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LADEN - Veranstaltungskalender für Körper Geist und Seele

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Das Problem, das sich der Umstellung auf eine so radikal<br />

andere Lebensweise in den Weg stellt, ist jedoch,<br />

dass wir normalerweise nicht die geistige Freiheit haben,<br />

es uns so gut gehen zu lassen wie Diogenes in<br />

der Tonne. Als Alexander der Große anbot, ihm einen<br />

Wunsch zu erfüllen, soll Diogenes ihm geantwortet<br />

haben: Geh mir aus der Sonne!<br />

Mehr wünschte er sich nicht vom Imperator des damals<br />

größten Weltreichs, nur das: wieder vor seiner Tonne<br />

in der Sonne sitzen zu dürfen <strong>und</strong> es sich – well, gut<br />

gehen zu lassen.<br />

DiyWeYo<br />

Um Yoga zu machen, fahren wir mit Auto, Bus oder<br />

U-Bahn irgendwo hin, buchen dort einen Kurs, bezahlen<br />

ihn <strong>und</strong> absolvieren die vorgeschriebenen St<strong>und</strong>en.<br />

Selbstverständlich muss die Leiterin da<strong>für</strong> die entsprechende<br />

Ausbildung gemacht haben, <strong>und</strong> während ich<br />

St<strong>und</strong>e um St<strong>und</strong>e bei ihr Yoga mache, träume ich davon,<br />

auch irgendwann Yogalehrer zu werden, weil ich<br />

endlich nicht mehr nur als Buchhalter arbeiten will,<br />

sondern mir viel lieber mit dieser wirklich guten Sache<br />

– Yoga – etwas hinzuverdienen möchte.<br />

Aber … ginge das nicht auch einfacher? Könnte ich<br />

nicht nach dem Aufwachen einfach mal ausgiebig gähnen?<br />

Mich dann gemütlich räkeln <strong>und</strong> dabei die Glieder<br />

dehnen? Und dann gleich noch ein bisschen mehr:<br />

mich strecken <strong>und</strong> dabei diesem Wohlgefühl folgen, das<br />

keinen <strong>Körper</strong>teil auslassen möchte? Ohne dabei das<br />

Atmen zu vergessen! Was <strong>für</strong> ein Tagesbeginn! Uns es<br />

kostet nichts <strong>und</strong> schont auch noch die Natur!<br />

Und damit wir dabei auch das Gefühl haben, etwas<br />

richtig Gutes <strong>und</strong> echt Wirksames zu tun, geben wir<br />

ihm einen Namen: Do-it-yourself-Wellness-Yoga:<br />

DiyWeYo.<br />

Der Wellnessmarkt<br />

Nach diesen spöttischen Worten – <strong>und</strong> damit sich jetzt<br />

nicht eine Leserin das schnell als Trademark schützen<br />

lässt, bevor ich selbst dazu komme – nun doch auch<br />

noch ein paar versöhnliche Worte über die anderen<br />

Anbieter auf dem Markt.<br />

Leider leben wir in einer Kultur, die Wachstum <strong>und</strong><br />

Leistung verehrt, fast egal was da gerade wächst <strong>und</strong><br />

wo<strong>für</strong> da etwas geleistet wird.<br />

Was unsere Fähigkeit zu Wohlgefühl anbelangt,<br />

hat uns diese Kultur ziemlich versaut. Wir sind kaum<br />

mehr imstande, in unseren <strong>Körper</strong> <strong>und</strong> unsere <strong>Seele</strong><br />

hineinzuhorchen <strong>und</strong> zu spüren, was uns gut tut. Da<br />

sitzen wir nun am übervoll gedeckten Tisch – voll mit<br />

Informationen, Nahrungs- <strong>und</strong> Heilmitteln <strong>und</strong> vor<br />

tausendeiner Methode <strong>für</strong> persönliches Wachstum,<br />

sprituellen Fortschritt, Welldies <strong>und</strong> Welldass – <strong>und</strong><br />

sind unter Stress.<br />

Zurück zur Unschuld?<br />

Weil das das so ist, kann kaum einer von uns einfach<br />

zurückspazieren ins Paradies, ins Land der Unschuld<br />

<strong>und</strong> des Wohlbefindens. Die kindliche Sicherheit in der<br />

Auswahl dessen, was uns gut tut, haben wir verloren,<br />

<strong>und</strong> wir können auch nicht mehr so tun, als hätten wir<br />

sie noch. Aber es gibt Hoffnung: Die Erinnerung daran,<br />

dass wir dieses sichere Gespür einmal hatten, hilft!<br />

Sie hilft uns, den gröbsten Unsinn der Wellness- <strong>und</strong><br />

Fitnessindustrie zu vermeiden <strong>und</strong> uns bei der Auswahl<br />

der richtigen Methoden mehr selbst zu vertrauen.<br />

Der Atem<br />

Was dabei auf jeden Fall helfen kann, ist der Atem.<br />

Sogar anscheinend hoffnunglos verirrten <strong>Seele</strong>n <strong>und</strong><br />

extrem verspannten <strong>Körper</strong>n hilft es, einfach mal den<br />

Atem ein- <strong>und</strong> ausströmen zu lassen, so wie er von alleine<br />

es will, ohne Anspruch dabei alles richtig zu machen.<br />

Das kannst du beim Lesen dieses Textes machen,<br />

in einer Ruhepause, am Morgen oder am Abend <strong>und</strong><br />

sogar inmitten höchster Anspannung, wenn es scheint,<br />

als ginge nichts mehr – <strong>und</strong> jetzt auch noch den Atem<br />

beobachten, nein danke! – doch, auch jetzt, gerade jetzt.<br />

Der Atem ist der Königsweg zur Meditation genannt<br />

worden, <strong>und</strong> er ist auch der Königsweg zum körperlichen<br />

<strong>und</strong> seelischen Wohlbefinden.<br />

Morgenyoga<br />

Wer sich den Luxus gönnen kann, mit dem Tageslicht<br />

aufzustehen <strong>und</strong> die eigene Arbeitszeit selbst zu bestimmen,<br />

ist glücklich dran. Für die anderen gilt: Es hilft,<br />

den Wecker ein bisschen früher zu stellen. Die Minuten,<br />

die du dann hast, bevor „es losgeht“, verbringe sie mit<br />

Gähnen, dich Räkeln, die Glieder dehnen <strong>und</strong> strecken<br />

– du wirst merken, wie gut das tut! Und damit dein spirituelles<br />

Ego dir dabei nicht dazwischenfunkt <strong>und</strong> sagt,<br />

dass sei ja kein richtiges Yoga, Kungfu oder Taiji, <strong>und</strong><br />

Feldenkrais ist es auch nicht: Nenne es DiyWeYo! Am<br />

besten, du sprichst es Englisch aus: Daiwijou; so macht<br />

es noch mehr her – Japanisch, Tibetisch <strong>und</strong> Hawaiianisch<br />

sind ja inzwischen ein bisschen out. Du wirst du<br />

merken: Es wirkt W<strong>und</strong>er! (Über deine Autorisierung<br />

als zertifizierter DiyWeYo-Trainer sprechen wir dann<br />

später mal, bei Gelegenheit – ganz entspannt.)<br />

Wolf Schneider, Jg. 1952, Studium<br />

der Lebenskunst. Hrsg. der Zeitschrift<br />

connection seit 1985. 2005 Gründung<br />

der »Schule der Kommunikation«.<br />

Kontakt: schneider@connection.de,<br />

Blog: www.schreibkunst.com.<br />

Thema Was gut tut<br />

KGSBerlin 06/2012 15

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