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<strong>Salvador</strong> <strong>Minuchin</strong>, umrahmt von Gunther Schmidt, Fritz B. Simon, Helm<br />
Stierlin und Carlos Sluzki, 1984 in New York<br />
horsamen Kind gefallen? Ihr müsst es zum Essen bringen.“ Nach<br />
einer Weile kam er wieder, um den Eltern erneut Druck zu machen:<br />
„Ich helfe euch. Aber ich will euch die Aufgabe nicht abnehmen.“<br />
Eine andere Familie, mit der er bei uns in Heidelberg eine Familientherapiesitzung<br />
durchführte, die wir hinter der Einwegscheibe<br />
beobachteten, hatte einen zwölfjährigen Sohn mit einem schwer einstellbaren<br />
Diabetes. Es erschreckte mich geradezu, mitzuerleben,<br />
wie unbekümmert <strong>Minuchin</strong> auch hier eingriff, um die Familie neu<br />
zu strukturieren. Die Familienmitglieder mussten aufstehen, er verschob<br />
die Stühle und ließ sie sich umsetzen. Er stellte eine neue hierarchische<br />
Ordnung her. Aus heutiger Sicht erinnert mich das ein<br />
wenig an das Vorgehen Bert Hellingers.<br />
1989 sah ich ihn in Karlsruhe bei einer Live-Demonstration wieder.<br />
Sein Vorgehen schien sich kaum verändert zu haben. In dem<br />
1992 von Richard Simon herausgegebenen Buch One on One liest<br />
sich das wie folgt: „Mein Stil als Therapeut ist eindringlich. Meine<br />
Interventionen sind herausfordernd und intensiv. Ich bin ein Antreiber.<br />
Ich rege Konflikte an auf eine Art, die manche als südamerikanischen<br />
Machismus beschreiben. Aber wer meine Sitzungen genau<br />
beobachtet, erfährt Zärtlichkeit, Humor und die Ermunterung,<br />
zu wachsen und eigene Kompetenz zu entwickeln, auch einen Sinn<br />
für das Absurde …“<br />
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