“ die „derbe Lay“ für Werksteine <strong>und</strong> in der „NeuBrech“ die „Wirlches Lay“ (Wirlchen = Muschelkalk),sogenannter „<strong>Refrath</strong>er Marmor“, für die Schmuckteileder Schlossfassade. Erstere wurde im heutigen „Zaubersee“gewonnen, letztere im heutigen „Kahnweiher“.1896 verkaufte der damalige Eigentümer des Gutes„Steinbreche“, Arnold Gabriel, den gesamten Besitz anJosef Keller <strong>und</strong> Frau Josefine aus Birkesdorf beiDüren.Damit war auch das Ende des landwirtschaftli-chen Gutes Steinbreche, der Steinbrüche <strong>und</strong> Trassgrubengekommen, denn Josef Keller wandelte Gebäude<strong>und</strong> Gelände in das damals größte Ausflugslokal desRheinlandes um. Er ließ die Steinbrüche mittels des SaalerMühlenbaches volllaufen, wobei der größere zumKahnfahren genutzt wurde <strong>und</strong> bis heute den Namen„Kahnweiher“ trägt. Der Steinbruch hatte bis zu 13 mtiefe Löcher aus denen besonders gute Steine herausgebrochenworden waren. Es war eine mühsame Arbeit,seine Fläche durch Auffüllen <strong>und</strong> Einebnen auf einedurchschnittliche Tiefe von etwa 1,5 m zu bringen. Kellerwollte kein Risiko eingehen, falls einmal ein Kahnumkippen sollte. Der Kahnfahrbetrieb wurde mit einemDutzend schnittiger Holzkähne betrieben. Einen erstenEisenkahn hatte der Schmied Melcher gebaut, aber ergalt als wenig „seefest“, da er bei leichtem Schaukeln umkippte.Das wiederum war bei der Jugend beliebt, wennängstliche junge Damen im Kahn waren.Es entstanden auch zwei Inseln, von denen eine mittelseiner Holzbrücke mit dem Ufer verb<strong>und</strong>en wurde. Bis1902 ließ Josef Keller die Restaurationsräume, eineWeinstube, den großen Saal <strong>und</strong> die gedeckte Terrassebauen. Selbstverständlich gab es eine Kegelbahn <strong>und</strong>einen Schießstand. Man konnte sich im Irrgarten vergnügenoder ausreiten (Ställe für 60 Pferde bzw. Esel)oder radeln (200 Fahrräder standen bereit). Im Saal befandsich das größte Orchestrion des Rheinlandes vondem man sagte, es ersetze 70 Musiker.Am Bahnhof der Eisenbahn in Bensberg (heute OpelGieraths) <strong>und</strong> später an der Endhaltestelle der neuenVorortbahn (heute Linie 1) in Brück, standen Werberin Uniform, um den Anreisenden den Weg zur Steinbrecheanhand von Wanderkarten zu weisen oder sie imPendelverkehr mit prächtigen Karossen dorthin zu bringen.


14 15 Dolmanstraße ZauberseeDie Steinbreche in den fünfzigerJahren. Die Straße verläuft nochparallel zu den GebäudenWenn Sie vom Kahnweiher zum Zaubersee gehen, überquerenSie die Dolmanstraße. Der Eingangsweg zumZaubersee liegt in der Baumgruppe zwischen den Häusern.Unser Schild zeigt die Richtung.Heinrich Josef Dolman, gebürtig in Stromberg in Westfalen,kam 1853 aus Brück, wo er Rektor gewesen war,als Pfarrverwalter für den kranken Christian Büschemernach <strong>Refrath</strong>. Nach dessen Tod wurde er 1858 zweiterPfarrer <strong>Refrath</strong>s, das 1846 wieder selbstständige Pfarrgemeindegeworden war. Seinem unermüdlichen Einsatzverdankt <strong>Refrath</strong> die neue Pfarrkirche. Er scheute sichnicht, selbst im Rheinland zu kollektieren <strong>und</strong> durch eigeneSchriften immer wieder Gelder für den Weiterbauzu beschaffen. Im „Kulturkampf “ der siebziger Jahrewehrte er sich vehement gegen die Beschneidung seinerKompetenzen (u. a. Entzug der Schulaufsicht <strong>und</strong> derVerwaltung der Kirchenmittel). Als der Bischof ihmnahe legte, in Pension zu gehen, lehnte er ab <strong>und</strong> bliebbis zu seinem Tode 1901 Pfarrer von <strong>Refrath</strong>. Ihmwurde die heutige Durchgangsstraße nach BergischGladbach gewidmet. Sein Grab befindet sich auf demFriedhof am „Siebenmorgen“.Auf dem Zaubersee fuhren nur Anlieger Kahn.Der heutige Zaubersee war einer der ehemaligen Steinbrüchefür den Bau der alten Bensberger Burg <strong>und</strong> Häuserim heutigen Malerviertel. Der Steinbruch hat imnordöstlichen Bereich eine Tiefe von ca. sieben Meter.Der Abtransport erfolgte in südwestlicher Richtung ineiner ca. vier Meter breiten Ausfahrt immer noch ca.acht Meter tief unter dem heutigen Niveau des NeuenTrassweges. Ein Teil des Abraums wurde in nordwestlicherRichtung aufgeschüttet. Das sind die heutigen Erhebungenin Richtung Steinbreche in denen Fossilienim Muschelkalk zu finden sind. Ursprünglich gehörtedie gesamte Absenkung zwischen dem Alten- <strong>und</strong>Neuen Trassweg bis zur Dolmanstraße zum ehemaligenSteinbruch. Im heute noch tiefsten Bereich des Zauberseesbefinden sich drei Quellen der unterirdischen Wasserläufe.Damit ist der Zaubersee zwar ein demGr<strong>und</strong>wasser angepasstes Gewässer mit einer Fließbewegungin Richtung Westen, aber einen oberirdischenZu- oder Ablauf gibt es nicht. Die unterirdischenGr<strong>und</strong>wasserbewegungen nehmen ihren Verlauf unter


16 17der neuen Dolmanstraße <strong>und</strong> dem Marktplatz. Sie tretenim Nordosten des Kahnweihers wieder aus.Durch die Bebauung im Bereich Alter- <strong>und</strong> Neuer Trassweghat eine dichte Versiegelung stattgef<strong>und</strong>en, wodurchsich der Wasserspiegel bei starkem Niederschlagspontan um 50 – 60 cm anheben kann. Anlieger aufder nördlichen Seite des Neuen Trassweges haben nachstarken Niederschlägen nichtabfließendes Gr<strong>und</strong>wasserim Keller. Die Fußgängerbrücke über einen Bereich desZaubersees steht dann auch unter Wasser <strong>und</strong> ist nichtmehr begehbar. Der Wasserstand des Zaubersees liegtim Mittel 115 cm über dem Kahnweiher, bei starkemNiederschlag bis zu 200 cm. Aber zurück zur Geschichte:Zur Zeit als für die Kölner Ausflügler <strong>Refrath</strong> durchdie Straßenbahn erschlossen wurde, entstand an HausSteinbreche eines der größten Ausflugslokale des Rheinlandes.Auf dem Kahnweiher wurden Kähne eingesetzt<strong>und</strong> das unbebaute Gelände zwischen Altem- <strong>und</strong>Neuem Trassweg war eine Wiesenfläche mit alten Apfelbäumen.Den rückwärtigen Bereich um den Zauberseebezeichnete man als Irrgarten, weil um den See alles verwildertwar. Diesen sogenannten Irrgarten pachtete dieFamilie Feld von dem Besitzer der Steinbreche <strong>und</strong> machteihn urbar. 1930–1933 errichtete man drei Wochenendhäuseraus Holz am Zaubersee, die von KölnerGeschäftsleuten von der Steinbreche gepachtet wurden. TrasswegeEcke Alter/Neuer Trassweg (1966)Unser Wanderweg kreuzt bzw. berührt zwei alte Trasswege,den „Alten Trassweg“ <strong>und</strong> den „Neuen Trassweg“,heute natürlich asphaltierte Straßen. Woher kommendiese Namen? In der Geologie wird die Bezeichnung„Trass“ für einen Bimstuff benutzt wie er z. B. im Brohltalgef<strong>und</strong>en wird. Er wird gemahlen <strong>und</strong> als hydraulischerZusatz dem Kalk- bzw. Zementmörtel beigemischt. Dadurchwird das Kalkhydrat geb<strong>und</strong>en, die Dichtigkeit desMörtels erhöht. Er wird vor allem im Tiefbau eingesetzt,wo mit aggressivem Wasser zu rechnen ist, aber auchbeim Mauern von Natursteinen, da er ein Ausblühen desKalks verhindert. Schon die Römer bauten ihn imBrohltal ab. In <strong>Refrath</strong> gibt es solche Vorkommen nicht!Also muss hier mit dieser Bezeichnung etwas anderes gemeintsein. In der Tat wissen alte <strong>Refrath</strong>er sofort, dasses sich um eine Art Braunkohle handelt, etwa wie Torf.Der „<strong>Refrath</strong>er Trass“ wurde an der Saaler Mühle abgebaut.Wenn man auf der Golfplatzstraße Richtung Eis-


18 19sporthalle fährt, liegt links der Saaler Weiher, rechts alteTrassgruben im Bereich des Golfplatzes, die heute ebenfallszu Teichen geworden sind. Reste eines alten Abzugsgrabenszum „Trassbach“ (Saaler Bach) hin sindwestlich des Saaler Weihers noch zu sehen. Es ist nichtklar, wie es zu diesem Namen gekommen ist. Früherwurde Trass vor allem auch zum Befeuern der Kalköfenbenutzt. Möglicherweise besteht da ein Zusammenhang.Noch Ende der zwanziger Jahre des vorigen Jahrh<strong>und</strong>ertsholten ihn <strong>Refrath</strong>er als Brennmaterial. Er wurdeähnlich wie Torf gestochen <strong>und</strong> musste erst einmaltrocknen. Sein Brennwert war gering.Die anrührendeGeschichte vom „Kippekäuser Pferd“ handelt vom Trasstransportvon den Gruben zu den Kalköfen an derSteinbreche. Der Pächter des Gutes Kippekausen hattedafür mit seinem Pferdefuhrwerk einen Dauerauftrag.Er erfüllte ihn viele Jahre mit demselben Pferd bis diesesalt <strong>und</strong> zu schwach geworden war. Zum Schlachthofmochte er seinen alten Weggefährten nicht bringen <strong>und</strong>wollte ihm Gnadenbrot auf der Weide gewähren. Doch,wenn er morgens das neue junge Pferd anspannte, trabteder alte Gaul mit. Er kannte ja jeden Meter der Strecke.Das ging eine Zeitlang so, bis er eines Tages tot seitwärtsin den Graben fiel. Damals prägten die <strong>Refrath</strong>er denSpruch: „Er ist treu wie das Kippekäuser Pferd.“ Die neue PfarrkircheDie neue Kirche in <strong>Refrath</strong>, erbaut 1865–1872Den Turm deckte aus Geldmangel ein provisorisches Dach,das erst 1912 durch den jetzigen Turmhelm ersetzt wurde.St. Johann Baptist hieß schon die Alte Kirche, die wiederals Pfarrkirche diente, als <strong>Refrath</strong> nach jahrelangen Bemühungen,sich von Bensberg zu lösen, im Dezember1845 erneut selbstständige Pfarrgemeinde wurde. Einegroßzügige Stiftung Bernard Eybergs, des Eigentümersder Steinbreche, ermöglichte die Anstellung eines Pfarrers,des vormaligen Vikars Christian Büschemer. Eybergstiftete im Januar 1845 7500 Thaler „behufs Errichtungeiner Pfarre“. Von dem Zinsertrag (300 Thaler p.a.)konnte ein Pfarrer bezahlt werden. Dies war zuletzt dasentscheidende Hindernis für die Pfarrwerdung gewesen.Doch Eybergs Vorhaben, 18 000 Thaler für den Bau einerneuen Pfarrkirche zu stiften, scheiterte daran, dass der ausBensberg herbeigerufene Notar Hanf die Steinbreche zuspät erreichte. Bernard Eyberg verstarb, bevor die Stiftungnotariell beglaubigt werden konnte. Sein Besitz wurdeunter 22 Erben aufgeteilt, für den Kirchbau blieb nichtsübrig. 1858 wurde Josef Dolman, der Rektor in Brück


20 21für die Pfarre Merheim gewesen war, zunächst als PfarrverwalterNachfolger Christian Büschemers. Er griff sofortdie Idee des Baues einer neuen Pfarrkirche auf <strong>und</strong>verfolgte sein Ziel mit großer Zähigkeit.<strong>Refrath</strong> hatte zudieser Zeit ca. 1200 Einwohner. Die „Alte Kirche“ warzu klein geworden <strong>und</strong> zudem schadhaft. Sonntags konntennur die Frauen <strong>und</strong> Kinder zum Gottesdienst hinein,die Männer mussten vor der Türe stehen bleiben, verschwandendann wohl nach <strong>und</strong> nach im nahen Wirtshaus,was Dolman wiederholt beklagte.Er bat den Oberpräsidenten zu Köln um die Bewilligungeiner Hauskollekte, die dieser aber ablehnte, da sie erfahrungsgemäßetwa 6 000 Thaler bringe, aber mindestens12 000 Thaler für den Kirchbau notwendig seien.Die Gemeinde sollte also zunächst 6000 Thaler Eigenmittelaufbringen. Pfarrer Dolman resignierte nicht. Ersetzte eine Spendenliste in Umlauf. In kurzer Zeit kamenSt. Johann Baptist inden fünfziger Jahren2200 Thaler zusammen. Auf Bitten Pfarrer Dolmans gewährtedie Bensberger Gemeindekasse ein Darlehen von2000 Thaler auf zehn Jahre (Rückzahlung 200 Thalerp.a.). Der Kirchenvorstand der neuen Pfarrgemeindeentnahm 1800 Thaler aus Kirchenmitteln, so dass n<strong>und</strong>ie vom Oberpräsidenten geforderten 6000 Thaler Eigenmittelvorhanden waren, <strong>und</strong> er die Kollekte imSommer 1860 für den Bereich der Erzdiözese Kölngenehmigte. 1863 wurde die Genehmigung auf die gesamteRheinprovinz ausgedehnt. Pfarrer Dolman beteiligtesich selbst intensiv an den Sammlungen <strong>und</strong>predigte in verschiedenen Pfarrkirchen. Das Ergebniswaren 7 500 Thaler – mehr als erwartet!Durch dieses Ergebnis ermuntert, kaufte Pfarrer Dolmanvon Christian Werheid für 75 Thaler Ziegelgr<strong>und</strong>im Bereich zwischen Vürfels <strong>und</strong> Trassbach, etwa hinterdem heutigen Blumenhaus Müller. Dort ließ er durchden Meister Hoffarth aus Rath 680 000 Ziegel brennen,pro Tausend zu 3–4 Thalern.Durch dieses Ergebnis ermuntert, kaufte Pfarrer Dolmanvon Christian Werheid für 75 Thaler Ziegelgr<strong>und</strong> im Bereichzwischen Vürfels <strong>und</strong> Trassbach, etwa hinter demheutigen Blumenhaus Müller. Dort ließ er durch den MeisterHoffarth aus Rath 680 000 Ziegel brennen, pro Tausendzu 3-4 Thalern.Die Frage des Baugr<strong>und</strong>es wurde heftig diskutiert.In Frage kamen drei Standorte:– auf dem Simonsberg (Sandbüchel)– nahe der Schule „An der Wolfsmaar“– nahe der Steinbreche „An den Siebenmorgen“Pfarrer Dolman bevorzugte den Simonsberg, weil dieserBauplatz nahe der Alten Kirche lag <strong>und</strong> dort ja bereitsein neues Pastorat vorhanden war. Er hatte bereitszwei Morgen Land für 400 Thaler gekauft. Der OrtsvorsteherHeinrich Rolshofen (neuer Besitzer der Steinbreche)war an der Lösung „Siebenmorgen“ interessiert.Er ließ alle Familienväter der Gemeinde (nur 64 Männer!)zusammenrufen, die sich nach längerem Hin <strong>und</strong>


22 23Her mit Mehrheit für den Bauplatz „An den Siebenmorgen“entschieden. Der Kirchenvorstand kaufte daraufhinvon Heinrich Rolshofen dort vier Morgen für800 Thaler.Die von Baurat Vincent Statz geplante Kirchesollte im ganzen (Turm, Schiff <strong>und</strong> Chor) 108 ½Fuß lang, 42 Fuß breit <strong>und</strong> 31 Fuß hoch werden. DerTurm war mit 75 Fuß Höhe berechnet. (1 Fuß = 0,34m). Die Kosten wurden auf 12 000 Thaler geschätzt, wassich aber bald als zu gering veranschlagt herausstellte.daraufhin von Heinrich Rolshofen dort vier Morgenfür 800 Thaler. Die von Baurat Vincent Statzgeplante Kirche sollte im ganzen (Turm, Schiff <strong>und</strong>Chor) 108 ½ Fuß lang, 42 Fuß breit <strong>und</strong> 31 Fußhoch werden. Der Turm war mit 75 Fuß Höhe berechnet.(1 Fuß = 0,34 m). Die Kosten wurden auf12 000 Thaler geschätzt, was sich aber bald als zugering veranschlagt herausstellte. Den ursprünglichfür Röttgen bei Bonn angefertigten Plan hatte VincentStatz um 1/8 verkleinert, änderte sonst aberkaum etwas. Er verlangte 100 Thaler. Am 10. Oktober1864 wurde in feierlichem Hochamt derGr<strong>und</strong>stein gelegt. Meister Anton Rosenbaum ausMülheim hatte den günstigsten Kostenvoranschlaggemacht <strong>und</strong> erhielt den Zuschlag. Noch im Herbstwaren die F<strong>und</strong>amente fertig <strong>und</strong> wurden für denWinter abgedeckt. Mittlerweile wurde das Baugeldknapp, <strong>und</strong> Pfarrer Dolman musste sich etwas einfallenlassen. Er kam darauf, durch den Verkauf religiöserSchriften, die er selbst verfasste, Geld zubeschaffen. Im Laufe der Bauzeit kam er so auf 9243Thaler, 10 Silbergroschen <strong>und</strong> 8 Pfennig. Ohne seinenEinsatz wäre der Kirchbau zum Erliegen gekommen.Im August 1865 war der Rohbauvollendet, das Dach bereits eingedeckt <strong>und</strong> derTurm fast auf seine Höhe gebracht, als er in derNacht vom 18. auf den 19. August 1865 einstürzte.Wie sich herausstellte, war das aufgehende Mauerwerkschief auf die F<strong>und</strong>amente gesetzt worden.Der Kirchenvorstand hatte mit Meister Rosenbaumeinen Vertrag, in dem in § 7 festgelegt war, dass derBaumeister für Schäden am Mauerwerk aufzukommenhabe, <strong>und</strong> der Kirchenvorstand das Rechthabe, einen qualifizierten Baumeister als Gutachterhinzuzuziehen. So wurde Meister Nagelschmidt beauftragt,den Schaden abzuschätzen <strong>und</strong> 1866 den Turmneu zu errichten. Die Schadenssumme wurde dem MeisterRosenbaum einbehalten. Da dieser mit seinen Leutenauch im Einwölben nicht erfahren war, nahm Nagelschmidtnoch die Meister Giovannini aus Deutz <strong>und</strong>Maas aus Ensen hinzu, die bereits Kirchen in Bonn <strong>und</strong>Kalk eingewölbt hatten, was die Baukosten allerdingsdeutlich erhöhte.1868 erhielt der fertiggestellte Turm ein prächtiges Geläutmit drei Glocken (f, g <strong>und</strong> a), <strong>und</strong> die <strong>Refrath</strong>erstaunten, was aus ihrem Ort geworden war.Der Krieg


24 25von 1870/71 verzögerte die Fertigstellung der Kirche.So konnte erst im Winter 1872 die Orgel aus der AltenKirche überführt werden. Schließlich wurde am Gründonnerstagdes Jahres 1872 das Ziborium mit dem Allerheiligstenin feierlicher Prozession von der alten in dieneue Pfarrkirche gebracht. Ab Ostern fanden Gottesdienstein der neuen – wiederum St. Johann Baptist genannten– Kirche statt.Der Bau der Parksiedlung Kippekausen <strong>und</strong> die ständigzunehmende Bebauung <strong>Refrath</strong>s führten zu einem raschenAnstieg der Einwohnerzahl. Obwohl in Frankenforstbereits St. Maria Königin gebaut worden war <strong>und</strong>im Westen St. Elisabeth im Bau war, entschied sich imOktober 1961 eine Gutachterkommission auf Antrag desKirchenvorstandes für die Erweiterung der Kirche durchein Querschiff nach den Plänen des RegierungsbaumeistersKarl Band. Die nach den Plänen von Vincenz Statzerbaute Kirche sollte im wesentlichen bestehen bleiben.Daher das hohe, hallenartige Querschiff, das den bestehendenChorraum überdachte, aber bestehen ließ. DerHochaltar <strong>und</strong> die Kommunionbank wurden entfernt,der neue Altar in Tischform errichtet, an dem der Priesternun die Messe gemäß der Liturgiereform des zweitenvatikanischen Konzils den Gläubigen zugewandtfeierte. Dieser Zustand blieb erhalten bis 1986, dannwurde auch die Apsis abgerissen <strong>und</strong> das heutige Zeltdacherrichtet. Die aus der Kirche abtransportierten Figuren(u.a. die Patronatsfigur Johannes der Täufer)wurden während der Bauzeit im Gebiet des neuen Kinderdorfesgelagert. Sie sind bis heute verschw<strong>und</strong>en. Lediglichdie Figuren der Evangelisten, die an der Kanzelangebracht waren, sind noch erhalten <strong>und</strong> in der Kapellevon St. Elisabeth zu sehen. Die Orgel wurde ebenfallsabgebaut, die Empore abgerissen <strong>und</strong> nicht wieder errichtet.Erst am 8. Oktober 1966 konnten Kirche <strong>und</strong>Altar durch Weihbischof Dr. Frotz neu geweiht werden.Weitere Informationen können Sie im Bd. I von „<strong>Refrath</strong> – gestern <strong>und</strong>heute“ nachlesen, der auch viele Bilder enthält. ParksiedlungKippekausenLuftaufnahme der Parksiedlung Kippekausen mit ZeltkircheDort, wo einst die Wiesen <strong>und</strong> Felder des Gutes Kippekausenlagen, entstand seit 1959 die Parksiedlung Kippekausen.Sie war ein Demonstrativbauvorhaben derdamaligen B<strong>und</strong>esregierung unter Konrad Adenauer, der1961 zum Richtfest nach <strong>Refrath</strong> kam <strong>und</strong> die6.000.000. neue Wohnung seit Gründung der B<strong>und</strong>esrepublikihrer Bestimmung übergab. Auf einer Flächevon 430.000 m2 baute die „Westaufbau GmbH“ in dreiBauabschnitten 950 Wohnungen. <strong>Refrath</strong>s Bevölkerungwuchs in kurzer Zeit um ca. 4 000 Personen. Die Siedlungbesteht aus einer Mischung von Hochhäusern <strong>und</strong>Eigenheimen für Familien in Form von Reihenhäusernoder Bungalows. Die Eigenheime erhielten relativ großeGärten, wobei damals noch a11ersten Hochhaus rechtsin die Wiesen abzubiegen, um zur „Motte Kippekausen“zu gelangen, die 1959 im Zuge der Bauarbeiten ausgegrabenwurde.


26 27 Die MotteKippekausenMotte – Ausgrabungen 1959Als die Parksiedlung Kippekausen gebaut wurde, war esan der Zeit, sich auch einmal mit der Ruine der Hochmottezu beschäftigen. Auf Veranlassung von Peter Bürling(Vorsitzender des BHV) wurden 1959 bzw. 1961Grabungen durchgeführt bei denen drei Bauabschnittenachgewiesen werden konnten.Zunächst existierte eine Flachsiedlung, die sich von einerDüne im Bereich der späteren Burganlage zum Trassbachhin erstreckte. Ihr Beginn ist aufgr<strong>und</strong> von Scherbenf<strong>und</strong>enins 10.-11. Jh. zu datieren. Wenig später erfolgtewohl auch die erste Aufschüttung (mittellateinisch bedeutet„mota“ Turm auf einem künstlichen Hügel). DieFlachsiedlung wurde eingeebnet, das feuchte Geländenördlich der Düne durch einen Graben abgetrennt, dersüdlich gelegene Teil aber als Vorburg weiter genutzt. Andrei Seiten der Burg wurde ein etwa 4 m breiter Wall festgestellt,der wohl als Stützmauer für der wohl als Stützmauerfür die Aufschüttung der Motte diente. Auf ihmfanden sich Reste einer Palisadenbefestigung, womit derVerteidigungscharakter der Motte belegt ist.Die Aufschüttung im Bereich der Düne betrug allerdingskaum mehr als 2,5 m. Die Aufschüttung der Mottediente. Auf ihm fanden sich Reste einer Palisadenbefestigung,womit der Verteidigungscharakter der Motte belegtist. Die Aufschüttung im Bereich der Düne betrugallerdings kaum mehr als 2,5 m. Der erste Ausbau inStein mit rechteckigem Gr<strong>und</strong>riss wird ins 12.-13. Jh.datiert. Außer der Hauptburg mit einem rechteckigenBurgturm <strong>und</strong> der südlichen Vorburg gehörten nochweitere Vorburgen <strong>und</strong> Speicheranlagen zu Kippekausen,das ursprünglich ein Rittersitz gewesen ist.Der Name geht vermutlich auf einen Personennamenzurück (Kibicho). Die Namen mit der Endung – hausendeuten auf die Periode des inneren Ausbaues deswestlichen bergischen Landes im 12.–13. Jh. hin.1404 wird der Namen im Zusammenhang mit einemHolzverkauf erstmalig schriftlich erwähnt, von da an inverschiedenen Schreibweisen immer wieder.Die Archäologen fanden außer Keramikscherben vonTöpfen <strong>und</strong> Schüsseln auch Eisenteile (Nägel u. Beschläge)<strong>und</strong> buntglasierte Kachel eines Fußbodens. DieRäume waren mit Kalkmörtel verputzt. Es handelte sichalso für die damalige Zeit um eine gediegene Wohnanlage.Leider wissen wir nichts über ihre Bewohner. Möglicherweisewurde die Motte ab dem 12. Jh. als VorburgRekonstruktion einer Motte mit Vorburg


28 29 EvangelischesGemeidezentrumKippekausenAusgrabestellefür die Bensberger Burg benutzt. Zu Beginn des 16. Jh.war die Burganlage bereits verfallen. Für eine gewaltsameZerstörung gibt es aber keine Anhaltspunkte.Die damaligen Besitzer, eine Familie „von Merheim“schuf eine neue Hofstelle: das „Gut Kippekausen“.Nachmehrmaligem Besitzerwechsel wurde Kippekausen späterPachtgut. Im 19. Jh. als Bernhard Eyberg Eigentümerdes Gutes war, umfasste es ein Gelände von 169 Morgen.1 Bis zum Bau der Parksiedlung Kippekausen 1960lag die Ruine der Motte noch im Wald, war einerseitsbeliebter Abenteuerspielplatz für die Kinder andererseitsverschwiegener Treffpunkt für Verliebte.Mit dem Bau der Siedlung Kippekausen endete 1961 dieGeschichte des Gutes Kippekausen. Das Hauptgebäudewurde zwar noch renoviert, aber 1965 dann doch abgeissen<strong>und</strong> durch eine Häuserzeile ersetzt.Der Wildwuchs über der alten Anlage bedurfte dringenddes Rückschnittes. Im Oktober 2008 hat der Bürger-<strong>und</strong> <strong>Heimatverein</strong> <strong>Refrath</strong> in Zusammenarbeit mitdem Grünflächenamt <strong>und</strong> dem Technischen Hilfswerkdie notwendigen Arbeiten durchgeführt <strong>und</strong> betreutseither die Anlage.1(siehe auch: Helmut Höher, Das Gut Kippekausen in <strong>Refrath</strong> <strong>und</strong> seine1000jährige Geschichte)Am 24. Juli 1965 wurde für die Zeltkirche gleichzeitig Gr<strong>und</strong>steinlegung<strong>und</strong> Richtfest gefeiertDer Kirchsaal im Vürfels war Ende der fünfziger Jahrezu klein geworden, außerdem fehlten geeignete Räumefür die Arbeitskreise.Die Frage nach dem Ort eines neuen Zentrums beantwortetesich mit dem Bau der Parksiedlung Kippekausen,der einen Zuzug von ca. 4 000 Einwohnern mit sichbrachte. Die Kirchengemeinde Bensberg erwarb gegenüberder tausendjährigen Burgruine 1959 ein fast 4 000m2 großes Gr<strong>und</strong>stück mit kleinem Teich, Platz für denBau einer Kirche, eines Gemeinde- <strong>und</strong> Pfarrhauses.Als Pfarrer Horst Reinhardt im November 1962 dieNachfolge Pfarrer Quistorps antrat, lagen die Pläne desKölner Architekten Georg Rasch bereits vor. DieGr<strong>und</strong>steinlegung erfolgte am 24. Juli 1965 zugleich mit


30 31dem Richtfest. Die Kirche ist als Zelt Gottes unter denMenschen als Zentralbau konzipiert.Ihr hoch aufragendes Zeltdach ist eine Holzkonstruktion,die nur an vier Eckpunkten im Boden verankert ist.Am Palmsonntag 1967 konnte der neue Pfarrbezirk dieEinweihung feiern. Neuer Pfarrbezirk, weil der <strong>Refrath</strong>erPfarrbezirk im Juli 1965 aufgr<strong>und</strong> der hohen Mitgliederzahlgeteilt worden war. Pfarrer Reinhardt betreutezunächst beide Bezirke bis zur Einführung der holländischenPastorin Poppezijn <strong>und</strong> bis zur Rückkehr vonPfarrer Quistorp. Danach war er für den neuen Bezirkzuständig. Denkmal fürFörster LindlarFörster LindlarZeltkirche HeuteAllerdings arbeiteten die beiden Pfarrer eng zusammen.Das ist auch heute noch so, nachdem das Ehepaar Dwornickidie Stelle von Pfarrer Reinhardt <strong>und</strong> Pfarrer Pöttgendie von Pfarrer Quistorp übernommen hat. Seit1981 gibt es überdies ein gemeinsames Gemeindebüro.Auf dem Wege von der Zeltkirche zur Saaler Mühle trifftman auf halber Strecke auf ein Denkmal links am Wegesrand.Hier wurde der am 9. Juli 1889 erschossenePeter Lindlar unter Reisig verscharrt <strong>und</strong> erst am folgendenTag gef<strong>und</strong>en. Peter Lindlar war als PrivatförsterAngestellter der Firma Berzelius (Zinkhütte), der damalsdieser Teil des Frankenforstes gehörte. Er lebte mit seinerFamilie in einem kleinen Fachwerkhaus am NeubornerWeiher (heute Neuborn 5). Lindlars hatten bereits siebenKinder, das achte war unterwegs, als der Vater sichin der Morgenfrühe auf seinen gewohnten R<strong>und</strong>gangmachte <strong>und</strong> nicht zurückkam. Zum Zeitpunkt seinesTodes war er 40 Jahre alt. Zu seinen Pflichten zählte auchdas Verhindern von Wilddieberei. In der Tat besaßen dieWaldeigentümer, vormals der Kurfürst, die Jagdrechte.


32 33Seit alters her herrschte daher ein Spannungsverhältniszwischen den Förstern <strong>und</strong> den Bauern, <strong>und</strong> auf denKirchhöfen r<strong>und</strong> um den Königs- bzw. Frankenforstzeugen zahlreiche Gräber von den Opfern dieser Auseinandersetzungen.Bei der Durchkämmung des Gebietesdurch 30 Soldaten wurde Peter Lindlar zunächst nichtgef<strong>und</strong>en. DerGastwirt Kolter fand schließlich denToten mit ca. 20 Rehposten (Munition) im Körper <strong>und</strong>Knochenbrüchen, was auf einen Kampf hindeutet oderman hat den Schwerverletzten erschlagen, um die eigeneIdentifizierung zu verhindern. Sein Gewehr wurde niegef<strong>und</strong>en.Dafür wurde aber ein Gewehr aus dem Mühlengrabengeborgen, dass dem Gärtner Bösmann gehörthaben soll. Merkwürdigerweise ist auch von einem zweitenVerhafteten die Rede, aber ohne Namensnennung.Bösmann wurde zu „lebenslänglich“ verurteilt, obwohldamals auf Mord die Todesstrafe stand. Vor Gericht soller gesagt haben:„Meine Herren, das Geld hat mich verdonnert“.Gemeint war das Geld des zweiten Verdächtigen,der angeblich ein reicher Mühlenbesitzer war <strong>und</strong>sich den Freispruch erkauft haben soll. Später verbreitetesich in Bensberg das Gerücht, ein Bensberger Bürgerhabe auf dem Sterbebett gestanden, den Förster erschossenzu haben. Der Gärtner Bösmann kehrte nachfast 30 Jahren nach <strong>Refrath</strong> zurück <strong>und</strong> beteuerte nachwie vor seine Unchuld.siehe auch: Annemarie Hanrath, Der Mord an Förster Lindlar im Saalermühlenwald,Rheinisch-Bergischer Kalender 1989 Rittergut SaalSaaler Mühle im Winter 1940Wo wurde in <strong>Refrath</strong> zuerst gesiedelt – <strong>und</strong> wann?Diese Fragen lassen sich nicht eindeutig beantworten,da es keine schriftlichen Zeugnisse aus der frühestenSiedlungsphase gibt. Hier kann uns nur die Archäologieweiterhelfen. 1Wurde im 9./10. Jh. ein Gebiet von Siedlern neu erschlossen,so durften drei Anlagen nicht fehlen: Kirche,Mühle <strong>und</strong> „Motte“ (Burganlage). Für unser Gebiet istdie Kirche vorhanden, die Alte Kirche, eine Mühle standbis 1960 im Bereich des heutigen Saaler Weihers. Nachder Quellenlage ist sie wiederholt stillgelegt bzw. neu erbautworden. Und die Burganlage? Hier wird es schwierig.Noch vorhanden sind die Ruinen der „MotteKippekausen“, aber es spricht einiges dafür, dass es aufder heutigen Insel im Saaler Weiher noch eine „Motte“gab. 1973 gruben dort Archäologen des Rhein. Landesmuseums,allerdings kamen sie bei geringer Tiefe zu keinemsicheren Ergebnis. Wir wissen nicht, wer die erstenSiedler waren. Die archäologischen Bef<strong>und</strong>e der Grabungenunter der alten Kirche <strong>und</strong> an der Motte Kip-


34 35Gut „Saaler Mühe“ in den fünfziger Jahrenpekausen zeigen aber, dass die Besiedlung spätestensMitte des 9. Jh. einsetzte. Der Rittersitz Saal war einfreiadeliges Gut. Deshalb finden sich weder in den Steuerlistendes Amtes Porz noch in den Zehntlisten derBensberger Pfarrei Eintragungen. Vor 1500 ist über dieEigentümer nichts Genaues bekannt. In Frage kommendie Familien von Stammheim (Stommeln), Hall <strong>und</strong>Kessel.1511 bis 1650 ist die Anlage im Besitz der Familie vonZweiffel. Die Erbtochter des Obersten Wilh. Friedrichvon Zweiffel heiratete 1650 Johann Sigism<strong>und</strong> von Raitzzu Frentz. Wieder durch Heirat ging der Besitz an dievon Reuschenbergs. In der für Franz Edm<strong>und</strong> von Reuschenbergausgestellten Urk<strong>und</strong>e von 1685 wird auchein Kalkofen erwähnt. Bis zu seinem Tode 1745 warenalle Eigentümer Freiherren bzw. Freifrauen. 1747 wirdder Kölner Bürgermeister Melchior Rutger von Kerichals Eigentümer genannt. Seit etwa 1800 waren die„Steinbrecher Juffern“ Eigentümer des Gutes, möglicherweisehatte schon ihr Vater, Otto Siegen, das 117Morgen große Gut nach der Aufhebung des Lehnswesensgekauft. Die Schwestern führten einen langjährigenRechtsstreit um die Wasserrechte am Milchbornsbach.Sie konnten die Mühle nämlich nur zeitweise betreiben,weil die Wiesenbesitzer Wasser für ihre Weiden abzweigten.Ihre Klage hatte den Erfolg, dass eine Bachordnunggeschaffen wurde, die einen Zeitplan für denMühlenbetrieb <strong>und</strong> die Wiesenbewässerung festlegte.Als 1820 die letzte der drei Schwestern starb, erbte NeffeBernhard Eyberg das Gut. Er pflanzte u. a. die Eiche, dienoch vor wenigen Jahren am Ufer des heutigen Seesstand. Der alte Mühlenteich befand sich dort, wo heuteder Parkplatz der Eisporthalle ist.Zu dieser Zeit war bereits die Familie Koch als Pächterauf dem Hof. Nach Eybergs Tod kaufte Paul Josef Koch1849 das Gut mit der Mühle. Es hatte damals 17 Einwohnerin zwei Häusern, was darauf hindeutet, dass dortzwei Familien lebten. Die Familie Koch lebte bis 1888auf dem Saaler Hof, dann wurde er meistbietend versteigert.Dr. Lautz, der auch Gut Kippekausen erworben hatte,kaufte das Gut <strong>und</strong> verpachtete es an die Familie Jansen.Der Mühlenbetrieb wurde 1917 eingestellt.Im selben Jahr kam die Familie Schülter als Pächter aufden Hof. In den beiden Gesindehäusern, die am heutigenAuslauf des Sees standen, wohnten die FamilienStellberg <strong>und</strong> Gassen. 1959 verkauften die Erben Lautzden Hof an die „Bau <strong>und</strong> Wirtschaft GmbH“.Die Stadt Bensberg – vor allem Stadtdirektor Wagener– verhinderte, dass das Waldgelände zu Bauland wurde.Als man 1961 die Mühle abriss, sollten der Hof <strong>und</strong> diealte Eiche erhalten bleiben. Die Stadt erwarb im März1966 das gesamte Gebiet <strong>und</strong> baute von 1967 – 69 dasHallenbad. Die Familie Schülter sah keine Zukunftmehr auf dem Hof <strong>und</strong> zog 1968 nach Moitzfeld. DerHof wurde abgerissen <strong>und</strong> die Sportanlagen <strong>und</strong> dieSchule gebaut.Im August 1972 erteilte der Regierungspräsident die Genehmigungzur Anlage des heutigen Sees. Er wurde abererst nach Eröffnung der Schule 1973 angelegt. Im Juli2000 übernahm schließlich „Mediterana“ das Hallenbad<strong>und</strong> baute es schrittweise zur heutigen Größe aus.1(siehe Texte „Alte Kirche“ u. „Motte Kippekausen“)


36 37 Die alte VikarieDie alte Vilkariemachten die Vikare im Stiftungsbuch ihre Eintragungenüber Einkünfte <strong>und</strong> Ausgaben, aber auch über baulicheVeränderungen oder besondere Ereignisse wie z. B. Plünderungendurch vorüberziehende Soldateska.Die Vikarie bewohnten in der Folge insgesamt zwölf Vikare,bis der letzte von ihnen, Christian Büschemer,1845 zum ersten Pfarrer ernannt wurde, als <strong>Refrath</strong> wiederselbstständige Pfarre wurde. Er wohnte weiterhin inder Vikarie, die nun „altes Pastorat“ hieß, da mit HilfeBernard Eybergs, dem damaligen Besitzer der Steinbreche,ein neues Pastorat gebaut worden war, ein Fachwerkhaus,das heute noch östlich der Kirche steht. Dortwohnte bis zum Bau der neuen Kirche <strong>und</strong> des neuenPfarrhauses Pfarrer Dolman, der für den kranken PfarrerBüschemer zunächst Pfarrverweser geworden war <strong>und</strong>1858 Pfarrer wurde.…stand auf dem „Kirchfeld“ dort, wo heute an der Eckezum „Hirschanger“ der hier abgebildete private Neubausteht. Um dem ständigen Drängen der <strong>Refrath</strong>er nachbesserer seelsorgerischer Betreuung entgegenzukommen,hatte der Bensberger Pfarrer Noethen 1758 eine Familienstiftungvon 1600 Reichstalern ins Leben gerufen, vonderen Zinsen ein ständig in <strong>Refrath</strong> wohnender Vikarseinen Lebensunterhalt bestreiten sollte. Der nun ansässigeVikar hatte nicht nur seelsorgerische Aufgaben, sondern– so ist es im Stiftungsbuch festgehalten – mussteauch während mindestens dreier Wintermonate die <strong>Refrath</strong>erKinder im Lesen <strong>und</strong> Schreiben unterrichten.Somit war die Vikarie das erste <strong>Refrath</strong>er Schulgebäude,bis 1829 die Schule „An der Wolfsmaar“ gebaut wurde.Ein Haus war bereits 1734 auf einem „ödt <strong>und</strong> unfruchtbarbuschplätzlein“ in zehnjähriger Bauzeit alsSchulhaus mit Vikarwohnung errichtet worden – nurein Vikar hatte noch gefehlt. Es war – neben der Steinbreche– eines der letzten Zeugnisse für die frühe Kirchen-<strong>und</strong> Ortsgeschichte. In der Zeit von 1760-1853Neubau auf dem Gelände der alten VikarieNähere Informationen finden Sie im Bd. I von „<strong>Refrath</strong>, gestern <strong>und</strong> heute“,hrsg. vom Bürger- u. <strong>Heimatverein</strong>


38 39 Die alte KircheSt. Johann BaptistSchon damals begruben die Menschen ihre Toten entlangmeiner Außenwände. So wurden u. a. zwei Kindergräberaus dem 9. Jh. gef<strong>und</strong>en, die später überbautwurden <strong>und</strong> deshalb ungestört blieben. Wenn Sie durchdie alte Eingangstür in die Kirche gehen, achten Sie bitteauf den Memorienstein rechts oben neben der Türe. Erstammt ebenfalls aus dem 9. Jh. <strong>und</strong> war ursprünglichein Grabstein. Bald wurde ich zu klein für die wachsendeZahl von Siedlern, deshalb baute man um die Holzkapellemeinen ersten Steinbau (II) herum. Das war vermutlichMitte des 10. Jh. Eine Brandschicht zeigt an,dass diese Kirche um 1200 abbrannte <strong>und</strong> wiederumdurch eine größere (III) ersetzt wurde. Von diesem Bausind noch meine Nord – <strong>und</strong> Südwand sowie die vierDie Alte Kirche in <strong>Refrath</strong>, aufgenommen Anfang Februar 1884Gr<strong>und</strong>risse der Bauperioden I–IV nach Prof. BindingMein Name ist St. Johann Baptist!Ja – Sie lesen richtig. Meine große Schwester – die heutigePfarrkirche – heißt zwar ebenso, ist aber viel jüngerals ich. Während meine Ursprünge ins 9. Jahrh<strong>und</strong>ertzurückreichen, wurde sie zwischen 1864 <strong>und</strong> 1872 erbaut.Bei mir begann alles sehr viel früher: Die erstenSiedler bauten sich eine kleine Holzkapelle (I).Eine Legende berichtet, der Teufel habe den Aufbaueiner ersten Kirche auf der Herkenrather Höhe immerwieder über Nacht zerstört, weshalb die Siedler in dentiefen Wald gingen, damit er die Baustelle nicht finde.Als 1968 mein Fußboden erneuert <strong>und</strong> die alte Auffüllungbeseitigt werden sollte, entdeckte Prof. Bindingeinen vermoderten Holzfußboden <strong>und</strong> F<strong>und</strong>amentresteaus Tuffsteinen, die einen Kirchensaal von 3 x 6 m <strong>und</strong>einen Chorraum von 2,3 m Tiefe <strong>und</strong> 2,5 m Breite vermutenlassen.Prof. Binding räumte mit der Überlieferungauf, der Bach sei durch die Kirche geflossen, er flosssüdlich vorbei. Daher ist auch der Name „Taufkirche“ irreführend,denn viele Hinweise belegen, dass ich nichtnur zum Taufen, sondern als Pfarrkirche benutzt wurde.


40 41kleinen Fenster erhalten. In der ersten Hälfte des 13. Jh.wurde mein Chor erweitert <strong>und</strong> in dieWestmauer derwuchtige Turm (IV) eingefügt. 1765/66 erhielt ich imScheitel der Apsis eine Sakristei.Bis ins 12. Jh. habe ich den <strong>Refrath</strong>ern als Pfarrkirchegedient, dann wurden wir auf Veranlassung der Grafenvon Berg Filialgemeinde Bensbergs. Der dortige Pfarrerbzw. ein Vikar hatte die Seelsorge in <strong>Refrath</strong> zu übernehmen.Als dann die neue Pfarrkirche gebaut wurde,geriet ich mehr <strong>und</strong> mehr in Vergessenheit <strong>und</strong> verfiel.1898warf ein Orkan den Helm meines Turmes aufdas Langhaus <strong>und</strong> machte mich zur Ruine. Vor die Wahlgestellt, mich abzureißen oder zu restaurieren, entschiedensich die <strong>Refrath</strong>er 1907 für den Wiederaufbau <strong>und</strong>gründeten dazu einen Förderverein.ferstock. Meinen romanischen Taufbrunnen aus dem 12.Jh. haben die Bensberger im Dreißigjährigen Krieg nachSt. Nikolaus geschafft. Dort steht er noch heute.Eine aufregende Entdeckung wurde 1907 bei den Restaurierungsarbeiten in meinem Chor gemacht: Unterfünffa Wahrscheinlich stammen sie aus dem 14. Jh. <strong>und</strong>lassen sich mit der Kölner Malerschule in Verbindungbringen. 1Zustand der Kirche vor 1907Foto: BHV, W. MüllerBild vom TaufbrunnenFoto: H.P. MüllerZustand des Kirchenraumes 1924mit dem Hubertusaltar, der heutein der Weidener Kapelle steht.Foto: Pfarrarchiv St. Joh. Bapt.Der Initiative tatkräftiger Menschen, z. B. des PfarrersSchmitz, verdanke ich meine Wiederherstellung. Ersorgte auch für eine neue Innenausstattung, u. a. für einenBarockaltar, der heute in der Kapelle in Weiden bei Kürtensteht. Verblieben sind von ihm die Figuren des Täufers(links vom Bogen) <strong>und</strong> St. Nikolaus (rechts vomBogen), die hl. Katharina kam in die neue Pfarrkirche.Auf dem Altar finden Sie noch das Kreuz von 1577 ausEifeler Gusseisen <strong>und</strong> neben dem Eingang den alten Op-Der alte KirchhofHeute sind Friedhöfe oft weit außerhalb der Ortszentrenangelegt. Zunehmend wollen Menschen sogar anonym„beerdigt“ werden, die Erinnerung bleibt dann nurdem Gedächtnis vorbehalten. Jahrh<strong>und</strong>erte lang war dasanders, die Menschen wollten möglichst nahe ihrer Kirchebegraben werden. Einen alten Kirchhof von besondererBedeutung besitzen wir an der alten Kirche. Anseinen Grabkreuzen lassen sich nicht nur einzelneNamen ablesen, son-dern ein Stück Ortsgeschichte. Hiertrifft der Namen „Kirchhof “ tatsächlich zu , denn bereitsvor r<strong>und</strong> 1 000 Jahren wurden unmittelbar um dieKirche herum Menschen begraben. Das belegen u. a. die


42 431968 entdeckten beiden Kindergräber aus dem 9. Jhd.,die dann sogar bei der Erweiterung der Kirche überbautwurden <strong>und</strong> uns so erhalten blieben. Eines der ältestenerhaltenen Steinkreuze stammt wahrscheinlich vomEnde des 15. Jhd.. Es ist nicht datiert <strong>und</strong> trägt nur dieInschrift „Jacob va Gildem“. Der Junker Jacob van Gildem(oder Gildern) hat vermutlich auf dem „Kochsgut“gewohnt, das 1470 im Register der Kirchenrenten zuBensberg erwähnt wird.Der alte Kirchhof im Sept. 1968.Damals säumten die Kreuze noch den EingangswegANO J 47DEN 17 IVLJUSSTARB GIRHARTKIP:EKAVSENGrabkreuz des Jacob v. GildemÖstlich der Kirche steht noch der Fachwerkbau desneuen Pastorates. Mit Hilfe Bernard Eybergs wurde esvor 1845 gebaut, um den <strong>Refrath</strong>er Forderungen nachPfarrselbsständigkeit Nachdruck zu verleihen. Der erstePfarrer, Christian Büschemer, wohnte weiterhin in deralten Vikarie. Ins neue Pastorat zog Heinrich Josef Dolmanein als er 1858 nach <strong>Refrath</strong> kam. 1872 nach derFertigstellung der neuen Pfarrkirche samt Pastorat <strong>und</strong>Kaplanei am Siebenmorgen, zog Pfarrer Dolman dortein. Das Pastorat an der Alten Kirche wurde an dieFirma Berzelius (Zinkhütte) verkauft <strong>und</strong> diente alsWohnung für einen Direktor. Es ist noch heute in Privatbesitz<strong>und</strong> steht unter Denkmalschutz.Weitere Informationen <strong>und</strong> Bilder finden Sie in dem Bildband „Alte KircheSt. Johann Baptist in <strong>Refrath</strong>“, hrsg. Vom Bürger- <strong>und</strong> <strong>Heimatverein</strong>


44 45 Stachelsgut Schule ander WolfsmaarDie Volksschule „An der Wolfsmaar“ nach dem 2.WeltkriegStachelsgut 38Das Fachwerkhaus an der Kurve vor der Kirchhofsmauermit der Nr. 38 ist das letzte Haus der alten Fachwerkhäuser,die zum „Stachels Gut“ gehörten. Der Namestammt von einer Familie „Stachius zu Mullem“, die sichfür 1645 auf dem Wirtsgut nachweisen lässt.Das Wirtsgut, das vermutlich bereits im 10. Jahrh<strong>und</strong>ertangelegt wurde, diente den Besuchern der Alten Kirche,die ja teilweise von weit her kamen, als Wirtshaus.Die heutige Straße ist in ihrem Verlauf mit dem „Kirchweg“identisch, der im Urkataster eingetragen ist. Erführte vom Gut „Aufm Sandbüchel“ zur Alten Kirche.Der ungewöhnliche Straßenname geht zurück auf einealte Flurbezeichnung. Das Gr<strong>und</strong>wort „maar“ deutet aufsumpfiges Gelände hin. „Wolf “ bezeichnet eine Stelle,an der früher Wölfe beobachtet wurden. Bereits 1734war dort ein Gr<strong>und</strong>stück für die Errichtung einer Schulevorgesehen. In dem Text über die alte Vikarie ist u.a.davon die Rede, dass der Vikar verpflichtet war, im Winterdie <strong>Refrath</strong>er Kinder zu unterrichten. 1801 erfolgtedie Trennung des Amtes des Vikars von dem des „Schulmeister“.<strong>Refrath</strong> erhielt den ersten Lehrer: Adolf Gierathsaus Paffrath. Der Unterricht fand weiterhin imVikarshaus <strong>und</strong> im alten Mölders-Haus auf dem Stachelsgut,wo früher eine Tafel über dem Eingang dies anzeigte,statt.Entscheidend für das Schulwesen wurde die Anordnungder preußischen Regierung vom 14. Mai 1825, durch diedie allgemeine Schulpflicht eingeführt wurde. Der Bauzweckmäßiger Schulgebäude <strong>und</strong> die Einrichtung vonLehrerseminaren wurden gefördert.Ein „Spezialnachweis“ der Bürgermeisterei Bensberg ergab1828 für den <strong>Refrath</strong>er Schulbezirk 748 Einwohner,


46 48sämtlich katholisch. Die <strong>Refrath</strong>er weigerten sich schließlich,ihre Kinder in Gasthäuser zum Unterricht zu schicken.Bereits 1820 hatte die Kölner Bezirksregierung 600Thaler bewilligt, aber die Fertigstellung des neuen Schulgebäudes„An der Wolfsmaar“ dauerte noch bis 1829.Dieses Gebäude wurde beim Neubau der Schule 1872 bis1874 zu zwei Lehrerwohnungen umgebaut. Zusätzlichwurden zwei Wohnungen für Lehrerinnen angebaut. Dieneue Schule hatte vier Klassenräume – so haben wir sienach dem 2. Weltkrieg noch gekannt. Hauptlehrer warJohann Kierspel. Bereits 1891 musste eine fünfte Klasse– der Not gehorchend Mädchen <strong>und</strong> Jungen zusammen!– eingerichtet werden <strong>und</strong> zwar im „Saal“ der Steinbreche,der damals noch gar nicht stand. Es war ein hergerichteterKuhstall. Das konnte kein Dauerzustand sein.Wir wünschen Ihnen viel Freude <strong>und</strong> neue Erfahrungen beiIhrem Spaziergang auf den Spuren der <strong>Refrath</strong>er Geschichte.Die Volksschule „An der WolfsmaarWegDenkmalSchildKartenauschnitt mit fre<strong>und</strong>licherGenhmigung des Eckmann-InstitutesSo wurde 1898/99 ein Neubau an der „Schulstraße“ (jetzige„Wilhelm-Klein-Str.“) errichtet. 1933 besuchten 419Kinder die Schule „An der Wolfsmaar“, es musste wiedererweitert werden. Hinter dem alten Schulgebäude wurdeein massiver Pavillon den 7. <strong>und</strong> 8. Klassenraum errichtet.Nach dem Bau der Volksschule „Mohnweg“ 1965 wurde„An der Wolfsmaar“ eine Sonderschule für Lernbehinderteeingerichtet. Seit 1977 dient unser altes Schulgebäudeder „Kreativschule“ für ihr reiches Angebot.Die SteinbrecheDer KahnweiherDolmanstraßeDer ZauberseeTrasswegeDie katholische PfarrkircheSt. Johann BaptistDie Parksiedlung KippekausenDie Motte KippekausenDas evangelische GemeindezentrumKippekausenDas Denkmal für Förster LindlarDas Rittergut SaalDie alte VikarieDie Alte Kirche St. Johann BaptistStachelsgutDie Schule an der Wolfsmaar

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