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Die Immobilie - Hahn Gruppe

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Deutschland<br />

gefragt<br />

Deutschland ist bevorzugtes<br />

Investitionsziel in Europa<br />

<strong>Die</strong> <strong>Immobilie</strong><br />

DAS IMMOBILIENMAGAZIN DER HAHN GRUPPE<br />

www.hahnag.de<br />

Ansturm auf<br />

Fachmärkte<br />

Einzelhandelsexperte<br />

Dr. Joseph Frechen im Interview<br />

Verkehrte<br />

Welt<br />

Ein Einfamilienhaus auf der<br />

Insel Usedom steht Kopf<br />

01-12


IMPRESSUM<br />

Herausgeber <strong>Hahn</strong> <strong>Gruppe</strong><br />

Anschrift Buddestraße 14<br />

51429 Bergisch Gladbach<br />

Telefon 02204. 94900<br />

Telefax 02204. 9490117<br />

E-Mail info@hahnag.de<br />

Internet www.hahnag.de<br />

Gestaltung Friedrichs-Grafikdesign.de<br />

Druck söhngen printmedien,<br />

Bergisch Gladbach<br />

Erscheinen 3 Mal pro Jahr<br />

Titelbild:<br />

Ein Haus steht Kopf – verkehrte Welt in<br />

Trassenheide auf der Ostseeinsel Usedom.<br />

Foto: © www.weltstehtkopf.de<br />

Inhalt<br />

Ausgabe 01-2012<br />

03 Richtig gesetzt<br />

Editorial<br />

04 Konsum stützt Konjunktur<br />

<strong>Die</strong> privaten Konsumausgaben legten 2011 so stark zu wie zuletzt vor fünf Jahren, und die<br />

Verbraucher sehen auch 2012 optimistisch in die Zukunft<br />

06 Wenn <strong>Immobilie</strong>n, dann Deutschland<br />

Der deutsche <strong>Immobilie</strong>nmarkt geht in Umfragen als bevorzugtes Investitionsziel in<br />

Europa hervor<br />

08 Nah ist nachgefragt<br />

Einzelhandelsimmobilien sind gefragt – insbesondere Fachmarktzentren entsprechen<br />

der anhaltenden Sicherheitsorientierung vieler Investoren<br />

10 „Der Run ist gerechtfertigt“<br />

Einzelhandelsexperte Dr. Joseph Frechen im Gespräch über deutsche Fachmärkte, die<br />

derzeit der Investoren Lieblinge sind.<br />

12 +++ News +++ News +++ News +++<br />

Aktuelle Meldungen rund um <strong>Immobilie</strong>n und Einzelhandel<br />

13 Flach muss nicht „fl ach“ sein<br />

<strong>Die</strong> Flachdächer von Fachmärkten bieten Raum zur kreativen Nutzung, ohne gleich<br />

Höhenangst haben zu müssen<br />

14 Auf den Kopf gestellt<br />

Zu besichtigen: Einfamilienhaus auf Usedom, 80 Quadratmeter, 2 Etagen, komplett<br />

möbliert – aber verkehrt herum<br />

16 Wir sind im Wandel<br />

Wer im stationären Einzelhandel erfolgreich sein will, muss wissen, wo seine<br />

Zielgruppen zu fi nden sind<br />

18 Der etwas andere Elektronikfachmarkt<br />

Buchtipp: Media Markt – Wie blöd ist das Konzept wirklich?<br />

19 <strong>Die</strong> Macht der Positionierung<br />

Kolumne von Dr. Rainer Zitelmann


Richtig gesetzt<br />

Editorial<br />

Am 8. April 1982 wurde die Ursprungsgesellschaft<br />

der heutigen<br />

<strong>Hahn</strong> <strong>Gruppe</strong> gegründet. 2012<br />

feiern wir also ein rundes Jubiläum<br />

– 30 Jahre, in denen wir mit großfl<br />

ächigen Einzelhandelsimmobilien<br />

auf die richtige <strong>Immobilie</strong>nart gesetzt<br />

haben. Umfragen bestätigen:<br />

Deutschland und insbesondere<br />

deu tsche Einzelhandelsimmobilien<br />

stehen nach wie vor im Fokus von<br />

nationalen und internationalen Investoren.<br />

Der Grund für die hohe Attraktivität<br />

Deutschlands liegt in den im<br />

Vergleich zu anderen Ländern guten<br />

gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen.<br />

In Sachen Wirtschaftsentwicklung,<br />

Arbeitslosigkeit und<br />

Konsum schlägt Deutschland sich<br />

besser als viele andere Länder in<br />

Europa. Speziell der Konsum erweist<br />

sich einmal mehr als wichtige<br />

Stütze der deutschen Konjunktur.<br />

Und deshalb setzen viele Investoren<br />

bei ihren <strong>Immobilie</strong>ninvestitionen<br />

nicht nur auf Deutschland, sondern<br />

gezielt auf deutsche Einzelhandelsimmobilien.<br />

Im Segment Einzelhandelsimmobilien<br />

stehen Investoren vor einer<br />

breiten Auswahl an den immer<br />

noch gefragten Core-<strong>Immobilie</strong>n –<br />

also Objekten, die langfristig an bonitätsstarke<br />

Unternehmen vermietet<br />

Foto: <strong>Hahn</strong> <strong>Gruppe</strong><br />

30<br />

sind. Ein besonderes res Interesse zei<br />

gen Investoren an Fachmarktzentren.<br />

Wir sprachen mit dem Einzelhandelsexperten<br />

Dr. Joseph Frechen<br />

vom Marktbeobachter BulwienGesa<br />

über die hohe Nachfrage nicht nur<br />

auf Investoren-, sondern auch auf<br />

Mieterseite.<br />

Und wir erleben es selbst: Insbesondere<br />

im fachmarktorientierten<br />

Handel ist die Expansionsneigung<br />

hoch. Das Asset Management der<br />

<strong>Hahn</strong> <strong>Gruppe</strong> hat 2011 deutlich<br />

mehr Einzelhandelsfl ächen vermietet<br />

als 2010. Das Plus beträgt<br />

133 Prozent. In den vergangenen<br />

30 Jahren haben wir uns zu einem<br />

der führenden Asset Manager für<br />

großfl ächige Einzelhandelsimmobilien<br />

in Deutschland entwickelt.<br />

Wir verwalten inzwischen 1,4 Millionen<br />

Quadratmeter Verkaufsfl äche.<br />

Der Wert der Assets, die wir<br />

managen, beläuft sich auf 2,2 Milliarden<br />

Euro.<br />

Wir feiern<br />

Jahre<br />

Bequem und effi effizie zient einkaufen, das<br />

ist der Vorteil der als „big boxes“<br />

bekannten Fachmarktzentren. Mit<br />

einer Revitalisierung werden viele<br />

ältere Objekte nochmals attraktiver<br />

– für Kunden, damit für Mieter und<br />

letztlich für Investoren. Rund 3.500<br />

private Anleger haben sich an den<br />

geschlossenen Einzelhandelsimmobilienfonds<br />

beteiligt, die die <strong>Hahn</strong><br />

<strong>Gruppe</strong> seit 1982 aufgelegt hat. <strong>Die</strong><br />

167 Publikumsfonds umfassen ein<br />

Investitionsvolumen von 1,9 Milliarden<br />

Euro. Auch institutionelle<br />

Anleger sind überzeugt von den Argumenten<br />

pro großfl ächige Einzelhandelsimmobilien,<br />

die längst kein<br />

Nischensegment mehr sind.<br />

Unser 30-jähriges Jubiläum nehmen<br />

wir als Anlass, um an dieser Stelle<br />

Danke zu sagen für Ihr Vertrauen. [ς]<br />

Ihr Michael <strong>Hahn</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>Immobilie</strong> Ausgabe 01-2012 03<br />

Vorstandsvorsitzender der <strong>Hahn</strong> <strong>Gruppe</strong>


04 <strong>Die</strong> <strong>Immobilie</strong> Ausgabe 01-2012<br />

Konsum stützt Konjunktur<br />

<strong>Die</strong> privaten Konsumausgaben legten 2011 so stark zu wie zuletzt vor fünf<br />

Jahren, und die Verbraucher sehen auch 2012 optimistisch in die Zukunft<br />

<strong>Die</strong> deutsche Wirtschaft hat im<br />

vergangenen Jahr wieder kräftig<br />

zugelegt. Um drei Prozent stieg<br />

das Bruttoinlandsprodukt nach Angaben<br />

des Statistischen Bundesamtes.<br />

Damit ist Deutschland weiter<br />

im konjunkturellen Aufholprozess,<br />

bedenkt man die krisenbedingten<br />

fünf Prozent Minus von 2009. Doch<br />

mit Blick auf die um 3,6 Prozent<br />

gestiegene Wirtschaftsleistung hat<br />

Deutschland an Schwung verloren.<br />

Im Herbst 2011 verfehlte die industrielle<br />

Produktion das durchschnittliche<br />

Niveau der Sommermonate und<br />

die Ausfuhren gingen kräftig zurück<br />

– berichtet die Deutsche Bundesbank<br />

in ihrem Bericht zum Jahresende.<br />

Als recht robust erwiesen sich<br />

Quelle: Gesellschaft für Konsumforschung<br />

hingegen Baukonjunktur und privater<br />

Verbrauch. Nach wie vor wird<br />

die deutsche Konjunktur also von<br />

binnenwirtschaftlichen Auftriebskräften<br />

getragen. „Insbesondere die<br />

privaten Konsumausgaben erwiesen<br />

sich als Stütze der wirtschaftlichen<br />

Entwicklung: Sie legen preisbereinigt<br />

mit +1,5 Prozent so stark zu wie<br />

zuletzt vor fünf Jahren“, bemerkt das<br />

Statistische Bundesamt.<br />

Positive Einkommensentwicklung<br />

Den Analysten der Deutschen Bank<br />

zufolge bremsen die hohe Unsicherheit<br />

über die Entwicklung der<br />

europäischen Staatsschuldenkrise<br />

sowie die zunehmend greifende<br />

fiskalische Konsolidierung in der<br />

Konsumklima im Aufwärtstrend<br />

GfK-Indikator Konsumklima, Angabe in Indikatorpunkten<br />

10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

gesamten Eurozone den deutschen<br />

Export und dämpfen auch die Investitionsbereitschaft.<br />

Hingegen erwarten<br />

sie weiterhin einen positiven<br />

Impuls vom privaten Konsum. Zwar<br />

werde der Wachstumsbeitrag zum<br />

Bruttoinlandsprodukt mit knapp 0,5<br />

Prozent nur halb so stark wie 2011<br />

ausfallen, denn die Arbeitslosenquote<br />

dürfte wegen des schwachen<br />

gesamtwirtschaftlichen Wachstums<br />

leicht ansteigen. Dennoch bleibe der<br />

deutsche Arbeitsmarkt stabiler als<br />

in den meisten anderen Ländern der<br />

Euroregion. Und die Einkommensentwicklung<br />

dürfte sich den Experten<br />

zufolge positiv auf den Konsum<br />

auswirken. Sie beziffern das Einkommensplus<br />

für 2012 auf gut zwei<br />

2006 2007 2008 2009 2010<br />

2011 2012


Konsum legt kräftig zu<br />

Private Konsumausgaben, preisbereinigte Veränderung<br />

gegenüber dem Vorjahr<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0<br />

-0,5<br />

+ 0,6 % + 0,6 %<br />

2008<br />

- 0,1 %<br />

Quelle: Statstisches Bundesamt, Januar 2012<br />

Prozent. Das ist zwar weniger als<br />

2011, als die Einkommen um gut drei<br />

Prozent stiegen, aber auch die Inflationsrate<br />

werde weiter sinken. Und<br />

so bleibe bei einer angenommenen<br />

Geldentwertung von 1,5 Prozent real<br />

dennoch ein Einkommensplus.<br />

Optimistisches Konsumklima<br />

Auch die Gesellschaft für Konsumforschung<br />

prognostiziert für 2012<br />

aufgrund der zu erwartenden positiven<br />

Arbeitsmarkt- und Einkommensentwicklung,<br />

dass die Kaufkraft<br />

der deutschen Verbraucher um<br />

zwei Prozent wachsen wird. 413 Euro<br />

hätte jeder mehr für Ausgaben zur<br />

Verfügung als 2011. Falle die Inflationsrate<br />

stärker aus, würde der nominale<br />

Zuwachs aufgezehrt, und die<br />

Wachstumschancen insbesondere des<br />

Einzelhandels hingen von Stimmung<br />

und Vertrauen der Konsumenten ab.<br />

<strong>Die</strong>se sehen positiv in die Zukunft:<br />

<strong>Die</strong> GfK-Konsumklimastudie zeigte<br />

+ 1,5 %<br />

2009 2010<br />

2011<br />

zum Jahresanfang 2012 gestiegenen<br />

Optimismus und Kauffreude bei den<br />

Verbrauchern: Konjunkturerwartung<br />

und Anschaffungsneigung haben zugelegt,<br />

die Einkommenserwartungen<br />

haben sich auf einem hohen Niveau<br />

stabilisiert. Trotz der Verunsicherung<br />

durch die Finanz- und Schuldenkrise<br />

sei die Kauflust der deutschen Verbraucher<br />

noch immer stark ausgeprägt.<br />

Sie tendierten weiterhin dazu,<br />

eher werthaltige Anschaffungen zu<br />

tätigen, als ihr Geld gegen historisch<br />

niedrige Zinsen zu sparen. Laut GfK<br />

deutet sich mit dieser Entwicklung<br />

an, „dass der private Konsum seine<br />

ihm zugewiesene Aufgabe – wichtige<br />

Stütze der wirtschaftlichen Entwicklung<br />

in diesem Jahr zu sein – auch<br />

wahrnehmen kann.“ Der Handelsverband<br />

Deutschland rechnet mit einem<br />

Umsatzwachstum von 1,5 Prozent,<br />

womit er sich nach –3,1 Prozent im<br />

Jahr 2009 zum dritten Mal in Folge<br />

steigert.<br />

Bruttoinlandsprodukt<br />

(BIP)<br />

Privater<br />

Konsum<br />

Anteil am BIP:<br />

57,4 %<br />

Einzelhandelsumsatz<br />

Anteil am BIP: 16,1 %<br />

<strong>Die</strong> <strong>Immobilie</strong> Ausgabe 01-2012<br />

Einzelhandel ist die drittgrößte<br />

Wirtschaftsbranche<br />

Quelle: HDE-Berechnungen, Statist. Bundesamt<br />

In einigen europäischen Ländern<br />

verlangt die schlechte Vermögenssituation<br />

angesichts der verlangsamten<br />

Weltwirtschaft nach Einschätzung<br />

des ifo Instituts nach<br />

einer hohen Sparquote, was den<br />

privaten Konsum belastet. <strong>Die</strong> Experten<br />

rechnen aber damit, dass<br />

sich in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften<br />

die Zuversicht von<br />

Konsumenten und Produzenten in<br />

der zweiten Jahreshälfte 2012 erholt,<br />

was gegen Jahresende die<br />

Weltkonjunktur insgesamt beleben<br />

werde. <strong>Die</strong>se Erwartung unterstellt<br />

jedoch, dass es gelingt, durch die<br />

Sanierung der Staatsfinanzen in<br />

vielen europäischen Ländern die Finanzmärkte<br />

nachhaltig zu beruhigen<br />

und eine weitere Eskalation der<br />

Krise zu verhindern. Unter dieser<br />

Annahme ist mit keinen weiteren<br />

Schuldenschnitten zu rechnen, und<br />

die europäische Währung dürfte<br />

stabil bleiben. [ς]<br />

05


06 <strong>Die</strong> <strong>Immobilie</strong> Ausgabe 01-2012<br />

Wenn <strong>Immobilie</strong>n, dann Deutschland<br />

Der deutsche <strong>Immobilie</strong>nmarkt geht in Umfragen als bevorzugtes<br />

Investitionsziel in Europa hervor<br />

So mancher Anleger – ob privater<br />

Kleinanleger oder professioneller<br />

Großinvestor – ist derzeit unsicher,<br />

wie er sein Geld anlegen soll.<br />

Das Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung<br />

hat Finanzmarktexperten<br />

befragt: Sie sollten die<br />

Attraktivität unterschiedlicher Anlageklassen<br />

für Investoren im Jahr<br />

2012 im Vergleich zum Jahr 2011<br />

bewerten. Während Staatsanleihen<br />

als Verlierer aus der Umfrage hervorgingen,<br />

rechnen die Befragten<br />

Aktien und Unternehmensanleihen<br />

eine wieder steigende Bedeutung<br />

zu. <strong>Immobilie</strong>n als Investitionsobjekte<br />

werden in diesem Jahr nach<br />

Meinung der Finanzmarktexperten<br />

ähnlich stark gefragt sein wie im<br />

zurückliegenden Jahr. Aus mehreren<br />

Befragungen geht Deutschland<br />

als gefragtes Investitionsziel hervor.<br />

RICS:<br />

Deutschland weiterhin robust<br />

Zwar belastet die weiterhin angespannte<br />

weltwirtschaftliche Situation<br />

die globalen gewerblichen<br />

<strong>Immobilie</strong>nmärkte. In den meisten<br />

europäischen Ländern sinkt die<br />

Flächennachfrage, steigt das Flächenangebot<br />

und lassen die Investmentaktivitäten<br />

nach. Das ergab die<br />

Mieten und Preise im Aufwärtstrend<br />

BulwienGesa-<strong>Immobilie</strong>nindex 1975 bis 2011 für<br />

Gesamtdeutschland*<br />

Jährliche Veränderungsrate / 1990 = 100<br />

* bis 1990 früheres Bundesgebiet, ab 1990 Gesamtdeutschland<br />

Quelle: BulwienGesa AG, 2012<br />

Marktbetrachtung des Branchenverbands<br />

Royal Institution of Chartered<br />

Surveyors (RICS) zum Jahresende<br />

2011. Doch während sich das<br />

schwache ökonomische Umfeld in<br />

der Mehrzahl der untersuchten europäischen<br />

Länder negativ auf deren<br />

<strong>Immobilie</strong>nmärkte ausgewirkt hat,<br />

entwickelt sich Deutschland neben<br />

Polen und Russland weiterhin gut.<br />

<strong>Die</strong> knapp 1000 von RICS befragten<br />

Marktteilnehmer „konstatieren eine<br />

positive Flächennachfrage und gehen<br />

weiterhin von steigenden Mieten<br />

und einer Zunahme der Investmentaktivität<br />

aus, wenngleich auch<br />

verlangsamter“. Deutschland sei in<br />

Europa am besten aufgestellt, um<br />

die Schuldenkrise zu überstehen.<br />

ifo Institut:<br />

Zinsniveau bleibt niedrig<br />

„In den kommenden Jahren werden<br />

deutsche <strong>Immobilie</strong>n deutlich mehr<br />

wert sein als jetzt“, zitiert die <strong>Immobilie</strong>n<br />

Zeitung Wirtschaftsprofessor<br />

und Präsident des Münchner ifo Instituts<br />

Hans-Werner Sinn. Er habe<br />

auf der Jahrestagung des BIIS, des<br />

Verbandes der auf die Bewertung<br />

von Gewerbeimmobilien spezialisierten<br />

unabhängigen Sachverständigen,<br />

sogar von einem <strong>Immobilie</strong>nboom<br />

gesprochen. Auf der Suche<br />

nach sicheren Anlagemöglichkeiten<br />

würden sich Investoren aus den<br />

schwächelnden südeuropäischen<br />

Ländern in Deutschland umschauen.<br />

<strong>Die</strong>se „Kapitalflucht“ trage dazu


ei, das Zinsniveau niedrig zu halten,<br />

und bestärke sich so selbst.<br />

Sinn sehe als Folge bereits „gewaltige<br />

Überhitzungserscheinungen“<br />

und verweise dabei auf die gestiegenen<br />

<strong>Immobilie</strong>npreise in den<br />

Großstädten, auf die Zuwächse im<br />

Geschosswohnungsbau und auf die<br />

steigende Bautätigkeit auch bei Gewerbeimmobilien.<br />

BulwienGesa:<br />

Keine <strong>Immobilie</strong>nblase<br />

Eine preisliche Übertreibung –<br />

also eine Blasenbildung – sieht<br />

der <strong>Immobilie</strong>nmarktbeobachter<br />

BulwienGesa nicht, obschon Mieten<br />

und Preise auf dem deutschen<br />

<strong>Immobilie</strong>nmarkt bereits 2011<br />

um 3,4 Prozent stiegen, was die<br />

höchste Steigerungsrate seit 1993<br />

ist. Wohnimmobilien trieben die<br />

Entwicklung mit 4,7 Prozent, während<br />

gewerbliche <strong>Immobilie</strong>n eine<br />

moderate Steigerung von 1,6 Prozent<br />

zeigten. Im Gewerbesegment<br />

sorgten Einzelhandelsimmobilien<br />

mit einem Performanceplus von<br />

bis zu 2,5 Prozent für Auftrieb. Jedoch<br />

sei der Preisanstieg vor dem<br />

Hintergrund des Beschäftigtenwachstums<br />

zu sehen und nicht als<br />

Ergebnis von Angstinvestitionen.<br />

Betrachtet nach Markttypen verzeichneten<br />

die A-Städte den größten<br />

Preiszuwachs, wobei das Plus<br />

von 4,6 Prozent abermals auf die<br />

gestiegenen Mieten und Preise im<br />

Wohnsegment zurückzuführen ist.<br />

In B-Städten stiegen sie 2011 mit<br />

3,1 Prozent am zweitstärksten, danach<br />

folgten C-Städte mit 3,0 Prozent<br />

und die D-Städte mit 2,1 Prozent.<br />

BulwienGesa erwartet zwar,<br />

dass sich das Wirtschaftswachstum<br />

2012 in Deutschland verlangsamt<br />

und die Euro-Krise Risiken für den<br />

Exportmarkt birgt, jedoch günstige<br />

Finanzierungsbedingungen die<br />

Binnenkonjunktur stärken. „Übertragen<br />

auf die <strong>Immobilie</strong>nbranche<br />

nehmen die Anzeichen zu, dass es<br />

zur positiven Trendfortschreibung<br />

mit leicht steigenden Kaufpreisen<br />

und Mieten kommt.“<br />

Ernst & Young:<br />

Attraktiver als vor der Krise<br />

Auch Investoren sehen für Deutschland<br />

mehr Optimismus statt Krise –<br />

<strong>Die</strong> <strong>Immobilie</strong> Ausgabe 01-2012 07<br />

<strong>Immobilie</strong>ninvestitionen ziehen wieder an<br />

Transaktionsvolumina in Milliarden Euro in Deutschland*<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

13,4<br />

2009<br />

22,9<br />

28,0<br />

2010 2011<br />

2012<br />

* nur veröffentlichte Transaktionen, Quelle: Ernst & Young Real Estate<br />

27,0 – 30,0<br />

anders als im übrigen Europa. Das<br />

ergab das Trendbarometer <strong>Immobilie</strong>n-InvestmentmarktDeutschland<br />

2012 von Ernst & Young Real<br />

Estate. Fazit der Umfrage unter<br />

80 Unternehmen und Investoren:<br />

„Gegenwärtig sind deutsche <strong>Immobilie</strong>n<br />

sogar noch attraktiver<br />

als vor der Euro-Krise.“ Auf 28<br />

Milliarden Euro summiert sich das<br />

Transaktionsvolumen 2011, und<br />

für 2012 liegt die Prognose bei bis<br />

zu 30 Milliarden Euro. 99 Prozent<br />

der Befragungsteilnehmer halten<br />

Deutschland als Standort für <strong>Immobilie</strong>ninvestments<br />

im Vergleich<br />

zu anderen Ländern attraktiv oder<br />

sehr attraktiv. Einzelhandelsimmobilien<br />

werden von drei Vierteln der<br />

Befragten mittel bis stark nachgefragt.<br />

[ς]


8 <strong>Die</strong> <strong>Immobilie</strong> Ausgabe 01-2012<br />

Nah ist nachgefragt<br />

Einzelhandelsimmobilien sind gefragt – insbesondere Fachmarktzentren<br />

entsprechen der anhaltenden Sicherheitsorientierung vieler Investoren<br />

Um fast 40 Prozent stiegen die<br />

Inves titionen in deutsche Einzelhandelsimmobilien<br />

2011 gegenüber<br />

2010. „Aufgrund dieses<br />

hervorragenden Resultats konnten<br />

Einzelhandelsinvestments ihren ersten<br />

Platz unter allen Nutzungsarten<br />

eindrucksvoll verteidigen“, betont<br />

Piotr Bienkowski, Vorsitzender der<br />

Geschäftsführung von BNP Paribas<br />

Real Estate Deutschland. Einen<br />

Anteil von 46 Prozent am gesamten<br />

gewerblichen Investmentumsatz<br />

errechnete der <strong>Immobilie</strong>nmarktbeobachter<br />

für Einzelhandelsimmobilien,<br />

die damit Büroimmobilien (30<br />

Prozent) mit deutlichem Abstand<br />

auf den zweiten Rang verweisen.<br />

Fachmarktzentren rücken zunehmend<br />

in den Fokus<br />

Nur etwa zehn Prozent machen die<br />

von Investoren so gefragten Core-<br />

<strong>Immobilie</strong>n – also langfristig an<br />

bonitätsstarke Unternehmen vermietete<br />

Objekte – am gesamten Büroimmobilienbestand<br />

aus. Das bestehende<br />

Angebot verknappt sich,<br />

und geeignete neue Objekte kommen<br />

kaum auf den Markt. Hingegen<br />

streut sich die Nachfrage im<br />

Einzelhandelssegment stärker. Das<br />

Investoreninteresse trifft auf eine<br />

Vielzahl von Betriebsformen an den<br />

unterschiedlichsten Standorten. <strong>Die</strong><br />

Flächen sind bei Einzelhändlern<br />

sehr umkämpft, weshalb sie sich<br />

diese in der Regel sehr langfristig<br />

sichern. <strong>Die</strong> Bandbreite an Core-<br />

Thomas Kuhlmann ist<br />

Vorstandsmitglied der<br />

<strong>Hahn</strong> <strong>Gruppe</strong><br />

Objekten im Einzelhandel reicht<br />

vom Factory-Outlet-Center auf<br />

der grünen Wiese über innerstädtische<br />

Shopping-Center bis hin zu<br />

kleineren Fachmarktzentren in den<br />

Wohngebieten – mit Lebensmittel-,<br />

Drogerie-, Schuh- und Bekleidungs-<br />

Foto: <strong>Hahn</strong> <strong>Gruppe</strong><br />

märkten und einer Gesamtfläche<br />

von 2500 bis 6000 Quadratmetern.<br />

Letztere rücken derzeit verstärkt in<br />

den Fokus von Investoren.<br />

Attraktives Risiko-Rendite-Profil<br />

bescheinigt<br />

Dass insbesondere sicherheitsorientierte<br />

Investoren wie zum Beispiel<br />

Versicherungen – sie sind bereits<br />

seit längerem in diesem Segment<br />

aktiv – an Fachmarktzentren Interesse<br />

haben, hat vor allem zwei<br />

Gründe: Zum einen sind Fachmarktzentren<br />

von Schwankungen im Konsumverhalten<br />

der Verbraucher weit<br />

weniger betroffen als andere Einzelhandelsformate.<br />

Zum anderen gelten<br />

die oft unscheinbaren Objekte trotz<br />

steigender Nachfrage immer noch<br />

als Nischensegment. Daher sind sie<br />

zu vergleichsweise geringen Preisen<br />

zu haben und versprechen somit<br />

hohe Renditen von etwa sechs<br />

bis sieben Prozent pro Jahr. <strong>Die</strong> <strong>Immobilie</strong>nexperten<br />

der Gesellschaft<br />

für Konsumforschung bescheinigten<br />

Fachmarktzentren das attraktivste<br />

Risiko-Rendite-Profil im Einzelhandelsbereich.<br />

Angebotsvielfalt gleicht Nachfrageschwankungen<br />

aus<br />

Das vergleichsweise geringe Investitionsrisiko<br />

von Fachmarktzentren<br />

basiert hauptsächlich auf lang<br />

laufenden Mietverträgen mit meist<br />

bonitätsstarken Mietern sowie der<br />

Tatsache, dass in Fachmarktzen-


tren immer auch Waren des täglichen<br />

Bedarfs angeboten werden.<br />

Selbst ein konjunkturell bedingter<br />

Konsumrückgang wirkt sich hier<br />

weniger stark aus, da die Verbraucher<br />

mit den angebotenen Waren<br />

ihren Grundbedarf decken. Großflächige<br />

Lebensmitteleinzelhändler<br />

oder auch Discounter übernehmen<br />

in Fachmarktzentren als Ankermieter<br />

eine Magnetfunktion. Ungebrochen<br />

ist der Expansionsdrang von<br />

Lebensmittelketten wie Edeka, Aldi,<br />

Lidl oder Rewe. Nebenmieter aus dem<br />

Elektro-, Drogerie-, Schuh- oder<br />

Retail Investments nach Objektart<br />

in Millionen Euro<br />

Kaufhäuser<br />

Fach- und Supermärkte,<br />

Discounter<br />

Geschäftshäuser<br />

Shopping-Center<br />

134<br />

494<br />

787<br />

Quelle: BNP Paribas Real Estate GmbH, 31.12.2011<br />

Textilbereich profitieren von deren<br />

Anziehungskraft. Auch Nebenmieter<br />

aus dem Non-Food-Bereich wie<br />

beispielsweise die Textil-Discounter<br />

und Drogeriemarktketten Kik, Takko,<br />

dm und Co expandieren in Nahversorgungzentren.<br />

Kunden empfinden Anbietermix<br />

als Mehrwert<br />

Wichtig für den Investitionserfolg<br />

ist ein ausgewogener Mietermix im<br />

Objekt. Denn für 94 Prozent der<br />

Verbraucher hängt die Attraktivität<br />

eines Fachmarktzentrums maß-<br />

926<br />

968<br />

1.415<br />

1.646<br />

2.228<br />

2.607<br />

2.558<br />

<strong>Die</strong> <strong>Immobilie</strong> Ausgabe 01-2012<br />

geblich von der Vielfalt und Qualität<br />

des Angebots ab. Verbraucher<br />

suchen im Schnitt zwischen vier<br />

und neun Geschäfte des täglichen<br />

Bedarfs auf, um sich zu versorgen.<br />

Ein Fachmarktzentrum sollte daher<br />

einen branchenübergreifenden Mix<br />

bieten. Auch wenn ein großer Supermarkt<br />

prinzipiell das volle Sortiment<br />

an Lebensmitteln, Drogerieartikeln<br />

und anderen Waren bietet,<br />

empfinden Kunden das Nebeneinander<br />

von Discountern, Supermärkten<br />

und anderen Anbietern als einen erheblichen<br />

Mehrwert. [ς]<br />

3.443<br />

2009 2010 2011<br />

4.664<br />

9


10 <strong>Die</strong> <strong>Immobilie</strong> Ausgabe 01-2012<br />

„Der Run ist gerechtfertigt“<br />

Einzelhandelsexperte Dr. Joseph Frechen im Gespräch über deutsche<br />

Fachmärkte, die derzeit der Investoren Lieblinge sind.<br />

Sowohl in- als auch ausländische<br />

Investoren zeigen ein ungebrochen<br />

hohes Interesse an deutschen<br />

Fachmarktstandorten. Dr. Joseph<br />

Frechen, Bereichsleiter Einzelhandel<br />

beim Marktforschungs- und<br />

Beratungsunternehmen Bulwien-<br />

Gesa, weiß, warum das Einzelhandelssegment<br />

bei Investoren zunehmend<br />

gefragt ist. Er beobachtet den<br />

Markt seit Jahren und stellt ein<br />

gestiegenes Interesse auf Seiten des<br />

Einzelhandels fest. Und letztlich<br />

schätzen die Kunden nach wie vor<br />

die Vorteile der Fachmarktlagen.<br />

›› Wie lässt sich das Interesse der<br />

Investoren an deutschen Fachmärkten<br />

beziffern?<br />

Auf Fachmärkte und Fachmarktzentren<br />

entfällt zwar noch nicht<br />

so viel Kapital wie auf Shopping-<br />

Center, auf die seit Jahren der<br />

größte Anteil des Investitionsvolumens<br />

entfällt. Aber Fachmärkte<br />

und Fachmarktzentren holen auf<br />

und verzeichnen inzwischen ähnlich<br />

hohe Zuwachsraten. Mit zirka<br />

2,5 Milliarden Euro wurden in<br />

den ersten drei Quartalen 2011 gut<br />

44 Prozent mehr investiert als im<br />

vergleichbaren Vorjahreszeitraum.<br />

<strong>Die</strong> Shopping-Center-Investitionen<br />

legten um 41 Prozent zu.<br />

›› Ist der Ansturm auf Fachmärkte<br />

gerechtfertigt – wo liegt das Potenzial<br />

des Fachmarktsegments?<br />

<strong>Die</strong> starke Nachfrage ist schon ge-<br />

Dr. Joseph Frechen ist Leiter er der Niederrlassung<br />

Hamburg der BulwienGesa nGesa<br />

AG. Als Real-Estate- und Investestment-Berater verantwortet er r<br />

die Beratung der Kundengrupppen<br />

Investoren, Finanzierer<br />

und Projektentwickler von<br />

Einzelhandelsobjekten mit<br />

Schwerpunkt Shopping-Center er<br />

und Fachmarktzentren in<br />

Deutschland und Europa.<br />

<strong>Die</strong> BulwienGesa AG, mit Büros ros in i in Ber- Berlin,<br />

Frankfurt, Hamburg und München<br />

vertreten, zählt mit mehr als 50 Mitarbe Mitarbeibeitern zu den großen Beratungs- s- und Analysegesellschaften<br />

für den <strong>Immobilie</strong>nmarkt mobilienmarkt in<br />

Deutschland. Neben Einzelhandel ndel umfasst da ddas s<br />

Tätigkeitsspektrum die Marktsegmente tsegmente<br />

Büro, Wohnen, Logistik sowie e Senioren-<br />

und Betreiberimmobilien. n. <br />

rechtfertigt. Zum einen sind viele<br />

dieser Center in die Jahre gekommen,<br />

sind günstig zu erwerben,<br />

bieten also Relaunch- und damit<br />

auch Wert- und letztlich Mietsteigerungs-Potenzial.<br />

Zum anderen<br />

reglementiert das deutsche<br />

Baurecht die Ansiedlung großflächiger<br />

Einzelhandelsobjekte stark,<br />

so dass sich die Investorennachfrage<br />

auch als Run auf alte Baurechte<br />

darstellt. Gegenüber Flächenneuerschließungen,<br />

die hohe<br />

Genehmigungshürden mit sich<br />

bringen, haben bestehende Märkte<br />

Foto: BulwienGesa AG<br />

den Vorteil, dass bereits ein Kundenkreis<br />

und Infrastruktur vorhanden<br />

sind. Mit dem Zugriff auf<br />

ein solch gefestigtes Wettbewerbsgefüge<br />

ist das Risiko viel geringer<br />

als bei einem völlig neu zu entwickelnden<br />

Center.<br />

›› Kann der Markt die steigende<br />

Investoren-Nachfrage nach<br />

Fachmärkten bedienen?<br />

Das Fachmarktsegment ist in<br />

Deutschland schon flächendeckend<br />

verfügbar. Mit knapp 30 Millionen<br />

Quadratmetern Fachmarktflächen


gegenüber „nur“ neun Millionen<br />

Quadratmetern in Shopping-Centern<br />

ist ein riesiges Flächenpotenzial<br />

am Markt. Schaut man sich einmal<br />

die Verteilung der Objekte auf<br />

der Landkarte an, dann finden sich<br />

durchaus noch kleinere und auch<br />

größere „weiße Flecken“ mit nur<br />

sehr geringem Fachmarktbesatz.<br />

<strong>Die</strong>se aber markieren vielleicht demografieschwache<br />

Regionen, die<br />

eine höhere Abdeckung nicht tragen<br />

könnten. Unsere Auswertung<br />

zeigt eine Korrelation von Bevölkerungsdichte<br />

und Fachmarktabdeckung.<br />

›› Also gibt es kaum noch Standorte<br />

mit Potenzial?<br />

So gesehen ja, aber es vollzieht<br />

sich eine Entwicklung, die den<br />

Flächenmangel abmildert: ein Betriebstypenwandel.<br />

<strong>Die</strong> großen SB-<br />

Warenhäuser der 70er und 80er<br />

Jahre, die damals noch 10.000<br />

Quadratmeter Fläche hatten, tendieren<br />

heute zu Flächen um 5000<br />

Quadratmeter, so dass sich Anbieter<br />

wie Kaufland oder Real fast schon<br />

zu großen Supermärkten oder Verbrauchermärktenredimensionieren.<br />

Das Randsortiment Non-Food<br />

– also Elektronik, Haushaltswaren<br />

oder Bekleidung –, das bislang dem<br />

Konzept „Vieles unter einem Dach“<br />

diente, überlassen sie leistungsfähigen<br />

Spezialanbietern, die das frei<br />

gewordenen Flächenpotenzial absorbieren.<br />

›› Werden diese Flächen, die ja<br />

angesichts des restriktiven Baurechts<br />

ein knappes Gut sind, auf<br />

dem Markt veräußert?<br />

Ja, eigene <strong>Immobilie</strong>n werden teils<br />

im Rahmen von Portfoliotransaktionen<br />

veräußert. Dem Käufer – seien<br />

es Bestandshalter aus der Branche,<br />

Handelsunternehmen selbst, private<br />

oder institutionelle Anleger – obliegt<br />

es dann, zu überlegen, wie die<br />

Flächen optimiert werden können.<br />

Handelt es sich um angemietete Flächen,<br />

wird der jeweilige Vermieter<br />

für die frei werdenden Non-Food-<br />

Sortimente Spezialanbieter wie Depot,<br />

Fressnapf oder Saturn, aber<br />

auch C&A oder H&M suchen.<br />

›› Wie kommt es, dass solche leistungsfähigen<br />

Innenstadtformate<br />

sich für Fachmarktlagen interessieren?<br />

1A-Innenstadtlagen bleiben interessant,<br />

aber zunehmend werden<br />

alle Lagen berücksichtigt, wo der<br />

Kunde typischerweise einkauft, um<br />

das Umsatzpotenzial voll auszuschöpfen.<br />

Und selbst neue Formate,<br />

die beispielsweise aus den USA oder<br />

Süd europa nach Deutschland kommen<br />

und natürlich zunächst in die<br />

Innenstädte gehen, interessieren sich<br />

jedoch bereits sehr früh für periphere<br />

Lagen. Natürlich auch, weil sie<br />

dort großzügige Flächen zu attraktiven<br />

Mieten vorfinden. Bedingung<br />

ist jedoch, dass sie dort gemanagte<br />

Centerstrukturen vorfinden, was<br />

<strong>Die</strong> <strong>Immobilie</strong> Ausgabe 01-2012<br />

neue Anforderungen an die Qualität<br />

von Fachmarktzentren stellt.<br />

›› Das klingt, als ob ein Professionalisierungsbedarf<br />

besteht.<br />

Um neue Konzepte und Mieter anzuziehen<br />

– ja. Denn bisher sind Fachmarktlagen<br />

– bis auf wenige Ausnahmen<br />

– eher ungemanagte Lagen.<br />

Hier gilt es für erfahrene Asset-Management-Gesellschaften,<br />

ihr Knowhow<br />

einzubringen. Auch das Äußere<br />

der typischen „big boxes“ lässt sich<br />

schöner gestalten – ohne gleich die<br />

Anmutung von innerstädtischen<br />

Shopping-Centern anzustreben. <strong>Die</strong>se<br />

würde sich wohl selbst nach einem<br />

Relaunch nicht rechnen, obschon die<br />

Mieten dann steigen, aber dennoch<br />

vergleichsweise niedrig sind.<br />

›› <strong>Die</strong> Investoren folgen also den<br />

Mietern, die Mieter den Kunden<br />

– was zieht die Kunden in Fachmarktlagen<br />

statt in Shopping-<br />

Center?<br />

Es ist die Bequemlichkeit, denn<br />

letztlich ist das Auto noch immer<br />

das Verkehrsmittel Nr. 1 beim Einkaufen.<br />

Vorteile von Fachmarktlagen<br />

sind ebenerdige und kostenfreie<br />

Parkflächen und kurze Wege – also<br />

insgesamt der effiziente Einkauf. Das<br />

sind insbesondere im ländlicheren<br />

Raum Vorteile, während die se bei<br />

den vereinzelten Fachmärk ten in<br />

Großstädten auch wegen der besseren<br />

öffentlichen Verkehrsanbindungen<br />

aufweichen. [ς]<br />

11


12 <strong>Die</strong> <strong>Immobilie</strong> Ausgabe 01-2012<br />

+++ News +++ News +++ News +++<br />

Aktuelle Meldungen rund um <strong>Immobilie</strong>n und<br />

Einzelhandel<br />

+++ Zwei Großstadt-Sieger<br />

Kassel ist vor Leipzig und Erfurt<br />

Dynamiksieger des Großstadt-Vergleichs<br />

der Initiative Neue Soziale<br />

Marktwirtschaft (INSM) und der<br />

WirtschaftsWoche (WiWo). Unter<br />

den 50 einwohnerstärksten Städten<br />

in Deutschland hat sich keine andere<br />

im Zeitraum zwischen 2005 und 2010<br />

am Arbeitsmarkt, bei wichtigen Sozialindikatoren<br />

sowie bei Wirtschaft<br />

und Wohlstand besser entwickelt.<br />

München ist – mit großem Abstand<br />

– vor Stuttgart und Münster Niveausieger<br />

des auf mehr als 90 sozio-ökonomischen<br />

Indikatoren basierenden<br />

INSM-WiWo-Städterankings 2011.<br />

+++ Hamburg überholt Bayern<br />

Trotz Kaufkraftanstieg in Bayern<br />

ziehen die Nordlichter in Sachen<br />

Kaufkraft an den Bayern vorbei.<br />

Erstmals seit 2007 führt nicht mehr<br />

Bayern, sondern Hamburg das Bundesländerranking<br />

nach Kaufkraft<br />

an. 2012 werden die Einwohner der<br />

Elbmetropole 21.985 Euro zur Verfügung<br />

haben. <strong>Die</strong> drei Stadtstaaten<br />

zeigen die deutlichste Veränderung<br />

des Kaufkraftindex gegenüber dem<br />

Vorjahr. Ansonsten haben sich in der<br />

GfK-Studie zur Kaufkraft keine Änderungen<br />

ergeben. Nach wie vor belegen<br />

die ostdeutschen Bundesländer<br />

die hinteren Plätze. Im Schlusslicht<br />

Sachsen-Anhalt haben die Einwohner<br />

fast 5400 Euro weniger Kaufkraft als<br />

in Hamburg.<br />

+++ Ausblick 2012<br />

<strong>Die</strong> Fachzeitschrift „Lebensmittel<br />

Zeitung“ sprach mit Vertretern des<br />

Handels über deren Erwartungen für<br />

das Jahr 2012. <strong>Die</strong> Entscheider der 15<br />

befragten Handelsunternehmen sind<br />

trotz der schwierigen Rahmenbedingungen<br />

optimistisch für ihre Branche.<br />

Folgend die Antworten der zwei<br />

führenden Lebensmitteleinzelhandelsunternehmen<br />

und der zwei Top-<br />

2-Drogeriemarktketten auf die Frage<br />

„Welche Auswirkungen erwarten sie<br />

von der aktuellen Schuldenkrise auf<br />

ihr Geschäft – zum Beispiel im Hinblick<br />

auf Konsumnachfrage und Finanzierung?“<br />

Im Wortlaut:<br />

Markus Mosa, Vorstandsvorsitzender<br />

der Edeka<br />

Zentrale AG & Co. KG in<br />

Hamburg<br />

„Unser Erfolg war nie von äußeren Faktoren<br />

abhängig. Konjunkturprognosen liefern<br />

doch allzu oft nur willkommene Argumente,<br />

um von eigenen Schwächen abzulenken. Wir<br />

bauen auch weiterhin auf unsere ureigenen<br />

Kompetenzen und auf die unternehmerische<br />

Leidenschaft unserer Kaufl eute. Das gibt<br />

uns eine Stabilität, die sich im Vertrauen der<br />

Kunden und Stakeholder widerspiegelt.“<br />

Alain Caparros, Vorstandsvorsitzender<br />

der<br />

Rewe Group AG in Köln<br />

„<strong>Die</strong> Verbraucherstimmung ist schwer einzuschätzen.<br />

Einerseits ist kein Einbruch der<br />

Anschaffungsneigung und der Konsumstimmung<br />

zu verzeichnen. Andererseits<br />

sind die Menschen in Deutschland und<br />

Europa deutlich verunsichert angesichts<br />

der internationalen Schuldenkrise. <strong>Die</strong><br />

Sparneigung ist leicht gesunken. Aber das<br />

Konsumpotenzial in Deutschland wird 2012<br />

stagnieren. Wir glauben, dass wir insbesondere<br />

im Lebensmitteleinzelhandel weiter<br />

aus eigener Kraft wachsen können – mit<br />

weiter verbesserten Leistungen, Services,<br />

bester Frische und hoher Preisattraktivität.“<br />

Erich Harsch, Vorsitzender<br />

der Geschäftsführung der<br />

dm-Drogeriemarkt GmbH<br />

& Co. KG in Karlsruhe<br />

„Da Drogeriewaren zu den Gütern des täglichen<br />

Bedarfs zählen, gehe ich davon aus,<br />

dass die Auswirkungen der Krise sehr gering<br />

sein werden. Zudem hat sich gezeigt, dass<br />

den Menschen, gerade in Krisenzeiten, Aspekte<br />

wie günstiger Dauerpreis, Vertrauen,<br />

Transparenz und soziales Engagement<br />

immer wichtiger werden. <strong>Die</strong> Kunden sind<br />

immer mehr darauf bedacht, wen sie mit<br />

ihrem Einkauf unterstützen. Sie suchen in<br />

Krisenzeiten verlässliche Partner.“<br />

Dirk Roßmann, Geschäftsführer<br />

der<br />

Rossmann GmbH in<br />

Burgwedel<br />

„Kurzfristig keine, mittel- und langfristig sind<br />

ungesunde Staatsfi nanzen eine Belastung für die<br />

Wirtschaft insgesamt, dies gilt für alle Bereiche.“<br />

Quelle: Lebensmittel Zeitung<br />

Foto: StockXChange


<strong>Die</strong> <strong>Immobilie</strong> Ausgabe 01-2012<br />

Flach muss nicht „flach“ sein<br />

<strong>Die</strong> Flachdächer von Fachmärkten bieten Raum zur kreativen<br />

Nutzung, ohne gleich Höhenangst haben zu müssen<br />

Mit wachsenden Sortimenten<br />

und einem höheren Flächenbedarf<br />

zur Warenpräsentation wuchsen<br />

in der Vergangenheit die Anforderungen<br />

des Einzelhandels. Fläche<br />

war und ist gefragt. <strong>Die</strong> als big boxes<br />

oder Flachmänner bekannten Fachund<br />

Lebensmittelverbrauchermärkte<br />

sorgten vielerorts für ein geeignetes<br />

Raumangebot, schufen jedoch auch<br />

reichlich ungenutzte Flächen – und<br />

zwar auf ihren Dächern. Dass die<br />

flachen Dächer durchaus zu etwas<br />

nütze sind, zeigt sich mittlerweile<br />

deutschlandweit – ob in Bayern,<br />

Baden-Württemberg oder Berlin.<br />

Längst kooperieren Lokalpolitik und<br />

Betreiber, um neben Grünflächen<br />

und Solaranlagen auch Wohnungen<br />

und Fußballplätze auf den Dächern<br />

der Flachbauten zu realisieren.<br />

Wohnungen „on top“<br />

Im bayerischen Tegernsee und in Berlin<br />

können Wohnungssuchende auf<br />

die Dächer von Lidl-Märkten schauen.<br />

<strong>Die</strong> Discounterkette erweitert<br />

ihr Sortiment um Mietwohnungen<br />

und stellt derzeit Wohnungen auf<br />

den Dächern zweier Märkte in Berlin-Prenzlauer<br />

Berg fertig. Im angesagten<br />

und entsprechend teuren<br />

Bezirk unweit des Alexanderplatzes<br />

und des Fernsehturms will Lidl von<br />

seiner strikten Niedrigpreisstrategie<br />

abrücken und Wohnraum am freien<br />

Markt zu marktüblichen Preisen<br />

anbieten. <strong>Die</strong> Wohnungen im Obergeschoss<br />

werden samt Terrassen und<br />

Atrien von Grünflächen umschlossen<br />

und sind separat – unabhängig<br />

vom Lidl-Markt – zugänglich. Dass<br />

das Berliner Beispiel kein Einzelfall<br />

ist, zeigt der Blick nach Bayern. In<br />

Tegernsee sind 17 Wohnungen auf<br />

einem Lidl-Dach bereits im Angebot,<br />

die allerdings nach Vorgabe der<br />

Gemeinde an sozial schwächer Gestellte<br />

vermietet werden. Wohnraum<br />

kann hier zu einem Quadratmeterpreis<br />

von 6,50 Euro kalt bezogen<br />

werden – an einem Ort, an dem es<br />

ansonsten das Doppelte kostet. Für<br />

den Discounter rechnet sich der Deal<br />

mit der Stadt trotz verhältnismäßig<br />

niedriger Mieten, denn der Standort,<br />

der einst der Stadt gehörte, ist für<br />

den Lebensmitteleinzelhandel ideal<br />

und war heiß begehrt.<br />

Fußball in „Höhenluft“<br />

Wer nicht gleich auf einem Fachmarkt<br />

wohnen möchte, kann zumindest<br />

seine Freizeit auf dem<br />

Flachdach verbringen. In Berlin-<br />

Friedrichshain befindet sich der<br />

Foto: Quelle: Kühnl + Schmidt, Diplomingenieure, Freie Architekten BDA<br />

höchste Fußballplatz der Hauptstadt.<br />

Mit einer Gesamtfläche von 19.000<br />

Quadratmetern – davon 8700 Quadratmeter<br />

Kunstrasen – bietet das<br />

Dach eines Metro-Marktes sogar<br />

Platz für Zuschauertribünen. 600<br />

Menschen können dort Spiele verfolgen.<br />

Und damit herabfallende Fußbälle<br />

nicht die Metro-Kunden auf<br />

dem Parkplatz treffen, wurden 8,50<br />

Meter hohe Fangzäune installiert. In<br />

einem Stadtteil, in dem Sport- und<br />

Grünflächen rar sind, werden Ideen<br />

wie diese vom Bezirksamt begrüßt.<br />

Zwar bleibt der Platz in privaten<br />

Händen, kann aber von Schulen und<br />

Vereinen kostenlos genutzt werden.<br />

Darüber hinaus können die Flachdächer<br />

von Fachmarktzentren auch<br />

zugunsten der Umwelt Verwendung<br />

finden. In Sigmaringen (Pluswertfonds<br />

155) beispielsweise, 30 Kilometer<br />

nördlich des Bodensees, dient<br />

das Dach eines Verbrauchermarktes<br />

der Stromerzeugung. Über den Köpfen<br />

der Kunden befindet sich eine<br />

Solaranlage. [ς]<br />

13


14 <strong>Die</strong> <strong>Immobilie</strong> Ausgabe 01-2012<br />

Auf den Kopf gestellt<br />

Zu besichtigen: Einfamilienhaus auf Usedom, 80 Quadratmeter, 2 Etagen,<br />

komplett möbliert – aber verkehrt herum<br />

Stellen Sie sich vor, Sie stehen<br />

morgens auf und fallen aus<br />

dem Bett – weil der Fußboden samt<br />

Mobiliar plötzlich oben ist und die<br />

Zimmerdecke unten. Eine seltsame<br />

Idee? Vielleicht, aber eine, die<br />

schon umgesetzt wurde: In dem<br />

– im wahrsten Sinne des Wortes –<br />

verrücktesten Haus Deutschlands<br />

steht alles Kopf: Das gesamte Mobiliar,<br />

selbst die Betten und sogar<br />

das WC hängen an der „Decke“.<br />

Allerdings kann man in dem Einfamilienhaus,<br />

das im Urlaubsort<br />

Trassenheide auf der Ostseeinsel<br />

Usedom auf dem Dach steht, und<br />

das auch noch leicht schief, nicht<br />

wirklich wohnen. Es lädt Besucher<br />

„nur“ zu lustigen Fotos ein.<br />

Das besondere Hochzeitsfoto<br />

Fotos: www.weltstehtkopf.de<br />

„Fühlen Sie sich wie eine Fliege<br />

an einer Zimmerdecke und entdecken<br />

Sie so ein Haus voller<br />

Überraschungen.“<br />

Kopfüber komplett möbliert<br />

Bereits 2008 feiert das Haus Richtfest.<br />

Eine <strong>Immobilie</strong> auf den Kopf<br />

zu stellen sei in einigen Ländern<br />

der Welt schon umgesetzt worden,<br />

geben die polnischen Bauherren<br />

Klaudiusz Gołos und Sebastian<br />

Mikiciuk zu, betonen aber: „Unseres<br />

ist als Erstes komplett möbliert<br />

zu besichtigen.“ Einige Jahre<br />

hatten sie sich bereits mit dem<br />

Gedanken getragen, einmal ein<br />

Haus samt Innenleben verkehrt<br />

herum zu bauen und alles darin<br />

auf den Kopf zu stellen. <strong>Die</strong> Idee<br />

brachten sie – wen wundert es –<br />

aus den Vereinigten Staaten von<br />

Amerika mit, als sie in Orlando<br />

ein vergleichbares Objekt besichtigt<br />

hatten. Weitere Anregungen<br />

erhielten sie von Architekturbauten<br />

in Polen, Neuseeland und<br />

Frankreich.<br />

Absturzsichere Wohnwelt<br />

<strong>Die</strong> Errichtung des 300.000 Euro<br />

teuren Hauses machte Spaß, aber<br />

auch jede Menge Arbeit: Aufwändig<br />

war die Hausplanung und<br />

knifflig die Möbelsuche. „Unsere<br />

Handwerker mussten ständig<br />

improvisieren“, sagen die beiden<br />

Unternehmer. Schließlich hätten<br />

viele handelsübliche Möbel<br />

schwerkraftsicher an der Decke<br />

angebracht werden müssen. <strong>Die</strong><br />

Führungsschienen für die Schubfächer<br />

der Küchenmöbel mussten<br />

umgebaut, Geschirr und dekorative<br />

Gegenstände wie Bilder oder<br />

Blumenvasen kopfüber festgeklebt<br />

werden. Bettzeug, Handtücher<br />

oder Sofakissen wurden festgenäht.<br />

Zwei Etagen mit Spitzdach<br />

Nach getaner Arbeit ist ein bis<br />

auf die „Lage“ typisches Wohnhaus<br />

im nordischen Stil auf zwei<br />

Etagen entstanden – wie es sich<br />

gehört mit Wohn- und Schlafzimmer,<br />

Ess- und Kinderzimmer,


Bad und Küche. Das Haus verfügt<br />

sogar über Stromanschluss, Heizung<br />

und Klimaanlage. Lediglich<br />

der Wasseranschluss fehlt. Und<br />

damit bei Regen nichts passiert,<br />

wurde ein nicht sichtbares Entsorgungssystem<br />

installiert. Denn<br />

die Dachrinnen, die ebenfalls verkehrt<br />

herum am Dach angebracht<br />

sind, erfüllen ihren eigentlichen<br />

Zweck so nicht. Sonstigen Wetterkapriolen<br />

hält das Haus problemlos<br />

stand, obwohl es mit nur<br />

vergleichsweise kleiner Auflagefläche<br />

auf seinem Spitzdach steht:<br />

In den Wänden steckt ein Stahlgerüst,<br />

das Stabilität gibt.<br />

Verdreht und schräg zugleich<br />

Nachdem Besucher das Haus über<br />

den auf dem Kopf stehenden Flur<br />

betreten haben, stellen sie fest,<br />

Fotos: www.weltstehtkopf.de<br />

dass es eine weitere Krux gibt: Das<br />

Haus wurde zusätzlich schief gebaut<br />

und hat ein Gefälle von sechs<br />

Prozent. So verdreht es nicht nur<br />

die Wahrnehmung, sondern spielt<br />

zugleich mit dem Gleichgewichtssinn.<br />

Der sich am Ende des Flurs<br />

anschließende Treppenaufgang<br />

wird so zu einem Abenteuer.<br />

Das Fotografieren ist von den Bauherren<br />

ausdrücklich erwünscht.<br />

Ihr Tipp: „<strong>Die</strong> besten und lustigsten<br />

Ergebnisse erzielen Sie,<br />

wenn Sie die Fotos verkehrt herum<br />

denken.“ Auf ihrer Website www.<br />

weltstehtkopf.de findet sich eine<br />

Auswahl an Fotos. Und wem Bilder<br />

nicht genug sind, dem empfehlen<br />

Klaudiusz Gołos und Sebastian<br />

Mikiciuk den Link zum eigenen<br />

Youtube-Kanal.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Immobilie</strong> Ausgabe 01-2012<br />

Ein besonderer Spaß für Kinder<br />

Bereits vor der Eröffnung lockte<br />

das – nach Aussage der beiden<br />

Erbauer – erste auf dem Kopf stehende<br />

Haus in Deutschland zahlreiche<br />

fotografierlustige Besucher<br />

an. <strong>Die</strong> Gemeinde Trassenheide hat<br />

das Projekt von Anfang an unbürokratisch<br />

unterstützt, und das<br />

Bauamt verzichtete auf die übliche<br />

Abnahme. Inzwischen fand die<br />

verrückte Idee Nachahmung. Seit<br />

dem Jahr 2010 gibt es auch auf<br />

dem Indoorspielplatz „Pirateninsel<br />

Rügen“ in Putbus auf der benachbarten<br />

Ostseeinsel Rügen ein<br />

„Haus-Kopf-über“, das ebenso alle<br />

Sinne der Besucher auf den Kopf<br />

stellt. [ς]<br />

15


16 <strong>Die</strong> <strong>Immobilie</strong> Ausgabe 01-2012<br />

Wir sind im Wandel<br />

Wer im stationären Einzelhandel erfolgreich sein will, muss wissen, wo<br />

seine Zielgruppen zu finden sind<br />

Deutschland ist ein Land der<br />

Gegensätze – nicht nur, was<br />

seine geographische Lage zwischen<br />

Alpengipfeln und Nord- und<br />

Ostseestränden anbelangt. Auch<br />

die deutsche Bevölkerung weist<br />

nach aktuellen Angaben der Gesellschaft<br />

für Konsumforschung<br />

(GfK) reichlich Unterschiede bei<br />

der Alters- und Einkommensverteilung<br />

auf. Einzelhändler, die<br />

jenseits vom WorldWideWeb ihre<br />

Geschäfte tätigen und den persönlichen<br />

Kontakt zum Kunden<br />

suchen, müssen sich über die Bevölkerungsstruktur<br />

Deutschlands<br />

und die ständigen strukturellen<br />

Verschiebungen im Klaren sein.<br />

Andernfalls werden bei etwaigen<br />

Expansionsplänen – ganz gleich,<br />

ob es sich um neue Fachmärkte<br />

oder den filialisierten Einzelhandel<br />

dreht – die falschen Zielgruppen<br />

am falschen Ort angesprochen.<br />

Derzeit zeigen sich in Deutschland<br />

folgende Tendenzen: Der Anteil<br />

der Familien mit Kindern an der<br />

Gesamtbevölkerung sinkt, der Altersdurchschnitt<br />

der Bevölkerung<br />

steigt und darüber hinaus wandert<br />

die junge Bevölkerung in Deutschlands<br />

Metropolen ab, so dass der<br />

Anteil der Älteren in ländlichen<br />

Regionen zunimmt.<br />

Junge Hauptstadt<br />

Junges Publikum beispielsweise<br />

ist der GfK zufolge im Vergleich<br />

der Bundesländer am leichtesten<br />

Landkreis Landshut mit höchstem Kinderanteil<br />

Haushalte mit Kindern 2011<br />

Quelle: GfK GeoMarketing (2012): GfK Bevölkerungsstrukturdaten 2011<br />

in der Hauptstadt anzutreffen. In<br />

Berlin fallen 15,7 Prozent aller<br />

Haushalte in die Kategorie „Unter<br />

30-Jährige“ – das sind fast 36<br />

Prozent mehr als im Bundesdurchschnitt.<br />

Auch der Altersdurchschnitt<br />

der Haushaltsvorstände<br />

ist in Berlin am niedrigsten. Sie<br />

sind im Schnitt 47,8 Jahre alt.<br />

Im Saarland hingegen haben die<br />

Haushaltsvorstände einen Altersdurchschnitt<br />

von 50,2 Jahren.<br />

Entsprechend liegt Deutschlands<br />

kleinstes Flächenbundesland auch<br />

beim Anteil der Senioren-Haushalte<br />

mit 39 Prozent bundesweit<br />

an der Spitze. An zweiter und<br />

dritter Stelle folgen Sachsen und<br />

Sachsen-Anhalt mit 37,6 beziehungsweise<br />

37,2 Prozent.


Kinderreiches Süddeutschland<br />

Bei der Frage, wo sich hierzulande<br />

die meisten Haushalte mit Kindern<br />

befinden, zeigt ein Blick auf<br />

die Deutschlandkarte eine deutliche<br />

Zweiteilung. <strong>Die</strong> „Grenze“<br />

zwischen dem Teil Deutschlands<br />

mit relativ vielen Mehrpersonenhaushalten<br />

mit Kindern und relativ<br />

wenigen verläuft quer von Bremen,<br />

über Hannover, an Erfurt vorbei<br />

bis nach Sachsen. Südlich dieser<br />

Trennlinie steht auf Bundeslandebene<br />

Baden-Württemberg beim<br />

Anteil der Haushalte mit Kindern<br />

an der Spitze (32,2 Prozent). Auf<br />

Kreisebene führt jedoch der nordöstlich<br />

von München gelegene bayerische<br />

Landkreis Landshut das<br />

Ranking an. Mit einem Kinderanteil<br />

von 42,3 Prozent steht er im<br />

klaren Kontrast zum Schlusslicht<br />

Berlin, wo der Anteil der Haushalte<br />

mit Kindern bei nur 21 Prozent<br />

liegt. Andersherum führt im<br />

Ländervergleich Berlin die Rangliste<br />

nach Singlehaushalten an. <strong>Die</strong><br />

Spreemetropole verfügt über einen<br />

Anteil an Ein-Personen-Haushalten<br />

von 53,7 Prozent und liegt damit<br />

deutlich vor den Stadtstaaten Hamburg<br />

und Bremen mit 50,3 beziehungsweise<br />

48,6 Prozent.<br />

Ungleiche Einkommensverteilung<br />

Wie sich der stationäre Einzelhandel<br />

aufstellen muss, hängt neben<br />

der Alters- und Haushaltsstruktur<br />

insbesondere vom verfügbaren<br />

Einkommen der Haushalte ab. Offensichtlich<br />

ist ein deutliches Süd-<br />

Nord- oder auch West-Ost-Gefälle<br />

mit Ausnahme von Hamburg. Im<br />

Bundesländervergleich ist der Anteil<br />

der Geringverdiener mit einem<br />

monatlichen Haushaltsnettoeinkommen<br />

unter 1100 Euro in Berlin<br />

am höchsten. Rund ein Viertel<br />

aller Hauptstadt-Haushalte fällt in<br />

die niedrigste Einkommensklasse<br />

– das sind fast 75 Prozent mehr<br />

als im Bundesdurchschnitt. Der<br />

niedrigste Anteil an Geringverdienern<br />

findet sich mit 9,8 Prozent in<br />

Baden-Württemberg. Bei den Topverdienern<br />

liegt Hessen mit einem<br />

Haushaltsanteil von 5,3 Prozent an<br />

erster Stelle, gefolgt von Bayern (4,7<br />

Prozent) und Baden-Württemberg<br />

(4,5 Prozent). Dass Deutschland von<br />

großen regionalen Gegensätzen geprägt<br />

ist, verdeutlicht zudem eine<br />

Deutschland wird ein bisschen reicher<br />

Bundesweite Einkommensverteilung<br />

Monatliches Haushalts-<br />

Nettoeinkommen 2010<br />

Anteil<br />

in %<br />

bis unter 1.100 € 14,0<br />

1.100 € bis unter 1.500 € 11,9<br />

1.500 € bis unter 2.000 € 14,0<br />

2.000 € bis unter 2.600 € 14,5<br />

2.600 € bis unter 4.000 € 23,9<br />

4.000 € bis unter 7.500 € 18,6<br />

7.500 € und mehr 3,1<br />

<strong>Die</strong> <strong>Immobilie</strong> Ausgabe 01-2012<br />

Gegenüberstellung auf Kreisebene.<br />

Während der Hochtaunuskreis in<br />

Hessen mit einem Anteil an Spitzenverdienern<br />

von 17,9 Prozent<br />

Platz 1 belegt, verfügen im Stadtkreis<br />

Bremerhaven nur 0,36 Prozent<br />

der Haushalte über das monatliche<br />

Topeinkommen von 7500 Euro und<br />

mehr.<br />

Insgesamt gerechnet ist Deutschland<br />

innerhalb eines Jahres ein<br />

Stück reicher geworden. Der Anteil<br />

der Spitzenverdiener in der Einkommensklasse<br />

mit 7500 Euro und<br />

mehr verfügbarem Einkommen pro<br />

Monat und Haushalt ist zwischen<br />

2010 und 2011 um knapp zehn Prozent<br />

oder 0,3 Prozentpunkte gestiegen.<br />

Gleichzeitig verzeichnete<br />

die Kategorie der Geringverdiener<br />

lediglich ein Plus von 0,1 Prozentpunkten.<br />

[ς]<br />

Monatliches Haushalts-<br />

Nettoeinkommen 2011<br />

Quelle: GfK GeoMarketing (2012/2011): GfK Bevölkerungsstrukturdaten 2011/2010<br />

Anteil<br />

in %<br />

bis unter 1.100 € 14,1<br />

1.100 € bis unter 1.500 € 11,8<br />

1.500 € bis unter 2.000 € 14,4<br />

2.000 € bis unter 2.600 € 14,5<br />

2.600 € bis unter 4.000 € 23,2<br />

4.000 € bis unter 7.500 € 18,7<br />

7.500 € und mehr 3,4<br />

17


18 <strong>Die</strong> <strong>Immobilie</strong> Ausgabe 01-2012<br />

Der etwas andere Elektronikfachmarkt<br />

Buchtipp: Media Markt – Wie blöd ist das Konzept wirklich?<br />

Von der Gründung des ersten<br />

Media Marktes im Jahr<br />

1979 bis hin<br />

zu 589 Media-<br />

Markt-Standorten<br />

weltweit im Juni<br />

2010: Jürgen Cleve<br />

– selbst rund sieben<br />

Jahre lang als<br />

geschäftsführender<br />

Gesellschafter eines<br />

Media Marktes tätig<br />

– führt dem Leser<br />

die Erfolgsstory des<br />

Marktführers unter<br />

den Elektronikfachmärkten<br />

detailliert vor Augen. Er<br />

wirft einen Blick auf die Strategien,<br />

Konzepte und Ideen, die hinter diesem<br />

Erfolg stecken, spricht jedoch<br />

auch die Herausforderungen an, vor<br />

denen das Unternehmen in der Vergangenheit<br />

immer wieder stand und<br />

bis heute steht. Angefangen mit dem<br />

Lebensmitteldiscounter Aldi, der in<br />

Sonderaktionen große Mengen an<br />

PCs verkauft und somit in das Sortiment<br />

von Media Markt vordringt,<br />

über missglückte Expansionsvorhaben<br />

in Frankreich bis hin zum Kapitel<br />

„Online – Offline – Online“. Hier geht<br />

Cleve auf die Schwierigkeiten einer<br />

Multichannel-Strategie ein: „Media<br />

Markt ging online, verabschiedete<br />

sich aus dem Online-Handel und<br />

steigt nun neu ein.“<br />

Der Leitsatz „Wir sind anders“ von<br />

Walter Gunz, einem der vier Un-<br />

Titel:<br />

Media Markt – Wie blöd<br />

ist das Konzept wirklich?<br />

Autor:<br />

Cleve, Jürgen<br />

Verlag:<br />

Walhalla Fachverlag,<br />

2011<br />

ISBN:<br />

978-3-8029-3846-7<br />

Umfang:<br />

216 Seiten<br />

Auszüge und direkte<br />

Bestellmög lich keit:<br />

www.walhalla.de<br />

ternehmensgründer, brachte Media<br />

Markt von Anfang an auf Erfolgskurs.<br />

Freche, polarisierende Werbeslogans<br />

wie „Media Markt. Ich bin<br />

doch nicht blöd.“ oder „Geiz ist geil“<br />

der Schwestergruppe beziehungsweise<br />

des Konkurrenten Saturn gehören<br />

zu dieser Andersartigkeit und stehen<br />

mittlerweile als Synonym für eine<br />

ganze Gesellschaft, die in erster Linie<br />

auf den (niedrigen) Preis schaut<br />

und auf die Qualität eines Discounters<br />

vertraut. Auch die dezentralen<br />

Strukturen, die jedem „Medianer“ ein<br />

Maximum an Eigenverantwortung<br />

übertragen, die 10-Prozent-Beteiligung<br />

der Geschäftsführer an ihrem<br />

Media Markt und die <strong>Die</strong>nstwagenregelung<br />

werden von Cleve als Symbole<br />

des „Anders-Seins“ unterstrichen.<br />

Der Autor verdeutlicht anschaulich,<br />

wie ungewöhnliche Werbefeldzüge<br />

zum geschickten Schachzug werden.<br />

Das Media Markt-Tiefpreis-<br />

Gesetz aus dem Jahr 2000 führt er<br />

exemplarisch dafür an: „Eigens angefertigte<br />

Sticker wie der ‚Media-<br />

Markt-Sheriff’-Stern – das klassische<br />

Symbol des Gesetzeshüters – oder<br />

auch eine kleine rote Gesetzes-Bibel<br />

erreichten bisweilen Kultcharakter<br />

und wurden noch lange Zeit nach<br />

Beendigung der Werbeaktion in Auktionshäusern<br />

wie eBay gehandelt.“<br />

In seinem Buch stellt Jürgen Cleve<br />

die Unternehmensphilosophie und<br />

-historie sorgfältig recherchierten<br />

Marktdaten sowie einer Vielzahl von<br />

eigenen Erfahrungen und Einschätzungen<br />

zum Werdegang von Media<br />

Markt gegenüber. Immer wieder ergänzt<br />

er die Kapitel durch Zitate des<br />

Gründer-Quartetts. Beispielsweise<br />

kommentierte Walter Gunz das Leitprinzip<br />

im Umgang mit den Media-<br />

Markt-Mitarbeitern mit den Worten:<br />

„Vertrauen kann man nicht kaufen.<br />

Vertrauen kann man auch nicht vereinbaren.<br />

Vertrauen kann man nur<br />

schenken.“<br />

Das Buch eignet sich für alle Interessierten,<br />

die herausfinden wollen, wie<br />

die Einzelhandelsbranche und einer<br />

ihrer namhaften Vertreter „ticken“.<br />

Eine Antwort auf die im Buchtitel genannte<br />

Fragestellung darf der Leser<br />

allerdings nicht erwarten. [ς]


<strong>Die</strong> Macht der Positionierung<br />

Kolumne von Dr. Rainer Zitelmann<br />

Das höchste Ziel eines ehrgeizigen<br />

Unternehmens muss der<br />

Aufbau einer Marke sein. Denn<br />

durch die Markenbildung wird ein<br />

immenser Firmenwert geschaffen.<br />

Eine Marke aufzubauen ist gleichbedeutend<br />

mit der richtigen Positionierung<br />

eines Unternehmens bzw.<br />

seiner Produkte, die in den Augen<br />

der Verbraucher als etwas Besonderes<br />

wahrgenommen werden sollen,<br />

die man deshalb einem Wettbewerbsprodukt<br />

vorzieht und für<br />

die man gegebenenfalls auch bereit<br />

ist, mehr zu zahlen als für ein No-<br />

Name-Produkt.<br />

Mit Positionierung meine ich das<br />

Bild, das die (potenziellen) Kunden<br />

von einem Unternehmen haben. Und<br />

hier gilt: Einem Spezialisten trauen<br />

die Kunden mehr zu als einem Generalisten.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Hahn</strong> <strong>Gruppe</strong> als<br />

Spezialist für das Management von<br />

großflächigen Einzelhandelsimmobilien<br />

ist ein gutes Beispiel. Das<br />

Unternehmen <strong>Hahn</strong> hat sich nie<br />

verzettelt, sondern hat sich in einer<br />

besonderen Marktnische etabliert –<br />

und damit Ansehen bei seinen Kunden<br />

geschaffen. <strong>Die</strong> Positionierung<br />

von <strong>Hahn</strong> als Asset-Manager für<br />

Einzelhandelsimmobilien ist einfach,<br />

und Einfachheit ist eines der<br />

wesentlichen Merkmale einer guten<br />

Positionierung.<br />

Ein Einzelhandelsunternehmen, das<br />

durch seine Positionierungsstrategie<br />

und eine entsprechende mediale<br />

Aufmerksamkeit groß wurde, ist die<br />

Modekette Abercrombie & Fitch. <strong>Die</strong><br />

bei Jugendlichen sehr beliebten Läden<br />

sehen vollkommen anders aus<br />

als normale Bekleidungsgeschäfte:<br />

In ihnen ist es so dunkel wie in einer<br />

Diskothek, die Musik ist ebenso<br />

laut. Über die Lüftungsanlage wird<br />

das Parfüm „Fierce“ versprüht, so<br />

dass die Kleider danach riechen.<br />

Das Personal ist sorgfältig und nach<br />

strengen Kriterien ausgewählt – es<br />

handelt sich ausschließlich um sehr<br />

gut aussehende junge Männer und<br />

Frauen. Vor den Geschäften posieren<br />

zuweilen junge Männer mit<br />

Waschbrettbauch.<br />

Schon bevor im Dezember 2011 das<br />

erste Geschäft der Kette in Deutschland<br />

eröffnete, berichteten die<br />

Medien ausführlich darüber. Das<br />

Handelsblatt beispielsweise brachte<br />

einen großen Artikel mit der Überschrift:<br />

„Viele Menschen haben in<br />

unserer Kleidung nichts zu suchen.“<br />

Und genau das ist der Kern der Positionierung<br />

der Textilkette. Der Konzernchef<br />

Michael Jeffries wird in<br />

dem Artikel mit den Worten zitiert:<br />

„Viele Menschen haben in unserer<br />

Kleidung nichts zu suchen. <strong>Die</strong> Unternehmen<br />

sind in Schwierigkeiten,<br />

die alle erreichen wollen: jung, alt,<br />

fett, mager.“<br />

<strong>Die</strong> Kleidung, die in dem Geschäft<br />

angeboten wird, ist maßgeschneidert<br />

für Menschen mit einer guten<br />

Figur. <strong>Die</strong>s, sowie die Auswahl der<br />

Verkäufer nach optischen Kriterien,<br />

brachte freilich Feministinnen<br />

und andere <strong>Gruppe</strong>n auf die Palme,<br />

und sie warfen dem Unternehmen<br />

„Sexismus“ vor. Umweltschützer<br />

protes tierten gegen die „Luftverschmutzung“,<br />

weil man schon von<br />

außen das Parfüm riecht.<br />

Da sich das Unternehmen klar positioniert<br />

und auch keine Angst<br />

vor öffentlichen Kontroversen hat,<br />

braucht es keine Werbung. Auf klassische<br />

Anzeigenwerbung wird denn<br />

auch verzichtet, denn die richtige<br />

Positionierung sorgt für eine hohe<br />

mediale Aufmerksamkeit, und das<br />

Übrige tut die Mund-zu-Mund-Propaganda<br />

in der jugendlichen Zielgruppe.<br />

„<strong>Die</strong> Unternehmen sind in<br />

Schwierigkeiten, die alle erreichen<br />

wollen“ – mit diesem Satz hat Michael<br />

Jeffries ausgezeichnet ausgedrückt,<br />

worum es bei der Positionierung<br />

geht. [ς]<br />

Foto: Dr. Zitelmann PB<br />

<strong>Die</strong> <strong>Immobilie</strong> Ausgabe 01-2012<br />

19


<strong>Hahn</strong> <strong>Gruppe</strong><br />

Buddestraße 14 | 51429 Bergisch Gladbach<br />

Telefon: +49 (0) 2204 94 90-0 | Telefax: +49 (0) 2204 94 90-119<br />

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