Katalog Deutsch - Armin Kerber
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Vorwort<br />
Lost Paradise – Vorwort<br />
Versuch einer Versöhnung — Das vergangene, unsäglich gewaltreiche und<br />
leidvolle zwanzigste Jahrhundert wurde nicht termingerecht, dafür aber<br />
symbolisch treffend mit einem Terrorakt abgeschlossen. Der elfte September<br />
2001 hat all dem Unvorstellbaren an Krieg, Völkermord und Menschenrechtsverletzungen<br />
eine neue Katastrophen-Dimension hinzugefügt,<br />
welche die Welt tief greifend verunsichert hat. Der »Kampf der Kulturen«<br />
ist seit dem Attentat auf die Twin Towers nicht mehr einzudämmen und<br />
macht, dass uns das Prinzip von Gewalt und Gegengewalt täglich im Griff<br />
hält: Afghanistan und der Irak sind weit entfernt davon, befriedet zu werden.<br />
Iran und Nordkorea wollen sich als Atommächte etablieren. Die Farc<br />
handeln mit Uranium. Sollte Dr. Marcel Junod (1904 bis 1961) Recht<br />
behalten? Als Gesandter des Roten Kreuzes leistete der Neuenburger Arzt<br />
im August 1945 als einer der ersten Hilfe in Hiroshima, machte Fotos von<br />
der Zerwüstung durch die Atombombe und schrieb zu seinen Schwarzweiss-Abzügen,<br />
dass es sich nicht um Bilder der Vergangenheit oder der<br />
Gegenwart, sondern um Bilder der Zukunft handle.<br />
Zu all den die Welt umspannenden politischen und religiösen Konflikten<br />
droht uns heute noch die Klimakatastrophe – auch sie ein Vermächtnis<br />
des vergangenen, aus den Fugen geratenen zwanzigsten Jahrhunderts,<br />
aus dem wir kommen. Welche Auswege gibt es? Wie ändern wir unser<br />
Verhalten uns selbst und der Natur gegenüber? Für das Zentrum Paul Klee,<br />
das sich nicht nur künstlerischen, sondern ebenfalls gesellschaftlichen<br />
Themen stellt, scheint der Zeitpunkt angemessen, sich all den Katastrophen<br />
von Klees Jahrhundert noch einmal anzunehmen, gespiegelt über den berühmten<br />
»Angelus novus«, den Engel der Geschichte, der aus dem Paradies<br />
vertrieben auf die Welt hinunter blickt und dessen Knopfaugen all die<br />
Gräuel sehen und gesehen haben, das Gesehene aber für sich behalten.<br />
Um zu versuchen, den stummen Blick des Engels zu teilen, wollen wir<br />
es unternehmen, aus dessen Engelsperspektive hinunter zu schauen auf<br />
das Panorama des verlorenen Paradieses, in dem wir leben. Zum ersten<br />
Mal in der jungen Geschichte des Zentrum Paul Klee werden zu diesem<br />
Zweck das gesamte Innere und die Landschaft um die drei Hügel von<br />
Renzo Piano herum unter einem Motto gemeinsam bespielt: »Jenseits von<br />
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