ein neues Gesicht - St. Jakobus Behindertenhilfe
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1. Platz: Ertingen.<br />
Wenn <strong>ein</strong> Fußball nicht als Kranz zählt<br />
Jury des Maibaum-Wettbewerbs bewertet zehn Bäume – Entscheidung fiel nicht leicht<br />
Von <strong>St</strong>ephanie Schuster<br />
●<br />
RIEDLINGEN - 75 Kilometer, zwei<br />
Landkreise, immer wieder aussteigen,<br />
Blick nach oben, geschwind den<br />
Bewertungsbogen ausgefüllt und zurück<br />
ins Auto. Zehn <strong>St</strong>ationen umfasste<br />
die diesjährige Tour der Maibaum-Jury,<br />
die gestern für den von<br />
Schwäbischer Zeitung, Volksbank-<br />
Raiffeisenbank Riedlingen und<br />
Zwiefalter Klosterbräu ausgerufenen<br />
Wettbewerb unterwegs war.<br />
Vor dem Riedlinger Rathaus ist es<br />
noch schattig, als die Juroren den<br />
rund 25 Meter hohen Baum in Augensch<strong>ein</strong><br />
nehmen. Auszusetzen haben<br />
sie nicht viel: Die Kränze und<br />
Girlanden sind sauber geflochten,<br />
unten säumt <strong>ein</strong> frisch bepflanztes<br />
Blumenbeet den ordentlich entrindeten<br />
<strong>St</strong>amm. Und so werden wie gewohnt<br />
in allen Kategorien kräftig<br />
Punkte verteilt. Auch in Baach erwartet<br />
die Jury <strong>ein</strong> f<strong>ein</strong> herausgeputzter<br />
Baum. „Oh wie schön, sogar<br />
mit Rösle“, entfährt es Försterin Bernadette<br />
Jochum spontan, die heuer<br />
zum ersten Mal als Jurorin im Einsatz<br />
war. Extrapunkte gibt es für <strong>ein</strong> aus<br />
<strong>ein</strong>er Baumscheibe angefertigtes<br />
Schild mit dem Dorfnamen.<br />
Bei der Frage, wie hoch der schöne<br />
Baum denn nun sei, weiß Försterin<br />
Jochum Rat – und holt <strong>ein</strong>en<br />
<strong>St</strong>ock aus dem Auto. „Jetzt erkläre ich<br />
euch das Förster-Dreieck“, sagt sie,<br />
hält den <strong>St</strong>ab vors Auge und geht <strong>ein</strong><br />
paar Schritte auf und ab bis sie die<br />
richtige Position gefunden hat. Nun<br />
decke der Baum sich mit dem <strong>St</strong>ab,<br />
sodass der Abstand von ihr zum<br />
Baum exakt der Höhe des Baums entspreche.<br />
Schnell wird die <strong>St</strong>recke zu<br />
Fuß abgeschritten – 20 Meter. „Dazu<br />
LANGENENSLINGEN (ssu) - Vermutlich<br />
war <strong>ein</strong>e schwere Hirnblutung<br />
noch im Mutterleib Schuld daran,<br />
dass Marlon Möller seit s<strong>ein</strong>er Geburt<br />
geistig und körperlich behindert<br />
ist. Rund um die Uhr ist der inzwischen<br />
21-Jährige deshalb auf Pflege<br />
angewiesen. 20 Jahre lang hat diese<br />
Aufgabe s<strong>ein</strong>e Mutter Alexandra<br />
Schaut übernommen und sich zuhause<br />
aufopferungsvoll um ihren<br />
Sohn gekümmert. Seit knapp zwei<br />
Jahren lebt Marlon nun im Kinderheim<br />
<strong>St</strong>. Johann in Wilhelmsdorf.<br />
Dort ist er zwar in besten Händen<br />
– doch für große Extrawünsche<br />
reicht das Taschengeld, das Marlon<br />
und die sechs anderen Jugendlichen<br />
aus der Gruppe „Schwalbennest“ bekommen,<br />
nicht. Zum Beispiel für die<br />
fünftägige Pfingstfreizeit auf <strong>ein</strong>em<br />
Bauernhof, die die Gruppe so gern<br />
machen würde. Alexandra Schaut<br />
Der <strong>Jakobus</strong>bote 2. ausgabe 2012<br />
2. Platz: Betzenweiler. 3. Platz: Göffingen. Originellster Baum: Offingen<br />
müssen wir nun noch m<strong>ein</strong>e Augenhöhe<br />
rechnen“, erklärt sie. Macht also<br />
20 plus 1,60 Meter.<br />
Um 10.15 Uhr nimmt die Jury Kurs<br />
auf Baum Nummer drei in Zwiefalten.<br />
Der <strong>St</strong>amm ist k<strong>ein</strong> neuer, auch<br />
an den Wappen aus Holz hat bereits<br />
der Zahn der Zeit etwas genagt.<br />
„Aber die Krone ist sehr schön, die<br />
passt gut zum Baum“, so das Urteil<br />
von Bernadette Jochum. Volle Punktzahl<br />
gibt es ebenso für die 17 verschiedenen<br />
Schilder, die wabenförmig<br />
am Zwiefalter Maibaum angebracht<br />
sind.<br />
Malheur beim Aufstellen<br />
Durchs Dobeltal geht es anschließend<br />
hinauf, durch Upflamör bis<br />
nach Dürrenwaldstetten. Das dortige<br />
Maibaum-Exemplar schaut etwas<br />
mitgenommen aus. „Den hat's umgehauen“,<br />
ruft <strong>ein</strong> Landwirt vom Anwesen<br />
nebenan, der aufgebracht herbeieilt.<br />
Beim Aufstellen habe man<br />
den <strong>St</strong>amm mit dem Frontlader<br />
hochheben wollen. Als er sich bereits<br />
in luftiger Höhe befand, betätigte<br />
der Fahrer des Buldogs den falschen<br />
Hebel – und schwupps, lag der<br />
Baum wieder am Boden. „Wir drücken<br />
<strong>ein</strong> Auge zu“, verspricht Bernadette<br />
Jochum.<br />
Nach 38 Kilometern stehen die Jurymitglieder<br />
vor dem Binzwanger<br />
Maibaum, inzwischen strahlt die<br />
Sonne vom Himmel. „Bei den Girlanden<br />
haben sie <strong>ein</strong> bisschen gespart“,<br />
kritisiert Jutta Springer-Rebst<strong>ein</strong><br />
von der Volksbank und Raiffeisenbank<br />
in Riedlingen, die in den vergangenen<br />
Jahren Hunderte Maibäume<br />
bewertet hat. Und während sie<br />
für die schöne Krone die volle Punktzahl<br />
im Bewertungsbogen <strong>ein</strong>trägt,<br />
aus Langenenslingen hat sich deshalb<br />
<strong>ein</strong> Herz gefasst und kurzerhand<br />
beschlossen, <strong>ein</strong> Benefizkonzert auf<br />
die B<strong>ein</strong>e zu stellen, um dem<br />
„Schwalbennest“ zur nötigen Finanzspritze<br />
zu verhelfen. Sie sprach<br />
ihren Schwager darauf an, der beim<br />
gibt es für die Kränze leichte Abzüge.<br />
„Da stimmen <strong>ein</strong>fach die Proportionen<br />
nicht ganz.“<br />
Als nächstes steht der Ertinger<br />
Baum auf dem Programm. Hier<br />
hängt die Messlatte hoch, hat die<br />
Kolpingsfamilie dafür schließlich<br />
schon oft <strong>ein</strong>en Platz auf dem Siegertreppchen<br />
<strong>ein</strong>geheimst. Doch die Erwartungen<br />
werden nicht enttäuscht.<br />
„Ganz liebevoll gemacht“, sagt<br />
Springer-Rebst<strong>ein</strong>. „Das ist <strong>ein</strong> heißer<br />
Favorit für den Titel.“ Be<strong>ein</strong>druckt<br />
ist die Jury auch vom Blumenbeet<br />
am Fuß des Baumes, das Wurzeln<br />
und Margeriten zieren. Nur die<br />
Frage, wer Uschi ist, deren Namensschild<br />
am Baum prangt, bleibt offen.<br />
Auch die Maienfreunde in Dieterskirch<br />
haben sich wieder viel Mühe<br />
gegeben. Bernadette Jochum haben<br />
es die Weißtännchen angetan<br />
und auch das große, mit Zweigen <strong>ein</strong>gefasste<br />
Wappen überzeugt die Juroren.<br />
Doch zum <strong>St</strong>aunen bleibt nicht<br />
viel Zeit, schnell geht es weiter nach<br />
Offingen, wo die Jury <strong>ein</strong> etwas ande-<br />
Die Sieger<br />
Den ersten Platz erzielte mit 80<br />
Punkten der Baum aus Ertingen,<br />
gefolgt von Betzenweiler (56<br />
Punkte) und Göffingen (54<br />
Punkte). In der Ehrenkategorie<br />
siegte Riedlingen (70 Punkte),<br />
den zweiten Platz teilen sich mit<br />
jeweils 68 Punkten Baach und<br />
Dieterskirch. Alle Teilnehmer<br />
des Wettbewerbs werden zu<br />
<strong>ein</strong>er Maibaum-Vesper in die<br />
Klosterbräu-Gaststätte in Zwiefalten<br />
<strong>ein</strong>geladen.<br />
„Voice Projekt“ Betzenweiler singt –<br />
und der war sofort begeistert. „Allerdings<br />
dachten wir uns dann, dass e<br />
doch schön wäre, wenn auch der Musikver<strong>ein</strong><br />
Langenenslingen dabei wäre“,<br />
berichtet Schaut. Also wurde<br />
auch hier angefragt – ebenfalls mit<br />
rer Maibaum erwartet. Die Landjugend<br />
hatten den Bewohnern <strong>ein</strong>e<br />
Überraschung angekündigt – und die<br />
war ihnen geglückt. Passend zur<br />
Fußball-Europameisterschaft<br />
schmückt ihn k<strong>ein</strong> Kranz, sondern<br />
<strong>ein</strong> riesiger Fußball und der <strong>St</strong>amm<br />
ist statt mit <strong>ein</strong>er Girlande mit <strong>ein</strong>em<br />
Band in Schwarz-Rot-Gold umwickelt.<br />
Den Ball wollen die Juroren<br />
zwar nicht als Kranz-Ersatz durchgehen<br />
lassen, doch in der Kategorie<br />
Originalität gibt es die Höchstpunktzahl.<br />
12.15 Uhr, Endspurt. Schleichwegen<br />
führen nach Göffingen, wo die<br />
Juroren der kl<strong>ein</strong>ste Baum erwartet.<br />
Dafür seien die üppigen Kränze richtig<br />
schön, m<strong>ein</strong>t Försterin Jochum.<br />
„Da hat sich die Landjugend viel Arbeit<br />
gemacht.“ Dann geht es an die<br />
Auswertung, jetzt werden Punkte gezählt<br />
und gerechnet. „Manchmal war<br />
die Entscheidung wirklich nicht <strong>ein</strong>fach“,<br />
resümiert Jutta Springer-Rebst<strong>ein</strong>.<br />
Schließlich stecke in jedem<br />
Maibaum viel Liebe zum Detail.<br />
Hatten die Qual der Wahl: Die Juroren<br />
Jutta Springer-Rebst<strong>ein</strong>, <strong>St</strong>ephanie<br />
Schuster und Bernadette<br />
Jochum (v.l.). SZ-FOTOS: WARNACK<br />
Erfolg. Am kommenden Samstag, 5.<br />
Mai, wird das Benefizkonzert nun in<br />
der Mehrzweckhalle in Andelfingen<br />
steigen. Die Musikkapelle hat <strong>ein</strong><br />
rund 40-minütiges Programm vorbereitet,<br />
darunter der Radetzky<br />
Marsch, „My Way" oder <strong>ein</strong> Best of<br />
der Beatles. Anschließend gibt das<br />
„Voice Projekt“ unter anderem die<br />
<strong>St</strong>ücke „Saturday Night“, „I will follow<br />
him“ und „Barbara Ann“ zum<br />
Besten.<br />
„Ich bin schon so aufgeregt“, sagt<br />
Alexandra Schaut. „Hoffentlich wird<br />
es richtig voll.“ Damit Marlons<br />
Pfingtausflug nichts mehr im Wege<br />
steht. Solche Freizeiten könnten die<br />
<strong>ein</strong>zelnen Gruppenmitglieder zwar<br />
auch <strong>ein</strong>zeln – auf Kosten der jeweiligen<br />
Krankenkasse – machen, erzählt<br />
s<strong>ein</strong>e Mutter. Doch wichtig sei eben,<br />
dass die ganze Gruppe auch mal zusammen<br />
wegfahre. „Das ist schließ-<br />
ST. CHriSTopH<br />
Mit Musik in die Pfingstferien – und zu den Söhnen Mannheims<br />
Langenenslingerin organisiert Benefizkonzert – Spenden kommen der Schwerstbehinderten-Gruppe „Schwalbennest“ in Wilhelmsdorf zugute<br />
Freut sich auf ihre Pfingsfreizeit: die Gruppe „Schwalbennest“. FOTO: PR<br />
wächst rasant<br />
Vor zwei Wochen hat sich der Ver<strong>ein</strong><br />
„Bürgerinitiative Freundeskreis zum<br />
Erhalt der Riedlinger Klinik“ gegründet.<br />
Die Schwäbische Zeitung fragte beim<br />
Vorsitzenden ST. KoNrAd EdiToriAl<br />
Dr. Hartmut Pernice<br />
nach, was sich seitdem getan hat.<br />
SZ: Gleich bei der Gründungsversammlung<br />
wurden mehr als<br />
100 Bürger Mitglied im Ver<strong>ein</strong>.<br />
Wie viele sind es inzwischen?<br />
Pernice: Etwa 350. Das ist in unseren<br />
Augen <strong>ein</strong>e beachtliche Zahl<br />
gemessen an der kurze Zeit, die es<br />
uns gibt. Aber das Thema Krankenhaus<br />
brennt den Menschen hier<br />
<strong>ein</strong>fach auf den Nägeln. Das hat sich<br />
ja bereits bei der Menschenkette<br />
um die Klinik oder auch beim Bürgergespräch<br />
in Unlingen gezeigt.<br />
SZ: Sind weitere Aktionen in Planung?<br />
Pernice: Vor der Kreistagssitzung<br />
am 15. Mai soll es auf jeden Fall<br />
noch <strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong>e<br />
größere Aktion<br />
geben. Angedacht<br />
ist außerdem, die<br />
Kreisräte und<br />
vielleicht Bürgermeister<br />
Petermann<br />
Zukunft<br />
der Kreis-<br />
Kliniken<br />
zu <strong>ein</strong>em Gespräch <strong>ein</strong>zuladen,<br />
dem dann auch die Bürger<br />
beiwohnen dürfen.<br />
SZ: Ein Gespräch gab es vergangene<br />
Woche auch mit Landrat<br />
Schmid und Kliniken-Geschäftsführer<br />
Miller. Was kam dabei<br />
heraus?<br />
Pernice: Es war <strong>ein</strong> sehr offenes<br />
Gespräch, das als M<strong>ein</strong>ungsaustausch<br />
gedacht war. Konkrete Ergebnisse<br />
brachte es aber nicht.<br />
Allerdings haben wir ver<strong>ein</strong>bart,<br />
uns nochmal zu treffen. Wann, steht<br />
noch nicht fest, aber wir hoffen,<br />
dass es möglichst zeitnah geschieht.<br />
SZ: Sie hatten bei der Gründungsversammlung<br />
angekündigt, verschiedene<br />
Arbeitsgruppen zu<br />
bilden. Gibt es die mittlerweile?<br />
Pernice: Die sind noch im Entstehen.<br />
Da hapert es noch an <strong>ein</strong><br />
paar organisatorischen Dingen.<br />
Deshalb haben wir uns jetzt vorerst<br />
vor allem auf die Mitgliederwerbung<br />
konzentriert. Dazu wurden<br />
überall in der <strong>St</strong>adt Zettel mit Mitgliedsanträgen<br />
ausgelegt. (ssu)<br />
Motorradfahrer<br />
schwerverletzt<br />
ZWIEFALTEN (jon) - Schwerverletzt<br />
wurde gestern Nachmittag <strong>ein</strong> Motorradfahrer<br />
nach <strong>ein</strong>em Unfall mit<br />
dem Hubschrauber ins Krankenhaus<br />
geflogen. Beim Hinauffahren der<br />
Schwäbische Zeitung Zwiefalter – Dienstag, <strong>St</strong>eige kam 5. der Juni 22-Jährige 2012<br />
laut Polizei am Ausgang <strong>ein</strong>er Linkskurve<br />
von der Fahrbahn ab. Dabei<br />
prallte das Motorrad gegen die Leitplanke<br />
und schleuderte zurück auf<br />
die Fahrbahn. Der Mann stürzte<br />
kopfüber über die Leitplanke und <strong>ein</strong>ige<br />
Meter den Hang hinunter.<br />
lich wie <strong>ein</strong>e Familie. Marlon fühlt<br />
sich dort sehr wohl.“ Und sollte von<br />
dem Geld nach der Pfingstfreizeit<br />
noch etwas übrig bleiben, gibt es<br />
schon neue Pläne. „Dann würden sie<br />
gerne <strong>ein</strong> Konzert der Söhne Mannheims<br />
im Oktober in Ravensburg besuchen“,<br />
verrät Alexandra Schaut.<br />
Das Benefizkonzert beginnt am 5.<br />
Mai um 19.30 Uhr (Einlass 18.30<br />
Uhr) in der Mehrzweckhalle Andelfingen.<br />
Die Bewirtung übernimmt<br />
die Biberzunft. Der Eintritt ist frei,<br />
um Spenden wird gebeten. Wer<br />
das „Schwalbennest“ <strong>ein</strong>fach so<br />
unterstützen möchte, kann s<strong>ein</strong>e<br />
Spende auf das Konto der Gem<strong>ein</strong>de<br />
<strong>St</strong>. <strong>Jakobus</strong> <strong>Behindertenhilfe</strong><br />
GmbH, Kontonummer:<br />
101017772, BLZ: 65050110, <strong>St</strong>ickwort<br />
Schwalbennest überweisen.<br />
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