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Mord an Polizeichef - Heisenberg-Gymnasium Karlsruhe

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Tennesseeallee111 D i e T a g e s z e i T u n g v o n s c h ü l e r n D e s h e i s e n b e r g -g y m n a s i u m s<br />

Freitag, 25. J<strong>an</strong>uar 2008<br />

Fahrradunfall<br />

in <strong>Karlsruhe</strong><br />

<strong>Karlsruhe</strong>- Am Mittwoch<br />

Nachtmittag stießen gegen<br />

16 Uhr zwei Fahrradfahrer<br />

zusammen. Ein<br />

Mitte 20-Jähriger bog laut<br />

Angaben der Polizei ohne<br />

auf den Verkehr zu achten<br />

in den <strong>Karlsruhe</strong>r Klosterweg<br />

ein. Dabei stieß er mit<br />

einem 25-Jährigen Fahrradfahrer<br />

zusammen.<br />

Beide stürzten vom<br />

Rad. Der Unfallverursacher<br />

zog sich schwere Gesichtsverletzungen<br />

zu, der<br />

Beteiligte kam mit leichten<br />

Verletzungen davon. alg<br />

Das Wetter<br />

Am Mittag gibt es einen<br />

Mix aus Sonne und<br />

Wolken, bei einer Höchsttemperatur<br />

von 6°C. Das<br />

Wetter ist beständig und<br />

hält sich den g<strong>an</strong>zen Tag<br />

über. Abends kühlt es auf<br />

1°C ab.<br />

Samstag<br />

Das Wochenende wird<br />

schön! Den Großteil des<br />

Tages über lacht die Sonne<br />

über Baden bei frostigen<br />

–1°C am Morgen<br />

und 5 °C mittags. Allerdings<br />

wird es windig und<br />

es können Böen bis zu 60<br />

km/h auftreten.<br />

Sonntag<br />

Der Sonntag wird seinem<br />

Namen jedoch nicht<br />

gerecht. Anstatt mit Sonne<br />

muss m<strong>an</strong> mit einem<br />

wolkenbedeckten Himmel<br />

rechnen, bei dem kaum<br />

die Sonne durchkommt.<br />

Die Regenwahrscheinlichkeit<br />

liegt bei 30%.<br />

Höchst- und Tieftemperaturen<br />

liegen bei –3°C<br />

beziehungsweise bei 3°C.<br />

Der Wind nimmt <strong>an</strong> Stärke<br />

etwas ab.<br />

<strong>Mord</strong> <strong>an</strong> <strong>Polizeichef</strong><br />

Mossul Nachdem sich am Mittwoch<br />

in der nordirakischen Stadt Mossul ein<br />

Bomben<strong>an</strong>schlag ereignet hatte, bei dem<br />

18 Menschen getötet und etwa 150 weitere<br />

Zivilisten verletzt wurden, besuchte<br />

der <strong>Polizeichef</strong>, Brigardengeneral Saleh<br />

Mohammed Hass<strong>an</strong>, die Unfallstelle.<br />

Durch einen Selbstmordattentäter wurde<br />

er getötet.<br />

Die nordirakischen Stadt Mossul,<br />

die sich 390 km nördlich von Bagdad<br />

befindet, ist die Hauptstadt der Provinz<br />

Niniveh. Die Al-Kaida, die für ihre brutale,<br />

rücksichtslose Vorgehensweise, ihre<br />

Selbstmordattentäter und vermutlich den<br />

Anschlag auf das World Trate Center am<br />

11. September 2001 bek<strong>an</strong>nt ist, versucht<br />

seit geraumer Zeit sich dort niederzulassen,<br />

um verstärkt Terror im Irak auszuüben.<br />

Mossul ist die letzte große Stadt, in<br />

der sie noch aktiv sind. Schon Anf<strong>an</strong>g des<br />

Jahres hatten US-Streitkräfte versucht<br />

gegen die Terrororg<strong>an</strong>isation vorzugehen.<br />

Am Mittwoch ereignete sich dort<br />

Bei Terrorverdacht ist<br />

Abhören erlaubt<br />

Dies teilte das Bundesverwaltungsgericht<br />

in Leipzig mit. Damit gilt die<br />

strategische Überwachung der Telekommunikation<br />

nun als rechtens. Auslöser<br />

dieser Debatte war eine Klage gegen<br />

den Bundesnachrichtendienst, die der<br />

islamistische Terrorist Mohamad Abu D<br />

einreichte. Der 43-Jährige wurde zu acht<br />

Jahren Haft verurteilt, die er nun in Köln<br />

absitzt. Insgesamt hat der BND zwischen<br />

Oktober und November fünf Telefonate<br />

abgehört. Will der BND jem<strong>an</strong>den abhören,<br />

so muss dieses Vorhaben erst durch<br />

zwei Richter und einen Staats<strong>an</strong>walt<br />

abgesegnet werden, was den Missbrauch<br />

solcher Befugnisse erschwert hk.<br />

Tot bei Selbstmord<strong>an</strong>schlag im Irak<br />

ein Anschlag, bei dem eine Autobombe<br />

vor einem Wohnhaus explodierte und<br />

mehrere nahegelegenen Häuser zerstört<br />

wurden. Bei diesem Anschlag wurden<br />

18 Menschen getötet und viele weitere<br />

verletzt, was m<strong>an</strong> vermutlich der Al-<br />

Kaida zuordnen k<strong>an</strong>n. Einem Trupp<br />

von Soldaten wurde der Hinweis gegeben,<br />

dass sich dort ein Waffenversteck<br />

befinden würde. Als sie dort eintrafen,<br />

explodierte die Bombe. Daraufhin<br />

verhängten die Provinzbehörden eine<br />

Ausg<strong>an</strong>gssperre. Aufgrund dessen besichtigte<br />

<strong>Polizeichef</strong> Saleh Mohammed<br />

Hass<strong>an</strong> am Donnerstag den Unfallort.<br />

Dort fiel er dem Anschlag zum Opfer,<br />

bei dem ein Attentäter in Polizeiuniform<br />

einem Sprengstoffgürtel trug und ihn<br />

zündete. Der <strong>Polizeichef</strong>, der direkt<br />

neben dem Selbstmörder st<strong>an</strong>d, und<br />

einer seiner Leibwächter kamen bei der<br />

Explosion ums Leben. Weitere fünf<br />

Bodyguards starben.<br />

ab, ik, ju<br />

Streit um Tempolimit<br />

noch nicht vom Tisch<br />

Der Präsident der Deutschen Akademie<br />

für Verkehrswissenschaft, Kay<br />

Nehm, will erneut über das Tempolimit<br />

auf deutschen Autobahnen diskutierten.<br />

Eine neue Debatte wurde gestern<br />

eröffnet. In Deutschl<strong>an</strong>d sei die Stimmung<br />

in der Bevölkerung wacklig, da<br />

die Mehrheit sich bisweilen gegen ein<br />

generelles Tempolimit auf Autobahnen<br />

aussprach. Steigende Benzinpreise und<br />

das alltägliche Chaos auf deutschen<br />

Straßen führten zu erneutem Druck<br />

auf die Autofahrer. Des Weiteren kritisierte<br />

Nehm die ständig wechselnden<br />

Höchstgeschwindigkeiten auf L<strong>an</strong>d- und<br />

innerstädtischen Straßen. akn<br />

Gehören die Selbstmorde in Wales zusammen?<br />

Wales. In den verg<strong>an</strong>genen zwölf Monaten haben sich dreizehn Jugendliche erhängt.<br />

Die Opfer sind zwischen siebzehn und siebenundzw<strong>an</strong>zig Jahre alt und haben sich<br />

vermutlich durch das Internet kennen gelernt. Es wird davon gesprochen, dass sie<br />

sich gegenseitig zum Selbstmord ermutigten. (S. 3) ab<br />

dritte Ausgabe<br />

Web-Edition<br />

Machen Frauen wirklich<br />

glücklich?<br />

Dieser Frage geht Wortakrobat<br />

Thomas Reis in<br />

seinem gleichnamigem Programm<br />

nach.<br />

Dabei bringt er mit seiner<br />

scharfen Zunge Szenen aus<br />

dem Leben näher und haut<br />

immer wieder gekonnt Seitenhiebe<br />

auf Politiker aus.<br />

Dass er ein Meister seines<br />

Fachs ist, konnte er schon<br />

bei seinem letzten Programm<br />

„Gibt´s ein Leben über 40?“<br />

beweisen, das hoch gelobt<br />

wurde.<br />

Wer einer Zwerchfellattacke<br />

nicht aus dem Weg gehen<br />

will, sollte sich deswegen auf<br />

den Weg zu Thomas Reis ins<br />

Jubez <strong>Karlsruhe</strong>, Kronenstraße<br />

1, aufmachen. Die<br />

Vorstellung beginnt morgen<br />

um 20:30. Tickets <strong>an</strong><br />

der Abendkasse kosten 17<br />

Euro. mt<br />

Inhalt<br />

aktuelle<br />

Nachrichten 1- 8<br />

Feature 9<br />

Leben/Gesundheit 15<br />

Kunst 36<br />

Literatur 40<br />

Sport 44<br />

Technik 50<br />

Sport 53<br />

Kommentar 57<br />

Vermischtes 58<br />

Impressum 2


aktuell<br />

Ko m m e n t a r<br />

Da schlagen sich die Politiker mit<br />

Diskussionen über Bootcamps herum,<br />

dabei ist die Antwort doch g<strong>an</strong>z einfach.<br />

Der Mensch strebt von Natur aus nach<br />

Hierarchie. Egal ob es in der Steinzeit<br />

einen Sippenführer gab, der alle lebenswichtigen<br />

Entscheidungen fällte, ob im<br />

Dritten Reich nahezu g<strong>an</strong>z Deutschl<strong>an</strong>d<br />

einem Führer folgte oder ob, wenn auch<br />

nicht vergleichbar, Eltern ihre Kinder<br />

höher gestellten Lehrern in die Hände<br />

geben. Die Gewöhnung <strong>an</strong> Autoritäten<br />

wird schon den Kleinsten in die Wiege<br />

gelegt und ist ein wichtiger Grundsatz<br />

in unserem Staat. Der Mensch neigt zur<br />

Unterordnung.<br />

Und plötzlich kommt, g<strong>an</strong>z aktuell,<br />

eine neue Form der Autorität auf:<br />

Bootcamps, in denen der Wille des<br />

Kriminellen gebrochen werden soll, in<br />

denen diese <strong>an</strong> Autoritäten gewöhnt<br />

werden sollen, damit sie wieder zurück<br />

ins Leben geführt werden können. Sich<br />

unterzuordnen, also.<br />

Doch trotzdem empfinden viele den<br />

Wunsch nach Gleichheit unterein<strong>an</strong>der.<br />

Hierarchie und Gleichheit widersprechen<br />

sich aber. Ist der Wunsch nach<br />

Gleichheit also verschwendete Zeit,<br />

wenn ins uns sowieso das Prinzip der<br />

Hierarchie steckt? Theoretisch müsste<br />

der Naturinstinkt überwiegen.<br />

Wo also kommen wir mit dem<br />

Grundsatz der R<strong>an</strong>gordnung schlimmstenfalls<br />

hin? Der größte Teil der Gesellschaft<br />

ist bereit sich den wenigen<br />

<strong>an</strong>deren unterzuordnen. Dies bietet<br />

Sicherheit und nimmt die Ver<strong>an</strong>twortung<br />

der Untergeordneten von deren<br />

Schultern. Warum sich also nicht<br />

fügen? Die <strong>an</strong>deren aber, die sich nun<br />

dem größten Teil der Menschheit übergeordnet<br />

haben, sind ungehindert, ihre<br />

Ideale durchzusetzen. Dies ist, falls die<br />

Ideale nach Meinung der Allgemeinheit<br />

sind, auch kein weiteres Problem.<br />

Da der Mensch aber, wie bek<strong>an</strong>nt ist,<br />

nach Macht strebt, k<strong>an</strong>n er dort <strong>an</strong> der<br />

Spitze der Gesellschaft seine Ideale<br />

ungehindert durchsetzen. Dies k<strong>an</strong>n<br />

schiefgehen.<br />

Die Lösung wäre also eine Mischung<br />

aus natürlicher R<strong>an</strong>gordnung und<br />

menschlicher Gleichheit. Möglich?<br />

Nein. Was also, wenn – wie oben beschrieben<br />

- etwas schiefgeht?<br />

„D<strong>an</strong>n auf in die nächste Krise, auf<br />

ins Vierte Reich, Deutschl<strong>an</strong>d!“, lacht<br />

jem<strong>an</strong>d aus der hintersten Ecke meines<br />

Kopfes.<br />

So könnte es kommen. Oder <strong>an</strong>ders.<br />

Theoretisch. Ann-Kathrin Nagel<br />

Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 __________________________________________________________Se i t e 2 Se i t e 3 __________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008<br />

B<strong>an</strong>kbetrug in Fr<strong>an</strong>kreich<br />

Fr<strong>an</strong>zösische B<strong>an</strong>k verliert Milliarden<br />

Die SOCIÉTÉ GÉNÉRALE, die zweitgrößte B<strong>an</strong>k<br />

Fr<strong>an</strong>kreichs, wurde durch betrügerische Investitionen<br />

um 4,9 Milliarden Euro geprellt. 2007 hatte sie in der<br />

Bil<strong>an</strong>z noch keine Verluste zu beklagen, doch nun<br />

wurde am frühen Morgen dieser Betrug der Superlative<br />

bek<strong>an</strong>nt. Die Pariser Börse hat die Aktien der B<strong>an</strong>k<br />

mittlerweile aus dem H<strong>an</strong>del genommen.<br />

Wie es für einen einzelnen M<strong>an</strong>n möglich war, ein<br />

solches fin<strong>an</strong>zielles Loch in die B<strong>an</strong>k zu reißen, wird im<br />

Folgenden erklärt. Der Betrüger h<strong>an</strong>delte mit Futures.<br />

Futures sind das Recht ein bestimmtes Wertpapier zu<br />

einem bestimmten Kurs zu kaufen. Steigt der Wert der<br />

Aktie nun über diesen Kurs, so k<strong>an</strong>n sie sofort gekauft<br />

und zum aktuellen Kurs gleich wieder weiterverkauft<br />

werden. Die Gefahr ist nun, dass der Kurs auch darunter<br />

fallen k<strong>an</strong>n: Dadurch k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> erhebliche Verluste<br />

einfahren. D<strong>an</strong>n täuschte er Kursgewinne vor, die den<br />

Wert seiner Aktien steigerten. Das führte schließlich<br />

dazu, das er die Aktien für mehr Geld verkaufen konnte,<br />

als sie wirklich wert waren, was d<strong>an</strong>n zu diesem unvergleichlichen<br />

Geldloch führte. Aufgrund seiner guten<br />

Kenntnisse über die Kontrollmech<strong>an</strong>ismen der B<strong>an</strong>k<br />

konnte er diese geschickt umgehen und den Betrug so<br />

vertuschen..<br />

Der Angestellte hat die Tat bereits zugegeben. Nach<br />

eigenen Angeben habe er „nur gespielt“. Er und seine<br />

Vorgesetzten sollen nun entlassen werden, sogar<br />

der Chef der B<strong>an</strong>k selbst, D<strong>an</strong>iel Bouton, hat seinen<br />

Rücktritt <strong>an</strong>geboten. Dieses Gesuch wurde jedoch vom<br />

Vorst<strong>an</strong>d der B<strong>an</strong>k abgelehnt.<br />

Der Vorfall ist wohl das Letzte, was das Geldinstitut<br />

braucht, denn auch so hatte die B<strong>an</strong>k einen schweren<br />

Start: Wegen der Immobilienkrise in den USA mussten<br />

sie 2,05 Milliarden Euro abschreiben, voraussichtlich<br />

beträgt der Jahresumsatz nur 600 bis 700 Millionen<br />

Euro, im Gegensatz zu den 5,22 Milliarden Euro, bei<br />

denen die Schätzungen davor lagen.<br />

Zu all dem kommt nun auch noch hinzu, dass der<br />

B<strong>an</strong>k jetzt vorgeworfen wird, sie hätte schon vorher<br />

von dem Betrug gewusst. Sie steht unter dem Verdacht,<br />

Flucht vor den Flammen<br />

Remchingen- Am frühen Donnerstagmorgen wurde die<br />

Feuerwehr zu einem Wohnungsbr<strong>an</strong>d in Remchingen-<br />

Singen allarmiert. Der Polizei nach berichtete ein<br />

Anwohner gegen 5.55 Uhr in der Notrufzentrale, dass<br />

Feuer ausgebrochen sei. Als die Rettungsfahrzeuge in<br />

der Bachstraße eintrafen, sahen die Einsatzkräfte Flammen<br />

aus einem Fenster im ersten Obergeschoss schlagen.<br />

Ein 19-Jähriger, der sich in der Zeit des Br<strong>an</strong>des<br />

schon früher von dem Betrug gewusst<br />

zu haben, da es schlichtweg unmöglich<br />

scheint, alle Kontrollmech<strong>an</strong>ismen<br />

zu umgehen, obwohl „wir bisweilen<br />

wegen irgendwelcher Lappalien kontrolliert<br />

werden“, wie es ein führender<br />

Gewerkschafter nach einem Treffen<br />

mit der B<strong>an</strong>kleitung ausdrückt. So sagt<br />

zum Beispiel Ion-Marc Valahu von der<br />

Amas-B<strong>an</strong>k in der Schweiz: „Ich finde es<br />

schwer zu verstehen, dass ein Händler in<br />

der Lage gewesen sein soll, ein ‚geheimes<br />

Geschäft‘ von 4,9 Milliarden getätigt zu<br />

haben, ohne dass jem<strong>an</strong>d davon gewusst<br />

hat“<br />

Das ist in der Tat sehr verwunderlich,<br />

und Spiegel online bemerkt dazu auch,<br />

dass „dadurch die Risikom<strong>an</strong>agement-<br />

Systeme bei einigen B<strong>an</strong>ken in Zweifel<br />

gezogen werden“. Der Fall wird wohl<br />

weite Kreise ziehen. Doch bestimmt<br />

wird er nicht dazu beitragen, die sowieso<br />

schon <strong>an</strong>gesp<strong>an</strong>nte Lage <strong>an</strong> den Fin<strong>an</strong>zmärkten<br />

zu entsp<strong>an</strong>nen.<br />

Auch die fr<strong>an</strong>zösische Staatsb<strong>an</strong>k, die<br />

B<strong>an</strong>que de Fr<strong>an</strong>ce, hat sich nun in den<br />

Fall eingeschaltet. Nach eigener Aussage<br />

haben sie nun eine Kommission zusammengestellt,<br />

die sich mit den Umständen,<br />

unter denen der Fall stattf<strong>an</strong>d, befassen<br />

werde.<br />

Der Anwalt, der die Aktionäre der<br />

SOCIÉTÉ GÉNÉRALE vertritt, hat<br />

nun eine Sammelklage gegen die B<strong>an</strong>k<br />

eingereicht. Er wirft ihr Betrug und<br />

Vertrauensmissbrauch vor. Die Aktionäre<br />

haben so schnell reagiert, da<br />

sie „wahrscheinlich ihr gesamtes Geld<br />

verloren haben“.<br />

hk<br />

im Anwesen bef<strong>an</strong>d, konnte sich nach<br />

Angaben der Polizei unverletzt ins Freie<br />

retten. Durch die Freiwillige Feuerwehr<br />

Remchingen war der Br<strong>an</strong>d schnell unter<br />

Kontrolle. Die Ermittlungen zur der Ursache<br />

des Feuers werden noch ermittelt.<br />

Der entst<strong>an</strong>dene Schaden beträgt nach<br />

Schätzungen rund 70.000 Euro. jb<br />

Impressum: Zeitung von Schülern der 10b des <strong>Heisenberg</strong> - <strong>Gymnasium</strong>s, Tennesseeallee 111, 76149 <strong>Karlsruhe</strong>,<br />

Tel. 0721-972150<br />

Julia Urb<strong>an</strong> (Chefredaktion)(ju), Larissa Jord<strong>an</strong> (Deutschl<strong>an</strong>d)(lj), Marietta J<strong>an</strong>k (Politik)(mj), Victoria Gierok (Wirtschaft)(vg),<br />

Felix Urb<strong>an</strong> (Sport)(fu), Imogen Jow (<strong>Karlsruhe</strong>)(ij), Caroline Roth (cr), Ann-Kathrin Nagel (akn), Holger<br />

Klein (hk), Julia Battesimo (jb), Anna Lena Götzm<strong>an</strong>n (alg), Aless<strong>an</strong>dro Varma (av), Carl-Philipp Wipfler (cpw), Kevin<br />

Armbruster (ka), Nicholas Peterka (np), Maximili<strong>an</strong> Pfeifer (mp), Thomas Kunz (tk), Matthias Trefzger (mt), Nikita<br />

Schmitt (ns), Isabella Kästel (ik), Felix Völz (fv), Alessa Baar (ab), Martin Braun (mb)<br />

Babyleiche in Berlin<br />

Ein knapp 2 Monate alter Junge wurde<br />

von seinen 22 Jahre alten Eltern zu<br />

Tode gequält und missh<strong>an</strong>delt. Das tote<br />

Baby hat überall am Körper schwere<br />

Verletzungen, zum Teil auch schon ältere<br />

Wunden.<br />

Die Eltern alarmierten am Mittwochmorgen<br />

den Notarzt, der versuchte das<br />

Baby zu re<strong>an</strong>imieren. Doch der Versuch<br />

scheiterte. Der Säugling starb im Kr<strong>an</strong>kenhaus<br />

und die Eltern wurden am<br />

Donnerstag nach ersten Vernehmungen<br />

festgenommen.<br />

Am Nachmittag wird über den Haftbefehl<br />

entschieden. Über die Tathindergründe<br />

und zum persönlichen Umfeld<br />

der Familie ist jedoch noch nichts bek<strong>an</strong>nt.<br />

vs<br />

Selbstmordserie in<br />

Wales<br />

Am Mittwoch ereignete sich in Wales<br />

ein neuer <strong>Mord</strong>, Teil einer Selbstmordserie,<br />

die im J<strong>an</strong>uar 2007 <strong>an</strong>gef<strong>an</strong>gen<br />

hatte, als sich der achtzehnjährige Dale<br />

Crole auf einem Jahrmarkt erhängte.<br />

Seit dem Tod des Jungen brachten sich<br />

weitere sechs Menschen im Alter von<br />

17-27 Jahren um, davon fünf männliche<br />

und eine weibliche Person. Die Selbstmörder<br />

k<strong>an</strong>nten sich persönlich oder<br />

über verschiedene Internet-Chatrooms.<br />

In den Chatrooms legten sich die jungen<br />

Menschen virtuelle Gedenksteine <strong>an</strong>.<br />

Das heißt, sie hinterließen auf der Seite<br />

desjenigen Nachrichten. Einige Zeit<br />

später brachte sich diese Person um. Die<br />

Meisten von ihnen erhängten sich und<br />

erlitten damit einen qualvollen Tod.<br />

Die Polizei vermutet, dass sich die<br />

Jungendlichen gegenseitig zum Selbstmord<br />

<strong>an</strong>stacheln, deshalb untersuchen<br />

sie solche Internet-Chatrooms nach<br />

Hinweisen.<br />

Unter <strong>an</strong>derem vermuten die Behörden<br />

und die Einwohner einen Internet-<br />

Selbstmordkult. In dem verg<strong>an</strong>genen<br />

Jahr haben sich im Umkreis um diese<br />

Kleinstadt 13 junge Menschen unter 26<br />

Jahren ermordet.<br />

Am 23.1.2008 wurde die siebzehn-<br />

jährige Natascha erhängt aufgefunden,<br />

zusätzlich hatten sich zwei Mädchen<br />

versucht umzubringen. Dies konnte jedoch<br />

verhindert werden. Eine von ihnen<br />

liegt noch auf der Intensivstation eines<br />

Kr<strong>an</strong>kenhauses in Wales.<br />

Aufgrund der Häufigkeit der Selbstmorde<br />

und Selbstmordversuche vermuten<br />

die Behören, dass es noch viele<br />

weitere Versuche geben wird. mp<br />

Skelettfund in Kassel<br />

Kassel. Das Universitätsgelände soll vergrößert<br />

werden. Die Bauarbeiten wurden<br />

allerdings gestoppt, da vor einer Woche<br />

menschliche Knochen gefunden wurden.<br />

Inzwischen wird die Zahl der unbek<strong>an</strong>nten<br />

Toten auf etwa 50 geschätzt.<br />

Die Skelette lagen überein<strong>an</strong>der, teilweise<br />

aber auch geordnet nebenein<strong>an</strong>der.<br />

Experten schätzen, dass sie seit 50 bis<br />

100 Jahren unter der Erde liegen, aber der<br />

genaue Befund wird erst in einigen Tagen<br />

bek<strong>an</strong>nt sein, wenn die Gerichtsmediziner<br />

die Skelette vollkommen ausgegraben<br />

und untersucht haben.<br />

Wer die Toten sind, ist nicht bek<strong>an</strong>nt.<br />

Bis jetzt werden nur Vermutungen geäußert,<br />

das es sich um getötete Zw<strong>an</strong>gsarbeiter<br />

h<strong>an</strong>deln könnte, da auf dem<br />

Gelände in den 40er Jahren eine Lokomotiv-<br />

und P<strong>an</strong>zerfabrik gest<strong>an</strong>den hat.<br />

Es ist bek<strong>an</strong>nt, dass diese Tausende von<br />

Zw<strong>an</strong>gsarbeitern beschäftigte.<br />

Andere Vermutungen laufen in die<br />

Richtung, dass die Toten in Verbindung<br />

mit den NS-Verbrechen stehen, da die<br />

SS auch <strong>an</strong> <strong>an</strong>deren Stellen in Kassel<br />

Zw<strong>an</strong>gsarbeiter getötet hat.<br />

Außerdem wurden <strong>an</strong> den Personen<br />

weder Schmuck noch Überreste von<br />

Kleidungsstücken gefunden, was darauf<br />

hinweist, dass sie entweder getötet und<br />

ausgeplündert wurden oder keine Wertsachen<br />

besaßen.ab<br />

Britischer Minister<br />

verlässt Regierung<br />

Der britische Arbeitminister Peter<br />

Hain tritt zurück. Es laufen Ermittlungen<br />

gegen ihn im Parlament, da seine<br />

Wahlkampfmitarbeiter Verwaltungsfehler<br />

gemacht haben. Schon Ende des letzten<br />

Jahres hatte Hain eine 5000-Pfund-<br />

Spende nicht <strong>an</strong>gemeldet. Nun wurde<br />

bek<strong>an</strong>nt, dass er durch seinen erfolglosen<br />

Wahlkampf um den Posten als stellvertretender<br />

Parteichef mehr als 100.000<br />

Pfund nicht <strong>an</strong>gegeben hat. Er sagte, er<br />

habe sich auf seine Aufgaben als Minister<br />

konzentriert und sich darauf verlassen,<br />

dass seine Wahlkampfmitarbeiter alle<br />

Vorschriften und Fristen zur Meldung<br />

von Spendengeldern einhielten. Der<br />

Rücktritt Hains und der Parteispendensk<strong>an</strong>dal<br />

bringen den britischen Premierminister<br />

Brown, der gerade in einem<br />

Umfragetief steckt, weiter in Bedrängnis.<br />

Seine Labour-Partei liegt seit seinem<br />

Amts<strong>an</strong>tritt vor gut einem halben Jahr<br />

deutlich hinter den Konservativen.<br />

Die schlechte Wirtschaftsentwicklung<br />

und Sk<strong>an</strong>dale haben sehr <strong>an</strong> Browns<br />

Popularität genagt. cr<br />

Flugunglück in Polen<br />

Warschau Alle Passagiere der am Mittwochabend<br />

in Polen abgestürzten Militärmaschine<br />

sind tot. Nachdem das Flugzeug<br />

eine Baumkrone streifte, stürzte es<br />

in einen Wald und br<strong>an</strong>nte aus.<br />

An Bord bef<strong>an</strong>den sich sechzehn<br />

Offiziere und vier Besatzungsmitglieder.<br />

Das Unglück geschah drei Kilometer<br />

vor der L<strong>an</strong>debahn des Zielflughafens<br />

in Miroslawiec, östlich von Settin. Aus<br />

noch ungeklärten Ursachen streifte das<br />

Flugzeug des Typs Casa C-295M des<br />

europäischen Luftfahrtkonzerns EADS<br />

beim L<strong>an</strong>de<strong>an</strong>flug eine Baumkrone<br />

und stürzte aus 200 Meter Höhe in den<br />

Wald, wo es d<strong>an</strong>n völlig ausbr<strong>an</strong>nte. Die<br />

Blackbox , die den Verlauf des Fluges<br />

aufzeichnet, ist gefunden worden.<br />

Nach polnischen Militär<strong>an</strong>gaben gab<br />

es noch nie einen derartigen Unfall bei<br />

einem Flugzeug dieses Typs.<br />

Ministerpräsident Donald Tusk und<br />

Verteidigungsminister Bogd<strong>an</strong> Klich<br />

besuchten am Donnerstag die Unfallstelle.<br />

Präsident Lech Kaczynski kündigte<br />

Staatstrauer <strong>an</strong> und begab sich auf den<br />

Weg zur Unglückstelle.<br />

Bis zur Ursachenaufklärung werden<br />

alle Flugzeuge des Typs eingestellt. ju<br />

Kölner Moschee jetzt<br />

doch kleiner<br />

Nach l<strong>an</strong>ger Diskussion zwischen<br />

der Türkisch Islamischen Union und<br />

der Stadt Köln um die Ausmaße der<br />

Moschee, die dort gebaut werden soll,<br />

wurde nun der Entwurf der Kölner<br />

Moschee erneut verändert. Als Kompromiss<br />

zwischen den Parteien wurde<br />

der Gebetsraum um ein Viertel und der<br />

Gewerberaum, auf dem sich Geschäfte,<br />

Bibliotheken und Begegnungszentren<br />

befinden, um ein Drittel reduziert. Die<br />

Höhe der Minarette und die der Kuppel<br />

von 55 und 34,5 Metern wird aber weiterhin<br />

von vielen als „Machtdemonstration“<br />

<strong>an</strong>gesehen. Die Anstalt für Religion<br />

(Ditib), die als Bauherrin fungiert, hat<br />

die Änderungen ebenso wie der Kölner<br />

Oberbürgermeister Fritz Schramma<br />

(CDU) positiv bewertet. Damit stellte er<br />

sich deutlich gegen seine Partei, die dem<br />

Bau weiterhin kritisch gegenübersteht<br />

und fordert, m<strong>an</strong> müsse die Höhen der<br />

Minarette eindeutig verkleinern. Der<br />

Rohbau soll laut Ditib Ende 2009 fertig<br />

werden. Laut einer Umfrage der „Welt“<br />

glauben 55% der Befragten jedoch, dass<br />

die Diskussionen um die Moschee damit<br />

noch nicht beendet sind, da es ihrer<br />

Meinung nach um mehr geht als nur um<br />

die Größe. lj<br />

N e u e s a u s a l l e r W e l t


Innenpolitik<br />

Die Linke legt Politik<br />

in Hessen lahm<br />

Neusten Vorhersagen nach soll Die<br />

Linke mit Spitzenk<strong>an</strong>didat Willy v<strong>an</strong><br />

Ooyen bei der am Sonntag <strong>an</strong>stehenden<br />

L<strong>an</strong>dtagswahl in Hessen etwa fünf<br />

Prozent der Stimmen erhalten. Das Eintreten<br />

einer fünften Partei ins Parlament<br />

würde jedoch die Koalitionspläne der<br />

SPD und CDU durchein<strong>an</strong>derbringen<br />

und die Politik lahmlegen.<br />

An sich wäre das Eintreten der Linken<br />

ins Parlament ein Erfolg für die gesamte<br />

Partei. Die Linke als fünftgrößte Partei<br />

in Hessen, und dies neben den großen<br />

Parteien wie CDU, SPD, den Grünen<br />

und der FDP. Wenn es allerdings so<br />

weit käme, wäre die Mehrheit einer<br />

der führenden Parteien, also SPD (mit<br />

den Grünen) und CDU (mit der FDP)<br />

gefährdet. Niem<strong>an</strong>d der beiden ist auch<br />

nur <strong>an</strong>satzweise bereit, eine Koalition<br />

mit den Linken zu bilden. Dies liegt<br />

dar<strong>an</strong>, dass Willy v<strong>an</strong> Ooyen, der Spitzenk<strong>an</strong>didat<br />

der Linken, bekennender<br />

Kommunist ist.<br />

Ein weiteres Problem ist v<strong>an</strong> Ooyens<br />

leidenschaftliche Ausführung seines<br />

Postens als Chef einer Behinderten-<br />

Werkstätte in Fr<strong>an</strong>kfurt, den er seit<br />

zehn Jahren innehat. Mit seiner Wahl<br />

ins Parlament müsste er diesen Beruf<br />

aufgeben.<br />

Willy von Ooyen ist, so bizarr es auf<br />

den ersten Blick erscheint, nicht Mitglied<br />

der Partei, in der er erst seit vier Monaten<br />

Spitzenk<strong>an</strong>didat ist. Seine politische Meinung<br />

unterscheidet sich von der des Rests<br />

der Linken. Er, als ehemaliger Geschäftsführer<br />

der Deutschen Friedensunion<br />

und Org<strong>an</strong>isator der Proteste gegen den<br />

G8-Gipfel, schätzt die Parteimitglieder<br />

der Linken folgendermaßen ein: „Denen<br />

fehlt ein gesunder H<strong>an</strong>g zur Anarchie“<br />

(Zit. n. Welt Online). Es bestehen also<br />

gewisse Differenzen.<br />

Die Wahl der Linken ins Parlament<br />

wäre rein theoretisch also ein voller<br />

Erfolg für die Partei, politisch gesehen<br />

jedoch ohne Effekt. akn<br />

5%-Hürde bei Kommunalwahlen<br />

Am 13. Februar verkündet das Bundesverfassungsgericht<br />

sein Urteil über<br />

die Rechtmäßigkeit der Fünf-Prozent-<br />

Hürde bei den Kommunalwahlen in<br />

Schleswig-Holstein. Die Grünen und<br />

Linken sahen ihre Ch<strong>an</strong>cengleichheit<br />

eingeschränkt. Die Fünf-Prozent-<br />

Hürde gibt es in noch fast keinem<br />

Bundesl<strong>an</strong>d bei Kommunalwahlen. Die<br />

nächsten Wahlen in Schleswig-Holstein<br />

finden im Mai statt. ij<br />

Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 __________________________________________________________Se i t e 4 Se i t e 5 __________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008<br />

Opposition gegen „Märchenstunde“<br />

Kritik am Jahreswirtschaftsbericht/kein leichtes Jahr für 2008<br />

Nach Verabschiedung des Jahreswirtschaftsberichts<br />

am Mittwoch wurde gestern Kritik aus<br />

der Opposition laut. FDP, Grüne und Linke<br />

beschwerten sich über die Inhalte des Jahreswirtschaftsberichts.<br />

Wirtschaftsminister Michael Glos<br />

reagierte nicht groß auf diese Kritik.<br />

„Die Bundesregierung rechnet sich die Dinge<br />

schön“, lautet die Anklage des FDP-Fraktionsvize<br />

Rainer Bürderle (zit. n. Spiegel online). Auch wird<br />

von der FDP vorgeworfen, dass die Regierung die<br />

wirtschaftliche Lage verschönere. Die Hoffnung<br />

auf einen steigenden Privatkonsum sei unbegründet,<br />

zumal die Lebensmittel- und Heizpreise<br />

steigen. M<strong>an</strong> müsse darauf achtgeben, dass der<br />

Bürger mehr netto in der Tasche habe, kritisierte<br />

Bürderle weiter. Dass die Koalition sich auf den<br />

sinkenden Arbeitslosenzahlen und der wachsenden<br />

Konjunktur ausruhe, sei nicht gerechtfertigt,<br />

wenn m<strong>an</strong> beachtet, dass die meisten Arbeitsplätze<br />

schlechte Löhne beinhalten. Auch seien viele<br />

Stellen befristet oder Leiharbeiter <strong>an</strong> deren Stelle,<br />

so lautet die Klage des Partei- und Fraktionschefs<br />

der Linken, Oskar Lafontaine. Ebenso wurde<br />

von ihm die Zinspolitik Europas kritisiert. Der<br />

starke Binnenmarkt als Konjunkturmotor sei eine<br />

„Märchenstunde“ ( Zit. n. Spiegel Online), fügte<br />

Grünen-Fraktionschef Fritz Kuhn hinzu.<br />

Wirtschaftsminister Michael Glos riet<br />

dazu, keine unnötige P<strong>an</strong>ik zu erzeugen.<br />

M<strong>an</strong> solle dem deutschen B<strong>an</strong>kensystem<br />

auch in den weltweiten Börsenturbulenzen<br />

genug Vertrauen entgegenbringen, fordert<br />

Glos weiter. Gewisse Schritte in Richtung<br />

der Opposition machte die Regierung, indem<br />

sie ihre Zahlen zum Wirtschaftswachstum<br />

in 2008 von 2% auf 1,7% senkte.<br />

Aber egal wie, es wird kein leichtes Jahr<br />

2008 geben, diese Meinung vertritt auch<br />

der Chef des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts<br />

Thomas Straubhaar. Der<br />

Staat müsse sich auf Steuer- und Abgabenerleichterungen<br />

vorbereiten und dürfe sich<br />

keinesfalls auf Dingen wie der gesunkenen<br />

Arbeitslosigkeit ausruhen. M<strong>an</strong> dürfe sich<br />

dabei nicht von der vermutlich in nächster<br />

Zeit nicht wachsenden Wirtschaft der USA<br />

ablenken lassen. Die moment<strong>an</strong>e Lage ist<br />

nicht mit der der Weltwirtschaftskrise am<br />

Anf<strong>an</strong>g des Zw<strong>an</strong>zigsten Jahrhunderts zu<br />

vergleichen. Aber auch wenn es mit der<br />

Wirtschaft der USA steil bergab gehen<br />

würde, böten die Schwellenländer wie beispielsweise<br />

China immer noch einen Puffer,<br />

beendet Straubhaar seine Aussage. lj<br />

Kritik am Vorschlag zur Entsendung deutscher<br />

Soldaten nach Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong><br />

Lafontaine stellt sich gegen Regierungspläne<br />

Deutschl<strong>an</strong>d soll im Sommer die bisher von<br />

Norwegen gestellte Eingreiftruppe mit bis zu<br />

250 Soldaten übernehmen, die Nato-Truppen in<br />

Nordafgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong> bei Unruhen, Zugriffen und zum<br />

Schutz von Konvois unterstützt.<br />

Nach der Bestätigung der Durchführung des<br />

Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong>-Einsatzes durch Thomas Kossendey<br />

(CDU), parlamentarischer Staatssekretär im Verteidigungsministerium,<br />

in der ARD übt Lafontaine<br />

starke Kritik <strong>an</strong> der Koalition.<br />

Falls es zu einer Anfrage der Nato zur Unterstützung<br />

durch deutsche Soldaten käme, „werden<br />

wir diese Aufgabe übernehmen“, so Kossendey.<br />

Bis Anf<strong>an</strong>g Februar wird eine Entscheidung der<br />

Bundesregierung erwartet.<br />

Die Linke bezweifelt die Aussage der Regierung,<br />

dass der Einsatz sich grundsätzlich von den<br />

bisherigen Aufgaben der Soldaten unterscheide.<br />

Auch Bernhard Gertz, Chef des Deutschen<br />

Bundeswehrverb<strong>an</strong>ds, betont den Unterschied:<br />

„Das ist ein Kampfauftrag und der wird vielleicht<br />

auch mit Verlusten verbunden sein. Das ist schon<br />

deutlich mehr als die militärische Absicherung hum<strong>an</strong>itärer<br />

Unterstützung.“ Auch die Führung des<br />

norwegischen Kampfverb<strong>an</strong>des bestätigt, dass m<strong>an</strong><br />

sich bei einem Einsatz auf Tote einstellen müsse.<br />

„Die Soldaten sind darauf vorzubereiten, Krieg zu<br />

führen und das eigene Leben zu verlieren.“,<br />

so der Chef der aktuellen Schnellen NATO-<br />

Eingreiftruppe, Rune Solberg. „Wenn<br />

die Mehrheit der deutschen Bevölkerung<br />

dagegen ist, wird es sehr schwer für einen<br />

deutschen Soldaten mitzumachen.“<br />

Die Linke fordert mehr Details zum<br />

Einsatz. Nach juristischer Prüfung werde,<br />

falls heraus käme, dass mit diesem Einsatz<br />

das Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong>-M<strong>an</strong>dat übersp<strong>an</strong>nt würde,<br />

Die Linke in <strong>Karlsruhe</strong> beim Verfassungsgericht<br />

klagen, so die parlamentarische<br />

Geschäftsführerin Dagmar Enkelm<strong>an</strong>n. Der<br />

Fraktionschef der Linken, Oskar Lafontaine<br />

hält es für „völlig ver<strong>an</strong>twortungslos,<br />

Deutschl<strong>an</strong>d immer weiter in einen Krieg<br />

zu verwickeln.“<br />

Die Linksfraktionsvorsitzenden Oskar<br />

Lafontaine und Gregor Gysi fordern also<br />

ein baldiges Ende des Einsatzes.<br />

Auch FDP und Grüne kritisierten gestern<br />

den Umg<strong>an</strong>g der Regierung mit dem Thema.<br />

Vom Verteidigungsminister Fr<strong>an</strong>z Josef<br />

Jung (CDU) wurde hinzugefügt, dass bis<br />

jetzt noch nicht sicher sei, ob es überhaupt<br />

einen Einsatz geben werde. (Zit. n. n-tv.<br />

de) akn<br />

BuGa – Konzepte sollen umgesetzt<br />

werden<br />

Die <strong>Karlsruhe</strong>r L<strong>an</strong>dtagsabgeordneten Renate<br />

Rastätter (Grüne), Gisela Splett (Grüne)<br />

und Joh<strong>an</strong>nes Stober (SPD) forderten,<br />

dass die Bundesgartenschau-Konzepte<br />

umgesetzt werden, nachdem die Bewerbung<br />

bei der Schau gescheitert ist.<br />

Sie forderten außerdem, dass Baden-<br />

Württemberg die Ideen weiterhin fördern<br />

und unterstützen solle. Dabei sind hauptsächlich<br />

der L<strong>an</strong>dschaftspark Rhein, die<br />

Weiterentwicklung des Ostaueparks und die<br />

Verbindung der Grünflächen im Stadtgebiet<br />

betroffen.<br />

Baden-Württemberg versprach daraufhin<br />

<strong>Karlsruhe</strong> am 300. Stadtgeburtstag (2015)<br />

zu unterstützen. ij<br />

Grötzinger Hallenbad wird<br />

zum Gruppenbad<br />

Im Februar finden Bauarbeiten im Grötzinger<br />

Hallenbad statt. Das Bad wird zu einem<br />

Gruppenbad umgestaltet.<br />

Der öffentliche Betrieb soll stark eingeschränkt<br />

werden. So sollen hauptsächlich<br />

Vereine, Gruppen und Schulen das<br />

Schwimmbecken nutzen.<br />

Oberbürgermeister Heinz Fenrichs Begründung<br />

ist, dass er den Service je Schwimmbad<br />

so differenzieren möchte, dass ein gesamtstädtisches<br />

überdurchschnittliches Angebot<br />

den Bürgern geboten werden k<strong>an</strong>n.<br />

Seine Devise ist, für den Haushalt zu sparen<br />

und das Angebot für Bürger zu steigern.<br />

Nach der Neuordnung in Grötzingen<br />

schließt auch das Tullabad Ende Februar.<br />

Im Sommer schließt das Hallenbad in Wettersbach<br />

und das Freibad in Wolfartsweier<br />

betreibt ein Förderverein.<br />

Die Regelung im Grötzinger Schwimmbad<br />

gilt ab 4. Februar. Das Hallenbad öffnet<br />

künftig montags vom 14-17 Uhr und mittwochs<br />

von 16-20 Uhr. Die Mitglieder der<br />

DLRG können das Bad zusätzlich sonntags<br />

von 9-12 Uhr nutzen. Ein vergünstigter<br />

Eintritt wird durch den Jahresbeitrag berechtigt.<br />

Die restlichen Vormittag sind für Schulschwimmen<br />

bzw. die Nachmittage für<br />

Vereine reserviert. alg<br />

Baden-Württemberg verleiht<br />

Ehrennadel<br />

Baden-Württemberg hat für l<strong>an</strong>gjähriges<br />

Ehrenamt in einem Verein <strong>an</strong> drei Bürger<br />

aus <strong>Karlsruhe</strong> die Ehrennadel verliehen.<br />

M<strong>an</strong>fred Thom<strong>an</strong>n engagiert sich im Bürgerverein<br />

Daxl<strong>an</strong>den, Dietmar Sokob in der<br />

Tennisabteilung der DJK Durlach 1924 und<br />

H<strong>an</strong>sjörg Ludwig engagiert sich in der Skiabteilung<br />

der ESG Fr<strong>an</strong>konia <strong>Karlsruhe</strong>.<br />

Überreicht wird die Ehrennadel<br />

vom ersten Bürgermeister Siegfried<br />

König im Rahmen eines kleinen<br />

Empf<strong>an</strong>gs am Mittwoch, den 30.J<strong>an</strong>uar,<br />

im Haus Solms. jb<br />

BaKa-Forum für alle<br />

Heute beginnt der Filmwettbewerb<br />

„Basel-<strong>Karlsruhe</strong> Forum on<br />

Educational <strong>an</strong>d Societal Television<br />

<strong>an</strong>d Media“, der im ZKM ausgetragen<br />

wird. Dieser steht unter dem<br />

großen Motto „Kulturelle Vielfalt<br />

und Fernsehen in einer globalisierten<br />

Welt“.<br />

Internationale Experten haben das<br />

Beste aus der Welt des gesellschaftspolitisch<br />

engagierten Fernsehens<br />

und des bildenden Kinder- und<br />

Jugendfernsehens ausgewählt und<br />

einige herausragende Filme zum<br />

Tagungsthema für das „Wild Card“<br />

Screening eingeladen.<br />

Dieses Event wird um 18.00 Uhr<br />

mit dem Filmprojekt „Ya Sharr Mout-<br />

Oh Böses, stirb“, eröffnet.<br />

Allerdings wird erst am Samstag<br />

und Sonntag die Ausstellung für die<br />

Masse geöffnet sein – zum ersten Mal.<br />

Der Eintritt ist frei.<br />

geöffnet: Samstag und Sonntag von<br />

9–12.30 Uhr und 14–18 Uhr. mt<br />

Welt-Lepra-Tag<br />

Viele Menschen wissen gar nicht<br />

mehr, was Lepra ist, oder kennen die<br />

Kr<strong>an</strong>kheit nur aus Filmen. Am 27.<br />

J<strong>an</strong>uar möchte m<strong>an</strong> dar<strong>an</strong> erinnern,<br />

dass es diese Kr<strong>an</strong>kheit immer noch<br />

gibt. Außerdem nimmt die Deutsche<br />

Lepra- und Tuberkulosehilfe diesen<br />

Tag als Anlass, darauf hinzuweisen,<br />

dass Lepra die älteste Kr<strong>an</strong>kheit<br />

der Welt ist, und ruft zu Spenden<br />

auf. Diesen Aufruf unterstützt der<br />

Oberbürgermeister Heinz Fenrich<br />

und bittet außerdem die <strong>Karlsruhe</strong>r,<br />

die Hilfsprojekte des Vereins mit einer<br />

Geldspende zu unterstützen.<br />

Spenden können auf folgendes<br />

Spendenkonto eingezahlt werden:<br />

Kontonummer 9696 bei der Sparkasse<br />

Mainfr<strong>an</strong>ken (BLZ 790 500<br />

00). Die Internetadresse um sich<br />

darüber zu informieren lautet www.<br />

dahw.de. jb<br />

Wildtierverbot im Zirkus<br />

gefordert<br />

Oberbürgermeister Heinz Fenrich<br />

wurde von der Tierrechtsorg<strong>an</strong>isation<br />

PETA- Deutschl<strong>an</strong>d e.V. gebeten den<br />

Auftritt von Wildtieren, wie Affen<br />

und Elef<strong>an</strong>ten, im Zirkus <strong>Karlsruhe</strong><br />

künftig nicht mehr zuzulassen.<br />

Das hat zur Folge, dass das vom<br />

Bundesrat im Jahre 2003 beschlossene<br />

Verbot von Wildtieren im Zirkus endlich<br />

eingehalten werden muss.<br />

M<strong>an</strong> erwartet nun eine Stellungnahme<br />

Fenrichs, dass er keinem Zirkus mit<br />

Wildtieren mehr Plätze zur Verfügung<br />

stellt. alg<br />

Umweltplakette 2009<br />

Die meisten Städte leiden unter einer<br />

schlechten Luftqualität. Die Überschreitung<br />

von Grenzwerten für Feinstaub und<br />

die somit verbundene Beeinflussung der<br />

menschlichen Gesundheit führt dazu,<br />

dass in zahlreichen Städten Umweltzonen<br />

eingerichtet wurden.<br />

In <strong>Karlsruhe</strong> wird damit im Frühjahr<br />

2009 gerechnet. Vorgesehen ist der<br />

Innenstadtbereich zwischen Adenauerring,<br />

Entenf<strong>an</strong>g, Hauptbahnhof und<br />

Durlacher Tor.<br />

Das Amt für Bürgerservice und Sicherheit<br />

empfiehlt den Autofahrern, die<br />

mit ihrem Auto in Umweltzonen fahren<br />

möchten, sich rechtzeitig solch eine Plakette<br />

zu besorgen.<br />

Deshalb gibt es seit Anf<strong>an</strong>g des Jahres<br />

Umweltzonen in Berlin und H<strong>an</strong>nover.<br />

Die Plaketten gibt es in Bürgerbüros<br />

von Bürgerservice für nur fünf Euro<br />

zu kaufen. Ein neues Verkehrszeichen<br />

weist die Autofahrer in Zukunft auf die<br />

Umweltzonen hin. Wer ohne Plakette<br />

erwischt wird, wird mit einem Bußgeld<br />

von 40 Euro sowie einem Punkt in Flensburg<br />

bestraft.<br />

Ausführliche Informationen zur <strong>Karlsruhe</strong>r<br />

Umweltzone und zur Erteilung<br />

der Umweltplakette gibt es im Internet.<br />

Gerne gebe auch das Call-Center-Team<br />

von Bürgerservice und Sicherheit unter<br />

der Hotline 0721/133-39 14 Auskunft,<br />

so die Stadtverwaltung. jb<br />

<strong>Karlsruhe</strong>r Hauptfriedhof<br />

wird gelobt<br />

Herm<strong>an</strong>n Weber, Vorsitzender der<br />

Verbraucherinitiative Bestattungswesen,<br />

meint, dass der <strong>Karlsruhe</strong>r Hauptfriedhof<br />

„deutscher Vorreiter“ sei.<br />

Das begründete er damit, dass der<br />

Hauptfriedhof mit seinen innovativen<br />

Bestattungsformen „wegweisend für<br />

Deutschl<strong>an</strong>d“ sei. Der Friedhof entwickelte<br />

in den letzten Jahren viele<br />

Angebote wie z.B. das L<strong>an</strong>dschaftsgräberfeld.<br />

Im Falle eines Todes hilft das Bestattungsamt<br />

den Angehörigen gerne bei der<br />

Suche nach einer schönen Ruhestätte für<br />

den Verstorbenen. alg<br />

K a r l s r u h e


W i r t s c h a f t<br />

Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 __________________________________________________________Se i t e 6 Se i t e 7 __________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008<br />

Was jetzt ?<br />

Maßnahmen gegen Fin<strong>an</strong>zkrise und<br />

Rezessions<strong>an</strong>gst<br />

In den USA reagiert das Weiße Haus<br />

zusammen mit dem Vorsitzenden der<br />

Notenb<strong>an</strong>k Ben Bern<strong>an</strong>cke auf die Fin<strong>an</strong>z-<br />

bzw. Immobilienkrise mit einem<br />

groß <strong>an</strong>gelegten Konjunkturprogramm.<br />

Denn eine schnelle und starke Senkung<br />

der Zinssätze wäre notwendig um vielen<br />

Investoren aus der Misere zu helfen und<br />

einen Zusammenbruch des Markts zu<br />

verhindern. Es wird davon ausgeg<strong>an</strong>gen,<br />

dass die Notenb<strong>an</strong>k bereits bei ihrem<br />

nächsten Treffen, am Ende des Monats,<br />

die Zinssätze für Anleihen um einen<br />

halben Prozentpunkt senken wird. Einige<br />

spekulieren sogar darauf, dass eine Senkung<br />

um 0,75% möglich ist. Dies wäre<br />

die erste Senkung in diesem Ausmaß seit<br />

1982, zur Zeit der Geldverknappung.<br />

Dabei wurde der Leitzins, der zur Zeit<br />

4,5% Prozent beträgt, seit September<br />

2007 schon dreimal gesenkt.<br />

Weiterhin wird der Präsident der Vereinigten<br />

Staaten, George Bush, am Freitag,<br />

dem 28. J<strong>an</strong>uar, eine Rede zur Lage der<br />

Nation halten und sein Konjunkturprogramm<br />

vorstellen. Über einen Sprecher<br />

hat er bereits Steuererleichterungen<br />

gefordert um der Wirtschaft wieder auf<br />

die Beine zu helfen. Die Steuervergünstigungen<br />

sollen sich im Bereich um<br />

die 140 Milliarden Dollar bewegen und<br />

entsprechen so ca. 1% des Bruttoinl<strong>an</strong>dsproduktes<br />

der USA. Jedoch muss erst der<br />

Kongress diesem Programm zustimmen,<br />

das nur zeitlich begrenzt wirken soll.<br />

Bush hofft so das Konsumverhalten der<br />

Amerik<strong>an</strong>er wieder <strong>an</strong>zuregen.<br />

Auch der Wahlkampf wird von der<br />

Rezessions<strong>an</strong>gst der Amerik<strong>an</strong>er beeinflusst.<br />

Die demokratische K<strong>an</strong>didatin<br />

Hillary Clinton schlug bereits Ende der<br />

vorigen Woche ein Notfallprogramm<br />

vor, das um die 70 Milliarden Dollar<br />

betragen soll. Den Großteil davon sollen<br />

die Bundesstaaten und Städte bekommen<br />

um die Immobilienkrise abzudämpfen<br />

und Zw<strong>an</strong>gsversteigerungen zu verhindern.<br />

Weitere 25 Milliarden sollen<br />

Familien mit niedrigem Einkommen erreichen,<br />

um ihnen bei der Bezahlung der<br />

Heizkosten zu helfen. Auch von Barack<br />

Obama wird in den nächsten Tagen ein<br />

Vorschlag zur Verbesserung der Lage<br />

erwartet. Schließlich finden die kommenden<br />

Wahlen in Bundesstaaten statt,<br />

die besonders von der Immobilienkrise<br />

getroffen wurden. vg<br />

Hauptversammlung bei Siemens<br />

Die um 10. 00 Uhr morgens am 24.<br />

J<strong>an</strong>uar begonnene Hauptversammlung<br />

des Siemens-Konzerns verzeichnet erste<br />

Ergebnisse. Das große Hauptthema war<br />

natürlich nach wie vor die Schmiergeldaffäre<br />

im Vorst<strong>an</strong>d, in die Siemens-Chef<br />

Peter Löscher nun endgültig Licht bringen<br />

will. Er kündigte baldige Verh<strong>an</strong>dlungen<br />

mit der US-Börsenaufsicht SEC<br />

über Strafzahlungen <strong>an</strong>. Sie sollen bereits<br />

nächsten Monat beginnen.<br />

Die sonst übliche Entlastung des Vorst<strong>an</strong>ds<br />

werden wegen der Schmiergeld-<br />

Affäre um ein Jahr verschoben, jedoch er,<br />

betonte Siemens Chef Löscher, vertraue<br />

seinem Vorst<strong>an</strong>d.<br />

Nach eigenen Angaben des Siemens-<br />

Konzerns wurde im ersten Quartal des<br />

Geschäftsjahres 2008 ein starker Anstieg<br />

der Gewinne erreicht. Der Gewinn nach<br />

Steuern soll bei 6,5 Mrd. Euro liegen.<br />

Grund dafür sei der Verkauf des Automobilzulieferers<br />

VDO <strong>an</strong> Continental.<br />

Die Bahn hat<br />

Verspätung<br />

unterschiedliche Ergebnisse bei<br />

Stiftung Warentest und Bahn<br />

Im verg<strong>an</strong>genen Herbst verglichen<br />

Prüfer der Stiftung Warentest in zehn<br />

großen deutschen Bahnhöfen die vom<br />

Fahrpl<strong>an</strong> vorgesehene und die tatsächliche<br />

Ankunftszeit von zirka 90 000<br />

Zügen. Dabei entdeckten sie zum Teil<br />

gravierende Verspätungen: Jeder siebte<br />

Zug kommt zehn Minuten zu spät,<br />

bei einem Drittel aller ICE- und IC-<br />

Verbindungen muss m<strong>an</strong> mit bis zu vier<br />

Minuten rechnen. Dazu kommt noch,<br />

dass bis zu einem Viertel aller Anschlusszüge<br />

wegen Verspätung verpasst wurden.<br />

Am schlechtesten schnitten dabei Züge<br />

in Dresden, Hamburg und Köln ab, am<br />

besten eingehalten wurde der Fahrpl<strong>an</strong><br />

in Leipzig.<br />

Die Bahn wehrte sich gegen die Ergebnisse<br />

dieses Testes. So wurde zum<br />

Beispiel behaupet, dass er nicht repräsentativ<br />

sei, da Stiftung Warentest nicht<br />

genügend Züge mit einbezog. Insgesamt,<br />

so hieß es weiter, sei die Pünktlichkeit<br />

der deutschen Züge sehr gut und würde<br />

weiterhin verbessert werden. Laut Bahn<br />

würden sich nur 3% aller Züge verspäten.<br />

hk<br />

Schmiergeldaffäre und Imageverlust<br />

Weiterhin lässt der Siemens Chef<br />

verlauten, dass noch ca. 100 Prozesse<br />

vor Arbeitsgerichten wegen der Schließung<br />

des H<strong>an</strong>dyherstellers BenQ liefen.<br />

Siemens könne das Kapitel BenQ noch<br />

nicht abhaken.<br />

Auch der durch die Schmiergeldaffäre<br />

bedingte Imageverlust des Siemenskonzerns<br />

wird auf der Versammlung diskutiert.<br />

Die Aktionärsvertreter werfen der<br />

Konzernspitze Hilflosigkeit in diesem<br />

Fall vor. „Da wird Siemens von der Presse<br />

wie ein Lump durch die Straßen getrieben<br />

und Siemens wirkt hilflos“, greift<br />

D<strong>an</strong>iela Bergdolt von der Deutschen<br />

Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz<br />

den Vorst<strong>an</strong>d <strong>an</strong>. Sie erklärte das in insgesamt<br />

160 Jahren erworbene Image als<br />

ramponiert. Trotzdem fährt die Firma<br />

weiterhin Milliardengewinne ein.<br />

Lob hingegen gab es für den Siemens-<br />

Chef Löscher, ihm glaube m<strong>an</strong> bisher,<br />

dass er umsetze, was er sagt. vg<br />

Tarifkonflikt im<br />

öffentlichen Dienst<br />

verschärft<br />

Bei der zweiten Verh<strong>an</strong>dlungsrunde<br />

zwischen der Vereinigung der Kommunalen<br />

Arbeitgeberverbände und<br />

den Gewerkschaften ver.di und dem<br />

Beamtenbund in Potsdam spitzt sich<br />

die Situation zu. Die Gewerkschaften<br />

verl<strong>an</strong>gen für 1,3 Millionen Beschäftigte<br />

des öffentlichen Dienstes bis zu 8% mehr<br />

Lohn oder mindestens 200 Euro mehr<br />

pro Person monatlich. Die Vereinigung<br />

des Kommunalen Arbeitgeberverb<strong>an</strong>des<br />

will jedoch versuchen 450 000 Angestellte<br />

in Kr<strong>an</strong>kenhäusern aus dieser<br />

Veränderung zu lösen. Als Begründung<br />

wurden m<strong>an</strong>gelnde fin<strong>an</strong>zielle Mittel der<br />

Kr<strong>an</strong>kenhäuser <strong>an</strong>gegeben. lj<br />

Es geht wieder<br />

aufwärts<br />

Laut Ifo-Institut in München hat sich<br />

die Stimmung der deutschen Unternehmen<br />

wieder gebessert. Der bei monatlich<br />

7000 Firmen erhobene Index stieg von<br />

103 Punkten im verg<strong>an</strong>genen Monat<br />

auf 103,4 Punkte im J<strong>an</strong>uar und widerlegt<br />

damit die Meinung verschiedener<br />

Wirtschaftsexperten, die eher mit einem<br />

Rückg<strong>an</strong>g rechneten. hk<br />

Machttteilung<br />

in Kenia<br />

Kofi Ann<strong>an</strong> vermittelt<br />

Wieder einmal gab es in der Nacht von<br />

Mittwoch auf Donnerstag zahlreiche<br />

Kämpfe zwischen den verfeindeten Stämmen<br />

Luo und Kikuyu in Kenia. Angaben<br />

zufolge wurden insgesamt mindestens<br />

zwölf Menschen getötet. Der Polizei<br />

zufolge wurden in den Städten Nakuru<br />

und Limuru jeweils acht Menschen und<br />

zwei Anhänger der Kikuyu getötet. So<br />

wie in Nairobi, der Hauptstadt, ebenfalls<br />

zwei Männer getötet wurden. Außerdem<br />

flohen schwächere Volksgruppen aus den<br />

Siedlungen aus Molo in die Innenstadt,<br />

nachdem diese tagel<strong>an</strong>g mit <strong>an</strong>deren verfeindeten<br />

Volksgruppen kämpften.<br />

Eigentlich waren für gestern Protestkundgebungen<br />

gegen Kibaki von der<br />

keni<strong>an</strong>ischen Opposition gepl<strong>an</strong>t. Doch<br />

diese wurden auf Wunsch des früheren<br />

UNO Generalsekretärs Ann<strong>an</strong> abgesagt.<br />

Seitdem soll Kofi Ann<strong>an</strong> zwischen Präsident<br />

Kibaki und Oppositionsführer Raila<br />

Odinga vermitteln.<br />

Alle Hoffnungen ruhen auf ihm, Kenia<br />

auf einen friedlichen Weg zu bringen.<br />

Seit der Wiederwahl von Kibaki, dessen<br />

Regierungspartei den Chef der Wahlkommission<br />

unter Druck gesetzt hat,<br />

herrscht dort ein absolutes Chaos. Die<br />

Nachrichten über Überfälle und Gewalt,<br />

die um die g<strong>an</strong>ze Welt gehen, stoßen<br />

selbst in den Slums der Hauptstadt von<br />

Kenia (Nairobi) auf Unverständnis. Die<br />

Bevölkerung hatte sich durch die Wahlen<br />

einen W<strong>an</strong>del in der Wirtschaft erhofft.<br />

Denn im Moment profitiert wirtschaftlich<br />

nur ein geringer Teil der Oberschicht<br />

Kenias.<br />

Inzwischen hat sich Raila Odinga zu<br />

einer Machtteilung unter bestimmten Bedingungen<br />

bereiterklärt. Es gibt auch eine<br />

entsprechenden Verfassungsentwurf, der<br />

besagt, dass Kibaki im Amt bleiben k<strong>an</strong>n<br />

und die Opposition einen Regierungschef<br />

stellt, erklärte der Oppositionsführer<br />

dem gemeinsamen Morgenmagazin von<br />

ARD und ZDF. Doch zuerst müssten<br />

Verfassungsreformen eingeleitet werden,<br />

sodass die Justiz, das Parlament und die<br />

Exikutive gestärkt werden. Schon früher<br />

hatten sich beide zu einer Machtteilung<br />

bereit erklärt. Allerdings verst<strong>an</strong>den<br />

beide darunter unterschiedliche Dinge.<br />

Kibaki will die volle fünfjährige Legislaturperiode<br />

regieren. Odinga hingegen<br />

dachte eher <strong>an</strong> eine Überg<strong>an</strong>gsregierung,<br />

die, wie der Name schon sagt,<br />

nur sol<strong>an</strong>ge im Amt ist, bis Neuwahlen<br />

stattgefunden haben. Indessen wirft die<br />

Menschenrechts-Org<strong>an</strong>istaion „Hum<strong>an</strong><br />

Rights Watch“ der Opposition vor, unter<br />

<strong>an</strong>derem Jugendb<strong>an</strong>den zu unterstützen<br />

und zu Plünderungen und zum R<strong>an</strong>dalieren<br />

<strong>an</strong>zustiften.<br />

Damit Kenia trotz der innenpolitischen<br />

Krise wieder Frieden findet,<br />

verl<strong>an</strong>gt Odinga Unterstützung, welche<br />

ihm von Außenminister Fr<strong>an</strong>k-Walter<br />

Steinmeier zugesichert wurde, „damit<br />

das L<strong>an</strong>d wieder Frieden finde.“ Gestern<br />

f<strong>an</strong>d ein Treffen zwischen Kibaki<br />

und Odinga statt. Es war das erste Mal,<br />

dass sie sich direkt trafen, was ohne die<br />

Vermittlungsbemühungen von An<strong>an</strong><br />

wahrscheinlich nicht hätte stattfinden<br />

können.cr<br />

Endgültiges Aus<br />

zwischen Gazastreifen<br />

und Israel?<br />

Israel: Lösung durch Ägypten<br />

Immer noch stürmen Tausende von<br />

Palästinensern aus dem Gazastreifen<br />

in Richtung der ägyptischen Sinaistädte<br />

Rafah und Al-Arisch. Am Donnerstag<br />

versuchten die Grenzbehören weitere<br />

Einreisen zu verhindern. Am frühen<br />

Morgen sagte die Polizei noch, sie würde<br />

keine Gewalt <strong>an</strong>wenden, um die Flüchtlinge<br />

außer L<strong>an</strong>des zu treiben. Sie wollten<br />

versuchen die Menschen zur Rückkehr zu<br />

überreden. Am Mittag jedoch sammelten<br />

sie die Palästinenser <strong>an</strong> den Grenzen und<br />

w<strong>an</strong>dten unter <strong>an</strong>derem Schlagstöcke<br />

<strong>an</strong> um sie zurück in den Gazastreifen<br />

zu drängen.<br />

Die seit Mittwoch aus dem Gazastreifen<br />

geflüchteten Menschen haben nach<br />

der Schließung der Grenzen zu Israel<br />

keinen Zugriff auf Nahrungsmittel<br />

und Treibstoff. Sowohl die palästinensische<br />

Autonomieregierung als auch<br />

die radikal-islamische Hamas machten<br />

die Israelische Regierung dafür ver<strong>an</strong>twortlich,<br />

dass wegen der „inakzeptablen<br />

Schließung“ die Situation eskaliert ist.<br />

Ehmud Olmert, der israelische Ministerpräsident,<br />

hat gestern laut Welt online<br />

bei einer Konferenz in der Nähe von<br />

Tel-Aviv ausgesagt, dass, sol<strong>an</strong>ge die<br />

Raketen<strong>an</strong>griffe auf Israel <strong>an</strong>dauerten,<br />

das von der Hamas beherrschte Palästinensergebiet<br />

abgeriegelt bleiben solle.<br />

Außerdem machte er deutlich, er wolle<br />

zwar keine hum<strong>an</strong>itäre Krise herbeiführen,<br />

doch könne niem<strong>an</strong>d verl<strong>an</strong>gen,<br />

dass die Bewohner im Gazastreifen ein<br />

„normales Leben“ führten, während<br />

gleichzeitig palästinensische Raketen auf<br />

Israel abgefeuert würden.<br />

Das israelische Außenministerium<br />

richtete eine Botschaft <strong>an</strong> die Regierung<br />

in Kairo. Es ließ verlauten, sie „erwar-<br />

ten, dass Ägypten dieses Problem löst“.<br />

Nach der blutigen Machtergreifung<br />

der Hamas im Juni 2007 hatte Ägypten<br />

die Grenzen geschlossen. Der stellvertretende<br />

Verteidigungsminister Mat<strong>an</strong><br />

Wilnai sagte gegenüber Reuters: „Wenn<br />

der Gazastreifen nach der <strong>an</strong>deren Seite<br />

offen ist, haben wir nicht mehr die Ver<strong>an</strong>twortung<br />

dafür. Daher wollen wir uns<br />

davon abtrennen.“ Dies würde bedeuten,<br />

dass keine weitere von Israel ausgehende<br />

Versorgung des Gebiets mit Strom, Wasser<br />

und Medikamenten stattfinden würde.<br />

„Wir sind nur dafür ver<strong>an</strong>twortlich,<br />

sol<strong>an</strong>ge es keine Alternative gibt.“<br />

Hosni Mubarak, Präsident von Ägypten,<br />

hat den Grenzwächtern am Mittwoch<br />

erlaubt, die flüchtenden Palästinensern<br />

vom Gazastreifen die Einreise ohne Widerst<strong>an</strong>d<br />

zu genehmigen. Die milit<strong>an</strong>ten<br />

Palästinenser hatten siebzehn Löcher in<br />

die ungefähr 10 km l<strong>an</strong>gen Grenz<strong>an</strong>lage,<br />

die die Stadt Rafah teilt, gebombt. Im<br />

Anschluss hat die Hamas mit Bulldozern<br />

die Metallwände niedergerissen. Laut UN<br />

sind 350 000 Menschen in das Nachbarl<strong>an</strong>d<br />

geflohen, nach palästinensischen<br />

Angaben sogar eine halbe Million. Mubarak<br />

sagte, jedem, der keine Waffen mit<br />

sich trage, würde es erlaubt werden sich<br />

auf der ägyptischen Halbinsel Sinai mit<br />

Lebensmitteln und <strong>an</strong>deren Gebrauchsgegenständen<br />

zu versorgen. Jedoch<br />

müssten sich die Flüchtlinge d<strong>an</strong>ach<br />

wieder zurück ins PalästinensischenAutonomiegebiet<br />

kehren.<br />

Diese Vorkommnisse sind ein Vorteil<br />

für die ägyptischen Händler, die seit der<br />

Blockade der Grenzen im Sommer 2007<br />

keinen großen Umsatz mehr hatten. mj<br />

Hautfarbe macht es<br />

eben aus!<br />

Kopf-<strong>an</strong>-Kopf-Rennen im US-Wahlkampf<br />

Bei den Präsidentschafts-Vorwahlen<br />

in South Carolina setzt sich das Kopf <strong>an</strong><br />

Kopf-Rennen zwischen Barack Obama<br />

und Hillary Clinton fort.<br />

In dieser Woche muss Obama beweisen,<br />

dass er sich nach zwei Niederlagen<br />

wieder aufrappeln k<strong>an</strong>n. Jedoch, die<br />

Ch<strong>an</strong>cen sind gut: Es steht eine Mehrheit<br />

der schwarzen Bevölkerung hinter ihm,<br />

denn 50% der Wähler in den Südstaaten<br />

sind schwarz. Doch er muss auch das<br />

Vorurteil aus dem Weg schaffen, er sei<br />

nur ein schwarzer Interessenvertreter, der<br />

nur für die Rechte „seiner Menschen“<br />

kämpfe.<br />

Beide ringen sie darum die Nummer<br />

eins zu sein:Auf der einen Seite die erste<br />

„First Lady“ und auf der <strong>an</strong>deren Seite<br />

A u s l a n d s n a c h r i c h t e n


Vermischtes<br />

der erste dunkelhäutige Präsident Amerikas.<br />

Um dies zu erreichen warfen sie<br />

bei dem Wettstreit am Mittwoch immer<br />

mehr mit persönlichen Angriffen um<br />

sich. Obama warf seiner Kontrahentin<br />

vor, sie sei ungläubig. Dies bezog er auf<br />

einen Werbespot, in dem sie Obama<br />

unterstellte, er würde die Position der<br />

Republik<strong>an</strong>er unterstützen. Er äußerte<br />

laut Rheinische Post, dass „Hillary Clinton<br />

alles sagt, um gewählt zu werden“.<br />

Bei den Republik<strong>an</strong>ern geht der<br />

Kampf zwischen den drei Hauptk<strong>an</strong>didaten,<br />

Senator John McCain aus Arizona,<br />

dem Ex-Gouverneur Mitt Romney und<br />

Rudy Giul<strong>an</strong>i, dem ehemaligen Bürgermeister<br />

von New York, weiter. Aus den<br />

Vorwahlen am 29. J<strong>an</strong>uar in Florida wird<br />

der K<strong>an</strong>didat zum Präsidenten hervorgehen.<br />

Deshalb hat sich Guli<strong>an</strong>i während<br />

des gesamten Wahlkampfes auf diesen<br />

Bundesstaat konzentriert. Jedoch sind<br />

die Aussichten für ihn schlecht, denn laut<br />

einer jüngeren Umfrage steht McCain<br />

mit 25 Prozent auf dem ersten Platz,<br />

darauf folgt Romney mit 23 Prozent,<br />

zuletzt der frühere Baptistenpfarrer Mike<br />

Huckabee mit 15 Prozent. Der Gewinner<br />

hat d<strong>an</strong>n am „Superdienstag“, <strong>an</strong> dem in<br />

mehr als 20 Staaten gewählt wird, einen<br />

Vorteil.mj<br />

Der Fall Lukas W.<br />

geht vor Gericht<br />

Tod durch 4,8 Promille<br />

Der Prozess im Fall des 16-jährigen<br />

Lukas W., der im Kr<strong>an</strong>kenhaus <strong>an</strong> den<br />

Folgen einer Alkoholvergiftung starb,<br />

f<strong>an</strong>d gestern statt.<br />

Nachdem er ca. 50 Gläser in einem<br />

Tequila-Wetttrinken gegen den Wirt der<br />

Kneipe getrunken hatte, wurde er mit 4,8<br />

Promille ins Kr<strong>an</strong>kenhaus eingeliefert<br />

und kämpfte dort 4 Wochen gegen den<br />

Tod. Der Wirt Aytac G., 26, ordnete der<br />

Aushilfe, Silv<strong>an</strong>a B., 17, Mathias M., 18,<br />

Martin J., 18, und Edis B., 21 <strong>an</strong>, ihm<br />

<strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs nur Wasser ins Glas zu schütten<br />

um ihm einen Vorteil gegenüber dem Jugendlichen<br />

zu verschaffen. Nach 25 Gläsern<br />

bemerkte Lukas die Täuschung und<br />

forderte den Wirt dazu auf, auch Tequila<br />

zu trinken. Nach 46 bis 54 Gläsern, wie<br />

der Gerichtsmediziner später bestätigte,<br />

fiel Lukas ins Koma und starb 4 Wochen<br />

d<strong>an</strong>ach im Charité Kr<strong>an</strong>kenhaus. „Jeder<br />

k<strong>an</strong>n aus dem Fenster springen, jeder<br />

k<strong>an</strong>n sich zu Tode saufen“, sagt Eckart<br />

Fleischm<strong>an</strong>n, einer der Verteidiger der<br />

vier Jugendlichen, die sich heute morgen<br />

im Gerichtssaal 621 bef<strong>an</strong>den. Ein<br />

Freund des Wirts hielt die getrunkenen<br />

Gläser auf einer Strichliste fest. Er war<br />

nach Justiz<strong>an</strong>gaben der Einzige, der im<br />

Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 __________________________________________________________Se i t e 8 Se i t e 9 __________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008<br />

Ermittlungsverfahren geständig war. Ihm<br />

wird Beihilfe zur Köperverletzung mit<br />

Todesfolge vorgeworfen. Den <strong>an</strong>deren<br />

wird Beihilfe zur Körperverletzung vorgeworfen.<br />

Zwei der Angeklagten bestätigten<br />

die Tat. Es sei deutlich geworden,<br />

dass sie es „bitter bereuen“, meint der<br />

Richter. Der Hauptver<strong>an</strong>twortliche bleibt<br />

der Wirt, der seit Juli in der Untersuchungshaft<br />

sitzt.<br />

Laut Angaben der Besucher im „Eye<br />

T“ war der Junge nicht das erste Wett-<br />

Sauf-Opfer des Wirts. Insgesamt soll<br />

der Wirt in über 170 Fällen Alkohol <strong>an</strong><br />

Minderjährige ausgeschenkt haben. Der<br />

26-jährige muss sich gesondert vor dem<br />

Gericht ver<strong>an</strong>tworten und hat auch mit<br />

einer höheren Strafe zu rechnen. fv<br />

Niederlage für Prodi<br />

Aus für die Regierung in Italien<br />

Um 20 Uhr wurden die Ergebnisse der<br />

Wahlen veröffentlicht.<br />

Prodis Mitte-Links-Koalition hat nach<br />

dem Ausscheiden eines Bündnispartners<br />

keine Mehrheit mehr in der Kammer.<br />

Seine Hoffnung hatte gestern noch<br />

auf sieben auf Lebenszeit ern<strong>an</strong>nten<br />

Senatoren geruht, von denen ihm jedoch<br />

drei bereits ihre Unterstützung entzogen<br />

hatten.<br />

Nachdem Prodi bei den Abstimmungen<br />

verloren hat, k<strong>an</strong>n Staatspräsident<br />

Giorgio Napolit<strong>an</strong>o der Forderung<br />

der Opposition von Ex-Regierungschef<br />

Silvio Berlusconi folgen und eine Neuwahl<br />

<strong>an</strong>setzten. Es besteht aber auch die<br />

Möglichkeit eine Überg<strong>an</strong>gsregierung<br />

einzusetzen.<br />

„Eine Krise ist ein Luxus, den sich<br />

Italien nicht leisten k<strong>an</strong>n.“ Mit diesen<br />

Worten leitete Ministerpräsident Rom<strong>an</strong>o<br />

Prodi die Vertrauensabstimmung im<br />

Senat ein. In seiner Rede appellierte er <strong>an</strong><br />

die Senatoren, sein Mitte-Links-Kabinett<br />

weiterhin zu unterstützen und den Anf<strong>an</strong>g<br />

des Wiederaufbaus der Fin<strong>an</strong>zen zu<br />

beenden. Am Nachmittag hatte sich Prodi<br />

noch für ein 30-minütiges-Gespräch<br />

mit dem Napolit<strong>an</strong>o getroffen. Dieser<br />

hatte ihm empfohlen eine vorhersehbare<br />

Niederlage bei der Vertrauensfrage im<br />

Senat zu vermeiden und deshalb zurückzutreten.<br />

Prodi entschied sich jedoch<br />

gegen seinen Rat und beschloss eine weitere<br />

Abstimmung zu vollziehen. Er hatte<br />

jedoch kaum eine Ch<strong>an</strong>ce. Am Montag<br />

war das Mitte-Links-Bündnis im Senat<br />

zusammengebrochen, als der ehemalige<br />

Justizminister, Clemente Mastella, wegen<br />

eines Korruptionsfalles aus der Koalition<br />

austrat. Prodi hatte sich bis jetzt auf die<br />

Unterstützung von Matella und zwei<br />

weiteren Senatoren verlassen.<br />

Vor dem Austritt seiner Unterstützer<br />

hatte seine Regierung noch die Mehrheit<br />

der Stimmen.<br />

Bei der ersten von zwei Abstimmungen<br />

im Parlament hatte Prodi noch am Mittwochabend<br />

erwartungsgemäß gewonnen.<br />

326 Mitglieder des Abgeordnetenhauses<br />

hatten sich für das Prodi-Bündnis entschieden,<br />

275 dagegen. mj, lg<br />

Neueste Funde widerlegen<br />

Theorie<br />

Die Mayas sind eine indi<strong>an</strong>ische Hochkultur,<br />

die schon um das Jahr 38 000 vor<br />

Christus über die Beringstraße nach Alaska<br />

kamen und sich heute in Mexico <strong>an</strong>gesiedelt<br />

haben, sie sind allerdings fast gänzlich<br />

ausgestorben.<br />

Über die Maja ist uns des Weiteren<br />

bek<strong>an</strong>nt, dass sie schon sehr früh, große<br />

mathematische Kenntnisse und ein ausgeklügeltes<br />

Kalendersystem besaßen, außerdem<br />

wissen wir, dass sie aufgrund ihres<br />

religiösen Glaubens ihren Göttern, speziell<br />

ihrem Kriegsgott, Menschenopfer zur Besänftigung<br />

darbrachten.<br />

Diese auserwählten Opfer wurden enthauptet,<br />

zerhackt, gehäutet, oftmals wurde<br />

ihnen auch das Herz bei lebendigem Leibe<br />

herausgerissen.<br />

Jedenfalls wurden sie vor ihrer „Ermordung“<br />

auf bestialische Weise gefoltert.<br />

Jahrzehnte l<strong>an</strong>g ging m<strong>an</strong> davon aus, dass<br />

die Geopferten jungfräuliche Mädchen waren,<br />

die mit reichlich Gold- und Jadeschmuk<br />

behängt aus dem Leben gingen.<br />

Doch aufgrund neuster Funde kam <strong>an</strong>s<br />

Licht, dass auch Jungen beliebte Opfergaben<br />

der Maya waren.<br />

Wie die Studie eines Archäologen der<br />

Universität in Yucat<strong>an</strong> besagt, sind achtzig<br />

Prozent der in einer Höhle in Chichen itza<br />

geopferten Personen kleine Jungen, die nicht<br />

älter als elf Jahre alt waren. ik<br />

Nach 29 Jahren Tätigkeit<br />

in Ruhest<strong>an</strong>d<br />

<strong>Karlsruhe</strong>- Nach 29 Jahren Tätigkeit und<br />

Arbeit im Diakonissenkr<strong>an</strong>kenhaus in <strong>Karlsruhe</strong><br />

geht Prof. Dr. Ernst-Peter Strecker in<br />

den Ruhest<strong>an</strong>d. Er war Chefarzt des Hauses<br />

und für Interventionsradiologie, Nuklearmedizin,<br />

für Radiologie und bildgebende<br />

Verfahren zuständig.<br />

Im Oktober 1978 übernahm Strecker die<br />

Leitung der Klinik.<br />

Die Arbeit des Klinikchefs in seinen Forschungsgebieten<br />

sei mit vielen internationalen<br />

Auszeichnungen honoriert worden. Die<br />

Verabschiedung von Ernst-Peter Strecken<br />

im Namen des Diakonissenkr<strong>an</strong>kenhauses<br />

<strong>Karlsruhe</strong> findet heute im Rahmen einer<br />

Feierstunde statt.jb<br />

Foto: Philipp Ziser, burundikids e.V.<br />

v o n Li L Ly gr a S S<br />

Die Sonne brennt auf seiner Haut,<br />

obwohl sie schon am Untergehen<br />

ist. Die letzten Strahlen<br />

sind immer die schönsten. John Smith<br />

(Name von der Redaktion geändert) sch<br />

lendert ged<strong>an</strong>kenverloren durch die Straßen<br />

von Yaoundé im westafrik<strong>an</strong>ischen<br />

Kamerun, denn um diese Zeit ist es<br />

wundervoll ruhig. Er summt sein Lied<br />

vor sich hin, das er selbst geschrieben<br />

hat, nachdem er vor zwei Monaten entlassen<br />

worden ist: „Mon ami, protège-toi!<br />

Protège- toi!“ – ‚Mein Freund, schütze<br />

dich! Schütze dich!‘. John Smith ist die<br />

g<strong>an</strong>ze Zeit am Grübeln, denn er ist im<br />

Gefängnis so vielen Menschen begegnet,<br />

die schon l<strong>an</strong>g die Hoffnung aufgegeben<br />

haben. Es tut ihm weh, wenn er <strong>an</strong> ihre<br />

Gesichter denkt mit den glasigen Augen,<br />

die nur gerade aus ins Leere starren.<br />

Und gerade die Kinder! So viele von<br />

ihnen hat er dort beobachtet, sie waren<br />

doch noch viel zu jung um einfach eingesperrt<br />

zu werden. Sein Blick w<strong>an</strong>dert<br />

nach links – überall Autowracks, alte<br />

Gerüste von Fahrzeugen, aus denen die<br />

Fenster herausgebrochen und die kaum<br />

noch als Autos zu erkennen sind. Ein<br />

kleines Mädchen lugt über die verbeulte<br />

Vordertür, ihre W<strong>an</strong>gen sind voller Dreck<br />

und ihre Haare völlig zerzaust, sie wird<br />

kaum älter als 6 Jahre sein. Von diesen<br />

kaputten Autos gibt es viele <strong>an</strong> den<br />

Straßenrändern und meistens sind ihre<br />

Bewohner Straßenkinder. Sie haben ihre<br />

Eltern oftmals durch Aids verloren oder<br />

wurden schon auf der Straße geboren.<br />

John Smith geht weiter, er braucht jetzt<br />

eine Idee, wie er den Leuten die H<strong>an</strong>d<br />

reichen k<strong>an</strong>n um sie hochzuziehen! Sie<br />

sollen einfach aufstehen, weiter machen,<br />

nicht aufgeben! Das Leben geht weiter,<br />

auch wenn m<strong>an</strong> die Diagnose erhalten<br />

hat. Es wird l<strong>an</strong>gsam dunkel. Auf der<br />

rechten Seite der Straße liegt ein kleiner<br />

Junge unter einer B<strong>an</strong>k, auf Kartons<br />

„gebettet“, er schläft. Er müsste so um<br />

die 11 Jahre alt sein. Ob er wirklich nur<br />

schläft? Gestern lag er dort auch schon<br />

so, genau <strong>an</strong> derselben Stelle, genau in<br />

derselben Haltung. In den letzten Tagen<br />

läuft er hier immer um dieselbe Zeit<br />

Feature<br />

Wenn eine Generation stirbt<br />

Aids, Afrikas größte menschliche Katastrophe in der Geschichte des Kontinents<br />

entl<strong>an</strong>g. Heute Nacht wird er bestimmt<br />

wieder kaum schlafen können.<br />

—<br />

2006 musste der 37-jährige Musiker<br />

John Smith aus seinem Heimatl<strong>an</strong>d<br />

Kamerun flüchten. In Kamerun hat er<br />

sich durch seine öffentlichen Aktionen,<br />

mit denen er häufig die Regierung kritisiert,<br />

viele Feinde geschaffen.<br />

Alles hatte 1984 begonnen, nachdem<br />

seine eigene Schwester <strong>an</strong> Aids gestorben<br />

war. Damals war er gerade mal 13 Jahre<br />

alt und besonders schlimm empf<strong>an</strong>d er<br />

es, dass niem<strong>an</strong>d über die Erkr<strong>an</strong>kung<br />

seiner Schwester Bescheid wusste. In<br />

dieser Zeit war noch sehr wenig über den<br />

HI-Virus und Aids bek<strong>an</strong>nt, doch er fragt<br />

sich, ob sie auch, wenn sie informiert<br />

gewesen wäre, überhaupt gewagt hätte<br />

einen Aids-Test durchzuführen.<br />

John Smith erlebte zunehmend die<br />

aussichtlose Situation der steigenden<br />

Anzahl der HIV-positiven Kameruner,<br />

denn immer mehr Menschen verloren<br />

ihr Leben durch diese schreckliche<br />

Kr<strong>an</strong>kheit, es gab Todesfälle in der Fa-


Feature<br />

milie, im Freundeskreis. Der Anteil der<br />

<strong>an</strong> Aids-Erkr<strong>an</strong>kten der Bevölkerung<br />

liegt mittlerweile bei nahezu 7%. Die<br />

Hoffnungslosigkeit der Infizierten wurde<br />

durch m<strong>an</strong>gelnde Aufklärung und Unwissenheit<br />

über Ansteckung und Verlauf<br />

der Kr<strong>an</strong>kheit verstärkt, was dazu führte,<br />

dass die meisten sich selbst aufgaben.<br />

Die geringe Ch<strong>an</strong>ce einer medikamentösen<br />

Versorgung trägt ebenfalls dazu<br />

bei, dass sich nur Wenige überhaupt<br />

einem Aids-Test unterziehen.<br />

Mittlerweile sind in Afrika 23 Millionen<br />

Menschen mit dem HI-Virus infiziert.<br />

John Smith weiß, wie solche Zahlen zu<br />

St<strong>an</strong>de kommen konnten. Er erklärt die<br />

Situation der Menschen:<br />

„Für solche Zahlen sind Armut, Unwissenheit<br />

und Gewalt ver<strong>an</strong>twortlich.<br />

Einen großen Faktor spielt das Geld, das<br />

für viele der HIV-infizierten Menschen<br />

nicht zur Verfügung steht, denn g<strong>an</strong>ze 42<br />

Prozent der afrik<strong>an</strong>ischen Bevölkerung<br />

müssen mit weniger als einen Dollar<br />

am Tag auskommen. Meist bleibt da<br />

nicht einmal etwas für Verhütung übrig,<br />

von den teuren Medikamenten g<strong>an</strong>z zu<br />

schweigen. Viele Länder haben es bis<br />

heute nicht geschafft ein funktionierendes<br />

Gesundheitssystem aufzubauen<br />

– sie haben weder das Geld, aber oft<br />

fehlt auch die Einsicht. Eine Therapie<br />

mit retroviralen Medikamenten kostet<br />

moment<strong>an</strong> um die 10.000 US-Dollar pro<br />

Person – das L<strong>an</strong>d Sambia hat beispielsweise<br />

jedoch nur 50 Dollar pro Einwohner<br />

jährlich für das Gesundheitswesen<br />

zur Verfügung. Dass dabei die Zahl der<br />

Neuinfektionen nicht sinkt, ist wohl<br />

nicht verwunderlich. Nur die Reichsten<br />

erhalten Medikamente, der größte Teil<br />

der Bevölkerung ist mit der Diagnose<br />

allein gelassen.<br />

Hinzu kommen traditionelle Gepflogenheiten<br />

wie zum Beispiel Vielehen<br />

und Ablehnung der Aufklärung. Und<br />

auch unter den Jugendlichen in den<br />

Entwicklungsländern hat laut Unicef<br />

nicht mal jeder dritte ausreichende<br />

Informationen über die Übertragung<br />

von Aids und wie m<strong>an</strong> sich vor der<br />

Kr<strong>an</strong>kheit schützen k<strong>an</strong>n. Kein Wunder,<br />

denn 45 Millionen Kinder südlich<br />

der Sahara gehen nicht zur Schule.<br />

Außerdem sind Kondome in vielen<br />

Teilen Afrikas unbek<strong>an</strong>nt oder geächtet.<br />

Falsche Behauptungen, vor allem in den<br />

ländlichen Gegenden, wie: „Wenn m<strong>an</strong><br />

mit dem HI-Virus infiziert ist, stirbt m<strong>an</strong><br />

sofort.“ oder „Das Virus k<strong>an</strong>n durch<br />

Blickkontakt übertragen werden“, machen<br />

die Situation noch komplizierter.<br />

Ein Mensch, der den Unterschied zwischen<br />

einer HIV-Infizierung und dem<br />

Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 10 Se i t e 11 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008<br />

Ausbruch von Aids nicht kennt, der lässt<br />

sich aus Angst vor dem Tod auch nicht<br />

zu einem Aids-Test überreden. Wenn er<br />

jedoch erfährt, dass er infiziert ist, denkt<br />

er nur noch <strong>an</strong> den Tod. Menschen verkaufen<br />

ihr Gut und geben ihr Leben auf.<br />

Sie denken, es sei alles vorbei.<br />

Leider gibt es auch immer noch Län-<br />

der, in denen Bürgerkrieg herrscht. Dabei<br />

werden viele Frauen zu Vergewaltigungsopfern.<br />

Ein niederschmetterndes Beispiel<br />

dafür ist der Kongo. Dort wurden<br />

durch brutale Massenvergewaltigungen,<br />

die auch heute noch geschehen, viele<br />

Frauen HIV-positiv“.<br />

Als er 24 Jahre alt war, beg<strong>an</strong>n John<br />

Smith sich für Straßenkinder und Aidskr<strong>an</strong>ke<br />

Menschen einzusetzen und<br />

konnte etliche Straßenprojekte initiieren,<br />

wie zum Beispiel Betreuungs<strong>an</strong>gebote<br />

für Kinder und Clubs für Jugendliche<br />

und junge Erwachsene, in denen durch<br />

Spiele und Theater informiert und aufgeklärt<br />

wird. In seiner Musik f<strong>an</strong>d er die<br />

Möglichkeit durch Konzerte den verzweifelten<br />

Menschen wieder Hoffnung<br />

zu geben. Um den Menschen nahe zu<br />

sein, nahm er alles auf sich. So gab er<br />

sich als einer von ihnen aus und erzählte,<br />

er sei selbst <strong>an</strong> Aids erkr<strong>an</strong>kt. Bei seinem<br />

ersten Konzert war er ihnen näher, als er<br />

jemals erwartet hätte. Die Menschen f<strong>an</strong>den<br />

sich in seiner Musik wieder, fühlten<br />

sich von ihm verst<strong>an</strong>den und er erlebte<br />

unzählige Gefühlsausbrüche, bei denen<br />

seine Zuhörer weinten oder aggressiv<br />

wurden. Durch solche Begegnungen<br />

und Erfahrungen wurde es im Laufe der<br />

Zeit zu seiner Lebensaufgabe solchen<br />

Menschen zu helfen.<br />

Doch das hieß für ihn nicht einfach nur<br />

<strong>an</strong>deren Mut zu machen, sondern sich<br />

auch der Regierung zu stellen und die<br />

Fakten <strong>an</strong> die Öffentlichkeit zu bringen.<br />

Er f<strong>an</strong>d heraus, welchen Nutzen seine<br />

Musik noch hatte: Er beg<strong>an</strong>n mit seinen<br />

Liedertexten die bestechliche Regierung<br />

zu kritisieren und auf die Umstände in<br />

Kamerun aufmerksam zu machen.<br />

„Die Regierungen von Afrika verl<strong>an</strong>gen<br />

immer wieder von europäischen<br />

Ländern Geld, weil die Länder so arm<br />

sind, und d<strong>an</strong>n geben sie das Geld für<br />

den Häuserbau und teure Autos aus,<br />

während die Kr<strong>an</strong>ken und Armen weiter<br />

kr<strong>an</strong>k und arm bleiben!“, sagt John<br />

Smith g<strong>an</strong>z offen und das lässt er nicht<br />

weiter zu.<br />

Anf<strong>an</strong>g 1999 org<strong>an</strong>isierte er eine<br />

friedliche Demonstration auf der Straße<br />

in Yaoundé, Kamerun, mit und für<br />

Aids-Kr<strong>an</strong>ke. Damit wollte er den Leuten<br />

ein Beispiel des H<strong>an</strong>delns geben. Es<br />

wurde musiziert und Geld gesammelt.<br />

Doch niem<strong>an</strong>d konnte ahnen, was diese<br />

Ver<strong>an</strong>staltung mit sich bringen würde.<br />

„In Kamerun sieht es mit der Menschenwürde<br />

etwas <strong>an</strong>ders aus als hier in<br />

Deutschl<strong>an</strong>d“, erzählt John Smith, „die<br />

Polizei k<strong>an</strong>n dort jeden fest nehmen<br />

und g<strong>an</strong>z besonders, wenn es um so<br />

jem<strong>an</strong>den wie mich geht, der sich gegen<br />

die Regierung oder eine Partei stellt“,<br />

So geschah es, dass er <strong>an</strong> diesem Tag<br />

inhaftiert wurde. Durch die Festnahme<br />

verlor er auch seine Frau, die nicht ein<br />

Jahr l<strong>an</strong>g auf ihn warten wollte, seine beiden<br />

Söhne waren zum Glück bei seiner<br />

Mutter gut aufgehoben. Doch was er in<br />

der Zeit im Gefängnis erlebte, hat ihn zu<br />

tiefst getroffen. Die Menschen, denen<br />

er dort begegnet war – einige von ihnen<br />

waren tatsächlich noch Kinder – hatten<br />

ihr Leben bereits komplett aufgegeben.<br />

In ihren Augen spiegelte sich nur noch<br />

ihre Hoffnungslosigkeit, denn sie wissen<br />

genau, wenn sie entlassen werden, leben<br />

sie wieder auf der Straße – ohne Geld,<br />

ohne Arbeit und ohne Essen.<br />

Ein Jahr im Gefängnis zu sitzen muss<br />

sehr hart sein und so m<strong>an</strong>cher hätte nach<br />

so einem Rückschlag mit großer Wahrscheinlichkeit<br />

aufgegeben. Doch für<br />

John Smith war dieses Jahr ein weiterer<br />

Ansporn nicht aufzugeben.<br />

John Smiths Ziel war es nun, diesen<br />

Menschen wieder einen Grund zu geben<br />

glücklich zu sein, und kaum war er wieder<br />

freigelassen, beg<strong>an</strong>n er zu h<strong>an</strong>deln.<br />

Er nahm sofort seine Arbeit wieder auf<br />

und gründete einen eigenen Radiosender.<br />

Durch eine eigene Org<strong>an</strong>isation vermittelte<br />

er Arbeitsstellen zwischen Unternehmen,<br />

deren Vertrauen er gewonnen<br />

hatte, und Menschen, die direkt vom<br />

Gefängnis aus in sein Projekt kamen.<br />

Nach ein paar Monaten entst<strong>an</strong>d seine<br />

erste CD mit 12 Liedern, deren Inhalte<br />

wieder die Fehler der Regierungen in<br />

Afrika betrafen. Einige Worte kommen<br />

in seinem Liedern immer wieder vor:<br />

„Schützt euch! Schützt euch!“. Denn er<br />

weiß genau, Verhütung ist die einzige<br />

Ch<strong>an</strong>ce der Menschen hier, sich vor<br />

dem Virus zu schützen. Doch schon<br />

bald wurde das Abspielen seiner Lieder<br />

im öffentlichen Rundfunk verboten, da<br />

diese informierten, wie die Regierung<br />

immer wieder Entwicklungsgelder zu<br />

ihren Zwecken verschlucken. So blieb<br />

nur ein Radiosender, der noch eine Zeit<br />

l<strong>an</strong>g wagte seine Musik trotzdem abzuspielen.<br />

Selbst dieses Hindernis konnte<br />

ihn in seinem Engagement für aidskr<strong>an</strong>ke<br />

Feature<br />

Menschen in Verbindung mit Kritik <strong>an</strong><br />

der Regierung nicht beeinträchtigen.<br />

Auch wenn er immer wieder zu Verhören<br />

abgeführt wurde und dabei körperliche<br />

Übergriffe der Polizei ertragen musste,<br />

bei denen er m<strong>an</strong>chmal nur schwer verletzt<br />

davon kam, gab er nicht auf.<br />

Im Jahr 2003 bekam er einen Anruf<br />

von seinem besten Freund, dessen Frau<br />

gerade im Kr<strong>an</strong>kenhaus in den Wehen<br />

lag. Er kl<strong>an</strong>g verzweifelt und erzählte von<br />

einem Aids-Test. machte sich sofort auf<br />

dem Weg um ihn zu beruhigen, doch als<br />

er <strong>an</strong>kam, schien es schon zu spät. Die<br />

Frau seines besten Freundes war bei der<br />

Geburt gestorben und dieser selbst hatte<br />

gerade erfahren, dass er HIV-positiv<br />

war. Er ließ sich kaum beruhigen und<br />

war völlig aufgelöst. Er r<strong>an</strong>nte aus dem<br />

Kr<strong>an</strong>kenhausgebäude und John Smith<br />

versuchte ihn noch aufzuhalten. Als er<br />

mit <strong>an</strong>sehen musste, wie er mitten auf<br />

die stark befahrene Straße in den sicheren<br />

Tod r<strong>an</strong>nte. John Smith musste mit <strong>an</strong>sehen,<br />

wie sein bester Freund durch einen<br />

LKW ums Leben kam. Noch am selben<br />

Tag hielt er nach diesem Vorfall dessen<br />

winzigen Sohn in den Armen und unter-<br />

Burundi, Bujumbura. Der kleine Kenny (3 Jahre) sitzt am Grab seiner Mutter und drückt liebevoll seine H<strong>an</strong>dfläche in das frische<br />

Betonbett, obwohl er nicht versteht. Die gerade mal 20-jährige Ch<strong>an</strong>tal hat nach ihrem Tod <strong>an</strong> den Folgen von Aids am 30. Dezember<br />

2007 ihren Sohn als Vollwaise zurück gelassen. Foto: Philipp Ziser, burundikids e.V.


Feature<br />

schrieb seine Adoptionspapiere. Heute<br />

ist der Junge sein Sohn, er bedeutet ihm<br />

mehr als alles <strong>an</strong>dere und hat bis jetzt<br />

niem<strong>an</strong>dem davon erzählt, dass er nicht<br />

der leibliche Vater des Kindes ist.<br />

Nach diesem weiteren für ihn grauenvollen<br />

Ereignis gab John Smith 2004 ein<br />

großes Aids-Konzert mit Tausenden von<br />

Zuschauern. Denn es gibt noch so viele<br />

Menschen, die vielleicht einmal dasselbe<br />

tun wie sein bester Freund, und sie k<strong>an</strong>n<br />

er noch aufhalten. Nach Ende seines<br />

Konzerts wurde er am selben Abend<br />

erneut festgenommen und inhaftiert –<br />

diesmal jedoch für 2 Jahre –, da m<strong>an</strong> ihm<br />

die Aufstachelung des Volkes vorwarf.<br />

Im Jahr 2006 mit schweren Narben<br />

von der vorherigen Festnahme entlassen,<br />

blieb ihm nur die Flucht aus seiner<br />

eigenen Heimat nach Deutschl<strong>an</strong>d. Er<br />

musste seine sieben Brüder, seine geliebten<br />

Eltern und seine drei Söhne zurücklassen.<br />

Im September 2007 erhielt er<br />

die offizielle Anerkennung als politischer<br />

Flüchtling in <strong>Karlsruhe</strong>.<br />

Dem Schicksal der Verfolgung entronnen,<br />

erlebt er hier in Deutschl<strong>an</strong>d die<br />

kaum auszuhaltende Einsamkeit. Ohne<br />

seine Familie, ohne Freunde und ohne<br />

seine Musik ist er nicht mehr er selbst.<br />

Er k<strong>an</strong>n nicht mehr glücklich sein, wenn<br />

er den Menschen nicht mehr helfen k<strong>an</strong>n<br />

und nicht einmal weiß, w<strong>an</strong>n er jemals<br />

wieder in sein L<strong>an</strong>d zurück k<strong>an</strong>n.<br />

Heute weiß es John Smith g<strong>an</strong>z genau,<br />

wie es ist mit HIV infiziert worden zu<br />

sein. Heute tut er nicht mehr so, als würde<br />

er den Erreger in sich tragen. Heute<br />

weiß er nämlich: er ist HIV-positiv. Er<br />

hat das Virus in seinem eigenen Körper,<br />

gegen das er schon sein Leben l<strong>an</strong>ge gekämpft<br />

hat, und er weiß nicht einmal, wie<br />

es dazu kommen konnte. Dieser weitere<br />

schwere Schicksalsschlag schaffte es im<br />

letzten Jahr sein Leben deutlich zu erschweren.<br />

Die Menschen um ihm herum<br />

gingen auf Abst<strong>an</strong>d und m<strong>an</strong> schloss ihn<br />

aus – nur weil er ehrlich war, nur weil er<br />

es niemals verheimlichen würde, dass er<br />

<strong>an</strong>steckend ist, allein schon um <strong>an</strong>dere<br />

nicht zu gefährden.<br />

Wenn m<strong>an</strong> nun bedenkt, dass allein in<br />

Afrika südlich der Sahara 23 Millionen<br />

Menschen <strong>an</strong> Aids erkr<strong>an</strong>kt sind, und<br />

m<strong>an</strong> weiß, in welcher Situation sich diese<br />

Menschen befinden und dass diese in<br />

den nächsten 3-4 Jahren sterben werden,<br />

d<strong>an</strong>n ist es doch wohl nun <strong>an</strong> der Zeit<br />

endlich aufzustehen und zu h<strong>an</strong>deln!<br />

Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 12 Se i t e 13 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008<br />

Die Ursprünge der Kr<strong>an</strong>kheit und ihre<br />

Entwicklung zur P<strong>an</strong>demie<br />

v o n Li L Ly gr a S S<br />

Aids wurde erstmals 1981 als<br />

Immunschwächeerkr<strong>an</strong>kung gen<strong>an</strong>nt<br />

GRID (gay-related immune<br />

defiency) in den Vereinigten Staaten<br />

dokumentiert. Sie wurde in New York<br />

und S<strong>an</strong> Fr<strong>an</strong>cisco bei homosexuellen<br />

Männern durch ein häufiges Vorkommen<br />

von besonderen Formen des Hautkrebses<br />

und schweren Lungenentzündungen bemerkt<br />

– für Nicht-Homosexuelle kein<br />

Grund zu Aufregung, denn laut der Behörde<br />

war für sie die Wahrscheinlichkeit<br />

einer Ansteckung ziemlich gering. Doch<br />

schon einen Monat später wurde der<br />

Name der Kr<strong>an</strong>kheit geändert zu dem<br />

„erworbenen Immundefekt-Syndrom“<br />

(acquired immune deficiency snydrome),<br />

die Zahl der erkr<strong>an</strong>kten Heterosexuellen<br />

stieg – die Zahl der erkr<strong>an</strong>kten heterosexuellen<br />

Drogensüchtigen, hieß es richtig.<br />

Der Kr<strong>an</strong>kheitserreger erl<strong>an</strong>gte 1984<br />

schließlich seinen endgültigen Namen<br />

HIV – Hum<strong>an</strong>es Immundefizit-Virus,<br />

nachdem Forscher aus Fr<strong>an</strong>kreich und<br />

Amerika das Virus isoliert und einen<br />

Suchtest zu seiner Nachweisung erstellt<br />

hatten. Auch der Infektionsweg war nun<br />

offen gelegt worden. Die Übertrag von<br />

HIV findet statt durch Blut, Sperma,<br />

Vaginalsekret und Muttermilch.<br />

Doch auch wenn Aids in Amerika<br />

zuerst dokumentiert und auch erforscht<br />

wurde, tauchte es schon 10 Jahre früher<br />

auf einem g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>deren Kontinent auf.<br />

Schon in den Siebzigerjahren gab es in<br />

Afrika viele junge Menschen, die mit<br />

spindeldürren Armen und Beinen und<br />

einem rasselnden Atem in den Kr<strong>an</strong>kenhäusern<br />

lagen, befallen von einem<br />

chronischen Durchfall, Tuberkulose und<br />

Pilzinfektionen im Mund und am g<strong>an</strong>zen<br />

Körper. Dort n<strong>an</strong>nte m<strong>an</strong> die Kr<strong>an</strong>kheit<br />

„Slim“, auf Deutsch dünn, wobei dünn<br />

für die extrem abgemagerten Körper<br />

noch l<strong>an</strong>ge kein Ausdruck war. Doch<br />

auf dem gesamten Kontinent wurde<br />

niem<strong>an</strong>d auf die zahlreichen Fälle der<br />

mysteriösen Kr<strong>an</strong>kheit aufmerksam, sie<br />

interessierte keinen.<br />

1985 beg<strong>an</strong>nen Teams aus Nordamerika<br />

und Europa mit den Forschungen<br />

über den HI-Virus in Zentralafrika. Bei<br />

einer Untersuchung von 100 Patienten<br />

in Rekai f<strong>an</strong>d m<strong>an</strong> bei 29 von ihnen<br />

den Erreger im Blut und tatsächlich<br />

waren die meisten heterosexuell. Die<br />

Zahlen, die die Behörden wirklich erschrecken<br />

ließen, waren jedoch die der<br />

HIV-positiven Menschen aus Ru<strong>an</strong>da. In<br />

den Städten waren bereits 17,8 Prozent<br />

infiziert, auf dem L<strong>an</strong>d jedoch nur 1,3<br />

Prozent. Der Großteil der Bevölkerung<br />

lebte zwar damals auf dem L<strong>an</strong>d, doch<br />

das machte es auch nicht besser. Die ras<strong>an</strong>te<br />

Ausbreitung der Kr<strong>an</strong>kheit erklärt<br />

m<strong>an</strong> durch den Einsatz unsteriler Nadeln<br />

und Massenimpfungen. M<strong>an</strong> konnte die<br />

Kr<strong>an</strong>kheit schon jetzt als eine Epidemie<br />

bezeichnen.<br />

Beim Untersuchen von älteren Blutproben<br />

stellte m<strong>an</strong> sogar fest, dass bereits<br />

in den Siebzigerjahren 3 Prozent der<br />

Bevölkerung von Ru<strong>an</strong>da, der demokratischen<br />

Republik Kongo und Burundi<br />

das Virus in sich trugen.<br />

Die beiden Puzzleteile Aids in Amerika<br />

und Aids in Afrika lassen sich zusammenfügen,<br />

wenn m<strong>an</strong> darüber nachdenkt, wie<br />

1960 der Kongo unabhängig wurde. Die<br />

Vereinten Nationen sendeten damals<br />

tausende von haiti<strong>an</strong>ischen Fachkräften<br />

dort hin um beim Aufbau des Staates zu<br />

helfen. M<strong>an</strong> vermutet, dass sie bei ihrer<br />

Rückkehr das Virus mit eingeschleppt<br />

haben, schließlich tauchte Aids in Haiti<br />

früher auf als in <strong>an</strong>deren amerik<strong>an</strong>ischen<br />

Ländern.<br />

Durch l<strong>an</strong>gjährige wissenschaftliche<br />

Forschungen lässt sich heute ungefähr<br />

sagen wo der wirkliche Ursprung des<br />

Virus liegt. Das HI-Virus stammt vom<br />

SIV ab, ein Immunschwächevirus bei Affen.<br />

Die Übertragung der Viren auf die<br />

Menschen erklärt sich durch das damals<br />

übliche Essen von Affenfleisch. Beim<br />

Töten der Tiere, ihrer Zubereitung und<br />

Häutung kam das Affenblut sicherlich<br />

leicht einmal mit einer offenen Wunde<br />

des Menschen in Berührung und so war<br />

eine Übertragung des Virus in so einem<br />

Fall ziemlich sicher. Wissenschaftler kamen<br />

Mitte 2006 zu der Erkenntnis, dass<br />

das HIV-1 Virus vor etwa 70 Jahren in<br />

Südostkamerun von einem Schimp<strong>an</strong>sen<br />

auf einen Menschen überspr<strong>an</strong>g. M<strong>an</strong><br />

glaubt es kaum, dass das HI-Virus 50<br />

Jahre l<strong>an</strong>g unentdeckt blieb.<br />

Wir ras<strong>an</strong>t sich Aids plötzlich ausbreitete,<br />

zeigen die Ergebnisse unzähliger<br />

Untersuchungen in den Neunzigerjahren<br />

bis heute. 1990 trug fast jeder fünfte<br />

Erwachsene in Ug<strong>an</strong>da das Virus in sich<br />

und 1993 waren in Botsu<strong>an</strong>a 37 Prozent<br />

aller schw<strong>an</strong>geren Frauen HIV-positiv.<br />

In Afrika hat Aids bereits über 20 Millionen<br />

Menschen das Leben gekostet und<br />

die Zahlen steigen weiter dramatisch <strong>an</strong>.<br />

M<strong>an</strong> vergleicht die 0.1 Prozent infizierten<br />

Menschen in Deutschl<strong>an</strong>d mit dem am<br />

weltweiten meist betroffenen Swasil<strong>an</strong>d,<br />

welches im südlichen Afrika zwischen<br />

Südafrika und Mosambik liegt und auch<br />

das „L<strong>an</strong>d der Waisen“ gen<strong>an</strong>nt wird. Ca.<br />

40 Prozent der Menschen leben dort mit<br />

dem HI-Virus, das ist mittlerweile mehr<br />

als jeder Dritte. Zurück bleiben dort<br />

80.000 Aidswaisen und weitere 60.000<br />

Kinder, die aufgrund von Aids als gefährdet<br />

gelten. Seit 2 Jahren kämpft das L<strong>an</strong>d<br />

nun schon gezielt gegen die Kr<strong>an</strong>kheit,<br />

doch ohne Erfolg. Es gibt glücklicherweise<br />

auch Länder, die erfolgreicher bei<br />

der Aids-Bekämpfung waren, wie zum<br />

Beispiel Ug<strong>an</strong>da, welches die Aids-Rate<br />

von über 20 Prozent im Jahr 1990 auf<br />

unter sieben Prozent senken konnte.<br />

Trotz dieser Teilerfolge im Kampf gegen<br />

diese furchtbare Kr<strong>an</strong>kheit bleibt die<br />

erschreckende Zahl der mittlerweile fast<br />

15 Millionen Aidswaisen in Afrika – das<br />

sind so viele, wie es Kinder in Deutschl<strong>an</strong>d<br />

gibt.<br />

Jeder Einzelne in einer Gesellschaft<br />

trägt mit Ver<strong>an</strong>twortung für <strong>an</strong>dere in<br />

Not geratene Menschen. Deshalb sollte<br />

jeder einen Beitrag leisten im Kampf<br />

gegen die Aids-P<strong>an</strong>demie in Afrika und<br />

das damit verbundene Leid der dortigen<br />

Bevölkerung. Zuerst einmal ist es wichtig<br />

sich selbst zu informieren und sein eigenes<br />

Wissen weiter zu geben.<br />

Außerdem sind Spenden <strong>an</strong> die Länder,<br />

bzw. Hilfsorg<strong>an</strong>isationen sehr<br />

wichtig. Bei UNICEF hat im Jahr 2005<br />

ein Projekt gegründet, welches auch von<br />

UNICEF Deutschl<strong>an</strong>d vertreten wird,<br />

mit dem Namen „Du und ich gegen<br />

Aids“. Um dieses zu unterstützen, ist<br />

Geld spenden nicht die einzige Möglichkeit.<br />

UNICEF sammelt Unterschriften<br />

für bestimmte Forderungen <strong>an</strong> die Pharmaunternehmen<br />

und <strong>an</strong> die deutsche<br />

Bundesregierung. Solche k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> im<br />

Internet auf www.unicef.de abgeben.<br />

Gelder sind für das Projekt sehr wichtig<br />

und m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n sich sicher sein, dass<br />

diese auch wirklich bei den Menschen<br />

<strong>an</strong>kommen. (sieh. Spendensiegel)<br />

Was eine solche Org<strong>an</strong>isation mit<br />

wenig Geld erreichen k<strong>an</strong>n, sieht m<strong>an</strong><br />

<strong>an</strong> folgenden Beispielen: UNICEF k<strong>an</strong>n<br />

mit einem Betrag von 12 Euro zehn<br />

Arbeitsbücher für Teilnehmer <strong>an</strong> einem<br />

Aufklärungskurs bereit stellen. Um 100<br />

Kinder und Jugendliche auf eine HIV-<br />

Infektion testen zu können, reichen<br />

65 Euro. 80 Euro werden benötigt um<br />

zehn HIV-positive Kinder ein Jahr l<strong>an</strong>g<br />

mit Antibiotika gegen Infektionen zu<br />

versorgen und 120 Euro kosten Testausstattung<br />

und Medikamente, die ein<br />

Mädchen nach einer Vergewaltigung<br />

mit hoher Wahrscheinlichkeit vor einer<br />

HIV-Infektion schützen.<br />

Feature<br />

Informationsquellen, Hilfsorg<strong>an</strong>isationen in<br />

Deutschl<strong>an</strong>d und direkt in Afrika<br />

Die folgende Liste nennt Hilfsorg<strong>an</strong>isationen<br />

in Deutschl<strong>an</strong>d, direkt in Afrika<br />

und auch Informationsquellen:<br />

Hilfsorg<strong>an</strong>isationen in Deutschl<strong>an</strong>d:<br />

UNICEF Deutschl<strong>an</strong>d<br />

Höninger Weg 104<br />

50969 Köln<br />

Ärzte ohne Grenzen e.V.<br />

Am Köllnischen Park 1<br />

10179 Berlin<br />

Hilfsorg<strong>an</strong>isationen in Afrika:<br />

Nelson M<strong>an</strong>dela Foundation<br />

www.nelsonm<strong>an</strong>dela.org<br />

Südafrika<br />

burundikids e.V.<br />

www. burundikids.org<br />

Burjumba, Burundi<br />

Informationsquellen über Aids:<br />

UNAIDS<br />

(gemeinsames Programm der Vereinten<br />

Nationen für HIV,<br />

mit dem Ziel die P<strong>an</strong>demie zu bekämpfen)<br />

ww.unaids.org/de<br />

World Health Org<strong>an</strong>ization<br />

www.who.int/hiv/en<br />

Gib AIDS keine Ch<strong>an</strong>ce<br />

www.gib-aids-keine-ch<strong>an</strong>ce.de<br />

Deutsche Aidshilfe e.V.<br />

www.aidshilfe.de<br />

zusammengestellt von Lilly Grass


Feature<br />

Direkt in <strong>Karlsruhe</strong> gibt es für Jugendlich<br />

die Möglichkeit sich zu engagieren<br />

und sich für UNICEF einzusetzen.<br />

UNICEF ist das Kinderhilfswerk der<br />

Vereinten Nationen, welches dafür sorgt,<br />

dass Kinder in Entwicklungsländern<br />

und Krisengebieten in die Schule gehen<br />

können, medizinisch betreut werden,<br />

eine ausreichende Ernährung erhalten<br />

und sauberes Trinkwasser bekommen.<br />

UNICEF wurde 1946 gegründet, um den<br />

damals hungernden und notleidenden<br />

Kindern im Nachkriegseuropa – auch<br />

denen in Deutschl<strong>an</strong>d - zu helfen.<br />

Die UNICEF Juniorgruppe, welche<br />

im September 2006 von Lilly Grass und<br />

Katharina Scholz gegründet wurde, setzt<br />

sich nun seit über einem Jahr für das<br />

Projekt „Schulen für Afrika“ ein. Bildung<br />

Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 14 Se i t e 15 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008<br />

Die UNICEF Juniorgruppe<br />

Auch Jugendliche sind dabei<br />

ist nämlich die einzige Möglichkeit den<br />

Teufelskreis aus Armut und g<strong>an</strong>z besonders<br />

der Unwissenheit besonders über<br />

Aids zu durchbrechen.<br />

Die sechs Mädchen der Gruppe (Anne<br />

Reinhard, Stef<strong>an</strong>ie Schultze, Anja und<br />

Louisa Stober waren auch gleich mit dabei)<br />

werden von Ursula Grass, UNICEF<br />

Mitarbeiterin <strong>Karlsruhe</strong>, „gecoached“.<br />

Nach erfolgreichen 13 Monaten, mit 600<br />

Stunden Einsatzzeit und einer Spendensammlung<br />

von 10 000 Euro, k<strong>an</strong>n die<br />

Juniorgruppe weiterhin fleißige Mithelfer<br />

gebrauchen.<br />

Auf der Homepage von UNICEF<br />

<strong>Karlsruhe</strong> www.karlsruhe.unicef.de ist es<br />

möglich über die verschiedenen Projekte<br />

der Mädchen nachzulesen und sie zu<br />

kontaktieren. (lg)<br />

Wie m<strong>an</strong> sich als junger Mensch engagieren k<strong>an</strong>n<br />

Wettbewerb UNICEF JuniorBotschafter 2008<br />

mit Ideen und Engagement für Kinderrechte k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> tolle Preise gewinnen;<br />

(www.juniorbotschafter.de)<br />

Junior 8: der nächste G8 Gipfel findet im Juni 2008 in Jap<strong>an</strong> statt<br />

Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahre können sich mit Referaten und<br />

Projekten zu den Themen Armut, Klimaw<strong>an</strong>del oder AIDS/Überleben von<br />

Kindern bewerben und eine Teilnahme am J8 Gipfel in Jap<strong>an</strong> gewinnen<br />

www.junior8.unicef.de<br />

UNICEF Sponsorenlauf „Wir laufen für UNICEF“<br />

mit der Durchführung eines Sponsorenlaufs zugunsten von „Schulen für<br />

Afrika“ k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> sich für das Recht auf Bildung afrik<strong>an</strong>ischer Kinder einsetzen<br />

(http://www.unicef.de/laufenfuerunicef.html)<br />

www.karlsruhe.unicef.de<br />

Die <strong>Karlsruhe</strong>r ...BM Harald Denecken, Luisa Stober, Steff<strong>an</strong>ie Schulze, Anne Reinhardt, Katharina Scholz, Ursula Grass, Anja Stober, Lilly Grass<br />

Foto: Lilly Grass<br />

v o n <strong>an</strong> n-Ka t h r i n na g e L<br />

6.03 Uhr freitagmorgens. Es ist<br />

regnerisch und nasskalt. Für viele<br />

ein g<strong>an</strong>z gewöhnlicher Morgen:<br />

schlafen, frühstücken, zur Arbeit gehen.<br />

Doch in der Rheinstraße in Mühlburg<br />

stehen etwa zw<strong>an</strong>zig dick eingemummelte<br />

Gestalten mit Taschen und Körben<br />

mitten auf dem Gehweg. Wozu das? Es<br />

ist g<strong>an</strong>z einfach, sie wollen die größte<br />

Auswahlmöglichkeit. Die größte Vielfalt<br />

<strong>an</strong> Nahrungsmitteln. Notfalls auch weiche<br />

Kiwis und B<strong>an</strong><strong>an</strong>en mit Flecken.<br />

6.03 Uhr irgendwo in Deutschl<strong>an</strong>d.<br />

Überall werden täglich tausende Tonnen<br />

von Lebensmitteln, etwa 20% der produzierten,<br />

einfach vernichtet, nur weil<br />

das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD)<br />

auch nur <strong>an</strong>satzweise überschritten, weil<br />

die Ware falsch verpackt, weil in einer<br />

Stiege M<strong>an</strong>darinen nur eine einzige <strong>an</strong>geschimmelt<br />

ist, weil die Kiwis den meisten<br />

Leuten zu weich und die B<strong>an</strong><strong>an</strong>en zu<br />

braun sind.<br />

Einer der Kunden, die jeden Freitag<br />

zur Tafel kommen, um sich Lebensmittel<br />

zu holen, ist Nastasja K. Sie ist 35 Jahre<br />

alt, ohne Berufsausbildung. M<strong>an</strong> sieht<br />

ihr <strong>an</strong>, dass sie es nicht einfach im Leben<br />

<strong>Karlsruhe</strong>r Tafel - fin<strong>an</strong>zielle Erleichterung trifft auf soziales Engagement<br />

hat und <strong>an</strong> Dingen wie Kleidung sparen<br />

muss. Vor mehreren Jahren kam sie mit<br />

M<strong>an</strong>n, 38, gelernter Tischler, und drei<br />

Kindern, ein Jahr, drei Jahre und sieben<br />

Jahre, nach Deutschl<strong>an</strong>d, und das ohne<br />

jegliche Deutschkenntnisse. Sie nahmen<br />

die weite Reise von Kaliningrad nach<br />

Karlruhe zu Verw<strong>an</strong>dten auf sich, um<br />

hier endlich Arbeit zu finden. Sich einzugliedern<br />

ist aber schwer. Arbeit zu finden<br />

noch schwerer. Ohne Arbeit kein Geld<br />

und dem wenigem Geld vom Sozialamt<br />

muss m<strong>an</strong> sogar am Notwendigsten<br />

sparen. Vor zwei Jahren ist Nastasja auf<br />

die <strong>Karlsruhe</strong>r Tafel gestoßen. Hier bekommt<br />

sie nun Lebensmittel, die einen<br />

Einkauf im teuren Lebensmittelgeschäft<br />

ersparen. Sie weiß, warum sie schon früh<br />

aufsteht und vom Regen nasse Kleider<br />

in Kauf nimmt: Sie ist nicht die einzige,<br />

der es so geht.<br />

In der Rheinstraße in Mühlburg befindet<br />

sich die „<strong>Karlsruhe</strong>r Tafel e.V.“<br />

mit dem Vorsitzenden Herrn Dr. H<strong>an</strong>s<br />

von Fr<strong>an</strong>kenberg. Mehrmals in der<br />

Woche fahren ungefähr 80 freiwillige<br />

Mitarbeiter, g<strong>an</strong>z normale Leute wie du<br />

und ich, die teilweise nebenher in ihrem<br />

Leben<br />

Greift zu!<br />

Wo m<strong>an</strong> für weiche Kiwis und braune B<strong>an</strong><strong>an</strong>en noch d<strong>an</strong>kbar ist<br />

Deutschl<strong>an</strong>d<br />

„armes, reiches<br />

L<strong>an</strong>d“<br />

Foto: Ann-Kathrin Nagel<br />

normalen Beruf arbeiten, pensioniert<br />

sind oder vom Staat als Ein-Euro-Jobber<br />

bezahlt werden, zu insgesamt etwa 45<br />

Liefer<strong>an</strong>ten. Eins haben sie alle gemeinsam:<br />

Sie wollen <strong>an</strong>packen und dabei<br />

helfen. Liefer<strong>an</strong>ten sind zum Beispiel<br />

große Supermarktketten, Bäckereien<br />

und sonstige Lebensmittelläden. Dort<br />

werden überschüssige Waren abgeholt.<br />

Weiche Kiwis und B<strong>an</strong><strong>an</strong>en, die nicht<br />

mehr perfekt aussehen, eben. Würden<br />

sie nicht abgeholt werden, würde m<strong>an</strong><br />

sie weggeschmeißen. Sie werden zur<br />

<strong>Karlsruhe</strong>r Tafel gebracht und dort <strong>an</strong><br />

bedürftige Menschen nahezu kostenlos<br />

verteilt. Jeder der Abnehmer bezahlt<br />

einen „symbolischen Euro“ für seine<br />

Waren, denn Psychologen und Soziologen<br />

haben festgestellt, dass das Almosenprinzip<br />

gegen die Würde des Menschen<br />

spricht. Durch den symbolisch bezahlten<br />

Betrag sinkt also die Schamgrenze der<br />

Abholer. Das Ziel der Tafeln ist es, „qualitativ<br />

noch verwertbare Nahrungsmittel,<br />

die im Wirtschaftsprozess nicht mehr<br />

verwendet werden, <strong>an</strong> Menschen in Not<br />

zu verteilen.“ (Bundesverb<strong>an</strong>d Deutsche<br />

Tafel e.V.).


Foto: Ann-Kathrin Nagel<br />

Leben<br />

Deutschl<strong>an</strong>dweit sind es mehr als<br />

720 Tafeln, die von circa 32.000 ehrenamtlichen<br />

Helfern unterstützt werden,<br />

die Nahrungsmittel <strong>an</strong> rund 700.000<br />

Bedürftige zu verteilen. Zusätzlich wird<br />

die Arbeit der Tafeln durch Spender und<br />

Sponsoren unterstützt. Die Tafeln sind<br />

politisch unabhängig und unterscheiden<br />

nicht nach sozialer Stellung, Rasse,<br />

Nationalität, Religion oder politischer<br />

Überzeugung.<br />

Allein in <strong>Karlsruhe</strong> sind neun Prozent<br />

der Bevölkerung armutsgefährdet; das<br />

bedeutet, dass circa 24.000 unserer Mitbürger<br />

nicht mehr als 60% des mittleren<br />

Durchschnittseinkommens zur Verfügung<br />

haben, also nicht mehr als 1000<br />

Euro pro Monat. Diesen stehen pro Tag<br />

nicht mehr als 4,50 Euro <strong>an</strong> Ausgaben<br />

für Lebensmittel zur Verfügung, was bei<br />

steigenden Lebensmittelpreisen kaum<br />

ausreicht.<br />

Bis Nastasja K. den teuren Babybrei<br />

für ihr Jüngstes und Wurst, Käse und<br />

Brot fürs Frühstück gekauft hat, ist ihr<br />

Budget schon ausgeschöpft. Heute jammert<br />

ihr Sohn, denn er will die gleichen<br />

Cornflakes wie seine Freunde in der<br />

Schule haben, doch die sind teuer. Sie<br />

muss ihm seinen Wunsch abschlagen.<br />

Am nächsten Freitag wird sie wieder<br />

einmal etwas früher vor der Tür der<br />

Tafel stehen, in der Hoffnung, dass sie<br />

dort ähnliche Cornflakes findet, denn es<br />

fällt ihr schwer sich vorzustellen, wie es<br />

ihrem Sohn in der Schule ergeht, da er<br />

genau weiß, dass seine Eltern nicht genug<br />

Geld haben. Sie hofft, dass er das auch<br />

verstehen wird, wenn er älter ist, wenn es<br />

nicht nur um bestimmte Cornflakes geht,<br />

sondern um teure Markenklamotten.<br />

Trotz wirtschaftlichem Aufschwung<br />

in Deutschl<strong>an</strong>d gibt es mehr als 3,5<br />

Millionen Hartz IV Empfänger und<br />

die Kinderarmut in Deutschl<strong>an</strong>d<br />

steigt. Der Vorsitzende der Tafel,<br />

Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 16 Se i t e 17 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008<br />

Einem<br />

Menschen<br />

geben, was<br />

er braucht<br />

Dr. H<strong>an</strong>s von Fr<strong>an</strong>kenberg, bezeichnet<br />

Deutschl<strong>an</strong>d als „armes, reiches L<strong>an</strong>d“<br />

und genau hier setzen die Tafeln <strong>an</strong>,<br />

was m<strong>an</strong> auch <strong>an</strong> dem Slog<strong>an</strong> „Essen,<br />

wo es hingehört“ (Deutsche Tafel e.V.)<br />

sieht. Sie versuchten, die Diskrep<strong>an</strong>z<br />

zwischen dem Überfluss und M<strong>an</strong>gel <strong>an</strong><br />

Nahrungsmitteln auszugleichen.<br />

In der Tafel herrscht heute Hochbetrieb.<br />

Viele der etwa 160 eingetragenen<br />

Abnehmer sind heute wieder gekommen,<br />

um Lebensmittel mit nach Hause zu nehmen,<br />

mit denen sie teilweise noch ihre<br />

Eltern und Kinder ernähren. Kunden<br />

der Institution sind hauptsächlich Russl<strong>an</strong>ddeutsche,<br />

die schlechte Deutschkenntnisse<br />

haben, arbeitslos sind und<br />

schlecht in der Gesellschaft eingegliedert<br />

sind. Aber auch junge Familien, Geringverdiener,<br />

Alleinerziehende oder ältere<br />

Menschen können hier Lebensmittel in<br />

Empf<strong>an</strong>g nehmen; die einzige Bedingung<br />

ist „armutsgefährdet“ zu sein und dies<br />

<strong>an</strong>h<strong>an</strong>d von Unterlagen vom Sozialamt<br />

nachweisen zu können.<br />

Jeder von ihnen hat einen gelben Korb<br />

in der H<strong>an</strong>d, in den die Lebensmittel<br />

verstaut werden. Brot, Molkereiprodukte,<br />

Obst, Gemüse, Wurst und Süßigkeiten,<br />

hier gibt es einfach alles. Erstaunlich ist<br />

vor allem die Auswahl <strong>an</strong> Gemüse und<br />

Obst: es gibt Limetten, M<strong>an</strong>darinen,<br />

M<strong>an</strong>gos, Trauben, B<strong>an</strong><strong>an</strong>en, Äpfel,<br />

Karotten, Kiwis, Salat und Pilze zu<br />

verteilen, die alle noch einw<strong>an</strong>dfrei aussehen.<br />

Ich komme mir nahezu vor wie<br />

im Supermarkt, sogar Markenprodukte<br />

wie Weight Watchers, Actimel und Maggi<br />

gibt es zu verteilen. Ich beobachte zwei<br />

Männer, die grinsend ihre Joghurts<br />

unterein<strong>an</strong>der tauschen. Ich höre ein<br />

freundliches „Wiedersehen, guter Tag!“<br />

in gebrochenem Deutsch von einem<br />

M<strong>an</strong>n, der aus der Tür geht. „Wie läuft<br />

der Deutschunterricht von ihrem M<strong>an</strong>n,<br />

tut er sich arg schwer?“, „Wollen Sie<br />

noch ein Süßes Stückchen zum Kaffee?“.<br />

Hier zählen nicht nur die ausgegebenen<br />

Lebensmittel etwas, sondern auch auf<br />

menschlichen Kontakt kommt es den<br />

Mitarbeitern <strong>an</strong>. Trotz dem Stress und<br />

der Hektik <strong>an</strong> der Lebensmittelausgabe<br />

herrscht eine gute Stimmung, m<strong>an</strong> kennt<br />

sich unterein<strong>an</strong>der. Alle Abnehmer werden<br />

<strong>an</strong>h<strong>an</strong>d eines Ausweises registriert.<br />

Was die Mitarbeiter <strong>an</strong>regt, trotz der<br />

Hektik und dem Aufw<strong>an</strong>d wöchentlich<br />

wieder in die Tafel zu kommen, bringt<br />

der Vorsitzende Dr. H<strong>an</strong>s von Fr<strong>an</strong>kenberg<br />

klar und deutlich in einem Satz zum<br />

Ausdruck: „Einem Menschen geben was<br />

er braucht: ein Stück Brot, ein Lächeln,<br />

ein offenes Ohr…“ und das „jetzt, nicht<br />

irgendw<strong>an</strong>n!“<br />

Edeka - Fleischfabrik<br />

wahrscheinlich bald<br />

in Rheinstetten<br />

Nach l<strong>an</strong>gen Pl<strong>an</strong>ungen wird nun<br />

endlich die Fleischfabrik von Edeka<br />

Südwest gebaut.<br />

Die Fleischfabrik soll nun voraussichtlich<br />

in Rheinstetten entstehen.<br />

Die neue Fabrik bringt 600 Arbeitsplätze<br />

mit sich und wird einen wichtigen<br />

Wirtschaftsfaktor für <strong>Karlsruhe</strong><br />

und Umgebung haben.<br />

Die Fabrik sollte bereits vor einem<br />

Jahr in Forst bei Bruchsal gebaut werden.<br />

Das Projekt scheiterte jedoch,<br />

da das Regierungspräsidium den Autobahn<strong>an</strong>schluss<br />

nicht genehmigen<br />

wollte.<br />

In <strong>Karlsruhe</strong> war der Bau auch nicht<br />

möglich, da der Flächenbedarf des<br />

Betriebs zu hoch ist.<br />

In Rheinstetten wird die Fleischfabrik<br />

nun zum größten Teil auf dem Gelände<br />

der L<strong>an</strong>desversuchs<strong>an</strong>stalt gebaut.<br />

Mit diesem Betrieb würde Edeka<br />

Südwest ca. 1700 Märkte in Baden-<br />

Württemberg, Saarl<strong>an</strong>d, Rheinl<strong>an</strong>d-<br />

Pfalz und Teilen von Hessen und<br />

Bayern versorgen.<br />

Heute wird nun der Lebensmittelhändler,<br />

der seinen Sitz in Offenburg<br />

hat, eine „Absichtserklärung“ abgeben.<br />

Außerdem wird Edeka Südwest bei<br />

einer Pressekonferenz mit L<strong>an</strong>dwirtschaftsminister<br />

Peter Hauk und Rheinstettens<br />

Oberbürgermeister Gerhard<br />

Dietz weitere Informationen über<br />

seine Pläne bek<strong>an</strong>nt geben. ij<br />

v o n LariSSa Jo r d a n<br />

Wir heilen und verschönern Deutschl<strong>an</strong>d<br />

Jonas lehnt sich noch ein bisschen<br />

weiter über das Waschbecken, um<br />

seine W<strong>an</strong>ge genauer betrachten zu<br />

können. Kritisch zieht er eine Augenbraue<br />

hoch. „Was das heut wohl gibt?“.<br />

L<strong>an</strong>gsam geht er aus dem Bad, trinkt<br />

beim Vorbeigehen noch seinen Kaffee<br />

leer und stellt die Tasse in den Geschirrspüler.<br />

Er zieht sich Jacke, Schal und<br />

H<strong>an</strong>dschuhe <strong>an</strong> und verlässt das Haus.<br />

Noch das Knallen der Haustür im Ohr,<br />

setzt er sich hinter das Steuer seines<br />

Wagens. „Auf geht’s!“<br />

L<strong>an</strong>gsam betritt Jonas das große Haus,<br />

das mulmige Gefühl in seinem Magen<br />

will einfach nicht verschwinden, so sehr<br />

er es sich auch wünscht. Hier, 3. Stock.<br />

Während der Aufzug in die Höhe schießt,<br />

kramt Jonas nach dem Zettel in seiner<br />

Jackentasche. „Bing“. Als der Fahrstuhl<br />

gemächlich seine Türen öffnet und die<br />

Welt dahinter damit preisgibt, holt Jonas<br />

noch einmal tief Luft und tritt heraus.<br />

Am Empf<strong>an</strong>g strahlt ihn eine junge<br />

Dame <strong>an</strong>. L<strong>an</strong>gsam lässt Jonas die Luft<br />

aus seinen Lungen, da klingelt das Telefon.<br />

„Guten Tag, medizinisches Versorgungszentrum<br />

für Plastische Chirurgie,<br />

Sekretariat Doktor Reus, was k<strong>an</strong>n ich<br />

für Sie tun?“, sagt die junge Dame.<br />

L<strong>an</strong>gsam schweift Jonas Blick weg von<br />

ihrem Lächeln und beginnt durch den<br />

Raum zu w<strong>an</strong>dern. An der W<strong>an</strong>d hängt<br />

ein großes Plakat, doch noch bevor er<br />

erkennen k<strong>an</strong>n, was drauf abgebildet ist,<br />

holt die ruhige Stimme der Sekretärin<br />

ihn wieder in die Wirklichkeit zurück.<br />

„Haben Sie einen Termin?“, fragt sie<br />

s<strong>an</strong>ft. „Ähm, ja, also, ich bin Jonas Meier<br />

und ja, ich hab einen Termin um elf bei<br />

Herrn Doktor Reus. Äh, ja.“ „Ach so,<br />

d<strong>an</strong>n nehmen Sie doch grad noch einen<br />

Moment dort hinten im Wartezimmer<br />

Platz“, entgegnet die junge Dame nach<br />

einem schnellen Blick in ihren Terminkalender.<br />

Jonas geht hinüber und lässt<br />

sich auf einen Stuhl fallen. Sein Blick<br />

w<strong>an</strong>dert von der Glastür aus l<strong>an</strong>gsam in<br />

Richtung Fenster. Es sieht <strong>an</strong>ders aus,<br />

als er erwartet hat. Es ist zwar schon<br />

so weiß wie alle <strong>an</strong>deren Praxen auch,<br />

aber durch die alten Holzbalken ist alles<br />

ein wenig aufgelockert. Die Stühle sind<br />

blau und bequem und als er sich gerade<br />

Einblicke in die Welt der plastischen Chirurgie<br />

nach einer Zeitschrift ausstrecken will,<br />

entdeckt er die Prospekte auf der Fensterb<strong>an</strong>k.<br />

„Oje, ’Häufig gestellte Fragen<br />

über Brustimpl<strong>an</strong>tate’ und ’Ästhetischplastischer<br />

Eingriff ’, das klingt ja nicht<br />

gerade nach meinem Problem. Ob ich<br />

hier wirklich richtig bin?“, schwirrte es<br />

in Jonas‘ Kopf herum. „Wenn der hier<br />

nur so Schönheits-OPs macht, d<strong>an</strong>n bin<br />

ich ja <strong>an</strong> der völlig falschen Adresse. Ich<br />

will mir ja schließlich nicht das Gesicht<br />

mit irgendwelchen Giften voll pumpen<br />

lassen um knitterfrei zu sein. Wenn er so<br />

was macht, bin ich hier falsch!“<br />

Kurz darauf betritt die freundliche<br />

Perfekte Symetrie - das wahre Ziel der plastischen Chirurgie? Bild: L. Jord<strong>an</strong><br />

Gesundheit<br />

Sekretärin das Wartezimmer und bittet<br />

ihn ihr zu folgen. In Windseile überquert<br />

sie den Flur und das unwohlige Gefühl<br />

steigt immer weiter in seinem Bauch<br />

auf. Die Tür öffnete sich und er betritt<br />

das Beh<strong>an</strong>dlungszimmer von Herrn Dr.<br />

Reus.<br />

„So, hallo, Sie sind also Herr Meier.<br />

Setzen Sie sich. Ich bin in einer Sekunde<br />

für Sie da.“ Jonas Blick folgt dem des<br />

Arztes und bleibt auf dem Bildschirm<br />

stehen. Dort ist er gerade am Be<strong>an</strong>tworten<br />

einer E-Mail. Wie von einem<br />

Bek<strong>an</strong>nten empfohlen hat er sich einen<br />

Zettel mit seinen Fragen vorbereitet, den<br />

er jetzt aus seiner<br />

Jackentasche<br />

zieht. Aber durch<br />

die Prospekte, die<br />

er im Wartezimmer<br />

entdeckt hat,<br />

ist er sich plötzlich<br />

nicht mehr so sicher,<br />

ob er hier<br />

wirklich richtig ist,<br />

deshalb beginnt er<br />

gleich mit der ersten<br />

Frage bevor<br />

er Dr. Reus überhaupt<br />

zu Wort<br />

kommen lässt.<br />

„Was für Operationen<br />

machen Sie<br />

hier denn so?“,<br />

platzt es aus Jonas<br />

heraus. „Die plastische<br />

Chirurgie<br />

ist nicht nur ein<br />

Fach, das Schönheitsoperationen<br />

macht, sondern<br />

wir heilen auch<br />

Patienten von Erkr<strong>an</strong>kungen.<br />

Das<br />

heißt, der kurative,<br />

also der heilende,<br />

Teil beträgt<br />

in etwa 50% und<br />

der Rest sind so<br />

die klassischen<br />

Schönheits-OPs,<br />

die m<strong>an</strong> aus der<br />

Presse kennt, wie<br />

zum Beispiele


Gesundheit<br />

Brustvergrößer- oder Verkleinerungen,<br />

Facelifts, Fettabsaugungen oder Lidstraffungen.<br />

Plastische Chirurgen sind Weichteilspeziallisten,<br />

denn die Beh<strong>an</strong>dlung<br />

von Weichteilen, wie der Haut, ist die<br />

wichtigste Aufgabe der plastischen Chirurgie.<br />

Ein wichtiger Teil der plastischen<br />

Chirurgie ist auch noch die H<strong>an</strong>dchirurgie.<br />

Diese beschäftigt sich mit allen<br />

möglichen Fehlbildungen <strong>an</strong> der H<strong>an</strong>d,<br />

wie zum Beispiel einen Karpaltunnel, das<br />

ist die kr<strong>an</strong>khafte Einengung eines Nervs<br />

im Bereich der H<strong>an</strong>dwurzel - das haben<br />

ältere Damen mal häufiger. Da gibt es<br />

aber auch noch viele <strong>an</strong>dere Kleinigkeiten,<br />

die im Alltag stören und operiert<br />

werden müssen. Auch das ist ein Teil der<br />

plastischen Chirurgie.“ „Also sind Sie<br />

jetzt kein Schönheitschirurg?“ „Ja also,<br />

ich bin natürlich ein plastischer Chirurg,<br />

kein Schönheitschirurg, denn das ist kein<br />

geschützter Begriff. Das heißt, dass jeder<br />

sich einfach Schönheitschirurg nennen<br />

k<strong>an</strong>n. Aber wieso sind Sie denn jetzt zu<br />

mir gekommen?“ Jonas zeigt Herrn Dr.<br />

Reus seinen riesigen Leberfleck auf der<br />

linken unteren W<strong>an</strong>ge.<br />

Herr Dr. Reus vermisst ihn mit einem<br />

speziellen Gerät und Jonas spürt sein<br />

Herz höher springen, als der Doktor<br />

ihn mit dem kalten Metall berührt.<br />

Sieben Millimeter hoch und vierzehn<br />

Millimeter l<strong>an</strong>g ist das Ergebnis. Nun<br />

entnimmt er noch eine Gewebeprobe,<br />

wobei Jonas die Augen schließt und nur<br />

ein leichtes Pieksen spürt. Nachdem der<br />

Arzt ihm gesagt hat, dass Jonas wiederkommen<br />

soll, wenn die Ergebnisse von<br />

der Gewebeprobe wieder da sind, und<br />

dass m<strong>an</strong> d<strong>an</strong>n entscheiden würde, ob<br />

es operiert werden müsse, verlässt Jonas<br />

das Beh<strong>an</strong>dlungszimmer und tritt <strong>an</strong> den<br />

Empf<strong>an</strong>g. „Ich brauche einen Termin in<br />

einer Woche.“ Jonas ist wieder gelassen<br />

und er spürt förmlich, wie seine Muskeln<br />

sich l<strong>an</strong>gsam entsp<strong>an</strong>nen. Seine Fragen<br />

hat er gar nicht mehr gestellt, wieso auch,<br />

wenn er noch gar nicht weiß, ob er überhaupt<br />

operiert werden muss. Vermutlich<br />

wird eh nichts sein, dessen ist er sich<br />

sicher. „Um die OP komm ich gar<strong>an</strong>tiert<br />

rum, juhu!“, denkt Jonas sich, als er leichten<br />

Fußes das Haus verlässt.<br />

Eine Woche später steigt Jonas l<strong>an</strong>gsam<br />

aus seinen Wagen und geht wieder<br />

auf die Praxis zu. Er spürt erneut das<br />

kribbelige Gefühl im Magen, als er den<br />

Fahrstuhl betritt. „Heute wird entschieden!“,<br />

tönt es laut in Jonas Innerem. Am<br />

Empf<strong>an</strong>g strahlt ihn wieder das gleiche<br />

Lächeln <strong>an</strong>, genau wie vor einer Woche<br />

auch, und wieder k<strong>an</strong>n er sich kurz<br />

ablenken. „Herr Meier, oder? Nehmen<br />

Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 18 Se i t e 19 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008<br />

Sie doch grade noch einen Moment im<br />

Wartezimmer Platz, Sie wissen ja wo,<br />

oder?“ Jonas nickt und begibt sich bei<br />

steigender Nervosität in das Wartezimmer.<br />

Dort sitzt bereits eine junge Frau.<br />

An ihrem Arm schlängelt sich eine l<strong>an</strong>ge<br />

Kette von Br<strong>an</strong>dnarben entl<strong>an</strong>g. Sie hält<br />

den Kopf gesenkt, als würde sie jedem<br />

Menschen mit diesem Anblick etwas<br />

Schreckliches <strong>an</strong>tun und müsse sich<br />

deshalb schämen. Sie traut sich keinem<br />

in die Augen zu schauen, die mitleidigen<br />

Blicke hat sie wohl genauso satt, wie die,<br />

die sie <strong>an</strong>gewidert <strong>an</strong>stieren. „So was tut<br />

er also auch“, geht es Jonas weiter durch<br />

den Kopf. Das hat er also gemeint, als<br />

er gesagt hat, dass es beim kurativen Teil<br />

um chronische Wunden, Hauttumore,<br />

wie zum Beispiel einen Leberfleck,<br />

aber auch um bösartige Sachen, die<br />

dringend operiert werden müssen geht.<br />

Aber auch um Rekonstruktion, wie zum<br />

Beispiel von eben solchen Br<strong>an</strong>dnarben.<br />

Er k<strong>an</strong>n nur zu gut verstehen, dass die<br />

Frau die Narben nicht mehr sehen will.<br />

Mit solchen Merkmalen wird m<strong>an</strong> in der<br />

Gesellschaft nicht normal beh<strong>an</strong>delt,<br />

das bedeutet eine starke psychische Belastung.<br />

Die Menschen schauen einem<br />

beim Gespräch nicht mehr in die Augen,<br />

sondern nur noch auf dieses Merkmal.<br />

Unter diesen Bedingungen würden sich<br />

viele Ärzte ja schließlich auch operieren<br />

lassen, und die müssen das ja abschätzen<br />

können. Jonas dreht l<strong>an</strong>gsam den Kopf<br />

weg von der Frau und starrt aus dem<br />

Fenster. Auch, wenn sie nur wenige Minuten<br />

im Wartezimmer sitzen, erscheint<br />

es Jonas doch wie Stunden. Die junge<br />

Frau wird aufgerufen und sie verlässt,<br />

den Blick stur auf den Boden fixiert, das<br />

Wartezimmer.<br />

Jonas schnappt sich eine Zeitschrift, da<br />

taucht auch schon die nächste Person im<br />

Wartezimmer auf. Kurze Zeit später wird<br />

auch Jonas von der jungen Dame am<br />

Empf<strong>an</strong>g aufgerufen und zu Herrn Reus<br />

in das Beh<strong>an</strong>dlungszimmer gebracht.<br />

Dort erwartet ihn dieser bereits mit nicht<br />

so erfreulichen Nachrichten. Sein Leberfleck<br />

<strong>an</strong> der W<strong>an</strong>ge ist verändert und<br />

muss entfernt werden. Mit <strong>an</strong>deren Worten,<br />

er hat eine Vorstufe zu Hautkrebs.<br />

„Aber ist die OP denn gefährlich?“, fragt<br />

Jonas g<strong>an</strong>z besorgt. Er hat sich bis jetzt<br />

noch nie auf eine OP eingelassen, aus<br />

Angst vor den Spätfolgen. Sein Inneres<br />

quetscht sich l<strong>an</strong>gsam zu einem Knäuel<br />

zusammen. „Es k<strong>an</strong>n immer was passieren,<br />

Infektionen können geschehen,<br />

die Wunde k<strong>an</strong>n nicht richtig heilen, das<br />

passiert aber hauptsächlich bei Rauchern.<br />

Sie sind doch Nichtraucher, oder?“ Jonas<br />

Jonas spürt<br />

sein Herz<br />

schneller<br />

schlagen<br />

nickt l<strong>an</strong>gsam. Zu großen Komplikationen<br />

würde es normalerweise nur bei<br />

<strong>an</strong>deren Eingriffen, wie zum Beispiel<br />

großen Rekonstruktionen, kommen, aber<br />

das hier ist ja ein g<strong>an</strong>z leichter Eingriff.<br />

Jonas’ Magen entsp<strong>an</strong>nt sich l<strong>an</strong>gsam.<br />

Aber wenn er doch plastischer Chirurg<br />

ist, wird das sicher sehr teuer? „Es h<strong>an</strong>delt<br />

sich hier ja nicht um ein Facelift, eine<br />

der sehr teuren Operationen, die bei mir<br />

um die 7 000 Euro kostet, bei m<strong>an</strong>chen<br />

Konkurrenten in Deutschl<strong>an</strong>d muss m<strong>an</strong><br />

dafür sogar bis zu 14 000 oder 15 000<br />

Euro zahlen, aber das ist wahrhaftig ein<br />

bisschen teuer. Und bei Ihrer OP brauchen<br />

Sie sich keine Sorgen machen, denn<br />

wie bei fast allem geht die Preisleiter in<br />

der plastischen Chirurgie von g<strong>an</strong>z weit<br />

unten bis g<strong>an</strong>z weit oben. Wir kriegen<br />

Sie schon wieder gesund.“<br />

Als Jonas das Gebäude verlässt, hat<br />

er fast alle Angst abgelegt. Er hat den<br />

plastischen Chirurgen seines Vertrauens<br />

gefunden und seine Meinung über diese<br />

Sache mit der Schönheitschirurgie noch<br />

einmal überdacht. Er denkt jetzt nicht<br />

mehr nur <strong>an</strong> irgendwelche Leute, die sich<br />

von schnöseligen Chirurgen die Nasen<br />

symmetrisch biegen lassen, sondern<br />

hat festgestellt, dass dieses g<strong>an</strong>ze Bild<br />

so nicht stimmt. Die Ärzte sind nicht<br />

alle in dem Schema schnöselig und eitel<br />

wiederzufinden, sondern füllen mit<br />

großem Engagement und Feingefühl<br />

diesen wichtigen medizinischen Fachbereich<br />

aus. Natürlich sind auch die<br />

klassischen Schönheits-OPs in ihrem<br />

Aufgabenbereich vertreten, aber nicht<br />

zu einem so großen Teil, wie er sich das<br />

vorgestellt hat.<br />

Foto: Larissa Jord<strong>an</strong><br />

Als Sabine Konrad, eine ehrgeizige<br />

Journalistin, eines Morgens aufsteht,<br />

tut ihr linkes Knie weh. Sie denkt, dass<br />

sie beim Schlafen sich nur das Bein<br />

verdreht hat, und steht g<strong>an</strong>z normal<br />

auf, geht in die Küche und trinkt einen<br />

Kaffee. Während sie mit dem Auto ins<br />

Geschäft fährt, werden ihre Schmerzen<br />

immer schlimmer. Sie denkt, wenn ich im<br />

Geschäft bin, werde ich erst einmal eine<br />

Schmerztablette nehmen. Nachdem sie<br />

diese genommen hat, sind die Schmerzen<br />

fast weg. Den g<strong>an</strong>zen Tag l<strong>an</strong>g nimmt sie<br />

Schmerztabletten, denn ohne sie würde<br />

Sabine den Tag nicht überstehen. Am<br />

Abend schmerzt ihr Knie immer noch<br />

und deshalb entscheidet sie, dass sie,<br />

wenn ihr Knie am nächsten Tag nicht<br />

besser ist, zum Arzt geht. Am nächsten<br />

Morgen sind die Schmerzen fast weg<br />

und deshalb beschließt sie nicht zum<br />

Arzt zu gehen. Plötzlich k<strong>an</strong>n sie in der<br />

Redaktion vor lauter Schmerzen nicht<br />

mehr laufen. Sie will jedoch noch einen<br />

Artikel schreiben, der am nächsten Tag in<br />

der Zeitung erscheinen muss, und nimmt<br />

deshalb wiederum zwei Tabletten, die<br />

aber so gut wie nichts bringen. Sabine<br />

jammert ihrer Kollegin die Ohren voll,<br />

dass sie solche Schmerzen hat, die ihr<br />

daraufhin empfiehlt zum Arzt zu gehen.<br />

Bei Dr. Stef<strong>an</strong> Ritter <strong>an</strong>gekommen, erklärt<br />

ihr dieser, dass Sabine eine Arthrose<br />

im linken Knie hat, das bedeutet, dass<br />

ihr Knieknorpel zerstört wird. Arthrose<br />

k<strong>an</strong>n vererblich sein, es k<strong>an</strong>n aber<br />

auch durch falsches Schuhwerk oder<br />

Übergewicht hervorgerufen werden. Er<br />

verschreibt ihr ein Schmerzmittel. „Ich<br />

habe schon Schmerztabletten genommen<br />

und diese haben nur kurze Zeit gewirkt“,<br />

erklärt Sabine. D<strong>an</strong>n werde nur noch<br />

eine Operation helfen, rät ihr Dr. Ritter.<br />

Sie sagt, sie müsse sich das noch einmal<br />

überlegen, und fährt nach Hause. Zu<br />

Hause <strong>an</strong>gekommen öffnet sie ihren<br />

Briefkasten und es fliegt ihr ein Flyer<br />

mit der Überschrift „Hagebutte gegen<br />

Arthrose“ entgegen. So ein Quatsch,<br />

wieso soll denn die Natur helfen, wenn<br />

selbst die neusten Medikamenten mir<br />

nicht weiterhelfen können und mir<br />

mein Arzt zu einer Operation rät, denkt<br />

sie und wirft den Flyer in den nächsten<br />

Papierkorb. Einige Zeit später kommt<br />

Naturheilkunde - nur Hokuspokus?<br />

ihre Freundin Paulina zu Besuch, der<br />

sie schon erzählt hat, dass sie Arthrose<br />

hat, und diese wedelt ihr mit dem Flyer<br />

einer Naturheilpraktikerin vor der Nase<br />

umher und sagt, das ist die Lösung, du<br />

gehst zu einer Heilpraktikerin, sie weiß<br />

bestimmt eine <strong>an</strong>dere, bessere Lösung<br />

deine Schmerzen loszuwerden, als dich<br />

operieren zu lassen. „Ach Quatsch, das<br />

hilft bestimmt nicht, das ist nur Zeitverschwendung“,<br />

erwidert Sabine. „Ein<br />

Versuch wäre es doch wert, vielleicht hilft<br />

es doch und d<strong>an</strong>n musst du dich nicht<br />

operieren lassen. Das wäre doch super“,<br />

versucht ihre Freundin sie zu überreden.<br />

Sabine entgegnet murrend, d<strong>an</strong>n geh ich<br />

eben hin, wenn du mich d<strong>an</strong>n damit in<br />

Ruhe lässt. Als Sabine am nächsten Tag<br />

einen Termin bei der Heilpraktikerin hat,<br />

verspricht sie sich aber nicht viel davon<br />

und hat sich mit den Ged<strong>an</strong>ken, dass sie<br />

sich operieren lassen muss, schon abgefunden,<br />

obwohl sie doch so eine große<br />

Angst vor Spritzen hat. Als sie die Praxis<br />

betritt, ist sie jedoch positiv überrascht,<br />

denn die Praxis ist nicht so kalt und es<br />

riecht auch nicht nach Sterilisationsmittel<br />

wie in der Praxis von Dr. Ritter. Die<br />

Wände sind mit einem warmen Or<strong>an</strong>ge<br />

gestrichen und <strong>an</strong> den Wänden hängen<br />

Abbildungen von der Nase und von den<br />

Augen aus Ton. Es riecht nach einem<br />

Raumerfrischer mit Zitrone und einem<br />

Touch Ingwer. Hinter einem schweren<br />

Holztisch mit einer Lampe sitzt eine<br />

zierliche Frau, Mitte vierzig. Es scheint<br />

alles aufein<strong>an</strong>der abgestimmt zu sein,<br />

Gesundheit<br />

An Naturheilkunde glauben nicht viele, aber es gibt auch eine <strong>an</strong>dere Möglichkeit eine Kr<strong>an</strong>kheit zu bekämpfen als sich mit chemisch<br />

hergestellten Medikamenten vollzupumpen.<br />

v o n Ju L i a ur ba n<br />

So ein<br />

Quatsch,<br />

denkt sie,<br />

warum sollte<br />

die Natur<br />

mir helfen?<br />

Bioreson<strong>an</strong>zgerät<br />

die Wände, der Holztisch und die Bilder<br />

geben dem Raum das gewisse Etwas. Als<br />

die Frau Sabine bemerkt, steht sie auf<br />

und kommt auf sie zu, gibt ihr die H<strong>an</strong>d,<br />

begrüßt sie mit einem herzlichen guten<br />

Tag und stellt sich als Gesine Hausm<strong>an</strong>n<br />

vor. Ihre Stimme klingt freundlich und<br />

s<strong>an</strong>ft. Sie setzen sich <strong>an</strong> ihren Schreibtisch<br />

und Sabine erzählt Gesine, dass ihr<br />

Arzt bei ihr Arthrose festgestellt hat und<br />

dieser keinen <strong>an</strong>deren Weg weiß, außer<br />

ihr Knie zu operieren.<br />

Daraufhin erwidert Gesine Hausm<strong>an</strong>n<br />

lachend: „ Ja, das denken die meisten<br />

Ärzte, denn sie glauben nicht wirklich <strong>an</strong><br />

die Kraft der Natur. Naturheilkunde ist<br />

die Heilung, Linderung und Vorbeugung<br />

von Kr<strong>an</strong>kheiten mit Hilfe der Heilkraft<br />

aus der Natur. Denn jede Pfl<strong>an</strong>ze enthält<br />

Heilkräfte. Bärlauch zum Beispiel lindert<br />

Magenbeschwerden, denn Bärlauch regt<br />

die Magen- und Darmdrüse <strong>an</strong>, Löwenzahn<br />

hilft bei Verdauungsbeschwerden<br />

und Hagebutte hilft gegen Arthrose.“<br />

Hagebutte, fragt Sabine verwundert.<br />

Hausm<strong>an</strong>n lacht und erwidert: „ Ja, Sie<br />

glauben wohl auch nicht <strong>an</strong> die Kraft<br />

der Natur, aber es stimmt.“<br />

Vor einiger Zeit, hat ein Bauer, der eben-<br />

falls <strong>an</strong> Arthrose litt, herausgefunden,<br />

dass Hagebutte gegen Arthrose hilft. Er<br />

hat Hagebuttenmarmelade von seinen<br />

Freunden geschenkt bekommen, die er<br />

d<strong>an</strong>n eine Zeit l<strong>an</strong>g gegessen hat, und<br />

dabei sind seine Schmerzen schwächer<br />

geworden. Worauf er diesem Phänomen<br />

nachging und auf die Idee kam<br />

Foto: Julia Urb<strong>an</strong>


Gesundheit<br />

die Hagebutten zu trocknen und sie zu<br />

Pulver zu verarbeiten. Da der Bauer die<br />

Subst<strong>an</strong>z, die in der Hagebutte ist und<br />

zu diesem positiven Effekt führt, durch<br />

das Trocknen schonte, erzielte das Pulver<br />

auch eine viel bessere Wirkung als<br />

die Marmelade. In Habebutten ist ein<br />

Wirkstoff enthalten, der verhindert, dass<br />

die weißen Blutkörperchen, die <strong>an</strong> dem<br />

entzündlichen Prozess in den Gelenken<br />

beteiligt sind, in das Entzündungsgebiet<br />

weiter einw<strong>an</strong>dern und dabei das<br />

Knorpelgewebe weiter schädigen. Das<br />

Pulver aus der Hagebutte schwächt die<br />

Entzündungsreaktion in den Gelenken<br />

ab oder unterdrückt sie. Dadurch werden<br />

die Schädigung und die Zerstörung des<br />

Knorpels und die Schmerzen verringert<br />

und die Beweglichkeit verbessert.<br />

Als Sabine das hört, platzt sie fast vor<br />

Freunde. Sie hofft auf diese Weise der<br />

Operation auszuweichen. Doch die<br />

Heilpraktikerin bremst sie, denn auch<br />

die Homöopathie hat ihre Grenzen. Um<br />

die genaue Dosis des Pulvers festzulegen,<br />

muss Frau Hausm<strong>an</strong>n noch ein paar<br />

Tests <strong>an</strong> Sabine durchführen. Zunächst<br />

schließt Sie Sabine <strong>an</strong> das Prognos-Gerät<br />

<strong>an</strong>. Das Gerät hilft die Ursachen oder<br />

Blockaden, wie Narben, zu erkennen.<br />

Der Körper ist in Meridi<strong>an</strong>e eingeteilt,<br />

diese sind Energiebahnen, die zum Beispiel<br />

aufgrund von Narben unterbrochen<br />

werden können. Ein Energiedefizit im<br />

Bereich der Meridi<strong>an</strong>e k<strong>an</strong>n, wenn es<br />

über einen l<strong>an</strong>gen Zeitraum <strong>an</strong>hält, zu<br />

org<strong>an</strong>ischen und letztendlich zu psychischen<br />

Beschwerden führen.<br />

Zudem k<strong>an</strong>n Prognos die Wirksamkeit<br />

der Therapie bewerten oder die Verträglichkeit<br />

des Mittels testen. Die Heilpraktikerin<br />

setzt zum Messen den Griffel des<br />

Gerätes auf die Akupunkturpunkte der<br />

Innen- und Außenseiten der Finger und<br />

der Fußzehen von Sabine auf, um den<br />

Energiefluss, der über ihre Meridi<strong>an</strong>e<br />

fließt, zu erfassen. Dadurch erfährt sie,<br />

in welchem Zust<strong>an</strong>d sich die Meridi<strong>an</strong>e<br />

oder die Org<strong>an</strong>e befinden. Die Therapie<br />

in der Elektroakupunktur erfolgt mit<br />

Hilfe eines Reizstroms, der auf das zu<br />

beh<strong>an</strong>delte Org<strong>an</strong> gesendet wird. Dadurch<br />

wird der Energiefluss wieder auf<br />

den Normalwert gebracht. Auf dem<br />

Bildschirm sieht Gesine Hausm<strong>an</strong>n, wo<br />

sie als nächstes den Griffel aufsetzten<br />

muss; sie ist aber schon so geübt, dass sie<br />

das gar nicht mehr benötigt. „Huch, jetzt<br />

erscheinen auf dem Display g<strong>an</strong>z viele<br />

Balken. M<strong>an</strong>che über der schwarzen,<br />

dicken Linie und machen auch unterhalb.<br />

Was diese Balken wohl zu bedeuten<br />

haben“, wundert sich Sabine. Durch die<br />

Balken wird klar, welche Energiebahn<br />

Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 20 Se i t e 21 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008<br />

viel oder wenig Energie hat, und somit<br />

k<strong>an</strong>n in diesem Bereich nach Störungen<br />

gesucht werden. Außerdem k<strong>an</strong>n Frau<br />

Hausm<strong>an</strong>n <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d der Balken erkennen,<br />

dass Sabine das Hagebuttenpräparat sehr<br />

gut verträgt und keine Nebenwirkungen<br />

entstehen dürften.<br />

Die Frage, die sich wahrscheinlich viele<br />

auch schon gestellt haben, ist, worin denn<br />

der große Unterschied zwischen den<br />

homöopathischen Mitteln und den chemisch<br />

hergestellten Medikament besteht.<br />

Der Unterschied ist eigentlich g<strong>an</strong>z einfach:<br />

Durch die homöopathischen Mittel<br />

wird die Selbstregulation, also die Selbstheilung,<br />

des Org<strong>an</strong>ismus <strong>an</strong>geregt. Das<br />

bedeutet, die homöopathischen Mittel<br />

regen den Körper <strong>an</strong>, seine Abwehrkräfte<br />

zu stärken. Die chemisch hergestellten<br />

Medikamente wirken dadurch, dass sie<br />

selbst aktiv werden <strong>an</strong>statt der körpereigenen<br />

Abwehr. Dabei gerät die Homöopathie<br />

aber auch <strong>an</strong> ihre Grenzen, denn<br />

es gibt Erkr<strong>an</strong>kungen, die der Köper<br />

nicht alleine bekämpfen und regenerieren<br />

k<strong>an</strong>n, d<strong>an</strong>n werden Wirkstoffe benötigt,<br />

die alleine aktiv werden und die Bakterien<br />

behindern sich weiter. Als Sabine nach<br />

Auffälligkeiten gefragt wird, <strong>an</strong>twortet<br />

sie, dass sie ihm Frühjahr immer gerötete<br />

juckende Augen und ziemlichen Schnupfen<br />

hat. Das seien die Anzeichen von<br />

Heuschnupfen. Ein paar Minuten später<br />

sitzt Sabine mit zwei Kugeln in der H<strong>an</strong>d<br />

vor dem Bioreson<strong>an</strong>z -Gerät, das auf<br />

der linken Seite Zahlen hat, mit denen<br />

m<strong>an</strong> das Programm einstellen k<strong>an</strong>n.<br />

Dieses Gerät hilft den Heuschnupfen<br />

zu mildern. Sabine ist über zwei Kabel,<br />

einem roten und einem schwarzen, die<br />

in zwei goldenen Kugeln stecken, mit<br />

dem Gerät verbunden. „Jetzt sitze ich<br />

schon fünf Minuten vor diesem Gerät<br />

und nichts tut sich. Hallo? Ist noch<br />

jem<strong>an</strong>d da? Was soll denn das bringen?<br />

Ist eben doch alles nur Hokuspokus“,<br />

denkt Sabine gel<strong>an</strong>gweilt, „Ah, da kommt<br />

ja wieder Fr. Hausm<strong>an</strong>n.“ Die Methode<br />

nennt sich Bioreson<strong>an</strong>zmethode. Ihre<br />

individuellen Schwingungen werden<br />

mittels Elektroden in das Gerät geleitet.<br />

Dort werden durch die Phasenverschiebung<br />

die Schwingungen elektronisch in<br />

ihr Spiegelbild verw<strong>an</strong>delt und als Therapieschwingung<br />

wieder zurückgeleitet.<br />

Das Ziel der Therapie ist, die kr<strong>an</strong>kmachenden<br />

Einflüsse zu vermindern und<br />

dadurch die Kommunikation im Körper<br />

zu fördern. Sabine erschrickt ein wenig,<br />

als ein lauter Piep ertönt. Gesine lacht.<br />

Für heute ist die Beh<strong>an</strong>dlung vorbei.<br />

Bevor Sabine geht, drückt Gesine ihr<br />

noch die Hagebuttenkapseln in die H<strong>an</strong>d,<br />

davon muss sie jeden Tag eine nehmen,<br />

um die Arthrose-Schmerzen zu lindern.<br />

„Und die Bioreson<strong>an</strong>ztherapie sollten Sie<br />

ab jetzt regelmäßig durchführen, denn<br />

d<strong>an</strong>n können Sie den nächsten Frühling<br />

ohne geröteten Augen genießen“, rät<br />

ihr Gesine. Mit einem guten Gefühl,<br />

glücklich und dem Vorsatz, dass sie<br />

ab jetzt regelmäßig zu der Naturheilpraktikerin<br />

gehen will, verlässt Sabine<br />

die Praxis. An die Knieoperation, die<br />

sie fast durchgeführt hätte, denkt sie<br />

nicht mehr. Seit dem Besuch bei der<br />

Heilpraktikerin nimmt Sabine täglich die<br />

Kapseln und merkt, wie ihre Schmerzen<br />

immer schwächer werden. Auch zur<br />

Bioreson<strong>an</strong>z-Therapie geht sie seitdem<br />

regelmäßig. Wenn sie merkt, dass sie eine<br />

Erkältung bekommt, greift sie lieber zu<br />

einem homöopathischen Mittel als zu<br />

einem Antibiotikum und merkt, dass sie<br />

sich besser fühlt, da sie sich nicht mit<br />

Antibiotika vollpumpt.<br />

Währenddessen ist ein halbes Jahr<br />

verg<strong>an</strong>gen und es ist wieder Frühling.<br />

Sabine, die m<strong>an</strong>chmal noch leichte<br />

Schmerzen im Knie hat, picknickt mit<br />

ihrer Freundin Paulina im Grünen. „Hatschi!“<br />

„Gesundheit!“ „Oh, D<strong>an</strong>ke, dieser<br />

verflixte Heuschnupfen.“ „Tja, den habe<br />

ich, seitdem ich bei der Heilpraktikern<br />

war, nicht mehr. Ich glaube, du musst<br />

auch mal zu ihr gehen und d<strong>an</strong>n können<br />

wir beide nächstes Jahr den Frühling genießen.<br />

Ist eben doch nicht Hokuspokus,<br />

sondern hilft auch“, lacht Sabine.<br />

Der deutsche Arzt und Chemiker<br />

Samuel Hahnem<strong>an</strong>n (1755-1843) war<br />

mit den Methoden seiner Zeit nicht<br />

zufrieden und hat eine s<strong>an</strong>fte Heilmethode<br />

entwickelt, die er Homöopathie<br />

gen<strong>an</strong>nt<br />

Homöopathie stammt aus dem<br />

Griechischen und bedeutet „Ähnlich<br />

dem Leiden“.<br />

Im Gegensatz zu chemisch hergestellten<br />

Medikamenten, die selbst aktiv<br />

werden, regen die die homöopathische<br />

Mittel den Körper <strong>an</strong> selbst aktiv zu<br />

werden.<br />

Natürlich gibt es auch bei der Homöopathie<br />

Grenzen, denn bei bestimmten<br />

Kr<strong>an</strong>kheiten, k<strong>an</strong>n unser Körper nicht<br />

selbst aktiv werden und d<strong>an</strong>n benötigt<br />

m<strong>an</strong> die Medikamente, die selbst aktiv<br />

werden und verhindern, dass sich<br />

die Bakterien weiter ausbreiten. Die<br />

Homöopathie ist aber eine körperschonendere<br />

Methode eine Kr<strong>an</strong>kheit, wie<br />

zum Beispiel Schnupfen, zu besiegen.<br />

Zu cool für<br />

euch<br />

v o n iSabeLLa Kä S t e L<br />

Es ist kurz nach halb sieben <strong>an</strong><br />

einem gewöhnlichen Freitagmorgen<br />

im Hause Angler und Lisa<br />

hat wieder einmal verschlafen, obwohl<br />

die Mutter schon mehrmals Versuche<br />

unternommen hat sie aus dem Bett zu<br />

bekommen. Zur Antwort war ihr aber<br />

<strong>an</strong>stelle des erwarteten „Guten Morgen,<br />

Mami“ nur ein gereiztes „Raus! Sofort!“<br />

vergönnt und mit diesen aussagenkräftigen<br />

Worten dreht sich Lisa einfach<br />

kaltschnäuzig noch einmal auf die rechte<br />

Seite, zeigt der Mutter somit die linke<br />

Schulter und döst weiter. Nun würde sich<br />

Lisa extra beeilen müssen, um noch den<br />

frühen Bus zu bekommen und diesen<br />

g<strong>an</strong>zen Stress auf einen leeren Magen<br />

hätte die Mutter Lisa eigentlich ersparen<br />

wollen. „Morgen“, grummelt dieses verschlafene<br />

Etwas, das ihrer Tochter nur im<br />

entferntesten Sinne ähnelt, missgelaunt<br />

und schlurft über den Dielenboden direkt<br />

ins Badezimmer.<br />

Die Mutter legt die Stirn in Falten,<br />

denn sie ist sich sicher, dass Lisa genug<br />

Schlaf hatte, schließlich ist sie schon<br />

zeitig, gegen 20.00 Uhr, in ihrem Zimmer<br />

verschwunden und ihre Müdigkeit somit<br />

gewiss unbegründet. Doch was sie nicht<br />

weiß, ist, dass Lisa noch heimlich ein<br />

zweistündiges Gespräch mit ihrer Freundin<br />

auf dem schnurlosen Telefon geführt<br />

hatte und ihr erst d<strong>an</strong>ach siedendheiß<br />

eingefallen ist, dass sie noch nichts für<br />

den bevorstehenden Fr<strong>an</strong>zösischvokabeltest<br />

gebüffelt hat.<br />

Foto: Isabella Kästel<br />

heimlich<br />

ein zweistündiges<br />

Gespräch<br />

auf dem<br />

schnurlosen<br />

Telefon<br />

Leben<br />

Trotz des unguten mulmigen Gefühls,<br />

welches Lisa die g<strong>an</strong>ze Zeit über<br />

beschlichen hat, ist es ihr gelungen, alle<br />

Ged<strong>an</strong>ken <strong>an</strong> die Schule und <strong>an</strong>dere<br />

Widrigkeiten des Lebens beiseite zu<br />

schieben, wenn auch nicht g<strong>an</strong>z zu<br />

verdrängen.<br />

So ist es seit Neustem immer bei ihr,<br />

sie hat keine Motivation, bis ihr die Zeit<br />

ausgeht und sie d<strong>an</strong>n alles mehr schlecht<br />

als recht, notdürftig überfliegen muss.<br />

Oftmals macht sie das sauer auf sich<br />

selbst und sie fragt sich, wieso all ihre<br />

Disziplin so plötzlich verschwunden<br />

ist. Sie wundert sich, dass sie für Dinge,<br />

die sie früher wie selbstverständlich<br />

erledigt hat, auf einmal doppelt so l<strong>an</strong>ge<br />

braucht, weil sie ged<strong>an</strong>klich immer<br />

wieder abschweift und sich sehr schlecht<br />

zur Ausführung sinnvoller Tätigkeiten<br />

durchringen k<strong>an</strong>n.<br />

Und so grübelt sie, ob sich bei ihr vielleicht<br />

nicht nur äußerlich, sondern auch<br />

im Kopf etwas entscheidend verändert<br />

haben könnte.<br />

Unrecht hat sie mit ihrer Vermutung<br />

jedenfalls nicht, denn tatsächlich verändert<br />

sich das Gehirn in der Pubertät<br />

grundlegend. Es ist also nicht, wie noch<br />

vor einigen Jahren <strong>an</strong>genommen, mit der<br />

Foto: k


Leben<br />

Vollendung des zwölften Lebensjahres<br />

fertig gestellt und ausgewachsen, sondern<br />

hier geht es mit der Umstellung erst<br />

richtig los. Wie der Radiologie-Chef einer<br />

Kinderpsychiatrie in Bethesda, USA,<br />

Jay Giedd herausf<strong>an</strong>d, wird das Gehirn<br />

in der Pubertät reorg<strong>an</strong>isiert.<br />

Um auf diesen Schluss zu kommen<br />

durchleuchtete er im Kernspintomographen<br />

die Gehirne von Kindern und<br />

Jugendlichen und stellte fest, dass ihre<br />

Gehirne Baustellen glichen, Synapsen,<br />

die Kontakte zwischen einzelnen Nervenzellen<br />

bilden und Informationen weiterleiten,<br />

wuchern, Nervenverbindungen<br />

werden erst gelöst und d<strong>an</strong>n wieder neu<br />

geschlossen. Das gesamte Gehirn ist<br />

quasi im Umbruch. Der Grund für die<br />

Motivationsprobleme vieler Jugendlicher<br />

könnte auf einen unreifen Nucleus<br />

acumbus zurückzuführen sein, einer<br />

Gehirnregion in den Basalg<strong>an</strong>glien, die<br />

hierfür die Ver<strong>an</strong>twortung trägt.<br />

Doch all das ist Lisa nicht bewusst und<br />

während sie zornig versucht die dicken<br />

Augenringe wegzuschminken, nimmt sie<br />

sich vor, heute Abend früher schlafen zu<br />

gehen, was ihr aber auch immer schwerer<br />

fällt, denn sie wird einfach nicht müde<br />

und findet immer später ins Bett. Schuld<br />

dar<strong>an</strong> ist ihre Zirbeldrüse im Gehirn, die<br />

den Botenstoff Melatonin ausschüttet,<br />

der müde macht. Bei Jugendlichen ist<br />

dieser Prozess etwas aus dem normalen<br />

Rhythmus gekommen und so werden<br />

sie erst später müde, als es bei Kindern<br />

und Erwachsenen gewöhnlich ist. Aber<br />

gerade jetzt bräuchte Lisa mehr Schlaf, da<br />

die Tage ohnehin <strong>an</strong>strengend und kompliziert<br />

sind und sich so viel Wichtiges<br />

verändert, für dessen Verarbeitung viel<br />

Schlaf und somit Ruhe nötig ist.<br />

„Beeil dich!“, ertönt die trällernde<br />

Stimme ihrer Mutter. Lisa schnaubt<br />

und nuschelt mürrisch: „Nerv nicht!“<br />

Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 22 Se i t e 23 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008<br />

Natürlich nimmt sie den gut gemeinten<br />

Ratschlag ihrer Mutter nicht ernst und<br />

verpasst prompt den Bus, sieht dafür<br />

aber blendend aus in ihren neuen hochhackigen<br />

Stiefeletten und in ihrem Rock,<br />

den m<strong>an</strong> nicht beschreiben k<strong>an</strong>n, weil<br />

schon ein Wort zu l<strong>an</strong>g wäre und für den<br />

es eigentlich schon viel zu kalt ist.<br />

Unten <strong>an</strong> der Straße stehen zwei<br />

Mädchen ihres Alters und belächeln sie,<br />

Lisa entgeht nicht, dass sie bei ihrem<br />

Anblick sofort zu tuscheln beginnen,<br />

und augenblicklich fragt sie sich, was mit<br />

ihrem Erscheinungsbild nicht stimmen<br />

könnte. Stöckelt sie zu sehr in ihren<br />

Schuhen, quillt ihr Babyspeck seitlich<br />

aus dem Rock hervor, oder hat sie zu<br />

viel Make-up aufgetragen?<br />

Sie zieht den Rock eine wenig nach<br />

unten und fährt sich mit den Zeigefingern<br />

über die Augenlider um das grelle<br />

Blau etwas abzumildern. Sie fühlt sich<br />

unsicher, wie ein knalliger Vogel, den<br />

m<strong>an</strong> ohne sein schützendes Federkleid<br />

auf offener Straße vor einer gaffenden<br />

Horde Pass<strong>an</strong>ten in einem billigen Käfig<br />

mit der Aufschrift „Ich bin dämlich! “zur<br />

Schau gestellt hat. Rasch verwirft sie den<br />

Ged<strong>an</strong>ken und setzt eine überhebliche<br />

Foto: Isabella Kästel<br />

Foto: k<br />

„Was ist<br />

aus meiner<br />

kleinen Lisa<br />

von früher<br />

geworden?“<br />

Miene auf, die zeigen soll, dass m<strong>an</strong> ihr,<br />

Lisa, gar nichts k<strong>an</strong>n.<br />

Alles nur Maskerade; in Wahrheit ist<br />

sie tief getroffen. Ihr Selbstwertgefühl<br />

ist ordentlich ins Schw<strong>an</strong>ken gekommen<br />

und ihr Selbstbewusstsein ist im Keller.<br />

Das Problem ist, dass sie sich viel zu<br />

sehr über ihr Äußeres definiert, da sie<br />

glaubt, <strong>an</strong>sonsten nichts vorzuweisen zu<br />

haben. Die Hülle sehen die <strong>an</strong>deren nun<br />

einmal zuerst und sie k<strong>an</strong>n nicht, wie die<br />

Erwachsenen, damit <strong>an</strong>geben, was sie<br />

im Leben schon alles erreicht hat. Was<br />

ihr bleibt, sind ihre Klamotten, über die<br />

sie sich definieren k<strong>an</strong>n und die zeigen,<br />

welcher Gruppe sie sich <strong>an</strong>gehörig fühlt,<br />

und vielleicht auch noch ihr neues H<strong>an</strong>dy<br />

mit den Glitzersteinchen. Außerdem hat<br />

sie ihren Körper, der als durchschnittlich<br />

<strong>an</strong>gesehen werden k<strong>an</strong>n und somit nicht<br />

aus dem Raster der gängigen Schönheitsvorstellung<br />

fällt. Allerdings auch nicht<br />

übermäßig begehrenswert erscheint und<br />

dies ist für Lisa, wie auch für die meisten<br />

<strong>an</strong>deren Mädchen ihres Alters, das Maximum<br />

<strong>an</strong> Bestätigung und Anerkennung,<br />

wenn sie von <strong>an</strong>deren als hübsch oder gar<br />

schön erfasst werden. Um Komplimente<br />

dieser Art des Öfteren gesagt zu bekommen,<br />

fragt Lisa auch gerne mal indirekt<br />

nach, indem sie sich erst herabsetzt, nur<br />

um d<strong>an</strong>n sofort vom Gegenteil überzeugt<br />

zu werden. Einer ihrer St<strong>an</strong>dartsätze ist:<br />

„Heute sehe ich ja mal fertig aus!“ Und<br />

prompt folgt die Verneinung und die<br />

Versicherung des <strong>an</strong>deren, das alles sitzt<br />

und gut aussieht. Ungeschickt wäre es<br />

allerdings zu <strong>an</strong>tworten, dass Lisa doch<br />

aussieht wie immer, denn d<strong>an</strong>n braucht<br />

m<strong>an</strong> sich über ein schnippisches „Na,<br />

d<strong>an</strong>ke!“ als Erwiderung nicht zu wundern.<br />

Mädchen sind in diesem Bereich<br />

nun einmal äußerst kritisch und gehen<br />

hart mit sich selbst ins Gericht. Viel<br />

ungerechter beurteilen sie sich selbst als<br />

beispielsweise die eigene Freundin, bei<br />

der alles zusammenpasst und insgesamt<br />

schön ist; nur bei einem selbst ist m<strong>an</strong><br />

mit den kleinen Macken unzufrieden.<br />

Wie sollte es auch <strong>an</strong>ders sein, wenn<br />

m<strong>an</strong> sich mit den abgebildeten Frauen<br />

in den Hochgl<strong>an</strong>zmagazinen messen<br />

will, die sich mit gertenschl<strong>an</strong>ken Körpern,<br />

gebräunter Haut und ebenmäßigen<br />

Gesichtszügen räkeln und für teure<br />

Luxusprodukte werben. Da möchte<br />

m<strong>an</strong> doch, wenn m<strong>an</strong> schon nicht so<br />

bezaubernd lächeln k<strong>an</strong>n, wenigstens<br />

den Lipgloss haben, der die Lippen des<br />

Models so verführerisch zum Schmollen<br />

bringt, auch wenn er das eigene Budget<br />

gewissermaßen sprengt.<br />

Während Lisa sich in der Bahn ihren<br />

neuen Lipgloss dick aufschmiert und den<br />

süßen Typen ihr gegenüber verstohlen<br />

Foto: k<br />

mustert, sitzt ihre Mutter daheim und<br />

grübelt über das seltsame Verhalten<br />

ihrer Tochter.<br />

Was ist aus meiner kleinen Lisa von<br />

früher geworden? Sie ist wie ausgetauscht,<br />

von verändert k<strong>an</strong>n hier nicht<br />

mehr die Rede sein, denn es ist als ob sie<br />

plötzlich einen völlig <strong>an</strong>deren Menschen<br />

vor sich hätte. Ras<strong>an</strong>t hat sich Lisa vom<br />

schmächtigen höflichen Püppchen zu<br />

einer kurvigen nörgligen Zicke entwickelt.<br />

Sie hat schon von Freundinnen<br />

gehört, dass der Entwicklungsprozess<br />

g<strong>an</strong>z unterschiedlich ablaufen k<strong>an</strong>n,<br />

m<strong>an</strong>che Mädchen würden sich l<strong>an</strong>gsam<br />

schrittweise weiterentwickeln und auf<br />

eine <strong>an</strong>genehme Weise reifer werden.<br />

Das Verhältnis zu ihrer Tochter habe<br />

sich sogar verbessert, hat eine Kollegin<br />

berichtet, es sei alles viel offener geworden<br />

und sie könne ihrer Tochter nun viel<br />

mehr Ver<strong>an</strong>twortung übertragen und sei<br />

sich sicher, dass sie damit auch umgehen<br />

k<strong>an</strong>n und für ihr H<strong>an</strong>deln gerade steht.<br />

Das hat sich natürlich sehr viel versprechend<br />

<strong>an</strong>gehört und die Mutter beruhigt,<br />

da es recht glaubhaft kl<strong>an</strong>g, dass sich also<br />

doch nicht alles von einer Sekunde auf<br />

die <strong>an</strong>dere verschlechtern muss, bis <strong>an</strong>s<br />

Licht kam, dass die Tochter der Kollegin<br />

die Schule geschmissen hat und um dem<br />

Das Zimmer<br />

ist zur<br />

Sperrzone<br />

geworden.<br />

g<strong>an</strong>zen die Krone aufzusetzen auch noch<br />

in kriminelle Machenschaften verstrickt<br />

wurde.<br />

Letztendlich ist sie d<strong>an</strong>n mit einem<br />

Biker durchgebr<strong>an</strong>nt.<br />

Die Mutter schmunzelt, es läuft wohl<br />

auch bei <strong>an</strong>deren nicht immer alles so<br />

glatt, wie sie uns glauben lassen wollen.<br />

Jeder hat sein Kreuz zu tragen.<br />

Hätte Lisa nur nicht immer diese Stimmungsschw<strong>an</strong>kungen!<br />

Von himmelhoch<br />

jauchzend bis zu abgrundtief deprimiert<br />

und gelegentlichen Weltschmerzattacken<br />

hat sie schon so m<strong>an</strong>ches erlebt, was sie<br />

von Lisas großem Bruder überhaupt<br />

nicht gewöhnt war.<br />

Der wurde m<strong>an</strong>chmal zum Nachsitzen<br />

einbestellt, aber mehr Probleme<br />

bereitete er ihr eigentlich auch nicht,<br />

jedenfalls musste sie sich wegen ihm<br />

nicht dermaßen den Kopf zerbrechen.<br />

Alles, worüber es sich für ihn zu streiten<br />

lohnte, waren eine kleine Taschengelderhöhung<br />

oder die Erlaubnis abends<br />

länger wegzubleiben. Beides gab sie ihm<br />

gern, denn das Geld gab er in der Regel<br />

fürs Essen aus und von irgendetwas<br />

musste sich der Junge ja auch zwischen<br />

den Mahlzeiten ernähren. Und wenn er<br />

erst gegen Morgen wieder zurückkam,<br />

machte sie sich keine Sorgen. Er ist groß<br />

und sucht keinen Streit, was sollte ihm<br />

also schon passieren?<br />

Bei Lisa ist das etwas g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>deres, sie<br />

ist doch noch ein kleines Mädchen und<br />

hat keine Ahnung, was sie da draußen<br />

erwartet, dass es da Typen gibt, die gerade<br />

auf so ein naives Mädchen wie<br />

sie warten, und davor muss m<strong>an</strong><br />

sie schließlich beschützen. Aber<br />

das ist Lisa gar nicht recht,<br />

sie will ihr eigenes Leben<br />

haben, ihre Privatsphäre<br />

respektiert sehen. Sie<br />

hat <strong>an</strong>gef<strong>an</strong>gen diese<br />

einzufordern, indem<br />

sie ihre Zimmertür<br />

immer öfter verriegelt<br />

und sich<br />

stundenl<strong>an</strong>g<br />

zurückzieht.<br />

Das Zimmer<br />

ist zur<br />

Sperrzone<br />

geworden,<br />

überall hängen<br />

Poster,<br />

die Milchbubisabbilden,<br />

die<br />

vo n L i s a<br />

Leben<br />

auch als Boyb<strong>an</strong>dmitglieder bezeichnet<br />

werden, und die Töne, die unter der Tür<br />

wie Rauch hervorquellen, erinnern eher<br />

<strong>an</strong> Katzenjammer als <strong>an</strong> Musik. Einmal<br />

wollte sie das Zimmer aufräumen<br />

gehen, welches sich in einem Zust<strong>an</strong>d<br />

von absolutem Dauerchaos befindet,<br />

und stieß dabei – natürlich rein zufällig<br />

– auf Lisas Tagebuch. Sie konnte nicht<br />

widerstehen und beg<strong>an</strong>n zu lesen. Sie<br />

erschrak zutiefst, denn die Seiten waren<br />

voll gekritzelt mit kleinen Herzchen und<br />

verliebt schmachtenden Passagen. Ihre<br />

Tochter hatte sich in eine tickende Zeitbombe<br />

verw<strong>an</strong>delt, die jeden Moment zu<br />

explodieren und ihre Mitmenschen mit<br />

Hormonen zu überschütten drohte.<br />

Foto: Isabella Kästel<br />

War sie als Mädchen auch so gewesen<br />

wie Lisa jetzt, hat sie sich gefragt. Wahrscheinlich<br />

schon, nur hat sie vergessen,<br />

wie es sich <strong>an</strong>gefühlt hat so jung zu sein.<br />

Leider, denn <strong>an</strong>sonsten könnte sie Lisas<br />

Verhalten besser nachvollziehen und das<br />

daraus resultierende Verständnis ist eine<br />

der besten Grundlagen für eine glückliche<br />

Beziehung.<br />

Das gesamte Zusammenleben mit Lisa<br />

hat sich verändert. Wenn m<strong>an</strong> das Badezimmer<br />

betritt, während sie es benutzt,<br />

stößt sie einen erschreckten schrillen<br />

Schrei aus und wird auch mal forsch,<br />

wenn m<strong>an</strong> sie drängt den Computer zu<br />

verlassen um zum Essen zu kommen.<br />

Und d<strong>an</strong>n lässt sie sich nicht einmal zum<br />

Lob des Essens herab, sondern hängt<br />

auch währenddessen verdrossen ihren<br />

Tagräumen nach und will, wenn m<strong>an</strong> sie<br />

freundlichst darauf aufmerksam macht,<br />

partout nichts von ihnen erzählen.<br />

Das Gefühl nicht mehr gebraucht zu<br />

werden und die Erkenntnis, dass Lisa sie<br />

aus ihrem Leben ausschließt, tun ihr sehr<br />

weh. Früher ist das <strong>an</strong>ders gewesen. Früher<br />

hat Lisa ihr alles erzählt von jedem<br />

Kummer, den sie ihr durch eine einfache<br />

Umarmung hat nehmen können, und<br />

zusammen haben sie jede Sorge und<br />

jeden glücklichen Moment geteilt. Früher<br />

war Lisa ein Teil von ihr gewesen: Sie<br />

hatten des Öfteren gleiche Mäntelchen


Leben<br />

und Pullover getragen und Lisa war ihr<br />

kleines Abziehbild gewesen.<br />

Sie waren, wie m<strong>an</strong> so schön sagt, ein<br />

Herz und eine Seele. Nun war sie Lisa<br />

peinlich, und sie wollte nicht einmal<br />

mehr mit ihr gesehen werden und schon<br />

gar nicht im Partnerlook. Dabei war sie<br />

doch früher Lisas großes Vorbild gewesen,<br />

und ihr kleines Mädchen hatte dies<br />

auch in jedem Poesiealbum offen für<br />

alle Welt lesbar bek<strong>an</strong>nt. Damals hatte<br />

sie in Lisas Augen keine Schwächen,<br />

jetzt sah Lisa jeden Makel sofort. Und<br />

es st<strong>an</strong>den ewige Diskussionen auf<br />

dem Tagespl<strong>an</strong>, in denen Lisa auch mal<br />

unverschämt wurde und sie trotzig ihre<br />

Grenzen austestete.<br />

Es geht hierbei letztendlich darum, mit<br />

den Eltern auf einer Stufe zu stehen, ihr<br />

H<strong>an</strong>deln und Denken in Frage zu stellen.<br />

Was für ein Kind noch undenkbar<br />

ist, dass Mutter oder Vater womöglich<br />

Unrecht haben, wird nun frei heraus<br />

und m<strong>an</strong>chmal auch recht hart ausgesprochen.<br />

Für die Eltern ist es natürlich eine<br />

enorme Umstellung, plötzlich so hinterfragt<br />

und durchleuchtet zu werden, doch<br />

ein Kind muss nun einmal ebenbürtig<br />

werden und ein <strong>an</strong>deres Verhältnis zu<br />

seinen Eltern finden. Die Rollen werden<br />

neu vergeben, ohne vor dem <strong>an</strong>deren das<br />

Gesicht zu verlieren.<br />

Denn nun sind die Positionen nicht<br />

mehr so klar vergeben. Vorher waren<br />

sie schon allein <strong>an</strong> der Körpergröße<br />

festzumachen, der Erwachsene hat zu<br />

dem niedlichen Kind mit den Pausbacken<br />

herab geblickt und es beschützt.<br />

Doch jetzt wird aus dem Kind ein<br />

Jugendlicher, der auf Augenhöhe steht<br />

und dies auch auf kommunikativer<br />

Ebene zeigen möchte, er will den immer<br />

gern gegebenen Schutz nun nicht mehr<br />

allzu oft be<strong>an</strong>spruchen und sich in erster<br />

Linie abnabeln. Dennoch sollte m<strong>an</strong><br />

den Kontakt zu ein<strong>an</strong>der nicht verlieren<br />

und stets im Gespräch bleiben, also<br />

dem <strong>an</strong>deren das Gefühl geben, dass<br />

er allzeit erwünscht ist und m<strong>an</strong> immer<br />

ein offenes Ohr für seine Probleme und<br />

Bel<strong>an</strong>ge hat.<br />

Allerdings steht im Leben eines Jugendlichen<br />

eher die Clique im Mittelpunkt,<br />

da m<strong>an</strong> sich mit seinen Freunden,<br />

also ungefähr Gleichaltrigen, besser<br />

identifizieren k<strong>an</strong>n. M<strong>an</strong> teilt die gleichen<br />

Interessen, befindet sich in vielerlei Hinsicht<br />

in der gleichen Situation und k<strong>an</strong>n<br />

so von ihnen auch besser verst<strong>an</strong>den<br />

werden. Außerdem k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> vor ihnen<br />

derjenige sein, der m<strong>an</strong> sein möchte oder<br />

der m<strong>an</strong> mit dem Ende der Kindheit<br />

geworden ist. Die Freunde nehmen einen<br />

so, wie m<strong>an</strong> ist, und sehen nicht das<br />

Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 24 Se i t e 25 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008<br />

Natürlich<br />

lästern die<br />

Freundinnen<br />

gut und<br />

gerne.<br />

Foto: k<br />

Kind, sondern objektiver den Menschen<br />

in einem. Kritik von Freunden wird in<br />

der Regel viel ernster genommen als die<br />

von Eltern, da die Freunde, so wie m<strong>an</strong><br />

selbst, „Mitten im Leben“ stehen und in<br />

das Szenario besser integriert sind, sie<br />

wissen somit, was „abgeht“. Auch Lisa<br />

findet in ihrer Mädchenclique Halt und<br />

Zuspruch. Bei ihren Freundinnen wird<br />

sie verst<strong>an</strong>den und ihre Meinung zählt,<br />

hier ist sie nicht mehr nur die kleine<br />

Schwester und Tochter, sondern Lisa, das<br />

Mädchen, eine eigenständige Person.<br />

Mit ihren „Mädels“ diskutiert sie<br />

nicht über schulische Leistungen oder<br />

ähnliches, was von den Eltern viel zu<br />

wichtig genommen wird, sondern über<br />

allerlei <strong>an</strong>deres, beispielsweise die Trends<br />

von heute, also was diese Saison getragen<br />

werden k<strong>an</strong>n und was ein absolutes<br />

No-go ist; auch der neuste Klatsch und<br />

Tratsch darf nicht zu kurz kommen,<br />

wer mit wem zusammen ist. Natürlich<br />

lästern die fünf Freundinnen gut und<br />

gerne und treffen dabei des Öfteren auch<br />

weit unter die Gürtellinie. Die Mädchen<br />

ziehen noch nicht einmal nur über ihre<br />

Feinde her – nein – bei ihnen muss jeder<br />

einmal dr<strong>an</strong> glauben: Die alte Dame aus<br />

der Bahn, deren Lackschühchen für<br />

viel Spott bei der selbstern<strong>an</strong>nten Jury<br />

sorgen, oder der eigentlich liebenswerte<br />

Klassenstreber, der unschönerweise seine<br />

Hosen bis fast zu den Ohren zieht und<br />

dessen einziger Fehler es ist, dass er vom<br />

größten Teil der Mitschüler als uncool<br />

abgestempelt wird, bevor sie auch nur<br />

ein Wort mit ihm gewechselt haben. Und<br />

nun bilden sich die Freundinnen ein, sie<br />

hätten das Recht ihn zu verurteilen und<br />

offen gegen in zu stänkern, nur weil er<br />

in den Augen von vorurteilsbelasteten<br />

und narzisstischen Teenagern nicht<br />

akzeptiert wird.<br />

Sie quatschen dabei einfach die Gerüchte,<br />

die sie über ihn gehört haben<br />

nach und wägen sich in der Sicherheit,<br />

dass die <strong>an</strong>deren sie cool finden, wenn sie<br />

der gleichen Meinung sind wie alle.<br />

Ja, klar will Lisa dazugehören und<br />

cool sein, doch was ist <strong>an</strong> dem „Dazugehören“<br />

eigentlich so interess<strong>an</strong>t und<br />

welchen Preis wäre sie bereit für die<br />

absolute Integration und Anpassung zu<br />

zahlen?<br />

Würde sie sich selbst verleugnen um<br />

den <strong>an</strong>deren besser zu gefallen?<br />

Würde sie sich der Gruppe unterwerfen,<br />

ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen,<br />

ihre Meinung runterschlucken<br />

und sich in eine Art Uniform zwängen<br />

lassen?<br />

Noch k<strong>an</strong>n sie diese Fragen nicht eindeutig<br />

be<strong>an</strong>tworten, doch sie hinterlassen<br />

einen bitteren Nachgeschmack, denn bis<br />

jetzt war sie der Ansicht ein unabhängiges<br />

Individuum zu sein. Und plötzlich<br />

kommt ihr eine einfache Erkenntnis:<br />

Wenn alle gleich wären, wäre auch niem<strong>an</strong>d<br />

mehr etwas Besonderes!<br />

Die Botschaft dieses Ged<strong>an</strong>kens<br />

missfällt ihr, denn sie möchte definitiv<br />

nicht in der Menge untergehen, doch<br />

gegen den Strom zu schwimmen ist nun<br />

einmal <strong>an</strong>strengender, als sich treiben zu<br />

lassen, und m<strong>an</strong> macht sich damit auch<br />

<strong>an</strong>greifbar. Denn für die Meisten heißt<br />

es, wenn einer nicht dabei ist, ist er logischerweise<br />

draußen, ein Außenseiter, und<br />

Außenseiter sind uncool; und das Gefühl<br />

uncool zu sein ist wahrlich nicht das<br />

Angenehmste. Dieses Gefühl, gezeichnet<br />

von Schwäche und Verletzlichkeit, hat sie<br />

heute Morgen <strong>an</strong> der Haltestelle vor den<br />

zwei Mädchen beschlichen.<br />

Es war das exakte Gegenteil dessen,<br />

was sie später beim Lästern im Kreise<br />

ihrer Freundinnen gefühlt hat, dort war<br />

es die Sicherheit und Bestätigung, die<br />

ihre Freundinnen ihr erwiesen, die sie<br />

sich wohl in ihrer Haut fühlen ließ. Und<br />

wie sie so zu fünft <strong>an</strong> den Zicken aus<br />

der Nachbarschule vorbeistolzierten, die<br />

sie mit neugierigen Blicken bedachten,<br />

dachte sie g<strong>an</strong>z tief bei sich: „Tja, wir<br />

sind eben zu cool für euch!“<br />

Etwas später ist es ausgerechnet ihre<br />

Freundin Evi, die ihrem Hochgefühl<br />

einen kleinen Dämpfer verleiht. „Meinst<br />

du, er hat mitbekommen, was wir so<br />

über ihn gesagt haben?“ Natürlich<br />

bezieht sich diese schüchtern gestellte<br />

Frage auf den Klassenstreber, der just<br />

in diesem Moment mit eingezogenem<br />

Kopf im Enteng<strong>an</strong>g vorbeiwatschelt.<br />

„Und wenn schon!“, entgegnet Lisa<br />

Kaugummi kauend. „Wir haben doch<br />

nur ausgesprochen, was alle denken!“,<br />

fügt sie hinzu. „Na ja, was ja wohl kaum<br />

eine Rechtfertigung für unser Geläster<br />

ist! Also, ich will ihn jetzt nicht in Schutz<br />

nehmen oder so, aber wir haben ihn<br />

schon ziemlich in den Boden gestampft,<br />

findest du nicht?“ „Es geht!“, will Lisa<br />

das Thema zügig abh<strong>an</strong>deln, aber Evi<br />

hat mit ihrer Aussage ins Schwarze getroffen<br />

und Lisa ein schlechtes Gewissen<br />

bereitet. Es stimmt schon, sie hat sich<br />

nicht einmal eine Sekunde l<strong>an</strong>g ernsthaft<br />

Ged<strong>an</strong>ken zur Sachlage und möglichen<br />

Hintergründen gemacht. Möglicherweise<br />

hat der Streber familiäre Probleme oder<br />

ähnliches, das Leben ist schon so kompliziert<br />

und oftmals unfair genug.<br />

Diese Tatsache ist auch Lisa bewusst<br />

und eigentlich, so denkt sie, sollte m<strong>an</strong><br />

seine Zeit nicht darauf verwenden, <strong>an</strong>deren<br />

Steine in den Weg zu legen, sondern<br />

vorh<strong>an</strong>dene Steine, und davon gibt es<br />

sicherlich genügend, beiseite schaffen.<br />

Ja, es wird wohl immer die Starken<br />

und die Schwächeren geben, doch nur<br />

gemeinsam, mit einem Ziel kommt m<strong>an</strong><br />

wirklich weiter. Doch, und für diesen weniger<br />

philosophischen Ged<strong>an</strong>ken schämt<br />

sie sich sogar ein wenig, k<strong>an</strong>n es ihr ja<br />

relativ egal sein, wie das gesellschaftliche<br />

System aufgebaut ist und welche Tücken<br />

es inne hat, so l<strong>an</strong>ge sie nur auf der Seite<br />

der Stärkeren steht.<br />

„Egal“ ist sowieso Lisas Lieblingswort.<br />

Es ist ihr egal, dass sie sich in der<br />

Schule in jedem Fach um eine Note<br />

verschlechtert hat und auch dass sie<br />

Dauerstress mit ihrer Mutter hat und so<br />

viel <strong>an</strong>deres. Was ihr vor gar nicht allzu<br />

l<strong>an</strong>ger Zeit noch wichtig war, ist ihr<br />

gleichgültig geworden. Dafür stehen jetzt<br />

<strong>an</strong>dere Dinge auf ihrer Prioritätenliste<br />

g<strong>an</strong>z weit oben: Wie sie aussieht, wie sie<br />

auf <strong>an</strong>dere wirkt, ob sie viele „Freunde“<br />

hat, auch wenn sie über die meisten<br />

hinter deren Rücken lästert, und ob ihr<br />

heimlicher Schwarm auf sie steht. Zum<br />

ersten Mal hat sie ihn vor zwei Monaten<br />

in der Bahn gesehen und es war Liebe<br />

auf den ersten Blick, wie sie es gerne<br />

ihren Freundinnen in jeder Hofpause<br />

erneut erzählt. Ob m<strong>an</strong> es als Liebe bezeichnen<br />

k<strong>an</strong>n, wenn m<strong>an</strong> den <strong>an</strong>deren<br />

Foto: Isabella Kästel<br />

nur aus der Ferne <strong>an</strong>schmachtet, und<br />

ob besagter Junge von Lisa auch nur in<br />

geringstem Maße Kenntnis genommen<br />

hat, sei dahingestellt. Jedenfalls ist Lisa<br />

so verliebt wie nie und k<strong>an</strong>n <strong>an</strong> nichts <strong>an</strong>deres<br />

mehr denken als <strong>an</strong> diesen fremden<br />

Jungen, dessen Name sie noch nicht einmal<br />

kennt. Trotzdem hat sie das Gefühl,<br />

ihn schon ewig zu kennen; sein Gesicht<br />

ist in ihrem Kopf eingebr<strong>an</strong>nt und er ist<br />

der Grund ihrer Tagträumereien, auch<br />

wenn sie das niemals zugeben würde.<br />

Die Beziehung, welche Lisa zu ihrem<br />

Schwarm führt, ist für sie risikolos, denn<br />

so l<strong>an</strong>ge ihre Träumereien nicht Realität<br />

sind, können diese sie weder überfordern<br />

noch enttäuschen.<br />

Doch plötzlich scheinen ihre Träume<br />

in greifbare Nähe gerückt zu sein, denn<br />

heute Morgen hat Lisa gehört, wie ihr<br />

Schwarm einem Jungen in der Bahn<br />

erzählt hat, dass am Abend eine Party<br />

stattfindet, und Lisa möchte natürlich<br />

unbedingt dort hingehen um ihn besser<br />

kennen zu lernen und sich vor ihm von<br />

ihrer besten Seite zu präsentieren.<br />

Der Outfitpl<strong>an</strong> steht auch schon. Sie<br />

hat während der Englischstunde fiktiv<br />

ihren kompletten Kleiderschr<strong>an</strong>k durchwühlt,<br />

sich für ein Make-up entschieden<br />

und nun gilt es nur noch ihre Eltern, insbesondere<br />

ihre Mutter, von ihrem Vorhaben<br />

zu überzeugen. Natürlich könnte<br />

sie lügen und sagen, sie würde zu einer<br />

Freundin gehen, aber das Lügen liegt ihr<br />

nicht. Nicht, dass sie es nicht könnte,<br />

aber sie fühlt sich unwohl bei dem Ged<strong>an</strong>ken<br />

ihre Mutter <strong>an</strong>zuschwindeln. Lisa<br />

beschließt nach der Schule den richtigen<br />

Moment abzupassen und ihre Mutter<br />

von ihrem Vorhaben zu überzeugen.<br />

Einige Stunden später sitzt Lisa durchgestylt<br />

im Partyoutfit alleine in ihrem<br />

„Egal“ ist<br />

sowieso<br />

Lisas<br />

Lieblingswort.<br />

Leben<br />

dunklen Zimmer, die Wimperntusche ist<br />

ein wenig verschmiert und ihre Hände<br />

sind eiskalt. Stillschweigend reflektiert<br />

sie über die hitzige Diskussion, die sie<br />

sich mit ihrer Mutter gerade geliefert hat.<br />

Normalerweise würde sie sich wegen der<br />

Dinge, die sie ihr <strong>an</strong> den Kopf geschleudert<br />

hat, schämen, doch dazu war sie im<br />

Moment schlicht und ergreifend zu sauer.<br />

Warum darf sie nicht ausgehen, wie jeder<br />

<strong>an</strong>dere normale Teenager auch?<br />

Was sie sich vorwerfen k<strong>an</strong>n, ist einzig<br />

die Tatsache, dass sie die Sache falsch<br />

<strong>an</strong>geg<strong>an</strong>gen ist! Sie hat zu fordernd<br />

verl<strong>an</strong>gt und ist zu schnell aus der Haut<br />

gefahren, als es so aussah, als ob sie nicht<br />

bekommen würde, was sie wollte. Aber,<br />

wie sollte m<strong>an</strong> sich auch normal mit einer<br />

Frau wie ihrer Mutter unterhalten?<br />

In der einen Sekunde war sie kampflustig<br />

wie ein tollwütiger Terrier und in der<br />

nächsten schon eingeschnappt und gekränkt.<br />

Das alles ist einfach unfair, denkt<br />

sie und auch wenn sie zugegebenermaßen<br />

die Sorgen und Argumente ihrer<br />

Mutter nachvollziehen k<strong>an</strong>n, will sie nicht<br />

begreifen, sondern in erster Linie agieren,<br />

wie ein typisches vierzehneinhalbjähriges<br />

Mädchen - rebellisch und unrational. Jedenfalls<br />

hält sie es in diesem einnehmend<br />

stillen Zimmer, in diesem erdrückenden<br />

Haus heute keine Minute länger aus,<br />

wenn sie doch genau weiß, was sie draußen<br />

alles verpasst. Also erhebt sie sich<br />

schwungvoll, bessert ihr Augen-Make-up<br />

nach und lächelt ihrem Spiegelbild, wenn<br />

auch ein bisschen schief, siegessicher<br />

zu. Nach wenigen Schritten ist sie beim<br />

Fenster <strong>an</strong>gel<strong>an</strong>gt und zum ersten Mal<br />

in ihrem Leben ist sie froh das Zimmer<br />

im Erdgeschoss zu haben. Seelenruhig<br />

wirft sie ihre Tasche aus dem Fenster und<br />

schmeißt sogleich ihre Schuhe hinterher.<br />

Eilig klettert sie auf die Fensterb<strong>an</strong>k,<br />

a l l e r d i n g s<br />

nicht ohne<br />

noch einmal<br />

einen letzten<br />

Blick über<br />

die Schulter<br />

in ihr<br />

Zimmer zu<br />

werfen und<br />

als sie d<strong>an</strong>n<br />

schließlich<br />

im Vorgarten<br />

l<strong>an</strong>det<br />

und die Dunkelheit<br />

sie<br />

verschlingt,<br />

schlägt ihr<br />

Herz ziemlich<br />

ras<strong>an</strong>t.<br />

Ein cooles<br />

Gefühl!


Leben Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 26 Se i t e 27 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 Leben<br />

v o n victoria gi e r o K<br />

Das Geständnis. „Ja, ich habe<br />

keinen Fernseher.“ Die Reaktion?<br />

Unterschiedlich. Viele<br />

schauen mich ungläubig <strong>an</strong>, können es<br />

nicht fassen. Einige sind sogar nahezu<br />

schockiert. Und ein paar wenige nicken<br />

mir zustimmend zu, ja, wir haben auch<br />

keinen. Anschließend kommt meistens<br />

die Frage, ob ich überhaupt ohne Fernseher<br />

auskomme und w<strong>an</strong>n ich das letzte<br />

Mal ferngesehen habe. Ich weiß es nicht<br />

mehr so genau, aber ich glaube es war vor<br />

ein oder zwei Monaten bei meiner Oma<br />

und ja, ich komme ohne Fernseher aus,<br />

sehr gut sogar. Trotzdem haben 95%<br />

aller Deutschen einen Fernseher, fast<br />

die Hälfte sogar mehr als einen. Auch<br />

wir hatten früher einen Fernseher. Vor<br />

zwei Jahren haben wir ihn abgeschafft,<br />

weil er kaputt geg<strong>an</strong>gen war. Ich weiß<br />

noch, wie er aussah, ziemlich groß und<br />

wuchtig, jedoch kein Flachbildschirm,<br />

sondern ein gutes altes Röhrenmodell<br />

der Marke Schneider. Meine Mutter<br />

hatte schon vorher <strong>an</strong>gekündigt, dass,<br />

wenn der Fernseher mal kaputt ginge,<br />

wir keinen neuen mehr kaufen würden.<br />

„Die Kiste kommt weg!“ hat sie immer<br />

betont (Dazu muss m<strong>an</strong> wissen, dass<br />

meine Mutter, wenn sie von Fernseher<br />

oder Computern redet, allgemein „Kiste“<br />

dazu sagt). Nachdem wir den Fernseher<br />

also entsorgt hatten, war ich davon<br />

überzeugt, dass mein Vater spätestens<br />

zur Formel-1 Saison wieder einen neuen<br />

<strong>an</strong>schaffen würde. Schließlich war er immer<br />

derjenige gewesen, der abends durch<br />

die Programme gezappt hatte, und sich<br />

darüber aufgeregt hatte, dass nichts Gescheites<br />

lief. Aber es kam <strong>an</strong>ders. Sobald<br />

der Fernseher aus dem Haus war, fingen<br />

wir <strong>an</strong> unser Wohnzimmer umzuräumen.<br />

Der große leere Platz gegenüber dem<br />

Sofa wurde mit einer neuen Stereo<strong>an</strong>lage<br />

und einem alten Plattenspieler gefüllt,<br />

die passenden LPs aus dem Keller geholt<br />

und entstaubt. Dadurch rückt auch die<br />

große Bücherw<strong>an</strong>d seitlich mehr in das<br />

Blickfeld. Außerdem haben wir das Sofa<br />

mehr in den Raum gerückt. Dazu muss<br />

m<strong>an</strong> wissen, dass unsere gesamte Sitzeinrichtung<br />

auf den Fernseher ausgerichtet<br />

war. M<strong>an</strong> konnte eigentlich gar nichts<br />

<strong>an</strong>deres tun als ihn einzuschalten, sobald<br />

m<strong>an</strong> auf dem Sofa saß. Das ist, wie wenn<br />

m<strong>an</strong> leckere Pralinen direkt vor die Nase<br />

gesetzt bekommt, da greift m<strong>an</strong> auch zu<br />

Das Geständnis<br />

Seit sie keinen Fernseher mehr haben, ...<br />

obwohl m<strong>an</strong> es nicht vorhatte. Jedoch<br />

sieht es so in den meisten Wohnzimmern<br />

aus; Sofa und Sessel gruppieren sich um<br />

einen Tisch, darauf die Fernbedienung<br />

und dahinter der Fernseher. M<strong>an</strong> könnte<br />

selbst den Versuch machen und den<br />

Fernseher einmal für eine Woche aus<br />

dem Sichtfeld schaffen und seinen Platz<br />

durch etwas <strong>an</strong>deres ersetzen. Ich denke,<br />

m<strong>an</strong> würde deutlich weniger fernsehen<br />

als sonst. Dazu habe auch ich einen kleinen<br />

Selbstversuch gemacht: ich habe drei<br />

Tage l<strong>an</strong>g meinen Tagesablauf notiert,<br />

wie er normalerweise daheim abläuft<br />

– ohne Fernseher – und drei Tage l<strong>an</strong>g<br />

wie es wäre, wenn wir einen Fernseher<br />

daheim hätten, der zweite Versuchsort<br />

befindet sich bei meiner Oma, die sogar<br />

zwei Fernsehgeräte besitzt.<br />

Die ersten drei Tage des Versuchs<br />

finden bei mir daheim statt. Es sind<br />

eigentlich drei g<strong>an</strong>z normale Ferientage,<br />

ich stehe spät auf und gehe meist sofort<br />

<strong>an</strong> den PC. D<strong>an</strong>ach lerne ich oft ein<br />

wenig um mein schlechtes Gewissen<br />

zu beruhigen, da m<strong>an</strong> in den Ferien ja<br />

gerne mal alles aufschiebt. Durch den<br />

Selbstversuch dazu <strong>an</strong>gehalten schaue ich<br />

öfter auf die Uhr und finde es m<strong>an</strong>chmal<br />

sogar selbst erstaunlich wie schnell der<br />

Vormittag vorbei geht. In den drei Tagen<br />

habe ich mindestens dreizehn Stunden<br />

Computer gespielt, Musik gehört und<br />

gelesen habe ich so um die neun Stunden.<br />

Mit Freunden traf ich mich fünft Stunde<br />

und gelernt habe ich drei Stunden. Da<br />

sieht der Tagesablauf am Versuchsort<br />

zwei, also bei meiner Oma, schon etwas<br />

<strong>an</strong>ders aus. Auf Platz 1 der häufigsten<br />

Tätigkeiten steht natürlich fernsehen,<br />

was natürlich auch so beabsichtigt war.<br />

Die favorisierten Programme waren<br />

VIVA, MTV, QVC und RTL. Aber ich<br />

habe mir Mühe gegeben jedes Programm<br />

einmal <strong>an</strong>zuschauen. Sehr lustig f<strong>an</strong>d<br />

ich die g<strong>an</strong>zen Werbesender wie QVC<br />

oder RTL-Shop, in denen die Verkäufer<br />

mit allen Mitteln um den Verkauf ihrer<br />

Ware kämpfen. Auch die neuen Musikvideos<br />

mal wieder in Fernsehqualität<br />

sehen zu können war sehr erfreulich. Es<br />

gab sogar eine Serie, die ich und meine<br />

Schwester zusammen <strong>an</strong>geschaut haben,<br />

nämlich Spongbob Schwammkopf, eine<br />

Zeichentrickserie mit einem Schwamm<br />

als Hauptfigur und einem „dummen“<br />

Seestern als Freund, sowie einem hoch<br />

intellektuellen, missmutigen Nachbarn.<br />

Diese Serie ist nämlich nicht nur bei<br />

Kindern beliebt, sondern hat irgendwie<br />

einen kleinen Kult Status. Die drei Tage<br />

bei meiner Oma gingen sehr schnell vorbei<br />

und es hat mir schon Spaß gemacht,<br />

einfach mal drei Tage bei meiner Oma<br />

mit gutem Gewissen (größtenteils) vor<br />

dem Fernseher abzuhängen, aber es ist<br />

jetzt trotzdem nicht so, dass es mir daheim<br />

fehlt. Ich vermisse das Fernsehen<br />

kein bisschen, höchstens m<strong>an</strong>chmal in<br />

den Ferien, aber da k<strong>an</strong>n ich ja d<strong>an</strong>n auch<br />

zu meiner Oma gehen. Außerdem ist es<br />

d<strong>an</strong>n so ein bisschen was Besonderes.<br />

Immerhin besteht so auch nicht die<br />

Gefahr, dass ich daheim zu viel Zeit vor<br />

dem Fernseher verbringe. Zum Beispiel<br />

in den Ferien, wenn m<strong>an</strong> gerne alle Arbeit<br />

so l<strong>an</strong>ge wie möglich aufschiebt und<br />

einem der Fernseher Stunden beschäftigen<br />

k<strong>an</strong>n. Außerdem findet m<strong>an</strong> d<strong>an</strong>n<br />

auch neue Wege sich zu beschäftigen,<br />

zum Beispiel joggen gehen oder mehr<br />

Klavier spielen/üben. Ohne Fernseher<br />

ist es eigentlich viel schwerer die Zeit<br />

einfach mal so zu vertrödeln. Davon<br />

d<strong>an</strong>n mal abgesehen, gab es keine großen<br />

Unterschiede im Tagesablauf. Es ist also<br />

gar nicht so verrückt oder unvorstellbar<br />

keinen Fernseher zu haben. Obwohl ich<br />

zugeben muss, dass ich meine Nachbarin,<br />

deren Familie noch nie einen Fernseher<br />

besessen hatte, früher auch nicht verstehen<br />

konnte. Denn natürlich ist es so,<br />

dass wenn m<strong>an</strong> es gewohnt ist fern zu<br />

sehen, dass m<strong>an</strong> es d<strong>an</strong>n nicht missen<br />

möchte. Und in den ersten Wochen war<br />

es auch ein bisschen ungewohnt daheim,<br />

wenn m<strong>an</strong> sich das Fernsehen aber<br />

erstmal abgewöhnt hat, ist es gar nicht<br />

mehr so schwer und m<strong>an</strong> wird auch die<br />

Lieblingsserien nicht mehr so vermissen.<br />

Natürlich gebe ich zu, dass das nichts für<br />

jeden ist, ich denke, m<strong>an</strong>che würden den<br />

Fernseher schon vermissen. Trotzdem<br />

würden viel mehr Leute ohne sehr gut<br />

auskommen würden. Ich muss natürlich<br />

noch zugeben, dass ich jetzt sehr viel Zeit<br />

am PC verbringe, aber der bietet nicht so<br />

schöne „Zeit-totschlag“-Möglichkeiten<br />

wie der Fernseher, vor den m<strong>an</strong> sich einfach<br />

setzen und einschalten k<strong>an</strong>n. M<strong>an</strong> ist<br />

doch irgendwie freier und findet <strong>an</strong>dere<br />

Beschäftigungen, weil m<strong>an</strong> keine gute<br />

Ausrede, wie irgendeine Serie, die gerade<br />

kommt, hat um die Zeit totzuschlagen.<br />

Vielleicht, und ich räume diese Möglichkeit<br />

ein, haben die drei Tage einfach<br />

nicht ausgereicht um mich wieder in das<br />

Fernsehen einzufinden. Aber wenn m<strong>an</strong><br />

ihn erstmal abgeschafft hat, bereut m<strong>an</strong><br />

das wirklich nicht.<br />

Es ist auch sehr interess<strong>an</strong>t die Fernsehgewohnheiten<br />

in <strong>an</strong>deren Ländern<br />

mal unter die Lupe zu nehmen. So zum<br />

Beispiel die englischen Fernsehgewohnheiten.<br />

Das k<strong>an</strong>n ich dehalb machen, da<br />

ich in den Sommerferien 3 Wochen bei<br />

einer englischen Familie gewohnt habe.<br />

Eine sehr nette Familie, drei Kinder<br />

im Alter von 2, 9 und 11 Jahren und<br />

6 Fernsehern im Haus. Einer davon in<br />

der Küche, einer im Wohnzimmer, zwei<br />

im Kinderzimmer, einer in unserem<br />

und ein weiterer im Schlafzimmer der<br />

Eltern. Geschaut wird dabei nicht nur<br />

abends, sondern auch während des Essens,<br />

beim Frühstück – den g<strong>an</strong>zen Tag<br />

l<strong>an</strong>g eigentlich. Sehr kurios war es auch,<br />

dass m<strong>an</strong>chmal, wenn ich heimkam der<br />

Fernseher lief obwohl niem<strong>an</strong>d im Haus<br />

war. Und das Sahnehäubchen war, dass<br />

der Sohn der Familie nach einem Großeinkauf<br />

bei Tesco, einem englischen<br />

Supermarkt, mir stolz seinen tragbaren<br />

DVD-Player vorführte, der d<strong>an</strong>n auch<br />

während des Abendessens, parallel zum<br />

normalen Fernseher lief. Bei den meisten<br />

<strong>an</strong>deren Familien in diesem Viertel, die<br />

ich besuchte, war es fast genauso. So<br />

gut wie niem<strong>an</strong>d hatte weniger als zwei<br />

Fernseher daheim. Als ich daraufhin mal<br />

einen englischen Lehrer <strong>an</strong>sprach, der<br />

deutsche Schüler unterrichtete, meinte<br />

dieser, dass das in fast allen englischen<br />

Haushalten so sei, vor allem bei den<br />

weniger gut verdienenden. Zusätzlich zu<br />

den Fernsehgewohnheiten kommt das<br />

weniger gesunde englische Essen was<br />

m<strong>an</strong> den Kindern der Gastfamilie auch<br />

<strong>an</strong>gesehen hat.<br />

Wobei ich zugeben muss, dass ich<br />

selbst früher genauso ein Fernseh-Junkie<br />

war. Nach dem Kindergarten und der<br />

Grundschule bin ich immer zu meiner<br />

Oma gelaufen, die g<strong>an</strong>z in der Nähe<br />

gewohnt hat, und hab mich sofort nach<br />

dem Essen und den Hausaufgaben vor<br />

den Fernseher gehockt. Dabei hätte ich<br />

doch wunderbar mit meinem ein Jahr<br />

älteren Cousin, der genauso nach der<br />

Schule zu meiner Oma kam, spielen können.<br />

Aber nein, wir saßen beide vor dem<br />

Fernseher, jeder noch eine Kinderschokolade<br />

als Nachtisch in der H<strong>an</strong>d und<br />

schauten einen Zeichentrickfilm nach<br />

dem <strong>an</strong>dern. Das Fernsehprogramm von<br />

RTL2, RTL und superRTL für die Zeit<br />

zwischen 13 Uhr und 17 Uhr k<strong>an</strong>nte ich<br />

so gut wie auswendig. Aber je älter ich<br />

wurde, desto weniger habe ich meine Zeit<br />

vor dem Fernseher verbracht. Ich denke,<br />

deshalb ist es mir nicht schwer gefallen<br />

als wir den Fernseher abgeschafft haben.<br />

Für meine Schwester war es schon etwas<br />

schwieriger. Sie ist öfter daheim als ich<br />

und wenn ihre Freundinnen keine Zeit<br />

haben, l<strong>an</strong>gweilt sie sich schnell. Inzwischen<br />

hat sie sich damit abgefunden.<br />

Dafür verbringt sie jetzt mehr Zeit vor<br />

dem Computer.<br />

Und ich ehrlich gesagt auch.<br />

Es wird ja oft darüber diskutiert, wie<br />

viel Stunden am Tag vor dem Fernseher<br />

in Ordnung sind, und darüber, dass<br />

Fernsehen blöd macht, im Sinne von: die<br />

F<strong>an</strong>tasie wird nicht <strong>an</strong>geregt, die Kinder<br />

bewegen sich nicht genug oder dass es<br />

nicht die Kreativität fördert. Ich möchte<br />

dazu nur sagen, dass meine Schwester,<br />

seit wir den Fernseher abgeschafft haben,<br />

sich besser alleine beschäftigen k<strong>an</strong>n,<br />

zum Beispiel mit Malen, Flöte spielen<br />

oder Lesen. Auch mein Vater liest mehr,<br />

<strong>an</strong>statt durch die K<strong>an</strong>äle zu schalten.<br />

Meiner Meinung nach war es gut, den<br />

Fernseher abzuschaffen, weil es unser<br />

Familienleben eigentlich nur bereichert<br />

hat. Aber ich denke auch, dass das nur so<br />

gut geklappt hat, weil wir dem Fernsehen<br />

vorher sowieso nicht viel abgewinnen<br />

konnten. Es ist ja auch nicht so, dass wir<br />

nie DVDs <strong>an</strong>schauen, aber die können<br />

wir auch auf unserem Mac abspielen.<br />

Wir können genau bestimmen, was wir<br />

sehen wollen und was nicht, denn was<br />

mich früher schon am meisten aufgeregt<br />

hat, waren die unerträglich vielen<br />

Werbepausen.<br />

Auch wenn ich zuerst doch sehr skeptisch<br />

war als wir unseren Fernseher abgeschafft<br />

haben, so bin ich jetzt eigentlich<br />

sehr zufrieden mit dieser Entscheidung.<br />

Auch meine Schwester macht keine<br />

Probleme deswegen. Außerdem machen<br />

wir ja auch mal einen DVD-Abend oder<br />

einen Fernseh-Abend bei Freunden,<br />

was immer sehr schön und lustig ist.<br />

Fernsehen k<strong>an</strong>n ja auch kommunikativ<br />

und interess<strong>an</strong>t sein. Und wer jetzt so<br />

viel gelesen hat, k<strong>an</strong>n sich jetzt auch vor<br />

den Fernseher setzten und erst einmal<br />

den Abend genießen.<br />

Foto: k<br />

Amerik<strong>an</strong>er,<br />

die<br />

unbek<strong>an</strong>nten<br />

Wesen<br />

Ein Besuch<br />

v o n mat t h i a S tr e F F z g e r<br />

Dumm, Fett, Bush-Wähler – so<br />

stellen sich die meisten Deutschen<br />

Amerik<strong>an</strong>er vor. Und das<br />

kommt nicht von ungefähr, schließlich<br />

symbolisieren Zeichentrickfilme, wie<br />

zum Beispiel Americ<strong>an</strong> Dad, Family<br />

Guy und natürlich die allgegenwärtigen<br />

Simpsons genau diese Charakter- beziehungsweise<br />

Körperzüge. Doch auch in<br />

den übrigen Medien vernimmt m<strong>an</strong> nicht<br />

unbedingt Positives über die Menschen<br />

über dem großen Teich. Sie wären, wie in<br />

den vorigen paar Sätzen bereits <strong>an</strong>gedeutet,<br />

alle dick, faul und zu einem gewissen<br />

Grad Nationalisten. Mal abgesehen von<br />

den amerik<strong>an</strong>ischen Superstars stellt sich<br />

ein Ottonormaldeutscher so einen Ottonormalamerik<strong>an</strong>er<br />

vor. Diese Meinung<br />

wird vor allem auch von den Medien<br />

verbreitet.<br />

Das nicht alles stimmt was dort geschrieben<br />

wird ist nicht verwunderlich.<br />

Ich habe auf Grund eines Austauschprogramms,<br />

Amerika und die Amerik<strong>an</strong>er<br />

kennen gelernt und es gilt nun einige<br />

Fakten ins richtige Licht zu rücken. Welche<br />

Vorurteile sind vertretbar und welche<br />

Humbug.<br />

Ich wusste nicht was mich in Amerika<br />

erwarten würde – wie würde meine Gastfamilie<br />

sein? Faul, bequem oder doch<br />

eher engagiert, um einen Deutschen<br />

aufzunehmen. Würde ich auf Grund<br />

der Nahrung in den USA innerhalb 3<br />

Wochen stark zunehmen? Nun ja, ich<br />

hatte Glück, meine Gastmutter war<br />

Vegetarierin, sodass es jeden Abend<br />

Gemüse oder zumindest Salate gab.<br />

Allerdings war das Dressing aus der<br />

Flasche doch sehr gewöhnungsbedürftig.<br />

Meine Familie war beim Essen aber<br />

eine Ausnahmeerscheinung – was das<br />

Essverhalten <strong>an</strong>geht, greifen die meisten<br />

Amis nämlich tatsächlich lieber zu<br />

„Junk- oder Fastfood“. Die Tatsache,<br />

dass Amerik<strong>an</strong>er durchweg zu dick sind,<br />

lässt sich derweil auch nicht abstreiten, so<br />

sind weitaus mehr als die Hälfte zu dick.<br />

Wer jetzt zufrieden grinst und sich denkt:<br />

„Ha! Das wusste ich doch schon immer“,


Leben Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 28 Se i t e 29 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 Leben<br />

dem sollte gesagt sein, dass statistisch<br />

auch fast jeder Zweite, der diese Zeitung<br />

im Moment liest übergewichtig ist.<br />

Ein weiteres Klischee ist, dass Amis<br />

dumm sind, was vor allem daher rührt,<br />

dass sie George W. Bush trotz seiner umstrittenen<br />

Politik wiedergewählt haben.<br />

Ich habe mich wirklich gewundert woher<br />

er die Stimmen her hatte, auf jeden Fall<br />

nicht aus dem Staate Connecticut – jeder<br />

Lehrer <strong>an</strong> der East Lyme Highschool,<br />

die wir mehrere Tage besuchten, alle<br />

Leute, mit denen ich sprach, waren und<br />

sind überzeugte Anti-Bush-Wähler. Außerdem<br />

ist es ja ein offenes Geheimnis,<br />

dass bei seiner Erst- als auch bei seiner<br />

Wiederwahl nicht alles regelkomform<br />

abgelaufen sei.<br />

Amerik<strong>an</strong>er als in irgendeiner Form<br />

als faul zu bezeichnen ist grundsätzlich<br />

falsch! Anders als in Deutschl<strong>an</strong>d ist es<br />

in Amerika normal mit sechzehn Jahren<br />

einen Job zu haben. Sei es bei Pizza<br />

Hut, McDonalds oder irgendwo <strong>an</strong>ders.<br />

Es ist nicht unüblich, dass Eltern ihren<br />

Kindern kein Taschengeld bezahlen. Darüber<br />

beschwert sich jedoch niem<strong>an</strong>d.<br />

Des Weiteren nimmt so gut wie jeder<br />

Schüler <strong>an</strong> einer AG <strong>an</strong> der Schule teil.<br />

Anders als in Deutschl<strong>an</strong>d laufen alle<br />

Aktivitäten, wie Sport, Music etc. über<br />

die Schule . Alle Sportteams haben den<br />

gleichen Namen, wie z.B. <strong>an</strong> meiner<br />

Highschool „Vikings“. Dadurch können<br />

sich alle Schüler mitein<strong>an</strong>der und auch<br />

mit der Schule identifizieren, was meiner<br />

Meinung nach besser ist als die vielen<br />

Clubs in Deutschl<strong>an</strong>d. So kommt es,<br />

dass zu einem scheinbar unbedeutenden<br />

Footballspiel <strong>an</strong> die 500 Leute kommen<br />

um zuzuschauen. Selbst die Musik<strong>an</strong>ten<br />

werden in die Events miteingebunden,<br />

da sie in den Spielunterbrechungen teils<br />

bek<strong>an</strong>nte Melodien, wie zum Beispiel den<br />

Rosaroten P<strong>an</strong>ther zum Besten bringen<br />

und somit die Rahmenbedingungen abrunden.<br />

Nicht das <strong>an</strong> Paulchen P<strong>an</strong>ther<br />

etwas Besonderes wäre, aber durch das<br />

Verknüpfen der verschiedenen Sport und<br />

Musikgruppen, kommen sich die Schüler<br />

auch näher. Ich war verwundert, wie viele<br />

Leute mein Gastschüler k<strong>an</strong>nte.<br />

Ansonsten ist mir besonders ein Lehrer<br />

in Erinnerung geblieben, der wirklich<br />

ein „Vaterl<strong>an</strong>ds F<strong>an</strong>atiker“ war. Passend<br />

dazu unterrichtet er Geschichte - oder so<br />

etwas Ähnliches. Gleich am ersten Schultag<br />

hatte ich die Freude, von Mr. St<strong>an</strong>ford<br />

die Deutschamerik<strong>an</strong>ische Beziehung<br />

erklärt zu bekommen. „Who won the<br />

Second Worldwar?“ – „The USA“…<br />

Natürlich, und Gott sei D<strong>an</strong>k!<br />

Außerdem stellte er gleich fest welches<br />

L<strong>an</strong>d den das beste wäre – natürlich sein<br />

Fortsetzung Mitte unten<br />

Wenn nur kaufen glücklich<br />

macht<br />

v o n <strong>an</strong> n a Le n a gö t z m a n n<br />

Sabine B. ist eine äußerst attraktive<br />

45-jährige Frau, topmodisch<br />

gekleidet, mit vielen, glitzernden<br />

Accessoires und mit einer dicken Schicht<br />

Make-up. Sie ist verheiratet und hat zwei<br />

Töchter aus zwei Ehen. Ihr Auftreten<br />

wirkt etwas aufgesetzt und sie ist meistens<br />

sehr überstylt, egal zu welchem<br />

Anlass, es darf beim Allem etwas mehr<br />

sein.<br />

Sie möchte mit ihrem Aussehen selbstbewusst<br />

und selbstsicher wirken und<br />

setzt alles dar<strong>an</strong> so „teuer“ wie möglich<br />

zu erscheinen und greift auch mal zu gefälschten<br />

Designerstücken, falls sie sich<br />

das Luxusexemplar nicht leisten k<strong>an</strong>n.<br />

Auch als Modeberaterin für die Familie<br />

und im Freundes- und Bek<strong>an</strong>ntenkreis ist<br />

sie gefragt. Sie weiß was in ist und was<br />

M<strong>an</strong>n/Frau so trägt.<br />

Deshalb hilft sie heute auch ihrer<br />

Freundin Beate beim Aussuchen eines<br />

Cocktailkleides für eine Gala. Beate vertraut<br />

voll dem Geschmack von Sabine.<br />

Natürlich nimmt sie sich sofort Zeit,<br />

weil sie selbst höllisch darauf brennt<br />

shoppen zu gehen. Eine innere Unruhe<br />

und ein mulmiges Gefühl kommen in<br />

ihr auf. Sie weiß genau, dass sie erst<br />

gestern, vorgestern und den Tag zuvor<br />

auch schon auf Einkaufstour war. Dabei<br />

hat sie unnötige Sachen gekauft und<br />

eine Menge Geld ausgegeben. Eigentlich<br />

k<strong>an</strong>n sie sich das schon l<strong>an</strong>ge nicht<br />

mehr leisten, aber der Dr<strong>an</strong>g kaufen zu<br />

müssen ist einfach zu stark. Auch Familienmitglieder<br />

und Freunde stufen sie als<br />

Vaterl<strong>an</strong>d. Und die Frage „Which is the<br />

best Country?“ musste ich mir alle 5<br />

Minuten <strong>an</strong>hören.<br />

Trotzdem war mir dieser Lehrer<br />

irgendwie symphatisch; wie k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong><br />

jem<strong>an</strong>den ernst nehmen, der die g<strong>an</strong>ze<br />

Zeit verschmitzt grinst, und wie ich<br />

später erfahren sollte von allen Schülern<br />

wegen seinem schrägen Humor „gefürchtet“<br />

wird?<br />

Abschließend gilt es festzuhalten, dass<br />

die Wahrheit über Amerik<strong>an</strong>er wie fast<br />

immer irgendwo zwischen gut und böse<br />

liegt. Es gibt Menschen, die das Klischee<br />

Kaufsucht...<br />

kaufsüchtig ein, doch sie weist das immer<br />

von sich. Egal, sie ist heute ja im Auftrag<br />

ihrer Freundin unterwegs und hat sich<br />

fest vorgenommen nichts zu kaufen. Sie<br />

hat jetzt genug für die Saison.<br />

Wie verabredet treffen sie sich in der<br />

Stadt und trinken zunächst einmal einen<br />

Kaffee. Sabine redet sich ihre Probleme<br />

vom Leib und will d<strong>an</strong>ach aufbrechen,<br />

denn vor ihr kommen immer die Bilder<br />

von den neusten Fashiontrends auf,<br />

die sie zuvor in der Vogue gesehen hat.<br />

Diese k<strong>an</strong>n sie sich nicht leisten jedoch<br />

hat sie auf der Hinfahrt im Schaufenster<br />

ihrer Lieblingsboutique gute Imitate<br />

entdeckt. Da wäre sicher auch was für<br />

Beate dabei.<br />

Also gehen sie gleich in den besagten<br />

Laden und Sabine weiß gar nicht wo sie<br />

<strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen soll zu stöbern. Es sieht einfach<br />

alles toll aus.<br />

Ihre Augen funkeln beim Betreten<br />

der Boutique. Sie sprüht vor Energie,<br />

denn Kaufen ist ihre große und einzige<br />

Leidenschaft. Ihr geübter Blick fällt sofort<br />

auf ein bonbonfarbenes Seidentop.<br />

Genau ihr Stil, nicht teuer und zufällig<br />

noch ihre Größe: wenn das nicht perfekt<br />

ist! Das sieht auch noch so aus wie<br />

das von Versace, das sie in der Vogue<br />

gesehen hat.<br />

Eine Minute später kommt ihr auf,<br />

dass sie eigentlich nichts kaufen wollte.<br />

Sie kämpft innerlich mit sich. Aber der<br />

Stoff fühlt sich so <strong>an</strong>genehm <strong>an</strong>, denkt<br />

sie sich. Sie legt es zunächst einmal<br />

zur Seite und hilft Beate beim Suchen,<br />

einer „typischen“ amerik<strong>an</strong>ischen Familie<br />

wiedergeben, die sich kaum von denen<br />

am Anf<strong>an</strong>g gen<strong>an</strong>nten Zeichentrickfamilien<br />

unterscheiden. Aber die meisten,<br />

zumindest die, die ich kennen gelernt<br />

habe, sind offene, nette, warmherzige,<br />

wenn auch mal die ein oder <strong>an</strong>dere<br />

Pizza und Burger zu viel verschlingende<br />

Menschen.<br />

Wenn Sie mit dem Ged<strong>an</strong>ken spielen<br />

ihre Kinder für eine Zeit nach Amerika<br />

zu schicken, k<strong>an</strong>n ich Sie dazu nur bekräftigen.<br />

Für mich jedenfalls war es eine<br />

tolle Erfahrung.<br />

schließlich ist sie ja unter diesem Vorw<strong>an</strong>d<br />

mitgekommen. Im Hinterkopf hat<br />

sie aber immer das Top und gleichzeitig<br />

entdeckt sie immer mehr. Die neuen<br />

Ankleboots und dazu einen Taillengürtel.<br />

Innerlich stellt sie das gesamte Outfit zusammen.<br />

Sie muss sich zusammenreißen.<br />

Nicht schwach werden. Nicht schwach<br />

werden, sagt sie sich immer! Beate will<br />

<strong>an</strong>probieren. Sabine denkt sich: entweder<br />

ich probier das jetzt <strong>an</strong> oder nie.<br />

Sie weiß genau, dass sie es <strong>an</strong>probieren<br />

MUSS. Wenn sie es nicht tut macht sie<br />

sich die g<strong>an</strong>ze Zeit Ged<strong>an</strong>ken darüber<br />

und vielleicht sieht es ja nicht einmal<br />

gut aus.<br />

Also kommt sie gleich mit. Sie fühlt<br />

sich richtig gut, dass sie den Entschluss<br />

gewagt hat und hofft, dass ihr das Teil<br />

passt. Dass das der Fall ist, ist kein Wunder.<br />

Sie sieht das auf den ersten Blick und<br />

auch Freundin Beate ist zufrieden.<br />

Jetzt wird es erst richtig schwierig für<br />

sie. Sie bereut es jetzt doch, dass sie es<br />

<strong>an</strong>probiert hat. Sie darf es nicht kaufen.<br />

Sie weiß genau, dass es Ärger gibt,<br />

wenn sie wieder mit was Neuem aus der<br />

Stadt kommt. Ihr M<strong>an</strong>n sagt, er mache<br />

das g<strong>an</strong>ze nicht mehr l<strong>an</strong>ge mit. Sabine<br />

fängt <strong>an</strong> zu schwitzen. Ihr Kopf raucht,<br />

sie überlegt. Vielleicht hilft ein Blick auf<br />

den Preis. K<strong>an</strong>n ja sein, dass es sowieso<br />

zu teuer ist, aber nein es ist sogar noch<br />

preiswert, auch wenn das Konto total<br />

überzogen ist und das obwohl heute erst<br />

der zwölfte ist. Sie hat sich das Top schon<br />

aus dem Kopf geschlagen, da macht<br />

Beate ihr Komplimente und sie k<strong>an</strong>n<br />

einfach nicht widerstehen, außerdem<br />

macht das eine Top jetzt auch nichts<br />

mehr aus.<br />

Sie bezahlen schließlich und verlassen<br />

das Geschäft. Draußen in der Kälte<br />

kommen ihr kurze Zweifel auf, die sie<br />

aber bei Seite schiebt.<br />

Gleich geht’s weiter zu H&M. Sie<br />

ist entschlossen ihren Töchtern etwas<br />

mitzubringen. Innerlich will sie damit<br />

ihren Kauf schönreden. Vielleicht fällt es<br />

ihnen nicht so auf, wenn sie auch etwas<br />

bekommen.<br />

Auf dem Weg zur Kasse sieht sie noch<br />

eine Silberkette die ihr eben gekauftes<br />

Outfit komplettieren würde. Was soll’s,<br />

sie nimmt sie mit, denn Schmuck ist<br />

zeitlos, denkt sie sich.<br />

D<strong>an</strong>n verabschieden sich die zwei.<br />

Beate bed<strong>an</strong>kt sich noch mal und Sabine<br />

graut es schon im Auto nach Hause zu<br />

fahren. Sie hat es wieder nicht geschafft<br />

zu widerstehen. Hoffentlich gefällt ihren<br />

Töchtern das Gekaufte, denn sonst hat<br />

sie wieder Geld verschwendet.<br />

Zu Hause <strong>an</strong>gekommen präsentiert<br />

sie ihre Errungenschaften. Ihre Töchter<br />

sind gar nicht begeistert, wie sie sich es<br />

erhofft hat. Sie machen ihrer Mutter zum<br />

Vorwurf, dass sie schon in dieser Woche<br />

sechs Tops, in ähnlicher Ausführung,<br />

drei paar Schuhe und vier Gürtel gekauft<br />

hat und das jetzt endlich mal Schluss<br />

sein müsste. Sie sind davon überzeugt,<br />

dass ihre Mutter kaufsüchtig ist und die<br />

Sachen, die sie ihnen aus der Stadt mitgebracht<br />

hat gefallen ihnen nicht und sind<br />

außerdem völlig überflüssig.<br />

Simone ist gekränkt und fühlt sich<br />

unverst<strong>an</strong>den. Sie wollte ihren Töchtern<br />

doch nur Gutes tun und konnte ja<br />

nicht wissen, dass ihre Töchter nichts<br />

brauchten. Sie hat doch so gekämpft, was<br />

ist denn jetzt so schlimm dar<strong>an</strong>, dass sie<br />

sich ein paar Kleinigkeiten gekauft hat?<br />

Sie könnte sich ja auch die Designerstücke<br />

kaufen und sie in den Ruin treiben,<br />

aber das macht sie ja nicht. Sie kauft ja<br />

nur ab und zu mal ein paar Kleider, das<br />

macht ja wohl jede Frau.<br />

Jetzt sollte es jedem klar sein: Sabine<br />

ist wirklich kaufsüchtig. Sie weiß es ja<br />

praktisch selbst.<br />

Aber was genau sind die Ursachen?<br />

Sie wurde schon mehrfach im Leben<br />

enttäuscht. Ihre erste Ehe scheiterte und<br />

ihrer zweiten droht das Aus. Sabine ist<br />

sehr hilfsbereit und opfert sich für ihre<br />

Familie auf. Ihr wird jedoch die Anerkennung<br />

versagt. Sie fühlt sich minderwertig<br />

und ungerecht beh<strong>an</strong>delt. Aufgrund ihrer<br />

Beziehungsprobleme ist sie misstrauisch<br />

und neigt zur übersteigerten Kontrolle.<br />

Sie vertraut ihrem M<strong>an</strong>n schon längst<br />

nicht mehr und er nimmt keine Rücksicht<br />

auf sie.<br />

Für Simone ist Kaufen „Ersatzbefriedigung“!<br />

Sie kaschiert durch den<br />

ständigen Kauf ihre Probleme. In diesen<br />

Momenten fühlt sie sich gut und schlüpft<br />

in die Rolle der selbstbewussten Diva. Sie<br />

sucht beim Shoppen nach Anerkennung<br />

und Liebe.<br />

Es gibt verschiedene Ursachen für die<br />

Kr<strong>an</strong>kheit, wie Depressionen, innere<br />

Leere, Ängste oder geringes Selbstwertgefühl.<br />

Außerdem kaschiert sie<br />

damit ihre Beziehungsprobleme. Sie<br />

fühlt sich beim Kaufen als geachtete und<br />

umworbene Persönlichkeit. Das gibt ihr<br />

den Kick.<br />

Was k<strong>an</strong>n Sabine tun? Zunächst einmal<br />

muss sie einsehen, dass sie kaufsüchtig<br />

und somit kr<strong>an</strong>k ist. Sol<strong>an</strong>ge sie nicht<br />

einsichtig ist k<strong>an</strong>n ihr nicht geholfen<br />

werden. D<strong>an</strong>ach sollte sie ihre Beziehungsprobleme<br />

<strong>an</strong>gehen und lösen, am<br />

besten mit Hilfe eines Therapeuten.<br />

Unterstützend könnte für sie und ihre<br />

Angehörigen eine Selbsthilfegruppe<br />

sein. Es gibt diese in g<strong>an</strong>z Deutschl<strong>an</strong>d<br />

verbreitet. Adressen gibt’s im Internet,<br />

außerdem helfen die Sozialbehörden der<br />

Kommunen mit Rat und Tat weiter.<br />

Was ist das Ziel einer solchen Gruppe?<br />

Die Erkr<strong>an</strong>kten vom zw<strong>an</strong>ghaften Umg<strong>an</strong>g<br />

mit Geld zu befreien und vor allem<br />

das gemeinsame Problem „Kaufsucht“<br />

zu lösen.<br />

Was passiert wenn Sabine sich nicht<br />

helfen lässt? Sie könnte sich immer mehr<br />

verschulden und in Insolvenz geraten.<br />

Das macht ihr Angst und erzeugt Schuldgefühle.<br />

Wenn sie komplett verschuldet<br />

ist, besteht die Gefahr, dass sie Diebstahl<br />

begeht, um ihrer Sucht nachzugehen.<br />

Was Sabine <strong>an</strong>geht: Sie hat die Kr<strong>an</strong>kheit<br />

noch nicht selbst erk<strong>an</strong>nt, doch<br />

in letzter Zeit haben ihre Familie und<br />

Freunde den Eindruck, dass sie nachdenklicher<br />

geworden ist und die Hoffnung<br />

besteht, dass sie bald den Willen<br />

aufbringt, das Problem <strong>an</strong>zunehmen<br />

und zu lösen.<br />

Anmerkung: Die Geschichte basiert<br />

auf einer wahren Begebenheit. Die Namen<br />

der Personen wurden geändert.<br />

Si n d Sie K au F S u c h t g e Fä h r d e t?<br />

Mit Hilfe des nachfolgenden Tests können<br />

Sie einordnen ob auch Sie kaufsuchtgefährdet<br />

sind. Kreuzen Sie <strong>an</strong>, welche Aussagen Sie mit<br />

„ja“ be<strong>an</strong>tworten können.<br />

o Fühlen Sie sich gereizt und sind nervös<br />

wenn Sie nicht einkaufen gehen können?<br />

o Finden Sie ihre Käufe im Nachhinein<br />

unsinnig?<br />

o Dient Ihnen Kaufen als Trost oder Belohnung?<br />

o Haben Sie Entzugserscheinungen wenn Sie<br />

über längere Zeit nicht einkaufen waren,<br />

wie Angst, Nervosität?<br />

o Vernachlässigen Sie Ihre Freunde durch<br />

das Einkaufen?<br />

o Können Sie sich <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d von Einkäufen<br />

von Ihren Problemen ablenken?<br />

o Fühlen Sie einen inneren Zw<strong>an</strong>g etwas<br />

kaufen zu müssen?<br />

o Kaufen Sie mehr als Sie sich fin<strong>an</strong>ziell<br />

leisten können?<br />

o Haben Sie unmittelbar nach dem Kaufen<br />

ein schlechtes Gewissen?<br />

o Kaufen Sie Dinge die Sie nicht brauchen?<br />

Test-Auflösung:<br />

Bei 3-6 „ja“ Antworten: Sie sind kaufsuchtgefährdet.<br />

Bei 6 und mehr „ja“ Antworten: Sie sollten<br />

beim Psychotherapeuten abklären lassen, ob<br />

Ihre Symptome beh<strong>an</strong>dlungsbedürftig sind.


Leben Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 30 Se i t e 31 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 Leben<br />

v o n ma r i e t ta Ja n K<br />

Nicole Richie, Lindsay Loh<strong>an</strong>,<br />

Britney Spears, ….. Kaum selten<br />

ein Tag ohne einen Bericht<br />

über Drogen in der Prominentenszene.<br />

Doch dies ist nur die Spitze des Eisbergs.<br />

Viel weniger im Mittelpunkt der<br />

Medien stehen die vielen Unbek<strong>an</strong>nten,<br />

<strong>an</strong> den Bahnhöfen und Park<strong>an</strong>lagen der<br />

Städte, die <strong>an</strong> der Nadel hängen. Das<br />

Schicksal dieser Menschen geht mir<br />

durch den Kopf auf meinen Weg zur<br />

Drogenberatungsstelle.<br />

Ich sitze in der Bahn und beobachte<br />

Leute, wie sie aussehen, wie sie sich benehmen.<br />

Eigentlich k<strong>an</strong>n jeder drogenabhängig<br />

sein. Diese hektische Bürodame,<br />

die mit ihren polierten Fingernägeln<br />

auf drei verschieden H<strong>an</strong>dys gleichzeitig<br />

Teufelskreis ohne Ausweg<br />

Drogensucht: Die Antwort auf eine unerfüllte Sehnsucht?<br />

herumh<strong>an</strong>tiert und schon die Zigarette<br />

aus der Tasche herausholt um beim Aussteigen<br />

wieder die nächste zu rauchen.<br />

Der Vorsatz, im neuen Jahr aufzuhören,<br />

hat wohl nicht geklappt.<br />

Die Mutter mit einem schreienden<br />

Säugling auf dem Rücken, ein weinendes<br />

Kleinkind im Kinderwagen und dazu<br />

noch ein nervendes Schulkind <strong>an</strong> der<br />

H<strong>an</strong>d, die alle <strong>an</strong> ihren Nerven zerren.<br />

Vielleicht nimmt sie Schlaftabletten, damit<br />

sie einmal eine Nacht ruhig schlafen<br />

k<strong>an</strong>n.<br />

An der nächsten Station steigt ein<br />

Obdachloser ein, mit seinen zerrissen,<br />

matschbraunen Plastiktüten in der<br />

einen H<strong>an</strong>d und der Bierflasche in der<br />

<strong>an</strong>deren.<br />

Eine aufgemotzte B<strong>an</strong>de von Jugend-<br />

Bild: Marietta J<strong>an</strong>k<br />

lichen quatscht aufgeregt durchein<strong>an</strong>der,<br />

was sie heute so in der Disco erleben<br />

wollen. Ein paar Ecstasy -Pillen würde<br />

sicherlich noch den speziellen Kick<br />

geben.<br />

Wir sind fast alle von irgendetwas<br />

abhängig. Es hört sich womöglich lächerlich<br />

<strong>an</strong>, aber es beginnt genau <strong>an</strong> dem<br />

Punkt, <strong>an</strong> dem m<strong>an</strong> seine Milchzähne<br />

bekommen hat. Wenn m<strong>an</strong> etwas Gutes<br />

get<strong>an</strong> hat oder einfach zur Ruhe gebracht<br />

werden sollte, haben die Eltern ihren<br />

Kindern einfach eine bunte Babyflasche<br />

mit klebrigsüßen Tee oder ein Stück<br />

Schokolade gegeben. M<strong>an</strong> isst sie immer<br />

noch, vor lauter L<strong>an</strong>geweile oder um<br />

die Trauer zu überwinden oder weil es<br />

einfach gut schmeckt.<br />

Draußen dämmert es l<strong>an</strong>gsam, als ich<br />

aussteige, mir fehlt das Blatt, auf dem die<br />

Adresse der Drogenberatungsstelle steht.<br />

Aber ich weiß, dass es ist irgendwo beim<br />

Burger King in der Nähe, ich werde es<br />

schon finden. Das hoffe ich jedenfalls,<br />

doch nachdem ich zum zweiten Mal im<br />

Quadrat gelaufen bin, bin ich mit meiner<br />

Weisheit am Ende.<br />

Ich k<strong>an</strong>n aber auf keinen Fall jem<strong>an</strong>den<br />

fragen. Was würden sie sagen? Vielleicht<br />

denken sie, ich bin drogensüchtig? Weiß<br />

überhaupt jem<strong>an</strong>d, wo diese Drogenberatungsstelle<br />

ist?<br />

Um ehrlich zu sein, ist es mir schrecklich<br />

peinlich, ich habe einfach Angst.<br />

Wovor eigentlich? Drogenabhängige<br />

sind genauso Menschen wie alle <strong>an</strong>deren.<br />

Sie gehen mit uns in die Schule, sitzen<br />

mit uns in der Bahn oder gehen in den<br />

gleichen Verein wie wir. Also etwas mehr<br />

Selbstbewusstsein, bitte!<br />

Natürlich muss m<strong>an</strong> erst mal jem<strong>an</strong>den<br />

suchen, der etwas wissen könnte. Als ich<br />

d<strong>an</strong>n eine freundliche Frau mittleren<br />

Alters sehe, hilft diese mir weiter, ohne<br />

schockiert über meine Frage zu sein.<br />

Die Tür ist eigentlich wie jede <strong>an</strong>dere<br />

Haustür, g<strong>an</strong>z unscheinbar steht auf<br />

einem Klingelschild „Drogenberatungszentrum“.<br />

Am Ende des unbeleuchteten<br />

Flures befindet sich eine Wendeltreppe,<br />

die in die höheren Stockwerke führt. Ich<br />

höre Schritte, sie sind sehr zaghaft und<br />

kaum hörbar.<br />

Durch das schwache Licht, das durch<br />

ein Fenster fällt, k<strong>an</strong>n ich eine dünne<br />

Mädchengestalt erkennen, die nicht<br />

älter als 14 Jahre erscheint. Aufgewühlt,<br />

erschrocken, fast so, als ob sie bei etwas<br />

ertappt wurde. Ihre kleinen Augen treffen<br />

meine und wir starren uns gegenseitig<br />

für ein paar Sekunden <strong>an</strong>. Auf einmal<br />

läuft sie eilig weiter, ich warte, bis sie<br />

sich <strong>an</strong> mir vorbeiquetscht hat, weil die<br />

Treppe ein wenig eng ist. Wie ein Wiesel<br />

flüchtet sie aus dem Gebäude.<br />

Dieses verstörte Gesicht, fast klagend<br />

und sehr traurig. Sie ist doch noch ein<br />

Kind wie ich. Wie k<strong>an</strong>n nur so etwas<br />

passieren?<br />

In Wirklichkeit habe ich Mitleid mit<br />

ihr, aber was bringt ihr das schon! Mitleid.<br />

Sie braucht Kraft und Hilfe.<br />

Im ersten Stock sieht m<strong>an</strong> ein honiggelb<br />

brennendes Licht. Die Wärme umhüllt<br />

meine mittlerweile zu Eis gefroren<br />

Finger und wärmt mich von innen auf.<br />

Hinter einem Schalter stehen zwei<br />

junge, offene und lächelnde Mädchen,<br />

die mir fast wie Klassenkameradinnen<br />

erscheinen. Es beruhigt mich, dass die<br />

Atmosphäre nicht trist und versp<strong>an</strong>nt<br />

ist, sondern locker und lässig. Sie führten<br />

mich zu einem Wartezimmer, das voller<br />

Prospekte ist. Eins nach dem <strong>an</strong>deren,<br />

alles über die Sucht, über ihre Folgen<br />

und wie m<strong>an</strong> es wieder zurück in die<br />

Außenwelt schafft. Kaum habe ich mich<br />

grob umgeschaut, werde ich zu Herrn<br />

Riek*, dem Leiter der Drogenprävention,<br />

gerufen.<br />

Dieser Ort hat nichts Exotisches oder<br />

besonders Beängstigendes, eigentlich<br />

ist es genauso wie bei einem Arzt. Sein<br />

Zimmer sieht g<strong>an</strong>z normal aus, wie ein<br />

Büro: Schreibtisch, Computer, Schränke<br />

voller Ordner und sich stapelnde Bücherhaufen.<br />

Herr Riek ist freundlicherweise bereit,<br />

mir ein Fragen zum Thema Drogen zu<br />

be<strong>an</strong>tworten. Das Erste, was er mir sagt<br />

ist, dass viele Leute das Thema Zigaretten,<br />

Tabletten und Alkohol gerne von<br />

sich weg schieben und es verharmlosen.<br />

Doch in Wirklichkeit betrifft es jeden einzelnen<br />

von uns, ist doch der Anf<strong>an</strong>g oft<br />

harmlos und scheinbar g<strong>an</strong>z alltäglich.<br />

Doch wenn m<strong>an</strong> einmal <strong>an</strong>gef<strong>an</strong>gen hat,<br />

ist es schwer wieder davon abzulassen.<br />

M<strong>an</strong> braucht viel Selbstdisziplin und<br />

Selbstbewusstsein.<br />

Ich habe auch eine Art „Süßigkeitenentzug“<br />

gemacht, das heißt eine Woche<br />

l<strong>an</strong>g nichts „Süßes“ mehr verzehrt.<br />

Dies erwies sich als viel schwieriger als<br />

ich dachte. Jedes Mal, wenn ich einen<br />

Teller oder ein Glas aus unserem Küchenschr<strong>an</strong>k<br />

geholt hatte, sah ich die<br />

verlockenden Schokoladetafeln. Der<br />

Verführer in mir sagte:“ Komm, weil du<br />

es schon zwei Tage durchgehalten hast,<br />

hast du eine Belohnung verdient!“ Aber<br />

ich muss es doch schaffen, es ist doch nur<br />

Schokolade! Was bringt es schon, sobald<br />

ich etwas <strong>an</strong>deres esse oder trinke, ist der<br />

Geschmack weg. Ich kämpfte dauernd<br />

gegen die kleine Stimme <strong>an</strong>, doch dieser<br />

leise Aufruf nachzugeben war trotzdem<br />

da. Wie ist es d<strong>an</strong>n erst bei Zigaretten,<br />

wenn der Körper nach noch mehr schreit<br />

oder bei Heroin?<br />

Einen großen Einfluss stellen auch die<br />

Freunde und Mitschüler dar. Wenn mir<br />

jem<strong>an</strong>d in der Schule Kaugummi oder ein<br />

Stückchen Kuchen <strong>an</strong>bot, musste ich ein<br />

schweres und klägliches „Nein“ von mir<br />

geben. Doch nach den ersten Anf<strong>an</strong>gsbeschwerden<br />

ging es immer besser. Ich<br />

dachte, l<strong>an</strong>gsam habe ich meinen Körper<br />

doch im Griff und das war ein richtiges<br />

Erfolgserlebnis.<br />

Ich bewundere Süchtige, die es schaffen<br />

„cle<strong>an</strong>“ zu werden und wieder<br />

vollkommen wie ein normaler Mensch<br />

leben können, ohne die Angst zu haben<br />

wieder in den Teufelskreis hineingezogen<br />

zu werden.<br />

Herr Riek verdeutlicht auch, dass<br />

bedauerlicherweise viele Jugendliche<br />

sich das „dauernde Gequatsche“ von<br />

ihren Eltern, Lehrern und <strong>an</strong>deren gar<br />

nicht zu Herzen nehmen. Sie sagen, die<br />

„Alten reden viel, wenn der Tag l<strong>an</strong>g<br />

ist, aber eigene Erfahrungen habe ich<br />

nur, wenn ich es auch selber ausprobiert<br />

habe.“ Wer jedoch ins Koma fällt oder<br />

die Qualen eines Entzugs erleben muss,<br />

wird schmerzlich erfahren müssen, wie<br />

hart eine Abhängigkeit und der Weg<br />

hinaus sind.<br />

Der Drogenberater will mir die Drogensucht<br />

durch ein Beispiel verdeutlichen.<br />

Er erzählt mir von einem sehr<br />

ergreifenden und erschütternden Schicksals<br />

einer 16-Jährigen Heroinsüchtigen:<br />

An einem düsteren, kalten Novembertag<br />

kam ein Mädchen zu uns ins<br />

Drogenzentrum. Alle waren schon auf<br />

Weihnachten, Schnee und Freizeit eingestellt.<br />

Aber sie wirkte wie ein Geist, fast<br />

schon wie eine lebende Leiche. H<strong>an</strong>nah<br />

L.* war ihr Name, ich werde ihn nie vergessen.<br />

Sie motivierte mich dazu, dass ich<br />

hier richtig war, wenn ich Leuten helfen<br />

wollte. Für ihren Zust<strong>an</strong>d war sie ein sehr<br />

selbstbewusster Mensch. H<strong>an</strong>nah hatte<br />

schon viele Entzugsversuche, privat und<br />

auch mit professionellen Therapeuten,<br />

hinter sich, aber sie hat es nicht geschafft.<br />

Die einzigen Freunde, die sie hatte, waren<br />

heroinsüchtig wie sie. Das war ihre „Familie“.<br />

Dort fühlte sie sich wohl.<br />

Sie erzählte mir, wie alles beg<strong>an</strong>n und<br />

<strong>an</strong> welchem Punkt sie <strong>an</strong>gel<strong>an</strong>gt war:<br />

Wie jedem <strong>an</strong>deren Fixer ging es bei<br />

ihr zu Hause schlimm zu. Aggressiver<br />

und schlagender Vater, heulende und<br />

verzweifelte Mutter, Scheidung und<br />

d<strong>an</strong>n der Umzug in die Vorstadt. Ihren<br />

Freunden erging es genauso und deswegen<br />

zögerten sie nur kurz, als sie das<br />

erste Mal gekifft hatte. D<strong>an</strong>n folgten die<br />

synthetische Drogen und Kokain. Seit<br />

einiger Zeit fixte sie schon Heroin. Sie<br />

brauchte für ihre 5 Schüsse am Tag <strong>an</strong><br />

die 200 €. Das heißt, sie musste g<strong>an</strong>z<br />

schon oft <strong>an</strong>schaffen gehen, um das<br />

Geld zusammenzubringen. Sie merkte<br />

gar nicht, dass sie immer erschöpfter<br />

wurde. Ihr Gesicht wurde bleicher, die<br />

Augenhöhlen waren eingefallen, die<br />

Augenringe wurden kohlrabenschwarz,<br />

ihr Körper best<strong>an</strong>d eigentlich nur noch<br />

aus Haut und Knochen. Sie war einfach<br />

am Ende. Ihr Körper hielt das nicht<br />

mehr länger aus. Ihr ging es aber l<strong>an</strong>g<br />

noch nicht so schlimm wie Paul, sein<br />

Körper zerfiel l<strong>an</strong>gsam. Ihm konnte m<strong>an</strong><br />

nicht mehr retten, alle Entzugsversuche<br />

waren fehlgeschlagen, alle Therapien.<br />

Sie wollte nicht, dass er stirbt, er war ein<br />

Teil von ihr.<br />

Sie war wie vom Blitz getroffen, als sie


Leben<br />

ihn eines Morgens tot auf dem Bahnhofsklo<br />

f<strong>an</strong>den. Die Spritze steckte noch<br />

in seinem Arm. Er lag g<strong>an</strong>z friedlich und<br />

ruhig da. Ihr Bruder, ein Mitglied von<br />

ihrer kleinen „Familie“, war tot. Ihre Welt<br />

brach zusammen. Sie fragte sich immer<br />

wieder: „War es wirklich sein Wunsch<br />

sein Leben mit einem Goldenen Schuss<br />

zu beenden? Wollte er tatsächliche nicht<br />

mehr aus seinem Leben machen? Wer<br />

würde der nächste sein?“ Das Leben war<br />

ein Horrortrip für H<strong>an</strong>nah. Von High<br />

bis Low. Der Turkey, immer heftiger,<br />

jedes Mal packte er sie und ließ sie nicht<br />

mehr los. H<strong>an</strong>nah hatte das Gefühl, sie<br />

würde jede Minute sterben, sie hielt das<br />

nicht länger aus. Um die Trauer wieder<br />

aus ihrem Gedächtnis zu blenden,<br />

brauchte sie einen neuen Druck. In<br />

der Eile nahm ihr Kumpel einfach das<br />

Wasser aus einer Pfütze um das Heroin<br />

mit der Zitronensäure aufzukochen. Er<br />

zog die Mischung mit einer stumpfen<br />

Einwegspritze auf. Ein <strong>an</strong>derer musste<br />

sie fest halten, damit m<strong>an</strong> die Ader auch<br />

wirklich traf. Er rammte sie ihr in den<br />

Arm, mitten in eine Thrombose. Die<br />

Nadel blieb stecken, Blut strömte in die<br />

K<strong>an</strong>üle, in der noch das Heroin war. Der<br />

Druck war zu hoch, Blut spritzte überall<br />

umher. Doch sie merkte gar nichts mehr,<br />

sie war nicht mehr da, entfloh dem Elend<br />

in ihre eigene Prachtwelt.<br />

Angst es zu vergessen — von Julia Urb<strong>an</strong><br />

Die Leute reden nicht gerne darüber,<br />

wie es ist, wenn m<strong>an</strong> einen<br />

geliebten Menschen verliert. Aber was<br />

ist, wenn es plötzlich eintritt? M<strong>an</strong><br />

k<strong>an</strong>n nicht trainieren, wie m<strong>an</strong> damit<br />

umgeht. Es ist wie, wenn jem<strong>an</strong>d<br />

einen in zwei Stücke zerreißt, m<strong>an</strong><br />

k<strong>an</strong>n nichts mehr fühlen, außer dem<br />

Schmerz, der in einem drinnen sitzt<br />

wie eine Br<strong>an</strong>dmarke. Das Schlimmste<br />

ist aber, dass m<strong>an</strong> weiß, dass dieser<br />

Mensch nie zurückkommen wird.<br />

M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n ihn nie wieder in die Arme<br />

nehmen und einfach glücklich sein.<br />

Nach einer gewissen Zeit fühlt m<strong>an</strong><br />

sich so leer, dass m<strong>an</strong> nicht mal mehr<br />

weinen k<strong>an</strong>n.<br />

Wenn m<strong>an</strong> es gewusst hätte, dass der<br />

Mensch einen so schnell verlässt, hätte<br />

m<strong>an</strong> vieles <strong>an</strong>ders gemacht. M<strong>an</strong> hätte<br />

sich nicht mit ihm gestritten, sich <strong>an</strong>geschrien<br />

wegen unwichtiger Dinge, die<br />

nach ein paar Stunden schon niem<strong>an</strong>d<br />

mehr interessiert. M<strong>an</strong> hätte ihn g<strong>an</strong>z<br />

fest in die Arme genommen und ihm<br />

gesagt, wie sehr m<strong>an</strong> ihn liebt. Warum<br />

hat m<strong>an</strong> es nicht get<strong>an</strong>? Es sind meist<br />

Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 32 Se i t e 33 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008<br />

Dieses Leben war ihr Leben gewesen.<br />

Schrecklich aber wahr. Harmlos hat es<br />

<strong>an</strong>gef<strong>an</strong>gen und bis zu diesem Punkt<br />

war sie <strong>an</strong>gel<strong>an</strong>gt. Der größte Wunsch<br />

von H<strong>an</strong>nah war es, cle<strong>an</strong> zu werden.<br />

Ein normales Leben ohne Heroin, ohne<br />

Lügen, ohne Diebstahl, ohne Turkey und<br />

ohne Leichen.<br />

Der Schock, dass sie dem Tod knapp<br />

entronnen war, saß tief. Nun war ihr<br />

klar geworden, wenn sie es dieses Mal<br />

nicht schaffen würde, wäre dies der<br />

sichere Tod für sie. Deswegen w<strong>an</strong>dte<br />

sie sich <strong>an</strong> die Drogenberatungsstelle,<br />

wo ich sie zum ersten Mal traf. Nach<br />

einer stationären Entzugsbeh<strong>an</strong>dlung,<br />

hat sie geschafft ihr Leben noch einmal<br />

von vorne zu beginnen. Sie ist cle<strong>an</strong> und<br />

will auch dabei bleiben. H<strong>an</strong>nah ist in<br />

meiner Erinnerung geblieben, weil sie<br />

den Sprung zurück ins alltägliche Leben<br />

wieder geschafft hat.<br />

Nachdem er mit dem Bericht fertig<br />

ist, sitze ich nur still da. Jetzt wird mir<br />

bewusst, wie schlimm die Drogensucht<br />

wirklich ist. Ich habe schon von Drogen<br />

gelesen und gehört, aber mir erschienen<br />

sie unendlich weit entfernt, so unwahr.<br />

Vielleicht wollte ich es früher auch nicht<br />

genau wissen.<br />

Doch wie k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> solchen Menschen<br />

helfen? Herr Riek erzählt, dass Gruppen<br />

die einfachen Wörter, die einem so<br />

schwer fallen, und wenn m<strong>an</strong> es nicht<br />

macht, bereut m<strong>an</strong> es. Aber irgendw<strong>an</strong>n<br />

gibt es keine Zeit mehr es ihm zu sagen<br />

und wenn m<strong>an</strong> es ihm d<strong>an</strong>n nicht nochmal<br />

ein letztes Mal gesagt hätte, k<strong>an</strong>n<br />

m<strong>an</strong> es ihm nie wieder sagen. Wie k<strong>an</strong>n<br />

m<strong>an</strong> mit diesem Gefühl leben? M<strong>an</strong> bekommt<br />

es nicht mehr aus seinem Kopf,<br />

denkt ständig dar<strong>an</strong>. M<strong>an</strong> überlegt, was<br />

gewesen wäre, wenn m<strong>an</strong> es ihm vorher<br />

noch einmal gesagt hätte, wäre er d<strong>an</strong>n<br />

vielleicht noch am Leben?<br />

Das schwerste jedoch ist, dass m<strong>an</strong><br />

eine wahnsinnige Angst hat, zu vergessen,<br />

wie der Mensch aussah, wie er<br />

redete oder wie er roch. Das Lächeln.<br />

Das Gesicht verschwindet nach jedem<br />

Traum mehr und das Kissen verliert<br />

auch schon den Duft des Parfüms des<br />

geliebten Menschen. M<strong>an</strong> wünscht sich<br />

nichts Sehnlicheres als ihn zurück, die<br />

Ratschläge, die er einem immer gegeben<br />

hat, er war wie ein Fels in der Br<strong>an</strong>dung.<br />

Er hatte einen Kosenamen für einen,<br />

den sonst keiner für ihn hatten. M<strong>an</strong> wird<br />

diesen Namen nie, nie mehr aus seinem<br />

mit einem Polizist, einem Sozialarbeiter<br />

und zwei oder drei Jugendlichen <strong>an</strong><br />

Ver<strong>an</strong>staltungen wie „Das Fest“ <strong>an</strong> der<br />

Günther-Glotz-Anlage, hier in <strong>Karlsruhe</strong>,<br />

Jugendliche auf ihren Konsum von<br />

Alkohol aufmerksam machen und sie<br />

darüber aufklären, welche Folgen dies<br />

haben k<strong>an</strong>n.<br />

Ich bin beeindruckt von dem Abend<br />

im Drogenzentrum und ich glaube, ich<br />

k<strong>an</strong>n mir jetzt die wirkliche Drogenwelt<br />

etwas besser vorstellen.<br />

M<strong>an</strong>che Freaks verherrlichen die Drogenabhängigkeit<br />

und malen sie in bunten<br />

Farben aus. Von <strong>an</strong>deren werden sie<br />

einfach nur verdammt und abgeurteilt.<br />

Sicher liegt die Wahrheit irgendwo in der<br />

Mitte, denn sie sind Menschen genauso<br />

wie jeder <strong>an</strong>dere. Sie brauchen Hilfe<br />

um wieder in ein geregeltes Leben der<br />

Unabhängigkeit zu gel<strong>an</strong>gen.<br />

Besonders R<strong>an</strong>dgruppen haben ein<br />

Recht auf Toler<strong>an</strong>z und Weitsichtigkeit<br />

der Gesellschaft.<br />

Jeder einzelne sollte nicht die Augen<br />

vor diesen Menschen verschließen, sondern<br />

sich mit den Problemen und den<br />

Hintergründe aktiv ausein<strong>an</strong>dersetzten.<br />

H<strong>an</strong>nah ist nicht ein trauriger Einzellfall,<br />

sondern ein Beispiel für das<br />

Schicksal vieler.<br />

Munde hören. Es hilft auch nicht, ständig <strong>an</strong> ihn zu<br />

denken, irgendw<strong>an</strong>n verschwindet er und m<strong>an</strong> ist über<br />

in „hinweg“. M<strong>an</strong> hat Angst, alles zu vergessen.<br />

Nach einer Weile überspielen die Menschen um einen<br />

herum, dass dieser Mensch verloren geg<strong>an</strong>gen ist, und<br />

m<strong>an</strong> bleibt alleine mit dem Schmerz, der einfach nicht<br />

nachlassen will. M<strong>an</strong> sucht einen Schuldigen, dem m<strong>an</strong><br />

die Schuld geben k<strong>an</strong>n, dass m<strong>an</strong> seinen geschätzten<br />

Mensch verloren hat. Aber m<strong>an</strong> findet meist keinen,<br />

was noch viel schlimmer ist. Es geht auch ein Teil des<br />

Trauernden mit dem Menschen verloren, das nie mehr<br />

ersetzt werden k<strong>an</strong>n, zu groß ist die Lücke.<br />

Wenn ein Mensch seine Familie und die Menschen<br />

verlässt, die ihn lieben, denkt er nicht dar<strong>an</strong>, was nach<br />

seinem Tod passiert. Dass seine Familie vielleicht zerbricht,<br />

weil sie den leeren Platz am Esstisch nicht mehr<br />

ertragen k<strong>an</strong>n, <strong>an</strong> dem immer ihr Geliebter saß.<br />

Es gibt unterschiedlich Wege mit dem Schmerz fertig<br />

zu werden, m<strong>an</strong>che versch<strong>an</strong>zen sich, bepackt mit alten<br />

Fotoalben, in einem Zimmer und weinen tagein, tagaus.<br />

Andere wiederum, versuchen ihren Verlust zu überspielen,<br />

indem sie ihren Schmerz hinter einer Fassade<br />

verstecken. Der beste Weg, aber gibt es denn überhaupt<br />

DEN besten Weg, mit seinem Schmerz klar zu kommen,<br />

ist es sich mit ihm ausein<strong>an</strong>der zu setzen.<br />

D<strong>an</strong>n bleibt die Frage offen, leben, als wäre jeder Tag<br />

der letze Tag im Leben?<br />

v o n carLoLine ro t h<br />

Frau Roth, ihre Laborergebnisse<br />

sind da. Nehmen Sie bitte Platz.“<br />

Ich setze mich auf einen Stuhl,<br />

auf den der Arzt zeigt, und will nun<br />

endlich den Grund für meine Müdigkeit,<br />

die starken Kopfschmerzen und den<br />

ständigen Durst erfahren. „Frau Roth,<br />

ich mache es kurz, sie haben Diabetes<br />

Typ 2.“ Diese Nachricht gleicht einem<br />

Faustschlag mitten ins Gesicht „Wie<br />

bitte?“, frage ich. Ich k<strong>an</strong>n es nicht<br />

glauben. Wieso soll ausgerechnet ich<br />

Diabetes haben? Warum ich? Ich suche<br />

Fehler. Lag es <strong>an</strong> meiner Ernährung?<br />

Hab ich zuviel Süßes gegessen? Nun ja,<br />

ich esse Schokolade nun mal für mein<br />

Leben gern… und dick bin ich auch nicht<br />

wirklich Vielleicht hier und da ein paar<br />

Röllchen zu viel und einen weiblichen<br />

Po, aber sonst g<strong>an</strong>z stramm.<br />

Oder liegt es gar nicht <strong>an</strong> mir, sondern<br />

<strong>an</strong> meinem Arzt? Bestimmt haben einfach<br />

die Leute im Labor mein Blut mit<br />

dem von jem<strong>an</strong>d <strong>an</strong>derem vertauscht.<br />

G<strong>an</strong>z sicher! Und wenn nicht??<br />

Nein, das k<strong>an</strong>n nicht sein. Ich merke,<br />

wie die Enttäuschung in mir hochkommt,<br />

mir im Hals stecken bleibt. Ich bin<br />

enttäuscht über meinen eigenen Körper.<br />

Nie hätte ich gedacht, dass es mich<br />

treffen würde. M<strong>an</strong> hört ja oft von alten<br />

Menschen mit Diabetes. Aber ich bin<br />

doch noch gar nicht so alt. Ich schaue<br />

meinen Arzt <strong>an</strong> und mir kommen die<br />

Tränen. Er erwidert meinen Blick und<br />

tröstet mich. Ich k<strong>an</strong>n einfach nicht<br />

mehr aufhören zu weinen, schäme mich<br />

aber gleichzeitig für mein Benehmen.<br />

Plötzlich sehe ich die leckeren gefüllten<br />

Pralinen <strong>an</strong> mir vorbeifliegen. Soll es<br />

damit jetzt gewesen sein?<br />

Nachdem ich mich beruhigt habe, beginnt<br />

mein Arzt zu reden: „Sie brauchen<br />

sich nicht für ihre Gefühle zu schämen.<br />

Solche Gefühlsausbrüche erlebe ich oft<br />

bei Patienten, bei denen dasselbe festgestellt<br />

wird. M<strong>an</strong> ist nun mal enttäuscht<br />

und wütend. Das hat diese Kr<strong>an</strong>kheit so<br />

<strong>an</strong> sich, dass die Patienten so oder zumindest<br />

so ähnlich darauf reagieren.<br />

Viele denken, dass ihr Leben nun<br />

nicht mehr lebenswert sei. Sie denken,<br />

dass sie nie wieder etwas Süßes essen<br />

dürfen, und wissen zugleich, dass sie<br />

das nicht aushalten können ohne diese<br />

süßen Sünden des Lebens. Doch ich<br />

k<strong>an</strong>n sie beruhigen. Das alles sind im<br />

Die süßeste Verführung<br />

Seitdem m<strong>an</strong> die Kr<strong>an</strong>kheit Diabetes kennt, ist Schokolade die süßeste Verführung der Patienten<br />

Großen und G<strong>an</strong>zen nur Vorurteile,<br />

mehr nicht. Dennoch k<strong>an</strong>n ich ihnen nur<br />

Ratschläge mit auf den Weg geben. Denn<br />

sie allein haben es in der H<strong>an</strong>d, wie sie<br />

mit der Kr<strong>an</strong>kheit umgehen. Zuallererst<br />

sollten sie um die 10-12 Kilogramm<br />

abnehmen“. Ich schlucke. „Außerdem<br />

müssen wir ihre Ernährung umstellen,<br />

damit sie auch nach dem Gewichtsverlust<br />

weiterhin dieses Gewicht halten.<br />

Das bedeutet, wenn sie wirklich ihre<br />

Ernährung umstellen wollen, damit sie<br />

ihre hohen Zuckerwerte im Griff haben,<br />

keine Weißmehlprodukte mehr. Denn<br />

diese verw<strong>an</strong>delt im Körper die Stärke in<br />

Zucker. Schwarzbrot und Vollkornbrote<br />

sind das Beste für ihren Körper. Auch<br />

sollten sie täglich ausgewählte Obstsorten,<br />

die nicht zu viel Fruchtzucker<br />

enthalten, und vor allem Gemüse zu sich<br />

nehmen. Ebenso ungesättigte Fettsäuren,<br />

die zum Beispiel in Oliven-, Raps- und<br />

Distelöl vorh<strong>an</strong>den sind. Fette Wurst,<br />

fetter Käse, Sahne, Speck und zuckerhaltige<br />

Getränke wie Cola und Schokolade<br />

sind ab sofort tabu. Zusätzlich sollten sie<br />

täglich Sport betreiben, ob Radfahren,<br />

Joggen oder im Sportverein ist egal.<br />

Denn durch den Sport verbrauchen ihre<br />

Zellen Energie, welche unter <strong>an</strong>derem<br />

der Zucker liefert.“<br />

Nach diesem l<strong>an</strong>gen Gespräch mit<br />

meinem Arzt sagt er mir noch, dass<br />

ich mir ein Blutzuckermessgerät für<br />

zu Hause kaufen soll um selbstständig<br />

meine Zuckerwerte zu überprüfen. Nach<br />

dem verlassen einer Apotheke in meiner<br />

Nähe, bin ich bepackt mit einem neuen<br />

Blutzuckermessgerät, Teststreifen und<br />

einem Heft speziell für Diabetiker.<br />

Mir kommt es so vor, als ob ich überall<br />

nur noch das sehe, was ich von nun<br />

<strong>an</strong> nicht mehr essen soll. Überall sieht<br />

m<strong>an</strong> Leute mit dick belegten Brötchen,<br />

Croiss<strong>an</strong>ts und Schokoriegeln für Zwischendurch.<br />

Dies muss ein Ende haben.<br />

Diabetes, ich nehme den Kampf auf!<br />

Daheim verschenke ich alles Süße und<br />

Verführerische <strong>an</strong> Nachbarskindern<br />

und Bek<strong>an</strong>nten. Freunden erzähle ich<br />

von meiner Kr<strong>an</strong>kheit. Denn es ist<br />

immer gut, wenn jem<strong>an</strong>d über so was<br />

Bescheid weiß. M<strong>an</strong> weiß ja nie, in welche<br />

Situation m<strong>an</strong> gerät. Anf<strong>an</strong>gs habe<br />

ich ein paar Probleme mit dem Messen<br />

meines Blutzuckers. Doch mit der Zeit<br />

lernt m<strong>an</strong> sich mit dem Pen, indem eine<br />

Leben<br />

Nadel ist die auf Knopfdruck dich sticht,<br />

<strong>an</strong>zufreunden. M<strong>an</strong> darf nur von den<br />

Mittel-, Ring- und kleinen Fingern seinen<br />

Tropfen Blut nehmen und auf einen<br />

Teststreifen tropfen. Diesen schiebt m<strong>an</strong><br />

in das Gerät ein und bekommt binnen<br />

weniger Sekunden ein Ergebnis. Wenn<br />

m<strong>an</strong> sich als Diabetiker auf nüchternen<br />

Magen misst sollt der Wert zwischen 80<br />

– und 120 mg/dl liegen. Nach dem Essen<br />

zwischen 120-140 mg/dl. Alles <strong>an</strong>dere ist<br />

ein erhöhter Zuckerspiegel.<br />

Ich beneide zwar Leute, die essen<br />

können, was sie möchten, doch m<strong>an</strong><br />

wächst mit seiner Herausforderung und<br />

ich k<strong>an</strong>n schon viel besser zuschauen,<br />

wenn <strong>an</strong>dere essen, was ich nicht darf.<br />

Andere pl<strong>an</strong>en, was sie am nächsten<br />

Tag so alles vorhaben, ich pl<strong>an</strong>e, was<br />

ich esse. Daheim k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> kochen, was<br />

m<strong>an</strong> möchte, und m<strong>an</strong> weiß dementsprechend,<br />

was m<strong>an</strong> isst. Doch wenn m<strong>an</strong><br />

zum Beispiel in ein Restaur<strong>an</strong>t gehen<br />

will, ist das nicht mehr so einfach. Denn<br />

in den meisten Produkten ist Weißmehl<br />

und <strong>an</strong>deres vorh<strong>an</strong>den, das meinen<br />

Blutzuckerwert steigen lässt.<br />

Inzwischen habe ich allein durch die<br />

Umstellung meiner Ernährung vier<br />

Kilo abgenommen, obwohl ich vorher<br />

auch nicht sonderlich dick war. Doch<br />

ich finde es trotzdem erstaunlich. Auch<br />

von meiner ständigen Müdigkeit und<br />

Abgeschlagenheit ist seit der Therapie<br />

nichts mehr zu spüren. Ich fühle mich<br />

fit wie ein Turnschuh.<br />

Als ich das meinem Arzt bei meinem<br />

ersten Kontrollbesuch erzähle, meint<br />

er, dass das nichts Ungewöhnliches sei.<br />

M<strong>an</strong>che nehmen sogar noch stärker ab.<br />

Die Norm liegt bei 10-12 Kilo, was ich<br />

erstaunlich finde.<br />

Nun, zur Weihnachtszeit, ist es aber<br />

trotzdem sehr schwer für mich zu widerstehen.<br />

Überall sieht m<strong>an</strong> Schokolade<br />

und das in allen Formen. Pralinen, Marzip<strong>an</strong>,<br />

Trüffel, Kuchen. Einfach alles!<br />

Und: Ich halte es einfach nicht mehr aus.<br />

Ich schleiche tagel<strong>an</strong>g um meinen Kühlschr<strong>an</strong>k.<br />

Normal enthält er solche Dinge<br />

nicht wirklich, denn sie können mich ja<br />

in Versuchung bringen. Doch trotzdem<br />

hat sich <strong>an</strong> diesem Tag eine Tafel richtige<br />

Schokolade in meinen Kühlschr<strong>an</strong>k geschlichen.<br />

Keine Diabetikerschokolade,<br />

die einen Süßstoff als Ersatz für den<br />

Zucker hat. Und- mein Kühlschr<strong>an</strong>k


Foto:Ann-Kathrin Nagel<br />

Leben<br />

ist einfach nicht mehr sicher. Ich mache<br />

schwungvoll die Kühlschr<strong>an</strong>ktür auf,<br />

greife g<strong>an</strong>z weit nach hinten und ertaste<br />

sie. Ich hole sie heraus. Sie ist g<strong>an</strong>z kalt<br />

und beim Auspacken wird sie doch so<br />

wundervoll weich. Ich erfreue mich am<br />

Glitzernd des Papiers, das mindestens<br />

ebenso glänzt wie meine Augen wohl<br />

in diesem Moment. Ich breche mir ein<br />

großes Stück ab und stopfe es mir einfach<br />

in den Mund, lasse es auf der Zunge<br />

l<strong>an</strong>gsam zergehen und genieße das zarte<br />

Schmelzen der Schokolade. Wie l<strong>an</strong>ge<br />

ich dieses Gefühl vermisst habe! Ich<br />

bekomme einfach nicht genug und das<br />

Ende dieser Geschichte ist, dass ich am<br />

nächsten Tag einen Wert von 180mg/<br />

dl habe.<br />

Nun ja. Das Blöde ist, ich habe heute<br />

eine Kontrolluntersuchung. Ich schäme<br />

mich für diesen Wert sehr. Denn er zeugt<br />

eindeutig von meiner nicht vorh<strong>an</strong>denen<br />

Selbstdisziplin. Ich erzähle meinem Arzt<br />

davon. Doch <strong>an</strong>statt mit mir zu schimpfen<br />

sagt er, ich solle nicht so streng mit<br />

mir sein. Es gibt so viele Leute mit Diabetes,<br />

die sich nicht einmal für solche<br />

Werte schämen. Außerdem ist ja bald<br />

Weihnachten. Und es gibt sonst so viele<br />

gute Werte, die ich vorzuzeigen habe. Ich<br />

solle einfach nur darauf achten, dass das<br />

nicht allzu oft passiert.<br />

Ich bin froh, dass ich solch einen Arzt<br />

gefunden habe. Es gibt viele <strong>an</strong>dere Diabetiker,<br />

die jahrel<strong>an</strong>g nach dem richtigen<br />

suchen, der einem Hoffnung gibt. Einen<br />

versteht. Vielleicht gibt es eines Tages<br />

eine Möglichkeit sich gegen Diabetes<br />

impfen zu lassen oder die Kr<strong>an</strong>kheit<br />

irgendwie <strong>an</strong>ders zu bekämpfen. Doch so<br />

l<strong>an</strong>ge bin ich noch auf ständige Arztbesuche<br />

und Laborkontrollen <strong>an</strong>gewiesen.<br />

Denn wenn mein Wert steigen sollte,<br />

trotz der Ernährungsumstellung, werde<br />

ich wohl irgendw<strong>an</strong>n Insulin spritzen<br />

müssen.<br />

Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 34 Se i t e 35 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008<br />

v o n im o g e n Jo w<br />

Yoga - der Weg zu sich selbst<br />

Die berufstätige Marie S.* befindet<br />

sich nach einem <strong>an</strong>strengenden<br />

Arbeitstag wie jede<br />

Woche Dienstag im Yoga Vidya Zentrum<br />

Mühlburg um sich zur Yogalehrerin<br />

ausbilden zu lassen.Um als Yogalehrerin<br />

arbeiten zu können muss sie zwei Jahre<br />

eine Ausbildung machen, die auch Einschränkungen<br />

mit sich trägt. Im zweiten<br />

Jahr kommt die intensive Phase der<br />

Ausbildung, in der m<strong>an</strong> auf Zigaretten<br />

und Alkohol verzichten sollte, da beides<br />

die Konzentration stört, die im Yoga<br />

sehr wichtig ist. Außerdem sollte m<strong>an</strong><br />

möglichst vegetarisch leben.<br />

Zunächst sollte m<strong>an</strong> jedoch wissen,<br />

was Yoga überhaupt bedeutet. Auf die<br />

Fragte hin, <strong>an</strong>twortet Maries S., dass<br />

Yoga Einheit bedeutet und das zur Ruhe<br />

Bringen des bewegten Geistes und der<br />

Ged<strong>an</strong>ken.<br />

Der Unterricht beginnt mit einer<br />

einstündigen Theoriestunde, in der die<br />

Schüler unter <strong>an</strong>derem erlernen, wie<br />

m<strong>an</strong> richtig meditiert. Meditiert wird am<br />

besten <strong>an</strong> einem ruhigen Ort, <strong>an</strong> dem<br />

m<strong>an</strong> sich am geschicktesten kreuzbeinig<br />

auf ein spezielles Kissen setzt. Bei der<br />

Meditation geht es darum, den Geist<br />

einpünktig zu machen und nach sehr<br />

l<strong>an</strong>ger Übung zur geistigen Erleuchtung<br />

zu kommen. Den Geist versucht m<strong>an</strong><br />

einpünktig zu machen, indem m<strong>an</strong> ein<br />

M<strong>an</strong>tra, das sind geistige Sprüche, die<br />

die Energiezentren zum Schwingen<br />

bringen, rezitiert oder sich auf den Punkt<br />

zwischen den Augenbrauen oder sich auf<br />

die Körperteile konzentriert. Außerdem<br />

bekommen die Schüler wissenswerte Informationen<br />

über das Leben sämtlicher<br />

Yogameister. Nach einer viertelstündigen<br />

Pause folgt eine Yogastunde, die <strong>an</strong>derthalb<br />

Stunden <strong>an</strong>dauert.<br />

Während sich die Schüler Yogamatte,<br />

Meditationskissen und je nach Bedarf<br />

eine Decke nehmen, zündet die Lehrerin<br />

ein Räucherstäbchen <strong>an</strong>. Es herrscht eine<br />

<strong>an</strong>genehme Atmosphäre im Raum und es<br />

ist fast g<strong>an</strong>z still. Das Räucherstäbchen<br />

verbreitet einen entsp<strong>an</strong>nenden Duft und<br />

nachdem sich alle platziert haben, wird<br />

mit der Meditation begonnen. Jeder setzt<br />

sich im Schneidersitz auf sein Kissen und<br />

die Meditation beginnt mit einem M<strong>an</strong>tra,<br />

was der Lehrer vorspricht und die<br />

Yogalehrerin zu werden ist nicht g<strong>an</strong>z einfach<br />

Schüler nachsprechen. Anschließend konzentriert<br />

sich jeder auf einen beliebigen Punkt im Körper<br />

oder auf ein M<strong>an</strong>tra. Währendessen ist es unheimlich<br />

still im Raum und das einzige, was m<strong>an</strong> vernimmt,<br />

sind tiefe Atemzüge. Der hohe Ton der Kl<strong>an</strong>gschale<br />

„holt“ die Schüler „zurück“ und damit ist die Meditation<br />

beendet. Die Kissen werden beiseite gelegt<br />

und die Matte kommt zum Einsatz. Es wissen alle,<br />

dass nun der <strong>an</strong>strengende Teil der Stunde kommt,<br />

die Ass<strong>an</strong>as. Ass<strong>an</strong>as sind Yogaübungen, bei der m<strong>an</strong><br />

sich hauptsächlich dehnt und die Muskeln trainiert.<br />

Darauf kommt es aber gar nicht <strong>an</strong>. Bei den Ass<strong>an</strong>as<br />

macht deswegen auch jeder nur so viel, wie er k<strong>an</strong>n,<br />

da kein Zw<strong>an</strong>g dahinter sein soll.<br />

Auch dieser Stundenteil verläuft sehr ruhig, obwohl<br />

die Übungen teilweise sehr <strong>an</strong>strengend sind.<br />

Das einzige, was zu hören ist, ist die ruhige Stimme<br />

des Lehrers und das Quietschen der Yogamatten.<br />

Wichtig bei den Übungen ist vor allem auch das<br />

Atmen, was den Körper enstp<strong>an</strong>nen soll. Nach den<br />

Ass<strong>an</strong>as folgt die Endentsp<strong>an</strong>nung. Alle legen sich<br />

auf den Rücken und strecken die Arme zur Seite aus.<br />

Wer will, k<strong>an</strong>n sich mit einer Decke zudecken um<br />

sich zusätzlich zu wärmen. Die Schüler schließen die<br />

Augen und der Lehrer beginnt jedes Körperteil von<br />

Kopf bis Zehen durchzugehen, in das die Schüler<br />

„reinamten“ und auf das sie sich konzentrieren sollen.<br />

Wenn alle Körperteile „entsp<strong>an</strong>nt“ sind, bleiben<br />

die Schüler liegen und atmen weiter tief durch den<br />

Bauch ein und aus. Einige schlafen auch ein und werden<br />

wieder von dem schrillen Ton der Kl<strong>an</strong>gschale<br />

geweckt. Der Ton kündigt außerdem das Ende der<br />

Stunde <strong>an</strong>. Die Schüler räumen ihre Matten, Kissen<br />

und Decken auf und können <strong>an</strong>schließend noch Tee<br />

trinken, wenn sie möchten.<br />

Das eigentliche Ziel des Yogas ist es, den Geist<br />

mit den Übungen einpünktig zu machen, was<br />

bedeutet, nichts zu denken. Nach l<strong>an</strong>ger Zeit der<br />

Praxis und des guten Verhaltens und Umg<strong>an</strong>g mit<br />

seiner Umwelt soll m<strong>an</strong> <strong>an</strong>geblich erleuchtet sein.<br />

Die Yogalehrlinge müssen nach den zwei Jahren<br />

Ausbildung eine praktische, bei der sie eine Yogastunde<br />

machen sollen, und eine theoretische Prüfung<br />

ablegen. Jeder fragt sich nun sicherlich, wieso der<br />

Aufw<strong>an</strong>d eine Ausbildung zu machen, statt g<strong>an</strong>z<br />

normale Yogastunden zu nehmen, die zu dem auch<br />

noch im Verhältnis billiger sind. Als ich Marie S.<br />

fragte wieso sie sich für diese Ausbildung der eher<br />

besonderen Art entschieden hat, <strong>an</strong>twortete sie, dass<br />

sie ihre Persönlichkeit als Mensch weiterentwickeln<br />

wolle und eine Ausbildung intensiver sei als normale<br />

Stunden. Yoga ist sehr empfehlenswert, da es fit hält,<br />

jedoch gleichzeitig den Geist beruhigt und m<strong>an</strong> nach<br />

einiger Zeit den Weg zu sich selber finden k<strong>an</strong>n.<br />

* Name geändert<br />

v o n Ju L i a bat t e S i m o<br />

Christi<strong>an</strong>e B. leidet seit ihrer Geburt<br />

<strong>an</strong> einer Muskeldystrophie,<br />

die nicht zu heilen ist. Das bedeutet<br />

für sie, dass sie in vielen Dingen,<br />

wie zum Beispiel das Treppensteigen,<br />

sehr eingeschränkt ist, weil ihre Muskulatur<br />

sehr viel schwächer und nicht so<br />

ausgebildet ist wie die eines gesunden<br />

Menschen. Laufen k<strong>an</strong>n sie, aber sie<br />

humpelt dabei und k<strong>an</strong>n sehr schnell ihr<br />

Gleichgewicht verlieren, wenn der Boden<br />

uneben ist.<br />

Weil das Thema viele Leute interessiert<br />

und auch m<strong>an</strong>che sogar selbst davon<br />

betroffen sind, habe ich Christi<strong>an</strong>e <strong>an</strong><br />

einem Tag in ihrer Wohnung besucht<br />

und ihr neugierig meine Fragen gestellt.<br />

Das Zimmer, indem wir sitzen, ist ein<br />

g<strong>an</strong>z normaler Wohnraum. M<strong>an</strong> kommt<br />

also nicht gleich auf die Idee, dass hier<br />

eine Person mit einer Behinderung<br />

wohnt. Doch wenn m<strong>an</strong> d<strong>an</strong>n genauer<br />

hinschaut, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> die kleinen Unterschiede,<br />

wie zum Beispiel eine niedrigere<br />

Arbeitblatte in der Küche erkennen.<br />

Wenn sie einfach so am Tisch sitzt, sieht<br />

m<strong>an</strong> ihr gar nichts <strong>an</strong>, aber wenn sie d<strong>an</strong>n<br />

<strong>an</strong>fängt zu laufen, fällt es doch auf. Es<br />

ist eher watschelnd und nicht sehr sicher.<br />

Christi<strong>an</strong>e hat braunes l<strong>an</strong>ges Haar, ist<br />

39 Jahre alt und eine attraktive und <strong>an</strong>genehme<br />

Erscheinung.<br />

Wie war es für Sie, als sie erfahren haben,<br />

dass sie <strong>an</strong> dieser Behinderung erkr<strong>an</strong>kt<br />

sind?<br />

Ich hab das nicht erfahren, weil ich<br />

diese Kr<strong>an</strong>kheit schon seit meiner<br />

Geburt habe und damit schon groß geworden<br />

bin. Von daher war es nicht so<br />

sehr schlimm für mich, weil ich es nicht<br />

<strong>an</strong>ders kenne.<br />

Und wie fühlen Sie sich selbst damit?<br />

Ja, das ist schwer zu definieren, aber<br />

ich sage mir immer, dass es einfach so<br />

ist und ich habe in meinem Leben auch<br />

nie Trübsal geblasen, weil ich das Leben<br />

so <strong>an</strong>nehme und es mir Spaß macht.<br />

Außerdem k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> auch mit einer<br />

Behinderung super leben und m<strong>an</strong> muss<br />

sich zwar mit verschiedenen Dingen<br />

arr<strong>an</strong>gieren, aber ich sehe das als eine<br />

Herausforderung.<br />

Wow! Eine starke Frau. Wie reagieren<br />

eigentlich <strong>an</strong>dere Leute drauf? Gehen sie<br />

mit ihnen normal um?<br />

Ich bin stolz auf mich, so wie ich bin<br />

Ein Interview mit einer glücklichen Frau<br />

Unterschiedlich. Die meisten können<br />

überhaupt nicht damit umgehen. Diese<br />

Leute stellen weder Fragen, noch befassen<br />

sie sich mit mir, aus lauter Angst<br />

etwas falsch zu machen oder mich in<br />

irgendeiner Art zu verletzen. Deshalb<br />

schauen mich die meisten Leute nur <strong>an</strong><br />

oder tun so, als gäbe es mich gar nicht.<br />

Aber es gibt natürlich auch die Sorte<br />

von Mensch, die g<strong>an</strong>z normal mit mir<br />

umgeht.<br />

Was können Sie nicht machen, was <strong>an</strong>dere<br />

können?<br />

Also, m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n sagen, dass ich all<br />

das nicht machen k<strong>an</strong>n, wozu m<strong>an</strong> eine<br />

gesunde Muskulatur benötigt. Das heißt<br />

zum Beispiel, dass ich keine Treppen steigen<br />

k<strong>an</strong>n, nicht alleine von einem Stuhl<br />

oder Sessel aufstehen k<strong>an</strong>n, nicht rennen<br />

k<strong>an</strong>n. Dazu gehört auch, dass ich keinen<br />

Sport außer Schwimmen betreiben k<strong>an</strong>n,<br />

weil mich das Wasser trägt und durch<br />

die Schwerelosigkeit meine Muskulatur<br />

entlastet wird, so dass ich mich leichter<br />

bewegen k<strong>an</strong>n. Trotzdem k<strong>an</strong>n ich<br />

normale Sachen erledigen. Also auch<br />

haushaltliche Tätigkeiten oder sogar auch<br />

mit Hilfe meines M<strong>an</strong>nes fahrradfahren.<br />

Dazu haben wir uns ein ,,Doppelfahrrad“<br />

gebaut, das nicht hinterein<strong>an</strong>der,<br />

sondern nebenein<strong>an</strong>der gefahren wird.<br />

(Sie lächelt)<br />

Kommen wir zu ihrer Kindheit. Wie war<br />

die Schulzeit für Sie?<br />

(Christi<strong>an</strong>e <strong>an</strong>twortet sofort und ohne<br />

zu zögern) Sehr schön! Wir waren vier<br />

Mädels im Bunde und unzertrennlich.<br />

Meine Mädels hätten mich nie im Stich<br />

gelassen und haben mich überall mithin<br />

genommen. Auch wenn ich mal was<br />

nicht machen konnte, wie Schlittschuhfahren<br />

oder so, d<strong>an</strong>n bin ich trotzdem<br />

mitgeg<strong>an</strong>gen, weil für mich dabei sein<br />

am wichtigsten war. Ich hatte d<strong>an</strong>n auch<br />

einfach so meinen Spaß.<br />

Konnten Sie auch zu Ausflügen in der<br />

Schule mitkommen?<br />

Ja klar! (Sie lächelt) Meine Eltern haben<br />

da immer alle Hebel in Bewegung<br />

gesetzt, damit ich überall mit hin konnte.<br />

Erstens, weil ich das selbst so wollte und<br />

zweitens, weil meine Eltern es wichtig<br />

f<strong>an</strong>den, dass ich <strong>an</strong> gemeinschaftlichen<br />

Aktivitäten der Schulklasse teilnehme.<br />

Leben<br />

Zum Beispiel auch die L<strong>an</strong>dschulheime. Da haben mich<br />

d<strong>an</strong>n immer mein Vater oder meine Schwester begleitet,<br />

für die d<strong>an</strong>n auch eine Unterkunft org<strong>an</strong>isiert wurde. Sie<br />

waren nicht immer um mich herum. Deswegen konnte<br />

ich mich auch frei und ungehemmt bewegen. Falls ich<br />

<strong>an</strong> einer Aktivität oder einem Ausflug nicht teilnehmen<br />

konnte, haben sie sich immer um mich gekümmert und<br />

waren für mich da. Dadurch war d<strong>an</strong>n auch mein Klassenlehrer<br />

entlastet und konnte sich d<strong>an</strong>n g<strong>an</strong>z meiner<br />

Klasse widmen.<br />

Wie war der Sportunterricht für Sie?<br />

(Sie überlegt kurz) Ich war vom regulären Sportunterricht<br />

befreit, weil ich das alles nicht ausüben konnte,<br />

was für den Sportunterricht vorgesehen war. Allerdings<br />

nahm ich am Schwimmunterricht teil, wurde aber nicht<br />

benotet, weil ich ja zum Beispiel keinen Köpfer ins Wasser<br />

machen konnte oder so. In den zwei Sportstunden<br />

jede Woche bekam ich d<strong>an</strong>n frei. Doch das hat mir damals<br />

gar nicht gefallen, weil ich lieber gerne mitgemacht<br />

hätte. (Christi<strong>an</strong>e schaut aus dem Fenster)<br />

Wie mussten Sie sich verhalten oder wie haben Sie es org<strong>an</strong>isiert,<br />

wenn sie abends ausgehen wollten?<br />

(Sie zögert einen Moment) Fast immer wurde ich<br />

von meinen Eltern gefahren oder ich war mit meiner<br />

Schwester unterwegs. Das war kein Problem. Meine<br />

Freundinnen haben mir d<strong>an</strong>n immer vom Stuhl aufgeholfen<br />

oder sind mit mir auf die Toilette geg<strong>an</strong>gen.<br />

Für sie war das gar kein Problem. (Sie lächelt und ihre<br />

Augen strahlen)<br />

War es eigentlich ein Hindernis, einen geeigneten Job zu<br />

finden?<br />

Ein Job...hm...Ersteinmal ja! Für viele Arbeitgeben<br />

war es ein Problem mir einen behindertengerechten<br />

Arbeitsplatz zu schaffen oder die Toilette zu erhöhen,<br />

weil ich ja sonst nicht alleine hätte aufstehen können.<br />

Doch mit Hilfe meiner offenen und freundlichen Art<br />

habe ich es geschafft, die jeweiligen Personen zu überzeugen,<br />

die Un<strong>an</strong>nehmlichkeiten auf sich zu nehmen<br />

und mir einen Arbeitsplatz zu bieten.<br />

Christi<strong>an</strong>e, können sie ihren Alltag alleine meistern?<br />

Bedingt. Zu Hause k<strong>an</strong>n ich mich frei bewegen, weil<br />

alles so gemacht ist, wie ich es brauche. Mobilität hab ich<br />

durch meinen Führerschein und mein behindertengerechtes<br />

Auto erreicht. Doch g<strong>an</strong>z alleine in die Stadt zu<br />

gehen oder ähnliches ist für mich nicht machbar, weil ich<br />

d<strong>an</strong>n auf die Hilfe meines M<strong>an</strong>nes <strong>an</strong>gewiesen bin.<br />

Meine letzte Frage <strong>an</strong> Sie. Sind Sie so mit ihrem Leben<br />

glücklich?<br />

(Sie lacht glücklich) Ja! Sehr sogar! Ich habe so ziemlich<br />

alles erreicht, was ich wollte und mir vorgestellt<br />

habe. Ich habe einen liebevollen M<strong>an</strong>n, der sich um<br />

mich kümmert und immer für mich da ist, eine tolle<br />

Tochter und eine Familie, auf die ich mich jeder Zeit<br />

verlassen k<strong>an</strong>n!


Kunst Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 36 Se i t e 37 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 Kunst<br />

M<strong>an</strong> braucht Jahre um es zu meistern, Originale werden heutzutage in Millionenhöhe geh<strong>an</strong>delt: Tiff<strong>an</strong>y, die Glaskunst, die Werke von<br />

unvergänglicher Schönheit hervorbrachte.<br />

v o n ho L g e r KL e i n<br />

Es ist ein eher kleiner Laden, von<br />

außen fast unscheinbar zwischen<br />

den g<strong>an</strong>zen <strong>an</strong>deren Häusern der<br />

Brauerstraße.<br />

Früher, bei der Gründung des Studio<br />

34, war dies nicht so. Damals, vor nunmehr<br />

27 Jahren, gab es das ZKM noch<br />

nicht, ein l<strong>an</strong>ger Holzzaun verdeckte<br />

den Blick auf das Gelände, auf dem<br />

sich damals schon seit l<strong>an</strong>gem eine Munitionsfabrik<br />

niedergelassen hatte. Das<br />

Schild mit der Aufschrift Studio 34 hing<br />

schon damals am Laden, auch ein halbes<br />

Jahr vor der Eröffnung schon. Am ersten<br />

Dezember 89 wurde das Geschäft d<strong>an</strong>n<br />

schließlich eröffnet Die Straße grenzte<br />

zu dieser Zeit direkt <strong>an</strong> den Laden, der<br />

der einzige dort war. Später wurden die<br />

Fabriken abgerissen, die Gebiete der<br />

Stadt abgekauft. Doch auch heute noch<br />

ist das von außen leicht zu übersehende<br />

Zerbrechliche<br />

Kunst<br />

Haus eine wahre Schatztruhe.<br />

Sobald m<strong>an</strong> durch die Tür tritt, findet<br />

m<strong>an</strong> sich in einer <strong>an</strong>deren Welt wieder.<br />

M<strong>an</strong> merkt, dass in diesem Geschäft<br />

gewohnt wird, dass der Eigentümer<br />

liebt was er verkauft. Im hinteren Teil<br />

sieht m<strong>an</strong> eine Werkstatt, durch einen<br />

Ofen gewärmt. Das Licht fällt durch ein<br />

Fenster, das aus einem riesigen Pfau zu<br />

bestehen scheint. Der Kundenbereich ist<br />

voller buntem Glas in einer Vorrichtung,<br />

die der Ladenbesitzer selbst in dreijähriger<br />

Arbeit fertig gestellt hat, genauso<br />

wie den Rest seines Ladens.<br />

Das hier ist kein einfacher Brötchenladen,<br />

hier wird noch mit dem Kunden<br />

geredet, die meisten kaufen hier schon<br />

seit vielen Jahren. Neulinge werden behutsam<br />

in die Materie eingeführt, doch<br />

auch wenn m<strong>an</strong> Profi ist k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> hier<br />

noch einiges lernen. Mir erzählte der<br />

Foto: Holger Klein<br />

Besitzer von Louis Comfort Tiff<strong>an</strong>y,<br />

von dem er ein großes Bild <strong>an</strong> der<br />

W<strong>an</strong>d hängen hat. Louis Tiff<strong>an</strong>y prägte<br />

den amerik<strong>an</strong>ischen Jugendstil auf unzählige<br />

Weisen: Fenster, Bilder, Gläser,<br />

sogar einige Zimmer im Weißen Haus<br />

wurden von ihm eingerichtet. Originale<br />

von ihm werden heute in Millionenhöhe<br />

geh<strong>an</strong>delt, die meisten befinden sich im<br />

Besitz von Museen. Nur wenige, wie zum<br />

Beispiel das Trinkglas „Lotus“, das in<br />

den 80ern für 5,5 Millionen den Besitzer<br />

wechselte, sind in Privatbesitz. Doch<br />

trotz allem wurde Tiff<strong>an</strong>y recht spät in<br />

Europa bek<strong>an</strong>nt. Erst 1999 gab es eine<br />

Tiff<strong>an</strong>yausstellung in Hamburg.<br />

„Noch heute kommt es vor, dass hier<br />

einfach jem<strong>an</strong>d hereinkommt und mich<br />

fragt: sagen Sie mal, was ist dieses Tiff<strong>an</strong>y<br />

eigentlich?“, vertraut m<strong>an</strong> mir <strong>an</strong>.<br />

Diese Frage ist leicht zu be<strong>an</strong>tworten.<br />

Eigentlich bezeichnet der Ausdruck nur<br />

die Facette der h<strong>an</strong>dwerklichen Kunst<br />

der sich Louis hingegeben hat, die sich<br />

mit der von ihm erfundenen speziellen<br />

Glasfärb- und Schneidtechnik befasst.<br />

Doch nachdem m<strong>an</strong> sein erstes richtiges<br />

Tiff<strong>an</strong>ystück fertig gestellt hat, weiß m<strong>an</strong>,<br />

dass m<strong>an</strong> die unvergängliche, erhabene<br />

Schönheit, die ein solches Stück ausstrahlt,<br />

kaum in Worte fassen k<strong>an</strong>n.<br />

In <strong>an</strong>deren Läden würde ein solcher<br />

Kunde, wie der oben erwähnte, vielleicht<br />

mit ein paar Büchern abgespeist werden,<br />

doch „das ist sinnlos“, erklärt m<strong>an</strong> mir.<br />

Tiff<strong>an</strong>y ist theoretisch zwar einfach zu<br />

erlernen, doch nur sehr schwer zu perfektionieren.<br />

Der typische Arbeitsablauf sieht folgendermaßen<br />

aus: Erst schneidet m<strong>an</strong><br />

mit einem Glasschneider die grobe Form<br />

von zum Beispiel einem Blütenblatt aus<br />

dem Rubinglas aus, d<strong>an</strong>n schleift m<strong>an</strong><br />

dieses Stück immer feiner, bis es schließlich<br />

die schlussendliche Form erreicht<br />

hat. D<strong>an</strong>ach wird es erst einmal mit<br />

einem Wachsklumpen auf die Vorlage<br />

geklebt, später d<strong>an</strong>n mit den <strong>an</strong>deren<br />

Teilen zusammengelötet. Dazu muss<br />

m<strong>an</strong> jedes Glasstückchen mit einem speziellen<br />

Kupferb<strong>an</strong>d umwickeln. Hat m<strong>an</strong><br />

das get<strong>an</strong>, legt m<strong>an</strong> die Teile so wie m<strong>an</strong><br />

sie haben will und bestreift das Kupferb<strong>an</strong>d<br />

mit einem Mittel, das dafür sorgt,<br />

dass das Lötzinn nach dem Erhitzen<br />

überhaupt erst flüssig wird. „Sobald ein<br />

Anfänger 50 Stücke geschliffen hat k<strong>an</strong>n<br />

m<strong>an</strong> sagen, dass es allmählich läuft.“<br />

Allein aus Büchern k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> das<br />

aber nicht lernen, m<strong>an</strong> braucht einen<br />

menschlichen Mentor, zumindest für<br />

Bild links: Verkaufsraum Studio 34<br />

oben: Lampenschirm<br />

Fotos: Holger Klein<br />

den Anf<strong>an</strong>g, wenn m<strong>an</strong> nicht schon nach<br />

ein paar Fehlversuchen schon frustriert<br />

aufgeben will.<br />

Der Besitzer von Studio 34 hat das<br />

offenbar nicht get<strong>an</strong>, heutzutage ist er<br />

ein wahrer Profi. Eine Lampe, die er<br />

vor einiger Zeit gefertigt hat, beweist<br />

dies: Unsichtbar, zwischen den Lötnähten,<br />

die die kleinen Glasteilchen<br />

zusammenhalten, sind einige Drähte<br />

eingefügt, <strong>an</strong>sonsten würde der untere<br />

Teil des Lampenschirms schon nach<br />

der kleinsten Erschütterung abfliegen.<br />

Doch das lernt m<strong>an</strong> in keinem Lehrbuch,<br />

er f<strong>an</strong>d es heraus, indem er alte<br />

Zeichnungen von Louis Comfort Tiff<strong>an</strong>y<br />

Ein Fenster aus Tiff<strong>an</strong>yglas in der Werkstatt vom Studio 34<br />

Foto: Holger Klein<br />

betrachtete. Auch die Schablone einer der<br />

beliebtesten Lampen, den Oktupus, hat<br />

er verbessert. Ursprünglich war es nur<br />

eine einzige g<strong>an</strong>ze Form, doch nun hat er<br />

eine neue hergestellt, die in zwei Hälften<br />

geteilt wurde. So ist es um ein Vielfaches<br />

leichter, die fertige Lampe am Ende von<br />

der Form zu lösen.<br />

Die Liebe zu Tiff<strong>an</strong>y und der umfassende<br />

Service haben sich bezahlt<br />

gemacht, heutzutage gilt das Studio 34<br />

als eines der Spitzenhäuser der Region,<br />

mittlerweile kauft die dritte Kundengeneration<br />

hier ein. Zusätzlich gibt es Kunden<br />

auf der g<strong>an</strong>zen Welt. Ungefähr einmal im<br />

Jahr deckt sich hier eine in La Palma sesshafte<br />

Kundin mit Glas ein. Diese Kundin<br />

wurde von ihrer Freundin über Tiff<strong>an</strong>y<br />

informiert, doch auf La Palma musste<br />

sie m<strong>an</strong>chmal sogar farbige Schüsseln<br />

zerschlagen, um <strong>an</strong> Glas zu kommen.<br />

Zum Glück hat sie Verw<strong>an</strong>dte in <strong>Karlsruhe</strong>,<br />

so dass sie einmal im Jahr hierher<br />

kommt. Hier erfuhr sie vom Studio 34.<br />

Mir wird ein Bild ihrer Wohnung gezeigt,<br />

in der fast alles, was aus Glas besteht, mit<br />

Tiff<strong>an</strong>y verziert wurde oder gleich g<strong>an</strong>z<br />

aus Rubinglas besteht: Die Fenster, die<br />

Lampen. Auch Spiegel können mit Tiffa-<br />

ny verziert werden, was zum Beispiel für<br />

ein wunderbares indirektes Licht sorgen<br />

k<strong>an</strong>n. Jedes gut bearbeitete Objekt aus<br />

Tiff<strong>an</strong>y ist ein Universum für sich, das<br />

Zusammenspiel der winzigen bunten<br />

Glasstückchen ergibt ein wunderschönes<br />

G<strong>an</strong>zes.<br />

Allerdings: nicht nur gefertigte Stücke,<br />

auch jede einzelne Glasplatte ist ein<br />

Unikat und wird noch heute von H<strong>an</strong>d<br />

in sehr wenigen Betrieben in den USA<br />

hergestellt.<br />

Die Auswahl der richtigen Glasplatte<br />

für beispielsweise eine Lampe ist<br />

daher besonders wichtig, wenn diese<br />

einen schönen Anblick bieten soll. Ein<br />

<strong>an</strong>schauliches Beispiel dafür ist die beliebte<br />

Dragonfly, die es mittlerweile in<br />

unzähligen Ausführungen gibt: mal groß,<br />

mal klein, mal mit Nuggets (das sind<br />

halbe Murmeln, die auf dem Lampenschirm<br />

befestigt werden), mal ohne. Sie<br />

erinnert <strong>an</strong> einen Baum im Sumpf, mit<br />

den Libellen auf ihr und ihrem einem<br />

Baumstamm ähnlich sehenden Lampenständer.<br />

Je nach Glasplatte ist sie heller<br />

oder dunkler, grün, schwarz oder bunt<br />

schimmernd. Und alles, was m<strong>an</strong> zum<br />

Herstellen eines solchen Kunstwerks<br />

braucht, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> hier bekommen, im<br />

Studio 34.<br />

Vor ein paar Wochen kaufte ich mir<br />

hier zwei Glasschneider und ein wenig<br />

Kupferfolie. Insgesamt kostete das 50<br />

Euro. Der Verkäufer lächelte: „Es ist nun<br />

mal ein sehr exklusives Hobby“.


Kunst Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 38 Se i t e 39 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 Kunst<br />

You_ser: Das Jahrhundert des Konsumenten<br />

v o n maximiLi<strong>an</strong> PF e i F e r<br />

Im Zentrum für Kunst und Medien<br />

(ZKM) gibt es seit dem 21.10.2007<br />

eine neue Ausstellung namens „You_<br />

ser: Das Jahrhundert des Konsumenten“,<br />

welche zum 10-jährigen Bestehen des<br />

ZKM ausgerichtet wird. Sie ist noch bis<br />

zum 6. J<strong>an</strong>uar 2009 zu sehen.<br />

Die Anfänge des ZKM beg<strong>an</strong>nen im<br />

Jahre 1988; vorher war es eine Ausstellung,<br />

die jedes Jahr wo<strong>an</strong>ders stattf<strong>an</strong>d.<br />

Aber eines blieb von damals bis heute<br />

gleich; der Schwerpunkt die Medientechnik.<br />

Dabei wollte m<strong>an</strong> die Medientechnik<br />

exemplarisch in Praxis und Theorie<br />

umsetzten. Erst 1997 hat die Ausstellung<br />

ihren festen Sitz in <strong>Karlsruhe</strong> in der<br />

Lorenzstraße 19 (neben dem Filmpalast<br />

und dem Arbeitsamt) erhalten. Früher<br />

wurde das Gebäude von der IWKA-AG<br />

(heute KUKA-AG dieser Name stammt<br />

von den Anf<strong>an</strong>gsbuchstaben von „Keller<br />

und Knappich Augsburg“ ab.) als Waffen-<br />

und Munitionsfabrik genutzt. Das<br />

ZKM ist ein großes Museum, bei dem<br />

mehrere Ausstellungen zu verschiedenen<br />

Schwerpunkten auf einer Fläche von<br />

7000m² ausgestellt werden. Damit ist<br />

das ZKM weltweit das erste und einzige<br />

Museum seiner Art, bei dem zum Teil<br />

die neueste Medientechnik gezeigt wird,<br />

aber auch die von 1960 bis heute, da<br />

die Besucher den Unterschied von der<br />

damaligen Technik und der heutigen<br />

Technik sehen sollen.<br />

Heute ist mein großer Tag! Ich gehe<br />

zu der Ausstellung vom ZKM, die<br />

sich „You_ser: Das Jahrhundert des<br />

Konsumenten“ nennt. Ich bin g<strong>an</strong>z<br />

<strong>an</strong>get<strong>an</strong> von dem Namen, weil m<strong>an</strong><br />

sich dabei schon sehr viel denken k<strong>an</strong>n.<br />

„You_ser“ bedeutet „You“=„Du“ und<br />

„user“=“Benutzer“, das g<strong>an</strong>ze ist also ein<br />

Wortspiel und würde übersetzt „Du_Benutzer“<br />

heißen. Das regt natürlich zu<br />

Überlegungen <strong>an</strong>. Der Betrachter wird<br />

direkt (Du) und auf seine Funktion (Benutzer)<br />

<strong>an</strong>gesprochen – die Ausstellung<br />

ist demnach sehr persönlich gestaltet.<br />

Zusätzlich kommt noch das „Das Jahrhundert<br />

des Konsumenten“, was wiederum<br />

bedeutet „Das Jahrhundert des<br />

Verbrauchers“, damit ist eigentlich schon<br />

klar, welches Thema die Ausstellung hat,<br />

da das ZKM sich ausschließlich mit<br />

Medientechnik beschäftigt, muss es die<br />

neue Technik vom Internet sein.<br />

Sobald ich die Ausstellung betreten<br />

Die Ausstellung im ZKM<br />

und die Eintrittskarte abgegeben habe,<br />

werde ich von einem Paukenschlag empf<strong>an</strong>gen.<br />

Erst bin ich irritiert, bemerke<br />

aber, dass vor mir eine Pauke befestigt<br />

ist. Auf dieser Pauke erscheint ein Abbild<br />

meines Kopfes, der mit Hilfe einer Kamera<br />

auf die Oberfläche projiziert wird.<br />

Dieses Ausstellungsstück hat auch den<br />

Namen „Greeting“ (Begrüßung).<br />

D<strong>an</strong>ach komme ich in eine große Halle,<br />

mit einer Treppe, wo die Ausstellung<br />

fortgeführt wird.<br />

Nach ein paar Minuten komme ich zu<br />

einem Ausstellungsstück, das sich „33<br />

questions per minute“ nennt. Dieses<br />

Gerät zeigt, gemäß seinem Titel, 33 Fragen<br />

in einer Minute <strong>an</strong>. M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n sich<br />

das Ausstellungsstück wie einen Kasten<br />

vorstellen, darauf liegt eine Tastatur und<br />

mit etwa zwei Dutzend kleinen Monitoren,<br />

die alle mit dem Computer im<br />

Kasten verbunden sind. Diese Monitore<br />

zeigen die Fragen in vielen verschiedenen<br />

Sprachen, wie zum Beispiel auf Englisch,<br />

Deutsch, Türkisch, usw. <strong>an</strong>. Diese Fragen<br />

werden aus allen Begriffen aus einem<br />

Wörterbuch zusammengestellt. Dabei<br />

vermeidet der Computer eine Frage<br />

doppelt oder dreifach <strong>an</strong>zuzeigen. Die<br />

Fragen dienen dazu, dem Besucher zu<br />

ver<strong>an</strong>schaulichen, wie viele Fragen m<strong>an</strong><br />

mit meinem Wörterbuch (vom neuesten<br />

St<strong>an</strong>d) stellen k<strong>an</strong>n. Es ist nicht nur<br />

dazu da, dass m<strong>an</strong> sehen k<strong>an</strong>n, wie viele<br />

Fragen m<strong>an</strong> theoretisch stellen könnte,<br />

sondern als Beweis, wie viele Wörter<br />

es in unserer Sprache beziehungsweise<br />

in <strong>an</strong>deren Sprachen gibt, die wir nicht<br />

kennen oder vergessen haben. Obwohl<br />

der Rechner keine Frage zweimal <strong>an</strong>zeigt,<br />

würde es 3000 Jahre dauern, bis er alle<br />

55 Billionen Wortstellungen zu Fragen<br />

formuliert hat. Dieses Gerät hat Raphael<br />

Loz<strong>an</strong>o-Hemmer entwickelt.<br />

Auf der <strong>an</strong>deren Seite gibt es ein<br />

Becken voller Schutt und Kieselsteinen<br />

und vor dem Betrachter ist ein Monitor,<br />

der <strong>an</strong>zeigt, wie viel Lärm m<strong>an</strong> erzeugt,<br />

wenn m<strong>an</strong> sich über den Schutt und die<br />

Kieselsteine bewegt. Was mir dabei auffällt<br />

ist, dass m<strong>an</strong> sich darauf überhaupt<br />

nicht lautlos bewegen k<strong>an</strong>n, weil zu viele<br />

Steinchen unter meinen Schuhen sind,<br />

die <strong>an</strong>ein<strong>an</strong>der reiben.<br />

In der Nähe entdecke ich eine sehr<br />

interess<strong>an</strong>te Kamera. Es ist eine, auf eine<br />

bestimmte Stelle gerichtete, Digitalkame-<br />

ra. Wenn ein Besucher kommt und sich<br />

auf der richtigen Entfernung befindet, so<br />

dass er das g<strong>an</strong>ze Bild ausfüllt, löst sich<br />

die Kamera von selbst aus und macht ein<br />

gestochen scharfes Photo. Dieses Photo<br />

wird auf einem Monitor neben der Kamera,<br />

mit einem entsprechenden, schon<br />

vorh<strong>an</strong>denen Hintergrund, <strong>an</strong>gezeigt.<br />

Diese Bilder k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> sich ausdrucken<br />

lassen und mitnehmen.<br />

Darauf folgt noch ein sehr interess<strong>an</strong>ter<br />

Sessel. Dieser Sessel ist mit einer<br />

Konsole verbunden und nennt sich<br />

„multinode-metagame“, und ist mit<br />

einer schwarzen Leinw<strong>an</strong>d ausgestattet.<br />

Ich bemerke, dass die Konsole „tot“<br />

ist. Obwohl viele Techniker und Programmierer<br />

unterwegs sind um alles zu<br />

reparieren, funktioniert dieses Ausstellungsstück<br />

nicht.<br />

Zu meiner Überraschung reden mich<br />

einige <strong>an</strong>dere Besucher <strong>an</strong> und meinen,<br />

dass sie ein wenig enttäuscht seien, da so<br />

viele Geräte defekt oder kaputt seien.<br />

Zu dieser Frage äußerte ich mich, dass<br />

das ja nur für vorübergehend sei. Trotzdem<br />

– offensichtlich ist die Technik mit<br />

dem Dauerbetrieb überfordert.<br />

Es gibt noch <strong>an</strong>dere Ausstellungsstücke<br />

wie der „edge bomber“ (susigames). Das<br />

Gerät besteht aus einem Joystick, der<br />

von der Decke herunterhängt, aus einem<br />

Beamer, einem sehr bequemen Sofa und<br />

Sensoren. Die Sensoren stellen fest, ob<br />

auf der vom Beamer erzeugten Fläche<br />

etwas geändert wir. Die Veränderung<br />

k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> mit Hilfe von Klebestreifen erzeugen,<br />

welche von den Sensoren wahrgenommen<br />

werden und die über den<br />

Beamer als „W<strong>an</strong>d“ oder als „hängender<br />

Boden“ <strong>an</strong>gezeigt wird. Als Hauptperson<br />

spielt m<strong>an</strong> einen Geist, den m<strong>an</strong> steuern<br />

und demnach durch die selbst erstellte<br />

virtuelle Welt springen lassen k<strong>an</strong>n. M<strong>an</strong><br />

muss Gegner (z.B. ein Stuhl oder eine<br />

Spinne) mit Hilfe einer Faust, die dieser<br />

Geist (m<strong>an</strong> selbst) hat, erledigen. Auf<br />

diese Weise k<strong>an</strong>n der Betrachter sein<br />

g<strong>an</strong>z eigenes Spiel kreieren und es gleich<br />

d<strong>an</strong>ach testen: aber wenn es einem nicht<br />

gefällt k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> es wieder ändern. Mit<br />

dem bequemen Sofa macht das g<strong>an</strong>ze viel<br />

mehr Spaß. Das Spiel ist lustig aufgebaut<br />

und fesselt die Besucher.<br />

Das sind die interess<strong>an</strong>testen Ausstellungsstücke<br />

im Erdgeschoss. M<strong>an</strong><br />

muss bis zum Anf<strong>an</strong>g zurückgehen und<br />

die nicht zu übersehende Treppe nach<br />

oben nehmen, um in den ersten Stock<br />

zu gel<strong>an</strong>gen.<br />

Oben <strong>an</strong>gekommen gleich links, über<br />

eine Hängebrücke hinweg, sieht m<strong>an</strong><br />

eine Maschine, welche einen Füller in der<br />

Roboterh<strong>an</strong>d hat und damit die Bibel,<br />

von dem 1. Buch Mose (Genesis) bis zum<br />

Prophetischen Buch (Die Offenbarung<br />

des Joh<strong>an</strong>nes), abschreibt. Das ist sehr<br />

gut gemacht, da m<strong>an</strong> erkennen k<strong>an</strong>n,<br />

was für eine Arbeit es damals (von ca.<br />

100n.Chr.- ca. 1400n.Chr) für Mönche<br />

gewesen sein muss, die Bibel von H<strong>an</strong>d<br />

abzuschreiben. Der Buchdruck, wie wir<br />

ihn heute kennen, wurde erst Mitte des<br />

15. Jahrhunderts von Joh<strong>an</strong>nes Gutenberg<br />

erfunden. Die schon geschriebenen<br />

Bücher sind in Rollen zusammengefasst<br />

auf einem Regal zu sehen. Sie sind auch<br />

beschriftet. So erkennt m<strong>an</strong> sofort,<br />

welche schon geschrieben wurden und<br />

welche noch geschrieben werden müssen.<br />

Die Programmierer wollten wahrscheinlich<br />

damit zum Ausdruck bringen,<br />

dass m<strong>an</strong> heutzutage mit Robotern viele<br />

Arbeiten erleichtern und erledigen k<strong>an</strong>n,<br />

ohne dabei viel körperlich arbeiten zu<br />

müssen.<br />

Wenn m<strong>an</strong> dem G<strong>an</strong>g nach links<br />

folgt, kommt m<strong>an</strong> zu einer Sammlung<br />

vieler Ausstellungsstücken. Darunter<br />

befindet sich in einem dunklen Raum,<br />

auf der rechten Seite, ein Fahrrad, auf<br />

das m<strong>an</strong> sich setzen k<strong>an</strong>n. Wenn m<strong>an</strong><br />

<strong>an</strong>fängt die Pedale zu benutzen, merkt<br />

m<strong>an</strong>, dass vor einem auf einer Leinw<strong>an</strong>d<br />

die Stadt <strong>Karlsruhe</strong> erscheint und m<strong>an</strong><br />

beim Marktplatz seine Rundfahrt startet.<br />

Hinzu kommt, dass Wörter <strong>an</strong>statt der<br />

Gebäudewände projiziert, die die Wände<br />

ersetzen. Das ist sehr <strong>an</strong>schaulich<br />

gemacht, da m<strong>an</strong> sich mit dem Fahrrad<br />

durch <strong>Karlsruhe</strong> bewegen k<strong>an</strong>n und m<strong>an</strong><br />

keine Angst haben muss etwas Falsches<br />

zu tun, wie z.B. jem<strong>an</strong>den <strong>an</strong>zufahren<br />

oder den Verkehr zu behindern.<br />

Wenn m<strong>an</strong> stattdessen nach rechts<br />

schaut, stößt m<strong>an</strong> auf mehrere Monitore,<br />

die verschiedene Dinge <strong>an</strong>zeigen.<br />

Einer von ihnen ver<strong>an</strong>schaulicht die<br />

Bevölkerung von Deutschl<strong>an</strong>d, wie sie<br />

vor 20-30 Jahren war, beziehungsweise<br />

wie sie sich in den nächsten 20-30 Jahren<br />

weiterentwickeln wird, vorausgesetzt das<br />

Bevölkerungswachstum bleibt weiterhin<br />

konst<strong>an</strong>t.<br />

Wenn m<strong>an</strong> den G<strong>an</strong>g weiter läuft,<br />

trifft m<strong>an</strong> auf einen dunklen Raum. Bei<br />

diesem ist es vorgesehen, dass m<strong>an</strong> 3D-<br />

Brillen benutzt, die in einem Behälter,<br />

auf der linken Seite des Raumes, sind.<br />

Anschließend legt m<strong>an</strong> seine H<strong>an</strong>d, in<br />

der Mitte des Raumes, auf die vorgesehene<br />

Stelle eines Podestes. Kurz darauf<br />

wird die H<strong>an</strong>d „gesc<strong>an</strong>nt“ und m<strong>an</strong> sieht<br />

die Rillen der H<strong>an</strong>dfläche. Nun kommt<br />

die 3D-Brille zum Einsatz. Um etwas<br />

erkennen zu können, muss m<strong>an</strong> sie aufziehen.<br />

M<strong>an</strong> sieht in plastischer From,<br />

wie Linien gebildet werden und sie sich<br />

unterein<strong>an</strong>der verbinden. Dieses Ausstellungsstück<br />

soll zeigen, was m<strong>an</strong> alles mit<br />

dem Beamer projizieren k<strong>an</strong>n. Es sind<br />

zwar noch keine plastischen Bilder oder<br />

Bewegungen (3D ohne Zuhilfenahme<br />

von Brillen), die der Beamer projizieren<br />

k<strong>an</strong>n, aber mit den Brillen wirkt es so.<br />

In Zukunft gibt es vielleicht plastische<br />

Projektionen.<br />

Nach diesem Raum stößt m<strong>an</strong> auf eine<br />

Verzweigung. Wenn m<strong>an</strong> den rechten<br />

Weg wählt, d<strong>an</strong>n kommt m<strong>an</strong> zu vielen<br />

verschiedenen Drähten, die verschiedene<br />

Töne von sich geben, wenn m<strong>an</strong> sie<br />

schwingen lässt: diese Schwingungen<br />

werden durch einen Schalter am Boden<br />

ausgelöst. Das Auslösen versorgt das<br />

Gerät mit Strom und es k<strong>an</strong>n seine Tätigkeit<br />

ausüben. Es gibt ein Gerät, das<br />

lässt viele Drähte so stark schwingen,<br />

dass sie auf dem Boden aufkommen<br />

und deshalb großen Lärm erzeugen.<br />

Diese Drähte sind <strong>an</strong> kleinen Rädern<br />

befestigt, damit sie nach oben und unten<br />

schwingen können.<br />

Dieser G<strong>an</strong>g ist eine Sackgasse und<br />

m<strong>an</strong> muss denselben Weg wieder zurückgehen,<br />

damit m<strong>an</strong> den nächsten weiter<br />

verfolgen k<strong>an</strong>n. M<strong>an</strong> kommt <strong>an</strong> einer Tafel<br />

vorbei, auf der viele Sätze und Zahlen,<br />

in einer für uns nicht sichtbaren Farbe,<br />

geschrieben stehen. Nun muss m<strong>an</strong> den<br />

großen Monitor hin und her bewegen,<br />

der <strong>an</strong> zwei senkrechten Stahlrohren<br />

befestig ist, die wiederum auch noch<br />

<strong>an</strong> zwei waagerechten Stahlrohren fest<br />

gemacht sind, damit m<strong>an</strong> den Monitor<br />

nach oben und unten bewegen k<strong>an</strong>n.<br />

Durch diese Beweglichkeit k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong><br />

die Suche nach den Sätzen und Zahlen<br />

beginnen, welche mit einer Farbe und in<br />

einer sehr kleinen Schrift auf die Tafel<br />

geschrieben wurden, die m<strong>an</strong> mit dem<br />

bloßen Auge nicht erkennen k<strong>an</strong>n. Der<br />

Monitor dient quasi als Vergrößerungs-<br />

„Objekt“, damit m<strong>an</strong> überhaupt etwas<br />

erkennen k<strong>an</strong>n. Das Gerät wurde <strong>an</strong>gebracht,<br />

dass m<strong>an</strong> sich bewusst macht, wie<br />

kleine Schriften mit dem Laser erzeugt<br />

werden und dass es Farben gibt, die m<strong>an</strong><br />

nicht sehen k<strong>an</strong>n.<br />

Auf der gegenüberliegenden Seite<br />

steht ein Computer auf dessen Monitor<br />

der Kopf einer Frau abgebildet ist und<br />

unter dem virtuellen Kopf der Frau<br />

befinden sich Fragen, welche m<strong>an</strong> der<br />

Frau stellen k<strong>an</strong>n, auf die sie <strong>an</strong>twortet.<br />

Nachdem m<strong>an</strong> ihr eine Frage gestellt<br />

und sie ge<strong>an</strong>twortet hat, erscheinen<br />

weiter Fragen, die m<strong>an</strong> ausprobieren<br />

k<strong>an</strong>n. Das G<strong>an</strong>ze geht so l<strong>an</strong>ge weiter,<br />

bis m<strong>an</strong> sie einmal verärgert hat oder<br />

es keine weiteren Fragen mehr gibt,<br />

die m<strong>an</strong> stellen k<strong>an</strong>n. D<strong>an</strong>n fängt das<br />

G<strong>an</strong>ze von vorne <strong>an</strong> und m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n eine<br />

<strong>an</strong>dere Frage stellen, wodurch m<strong>an</strong> den<br />

Verlauf und das Ende des Gespräches<br />

verändert. Das Ausstellungsstück ist<br />

hilfreich. Durch dieses Gerät k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong><br />

lernen mit Menschen besser umzugehen<br />

und sie nicht dabei zu beleidigen oder zu<br />

verärgern. Natürlich können die jüngeren<br />

Besucher versuchen mit der virtuellen<br />

Person zu flirten. Das kommt sicherlich<br />

vielen zu gute.<br />

Als eines der letzten Ausstellungsstücke<br />

kommt eine Animation, bei den<br />

Luftblasen von oben nach unten fliegen.<br />

Aber der Gag bei der Animation ist, dass<br />

m<strong>an</strong> diese Luftblasen „weghauen“ k<strong>an</strong>n.<br />

M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n sie nicht nur wegschleudern,<br />

sondern auch zum Platzen bringen,<br />

indem m<strong>an</strong> beide Hände nimmt und<br />

diese Blasen damit einschließt um sie zu<br />

zerdrücken und platzen zu lassen.<br />

Zu guter Letzt kommt das letzte Ausstellungsstück,<br />

das aus einem Lichtpegel<br />

und einem Seil besteht. Das Seil soll m<strong>an</strong><br />

sp<strong>an</strong>nen und es d<strong>an</strong>n schwingen lassen,<br />

damit die Farben aus dem Licht gefiltert<br />

werden. Das heißt, m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n die verschiedenen<br />

Farben erkennen, aus denen<br />

das Licht zusammengesetzt ist.<br />

Als ich durch die g<strong>an</strong>ze Ausstellung<br />

geg<strong>an</strong>gen war, fragte ich eine Angestellte,<br />

was eigentlich das Prinzip der Ausstellung<br />

sei.<br />

Darauf <strong>an</strong>twortete sie, dass m<strong>an</strong> selbst<br />

ein Teil der Ausstellung sei, da m<strong>an</strong> bei<br />

vielen Ausstellungsstücken selbst mitmachen<br />

und es dadurch beeinflussen k<strong>an</strong>n.<br />

Aber alles, was m<strong>an</strong> verändert wurde im<br />

Prinzip von dem Künstler schon mit einberechnet,<br />

als er sein Ausstellungsstück<br />

erstellte und programmierte.<br />

Mit dieser Aussage ist der Tag auch<br />

vorbei, da die Ausstellung schließt.<br />

Was mich <strong>an</strong> der Ausstellung am<br />

meisten beeindruckt hat, ist, was es alles<br />

<strong>an</strong> Technik gibt und wie schnell sich die<br />

Technik weiterentwickelt und veraltet.<br />

Das bedeutet, wenn m<strong>an</strong> sich einen<br />

Computer, eine Videokamera, eine Digitalkamera<br />

usw. kauft, ist sie schon wieder<br />

veraltet, da es in ein paar Tagen oder<br />

Wochen eine noch bessere und leistungsstärkere<br />

Kamera oder einen besseren und<br />

leistungsstärkeren Computer gibt. Das<br />

heutige Problem der Technik ist, dass sie<br />

sich viel zu schnell weiterentwickelt.<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mittwoch-Freitag um 10-18 Uhr,<br />

Samstag und Sonntag 11-18 Uhr<br />

Montag und Dienstag geschlossen.


Literatur Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 40 Se i t e 41 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 Literatur<br />

v o n iSabeLLa Kä S t e L<br />

Und, wollt ihr?“<br />

Prompt wird Herrn Klein die<br />

geballte Aufmerksamkeit der<br />

vierundzw<strong>an</strong>zig Schüler der 9b zuteil und<br />

augenblicklich folgt die Antwort, wie aus<br />

einem Munde: „JA!“<br />

Mit seiner Frage hatte er eine Entscheidung<br />

für oder gegen das Machen<br />

eines Hörspiels zu der soeben gelesenen<br />

Novelle „Der Schimmelreiter“ von Theodor<br />

Storm gefordert und diese auch so<br />

gleich erhalten, denn ein solches Projekt<br />

verspricht Spaß und eine sinnvolle Alternative<br />

zum strikten Lehrpl<strong>an</strong>. „Aber<br />

es wird sicherlich eine zeitaufwändige<br />

Arbeit für alle werden, insbesondere für<br />

die, die eine leitende Position übernehmen<br />

wollen!“<br />

Und mit dieser Aussage sollte er Recht<br />

behalten.<br />

Jedoch ist die Anf<strong>an</strong>gsphase, in der<br />

die Szenen geschrieben und überarbeitet<br />

wurden recht zügig verlaufen.<br />

Aufnahmeleiter, Regisseur und Toningenieur Felix Völz<br />

Der Schimmelreiter<br />

Ein Hörerlebnis der besondern Art<br />

Schon am nächsten Tag haben wir das<br />

kleine gelbe Reclam Buch in einzelnen<br />

Szenen unterteilt und diese unter uns<br />

aufgeteilt. Es war die Aufgabe eines<br />

jeden, seine ihm zugewiesene Szene<br />

so zusammenzufassen, umzuschreiben<br />

und abzuändern, dass sie nur noch die<br />

interess<strong>an</strong>ten und relev<strong>an</strong>ten Passagen<br />

beinhaltete, vor allem aber aus direkter<br />

Rede best<strong>an</strong>d, so dass viele Rollen mit<br />

Text zu vergeben waren. Wir mussten<br />

bei dieser Arbeit kreativ vorgehen, damit<br />

der Geschichte noch mehr Lebendigkeit<br />

eingehaucht wurde, und m<strong>an</strong>chmal<br />

mussten auch kleine Abänderungen in<br />

Bezug auf die Personenkonstellation<br />

und den H<strong>an</strong>dlungsort vorgenommen,<br />

selten auch Geistreiches hinzugedichtet<br />

werden. Und insgesamt haben wir<br />

natürlich die Sprache modernisiert.<br />

Nun wurden die fertigen Szenen unterein<strong>an</strong>der<br />

ausgetauscht und gegenseitig<br />

korrigiert. Die Endkorrektur wurde von<br />

einem Gremium bestehend aus Larissa<br />

Jord<strong>an</strong>, Marietta J<strong>an</strong>k und Julia Urb<strong>an</strong><br />

vorgenommen. In dieser heiteren Runde<br />

wurden Wiederholungen in Einzelszenen<br />

gestrichen, aber vor allem auch die Wirkung<br />

des Gesamtergebnisses betrachtet.<br />

„Wir haben hauptsächlich Herrn Kleins<br />

R<strong>an</strong>dbemerkungen berücksichtigt und<br />

die Texte bearbeitet!“, fasst Larissa, die<br />

<strong>an</strong> einem Nachmittag vorgenommenen<br />

Arbeiten zusammen.<br />

Somit war die schriftliche Fassung<br />

des Hörspiels beendet und es konnte in<br />

die zweite Phase, die Aufnahme gehen.<br />

Hierzu brauchten wir Freiwillige, die als<br />

Leiter fungierten. So wurde Felix Völz<br />

zum technischen Leiter und Caroline<br />

und Larissa zu den Produzenten und<br />

zum Regisseur. Die Produzenten teilten<br />

uns Rollen zu und setzten eine Probe<br />

<strong>an</strong>, in der jeder seine Rollen einmal<br />

durchsprechen sollte. Außerdem legten<br />

sie einen Termin für die Aufnahme <strong>an</strong><br />

Foto:k<br />

Die Leiterinnen von Produktion und Regie Larissa Jord<strong>an</strong> und Carolline Roth, im Hintergrund Holger Klein, der den Hauke spricht<br />

einem Mittwochnachmittag im Besprechungszimmer<br />

fest.<br />

An besagtem Mittwochnachmittag saß<br />

also die komplette 9b in einem Zimmer<br />

neben dem Aufnahmeraum , aß Kuchen,<br />

tr<strong>an</strong>k F<strong>an</strong>ta und wartete Karten spielend<br />

und quatschend auf ihren Einsatz, der<br />

zeitlich auf einer Liste festgehalten war.<br />

Doch diese Liste wurde durch Revolten<br />

einzelner, deren Wunsch darin best<strong>an</strong>d,<br />

früher dr<strong>an</strong>zukommen um schneller<br />

gehen zu können, über den Haufen<br />

geworfen und so herrschte bald missmutige<br />

Proteststimmung unter denen,<br />

deren Sprechtermine nach hinten verlegt<br />

worden war. Währenddessen liefen<br />

im Nebenzimmer die Aufnahmen auf<br />

Hochtouren, der Regisseur gab Anweisungen<br />

zur Artikulation und Felix’ Ohren<br />

glühten, denn als technischer Leiter<br />

musste er Kopfhörer tragen, die das ins<br />

Mikrofon Gesagte wiedergaben, und<br />

m<strong>an</strong>ch einer (Philipp) machte sich einen<br />

Spaß daraus ins Mikrofon zu singen, was<br />

zu einem schmerzverzerrten Aufschrei<br />

von Felix’ Seiten führte. Doch trotz einiger<br />

solcher P<strong>an</strong>nen blieben Felix seine<br />

Ohren erhalten, das Hörspiel wurde allerdings<br />

<strong>an</strong> diesem Nachmittag nicht fertig<br />

gestellt, da einzelne Szenen zu undeutlich<br />

oder leise gesprochen waren. Dies wurde<br />

von Herrn Klein und Felix beurteilt,<br />

die später die Aufnahmen schnitten und<br />

nach ihrer Verwendbarkeit untersuchten.<br />

So wurde ein zweiter Aufnahmetermin<br />

gefunden, <strong>an</strong> dem ungenügende Szenen<br />

nachgesprochen wurden. Allerdings<br />

fehlte unsere Hauptrolle Holger Klein,<br />

der Hauke Haien eine Stimme verlieh,<br />

durch Kr<strong>an</strong>kheit. Extra für ihn wurde ein<br />

weiterer Einzeltermin bei Herrn Klein<br />

<strong>an</strong>gesetzt, bei dem sein Text in die restlichen<br />

Aufnahmen geschnitten wurde.<br />

Das Resultat unserer Arbeit hat Felix<br />

in den Sommerferien<br />

in wochenl<strong>an</strong>ger<br />

Schwerstarbeit fer-<br />

tig gestellt und mit<br />

Geräuschen untermalt.<br />

Und im neuen<br />

Schuljahr durften<br />

wir zum ersten Mal<br />

einen Ausschnitt<br />

unseres Hörspiels<br />

lauschen, das Felix<br />

d<strong>an</strong>n noch ein weiteres<br />

Mal zur Bearbeitung<br />

vorgelegt<br />

wurde. Das Hörspiel<br />

war also fast fertig,<br />

es fehlte nur noch<br />

die An- und Absage,<br />

die vor gar nicht<br />

allzu l<strong>an</strong>ger Zeit<br />

von Julia Urb<strong>an</strong> in<br />

einer Mittagspause<br />

gesprochen wurde. Um unsere Hörspiel<br />

zu produzieren, brauchten wir also ungefähr<br />

ein Jahr , doch es hat sich gelohnt,<br />

denn d<strong>an</strong>k der aufgebrachten Arbeit und<br />

des speziellen Engagements einzelner<br />

können wir euch unsere endgültiges<br />

Werk „Der Schimmelreiter“ am Informationsabend<br />

zum Verkauf <strong>an</strong>bieten und<br />

ihr habt die Möglichkeit, in den Genuss<br />

dieses Hörerlebnisses der besonderen<br />

Art zu kommen.<br />

Das Hörspiel auf CD<br />

Der Schimmelreiter<br />

Den Schimmelreiter<br />

gibt‘s nur bei uns und<br />

nur am Freitagabend!<br />

Besuchen Sie uns auf dem Informationsabend im <strong>Heisenberg</strong>-<br />

<strong>Gymnasium</strong> zwischen 19 und 21 Uhr am Freitag, dem 25.<br />

J<strong>an</strong>uar zum Anhören und eventuell zum Kaufen!<br />

Foto: k


Legenden Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 42 Se i t e 43 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 Legenden<br />

v o n Fe L i x vö L z<br />

Ein hochklimatisierter Raum. Die<br />

Luft riecht nach nichts; es ist<br />

kühl. Trotzdem haben die Hacker<br />

T-Shirts <strong>an</strong>. Die neuste und beste<br />

Technik, die es zurzeit auf dem Markt zu<br />

kaufen gibt, steht auf den l<strong>an</strong>gen Tischen<br />

in der Halle. Die Menschen sitzen mit<br />

gekrümmten Rücken und viereckigen<br />

Augen vor den 22“ Bildschirmen. So<br />

gut wie keiner der Männer ist rasiert<br />

oder geduscht. Die meisten machen den<br />

Eindruck, seit 30 Stunden nicht mehr<br />

geschlafen zu haben. Vereinzelt sitzen<br />

ein paar Frauen mit ungekämmten Haaren.<br />

Plötzlich gibt es eine Lautsprecherdurchsage.<br />

„GotoXY hat die Gesuchte<br />

Sicherheitslücke im Betriebssystem der<br />

Sparkasse <strong>Karlsruhe</strong> gefunden!“ Sonst<br />

hört m<strong>an</strong> nur das Lied der Tastaturen.<br />

Solche oder ähnliche Vorstellungen<br />

gehen einem durch den Kopf, wenn m<strong>an</strong><br />

das Wort „Hacker“ hört, das zum Synonym<br />

für jedes Pickelgesicht am Keyboard<br />

Wo der Computer<br />

zur Waffe wird<br />

Hacker: Was sie wirklich machen..., der CCC klärt auf<br />

geworden ist. G<strong>an</strong>z <strong>an</strong>ders ist aber der<br />

Chaos Computer Club <strong>Karlsruhe</strong>. Die<br />

Clubräume der Chaos Leute machen<br />

wirklich seinem Namen alle Ehre. M<strong>an</strong><br />

findet sie, wenn m<strong>an</strong> sie findet, im ersten<br />

Stock in einem kleinen Hinterhof der<br />

Steinstraße, direkt über einer Rechts<strong>an</strong>waltsk<strong>an</strong>zlei,<br />

die nach Angaben der<br />

Mitglieder noch nicht gebraucht wurde.<br />

Die Einrichtung sieht aus, als ob sie<br />

direkt vom Sperrmüll käme: gemütliche,<br />

uralte Sofas, in die m<strong>an</strong> erst einmal 30<br />

Zentimeter einsinkt, wenn m<strong>an</strong> sich<br />

darauf setzt, alte Ikea Lampen, Tische<br />

und Regale. Der einzige winzige Raum<br />

leuchtet bunt und es blinkt überall. An<br />

der Decke hängen selbstgebaute Lampen<br />

aus LED-Leuchten und <strong>an</strong> der W<strong>an</strong>d<br />

rechnet ein kleiner Mikrochip, auf den<br />

sie besonders stolz sind. Der Chip ist so<br />

programmiert, dass per Zufallsprinzip<br />

verschiedene LED-Leuchten, die hinter<br />

der W<strong>an</strong>d installiert sind, aufleuchten.<br />

„Die Medien haben die Meinungen der<br />

Menschen über die Hacker komplett m<strong>an</strong>ipuliert<br />

und sie entsprechen der Realität<br />

überhaupt nicht“, meint der Informatikstudent<br />

Joh<strong>an</strong>n. „Viele denken, dass<br />

Hacker ihren Computer nur nutzen, um<br />

Viren zu schreiben.“ Die Club-Mitglieder<br />

bezeichnen sich selbst auch als Hacker,<br />

aber sie definieren einen Hacker <strong>an</strong>ders.<br />

„Leute, die sich mit Technik beschäftigen<br />

und zum Beispiel die physikalischen<br />

Gesetze und Regeln erproben, brechen<br />

oder umgehen wollen, sind Hacker. Sie<br />

gehen mit ihren Experimenten <strong>an</strong> die<br />

Grenzen der Technologie. Wenn sie<br />

zum Beispiel wissen wollen, wie Kräfte<br />

wirken, drehen sie ein Marmeladenglas<br />

so l<strong>an</strong>ge immer weiter zu, bis es springt.<br />

Hacker nutzen die Technik <strong>an</strong>ders als<br />

sie vom Hersteller vorgesehen war und<br />

probieren einfach aus, was damit alles<br />

möglich ist. Hacker haben auch keine<br />

Ein Einblick in die Räume der Chaos-Leute Foto: CCC <strong>Karlsruhe</strong><br />

Berührungsängste mit der Technik.“<br />

So denken die Mitglieder des CCC über<br />

Hacker. Ihrer Vorstellung nach müssen<br />

Hacker nicht unbedingt hochbegabte<br />

Computerfreaks sein, die im Untergrund<br />

Verbrechen begehen. „Die <strong>Karlsruhe</strong>r<br />

Hacker sind sehr kreativ und basteln<br />

gerne mit der Technik.“ So sehen d<strong>an</strong>n<br />

auch die Räume aus. Zum Beispiel wurde<br />

aus einem alten Dia-Projektor und einem<br />

H<strong>an</strong>dy ein Beamer.<br />

Auf den Sofas sitzen zwei Studenten<br />

mit einem Laptop auf dem Schoß.<br />

Andere unterhalten sich d<strong>an</strong>eben. Die<br />

Mitglieder sind alles <strong>an</strong>dere als wortkarg<br />

oder l<strong>an</strong>gweilig. Sie treten freundlich,<br />

hilfsbereit und witzig auf. Besuchern<br />

wird sofort ein Platz <strong>an</strong>geboten und eine<br />

Flasche in die H<strong>an</strong>d gedrückt. Das Club<br />

Getränk ist „Club-Mate“. Club-Mate<br />

soll nach Angaben der Mitglieder wie<br />

Cola schmecken, nur mit sehr viel mehr<br />

Koffein, was <strong>an</strong>scheinend gewollt ist, und<br />

nicht g<strong>an</strong>z so süß.<br />

„Unser Club will die Menschheit über<br />

Technik aufklären und die Integration<br />

der neuen Medien in die Gesellschaft<br />

intensivieren“, sagt Joh<strong>an</strong>n. Der Club<br />

pl<strong>an</strong>t öffentliche Treffen, die jeden<br />

Sonntag ab 19.30 Uhr stattfinden, Kongresse,<br />

Tagungen oder Workshops, wie<br />

zum Beispiel der lisp Workshop der vor<br />

kurzem stattf<strong>an</strong>d. Außerdem finden<br />

jährlich Ver<strong>an</strong>staltungen wie die Gulasch-<br />

Programmiernacht statt. Dabei kommen<br />

aus g<strong>an</strong>z Deutschl<strong>an</strong>d technikinteressierte<br />

Leute und Referenten, die in den zwei<br />

bis drei Tagen Workshops halten, „Fug<br />

und Unfug erfinden und zusammen<br />

löten oder zum Beispiel das lockpicking<br />

zu üben,“ wie der Vierundzw<strong>an</strong>zigjährige<br />

behauptet. Beim lockpicking geht<br />

es darum, wie m<strong>an</strong> ein Schloss, ohne<br />

Gewalt <strong>an</strong>zuwenden und ohne Schlüssel,<br />

öffnen k<strong>an</strong>n. „Dabei lernt m<strong>an</strong> viel über<br />

verschiedene Schlossprinzipien, die m<strong>an</strong><br />

d<strong>an</strong>n in verschlüsselten Programmen<br />

<strong>an</strong>wenden k<strong>an</strong>n. Die Tagungen und<br />

Treffen, die immer mal wieder im Jahr<br />

stattfinden, sind“, laut einem Mitglied,<br />

„meistens nur g<strong>an</strong>z normale Partys,<br />

nichts, was ungewöhnlich wäre.“ Die<br />

Zentrale hat ihren Sitz in Berlin, aber<br />

das war’s auch schon <strong>an</strong> Formalitäten.<br />

Der Club in <strong>Karlsruhe</strong> gehört dem CCC<br />

in Berlin <strong>an</strong> und es finden regelmäßige<br />

Treffen statt, doch alles inoffiziell. Die<br />

Mitglieder wollen „keinen Vorst<strong>an</strong>d oder<br />

sonst irgendeine autoritäre Führungsperson.“<br />

Der Chaos Computer Club<br />

Hamburg ist der bek<strong>an</strong>nteste Club von<br />

allen CCC. Von Hamburg gingen alle<br />

großen Hacks aus. Einer der ersten war<br />

in Hamburg selbst.<br />

Der Gründer Wau Holl<strong>an</strong>d saß mit<br />

seinem Freund Steffen Wernéry eines<br />

Morgens zusammen und zusammen<br />

überlegten sie, was wohl das Passwort<br />

des Fernmeldetechnischen Zentralamts<br />

in Darmstadt sein könnte. Diese Org<strong>an</strong>isation<br />

war damals für die Sicherheit im<br />

Bildschirmtext ver<strong>an</strong>twortlich. Sie kamen<br />

darauf, einfach mal die Telefonnummer<br />

auszuprobieren, was d<strong>an</strong>n auch gleich<br />

den ersten Treffer erzielte. Die zwei beschlossen<br />

die Gebühr von 1000 Mark im<br />

Mau-King, das Spiel für mehr Abwechslung<br />

und Intelligenz<br />

Von Kevin Armbruster und Martin Braun<br />

M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n sich eine Taktik überlegen und m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n seine Mitspieler ausspielen.<br />

Es eröffnet völlig neue Wege und bietet eine Abwechslung zu den altbek<strong>an</strong>nten<br />

Kartenspielen.<br />

Mau-King ist ein von uns neu erfundenes Kartenspiel, das sich <strong>an</strong> die beiden<br />

bek<strong>an</strong>nten Kinderkartenspiele „Mau-Mau“ und „King“ <strong>an</strong>lehnt. („King“ ist auch<br />

bek<strong>an</strong>nt als A****loch. Es hat noch viele <strong>an</strong>dere Namen, die wir jedoch aus Anst<strong>an</strong>dsgründen<br />

nicht nennen dürfen).<br />

Mau-Mau wird so ziemlich von jedem <strong>an</strong>ders gespielt, es ist nur wichtig dass bei<br />

der für Mau-King verwendeten Mau-Mau-Vari<strong>an</strong>te die 9 noch keinen Effekt hat.<br />

King beruht auf dem überbieten der zuvor gelegten Karten. Es liegen z.B. zwei 8er<br />

und der nächste muss d<strong>an</strong>n zwei Karten mit höherem Wert legen, oder passen.<br />

Bei beiden Spielen geht es darum, als erster seine Karten loszuwerden.<br />

Mau-King spielt m<strong>an</strong> sozusagen als Mischung von Mau-Mau und King. Im groben<br />

gesagt wechselt m<strong>an</strong> während des Spiels zwischen den Regeln hin und her.<br />

Die 9 und das Ass spielen dabei die wichtigsten Rollen. Denn sie fungieren als<br />

Bindeglieder zwischen den Spielen. Bei der 9 zum King und beim Ass zurück zum<br />

Monat, die der Club für Bildschirmtext<br />

zahlen musste, zu stornieren und sich das<br />

bisher Bezahlte wieder zurückzuholen.<br />

Gewissensbisse hielten sie aber davor<br />

zurück. Sie versuchten alles juristisch<br />

sauber zu machen und kamen auf die<br />

Idee, einen Abgeordneten im Bundestag<br />

den entscheidenden Knopf drücken zu<br />

lassen, da Abgeordnete immun sind.<br />

Das wurde aber nicht genehmigt. Also<br />

luden Holl<strong>an</strong>d und Wernéry ein paar<br />

Journalisten ein, aber als sie den Hack<br />

vorführen wollten, war das Passwort<br />

geändert. Anscheinend hatte einer der<br />

Journalisten nicht dichtgehalten. Die<br />

Hacker waren frustriert und beschlossen<br />

das g<strong>an</strong>ze Ding einfach durchzuziehen.<br />

Die Sache war vorbereitet und konnte<br />

gestartet werden. Ziel war pro Stunde<br />

10 000 Mark auf das Spendenkonto<br />

des Chaos Computer Club Hamburg zu<br />

überweisen, um der Öffentlichkeit zu zeigen,<br />

dass das Problem ernst zu nehmen<br />

ist, wollten die zwei aber über 100 000<br />

Mark abziehen. Die Gerätschaften liefen<br />

von Freitag bis Samstag, die Nacht durch<br />

und am Morgen waren ungefähr 137 000<br />

Mark überwiesen. Das reichte aus. Der<br />

Hack ging durch alle Medien, national<br />

und international.<br />

Auch beim Chaos Computer Club<br />

<strong>Karlsruhe</strong> schaut die Polizei öfter mal<br />

vorbei, aber nicht etwa wegen illegaler<br />

Machenschaften am Computer, wobei<br />

m<strong>an</strong> dies in einem Club mit einem öffentlichen<br />

W-L<strong>an</strong> Netzwerk <strong>an</strong>geblich<br />

nicht ausschließen k<strong>an</strong>n, sondern wegen<br />

zu lauter Musik bei diesen Partys.<br />

Mau-Mau.<br />

Wenn m<strong>an</strong> zu King gewechselt hat ist es wichtig zu<br />

beachten, dass Karten wie zum Beispiel Bube oder 7<br />

ihre Mau-Mau Wirkung verlieren.<br />

Wird in Mau-Mau eine 9 oder mehrere gelegt, d<strong>an</strong>n<br />

wechseln die Regeln zu King und m<strong>an</strong> betrachtet die<br />

9(-er) als erste Karten die daliegen und überboten<br />

werden müssen.<br />

M<strong>an</strong> spielt d<strong>an</strong>n sol<strong>an</strong>ge King weiter, bis jem<strong>an</strong>d ein<br />

Ass oder mehrere legt. Das oberste wird d<strong>an</strong>n als erste<br />

Karte für Mau-Mau betrachtet. Wenn m<strong>an</strong> den <strong>an</strong>deren<br />

nicht überbieten k<strong>an</strong>n, muss m<strong>an</strong> nicht wie beim normalen<br />

King, passen, sondern muss eine Karte ziehen.<br />

Ist der Aufnahmestapel aufgebraucht, werden die<br />

gespielten Karten gemischt und als Stapel verwendet.<br />

Die verschärften Regeln:<br />

Wer will k<strong>an</strong>n sich noch <strong>an</strong>dere Zusatzregeln ausdenken.<br />

Der F<strong>an</strong>tasie sind keine Grenzen gesetzt.<br />

Ein paar Denk<strong>an</strong>stöße von uns:<br />

Wenn m<strong>an</strong> vier Karten des gleichen Wertes hat, d<strong>an</strong>n<br />

k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> sie alle zusammen spielen und ggf. den Effekt<br />

erhöhen. Z.B. bei vier Buben k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> sich eine g<strong>an</strong>z<br />

bestimmte Karte wünschen.


Sport<br />

v o n Fe L i x ur ba n<br />

J<strong>an</strong>, jetzt schau doch nicht die g<strong>an</strong>ze<br />

Zeit aus dem Fenster, sondern konzentrier<br />

dich auf den Unterricht!’’,<br />

schreit der Lehrer. ,,Oh, ja, Entschuldigung!’’.<br />

Heute ist J<strong>an</strong>s großer Tag. Er<br />

macht heute, nach 8 Jahre hartem Karatetraining,<br />

seine Schwarzgürtel-Prüfung.<br />

Im Moment jedoch sitzt er in der Schule<br />

im Deutschunterricht. Doch er k<strong>an</strong>n dem<br />

Lehrer nicht folgen, da er <strong>an</strong> nichts <strong>an</strong>deres<br />

als die Prüfung denken k<strong>an</strong>n. J<strong>an</strong><br />

schaut auf die Uhr. Noch zehn Sekunden.<br />

Er zählt sie auf jap<strong>an</strong>isch runter: ju,<br />

ku, hachi, shichi, roku, go, shi, s<strong>an</strong>, ni, ik.<br />

’’Ding-dong’’. Endlich klingelt es. Die<br />

jap<strong>an</strong>ischen Zahlen von eins bis zehn<br />

muss er für die Prüfung können. Doch<br />

die musste er nicht extra lernen, die k<strong>an</strong>n<br />

er schon seit er den gelben Gürtel hat.<br />

Er packt schnell seine Sachen zusammen<br />

und rennt zum Bus, damit er zuhause<br />

schnell mit dem Üben <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen k<strong>an</strong>n.<br />

Doch bevor er beginnen k<strong>an</strong>n, muss er<br />

erst seine Hausaufgaben machen. ,,Wenn<br />

du nicht lernst, gibt es kein Karate!’’, sagt<br />

seine Mutter immer. Das lässt sich J<strong>an</strong><br />

nicht zwei mal sagen und wenn er einmal<br />

keine Lust hat zu lernen, d<strong>an</strong>n schaut er<br />

einfach auf die zwei Poster <strong>an</strong> seiner<br />

W<strong>an</strong>d, die seine zwei Vorbilder zeigen:<br />

Gichin Funakoshi, der von 1868-1957<br />

lebte und als Vater des modernen Karate<br />

gilt, und Kenwa Mabuni, der von<br />

1893-1957 lebte und den Karate-Stil<br />

Shito-ryu gegründet hat, der heute in<br />

vielen Karateclubs trainiert wird. Beim<br />

Anblick dieser zwei Personen verspürt<br />

er Mut und Kraft. Weil er auch mal so<br />

werden will, fängt er <strong>an</strong>, denn ohne<br />

Lernen: kein Karate, und d<strong>an</strong>n macht das<br />

Lernen auch gleich wieder Spaß. Heute<br />

jedoch lernt er nicht so viel für die Schule,<br />

da er noch einmal die Techniken für<br />

seine Karateprüfung durchgehen will.<br />

Endlich ist es siebzehn Uhr. Bald ist es<br />

so weit. J<strong>an</strong>s Herz rast wie verrückt.<br />

Heute fährt er dreißig Minuten früher<br />

mit dem Fahrrad los, da er sich noch<br />

vorbereiten und sich richtig warm machen<br />

will. Beim Betreten des ,,Dojo’’, so<br />

nennt m<strong>an</strong> die Trainingshalle, in der<br />

Karate trainiert wird, riecht er, wie jedes<br />

mal, den Geruch der Gummimatten, die<br />

auf dem Boden liegen und er sieht das<br />

große Wappen des Karate-Clubs und die<br />

Trainingsgeräte wie zum Beispiel ein<br />

Fahrrad, H<strong>an</strong>deln und ein Laufb<strong>an</strong>d. All<br />

Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 44 Se i t e 45 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 Sport<br />

Karate k<strong>an</strong>n Leben retten<br />

Wir haben J<strong>an</strong> <strong>an</strong> dem Tag seiner Schwarzgürtel-Prüfung begleitet<br />

dies erweckt in ihm ein so großes Gefühl<br />

von Stolz und Mut, dass all die Prüfungs<strong>an</strong>gst<br />

und das Bauchkribbeln verschwinden.<br />

Er sagt laut und deutlich: ,,Onegashi<br />

Masu’’, das auf Deutsch ,,Bitte Trainieren<br />

sie mit mir’’ heißt. Doch bevor er sich<br />

aufwärmt, zieht er seinen Karate-Gi <strong>an</strong>.<br />

Ein Karate-Gi ist der Karate<strong>an</strong>zug eines<br />

Karateschülers. Er besteht aus einer<br />

Hose, einem speziellen Oberteil, das<br />

ungefähr die Form eines übergroßen<br />

Sakkos hat, und einem Gürtel. Schließlich<br />

beginnt die traditionelle Aufstellung<br />

vor seiner großen Stunde. So bezeichnen<br />

die Karatekas ihre Begrüßung. Sie besteht<br />

daraus, dass sich alle Schüler dem<br />

Gürtelgrad nach aufstellen. Der Trainer,<br />

den die Karatekas ,,Sensei’’ nennen, steht<br />

vor allen. Zuerst wird sich vor dem Logo<br />

des Karateclubs verbeugt, d<strong>an</strong>ach vor<br />

dem Trainer und als letztes vor den zwei<br />

höchsten Schwarzgürteln. Jetzt verteilen<br />

sich die normalen Schüler und f<strong>an</strong>gen<br />

mit dem Aufwärmen <strong>an</strong>, das aus Dehnung<br />

des Halses, der Beine, der Arme<br />

und dem Warmlaufen des Körpers besteht.<br />

Für J<strong>an</strong> wird es jetzt ernst. Der<br />

Sensei nimmt ihn mit <strong>an</strong> den R<strong>an</strong>d, wo<br />

die <strong>an</strong>deren Karatekas Platz für ihn gemacht<br />

haben. Er stellt sich mit dem<br />

Rücken zu den <strong>an</strong>deren, damit er auf<br />

keinen Fall abgelenkt wird. Seine Prüfung<br />

besteht aus zwei Teilen: der theoretischen<br />

und der praktischen Prüfung. Es beginnt<br />

mit der theoretischen Prüfung. J<strong>an</strong> muss<br />

die Geschichte des Karate beschreiben.<br />

Doch da er das seit einem Monat fleißig<br />

übt weiß er g<strong>an</strong>z genau, dass sich das<br />

heutige Karate im Laufe von mehreren<br />

Jahrhunderten auf Okinawa entwickelt<br />

hat und da er überfleißig war, k<strong>an</strong>n er<br />

sogar hinzufügen, dass Karate nicht nur<br />

von Okinawa kommt sondern unter dem<br />

Einfluss von China entst<strong>an</strong>d. Denn damals<br />

waren viele chinesische Großmeister<br />

nach Okinawa gereist, um so ihr<br />

Wissen und ihren Stil zum heutigen<br />

Karate hinzuzufügen. Außerdem weiß<br />

J<strong>an</strong>, dass ,,Kara’’ leer und ,,te’’ H<strong>an</strong>d<br />

heißt. Deshalb bedeutet Karate ,,Kampfkunst<br />

mit der leeren H<strong>an</strong>d’’, also kämpfen<br />

Karateka ohne Waffen. D<strong>an</strong>ach muss<br />

er jap<strong>an</strong>ische Techniken ins Deutsche<br />

und deutsche Begriffe ins Jap<strong>an</strong>ische<br />

übersetzen. Er nennt zum Beispiel<br />

,,Kumade-Tzuki’’, was Bärentatzenstoß<br />

bedeutet oder H<strong>an</strong>dk<strong>an</strong>tenschlag, was im<br />

Jap<strong>an</strong>ischen ,,Hasami-Tettsui’’ heißt.<br />

Nun muss er mögliche Abwehrtechniken<br />

auf bestimmt Angriffe nennen. Wie zum<br />

Bespiel auf den Angriff ,,Mae-Geri’’ und<br />

,,Tzuki’’, was so viel heißt wie Fußstoß<br />

Richtung Bauch und Fauststoß Richtung<br />

Oberkörper, nennt er ,,Ged<strong>an</strong>-Barai’’,<br />

,,Ude-Uchi-Uke’’ und also Konter<br />

,,Mawashi-Geri’’, als Abwehr des unteren<br />

Körperbereichs, Abwehr mit dem Unterarm<br />

von innen nach außen und Halbkreisfußstoß<br />

von außen nach innen. Der<br />

letzte Teil ist ein Vokabeltest. Er muss<br />

allgemeine Begriffe übersetzen, zum<br />

Beispiel wird gefragt, was ,,Sampai’’ bedeutet.<br />

Das weiß J<strong>an</strong> natürlich, es heißt<br />

Kamerad. Oder was Anf<strong>an</strong>gen heißt.<br />

Auch das ist für J<strong>an</strong> kein Problem, Anf<strong>an</strong>gen<br />

heißt ,,Hajime’’. Nun ist der<br />

theoretische Teil vollendet. J<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n sich<br />

jetzt erst einmal ausruhen, bevor es mit<br />

der eigentlichen Prüfung weitergeht, dem<br />

praktischen Teil. Während des Test haben<br />

die <strong>an</strong>deren Schüler ihre Aufwärmung<br />

beendet. Jetzt üben sie die Grundschultechniken.<br />

Das heißt, sie üben<br />

mehrere Techniken hinterein<strong>an</strong>der, die<br />

Abwehr und Konter bei einem Angriff<br />

darstellen soll. Diese beginnen meistens<br />

mit Abwehrtechniken, da Karateka nie<br />

<strong>an</strong> den Angriff denken. Sie lernen alle<br />

Schlagtechniken nur, um den Gegner<br />

nach einem von ihm eingeleiteten Angriff<br />

außer Gefecht zu setzen. D<strong>an</strong>ach<br />

üben sie die vorher geübten Techniken<br />

mit dem Partner, der den Angreifer spielt<br />

Doch damit sie sich nicht gegenseitig<br />

verletzen, ziehen sie ihre Faustschützer<br />

<strong>an</strong>. Nun machen die Karateka ,,Kumite’’,<br />

das soviel heißt wie Freikampf. Hierbei<br />

bewegen sie sich locker und versuchen<br />

den Partner leicht zu treffen. Da sie ihren<br />

Partner nur g<strong>an</strong>z leicht treffen, um einen<br />

Punkt zu bekommen, nenn m<strong>an</strong> dies<br />

,,Semi-Kontakt’’. Dafür jedoch ziehen sie<br />

mehr Schützer <strong>an</strong>, den Schienbein-,<br />

Mund- und Tiefschutz. Nun verabschieden<br />

sie sich von ein<strong>an</strong>der mit der Aufstellung,<br />

die gleich verläuft wie die Begrüßung.<br />

Nach einer kleinen Pause geht’s<br />

weiter mit J<strong>an</strong>s eigentlicher Prüfung. Er<br />

muss jetzt verschiedene Grundschultechniken<br />

von der ersten Stufe bis zum<br />

Schwarzgürtel zeigen. Da dies sehr viele<br />

sind, dauert es sehr l<strong>an</strong>ge. Währenddessen<br />

beginnt das Training der Erwachsenen,<br />

die nach der Begrüßung und der<br />

Aufwärmung mit dem üben von Katas<br />

<strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen. Kata nennt m<strong>an</strong> ,,Schattenkampf’’.<br />

Das heißt m<strong>an</strong> macht bestimmte<br />

Angriff- und Abwehrtechniken hinterein<strong>an</strong>der<br />

in einer bestimmten Reihenfolge.<br />

Pro Gürtelgrad gibt es mindestens eine<br />

neue Kata, die sich d<strong>an</strong>n im Schwierigkeitsgrad<br />

steigert. Insgesamt gibt es bis<br />

zum schwarzen Gürtel ungefähr zw<strong>an</strong>zig<br />

Katas, das sich aber je nach Karatestil<br />

ändert. Diese Katas heißen zum Beispiel<br />

Hei<strong>an</strong> Shod<strong>an</strong>, die Kata zum weiß gelben<br />

Gürtel, Tekki shod<strong>an</strong> oder Basai Dai,<br />

beide Katas zum blauen Gürtel. Es gibt<br />

zehn verschiedene Gütegrade, bis zum<br />

schwarzen Gürtel, die kyu heißen. Zu<br />

Beginn, trägt m<strong>an</strong> den weißen Gürtel.<br />

Nach den zehn kyus kommen zehn<br />

schwarzen Gürtel, die m<strong>an</strong> ,,D<strong>an</strong>’’ nennt.<br />

Diesmal nennt m<strong>an</strong> den ersten Schwarzen<br />

D<strong>an</strong> 1, den zweiten Schwarzen, D<strong>an</strong><br />

2 und so weiter. Diese zehn Schwarzen<br />

sind alle Schwarz, nur beim 7. D<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n<br />

m<strong>an</strong> den schwarzen gegen einen rotweißen<br />

Gürtel austauschen. Doch beim<br />

8.D<strong>an</strong> ist d<strong>an</strong>n wieder der schwarze<br />

Gürtel <strong>an</strong> der Reihe. Die Abstände zwischen<br />

den Prüfungen zu den einzelnen<br />

Gürteln sind unterschiedlich l<strong>an</strong>g. So<br />

braucht m<strong>an</strong> vom weiß-gelben bis zum<br />

gelben zum Beispiel vier Monate und<br />

vom blauen auf den braun-weißen neun<br />

Monate. Vom braun-schwarzen bis zum<br />

schwarzen sind es sogar <strong>an</strong>derthalb Jahre.<br />

Endlich ist J<strong>an</strong> fertig mit den Grundschultechniken.<br />

Doch wer jetzt glaubt<br />

J<strong>an</strong> sei fertig, liegt falsch. Nun muss J<strong>an</strong><br />

alle 20 Katas zeigen. Und da er ein ,,Sensei’’<br />

sein möchte, was m<strong>an</strong> ab dem ersten<br />

Schwarzen ist, darf er in den Katas bis<br />

zum braunen nahezu keinen Fehler machen.<br />

Doch das schafft J<strong>an</strong> locker, wie<br />

auch <strong>an</strong>ders, bei solch einer Vorbereitung.<br />

Nun ist es schon zw<strong>an</strong>zig Uhr, und<br />

es beginnt das Kobudo-Training. Das ist<br />

kein Stil von Karate sondern ein Überbegriff<br />

für <strong>an</strong>dere Stile. Kobudo ist die<br />

Lehre von Waffen. Das heißt nicht dass<br />

m<strong>an</strong> hier mit Pistolen und Gewehren<br />

kämpft, sondern m<strong>an</strong> hat Waffen, wie<br />

den Bo, das ist ein l<strong>an</strong>ger Stock, die Arnis,<br />

das sind zwei kurze Stöcke, Tompfa, die<br />

aussehen wie Polizeistöcke und zwei Sai,<br />

die etwas von Grillgabeln haben. Jedes<br />

ist ein eigener Kampfstil. Auch von diesen<br />

Stilen gibt es Techniken und Katas.<br />

Diese muss J<strong>an</strong> nun vorführen. Pro Stil<br />

muss er eine Kata und bestimmte Techniken<br />

zeigen. Arnis ist eines der berühmtesten<br />

Kobudo-Stilen, welche auf<br />

den Phillipinen erfunden wurde, als die<br />

damaligen Einwohner sich vor Eindringlingen<br />

schützen mussten. Während sein<br />

Trainer nun seine Punkte aufgeschrieben<br />

hat, die er nach Kraft und Technik der<br />

Ein Karateka schlägt Mawahshi-Geri (Halb-Kreisfuß-Stoß)<br />

Techniken, Stellungen und Katas gegeben<br />

hat, muss J<strong>an</strong> hundert Liegestützen, hundertfünfzig<br />

Bauaufzüge machen und zweihundert<br />

Mal Seil springen. Um dies alles zu<br />

schaffen ist er jeden Tag eine halbe Stunde<br />

gelaufen. Nun kommt der große Augenblick<br />

der Entscheidung, gleich wird sein Sensei<br />

ihm mitteilen, ob J<strong>an</strong> jetzt auch ein Sensei<br />

ist. ,,J<strong>an</strong>’’, fängt sein Trainer <strong>an</strong>, ,,J<strong>an</strong>, in den<br />

Trainingsstunden überzeugst du mich immer<br />

wieder. Ich bin der Meinung, du wirst<br />

einmal ein sehr guter Karateka sein. Doch<br />

heute...“ J<strong>an</strong>s Herz rast und er hält die Sp<strong>an</strong>nung<br />

nicht mehr aus. Sein Trainer fährt fort:<br />

,,Doch heute, J<strong>an</strong>, hast du alle meine Erwartungen<br />

übertroffen. Herzlichen Glückwunsch,<br />

du hast best<strong>an</strong>den. Ich bin stolz auf<br />

Foto: Autor<br />

dich.’’ J<strong>an</strong> ist außer sich. Er ist nun<br />

Sensei und darf <strong>an</strong>dere trainieren, das<br />

heißt er darf eine Karatestunde leiten<br />

und die Aufwärmung und die Übungstechniken<br />

durchführen. Er bekommt<br />

jetzt sogar eine Stunde in der Woche,<br />

in der er Training geben darf. Doch<br />

trotz seines hohen Status im Karateclub<br />

und all seinen sportlichen Erfolge denkt<br />

er immer <strong>an</strong> den größten Grund, warum<br />

er Karate macht. Er will sich und<br />

seine Freundin bei einem Angriff verteidigen<br />

können, aber auch, wenn jem<strong>an</strong>d<br />

<strong>an</strong>deres <strong>an</strong>gegriffen wird, möchte<br />

er diesen Mensch beschützen. Denn<br />

Karate k<strong>an</strong>n auch dein Leben retten.


Italien<br />

v o n aL e S S a n d r o va r m a<br />

Fast jeder kennt die italienische<br />

Küche und viele lieben sie. Doch<br />

meist lieben sie nur die moderne,<br />

exquisite und sp<strong>an</strong>nende Küche. Kaum<br />

einer kennt aber das Traditionelle <strong>an</strong><br />

dieser Küche. Italien ist früher, und auch<br />

noch heute, in m<strong>an</strong>chen Gegenden sehr<br />

arm gewesen. Die ,,Italy-F<strong>an</strong>s‘‘ wissen<br />

also nicht, wie in m<strong>an</strong>chen Gegenden<br />

gekocht wird. Meine Oma ist in einer<br />

armen Region in Sizilien ausgewachsen<br />

und sie hatte nicht viel Geld. Die g<strong>an</strong>ze<br />

Familie lebte von dem eigens <strong>an</strong>gebauten<br />

Gemüse. Sie ging nur drei Jahre in die<br />

Schule und den Rest ihrer Kindheit<br />

half sie ihrem Vater auf dem Feld. Sie<br />

bauten Tomaten, Paprika, Bohnen, kürbisartige<br />

Zucchini und Spargel <strong>an</strong>. Es<br />

gab also viel Auswahl. Einen Teil ihrer<br />

Ernte verkauften sie immer und den Rest<br />

verarbeiteten sie. Sie probierten so viel<br />

wie möglich zu konservieren, damit es<br />

länger haltbar ist. Zum Beispiel trockneten<br />

sie die Tomaten, legten die Paprika<br />

und Zucchini in Öl ein und sammelten<br />

Nüsse und Beeren. Wenn auch einmal<br />

von etwas zu viel da war, kochten sie<br />

es meist ein. So entst<strong>an</strong>d auch früher in<br />

Bologna die berühmte Spaghetti Bolognese,<br />

denn sie kochten die Tomaten,<br />

die zu viel Sonne bekommen hatten, mit<br />

vielem <strong>an</strong>derem Gemüse und Fleisch ein.<br />

Mein Urgroßvater hatte auch ein paar<br />

Ziegen, Hühner, viele Hasen und eine<br />

Kuh. Aus der Ziegen- und Kuhmilch<br />

machten sie immer Käse. Einen kleinen<br />

Teil des Käses behielten sie für sich und<br />

den Rest verkauften oder tauschten sie<br />

für <strong>an</strong>dere Dinge, die m<strong>an</strong> für das Leben<br />

brauchte. Mal hatte ein guter Freund zu<br />

viele Eier, also wurden diese gegen ein<br />

paar Tomaten getauscht und so ging das<br />

alles immer weiter.<br />

Mein Opa war in diesen Verhältnissen<br />

eher reich, denn er hatte einen eigenen<br />

Weinberg und pfl<strong>an</strong>zte Getreide <strong>an</strong>. Er<br />

war nicht in der Schule und musste mit<br />

elf Jahren auf dem Feld helfen. Wenn<br />

er abends zu Hause war, musste er sich<br />

selber etwas kochen. Er machte meist<br />

Spaghetti mit Gemüse, da meine Oma<br />

viel Gemüse hatte und sein Onkel einen<br />

mittelgroßen Nudelbetrieb besaß. Das<br />

Highlight im Jahr war aber immer das<br />

Metzeln. Sie schlachteten zwei Schweine<br />

und ein Rind. Aus diesem Fleisch machten<br />

sie d<strong>an</strong>n die berühmte Fenchelsalami.<br />

Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 46 Se i t e 47 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008<br />

Traditionen, die nicht jeder kennt<br />

Kein Geld, schlechte Infrastruktur und trotzdem das beste Essen in Europa<br />

Sie heißt Salcica. M<strong>an</strong> sagt, dass die beste<br />

Salcica in Italien auf Sizilien gemacht<br />

wird. Wie jeder aber auch weiß, ist für<br />

einen Italiener die Mama oder Nonna,<br />

das heißt auf Italienisch Oma, die beste<br />

Köchin. Kein <strong>an</strong>derer macht nach ihrer<br />

Ansicht besseres Essen. So entstehen<br />

verschiedene Möglichkeiten ein Gericht<br />

zu kochen. M<strong>an</strong>che benutzen viele frische<br />

Kräuter, die <strong>an</strong>deren schwören auf<br />

getrocknete. Andere nehmen statt Salz<br />

getrocknete, in Salz eingelegte Oliven,<br />

oder würzen ihr Essen g<strong>an</strong>z schlicht mit<br />

Pfeffer und Salz. Und durch die verschiedenen<br />

Möglichkeiten ein Gericht zu<br />

kochen entstehen verschiedene Abw<strong>an</strong>dlung<br />

eines Gerichtes und so entstehen<br />

Geheimrezepte. Der größte Unterschied<br />

zum deutschen Edelitaliener ist, dass sie<br />

aus wenig viel machen. Ein paar Paprika<br />

entkernen, <strong>an</strong>braten, die Haut abziehen,<br />

mit einem guten Olivenöl alles einlegen<br />

und würzen. Mit Hilfe dieses Verfahrens<br />

wurden viele Sachen konserviert.<br />

Was ich damit sagen will, ist, dass die<br />

Sizili<strong>an</strong>er trotz der Armut sich g<strong>an</strong>z<br />

gut zu helfen wissen und, dass dies mal<br />

eine <strong>an</strong>dere Seite der italienischen Küche<br />

ist. Die meisten Männer in Sizilien sind<br />

Bauern, Arbeiter oder arbeiten in der<br />

Tourismusbr<strong>an</strong>che, wenn sie nicht gerade<br />

in der Mafia sind. Morgens wird sehr<br />

rustikal gefrühstückt. Ei in die Pf<strong>an</strong>ne,<br />

ein Stück Brot und einen Kaffee. Wenn<br />

meine Oma mir Frühstück macht, gibt<br />

es immer Ei. Wenn sie die Eier kocht,<br />

macht sie diese „wachsweich“. Das<br />

heißt, das Eiweiß ist hart gekocht, doch<br />

das Eigelb ist weich und m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n sein<br />

Brot rein tauchen. Nach dem Abkochen<br />

der Eier schält sie diese und zerdrückt<br />

sie in einer Tasse. Daraus wird d<strong>an</strong>n<br />

gegessen. Dazu ein Stück Brot und der<br />

Tag fängt schon einmal gut <strong>an</strong>. Wenn sie<br />

Eier in der Pf<strong>an</strong>ne <strong>an</strong>brät, gibt sie mir<br />

immer ein Stück von der selbst gemachten<br />

Salcica. Genauso essen die Männer<br />

morgens, doch ohne die Wurst, weil sie<br />

sich das nicht jeden Tag leisten können.<br />

Wenn die Männer d<strong>an</strong>n Mittagspause<br />

haben, schneiden sie ein Stück von ihrem<br />

selbstgemachten Käse und essen dazu<br />

ein Stück Brot. Oft wird d<strong>an</strong>n auch noch<br />

Gemüse gegessen, zum Beispiel eine Tomate,<br />

ein bisschen Fenchel, Paprikastreifen<br />

oder Karottenschnitze. Die Kinder<br />

bekommen sehr oft zum Mittagsessen<br />

Pasta. Diese wird häufig von den Hausfrauen<br />

selbst gemacht. Wenn nicht, gibt<br />

es ja auch immer noch Barilla und Co.<br />

Dabei haben sie eine große Auswahl <strong>an</strong><br />

Soßen, wie zum Beispiel Tomatensoße,<br />

Alio e Olio, Pesto in allen verschiedenen<br />

Arten oder Käsesaucen. Und wenn die<br />

Soßen gerade nicht vorrätig sind oder<br />

sie nicht die passenden Zutaten haben,<br />

schmeißen sie in die Pf<strong>an</strong>ne, was gerade<br />

im Kühlschr<strong>an</strong>k ist. Dazu gibt es immer<br />

einen grünen Blattsalat, denn der wird<br />

sehr häufig auf Sizilien <strong>an</strong>gebaut und ist<br />

daher sehr preisgünstig. Dazu ein gutes<br />

Kräuterdressing mit sehr gutem Olivenöl<br />

und Essig. Ein herrliches Mittagessen!<br />

Wenn die Männer abends von der Arbeit<br />

nach Hause zum Essen kommen, gibt es<br />

als Vorspeise alle möglichen Vari<strong>an</strong>ten<br />

von gebratenem Gemüse. Ob frittiert,<br />

p<strong>an</strong>iert, mariniert oder einfach nur in der<br />

Pf<strong>an</strong>ne mit Olivenöl, Pfeffer und Salz<br />

gebraten. Als Hauptg<strong>an</strong>g gibt es d<strong>an</strong>n<br />

irgendetwas Deftiges mit Fleischeinlage,<br />

denn die Männer müssen ja schließlich<br />

wieder zu Kräften kommen. Dennoch<br />

gibt es das nicht jeden Tag, das Fleisch<br />

ist sehr teuer. Da Sizilien eine Insel ist<br />

und damit am Meer liegt, gibt es öfters<br />

mal einen guten Fisch, den m<strong>an</strong> grad<br />

um die Ecke am Fischmarkt gekauft hat.<br />

Bei den italienischen Hausfrauen ist das<br />

so ähnlich wie bei den deutschen. Alle<br />

haben ihre individuellen Haushaltstipps.<br />

Jedes Essen ist in den Haushalten sehr<br />

verschieden. Es gibt einen Spitzenkoch,<br />

Jamie Oliver, der diese verschiedenen<br />

Rezepte ausprobiert hat und daraus seine<br />

eigene Version gekocht hat. Immer wenn<br />

ich mir seine Sendung <strong>an</strong>sehe, fasziniert<br />

mich, wie simpel seine Gerichte sind.<br />

Er hat mal eine Italienreise gemacht<br />

und viele Hausfrauen besucht. Anf<strong>an</strong>gs<br />

hat er immer nur zu hören bekommen:<br />

,,Das ist nicht so wie bei meiner Mama‘‘.<br />

Daraufhin besuchte er ein paar Hausfrauen<br />

und sah sich das Rezept <strong>an</strong> und<br />

veränderte kleine Dinge, die aber eine<br />

große Auswirkung auf den Geschmack<br />

haben. Es sind oft kleine Dinge, die ein<br />

Essen hat. Doch in Sizilien und auch<br />

g<strong>an</strong>z Italien wird diese Art und Weise<br />

des Kochens oft kritisiert. Oft auch<br />

deswegen, weil es nicht traditionell ist.<br />

Aber ich finde, m<strong>an</strong> sollte sich darauf<br />

besinnen, was das Eigentliche <strong>an</strong> der<br />

Foto:Autor<br />

sizili<strong>an</strong>ischen Küche ist. Oliven sind das,<br />

was die mediterr<strong>an</strong>en Länder verbindet.<br />

Daher gibt es sehr frisches Olivenöl.<br />

Dieses wird kalt gepresst und das ist<br />

genau der Punkt. Die mediterr<strong>an</strong>e Küche<br />

ist nämlich dafür bek<strong>an</strong>nt, dass sie das<br />

Herzinfarktrisiko reduziert. Eine große<br />

Rolle dabei spielt das Öl, denn genau das<br />

ist ausschlaggebend für diese Wirkung.<br />

Zudem kommt, dass sehr viel Fisch in<br />

Sizilien gegessen wird. Dieser ist sehr<br />

nahrhaft und gesund. Vor allem werden<br />

Schwertfisch, Thunfisch, Krustentiere,<br />

Sardinen und Sardellen gegessen, diese<br />

haben kaum Fett. Was in Sizilien dazu<br />

kommt, ist der florierende Wein<strong>an</strong>bau.<br />

Daraus ist zu schließen, dass die Sizili<strong>an</strong>ische<br />

Küche sehr gesund ist. An jedem<br />

Abend ein Glas Rotwein soll nämlich<br />

ebenfalls das Herzinfarktrisiko senken.<br />

Also: die sizili<strong>an</strong>ische Küche schmeckt<br />

nicht nur gut, sondern sie ist auch sehr<br />

preisgünstig und gesund. Hier ist noch<br />

ein Rezept, das mir meine Urgroßoma<br />

gekocht hat, als ich das erste Mal in<br />

Sizilien war.<br />

Sizili<strong>an</strong>ische Tomatenplatte<br />

Zutaten<br />

für 4 Personen<br />

6 sonnengereifte Tomaten, 125 g Mozzarella,<br />

50 g Parmes<strong>an</strong> am Stück, 50 g<br />

schwarze und grüne Oliven mit Öl, 50g<br />

getrocknete Tomaten mit Öl<br />

Zubereitung<br />

Schneide die Tomaten in dünne<br />

Scheiben. Vermische die mit den Oliven<br />

und den getrockneten Tomaten. Das Öl<br />

dazu mischen. D<strong>an</strong>n auf einer Platte<br />

eine Schicht verteilen. Den Mozzarella<br />

in Stücke reißen und darüber trapieren.<br />

Mit einem Gemüseschäler von dem<br />

Parmes<strong>an</strong>stück Späne abschaben und auf<br />

den Tomaten verteilen. Darüber d<strong>an</strong>n<br />

einen Schuss Balsamico-Essig drüber<br />

schütten und <strong>an</strong>richten.<br />

Ich schreibe diesen Artikel, weil ich es<br />

nicht mehr ertragen k<strong>an</strong>n, wie m<strong>an</strong><br />

die Geschichte von meinem guten<br />

Freund Al Capone verändert und falsch<br />

erzählt. Mein Name ist John Smith, ich<br />

bin 94 Jahre alt und werde euch die wahre<br />

Geschichte erzählen: wie Al Capone es<br />

schaffte, den Staat zu betrügen, wie ich<br />

ihn kennenlernte und wie er starb.<br />

„Was macht der da mit meiner Schwester?‘‘,<br />

fragte ich mich, bevor ich ihm mit<br />

meinem Messer übers Gesicht schnitt.<br />

Al Capone, bek<strong>an</strong>nt geworden durch<br />

Alkoholschmuggel, Geldwäscherei und<br />

Prostitution.Er war es, dem ich eine dicke,<br />

fette Narbe im Gesicht hinterlassen<br />

habe. Mir hat er daher seinen Spitznamen<br />

Scarface (Narbengesicht) zu verd<strong>an</strong>ken.<br />

Er hat mir die Geschichte nie übel genommen,<br />

im Gegenteil, er besorgte mir<br />

sogar ein paar Jobs und kümmerte sich<br />

gut um mich. Als ich ihn fragte, warum er<br />

all dies machte, warum er sich so gut um<br />

mich kümmerte, <strong>an</strong>twortete er nur, dass<br />

ich damals gut geh<strong>an</strong>delt hätte und mit<br />

der H<strong>an</strong>dlung doch nur meine Schwester<br />

beschützen wollte.<br />

Alphonse Gabriel Capone war der<br />

Sohn einer Italienischen Einw<strong>an</strong>dererfamilie,<br />

die glaubte, ihr Glück in den USA<br />

zu finden. Sein Vater Gabriel Capone<br />

arbeitete als Friseur in New York und seine<br />

Mutter Theresa Capone blieb daheim<br />

und kümmerte sich um die Familie.<br />

Al Capone hatte noch weitere Geschwister,<br />

mit denen er in seinem späteren<br />

Leben allerdings nicht viel zu tun<br />

hatte. Nach der achten Klasse verließ er<br />

die Schule und arbeite als Buchbinder.<br />

Zusätzlich verdiente er sein Geld in einer<br />

Munitionsfabrik. Ursprünglich sollte<br />

Al, nach dem Wunsch seines Vaters, als<br />

Barkeeper arbeiten, stattdessen wurde er<br />

kriminell und schloss sich in New York<br />

vielen Jugendb<strong>an</strong>den <strong>an</strong>.<br />

Im Alter von 14 Jahren war er bereits<br />

Mitglied mehrerer B<strong>an</strong>den wie zum<br />

Beispiel den Brooklyn Rippers, den<br />

Forty Thieves Juniors und der Five<br />

Points G<strong>an</strong>g.<br />

Mit 15 Jahren wurde er vom G<strong>an</strong>gster<br />

Fr<strong>an</strong>kie Yale aufgenommen, der ihm<br />

vieles beibrachte, zum Beispeil wie m<strong>an</strong><br />

sich unauffällig zu verhalten hat. Er lehrte<br />

Al, dass Brutalität und Rücksichtslosigkeit<br />

alleine nie zu einem erfolgreichen<br />

Little Italy<br />

Ein G<strong>an</strong>gster, den jeder kennt<br />

v o n ni c h o L a S Pe t e r K a<br />

Ein ehemaliger Partner und Freund packt aus<br />

G<strong>an</strong>gster führen könnte, m<strong>an</strong> müsse<br />

seinen Feind kennenlernen, respektieren<br />

und <strong>an</strong>schließend hintergehen.<br />

Ein paar Tage darauf sah er meine<br />

Schwester und sprach sie <strong>an</strong>.D<strong>an</strong>n verpasste<br />

ich ihm die Narbe.<br />

Ich folgte ihm, wohin er auch ging.<br />

Ich war wie ein Schüler für ihn. Er<br />

zeigte mir alles und unterrichtete mich.<br />

Im Jahr 1918, als Al gerade 19 Jahre alt<br />

war, beging er seinen ersten <strong>Mord</strong> in der<br />

Kneipe von Fr<strong>an</strong>kie Yale, seinem Mentor.<br />

Es h<strong>an</strong>delte sich bei dem Erschossenen<br />

um einen Falschspieler, der kurz davor<br />

1500$ erspielt hatte.<br />

Al erschoss ihn ohne zu zögern.<br />

Im Laufe der Zeit erwies sich, dass Al<br />

nicht nur redete, sondern notfalls auch<br />

gerne Mal zur Waffe griff.<br />

Da es zu diesem Vorfall allerdings<br />

keine Zeugen gab, konnte m<strong>an</strong> Al den<br />

<strong>Mord</strong> nicht nachweisen. Also blieb er<br />

ungestraft.<br />

1919 schlug Al jem<strong>an</strong>den zusammen,<br />

der in der White H<strong>an</strong>d G<strong>an</strong>g war und<br />

Italiener nicht leiden konnte.<br />

Die Polizei konnte ihm wiederholt<br />

nichts <strong>an</strong>hängen.<br />

Doch gefährlicher als die Polizei war<br />

Bill Lovett von der White H<strong>an</strong>d G<strong>an</strong>g.<br />

Er fing <strong>an</strong> nach Capone zu suchen und<br />

da Capone sich schlecht mit einer der<br />

größten G<strong>an</strong>gs in New York <strong>an</strong>legen<br />

konnte, schlug Fr<strong>an</strong>kie Yale ihm vor,<br />

nach Chicago zu gehen.<br />

In Chicago <strong>an</strong>gekommen, erl<strong>an</strong>gte<br />

Al in kurzer Zeit sehr viel Macht durch<br />

Johnnie Terrio, der ihn bek<strong>an</strong>nt machte<br />

und ihm überall Respekt verschaffte. Er<br />

hatte viel Einfluss auf die Chicagoer<br />

Unterwelt zu der auchDrogen- undAlkoholschmuggel<br />

zählen. Durch Drohungen<br />

und Erpressung hatte er Polizisten um<br />

den Finger gewickelt. Somit konnte er<br />

sicher seinen Schmuggel von Alkohol<br />

und Drogen durchziehen.<br />

1920, als die Prohibtition, der Verbot<br />

von Alkohol, in den USA in Kraft gesetzt<br />

wurde, blühte der Schwarzh<strong>an</strong>del<br />

von Alkohol erst recht auf.<br />

Thompsen, ein Freund Al Capones,<br />

der als Vieh- und Immobilienhändler bek<strong>an</strong>nt<br />

war, verlor eine Wette und musste<br />

sich zur Bürgermeisterwahl stellen lassen,<br />

die er nicht gew<strong>an</strong>n. 1927 stellte er sich<br />

zur Wiederwahl und gew<strong>an</strong>n d<strong>an</strong>k der<br />

massiven Mithilfe von Capone.


Musik<br />

1925 war in den USA ein Jahr der B<strong>an</strong>denkriege.<br />

Johnnie Terrio ahnte, dass ein<br />

<strong>Mord</strong><strong>an</strong>schlag auf ihn ausgeübt werden<br />

sollte. Er überließ Al die gesamte Macht<br />

über die B<strong>an</strong>den Chicagos .<br />

Trotz des Rücktritts von Terrio wurden<br />

viele seiner Leute am 13 Juni 1925<br />

ermordet.<br />

Für Capone wurde es allmählich gefährlich,<br />

da er in g<strong>an</strong>z Chicago Leute<br />

umbringen ließ, um sein Geschäft aufrecht<br />

zu erhalten. Dies wurde mit der Zeit<br />

ziemlich teuer, da er teure Kopfgeldjäger<br />

bezahlen musste.<br />

1926, am 27 April führten die vielen<br />

<strong>Mord</strong>e zu großem Aufsehen in den<br />

Medien Chicagos. Daraufhin brachte Al<br />

Capone Bill McSwiggin, den Staats<strong>an</strong>walt<br />

von Chicago, zur Strecke. Also musste<br />

er für drei Monate untertauchen. Die<br />

Folge waren Razzien und B<strong>an</strong>denkriege.<br />

Al verlor fast über 1 Million Dollar. Im<br />

Juli musste er sich wegen dem Verdacht,<br />

Bill McSwiggin getötet zu haben, einem<br />

Verhör stellen. M<strong>an</strong> konnte Capone allerdings<br />

keine Schuld nachweisen; er wurde<br />

wieder einmal freigelassen.<br />

Am 1.Juli 1928 wurde Fr<strong>an</strong>kie Yale,<br />

der Mentor Al Capones, umgebracht.<br />

Er hatte versucht, Al bei einem Alkoholtr<strong>an</strong>sport<br />

zu hintergehen. Das kostete<br />

ihn sein Leben.<br />

v o n vinita Sc h m i t t<br />

We gonna rock around the clock<br />

tonight…“, das Bill Haley im<br />

Jahre 1954 und läutete damit<br />

den Beginn einer neuen musikalischen<br />

Ära ein – dem Rock´n´Roll.<br />

Die 50er Jahre waren ein wichtiger<br />

Zeitraum der Rockgeschichte, da es beliebte<br />

Rock’n’roll Hits, wie unter <strong>an</strong>derem<br />

„Rock Around The Clock“ von Bill Haley<br />

gab. Zu dieser Zeit gab es auch <strong>an</strong>dere<br />

bedeutsamen Rock’n’Roll Sänger, unser<br />

King of Rock’n’roll, Elvis Presley, Chuck<br />

Berry, Jerry Lee Lewis, Little Richard und<br />

Buddy Holly.<br />

In den 60er Jahren entst<strong>an</strong>den wohl<br />

die zwei bek<strong>an</strong>ntesten und berühmtesten<br />

B<strong>an</strong>ds der Welt, The Rolling Stones<br />

und The Beatles. Beide B<strong>an</strong>ds spielten<br />

Rockmusik, doch kl<strong>an</strong>gen trotzdem<br />

sehr verschieden. The Rolling Stones<br />

schlugen eher rauere Musikstile wie Hard<br />

Rock ein. The Beatles hingegen spielten<br />

Beatmusik, wie zum Beispiel „Help“ und<br />

wurden später eher in die Kategorie Pop-<br />

Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 48 Se i t e 49 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008<br />

Seine erste Haftstrafe bekam Al am 16<br />

Mai 1929, als er wegen illegalem Waffenbesitz<br />

gefasst wurde. Er kam für ein Jahr<br />

ins Gefängnis, was ihn allerdings nicht<br />

störte, da er selbst dort seine Geschäfte<br />

weiterführen konnte. Trotz der Tatsache,<br />

dass Capone entlassen wurde, kam er immer<br />

mehr in Bedrängnis. Al und ich zogen<br />

nach Florida, wo er eine Villa besaß.<br />

1930 wurde er öfters von Polizisten<br />

<strong>an</strong>gehalten, da sich einiger Bürger der<br />

Umgebung beschwert hatten, dass er kein<br />

„<strong>an</strong>genehmer“ Bürger sei. Die IRS, der<br />

Dienst für interne steuerliche Einnahme,<br />

war auf der Suche nach ihm, fassten zwei<br />

seiner Brüder, aber Al Capone selbst<br />

konnte nichts <strong>an</strong>gehängt werden.<br />

Ende 1930 hatte Al eine Besprechung<br />

mit seinem Anwalt und der IRS. Es stellte<br />

sich heraus, dass Capone außer dem<br />

Buchbinden noch eine zweite Einnahmequelle<br />

hatte. Am 5 Juni 1931 wurde Al<br />

wegen Steuerhinterziehung in Höhe von<br />

200.000$ <strong>an</strong>geklagt. In Wirklichkeit war<br />

die Summe um einiges höher und nahezu<br />

jeder wusste, dass diese Summe lachhaft<br />

war, jedoch konnte m<strong>an</strong> ihm nicht nachweisen.<br />

Das war sein Glück.<br />

Am 17 Oktober 1931 wurde Al unerwarteter<br />

Weise in 23 Punkten <strong>an</strong>geklagt,<br />

allerdingsnur in fünf Punkten schuldig<br />

gesprochen. Noch im Oktober wurde das<br />

Newcomerb<strong>an</strong>d aus <strong>Karlsruhe</strong><br />

The New Heritage rock the house<br />

Rock eingeordnet.<br />

1970 unterteilte sich die Rockmusik<br />

in kleinere Teile, der Art-Rock, Glam-<br />

Rock und Progressive Rock und ging in<br />

Richtung Pop. Wichtige Vertreter waren<br />

Pink Floyd, Queen, David Bowie, Elton<br />

John, Genesis und Roxy Music. Auf der<br />

<strong>an</strong>deren Seite gab es die Punk-Szene, wie<br />

The Sex Pistols, Hardrock-Szene, Black<br />

Sabbath, AC/DC oder die Ramones.<br />

In den 80er Jahren war die Musikrichtung<br />

„Pop-Rock“ sehr beliebt und<br />

die Leute hörten B<strong>an</strong>ds wie U2, R.E.M.<br />

oder The Cure.<br />

Anf<strong>an</strong>g der 90er Jahre stürmte Kurt<br />

Cobain mit seiner B<strong>an</strong>d Nirv<strong>an</strong>a die<br />

Charts mit dem Song „smells like teen<br />

spirit“. Doch sein Selbstmord war ein<br />

tragischer Schock für seine F<strong>an</strong>s. Trotzdem<br />

war seine Musik einzigartig.<br />

Im Jahr 2000 griffen einige B<strong>an</strong>ds, zum<br />

Beispiel The Strokes, The White Stripes,<br />

Fr<strong>an</strong>z Ferdin<strong>an</strong>d, The Hives und The<br />

Libertines wieder auf die 60er Jahre<br />

Strafmaß verkündet: Er muss 50.000$<br />

wegen Steuerhinterziehung und 8.000$<br />

wegen verursachten Gerichtskosten<br />

zahlen und zusätzliche elf Jahre ins<br />

Gefängnis. Während Al seine Zeit im<br />

Gefängnis absaß, hörte m<strong>an</strong> hin und<br />

wieder Gerüchte, dass er wie ein König<br />

lebe und selbst dort seine Geschäfte<br />

weterführen könne.<br />

1934 wurde er von Atl<strong>an</strong>ta nach S<strong>an</strong><br />

Fr<strong>an</strong>cisco verlegt. Er kam in ein neu gebautes<br />

Hochsicherheitsgefängnis namens<br />

Alcatraz. Wegen guter Führung wurde er<br />

am 6 J<strong>an</strong>uar 1939 vorzeitig entlassen.<br />

Das letzte Mal sah ich ihn drei Tage<br />

vor seinem Tod. An seinem Begräbnis<br />

war ich nicht <strong>an</strong>wesend. Er starb am 25<br />

J<strong>an</strong>uar 1947 <strong>an</strong> einer Lungenentzündung<br />

in Florida. Aus meiner Sicht hatte Al<br />

einschönes Leben. Er wurde zwar die<br />

g<strong>an</strong>ze Zeit über gesucht und musste<br />

daher immer in Angst leben. Aber wer<br />

konnte schon einfach so nebenher mal<br />

schnell 8 Millionen Dollar im Casino<br />

verspielen?<br />

Ich zog mich zurück nach Florida, wo<br />

ich mein restlichen Leben verbrachte.<br />

Er war für mich all die Zeit ein guter<br />

Freund gewesen.Auch das war wohl<br />

der Grund, weshalb er mir sein g<strong>an</strong>zes<br />

Vermögen überließ. Ich werde ihn nie<br />

vergessen.<br />

typischen Musikstile (sound, style) zurück.<br />

„ I´d gave up everything I know, just to get<br />

a glipse of why we’re here <strong>an</strong>d what’s it all<br />

worth for...“, das singen The New Heritage<br />

(TNH) heute, 2007, in ihrem Proberaum am<br />

Rheinhafen. Sie sind gerade bei der Generalprobe<br />

für ihren Auftritt im Substage und<br />

ich habe die Gelegenheit, ein Interview mit<br />

ihnen zu führen.<br />

„The New Heritage” besteht aus Marc,<br />

Sänger und Gitarrist, Freddy, Lead-Gitarrist,<br />

Jonas, Bassist und Jay, Schlagzeuger.<br />

Die B<strong>an</strong>d wurde im Hebst 2005 von Marc<br />

und Christi<strong>an</strong> gegründet. Sie suchten nach<br />

Musikern, die sie für ihre B<strong>an</strong>d brauchten<br />

und d<strong>an</strong>n sind sie auf Jonas, den Bassisten,<br />

gestoßen und er wurde aufgenommen, da<br />

er sehr gut in die B<strong>an</strong>d hineinpasst und sie<br />

sich gleich super mitein<strong>an</strong>der verst<strong>an</strong>den.<br />

Marc, der Songwriter und Gitarrist, fing<br />

<strong>an</strong> ihre eigenen Lieder zu schreiben, wie<br />

zum Beispiel „Memory Box“ und „Take a<br />

Ride“. Doch die B<strong>an</strong>d war nicht komplett!<br />

Es fehlte nur noch eine Lead-Gitarre. Die<br />

B<strong>an</strong>d suchte einen zweiten Gitarristen,<br />

f<strong>an</strong>d Freddy und der war perfekt für die<br />

Gruppe. Nun waren „The New Heritage“<br />

vollständig und schrieben mehrere<br />

Lieder. 2006 nahmen sie ihre erste<br />

Promo-CD „The second first takes“ auf.<br />

TNH blieben den Zuhörern zu Beginn<br />

vor allem wegen ihrer Mischung aus Power<br />

und Melodie im Gedächtnis. Dieser<br />

unverwechselbare Sound kristallisierte<br />

sich recht schnell heraus, obwohl am<br />

Anf<strong>an</strong>g noch Zweifel da waren, ob ihr<br />

Konzept aufgehen würde.<br />

Die musikalische Verg<strong>an</strong>genheit der<br />

vier Jungs unterscheidet sich nämlich<br />

stark.<br />

Mittlerweile spielen sie auf vielen<br />

Events, wie z.B. im Substage, im Tempel<br />

oder kleinere Auftritte und sind dieses<br />

Jahr auch im B<strong>an</strong>dpusher Programm,<br />

einem Programm, bei dem sie von Ver<strong>an</strong>staltern<br />

und Musikschulen unterstützt<br />

und gefördert werden.<br />

Wie seid ihr auf den Namen „The New<br />

Heritage“ gekommen?<br />

M.: Übersetzt heißt es „Das neue<br />

Erbe“, weil unsere musikalischen Vorbilder<br />

aus sehr unterschiedlichen<br />

Stilrichtungen und Zeiten kommen und<br />

wir versuchen diese Einflüsse zusammen<br />

mit unserem eigenen Output zu einem<br />

neuen Stil zu vereinen.<br />

Ch.: Ich würde sagen m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n das<br />

mit einem Rezept vergleichen. Ja, sagen<br />

wir mit einer Suppe – so wie sie eure<br />

Großeltern und Eltern schon gerne<br />

gegessen haben...<br />

F.:.. ja, genau. Und wir nehmen diese<br />

Suppe und verändern, verbessern sie. Wir<br />

lassen ein wenig Salz raus, tun ein bisschen<br />

mehr Gemüse rein. M<strong>an</strong> schmeckt<br />

noch das, was <strong>an</strong> der alten Suppe gut war,<br />

aber auch etwas mehr.<br />

M.:... ein paar „hippere“ Gewürze! ;-)<br />

J.: Ja, und mehr Zwiebeln! Haha...<br />

Wie viele CDs habt ihr herausgebracht?<br />

Jo.: Wir haben 2 Promo CDs herausgebracht.<br />

2006 war unsere erste CD<br />

draußen und 2007 die zweite.<br />

Und wie heißt die neue CD?<br />

Fr.: Sie trägt den Titel „death.love.<br />

music. society“.<br />

M.: Bei diesem Titel haben wir uns<br />

vom Film „Der Club der toten Dichter“<br />

inspirieren lassen – in Englisch: „dead<br />

poets society“. Das ist es im Endeffekt<br />

was diese B<strong>an</strong>d für uns bedeutet: einen<br />

kreativen Austausch, ein Club in dem wir<br />

über uns und unsere Leben reden und diese<br />

in unserer Musik verarbeiten. In aller<br />

Kürze auf den Punkt gebracht wäre das<br />

d<strong>an</strong>n eben das Leben, bzw. der Tod, die<br />

Liebe und die Musik selbst natürlich.<br />

Marc, welches Album gefällt dir besser?<br />

M.: Also mir gefällt das zweite Album<br />

besser. Das ist so weil wir durch die vielen<br />

Auftritte und Erfahrungen einfach<br />

besser geworden sind was das schreiben<br />

von Musik und Text <strong>an</strong>bel<strong>an</strong>gt. M<strong>an</strong><br />

bekommt Reson<strong>an</strong>z und k<strong>an</strong>n relativ<br />

schnell feststellen was funktioniert und<br />

was nicht...<br />

Hast du vor der B<strong>an</strong>d schon einmal in einer<br />

<strong>an</strong>deren B<strong>an</strong>d gespielt?<br />

M.: Ja, ich habe vor einigen Jahren<br />

in einer Schülerb<strong>an</strong>d im <strong>Heisenberg</strong>-<br />

<strong>Gymnasium</strong> Gitarre gespielt, zuerst bei<br />

„P<strong>an</strong>theon“, später d<strong>an</strong>n zusammen mit<br />

„Stereo Cult“.<br />

Euch k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> auch im Internet finden,<br />

oder?<br />

Ja.: Ja genau, unsere Internet- Adresse<br />

heißt: www.thenewheritage.de.<br />

Wo und w<strong>an</strong>n ist euer nächster Auftritt?<br />

M.: W<strong>an</strong>n wir spielen, k<strong>an</strong>nst du auf<br />

unsere Seite nachlesen. Dort stehen alle<br />

News. Du k<strong>an</strong>nst unsere Bilder <strong>an</strong>schauen,<br />

unsere Biographie durchlesen und<br />

sogar alle unsere Songs <strong>an</strong>hören.<br />

Jo.: Doch unsere Seite ist auf Englisch,<br />

weil Englisch jeder versteht und es ist die<br />

Nationalsprache der Engländer... ;-)<br />

Wie oft probt ihr eigentlich?<br />

M.: Wir proben nur einmal in der<br />

Woche. Meistens ist das samstags, weil<br />

ich extra nach <strong>Karlsruhe</strong> fahren muss,<br />

denn ich studiere in Ravensburg und da<br />

k<strong>an</strong>n ich schlecht unter der Woche mal<br />

kurz nach <strong>Karlsruhe</strong> fahren, nur um mit<br />

meiner B<strong>an</strong>d zu proben.<br />

Jay, was machst du außerhalb der B<strong>an</strong>d?<br />

Ja.: Ich studiere Wirtschaftspsychologie<br />

in Heidelberg.<br />

Wer ist eigentlich euer Vorbild?<br />

Fr.: My Chemical Rom<strong>an</strong>ce rocken<br />

voll.<br />

Jo.: Mein Vorbild ist die B<strong>an</strong>d Muse,<br />

weil sie coole Musik machen.<br />

Ja.: Also mein Vorbild ist P<strong>an</strong>ic! At<br />

The Disco.<br />

M.: Mein musikalisches Vorbild für<br />

diese B<strong>an</strong>d ist Fall Out Boy.<br />

Ich denke dass die unterschiedlichen<br />

Einflüsse die jeder von uns mitbringt<br />

maßgeblich zu unserem Sound beigetragen<br />

haben. Am Anf<strong>an</strong>g waren wir nicht<br />

sicher, ob die „weiche“ Seite, also Singer<br />

Einflüsse zu den Hardrock Erfahrungen<br />

der Anderen passen. Aber mittlerweile<br />

hat sich Alles zu einem guten Gesamtsound<br />

zusammengefügt.<br />

Wer hat denn eure Bilder fotografiert?<br />

Fr.: Fabi<strong>an</strong> ist unser B<strong>an</strong>dfotograf und<br />

natürlich unser Freund. Wenn wir z.B.<br />

einen Auftritt haben, macht er Bilder von<br />

uns und dem Publikum.<br />

J.: Wir nennen ihn „das fünfte Mitglied“.<br />

Musik<br />

Und wie l<strong>an</strong>ge machst du schon die Bilder?<br />

Fa.: Ich fotografiere die B<strong>an</strong>d eigentlich<br />

schon von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong>, also 2 Jahre.<br />

Aber ich fotografiere nicht nur für die<br />

B<strong>an</strong>d, ich hab auch viele <strong>an</strong>dere Shootings<br />

und Projekte in meiner Freizeit<br />

laufen...<br />

Wo k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> denn all deine Fotos <strong>an</strong>schauen?<br />

Fa.: Du k<strong>an</strong>nst meine Fotos auf www.<br />

myspace.de <strong>an</strong>schauen, außerdem hab<br />

ich einen Account bei www.flickr.com<br />

unter F.Kirscht.<br />

Was sind eure Ziele bzw. was wollt ihr<br />

erreichen?<br />

M.: Unser Ziel ist es nächstes Jahr ein<br />

neues Album bis Herbst aufzunehmen<br />

und natürlich gute Songs zu schreiben..<br />

Wir hoffen auch, dass wir viele Auftritte<br />

und F<strong>an</strong>s bekommen.<br />

Vielen D<strong>an</strong>k für das Interview! Und viel<br />

Spaß noch beim Proben!<br />

Ich liebe dich<br />

Seit ich dich kenne,<br />

k<strong>an</strong>n ich nicht mehr leben,<br />

ohne <strong>an</strong> dich zu denken…<br />

Ich k<strong>an</strong>n nicht mehr schlafen,<br />

ohne von dir zu träumen…<br />

Ich vermisse dich…<br />

Ich k<strong>an</strong>n nicht mehr lachen,<br />

ohne mir dein Lächeln vorzustellen…<br />

Ich k<strong>an</strong>n nicht mehr glücklich sein,<br />

ohne zu wissen, dass es dir gut geht…<br />

Ich vermisse dich…<br />

Ich k<strong>an</strong>n nicht mehr die Augen schließen,<br />

ohne dich vor mir zu sehen…<br />

Ich k<strong>an</strong>n nicht mehr sprechen,<br />

ohne mir deine Stimme vorzustellen…<br />

Ich vermisse dich…<br />

Ich k<strong>an</strong>n nicht mehr ohne dich,<br />

denn ich wünsche mir zu sehr,<br />

dass du mich liebst,<br />

denn ich weiß,<br />

Ich liebe dich !!!<br />

Alessa Baar


Technik Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 50 Se i t e 51 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 Technik<br />

v o n Ke v i n ar m b ru S t e r<br />

Die Kraft der Erde in unseren Händen<br />

In unserer Erde brodelt es, denn unser<br />

Heimatpl<strong>an</strong>et bietet nicht nur das<br />

erforderliche Lebensumfeld, sondern<br />

liefert auch die Wärme, die wir zum<br />

Leben brauchen. Ausgehend von einem<br />

über 6.000°C heißen Erdkern strömt die<br />

Erdwärme der Oberfläche entgegen und<br />

wird dabei im oberen Teil der Erdkruste,<br />

u. a. in Thermalwasser, gespeichert. 99<br />

Prozent unseres Pl<strong>an</strong>eten sind heißer als<br />

1.000°C. In 1 Kilometer Tiefe hat das<br />

Erdreich fast überall noch eine Temperatur<br />

von 40°C, aber in Vulk<strong>an</strong>gebieten<br />

k<strong>an</strong>n es sogar viele hundert Grad Celsius<br />

erreichen. Das Potential <strong>an</strong> so gen<strong>an</strong>nter<br />

geothermischer Energie ist enorm. Theoretisch<br />

würde die gespeicherte Energie<br />

ausreichen, die Welt 100.000 Jahre l<strong>an</strong>g<br />

mit Energie zu versorgen, denn täglich<br />

steigt insgesamt etwa die 2,5-fache Menge<br />

der weltweit benötigten Energie aus<br />

der Erde auf.<br />

Viele geologische, technische und<br />

wirtschaftliche Hindernisse lassen jedoch<br />

nur die Erschließung eines kleinen Teils<br />

zu. Dabei ist Erdwärme schon l<strong>an</strong>ge bek<strong>an</strong>nt.<br />

Die populärste Anwendung in der<br />

Geschichte f<strong>an</strong>d sie wohl in den Thermalbädern<br />

des Römischen Reiches. Doch<br />

es dauerte zwei Jahrtausende, bis m<strong>an</strong><br />

das Potenzial dieser nahezu unerschöpflichen<br />

Energiequelle erk<strong>an</strong>nte und damit<br />

beg<strong>an</strong>n, sie effizient zu nutzen. Dabei<br />

eröffnen Geothermiekraftwerke völlig<br />

neue Wege der Energiegewinnung.<br />

Erdwärme grundlastfähig<br />

Der schwerwiegendste Vorteil gegenüber<br />

<strong>an</strong>deren erneuerbaren Energieträgern<br />

ist die ständige Verfügbarkeit unabhängig<br />

von der Tages- und Jahreszeit, von Wind<br />

und Wetter. Geothermie zählt zu den<br />

wenigen erneuerbaren Energien, die bei<br />

der Stromerzeugung grundlastfähig sind,<br />

also den Grundbedarf <strong>an</strong> Strom decken<br />

und nicht nur in Spitzenlastzeiten zugeschaltet<br />

werden. Sie schont Umwelt und<br />

Klima, be<strong>an</strong>sprucht wenig Platz, muss<br />

nicht über l<strong>an</strong>ge Strecken tr<strong>an</strong>sportiert<br />

werden wie z.B. Erdöl oder Gas und<br />

k<strong>an</strong>n nicht wie diese zum politischen<br />

Druckmittel werden. Unser Pl<strong>an</strong>et kennt<br />

keine Energiekrise.<br />

Anders als bei der Kernkraft birgt diese<br />

Technik auch kaum Risiken in sich, wenn<br />

m<strong>an</strong> von den leichten Erdstößen absieht,<br />

die in Erdbebengebieten entstehen<br />

Neues Geothermiekraftwerk in L<strong>an</strong>dau eröffnet<br />

können. Nicht wenige Experten sehen<br />

in der Geothermie die Energiequelle<br />

der Zukunft.<br />

Erdwärme wird rentabel<br />

Bis vor einiger Zeit galt die „Erdwärme“<br />

mit ihrer aufwändigen Förderung<br />

noch als unwirtschaftlich. Doch mit dem<br />

starken Ansteigen der Preise für Öl und<br />

Gas lohnen sich im Vergleich nun auch<br />

alternative Energien.<br />

Steigende Öl- und Gaspreise ver<strong>an</strong>lassten<br />

private Haushalte allein im<br />

Schema der Arbeitsweise eines Geothermie-Kraftwerks<br />

(mit frdl. Genehmigung der Geox GmbH L<strong>an</strong>dau)<br />

Jahr 2006 zur Neuinstallation von rund<br />

44.000 Wärmepumpen. Bis Ende 2007<br />

wurden nach Angaben von Statistiken<br />

insgesamt etwa 180.000 private Anlagen<br />

installiert, die Erdwärme in ein verwertbares<br />

höheres Temperaturniveau <strong>an</strong>heben.<br />

Das Funktionsprinzip lässt sich gut<br />

– hier natürlich umgekehrt - mit einem<br />

Kühlschr<strong>an</strong>k vergleichen, der innen kühlt<br />

und außen heizt.<br />

Aber auch große Geothermiekraftwerke<br />

werden durch neue technische<br />

Entwicklungen zunehmend interess<strong>an</strong>t.<br />

In Deutschl<strong>an</strong>d sind etwa 30<br />

Erdwärme-Anlagen mit einer<br />

thermischen Gesamtleistung von<br />

rund 100 Megawatt in Betrieb,<br />

womit etwa 30.000 Haushalte mit<br />

Wärme versorgt werden.<br />

Mit einer Wärmeleistung von<br />

18 Megawatt versorgt das bisl<strong>an</strong>g<br />

größte Heizwerk in Erding etwa<br />

5.000 Einwohner mit Fernwärme.<br />

Im Jahre 1984 nahm in Waren,<br />

Müritz ,das erste deutsche Geothermieheizkraftwerk<br />

seinen Betrieb<br />

auf und gründete damit die<br />

Ära der Nutzung der Tiefengeothermie.<br />

Das Heizwerk versorgt<br />

heute rund 800 Wohnungen mit<br />

Fernwärme. Erst im November<br />

2003 hat das geothermische<br />

Kraftwerk in Neustadt/Glewe<br />

(Mecklenburg-Vorpommern) als<br />

erstes seiner Art zusätzlich einen<br />

Generator in Betrieb genommen,<br />

um vor allem in den Sommermonaten,<br />

wenn wenig Heizenergie<br />

gebraucht wird, zusätzlich auch<br />

Strom zu erzeugen.<br />

Stromgewinnung teuer<br />

Ein großes Problem ist, dass<br />

die für die Stromgewinnung<br />

benötigten hohen Temperaturen<br />

von mindestens 200°C meistens<br />

erst in Tiefen von mehreren<br />

tausend Metern erreicht werden,<br />

wodurch die Stromgewinnung<br />

durch Geothermiekraftwerke nur<br />

<strong>an</strong> wenigen Stellen wirtschaftlich<br />

ist.<br />

L<strong>an</strong>dau ist so eine Stelle:<br />

Am 21.11.2007 um 17.32 Uhr<br />

wurde das erste g<strong>an</strong>zjährig zur<br />

Stromgewinnung genutzte Geo-<br />

thermie-Kraftwerk Deutschl<strong>an</strong>ds offiziell<br />

in Betrieb genommen.<br />

Die Parlamentarische Staatssekretärin<br />

des Bundesumweltministeriums, Astrid<br />

Klug hob die Vorbildfunktion des<br />

Erdwärme-Kraftwerks wie folgt hervor:<br />

„Diese Anlage wird der geothermischen<br />

Stromerzeugung in Deutschl<strong>an</strong>d einen<br />

Schub verleihen. Damit treiben wir unsere<br />

Strategie zum Ausbau der erneuerbaren<br />

Energien entscheidend vor<strong>an</strong>.“<br />

Die Anlage funktioniert nach dem so<br />

gen<strong>an</strong>nten „Hot-Dry-Rock“ Verfahren.<br />

Dabei wird das heiße Gestein in etwa<br />

3.300 Metern Tiefe zwischen einer<br />

Injektions- und einer Förderbohrung<br />

mit Wasserdruck künstlich durchlässig<br />

gemacht. Es k<strong>an</strong>n so als Wärmetauscher<br />

für Wasser dienen, das über die<br />

Injektionsbohrung in den Untergrund<br />

gepresst und über die Förderbohrung<br />

wieder hochgepumpt wird. Das oben<br />

<strong>an</strong>kommende, noch etwa 160°C heiße<br />

Wasser gibt in einem Wärmetauscher<br />

seine Energie ab und treibt Turbinen<br />

<strong>an</strong>, mit denen ein Strom von 2 bis 2,5<br />

Megawatt erzeugt wird. Das ergibt etwa<br />

20 Millionen Kilowattstunden pro Jahr.<br />

Damit wird die Anlage eine Strommenge<br />

erzeugen, die dem Jahresbedarf von<br />

6.000 Haushalten entspricht. In einem<br />

zweiten Schritt wird die Restwärme des<br />

v o n th o m a S Ku n z<br />

Juli<strong>an</strong> ist ein kleiner Junge und 12 Jahre<br />

alt. Zusammen mit seinem ein Jahr<br />

älteren besten Freund M<strong>an</strong>uel geht er<br />

seit kurzem in die 6. Klasse. In der neuen<br />

Stadt, in der Juli<strong>an</strong>s Familie jetzt lebt,<br />

hat er schon neue Freunde gefunden,<br />

obwohl er sich noch nicht g<strong>an</strong>z dar<strong>an</strong><br />

gewöhnt hat, sein altes Zuhause hinter<br />

sich zu lassen. Aber immerhin ist sein<br />

Schulweg deutlich kürzer geworden und<br />

er k<strong>an</strong>n länger schlafen. Sofort nach der<br />

Schule stürmt er hastig in sein Zimmer<br />

zu seinem Computer und drückt auf<br />

den Einschaltknopf. Er findet seinen PC<br />

spitze, obwohl es nur ein Windows 95<br />

ist. Er hat ihn von seinen Eltern wegen<br />

des Umzugs bekommen. Er ist glücklich<br />

einen PC zu haben und spielt auch gerne<br />

mit ihm. „Noch zwei Tage, d<strong>an</strong>n ist es<br />

soweit“, sagt sein Vater, während er neugierig<br />

auf den Bildschirm schaut, „d<strong>an</strong>n<br />

d<strong>an</strong>n immer noch 70 bis 90°C heißen<br />

Wassers zur Wärmeversorgung der<br />

beiden <strong>an</strong>grenzenden Wohngebiete Cité<br />

Dagobert und Quartier Vaub<strong>an</strong> sowie<br />

der Universität und des Kr<strong>an</strong>kenhauses<br />

verwendet. Nach der gepl<strong>an</strong>ten Kapazitätserweiterung<br />

werden weitere 500<br />

Haushalte mit Fernwärme beliefert.<br />

Mit dieser Anlage können jährlich<br />

bis zu 5.000 Tonnen CO2 eingespart<br />

werden.<br />

Nach der dreijährigen Pl<strong>an</strong>ungs- und<br />

Bauphase erreichte das Projekt ein Investitionsvolumen<br />

von 20 Mio. € und<br />

wurde vom Bundesumweltministerium<br />

mit über 2,6 Mio. € gefördert.<br />

Durch neue Technologien sind nun<br />

sehr tiefe Bohrungen möglich, so dass<br />

die Energieproduktion durch Erdwärme<br />

nicht länger ein technisches, sondern viel<br />

mehr ein fin<strong>an</strong>zielles Problem ist.<br />

Unabhängig von fossilen Brennstoffen<br />

Inzwischen arbeiten bereits ca. 12.000<br />

Menschen direkt oder indirekt im Bereich<br />

der geothermischen Energieversorgung.<br />

Wenn diese Entwicklung so weiter geht<br />

und wir eine Mischung aus Erdwärme,<br />

Wind und Sonne als Energieliefer<strong>an</strong>ten<br />

nutzen, d<strong>an</strong>n kommen wir unserem<br />

Ziel - nämlich unabhängig von knapper<br />

Der Chat – ein Lebensmittel<br />

Eine nicht g<strong>an</strong>z wahre Geschichte<br />

hast du endlich Geburtstag“. Juli<strong>an</strong> weiß,<br />

was das heißt. Er freut sich schon zu l<strong>an</strong>g<br />

auf diesen Tag. Endlich 13 Jahre.<br />

Er wünscht sich schon seit l<strong>an</strong>gem<br />

einen Internet<strong>an</strong>schluss, mit dem er wie<br />

die <strong>an</strong>deren aus seiner Klasse im Internet<br />

surfen k<strong>an</strong>n und auf ein Chat-Programm,<br />

mit dem er mit <strong>an</strong>deren Leuten<br />

schreiben k<strong>an</strong>n. So hat es ihm zumindest<br />

M<strong>an</strong>uel erzählt. Aber M<strong>an</strong>uel weiß über<br />

solche Dinge genauestens Bescheid. Er<br />

hat schon mit 10 Jahren einen eigenen<br />

Computer bekommen, mit dem er sich<br />

sehr oft beschäftigt.<br />

Am nächsten Tag in der Schule hört<br />

Juli<strong>an</strong> M<strong>an</strong>uel erzählen, dass er gestern<br />

eine „Neue“ kennen gelernt hat. Juli<strong>an</strong><br />

wird sehr neugierig und setzt sich sofort<br />

zu M<strong>an</strong>uel. M<strong>an</strong>uel erzählt allen, wie das<br />

Mädchen aussieht und wo sie wohnt.<br />

Juli<strong>an</strong> hört geb<strong>an</strong>nt zu und denkt dabei<br />

werdenden Energieressourcen zu werden<br />

- ein gutes Stück näher.<br />

Isl<strong>an</strong>d ist diesem Ziel wohl am nächsten,<br />

was auch nicht weiter verwunderlich<br />

ist. 37 aktive Vulk<strong>an</strong>e heizen dort den<br />

Untergrund auf und ermöglichen eine<br />

geradezu verschwenderische Nutzung<br />

von Energie. So werden etwa m<strong>an</strong>che<br />

Gehwege im Winter beheizt. Bereits über<br />

90% seines Energiebedarfs deckt Isl<strong>an</strong>d<br />

aus Geothermie und Wasserkraft und will<br />

in spätestens 30 Jahren völlig unabhängig<br />

von fossilen Brennstoffen sein.<br />

Auch bei uns stehen die Zeichen in der<br />

Geothermiebr<strong>an</strong>che auf Wachstum. Dies<br />

lässt sich <strong>an</strong> der Zahl der Pl<strong>an</strong>ungen für<br />

geothermische Anlagen erkennen:<br />

In Deutschl<strong>an</strong>d sind gegenwärtig rund<br />

150 Projekte zur Wärmenutzung oder<br />

Stromerzeugung in Bearbeitung. Zurzeit<br />

pl<strong>an</strong>t m<strong>an</strong> auf dem Gelände des Forschungszentrums<br />

<strong>Karlsruhe</strong> Deutschl<strong>an</strong>ds<br />

größtes Erdwärme-Kraftwerk.<br />

Das 30 Millionen Euro teure Projekt soll<br />

das Forschungszentrum mit seinen rund<br />

4.000 Beschäftigten sowie rund 20.000<br />

Haushalte mit Strom versorgen.<br />

Und am Mittwoch den 16. J<strong>an</strong>uar wurde<br />

der Grundstein für das erste Geothermie-Kraftwerk<br />

Baden-Württembergs in<br />

Bruchsal gelegt.<br />

immer <strong>an</strong> seinen Geburtstag, der immer<br />

näher rückt. Er träumt davon, dass er im<br />

Internet <strong>an</strong>dere Kinder in seinem Alter<br />

und vielleicht sogar ein Mädchen trifft,<br />

wie er neue Erfahrungen macht. Es klingelt<br />

und der Unterricht ist vorbei. Schnell<br />

packt er seine Schulsachen ein und geht<br />

mit M<strong>an</strong>uel nach Hause, bis sich ihre<br />

Wege trennen. Zu Hause <strong>an</strong>gekommen,<br />

gibt es erst einmal Essen und nachdem<br />

er seine Hausaufgaben gemacht hat, ist<br />

der Tag gelaufen und es ist Zeit schlafen<br />

zu gehen, damit er <strong>an</strong> seinem Geburtstag<br />

fit ist. Ohne Widerspruch geht er gut<br />

gelaunt ins Bett. Am nächsten Morgen<br />

springt er beim ersten Weckerklingeln auf<br />

und weiß, was ihn gleich erwartet. Wie<br />

jedes Jahr <strong>an</strong> seinem Geburtstag haben<br />

seine Eltern ihm einen Kuchen gebacken,<br />

auf dem dreizehn Kerzen brennen. Er<br />

versucht immer, alle Kerzen mit einmal


Technik Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 52 Se i t e 53 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 Sport<br />

Luftholen auszupusten, was ihm noch<br />

nie missglückte. Auch dieses Jahr schafft<br />

er es ohne große Mühe, alle Kerzen auszupusten.<br />

Nur dumm, dass heute Schule<br />

ist und ich d<strong>an</strong>ach noch Hausaufgaben<br />

machen muss, denkt er sich. Ab in die<br />

neuen Schuhe, die er von Oma und Opa<br />

bekommen hat, und los. In der Schule<br />

warten schon alle auf Juli<strong>an</strong>, da er auch<br />

ein paar Geschenke von ihnen bekommt.<br />

Aber er k<strong>an</strong>n es kaum erwarten endlich<br />

nach Hause zu kommen, um sein Internet<br />

zu testen. Sein Vater hat ihm gestern<br />

Abend versprochen, seinen Computer<br />

<strong>an</strong>zuschließen, bis Juli<strong>an</strong> von der Schule<br />

zurück kommt.<br />

Kurz vor Unterrichtsschluss bietet<br />

M<strong>an</strong>uel ihm noch seine Hilfe <strong>an</strong>, falls er<br />

Schwierigkeiten oder Fragen hat, k<strong>an</strong>n<br />

er sich gerne <strong>an</strong> ihn wenden. Zu Hause<br />

<strong>an</strong>gekommen springt er aus seiner Jacke,<br />

wirft seinen Schulr<strong>an</strong>zen in die Ecke und<br />

stürmt in sein Zimmer. Plötzlich steht er<br />

wie erstarrt <strong>an</strong> der Tür, sein Computer,<br />

den er vor ein paar Jahren von seinen<br />

Eltern geschenkt bekommen hat, ist auf<br />

einmal verschwunden.<br />

Jetzt steht ein nagelneuer PC <strong>an</strong> dem<br />

Fleck, wo vorher sein alter Rechner<br />

st<strong>an</strong>d. Verdutzt schaut er in die Richtung,<br />

in der sein neuer Rechner steht.<br />

Da taucht sein Vater hinter ihm auf<br />

und meint: „Du bemühst dich so sehr<br />

in der Schule. Deswegen habe ich mich<br />

entschlossen, dir auch gleich einen neuen<br />

PC zu kaufen. Natürlich mit Internet<strong>an</strong>schluss,<br />

wie du es dir gewünscht hast.“<br />

„Vielen, vielen D<strong>an</strong>k Papa“, schreit Juli<strong>an</strong><br />

überglücklich und springt seinem Vater<br />

in die Arme. Sofort schaltet Juli<strong>an</strong> seinen<br />

neuen Computer <strong>an</strong>, welcher in wenigen<br />

Sekunden hochfährt. Ein paar Klicks<br />

und das Internet öffnet sich und das<br />

Lächeln breitet sich auf Juli<strong>an</strong>s Gesicht<br />

aus. Nichts k<strong>an</strong>n ihn <strong>an</strong> seiner Surftour<br />

noch hindern.<br />

Ohne groß nachzudenken, klickt er<br />

auf den Internetbutton und fängt auch<br />

gleich <strong>an</strong> nach dem beliebten Chatprogramm<br />

„icq“ zu suchen. Juli<strong>an</strong> kennt<br />

es aus M<strong>an</strong>uels Geschichten, bei denen<br />

er immer mit großer Aufmerksamkeit<br />

zuhört. Plötzlich bemerkt er, dass sein<br />

Vater noch einmal im Türrahmen steht<br />

und dieser ihn fragt, ob er denn weiß,<br />

wie m<strong>an</strong> ein solchen Programm bedient?<br />

„Ja“, <strong>an</strong>twortet er schnell, „falls ich noch<br />

Fragen haben, k<strong>an</strong>n ich mich <strong>an</strong> M<strong>an</strong>uel<br />

wenden.“ „D<strong>an</strong>n ist ja alles gut“, <strong>an</strong>twortet<br />

sein Vater und geht beruhigt aus dem<br />

Zimmer. Aber in Wirklichkeit weiß Juli<strong>an</strong><br />

fast nichts übers Chatten. Er will mal<br />

M<strong>an</strong>uel fragen, da dieser mehr davon versteht<br />

als sein Vater. Das Programm „icq“<br />

ist inzwischen gedownloadet und sofort<br />

installiert Juli<strong>an</strong> es. Ein paar Klicks hier,<br />

ein paar Klicks da und schon k<strong>an</strong>n er mit<br />

seinen Freunden schreiben. Nachdem alles<br />

soweit ist, schreibt er M<strong>an</strong>uel gleich <strong>an</strong><br />

und erzählt ihm, dass er einen neuen PC<br />

bekommen hat und er nun endlich d<strong>an</strong>k<br />

seiner DSL-Leitung mit ihm schreiben<br />

k<strong>an</strong>n. M<strong>an</strong>uel schreibt ihm sofort zurück,<br />

ob er sich denn mit allem auskenne, was<br />

m<strong>an</strong> wissen müsse. Da M<strong>an</strong>uel weiß,<br />

dass Juli<strong>an</strong> keine Ahnung von Chats hat,<br />

fängt er <strong>an</strong>, ihm ein paar Sachen über das<br />

Schreiben in Chats zu erklären. Er erklärt<br />

ihm, dass m<strong>an</strong> im Chat üblicherweise<br />

einen umg<strong>an</strong>gssprachlichen Wortwechsel<br />

hat. Er schreibt, dass sie morgen in der<br />

Schule weiter quatschen werden, da er<br />

jetzt offline gehen muss. Seine Eltern<br />

seien der Meinung, dass er unbedingt<br />

noch lernen soll. Daraufhin macht Juli<strong>an</strong><br />

seinen PC aus und lernt ebenfalls.<br />

Nach einigen Wochen ist Juli<strong>an</strong> schon<br />

auf mehreren Forenseiten registriert, für<br />

die er sich interessiert. Doch immer nur<br />

mit einem Chatprogramm zu schreiben<br />

wird ihm auf die Dauer zu l<strong>an</strong>gweilig,<br />

worauf er sich ein bisschen im Internet<br />

umschaut und ein neues Programm,<br />

Knuddels, findet. Da k<strong>an</strong>n er einfach<br />

nicht widerstehen und er registriert sich<br />

zusätzlich auch noch auf dieser Seite.<br />

M<strong>an</strong>uel ist in diesem Chat nicht <strong>an</strong>gemeldet,<br />

aber das stört ihn nicht, er findet<br />

es sogar cool, dass er in einem Chat<br />

<strong>an</strong>gemeldet ist, den M<strong>an</strong>uel, der Computerfreak,<br />

nicht kennt. Er lernt schnell<br />

viele neue Leute kennen, mit denen er<br />

sich prima versteht. Einige wohnen auch<br />

in seiner Nähe, mit deinen hat er sich<br />

schon öfter getroffen.<br />

Ein paar Tage später schreibt er ein<br />

Mädchen namens Sarah <strong>an</strong>. Er fängt <strong>an</strong><br />

sie immer mehr zu mögen und denkt,<br />

dass es Sarah genauso ergeht. Sie wohnte<br />

nur ein paar Straßen entfernt von ihm,<br />

was Juli<strong>an</strong> sehr schnell herausfindet.<br />

Später beim Abendessen erklärt ihm<br />

sein Vater, dass er und Juli<strong>an</strong>s Mutter<br />

sich auch im Chat kennen gelernt haben.<br />

Nach dieser Aussage ist Juli<strong>an</strong> nur noch<br />

sprachlos, weil er das nicht erwartet hat,<br />

und isst in Ged<strong>an</strong>ken versunken weiter.<br />

Nach dem Essen will er erneut <strong>an</strong> den<br />

Computer, aber sein Vater meint, dass<br />

morgen auch noch ein Tag sei und er<br />

morgen früh aufstehen müsse.<br />

Trotzig geht Juli<strong>an</strong> auf sein Zimmer.<br />

Am nächsten Tag k<strong>an</strong>n er es kaum erwarten<br />

nach Hause zu kommen, um mit<br />

Sarah im Chat zu schreiben, da er sich<br />

ein bisschen in sie verliebt hat. Auf dem<br />

Heimweg erzählt ihm M<strong>an</strong>uel aufgeregt,<br />

dass er ein paar Schwierigkeiten hätte.<br />

Juli<strong>an</strong> versteht nicht g<strong>an</strong>z und M<strong>an</strong>uel<br />

setzt fort, er habe sich auf einen H<strong>an</strong>del<br />

im Internet eingelassen und jetzt schuldet<br />

er einer <strong>an</strong>deren Person 200 €. Da er aber<br />

keine 200 € hat, weiß er jetzt nicht, was<br />

er machen soll. Juli<strong>an</strong> fragt ihn, ob seine<br />

Eltern von diesem Problem wüssten,<br />

was M<strong>an</strong>uel schnell mit einem klaren<br />

Nein be<strong>an</strong>twortet. Juli<strong>an</strong> gibt ihm ein<br />

paar Vorschläge, wie er sich in seiner<br />

Situation verhalten würde, und rät ihm,<br />

dass M<strong>an</strong>uel es erstmal mit seinen Eltern<br />

besprechen soll.<br />

Ein paar Tage vergehen und Juli<strong>an</strong><br />

erkundigt sich, wie M<strong>an</strong>uel die Sache<br />

mit den 200 € Schulden gemeistert hat,<br />

worauf M<strong>an</strong>uel ihm sagt, dass er d<strong>an</strong>k<br />

ihm keine Schulden hat und er sich<br />

dafür gar nicht oft genug bed<strong>an</strong>ken<br />

k<strong>an</strong>n. „Nachdem ich meinen Eltern alles<br />

erzählt habe, sind sie zur Polizei geg<strong>an</strong>gen.<br />

Die Polizisten haben diesen Typ<br />

festgenommen, weil er illegale Geschäfte<br />

über das Internet gemacht hat“, erklärt<br />

ihm M<strong>an</strong>uel. Juli<strong>an</strong> ist überaus glücklich<br />

und erzählt alles seinen Eltern, worauf<br />

er hoch gelobt wird.<br />

Während des Abendessens aber denkt<br />

Juli<strong>an</strong> <strong>an</strong>gestrengt über M<strong>an</strong>uels Situation<br />

nach. Was haben wohl seine Eltern<br />

zu ihm gesagt. Hat er Computerverbot<br />

bekommen? Am nächsten Tag ist M<strong>an</strong>uel<br />

überglücklich, dass er die Situation so<br />

gut gemeistert hat, und wird von allen aus<br />

der Klasse aufgeregt empf<strong>an</strong>gen.<br />

Als Juli<strong>an</strong> mit M<strong>an</strong>uel nach Hause<br />

läuft, will er wissen, was die Polizei zu<br />

ihm gesagt hat. M<strong>an</strong>uel erklärt ihm, dass<br />

er in Zukunft darauf achten soll, wo er<br />

ein Häkchen hinsetzt, da dies wie eine<br />

Unterschrift im Internet gilt. Da fällt<br />

Juli<strong>an</strong> plötzlich ein, dass er bei Knuddels<br />

schnell die Häkchen gesetzt hat ohne<br />

groß nachzudenken.<br />

Als Juli<strong>an</strong> zur Tür reinkommt, warten<br />

seine Eltern schon ihn auf. Sein Vater<br />

erklärt ihm, dass es sehr viele Chats gibt.<br />

Früher hätte es nur einige gegeben, da<br />

das Internet noch nicht so ausgebaut<br />

war und die B<strong>an</strong>dbreite des Modems<br />

nicht ausreichte wie heute. Seine Mutter<br />

erklärt, dass viele Personen Partner<br />

übers Internet suchen und finden, so<br />

wie sie seinen Vater gefunden hat. Aber<br />

m<strong>an</strong>chmal nutzen sie diese, um der Person<br />

zu schaden oder Informationen zu<br />

bekommen, die eigentlich geheim sind.<br />

Zum Schluss geben Juli<strong>an</strong>s Eltern ihm<br />

den Tipp, nicht alles im Chat zu glauben.<br />

Nach den Abendessen geht Juli<strong>an</strong> schnell<br />

<strong>an</strong> den Rechner um sich mit Sarah zu<br />

unterhalten. Als sie ihn fragt, ob er sie<br />

nicht abholen will fürs Kino, geht ein<br />

l<strong>an</strong>g ersehnter Traum für ihn in Erfüllung.<br />

Er fährt den Rechner runter und<br />

verabschiedet sich von seinen Eltern und<br />

freut sich auf sein erstes Date.<br />

v o n aLeSSa ba a r<br />

Ich stehe auf, schaue aus meinem<br />

Fenster und sehe das Meer. Das<br />

haben sich schon viele gewünscht,<br />

genau wie ich. Aber oft steht m<strong>an</strong> d<strong>an</strong>n<br />

vor den Problemen, wo gehe ich hin,<br />

wie l<strong>an</strong>ge gehe ich und wie teuer ist der<br />

Spaß eigentlich?<br />

Ich habe mir meinen Wunsch erfüllt<br />

und bin gerade auf den Caym<strong>an</strong> Isl<strong>an</strong>ds.<br />

Hier werde ich zwei Wochen bleiben und<br />

hoffe in dieser Zeit so viel wie möglich<br />

über Wasser aber auch Unterwasser sehen<br />

zu können. Einen schönen Platz zum<br />

Tauchen zu finden, k<strong>an</strong>n ohne Insider-<br />

Tipps relativ schwer sein. Da aber mein<br />

ehemaliger Tauchlehrer ein guter Freund<br />

von mir ist und schon oft hier war, fiel es<br />

mir einfach, einen geeigneten Platz und<br />

einheimische Guides, erfahrene Taucher<br />

oder Tauchlehrer, zu finden. Im Internet<br />

habe ich nicht sehr viele Wohnmöglichkeiten<br />

gefunden, deswegen habe ich mich<br />

noch einmal bei meinem Freund erkundigt<br />

und er hat mir d<strong>an</strong>n ein paar Tipps<br />

gegeben. Den Flug zu buchen war nicht<br />

so schwer, aber der Stress am Flughafen<br />

hat mich schon etwas geschafft. Ich war<br />

erleichtert, als ich d<strong>an</strong>n endlich hier war.<br />

Mein Bungalow liegt direkt am Str<strong>an</strong>d.<br />

Ich brauche einfach aus der Tür zu gehen<br />

und schon bin ich da. Auch die Aussicht<br />

ist wundervoll; vor allem abends, wenn<br />

die Sonne untergeht und sich die Rot und<br />

Gelb Töne auf dem Wasser spiegeln.<br />

Um 15 Uhr bin ich mit meinem<br />

Tauchpartner, den ich eben durch diesen<br />

Freund kennen gelernt habe, <strong>an</strong> einer<br />

kleinen Str<strong>an</strong>dbar verabredet.<br />

Gestern musste ich einen Kontrolltauchg<strong>an</strong>g<br />

machen, bei dem ein Tauchlehrer<br />

gesehen hat, ob ich noch alles<br />

k<strong>an</strong>n. Mein Tauchschein von daheim gilt<br />

hier zwar auch, aber es ist einfache eine<br />

Art Sicherheitscheck. D<strong>an</strong>ach fuhren wir<br />

d<strong>an</strong>n mit dem Tauchboot in eine Lagune.<br />

Am besten ist es, wenn m<strong>an</strong> sich bei<br />

den Einheimischen erkundigt, weil sie<br />

Tauchplätze kennen, die Touristen nicht<br />

kennen und so noch alles unberührter<br />

ist. Es war gig<strong>an</strong>tisch. Alles leuchtete in<br />

bunten Farben, so viele Fische und d<strong>an</strong>n<br />

noch die Lichtreflektionen. Das Wasser<br />

war nicht sehr tief. Ich glaube gerade mal<br />

drei Meter. Aber es war so toll. Die meisten<br />

Fische waren nicht besonders scheu,<br />

sondern eher neugierig und schwammen<br />

um uns herum.<br />

Einmalige Erlebnisse<br />

Was die Welt unter Wasser zu bieten hat<br />

Heute wollen wir tiefer tauchen gehen.<br />

Bei einem kleinen Mittagessen wollen<br />

wir alles noch mal besprechen. Um<br />

viertel vor drei mache ich mich l<strong>an</strong>gsam<br />

auf den Weg. Es gibt zwar auch einen<br />

Weg, der <strong>an</strong> der Straße entl<strong>an</strong>gführt,<br />

aber w<strong>an</strong>n ist m<strong>an</strong> schon mal so nah<br />

am Str<strong>an</strong>d? Deswegen entscheide ich<br />

mich für den Weg am Meer. Die Wellen<br />

umspielen meine Füße und fühlen sich<br />

herrlich kalt <strong>an</strong>, was bei diesem warmen<br />

Wetter durchaus verständlich ist. Es hat<br />

bestimmt 35°C.<br />

Foto: T. Grass<br />

Als ich im Restaur<strong>an</strong>t <strong>an</strong>komme, ist<br />

mein Freund, Henry, schon da. Ich<br />

bestelle mir ein großes Wasser, da m<strong>an</strong><br />

vor dem Tauchen viel Flüssigkeit zu sich<br />

nehmen soll. Wir entschließen uns, heute<br />

Nachmittag am Riff zu tauchen, denn in<br />

dem Hotel, in dem er arbeitet, hat Henry<br />

gehört, dass dort vor ein paar Tagen ein<br />

großer M<strong>an</strong>ta Rochen gesehen wurde.<br />

Ich habe noch zwei Stunden Zeit, bevor<br />

wir tauchen gehen. Gemütlich spaziere<br />

ich zurück zu meinem Bungalow und<br />

ruhe mich noch ein bisschen in der<br />

Hängematte aus, damit ich später fit<br />

und voller Energie bin. Meine Tauchausrüstung<br />

habe ich zum Teil von daheim<br />

mitgebracht, aber die Dinge wie Pressluftflasche,<br />

die mit Atemluft, die aus 21%<br />

Sauerstoff und 79% Stickstoff besteht,<br />

gefüllt ist, oder Lungenautomat, der die<br />

Pressluft von der Flasche zum Taucher<br />

leitet, habe ich mir in einem örtlichen<br />

Tauchgeschäft ausgeliehen.<br />

Ausgeruht und unternehmungslustig<br />

mache ich mich auf den Weg zum Riff.<br />

Dieses Mal fahren wir nicht mit dem<br />

Boot aufs Meer hinaus, sondern laufen<br />

einfach ins Wasser.<br />

An L<strong>an</strong>d ist das Jacket, eine Weste<br />

zum Tarieren, die m<strong>an</strong> mit Luft füllen<br />

k<strong>an</strong>n um <strong>an</strong> der Oberfläche zu bleiben<br />

oder im Wasser zu „schweben“, mit der<br />

Pressluftflasche und dem Bleigurt, der dir<br />

ermöglicht zu tauchen, ziemlich schwer.<br />

Einen Neopren- oder Trocken<strong>an</strong>zug<br />

braucht m<strong>an</strong> hier eigentlich nicht, da das<br />

Wasser meistens um die 28°C hat.<br />

Henry hat schon auf mich gewartet.<br />

Voll bepackt mit jeder Menge Ausrüstung,<br />

den Flossen unterm Arm und<br />

der Taucherbrille auf dem Kopf marschieren<br />

wir ins Wasser. Dieses Bild ist<br />

wundervoll. Die Sonne spiegelt sich auf<br />

den Wellen und ein kleiner Krebs läuft<br />

zwischen meinen Füßen hindurch. Wir<br />

machen schnell noch den Buddy-Check,<br />

bei dem die Partner gegenseitig schauen,<br />

ob die Tauchausrüstung richtig sitzt,<br />

Luft aus der Flasche kommt und alles<br />

okay ist. D<strong>an</strong>n geht’s ab ins Wasser. Wir<br />

haben einen Kompass dabei, damit wir


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uns später nicht „verlaufen“. Nachdem<br />

Flossen, Brille und Lungenautomat sitzen,<br />

schwimmen wir einige Meter aufs<br />

Meer hinaus und tauchen d<strong>an</strong>n ab.<br />

Ich bin g<strong>an</strong>z hin und weg von dieser<br />

komplett <strong>an</strong>deren Welt unter Wasser. Um<br />

mich herum schwimmen ein paar kleine,<br />

blau gelbe Fische. Nach einem Meter<br />

muss ich einen Druckausgleich machen,<br />

da sonst durch den Luft gefüllten Hohlraum<br />

am Ohr ein enormer Druck auf das<br />

Ohr herrschen k<strong>an</strong>n, der einen starken<br />

Schmerz verursacht. Um das zu vermeiden<br />

mache ich den Druckausgleich lieber<br />

schon, bevor der Schmerz entsteht.<br />

Mein Tiefenmesser, der am Lungenautomat<br />

<strong>an</strong>gebracht ist, zeigt mir <strong>an</strong>, das wir<br />

schon 3 Meter tief sind. Ich merke, wie<br />

um mich herum l<strong>an</strong>gsam die rote Farbe<br />

verschwindet. Das liegt am Wasser, das<br />

wie ein Farbfilter wirkt und die Farben<br />

absorbiert. Verschwommen k<strong>an</strong>n ich<br />

etwas weiter unten ein paar Korallenformationen<br />

erkennen und direkt unter<br />

mir entdecke ich eine Salatkoralle. Direkt<br />

neben mir ragt ein großer Baumstumpf<br />

empor; fast bleibe ich dar<strong>an</strong> hängen.<br />

Wir sinken wieder ein Stück weit ab,<br />

aber sehr l<strong>an</strong>gsam, damit wir keine Probleme<br />

mit dem Druckausgleich bekommen.<br />

Ich verspüre einen leichten Druck<br />

auf meinem Ohr und bewege meinen<br />

Kiefer ein wenig hin und her. Das ist eine<br />

der Möglichkeiten, wie m<strong>an</strong> einen Druckausgleich<br />

machen k<strong>an</strong>n; eine <strong>an</strong>dere ist,<br />

sich die Nase zuzuhalten und fest zu blasen.<br />

Der Mund muss dabei natürlich auch<br />

geschlossen bleiben. Dadurch gehen die<br />

Ohren d<strong>an</strong>n normalerweise wieder auf.<br />

Bei mir hat es funktioniert und so k<strong>an</strong>n<br />

der Abstieg in die Tiefe weitergehen.<br />

Vor mir schwimmt ein riesiger Napoleonfisch,<br />

<strong>an</strong> dem ein paar Putzerfische<br />

hängen. Mit meiner Unterwasserkamera<br />

fotografiere ich dieses wundervolle Bild.<br />

Es ist einfach f<strong>an</strong>tastisch; das blaue Wasser,<br />

durch das die Sonnenstrahlen leuchten,<br />

und um uns herum die herrliche Welt<br />

der Tiefe. Mein „Buddy“ zupft mir <strong>an</strong><br />

der Flosse. Vor lauter Begeisterung habe<br />

ich vergessen weiter zu schwimmen. Wir<br />

tauchen weiter ab und schwimmen durch<br />

eine kleine Korallenformation. An ihr<br />

wächst eine See<strong>an</strong>emone, um die zwei<br />

kleine Anemonenfische, besser bek<strong>an</strong>nt<br />

als „Clownfische“, schwimmen. Auch<br />

dieses Bild halte ich mit meiner Unterwasserkamera<br />

fest.<br />

Die Farben verblassen immer mehr;<br />

jetzt ist alles nur noch in blau grünen<br />

Tönen, denn or<strong>an</strong>ge und gelb sind<br />

auch schon „verschwunden“. Aber das<br />

macht nichts, denn auch so ist alles noch<br />

wunderschön und da meine Kamera<br />

eine Blitzfunktion hat, kommen die<br />

Farben auf den Fotos trotzdem gut zur<br />

Geltung.<br />

L<strong>an</strong>gsam k<strong>an</strong>n ich den S<strong>an</strong>d erkennen,<br />

wir sind fast am Grund. Wir erkunden<br />

ein bisschen das Gebiet, denn in unseren<br />

Flaschen ist noch Luft für eine Stunde,<br />

wie ich auf dem Finimeter erkennen<br />

k<strong>an</strong>n. Wir müssen nur gut aufpassen,<br />

dass wir nichts berühren, denn m<strong>an</strong>che<br />

Korallen brennen auf der Haut und<br />

können einen Ausschlag hervorrufen,<br />

der noch tagel<strong>an</strong>g d<strong>an</strong>ach jucken und<br />

brenne k<strong>an</strong>n.<br />

Plötzlich taucht vor uns ein Schwarm<br />

von Quallen auf. Wir weichen aus, denn<br />

von einer Qualle berührt zu werden k<strong>an</strong>n<br />

sehr schmerzhaft sein. M<strong>an</strong>che von ihnen<br />

haben einen Durchmesser von bestimmt<br />

20 cm. Aber das eigentlich Gefährliche<br />

sind die l<strong>an</strong>gen Tentakel, denn sie enthalten<br />

ein Gift, das eine sehr reizende<br />

Wirkung hat. Damit betäuben sie normalerweise<br />

ihre Beute. Ein schnelles Foto,<br />

d<strong>an</strong>n schwimmen wir weiter, damit wir<br />

Foto: T. Grass<br />

so viel wie möglich sehen können. Hier<br />

unten ist sogar schon die Farbe grün<br />

verschwunden, jetzt ist alles nur noch in<br />

einem bläulichen Ton zu erkennen. Aber<br />

den M<strong>an</strong>tarochen, von dem der M<strong>an</strong>n<br />

im Hotel gesprochen hat, haben wir bis<br />

jetzt noch nicht gesehen und wir haben<br />

nur noch Luft für knapp 35 Minuten.<br />

Ich bin gerade dabei, eine Seegurke zu<br />

fotografieren, als mein „Buddy“ mich<br />

<strong>an</strong>stupst. In einiger Entfernung erkenne<br />

ich einen großen Schatten. Anf<strong>an</strong>gs halte<br />

ich es für eine Korallenformation oder<br />

ein Wrackteil, aber bei genauerem Hinsehen<br />

erkenne ich, dass es sich bewegt.<br />

Es kommt immer näher und näher; und<br />

d<strong>an</strong>n entdecke ich hinter ihm auch noch<br />

<strong>an</strong>dere Schatten. Sie schwimmen l<strong>an</strong>gsam<br />

auf uns zu. Beim Näherkommen<br />

erkenne ich, das es Walhaie sind. Sie sind<br />

hier nicht selten und gelten eigentlich<br />

als ungefährlich. Trotzdem fängt mein<br />

Herz stark <strong>an</strong> zu schlagen und ich verspüre<br />

einen <strong>an</strong>gstähnlichen Zust<strong>an</strong>d. Im<br />

Fernsehen und in den Nachrichten hört<br />

m<strong>an</strong> so häufig von Haiunglücken. Mein<br />

Tauchpartner scheint zu wissen was in<br />

mir vorgeht, und beruhigt mich. Die Haie<br />

zeigen wenig Interesse <strong>an</strong> uns und so<br />

schwimmen wir schließlich weiter. Mein<br />

Partner fragt mich per Zeichensprache,<br />

ob denn alles okay sei und ich zeige ihm<br />

die entsprechende Antwort. H<strong>an</strong>dzeichen<br />

sind beim Tauchen sehr wichtig,<br />

da m<strong>an</strong> <strong>an</strong>ders ja nicht kommunizieren<br />

k<strong>an</strong>n. Denn was macht m<strong>an</strong>, wenn zum<br />

Beispiel die Luft alle ist oder m<strong>an</strong> friert?<br />

Für fast alle Probleme unter Wasser gibt<br />

es H<strong>an</strong>dzeichen, m<strong>an</strong>che nehmen aber<br />

auch Tafeln mit, auf denen sie unter<br />

Wasser schreiben und sich so verständi-<br />

gen können. Aber das lernt m<strong>an</strong> alles bei<br />

einem Tauchkurs.<br />

Die Sonne wird auf einmal von einem<br />

großen, dunklen Schatten verdeckt. Ich<br />

denke zuerst, dass die Haie uns gefolgt<br />

sind, stelle d<strong>an</strong>n aber fest, dass es sich um<br />

eine große Wasserschildkröte h<strong>an</strong>delt.<br />

Sie gleitet durch das Wasser, als wenn<br />

es nichts Selbstverständlicheres gäbe.<br />

Es sieht, aus als wäre sie schwerelos. An<br />

L<strong>an</strong>d habe ich auch schon welche gesehen,<br />

aber da sind sie eher l<strong>an</strong>gsam und<br />

träge. Wir schauen ihr ein paar Minuten<br />

zu und setzten unseren Weg fort.<br />

Gut getarnt entdecke ich auf einer<br />

Koralle einen Feuerfisch, der auf seine<br />

Beute lauert. Ich möchte ihm allerdings<br />

nicht zu nahe kommen, da er giftige Stacheln<br />

auf dem Rücken hat. Die Tarnung<br />

dient zum Beutef<strong>an</strong>g und zum Schutz vor<br />

<strong>an</strong>deren Fischen.<br />

Nach einem Blick auf meinen Finimeter<br />

bemerke ich, dass ich nur noch Luft für 20<br />

Minuten habe und wir müssen den g<strong>an</strong>zen<br />

Weg ja noch zurück schwimmen. Deswegen<br />

machen wir uns jetzt auf den Rückweg.<br />

Ich bin ein wenig enttäuscht, denn den<br />

M<strong>an</strong>tarochen haben bis jetzt leider nicht<br />

gesehen. Aber auch so war der Tauchg<strong>an</strong>g<br />

einfach f<strong>an</strong>tastisch. Ich schaue ein paar<br />

kleineren Fischen beim „Herumspielen“ zu<br />

und lasse meinen Blick noch einmal über die<br />

die wunderbare Welt hier unten schweifen.<br />

Wir nähern uns so l<strong>an</strong>gsam dem Punkt,<br />

<strong>an</strong> dem wir abgetaucht sind. Die Farben<br />

tauchen l<strong>an</strong>gsam wieder auf und auf dem<br />

Grund unter uns entdecke ich ein paar<br />

Blaupunktrochen. Mein Buddy gibt mir das<br />

Zeichen, dass seine Luft knapp wird und<br />

wir schwimmen zurück zu unserem Ausg<strong>an</strong>gspunkt,<br />

den wir <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d einer kleinen<br />

Taucherboje erkennen. L<strong>an</strong>gsam lassen wir<br />

uns nach oben gleiten und schwimmen d<strong>an</strong>n<br />

zum Str<strong>an</strong>d hinüber. Der Welleng<strong>an</strong>g ist<br />

stärker und die Sonne ist am Herabsinken.<br />

Ich werde meinen Aufenthalt hier nie vergessen.<br />

Einfach ein einmaliges Erlebnis.<br />

Jetzt zurück in die Realität. Um so einen<br />

Urlaub machen zu können, wird m<strong>an</strong><br />

schon ziemlich viel Geld ausgeben müssen.<br />

Allein der Flug ist schon sehr kostspielig.<br />

M<strong>an</strong> sollte sich auch nach einer passenden<br />

Unterkunft erkundigen und es ist dabei oft<br />

sehr hilfreich, die Bewertungen ehemaliger<br />

Besucher zu lesen, denn oft werden Hotels<br />

oder Anlagen „schöngeschrieben“. Wenn<br />

m<strong>an</strong> Tauchausrüstung hat, sollte m<strong>an</strong> sie<br />

nach Möglichkeit auch gleich mit in den Urlaub<br />

nehmen, da einem die eigenen Sachen ja<br />

wahrscheinlich vertrauter sind als geliehene<br />

Dinge und das auch Kosten spart. Wenn<br />

m<strong>an</strong> sich aber etwas leihen muss, würde<br />

ich empfehlen, zuerst einen Preisvergleich<br />

<strong>an</strong>zustellen, ob die Sachen hier oder im<br />

Urlaubsort günstiger sind.<br />

In fremden Gewässern sollte m<strong>an</strong> sich<br />

normalerweise auch einen Tauchlehrer oder<br />

Guide nehmen, der sich besser auskennt<br />

und auch eventuelle Gefahren, die beim<br />

Tauchen immer bestehen können, besser<br />

einschätzen k<strong>an</strong>n.<br />

Einen Tauchurlaub würde ich jedem empfehlen,<br />

da m<strong>an</strong> wirklich außergewöhnliche<br />

Dinge sehen k<strong>an</strong>n und es auch eine sehr<br />

entsp<strong>an</strong>nende Wirkung hat, gerade wenn<br />

m<strong>an</strong> daheim häufig unter Stress steht<br />

Auch denjenigen, die schon einmal in<br />

einheimisches Gewässern getaucht sind,<br />

ist es nur weiterzuempfehlen, da sich die<br />

deutschen einfach nicht mit den tropischen<br />

Gewässern vergleichen lassen.<br />

Als erstes sollte m<strong>an</strong> sich überlegen,<br />

welchen Tauchschein m<strong>an</strong> machen<br />

möchte, da es verschiedene gibt. Ich<br />

würde die Tauchausbildung von PADI<br />

empfehlen, da die Org<strong>an</strong>isation auf<br />

der g<strong>an</strong>zen Welt <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt wird und<br />

m<strong>an</strong> alles gut und ausführlich lernt,<br />

aber das bleibt natürlich jedem selbst<br />

überlassen.<br />

Foto: T. Grass<br />

Wenn m<strong>an</strong> sich d<strong>an</strong>n für einen Tauchschein<br />

entschieden hat, wäre es empfehlenswert,<br />

sich über Anbieter von Tauchkursen<br />

in der näheren Umgebung zu<br />

informieren. Normalerweise gibt jedes<br />

gewöhnliche Tauchgeschäft Tauchkurse,<br />

aber das lässt sich leicht herausfinden,<br />

indem m<strong>an</strong> einfach dort <strong>an</strong>ruft und<br />

nachfragt.<br />

Herkömmliche Tauchkurse bestehen<br />

normalerweise aus zwei Teilen;<br />

Foto: T. Grass<br />

Tauchen<br />

Was m<strong>an</strong> wissen sollte<br />

Einem theoretischen und einem praktischen<br />

Teil.<br />

In der Theorie lernt m<strong>an</strong> die grundsätzlichen<br />

Verhaltensregeln unter Wasser,<br />

die Gefahren, und vieles mehr.<br />

Beim praktischen Teil finden die ersten<br />

Tauchübungen normalerweise im<br />

Schwimmbad statt. Erst nach mehreren<br />

Versuchen und Einweisungen entscheiden<br />

der oder die Tauchlehrer,<br />

ob m<strong>an</strong> bereit ist, in freien Gewässern<br />

zu tauchen. Meistens<br />

finden diese in Baggerseen<br />

statt, da es sonst häufig keine<br />

<strong>an</strong>dere Möglichkeit gibt.<br />

Am Ende des Tauchkurses<br />

wird eine Prüfung absolviert;<br />

nachdem m<strong>an</strong> diese best<strong>an</strong>den<br />

hat, erhält m<strong>an</strong> seine Tauchkarte<br />

und darf von nun <strong>an</strong> theoretisch<br />

überall tauchen gehen!<br />

Um <strong>an</strong> einem Tauchkurs<br />

teilzunehmen, benötigt m<strong>an</strong><br />

für gewöhnlich kein Zubehör,<br />

außer vielleicht einer Taucherbrille.<br />

Der Rest dürfte von dem jeweiligen<br />

Anbieter gestellt werden, was natürlich<br />

auch extra kosten k<strong>an</strong>n.<br />

Der Tauchkurs kostet ungefähr 200<br />

€, was aber von Tauchcenter zu Tauchcenter<br />

variieren k<strong>an</strong>n und auch abhängig<br />

vom Kurs ist.<br />

Es gibt verschiedene Stufen; der erste<br />

Kurs ist der Open Water Diver, d<strong>an</strong>ach<br />

folgen viele Weiterführungen, und am<br />

Ende kommt der Course Director. ab


Sport Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 56 Se i t e 57 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 Kommentar<br />

v o n ca r L PhiLiPP wiPFLer<br />

Wunderkerzen erleuchten die im<br />

dunkeln liegende SAP-Arena<br />

in M<strong>an</strong>nheim. Trommeln<br />

und Jubelparolen hallen durch die Halle.<br />

13.500 Zuschauer warten gesp<strong>an</strong>nt<br />

auf den Augenblick, auf den Sie den<br />

g<strong>an</strong>zen Tag gewartet haben. In diesem<br />

Augenblick stürmen zwei M<strong>an</strong>nschaften<br />

auf das Spielfeld. Doch etwas ist <strong>an</strong>ders!<br />

Das Spielfeld ist aus Eis und die Spieler<br />

tragen Schlittschuhe. Die F<strong>an</strong>s bejubeln<br />

beim einlaufen ihre Stars und freuen sich<br />

auf ein sp<strong>an</strong>nendes und torreiches Spiel.<br />

Sechs Spieler jeder M<strong>an</strong>nschaft stehen<br />

sich nun Gegenüber, der Schiri pfeift<br />

das Spiel <strong>an</strong>.... Von was ich hier rede,<br />

sollte sich soeben geklärt haben. Einer<br />

der wohl härtesten Sportarten der Welt<br />

„Eishockey“!<br />

„Fußball ist König, Eishockey ist<br />

Kronprinz“<br />

Schon in den ersten Minuten nach<br />

dem Anpfiff des Schiris startet Augsburg<br />

mehrere offensive Angriffe. Die Adler<br />

mussten einiges unternehmen um das<br />

Spiel unter ihre Kontrolle zu bekommen<br />

und zu ihrem Vorteil zu nutzen.<br />

Nach dem ersten Drittel, das wie alle<br />

20 Minuten geht, können sich die F<strong>an</strong>s<br />

beider M<strong>an</strong>nschaften nicht mehr auf den<br />

Sitzen halten.<br />

Die Adler nutzten einen ungeachteten<br />

Augenblick und gingen sofort in die<br />

Offensive über. Augsburg musste alle<br />

Kräfte mobilisieren um den schnellen<br />

und überraschenden Angriff der Adler<br />

abzuwehren.<br />

Doch das letzte Drittel sollte die vorherigen<br />

zweien Toppen.<br />

Beide M<strong>an</strong>nschaften mobilisieren noch<br />

mal alle ihre Kräfte. M<strong>an</strong>nheim änderte<br />

mehrmals zwischen durch die sich vorgenommene<br />

Taktik. Augsburg war durch<br />

diese Wechsel leicht unterlegen.<br />

D<strong>an</strong>n ergreifen sich die Adler den<br />

Puck und stürmen zu dritt auf das gegnerische<br />

Tor zu und setzten zum Finalen<br />

Schuss <strong>an</strong>.... Das Spiel endete mit dem<br />

Ergebnis 6 : 3 für M<strong>an</strong>nheim.<br />

Doch wie wurde Eishockey erfunden?<br />

Keine Sorge es waren nicht die<br />

Schweizer.<br />

Viel mehr waren es die Indi<strong>an</strong>er,<br />

Nordamerikas Ureinwohner, die mit der<br />

Eishockey-Entwicklung zu tun haben,<br />

die mit einer Art Schläger im Schnee<br />

herumtollten - ohne Schlittschuhe. Eu-<br />

Eishockey<br />

... doch nur ein Männersport<br />

ropäische Siedler n<strong>an</strong>nten das Vergnügen<br />

„hoquey“.<br />

Heute ist wohl das bek<strong>an</strong>nteste L<strong>an</strong>d<br />

für diesen Sport das schöne K<strong>an</strong>ada ,das<br />

Mutterl<strong>an</strong>d des Eishockey. Dort wurden<br />

1878 durch William Fleet Robertson erst<br />

einmal die Regeln niedergeschrieben die<br />

sich in den kommenden Jahren noch mal<br />

änderten. Erst in den 70er und 80er Jahren<br />

entwickelte sich Eishockey d<strong>an</strong>n zum<br />

<strong>an</strong>spruchsvollen Hochleistungssport.<br />

Die Athletik der Spieler wurde verbessert,<br />

Hochschulen übernahmen die<br />

Trainingsausbildung und das Spiel selbst<br />

wurde wissenschaftlich untersucht.<br />

Eishockey wurde in den letzen Jahren<br />

in Deutschl<strong>an</strong>d ein sehr <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nter<br />

und <strong>an</strong>spruchsvoller Sport und konnte<br />

sich neben H<strong>an</strong>dball und Fußball gut<br />

etablieren.<br />

Die wohl berühmteste Liga des Eishockey<br />

ist die berüchtigte NHL (National<br />

Hockey League), wo die besten und<br />

berühmtesten Eishockeyspieler der Welt<br />

spielen wie z.B. Wayne „The Great One“<br />

Gretzky, der wohl beste Eishockeyspieler<br />

aller Zeiten! Kein <strong>an</strong>derer Spieler trug jemals<br />

die Nummer 99. Gretzky brach alle<br />

Rekorde die es bisl<strong>an</strong>g im Eishockey gab.,<br />

oder Mario Lemieux oder Gordie Howe,<br />

der in 2.478 Profispielen 1095 Tore und<br />

1545 Vorlagen machte in den Jahren<br />

1946-1980.In Deutschl<strong>an</strong>d regiert die<br />

1994 gegründete DEL ( Deutsche Eishockey<br />

Liga) in der sich heute 15 deutsche<br />

Vereine befinden. Darunter auch der<br />

deutsche Meister Adler M<strong>an</strong>nheim, die<br />

im letzen Jahr deutscher Meister und<br />

Pokalsieger wurden. Mit ihrer nun schon<br />

über drei Jahren alten „SAP-Arena“, sind<br />

sie der Stimmungstempel der DEL, was<br />

nur <strong>an</strong> den F<strong>an</strong>s liegt, die den Adlern<br />

immer treu geblieben sind.<br />

Bisher k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> die DEL weder als<br />

Flop, noch als Top oder als “deutsche<br />

NHL“ bezeichnen, sondern mehr als<br />

eine noch zu verbessernde DEL, in der<br />

es immer wieder Erneuerungen geben<br />

wird.<br />

Sol<strong>an</strong>ge guter Eishockeysport geboten<br />

wird, werden die F<strong>an</strong>s hinter dem Unternehmen<br />

stehen.<br />

Der Rekordmeister M<strong>an</strong>nheim der<br />

sich schon sechsmal den Titel deutscher<br />

Meister erkämpft<br />

hat<br />

seit 1995,<br />

sorgt bestimmt<br />

auch<br />

in diesem<br />

Jahr für eine<br />

erfolgreiche<br />

S a i s o n<br />

und viele<br />

sp<strong>an</strong>nende<br />

Spiele.<br />

Wie sieht<br />

es denn mit<br />

dem Nachwuchs<br />

aus?<br />

Schon mit<br />

dem fünften<br />

Lebensjahr<br />

können unsere<br />

Kleinen<br />

in einer Eishockey M<strong>an</strong>nschaft spielen.<br />

Doch leider werden nur die wenigstens<br />

zu Stars und die Talentförderung ist auch<br />

nicht grade sehr billig. Bis zu 100 000<br />

Euro pro Spieler k<strong>an</strong>n so eine Förderung<br />

kosten. Die Kosten f<strong>an</strong>gen bei Eis,<br />

Trainer und den Fahrten <strong>an</strong> und hören<br />

bei Schulen und Coachen auf.<br />

Deswegen ist es in Deutschl<strong>an</strong>d<br />

ziemlich schwer einen Platz in einem<br />

Eishockeyinternat zu finden und zu bekommen,<br />

weil es viele Anwerber gibt.<br />

Eishockey ist etwas für die g<strong>an</strong>ze Familie<br />

und bildet einen festen Zusammenhalt<br />

für Teams und F<strong>an</strong>s.<br />

v o n LariSSa Jo r d a n<br />

Aus 3 mach 2<br />

Das deutsche Schulsystem in Frage gestellt<br />

Zu viele Gymnasiasten machen kein<br />

Abitur. Hauptschüler bekommen kaum<br />

einen Ausbildungsplatz. Rütli ist überall.<br />

Weiterführende Gymnasien überfüllt.<br />

Deutschl<strong>an</strong>d bei Pisa miserabel. Das sind<br />

die Schlagzeilen, die unser Schulsystem<br />

überschatten. Alles und jeder wird in Frage<br />

gestellt und verschiedene Lösungen<br />

werden diagnostiziert und durchgeführt.<br />

So wurde nun zum Beispiel bereits in<br />

Bundesländern wie dem Saarl<strong>an</strong>d und<br />

bald auch in Rheinl<strong>an</strong>d-Pfalz die Hauptschule<br />

abgeschafft. Doch ist das wirklich<br />

eine Lösung für das Problem unseres<br />

Schulsystems, wenn m<strong>an</strong> frei nach dem<br />

Motto aus drei mach zwei h<strong>an</strong>delt? Wird<br />

d<strong>an</strong>n nicht auch bald wieder das Klagen<br />

nach aus zwei mach eins laut werden?<br />

Und wäre das wirklich besser?<br />

Nein! Wenn m<strong>an</strong> die Hauptschule<br />

wirklich überall abschaffen würde, würde<br />

m<strong>an</strong> die Probleme nur in die Real- und<br />

Gesamtschulen verschieben. Kurzfristig<br />

würden noch alle damit klar kommen,<br />

dass plötzlich Leistungsschwächere in<br />

einer höheren Schulart sind. Für m<strong>an</strong>che<br />

Schüler wäre der Ansporn durch ein<br />

dementsprechendes Unterrichtsniveau<br />

sogar sehr groß, aber was ist mit denen,<br />

die einfach zu keiner höheren Leistung<br />

fähig sind? Sie würden noch schlechter,<br />

noch hoffnungsloser werden und mit<br />

einem miserablen Abschluss genauso wenig<br />

einen Ausbildungsplatz erhalten wie<br />

vorher. Von Jahr zu Jahr würde d<strong>an</strong>n aber<br />

das Niveau der Real- und Gesamtschulen<br />

sinken. An sich wäre wieder alles wie in<br />

der Hauptschule, nur dass es ein <strong>an</strong>derer<br />

Name wäre und auch noch gute Schüler<br />

dort sein würden. Doch wie l<strong>an</strong>ge bleibt<br />

ein völlig unterforderter Realschüler<br />

schon auf dieser Schule? Nicht l<strong>an</strong>ge.<br />

Dieser wechselt d<strong>an</strong>n natürlich auf das<br />

<strong>Gymnasium</strong> und verursacht dort den<br />

selben Effekt, wie der Hauptschüler auf<br />

der Realschule: Das Niveau sinkt. Immer<br />

weniger machen Abitur und es kommt<br />

zu einem wachsenden Fachkräftem<strong>an</strong>gel.<br />

Auch der gute Gymnasiast würde<br />

darunter leiden. Völlig unterfordert<br />

können diese nie die Ziele erreichen, die<br />

ihnen sonst möglich wären. Einstein war<br />

schließlich auch schlecht in der Schule,<br />

weil er so maßlos unterfordert war. Bei<br />

der Zusammenlegung von allen dreien<br />

wäre der Effekt noch stärker.<br />

Um das Gewaltpotenzial zu verkleinern<br />

wäre das Zusammenlegen auch<br />

keine Lösung. Da die meiste Gewalt<br />

in diesen Kreisen aus der enormen<br />

Hoffnungslosigkeit rührt, mit der die<br />

meisten zu kämpfen haben, ist klar,<br />

dass das in der Realschule nicht besser<br />

werden würde. Durch das Versagen<br />

in einer weiteren Schulart würde der<br />

emotionale Druck noch stärker werden<br />

und die Gewaltbereitschaft höher. Auch<br />

wäre es nicht gerecht die Gymnasiasten<br />

und Realschüler als „Sozialarbeiter“ zu<br />

missbrauchen. M<strong>an</strong> muss eine <strong>an</strong>dere<br />

Lösung finden.<br />

Schaut m<strong>an</strong> einmal auf die beiden<br />

besten Bundesländer bei Pisa, so stellt<br />

m<strong>an</strong> fest, dass dies Bayern und Baden-<br />

Württemberg sind. M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n nicht zwingend<br />

behaupten, dass die Süddeutschen<br />

intelligenter sind als der Rest Deutschl<strong>an</strong>ds,<br />

nein! M<strong>an</strong> sollte bemerken, dass<br />

beide die Grundschulempfehlung haben.<br />

Hier sind in allen 3 Schularten das Niveau<br />

höher, die Anforderungen größer und<br />

die Ergebnisse besser. Hier k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong><br />

auch mit einem guten Hauptschulabschluss<br />

noch einen guten Job bekommen.<br />

Jedoch gibt es immer den Einw<strong>an</strong>d, dass<br />

für „Spätzünder“ die vierte Klasse zur<br />

Einstufung zu früh ist. Deshalb dürfen in<br />

Bundesländern wie zum Beispiel Hessen<br />

die Eltern mit den Kindern selbstständig<br />

entscheiden, auf welche weiterführende<br />

Schule ihr Kind geht. Die Hauptschulen<br />

bleiben leer und das <strong>Gymnasium</strong> ist mit<br />

überforderten Kindern überfüllt. Der Effekt<br />

ist der gleiche wie oben. Aber unser<br />

Schulsystem bietet viele Aufstiegsmöglichkeiten,<br />

auch wenn die Lehrer vielleicht<br />

das Kind schlechter eingeschätzt<br />

haben. So k<strong>an</strong>n der Hauptschüler auf<br />

einer Hauptschule mit Werkrealschulzug<br />

seinen Realschulabschluss machen,<br />

wenn er doch in der Lage dazu sein<br />

sollte. Der Realschulabsolvent k<strong>an</strong>n ein<br />

Fachgymnasium besuchen und dort das<br />

Abitur machen, m<strong>an</strong>che schaffen sogar<br />

beides. Aber wenn erst einmal wieder die<br />

Leistungs<strong>an</strong>forderungen gestiegen sind,<br />

so können auch Hauptschüler leichter<br />

Ausbildungsstellen finden. Es wurde<br />

schließlich in den Berufen von Hauptschülern<br />

auf Realschüler „umgestellt“,<br />

weil das Niveau gesunken war. Gliche<br />

m<strong>an</strong> das wieder aus, so würden alle<br />

wieder bessere Ch<strong>an</strong>cen, wieder mehr<br />

Hoffnung haben und d<strong>an</strong>n würde sicher<br />

auch die Gewaltbereitschaft in der Schule<br />

und im Privatleben sinken.<br />

Verzweifelte Physik<br />

Schlägt m<strong>an</strong> heute eines der vielen Bücher über<br />

Physik auf, die von Professoren geschrieben wurden<br />

um ihre Ch<strong>an</strong>ce zu verbessern bei einer Universität<br />

eine Anstellung zu bekommen, so meint m<strong>an</strong> schon<br />

nach den ersten paar Seiten, dass hier jem<strong>an</strong>d versucht,<br />

einen Mischmasch aus dem Stil Umberto Ecos<br />

und scheinbar zufällig hierhin und dorthin getippte<br />

Fremdwörter als „Lernbuch“ zu verkaufen. M<strong>an</strong> wird<br />

bombardiert von Quarks und Gluonen, Atomen,<br />

Elektronen, Molekülen und Strings die in zw<strong>an</strong>zigdimensionalen<br />

Räumen schwingen, die höchstens einen<br />

Millimeter groß sind. Wenn m<strong>an</strong> Glück hat.<br />

Ich habe einmal die Behauptung gehört, Einstein<br />

könnte in vier Dimensionen denken. Vermutlich muss<br />

m<strong>an</strong> mit solchen Behauptungen rechnen, wenn m<strong>an</strong><br />

ein berühmter Physiker ist, für dessen Haarpracht<br />

die üblichen Dimensionen nicht mehr ausreichen.<br />

Aber mal ehrlich: Für mich hört sich das alles immer<br />

mehr nach Verzweiflung <strong>an</strong>. Selbst die berühmten<br />

Physiker unsrer Zeit wissen- meiner Meinung nach-<br />

nicht mehr wohin in dieser chaotischen Welt und<br />

akzeptieren mittlerweile jedes Modell, das sich ihnen<br />

bietet und halbwegs vernünftig erklärt, warum was<br />

w<strong>an</strong>n passiert.<br />

Nehmen wir doch nur einmal die Gravitation.<br />

Als klar wurde, dass m<strong>an</strong> Einsteins oder Newtons<br />

Gesetze nicht beliebig auf immer kleinere Objekte<br />

einsetzen konnte, ers<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> die abenteuerlichsten<br />

Theorien. M<strong>an</strong>chmal k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> lesen, dass unser<br />

Universum nicht das einzige ist, sondern dass es eine<br />

<strong>an</strong>nähernd unendliche Anzahl von Universen gibt, die<br />

vielleicht im Hyperraum neben uns wohnen, vielleicht<br />

aber direkt auf uns existieren, nur eben in höheren<br />

Dimensionen (die d<strong>an</strong>n wohl größer als einen Millimeter<br />

sind).Nun sagen m<strong>an</strong>che, dass die Gravitation<br />

durch ein Leck in einem <strong>an</strong>deren Universum zu uns<br />

rübertröpfelt. Oder sie wird von Gravionen ausgelöst.<br />

Oder es gibt die Welt gar nicht und all das existiert<br />

nur in unseren Köpfen, während wir nichts als Batterien<br />

für gewaltige Maschinen sind. Letzteres klingt<br />

<strong>an</strong>gesichts <strong>an</strong>derer verfügbarer Theorien übrigens<br />

noch recht plausibel.<br />

Holger Klein


Bild: Isabella Kästel<br />

Vermischtes<br />

Wenn Liebe nur noch<br />

Hülle ist<br />

Seit zwei Jahren sitzen Christel und<br />

Bernd jeden Abend auf der Couch<br />

und schauen stumm fern. Außer Donnerstag<br />

– Donnerstag ist Kegelabend<br />

und auch schon seit zwei Jahren. Alles<br />

läuft in gewohnten Bahnen, alles ist wie<br />

immer, alles ist perfekt. Nichts k<strong>an</strong>n<br />

Christel mehr überraschen, sie weiß,<br />

was er denkt, sie weiß, was er sagt, sie<br />

weiß, was er macht, und so sitzen sie<br />

gemeinsam und doch jeder für sich in<br />

ihrer vertrauten Position auf der Couch<br />

und starren trübe in den viereckigen Kasten.<br />

Sie denkt <strong>an</strong> die Männer vor ihm,<br />

wie sie waren und was sie ausmachte.<br />

Doch sie sieht nur eine Abfolge von<br />

gesichtslosen Gestalten, Gestalten, die<br />

mit ihr einen Lebensabschnitt geteilt<br />

haben. So wie Bernd jetzt. Bernd hat<br />

seine Pflicht erfüllt, sie ist durch mit<br />

ihm. Die Sache mit ihm hat sich totgelaufen.<br />

Die Tage, <strong>an</strong> denen sie ihn<br />

in seinem löchrigen, uralten T-Shirt<br />

von den Eagles durch die Wohnung<br />

schlappend noch süß f<strong>an</strong>d, sind gezählt.<br />

Das Gefühl des Verliebtseins verflogen<br />

um dem der Öde Platz zu machen. Sie<br />

Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 58 Se i t e 59 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008<br />

ist eine Nomadin auf dem Gebiet der<br />

Männer, warum auch nicht? Wer weiß,<br />

was da draußen noch auf sie wartet!<br />

Rausfinden k<strong>an</strong>n sie das nur, wenn sie<br />

weitersucht, um das Unerforschte zu<br />

entdecken. Männer sind wir Schuhe,<br />

m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n nie genügend davon besitzen.<br />

Es gibt bestimmt noch einen, der besser<br />

zu ihr passt oder schöner ist. Außerdem<br />

reicht ein W<strong>an</strong>derschuh nicht aus, m<strong>an</strong><br />

braucht noch einen für schickere, legere<br />

Anlässe, Sportschuhe und Winterstiefel.<br />

So wie sie sich Schuhe <strong>an</strong>zieht und mit<br />

ihnen eine neue Identität zulegt, verfährt<br />

sie auch bei Männern. Mal hat sie<br />

Lust auf einen Sportler, obwohl sie in<br />

diesem Gebiet wohl kaum als Leuchte<br />

<strong>an</strong>gesehen werden k<strong>an</strong>n, und passt sich<br />

wie ein Chamäleon seiner Persönlichkeit<br />

<strong>an</strong>. Das ist die Phase, in der Christel g<strong>an</strong>z<br />

und gar von dem M<strong>an</strong>n eingenommen<br />

ist, nur um d<strong>an</strong>n kurz darauf die Nase<br />

voll zu haben. D<strong>an</strong>n kommt der nächste<br />

und mit ihm ein neuer Abschnitt. Nur<br />

nicht alleine sein, nur nicht gezwungen<br />

sein, sich mit sich selbst und den eigenen<br />

Ängsten ausein<strong>an</strong>der setzen zu müssen.<br />

Liebe ist für sie reiner Egoismus,<br />

eine Flucht aus der Einsamkeit. Keine<br />

Versprechung, keine Bindung für die<br />

Ewigkeit.<br />

Isabella Kästel, Julia Urb<strong>an</strong><br />

Ich habe dich gesehn,<br />

du hast mich nicht erk<strong>an</strong>nt.<br />

Ich will es dir gestehn,<br />

ich habe Angst... verdammt!<br />

Was soll ich jetzt nur tun,<br />

ich überlege Tag und Nacht,<br />

ich k<strong>an</strong>n nicht schlafen, k<strong>an</strong>n nicht ruhn,<br />

ich hab’ mir zu viel Ged<strong>an</strong>ken gemacht.<br />

Ich bin zu dem Entschluss gekommen,<br />

dass ich es dir sagen muss,<br />

denn du hast mir mein Herz genommen,<br />

von dir möcht’ ich den ersten Kuss.<br />

Hiermit sag’ ich es dir nun,<br />

ich liebe dich,<br />

ich k<strong>an</strong>n nichts mehr dagegen tun,<br />

du bist alles für mich.<br />

Alessa Baar<br />

Fastnachtsfieber<br />

Auch <strong>Karlsruhe</strong> ist <strong>an</strong>gesteckt. In den nächsten<br />

paar Tagen können auch Sie in <strong>Karlsruhe</strong> zu<br />

den verschiedenen Karnevalfesten, Umzügen und<br />

Feiern gehen.<br />

Hier ein kleiner Ausschnitt davon, was Sie<br />

in <strong>Karlsruhe</strong> erwartet:<br />

25. J<strong>an</strong>uar 2008<br />

18:33 Uhr, Narrengericht und 15. Grötzinger<br />

Nachtumzug<br />

Beim Narrengericht wird jedes Jahr eine<br />

<strong>an</strong>dere Persönlichkeit für ihre „Sch<strong>an</strong>dtaten“<br />

auf humorvolle Art und Weise zur Rechenschaft<br />

gezogen.<br />

Der Nachtumzug ist der einzige Fasnachtsumzug<br />

nach schwäbisch-alem<strong>an</strong>nischer<br />

Art in <strong>Karlsruhe</strong>.<br />

26. J<strong>an</strong>uar 2008<br />

10:31 Uhr, 9. Narrenmarkt auf dem<br />

Marktplatz<br />

Verschiedene Gruppen treffen sich vor<br />

dem Rathaus und ziehen mit musikalischer<br />

Begleitung durch die Kaiserstraße bis zur<br />

Postgalerie. D<strong>an</strong>ach treten verschiedene<br />

Gruppen am Marktplatz auf einer Bühne<br />

auf.<br />

20:11 Uhr 2. Jubiläumsprunksitzung der<br />

KG Humoristika im Bonifatiussaal<br />

Mit Wort- und Ges<strong>an</strong>gsbeiträgen werden<br />

lokale, regionale und globale Ereignisse des<br />

verg<strong>an</strong>genen Jahres und Prominente satirisch<br />

überzeichnet. tk<br />

Sensation: Nadal verliert<br />

Roger Federer spielt das Halbfinale<br />

gegen Novak Djokovic<br />

Am Freitag um 9.30 kommt es bei<br />

den Australi<strong>an</strong> Open zu dem Topspiel<br />

Federer gegen Djokovic. Federer schwächelte<br />

schon im Achtelfinale gegen<br />

J<strong>an</strong>ko Tipsarevic. Er gew<strong>an</strong>n in fünf<br />

Sätzen. Dagegen hat Novak Djokovic<br />

noch keinen Satz in diesem Turnier<br />

abgegeben. Also es könnte wackelig<br />

für die Nummer eins aus Basel werden.<br />

Derweil siegte Jo-Wilfried Tsonga gegen<br />

Nadal, die Nummer zwei der Tenniswelt,<br />

setzte sich in den Sätzen 6:2, 6:3,<br />

6:2 durch. Der 22-jährige M<strong>an</strong>n aus Le<br />

M<strong>an</strong>s gew<strong>an</strong>n in seinem ersten Halbfinale<br />

eines Gr<strong>an</strong>dslamturniers gegen den<br />

enttäuschenden Sp<strong>an</strong>ier, der aus Mallorca<br />

stammt. Der Fr<strong>an</strong>zose, der den Sp<strong>an</strong>ier<br />

deklassierte, wird oft der ,,Muhammad<br />

Ali des Tennis’’ gen<strong>an</strong>nt, weil er eine<br />

enorme Kampfkraft hat. Eine stärkere<br />

als Raphael Nadal. Damit konnte sich der<br />

Youngstar ins Finale kämpfen, das am<br />

Sonntag stattfindet. Das Damen-Finale<br />

steht schon seit Donnerstag um 8:32 Uhr<br />

deutscher Zeit fest. Die Serbin Iv<strong>an</strong>ovic<br />

erkämpfte sich den Finaleinzug. In drei<br />

Sätzen setzte sich die Serbin gegen die<br />

Slowakin H<strong>an</strong>tuchova durch. Iv<strong>an</strong>ovic<br />

verlor den ersten Satz mit 6:0. Doch d<strong>an</strong>n<br />

gew<strong>an</strong>n sie Satz zwei und drei sehr klar<br />

mit 6:3 und 6:4. So zog die 20-jährige<br />

Serbin ins Finale ein. Drei Stunden davor<br />

gew<strong>an</strong>n die Russin Maria Scharapowa<br />

im Halbfinale gegen die Serbin Jelena<br />

J<strong>an</strong>kovic. Um 5:08 Uhr st<strong>an</strong>d die erste<br />

Finalistin des Damenfinals fest. Das<br />

Finale findet am Samstag statt. av<br />

Absage für Diego<br />

Real Madrid erteilt dem Star von Werder<br />

Bremen eine Absage. Obwohl die<br />

Spieler-Beobachter von Real Madrid<br />

Diego ein gutes Zeugnis ausgestellt<br />

hatten, kamen die Ver<strong>an</strong>twortlichen,<br />

darunter der deutsche Trainer Bernd<br />

Schuster, zu dem Entschluss nicht weiter<br />

über eine Verpflichtung des Bundesligastars<br />

nachzudenken. Diego sei ein<br />

großer Spieler, dennoch hatten sie nie<br />

die Absicht ihn unter Vertrag zu nehmen,<br />

so der Sportdirektor des sp<strong>an</strong>ischen<br />

Rekordmeisters. Nachdem Diego beim<br />

Champions-League-Spiel seiner M<strong>an</strong>nschaft<br />

in Madrid sein g<strong>an</strong>zes Können<br />

gezeigt hatte, zeigte Real im September<br />

des letzen Jahres erstmals Interesse <strong>an</strong><br />

Diego. Dennoch ist Diego, dessen moment<strong>an</strong>er<br />

Marktwert bei 23 Millionen<br />

Euro liegt, kein unumworbener Spieler.<br />

Inter Mail<strong>an</strong>d, Juventus Turin und AC<br />

Florenz sollen großes Interesse <strong>an</strong> der<br />

Verpflichtung des Brasili<strong>an</strong>ers haben.<br />

Dass es zu Verh<strong>an</strong>dlungen kommt, ist<br />

jedoch unwahrscheinlich, da die Bremer<br />

<strong>an</strong> Diego festhalten wollen. Der Bremer<br />

Sportdirektor Klaus Allofs betonte, dass<br />

sie mit keinem Club über Diego verh<strong>an</strong>deln<br />

werden. fu<br />

Leichtathletik-Elite in<br />

<strong>Karlsruhe</strong><br />

Im Rahmen des BW-B<strong>an</strong>k-Meetings<br />

treffen die besten Leichtathleten<br />

Deutschl<strong>an</strong>ds aufein<strong>an</strong>der<br />

Am 10. Februar findet das BW-B<strong>an</strong>k-<br />

Meeting in der Europahalle statt. Es<br />

beginnt um 14.30 Uhr. Die männlichen<br />

Teilnehmer werden in den Disziplinen<br />

Sprinten, Hürdenlauf, Stabhochsprung<br />

und Dreisprung um das obere Treppchen<br />

kämpfen, die weiblichen Teilnehmer in<br />

den Disziplinen Sprinten, Hürdenlauf,<br />

Weitsprung und Hochsprung.<br />

Es werden viele namhafte Leichtathleten<br />

teilnehmen, wie zum Beispiel<br />

Carolina Klüft, eine schwedische Siebenkämpferin.<br />

Ihre Karriere wurde<br />

schon von vielen Erfolgen gezeichnet,<br />

wie zum Beispiel der Goldmedaille bei<br />

den Olympischen Spielen 2004 , dem<br />

Weltmeistertitel 2005 und der Erl<strong>an</strong>gung<br />

des Europarekords bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft<br />

2007. Außerdem<br />

erl<strong>an</strong>gte sie mehrere internationale<br />

Medaillen. Auch <strong>an</strong>dere Leichtathletikgrößen<br />

wie Tim Lobinger oder Maria<br />

Mutola haben zugesagt.<br />

Sp<strong>an</strong>nend wird es vor allem im Stabhochsprung.<br />

Hier trifft Tim Lobinger<br />

auf seine Dauer-Rivalen Björn Otto und<br />

dem frisch gekürten ,,Leichtathlet des<br />

Jahren 2007“, D<strong>an</strong>ny Ecker, der letztes<br />

Jahr den Wettkampf in der Europahalle<br />

gew<strong>an</strong>n. Damit beg<strong>an</strong>n das erfolgreichste<br />

Jahr seiner Karriere.<br />

Ein zweites Comeback wird es für den<br />

Sprinter Tobias Unger geben, der l<strong>an</strong>ge<br />

wegen einer komplizierten Verletzung<br />

<strong>an</strong> der Ferse aussetzen musste. Er hält<br />

den deutschen Rekord im 200 Meter<br />

Sprinten.<br />

Die Tickets kosten zwischen 14,50<br />

Euro und 24 Euro. Sie sind bei der<br />

Stadtinformation <strong>Karlsruhe</strong> unter der<br />

Nummer 0721/37205389 erhältlich.fu<br />

Sport aktuell<br />

<strong>Karlsruhe</strong>r SC Aktuell<br />

VfB wir kommen<br />

Liebe <strong>Karlsruhe</strong>r SC F<strong>an</strong>s, es ist wieder<br />

soweit: Das zweite L<strong>an</strong>desderby kommt<br />

immer näher.<br />

Am 23. Februar um 15:30 im Gottlieb-<br />

Daimler-Stadion tritt der <strong>Karlsruhe</strong>r SC<br />

dem VfB Stuttgart gegenüber.<br />

Der Ticketvorverkauf findet am 28. J<strong>an</strong>uar<br />

ab 9 Uhr bei der Geschäftsstelle des<br />

KSC statt.<br />

Doch es gelten Einschränkungen. Dauerkartenbesitzer<br />

und Mitglieder haben<br />

Vorverkaufsrecht.<br />

Es können max. zwei Karten erworben<br />

werden und es werden keine telefonischen<br />

oder schriftlichen Vorbestellungen <strong>an</strong>genommen.<br />

cpw<br />

Klitschkos keine Schauspieler<br />

Sozialkasse geht leer aus<br />

Die Boxer Wladimir Klitschko (31)<br />

und Vitali Klitschko (36) sind trotz ihrer<br />

Auftritte in der Fernsehwerbung keine<br />

Schauspieler. Jedenfalls im Sinne des Sozialrechts.<br />

In einem Grundsatzurteil hat das<br />

Bundessozialgericht in Kassel gesagt, dass<br />

werbende Profisportler nicht als Künstler zu<br />

sehen sind und deshalb auch keine Künstlersozialabgabe<br />

zahlen müssen.<br />

In der Urteilsbegründung hieß es: „Sportler<br />

wie die Klitschkos werden nicht wegen<br />

ihrer darstellerischen Fähigkeiten, sondern<br />

wegen ihrer Prominenz und ihrer Vorbildfunktion<br />

verpflichtet. Damit sind sie eben<br />

keine Künstler. Es ging um eine Forderung<br />

von etwa 25.000 Euro von den Klitschkos.<br />

Grund für die höchstrichterliche Prüfung<br />

war ein Gebührenbescheid der Künstlersozialkasse.<br />

Die Kasse betrachtet die beiden<br />

Profisportler auch als Schauspieler, weil sie<br />

für zahlreiche Produkte Fernsehwerbung<br />

machen. Wegen dieser „künstlerischen<br />

Leistung“ müssten sie als Schauspieler<br />

eingestuft werden und daher die Künstlersozialabgabe<br />

zahlen. Der Vertreter der<br />

Künstlersozialkasse sagte vor Gericht: „Die<br />

Werbefilme der Doktoren Klitschko gehören<br />

zur Darstellenden Kunst. Dass dabei<br />

möglicherweise kein hohes Niveau erzielt<br />

wird, ist rechtlich egal.“<br />

Die Agentur der boxenden Brüder klagte<br />

gegen den Steuerbescheid. Das Hamburger<br />

Sozialgericht als erste Inst<strong>an</strong>z hatte der<br />

Agentur Recht gegeben. mb


The End<br />

Halbfinale ist Pflicht!<br />

D<strong>an</strong>k Isl<strong>an</strong>d platzten unsere Träume<br />

bei der H<strong>an</strong>dball EM nicht sofort.<br />

Deutschl<strong>an</strong>d hat seine Pflicht get<strong>an</strong>.<br />

Der Weltmeister ist im Halbfinale. Die<br />

Jungs von Heiner Br<strong>an</strong>d haben gegen<br />

Schweden 31:29 gewonnen.<br />

Isl<strong>an</strong>d war zwar noch relativ leicht zu<br />

besiegen, aber Sp<strong>an</strong>ien und Fr<strong>an</strong>kreich<br />

gaben der Nationalm<strong>an</strong>nschaf den Rest.<br />

Zuletzt gegen Fr<strong>an</strong>kreich mit einer 23:26<br />

Niederlage. Doch jetzt konnten die deutschen<br />

gegen Schweden überzeugen.<br />

Die Frage, ob der Einzug ins Halbfinale<br />

zu schaffen ist hat sich geklärt.<br />

Sp<strong>an</strong>ien, Polen und Ungarn mussten die<br />

Koffer schon packen. Fr<strong>an</strong>kreich hat sich<br />

den Einzug schon gesichert.<br />

Isl<strong>an</strong>d schenkte den DHB-Team eine<br />

bessere Ausg<strong>an</strong>gslage. Durch den Sieg<br />

gegen Ungarn war es möglich ins Halbfinale<br />

zu kommen. Jetzt kommen Fr<strong>an</strong>kreich<br />

und Deutschl<strong>an</strong>d in der Gruppe<br />

B ins Halbfinale. Das st<strong>an</strong>d bis gestern<br />

noch in den Sternen. Die Profis aus<br />

Deutschl<strong>an</strong>d lagen in der ersten Halbzeit<br />

immer hinten.Die deutschen H<strong>an</strong>dballf<strong>an</strong>s<br />

unterstützten ihre M<strong>an</strong>nschaft mit<br />

Parolen und Trommelschlägen gegen die<br />

Schweden. Dänemark, Kroatien, Fr<strong>an</strong>kreich<br />

haben sich für das Halbfinale so gut<br />

wie qualifiziert, und nun auch Deutschl<strong>an</strong>d.<br />

Deutschl<strong>an</strong>d musste gegen Schweden<br />

gewinnen – und hat gewonnen. In<br />

der Gruppe A musste Norwegen gegen<br />

Kroatien spielen. Kroatien, bis gestern<br />

noch zweiter der Tabelle, brauchte nur<br />

auf Unentschieden zu Spielen, doch für<br />

Norwegen musste der Sieg her für den<br />

Einzug ins Halbfinale. Für Slowenien war<br />

es ein reines Freundschaftsspiel. Ein Sieg<br />

oder selbst ein Unentschieden hätte die<br />

Slowenen nicht weitergebracht. Doch für<br />

die deutsche Nationalm<strong>an</strong>nschaft wären<br />

nun harte Tage, Wochen und Monate<br />

gekommen beim Ausscheiden in der<br />

Vorrunde. Schon im kommenden Sommer<br />

wird es wieder für das DHB-Team<br />

bei den Olympischen Spielen in Peking<br />

eine harte Herausforderung werden, wo<br />

sie sich erneut beweisen können und die<br />

zurückliegenden Niederlagen ausmerzen<br />

dürfen.<br />

Doch zuerst zählt für das Team nur<br />

die EM in Norwegen und der Einzug<br />

ins Finale.<br />

„Halbfinale ist Pflicht und eine Niederlage<br />

werden wir nicht akzeptieren!“,<br />

so die Aussage eines deutschen H<strong>an</strong>dballf<strong>an</strong>s.<br />

Der D<strong>an</strong>k gilt vor allem Holger Gallendorf,<br />

der bis zum Schluss kämpfte,<br />

und Henning Fritz, der nach seiner<br />

Einwechslung eine überragende Partie<br />

spielte. cpw, av<br />

Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 60<br />

Die Redaktion<br />

Diese Zeitung wurde am 24.1.2007 von den Schülern und Schülerinnen der<br />

Klasse 10b des <strong>Heisenberg</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s hergestellt. Die Redaktionssitzung endete<br />

am Donnerstagabend um 22:30. Anschließend wurde die Zeitung auf dem schuleigenen<br />

Kopierer gedruckt, sortiert und gefaltet. Die Produktion war um ca. 2 Uhr<br />

abgeschlossen.<br />

Die Redaktion:<br />

Julia Urb<strong>an</strong> (Chefin), Larissa Jord<strong>an</strong>, Ann-Kathrin Nagel, Caroline Roth<br />

Layout und Satz: K, Alessa Baar<br />

Artikel von:<br />

Kevin Armbruster<br />

Alessa Baar<br />

Julia Battesimo<br />

Martin Braun<br />

Victoria Gierok<br />

Anna Lena Götzm<strong>an</strong>n<br />

Lili<strong>an</strong> Grass<br />

Marietta J<strong>an</strong>k<br />

Larissa Jord<strong>an</strong><br />

Imogen Jow<br />

Isabella Kästel<br />

Holger Klein<br />

Thomas Kunz<br />

Ann-Kathrin Nagel<br />

Nicholas Peterka<br />

Maximili<strong>an</strong> Pfeifer<br />

Caroline Roth<br />

Mathias Trefzger<br />

Vinita Schmitt<br />

Felix Urb<strong>an</strong><br />

Julia Urb<strong>an</strong><br />

Felix Völz<br />

Aless<strong>an</strong>dro Varma<br />

Carl-Philipp Wipfler

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