Hurra, die Klinik-Clowns sind da! - Klinik-Clowns Hamburg e.V.
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Seite 2 V ERMISCHTES & BERLIN-KOLUMNE � Eppendorfer 2 / 2004<br />
A<br />
BRIEF AUS DER HAUPTSTADT<br />
* * *<br />
n den Berliner Gummibären<br />
wird im Moment<br />
tüchtig herumgezogen.<br />
Mal straight nach oben – wir kommen<br />
ganz groß raus – und <strong>da</strong>nn<br />
wieder nach unten in <strong>da</strong>s Jammerloch.<br />
Sie <strong>sind</strong> schon ganz derangiert.<br />
Alle großen Musikkonzerne<br />
kommen nach Berlin, <strong>die</strong> Werbeagenturen,<br />
<strong>die</strong> Banken, <strong>die</strong> Diplomaten,<br />
<strong>die</strong> Betrüger, <strong>die</strong> Politiker<br />
und <strong>die</strong> Journalisten und <strong>die</strong> Abzocker<br />
und <strong>die</strong> Agenten und Agen-<br />
Impressum<br />
Vitanas GmbH & Co. KGaA<br />
Betriebsstätte Koog-Haus<br />
Zweckbetrieb Eppendorfer<br />
Koogstr. 32<br />
25541 Brunsbüttel<br />
Tel.: 04852 / 96 50-0<br />
Fax: 04852 / 96 50-65<br />
Internet:<br />
www. eppendorfer.de bzw.<br />
www. koog-haus.de<br />
e-mail: Koog-Haus@t-online.de<br />
Herausgeber: Matthias Sommer,<br />
Vitanas Sozialpsychiatrisches<br />
Centrum Koog-Haus &<br />
Jörg Hemmersbach,<br />
psychatrium GRUPPE (ViSdP)<br />
Re<strong>da</strong>ktionsleitung, Organisation<br />
Gestaltung und Produktion:<br />
Anke Hinrichs (hin)<br />
Re<strong>da</strong>ktionsbüro NORDWORT<br />
Große Brunnenstr. 137<br />
22763 <strong>Hamburg</strong><br />
Tel.: 040 / 41358524<br />
Fax: 040 / 41358528<br />
e-mail: ahhinrichs@aol.com<br />
Mitarbeiter <strong>die</strong>ser Ausgabe:<br />
Doris Brinkmann,<br />
Ilse Eichenbrenner, Michael<br />
Freitag (frg), Werner Hajek (wh),<br />
Annemarie Heckmann (heck),<br />
Hans-Dieter Hellmann (hdh),<br />
Werner Loosen (wl), Michael<br />
Rahn (mi), Jens Riedel,<br />
Christina Will-Bruhn (cwb)<br />
Fachbeirat:<br />
Dr. Klaus Behrendt (Sucht)<br />
Dr. Charlotte Köttgen<br />
(Kinder- und Jugendpsychiatrie)<br />
Dr. Arndt Michael Oschinsky<br />
(Fachkliniken)<br />
Dr. Claus Wächtler<br />
(Gerontopsychiatrie)<br />
Druck: Beig-Verlag, Pinneberg<br />
Es gilt <strong>die</strong> Anzeigenpreisliste 8/01.<br />
Der Eppendorfer erscheint<br />
monatlich und kostet jährlich<br />
27, 60 Euro<br />
Für unverlangt eingesandte<br />
Manuskripte und Fotos wird<br />
keine Gewähr übernommen.<br />
turen und neuerdings auch <strong>die</strong> Modefreaks.<br />
„Bread & Butter“ hieß eine<br />
angesagte Modemesse letzte<br />
Woche, natürlich wieder mal in irgend<br />
einer völlig abgefahrenen Location,<br />
einem ehemaligen Umspannwerk<br />
weit draußen in Span<strong>da</strong>u.<br />
Am Pots<strong>da</strong>mer Platz und am<br />
Gen<strong>da</strong>rmenmarkt eröffnen ständig<br />
neue Edelabsteigen, sogar <strong>da</strong>s Ritz!<br />
hat hierhergefunden und letzte Woche<br />
schon ein bisschen gebrannt. An<br />
den Wochenenden laufen wir mit<br />
tränenden Augen rum, drücken <strong>die</strong><br />
kalten Nasen<br />
beim Doorman<br />
platt und<br />
schnüffeln<br />
Trüffelabluft<br />
aus der Ventilation.<br />
Geil! Ja, Berliner<br />
U<br />
müsste man sein.<br />
Die Berlin-Kolumne<br />
im Eppendorfer<br />
nser Finanzsenator Thilo<br />
Sarrazin, den ich neulich<br />
tatsächlich ohne Body-<br />
guards am Reichstag herumschlendern<br />
sah, versucht momentan <strong>die</strong><br />
letzten Reserven aus den gebeutelten<br />
Berlinern herauszuquetschen.<br />
Er hat hervorragende Argumente:<br />
Vielleicht hat sich auch nach Eppendorf<br />
herumgesprochen, <strong>da</strong>ss<br />
Berlin eine Verfassungsklage gegen<br />
den Bund auf Zahlung von Sanierungshilfen<br />
eingereicht hat. Wir<br />
brauchen Knete! Wir wollen Mäuse!<br />
Her mit dem Schotter! Für unseren<br />
irren Angeberjob als Superregierungsmetropolenkapitalebenötigen<br />
wir dicke Klunker und dralle<br />
Hintern. Damit aber Thilo Sarrazins<br />
Bread & Butter<br />
Klage überhaupt eine Chance hat,<br />
muss er nachweisen, <strong>da</strong>ss unsere<br />
Taschen total, wirklich ratzekahl<br />
leer <strong>sind</strong>. Also kramt er bei allen<br />
Bezirken, in allen Ressorts herum,<br />
und stülpt <strong>die</strong> Taschen nach außen<br />
und wirft auch noch den letzten<br />
Krümel in <strong>die</strong> Berliner Geldvernichtungsmaschine.<br />
Das Sozialticket<br />
für den öffentlichen Nahverkehr<br />
schmerzt <strong>die</strong> Klienten und uns<br />
Sozialarbeiter am meisten, aber<br />
auch <strong>die</strong> kleinen Kulturprojekte,<br />
Jugendbildungsstätten,Stadtteilinitiativen<br />
und Seni-<br />
D<br />
orenclubs schluchzen.<br />
Schwarzbrot! Schwarz<br />
brot! Mehr soll es<br />
nicht mehr geben, <strong>da</strong>mit<br />
<strong>die</strong> dicke fette But-<br />
ter von oben endlich tropfen kann.<br />
ie Zeitung, <strong>die</strong> ich zu meiner<br />
Butterstulle lese,<br />
ist voll mit schlechten<br />
Botschaften. Oder doch nicht?<br />
Die 14 000 Mitarbeiter unseres<br />
<strong>Klinik</strong>konzerns Vivantes dürfen<br />
jetzt abstimmen, ob sie auf Gehalt<br />
verzichten wollen oder lieber<br />
auf den sicheren Arbeitsplatz.<br />
Eine gute Wahl, finde ich.<br />
Michael Naumann soll 9000 Euro<br />
zahlen, weil er in einer Talkshow<br />
einen in Berlin nicht besonders<br />
beliebten Staatsanwalt in<br />
der Angelegenheit Friedmann<br />
als „durchgeknallt“ bezeichnet<br />
hat. Ausführlich und leidenschaftlich<br />
soll sich <strong>da</strong>s Gericht<br />
mit der Frage beschäftigt haben,<br />
ob „total durchgeknallt“ ein völ-<br />
* * *<br />
lig normaler Begriff für „irre“ oder<br />
eine abgrundtiefe Beleidigung ist.<br />
Ich finde, <strong>da</strong>s ist ein Fall für <strong>die</strong> Anti-Stigma-Bewegung.<br />
Naumann hat<br />
<strong>da</strong>s Urteil nicht akzeptiert, und so<br />
wird <strong>die</strong> Affäre „Durchgeknallt“<br />
demnächst in <strong>die</strong> zweite Instanz gehen.<br />
Hiermit rufe ich auf: Die Seelenpresse,<br />
den Irrtu®m, den Bunten<br />
Spleen und alle anderen betroffenen<br />
Organe aus <strong>Hamburg</strong>, Leipzig<br />
und Lillytown, einen engagierten<br />
Reporter zum Prozess nach Berlin<br />
zu schicken. Endlich werden wir<br />
berühmt, endlich können <strong>die</strong> Nobelherbergen<br />
ihre Betten belegen.<br />
Butterbrot gibt's gratis,verspricht<br />
Eichenbrenner/<br />
Charlottenburg und grüßt alle „Eppendorfer“.<br />
„IM Berlin“<br />
„Under-cover“-Beobachtungen<br />
aus Berlin<br />
liefert: Ilse Eichenbrenner,<br />
Jg. 1950, Verfasserin<br />
diverser<br />
ernsthafter und satirischer<br />
Beiträge zur Sozialen<br />
Arbeit, Kolumnistin<br />
des „Filmknäcke“<br />
in der „Sozialen<br />
Psychiatrie“ und<br />
nicht zuletzt Mitarbeiterin<br />
des SozialpsychiatrischenDienstesBerlin-Charlottenburg.<br />
Treffpunkt Eisenbahnwaggon<br />
Ungewöhnliches sozialintegratives Projekt in Glückstadt<br />
Glückstadt (mi). Wenn viele<br />
Hände zugreifen, lässt sich auch in<br />
Zeiten finanzschwacher öffentlicher<br />
Kassen einiges bewegen. Diese Erfahrung<br />
machen derzeit <strong>die</strong> Initiatoren<br />
eines Eisenbahncafés im Kreis<br />
Steinburg. Mehrere Einrichtungen<br />
haben sich zusammengeschlossen,<br />
um innerhalb eines Jahres auf dem<br />
Gelände der Glückstädter Werkstätten<br />
eine sozial-integrative Begegnungsstätte<br />
zu schaffen.<br />
Ursprünglich suchten <strong>die</strong> Aktiven<br />
des Vereins „Freund der Marschbahn<br />
Glückstadt“ nur einen Stellplatz<br />
für eine Diesellok. Da <strong>die</strong><br />
Gruppe häufig mit den Werkstätten,<br />
<strong>die</strong> von der Norddeutschen Gesellschaft<br />
für Diakonie getragen werden,<br />
zusammenarbeitet, war man<br />
sich schnell einig und erweiterte <strong>da</strong>s<br />
Konzept.<br />
Zur schmucken Ausstellungslok<br />
kauften <strong>die</strong> Werkstätten noch zwei<br />
alte Waggons, und zwar nicht nur<br />
zum Anschauen sondern als Treffpunkt.<br />
So fehlten nur noch <strong>die</strong>jenigen,<br />
<strong>die</strong> <strong>da</strong>s Vorhaben als Handwerker<br />
in <strong>die</strong> Tat umsetzen. Für <strong>die</strong>sen<br />
Bereich sprang <strong>die</strong> örtliche Agentur<br />
für Arbeit ein: Sie vermittelt und finanziert<br />
bis zu acht Jugendliche und<br />
Heranwachsende, <strong>die</strong> auf dem ersten<br />
Arbeitsmarkt noch keine Chance erhalten<br />
haben.<br />
Glückstadts Agentur-Chef Gunnar<br />
Fritsche erklärt <strong>die</strong> Gründe für <strong>da</strong>s<br />
Engagement: „Wir können <strong>die</strong> jungen<br />
Leute so an den Arbeitsalltag<br />
heranführen, ohne sie zu überfordern.<br />
Außerdem können sie <strong>die</strong> Ergebnisse<br />
ihrer Arbeit sofort sehen.“<br />
Die Aufgaben <strong>sind</strong> vielfältig: Es fallen<br />
sowohl Schlosser-, als auch<br />
Elektro-, Klempner-, Tischler- und<br />
Malerarbeiten an.<br />
Darüber hinaus werden behinderte<br />
Beschäftigte der Werkstätten an <strong>da</strong>s<br />
Projekt Hand anlegen. Gruppenleiter<br />
aus der Werkstatt sollen <strong>die</strong> Jugendlichen<br />
fachlich anleiten. Um <strong>die</strong><br />
Regie des Projekts will sich der Architekt<br />
Pieter Dubbel<strong>da</strong>mm kümmern<br />
– „ehrenamtlich“, wie er bei<br />
der Vorstellung des Vorhabens versicherte.<br />
Wenn alles klappt, übernimmt der<br />
Heimbeirat der Wohnstätten <strong>da</strong>s Eisenbahncafé.<br />
Gemeinsam mit den<br />
Erziehern wird der Betrieb organisiert.<br />
Emanuel Gaenslen, Gesamtleiter<br />
für <strong>die</strong> 420 Beschäftigten in den<br />
Werkstätten und <strong>die</strong> Wohnungen für<br />
160 Mitarbeiter, äußert sich erfreut:<br />
„Wir haben mit <strong>die</strong>sem Projekt<br />
gleich mehrere Ziele erreicht: Die<br />
jungen Leute haben eine sinnvolle<br />
Aufgabe, unsere behinderten Beschäftigten<br />
lernen neue Arbeitsfelder<br />
kennen, und <strong>die</strong> historischen<br />
Fahrzeuge bleiben erhalten.“<br />
Meldungen<br />
„Innovatio“-Preis<br />
für Sprechstunde<br />
<strong>Hamburg</strong> (rd). Die vom Diakonischen<br />
Werk <strong>Hamburg</strong> und dem Sozial<strong>die</strong>nst<br />
des <strong>Klinik</strong>ums Nord betriebene<br />
psychiatrische Sprechstunde für<br />
wohnungslose Menschen in der Tagesaufenthaltsstätte<br />
(TAS) in Eimsbüttel<br />
hat als eines der zehn innovativsten<br />
sozialen Projekte in Deutschland einen<br />
„innovatio-Preis“ erhalten. Bundesweit<br />
hatten sich rund 230 Projekte beworben.<br />
Das Preisgeld in Höhe von<br />
500 Euro wird von der „Bruderhilfe<br />
Pax Familienfürsorge“ und der HUK-<br />
Coburg gestiftet.<br />
Holst klagt auf<br />
Ehevollzug<br />
<strong>Hamburg</strong> (rd). „Heidemörder“<br />
Thomas Holst beschäftigt einmal<br />
mehr <strong>die</strong> Gerichte: Der als nicht therapierbar<br />
geltende Patient des <strong>Hamburg</strong>er<br />
Maßregelvollzugs klagt gegen <strong>die</strong><br />
Leitung des <strong>Klinik</strong>ums Nord auf Vollzug<br />
seiner Ehe im so genannten Intimraum<br />
des Hauses 18. Zuvor hatten <strong>die</strong><br />
Leitung des Maßregelvollzugs wie<br />
auch der Ärztliche Direktor einen Antrag<br />
Holsts auf ungestörte intime Stunden<br />
mit seiner Frau, seiner ehemaligen<br />
Betreuerin und Fluchthelferin, abgelehnt.<br />
Zur Begründung wird laut einem<br />
Bericht der „Welt“ nicht ausgeschlossen,<br />
<strong>da</strong>ss bei einem nicht beobachteten<br />
Treffen für <strong>die</strong> Ehefrau akute<br />
Gefahr „für Leib und Leben“bestehe.<br />
Ebenso sei nicht ausgeschlossen, <strong>da</strong>ss<br />
<strong>da</strong>s Paar erneut flüchten könnte. Ein<br />
unbewachter Vollzug der Ehe könne<br />
<strong>da</strong>her nicht genehmigt werden, ein bewachter<br />
Ehevollzug sei <strong>Klinik</strong>-Mitarbeitern<br />
nicht zuzumuten. Das Oberlandesgericht<br />
hielt <strong>die</strong> Stellungnahme der<br />
<strong>Klinik</strong> für nicht ausreichend, weshalb<br />
nun erneut <strong>da</strong>s Landgericht zusammentreten<br />
muss.<br />
Dienste werden<br />
konzentriert<br />
<strong>Hamburg</strong> (rd). In <strong>Hamburg</strong>-<br />
Barmbek entsteht ein neues behördliches<br />
Dienstleistungszentrum für behinderte<br />
Menschen. In dem Gebäude<br />
am Barmbeker Markt 22 und in dem<br />
gegenüberliegenden Haus in der Maurienstraße<br />
3 werden <strong>die</strong> bislang an verschiedenen<br />
Standorten untergebrachten<br />
Dienststellen der Abteilung „Landes<strong>die</strong>nste<br />
Soziale Hilfen und Leistungen“<br />
konzentriert, <strong>da</strong>runter ein<br />
sozialpä<strong>da</strong>gogischer Fach<strong>die</strong>nst, der<br />
Eingliederungsmaßnahmen vermittelt,<br />
sowie der sozialhilferechtliche Fach<strong>die</strong>nst,<br />
der Angebote der Eingliederungshilfe<br />
und zur Pflege prüft und bewilligt.<br />
Flüchtlingsleid<br />
Gewalterfahrung<br />
<strong>Hamburg</strong> (rd). „Mehr als ein Fünftel<br />
der Flüchtlinge, <strong>die</strong> sich in<br />
Deutschland befinden, haben leichte<br />
bis schwere Gewalt erlitten. Gravierende<br />
psychische Probleme aber auch<br />
Vertrauensverlust <strong>sind</strong> nicht selten <strong>die</strong><br />
Folgen einer unmittelbaren Bedrohung<br />
mit dem Tod und des Erlebens<br />
der eigenen Ohnmacht.“ Mit <strong>die</strong>sen<br />
Worten eröffnete Staatssekretär Horst-<br />
Dieter Fischer <strong>die</strong> Bilderausstellung<br />
„Gewalt auch im Herzen Europas“ im<br />
Sozialministerium in Kiel. Veranstaltet<br />
von dem Flüchtlingshilfsverein „Refugio“<br />
zeigt <strong>die</strong> Berliner Künstlerin Keike<br />
Twisselmann dort noch bis 13. Februar<br />
Bilder zum Thema Folter und<br />
Gewalt.