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LADEN - Veranstaltungskalender für Körper Geist und Seele

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Nützlich sein<br />

Ole Nydahl war einer der ersten Westler, die Übertra-<br />

gungen des Buddhismus emp�ngen <strong>und</strong> als Lehrer<br />

nach Europa brachten. Er lehrt in der tibetischen<br />

Karma-Kagyü-Tradition <strong>und</strong> hat in den r<strong>und</strong> 40<br />

Jahren seit seiner ersten Begegnung mit deren<br />

Oberhaupt, dem Karmapa, mehr als 600 Meditationszentren<br />

gegründet. Wir haben eine kleine Auswahl<br />

aus seinem neuesten Buch „Nützlich sein“, das ein<br />

Gespräch mit Dirk Grosser aufzeichnet, mit fre<strong>und</strong>licher<br />

Genehmigung des Verlages zusammengestellt.<br />

Dirk Grosser: Ich denke, auch Buddha selbst war kein<br />

Softie, sondern im Gr<strong>und</strong>e ein wirklicher Revolutionär.<br />

Wie er sich gegen die Sitten des Hinduismus seiner Zeit<br />

gestellt hat, erforderte sicherlich viel Kraft.<br />

Ole Nydahl: Er war ein Krieger. Er entstammte nicht der<br />

Kaste der Brahmanen, der Priester, sondern der Kaste<br />

der Kshatriya, der Krieger, was bis heute gern vergessen<br />

wird. Bis zu seinem 29. Lebensjahr hat er sich in jeder<br />

Form der Kriegsführung, jeder damals bekannten Art<br />

zu kämpfen geübt. Und 500 Konkubinen soll er gehabt<br />

haben, was damals unter den indoeuropäischen Stämmen<br />

Nordindiens als Zeichen der Würde galt. Meist<br />

waren es wohl die Witwen gefallener Krieger, um die<br />

sich dann die Gemeinschaft kümmerte. Es heißt auch,<br />

dass Buddha alle seine Frauen zufrieden stellen konnte.<br />

Offensichtlich ging er früh ins Bett <strong>und</strong> nahm genügend<br />

Vitamine zu sich. ...<br />

Kann man auf jeder Ebene erleuchtet werden?<br />

Sehr schwierig, denn die Götter vergeuden ihre Zeit,<br />

ohne die Fehlvorstellung eines abgetrennten „Ich“<br />

aufzulösen. Die beste Möglichkeit ist das menschliche<br />

Leben mit seinem Gemisch von anspornenden Bedingungen<br />

<strong>und</strong> Reizen.<br />

Ich hatte bei meinem H<strong>und</strong> oft das Gefühl, dass er schon<br />

erleuchtet wäre. Das mag bescheuert klingen, aber wenn<br />

ich ihn sah, wie er über eine Wiese rannte <strong>und</strong> sich freute,<br />

wusste ich immer, dass er völlig im Hier <strong>und</strong> Jetzt war.<br />

H<strong>und</strong>e haben sehr gute Eigenschaften <strong>und</strong> erscheinen<br />

oft im nächsten Leben als Zweibeiner. Erleuchtung ist<br />

aber ein Dauerzustand höchsten Glücks <strong>und</strong> heißt, tatsächlich<br />

zu wissen, was Frau Müller am anderen Ende<br />

der Stadt gerade kocht <strong>und</strong> was sie dabei denkt. Uferloses,<br />

bewusstes Einssein mit allem, das ist Erleuchtung.<br />

Und ich habe bislang nur einen Menschen wahrgenom-<br />

men, der das wirklich war <strong>und</strong> konnte. Das war der<br />

16. Karmapa. Er ließ Berufsfotografen mit schwarzen<br />

Filmen stehen, wenn er ungewollt fotografiert wurde,<br />

erschien als Buddhaform oder halb durchsichtig auf<br />

Bildern – alles auf den damaligen Polaroidfotos <strong>und</strong><br />

vor der Zeit digitaler Bildbearbeitung. Er sagte uns in<br />

Colorado 1980 15 Monate vorher seinen Tod voraus<br />

<strong>und</strong> lud uns ein, unsere Fre<strong>und</strong>e dazu in den Himalaya<br />

mitzunehmen. Nach seinem Tod schrumpfte er 45<br />

Tage lang seinen unverwesten <strong>Körper</strong> in einem warmen<br />

Raum ohne Einbalsamierung auf einen halben Meter<br />

zusammen, bis er am 20. Dezember 1981 verbrannt<br />

wurde. ...<br />

Du behauptest also von dir selbst nicht, dass du erleuchtet<br />

bist.<br />

Nein, so etwas würde ich doch ständig erfahren. „Erleuchtet“<br />

heißt auf dem Diamantweg „allwissend“. Ich<br />

denke aber tatsächlich, bescheiden wie ich nun einmal<br />

bin, dass ich einen nachahmenswerten, gr<strong>und</strong>legend<br />

glücklichen <strong>und</strong> befreiten Zustand erlangt habe. Ich<br />

fühle mich als ein Werkzeug, das anderen nützt. Meine<br />

größte Freude ist es, etwas dauerhaft Sinnvolles <strong>für</strong><br />

sie zu tun, <strong>und</strong> ich erfahre mit, wenn plötzlich Licht in<br />

ihren Augen aufgeht <strong>und</strong> sie verstehen: „Ich brauche<br />

vor nichts Angst zu haben. Mein <strong>Geist</strong> ist Raum <strong>und</strong><br />

dadurch unzerstörbar.“ ...<br />

Was sind denn Merkmale erleuchteter Menschen?<br />

Eine umfassende <strong>und</strong> alles durchdringende Heiterkeit,<br />

ganz von innen her, ist sehr bemerkenswert. Der Karmapa<br />

hatte immer Spaß, lachte ständig, machte ununterbrochen<br />

Witze. Er war ganz entspannt, ganz offen <strong>und</strong><br />

immer <strong>für</strong> andere da.<br />

Ole Nydahl: Nützlich sein, Aurum, Bielefeld, 2011, 164 Seiten,<br />

17,95 Euro<br />

KGSBerlin 06/2012 33

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