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37 Onkologie

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Allgemeine Gesichtspunkte Seite <strong>37</strong>–1<br />

<strong>37</strong> <strong>Onkologie</strong><br />

<strong>37</strong>.1 Allgemeine Gesichtspunkte<br />

Dietrich Schlodder<br />

Leitgedanke<br />

Die Krebserkrankung ist keine isolierte Zell-oder Organerkrankung. Wachstums-<br />

und Regenerationsprozesse des menschlichen Körpers werden zeitlebens<br />

im Stoffwechselsystem regulativ fein aufeinander abgestimmt: Zellteilung<br />

findet nur insoweit statt als absterbende Zellen zu ersetzen sind. Indem<br />

junge Zellen ausreifen, differenzieren sie sich gemäß den ihnen übergeordneten<br />

Organfunktionen, die wiederum vom Gesamtorganismus integriert sind.<br />

Alle Stoffwechseltätigkeit der einzelnen Zelle dient beim Gesunden immer<br />

dem Ganzen. Die wachstumshemmenden, differenzierenden und integrierenden<br />

Kräfte im Stoffwechselsystem sind seelisch-geistiger Natur (s. Kap. 1.6.1<br />

Die Wesensglieder). Der differenzierende Astralleib und die integrierende<br />

Ich-Organisation begrenzen Zellteilung und Wachstum gemäß den funktionalen<br />

Bedürfnissen der Organe und ihres Zusammenspiels.<br />

Bei der Krebserkrankung geschieht eine zunächst partielle Lockerung von<br />

Astralleib und Ich-Organisation im Stoffwechselsystem mit Tendenz – je nach<br />

Grad der Malignität – zu einem undifferenzierten, unbegrenzten Zellwachstum.<br />

Der physische Leib verliert dementsprechend Form und differenzierte<br />

Funktion. Im rhythmischen System geht dem sichtbaren Ausbruch der Krebserkrankung<br />

oft eine feine, später dann zunehmende Störung der Rhythmen<br />

von Atmung und Puls, Schlafen und Wachen, Temperatur und Verdauung<br />

voraus. Stoffwechselträgheit, Immunschwäche und Vitalitätsverlust sind die<br />

Folge. Entsprechend kann auch die seelische Befindlichkeit eine gewisse<br />

Nivellierung, Starre und Farblosigkeit des Gefühlslebens zeigen. Oft hat der<br />

Betreffende zunehmende soziale Isolierung erlitten, das Interesse an der Welt<br />

mehr und mehr verloren und erlebt die Unfähigkeit zu eigener, initiativer und<br />

autonomer Lebensgestaltung. So ist bei dieser Erkrankung der ganze Mensch<br />

betroffen.<br />

<strong>37</strong>.1.1 Allgemeine Therapie<br />

Nachdem die notwendigen konventionellen Therapien – gegebenenfalls Operation,<br />

Chemotherapie und/oder Bestrahlung – durchgeführt sind, gilt es, die<br />

jeweils noch vorhandenen Selbstheilungskräfte anzuregen:<br />

Glöckler, Anthroposophische Arzneimitteltherapie Grundwerk 2005<br />

II


Seite <strong>37</strong>–2<br />

Onkolgie<br />

In der Tumorumgebung gilt es, umschriebene Entzündungsprozesse zu erzeugen,<br />

um Astralleib und Ich-Organisation in ihrer stoffwechselorientierten<br />

Aktivität neu zu impulsieren und zu unterstützen. Im Idealfall kann es<br />

dadurch zur Auflösung oder Abkapselung des Tumors kommen, meistens tritt<br />

nur eine Hemmung des Wachstums ein.<br />

Generelle Anregung und Aktivierung des Wärmeorganismus und damit der<br />

Ich-Organisation.<br />

Spontan auftretendes oder künstlich erzeugtes Fieber kann hier ebenso hilfreich<br />

sein wie das Ergreifen neuer Initiativen, regelmäßiges Wandern in der<br />

Natur und Beschäftigen mit Dingen bzw. Pflegen menschlicher Kontakte, die<br />

erwärmen, die fröhlich stimmen, die begeistern.<br />

Pflege und Neuordnung gestörter Körperrhythmen bedürfen sorgfältiger Planung.<br />

Psychotherapiearbeit und psychotherapeutische Begleitbehandlung dienen in<br />

erster Linie der Überwindung der Angst und der Steigerung von Initiative und<br />

Lebensqualität.<br />

Dem Einsatz künstlerischer Therapien mit ihren körperlich, seelischund geistig<br />

anregenden Effekten kommt große Bedeutung zu – je nach Tumorart,<br />

Lebenssituation und Neigung des Patienten.<br />

Die Wiedererlangung oder Verstärkung der Autonomie auf seelisch-geistiger<br />

Ebene wirkt der pathologischen Autonomie auf physiologisch-körperlicher<br />

Ebene direkt entgegen und ist folglich das Therapieziel.<br />

Die anthroposophische Misteltherapie<br />

Im Zentrum der Anthroposophischen <strong>Onkologie</strong> steht zweifellos die Mistel.<br />

Als Inbegriff einer autonomen Pflanze, die in ihrem Wachstumsverhalten und<br />

ihrer kugeligen Form eine weitgehende Unabhängigkeit von den Einflüssen<br />

von Schwerkraft und Licht offenbart und somit eine autonome Raum- und<br />

Zeitgestalt aufweist, ist sie das spezifische Heilmittel für den autonomen<br />

Wachstumsprozess der Krebserkrankung, der sich den normalen Regulationsvorgängen<br />

des Organismus zunehmend entzieht. Misteltherapie ist prinzipiell<br />

imstande, die dem Tumorgeschehen zugrunde liegende Dissoziation zwischen<br />

dem lebenden Körper einerseits und der seelisch-geistigen Empfindungs- und<br />

Ich-Organisation andererseits aufzuheben, was sich unter anderem in einer<br />

unspezifischen und spezifischen Immunstimulation und Durchwärmung des<br />

Organismus bis hin zum Fieber zeigt. Um eine optimale Wirkung zu erzielen,<br />

wird die Misteltherapie nicht schematisch durchgeführt, sondern durch Wahl<br />

der Applikationsweise, des geeigneten Wirtsbaums und der Dosierung an den<br />

individuellen therapeutischen Bedarf und die Reaktionslage des Patienten<br />

sowie an Art und Schwere der Tumorerkrankung angepasst.<br />

Grundwerk 2005 Glöckler, Anthroposophische Arzneimitteltherapie


Allgemeine Gesichtspunkte Seite <strong>37</strong>–3<br />

Ergänzende Therapie<br />

Ergänzt wird die Misteltherapie durch weitere Maßnahmen.<br />

Weitere Arzneimittel wie:<br />

> Hepatodoron ® Tbl./Weleda, 3 × tgl. 2 Tabletten oder<br />

> Vitis comp. Tbl./Weleda 3 × tgl. 2 Tabletten zur Unterstützung der Leberfunktion,<br />

> Chelidonium comp. Dil./Weleda, 3 × tgl. 15 Tropfen zur Anregung der<br />

Stoffwechsel- und Ausscheidungsprozesse,<br />

> Formica D4 Dil./Weleda, 3 × tgl. 5 Tropfen oder<br />

> Formica D3/Formica D15 aa Amp./Weleda, 3 × wöchentl. 1 Ampulle s.c. zur<br />

Förderung der Ausscheidung und Entgiftung, v.a. bei mageren Patienten<br />

mit starker Verhärtungstendenz.<br />

Bei speziellen Tumorformen kommen außerdem in Betracht, meist in täglichem<br />

Wechsel mit Mistelinjektionen:<br />

> Helleborus niger D3–D30 aquos. Amp./Helixor 3 × wöchentl. 1 Ampulle s.c.<br />

bei Tumoren mit ausgeprägter entzündlicher Symptomatik (z.B. malignen<br />

Systemerkrankungen), Ergüssen und Ödemen.<br />

> Lien/Plumbum Amp./Wala 3 × wöchentl. 1Ampulle s.c. bei Leukämien,<br />

Polycythämie,Plasmocytom und Knochenmetastasen, evtl. im Wechsel mit<br />

> Epiphysis/Plumbum Amp./Wala 3 × wöchentl. 1 Ampulle s.c.<br />

> Bei Sarkomen Cetraria praeparata Amp./Weleda, 3 × wöchentl. 1 Ampulle<br />

s.c.<br />

> Bei Hodgkin-Lyphom Colchicum, Tuber Rh D5 Amp./Weleda, jeden 2.Tag<br />

1Ampulles.c. im tgl. Wechsel mit<br />

> Capsicum annuum D10 Amp./Weleda.<br />

Ernährungsberatung: An die individuelle Situation adaptierte laktovegetabile<br />

Vollwertkost, unter besonderer Berücksichtigung von Getreidegerichten,<br />

reichlich frischem Gemüse und Obst und milchsauren Produkten, möglichst<br />

aus biologisch-dynamischem oder biologischem Anbau.<br />

Heileurythmie und Kunsttherapie (Malen, evtl. auch Plastizieren, Musiktherapie<br />

oder Sprachgestaltung).<br />

Therapeutische Gespräche zur Verarbeitung der Diagnose Krebs und der<br />

damit verbundenen Ängste, zur Selbstfindung und Ermöglichung einer sinnvollen,<br />

produktiven Lebensführung.<br />

Anregung zu einer bewussten, rhythmischen Lebensgestaltung mit regelmäßiger,<br />

wohldosierter körperlicher Aktivität an frischer Luft, ausreichenden<br />

Ruhephasen und Achtsamkeit auf sich selbst, das soziale und kulturelle<br />

Umfeld und die Natur.<br />

Glöckler, Anthroposophische Arzneimitteltherapie Grundwerk 2005<br />

II


Seite <strong>37</strong>–4<br />

<strong>37</strong>.1.2 Grundprinzipien der Misteltherapie<br />

Onkolgie<br />

Die Anwendung von Mistelinjektionspräparaten geht auf Rudolf Steiner<br />

zurück. In zahlreichen Vorträgen und Gesprächen schilderte er die Bezüge<br />

zwischen Mistel und Krebs und gab Anregungen für die spezielle Herstellung<br />

vonMistelpräparaten und für deren optimale Anwendung – beides Voraussetzungen<br />

für eine gute Wirksamkeit.<br />

Auf dieser Basis wurden seit 1917 zunehmend Krebspatienten mit Mistelpräparaten<br />

behandelt und ein immenser Erfahrungsschatz gesammelt Daneben<br />

wurden wissenschaftliche Untersuchungen zur Erforschung der Wirkungsweise<br />

und zum Nachweis der Wirksamkeit und Unbedenklichkeit durchgeführt.<br />

Mittlerweile sind mehr als tausend Publikationen erschienen, viele in<br />

internationalen wissenschaftlichen Journalen. Pharmakologisch aktive Substanzen<br />

(Mistellektine, Viscotoxine, Oligo- und Polysaccharide) sind heute gut<br />

untersucht. Zytotoxische bzw. tumorhemmende, immunmodulierende und<br />

immunprotektive Effekte sind in vitro und in vivo nachgewiesen. Zum Wirksamkeitsnachweis<br />

liegen inzwischen 90 Studien vor, darunter 24 prospektivkontrollierte<br />

klinische Studien. Die Mehrzahl der Studien erbrachte ein statistisch<br />

signifikantes Ergebnis zu Gunsten der Misteltherapie, in erster Linie<br />

bezüglich Verlängerung der Überlebenszeit bzw. Verbesserung der Überlebensraten.<br />

Einschränkend muss auf die aus heutiger Sicht mangelhafte methodologische<br />

Qualität besonders der älteren Studien hingewiesen werden.<br />

Im Folgenden sollen die Grundprinzipien der anthroposophischen Misteltherapie<br />

dargestellt werden, die sich aus den Angaben Steiners, dem ärztlichen<br />

Erfahrungsschatz von über 85 Jahren und aus der wissenschaftlichen Forschung<br />

ergeben haben.<br />

Mistelpräparate<br />

Die in der anthroposophischen Therapierichtung verwendeten Mistelinjektionspräparate<br />

(abnobaVISCUM ® /Abnoba, Helixor ® /Helixor, Iscador ® /Weleda,<br />

Iscucin/Wala, Isorel ® /Novipharm) zeichnen sich durch einen speziellen<br />

pharmazeutischen Prozess aus: Aus Winter- und Sommerernten eigens hergestellte<br />

Winter- und Sommerextrakte werden in einer speziellen Apparatur<br />

unter Anwendung hochtouriger Drehzahlen gemischt, indem Sommerextrakt<br />

in den rotierenden Winterextrakt eingetropft wird. Hinsichtlich Erntezeiten,<br />

Rezeptur, Extraktions-Verfahren und verwendeter Mischapparatur gibt es<br />

jedoch deutliche Unterschiede zwischen den Herstellern.<br />

Jeder Hersteller bietet eine Auswahl mehrerer Präparate von verschiedenen<br />

Mistel-Wirtsbäumen an, die je nach Krebsart und -lokalisation, Geschlecht<br />

oder Konstitution des Patienten differenziert eingesetzt werden. Grundsätz-<br />

Grundwerk 2005 Glöckler, Anthroposophische Arzneimitteltherapie


Allgemeine Gesichtspunkte Seite <strong>37</strong>–5<br />

lich wirken Laubbaummistelpräparate stärker zytotoxisch und immunmodulierend<br />

als Nadelbaummistelpräparate, die wiederum besser verträglich und<br />

für empfindliche und schwer kranke Patienten geeigneter sind. Genaue Empfehlungen<br />

finden sich in den Fachinformationen und Therapierichtlinien der<br />

Hersteller.<br />

Indikationen<br />

Mistelpräparate sind bei allen Tumorarten und in allen Krankheitsstadien<br />

indiziert. Die meisten und besten Erfahrungen liegen bei soliden Malignomen<br />

vor, vor allem bei den Karzinomen. Doch gibt es keine Tumorart, bei der sich<br />

Mistelpräparate als generell unwirksam oder sogar schädlich erwiesen hätten.<br />

Offiziell zugelassen sind die anthroposophischen Mistelpräparate entsprechend<br />

der Monografie: Viscum album (Kommission C) für bösartige und gutartige<br />

Geschwulstkrankheiten sowie bösartige Erkrankungen und begleitende<br />

Störungen der blutbildenden Organe, definierte Präkanzerosen, zur Rezidivprophylaxe<br />

nach Geschwulstoperationen und zur Anregung der Knochenmarktätigkeit.<br />

Anthroposophische Medizin versteht sich prinzipiell als Ergänzung und<br />

Erweiterung der konventionellen Medizin, so auch in der <strong>Onkologie</strong>. Sie kann<br />

die in die Pathogenese eingreifenden tumorwirksamen Maßnahmen – Operation,<br />

Strahlen-, Chemo- und Hormontherapie – nicht ersetzen, wohl aber um<br />

das salutogenetische Therapieprinzip ergänzen.<br />

Die Misteltherapie und flankierende Maßnahmen sollten daher so früh wie<br />

möglich nach Diagnosestellung begonnen werden, möglichst schon präoperativ,<br />

um den Patienten vor Einleitung der belastenden und immunsuppressiven<br />

tumordestruktiven Therapien in eine optimale körperlich-seelische Verfassung<br />

zu bringen. Auch während Strahlen- oder Chemotherapie wird die Misteltherapie<br />

zur besseren Verträglichkeit und zum besseren Erhalt der Immunfunktion<br />

begleitend fortgesetzt.<br />

Kontraindikationen<br />

Als Kontraindikationen bestehen fieberhafte Erkrankungen und frühere allergische<br />

Reaktionen auf Mistelzubereitungen. Bei letzteren handelt es sich<br />

meist um keine echten Allergien, sondern um dosisabhängige Pseudoallergien.<br />

In diesem Fall ist eine Fortsetzung der Therapie mit deutlich reduzierter<br />

Dosis in der Regel problemlos möglich.<br />

Glöckler, Anthroposophische Arzneimitteltherapie Grundwerk 2005<br />

II


Seite <strong>37</strong>–6<br />

Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und Therapien<br />

Onkolgie<br />

Die Kombination mit Chemotherapie führt zu einer nachweislich besseren<br />

Verträglichkeit und Reduktion der Nebenwirkungen. Auch die Kombination<br />

mit Hormontherapie, Bestrahlung oder Hyperthermie hat sich in der Erfahrung<br />

gut bewährt.<br />

Zu Interaktionen mit anderen immunmodulierenden Substanzen (z.B. Thymusextrakten)<br />

liegen keine Untersuchungen vor. Wegen theoretisch möglicher<br />

überadditiver Effekte sind bei zeitnaher Applikation eine vorsichtige<br />

Dosierung des Mistelpräparates und ein Immunmonitoring empfehlenswert.<br />

Eine Kombination mit Interferonen erscheint aufgrund des ähnlichen Wirkungs-<br />

und Nebenwirkungsprofils nicht sinnvoll.<br />

Arzneimittelsicherheit<br />

Mistelextrakte sind im Allgemeinen gut verträglich und zeigen auch bei hochdosierter<br />

Langzeittherapie keine toxischen Schäden. In Tierversuchen zur<br />

akuten, subakuten und chronischen Toxizität erwiesen sich Mistelpräparate<br />

bei subkutaner und intravenöser Gabe als untoxisch. Auch beim Menschen<br />

konnte eine Hepato-, Nephro- oder Hämatotoxizität bei Langzeittherapien<br />

mit hochdosierten Mistelinfusionen eindeutig ausgeschlossen werden. Experimentell<br />

ließen sich auch mutagene, genotoxische und immuntoxische Effekte<br />

ausschließen.<br />

Nebenwirkungen<br />

Nebenwirkungen der Misteltherapie sind letztlich nichts anderes als übermäßige<br />

Ausprägungen des erwünschten entzündungs- und immunstimulierenden<br />

Effektes. Bei fast allen Patienten treten dosisabhängig entzündliche Lokalreaktionen<br />

an der subkutanen Injektionsstelle auf, die einer zellulären Immunreaktion<br />

vom verzögerten Typ entsprechen und eine wichtige Indikatorreaktion<br />

für eine immunologisch effektive Dosierung darstellen. Nur bei einem<br />

Durchmesser von mehr als 5cm ist das erwünschte Ausmaß überschritten.<br />

Aber auch Fieber und regionale Lymphknotenschwellungen sind möglich. Bei<br />

all diesen Reaktionen ist nach dem vollständigen Abklingen eine Dosisreduktion<br />

ratsam. Allergische oder pseudoallergische Reaktionen kommen selten<br />

vor: Urtikaria oder makulopapulöses Exanthem, noch seltener Quincke-<br />

Ödem und Bronchospasmus, in wenigen Einzelfällen anaphylaktischer<br />

Schock. Zu beachten ist allerdings, dass Patienten mit vorbestehenden Allergien,<br />

Atopien oder Autoimmunerkrankungen empfindlicher und auch häufiger<br />

allergisch auf Mistelinjektionen reagieren. Bei diesen Patientengruppen<br />

empfiehlt sich deshalb ein lektinarmes Mistelpräparat in besonders niedriger<br />

Anfangsdosis und vorsichtiger Dosissteigerung.<br />

Grundwerk 2005 Glöckler, Anthroposophische Arzneimitteltherapie


Allgemeine Gesichtspunkte Seite <strong>37</strong>–7<br />

Art der Anwendung<br />

Subcutan<br />

Bislang werden Mistelpräparate vor allem subcutan angewendet. Hierbei<br />

steht die immunmodulierende Wirkung und die Besserung der Lebensqualität<br />

im Vordergrund. Bei oberflächlich gelegenen Tumoren kann durch tumornahe<br />

Injektion auch eine stärkere lokale tumorhemmende Wirkung erreicht werden.<br />

In den meisten Fällen wird jedoch an wechselnden Stellen der Bauchdecke<br />

oder der proximalen Oberschenkel injiziert; diese Stellen eignen sich auch<br />

zur Selbstinjektion durch den Patienten.<br />

Andere Applikationsweisen haben sich in der Erfahrung bewährt und sind in<br />

mehreren Publikationen beschrieben:<br />

Intravenös<br />

Intravenöse Infusionen in physiologischer Kochsalzlösung zeigten vor allem<br />

bei onkologisch „ausbehandelten“ Patienten gute roborierende und schmerzlindernde<br />

Effekte, z.T. auch eindrucksvolle Tumorrückbildungen. Hierbei ist<br />

zwar mit einem häufigeren Auftreten pseudoallergischer Reaktionen zu rechnen,<br />

doch können diese durch eine längere Infusionsdauer von 2–3 Stunden<br />

weitgehend vermieden werden.<br />

Intrapleurale Instillationen<br />

Sehr gute Erfolge bei malignen Pleuraergüssen weisen intrapleurale Mistelextraktinstillationen<br />

auf. Pleurodeseraten von 72–92% nach wiederholter Applikation<br />

sind publiziert worden, so dass in diesem Falle die Pleurodese mit Mistelpräparaten<br />

durchaus eine Alternative zur konventionellen Therapie darstellt,<br />

zumal sie sehr gut verträglich ist.<br />

Intratumorale Applikation<br />

Bei intratumoraler Applikation kommt die tumorhemmende Wirkung von<br />

Mistelpräparaten zweifellos am stärksten zur Geltung. Neben eindrucksvollen<br />

Tierversuchen wurden auch beim Menschen gute Erfolge bei inoperablen<br />

Tumoren oder Metastasen in einzelnen Kasuistiken publiziert. Durch Kombination<br />

mit Thermoablation scheint eine additive Wirkungsverstärkung beider<br />

Methoden möglich zu sein.<br />

Dosierung<br />

Dosiert wird grundsätzlich ganz individuell: In der Regel beginnt die Therapie<br />

mit der vom Hersteller empfohlenen Anfangsdosis, die schrittweise weiter<br />

gesteigert wird, bis die erwünschte Patientenreaktion (lokale Entzündung an<br />

der Injektionsstelle, Temperaturanstieg, Verbesserung der Immunfunktion<br />

Glöckler, Anthroposophische Arzneimitteltherapie Grundwerk 2005<br />

II


Seite <strong>37</strong>–8<br />

und/oder des Allgemeinbefindens) auftritt. Mit dieser optimalen Dosierung<br />

wird dann die Erhaltungstherapie durchgeführt. Rhythmische Anwendung –<br />

z.B. rhythmische Wiederholung von Anwendungen mit ansteigenden Dosen,<br />

regelmäßige Pausen – wird empfohlen.<br />

<strong>37</strong>.2 Bronchialkarzinom<br />

Dietrich Schlodder<br />

Über Atmung und Lunge steht der Mensch in intensivem Kontakt mit seiner<br />

Umwelt. Schmutzpartikel in der Einatmungsluft bleiben am Schleim im<br />

Nasenrachenraum, in der Luftröhre und im Bronchialbaum kleben. Sie werden<br />

entweder von den Makrophagen des Immunsystems vor Ort phagozytiert<br />

oder mit Hilfe des Flimmerepithels der Luftwege wieder nach draußen befördert.<br />

Bestimmte eingeatmete Stoffe, die jahrelang aufgenommen und vom<br />

Immunsystem nicht, oder nicht mehr, überwunden werden, aber auch nicht<br />

über den Schleim den Körper verlassen, durchsetzen den Organismus als<br />

(nicht-individualisierte) „Fremd“-Stoffe (Karzinogene). Auch durch eine<br />

chronische obstruktive Bronchitis kann die veränderte Schleimhaut für den<br />

Organismus „fremd“ werden. Seelische Regungen wirken sich auch unmittelbar<br />

auf die Atmung aus. Deshalb können chronische, nicht bewältigte, Konflikte<br />

zwischen eigenen Bedürfnissen und denen der Umwelt zu tiefgreifenden<br />

Störungen der regelmäßigen Atemfunktion führen. Dauerstress, Kummer und<br />

Sorgen über viele Jahre „können den Atem nehmen“. Auch akute Schockerlebnisse,<br />

die nur schwer oder nicht verarbeitet werden, lassen den Atem stocken.<br />

Therapie<br />

Prophylaktisch und therapeutisch steht an erster Stelle, das Rauchen aufzugeben<br />

und das Verhältnis zwischen Ich und Umwelt neu zu gestalten. Von den<br />

Therapien, die in Kapitel <strong>37</strong>.1.1 geschildert wurden, sind bei Bronchial-Karzinom<br />

(Ca) von besonderer Bedeutung:<br />

Misteltherapie<br />

> abnobaVISCUM ® Aceris oder<br />

> Helixor ® A oder<br />

> Iscador ® Uc.Hgoder<br />

> Iscucin ® Tiliae 3×wöchentl. bzw. jeden 2. Tag 1 Ampulle s.c.<br />

Onkolgie<br />

Grundwerk 2005 Glöckler, Anthroposophische Arzneimitteltherapie


Atemwege/HNO Seite 3–1<br />

3 Atemwege/HNO<br />

Birgit Emde, Heide Tetzner<br />

Vorbetrachtung<br />

Obwohl der Begriff „Erkältungskrankheiten“ wissenschaftlich nicht mehr<br />

gebräuchlich ist, ist er doch sehr zutreffend. Es sprechen nicht nur die meisten<br />

Menschen von einer Erkältung. Vielmehr ist zu Beginn einer Erkältung vor<br />

allem der Wärmehaushalt des Körpers gestört. Der Kreislauf kann die Wärme<br />

nicht gleichmäßig in allen Körperteilen aufrechterhalten. Es entstehen<br />

Bezirke unzureichender Durchblutung und Versorgung, sogenannte „Wärmelöcher“,<br />

vorzugsweise an den Füßen, am Rücken, in der Lendenregion, an<br />

Händen und Armen sowie an der Nase. Viele Empfehlungen und Therapien<br />

betreffen daher die Stärkung des Wärmeorganismus. Das heißt, der Organismus<br />

soll angeregt werden, seine eigene Wärme verstärkt zu bilden und zu<br />

bewahren.<br />

Die Ursachen von Erkältungskrankheiten im Bereich der Atemwege können<br />

sowohl äußerlichen als auch innerlichen Ursprungs sein. Dabei kommen körperliche<br />

Überanstrengung, Erschöpfung sowie Kälte durch Nässe und Wind<br />

infrage. Aber auch seelischer Stress, Kummer und Sorgen schwächen das<br />

Immunsystem und die seelische Komponente der Wärmebildung. Dadurch ist<br />

die Infektionsbereitschaft erhöht und der Weg bereitet für Bakterien und<br />

Viren, die sich in den Atemwegen vermehren und entzündliche Reaktionen<br />

auslösen können. Diese Entzündungen können sich als gesteigerte Stoffwechselprozesse<br />

mit wässriger oder eitriger Schleimbildung äußern. Infolge einer<br />

Entzündung kommt es zu einer vermehrten Durchlässigkeit der Kapillaren:<br />

Es tritt Wasser „über die Ufer“. So ist neben der Normalisierung des Wärmehaushalts<br />

im Körper die Tonisierung und „Abdichtung“ der Kapillaren ein<br />

weiteres Therapieziel, um den entzündlichen Vorgängen die Grundlage zu<br />

entziehen. Auch wenn diese Entzündungen möglicherweise nur lokal begrenzt<br />

sind, so können sie und ihre Begleitsymptome, wie Kopf- und Gliederschmerzen,<br />

das Allgemeinbefinden erheblich beeinträchtigen.<br />

Zu den typischen entzündlichen Erkrankungen der Atemwege und des Hals-<br />

Nasen-Ohren-Bereiches gehören:<br />

– Grippaler Infekt, mit und ohne Fieber,<br />

– Rhinitis,<br />

– Sinusitis,<br />

– Mandel- und Rachenentzündung,<br />

– Husten und Bronchitis,<br />

– Entzündungen des Ohres.<br />

Glöckler, Anthroposophische Arzneimitteltherapie 1. Akt.-Lfg. 2008<br />

II.B


Seite 3–2<br />

3.1 Grippaler Infekt, mit und ohne Fieber<br />

Beschwerdebild<br />

Atemwege/HNO<br />

Erste Symptome sind kalte Füße, ein heißer Kopf und Frösteln zusammen mit<br />

Abgeschlagenheit und einem unangenehmen Krankheitsgefühl. Die Körpertemperatur<br />

ist meist leicht erhöht (um 38°C). Die meisten Menschen klagen<br />

über Kopf- und Gliederschmerzen. Andere spüren den Beginn der Erkältung<br />

am kratzenden Hals oder am ständigen Niesen. Im Anschluss an die ersten<br />

Symptome können katarrhalische Erscheinungen wie Schnupfen, Husten und<br />

Heiserkeit entstehen. Das oft vorhandene Symptom des Frierens und Fröstelns<br />

im Beginn einer Erkältung wird durch den Fieberanstieg hervorgerufen,<br />

der bewirkt, dass man seine normale Körpertemperatur als zu kalt empfindet.<br />

Was ist Fieber?<br />

„Gib mir die Macht Fieber zu erzeugen, und ich heile jede Krankheit“<br />

(Parmenides, Arzt im Altertum).<br />

„Fieber ist die natürliche Waffe des Organismus, um sich gegen die Krankheitserreger<br />

zu wehren.“<br />

Aus diesen Sätzen geht hervor, dass es mit dem Fieber etwas besonderes auf<br />

sich hat. Eins ist inzwischen auch wissenschaftlich breit abgestützt: Fieber ist<br />

keine Krankheit, sondern eine Reaktionsform des Immunsystems, um Krankheiten<br />

zu beseitigen. Es bewirkt Appetitlosigkeit, Mattigkeit und das Bedürfnis,<br />

sich hinzulegen, den Organismus möglichst ungestört seiner Selbstregulation<br />

zu überlassen und das gestörte innere Gleichgewicht im Menschen wieder<br />

ins Lot zu bringen. Es entgiftet, harmonisiert und steigert die Abwehrkräfte.<br />

Bakterien und Viren werden in ihren Lebensbedingungen bei Temperaturen<br />

über 38,5°C erheblich eingeschränkt und ihre giftigen Stoffwechselprodukte<br />

werden durch die fieberbedingt gesteigerte Durchblutungs- und Stoffwechseltätigkeit<br />

rascher ausgeschieden.<br />

Ab wann spricht man von Fieber?<br />

Temperaturen bis <strong>37</strong>,5°C gelten als normal. Bis <strong>37</strong>,9°C bedeutet erhöhte Temperatur.<br />

Ab 38°C spricht man von Fieber. Bei Temperaturen über 40°C und immer<br />

noch kühler Haut sollte der Arzt angerufen werden.<br />

Wie entsteht Fieber?<br />

Im Körper findet eine erhöhte Stoffwechselaktivität statt, dadurch entsteht<br />

Wärme. Bis aber die Endtemperatur erreicht ist – d.h. der Fieberanstieg vorbei<br />

ist – fühlt sich die Haut vor allem an den Gliedmaßen kühl an und ist blass<br />

(durch Drosselung der Hautdurchblutung). Der damit oft verbundene Schüttelfrost<br />

kann sich bis zum Zähneklappern und starkem Gliederschlottern stei-<br />

1. Akt.-Lfg. 2008 Glöckler, Anthroposophische Arzneimitteltherapie


Grippaler Infekt, mit und ohne Fieber Seite 3–3<br />

gern. Kinder im Fieberanstieg klagen daher oft über Frieren, Bauchschmerzen<br />

und Kopfschmerz, manchmal wird auch erbrochen. Ist die Höchsttemperatur<br />

erreicht, wird die Haut wieder warm.<br />

Fieberverläufe können sehr unterschiedlich sein. Es hängt von der zu bekämpfenden<br />

Krankheit ab. Bei Kindern ist es wichtig, sie in der Krankheit beobachten<br />

zu lernen, um dem Arzt möglichst genau Auskunft geben zu können, bzw.<br />

selbst die richtige Maßnahme zu ergreifen.<br />

Wie wird Fieber richtig gemessen?<br />

Am einfachsten ist die Messung im Ohr mit dafür vorgesehenen Ohrthermometern.<br />

Ansonsten idealerweise ein digitales Thermometer verwenden. Beim<br />

Kind ist die Messung im After am genauesten. Erleichtert wird das Messen<br />

durch etwas Creme. Für Kinder gibt es Thermometer, deren Spitze schmaler<br />

und flexibel ist.<br />

Bei Messung in der Achselhöhle müssen 0,5°C dazugerechnet werden und das<br />

Thermometer muss gut sitzen. Nicht vergessen werden darf, dass die Temperatur<br />

im Verlauf des Tages zwischen dem klassischen Morgentief und dem Wiederanstieg<br />

im Laufe des Tages schwankt.<br />

Daher sollten Messungen am besten zu folgenden Zeiten durchgeführt werden:<br />

– Morgens nach dem Aufwachen,<br />

– (nach der Mittagsruhe),<br />

– abends vor dem Einschlafen,<br />

– nachts, wenn es erforderlich ist.<br />

Gemessene Temperatur mit Datum und Uhrzeit notieren. Nach der Messung<br />

aus hygienischen Gründen das Thermometer mit kaltem Wasser abwaschen<br />

und mit Isopropylalkohol 70Vol% desinfizieren.<br />

Fieberzeichen und deren Behandlung<br />

In der Regel kann der Fieberverlauf durch sinnvolle Maßnahmen unterstützt<br />

werden. Bei sehr hohem Fieber und Verwirrtheitszuständen sind Gegenmaßnahmen<br />

nötig. Bei Neigung zum Fieberkrampf ist immer ärztlicher Rat notwendig.<br />

1. Fall: Temperatur X 38,5°C, Haut an den Gliedmaßen kühl. Temperatur wird<br />

noch weiter ansteigen, der Körper kann noch keine Wärme an die Peripherie<br />

abgeben.<br />

Waden und Füße werden erst heiß, wenn der Fieberanstieg vorbei ist.<br />

Maßnahme: Auf keinen Fall kühle Wadenwickel, sondern heiße Pulswickel<br />

mit Arnika-Essenz.<br />

Warm zudecken und heißen Tee geben.<br />

Glöckler, Anthroposophische Arzneimitteltherapie 1. Akt.-Lfg. 2008<br />

II.B


Seite 3–4<br />

Atemwege/HNO<br />

2. Fall: Temperatur über 39°C, Haut fühlt sich bis zu den Waden heiß an. Temperaturanstieg<br />

ist abgeschlossen.<br />

Maßnahme: Jetzt sind Wadenwickel angezeigt. Dadurch wird der Körper<br />

in seinem Bestreben unterstützt, überschüssige Wärme abzugeben<br />

und die Temperatur sinkt.<br />

Wann muss man mit Fieber zum Arzt?<br />

– Bei Fieber über 40°C,<br />

– bei zusätzlichen Zeichen wie starkem Schüttelfrost, Hals- und Ohrenschmerzen,<br />

Brechdurchfall, Hautausschlag, starken anhaltenden Kopfschmerzen,<br />

Nackensteife oder Fieberkrampf, bei kalter Haut trotz Fieber,<br />

– wenn das Fieber über drei Tage anhält,<br />

– wenn das Fieber trotz sachgerecht angelegter Wadenwickel nicht sinkt,<br />

– bei jeglicher Unsicherheit, besonders bei Säuglingen und Kleinkindern.<br />

Ernährung bei Fieber<br />

Hohes Fieber ohne Durchfall:<br />

– Viel Flüssigkeit (Tee, z.B. Lindenblüten- oder Holunderblütentee oder<br />

Halbmilch mit etwas Zucker, evtl. Sauerkirschsaft, Schlehensaft, Zitronensaft<br />

halb verdünnt, lau oder kühl),<br />

– leichte Kost ohne Kartoffeln, z.B. Apfelmus oder Obstkompott,<br />

– gut sind Suppen, Obst und gedünstetes Gemüse,<br />

– wenig Fett und Eiweiß (im Fieber wird vermehrt Eiweiß abgebaut, es während<br />

des Fiebers zuzuführen würde diese sinnvolle Selbstregulation des<br />

Körpers belasten),<br />

– auf Nüsse, Schokolade o.Ä. verzichten,<br />

– kein Fleisch und keine Wurst essen,<br />

– auf regelmäßigen Stuhlgang achten.<br />

Hat das Kind/der Kranke gar keinen Appetit, sollte man es/ihn lassen, aber<br />

zum Trinken ermutigen.<br />

Bekleidung und Zudecke<br />

– Die Kleidung an die Zimmertemperatur anpassen,<br />

– gut zugedeckt liegen, jedoch nicht zu warm, damit kein Wärmestau ensteht,<br />

– keine Zugluft, jedoch immer wieder für frische Luft sorgen und durchlüften,<br />

– bei offenem Fenster evtl. mit Mütze und Pullover für gleichmäßige Wärme<br />

sorgen,<br />

– insbesondere die Gliedmaßen behaglich warm halten.<br />

Das Kind/der Kranke muss sich so wohl wie möglich fühlen. Dabei ist für<br />

Kinder oft die Nähe eines vertrauten Erwachsenen wichtig, der immer wieder<br />

einfach nur „da“ ist.<br />

1. Akt.-Lfg. 2008 Glöckler, Anthroposophische Arzneimitteltherapie


Grippaler Infekt, mit und ohne Fieber Seite 3–5<br />

Bei Kindern ist zu beachten: Sind diese unruhig, brauchen sie einen Erwachsenen,<br />

der bei ihnen bleibt und sie durch Singen, Summen, Geschichten erzählen<br />

oder Dabeisitzen begleitet.<br />

Auch sollte ein hoch fieberndes Kind nicht ohne Aufsicht bleiben, d.h. nachts<br />

darf es ins Elternbett oder ein Elternteil baut sich ein Bett im Kinderzimmer<br />

auf.<br />

Körperpflege bei Fieber<br />

– Gute Mundpflege, d.h. Zähne putzen nicht vergessen!<br />

– Mehrmals täglich Mundspülungen (Salbeitee, verdünnt; Zitronensaft, verdünnt<br />

oder mit Mundwasser von Wala oder Weleda) durchführen.<br />

– Häufige Lippenpflege (Fettstift).<br />

Allgemeine Therapiehinweise<br />

Die drei wichtigsten Empfehlungen bei einem grippalen Infekt sind Ruhe,<br />

Wärme und genügend trinken.<br />

Der Körper sollte mit wärmender Kleidung (auch Mütze, Schal, Unterhemd)<br />

warm gehalten werden, genauso wie die Füße mit warmen Socken. Der Patient<br />

sollte möglichst Bettruhe halten, zumindest Aufregung und Stress vermeiden<br />

und wenig sprechen.<br />

Bei einem grippalen Infekt empfiehlt sich eine leichte, vitaminreiche und<br />

eiweißarme Kost. Es sollte sehr viel getrunken werden. Hier vor allem wärmende<br />

Getränke, wie heißer Holundersaft oder verschiedene Tees, z.B. Lindenblütentee,<br />

Holunderblütentee, Hagebuttentee, Melissentee. Der Tee kann<br />

zur Geschmacksverbesserung (Kinder!) mit Obstsaft oder Honig gesüßt werden.<br />

Warme Getränke entlasten den Körper und wärmen von innen.<br />

Äußere Anwendungen<br />

Die äußeren Anwendungen haben in erster Linie eine Anregung des körpereigenen<br />

Wärmeorganismus zum Ziel. Besonders das ansteigende Fußbad sollte<br />

immer beim beginnenden grippalen Infekt empfohlen werden.<br />

> Ansteigendes Fußbad<br />

Zur Steigerung der körpereigenen Abwehr und Anregung des Wärmeorganismus.<br />

Dosierung und Art der Anwendung<br />

Siehe Teil II.B, Kap. 14 Äußere Anwendungen.<br />

Glöckler, Anthroposophische Arzneimitteltherapie 1. Akt.-Lfg. 2008<br />

II.B


Seite 3–6<br />

Atemwege/HNO<br />

Wirkungsweise<br />

Ein ansteigendes Fußbad ist das beste Hausmittel zur Abwehrsteigerung.<br />

Rechtzeitig angewendet kann es durch die Erwärmung des Körpers so<br />

manche Erkältungskrankheit abblocken bzw. an der weiteren Ausbreitung<br />

hindern. Es kann auch unterstützend bei Schnupfen, Entzündungen der<br />

Nebenhöhlen, Halsinfekten und Erkrankungen der Bronchien angewendet<br />

werden.<br />

> Ganzkörpereinreibung mit Malvenöl/Wala<br />

Zur Pflege des Wärmeorganismus, in der Rekonvaleszenz und bei Erschöpfung.<br />

Malvenöl eignet sich hervorragend zur Anwendung bei Säuglingen<br />

und Kindern und hilft auch vorbeugend gegen Erkältungserkrankungen.<br />

Dosierung und Art der Anwendung<br />

Siehe Teil II.B, Kap. 14 Äußere Anwendungen.<br />

Wirkungsweise<br />

Das Malvenöl ist eine Mischung aus wertvollen, reinen Pflanzen-Ölauszügen,<br />

das als Einreibung die Wärmehülle des Körpers stärkt. Sambucus<br />

nigra (Schwarzer Holunder) hat eine durchwärmende und schweißtreibende<br />

Wirkung, die durch Alcea rosa (Malve) unterstützt wird. Tilia cordata<br />

(Lindenblüten) wirken ebenfalls schweißtreibend und fördern die<br />

Ausscheidung von Schlackenstoffen. Hypericum perforatum (Johanniskraut)<br />

und Prunus spinosa (Schlehenblüten) bringen Licht und Kraft in den<br />

Organismus. In Phasen der Rekonvaleszenz ist das besonders wichtig. Es<br />

wirkt anregend und aufbauend im Stoffwechsel.<br />

> Ganzkörpereinreibung mit Lavandula, Oleum aethereum 10%/<br />

Wala oder Lavendelöl 10%, ölige Einreibung/Weleda<br />

Bei Fieber, besonders für Kinder.<br />

Dosierung und Art der Anwendung<br />

Siehe Teil II.B, Kap. 14 Äußere Anwendungen.<br />

Wirkungsweise<br />

Ätherisches Lavendelöl wirkt lösend und entspannend im Fieber und verleiht<br />

dem Körper harmonisierende Impulse. Dies ist wichtig, da Fieber das<br />

innere Rhythmusgefüge aus dem Gleichgewicht bringt. Nach einer Einreibung<br />

mit Lavendelöl wird der Schlaf ruhiger und erholsamer. Verspannungen<br />

und Hustenreiz werden gelöst.<br />

> Kupfer Salbe rot/Wala oder<br />

> Cuprum metallicum praeparatum 0,4%, Salbe/Weleda<br />

Als Fußeinreibung bei kalten Füßen. Zur Durchwärmung des Gesamtorganismus.<br />

1. Akt.-Lfg. 2008 Glöckler, Anthroposophische Arzneimitteltherapie


Grippaler Infekt, mit und ohne Fieber Seite 3–7<br />

Dosierung und Art der Anwendung<br />

2–3 × täglich die Fußsohlen einreiben.<br />

Wirkungsweise<br />

In diesen Salben wirkt Cuprum oxydulatum rubrum (Kupfer(I)-oxid) bzw.<br />

Cuprum metallicum praeparatum (Kupferspiegel) über die Haut auf den<br />

Wärmeorganismus, d.h. die „Wärmestrahlung“ des Kupfers ist die wesentliche<br />

therapeutische Absicht. Sie regt dadurch die wärmeabhängige Blutverteilung<br />

an und damit auch die Durchatmung des Gewebes. Zudem wird<br />

über die aktivierten Wärmerezeptoren der Füße und deren Beziehung zur<br />

Nasenschleimhaut ihre Durchblutung und Durchwärmung positiv beeinflusst.<br />

> Pulswickel mit Arnika oder Zitrone<br />

Bei Müdigkeit und Kopfschmerzen im Fieberanstieg, zur Stärkung des<br />

Kreislaufes in allen Fieberphasen, zur Fiebersenkung, unabhängig von der<br />

Körpertemperatur bei Kreislaufproblemen und bei kindlichen Kopfschmerzen.<br />

Kinder mögen häufig lieber Pulswickel als Wadenwickel.<br />

Dosierung und Art der Anwendung<br />

Siehe Teil II.B, Kap. 14 Äußere Anwendungen.<br />

Wirkungsweise<br />

Pulswickel stärken den Kreislauf und senken sanft das Fieber. Arnika-Pulswickel<br />

entlasten zudem die Herztätigkeit durch Anregen des peripheren<br />

Kreislaufs und beugen Herzrhythmusstörungen vor.<br />

> Wadenwickel<br />

Bei Fieber, zum Absenken des Fiebers, ab einer Körpertemperatur von<br />

39,5°C Wadenwickel werden nur angewendet, wenn der Fieberanstieg vorbei<br />

ist und die Haut und die Gliedmaßen heiß sind! Die Füße müssen warm<br />

sein, daher evtl. eine Wärmflasche anlegen, um die vom Organismus<br />

zunächst angestrebte Erwärmung zu unterstützen (siehe auch Pulswickel).<br />

Dosierung und Art der Anwendung<br />

Siehe Teil II.B, Kap. 14 Äußere Anwendungen.<br />

Wirkungsweise<br />

Das Ziel eines Wadenwickel ist die Umverteilung der Wärme im Körper.<br />

Dabei wird das Fieber sanft gesenkt, jedoch nicht unterdrückt.<br />

Glöckler, Anthroposophische Arzneimitteltherapie 1. Akt.-Lfg. 2008<br />

II.B


Seite 3–8<br />

> Kühle Abwaschung<br />

morgens mit Rosmarin-Aktivierungsbad/Weleda bzw. Rosmarin<br />

Bad/Dr. Hauschka und<br />

abends mit Lavendel-Entspannungsbad/Weleda bzw. Lavendel<br />

Bad/Dr. Hauschka<br />

Zur Körperpflege bei Fieber.<br />

Dosierung und Art der Anwendung<br />

Einen Spritzer des Badezusatzes in das Waschwasser geben. Den Kranken<br />

dann zügig mit einem feuchten Waschlappen abreiben.<br />

Kühle Abwaschungen nur dann anwenden, wenn es dem Kranken angenehm<br />

ist.<br />

Wirkungsweise<br />

Im Fieber scheidet der Körper über die Haut Stoffwechselprodukte aus, die<br />

er loswerden möchte. Es ist wichtig, den Körper mithilfe von Abwaschungendavonzubefreien.Duschenistfürden<br />

Kreislauf oft zu anstrengend,<br />

sodass die Waschung mit dem Waschlappen eine wohltuende Alternative<br />

bietet. Rosmarin belebt vormittags und Lavendel bereitet den Kranken gut<br />

auf die Nacht vor.<br />

Innerliche Anwendungen<br />

Atemwege/HNO<br />

> Infludo ® ,Mischung/Weleda<br />

Grippale Infekte und fieberhafte Erkältungskrankheiten.<br />

Wichtig ist, dass die Tropfen so schnell wie möglich bei Auftreten der ersten<br />

Symptome genommen werden. Oft bricht dann der grippale Infekt gar<br />

nicht erst aus.<br />

Dosierung und Art der Anwendung<br />

Im akuten Stadium nehmen Erwachsene und Jugendliche alle 1–2 Stunden<br />

5–8 Tropfen in Wasser verdünnt ein oder man gibt 60–80 Tropfen auf 1 Glas<br />

Wasser und trinkt dieses schluckweise über den Tag verteilt, am besten<br />

stündlich. Wenn kein Fieber mehr besteht, nimmt man bis zur vollständigen<br />

Genesung 2–4 × täglich 5–8 Tropfen in Wasser verdünnt ein.<br />

Schulkinder erhalten als Einzeldosis 3–5 Tropfen in Wasser verdünnt oder<br />

es werden 35–50 Tropfen in ein Glas Wasser gegeben und schluckweise im<br />

Laufe des Tages verabreicht.<br />

Die Einnahme beim Auftreten der ersten Symptome ist entscheidend.<br />

Wirkungsweise<br />

Die im Infludo ® enthaltenen Stoffe regen den Organismus auf verschiedene<br />

Weise an, einen grippalen Infekt zu überwinden:<br />

1. Akt.-Lfg. 2008 Glöckler, Anthroposophische Arzneimitteltherapie


Grippaler Infekt, mit und ohne Fieber Seite 3–9<br />

Aconitum napellus (Eisenhut) lindert Grippeschmerzen und wirkt positiv<br />

auf die Körpertemperatur bei Fieber. Bryonia cretica (Zaunrübenwurzel)<br />

hat strukturierende Eigenschaften im geschwollenen und vermehrt wasserhaltigen<br />

Gewebe. Eucalyptus globulus (Eukalyptus) „entwässert“ das<br />

Gewebedort,wosichzuvielSekretangesammelthat.<br />

Eupatorium perfoliatum (Wasserdost) wirkt schweißtreibend, schleimlösend<br />

und fördert so die Flüssigkeitsabgabe nach außen. Zusätzlich hat es<br />

eine Wirkung gegen die Muskelschmerzen. Phosphorus bringt Licht- und<br />

Wärmekräfte in den Körper. Die Samen von Schoenocaulon officinale<br />

(Sabadilla) wirken tonisierend auf die Gefäße, was sich harmonisierend auf<br />

Kreislauf und Durchblutung der betroffenen Organe, wie z.B. der Nasenschleimhaut,<br />

auswirkt.<br />

> Ferrum phosphoricum comp., Streukügelchen/Weleda<br />

Grippale Infekte, fieberhafte Erkältungskrankheiten.<br />

Wichtig ist, dass die Streukügelchen so schnell wie möglich bei Auftreten<br />

der ersten Symptome genommen werden. Oft bricht dann der grippale<br />

Infektgarnichterstaus.<br />

Mittel der Wahl für Kinder, Schwangere, stillende Mütter und empfindliche<br />

Personen, da es ohne Alkohol hergestellt ist.<br />

Dosierung und Art der Anwendung<br />

Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahren: Alle 1–2 Stunden 15 Streukügelchen.<br />

Kinder von 6–11 Jahren: alle 1–2 Stunden 8–10 Streukügelchen. Kinder von<br />

1–5 Jahren: 3–4 × täglich 5–10 Streukügelchen.<br />

Säuglinge im ersten Lebensjahr: 3–4 × täglich 3–5 Streukügelchen. Die<br />

Streukügelchen jeweils langsam im Mund zergehen lassen.<br />

Wirkungsweise<br />

Dieses Präparat entspricht in seiner Zusammensetzung weitgehend dem<br />

Infludo ® , wobei der Phosphor aus Infludo ® durch Ferrum Phosphoricum<br />

ersetzt ist. Aconitum napellus (Eisenhut) lindert Grippeschmerzen und<br />

wirkt über das Nervensystem regulierend auf die Körpertemperatur. Bryonia<br />

cretica (Zaunrübenwurzel) hat strukturierende Eigenschaften im<br />

geschwollenen und vermehrt wasserhaltigen Gewebe. Eucalyptus globulus<br />

(Eukalyptus) „entwässert“ das Gewebe dort, wo sich zu viel Sekret angesammelt<br />

hat. Eupatorium perfoliatum (Wasserdost) wirkt schweißtreibend,<br />

schleimlösend und fördert so die Flüssigkeitsabgabe nach außen. Zusätzlich<br />

hat es eine Wirkung gegen die Muskelschmerzen. Ferrum phosporicum als<br />

Verbindung von Eisen und Phosphor fördert die Atmung (innere Atmung<br />

im Blut) und bringt Licht- und Wärmekräfte in den Körper. Die Samen von<br />

Schoenocaulon officinale (Sabadilla) wirken tonisierend auf die Gefäße,<br />

Glöckler, Anthroposophische Arzneimitteltherapie 1. Akt.-Lfg. 2008<br />

II.B


Seite 3–10<br />

Atemwege/HNO<br />

was sich harmonisierend auf Kreislauf und die Durchblutung der betroffenen<br />

Nasenschleimhaut auswirkt.<br />

> Meteoreisen Globuli velati/Wala<br />

Bei grippalen Infekten, verzögerter Rekonvaleszenz, allgemeiner Erschöpfung;<br />

zur prophylaktischen und kräftigenden Behandlung.<br />

Dosierung und Art der Anwendung<br />

Bei akuten Infekten 3 × täglich 10 Globuli unter der Zunge zergehen lassen.<br />

Zur Vorbeugung reichen 2–3 × täglich 5 Globuli aus. Kinder unter 6<br />

Jahren sollten Meteoreisen Globuli velati nur bei echter Grippe auf Verordnung<br />

eines Arztes hin einnehmen. Meteoreisen Globuli velati sind<br />

ebenfalls zur Behandlung bei Erschöpfung geeignet, hierfür 1 × täglich<br />

morgens 10 Globuli einnehmen.<br />

Wirkungsweise<br />

In diesem Arzneimittel sind 3 mineralische Arzneisubstanzen kombiniert,<br />

die die Wärmeprozesse des Körpers regulieren können: Ferrum sidereum<br />

(Meteoreisen), Phosphorus (Phosphor) und Quarz (Bergkristall). Meteoreisen<br />

Globuli velati stärken den Gesamtorganismus und beugen einer<br />

beginnenden Grippe vor, bzw. helfen bei der Ausheilung eines bestehenden<br />

grippalen Infekts. Meteoreisen wirkt gegen Zerschlagenheitsgefühle während<br />

einer Grippe. Phosphorus bringt Licht- und Wärmekräfte in den Körper.<br />

Quarz unterstützt strukturierende Prozesse und fördert notwendige<br />

Abgrenzungsvorgänge im Organismus.<br />

> Agropyron Globuli velati/Wala<br />

Bei Erkältungskrankheiten im Bereich des Kopfes, wie Schnupfen, Stirnhöhlenkatarrh<br />

und grippaler Infekt.<br />

Dosierung und Art der Anwendung<br />

Erwachsene sollten im Akutfall alle 2 Stunden 10–15 Globuli velati unter<br />

der Zunge zergehen lassen, Kinder 5–10 Globuli velati.<br />

Für Säuglinge empfiehlt es sich, etwa alle 2 Stunden 3 Globuli in einer kleinen<br />

Menge Wasser oder Tee aufgelöst zu verabreichen.<br />

Zur Weiterbehandlung ist die Einnahme 3 × täglich ausreichend.<br />

Wirkungsweise<br />

In Agropyron comp. entfalten Agropyron repens (Quecke) und Taraxacum<br />

officinale (Löwenzahn) ihre Fähigkeit, übersteigerte Flüssigkeits- und<br />

Absonderungsprozesse zu regulieren. Das Mineral Zinnober normalisiert<br />

Lymphstauungen und Entzündungen. Agropyron Globuli velati helfen<br />

auch bei zähem, festsitzendem Schnupfen und sollten hochdosiert einge-<br />

1. Akt.-Lfg. 2008 Glöckler, Anthroposophische Arzneimitteltherapie


Grippaler Infekt, mit und ohne Fieber Seite 3–11<br />

nommen werden. Außerdem sorgen sie dafür, dass sich der beginnende<br />

Schnupfen nicht festsetzt.<br />

> Gelsemium /Bryonia comp., Mischung/Weleda<br />

Bei grippalem katarrhalischem Infekt, besonders im Kopfbereich (Grippekopfschmerzen,<br />

neuralgische Schmerzen).<br />

Dosierung und Art der Anwendung<br />

3–5 × täglich 10–20 Tropfen mit Wasser verdünnt einnehmen.<br />

Wirkungsweise<br />

Arsenik (Arsenicum album) regt den Zellstoffwechsel und die damit verbundene<br />

Zellatmung an, insbesondere auch im Bereich des Nervensystems.<br />

Atropa belladonna (Tollkirsche) wirkt der Entzündung entgegen. Bryonia<br />

cretica (Zaunrübe) hat strukturierende Eigenschaften im geschwollenen<br />

und vermehrt wasserhaltigen Gewebe. Gelsemium sempervirens (Gelber<br />

Jasmin) wirkt über seine Alkaloide und Gerbstoffe schmerzlindernd. Phosphorus<br />

(Phosphor) bringt Licht- und Wärmekräfte in den Körper.<br />

> Aconitum/China comp. Globuli velati/Wala<br />

> Aconitum/China comp. Suppositorien/Wala<br />

> Aconitum/China comp. Suppositorien für Kinder/Wala<br />

Bei fieberhaften, grippalen Infekten, vor allem in Verbindung mit Beschwerden<br />

im Magen-Darm-Trakt (z.B. Übelkeit, Erbrechen, Koliken und<br />

Diarrhö).<br />

Dosierung und Art der Anwendung<br />

Globuli velati: 3–5 × täglich, im akuten Stadium bis zu 2-stündlich 5–10<br />

Globuli velati unter der Zunge zergehen lassen, bei Kindern entsprechend<br />

weniger.<br />

Suppositorien: Kinder ab 7 Jahren und Erwachsene: 1–2 × täglich 1 Zäpfchen<br />

in den Mastdarm einführen.<br />

Suppositorien für Kinder: 1–2 × täglich 1 Zäpfchen in den Mastdarm einführen.<br />

Wirkungsweise<br />

Hier handelt es sich um ein Kompositionspräparat, das besonders bei<br />

Grippe in Verbindung mit Fieber und Beschwerden im Magen-Darm-<br />

Bereich angewendet werden kann. Cinchona succirubra (Chinarindenbaum,<br />

Rinde) wirkt als Fiebermittel in der Form, dass es die zu starken<br />

Blutprozesse ordnet und gliedert. Aconitum napellus (Eisenhut) lindert<br />

Grippeschmerzen und regt über das Nervensystem die Regulierung der<br />

Körpertemperatur an. Bryonia cretica (Zaunrübenwurzel) strukturiert den<br />

Stoffwechsel im Gewebe, da bei Erkältungen das Gewebe der Atmungsor-<br />

Glöckler, Anthroposophische Arzneimitteltherapie 1. Akt.-Lfg. 2008<br />

II.B


Seite 3–12<br />

gane geschwollen und vermehrt wasserhaltig sein kann. Eucalyptus globulus<br />

(Eukalyptus) steigert die Durchblutung, entkrampft und „entsumpft“<br />

dort, wo die Schleimhaut zu viel überschießendes Sekret absondert. Eupatorium<br />

perfoliatum (Wasserdost) wirkt schweißtreibend, schleimlösend und<br />

fördert so die Flüssigkeitsabgabe nach außen. Zusätzlich hat er eine Wirkung<br />

gegen die Glieder- und Muskelschmerzen.<br />

> Fieber- und Zahnungszäpfchen/Weleda<br />

Bei Fieber und Zahnungsbeschwerden.<br />

Dosierung und Art der Anwendung<br />

2–4 × täglich 1 Zäpfchen in den Mastdarm einführen.<br />

Wirkungsweise<br />

Die Fieberzäpfchen wirken durch ihre Komposition sowohl entzündungshemmend<br />

und schmerzlindernd als auch leicht fiebersenkend. Atropa belladonna<br />

(Tollkirsche) unterstützt den Organismus bei der Fieberregulation.<br />

Chamomilla recutita (echte Kamille) wirkt als Wurzel krampflösend und<br />

damit schmerzlindernd. Echinacea purpurea (Sonnenhut) steigert die körpereigene<br />

Abwehr. Papaver somniferum (Schlafmohn) wirkt beruhigend.<br />

Argentum metallicum praeparatum (Silberspiegel) konsolidiert die Stoffwechseltätigkeit<br />

und Regeneration insbesondere der Nervenzellen und<br />

wirkt einem zu starken fieberbedingten Gewebeabbau entgegen.<br />

3.2 Schnupfen<br />

Beschwerdebild<br />

Atemwege/HNO<br />

Ein einfacher Schnupfen äußert sich meist durch Niesen, vermehrtes Nasensekret<br />

bis hin zum Naselaufen, oft begleitet von einem Krankheitsgefühl.<br />

Anfangs sind die Nasenschleimhäute gereizt, trocken und so besonders empfänglich<br />

für Viren. Diese lassen die Schleimhaut entzündlich anschwellen. Es<br />

wird vermehrt Sekret abgesondert, welches zu Beginn eher wässrig, später<br />

schleimiger ist. Setzen sich in der durch die Virusinfektion geschädigten<br />

Schleimhaut Bakterien fest, entsteht eitriges (gelb gefärbtes) Sekret. Ein<br />

Schnupfen kann hartnäckig sein und sich über Wochen hinziehen. Oft entwickelt<br />

sich daraus eine Sinusitis.<br />

Die Rhinitis kann infolge eines Infektes auftreten, aber auch als Symptom<br />

einer allergischen Reaktion. In diesem Fall sind meist auch die Augen betroffen<br />

– sie jucken, tränen und sind gerötet.<br />

1. Akt.-Lfg. 2008 Glöckler, Anthroposophische Arzneimitteltherapie

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