bildungschweiz - beim LCH
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BILDUNG SCHWEIZ 12 I 2005 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . REPORTAGE<br />
Das Schulmodell hat den hohen Anspruch,<br />
Integration für alle im Quartier<br />
lebenden Kinder zu bieten: Kinder von<br />
Migranten, schulisch schwache Kinder,<br />
Hochbegabte und auch Kinder, die in einem<br />
Regelschulhaus in eine Kleinklasse<br />
eingeteilt würden. Das fordert die Lehrerschaft<br />
permanent heraus: Im Team,<br />
welches jeweils aus allen in einer Klasse<br />
beteiligten Lehrpersonen besteht, wird<br />
der Unterricht gestaltet. Die Heilpädagoginnen<br />
bieten Einzelförderung<br />
an, sind aber zu gewissen Zeiten auch in<br />
den Schulzimmern, um die Kinder auch<br />
dort zu stützen.<br />
Jeweils zwei Stunden pro Woche besuchen<br />
die Kinder klassenübergreifend<br />
den Unterricht in Heimatlicher Sprache<br />
und Kultur: Alle türkischen Kinder der<br />
zweiten Klassenstufe besuchen beispielsweise<br />
gemeinsam den HSK-Unterricht.<br />
Durch den klassenübergreifenden Sprachförderunterricht<br />
wird allen Schülerinnen<br />
und Schülern die Möglichkeit geboten,<br />
ihrem Sprachstand entsprechend<br />
gefördert zu werden. Dies trifft nicht nur<br />
auf zweisprachige, sondern auch auf<br />
deutschsprachige Kinder zu.<br />
Erprobt und gefestigt<br />
Das Modell erfordert von den Lehrpersonen<br />
viel Koordinationsarbeit und Organisation.<br />
Jede Lehrkraft ist in ein<br />
Team integriert, welches über das Konzept<br />
der Arbeit mit der Klasse und den<br />
einzelnen Kindern entscheidet.<br />
Aus Raumgründen wurde das Kollegium<br />
Ende 2000 aufgeteilt und auf zwei Schulhäuser<br />
verteilt; neu wurde das Schulhaus<br />
Volta bezogen. Durch diese Veränderung<br />
wurde das Modell zugleich auch<br />
aus dem Projektstatuts entlassen und ist<br />
nun integrierter Bestandteil der Primarschule<br />
Grossbasel-West (PSW). Anfänglich<br />
hatte das Schulhaus und sein Modell<br />
einiges an Anfeindungen zu bewältigen.<br />
In einer wissenschaftlichen Untersuchung<br />
konnte indes festgehalten werden,<br />
dass das Modell für Schülerinnen<br />
und Schüler sowie für die Lehrpersonen<br />
Vorteile bringt. Das Modell des Schulhauses<br />
St. Johann ist heute gefestigt und<br />
erhält immer wieder positives Feedback<br />
sowie reges Medienecho.<br />
Untersuchung der Wirksamkeit<br />
1999 wurde das Modell wissenschaftlich<br />
untersucht. Dabei wurde, bezogen auf<br />
die Schülerinnen und Schüler, festgestellt,<br />
dass diese sich überdurchschnitt-<br />
«Wie schreibt man das Wort Garage?» In der HSK-Klasse lernen die Schülerinnen und<br />
Schüler, sich in ihrer Erstsprache schriftlich und mündlich auszudrücken.<br />
lich gut integriert fühlen, gerne lernen<br />
und auch gerne zur Schule gehen. Die<br />
Schere, die zwischen Kindern aus bildungsfernen<br />
und bildungsnahen Familien<br />
besteht, bleibt. Eine Verbesserung<br />
dieser Lage könnte lediglich im ausserschulischen<br />
Bereich stattfinden.<br />
Die HSK-Kurse bieten den Kindern eine<br />
grosse Chance, da sie von verschiedenen<br />
Lehrpersonen mit verschiedenen<br />
Sichten beurteilt werden.<br />
Oftmals treten Kinder ganz anders auf,<br />
wenn sie die Möglichkeit haben, in ihrer<br />
Muttersprache zu kommunizieren. Dadurch<br />
können sie ihr (vielleicht negatives)<br />
Selbstbild positiv revidieren, was<br />
nicht nur im HSK-Unterricht Auswirkungen<br />
hat.<br />
Erleichterung auch für Lehrpersonen<br />
Ebenso wie in den anderen HSK-Kursen<br />
wird auch im Schweizer HSK-Kurs die<br />
eigene Identität gestärkt. Die Kinder<br />
werden sich ihrer eigenen Kultur bewusst,<br />
festigen und erweitern ihren<br />
Grundwortschatz in der Mundart.<br />
Für die Lehrpersonen scheint sich vor<br />
allem ein Vorteil abzuzeichnen: Das Ar-<br />
beiten im Team ermöglicht es ihnen, die<br />
Verantwortung zu teilen. Viele geben<br />
auch an, einen wertschätzenden Umgang<br />
mit den Kindern pflegen zu können.<br />
Der Umgang mit Heterogenität<br />
wird von vielen Lehrpersonen als Problemfeld<br />
benannt. Dies bezieht sich<br />
nicht primär auf ausländische, sondern<br />
vor allem auf verhaltensauffällige Kinder.<br />
Insgesamt haben sowohl Schülerinnen<br />
und Schüler als auch Lehrkräfte eine<br />
sehr positive Sicht auf das Modell.<br />
Weiter im Text<br />
• «Das Modell St. Johann: Die Integration<br />
fremdsprachiger Kinder in die<br />
Schule eines Quartieres der Stadt<br />
Basel»<br />
• «Das Modell St. Johann – Untersuchung<br />
der Wirksamkeit»<br />
Beide zu beziehen über: Rektorat der<br />
PSW, Birsigstrasse 45, 4054 Basel.<br />
Weiter im Netz<br />
http://psw.edubs.ch/st-johanns/homepage.html<br />
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