der letzte Sommer auf Sizilien der letzte Sommer auf ... - Ventura Film

Sizilianischer Barock
„Das Wesen der Architektur des Barock im Osten und
Südosten Siziliens ist durchaus ein theatralisches,
doch in einem heiteren Sinne. Man sucht das Monumentale,
das Prächtige, aber man meidet das Schwere.
Da ist griechische Helle, islamische Schmucklust,
auch ein wenig sizilianische Zuckerbäckerfantasie.
Und wenn den Kirchen das Feierliche, den Palästen
das Prunkvolle nicht fehlen durfte – Bauherren waren
sehr reiche und mächtige Kleriker und Feudalherren
–, so stellte man sie doch hinein in einen Stadtplan,
der lebhaft an barocke Theaterdekorationen erinnert,
läßt Gotteshäuser und Palazzi wie auf der Bühne auftreten
und nimmt ihnen dadurch, was sie an Feierlichkeit
und Würde zuviel haben könnten. Solchem
Hang zu einer Leichtigkeit, die man hellenistisch
nennen könnte, widersetzte sich in Catania ein Teil
des Baumaterials: die schwarze Ätnalava, die nicht
ganz zu vermeiden war. Aber im Südosten kam ihr der
weiße oder blonde Kalktuff der Hybläischen Berge,
der sich gut schneiden und formen läßt und der doch
ein solider Stein ist, wunderbar entgegen. Er lag überall
in Hülle und Fülle bereit, um den Meistern des
großen Wiederaufbaus jede architektonische Laune
zu verstatten, und trägt wesentlich dazu bei, ihren
Werken das Lichte und Leichte zu geben, das Freudige
und Festliche, das man vielleicht nach der großen
Katastrophe bewußt gesucht hat.“
Aus: Eckart Peterich, Sizilien, Einzelausgabe aus Band
III des Italienwerkes, Prestel-Verlag München
Eckart Peterich (1900 - 1968) war Schriftsteller, Lyriker
und Journalist. Nach Goethe ist er der bekannteste
deutsche Italienreisende, sein Italienwerk, „Der Peterich“
gilt als Standardwerk.