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Phantasiereisen

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<strong>Phantasiereisen</strong><br />

Jeder kennt <strong>Phantasiereisen</strong> aus dem Alltag, bewusst oder unbewusst lassen wir uns auf<br />

Erzählungen, Bilder und Tagträume ein. Jede Erzählung, die Raum für eigene Phantasie<br />

lässt, lädt damit zum Ausgestalten der Bilder und Impulse ein.<br />

Jemand erzählt Ihnen zum Beispiel von seiner Urlaubsreise in den Süden. Sie bleiben an<br />

einem Bild hängen, "träumen" vor sich hin, spüren die Sonne, riechen das<br />

Wasser,schmecken das salzige Meer,.. Da spricht Sie jemand real an und Sie sind<br />

wieder da.<br />

<strong>Phantasiereisen</strong> beziehen alle Sinne ein und ermöglichen ein Erleben und Handeln in<br />

einer vorgestellten, inneren Realität.<br />

<strong>Phantasiereisen</strong> sind eine gezielte Einladung, innezuhalten und sich durch die<br />

vorgetragenen Geschichten in seine eigene Welt versetzen zu können.<br />

Kleineren Kindern fällt es noch leicht, durch äußere Einflüsse angeregt, ihre eigenen,<br />

inneren Erlebnisse damit zu verknüpfen. Sie besitzen Phantasie und damit auch<br />

Kreativität. Dass der "Medienzirkus und die totale Reizüberflutung" kein positives Umfeld<br />

für die Entwicklung von Phantsie sind, muss hier nicht näher ausgeführt werden.<br />

Wichtig ist eher die positive Ansicht: Wie schaffe ich es heute trotz der äußeren<br />

Einflüsse, Kindern Raum und Zeit für ihre Phantasie und Kreativität zu geben?<br />

Die folgenden Anregungen und Beispiele sollen Sie zum Ausprobieren ermutigen.<br />

1. Lehrplanbezug und Ziel, beteiligte Fächer, Schulstufe<br />

Es gibt eine Vielzahl von Geschichten, Anleitungen, Ideen, die alle zusammen den<br />

Namen <strong>Phantasiereisen</strong> tragen. Was ihnen gemeinsam ist, ist der Wunsch, die eigene<br />

Phantasie zu wecken, um Erfahrungen zu ermöglichen, die über die momentane Realität<br />

hinausgehen und die sich dadurch auch verändern kann.<br />

Im Schulbetrieb tragen <strong>Phantasiereisen</strong> wesentlich zur Entspannung bei, beruhigen die<br />

Klasse und machen sie wieder fit für den Unterricht.<br />

Besonders das anschließende Gestalten bestimmter Themen regt die Kreativität an. Die<br />

Vorstellungskraft wird durch <strong>Phantasiereisen</strong> geschult und unterstützt.<br />

Deutsch (betontes Lesen), Kunsterziehung (Gestalten der eigenen Bilder im Anschluss<br />

an eine Phantasiereise) und Sport (meditative Übungen, Entspannungsübungen,<br />

Dehnübungen) sind die an der Phantasiereise beteiligten Fächer.<br />

<strong>Phantasiereisen</strong> eignen sich für alle Jahrgangsstufen.<br />

2. Bedingungen<br />

· Wenn möglich, ein ruhiger, angenehm ausgestalteter Raum, in dem man<br />

sich wohlfühlt<br />

· Eventuell Sitzkissen oder Isomatten mitbringen<br />

· Papier, Stifte, Pinsel, Farbkasten o.ä. zur anschließenden Gestaltung<br />

Grundsätzlich braucht man außer einem Raum und den Texten nichts, um<br />

<strong>Phantasiereisen</strong> durchführen zu können!<br />

· Den zeitlichen Rahmen kann man ganz individuell wählen. Z.B. jeden<br />

Morgen/Abend eine andere Variante der Phantasiereise.<br />

· Kosten entstehen bei der Durchführung der <strong>Phantasiereisen</strong> nicht.


3. Vorbereitung in der Schule<br />

· Zusammenstellen der Phantasietexte<br />

· Eventuell zur Jahreszeit passende Texte auswählen oder zu einem<br />

anderen bestimmten Thema (z.B. Wasser, Gestalten von<br />

Unterwasserbildern, Besuch von Seen)<br />

· Besorgen von Papier oder anderen Untergründen (Pappe, Holz),<br />

Farbkästen (kleinere Kinder können mit den Fingern malen), Stifte, Pinsel<br />

u.a.<br />

· Besorgen von Ton<br />

4. Durchführung im Schullandheim<br />

Grundsätzliche Überlegungen zu <strong>Phantasiereisen</strong><br />

Man kann <strong>Phantasiereisen</strong> mit einem großen gemeinsamen Ausflug vergleichen, der von<br />

Ihnen organisiert und geleitet wird. Im folgenden werden die Punkte angesprochen, die<br />

zu einem guten Ablauf des Ausflugs beitragen:<br />

� Transportmittel<br />

Die Reise bedarf eines geeigneten Transportmittels. In unserem Fall sind die Umgebung,<br />

die äußeren Einflüsse gemeint. Ein angenehmes, ruhiges Klassenzimmer, vorbereitete<br />

Sitzmöglichkeiten, momentane Atmosphäre in der Klasse, Geräusche von außen...<br />

� Ziel<br />

Das Ziel einer Reise kann genauso unterschiedlich sein, wie die Ziele der Phantasiereise.<br />

In der Schule sind sicherlich die Entspannung und das Ruhigwerden vorrangiges Ziel.<br />

Sie und ihre Klasse entscheiden, welches Ziel, welches Gebiet oder Thema für Sie<br />

interessant ist.<br />

Bevor es losgeht, fragen Sie, ob alle da sind, die mitwollen und ob alle mitwollen, die da<br />

sind. Manchmal gibt es noch Dinge, die erledigt werden müssen, damit der oder die eine<br />

noch mitkönnen (Anfangsrituale, Körperübungen).<br />

Wenn alle eingestiegen sind, das Gepäck verstaut ist und sich die Aufregung gelegt hat,<br />

können alle tief durchatmen. Die Reise kann beginnen!<br />

Dann werden Sie entsprechend dem gewählten Reisestil die Reise moderieren,<br />

begleiten, von einem zum nächsten führen, schauen, dass keiner verloren geht.<br />

Auch die längste Reise wird ein Ende haben und Sie müssen schauen, dass alle wieder<br />

gut ankommen und auch aussteigen.<br />

Die Erlebnisse einer solchen Reise gehen schnell verloren. Deshalb ist es gut,<br />

anschließend noch die Möglichkeit zu haben, sich Notitzen zu machen, die Erlebnisse für<br />

sich festzuhalten und Bilder zu entwickeln.<br />

Bei einem Nachtreffen können dann die Erfahrungen der einzelnen Teilnehmer<br />

ausgetauscht werden.<br />

Anleitungs-Ebenen für Phantasiegeschichten<br />

Nicht nur der Inhalt, sondern auch die Art und Weise, wie ich eine Geschichte erzähle,<br />

bewirken mit, in welcher Tiefe mich die Worte erreichen. Es gibt verschiedene<br />

Anleitungsebenen der <strong>Phantasiereisen</strong>, die hier nur angeschnitten werden können.


a) Phantasiegeschichte<br />

b) Gelenkte Phantasiereise<br />

c) Geführte und halb offene Phantasiereise<br />

d) Offene Phantasiereise/Imagination<br />

e) Aktive Imagination<br />

Diese Ebenen sind alle miteinander verknüpft, die Übergänge sind fließend.<br />

a) Phantasiegeschichte<br />

Bei einer Phantasiegeschichte werden die Zuhörenden nur eingeladen, sich die<br />

Geschichte innerlich vorzustellen. Was oft unbewusst geschieht, wird hier bewusst<br />

einbezogen. In Phantasiegeschichten werden Erlebnismöglichkeiten beschrieben, an<br />

denen ich teilhaben kann. Dabei hilft es, durch Anregungen und Fragen immer wieder die<br />

Verbindung zwischen der Geschichte und dem eigenen Erleben herzustellen.<br />

Phantasiegeschichten bedürfen kaum einer Vorbereitung, Nacharbeit ist selten nötig,<br />

aber sinnvoll.<br />

b) Gelenkte Phantasiereise<br />

Die gelenkte Phantasiereise lässt jeden Satz zu einem Impuls werden, den die Zuhörer in<br />

den kurzen Zeiten dazwischen selbst mit eigenen Vorstellungen füllen können.<br />

Die Teilnehmer entscheiden bei dieser Phantasiereise bewusst oder unbewusst, wieweit<br />

sie sich auf das Geschehen einlassen.<br />

c) Geführte und halb offene Phantasiereise<br />

Der Teilnehmer wird direkt angesprochen. Für Assoziationen wird viel Raum gelassen.<br />

Bei dieser Form der Phantasiereise begegnen die Menschen stärker sich selbst und dies<br />

kann anstrengend und manchmal auch erschreckend sein. Eine Begleitung und<br />

Nacharbeitung ist bei dieser Form unbedingt notwendig.<br />

d) Offene Phantasiereise/Imagination<br />

Hier werden noch weniger Impulse gegeben, der Hörer hat große Erlebnisfreiheit. Die<br />

Teilnehmenden füllen die Lücken mit ihren eigenen Träumen, Gedanken und Phantasien<br />

aus, dadurch begegnet jeder intensiv sich selbst. Eine Nacharbeitung ist auch hier<br />

notwendig.<br />

e) Aktive Imagination<br />

Die Aktive Imagination ist eine therapeutische Arbeitsform und hat in der pädagogischen<br />

Arbeit keinen Ort. Sie verbindet persönliche Lebensgeschichten bzw. spirizuelle Aspekte<br />

mit einer Imagination.<br />

Anregungen zu Hin- und Rückführungen<br />

Zur Arbeit mit <strong>Phantasiereisen</strong> gehören unabdingbar klare Hin- und Rückführungen. Die<br />

Hinführung zeigt den Kindern, dass jetzt etwas anderes beginnt, eine andere Wirklichkeit<br />

anfängt. Die Rückführung holt die Kinder sanft in die Wirklichkeit zurück und soll den<br />

Kreislauf wieder anregen.<br />

Beispiele:<br />

Ich lade euch jetzt zu einer Phantasiereise ein. Spürt noch einmal eueren Platz. Sitzt ihr<br />

gut und bequem? Ihr seid jetzt gleich auf einer Reise. Die Reise beginnt jetzt...<br />

Unsere Reise ist zu Ende. Kommt wieder ganz in diesem Raum an. Wir sind in unserem<br />

Zimmer, hier im Raum. Öffnet die Augen, räkelt euch sanft durch, vielleicht gähnt ihr<br />

herzhaft und laut. Bleibt aber noch ein wenig bei euch und fangt noch nicht gleich an zu<br />

schwätzen.


(aus: Maschwitz G. u. R., <strong>Phantasiereisen</strong> zum Sinn des Lebens, Kösel 1998 )<br />

5. Präsentation, Auswertung<br />

Man kann verschiedene Aktivitäten an eine Phantasiereise anschließen:<br />

· Gestalten mit Ton<br />

· Malen von Mandalas<br />

· Bewegen zur Musik<br />

· Malen mit Pastellkreiden<br />

· Experimentieren mit Musik (Orff-Instrumentarium)<br />

· Singen eines dazupassenden Liedes<br />

· Arbeiten mit Knetmasse<br />

Mit den entstandenen Werken kann man eine Ausstellung machen, oder ein<br />

Phantasiereise-Buch. Ältere Schüler tippen einige <strong>Phantasiereisen</strong> auf dem Computer,<br />

andere schreiben sie mit der Hand, die jüngeren Schüler erhalten kopierte Blätter.<br />

Mit den dazupassenden Bildern entsteht ein schönes Phantasiereise-Buch.<br />

6. Anhang<br />

Vier verschiedene <strong>Phantasiereisen</strong>:<br />

Tag - Luft, die alles füllt<br />

Das Wasser - der blaue Planet<br />

Der Flug - Reise mit einem Freund<br />

Was alles im Apfel ist<br />

Ruth Eckardt<br />

Phantasiereise: Tag - Luft, die alles füllt<br />

Beschreibung:<br />

Wieder beginnt eine Geschichte, eine neue Phantasiereise. Heute wäre es gut, wenn du<br />

dich auf den Rücken legen könntest. Wenn du willst, kannst du dir auch ein kleines<br />

Kissen unter den Kopf legen.<br />

Stell dir vor, du ruhst im warmen Sand am Meer. Dein Rücken drückt sich gut in den<br />

Boden hinein, sodass du deinen Abdruck sehen kannst, wenn du aufstehst.<br />

Wenn du so ruhig liegst, spürst du sicher auch, wo die Luft um dich herum deine Haut<br />

berührt? Vielleicht spürst du sie an der Backe, an der Stirn, an den Händen oder an<br />

anderen Stellen. Lass dir Zeit zum Fühlen.


Stell dir nun vor, die Luft wird zu einem kleinen Wind. Magst du ihn spüren? Dann halte<br />

deine Hand vor den Mund und blase langsam und mit ein wenig Kraft gegen deine Hand.<br />

Spürst du wie ich ein wenig Kühle?<br />

Jetzt blase ich ein wenig fester. Der Wind wird zum Sturm. Die Luft bekommt mehr Kraft,<br />

vielleicht musst du dich dazu ein wenig anstrengen.<br />

Dann geht dem Wind die Puste aus. Es wird still. Deine Hand liegt wieder neben dir.<br />

Spürst du deinen Atem, wenn du so daliegst? Versuche einmal, dem Atem von der Nase<br />

bis zum Bauch zu folgen. Vielleicht wird dein Atem allmählich ruhiger. Schau ihm zu.<br />

Eben hast du noch die Luft in deiner Hand gespürt, jetzt spüre sie in dir.<br />

Du atmest die Luft, sie ist immer da. Sie ist unsere Kraft und ein kostbares Geschenk.<br />

Stell dir einen Hauch aus deinem Atem vor, fast silbrig und durchsichtig. Nimm ihn als<br />

Erinnerung mit: Er wird dir geschenkt. So siehst und atmest du die Luft, und du nimmst<br />

wahr: Die Luft ist kostbar und gut.<br />

Dies war unsere Geschichte. Spüre dich jetzt selbst. Du bist zurück, hier im Raum. Räkle<br />

dich ein wenig. Die Reise ist zu Ende.<br />

Gestaltung:<br />

Es ist schwierig, die Luft die Atmosphäre in Bildern umzusetzen. Man kann einen<br />

Regenbogen mit Pastellkreide auf schwarzen Karton malen, oder auf weißem Papier mit<br />

Blastechnik (einen dicken Wasserfarbenklecks auf das Blatt geben und dann mit einem<br />

Strohhalm verblasen) einen Regenbogen gestalten.<br />

Phantasiereise: Das Wasser - der blaue Planet<br />

Beschreibung:<br />

Eine neue Geschichte, eine neue Reise beginnt.<br />

Ich hoffe, du hast einen bequemen Platz zum Zuhören. Stell dir vor, du sitzt auf deinem<br />

Lichstrahl im Weltraum und schaust von dort sicher und neugierig auf unsere Erde.<br />

Die Erde ist abgekühlt. Festes Land entsteht. Du kannst dir das Land braun oder schwarz<br />

vorstellen. Wolken ziehen darüber und fallen als Regen auf die Erde. Das Wasser<br />

sammelt sich und bald bedeckt es fast die ganze Erde.<br />

So entstehen Meere und Ozeane.<br />

Bald siehst du mehr Wasser als Land. Das Wasser strahlt blau in der Sonne. Die Erde ist<br />

ein blauer Strom geworden. Auf deinem Lichtstrahl näherst du dich nun der Erde. Du<br />

landest direkt neben einer kleinen Quelle. Sie sprudelt frisches klares Wasser heraus.<br />

Magst du einen Schluck probieren? Dann schöpfe es mit der Hand.<br />

Das Wasser tropft durch deine Finger. Ein Tropfen bleibt an der Hand hängen und er wird<br />

lang und länger. Das Licht spiegelt sich in dem Wassertropfen. Vielleicht kannst du dich<br />

selbst in ihm sehen. Dann fällt der Tropfen herunter und vereint sich mit dem Wasser der<br />

Quelle. Es rinnt hinab und bildet einen kleinen Bach.<br />

Der Bach wird größer und größer. Hörst du ihn? Schöpfe noch einmal mit beiden Händen<br />

Wasser und erfrische dein Gesicht.<br />

Erschreckt dich die Kühle des Wassers, oder ist es angenehm warm? Du machst deine<br />

Erfahrungen.<br />

Jetzt folge dem Bach weiter. Er wird zum Strom. Er wird breiter und breiter und fließt ins<br />

Meer hinaus. Du bleibst am Rand stehen.<br />

Die Wellen rollen am Ufer aus. Mit den Wellen wird eine blaue Muschel angeschwemmt.<br />

Hebe sie auf und nehme sie mit. Sie gehört dir. Noch einmal schaust du über das Meer.


Das Wasser kam auf die Erde und du nimmst sie wahr.<br />

Das Wasser ist kostbar und gut.<br />

Dies war unsere Geschichte. Spüre dich jetzt wieder selbst. Du bist zurück, hier im<br />

Raum. Räkel dich ein wenig durch, die Reise ist zu Ende.<br />

Gestaltung:<br />

Wasserfarbenbild, mit Silberpapier verziert. Finden von Material, das dem Lichtspiel des<br />

Wassers ähnlich ist.<br />

Phantasiereise: Der Flug - Reise mit einem Freund<br />

Beschreibung:<br />

Setze dich bequem auf deinem Stuhl zurecht. Lege deinen Kopf auf deine Arme und<br />

versuche einmal, die Gedanken in deinem Kopf fließen zu lassen, halte nicht mehr an<br />

einem Gedanken fest.<br />

Deine Füße werden schwer und ruhig, deine Beine stehen fest auf dem Boden und sind<br />

entspannt. Dein Po fühlt sich fest an, er ruht auf dem Stuhl, dein Oberkörper liegt schwer<br />

auf deinen Armen. Deine Augen werden ganz ruhig und du spürst, wie deine Augäpfel<br />

still hinter deinen Lidern werden.<br />

Du bist jetzt bereit für eine neue Reise. Nimm die Hand von einem guten Freund und<br />

laufe mit ihm los. Du gehst zu unserem Klasenzimmer hinaus, auf die Straße und alles ist<br />

wie jeden Tag. Neben der Straße liegt ein großes Betonrohr, du möchtest gerne<br />

hindurchschauen. Der Beton fühlt sich glatt und hart an, ganz kleine Körnchen spürst du,<br />

wenn du mit der Hand darüber streichst. Du möchtest in die Röhre gehen. Dazu bückst<br />

du dich, der Beton umschließt deinen Körper. Die Kühle ist angenehm. Du robbst durch<br />

die Röhre, es wird alles schwarz um dich herum, trotzdem fühlst du dich wohl und<br />

geborgen. Die kleinen Körnchen im Beton reiben an deiner Haut, reißen an deiner<br />

Kleidung.<br />

Endlich kannst du etwas erkennen, du kneifst die Augen zusammen. Es wird immer<br />

heller. Deine Augen können nichts mehr erkennen. Das Licht blendet dich...<br />

Und auf einmal fliegst du. Dein Freund ist bei dir, ihr könnt euere Hände berühren.<br />

Ihr fliegt. Die Luft ist erfüllt von Blumenduft. Sie streicht dich ganz zart. Du fühlst die<br />

Wolken wie Zuckerwatte an dir vorbeihuschen. Der Himmel ist pfirsichfarben, rosaorange-rot-gelb<br />

gefärbt. Du fühlst dich so gut!<br />

Lass dich noch ein wenig treiben, fliege herum, wälze dich in der Luft,...mache wozu du<br />

Lust hast!<br />

Langsam wird es dunkel. Dein Freund nimmt dich an der Hand und führt dich zur<br />

Betonröhre zurück. Gemeinsam kriecht ihr den Weg zurück. Es ist etwas eng, der kalte<br />

Beton zerrt an deinen Kleidern, aber du schaffst es.<br />

Da vorne kannst du schon einen Lichtschimmer erkennen. Nach kurzer Zeit stehst du<br />

wieder auf der Straße. Es ist Zeit zum Mittagessen. Du gehst langsam mit deinem Freund<br />

nach Hause.<br />

Du bist jetzt am Ende der Reise angelangt, strecke dich ein wenig, mache langsam die<br />

Augen auf.<br />

Anregung:<br />

Kurzes Gespräch mit den Kindern:<br />

Wie hast du dich während der Reise gefühlt? Beschreibe deine Erfahrungen!<br />

Erzähle von deinen Freunden! Wen hast du auf die Reise mitgenommen, warum<br />

hast du ihn mitgenommen?


Phantasiereise: Was alles im Apfel ist<br />

Beschreibung:<br />

Diese Phantasiereise vermittelt am Beispiel des Apfels ein Gefühl für die Verbundenheit<br />

von Mensch und Natur. Sie brauchen für jedes Kind einen Apfel, den sich alle vorher<br />

gründlich ansehen können und den sie während der Phantasiegeschichte in der Hand<br />

halten.<br />

Ich möchte euch heute einladen, die Lebensgeschichte von euerem Apfel mitzuerleben.<br />

Ich möchte mit der Geschichte im letzten Winter beginnen. Irgendwo steht ein Apfelbaum,<br />

an dem euer Apfel gewachsen ist... Könnt ihr euch vorstellen, wo euer Baum steht? Ist er<br />

alleine oder steht er mit vielen zusammen? Manchmal, wenn man die Augen schließt, hat<br />

man das Bild seiner Umgebung, ohne groß darüber nachzudenken. Sonst stellt es euch<br />

vor.<br />

Da steht nun der Apfelbaum, ganz ohne Blätter, so wie immer im Winter. Aber euer Apfel<br />

ist schon in diesem Baum, auch wenn er noch nicht zu sehen ist. Wo? Das ist noch das<br />

Geheimnis des Baumes. Warte noch einen Augenblick. Im Winter ruht sich der Baum aus<br />

und sammelt neue Kraft.<br />

Dann wird es Frühling. Die Sonne scheint kräftiger und der Baum verändert sich. Wenn<br />

ihr genau hinseht, entdeckt ihr, dass die Spitzen der Zweige immer dicker werden. Noch<br />

ein paar Sonnenstrahlen, dann platzen die dicken Enden auf. Heraus wachsen Blüten,<br />

rosa-weiße Blüten. Könnt ihr euch den Baum vorstellen, wie er im Frühjahr aussieht,<br />

ganz voll mit rosa-weißen Blüten?<br />

Die Blüten laden die Bienen und Hummeln ein. Sie kommen vorbei und tragen den<br />

Blütenstaub von Blüte zu Blüte. Manche Blüten reißt der Wind ab, manche fallen im<br />

Regen herunter. Aber die Blüte, aus der euer Apfel kommt, ist stark und bleibt am Baum.<br />

Könnt ihr euch schon vorstellen, aus welcher der vielen Blüten euer Apfel wachsen wird?<br />

Zeit vergeht. Die Sonne scheint, Regen fällt und der Baum bekommt grüne Blätter. Jetzt<br />

könnt ihr euren Apfel schon sehen. Noch ist er so klein, dass ihr nahe herangehen müsst,<br />

um ihn zu entdecken. Schaut genau hin. Hinter der Blüte ist eine kleine dicke Stelle, rund<br />

und grün. Das ist euer Apfel.<br />

Der Baum gibt ihm Kraft und lässt ihn immer mehr wachsen. Manchmal besuchen ihn<br />

Ameisen und andere kleine Tiere. Manche knabbern sogar an ihm. Aber eurem Apfel<br />

geschieht nichts, er wächst weiter.<br />

Lange wächst er so. Die Sonne scheint und schenkt ihre Energie dem Baum, und der<br />

Baum gibt sie an den Apfel. Die Luft umweht den Baum und der Baum atmet die Luft und<br />

gibt sie an den Apfel. Die Erde ist voller Nahrung, der Baum nimmt sie mit seinen<br />

Wurzeln auf und gibt sie an den Apfel weiter.<br />

Immer größer wird der Apfel und bekommt rote und gelbe Backen. Jetzt ist er zwischen<br />

den Blättern gut zu sehen. Schaut ihn euch noch einmal an, wie er da im Baum hängt.<br />

Dann kommt der Tag, an dem jemand sagt: Es ist Zeit, die Äpfel zu ernten.<br />

Hände fassen ihn, nehmen ihn von dem Baum weg, der ihn so groß hat werden lassen.<br />

Sie legen ihn in eine Kiste, in der schon viele Äpfel sind. Dann geht die Reise weg vom<br />

Baum. Viele Menschen haben ihn noch getragen und berührt, bis er hier zu dir in die<br />

Hand kam.<br />

Mache nun die Augen auf und schaue dir deinen Apfel nochmal genau an. In deiner<br />

Hand liegt ein Stück vom Wind, ein Stückchen Sonne, ein Stückchen Regen und ein<br />

Stückchen von der Erde an dem Platz, an dem der Baum steht.


Und wenn du ihn jetzt isst, isst du die Sonne und den Wind, die Erde und den Regen<br />

mindestens vom letzten Jahr.<br />

Gestaltung<br />

In einer Gemeinschaftsarbeit kann ein großer Baum gestaltet werden, der von Sonne,<br />

Regen, Wind und Erde umgeben ist. Man schneidet einen großen Baum aus Tonpapier<br />

aus und klebt ihn auf einen großen Untergrund (Tapetenstück). Mit Reißtechnik (Buntoder<br />

Transparentpapier) klebt jeder seinen Apfel an den Baum.<br />

Variante<br />

Natürlich geht dies auch mit anderen Obstsorten, Nüssen etc.

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