Mord an Polizeichef - Heisenberg-Gymnasium Karlsruhe
Mord an Polizeichef - Heisenberg-Gymnasium Karlsruhe
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Tennesseeallee111 D i e T a g e s z e i T u n g v o n s c h ü l e r n D e s h e i s e n b e r g -g y m n a s i u m s<br />
Freitag, 25. J<strong>an</strong>uar 2008<br />
Fahrradunfall<br />
in <strong>Karlsruhe</strong><br />
<strong>Karlsruhe</strong>- Am Mittwoch<br />
Nachtmittag stießen gegen<br />
16 Uhr zwei Fahrradfahrer<br />
zusammen. Ein<br />
Mitte 20-Jähriger bog laut<br />
Angaben der Polizei ohne<br />
auf den Verkehr zu achten<br />
in den <strong>Karlsruhe</strong>r Klosterweg<br />
ein. Dabei stieß er mit<br />
einem 25-Jährigen Fahrradfahrer<br />
zusammen.<br />
Beide stürzten vom<br />
Rad. Der Unfallverursacher<br />
zog sich schwere Gesichtsverletzungen<br />
zu, der<br />
Beteiligte kam mit leichten<br />
Verletzungen davon. alg<br />
Das Wetter<br />
Am Mittag gibt es einen<br />
Mix aus Sonne und<br />
Wolken, bei einer Höchsttemperatur<br />
von 6°C. Das<br />
Wetter ist beständig und<br />
hält sich den g<strong>an</strong>zen Tag<br />
über. Abends kühlt es auf<br />
1°C ab.<br />
Samstag<br />
Das Wochenende wird<br />
schön! Den Großteil des<br />
Tages über lacht die Sonne<br />
über Baden bei frostigen<br />
–1°C am Morgen<br />
und 5 °C mittags. Allerdings<br />
wird es windig und<br />
es können Böen bis zu 60<br />
km/h auftreten.<br />
Sonntag<br />
Der Sonntag wird seinem<br />
Namen jedoch nicht<br />
gerecht. Anstatt mit Sonne<br />
muss m<strong>an</strong> mit einem<br />
wolkenbedeckten Himmel<br />
rechnen, bei dem kaum<br />
die Sonne durchkommt.<br />
Die Regenwahrscheinlichkeit<br />
liegt bei 30%.<br />
Höchst- und Tieftemperaturen<br />
liegen bei –3°C<br />
beziehungsweise bei 3°C.<br />
Der Wind nimmt <strong>an</strong> Stärke<br />
etwas ab.<br />
<strong>Mord</strong> <strong>an</strong> <strong>Polizeichef</strong><br />
Mossul Nachdem sich am Mittwoch<br />
in der nordirakischen Stadt Mossul ein<br />
Bomben<strong>an</strong>schlag ereignet hatte, bei dem<br />
18 Menschen getötet und etwa 150 weitere<br />
Zivilisten verletzt wurden, besuchte<br />
der <strong>Polizeichef</strong>, Brigardengeneral Saleh<br />
Mohammed Hass<strong>an</strong>, die Unfallstelle.<br />
Durch einen Selbstmordattentäter wurde<br />
er getötet.<br />
Die nordirakischen Stadt Mossul,<br />
die sich 390 km nördlich von Bagdad<br />
befindet, ist die Hauptstadt der Provinz<br />
Niniveh. Die Al-Kaida, die für ihre brutale,<br />
rücksichtslose Vorgehensweise, ihre<br />
Selbstmordattentäter und vermutlich den<br />
Anschlag auf das World Trate Center am<br />
11. September 2001 bek<strong>an</strong>nt ist, versucht<br />
seit geraumer Zeit sich dort niederzulassen,<br />
um verstärkt Terror im Irak auszuüben.<br />
Mossul ist die letzte große Stadt, in<br />
der sie noch aktiv sind. Schon Anf<strong>an</strong>g des<br />
Jahres hatten US-Streitkräfte versucht<br />
gegen die Terrororg<strong>an</strong>isation vorzugehen.<br />
Am Mittwoch ereignete sich dort<br />
Bei Terrorverdacht ist<br />
Abhören erlaubt<br />
Dies teilte das Bundesverwaltungsgericht<br />
in Leipzig mit. Damit gilt die<br />
strategische Überwachung der Telekommunikation<br />
nun als rechtens. Auslöser<br />
dieser Debatte war eine Klage gegen<br />
den Bundesnachrichtendienst, die der<br />
islamistische Terrorist Mohamad Abu D<br />
einreichte. Der 43-Jährige wurde zu acht<br />
Jahren Haft verurteilt, die er nun in Köln<br />
absitzt. Insgesamt hat der BND zwischen<br />
Oktober und November fünf Telefonate<br />
abgehört. Will der BND jem<strong>an</strong>den abhören,<br />
so muss dieses Vorhaben erst durch<br />
zwei Richter und einen Staats<strong>an</strong>walt<br />
abgesegnet werden, was den Missbrauch<br />
solcher Befugnisse erschwert hk.<br />
Tot bei Selbstmord<strong>an</strong>schlag im Irak<br />
ein Anschlag, bei dem eine Autobombe<br />
vor einem Wohnhaus explodierte und<br />
mehrere nahegelegenen Häuser zerstört<br />
wurden. Bei diesem Anschlag wurden<br />
18 Menschen getötet und viele weitere<br />
verletzt, was m<strong>an</strong> vermutlich der Al-<br />
Kaida zuordnen k<strong>an</strong>n. Einem Trupp<br />
von Soldaten wurde der Hinweis gegeben,<br />
dass sich dort ein Waffenversteck<br />
befinden würde. Als sie dort eintrafen,<br />
explodierte die Bombe. Daraufhin<br />
verhängten die Provinzbehörden eine<br />
Ausg<strong>an</strong>gssperre. Aufgrund dessen besichtigte<br />
<strong>Polizeichef</strong> Saleh Mohammed<br />
Hass<strong>an</strong> am Donnerstag den Unfallort.<br />
Dort fiel er dem Anschlag zum Opfer,<br />
bei dem ein Attentäter in Polizeiuniform<br />
einem Sprengstoffgürtel trug und ihn<br />
zündete. Der <strong>Polizeichef</strong>, der direkt<br />
neben dem Selbstmörder st<strong>an</strong>d, und<br />
einer seiner Leibwächter kamen bei der<br />
Explosion ums Leben. Weitere fünf<br />
Bodyguards starben.<br />
ab, ik, ju<br />
Streit um Tempolimit<br />
noch nicht vom Tisch<br />
Der Präsident der Deutschen Akademie<br />
für Verkehrswissenschaft, Kay<br />
Nehm, will erneut über das Tempolimit<br />
auf deutschen Autobahnen diskutierten.<br />
Eine neue Debatte wurde gestern<br />
eröffnet. In Deutschl<strong>an</strong>d sei die Stimmung<br />
in der Bevölkerung wacklig, da<br />
die Mehrheit sich bisweilen gegen ein<br />
generelles Tempolimit auf Autobahnen<br />
aussprach. Steigende Benzinpreise und<br />
das alltägliche Chaos auf deutschen<br />
Straßen führten zu erneutem Druck<br />
auf die Autofahrer. Des Weiteren kritisierte<br />
Nehm die ständig wechselnden<br />
Höchstgeschwindigkeiten auf L<strong>an</strong>d- und<br />
innerstädtischen Straßen. akn<br />
Gehören die Selbstmorde in Wales zusammen?<br />
Wales. In den verg<strong>an</strong>genen zwölf Monaten haben sich dreizehn Jugendliche erhängt.<br />
Die Opfer sind zwischen siebzehn und siebenundzw<strong>an</strong>zig Jahre alt und haben sich<br />
vermutlich durch das Internet kennen gelernt. Es wird davon gesprochen, dass sie<br />
sich gegenseitig zum Selbstmord ermutigten. (S. 3) ab<br />
dritte Ausgabe<br />
Web-Edition<br />
Machen Frauen wirklich<br />
glücklich?<br />
Dieser Frage geht Wortakrobat<br />
Thomas Reis in<br />
seinem gleichnamigem Programm<br />
nach.<br />
Dabei bringt er mit seiner<br />
scharfen Zunge Szenen aus<br />
dem Leben näher und haut<br />
immer wieder gekonnt Seitenhiebe<br />
auf Politiker aus.<br />
Dass er ein Meister seines<br />
Fachs ist, konnte er schon<br />
bei seinem letzten Programm<br />
„Gibt´s ein Leben über 40?“<br />
beweisen, das hoch gelobt<br />
wurde.<br />
Wer einer Zwerchfellattacke<br />
nicht aus dem Weg gehen<br />
will, sollte sich deswegen auf<br />
den Weg zu Thomas Reis ins<br />
Jubez <strong>Karlsruhe</strong>, Kronenstraße<br />
1, aufmachen. Die<br />
Vorstellung beginnt morgen<br />
um 20:30. Tickets <strong>an</strong><br />
der Abendkasse kosten 17<br />
Euro. mt<br />
Inhalt<br />
aktuelle<br />
Nachrichten 1- 8<br />
Feature 9<br />
Leben/Gesundheit 15<br />
Kunst 36<br />
Literatur 40<br />
Sport 44<br />
Technik 50<br />
Sport 53<br />
Kommentar 57<br />
Vermischtes 58<br />
Impressum 2
aktuell<br />
Ko m m e n t a r<br />
Da schlagen sich die Politiker mit<br />
Diskussionen über Bootcamps herum,<br />
dabei ist die Antwort doch g<strong>an</strong>z einfach.<br />
Der Mensch strebt von Natur aus nach<br />
Hierarchie. Egal ob es in der Steinzeit<br />
einen Sippenführer gab, der alle lebenswichtigen<br />
Entscheidungen fällte, ob im<br />
Dritten Reich nahezu g<strong>an</strong>z Deutschl<strong>an</strong>d<br />
einem Führer folgte oder ob, wenn auch<br />
nicht vergleichbar, Eltern ihre Kinder<br />
höher gestellten Lehrern in die Hände<br />
geben. Die Gewöhnung <strong>an</strong> Autoritäten<br />
wird schon den Kleinsten in die Wiege<br />
gelegt und ist ein wichtiger Grundsatz<br />
in unserem Staat. Der Mensch neigt zur<br />
Unterordnung.<br />
Und plötzlich kommt, g<strong>an</strong>z aktuell,<br />
eine neue Form der Autorität auf:<br />
Bootcamps, in denen der Wille des<br />
Kriminellen gebrochen werden soll, in<br />
denen diese <strong>an</strong> Autoritäten gewöhnt<br />
werden sollen, damit sie wieder zurück<br />
ins Leben geführt werden können. Sich<br />
unterzuordnen, also.<br />
Doch trotzdem empfinden viele den<br />
Wunsch nach Gleichheit unterein<strong>an</strong>der.<br />
Hierarchie und Gleichheit widersprechen<br />
sich aber. Ist der Wunsch nach<br />
Gleichheit also verschwendete Zeit,<br />
wenn ins uns sowieso das Prinzip der<br />
Hierarchie steckt? Theoretisch müsste<br />
der Naturinstinkt überwiegen.<br />
Wo also kommen wir mit dem<br />
Grundsatz der R<strong>an</strong>gordnung schlimmstenfalls<br />
hin? Der größte Teil der Gesellschaft<br />
ist bereit sich den wenigen<br />
<strong>an</strong>deren unterzuordnen. Dies bietet<br />
Sicherheit und nimmt die Ver<strong>an</strong>twortung<br />
der Untergeordneten von deren<br />
Schultern. Warum sich also nicht<br />
fügen? Die <strong>an</strong>deren aber, die sich nun<br />
dem größten Teil der Menschheit übergeordnet<br />
haben, sind ungehindert, ihre<br />
Ideale durchzusetzen. Dies ist, falls die<br />
Ideale nach Meinung der Allgemeinheit<br />
sind, auch kein weiteres Problem.<br />
Da der Mensch aber, wie bek<strong>an</strong>nt ist,<br />
nach Macht strebt, k<strong>an</strong>n er dort <strong>an</strong> der<br />
Spitze der Gesellschaft seine Ideale<br />
ungehindert durchsetzen. Dies k<strong>an</strong>n<br />
schiefgehen.<br />
Die Lösung wäre also eine Mischung<br />
aus natürlicher R<strong>an</strong>gordnung und<br />
menschlicher Gleichheit. Möglich?<br />
Nein. Was also, wenn – wie oben beschrieben<br />
- etwas schiefgeht?<br />
„D<strong>an</strong>n auf in die nächste Krise, auf<br />
ins Vierte Reich, Deutschl<strong>an</strong>d!“, lacht<br />
jem<strong>an</strong>d aus der hintersten Ecke meines<br />
Kopfes.<br />
So könnte es kommen. Oder <strong>an</strong>ders.<br />
Theoretisch. Ann-Kathrin Nagel<br />
Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 __________________________________________________________Se i t e 2 Se i t e 3 __________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008<br />
B<strong>an</strong>kbetrug in Fr<strong>an</strong>kreich<br />
Fr<strong>an</strong>zösische B<strong>an</strong>k verliert Milliarden<br />
Die SOCIÉTÉ GÉNÉRALE, die zweitgrößte B<strong>an</strong>k<br />
Fr<strong>an</strong>kreichs, wurde durch betrügerische Investitionen<br />
um 4,9 Milliarden Euro geprellt. 2007 hatte sie in der<br />
Bil<strong>an</strong>z noch keine Verluste zu beklagen, doch nun<br />
wurde am frühen Morgen dieser Betrug der Superlative<br />
bek<strong>an</strong>nt. Die Pariser Börse hat die Aktien der B<strong>an</strong>k<br />
mittlerweile aus dem H<strong>an</strong>del genommen.<br />
Wie es für einen einzelnen M<strong>an</strong>n möglich war, ein<br />
solches fin<strong>an</strong>zielles Loch in die B<strong>an</strong>k zu reißen, wird im<br />
Folgenden erklärt. Der Betrüger h<strong>an</strong>delte mit Futures.<br />
Futures sind das Recht ein bestimmtes Wertpapier zu<br />
einem bestimmten Kurs zu kaufen. Steigt der Wert der<br />
Aktie nun über diesen Kurs, so k<strong>an</strong>n sie sofort gekauft<br />
und zum aktuellen Kurs gleich wieder weiterverkauft<br />
werden. Die Gefahr ist nun, dass der Kurs auch darunter<br />
fallen k<strong>an</strong>n: Dadurch k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> erhebliche Verluste<br />
einfahren. D<strong>an</strong>n täuschte er Kursgewinne vor, die den<br />
Wert seiner Aktien steigerten. Das führte schließlich<br />
dazu, das er die Aktien für mehr Geld verkaufen konnte,<br />
als sie wirklich wert waren, was d<strong>an</strong>n zu diesem unvergleichlichen<br />
Geldloch führte. Aufgrund seiner guten<br />
Kenntnisse über die Kontrollmech<strong>an</strong>ismen der B<strong>an</strong>k<br />
konnte er diese geschickt umgehen und den Betrug so<br />
vertuschen..<br />
Der Angestellte hat die Tat bereits zugegeben. Nach<br />
eigenen Angeben habe er „nur gespielt“. Er und seine<br />
Vorgesetzten sollen nun entlassen werden, sogar<br />
der Chef der B<strong>an</strong>k selbst, D<strong>an</strong>iel Bouton, hat seinen<br />
Rücktritt <strong>an</strong>geboten. Dieses Gesuch wurde jedoch vom<br />
Vorst<strong>an</strong>d der B<strong>an</strong>k abgelehnt.<br />
Der Vorfall ist wohl das Letzte, was das Geldinstitut<br />
braucht, denn auch so hatte die B<strong>an</strong>k einen schweren<br />
Start: Wegen der Immobilienkrise in den USA mussten<br />
sie 2,05 Milliarden Euro abschreiben, voraussichtlich<br />
beträgt der Jahresumsatz nur 600 bis 700 Millionen<br />
Euro, im Gegensatz zu den 5,22 Milliarden Euro, bei<br />
denen die Schätzungen davor lagen.<br />
Zu all dem kommt nun auch noch hinzu, dass der<br />
B<strong>an</strong>k jetzt vorgeworfen wird, sie hätte schon vorher<br />
von dem Betrug gewusst. Sie steht unter dem Verdacht,<br />
Flucht vor den Flammen<br />
Remchingen- Am frühen Donnerstagmorgen wurde die<br />
Feuerwehr zu einem Wohnungsbr<strong>an</strong>d in Remchingen-<br />
Singen allarmiert. Der Polizei nach berichtete ein<br />
Anwohner gegen 5.55 Uhr in der Notrufzentrale, dass<br />
Feuer ausgebrochen sei. Als die Rettungsfahrzeuge in<br />
der Bachstraße eintrafen, sahen die Einsatzkräfte Flammen<br />
aus einem Fenster im ersten Obergeschoss schlagen.<br />
Ein 19-Jähriger, der sich in der Zeit des Br<strong>an</strong>des<br />
schon früher von dem Betrug gewusst<br />
zu haben, da es schlichtweg unmöglich<br />
scheint, alle Kontrollmech<strong>an</strong>ismen<br />
zu umgehen, obwohl „wir bisweilen<br />
wegen irgendwelcher Lappalien kontrolliert<br />
werden“, wie es ein führender<br />
Gewerkschafter nach einem Treffen<br />
mit der B<strong>an</strong>kleitung ausdrückt. So sagt<br />
zum Beispiel Ion-Marc Valahu von der<br />
Amas-B<strong>an</strong>k in der Schweiz: „Ich finde es<br />
schwer zu verstehen, dass ein Händler in<br />
der Lage gewesen sein soll, ein ‚geheimes<br />
Geschäft‘ von 4,9 Milliarden getätigt zu<br />
haben, ohne dass jem<strong>an</strong>d davon gewusst<br />
hat“<br />
Das ist in der Tat sehr verwunderlich,<br />
und Spiegel online bemerkt dazu auch,<br />
dass „dadurch die Risikom<strong>an</strong>agement-<br />
Systeme bei einigen B<strong>an</strong>ken in Zweifel<br />
gezogen werden“. Der Fall wird wohl<br />
weite Kreise ziehen. Doch bestimmt<br />
wird er nicht dazu beitragen, die sowieso<br />
schon <strong>an</strong>gesp<strong>an</strong>nte Lage <strong>an</strong> den Fin<strong>an</strong>zmärkten<br />
zu entsp<strong>an</strong>nen.<br />
Auch die fr<strong>an</strong>zösische Staatsb<strong>an</strong>k, die<br />
B<strong>an</strong>que de Fr<strong>an</strong>ce, hat sich nun in den<br />
Fall eingeschaltet. Nach eigener Aussage<br />
haben sie nun eine Kommission zusammengestellt,<br />
die sich mit den Umständen,<br />
unter denen der Fall stattf<strong>an</strong>d, befassen<br />
werde.<br />
Der Anwalt, der die Aktionäre der<br />
SOCIÉTÉ GÉNÉRALE vertritt, hat<br />
nun eine Sammelklage gegen die B<strong>an</strong>k<br />
eingereicht. Er wirft ihr Betrug und<br />
Vertrauensmissbrauch vor. Die Aktionäre<br />
haben so schnell reagiert, da<br />
sie „wahrscheinlich ihr gesamtes Geld<br />
verloren haben“.<br />
hk<br />
im Anwesen bef<strong>an</strong>d, konnte sich nach<br />
Angaben der Polizei unverletzt ins Freie<br />
retten. Durch die Freiwillige Feuerwehr<br />
Remchingen war der Br<strong>an</strong>d schnell unter<br />
Kontrolle. Die Ermittlungen zur der Ursache<br />
des Feuers werden noch ermittelt.<br />
Der entst<strong>an</strong>dene Schaden beträgt nach<br />
Schätzungen rund 70.000 Euro. jb<br />
Impressum: Zeitung von Schülern der 10b des <strong>Heisenberg</strong> - <strong>Gymnasium</strong>s, Tennesseeallee 111, 76149 <strong>Karlsruhe</strong>,<br />
Tel. 0721-972150<br />
Julia Urb<strong>an</strong> (Chefredaktion)(ju), Larissa Jord<strong>an</strong> (Deutschl<strong>an</strong>d)(lj), Marietta J<strong>an</strong>k (Politik)(mj), Victoria Gierok (Wirtschaft)(vg),<br />
Felix Urb<strong>an</strong> (Sport)(fu), Imogen Jow (<strong>Karlsruhe</strong>)(ij), Caroline Roth (cr), Ann-Kathrin Nagel (akn), Holger<br />
Klein (hk), Julia Battesimo (jb), Anna Lena Götzm<strong>an</strong>n (alg), Aless<strong>an</strong>dro Varma (av), Carl-Philipp Wipfler (cpw), Kevin<br />
Armbruster (ka), Nicholas Peterka (np), Maximili<strong>an</strong> Pfeifer (mp), Thomas Kunz (tk), Matthias Trefzger (mt), Nikita<br />
Schmitt (ns), Isabella Kästel (ik), Felix Völz (fv), Alessa Baar (ab), Martin Braun (mb)<br />
Babyleiche in Berlin<br />
Ein knapp 2 Monate alter Junge wurde<br />
von seinen 22 Jahre alten Eltern zu<br />
Tode gequält und missh<strong>an</strong>delt. Das tote<br />
Baby hat überall am Körper schwere<br />
Verletzungen, zum Teil auch schon ältere<br />
Wunden.<br />
Die Eltern alarmierten am Mittwochmorgen<br />
den Notarzt, der versuchte das<br />
Baby zu re<strong>an</strong>imieren. Doch der Versuch<br />
scheiterte. Der Säugling starb im Kr<strong>an</strong>kenhaus<br />
und die Eltern wurden am<br />
Donnerstag nach ersten Vernehmungen<br />
festgenommen.<br />
Am Nachmittag wird über den Haftbefehl<br />
entschieden. Über die Tathindergründe<br />
und zum persönlichen Umfeld<br />
der Familie ist jedoch noch nichts bek<strong>an</strong>nt.<br />
vs<br />
Selbstmordserie in<br />
Wales<br />
Am Mittwoch ereignete sich in Wales<br />
ein neuer <strong>Mord</strong>, Teil einer Selbstmordserie,<br />
die im J<strong>an</strong>uar 2007 <strong>an</strong>gef<strong>an</strong>gen<br />
hatte, als sich der achtzehnjährige Dale<br />
Crole auf einem Jahrmarkt erhängte.<br />
Seit dem Tod des Jungen brachten sich<br />
weitere sechs Menschen im Alter von<br />
17-27 Jahren um, davon fünf männliche<br />
und eine weibliche Person. Die Selbstmörder<br />
k<strong>an</strong>nten sich persönlich oder<br />
über verschiedene Internet-Chatrooms.<br />
In den Chatrooms legten sich die jungen<br />
Menschen virtuelle Gedenksteine <strong>an</strong>.<br />
Das heißt, sie hinterließen auf der Seite<br />
desjenigen Nachrichten. Einige Zeit<br />
später brachte sich diese Person um. Die<br />
Meisten von ihnen erhängten sich und<br />
erlitten damit einen qualvollen Tod.<br />
Die Polizei vermutet, dass sich die<br />
Jungendlichen gegenseitig zum Selbstmord<br />
<strong>an</strong>stacheln, deshalb untersuchen<br />
sie solche Internet-Chatrooms nach<br />
Hinweisen.<br />
Unter <strong>an</strong>derem vermuten die Behörden<br />
und die Einwohner einen Internet-<br />
Selbstmordkult. In dem verg<strong>an</strong>genen<br />
Jahr haben sich im Umkreis um diese<br />
Kleinstadt 13 junge Menschen unter 26<br />
Jahren ermordet.<br />
Am 23.1.2008 wurde die siebzehn-<br />
jährige Natascha erhängt aufgefunden,<br />
zusätzlich hatten sich zwei Mädchen<br />
versucht umzubringen. Dies konnte jedoch<br />
verhindert werden. Eine von ihnen<br />
liegt noch auf der Intensivstation eines<br />
Kr<strong>an</strong>kenhauses in Wales.<br />
Aufgrund der Häufigkeit der Selbstmorde<br />
und Selbstmordversuche vermuten<br />
die Behören, dass es noch viele<br />
weitere Versuche geben wird. mp<br />
Skelettfund in Kassel<br />
Kassel. Das Universitätsgelände soll vergrößert<br />
werden. Die Bauarbeiten wurden<br />
allerdings gestoppt, da vor einer Woche<br />
menschliche Knochen gefunden wurden.<br />
Inzwischen wird die Zahl der unbek<strong>an</strong>nten<br />
Toten auf etwa 50 geschätzt.<br />
Die Skelette lagen überein<strong>an</strong>der, teilweise<br />
aber auch geordnet nebenein<strong>an</strong>der.<br />
Experten schätzen, dass sie seit 50 bis<br />
100 Jahren unter der Erde liegen, aber der<br />
genaue Befund wird erst in einigen Tagen<br />
bek<strong>an</strong>nt sein, wenn die Gerichtsmediziner<br />
die Skelette vollkommen ausgegraben<br />
und untersucht haben.<br />
Wer die Toten sind, ist nicht bek<strong>an</strong>nt.<br />
Bis jetzt werden nur Vermutungen geäußert,<br />
das es sich um getötete Zw<strong>an</strong>gsarbeiter<br />
h<strong>an</strong>deln könnte, da auf dem<br />
Gelände in den 40er Jahren eine Lokomotiv-<br />
und P<strong>an</strong>zerfabrik gest<strong>an</strong>den hat.<br />
Es ist bek<strong>an</strong>nt, dass diese Tausende von<br />
Zw<strong>an</strong>gsarbeitern beschäftigte.<br />
Andere Vermutungen laufen in die<br />
Richtung, dass die Toten in Verbindung<br />
mit den NS-Verbrechen stehen, da die<br />
SS auch <strong>an</strong> <strong>an</strong>deren Stellen in Kassel<br />
Zw<strong>an</strong>gsarbeiter getötet hat.<br />
Außerdem wurden <strong>an</strong> den Personen<br />
weder Schmuck noch Überreste von<br />
Kleidungsstücken gefunden, was darauf<br />
hinweist, dass sie entweder getötet und<br />
ausgeplündert wurden oder keine Wertsachen<br />
besaßen.ab<br />
Britischer Minister<br />
verlässt Regierung<br />
Der britische Arbeitminister Peter<br />
Hain tritt zurück. Es laufen Ermittlungen<br />
gegen ihn im Parlament, da seine<br />
Wahlkampfmitarbeiter Verwaltungsfehler<br />
gemacht haben. Schon Ende des letzten<br />
Jahres hatte Hain eine 5000-Pfund-<br />
Spende nicht <strong>an</strong>gemeldet. Nun wurde<br />
bek<strong>an</strong>nt, dass er durch seinen erfolglosen<br />
Wahlkampf um den Posten als stellvertretender<br />
Parteichef mehr als 100.000<br />
Pfund nicht <strong>an</strong>gegeben hat. Er sagte, er<br />
habe sich auf seine Aufgaben als Minister<br />
konzentriert und sich darauf verlassen,<br />
dass seine Wahlkampfmitarbeiter alle<br />
Vorschriften und Fristen zur Meldung<br />
von Spendengeldern einhielten. Der<br />
Rücktritt Hains und der Parteispendensk<strong>an</strong>dal<br />
bringen den britischen Premierminister<br />
Brown, der gerade in einem<br />
Umfragetief steckt, weiter in Bedrängnis.<br />
Seine Labour-Partei liegt seit seinem<br />
Amts<strong>an</strong>tritt vor gut einem halben Jahr<br />
deutlich hinter den Konservativen.<br />
Die schlechte Wirtschaftsentwicklung<br />
und Sk<strong>an</strong>dale haben sehr <strong>an</strong> Browns<br />
Popularität genagt. cr<br />
Flugunglück in Polen<br />
Warschau Alle Passagiere der am Mittwochabend<br />
in Polen abgestürzten Militärmaschine<br />
sind tot. Nachdem das Flugzeug<br />
eine Baumkrone streifte, stürzte es<br />
in einen Wald und br<strong>an</strong>nte aus.<br />
An Bord bef<strong>an</strong>den sich sechzehn<br />
Offiziere und vier Besatzungsmitglieder.<br />
Das Unglück geschah drei Kilometer<br />
vor der L<strong>an</strong>debahn des Zielflughafens<br />
in Miroslawiec, östlich von Settin. Aus<br />
noch ungeklärten Ursachen streifte das<br />
Flugzeug des Typs Casa C-295M des<br />
europäischen Luftfahrtkonzerns EADS<br />
beim L<strong>an</strong>de<strong>an</strong>flug eine Baumkrone<br />
und stürzte aus 200 Meter Höhe in den<br />
Wald, wo es d<strong>an</strong>n völlig ausbr<strong>an</strong>nte. Die<br />
Blackbox , die den Verlauf des Fluges<br />
aufzeichnet, ist gefunden worden.<br />
Nach polnischen Militär<strong>an</strong>gaben gab<br />
es noch nie einen derartigen Unfall bei<br />
einem Flugzeug dieses Typs.<br />
Ministerpräsident Donald Tusk und<br />
Verteidigungsminister Bogd<strong>an</strong> Klich<br />
besuchten am Donnerstag die Unfallstelle.<br />
Präsident Lech Kaczynski kündigte<br />
Staatstrauer <strong>an</strong> und begab sich auf den<br />
Weg zur Unglückstelle.<br />
Bis zur Ursachenaufklärung werden<br />
alle Flugzeuge des Typs eingestellt. ju<br />
Kölner Moschee jetzt<br />
doch kleiner<br />
Nach l<strong>an</strong>ger Diskussion zwischen<br />
der Türkisch Islamischen Union und<br />
der Stadt Köln um die Ausmaße der<br />
Moschee, die dort gebaut werden soll,<br />
wurde nun der Entwurf der Kölner<br />
Moschee erneut verändert. Als Kompromiss<br />
zwischen den Parteien wurde<br />
der Gebetsraum um ein Viertel und der<br />
Gewerberaum, auf dem sich Geschäfte,<br />
Bibliotheken und Begegnungszentren<br />
befinden, um ein Drittel reduziert. Die<br />
Höhe der Minarette und die der Kuppel<br />
von 55 und 34,5 Metern wird aber weiterhin<br />
von vielen als „Machtdemonstration“<br />
<strong>an</strong>gesehen. Die Anstalt für Religion<br />
(Ditib), die als Bauherrin fungiert, hat<br />
die Änderungen ebenso wie der Kölner<br />
Oberbürgermeister Fritz Schramma<br />
(CDU) positiv bewertet. Damit stellte er<br />
sich deutlich gegen seine Partei, die dem<br />
Bau weiterhin kritisch gegenübersteht<br />
und fordert, m<strong>an</strong> müsse die Höhen der<br />
Minarette eindeutig verkleinern. Der<br />
Rohbau soll laut Ditib Ende 2009 fertig<br />
werden. Laut einer Umfrage der „Welt“<br />
glauben 55% der Befragten jedoch, dass<br />
die Diskussionen um die Moschee damit<br />
noch nicht beendet sind, da es ihrer<br />
Meinung nach um mehr geht als nur um<br />
die Größe. lj<br />
N e u e s a u s a l l e r W e l t
Innenpolitik<br />
Die Linke legt Politik<br />
in Hessen lahm<br />
Neusten Vorhersagen nach soll Die<br />
Linke mit Spitzenk<strong>an</strong>didat Willy v<strong>an</strong><br />
Ooyen bei der am Sonntag <strong>an</strong>stehenden<br />
L<strong>an</strong>dtagswahl in Hessen etwa fünf<br />
Prozent der Stimmen erhalten. Das Eintreten<br />
einer fünften Partei ins Parlament<br />
würde jedoch die Koalitionspläne der<br />
SPD und CDU durchein<strong>an</strong>derbringen<br />
und die Politik lahmlegen.<br />
An sich wäre das Eintreten der Linken<br />
ins Parlament ein Erfolg für die gesamte<br />
Partei. Die Linke als fünftgrößte Partei<br />
in Hessen, und dies neben den großen<br />
Parteien wie CDU, SPD, den Grünen<br />
und der FDP. Wenn es allerdings so<br />
weit käme, wäre die Mehrheit einer<br />
der führenden Parteien, also SPD (mit<br />
den Grünen) und CDU (mit der FDP)<br />
gefährdet. Niem<strong>an</strong>d der beiden ist auch<br />
nur <strong>an</strong>satzweise bereit, eine Koalition<br />
mit den Linken zu bilden. Dies liegt<br />
dar<strong>an</strong>, dass Willy v<strong>an</strong> Ooyen, der Spitzenk<strong>an</strong>didat<br />
der Linken, bekennender<br />
Kommunist ist.<br />
Ein weiteres Problem ist v<strong>an</strong> Ooyens<br />
leidenschaftliche Ausführung seines<br />
Postens als Chef einer Behinderten-<br />
Werkstätte in Fr<strong>an</strong>kfurt, den er seit<br />
zehn Jahren innehat. Mit seiner Wahl<br />
ins Parlament müsste er diesen Beruf<br />
aufgeben.<br />
Willy von Ooyen ist, so bizarr es auf<br />
den ersten Blick erscheint, nicht Mitglied<br />
der Partei, in der er erst seit vier Monaten<br />
Spitzenk<strong>an</strong>didat ist. Seine politische Meinung<br />
unterscheidet sich von der des Rests<br />
der Linken. Er, als ehemaliger Geschäftsführer<br />
der Deutschen Friedensunion<br />
und Org<strong>an</strong>isator der Proteste gegen den<br />
G8-Gipfel, schätzt die Parteimitglieder<br />
der Linken folgendermaßen ein: „Denen<br />
fehlt ein gesunder H<strong>an</strong>g zur Anarchie“<br />
(Zit. n. Welt Online). Es bestehen also<br />
gewisse Differenzen.<br />
Die Wahl der Linken ins Parlament<br />
wäre rein theoretisch also ein voller<br />
Erfolg für die Partei, politisch gesehen<br />
jedoch ohne Effekt. akn<br />
5%-Hürde bei Kommunalwahlen<br />
Am 13. Februar verkündet das Bundesverfassungsgericht<br />
sein Urteil über<br />
die Rechtmäßigkeit der Fünf-Prozent-<br />
Hürde bei den Kommunalwahlen in<br />
Schleswig-Holstein. Die Grünen und<br />
Linken sahen ihre Ch<strong>an</strong>cengleichheit<br />
eingeschränkt. Die Fünf-Prozent-<br />
Hürde gibt es in noch fast keinem<br />
Bundesl<strong>an</strong>d bei Kommunalwahlen. Die<br />
nächsten Wahlen in Schleswig-Holstein<br />
finden im Mai statt. ij<br />
Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 __________________________________________________________Se i t e 4 Se i t e 5 __________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008<br />
Opposition gegen „Märchenstunde“<br />
Kritik am Jahreswirtschaftsbericht/kein leichtes Jahr für 2008<br />
Nach Verabschiedung des Jahreswirtschaftsberichts<br />
am Mittwoch wurde gestern Kritik aus<br />
der Opposition laut. FDP, Grüne und Linke<br />
beschwerten sich über die Inhalte des Jahreswirtschaftsberichts.<br />
Wirtschaftsminister Michael Glos<br />
reagierte nicht groß auf diese Kritik.<br />
„Die Bundesregierung rechnet sich die Dinge<br />
schön“, lautet die Anklage des FDP-Fraktionsvize<br />
Rainer Bürderle (zit. n. Spiegel online). Auch wird<br />
von der FDP vorgeworfen, dass die Regierung die<br />
wirtschaftliche Lage verschönere. Die Hoffnung<br />
auf einen steigenden Privatkonsum sei unbegründet,<br />
zumal die Lebensmittel- und Heizpreise<br />
steigen. M<strong>an</strong> müsse darauf achtgeben, dass der<br />
Bürger mehr netto in der Tasche habe, kritisierte<br />
Bürderle weiter. Dass die Koalition sich auf den<br />
sinkenden Arbeitslosenzahlen und der wachsenden<br />
Konjunktur ausruhe, sei nicht gerechtfertigt,<br />
wenn m<strong>an</strong> beachtet, dass die meisten Arbeitsplätze<br />
schlechte Löhne beinhalten. Auch seien viele<br />
Stellen befristet oder Leiharbeiter <strong>an</strong> deren Stelle,<br />
so lautet die Klage des Partei- und Fraktionschefs<br />
der Linken, Oskar Lafontaine. Ebenso wurde<br />
von ihm die Zinspolitik Europas kritisiert. Der<br />
starke Binnenmarkt als Konjunkturmotor sei eine<br />
„Märchenstunde“ ( Zit. n. Spiegel Online), fügte<br />
Grünen-Fraktionschef Fritz Kuhn hinzu.<br />
Wirtschaftsminister Michael Glos riet<br />
dazu, keine unnötige P<strong>an</strong>ik zu erzeugen.<br />
M<strong>an</strong> solle dem deutschen B<strong>an</strong>kensystem<br />
auch in den weltweiten Börsenturbulenzen<br />
genug Vertrauen entgegenbringen, fordert<br />
Glos weiter. Gewisse Schritte in Richtung<br />
der Opposition machte die Regierung, indem<br />
sie ihre Zahlen zum Wirtschaftswachstum<br />
in 2008 von 2% auf 1,7% senkte.<br />
Aber egal wie, es wird kein leichtes Jahr<br />
2008 geben, diese Meinung vertritt auch<br />
der Chef des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts<br />
Thomas Straubhaar. Der<br />
Staat müsse sich auf Steuer- und Abgabenerleichterungen<br />
vorbereiten und dürfe sich<br />
keinesfalls auf Dingen wie der gesunkenen<br />
Arbeitslosigkeit ausruhen. M<strong>an</strong> dürfe sich<br />
dabei nicht von der vermutlich in nächster<br />
Zeit nicht wachsenden Wirtschaft der USA<br />
ablenken lassen. Die moment<strong>an</strong>e Lage ist<br />
nicht mit der der Weltwirtschaftskrise am<br />
Anf<strong>an</strong>g des Zw<strong>an</strong>zigsten Jahrhunderts zu<br />
vergleichen. Aber auch wenn es mit der<br />
Wirtschaft der USA steil bergab gehen<br />
würde, böten die Schwellenländer wie beispielsweise<br />
China immer noch einen Puffer,<br />
beendet Straubhaar seine Aussage. lj<br />
Kritik am Vorschlag zur Entsendung deutscher<br />
Soldaten nach Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong><br />
Lafontaine stellt sich gegen Regierungspläne<br />
Deutschl<strong>an</strong>d soll im Sommer die bisher von<br />
Norwegen gestellte Eingreiftruppe mit bis zu<br />
250 Soldaten übernehmen, die Nato-Truppen in<br />
Nordafgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong> bei Unruhen, Zugriffen und zum<br />
Schutz von Konvois unterstützt.<br />
Nach der Bestätigung der Durchführung des<br />
Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong>-Einsatzes durch Thomas Kossendey<br />
(CDU), parlamentarischer Staatssekretär im Verteidigungsministerium,<br />
in der ARD übt Lafontaine<br />
starke Kritik <strong>an</strong> der Koalition.<br />
Falls es zu einer Anfrage der Nato zur Unterstützung<br />
durch deutsche Soldaten käme, „werden<br />
wir diese Aufgabe übernehmen“, so Kossendey.<br />
Bis Anf<strong>an</strong>g Februar wird eine Entscheidung der<br />
Bundesregierung erwartet.<br />
Die Linke bezweifelt die Aussage der Regierung,<br />
dass der Einsatz sich grundsätzlich von den<br />
bisherigen Aufgaben der Soldaten unterscheide.<br />
Auch Bernhard Gertz, Chef des Deutschen<br />
Bundeswehrverb<strong>an</strong>ds, betont den Unterschied:<br />
„Das ist ein Kampfauftrag und der wird vielleicht<br />
auch mit Verlusten verbunden sein. Das ist schon<br />
deutlich mehr als die militärische Absicherung hum<strong>an</strong>itärer<br />
Unterstützung.“ Auch die Führung des<br />
norwegischen Kampfverb<strong>an</strong>des bestätigt, dass m<strong>an</strong><br />
sich bei einem Einsatz auf Tote einstellen müsse.<br />
„Die Soldaten sind darauf vorzubereiten, Krieg zu<br />
führen und das eigene Leben zu verlieren.“,<br />
so der Chef der aktuellen Schnellen NATO-<br />
Eingreiftruppe, Rune Solberg. „Wenn<br />
die Mehrheit der deutschen Bevölkerung<br />
dagegen ist, wird es sehr schwer für einen<br />
deutschen Soldaten mitzumachen.“<br />
Die Linke fordert mehr Details zum<br />
Einsatz. Nach juristischer Prüfung werde,<br />
falls heraus käme, dass mit diesem Einsatz<br />
das Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong>-M<strong>an</strong>dat übersp<strong>an</strong>nt würde,<br />
Die Linke in <strong>Karlsruhe</strong> beim Verfassungsgericht<br />
klagen, so die parlamentarische<br />
Geschäftsführerin Dagmar Enkelm<strong>an</strong>n. Der<br />
Fraktionschef der Linken, Oskar Lafontaine<br />
hält es für „völlig ver<strong>an</strong>twortungslos,<br />
Deutschl<strong>an</strong>d immer weiter in einen Krieg<br />
zu verwickeln.“<br />
Die Linksfraktionsvorsitzenden Oskar<br />
Lafontaine und Gregor Gysi fordern also<br />
ein baldiges Ende des Einsatzes.<br />
Auch FDP und Grüne kritisierten gestern<br />
den Umg<strong>an</strong>g der Regierung mit dem Thema.<br />
Vom Verteidigungsminister Fr<strong>an</strong>z Josef<br />
Jung (CDU) wurde hinzugefügt, dass bis<br />
jetzt noch nicht sicher sei, ob es überhaupt<br />
einen Einsatz geben werde. (Zit. n. n-tv.<br />
de) akn<br />
BuGa – Konzepte sollen umgesetzt<br />
werden<br />
Die <strong>Karlsruhe</strong>r L<strong>an</strong>dtagsabgeordneten Renate<br />
Rastätter (Grüne), Gisela Splett (Grüne)<br />
und Joh<strong>an</strong>nes Stober (SPD) forderten,<br />
dass die Bundesgartenschau-Konzepte<br />
umgesetzt werden, nachdem die Bewerbung<br />
bei der Schau gescheitert ist.<br />
Sie forderten außerdem, dass Baden-<br />
Württemberg die Ideen weiterhin fördern<br />
und unterstützen solle. Dabei sind hauptsächlich<br />
der L<strong>an</strong>dschaftspark Rhein, die<br />
Weiterentwicklung des Ostaueparks und die<br />
Verbindung der Grünflächen im Stadtgebiet<br />
betroffen.<br />
Baden-Württemberg versprach daraufhin<br />
<strong>Karlsruhe</strong> am 300. Stadtgeburtstag (2015)<br />
zu unterstützen. ij<br />
Grötzinger Hallenbad wird<br />
zum Gruppenbad<br />
Im Februar finden Bauarbeiten im Grötzinger<br />
Hallenbad statt. Das Bad wird zu einem<br />
Gruppenbad umgestaltet.<br />
Der öffentliche Betrieb soll stark eingeschränkt<br />
werden. So sollen hauptsächlich<br />
Vereine, Gruppen und Schulen das<br />
Schwimmbecken nutzen.<br />
Oberbürgermeister Heinz Fenrichs Begründung<br />
ist, dass er den Service je Schwimmbad<br />
so differenzieren möchte, dass ein gesamtstädtisches<br />
überdurchschnittliches Angebot<br />
den Bürgern geboten werden k<strong>an</strong>n.<br />
Seine Devise ist, für den Haushalt zu sparen<br />
und das Angebot für Bürger zu steigern.<br />
Nach der Neuordnung in Grötzingen<br />
schließt auch das Tullabad Ende Februar.<br />
Im Sommer schließt das Hallenbad in Wettersbach<br />
und das Freibad in Wolfartsweier<br />
betreibt ein Förderverein.<br />
Die Regelung im Grötzinger Schwimmbad<br />
gilt ab 4. Februar. Das Hallenbad öffnet<br />
künftig montags vom 14-17 Uhr und mittwochs<br />
von 16-20 Uhr. Die Mitglieder der<br />
DLRG können das Bad zusätzlich sonntags<br />
von 9-12 Uhr nutzen. Ein vergünstigter<br />
Eintritt wird durch den Jahresbeitrag berechtigt.<br />
Die restlichen Vormittag sind für Schulschwimmen<br />
bzw. die Nachmittage für<br />
Vereine reserviert. alg<br />
Baden-Württemberg verleiht<br />
Ehrennadel<br />
Baden-Württemberg hat für l<strong>an</strong>gjähriges<br />
Ehrenamt in einem Verein <strong>an</strong> drei Bürger<br />
aus <strong>Karlsruhe</strong> die Ehrennadel verliehen.<br />
M<strong>an</strong>fred Thom<strong>an</strong>n engagiert sich im Bürgerverein<br />
Daxl<strong>an</strong>den, Dietmar Sokob in der<br />
Tennisabteilung der DJK Durlach 1924 und<br />
H<strong>an</strong>sjörg Ludwig engagiert sich in der Skiabteilung<br />
der ESG Fr<strong>an</strong>konia <strong>Karlsruhe</strong>.<br />
Überreicht wird die Ehrennadel<br />
vom ersten Bürgermeister Siegfried<br />
König im Rahmen eines kleinen<br />
Empf<strong>an</strong>gs am Mittwoch, den 30.J<strong>an</strong>uar,<br />
im Haus Solms. jb<br />
BaKa-Forum für alle<br />
Heute beginnt der Filmwettbewerb<br />
„Basel-<strong>Karlsruhe</strong> Forum on<br />
Educational <strong>an</strong>d Societal Television<br />
<strong>an</strong>d Media“, der im ZKM ausgetragen<br />
wird. Dieser steht unter dem<br />
großen Motto „Kulturelle Vielfalt<br />
und Fernsehen in einer globalisierten<br />
Welt“.<br />
Internationale Experten haben das<br />
Beste aus der Welt des gesellschaftspolitisch<br />
engagierten Fernsehens<br />
und des bildenden Kinder- und<br />
Jugendfernsehens ausgewählt und<br />
einige herausragende Filme zum<br />
Tagungsthema für das „Wild Card“<br />
Screening eingeladen.<br />
Dieses Event wird um 18.00 Uhr<br />
mit dem Filmprojekt „Ya Sharr Mout-<br />
Oh Böses, stirb“, eröffnet.<br />
Allerdings wird erst am Samstag<br />
und Sonntag die Ausstellung für die<br />
Masse geöffnet sein – zum ersten Mal.<br />
Der Eintritt ist frei.<br />
geöffnet: Samstag und Sonntag von<br />
9–12.30 Uhr und 14–18 Uhr. mt<br />
Welt-Lepra-Tag<br />
Viele Menschen wissen gar nicht<br />
mehr, was Lepra ist, oder kennen die<br />
Kr<strong>an</strong>kheit nur aus Filmen. Am 27.<br />
J<strong>an</strong>uar möchte m<strong>an</strong> dar<strong>an</strong> erinnern,<br />
dass es diese Kr<strong>an</strong>kheit immer noch<br />
gibt. Außerdem nimmt die Deutsche<br />
Lepra- und Tuberkulosehilfe diesen<br />
Tag als Anlass, darauf hinzuweisen,<br />
dass Lepra die älteste Kr<strong>an</strong>kheit<br />
der Welt ist, und ruft zu Spenden<br />
auf. Diesen Aufruf unterstützt der<br />
Oberbürgermeister Heinz Fenrich<br />
und bittet außerdem die <strong>Karlsruhe</strong>r,<br />
die Hilfsprojekte des Vereins mit einer<br />
Geldspende zu unterstützen.<br />
Spenden können auf folgendes<br />
Spendenkonto eingezahlt werden:<br />
Kontonummer 9696 bei der Sparkasse<br />
Mainfr<strong>an</strong>ken (BLZ 790 500<br />
00). Die Internetadresse um sich<br />
darüber zu informieren lautet www.<br />
dahw.de. jb<br />
Wildtierverbot im Zirkus<br />
gefordert<br />
Oberbürgermeister Heinz Fenrich<br />
wurde von der Tierrechtsorg<strong>an</strong>isation<br />
PETA- Deutschl<strong>an</strong>d e.V. gebeten den<br />
Auftritt von Wildtieren, wie Affen<br />
und Elef<strong>an</strong>ten, im Zirkus <strong>Karlsruhe</strong><br />
künftig nicht mehr zuzulassen.<br />
Das hat zur Folge, dass das vom<br />
Bundesrat im Jahre 2003 beschlossene<br />
Verbot von Wildtieren im Zirkus endlich<br />
eingehalten werden muss.<br />
M<strong>an</strong> erwartet nun eine Stellungnahme<br />
Fenrichs, dass er keinem Zirkus mit<br />
Wildtieren mehr Plätze zur Verfügung<br />
stellt. alg<br />
Umweltplakette 2009<br />
Die meisten Städte leiden unter einer<br />
schlechten Luftqualität. Die Überschreitung<br />
von Grenzwerten für Feinstaub und<br />
die somit verbundene Beeinflussung der<br />
menschlichen Gesundheit führt dazu,<br />
dass in zahlreichen Städten Umweltzonen<br />
eingerichtet wurden.<br />
In <strong>Karlsruhe</strong> wird damit im Frühjahr<br />
2009 gerechnet. Vorgesehen ist der<br />
Innenstadtbereich zwischen Adenauerring,<br />
Entenf<strong>an</strong>g, Hauptbahnhof und<br />
Durlacher Tor.<br />
Das Amt für Bürgerservice und Sicherheit<br />
empfiehlt den Autofahrern, die<br />
mit ihrem Auto in Umweltzonen fahren<br />
möchten, sich rechtzeitig solch eine Plakette<br />
zu besorgen.<br />
Deshalb gibt es seit Anf<strong>an</strong>g des Jahres<br />
Umweltzonen in Berlin und H<strong>an</strong>nover.<br />
Die Plaketten gibt es in Bürgerbüros<br />
von Bürgerservice für nur fünf Euro<br />
zu kaufen. Ein neues Verkehrszeichen<br />
weist die Autofahrer in Zukunft auf die<br />
Umweltzonen hin. Wer ohne Plakette<br />
erwischt wird, wird mit einem Bußgeld<br />
von 40 Euro sowie einem Punkt in Flensburg<br />
bestraft.<br />
Ausführliche Informationen zur <strong>Karlsruhe</strong>r<br />
Umweltzone und zur Erteilung<br />
der Umweltplakette gibt es im Internet.<br />
Gerne gebe auch das Call-Center-Team<br />
von Bürgerservice und Sicherheit unter<br />
der Hotline 0721/133-39 14 Auskunft,<br />
so die Stadtverwaltung. jb<br />
<strong>Karlsruhe</strong>r Hauptfriedhof<br />
wird gelobt<br />
Herm<strong>an</strong>n Weber, Vorsitzender der<br />
Verbraucherinitiative Bestattungswesen,<br />
meint, dass der <strong>Karlsruhe</strong>r Hauptfriedhof<br />
„deutscher Vorreiter“ sei.<br />
Das begründete er damit, dass der<br />
Hauptfriedhof mit seinen innovativen<br />
Bestattungsformen „wegweisend für<br />
Deutschl<strong>an</strong>d“ sei. Der Friedhof entwickelte<br />
in den letzten Jahren viele<br />
Angebote wie z.B. das L<strong>an</strong>dschaftsgräberfeld.<br />
Im Falle eines Todes hilft das Bestattungsamt<br />
den Angehörigen gerne bei der<br />
Suche nach einer schönen Ruhestätte für<br />
den Verstorbenen. alg<br />
K a r l s r u h e
W i r t s c h a f t<br />
Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 __________________________________________________________Se i t e 6 Se i t e 7 __________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008<br />
Was jetzt ?<br />
Maßnahmen gegen Fin<strong>an</strong>zkrise und<br />
Rezessions<strong>an</strong>gst<br />
In den USA reagiert das Weiße Haus<br />
zusammen mit dem Vorsitzenden der<br />
Notenb<strong>an</strong>k Ben Bern<strong>an</strong>cke auf die Fin<strong>an</strong>z-<br />
bzw. Immobilienkrise mit einem<br />
groß <strong>an</strong>gelegten Konjunkturprogramm.<br />
Denn eine schnelle und starke Senkung<br />
der Zinssätze wäre notwendig um vielen<br />
Investoren aus der Misere zu helfen und<br />
einen Zusammenbruch des Markts zu<br />
verhindern. Es wird davon ausgeg<strong>an</strong>gen,<br />
dass die Notenb<strong>an</strong>k bereits bei ihrem<br />
nächsten Treffen, am Ende des Monats,<br />
die Zinssätze für Anleihen um einen<br />
halben Prozentpunkt senken wird. Einige<br />
spekulieren sogar darauf, dass eine Senkung<br />
um 0,75% möglich ist. Dies wäre<br />
die erste Senkung in diesem Ausmaß seit<br />
1982, zur Zeit der Geldverknappung.<br />
Dabei wurde der Leitzins, der zur Zeit<br />
4,5% Prozent beträgt, seit September<br />
2007 schon dreimal gesenkt.<br />
Weiterhin wird der Präsident der Vereinigten<br />
Staaten, George Bush, am Freitag,<br />
dem 28. J<strong>an</strong>uar, eine Rede zur Lage der<br />
Nation halten und sein Konjunkturprogramm<br />
vorstellen. Über einen Sprecher<br />
hat er bereits Steuererleichterungen<br />
gefordert um der Wirtschaft wieder auf<br />
die Beine zu helfen. Die Steuervergünstigungen<br />
sollen sich im Bereich um<br />
die 140 Milliarden Dollar bewegen und<br />
entsprechen so ca. 1% des Bruttoinl<strong>an</strong>dsproduktes<br />
der USA. Jedoch muss erst der<br />
Kongress diesem Programm zustimmen,<br />
das nur zeitlich begrenzt wirken soll.<br />
Bush hofft so das Konsumverhalten der<br />
Amerik<strong>an</strong>er wieder <strong>an</strong>zuregen.<br />
Auch der Wahlkampf wird von der<br />
Rezessions<strong>an</strong>gst der Amerik<strong>an</strong>er beeinflusst.<br />
Die demokratische K<strong>an</strong>didatin<br />
Hillary Clinton schlug bereits Ende der<br />
vorigen Woche ein Notfallprogramm<br />
vor, das um die 70 Milliarden Dollar<br />
betragen soll. Den Großteil davon sollen<br />
die Bundesstaaten und Städte bekommen<br />
um die Immobilienkrise abzudämpfen<br />
und Zw<strong>an</strong>gsversteigerungen zu verhindern.<br />
Weitere 25 Milliarden sollen<br />
Familien mit niedrigem Einkommen erreichen,<br />
um ihnen bei der Bezahlung der<br />
Heizkosten zu helfen. Auch von Barack<br />
Obama wird in den nächsten Tagen ein<br />
Vorschlag zur Verbesserung der Lage<br />
erwartet. Schließlich finden die kommenden<br />
Wahlen in Bundesstaaten statt,<br />
die besonders von der Immobilienkrise<br />
getroffen wurden. vg<br />
Hauptversammlung bei Siemens<br />
Die um 10. 00 Uhr morgens am 24.<br />
J<strong>an</strong>uar begonnene Hauptversammlung<br />
des Siemens-Konzerns verzeichnet erste<br />
Ergebnisse. Das große Hauptthema war<br />
natürlich nach wie vor die Schmiergeldaffäre<br />
im Vorst<strong>an</strong>d, in die Siemens-Chef<br />
Peter Löscher nun endgültig Licht bringen<br />
will. Er kündigte baldige Verh<strong>an</strong>dlungen<br />
mit der US-Börsenaufsicht SEC<br />
über Strafzahlungen <strong>an</strong>. Sie sollen bereits<br />
nächsten Monat beginnen.<br />
Die sonst übliche Entlastung des Vorst<strong>an</strong>ds<br />
werden wegen der Schmiergeld-<br />
Affäre um ein Jahr verschoben, jedoch er,<br />
betonte Siemens Chef Löscher, vertraue<br />
seinem Vorst<strong>an</strong>d.<br />
Nach eigenen Angaben des Siemens-<br />
Konzerns wurde im ersten Quartal des<br />
Geschäftsjahres 2008 ein starker Anstieg<br />
der Gewinne erreicht. Der Gewinn nach<br />
Steuern soll bei 6,5 Mrd. Euro liegen.<br />
Grund dafür sei der Verkauf des Automobilzulieferers<br />
VDO <strong>an</strong> Continental.<br />
Die Bahn hat<br />
Verspätung<br />
unterschiedliche Ergebnisse bei<br />
Stiftung Warentest und Bahn<br />
Im verg<strong>an</strong>genen Herbst verglichen<br />
Prüfer der Stiftung Warentest in zehn<br />
großen deutschen Bahnhöfen die vom<br />
Fahrpl<strong>an</strong> vorgesehene und die tatsächliche<br />
Ankunftszeit von zirka 90 000<br />
Zügen. Dabei entdeckten sie zum Teil<br />
gravierende Verspätungen: Jeder siebte<br />
Zug kommt zehn Minuten zu spät,<br />
bei einem Drittel aller ICE- und IC-<br />
Verbindungen muss m<strong>an</strong> mit bis zu vier<br />
Minuten rechnen. Dazu kommt noch,<br />
dass bis zu einem Viertel aller Anschlusszüge<br />
wegen Verspätung verpasst wurden.<br />
Am schlechtesten schnitten dabei Züge<br />
in Dresden, Hamburg und Köln ab, am<br />
besten eingehalten wurde der Fahrpl<strong>an</strong><br />
in Leipzig.<br />
Die Bahn wehrte sich gegen die Ergebnisse<br />
dieses Testes. So wurde zum<br />
Beispiel behaupet, dass er nicht repräsentativ<br />
sei, da Stiftung Warentest nicht<br />
genügend Züge mit einbezog. Insgesamt,<br />
so hieß es weiter, sei die Pünktlichkeit<br />
der deutschen Züge sehr gut und würde<br />
weiterhin verbessert werden. Laut Bahn<br />
würden sich nur 3% aller Züge verspäten.<br />
hk<br />
Schmiergeldaffäre und Imageverlust<br />
Weiterhin lässt der Siemens Chef<br />
verlauten, dass noch ca. 100 Prozesse<br />
vor Arbeitsgerichten wegen der Schließung<br />
des H<strong>an</strong>dyherstellers BenQ liefen.<br />
Siemens könne das Kapitel BenQ noch<br />
nicht abhaken.<br />
Auch der durch die Schmiergeldaffäre<br />
bedingte Imageverlust des Siemenskonzerns<br />
wird auf der Versammlung diskutiert.<br />
Die Aktionärsvertreter werfen der<br />
Konzernspitze Hilflosigkeit in diesem<br />
Fall vor. „Da wird Siemens von der Presse<br />
wie ein Lump durch die Straßen getrieben<br />
und Siemens wirkt hilflos“, greift<br />
D<strong>an</strong>iela Bergdolt von der Deutschen<br />
Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz<br />
den Vorst<strong>an</strong>d <strong>an</strong>. Sie erklärte das in insgesamt<br />
160 Jahren erworbene Image als<br />
ramponiert. Trotzdem fährt die Firma<br />
weiterhin Milliardengewinne ein.<br />
Lob hingegen gab es für den Siemens-<br />
Chef Löscher, ihm glaube m<strong>an</strong> bisher,<br />
dass er umsetze, was er sagt. vg<br />
Tarifkonflikt im<br />
öffentlichen Dienst<br />
verschärft<br />
Bei der zweiten Verh<strong>an</strong>dlungsrunde<br />
zwischen der Vereinigung der Kommunalen<br />
Arbeitgeberverbände und<br />
den Gewerkschaften ver.di und dem<br />
Beamtenbund in Potsdam spitzt sich<br />
die Situation zu. Die Gewerkschaften<br />
verl<strong>an</strong>gen für 1,3 Millionen Beschäftigte<br />
des öffentlichen Dienstes bis zu 8% mehr<br />
Lohn oder mindestens 200 Euro mehr<br />
pro Person monatlich. Die Vereinigung<br />
des Kommunalen Arbeitgeberverb<strong>an</strong>des<br />
will jedoch versuchen 450 000 Angestellte<br />
in Kr<strong>an</strong>kenhäusern aus dieser<br />
Veränderung zu lösen. Als Begründung<br />
wurden m<strong>an</strong>gelnde fin<strong>an</strong>zielle Mittel der<br />
Kr<strong>an</strong>kenhäuser <strong>an</strong>gegeben. lj<br />
Es geht wieder<br />
aufwärts<br />
Laut Ifo-Institut in München hat sich<br />
die Stimmung der deutschen Unternehmen<br />
wieder gebessert. Der bei monatlich<br />
7000 Firmen erhobene Index stieg von<br />
103 Punkten im verg<strong>an</strong>genen Monat<br />
auf 103,4 Punkte im J<strong>an</strong>uar und widerlegt<br />
damit die Meinung verschiedener<br />
Wirtschaftsexperten, die eher mit einem<br />
Rückg<strong>an</strong>g rechneten. hk<br />
Machttteilung<br />
in Kenia<br />
Kofi Ann<strong>an</strong> vermittelt<br />
Wieder einmal gab es in der Nacht von<br />
Mittwoch auf Donnerstag zahlreiche<br />
Kämpfe zwischen den verfeindeten Stämmen<br />
Luo und Kikuyu in Kenia. Angaben<br />
zufolge wurden insgesamt mindestens<br />
zwölf Menschen getötet. Der Polizei<br />
zufolge wurden in den Städten Nakuru<br />
und Limuru jeweils acht Menschen und<br />
zwei Anhänger der Kikuyu getötet. So<br />
wie in Nairobi, der Hauptstadt, ebenfalls<br />
zwei Männer getötet wurden. Außerdem<br />
flohen schwächere Volksgruppen aus den<br />
Siedlungen aus Molo in die Innenstadt,<br />
nachdem diese tagel<strong>an</strong>g mit <strong>an</strong>deren verfeindeten<br />
Volksgruppen kämpften.<br />
Eigentlich waren für gestern Protestkundgebungen<br />
gegen Kibaki von der<br />
keni<strong>an</strong>ischen Opposition gepl<strong>an</strong>t. Doch<br />
diese wurden auf Wunsch des früheren<br />
UNO Generalsekretärs Ann<strong>an</strong> abgesagt.<br />
Seitdem soll Kofi Ann<strong>an</strong> zwischen Präsident<br />
Kibaki und Oppositionsführer Raila<br />
Odinga vermitteln.<br />
Alle Hoffnungen ruhen auf ihm, Kenia<br />
auf einen friedlichen Weg zu bringen.<br />
Seit der Wiederwahl von Kibaki, dessen<br />
Regierungspartei den Chef der Wahlkommission<br />
unter Druck gesetzt hat,<br />
herrscht dort ein absolutes Chaos. Die<br />
Nachrichten über Überfälle und Gewalt,<br />
die um die g<strong>an</strong>ze Welt gehen, stoßen<br />
selbst in den Slums der Hauptstadt von<br />
Kenia (Nairobi) auf Unverständnis. Die<br />
Bevölkerung hatte sich durch die Wahlen<br />
einen W<strong>an</strong>del in der Wirtschaft erhofft.<br />
Denn im Moment profitiert wirtschaftlich<br />
nur ein geringer Teil der Oberschicht<br />
Kenias.<br />
Inzwischen hat sich Raila Odinga zu<br />
einer Machtteilung unter bestimmten Bedingungen<br />
bereiterklärt. Es gibt auch eine<br />
entsprechenden Verfassungsentwurf, der<br />
besagt, dass Kibaki im Amt bleiben k<strong>an</strong>n<br />
und die Opposition einen Regierungschef<br />
stellt, erklärte der Oppositionsführer<br />
dem gemeinsamen Morgenmagazin von<br />
ARD und ZDF. Doch zuerst müssten<br />
Verfassungsreformen eingeleitet werden,<br />
sodass die Justiz, das Parlament und die<br />
Exikutive gestärkt werden. Schon früher<br />
hatten sich beide zu einer Machtteilung<br />
bereit erklärt. Allerdings verst<strong>an</strong>den<br />
beide darunter unterschiedliche Dinge.<br />
Kibaki will die volle fünfjährige Legislaturperiode<br />
regieren. Odinga hingegen<br />
dachte eher <strong>an</strong> eine Überg<strong>an</strong>gsregierung,<br />
die, wie der Name schon sagt,<br />
nur sol<strong>an</strong>ge im Amt ist, bis Neuwahlen<br />
stattgefunden haben. Indessen wirft die<br />
Menschenrechts-Org<strong>an</strong>istaion „Hum<strong>an</strong><br />
Rights Watch“ der Opposition vor, unter<br />
<strong>an</strong>derem Jugendb<strong>an</strong>den zu unterstützen<br />
und zu Plünderungen und zum R<strong>an</strong>dalieren<br />
<strong>an</strong>zustiften.<br />
Damit Kenia trotz der innenpolitischen<br />
Krise wieder Frieden findet,<br />
verl<strong>an</strong>gt Odinga Unterstützung, welche<br />
ihm von Außenminister Fr<strong>an</strong>k-Walter<br />
Steinmeier zugesichert wurde, „damit<br />
das L<strong>an</strong>d wieder Frieden finde.“ Gestern<br />
f<strong>an</strong>d ein Treffen zwischen Kibaki<br />
und Odinga statt. Es war das erste Mal,<br />
dass sie sich direkt trafen, was ohne die<br />
Vermittlungsbemühungen von An<strong>an</strong><br />
wahrscheinlich nicht hätte stattfinden<br />
können.cr<br />
Endgültiges Aus<br />
zwischen Gazastreifen<br />
und Israel?<br />
Israel: Lösung durch Ägypten<br />
Immer noch stürmen Tausende von<br />
Palästinensern aus dem Gazastreifen<br />
in Richtung der ägyptischen Sinaistädte<br />
Rafah und Al-Arisch. Am Donnerstag<br />
versuchten die Grenzbehören weitere<br />
Einreisen zu verhindern. Am frühen<br />
Morgen sagte die Polizei noch, sie würde<br />
keine Gewalt <strong>an</strong>wenden, um die Flüchtlinge<br />
außer L<strong>an</strong>des zu treiben. Sie wollten<br />
versuchen die Menschen zur Rückkehr zu<br />
überreden. Am Mittag jedoch sammelten<br />
sie die Palästinenser <strong>an</strong> den Grenzen und<br />
w<strong>an</strong>dten unter <strong>an</strong>derem Schlagstöcke<br />
<strong>an</strong> um sie zurück in den Gazastreifen<br />
zu drängen.<br />
Die seit Mittwoch aus dem Gazastreifen<br />
geflüchteten Menschen haben nach<br />
der Schließung der Grenzen zu Israel<br />
keinen Zugriff auf Nahrungsmittel<br />
und Treibstoff. Sowohl die palästinensische<br />
Autonomieregierung als auch<br />
die radikal-islamische Hamas machten<br />
die Israelische Regierung dafür ver<strong>an</strong>twortlich,<br />
dass wegen der „inakzeptablen<br />
Schließung“ die Situation eskaliert ist.<br />
Ehmud Olmert, der israelische Ministerpräsident,<br />
hat gestern laut Welt online<br />
bei einer Konferenz in der Nähe von<br />
Tel-Aviv ausgesagt, dass, sol<strong>an</strong>ge die<br />
Raketen<strong>an</strong>griffe auf Israel <strong>an</strong>dauerten,<br />
das von der Hamas beherrschte Palästinensergebiet<br />
abgeriegelt bleiben solle.<br />
Außerdem machte er deutlich, er wolle<br />
zwar keine hum<strong>an</strong>itäre Krise herbeiführen,<br />
doch könne niem<strong>an</strong>d verl<strong>an</strong>gen,<br />
dass die Bewohner im Gazastreifen ein<br />
„normales Leben“ führten, während<br />
gleichzeitig palästinensische Raketen auf<br />
Israel abgefeuert würden.<br />
Das israelische Außenministerium<br />
richtete eine Botschaft <strong>an</strong> die Regierung<br />
in Kairo. Es ließ verlauten, sie „erwar-<br />
ten, dass Ägypten dieses Problem löst“.<br />
Nach der blutigen Machtergreifung<br />
der Hamas im Juni 2007 hatte Ägypten<br />
die Grenzen geschlossen. Der stellvertretende<br />
Verteidigungsminister Mat<strong>an</strong><br />
Wilnai sagte gegenüber Reuters: „Wenn<br />
der Gazastreifen nach der <strong>an</strong>deren Seite<br />
offen ist, haben wir nicht mehr die Ver<strong>an</strong>twortung<br />
dafür. Daher wollen wir uns<br />
davon abtrennen.“ Dies würde bedeuten,<br />
dass keine weitere von Israel ausgehende<br />
Versorgung des Gebiets mit Strom, Wasser<br />
und Medikamenten stattfinden würde.<br />
„Wir sind nur dafür ver<strong>an</strong>twortlich,<br />
sol<strong>an</strong>ge es keine Alternative gibt.“<br />
Hosni Mubarak, Präsident von Ägypten,<br />
hat den Grenzwächtern am Mittwoch<br />
erlaubt, die flüchtenden Palästinensern<br />
vom Gazastreifen die Einreise ohne Widerst<strong>an</strong>d<br />
zu genehmigen. Die milit<strong>an</strong>ten<br />
Palästinenser hatten siebzehn Löcher in<br />
die ungefähr 10 km l<strong>an</strong>gen Grenz<strong>an</strong>lage,<br />
die die Stadt Rafah teilt, gebombt. Im<br />
Anschluss hat die Hamas mit Bulldozern<br />
die Metallwände niedergerissen. Laut UN<br />
sind 350 000 Menschen in das Nachbarl<strong>an</strong>d<br />
geflohen, nach palästinensischen<br />
Angaben sogar eine halbe Million. Mubarak<br />
sagte, jedem, der keine Waffen mit<br />
sich trage, würde es erlaubt werden sich<br />
auf der ägyptischen Halbinsel Sinai mit<br />
Lebensmitteln und <strong>an</strong>deren Gebrauchsgegenständen<br />
zu versorgen. Jedoch<br />
müssten sich die Flüchtlinge d<strong>an</strong>ach<br />
wieder zurück ins PalästinensischenAutonomiegebiet<br />
kehren.<br />
Diese Vorkommnisse sind ein Vorteil<br />
für die ägyptischen Händler, die seit der<br />
Blockade der Grenzen im Sommer 2007<br />
keinen großen Umsatz mehr hatten. mj<br />
Hautfarbe macht es<br />
eben aus!<br />
Kopf-<strong>an</strong>-Kopf-Rennen im US-Wahlkampf<br />
Bei den Präsidentschafts-Vorwahlen<br />
in South Carolina setzt sich das Kopf <strong>an</strong><br />
Kopf-Rennen zwischen Barack Obama<br />
und Hillary Clinton fort.<br />
In dieser Woche muss Obama beweisen,<br />
dass er sich nach zwei Niederlagen<br />
wieder aufrappeln k<strong>an</strong>n. Jedoch, die<br />
Ch<strong>an</strong>cen sind gut: Es steht eine Mehrheit<br />
der schwarzen Bevölkerung hinter ihm,<br />
denn 50% der Wähler in den Südstaaten<br />
sind schwarz. Doch er muss auch das<br />
Vorurteil aus dem Weg schaffen, er sei<br />
nur ein schwarzer Interessenvertreter, der<br />
nur für die Rechte „seiner Menschen“<br />
kämpfe.<br />
Beide ringen sie darum die Nummer<br />
eins zu sein:Auf der einen Seite die erste<br />
„First Lady“ und auf der <strong>an</strong>deren Seite<br />
A u s l a n d s n a c h r i c h t e n
Vermischtes<br />
der erste dunkelhäutige Präsident Amerikas.<br />
Um dies zu erreichen warfen sie<br />
bei dem Wettstreit am Mittwoch immer<br />
mehr mit persönlichen Angriffen um<br />
sich. Obama warf seiner Kontrahentin<br />
vor, sie sei ungläubig. Dies bezog er auf<br />
einen Werbespot, in dem sie Obama<br />
unterstellte, er würde die Position der<br />
Republik<strong>an</strong>er unterstützen. Er äußerte<br />
laut Rheinische Post, dass „Hillary Clinton<br />
alles sagt, um gewählt zu werden“.<br />
Bei den Republik<strong>an</strong>ern geht der<br />
Kampf zwischen den drei Hauptk<strong>an</strong>didaten,<br />
Senator John McCain aus Arizona,<br />
dem Ex-Gouverneur Mitt Romney und<br />
Rudy Giul<strong>an</strong>i, dem ehemaligen Bürgermeister<br />
von New York, weiter. Aus den<br />
Vorwahlen am 29. J<strong>an</strong>uar in Florida wird<br />
der K<strong>an</strong>didat zum Präsidenten hervorgehen.<br />
Deshalb hat sich Guli<strong>an</strong>i während<br />
des gesamten Wahlkampfes auf diesen<br />
Bundesstaat konzentriert. Jedoch sind<br />
die Aussichten für ihn schlecht, denn laut<br />
einer jüngeren Umfrage steht McCain<br />
mit 25 Prozent auf dem ersten Platz,<br />
darauf folgt Romney mit 23 Prozent,<br />
zuletzt der frühere Baptistenpfarrer Mike<br />
Huckabee mit 15 Prozent. Der Gewinner<br />
hat d<strong>an</strong>n am „Superdienstag“, <strong>an</strong> dem in<br />
mehr als 20 Staaten gewählt wird, einen<br />
Vorteil.mj<br />
Der Fall Lukas W.<br />
geht vor Gericht<br />
Tod durch 4,8 Promille<br />
Der Prozess im Fall des 16-jährigen<br />
Lukas W., der im Kr<strong>an</strong>kenhaus <strong>an</strong> den<br />
Folgen einer Alkoholvergiftung starb,<br />
f<strong>an</strong>d gestern statt.<br />
Nachdem er ca. 50 Gläser in einem<br />
Tequila-Wetttrinken gegen den Wirt der<br />
Kneipe getrunken hatte, wurde er mit 4,8<br />
Promille ins Kr<strong>an</strong>kenhaus eingeliefert<br />
und kämpfte dort 4 Wochen gegen den<br />
Tod. Der Wirt Aytac G., 26, ordnete der<br />
Aushilfe, Silv<strong>an</strong>a B., 17, Mathias M., 18,<br />
Martin J., 18, und Edis B., 21 <strong>an</strong>, ihm<br />
<strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs nur Wasser ins Glas zu schütten<br />
um ihm einen Vorteil gegenüber dem Jugendlichen<br />
zu verschaffen. Nach 25 Gläsern<br />
bemerkte Lukas die Täuschung und<br />
forderte den Wirt dazu auf, auch Tequila<br />
zu trinken. Nach 46 bis 54 Gläsern, wie<br />
der Gerichtsmediziner später bestätigte,<br />
fiel Lukas ins Koma und starb 4 Wochen<br />
d<strong>an</strong>ach im Charité Kr<strong>an</strong>kenhaus. „Jeder<br />
k<strong>an</strong>n aus dem Fenster springen, jeder<br />
k<strong>an</strong>n sich zu Tode saufen“, sagt Eckart<br />
Fleischm<strong>an</strong>n, einer der Verteidiger der<br />
vier Jugendlichen, die sich heute morgen<br />
im Gerichtssaal 621 bef<strong>an</strong>den. Ein<br />
Freund des Wirts hielt die getrunkenen<br />
Gläser auf einer Strichliste fest. Er war<br />
nach Justiz<strong>an</strong>gaben der Einzige, der im<br />
Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 __________________________________________________________Se i t e 8 Se i t e 9 __________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008<br />
Ermittlungsverfahren geständig war. Ihm<br />
wird Beihilfe zur Köperverletzung mit<br />
Todesfolge vorgeworfen. Den <strong>an</strong>deren<br />
wird Beihilfe zur Körperverletzung vorgeworfen.<br />
Zwei der Angeklagten bestätigten<br />
die Tat. Es sei deutlich geworden,<br />
dass sie es „bitter bereuen“, meint der<br />
Richter. Der Hauptver<strong>an</strong>twortliche bleibt<br />
der Wirt, der seit Juli in der Untersuchungshaft<br />
sitzt.<br />
Laut Angaben der Besucher im „Eye<br />
T“ war der Junge nicht das erste Wett-<br />
Sauf-Opfer des Wirts. Insgesamt soll<br />
der Wirt in über 170 Fällen Alkohol <strong>an</strong><br />
Minderjährige ausgeschenkt haben. Der<br />
26-jährige muss sich gesondert vor dem<br />
Gericht ver<strong>an</strong>tworten und hat auch mit<br />
einer höheren Strafe zu rechnen. fv<br />
Niederlage für Prodi<br />
Aus für die Regierung in Italien<br />
Um 20 Uhr wurden die Ergebnisse der<br />
Wahlen veröffentlicht.<br />
Prodis Mitte-Links-Koalition hat nach<br />
dem Ausscheiden eines Bündnispartners<br />
keine Mehrheit mehr in der Kammer.<br />
Seine Hoffnung hatte gestern noch<br />
auf sieben auf Lebenszeit ern<strong>an</strong>nten<br />
Senatoren geruht, von denen ihm jedoch<br />
drei bereits ihre Unterstützung entzogen<br />
hatten.<br />
Nachdem Prodi bei den Abstimmungen<br />
verloren hat, k<strong>an</strong>n Staatspräsident<br />
Giorgio Napolit<strong>an</strong>o der Forderung<br />
der Opposition von Ex-Regierungschef<br />
Silvio Berlusconi folgen und eine Neuwahl<br />
<strong>an</strong>setzten. Es besteht aber auch die<br />
Möglichkeit eine Überg<strong>an</strong>gsregierung<br />
einzusetzen.<br />
„Eine Krise ist ein Luxus, den sich<br />
Italien nicht leisten k<strong>an</strong>n.“ Mit diesen<br />
Worten leitete Ministerpräsident Rom<strong>an</strong>o<br />
Prodi die Vertrauensabstimmung im<br />
Senat ein. In seiner Rede appellierte er <strong>an</strong><br />
die Senatoren, sein Mitte-Links-Kabinett<br />
weiterhin zu unterstützen und den Anf<strong>an</strong>g<br />
des Wiederaufbaus der Fin<strong>an</strong>zen zu<br />
beenden. Am Nachmittag hatte sich Prodi<br />
noch für ein 30-minütiges-Gespräch<br />
mit dem Napolit<strong>an</strong>o getroffen. Dieser<br />
hatte ihm empfohlen eine vorhersehbare<br />
Niederlage bei der Vertrauensfrage im<br />
Senat zu vermeiden und deshalb zurückzutreten.<br />
Prodi entschied sich jedoch<br />
gegen seinen Rat und beschloss eine weitere<br />
Abstimmung zu vollziehen. Er hatte<br />
jedoch kaum eine Ch<strong>an</strong>ce. Am Montag<br />
war das Mitte-Links-Bündnis im Senat<br />
zusammengebrochen, als der ehemalige<br />
Justizminister, Clemente Mastella, wegen<br />
eines Korruptionsfalles aus der Koalition<br />
austrat. Prodi hatte sich bis jetzt auf die<br />
Unterstützung von Matella und zwei<br />
weiteren Senatoren verlassen.<br />
Vor dem Austritt seiner Unterstützer<br />
hatte seine Regierung noch die Mehrheit<br />
der Stimmen.<br />
Bei der ersten von zwei Abstimmungen<br />
im Parlament hatte Prodi noch am Mittwochabend<br />
erwartungsgemäß gewonnen.<br />
326 Mitglieder des Abgeordnetenhauses<br />
hatten sich für das Prodi-Bündnis entschieden,<br />
275 dagegen. mj, lg<br />
Neueste Funde widerlegen<br />
Theorie<br />
Die Mayas sind eine indi<strong>an</strong>ische Hochkultur,<br />
die schon um das Jahr 38 000 vor<br />
Christus über die Beringstraße nach Alaska<br />
kamen und sich heute in Mexico <strong>an</strong>gesiedelt<br />
haben, sie sind allerdings fast gänzlich<br />
ausgestorben.<br />
Über die Maja ist uns des Weiteren<br />
bek<strong>an</strong>nt, dass sie schon sehr früh, große<br />
mathematische Kenntnisse und ein ausgeklügeltes<br />
Kalendersystem besaßen, außerdem<br />
wissen wir, dass sie aufgrund ihres<br />
religiösen Glaubens ihren Göttern, speziell<br />
ihrem Kriegsgott, Menschenopfer zur Besänftigung<br />
darbrachten.<br />
Diese auserwählten Opfer wurden enthauptet,<br />
zerhackt, gehäutet, oftmals wurde<br />
ihnen auch das Herz bei lebendigem Leibe<br />
herausgerissen.<br />
Jedenfalls wurden sie vor ihrer „Ermordung“<br />
auf bestialische Weise gefoltert.<br />
Jahrzehnte l<strong>an</strong>g ging m<strong>an</strong> davon aus, dass<br />
die Geopferten jungfräuliche Mädchen waren,<br />
die mit reichlich Gold- und Jadeschmuk<br />
behängt aus dem Leben gingen.<br />
Doch aufgrund neuster Funde kam <strong>an</strong>s<br />
Licht, dass auch Jungen beliebte Opfergaben<br />
der Maya waren.<br />
Wie die Studie eines Archäologen der<br />
Universität in Yucat<strong>an</strong> besagt, sind achtzig<br />
Prozent der in einer Höhle in Chichen itza<br />
geopferten Personen kleine Jungen, die nicht<br />
älter als elf Jahre alt waren. ik<br />
Nach 29 Jahren Tätigkeit<br />
in Ruhest<strong>an</strong>d<br />
<strong>Karlsruhe</strong>- Nach 29 Jahren Tätigkeit und<br />
Arbeit im Diakonissenkr<strong>an</strong>kenhaus in <strong>Karlsruhe</strong><br />
geht Prof. Dr. Ernst-Peter Strecker in<br />
den Ruhest<strong>an</strong>d. Er war Chefarzt des Hauses<br />
und für Interventionsradiologie, Nuklearmedizin,<br />
für Radiologie und bildgebende<br />
Verfahren zuständig.<br />
Im Oktober 1978 übernahm Strecker die<br />
Leitung der Klinik.<br />
Die Arbeit des Klinikchefs in seinen Forschungsgebieten<br />
sei mit vielen internationalen<br />
Auszeichnungen honoriert worden. Die<br />
Verabschiedung von Ernst-Peter Strecken<br />
im Namen des Diakonissenkr<strong>an</strong>kenhauses<br />
<strong>Karlsruhe</strong> findet heute im Rahmen einer<br />
Feierstunde statt.jb<br />
Foto: Philipp Ziser, burundikids e.V.<br />
v o n Li L Ly gr a S S<br />
Die Sonne brennt auf seiner Haut,<br />
obwohl sie schon am Untergehen<br />
ist. Die letzten Strahlen<br />
sind immer die schönsten. John Smith<br />
(Name von der Redaktion geändert) sch<br />
lendert ged<strong>an</strong>kenverloren durch die Straßen<br />
von Yaoundé im westafrik<strong>an</strong>ischen<br />
Kamerun, denn um diese Zeit ist es<br />
wundervoll ruhig. Er summt sein Lied<br />
vor sich hin, das er selbst geschrieben<br />
hat, nachdem er vor zwei Monaten entlassen<br />
worden ist: „Mon ami, protège-toi!<br />
Protège- toi!“ – ‚Mein Freund, schütze<br />
dich! Schütze dich!‘. John Smith ist die<br />
g<strong>an</strong>ze Zeit am Grübeln, denn er ist im<br />
Gefängnis so vielen Menschen begegnet,<br />
die schon l<strong>an</strong>g die Hoffnung aufgegeben<br />
haben. Es tut ihm weh, wenn er <strong>an</strong> ihre<br />
Gesichter denkt mit den glasigen Augen,<br />
die nur gerade aus ins Leere starren.<br />
Und gerade die Kinder! So viele von<br />
ihnen hat er dort beobachtet, sie waren<br />
doch noch viel zu jung um einfach eingesperrt<br />
zu werden. Sein Blick w<strong>an</strong>dert<br />
nach links – überall Autowracks, alte<br />
Gerüste von Fahrzeugen, aus denen die<br />
Fenster herausgebrochen und die kaum<br />
noch als Autos zu erkennen sind. Ein<br />
kleines Mädchen lugt über die verbeulte<br />
Vordertür, ihre W<strong>an</strong>gen sind voller Dreck<br />
und ihre Haare völlig zerzaust, sie wird<br />
kaum älter als 6 Jahre sein. Von diesen<br />
kaputten Autos gibt es viele <strong>an</strong> den<br />
Straßenrändern und meistens sind ihre<br />
Bewohner Straßenkinder. Sie haben ihre<br />
Eltern oftmals durch Aids verloren oder<br />
wurden schon auf der Straße geboren.<br />
John Smith geht weiter, er braucht jetzt<br />
eine Idee, wie er den Leuten die H<strong>an</strong>d<br />
reichen k<strong>an</strong>n um sie hochzuziehen! Sie<br />
sollen einfach aufstehen, weiter machen,<br />
nicht aufgeben! Das Leben geht weiter,<br />
auch wenn m<strong>an</strong> die Diagnose erhalten<br />
hat. Es wird l<strong>an</strong>gsam dunkel. Auf der<br />
rechten Seite der Straße liegt ein kleiner<br />
Junge unter einer B<strong>an</strong>k, auf Kartons<br />
„gebettet“, er schläft. Er müsste so um<br />
die 11 Jahre alt sein. Ob er wirklich nur<br />
schläft? Gestern lag er dort auch schon<br />
so, genau <strong>an</strong> derselben Stelle, genau in<br />
derselben Haltung. In den letzten Tagen<br />
läuft er hier immer um dieselbe Zeit<br />
Feature<br />
Wenn eine Generation stirbt<br />
Aids, Afrikas größte menschliche Katastrophe in der Geschichte des Kontinents<br />
entl<strong>an</strong>g. Heute Nacht wird er bestimmt<br />
wieder kaum schlafen können.<br />
—<br />
2006 musste der 37-jährige Musiker<br />
John Smith aus seinem Heimatl<strong>an</strong>d<br />
Kamerun flüchten. In Kamerun hat er<br />
sich durch seine öffentlichen Aktionen,<br />
mit denen er häufig die Regierung kritisiert,<br />
viele Feinde geschaffen.<br />
Alles hatte 1984 begonnen, nachdem<br />
seine eigene Schwester <strong>an</strong> Aids gestorben<br />
war. Damals war er gerade mal 13 Jahre<br />
alt und besonders schlimm empf<strong>an</strong>d er<br />
es, dass niem<strong>an</strong>d über die Erkr<strong>an</strong>kung<br />
seiner Schwester Bescheid wusste. In<br />
dieser Zeit war noch sehr wenig über den<br />
HI-Virus und Aids bek<strong>an</strong>nt, doch er fragt<br />
sich, ob sie auch, wenn sie informiert<br />
gewesen wäre, überhaupt gewagt hätte<br />
einen Aids-Test durchzuführen.<br />
John Smith erlebte zunehmend die<br />
aussichtlose Situation der steigenden<br />
Anzahl der HIV-positiven Kameruner,<br />
denn immer mehr Menschen verloren<br />
ihr Leben durch diese schreckliche<br />
Kr<strong>an</strong>kheit, es gab Todesfälle in der Fa-
Feature<br />
milie, im Freundeskreis. Der Anteil der<br />
<strong>an</strong> Aids-Erkr<strong>an</strong>kten der Bevölkerung<br />
liegt mittlerweile bei nahezu 7%. Die<br />
Hoffnungslosigkeit der Infizierten wurde<br />
durch m<strong>an</strong>gelnde Aufklärung und Unwissenheit<br />
über Ansteckung und Verlauf<br />
der Kr<strong>an</strong>kheit verstärkt, was dazu führte,<br />
dass die meisten sich selbst aufgaben.<br />
Die geringe Ch<strong>an</strong>ce einer medikamentösen<br />
Versorgung trägt ebenfalls dazu<br />
bei, dass sich nur Wenige überhaupt<br />
einem Aids-Test unterziehen.<br />
Mittlerweile sind in Afrika 23 Millionen<br />
Menschen mit dem HI-Virus infiziert.<br />
John Smith weiß, wie solche Zahlen zu<br />
St<strong>an</strong>de kommen konnten. Er erklärt die<br />
Situation der Menschen:<br />
„Für solche Zahlen sind Armut, Unwissenheit<br />
und Gewalt ver<strong>an</strong>twortlich.<br />
Einen großen Faktor spielt das Geld, das<br />
für viele der HIV-infizierten Menschen<br />
nicht zur Verfügung steht, denn g<strong>an</strong>ze 42<br />
Prozent der afrik<strong>an</strong>ischen Bevölkerung<br />
müssen mit weniger als einen Dollar<br />
am Tag auskommen. Meist bleibt da<br />
nicht einmal etwas für Verhütung übrig,<br />
von den teuren Medikamenten g<strong>an</strong>z zu<br />
schweigen. Viele Länder haben es bis<br />
heute nicht geschafft ein funktionierendes<br />
Gesundheitssystem aufzubauen<br />
– sie haben weder das Geld, aber oft<br />
fehlt auch die Einsicht. Eine Therapie<br />
mit retroviralen Medikamenten kostet<br />
moment<strong>an</strong> um die 10.000 US-Dollar pro<br />
Person – das L<strong>an</strong>d Sambia hat beispielsweise<br />
jedoch nur 50 Dollar pro Einwohner<br />
jährlich für das Gesundheitswesen<br />
zur Verfügung. Dass dabei die Zahl der<br />
Neuinfektionen nicht sinkt, ist wohl<br />
nicht verwunderlich. Nur die Reichsten<br />
erhalten Medikamente, der größte Teil<br />
der Bevölkerung ist mit der Diagnose<br />
allein gelassen.<br />
Hinzu kommen traditionelle Gepflogenheiten<br />
wie zum Beispiel Vielehen<br />
und Ablehnung der Aufklärung. Und<br />
auch unter den Jugendlichen in den<br />
Entwicklungsländern hat laut Unicef<br />
nicht mal jeder dritte ausreichende<br />
Informationen über die Übertragung<br />
von Aids und wie m<strong>an</strong> sich vor der<br />
Kr<strong>an</strong>kheit schützen k<strong>an</strong>n. Kein Wunder,<br />
denn 45 Millionen Kinder südlich<br />
der Sahara gehen nicht zur Schule.<br />
Außerdem sind Kondome in vielen<br />
Teilen Afrikas unbek<strong>an</strong>nt oder geächtet.<br />
Falsche Behauptungen, vor allem in den<br />
ländlichen Gegenden, wie: „Wenn m<strong>an</strong><br />
mit dem HI-Virus infiziert ist, stirbt m<strong>an</strong><br />
sofort.“ oder „Das Virus k<strong>an</strong>n durch<br />
Blickkontakt übertragen werden“, machen<br />
die Situation noch komplizierter.<br />
Ein Mensch, der den Unterschied zwischen<br />
einer HIV-Infizierung und dem<br />
Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 10 Se i t e 11 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008<br />
Ausbruch von Aids nicht kennt, der lässt<br />
sich aus Angst vor dem Tod auch nicht<br />
zu einem Aids-Test überreden. Wenn er<br />
jedoch erfährt, dass er infiziert ist, denkt<br />
er nur noch <strong>an</strong> den Tod. Menschen verkaufen<br />
ihr Gut und geben ihr Leben auf.<br />
Sie denken, es sei alles vorbei.<br />
Leider gibt es auch immer noch Län-<br />
der, in denen Bürgerkrieg herrscht. Dabei<br />
werden viele Frauen zu Vergewaltigungsopfern.<br />
Ein niederschmetterndes Beispiel<br />
dafür ist der Kongo. Dort wurden<br />
durch brutale Massenvergewaltigungen,<br />
die auch heute noch geschehen, viele<br />
Frauen HIV-positiv“.<br />
Als er 24 Jahre alt war, beg<strong>an</strong>n John<br />
Smith sich für Straßenkinder und Aidskr<strong>an</strong>ke<br />
Menschen einzusetzen und<br />
konnte etliche Straßenprojekte initiieren,<br />
wie zum Beispiel Betreuungs<strong>an</strong>gebote<br />
für Kinder und Clubs für Jugendliche<br />
und junge Erwachsene, in denen durch<br />
Spiele und Theater informiert und aufgeklärt<br />
wird. In seiner Musik f<strong>an</strong>d er die<br />
Möglichkeit durch Konzerte den verzweifelten<br />
Menschen wieder Hoffnung<br />
zu geben. Um den Menschen nahe zu<br />
sein, nahm er alles auf sich. So gab er<br />
sich als einer von ihnen aus und erzählte,<br />
er sei selbst <strong>an</strong> Aids erkr<strong>an</strong>kt. Bei seinem<br />
ersten Konzert war er ihnen näher, als er<br />
jemals erwartet hätte. Die Menschen f<strong>an</strong>den<br />
sich in seiner Musik wieder, fühlten<br />
sich von ihm verst<strong>an</strong>den und er erlebte<br />
unzählige Gefühlsausbrüche, bei denen<br />
seine Zuhörer weinten oder aggressiv<br />
wurden. Durch solche Begegnungen<br />
und Erfahrungen wurde es im Laufe der<br />
Zeit zu seiner Lebensaufgabe solchen<br />
Menschen zu helfen.<br />
Doch das hieß für ihn nicht einfach nur<br />
<strong>an</strong>deren Mut zu machen, sondern sich<br />
auch der Regierung zu stellen und die<br />
Fakten <strong>an</strong> die Öffentlichkeit zu bringen.<br />
Er f<strong>an</strong>d heraus, welchen Nutzen seine<br />
Musik noch hatte: Er beg<strong>an</strong>n mit seinen<br />
Liedertexten die bestechliche Regierung<br />
zu kritisieren und auf die Umstände in<br />
Kamerun aufmerksam zu machen.<br />
„Die Regierungen von Afrika verl<strong>an</strong>gen<br />
immer wieder von europäischen<br />
Ländern Geld, weil die Länder so arm<br />
sind, und d<strong>an</strong>n geben sie das Geld für<br />
den Häuserbau und teure Autos aus,<br />
während die Kr<strong>an</strong>ken und Armen weiter<br />
kr<strong>an</strong>k und arm bleiben!“, sagt John<br />
Smith g<strong>an</strong>z offen und das lässt er nicht<br />
weiter zu.<br />
Anf<strong>an</strong>g 1999 org<strong>an</strong>isierte er eine<br />
friedliche Demonstration auf der Straße<br />
in Yaoundé, Kamerun, mit und für<br />
Aids-Kr<strong>an</strong>ke. Damit wollte er den Leuten<br />
ein Beispiel des H<strong>an</strong>delns geben. Es<br />
wurde musiziert und Geld gesammelt.<br />
Doch niem<strong>an</strong>d konnte ahnen, was diese<br />
Ver<strong>an</strong>staltung mit sich bringen würde.<br />
„In Kamerun sieht es mit der Menschenwürde<br />
etwas <strong>an</strong>ders aus als hier in<br />
Deutschl<strong>an</strong>d“, erzählt John Smith, „die<br />
Polizei k<strong>an</strong>n dort jeden fest nehmen<br />
und g<strong>an</strong>z besonders, wenn es um so<br />
jem<strong>an</strong>den wie mich geht, der sich gegen<br />
die Regierung oder eine Partei stellt“,<br />
So geschah es, dass er <strong>an</strong> diesem Tag<br />
inhaftiert wurde. Durch die Festnahme<br />
verlor er auch seine Frau, die nicht ein<br />
Jahr l<strong>an</strong>g auf ihn warten wollte, seine beiden<br />
Söhne waren zum Glück bei seiner<br />
Mutter gut aufgehoben. Doch was er in<br />
der Zeit im Gefängnis erlebte, hat ihn zu<br />
tiefst getroffen. Die Menschen, denen<br />
er dort begegnet war – einige von ihnen<br />
waren tatsächlich noch Kinder – hatten<br />
ihr Leben bereits komplett aufgegeben.<br />
In ihren Augen spiegelte sich nur noch<br />
ihre Hoffnungslosigkeit, denn sie wissen<br />
genau, wenn sie entlassen werden, leben<br />
sie wieder auf der Straße – ohne Geld,<br />
ohne Arbeit und ohne Essen.<br />
Ein Jahr im Gefängnis zu sitzen muss<br />
sehr hart sein und so m<strong>an</strong>cher hätte nach<br />
so einem Rückschlag mit großer Wahrscheinlichkeit<br />
aufgegeben. Doch für<br />
John Smith war dieses Jahr ein weiterer<br />
Ansporn nicht aufzugeben.<br />
John Smiths Ziel war es nun, diesen<br />
Menschen wieder einen Grund zu geben<br />
glücklich zu sein, und kaum war er wieder<br />
freigelassen, beg<strong>an</strong>n er zu h<strong>an</strong>deln.<br />
Er nahm sofort seine Arbeit wieder auf<br />
und gründete einen eigenen Radiosender.<br />
Durch eine eigene Org<strong>an</strong>isation vermittelte<br />
er Arbeitsstellen zwischen Unternehmen,<br />
deren Vertrauen er gewonnen<br />
hatte, und Menschen, die direkt vom<br />
Gefängnis aus in sein Projekt kamen.<br />
Nach ein paar Monaten entst<strong>an</strong>d seine<br />
erste CD mit 12 Liedern, deren Inhalte<br />
wieder die Fehler der Regierungen in<br />
Afrika betrafen. Einige Worte kommen<br />
in seinem Liedern immer wieder vor:<br />
„Schützt euch! Schützt euch!“. Denn er<br />
weiß genau, Verhütung ist die einzige<br />
Ch<strong>an</strong>ce der Menschen hier, sich vor<br />
dem Virus zu schützen. Doch schon<br />
bald wurde das Abspielen seiner Lieder<br />
im öffentlichen Rundfunk verboten, da<br />
diese informierten, wie die Regierung<br />
immer wieder Entwicklungsgelder zu<br />
ihren Zwecken verschlucken. So blieb<br />
nur ein Radiosender, der noch eine Zeit<br />
l<strong>an</strong>g wagte seine Musik trotzdem abzuspielen.<br />
Selbst dieses Hindernis konnte<br />
ihn in seinem Engagement für aidskr<strong>an</strong>ke<br />
Feature<br />
Menschen in Verbindung mit Kritik <strong>an</strong><br />
der Regierung nicht beeinträchtigen.<br />
Auch wenn er immer wieder zu Verhören<br />
abgeführt wurde und dabei körperliche<br />
Übergriffe der Polizei ertragen musste,<br />
bei denen er m<strong>an</strong>chmal nur schwer verletzt<br />
davon kam, gab er nicht auf.<br />
Im Jahr 2003 bekam er einen Anruf<br />
von seinem besten Freund, dessen Frau<br />
gerade im Kr<strong>an</strong>kenhaus in den Wehen<br />
lag. Er kl<strong>an</strong>g verzweifelt und erzählte von<br />
einem Aids-Test. machte sich sofort auf<br />
dem Weg um ihn zu beruhigen, doch als<br />
er <strong>an</strong>kam, schien es schon zu spät. Die<br />
Frau seines besten Freundes war bei der<br />
Geburt gestorben und dieser selbst hatte<br />
gerade erfahren, dass er HIV-positiv<br />
war. Er ließ sich kaum beruhigen und<br />
war völlig aufgelöst. Er r<strong>an</strong>nte aus dem<br />
Kr<strong>an</strong>kenhausgebäude und John Smith<br />
versuchte ihn noch aufzuhalten. Als er<br />
mit <strong>an</strong>sehen musste, wie er mitten auf<br />
die stark befahrene Straße in den sicheren<br />
Tod r<strong>an</strong>nte. John Smith musste mit <strong>an</strong>sehen,<br />
wie sein bester Freund durch einen<br />
LKW ums Leben kam. Noch am selben<br />
Tag hielt er nach diesem Vorfall dessen<br />
winzigen Sohn in den Armen und unter-<br />
Burundi, Bujumbura. Der kleine Kenny (3 Jahre) sitzt am Grab seiner Mutter und drückt liebevoll seine H<strong>an</strong>dfläche in das frische<br />
Betonbett, obwohl er nicht versteht. Die gerade mal 20-jährige Ch<strong>an</strong>tal hat nach ihrem Tod <strong>an</strong> den Folgen von Aids am 30. Dezember<br />
2007 ihren Sohn als Vollwaise zurück gelassen. Foto: Philipp Ziser, burundikids e.V.
Feature<br />
schrieb seine Adoptionspapiere. Heute<br />
ist der Junge sein Sohn, er bedeutet ihm<br />
mehr als alles <strong>an</strong>dere und hat bis jetzt<br />
niem<strong>an</strong>dem davon erzählt, dass er nicht<br />
der leibliche Vater des Kindes ist.<br />
Nach diesem weiteren für ihn grauenvollen<br />
Ereignis gab John Smith 2004 ein<br />
großes Aids-Konzert mit Tausenden von<br />
Zuschauern. Denn es gibt noch so viele<br />
Menschen, die vielleicht einmal dasselbe<br />
tun wie sein bester Freund, und sie k<strong>an</strong>n<br />
er noch aufhalten. Nach Ende seines<br />
Konzerts wurde er am selben Abend<br />
erneut festgenommen und inhaftiert –<br />
diesmal jedoch für 2 Jahre –, da m<strong>an</strong> ihm<br />
die Aufstachelung des Volkes vorwarf.<br />
Im Jahr 2006 mit schweren Narben<br />
von der vorherigen Festnahme entlassen,<br />
blieb ihm nur die Flucht aus seiner<br />
eigenen Heimat nach Deutschl<strong>an</strong>d. Er<br />
musste seine sieben Brüder, seine geliebten<br />
Eltern und seine drei Söhne zurücklassen.<br />
Im September 2007 erhielt er<br />
die offizielle Anerkennung als politischer<br />
Flüchtling in <strong>Karlsruhe</strong>.<br />
Dem Schicksal der Verfolgung entronnen,<br />
erlebt er hier in Deutschl<strong>an</strong>d die<br />
kaum auszuhaltende Einsamkeit. Ohne<br />
seine Familie, ohne Freunde und ohne<br />
seine Musik ist er nicht mehr er selbst.<br />
Er k<strong>an</strong>n nicht mehr glücklich sein, wenn<br />
er den Menschen nicht mehr helfen k<strong>an</strong>n<br />
und nicht einmal weiß, w<strong>an</strong>n er jemals<br />
wieder in sein L<strong>an</strong>d zurück k<strong>an</strong>n.<br />
Heute weiß es John Smith g<strong>an</strong>z genau,<br />
wie es ist mit HIV infiziert worden zu<br />
sein. Heute tut er nicht mehr so, als würde<br />
er den Erreger in sich tragen. Heute<br />
weiß er nämlich: er ist HIV-positiv. Er<br />
hat das Virus in seinem eigenen Körper,<br />
gegen das er schon sein Leben l<strong>an</strong>ge gekämpft<br />
hat, und er weiß nicht einmal, wie<br />
es dazu kommen konnte. Dieser weitere<br />
schwere Schicksalsschlag schaffte es im<br />
letzten Jahr sein Leben deutlich zu erschweren.<br />
Die Menschen um ihm herum<br />
gingen auf Abst<strong>an</strong>d und m<strong>an</strong> schloss ihn<br />
aus – nur weil er ehrlich war, nur weil er<br />
es niemals verheimlichen würde, dass er<br />
<strong>an</strong>steckend ist, allein schon um <strong>an</strong>dere<br />
nicht zu gefährden.<br />
Wenn m<strong>an</strong> nun bedenkt, dass allein in<br />
Afrika südlich der Sahara 23 Millionen<br />
Menschen <strong>an</strong> Aids erkr<strong>an</strong>kt sind, und<br />
m<strong>an</strong> weiß, in welcher Situation sich diese<br />
Menschen befinden und dass diese in<br />
den nächsten 3-4 Jahren sterben werden,<br />
d<strong>an</strong>n ist es doch wohl nun <strong>an</strong> der Zeit<br />
endlich aufzustehen und zu h<strong>an</strong>deln!<br />
Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 12 Se i t e 13 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008<br />
Die Ursprünge der Kr<strong>an</strong>kheit und ihre<br />
Entwicklung zur P<strong>an</strong>demie<br />
v o n Li L Ly gr a S S<br />
Aids wurde erstmals 1981 als<br />
Immunschwächeerkr<strong>an</strong>kung gen<strong>an</strong>nt<br />
GRID (gay-related immune<br />
defiency) in den Vereinigten Staaten<br />
dokumentiert. Sie wurde in New York<br />
und S<strong>an</strong> Fr<strong>an</strong>cisco bei homosexuellen<br />
Männern durch ein häufiges Vorkommen<br />
von besonderen Formen des Hautkrebses<br />
und schweren Lungenentzündungen bemerkt<br />
– für Nicht-Homosexuelle kein<br />
Grund zu Aufregung, denn laut der Behörde<br />
war für sie die Wahrscheinlichkeit<br />
einer Ansteckung ziemlich gering. Doch<br />
schon einen Monat später wurde der<br />
Name der Kr<strong>an</strong>kheit geändert zu dem<br />
„erworbenen Immundefekt-Syndrom“<br />
(acquired immune deficiency snydrome),<br />
die Zahl der erkr<strong>an</strong>kten Heterosexuellen<br />
stieg – die Zahl der erkr<strong>an</strong>kten heterosexuellen<br />
Drogensüchtigen, hieß es richtig.<br />
Der Kr<strong>an</strong>kheitserreger erl<strong>an</strong>gte 1984<br />
schließlich seinen endgültigen Namen<br />
HIV – Hum<strong>an</strong>es Immundefizit-Virus,<br />
nachdem Forscher aus Fr<strong>an</strong>kreich und<br />
Amerika das Virus isoliert und einen<br />
Suchtest zu seiner Nachweisung erstellt<br />
hatten. Auch der Infektionsweg war nun<br />
offen gelegt worden. Die Übertrag von<br />
HIV findet statt durch Blut, Sperma,<br />
Vaginalsekret und Muttermilch.<br />
Doch auch wenn Aids in Amerika<br />
zuerst dokumentiert und auch erforscht<br />
wurde, tauchte es schon 10 Jahre früher<br />
auf einem g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>deren Kontinent auf.<br />
Schon in den Siebzigerjahren gab es in<br />
Afrika viele junge Menschen, die mit<br />
spindeldürren Armen und Beinen und<br />
einem rasselnden Atem in den Kr<strong>an</strong>kenhäusern<br />
lagen, befallen von einem<br />
chronischen Durchfall, Tuberkulose und<br />
Pilzinfektionen im Mund und am g<strong>an</strong>zen<br />
Körper. Dort n<strong>an</strong>nte m<strong>an</strong> die Kr<strong>an</strong>kheit<br />
„Slim“, auf Deutsch dünn, wobei dünn<br />
für die extrem abgemagerten Körper<br />
noch l<strong>an</strong>ge kein Ausdruck war. Doch<br />
auf dem gesamten Kontinent wurde<br />
niem<strong>an</strong>d auf die zahlreichen Fälle der<br />
mysteriösen Kr<strong>an</strong>kheit aufmerksam, sie<br />
interessierte keinen.<br />
1985 beg<strong>an</strong>nen Teams aus Nordamerika<br />
und Europa mit den Forschungen<br />
über den HI-Virus in Zentralafrika. Bei<br />
einer Untersuchung von 100 Patienten<br />
in Rekai f<strong>an</strong>d m<strong>an</strong> bei 29 von ihnen<br />
den Erreger im Blut und tatsächlich<br />
waren die meisten heterosexuell. Die<br />
Zahlen, die die Behörden wirklich erschrecken<br />
ließen, waren jedoch die der<br />
HIV-positiven Menschen aus Ru<strong>an</strong>da. In<br />
den Städten waren bereits 17,8 Prozent<br />
infiziert, auf dem L<strong>an</strong>d jedoch nur 1,3<br />
Prozent. Der Großteil der Bevölkerung<br />
lebte zwar damals auf dem L<strong>an</strong>d, doch<br />
das machte es auch nicht besser. Die ras<strong>an</strong>te<br />
Ausbreitung der Kr<strong>an</strong>kheit erklärt<br />
m<strong>an</strong> durch den Einsatz unsteriler Nadeln<br />
und Massenimpfungen. M<strong>an</strong> konnte die<br />
Kr<strong>an</strong>kheit schon jetzt als eine Epidemie<br />
bezeichnen.<br />
Beim Untersuchen von älteren Blutproben<br />
stellte m<strong>an</strong> sogar fest, dass bereits<br />
in den Siebzigerjahren 3 Prozent der<br />
Bevölkerung von Ru<strong>an</strong>da, der demokratischen<br />
Republik Kongo und Burundi<br />
das Virus in sich trugen.<br />
Die beiden Puzzleteile Aids in Amerika<br />
und Aids in Afrika lassen sich zusammenfügen,<br />
wenn m<strong>an</strong> darüber nachdenkt, wie<br />
1960 der Kongo unabhängig wurde. Die<br />
Vereinten Nationen sendeten damals<br />
tausende von haiti<strong>an</strong>ischen Fachkräften<br />
dort hin um beim Aufbau des Staates zu<br />
helfen. M<strong>an</strong> vermutet, dass sie bei ihrer<br />
Rückkehr das Virus mit eingeschleppt<br />
haben, schließlich tauchte Aids in Haiti<br />
früher auf als in <strong>an</strong>deren amerik<strong>an</strong>ischen<br />
Ländern.<br />
Durch l<strong>an</strong>gjährige wissenschaftliche<br />
Forschungen lässt sich heute ungefähr<br />
sagen wo der wirkliche Ursprung des<br />
Virus liegt. Das HI-Virus stammt vom<br />
SIV ab, ein Immunschwächevirus bei Affen.<br />
Die Übertragung der Viren auf die<br />
Menschen erklärt sich durch das damals<br />
übliche Essen von Affenfleisch. Beim<br />
Töten der Tiere, ihrer Zubereitung und<br />
Häutung kam das Affenblut sicherlich<br />
leicht einmal mit einer offenen Wunde<br />
des Menschen in Berührung und so war<br />
eine Übertragung des Virus in so einem<br />
Fall ziemlich sicher. Wissenschaftler kamen<br />
Mitte 2006 zu der Erkenntnis, dass<br />
das HIV-1 Virus vor etwa 70 Jahren in<br />
Südostkamerun von einem Schimp<strong>an</strong>sen<br />
auf einen Menschen überspr<strong>an</strong>g. M<strong>an</strong><br />
glaubt es kaum, dass das HI-Virus 50<br />
Jahre l<strong>an</strong>g unentdeckt blieb.<br />
Wir ras<strong>an</strong>t sich Aids plötzlich ausbreitete,<br />
zeigen die Ergebnisse unzähliger<br />
Untersuchungen in den Neunzigerjahren<br />
bis heute. 1990 trug fast jeder fünfte<br />
Erwachsene in Ug<strong>an</strong>da das Virus in sich<br />
und 1993 waren in Botsu<strong>an</strong>a 37 Prozent<br />
aller schw<strong>an</strong>geren Frauen HIV-positiv.<br />
In Afrika hat Aids bereits über 20 Millionen<br />
Menschen das Leben gekostet und<br />
die Zahlen steigen weiter dramatisch <strong>an</strong>.<br />
M<strong>an</strong> vergleicht die 0.1 Prozent infizierten<br />
Menschen in Deutschl<strong>an</strong>d mit dem am<br />
weltweiten meist betroffenen Swasil<strong>an</strong>d,<br />
welches im südlichen Afrika zwischen<br />
Südafrika und Mosambik liegt und auch<br />
das „L<strong>an</strong>d der Waisen“ gen<strong>an</strong>nt wird. Ca.<br />
40 Prozent der Menschen leben dort mit<br />
dem HI-Virus, das ist mittlerweile mehr<br />
als jeder Dritte. Zurück bleiben dort<br />
80.000 Aidswaisen und weitere 60.000<br />
Kinder, die aufgrund von Aids als gefährdet<br />
gelten. Seit 2 Jahren kämpft das L<strong>an</strong>d<br />
nun schon gezielt gegen die Kr<strong>an</strong>kheit,<br />
doch ohne Erfolg. Es gibt glücklicherweise<br />
auch Länder, die erfolgreicher bei<br />
der Aids-Bekämpfung waren, wie zum<br />
Beispiel Ug<strong>an</strong>da, welches die Aids-Rate<br />
von über 20 Prozent im Jahr 1990 auf<br />
unter sieben Prozent senken konnte.<br />
Trotz dieser Teilerfolge im Kampf gegen<br />
diese furchtbare Kr<strong>an</strong>kheit bleibt die<br />
erschreckende Zahl der mittlerweile fast<br />
15 Millionen Aidswaisen in Afrika – das<br />
sind so viele, wie es Kinder in Deutschl<strong>an</strong>d<br />
gibt.<br />
Jeder Einzelne in einer Gesellschaft<br />
trägt mit Ver<strong>an</strong>twortung für <strong>an</strong>dere in<br />
Not geratene Menschen. Deshalb sollte<br />
jeder einen Beitrag leisten im Kampf<br />
gegen die Aids-P<strong>an</strong>demie in Afrika und<br />
das damit verbundene Leid der dortigen<br />
Bevölkerung. Zuerst einmal ist es wichtig<br />
sich selbst zu informieren und sein eigenes<br />
Wissen weiter zu geben.<br />
Außerdem sind Spenden <strong>an</strong> die Länder,<br />
bzw. Hilfsorg<strong>an</strong>isationen sehr<br />
wichtig. Bei UNICEF hat im Jahr 2005<br />
ein Projekt gegründet, welches auch von<br />
UNICEF Deutschl<strong>an</strong>d vertreten wird,<br />
mit dem Namen „Du und ich gegen<br />
Aids“. Um dieses zu unterstützen, ist<br />
Geld spenden nicht die einzige Möglichkeit.<br />
UNICEF sammelt Unterschriften<br />
für bestimmte Forderungen <strong>an</strong> die Pharmaunternehmen<br />
und <strong>an</strong> die deutsche<br />
Bundesregierung. Solche k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> im<br />
Internet auf www.unicef.de abgeben.<br />
Gelder sind für das Projekt sehr wichtig<br />
und m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n sich sicher sein, dass<br />
diese auch wirklich bei den Menschen<br />
<strong>an</strong>kommen. (sieh. Spendensiegel)<br />
Was eine solche Org<strong>an</strong>isation mit<br />
wenig Geld erreichen k<strong>an</strong>n, sieht m<strong>an</strong><br />
<strong>an</strong> folgenden Beispielen: UNICEF k<strong>an</strong>n<br />
mit einem Betrag von 12 Euro zehn<br />
Arbeitsbücher für Teilnehmer <strong>an</strong> einem<br />
Aufklärungskurs bereit stellen. Um 100<br />
Kinder und Jugendliche auf eine HIV-<br />
Infektion testen zu können, reichen<br />
65 Euro. 80 Euro werden benötigt um<br />
zehn HIV-positive Kinder ein Jahr l<strong>an</strong>g<br />
mit Antibiotika gegen Infektionen zu<br />
versorgen und 120 Euro kosten Testausstattung<br />
und Medikamente, die ein<br />
Mädchen nach einer Vergewaltigung<br />
mit hoher Wahrscheinlichkeit vor einer<br />
HIV-Infektion schützen.<br />
Feature<br />
Informationsquellen, Hilfsorg<strong>an</strong>isationen in<br />
Deutschl<strong>an</strong>d und direkt in Afrika<br />
Die folgende Liste nennt Hilfsorg<strong>an</strong>isationen<br />
in Deutschl<strong>an</strong>d, direkt in Afrika<br />
und auch Informationsquellen:<br />
Hilfsorg<strong>an</strong>isationen in Deutschl<strong>an</strong>d:<br />
UNICEF Deutschl<strong>an</strong>d<br />
Höninger Weg 104<br />
50969 Köln<br />
Ärzte ohne Grenzen e.V.<br />
Am Köllnischen Park 1<br />
10179 Berlin<br />
Hilfsorg<strong>an</strong>isationen in Afrika:<br />
Nelson M<strong>an</strong>dela Foundation<br />
www.nelsonm<strong>an</strong>dela.org<br />
Südafrika<br />
burundikids e.V.<br />
www. burundikids.org<br />
Burjumba, Burundi<br />
Informationsquellen über Aids:<br />
UNAIDS<br />
(gemeinsames Programm der Vereinten<br />
Nationen für HIV,<br />
mit dem Ziel die P<strong>an</strong>demie zu bekämpfen)<br />
ww.unaids.org/de<br />
World Health Org<strong>an</strong>ization<br />
www.who.int/hiv/en<br />
Gib AIDS keine Ch<strong>an</strong>ce<br />
www.gib-aids-keine-ch<strong>an</strong>ce.de<br />
Deutsche Aidshilfe e.V.<br />
www.aidshilfe.de<br />
zusammengestellt von Lilly Grass
Feature<br />
Direkt in <strong>Karlsruhe</strong> gibt es für Jugendlich<br />
die Möglichkeit sich zu engagieren<br />
und sich für UNICEF einzusetzen.<br />
UNICEF ist das Kinderhilfswerk der<br />
Vereinten Nationen, welches dafür sorgt,<br />
dass Kinder in Entwicklungsländern<br />
und Krisengebieten in die Schule gehen<br />
können, medizinisch betreut werden,<br />
eine ausreichende Ernährung erhalten<br />
und sauberes Trinkwasser bekommen.<br />
UNICEF wurde 1946 gegründet, um den<br />
damals hungernden und notleidenden<br />
Kindern im Nachkriegseuropa – auch<br />
denen in Deutschl<strong>an</strong>d - zu helfen.<br />
Die UNICEF Juniorgruppe, welche<br />
im September 2006 von Lilly Grass und<br />
Katharina Scholz gegründet wurde, setzt<br />
sich nun seit über einem Jahr für das<br />
Projekt „Schulen für Afrika“ ein. Bildung<br />
Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 14 Se i t e 15 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008<br />
Die UNICEF Juniorgruppe<br />
Auch Jugendliche sind dabei<br />
ist nämlich die einzige Möglichkeit den<br />
Teufelskreis aus Armut und g<strong>an</strong>z besonders<br />
der Unwissenheit besonders über<br />
Aids zu durchbrechen.<br />
Die sechs Mädchen der Gruppe (Anne<br />
Reinhard, Stef<strong>an</strong>ie Schultze, Anja und<br />
Louisa Stober waren auch gleich mit dabei)<br />
werden von Ursula Grass, UNICEF<br />
Mitarbeiterin <strong>Karlsruhe</strong>, „gecoached“.<br />
Nach erfolgreichen 13 Monaten, mit 600<br />
Stunden Einsatzzeit und einer Spendensammlung<br />
von 10 000 Euro, k<strong>an</strong>n die<br />
Juniorgruppe weiterhin fleißige Mithelfer<br />
gebrauchen.<br />
Auf der Homepage von UNICEF<br />
<strong>Karlsruhe</strong> www.karlsruhe.unicef.de ist es<br />
möglich über die verschiedenen Projekte<br />
der Mädchen nachzulesen und sie zu<br />
kontaktieren. (lg)<br />
Wie m<strong>an</strong> sich als junger Mensch engagieren k<strong>an</strong>n<br />
Wettbewerb UNICEF JuniorBotschafter 2008<br />
mit Ideen und Engagement für Kinderrechte k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> tolle Preise gewinnen;<br />
(www.juniorbotschafter.de)<br />
Junior 8: der nächste G8 Gipfel findet im Juni 2008 in Jap<strong>an</strong> statt<br />
Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahre können sich mit Referaten und<br />
Projekten zu den Themen Armut, Klimaw<strong>an</strong>del oder AIDS/Überleben von<br />
Kindern bewerben und eine Teilnahme am J8 Gipfel in Jap<strong>an</strong> gewinnen<br />
www.junior8.unicef.de<br />
UNICEF Sponsorenlauf „Wir laufen für UNICEF“<br />
mit der Durchführung eines Sponsorenlaufs zugunsten von „Schulen für<br />
Afrika“ k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> sich für das Recht auf Bildung afrik<strong>an</strong>ischer Kinder einsetzen<br />
(http://www.unicef.de/laufenfuerunicef.html)<br />
www.karlsruhe.unicef.de<br />
Die <strong>Karlsruhe</strong>r ...BM Harald Denecken, Luisa Stober, Steff<strong>an</strong>ie Schulze, Anne Reinhardt, Katharina Scholz, Ursula Grass, Anja Stober, Lilly Grass<br />
Foto: Lilly Grass<br />
v o n <strong>an</strong> n-Ka t h r i n na g e L<br />
6.03 Uhr freitagmorgens. Es ist<br />
regnerisch und nasskalt. Für viele<br />
ein g<strong>an</strong>z gewöhnlicher Morgen:<br />
schlafen, frühstücken, zur Arbeit gehen.<br />
Doch in der Rheinstraße in Mühlburg<br />
stehen etwa zw<strong>an</strong>zig dick eingemummelte<br />
Gestalten mit Taschen und Körben<br />
mitten auf dem Gehweg. Wozu das? Es<br />
ist g<strong>an</strong>z einfach, sie wollen die größte<br />
Auswahlmöglichkeit. Die größte Vielfalt<br />
<strong>an</strong> Nahrungsmitteln. Notfalls auch weiche<br />
Kiwis und B<strong>an</strong><strong>an</strong>en mit Flecken.<br />
6.03 Uhr irgendwo in Deutschl<strong>an</strong>d.<br />
Überall werden täglich tausende Tonnen<br />
von Lebensmitteln, etwa 20% der produzierten,<br />
einfach vernichtet, nur weil<br />
das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD)<br />
auch nur <strong>an</strong>satzweise überschritten, weil<br />
die Ware falsch verpackt, weil in einer<br />
Stiege M<strong>an</strong>darinen nur eine einzige <strong>an</strong>geschimmelt<br />
ist, weil die Kiwis den meisten<br />
Leuten zu weich und die B<strong>an</strong><strong>an</strong>en zu<br />
braun sind.<br />
Einer der Kunden, die jeden Freitag<br />
zur Tafel kommen, um sich Lebensmittel<br />
zu holen, ist Nastasja K. Sie ist 35 Jahre<br />
alt, ohne Berufsausbildung. M<strong>an</strong> sieht<br />
ihr <strong>an</strong>, dass sie es nicht einfach im Leben<br />
<strong>Karlsruhe</strong>r Tafel - fin<strong>an</strong>zielle Erleichterung trifft auf soziales Engagement<br />
hat und <strong>an</strong> Dingen wie Kleidung sparen<br />
muss. Vor mehreren Jahren kam sie mit<br />
M<strong>an</strong>n, 38, gelernter Tischler, und drei<br />
Kindern, ein Jahr, drei Jahre und sieben<br />
Jahre, nach Deutschl<strong>an</strong>d, und das ohne<br />
jegliche Deutschkenntnisse. Sie nahmen<br />
die weite Reise von Kaliningrad nach<br />
Karlruhe zu Verw<strong>an</strong>dten auf sich, um<br />
hier endlich Arbeit zu finden. Sich einzugliedern<br />
ist aber schwer. Arbeit zu finden<br />
noch schwerer. Ohne Arbeit kein Geld<br />
und dem wenigem Geld vom Sozialamt<br />
muss m<strong>an</strong> sogar am Notwendigsten<br />
sparen. Vor zwei Jahren ist Nastasja auf<br />
die <strong>Karlsruhe</strong>r Tafel gestoßen. Hier bekommt<br />
sie nun Lebensmittel, die einen<br />
Einkauf im teuren Lebensmittelgeschäft<br />
ersparen. Sie weiß, warum sie schon früh<br />
aufsteht und vom Regen nasse Kleider<br />
in Kauf nimmt: Sie ist nicht die einzige,<br />
der es so geht.<br />
In der Rheinstraße in Mühlburg befindet<br />
sich die „<strong>Karlsruhe</strong>r Tafel e.V.“<br />
mit dem Vorsitzenden Herrn Dr. H<strong>an</strong>s<br />
von Fr<strong>an</strong>kenberg. Mehrmals in der<br />
Woche fahren ungefähr 80 freiwillige<br />
Mitarbeiter, g<strong>an</strong>z normale Leute wie du<br />
und ich, die teilweise nebenher in ihrem<br />
Leben<br />
Greift zu!<br />
Wo m<strong>an</strong> für weiche Kiwis und braune B<strong>an</strong><strong>an</strong>en noch d<strong>an</strong>kbar ist<br />
Deutschl<strong>an</strong>d<br />
„armes, reiches<br />
L<strong>an</strong>d“<br />
Foto: Ann-Kathrin Nagel<br />
normalen Beruf arbeiten, pensioniert<br />
sind oder vom Staat als Ein-Euro-Jobber<br />
bezahlt werden, zu insgesamt etwa 45<br />
Liefer<strong>an</strong>ten. Eins haben sie alle gemeinsam:<br />
Sie wollen <strong>an</strong>packen und dabei<br />
helfen. Liefer<strong>an</strong>ten sind zum Beispiel<br />
große Supermarktketten, Bäckereien<br />
und sonstige Lebensmittelläden. Dort<br />
werden überschüssige Waren abgeholt.<br />
Weiche Kiwis und B<strong>an</strong><strong>an</strong>en, die nicht<br />
mehr perfekt aussehen, eben. Würden<br />
sie nicht abgeholt werden, würde m<strong>an</strong><br />
sie weggeschmeißen. Sie werden zur<br />
<strong>Karlsruhe</strong>r Tafel gebracht und dort <strong>an</strong><br />
bedürftige Menschen nahezu kostenlos<br />
verteilt. Jeder der Abnehmer bezahlt<br />
einen „symbolischen Euro“ für seine<br />
Waren, denn Psychologen und Soziologen<br />
haben festgestellt, dass das Almosenprinzip<br />
gegen die Würde des Menschen<br />
spricht. Durch den symbolisch bezahlten<br />
Betrag sinkt also die Schamgrenze der<br />
Abholer. Das Ziel der Tafeln ist es, „qualitativ<br />
noch verwertbare Nahrungsmittel,<br />
die im Wirtschaftsprozess nicht mehr<br />
verwendet werden, <strong>an</strong> Menschen in Not<br />
zu verteilen.“ (Bundesverb<strong>an</strong>d Deutsche<br />
Tafel e.V.).
Foto: Ann-Kathrin Nagel<br />
Leben<br />
Deutschl<strong>an</strong>dweit sind es mehr als<br />
720 Tafeln, die von circa 32.000 ehrenamtlichen<br />
Helfern unterstützt werden,<br />
die Nahrungsmittel <strong>an</strong> rund 700.000<br />
Bedürftige zu verteilen. Zusätzlich wird<br />
die Arbeit der Tafeln durch Spender und<br />
Sponsoren unterstützt. Die Tafeln sind<br />
politisch unabhängig und unterscheiden<br />
nicht nach sozialer Stellung, Rasse,<br />
Nationalität, Religion oder politischer<br />
Überzeugung.<br />
Allein in <strong>Karlsruhe</strong> sind neun Prozent<br />
der Bevölkerung armutsgefährdet; das<br />
bedeutet, dass circa 24.000 unserer Mitbürger<br />
nicht mehr als 60% des mittleren<br />
Durchschnittseinkommens zur Verfügung<br />
haben, also nicht mehr als 1000<br />
Euro pro Monat. Diesen stehen pro Tag<br />
nicht mehr als 4,50 Euro <strong>an</strong> Ausgaben<br />
für Lebensmittel zur Verfügung, was bei<br />
steigenden Lebensmittelpreisen kaum<br />
ausreicht.<br />
Bis Nastasja K. den teuren Babybrei<br />
für ihr Jüngstes und Wurst, Käse und<br />
Brot fürs Frühstück gekauft hat, ist ihr<br />
Budget schon ausgeschöpft. Heute jammert<br />
ihr Sohn, denn er will die gleichen<br />
Cornflakes wie seine Freunde in der<br />
Schule haben, doch die sind teuer. Sie<br />
muss ihm seinen Wunsch abschlagen.<br />
Am nächsten Freitag wird sie wieder<br />
einmal etwas früher vor der Tür der<br />
Tafel stehen, in der Hoffnung, dass sie<br />
dort ähnliche Cornflakes findet, denn es<br />
fällt ihr schwer sich vorzustellen, wie es<br />
ihrem Sohn in der Schule ergeht, da er<br />
genau weiß, dass seine Eltern nicht genug<br />
Geld haben. Sie hofft, dass er das auch<br />
verstehen wird, wenn er älter ist, wenn es<br />
nicht nur um bestimmte Cornflakes geht,<br />
sondern um teure Markenklamotten.<br />
Trotz wirtschaftlichem Aufschwung<br />
in Deutschl<strong>an</strong>d gibt es mehr als 3,5<br />
Millionen Hartz IV Empfänger und<br />
die Kinderarmut in Deutschl<strong>an</strong>d<br />
steigt. Der Vorsitzende der Tafel,<br />
Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 16 Se i t e 17 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008<br />
Einem<br />
Menschen<br />
geben, was<br />
er braucht<br />
Dr. H<strong>an</strong>s von Fr<strong>an</strong>kenberg, bezeichnet<br />
Deutschl<strong>an</strong>d als „armes, reiches L<strong>an</strong>d“<br />
und genau hier setzen die Tafeln <strong>an</strong>,<br />
was m<strong>an</strong> auch <strong>an</strong> dem Slog<strong>an</strong> „Essen,<br />
wo es hingehört“ (Deutsche Tafel e.V.)<br />
sieht. Sie versuchten, die Diskrep<strong>an</strong>z<br />
zwischen dem Überfluss und M<strong>an</strong>gel <strong>an</strong><br />
Nahrungsmitteln auszugleichen.<br />
In der Tafel herrscht heute Hochbetrieb.<br />
Viele der etwa 160 eingetragenen<br />
Abnehmer sind heute wieder gekommen,<br />
um Lebensmittel mit nach Hause zu nehmen,<br />
mit denen sie teilweise noch ihre<br />
Eltern und Kinder ernähren. Kunden<br />
der Institution sind hauptsächlich Russl<strong>an</strong>ddeutsche,<br />
die schlechte Deutschkenntnisse<br />
haben, arbeitslos sind und<br />
schlecht in der Gesellschaft eingegliedert<br />
sind. Aber auch junge Familien, Geringverdiener,<br />
Alleinerziehende oder ältere<br />
Menschen können hier Lebensmittel in<br />
Empf<strong>an</strong>g nehmen; die einzige Bedingung<br />
ist „armutsgefährdet“ zu sein und dies<br />
<strong>an</strong>h<strong>an</strong>d von Unterlagen vom Sozialamt<br />
nachweisen zu können.<br />
Jeder von ihnen hat einen gelben Korb<br />
in der H<strong>an</strong>d, in den die Lebensmittel<br />
verstaut werden. Brot, Molkereiprodukte,<br />
Obst, Gemüse, Wurst und Süßigkeiten,<br />
hier gibt es einfach alles. Erstaunlich ist<br />
vor allem die Auswahl <strong>an</strong> Gemüse und<br />
Obst: es gibt Limetten, M<strong>an</strong>darinen,<br />
M<strong>an</strong>gos, Trauben, B<strong>an</strong><strong>an</strong>en, Äpfel,<br />
Karotten, Kiwis, Salat und Pilze zu<br />
verteilen, die alle noch einw<strong>an</strong>dfrei aussehen.<br />
Ich komme mir nahezu vor wie<br />
im Supermarkt, sogar Markenprodukte<br />
wie Weight Watchers, Actimel und Maggi<br />
gibt es zu verteilen. Ich beobachte zwei<br />
Männer, die grinsend ihre Joghurts<br />
unterein<strong>an</strong>der tauschen. Ich höre ein<br />
freundliches „Wiedersehen, guter Tag!“<br />
in gebrochenem Deutsch von einem<br />
M<strong>an</strong>n, der aus der Tür geht. „Wie läuft<br />
der Deutschunterricht von ihrem M<strong>an</strong>n,<br />
tut er sich arg schwer?“, „Wollen Sie<br />
noch ein Süßes Stückchen zum Kaffee?“.<br />
Hier zählen nicht nur die ausgegebenen<br />
Lebensmittel etwas, sondern auch auf<br />
menschlichen Kontakt kommt es den<br />
Mitarbeitern <strong>an</strong>. Trotz dem Stress und<br />
der Hektik <strong>an</strong> der Lebensmittelausgabe<br />
herrscht eine gute Stimmung, m<strong>an</strong> kennt<br />
sich unterein<strong>an</strong>der. Alle Abnehmer werden<br />
<strong>an</strong>h<strong>an</strong>d eines Ausweises registriert.<br />
Was die Mitarbeiter <strong>an</strong>regt, trotz der<br />
Hektik und dem Aufw<strong>an</strong>d wöchentlich<br />
wieder in die Tafel zu kommen, bringt<br />
der Vorsitzende Dr. H<strong>an</strong>s von Fr<strong>an</strong>kenberg<br />
klar und deutlich in einem Satz zum<br />
Ausdruck: „Einem Menschen geben was<br />
er braucht: ein Stück Brot, ein Lächeln,<br />
ein offenes Ohr…“ und das „jetzt, nicht<br />
irgendw<strong>an</strong>n!“<br />
Edeka - Fleischfabrik<br />
wahrscheinlich bald<br />
in Rheinstetten<br />
Nach l<strong>an</strong>gen Pl<strong>an</strong>ungen wird nun<br />
endlich die Fleischfabrik von Edeka<br />
Südwest gebaut.<br />
Die Fleischfabrik soll nun voraussichtlich<br />
in Rheinstetten entstehen.<br />
Die neue Fabrik bringt 600 Arbeitsplätze<br />
mit sich und wird einen wichtigen<br />
Wirtschaftsfaktor für <strong>Karlsruhe</strong><br />
und Umgebung haben.<br />
Die Fabrik sollte bereits vor einem<br />
Jahr in Forst bei Bruchsal gebaut werden.<br />
Das Projekt scheiterte jedoch,<br />
da das Regierungspräsidium den Autobahn<strong>an</strong>schluss<br />
nicht genehmigen<br />
wollte.<br />
In <strong>Karlsruhe</strong> war der Bau auch nicht<br />
möglich, da der Flächenbedarf des<br />
Betriebs zu hoch ist.<br />
In Rheinstetten wird die Fleischfabrik<br />
nun zum größten Teil auf dem Gelände<br />
der L<strong>an</strong>desversuchs<strong>an</strong>stalt gebaut.<br />
Mit diesem Betrieb würde Edeka<br />
Südwest ca. 1700 Märkte in Baden-<br />
Württemberg, Saarl<strong>an</strong>d, Rheinl<strong>an</strong>d-<br />
Pfalz und Teilen von Hessen und<br />
Bayern versorgen.<br />
Heute wird nun der Lebensmittelhändler,<br />
der seinen Sitz in Offenburg<br />
hat, eine „Absichtserklärung“ abgeben.<br />
Außerdem wird Edeka Südwest bei<br />
einer Pressekonferenz mit L<strong>an</strong>dwirtschaftsminister<br />
Peter Hauk und Rheinstettens<br />
Oberbürgermeister Gerhard<br />
Dietz weitere Informationen über<br />
seine Pläne bek<strong>an</strong>nt geben. ij<br />
v o n LariSSa Jo r d a n<br />
Wir heilen und verschönern Deutschl<strong>an</strong>d<br />
Jonas lehnt sich noch ein bisschen<br />
weiter über das Waschbecken, um<br />
seine W<strong>an</strong>ge genauer betrachten zu<br />
können. Kritisch zieht er eine Augenbraue<br />
hoch. „Was das heut wohl gibt?“.<br />
L<strong>an</strong>gsam geht er aus dem Bad, trinkt<br />
beim Vorbeigehen noch seinen Kaffee<br />
leer und stellt die Tasse in den Geschirrspüler.<br />
Er zieht sich Jacke, Schal und<br />
H<strong>an</strong>dschuhe <strong>an</strong> und verlässt das Haus.<br />
Noch das Knallen der Haustür im Ohr,<br />
setzt er sich hinter das Steuer seines<br />
Wagens. „Auf geht’s!“<br />
L<strong>an</strong>gsam betritt Jonas das große Haus,<br />
das mulmige Gefühl in seinem Magen<br />
will einfach nicht verschwinden, so sehr<br />
er es sich auch wünscht. Hier, 3. Stock.<br />
Während der Aufzug in die Höhe schießt,<br />
kramt Jonas nach dem Zettel in seiner<br />
Jackentasche. „Bing“. Als der Fahrstuhl<br />
gemächlich seine Türen öffnet und die<br />
Welt dahinter damit preisgibt, holt Jonas<br />
noch einmal tief Luft und tritt heraus.<br />
Am Empf<strong>an</strong>g strahlt ihn eine junge<br />
Dame <strong>an</strong>. L<strong>an</strong>gsam lässt Jonas die Luft<br />
aus seinen Lungen, da klingelt das Telefon.<br />
„Guten Tag, medizinisches Versorgungszentrum<br />
für Plastische Chirurgie,<br />
Sekretariat Doktor Reus, was k<strong>an</strong>n ich<br />
für Sie tun?“, sagt die junge Dame.<br />
L<strong>an</strong>gsam schweift Jonas Blick weg von<br />
ihrem Lächeln und beginnt durch den<br />
Raum zu w<strong>an</strong>dern. An der W<strong>an</strong>d hängt<br />
ein großes Plakat, doch noch bevor er<br />
erkennen k<strong>an</strong>n, was drauf abgebildet ist,<br />
holt die ruhige Stimme der Sekretärin<br />
ihn wieder in die Wirklichkeit zurück.<br />
„Haben Sie einen Termin?“, fragt sie<br />
s<strong>an</strong>ft. „Ähm, ja, also, ich bin Jonas Meier<br />
und ja, ich hab einen Termin um elf bei<br />
Herrn Doktor Reus. Äh, ja.“ „Ach so,<br />
d<strong>an</strong>n nehmen Sie doch grad noch einen<br />
Moment dort hinten im Wartezimmer<br />
Platz“, entgegnet die junge Dame nach<br />
einem schnellen Blick in ihren Terminkalender.<br />
Jonas geht hinüber und lässt<br />
sich auf einen Stuhl fallen. Sein Blick<br />
w<strong>an</strong>dert von der Glastür aus l<strong>an</strong>gsam in<br />
Richtung Fenster. Es sieht <strong>an</strong>ders aus,<br />
als er erwartet hat. Es ist zwar schon<br />
so weiß wie alle <strong>an</strong>deren Praxen auch,<br />
aber durch die alten Holzbalken ist alles<br />
ein wenig aufgelockert. Die Stühle sind<br />
blau und bequem und als er sich gerade<br />
Einblicke in die Welt der plastischen Chirurgie<br />
nach einer Zeitschrift ausstrecken will,<br />
entdeckt er die Prospekte auf der Fensterb<strong>an</strong>k.<br />
„Oje, ’Häufig gestellte Fragen<br />
über Brustimpl<strong>an</strong>tate’ und ’Ästhetischplastischer<br />
Eingriff ’, das klingt ja nicht<br />
gerade nach meinem Problem. Ob ich<br />
hier wirklich richtig bin?“, schwirrte es<br />
in Jonas‘ Kopf herum. „Wenn der hier<br />
nur so Schönheits-OPs macht, d<strong>an</strong>n bin<br />
ich ja <strong>an</strong> der völlig falschen Adresse. Ich<br />
will mir ja schließlich nicht das Gesicht<br />
mit irgendwelchen Giften voll pumpen<br />
lassen um knitterfrei zu sein. Wenn er so<br />
was macht, bin ich hier falsch!“<br />
Kurz darauf betritt die freundliche<br />
Perfekte Symetrie - das wahre Ziel der plastischen Chirurgie? Bild: L. Jord<strong>an</strong><br />
Gesundheit<br />
Sekretärin das Wartezimmer und bittet<br />
ihn ihr zu folgen. In Windseile überquert<br />
sie den Flur und das unwohlige Gefühl<br />
steigt immer weiter in seinem Bauch<br />
auf. Die Tür öffnete sich und er betritt<br />
das Beh<strong>an</strong>dlungszimmer von Herrn Dr.<br />
Reus.<br />
„So, hallo, Sie sind also Herr Meier.<br />
Setzen Sie sich. Ich bin in einer Sekunde<br />
für Sie da.“ Jonas Blick folgt dem des<br />
Arztes und bleibt auf dem Bildschirm<br />
stehen. Dort ist er gerade am Be<strong>an</strong>tworten<br />
einer E-Mail. Wie von einem<br />
Bek<strong>an</strong>nten empfohlen hat er sich einen<br />
Zettel mit seinen Fragen vorbereitet, den<br />
er jetzt aus seiner<br />
Jackentasche<br />
zieht. Aber durch<br />
die Prospekte, die<br />
er im Wartezimmer<br />
entdeckt hat,<br />
ist er sich plötzlich<br />
nicht mehr so sicher,<br />
ob er hier<br />
wirklich richtig ist,<br />
deshalb beginnt er<br />
gleich mit der ersten<br />
Frage bevor<br />
er Dr. Reus überhaupt<br />
zu Wort<br />
kommen lässt.<br />
„Was für Operationen<br />
machen Sie<br />
hier denn so?“,<br />
platzt es aus Jonas<br />
heraus. „Die plastische<br />
Chirurgie<br />
ist nicht nur ein<br />
Fach, das Schönheitsoperationen<br />
macht, sondern<br />
wir heilen auch<br />
Patienten von Erkr<strong>an</strong>kungen.<br />
Das<br />
heißt, der kurative,<br />
also der heilende,<br />
Teil beträgt<br />
in etwa 50% und<br />
der Rest sind so<br />
die klassischen<br />
Schönheits-OPs,<br />
die m<strong>an</strong> aus der<br />
Presse kennt, wie<br />
zum Beispiele
Gesundheit<br />
Brustvergrößer- oder Verkleinerungen,<br />
Facelifts, Fettabsaugungen oder Lidstraffungen.<br />
Plastische Chirurgen sind Weichteilspeziallisten,<br />
denn die Beh<strong>an</strong>dlung<br />
von Weichteilen, wie der Haut, ist die<br />
wichtigste Aufgabe der plastischen Chirurgie.<br />
Ein wichtiger Teil der plastischen<br />
Chirurgie ist auch noch die H<strong>an</strong>dchirurgie.<br />
Diese beschäftigt sich mit allen<br />
möglichen Fehlbildungen <strong>an</strong> der H<strong>an</strong>d,<br />
wie zum Beispiel einen Karpaltunnel, das<br />
ist die kr<strong>an</strong>khafte Einengung eines Nervs<br />
im Bereich der H<strong>an</strong>dwurzel - das haben<br />
ältere Damen mal häufiger. Da gibt es<br />
aber auch noch viele <strong>an</strong>dere Kleinigkeiten,<br />
die im Alltag stören und operiert<br />
werden müssen. Auch das ist ein Teil der<br />
plastischen Chirurgie.“ „Also sind Sie<br />
jetzt kein Schönheitschirurg?“ „Ja also,<br />
ich bin natürlich ein plastischer Chirurg,<br />
kein Schönheitschirurg, denn das ist kein<br />
geschützter Begriff. Das heißt, dass jeder<br />
sich einfach Schönheitschirurg nennen<br />
k<strong>an</strong>n. Aber wieso sind Sie denn jetzt zu<br />
mir gekommen?“ Jonas zeigt Herrn Dr.<br />
Reus seinen riesigen Leberfleck auf der<br />
linken unteren W<strong>an</strong>ge.<br />
Herr Dr. Reus vermisst ihn mit einem<br />
speziellen Gerät und Jonas spürt sein<br />
Herz höher springen, als der Doktor<br />
ihn mit dem kalten Metall berührt.<br />
Sieben Millimeter hoch und vierzehn<br />
Millimeter l<strong>an</strong>g ist das Ergebnis. Nun<br />
entnimmt er noch eine Gewebeprobe,<br />
wobei Jonas die Augen schließt und nur<br />
ein leichtes Pieksen spürt. Nachdem der<br />
Arzt ihm gesagt hat, dass Jonas wiederkommen<br />
soll, wenn die Ergebnisse von<br />
der Gewebeprobe wieder da sind, und<br />
dass m<strong>an</strong> d<strong>an</strong>n entscheiden würde, ob<br />
es operiert werden müsse, verlässt Jonas<br />
das Beh<strong>an</strong>dlungszimmer und tritt <strong>an</strong> den<br />
Empf<strong>an</strong>g. „Ich brauche einen Termin in<br />
einer Woche.“ Jonas ist wieder gelassen<br />
und er spürt förmlich, wie seine Muskeln<br />
sich l<strong>an</strong>gsam entsp<strong>an</strong>nen. Seine Fragen<br />
hat er gar nicht mehr gestellt, wieso auch,<br />
wenn er noch gar nicht weiß, ob er überhaupt<br />
operiert werden muss. Vermutlich<br />
wird eh nichts sein, dessen ist er sich<br />
sicher. „Um die OP komm ich gar<strong>an</strong>tiert<br />
rum, juhu!“, denkt Jonas sich, als er leichten<br />
Fußes das Haus verlässt.<br />
Eine Woche später steigt Jonas l<strong>an</strong>gsam<br />
aus seinen Wagen und geht wieder<br />
auf die Praxis zu. Er spürt erneut das<br />
kribbelige Gefühl im Magen, als er den<br />
Fahrstuhl betritt. „Heute wird entschieden!“,<br />
tönt es laut in Jonas Innerem. Am<br />
Empf<strong>an</strong>g strahlt ihn wieder das gleiche<br />
Lächeln <strong>an</strong>, genau wie vor einer Woche<br />
auch, und wieder k<strong>an</strong>n er sich kurz<br />
ablenken. „Herr Meier, oder? Nehmen<br />
Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 18 Se i t e 19 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008<br />
Sie doch grade noch einen Moment im<br />
Wartezimmer Platz, Sie wissen ja wo,<br />
oder?“ Jonas nickt und begibt sich bei<br />
steigender Nervosität in das Wartezimmer.<br />
Dort sitzt bereits eine junge Frau.<br />
An ihrem Arm schlängelt sich eine l<strong>an</strong>ge<br />
Kette von Br<strong>an</strong>dnarben entl<strong>an</strong>g. Sie hält<br />
den Kopf gesenkt, als würde sie jedem<br />
Menschen mit diesem Anblick etwas<br />
Schreckliches <strong>an</strong>tun und müsse sich<br />
deshalb schämen. Sie traut sich keinem<br />
in die Augen zu schauen, die mitleidigen<br />
Blicke hat sie wohl genauso satt, wie die,<br />
die sie <strong>an</strong>gewidert <strong>an</strong>stieren. „So was tut<br />
er also auch“, geht es Jonas weiter durch<br />
den Kopf. Das hat er also gemeint, als<br />
er gesagt hat, dass es beim kurativen Teil<br />
um chronische Wunden, Hauttumore,<br />
wie zum Beispiel einen Leberfleck,<br />
aber auch um bösartige Sachen, die<br />
dringend operiert werden müssen geht.<br />
Aber auch um Rekonstruktion, wie zum<br />
Beispiel von eben solchen Br<strong>an</strong>dnarben.<br />
Er k<strong>an</strong>n nur zu gut verstehen, dass die<br />
Frau die Narben nicht mehr sehen will.<br />
Mit solchen Merkmalen wird m<strong>an</strong> in der<br />
Gesellschaft nicht normal beh<strong>an</strong>delt,<br />
das bedeutet eine starke psychische Belastung.<br />
Die Menschen schauen einem<br />
beim Gespräch nicht mehr in die Augen,<br />
sondern nur noch auf dieses Merkmal.<br />
Unter diesen Bedingungen würden sich<br />
viele Ärzte ja schließlich auch operieren<br />
lassen, und die müssen das ja abschätzen<br />
können. Jonas dreht l<strong>an</strong>gsam den Kopf<br />
weg von der Frau und starrt aus dem<br />
Fenster. Auch, wenn sie nur wenige Minuten<br />
im Wartezimmer sitzen, erscheint<br />
es Jonas doch wie Stunden. Die junge<br />
Frau wird aufgerufen und sie verlässt,<br />
den Blick stur auf den Boden fixiert, das<br />
Wartezimmer.<br />
Jonas schnappt sich eine Zeitschrift, da<br />
taucht auch schon die nächste Person im<br />
Wartezimmer auf. Kurze Zeit später wird<br />
auch Jonas von der jungen Dame am<br />
Empf<strong>an</strong>g aufgerufen und zu Herrn Reus<br />
in das Beh<strong>an</strong>dlungszimmer gebracht.<br />
Dort erwartet ihn dieser bereits mit nicht<br />
so erfreulichen Nachrichten. Sein Leberfleck<br />
<strong>an</strong> der W<strong>an</strong>ge ist verändert und<br />
muss entfernt werden. Mit <strong>an</strong>deren Worten,<br />
er hat eine Vorstufe zu Hautkrebs.<br />
„Aber ist die OP denn gefährlich?“, fragt<br />
Jonas g<strong>an</strong>z besorgt. Er hat sich bis jetzt<br />
noch nie auf eine OP eingelassen, aus<br />
Angst vor den Spätfolgen. Sein Inneres<br />
quetscht sich l<strong>an</strong>gsam zu einem Knäuel<br />
zusammen. „Es k<strong>an</strong>n immer was passieren,<br />
Infektionen können geschehen,<br />
die Wunde k<strong>an</strong>n nicht richtig heilen, das<br />
passiert aber hauptsächlich bei Rauchern.<br />
Sie sind doch Nichtraucher, oder?“ Jonas<br />
Jonas spürt<br />
sein Herz<br />
schneller<br />
schlagen<br />
nickt l<strong>an</strong>gsam. Zu großen Komplikationen<br />
würde es normalerweise nur bei<br />
<strong>an</strong>deren Eingriffen, wie zum Beispiel<br />
großen Rekonstruktionen, kommen, aber<br />
das hier ist ja ein g<strong>an</strong>z leichter Eingriff.<br />
Jonas’ Magen entsp<strong>an</strong>nt sich l<strong>an</strong>gsam.<br />
Aber wenn er doch plastischer Chirurg<br />
ist, wird das sicher sehr teuer? „Es h<strong>an</strong>delt<br />
sich hier ja nicht um ein Facelift, eine<br />
der sehr teuren Operationen, die bei mir<br />
um die 7 000 Euro kostet, bei m<strong>an</strong>chen<br />
Konkurrenten in Deutschl<strong>an</strong>d muss m<strong>an</strong><br />
dafür sogar bis zu 14 000 oder 15 000<br />
Euro zahlen, aber das ist wahrhaftig ein<br />
bisschen teuer. Und bei Ihrer OP brauchen<br />
Sie sich keine Sorgen machen, denn<br />
wie bei fast allem geht die Preisleiter in<br />
der plastischen Chirurgie von g<strong>an</strong>z weit<br />
unten bis g<strong>an</strong>z weit oben. Wir kriegen<br />
Sie schon wieder gesund.“<br />
Als Jonas das Gebäude verlässt, hat<br />
er fast alle Angst abgelegt. Er hat den<br />
plastischen Chirurgen seines Vertrauens<br />
gefunden und seine Meinung über diese<br />
Sache mit der Schönheitschirurgie noch<br />
einmal überdacht. Er denkt jetzt nicht<br />
mehr nur <strong>an</strong> irgendwelche Leute, die sich<br />
von schnöseligen Chirurgen die Nasen<br />
symmetrisch biegen lassen, sondern<br />
hat festgestellt, dass dieses g<strong>an</strong>ze Bild<br />
so nicht stimmt. Die Ärzte sind nicht<br />
alle in dem Schema schnöselig und eitel<br />
wiederzufinden, sondern füllen mit<br />
großem Engagement und Feingefühl<br />
diesen wichtigen medizinischen Fachbereich<br />
aus. Natürlich sind auch die<br />
klassischen Schönheits-OPs in ihrem<br />
Aufgabenbereich vertreten, aber nicht<br />
zu einem so großen Teil, wie er sich das<br />
vorgestellt hat.<br />
Foto: Larissa Jord<strong>an</strong><br />
Als Sabine Konrad, eine ehrgeizige<br />
Journalistin, eines Morgens aufsteht,<br />
tut ihr linkes Knie weh. Sie denkt, dass<br />
sie beim Schlafen sich nur das Bein<br />
verdreht hat, und steht g<strong>an</strong>z normal<br />
auf, geht in die Küche und trinkt einen<br />
Kaffee. Während sie mit dem Auto ins<br />
Geschäft fährt, werden ihre Schmerzen<br />
immer schlimmer. Sie denkt, wenn ich im<br />
Geschäft bin, werde ich erst einmal eine<br />
Schmerztablette nehmen. Nachdem sie<br />
diese genommen hat, sind die Schmerzen<br />
fast weg. Den g<strong>an</strong>zen Tag l<strong>an</strong>g nimmt sie<br />
Schmerztabletten, denn ohne sie würde<br />
Sabine den Tag nicht überstehen. Am<br />
Abend schmerzt ihr Knie immer noch<br />
und deshalb entscheidet sie, dass sie,<br />
wenn ihr Knie am nächsten Tag nicht<br />
besser ist, zum Arzt geht. Am nächsten<br />
Morgen sind die Schmerzen fast weg<br />
und deshalb beschließt sie nicht zum<br />
Arzt zu gehen. Plötzlich k<strong>an</strong>n sie in der<br />
Redaktion vor lauter Schmerzen nicht<br />
mehr laufen. Sie will jedoch noch einen<br />
Artikel schreiben, der am nächsten Tag in<br />
der Zeitung erscheinen muss, und nimmt<br />
deshalb wiederum zwei Tabletten, die<br />
aber so gut wie nichts bringen. Sabine<br />
jammert ihrer Kollegin die Ohren voll,<br />
dass sie solche Schmerzen hat, die ihr<br />
daraufhin empfiehlt zum Arzt zu gehen.<br />
Bei Dr. Stef<strong>an</strong> Ritter <strong>an</strong>gekommen, erklärt<br />
ihr dieser, dass Sabine eine Arthrose<br />
im linken Knie hat, das bedeutet, dass<br />
ihr Knieknorpel zerstört wird. Arthrose<br />
k<strong>an</strong>n vererblich sein, es k<strong>an</strong>n aber<br />
auch durch falsches Schuhwerk oder<br />
Übergewicht hervorgerufen werden. Er<br />
verschreibt ihr ein Schmerzmittel. „Ich<br />
habe schon Schmerztabletten genommen<br />
und diese haben nur kurze Zeit gewirkt“,<br />
erklärt Sabine. D<strong>an</strong>n werde nur noch<br />
eine Operation helfen, rät ihr Dr. Ritter.<br />
Sie sagt, sie müsse sich das noch einmal<br />
überlegen, und fährt nach Hause. Zu<br />
Hause <strong>an</strong>gekommen öffnet sie ihren<br />
Briefkasten und es fliegt ihr ein Flyer<br />
mit der Überschrift „Hagebutte gegen<br />
Arthrose“ entgegen. So ein Quatsch,<br />
wieso soll denn die Natur helfen, wenn<br />
selbst die neusten Medikamenten mir<br />
nicht weiterhelfen können und mir<br />
mein Arzt zu einer Operation rät, denkt<br />
sie und wirft den Flyer in den nächsten<br />
Papierkorb. Einige Zeit später kommt<br />
Naturheilkunde - nur Hokuspokus?<br />
ihre Freundin Paulina zu Besuch, der<br />
sie schon erzählt hat, dass sie Arthrose<br />
hat, und diese wedelt ihr mit dem Flyer<br />
einer Naturheilpraktikerin vor der Nase<br />
umher und sagt, das ist die Lösung, du<br />
gehst zu einer Heilpraktikerin, sie weiß<br />
bestimmt eine <strong>an</strong>dere, bessere Lösung<br />
deine Schmerzen loszuwerden, als dich<br />
operieren zu lassen. „Ach Quatsch, das<br />
hilft bestimmt nicht, das ist nur Zeitverschwendung“,<br />
erwidert Sabine. „Ein<br />
Versuch wäre es doch wert, vielleicht hilft<br />
es doch und d<strong>an</strong>n musst du dich nicht<br />
operieren lassen. Das wäre doch super“,<br />
versucht ihre Freundin sie zu überreden.<br />
Sabine entgegnet murrend, d<strong>an</strong>n geh ich<br />
eben hin, wenn du mich d<strong>an</strong>n damit in<br />
Ruhe lässt. Als Sabine am nächsten Tag<br />
einen Termin bei der Heilpraktikerin hat,<br />
verspricht sie sich aber nicht viel davon<br />
und hat sich mit den Ged<strong>an</strong>ken, dass sie<br />
sich operieren lassen muss, schon abgefunden,<br />
obwohl sie doch so eine große<br />
Angst vor Spritzen hat. Als sie die Praxis<br />
betritt, ist sie jedoch positiv überrascht,<br />
denn die Praxis ist nicht so kalt und es<br />
riecht auch nicht nach Sterilisationsmittel<br />
wie in der Praxis von Dr. Ritter. Die<br />
Wände sind mit einem warmen Or<strong>an</strong>ge<br />
gestrichen und <strong>an</strong> den Wänden hängen<br />
Abbildungen von der Nase und von den<br />
Augen aus Ton. Es riecht nach einem<br />
Raumerfrischer mit Zitrone und einem<br />
Touch Ingwer. Hinter einem schweren<br />
Holztisch mit einer Lampe sitzt eine<br />
zierliche Frau, Mitte vierzig. Es scheint<br />
alles aufein<strong>an</strong>der abgestimmt zu sein,<br />
Gesundheit<br />
An Naturheilkunde glauben nicht viele, aber es gibt auch eine <strong>an</strong>dere Möglichkeit eine Kr<strong>an</strong>kheit zu bekämpfen als sich mit chemisch<br />
hergestellten Medikamenten vollzupumpen.<br />
v o n Ju L i a ur ba n<br />
So ein<br />
Quatsch,<br />
denkt sie,<br />
warum sollte<br />
die Natur<br />
mir helfen?<br />
Bioreson<strong>an</strong>zgerät<br />
die Wände, der Holztisch und die Bilder<br />
geben dem Raum das gewisse Etwas. Als<br />
die Frau Sabine bemerkt, steht sie auf<br />
und kommt auf sie zu, gibt ihr die H<strong>an</strong>d,<br />
begrüßt sie mit einem herzlichen guten<br />
Tag und stellt sich als Gesine Hausm<strong>an</strong>n<br />
vor. Ihre Stimme klingt freundlich und<br />
s<strong>an</strong>ft. Sie setzen sich <strong>an</strong> ihren Schreibtisch<br />
und Sabine erzählt Gesine, dass ihr<br />
Arzt bei ihr Arthrose festgestellt hat und<br />
dieser keinen <strong>an</strong>deren Weg weiß, außer<br />
ihr Knie zu operieren.<br />
Daraufhin erwidert Gesine Hausm<strong>an</strong>n<br />
lachend: „ Ja, das denken die meisten<br />
Ärzte, denn sie glauben nicht wirklich <strong>an</strong><br />
die Kraft der Natur. Naturheilkunde ist<br />
die Heilung, Linderung und Vorbeugung<br />
von Kr<strong>an</strong>kheiten mit Hilfe der Heilkraft<br />
aus der Natur. Denn jede Pfl<strong>an</strong>ze enthält<br />
Heilkräfte. Bärlauch zum Beispiel lindert<br />
Magenbeschwerden, denn Bärlauch regt<br />
die Magen- und Darmdrüse <strong>an</strong>, Löwenzahn<br />
hilft bei Verdauungsbeschwerden<br />
und Hagebutte hilft gegen Arthrose.“<br />
Hagebutte, fragt Sabine verwundert.<br />
Hausm<strong>an</strong>n lacht und erwidert: „ Ja, Sie<br />
glauben wohl auch nicht <strong>an</strong> die Kraft<br />
der Natur, aber es stimmt.“<br />
Vor einiger Zeit, hat ein Bauer, der eben-<br />
falls <strong>an</strong> Arthrose litt, herausgefunden,<br />
dass Hagebutte gegen Arthrose hilft. Er<br />
hat Hagebuttenmarmelade von seinen<br />
Freunden geschenkt bekommen, die er<br />
d<strong>an</strong>n eine Zeit l<strong>an</strong>g gegessen hat, und<br />
dabei sind seine Schmerzen schwächer<br />
geworden. Worauf er diesem Phänomen<br />
nachging und auf die Idee kam<br />
Foto: Julia Urb<strong>an</strong>
Gesundheit<br />
die Hagebutten zu trocknen und sie zu<br />
Pulver zu verarbeiten. Da der Bauer die<br />
Subst<strong>an</strong>z, die in der Hagebutte ist und<br />
zu diesem positiven Effekt führt, durch<br />
das Trocknen schonte, erzielte das Pulver<br />
auch eine viel bessere Wirkung als<br />
die Marmelade. In Habebutten ist ein<br />
Wirkstoff enthalten, der verhindert, dass<br />
die weißen Blutkörperchen, die <strong>an</strong> dem<br />
entzündlichen Prozess in den Gelenken<br />
beteiligt sind, in das Entzündungsgebiet<br />
weiter einw<strong>an</strong>dern und dabei das<br />
Knorpelgewebe weiter schädigen. Das<br />
Pulver aus der Hagebutte schwächt die<br />
Entzündungsreaktion in den Gelenken<br />
ab oder unterdrückt sie. Dadurch werden<br />
die Schädigung und die Zerstörung des<br />
Knorpels und die Schmerzen verringert<br />
und die Beweglichkeit verbessert.<br />
Als Sabine das hört, platzt sie fast vor<br />
Freunde. Sie hofft auf diese Weise der<br />
Operation auszuweichen. Doch die<br />
Heilpraktikerin bremst sie, denn auch<br />
die Homöopathie hat ihre Grenzen. Um<br />
die genaue Dosis des Pulvers festzulegen,<br />
muss Frau Hausm<strong>an</strong>n noch ein paar<br />
Tests <strong>an</strong> Sabine durchführen. Zunächst<br />
schließt Sie Sabine <strong>an</strong> das Prognos-Gerät<br />
<strong>an</strong>. Das Gerät hilft die Ursachen oder<br />
Blockaden, wie Narben, zu erkennen.<br />
Der Körper ist in Meridi<strong>an</strong>e eingeteilt,<br />
diese sind Energiebahnen, die zum Beispiel<br />
aufgrund von Narben unterbrochen<br />
werden können. Ein Energiedefizit im<br />
Bereich der Meridi<strong>an</strong>e k<strong>an</strong>n, wenn es<br />
über einen l<strong>an</strong>gen Zeitraum <strong>an</strong>hält, zu<br />
org<strong>an</strong>ischen und letztendlich zu psychischen<br />
Beschwerden führen.<br />
Zudem k<strong>an</strong>n Prognos die Wirksamkeit<br />
der Therapie bewerten oder die Verträglichkeit<br />
des Mittels testen. Die Heilpraktikerin<br />
setzt zum Messen den Griffel des<br />
Gerätes auf die Akupunkturpunkte der<br />
Innen- und Außenseiten der Finger und<br />
der Fußzehen von Sabine auf, um den<br />
Energiefluss, der über ihre Meridi<strong>an</strong>e<br />
fließt, zu erfassen. Dadurch erfährt sie,<br />
in welchem Zust<strong>an</strong>d sich die Meridi<strong>an</strong>e<br />
oder die Org<strong>an</strong>e befinden. Die Therapie<br />
in der Elektroakupunktur erfolgt mit<br />
Hilfe eines Reizstroms, der auf das zu<br />
beh<strong>an</strong>delte Org<strong>an</strong> gesendet wird. Dadurch<br />
wird der Energiefluss wieder auf<br />
den Normalwert gebracht. Auf dem<br />
Bildschirm sieht Gesine Hausm<strong>an</strong>n, wo<br />
sie als nächstes den Griffel aufsetzten<br />
muss; sie ist aber schon so geübt, dass sie<br />
das gar nicht mehr benötigt. „Huch, jetzt<br />
erscheinen auf dem Display g<strong>an</strong>z viele<br />
Balken. M<strong>an</strong>che über der schwarzen,<br />
dicken Linie und machen auch unterhalb.<br />
Was diese Balken wohl zu bedeuten<br />
haben“, wundert sich Sabine. Durch die<br />
Balken wird klar, welche Energiebahn<br />
Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 20 Se i t e 21 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008<br />
viel oder wenig Energie hat, und somit<br />
k<strong>an</strong>n in diesem Bereich nach Störungen<br />
gesucht werden. Außerdem k<strong>an</strong>n Frau<br />
Hausm<strong>an</strong>n <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d der Balken erkennen,<br />
dass Sabine das Hagebuttenpräparat sehr<br />
gut verträgt und keine Nebenwirkungen<br />
entstehen dürften.<br />
Die Frage, die sich wahrscheinlich viele<br />
auch schon gestellt haben, ist, worin denn<br />
der große Unterschied zwischen den<br />
homöopathischen Mitteln und den chemisch<br />
hergestellten Medikament besteht.<br />
Der Unterschied ist eigentlich g<strong>an</strong>z einfach:<br />
Durch die homöopathischen Mittel<br />
wird die Selbstregulation, also die Selbstheilung,<br />
des Org<strong>an</strong>ismus <strong>an</strong>geregt. Das<br />
bedeutet, die homöopathischen Mittel<br />
regen den Körper <strong>an</strong>, seine Abwehrkräfte<br />
zu stärken. Die chemisch hergestellten<br />
Medikamente wirken dadurch, dass sie<br />
selbst aktiv werden <strong>an</strong>statt der körpereigenen<br />
Abwehr. Dabei gerät die Homöopathie<br />
aber auch <strong>an</strong> ihre Grenzen, denn<br />
es gibt Erkr<strong>an</strong>kungen, die der Köper<br />
nicht alleine bekämpfen und regenerieren<br />
k<strong>an</strong>n, d<strong>an</strong>n werden Wirkstoffe benötigt,<br />
die alleine aktiv werden und die Bakterien<br />
behindern sich weiter. Als Sabine nach<br />
Auffälligkeiten gefragt wird, <strong>an</strong>twortet<br />
sie, dass sie ihm Frühjahr immer gerötete<br />
juckende Augen und ziemlichen Schnupfen<br />
hat. Das seien die Anzeichen von<br />
Heuschnupfen. Ein paar Minuten später<br />
sitzt Sabine mit zwei Kugeln in der H<strong>an</strong>d<br />
vor dem Bioreson<strong>an</strong>z -Gerät, das auf<br />
der linken Seite Zahlen hat, mit denen<br />
m<strong>an</strong> das Programm einstellen k<strong>an</strong>n.<br />
Dieses Gerät hilft den Heuschnupfen<br />
zu mildern. Sabine ist über zwei Kabel,<br />
einem roten und einem schwarzen, die<br />
in zwei goldenen Kugeln stecken, mit<br />
dem Gerät verbunden. „Jetzt sitze ich<br />
schon fünf Minuten vor diesem Gerät<br />
und nichts tut sich. Hallo? Ist noch<br />
jem<strong>an</strong>d da? Was soll denn das bringen?<br />
Ist eben doch alles nur Hokuspokus“,<br />
denkt Sabine gel<strong>an</strong>gweilt, „Ah, da kommt<br />
ja wieder Fr. Hausm<strong>an</strong>n.“ Die Methode<br />
nennt sich Bioreson<strong>an</strong>zmethode. Ihre<br />
individuellen Schwingungen werden<br />
mittels Elektroden in das Gerät geleitet.<br />
Dort werden durch die Phasenverschiebung<br />
die Schwingungen elektronisch in<br />
ihr Spiegelbild verw<strong>an</strong>delt und als Therapieschwingung<br />
wieder zurückgeleitet.<br />
Das Ziel der Therapie ist, die kr<strong>an</strong>kmachenden<br />
Einflüsse zu vermindern und<br />
dadurch die Kommunikation im Körper<br />
zu fördern. Sabine erschrickt ein wenig,<br />
als ein lauter Piep ertönt. Gesine lacht.<br />
Für heute ist die Beh<strong>an</strong>dlung vorbei.<br />
Bevor Sabine geht, drückt Gesine ihr<br />
noch die Hagebuttenkapseln in die H<strong>an</strong>d,<br />
davon muss sie jeden Tag eine nehmen,<br />
um die Arthrose-Schmerzen zu lindern.<br />
„Und die Bioreson<strong>an</strong>ztherapie sollten Sie<br />
ab jetzt regelmäßig durchführen, denn<br />
d<strong>an</strong>n können Sie den nächsten Frühling<br />
ohne geröteten Augen genießen“, rät<br />
ihr Gesine. Mit einem guten Gefühl,<br />
glücklich und dem Vorsatz, dass sie<br />
ab jetzt regelmäßig zu der Naturheilpraktikerin<br />
gehen will, verlässt Sabine<br />
die Praxis. An die Knieoperation, die<br />
sie fast durchgeführt hätte, denkt sie<br />
nicht mehr. Seit dem Besuch bei der<br />
Heilpraktikerin nimmt Sabine täglich die<br />
Kapseln und merkt, wie ihre Schmerzen<br />
immer schwächer werden. Auch zur<br />
Bioreson<strong>an</strong>z-Therapie geht sie seitdem<br />
regelmäßig. Wenn sie merkt, dass sie eine<br />
Erkältung bekommt, greift sie lieber zu<br />
einem homöopathischen Mittel als zu<br />
einem Antibiotikum und merkt, dass sie<br />
sich besser fühlt, da sie sich nicht mit<br />
Antibiotika vollpumpt.<br />
Währenddessen ist ein halbes Jahr<br />
verg<strong>an</strong>gen und es ist wieder Frühling.<br />
Sabine, die m<strong>an</strong>chmal noch leichte<br />
Schmerzen im Knie hat, picknickt mit<br />
ihrer Freundin Paulina im Grünen. „Hatschi!“<br />
„Gesundheit!“ „Oh, D<strong>an</strong>ke, dieser<br />
verflixte Heuschnupfen.“ „Tja, den habe<br />
ich, seitdem ich bei der Heilpraktikern<br />
war, nicht mehr. Ich glaube, du musst<br />
auch mal zu ihr gehen und d<strong>an</strong>n können<br />
wir beide nächstes Jahr den Frühling genießen.<br />
Ist eben doch nicht Hokuspokus,<br />
sondern hilft auch“, lacht Sabine.<br />
Der deutsche Arzt und Chemiker<br />
Samuel Hahnem<strong>an</strong>n (1755-1843) war<br />
mit den Methoden seiner Zeit nicht<br />
zufrieden und hat eine s<strong>an</strong>fte Heilmethode<br />
entwickelt, die er Homöopathie<br />
gen<strong>an</strong>nt<br />
Homöopathie stammt aus dem<br />
Griechischen und bedeutet „Ähnlich<br />
dem Leiden“.<br />
Im Gegensatz zu chemisch hergestellten<br />
Medikamenten, die selbst aktiv<br />
werden, regen die die homöopathische<br />
Mittel den Körper <strong>an</strong> selbst aktiv zu<br />
werden.<br />
Natürlich gibt es auch bei der Homöopathie<br />
Grenzen, denn bei bestimmten<br />
Kr<strong>an</strong>kheiten, k<strong>an</strong>n unser Körper nicht<br />
selbst aktiv werden und d<strong>an</strong>n benötigt<br />
m<strong>an</strong> die Medikamente, die selbst aktiv<br />
werden und verhindern, dass sich<br />
die Bakterien weiter ausbreiten. Die<br />
Homöopathie ist aber eine körperschonendere<br />
Methode eine Kr<strong>an</strong>kheit, wie<br />
zum Beispiel Schnupfen, zu besiegen.<br />
Zu cool für<br />
euch<br />
v o n iSabeLLa Kä S t e L<br />
Es ist kurz nach halb sieben <strong>an</strong><br />
einem gewöhnlichen Freitagmorgen<br />
im Hause Angler und Lisa<br />
hat wieder einmal verschlafen, obwohl<br />
die Mutter schon mehrmals Versuche<br />
unternommen hat sie aus dem Bett zu<br />
bekommen. Zur Antwort war ihr aber<br />
<strong>an</strong>stelle des erwarteten „Guten Morgen,<br />
Mami“ nur ein gereiztes „Raus! Sofort!“<br />
vergönnt und mit diesen aussagenkräftigen<br />
Worten dreht sich Lisa einfach<br />
kaltschnäuzig noch einmal auf die rechte<br />
Seite, zeigt der Mutter somit die linke<br />
Schulter und döst weiter. Nun würde sich<br />
Lisa extra beeilen müssen, um noch den<br />
frühen Bus zu bekommen und diesen<br />
g<strong>an</strong>zen Stress auf einen leeren Magen<br />
hätte die Mutter Lisa eigentlich ersparen<br />
wollen. „Morgen“, grummelt dieses verschlafene<br />
Etwas, das ihrer Tochter nur im<br />
entferntesten Sinne ähnelt, missgelaunt<br />
und schlurft über den Dielenboden direkt<br />
ins Badezimmer.<br />
Die Mutter legt die Stirn in Falten,<br />
denn sie ist sich sicher, dass Lisa genug<br />
Schlaf hatte, schließlich ist sie schon<br />
zeitig, gegen 20.00 Uhr, in ihrem Zimmer<br />
verschwunden und ihre Müdigkeit somit<br />
gewiss unbegründet. Doch was sie nicht<br />
weiß, ist, dass Lisa noch heimlich ein<br />
zweistündiges Gespräch mit ihrer Freundin<br />
auf dem schnurlosen Telefon geführt<br />
hatte und ihr erst d<strong>an</strong>ach siedendheiß<br />
eingefallen ist, dass sie noch nichts für<br />
den bevorstehenden Fr<strong>an</strong>zösischvokabeltest<br />
gebüffelt hat.<br />
Foto: Isabella Kästel<br />
heimlich<br />
ein zweistündiges<br />
Gespräch<br />
auf dem<br />
schnurlosen<br />
Telefon<br />
Leben<br />
Trotz des unguten mulmigen Gefühls,<br />
welches Lisa die g<strong>an</strong>ze Zeit über<br />
beschlichen hat, ist es ihr gelungen, alle<br />
Ged<strong>an</strong>ken <strong>an</strong> die Schule und <strong>an</strong>dere<br />
Widrigkeiten des Lebens beiseite zu<br />
schieben, wenn auch nicht g<strong>an</strong>z zu<br />
verdrängen.<br />
So ist es seit Neustem immer bei ihr,<br />
sie hat keine Motivation, bis ihr die Zeit<br />
ausgeht und sie d<strong>an</strong>n alles mehr schlecht<br />
als recht, notdürftig überfliegen muss.<br />
Oftmals macht sie das sauer auf sich<br />
selbst und sie fragt sich, wieso all ihre<br />
Disziplin so plötzlich verschwunden<br />
ist. Sie wundert sich, dass sie für Dinge,<br />
die sie früher wie selbstverständlich<br />
erledigt hat, auf einmal doppelt so l<strong>an</strong>ge<br />
braucht, weil sie ged<strong>an</strong>klich immer<br />
wieder abschweift und sich sehr schlecht<br />
zur Ausführung sinnvoller Tätigkeiten<br />
durchringen k<strong>an</strong>n.<br />
Und so grübelt sie, ob sich bei ihr vielleicht<br />
nicht nur äußerlich, sondern auch<br />
im Kopf etwas entscheidend verändert<br />
haben könnte.<br />
Unrecht hat sie mit ihrer Vermutung<br />
jedenfalls nicht, denn tatsächlich verändert<br />
sich das Gehirn in der Pubertät<br />
grundlegend. Es ist also nicht, wie noch<br />
vor einigen Jahren <strong>an</strong>genommen, mit der<br />
Foto: k
Leben<br />
Vollendung des zwölften Lebensjahres<br />
fertig gestellt und ausgewachsen, sondern<br />
hier geht es mit der Umstellung erst<br />
richtig los. Wie der Radiologie-Chef einer<br />
Kinderpsychiatrie in Bethesda, USA,<br />
Jay Giedd herausf<strong>an</strong>d, wird das Gehirn<br />
in der Pubertät reorg<strong>an</strong>isiert.<br />
Um auf diesen Schluss zu kommen<br />
durchleuchtete er im Kernspintomographen<br />
die Gehirne von Kindern und<br />
Jugendlichen und stellte fest, dass ihre<br />
Gehirne Baustellen glichen, Synapsen,<br />
die Kontakte zwischen einzelnen Nervenzellen<br />
bilden und Informationen weiterleiten,<br />
wuchern, Nervenverbindungen<br />
werden erst gelöst und d<strong>an</strong>n wieder neu<br />
geschlossen. Das gesamte Gehirn ist<br />
quasi im Umbruch. Der Grund für die<br />
Motivationsprobleme vieler Jugendlicher<br />
könnte auf einen unreifen Nucleus<br />
acumbus zurückzuführen sein, einer<br />
Gehirnregion in den Basalg<strong>an</strong>glien, die<br />
hierfür die Ver<strong>an</strong>twortung trägt.<br />
Doch all das ist Lisa nicht bewusst und<br />
während sie zornig versucht die dicken<br />
Augenringe wegzuschminken, nimmt sie<br />
sich vor, heute Abend früher schlafen zu<br />
gehen, was ihr aber auch immer schwerer<br />
fällt, denn sie wird einfach nicht müde<br />
und findet immer später ins Bett. Schuld<br />
dar<strong>an</strong> ist ihre Zirbeldrüse im Gehirn, die<br />
den Botenstoff Melatonin ausschüttet,<br />
der müde macht. Bei Jugendlichen ist<br />
dieser Prozess etwas aus dem normalen<br />
Rhythmus gekommen und so werden<br />
sie erst später müde, als es bei Kindern<br />
und Erwachsenen gewöhnlich ist. Aber<br />
gerade jetzt bräuchte Lisa mehr Schlaf, da<br />
die Tage ohnehin <strong>an</strong>strengend und kompliziert<br />
sind und sich so viel Wichtiges<br />
verändert, für dessen Verarbeitung viel<br />
Schlaf und somit Ruhe nötig ist.<br />
„Beeil dich!“, ertönt die trällernde<br />
Stimme ihrer Mutter. Lisa schnaubt<br />
und nuschelt mürrisch: „Nerv nicht!“<br />
Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 22 Se i t e 23 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008<br />
Natürlich nimmt sie den gut gemeinten<br />
Ratschlag ihrer Mutter nicht ernst und<br />
verpasst prompt den Bus, sieht dafür<br />
aber blendend aus in ihren neuen hochhackigen<br />
Stiefeletten und in ihrem Rock,<br />
den m<strong>an</strong> nicht beschreiben k<strong>an</strong>n, weil<br />
schon ein Wort zu l<strong>an</strong>g wäre und für den<br />
es eigentlich schon viel zu kalt ist.<br />
Unten <strong>an</strong> der Straße stehen zwei<br />
Mädchen ihres Alters und belächeln sie,<br />
Lisa entgeht nicht, dass sie bei ihrem<br />
Anblick sofort zu tuscheln beginnen,<br />
und augenblicklich fragt sie sich, was mit<br />
ihrem Erscheinungsbild nicht stimmen<br />
könnte. Stöckelt sie zu sehr in ihren<br />
Schuhen, quillt ihr Babyspeck seitlich<br />
aus dem Rock hervor, oder hat sie zu<br />
viel Make-up aufgetragen?<br />
Sie zieht den Rock eine wenig nach<br />
unten und fährt sich mit den Zeigefingern<br />
über die Augenlider um das grelle<br />
Blau etwas abzumildern. Sie fühlt sich<br />
unsicher, wie ein knalliger Vogel, den<br />
m<strong>an</strong> ohne sein schützendes Federkleid<br />
auf offener Straße vor einer gaffenden<br />
Horde Pass<strong>an</strong>ten in einem billigen Käfig<br />
mit der Aufschrift „Ich bin dämlich! “zur<br />
Schau gestellt hat. Rasch verwirft sie den<br />
Ged<strong>an</strong>ken und setzt eine überhebliche<br />
Foto: Isabella Kästel<br />
Foto: k<br />
„Was ist<br />
aus meiner<br />
kleinen Lisa<br />
von früher<br />
geworden?“<br />
Miene auf, die zeigen soll, dass m<strong>an</strong> ihr,<br />
Lisa, gar nichts k<strong>an</strong>n.<br />
Alles nur Maskerade; in Wahrheit ist<br />
sie tief getroffen. Ihr Selbstwertgefühl<br />
ist ordentlich ins Schw<strong>an</strong>ken gekommen<br />
und ihr Selbstbewusstsein ist im Keller.<br />
Das Problem ist, dass sie sich viel zu<br />
sehr über ihr Äußeres definiert, da sie<br />
glaubt, <strong>an</strong>sonsten nichts vorzuweisen zu<br />
haben. Die Hülle sehen die <strong>an</strong>deren nun<br />
einmal zuerst und sie k<strong>an</strong>n nicht, wie die<br />
Erwachsenen, damit <strong>an</strong>geben, was sie<br />
im Leben schon alles erreicht hat. Was<br />
ihr bleibt, sind ihre Klamotten, über die<br />
sie sich definieren k<strong>an</strong>n und die zeigen,<br />
welcher Gruppe sie sich <strong>an</strong>gehörig fühlt,<br />
und vielleicht auch noch ihr neues H<strong>an</strong>dy<br />
mit den Glitzersteinchen. Außerdem hat<br />
sie ihren Körper, der als durchschnittlich<br />
<strong>an</strong>gesehen werden k<strong>an</strong>n und somit nicht<br />
aus dem Raster der gängigen Schönheitsvorstellung<br />
fällt. Allerdings auch nicht<br />
übermäßig begehrenswert erscheint und<br />
dies ist für Lisa, wie auch für die meisten<br />
<strong>an</strong>deren Mädchen ihres Alters, das Maximum<br />
<strong>an</strong> Bestätigung und Anerkennung,<br />
wenn sie von <strong>an</strong>deren als hübsch oder gar<br />
schön erfasst werden. Um Komplimente<br />
dieser Art des Öfteren gesagt zu bekommen,<br />
fragt Lisa auch gerne mal indirekt<br />
nach, indem sie sich erst herabsetzt, nur<br />
um d<strong>an</strong>n sofort vom Gegenteil überzeugt<br />
zu werden. Einer ihrer St<strong>an</strong>dartsätze ist:<br />
„Heute sehe ich ja mal fertig aus!“ Und<br />
prompt folgt die Verneinung und die<br />
Versicherung des <strong>an</strong>deren, das alles sitzt<br />
und gut aussieht. Ungeschickt wäre es<br />
allerdings zu <strong>an</strong>tworten, dass Lisa doch<br />
aussieht wie immer, denn d<strong>an</strong>n braucht<br />
m<strong>an</strong> sich über ein schnippisches „Na,<br />
d<strong>an</strong>ke!“ als Erwiderung nicht zu wundern.<br />
Mädchen sind in diesem Bereich<br />
nun einmal äußerst kritisch und gehen<br />
hart mit sich selbst ins Gericht. Viel<br />
ungerechter beurteilen sie sich selbst als<br />
beispielsweise die eigene Freundin, bei<br />
der alles zusammenpasst und insgesamt<br />
schön ist; nur bei einem selbst ist m<strong>an</strong><br />
mit den kleinen Macken unzufrieden.<br />
Wie sollte es auch <strong>an</strong>ders sein, wenn<br />
m<strong>an</strong> sich mit den abgebildeten Frauen<br />
in den Hochgl<strong>an</strong>zmagazinen messen<br />
will, die sich mit gertenschl<strong>an</strong>ken Körpern,<br />
gebräunter Haut und ebenmäßigen<br />
Gesichtszügen räkeln und für teure<br />
Luxusprodukte werben. Da möchte<br />
m<strong>an</strong> doch, wenn m<strong>an</strong> schon nicht so<br />
bezaubernd lächeln k<strong>an</strong>n, wenigstens<br />
den Lipgloss haben, der die Lippen des<br />
Models so verführerisch zum Schmollen<br />
bringt, auch wenn er das eigene Budget<br />
gewissermaßen sprengt.<br />
Während Lisa sich in der Bahn ihren<br />
neuen Lipgloss dick aufschmiert und den<br />
süßen Typen ihr gegenüber verstohlen<br />
Foto: k<br />
mustert, sitzt ihre Mutter daheim und<br />
grübelt über das seltsame Verhalten<br />
ihrer Tochter.<br />
Was ist aus meiner kleinen Lisa von<br />
früher geworden? Sie ist wie ausgetauscht,<br />
von verändert k<strong>an</strong>n hier nicht<br />
mehr die Rede sein, denn es ist als ob sie<br />
plötzlich einen völlig <strong>an</strong>deren Menschen<br />
vor sich hätte. Ras<strong>an</strong>t hat sich Lisa vom<br />
schmächtigen höflichen Püppchen zu<br />
einer kurvigen nörgligen Zicke entwickelt.<br />
Sie hat schon von Freundinnen<br />
gehört, dass der Entwicklungsprozess<br />
g<strong>an</strong>z unterschiedlich ablaufen k<strong>an</strong>n,<br />
m<strong>an</strong>che Mädchen würden sich l<strong>an</strong>gsam<br />
schrittweise weiterentwickeln und auf<br />
eine <strong>an</strong>genehme Weise reifer werden.<br />
Das Verhältnis zu ihrer Tochter habe<br />
sich sogar verbessert, hat eine Kollegin<br />
berichtet, es sei alles viel offener geworden<br />
und sie könne ihrer Tochter nun viel<br />
mehr Ver<strong>an</strong>twortung übertragen und sei<br />
sich sicher, dass sie damit auch umgehen<br />
k<strong>an</strong>n und für ihr H<strong>an</strong>deln gerade steht.<br />
Das hat sich natürlich sehr viel versprechend<br />
<strong>an</strong>gehört und die Mutter beruhigt,<br />
da es recht glaubhaft kl<strong>an</strong>g, dass sich also<br />
doch nicht alles von einer Sekunde auf<br />
die <strong>an</strong>dere verschlechtern muss, bis <strong>an</strong>s<br />
Licht kam, dass die Tochter der Kollegin<br />
die Schule geschmissen hat und um dem<br />
Das Zimmer<br />
ist zur<br />
Sperrzone<br />
geworden.<br />
g<strong>an</strong>zen die Krone aufzusetzen auch noch<br />
in kriminelle Machenschaften verstrickt<br />
wurde.<br />
Letztendlich ist sie d<strong>an</strong>n mit einem<br />
Biker durchgebr<strong>an</strong>nt.<br />
Die Mutter schmunzelt, es läuft wohl<br />
auch bei <strong>an</strong>deren nicht immer alles so<br />
glatt, wie sie uns glauben lassen wollen.<br />
Jeder hat sein Kreuz zu tragen.<br />
Hätte Lisa nur nicht immer diese Stimmungsschw<strong>an</strong>kungen!<br />
Von himmelhoch<br />
jauchzend bis zu abgrundtief deprimiert<br />
und gelegentlichen Weltschmerzattacken<br />
hat sie schon so m<strong>an</strong>ches erlebt, was sie<br />
von Lisas großem Bruder überhaupt<br />
nicht gewöhnt war.<br />
Der wurde m<strong>an</strong>chmal zum Nachsitzen<br />
einbestellt, aber mehr Probleme<br />
bereitete er ihr eigentlich auch nicht,<br />
jedenfalls musste sie sich wegen ihm<br />
nicht dermaßen den Kopf zerbrechen.<br />
Alles, worüber es sich für ihn zu streiten<br />
lohnte, waren eine kleine Taschengelderhöhung<br />
oder die Erlaubnis abends<br />
länger wegzubleiben. Beides gab sie ihm<br />
gern, denn das Geld gab er in der Regel<br />
fürs Essen aus und von irgendetwas<br />
musste sich der Junge ja auch zwischen<br />
den Mahlzeiten ernähren. Und wenn er<br />
erst gegen Morgen wieder zurückkam,<br />
machte sie sich keine Sorgen. Er ist groß<br />
und sucht keinen Streit, was sollte ihm<br />
also schon passieren?<br />
Bei Lisa ist das etwas g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>deres, sie<br />
ist doch noch ein kleines Mädchen und<br />
hat keine Ahnung, was sie da draußen<br />
erwartet, dass es da Typen gibt, die gerade<br />
auf so ein naives Mädchen wie<br />
sie warten, und davor muss m<strong>an</strong><br />
sie schließlich beschützen. Aber<br />
das ist Lisa gar nicht recht,<br />
sie will ihr eigenes Leben<br />
haben, ihre Privatsphäre<br />
respektiert sehen. Sie<br />
hat <strong>an</strong>gef<strong>an</strong>gen diese<br />
einzufordern, indem<br />
sie ihre Zimmertür<br />
immer öfter verriegelt<br />
und sich<br />
stundenl<strong>an</strong>g<br />
zurückzieht.<br />
Das Zimmer<br />
ist zur<br />
Sperrzone<br />
geworden,<br />
überall hängen<br />
Poster,<br />
die Milchbubisabbilden,<br />
die<br />
vo n L i s a<br />
Leben<br />
auch als Boyb<strong>an</strong>dmitglieder bezeichnet<br />
werden, und die Töne, die unter der Tür<br />
wie Rauch hervorquellen, erinnern eher<br />
<strong>an</strong> Katzenjammer als <strong>an</strong> Musik. Einmal<br />
wollte sie das Zimmer aufräumen<br />
gehen, welches sich in einem Zust<strong>an</strong>d<br />
von absolutem Dauerchaos befindet,<br />
und stieß dabei – natürlich rein zufällig<br />
– auf Lisas Tagebuch. Sie konnte nicht<br />
widerstehen und beg<strong>an</strong>n zu lesen. Sie<br />
erschrak zutiefst, denn die Seiten waren<br />
voll gekritzelt mit kleinen Herzchen und<br />
verliebt schmachtenden Passagen. Ihre<br />
Tochter hatte sich in eine tickende Zeitbombe<br />
verw<strong>an</strong>delt, die jeden Moment zu<br />
explodieren und ihre Mitmenschen mit<br />
Hormonen zu überschütten drohte.<br />
Foto: Isabella Kästel<br />
War sie als Mädchen auch so gewesen<br />
wie Lisa jetzt, hat sie sich gefragt. Wahrscheinlich<br />
schon, nur hat sie vergessen,<br />
wie es sich <strong>an</strong>gefühlt hat so jung zu sein.<br />
Leider, denn <strong>an</strong>sonsten könnte sie Lisas<br />
Verhalten besser nachvollziehen und das<br />
daraus resultierende Verständnis ist eine<br />
der besten Grundlagen für eine glückliche<br />
Beziehung.<br />
Das gesamte Zusammenleben mit Lisa<br />
hat sich verändert. Wenn m<strong>an</strong> das Badezimmer<br />
betritt, während sie es benutzt,<br />
stößt sie einen erschreckten schrillen<br />
Schrei aus und wird auch mal forsch,<br />
wenn m<strong>an</strong> sie drängt den Computer zu<br />
verlassen um zum Essen zu kommen.<br />
Und d<strong>an</strong>n lässt sie sich nicht einmal zum<br />
Lob des Essens herab, sondern hängt<br />
auch währenddessen verdrossen ihren<br />
Tagräumen nach und will, wenn m<strong>an</strong> sie<br />
freundlichst darauf aufmerksam macht,<br />
partout nichts von ihnen erzählen.<br />
Das Gefühl nicht mehr gebraucht zu<br />
werden und die Erkenntnis, dass Lisa sie<br />
aus ihrem Leben ausschließt, tun ihr sehr<br />
weh. Früher ist das <strong>an</strong>ders gewesen. Früher<br />
hat Lisa ihr alles erzählt von jedem<br />
Kummer, den sie ihr durch eine einfache<br />
Umarmung hat nehmen können, und<br />
zusammen haben sie jede Sorge und<br />
jeden glücklichen Moment geteilt. Früher<br />
war Lisa ein Teil von ihr gewesen: Sie<br />
hatten des Öfteren gleiche Mäntelchen
Leben<br />
und Pullover getragen und Lisa war ihr<br />
kleines Abziehbild gewesen.<br />
Sie waren, wie m<strong>an</strong> so schön sagt, ein<br />
Herz und eine Seele. Nun war sie Lisa<br />
peinlich, und sie wollte nicht einmal<br />
mehr mit ihr gesehen werden und schon<br />
gar nicht im Partnerlook. Dabei war sie<br />
doch früher Lisas großes Vorbild gewesen,<br />
und ihr kleines Mädchen hatte dies<br />
auch in jedem Poesiealbum offen für<br />
alle Welt lesbar bek<strong>an</strong>nt. Damals hatte<br />
sie in Lisas Augen keine Schwächen,<br />
jetzt sah Lisa jeden Makel sofort. Und<br />
es st<strong>an</strong>den ewige Diskussionen auf<br />
dem Tagespl<strong>an</strong>, in denen Lisa auch mal<br />
unverschämt wurde und sie trotzig ihre<br />
Grenzen austestete.<br />
Es geht hierbei letztendlich darum, mit<br />
den Eltern auf einer Stufe zu stehen, ihr<br />
H<strong>an</strong>deln und Denken in Frage zu stellen.<br />
Was für ein Kind noch undenkbar<br />
ist, dass Mutter oder Vater womöglich<br />
Unrecht haben, wird nun frei heraus<br />
und m<strong>an</strong>chmal auch recht hart ausgesprochen.<br />
Für die Eltern ist es natürlich eine<br />
enorme Umstellung, plötzlich so hinterfragt<br />
und durchleuchtet zu werden, doch<br />
ein Kind muss nun einmal ebenbürtig<br />
werden und ein <strong>an</strong>deres Verhältnis zu<br />
seinen Eltern finden. Die Rollen werden<br />
neu vergeben, ohne vor dem <strong>an</strong>deren das<br />
Gesicht zu verlieren.<br />
Denn nun sind die Positionen nicht<br />
mehr so klar vergeben. Vorher waren<br />
sie schon allein <strong>an</strong> der Körpergröße<br />
festzumachen, der Erwachsene hat zu<br />
dem niedlichen Kind mit den Pausbacken<br />
herab geblickt und es beschützt.<br />
Doch jetzt wird aus dem Kind ein<br />
Jugendlicher, der auf Augenhöhe steht<br />
und dies auch auf kommunikativer<br />
Ebene zeigen möchte, er will den immer<br />
gern gegebenen Schutz nun nicht mehr<br />
allzu oft be<strong>an</strong>spruchen und sich in erster<br />
Linie abnabeln. Dennoch sollte m<strong>an</strong><br />
den Kontakt zu ein<strong>an</strong>der nicht verlieren<br />
und stets im Gespräch bleiben, also<br />
dem <strong>an</strong>deren das Gefühl geben, dass<br />
er allzeit erwünscht ist und m<strong>an</strong> immer<br />
ein offenes Ohr für seine Probleme und<br />
Bel<strong>an</strong>ge hat.<br />
Allerdings steht im Leben eines Jugendlichen<br />
eher die Clique im Mittelpunkt,<br />
da m<strong>an</strong> sich mit seinen Freunden,<br />
also ungefähr Gleichaltrigen, besser<br />
identifizieren k<strong>an</strong>n. M<strong>an</strong> teilt die gleichen<br />
Interessen, befindet sich in vielerlei Hinsicht<br />
in der gleichen Situation und k<strong>an</strong>n<br />
so von ihnen auch besser verst<strong>an</strong>den<br />
werden. Außerdem k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> vor ihnen<br />
derjenige sein, der m<strong>an</strong> sein möchte oder<br />
der m<strong>an</strong> mit dem Ende der Kindheit<br />
geworden ist. Die Freunde nehmen einen<br />
so, wie m<strong>an</strong> ist, und sehen nicht das<br />
Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 24 Se i t e 25 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008<br />
Natürlich<br />
lästern die<br />
Freundinnen<br />
gut und<br />
gerne.<br />
Foto: k<br />
Kind, sondern objektiver den Menschen<br />
in einem. Kritik von Freunden wird in<br />
der Regel viel ernster genommen als die<br />
von Eltern, da die Freunde, so wie m<strong>an</strong><br />
selbst, „Mitten im Leben“ stehen und in<br />
das Szenario besser integriert sind, sie<br />
wissen somit, was „abgeht“. Auch Lisa<br />
findet in ihrer Mädchenclique Halt und<br />
Zuspruch. Bei ihren Freundinnen wird<br />
sie verst<strong>an</strong>den und ihre Meinung zählt,<br />
hier ist sie nicht mehr nur die kleine<br />
Schwester und Tochter, sondern Lisa, das<br />
Mädchen, eine eigenständige Person.<br />
Mit ihren „Mädels“ diskutiert sie<br />
nicht über schulische Leistungen oder<br />
ähnliches, was von den Eltern viel zu<br />
wichtig genommen wird, sondern über<br />
allerlei <strong>an</strong>deres, beispielsweise die Trends<br />
von heute, also was diese Saison getragen<br />
werden k<strong>an</strong>n und was ein absolutes<br />
No-go ist; auch der neuste Klatsch und<br />
Tratsch darf nicht zu kurz kommen,<br />
wer mit wem zusammen ist. Natürlich<br />
lästern die fünf Freundinnen gut und<br />
gerne und treffen dabei des Öfteren auch<br />
weit unter die Gürtellinie. Die Mädchen<br />
ziehen noch nicht einmal nur über ihre<br />
Feinde her – nein – bei ihnen muss jeder<br />
einmal dr<strong>an</strong> glauben: Die alte Dame aus<br />
der Bahn, deren Lackschühchen für<br />
viel Spott bei der selbstern<strong>an</strong>nten Jury<br />
sorgen, oder der eigentlich liebenswerte<br />
Klassenstreber, der unschönerweise seine<br />
Hosen bis fast zu den Ohren zieht und<br />
dessen einziger Fehler es ist, dass er vom<br />
größten Teil der Mitschüler als uncool<br />
abgestempelt wird, bevor sie auch nur<br />
ein Wort mit ihm gewechselt haben. Und<br />
nun bilden sich die Freundinnen ein, sie<br />
hätten das Recht ihn zu verurteilen und<br />
offen gegen in zu stänkern, nur weil er<br />
in den Augen von vorurteilsbelasteten<br />
und narzisstischen Teenagern nicht<br />
akzeptiert wird.<br />
Sie quatschen dabei einfach die Gerüchte,<br />
die sie über ihn gehört haben<br />
nach und wägen sich in der Sicherheit,<br />
dass die <strong>an</strong>deren sie cool finden, wenn sie<br />
der gleichen Meinung sind wie alle.<br />
Ja, klar will Lisa dazugehören und<br />
cool sein, doch was ist <strong>an</strong> dem „Dazugehören“<br />
eigentlich so interess<strong>an</strong>t und<br />
welchen Preis wäre sie bereit für die<br />
absolute Integration und Anpassung zu<br />
zahlen?<br />
Würde sie sich selbst verleugnen um<br />
den <strong>an</strong>deren besser zu gefallen?<br />
Würde sie sich der Gruppe unterwerfen,<br />
ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen,<br />
ihre Meinung runterschlucken<br />
und sich in eine Art Uniform zwängen<br />
lassen?<br />
Noch k<strong>an</strong>n sie diese Fragen nicht eindeutig<br />
be<strong>an</strong>tworten, doch sie hinterlassen<br />
einen bitteren Nachgeschmack, denn bis<br />
jetzt war sie der Ansicht ein unabhängiges<br />
Individuum zu sein. Und plötzlich<br />
kommt ihr eine einfache Erkenntnis:<br />
Wenn alle gleich wären, wäre auch niem<strong>an</strong>d<br />
mehr etwas Besonderes!<br />
Die Botschaft dieses Ged<strong>an</strong>kens<br />
missfällt ihr, denn sie möchte definitiv<br />
nicht in der Menge untergehen, doch<br />
gegen den Strom zu schwimmen ist nun<br />
einmal <strong>an</strong>strengender, als sich treiben zu<br />
lassen, und m<strong>an</strong> macht sich damit auch<br />
<strong>an</strong>greifbar. Denn für die Meisten heißt<br />
es, wenn einer nicht dabei ist, ist er logischerweise<br />
draußen, ein Außenseiter, und<br />
Außenseiter sind uncool; und das Gefühl<br />
uncool zu sein ist wahrlich nicht das<br />
Angenehmste. Dieses Gefühl, gezeichnet<br />
von Schwäche und Verletzlichkeit, hat sie<br />
heute Morgen <strong>an</strong> der Haltestelle vor den<br />
zwei Mädchen beschlichen.<br />
Es war das exakte Gegenteil dessen,<br />
was sie später beim Lästern im Kreise<br />
ihrer Freundinnen gefühlt hat, dort war<br />
es die Sicherheit und Bestätigung, die<br />
ihre Freundinnen ihr erwiesen, die sie<br />
sich wohl in ihrer Haut fühlen ließ. Und<br />
wie sie so zu fünft <strong>an</strong> den Zicken aus<br />
der Nachbarschule vorbeistolzierten, die<br />
sie mit neugierigen Blicken bedachten,<br />
dachte sie g<strong>an</strong>z tief bei sich: „Tja, wir<br />
sind eben zu cool für euch!“<br />
Etwas später ist es ausgerechnet ihre<br />
Freundin Evi, die ihrem Hochgefühl<br />
einen kleinen Dämpfer verleiht. „Meinst<br />
du, er hat mitbekommen, was wir so<br />
über ihn gesagt haben?“ Natürlich<br />
bezieht sich diese schüchtern gestellte<br />
Frage auf den Klassenstreber, der just<br />
in diesem Moment mit eingezogenem<br />
Kopf im Enteng<strong>an</strong>g vorbeiwatschelt.<br />
„Und wenn schon!“, entgegnet Lisa<br />
Kaugummi kauend. „Wir haben doch<br />
nur ausgesprochen, was alle denken!“,<br />
fügt sie hinzu. „Na ja, was ja wohl kaum<br />
eine Rechtfertigung für unser Geläster<br />
ist! Also, ich will ihn jetzt nicht in Schutz<br />
nehmen oder so, aber wir haben ihn<br />
schon ziemlich in den Boden gestampft,<br />
findest du nicht?“ „Es geht!“, will Lisa<br />
das Thema zügig abh<strong>an</strong>deln, aber Evi<br />
hat mit ihrer Aussage ins Schwarze getroffen<br />
und Lisa ein schlechtes Gewissen<br />
bereitet. Es stimmt schon, sie hat sich<br />
nicht einmal eine Sekunde l<strong>an</strong>g ernsthaft<br />
Ged<strong>an</strong>ken zur Sachlage und möglichen<br />
Hintergründen gemacht. Möglicherweise<br />
hat der Streber familiäre Probleme oder<br />
ähnliches, das Leben ist schon so kompliziert<br />
und oftmals unfair genug.<br />
Diese Tatsache ist auch Lisa bewusst<br />
und eigentlich, so denkt sie, sollte m<strong>an</strong><br />
seine Zeit nicht darauf verwenden, <strong>an</strong>deren<br />
Steine in den Weg zu legen, sondern<br />
vorh<strong>an</strong>dene Steine, und davon gibt es<br />
sicherlich genügend, beiseite schaffen.<br />
Ja, es wird wohl immer die Starken<br />
und die Schwächeren geben, doch nur<br />
gemeinsam, mit einem Ziel kommt m<strong>an</strong><br />
wirklich weiter. Doch, und für diesen weniger<br />
philosophischen Ged<strong>an</strong>ken schämt<br />
sie sich sogar ein wenig, k<strong>an</strong>n es ihr ja<br />
relativ egal sein, wie das gesellschaftliche<br />
System aufgebaut ist und welche Tücken<br />
es inne hat, so l<strong>an</strong>ge sie nur auf der Seite<br />
der Stärkeren steht.<br />
„Egal“ ist sowieso Lisas Lieblingswort.<br />
Es ist ihr egal, dass sie sich in der<br />
Schule in jedem Fach um eine Note<br />
verschlechtert hat und auch dass sie<br />
Dauerstress mit ihrer Mutter hat und so<br />
viel <strong>an</strong>deres. Was ihr vor gar nicht allzu<br />
l<strong>an</strong>ger Zeit noch wichtig war, ist ihr<br />
gleichgültig geworden. Dafür stehen jetzt<br />
<strong>an</strong>dere Dinge auf ihrer Prioritätenliste<br />
g<strong>an</strong>z weit oben: Wie sie aussieht, wie sie<br />
auf <strong>an</strong>dere wirkt, ob sie viele „Freunde“<br />
hat, auch wenn sie über die meisten<br />
hinter deren Rücken lästert, und ob ihr<br />
heimlicher Schwarm auf sie steht. Zum<br />
ersten Mal hat sie ihn vor zwei Monaten<br />
in der Bahn gesehen und es war Liebe<br />
auf den ersten Blick, wie sie es gerne<br />
ihren Freundinnen in jeder Hofpause<br />
erneut erzählt. Ob m<strong>an</strong> es als Liebe bezeichnen<br />
k<strong>an</strong>n, wenn m<strong>an</strong> den <strong>an</strong>deren<br />
Foto: Isabella Kästel<br />
nur aus der Ferne <strong>an</strong>schmachtet, und<br />
ob besagter Junge von Lisa auch nur in<br />
geringstem Maße Kenntnis genommen<br />
hat, sei dahingestellt. Jedenfalls ist Lisa<br />
so verliebt wie nie und k<strong>an</strong>n <strong>an</strong> nichts <strong>an</strong>deres<br />
mehr denken als <strong>an</strong> diesen fremden<br />
Jungen, dessen Name sie noch nicht einmal<br />
kennt. Trotzdem hat sie das Gefühl,<br />
ihn schon ewig zu kennen; sein Gesicht<br />
ist in ihrem Kopf eingebr<strong>an</strong>nt und er ist<br />
der Grund ihrer Tagträumereien, auch<br />
wenn sie das niemals zugeben würde.<br />
Die Beziehung, welche Lisa zu ihrem<br />
Schwarm führt, ist für sie risikolos, denn<br />
so l<strong>an</strong>ge ihre Träumereien nicht Realität<br />
sind, können diese sie weder überfordern<br />
noch enttäuschen.<br />
Doch plötzlich scheinen ihre Träume<br />
in greifbare Nähe gerückt zu sein, denn<br />
heute Morgen hat Lisa gehört, wie ihr<br />
Schwarm einem Jungen in der Bahn<br />
erzählt hat, dass am Abend eine Party<br />
stattfindet, und Lisa möchte natürlich<br />
unbedingt dort hingehen um ihn besser<br />
kennen zu lernen und sich vor ihm von<br />
ihrer besten Seite zu präsentieren.<br />
Der Outfitpl<strong>an</strong> steht auch schon. Sie<br />
hat während der Englischstunde fiktiv<br />
ihren kompletten Kleiderschr<strong>an</strong>k durchwühlt,<br />
sich für ein Make-up entschieden<br />
und nun gilt es nur noch ihre Eltern, insbesondere<br />
ihre Mutter, von ihrem Vorhaben<br />
zu überzeugen. Natürlich könnte<br />
sie lügen und sagen, sie würde zu einer<br />
Freundin gehen, aber das Lügen liegt ihr<br />
nicht. Nicht, dass sie es nicht könnte,<br />
aber sie fühlt sich unwohl bei dem Ged<strong>an</strong>ken<br />
ihre Mutter <strong>an</strong>zuschwindeln. Lisa<br />
beschließt nach der Schule den richtigen<br />
Moment abzupassen und ihre Mutter<br />
von ihrem Vorhaben zu überzeugen.<br />
Einige Stunden später sitzt Lisa durchgestylt<br />
im Partyoutfit alleine in ihrem<br />
„Egal“ ist<br />
sowieso<br />
Lisas<br />
Lieblingswort.<br />
Leben<br />
dunklen Zimmer, die Wimperntusche ist<br />
ein wenig verschmiert und ihre Hände<br />
sind eiskalt. Stillschweigend reflektiert<br />
sie über die hitzige Diskussion, die sie<br />
sich mit ihrer Mutter gerade geliefert hat.<br />
Normalerweise würde sie sich wegen der<br />
Dinge, die sie ihr <strong>an</strong> den Kopf geschleudert<br />
hat, schämen, doch dazu war sie im<br />
Moment schlicht und ergreifend zu sauer.<br />
Warum darf sie nicht ausgehen, wie jeder<br />
<strong>an</strong>dere normale Teenager auch?<br />
Was sie sich vorwerfen k<strong>an</strong>n, ist einzig<br />
die Tatsache, dass sie die Sache falsch<br />
<strong>an</strong>geg<strong>an</strong>gen ist! Sie hat zu fordernd<br />
verl<strong>an</strong>gt und ist zu schnell aus der Haut<br />
gefahren, als es so aussah, als ob sie nicht<br />
bekommen würde, was sie wollte. Aber,<br />
wie sollte m<strong>an</strong> sich auch normal mit einer<br />
Frau wie ihrer Mutter unterhalten?<br />
In der einen Sekunde war sie kampflustig<br />
wie ein tollwütiger Terrier und in der<br />
nächsten schon eingeschnappt und gekränkt.<br />
Das alles ist einfach unfair, denkt<br />
sie und auch wenn sie zugegebenermaßen<br />
die Sorgen und Argumente ihrer<br />
Mutter nachvollziehen k<strong>an</strong>n, will sie nicht<br />
begreifen, sondern in erster Linie agieren,<br />
wie ein typisches vierzehneinhalbjähriges<br />
Mädchen - rebellisch und unrational. Jedenfalls<br />
hält sie es in diesem einnehmend<br />
stillen Zimmer, in diesem erdrückenden<br />
Haus heute keine Minute länger aus,<br />
wenn sie doch genau weiß, was sie draußen<br />
alles verpasst. Also erhebt sie sich<br />
schwungvoll, bessert ihr Augen-Make-up<br />
nach und lächelt ihrem Spiegelbild, wenn<br />
auch ein bisschen schief, siegessicher<br />
zu. Nach wenigen Schritten ist sie beim<br />
Fenster <strong>an</strong>gel<strong>an</strong>gt und zum ersten Mal<br />
in ihrem Leben ist sie froh das Zimmer<br />
im Erdgeschoss zu haben. Seelenruhig<br />
wirft sie ihre Tasche aus dem Fenster und<br />
schmeißt sogleich ihre Schuhe hinterher.<br />
Eilig klettert sie auf die Fensterb<strong>an</strong>k,<br />
a l l e r d i n g s<br />
nicht ohne<br />
noch einmal<br />
einen letzten<br />
Blick über<br />
die Schulter<br />
in ihr<br />
Zimmer zu<br />
werfen und<br />
als sie d<strong>an</strong>n<br />
schließlich<br />
im Vorgarten<br />
l<strong>an</strong>det<br />
und die Dunkelheit<br />
sie<br />
verschlingt,<br />
schlägt ihr<br />
Herz ziemlich<br />
ras<strong>an</strong>t.<br />
Ein cooles<br />
Gefühl!
Leben Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 26 Se i t e 27 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 Leben<br />
v o n victoria gi e r o K<br />
Das Geständnis. „Ja, ich habe<br />
keinen Fernseher.“ Die Reaktion?<br />
Unterschiedlich. Viele<br />
schauen mich ungläubig <strong>an</strong>, können es<br />
nicht fassen. Einige sind sogar nahezu<br />
schockiert. Und ein paar wenige nicken<br />
mir zustimmend zu, ja, wir haben auch<br />
keinen. Anschließend kommt meistens<br />
die Frage, ob ich überhaupt ohne Fernseher<br />
auskomme und w<strong>an</strong>n ich das letzte<br />
Mal ferngesehen habe. Ich weiß es nicht<br />
mehr so genau, aber ich glaube es war vor<br />
ein oder zwei Monaten bei meiner Oma<br />
und ja, ich komme ohne Fernseher aus,<br />
sehr gut sogar. Trotzdem haben 95%<br />
aller Deutschen einen Fernseher, fast<br />
die Hälfte sogar mehr als einen. Auch<br />
wir hatten früher einen Fernseher. Vor<br />
zwei Jahren haben wir ihn abgeschafft,<br />
weil er kaputt geg<strong>an</strong>gen war. Ich weiß<br />
noch, wie er aussah, ziemlich groß und<br />
wuchtig, jedoch kein Flachbildschirm,<br />
sondern ein gutes altes Röhrenmodell<br />
der Marke Schneider. Meine Mutter<br />
hatte schon vorher <strong>an</strong>gekündigt, dass,<br />
wenn der Fernseher mal kaputt ginge,<br />
wir keinen neuen mehr kaufen würden.<br />
„Die Kiste kommt weg!“ hat sie immer<br />
betont (Dazu muss m<strong>an</strong> wissen, dass<br />
meine Mutter, wenn sie von Fernseher<br />
oder Computern redet, allgemein „Kiste“<br />
dazu sagt). Nachdem wir den Fernseher<br />
also entsorgt hatten, war ich davon<br />
überzeugt, dass mein Vater spätestens<br />
zur Formel-1 Saison wieder einen neuen<br />
<strong>an</strong>schaffen würde. Schließlich war er immer<br />
derjenige gewesen, der abends durch<br />
die Programme gezappt hatte, und sich<br />
darüber aufgeregt hatte, dass nichts Gescheites<br />
lief. Aber es kam <strong>an</strong>ders. Sobald<br />
der Fernseher aus dem Haus war, fingen<br />
wir <strong>an</strong> unser Wohnzimmer umzuräumen.<br />
Der große leere Platz gegenüber dem<br />
Sofa wurde mit einer neuen Stereo<strong>an</strong>lage<br />
und einem alten Plattenspieler gefüllt,<br />
die passenden LPs aus dem Keller geholt<br />
und entstaubt. Dadurch rückt auch die<br />
große Bücherw<strong>an</strong>d seitlich mehr in das<br />
Blickfeld. Außerdem haben wir das Sofa<br />
mehr in den Raum gerückt. Dazu muss<br />
m<strong>an</strong> wissen, dass unsere gesamte Sitzeinrichtung<br />
auf den Fernseher ausgerichtet<br />
war. M<strong>an</strong> konnte eigentlich gar nichts<br />
<strong>an</strong>deres tun als ihn einzuschalten, sobald<br />
m<strong>an</strong> auf dem Sofa saß. Das ist, wie wenn<br />
m<strong>an</strong> leckere Pralinen direkt vor die Nase<br />
gesetzt bekommt, da greift m<strong>an</strong> auch zu<br />
Das Geständnis<br />
Seit sie keinen Fernseher mehr haben, ...<br />
obwohl m<strong>an</strong> es nicht vorhatte. Jedoch<br />
sieht es so in den meisten Wohnzimmern<br />
aus; Sofa und Sessel gruppieren sich um<br />
einen Tisch, darauf die Fernbedienung<br />
und dahinter der Fernseher. M<strong>an</strong> könnte<br />
selbst den Versuch machen und den<br />
Fernseher einmal für eine Woche aus<br />
dem Sichtfeld schaffen und seinen Platz<br />
durch etwas <strong>an</strong>deres ersetzen. Ich denke,<br />
m<strong>an</strong> würde deutlich weniger fernsehen<br />
als sonst. Dazu habe auch ich einen kleinen<br />
Selbstversuch gemacht: ich habe drei<br />
Tage l<strong>an</strong>g meinen Tagesablauf notiert,<br />
wie er normalerweise daheim abläuft<br />
– ohne Fernseher – und drei Tage l<strong>an</strong>g<br />
wie es wäre, wenn wir einen Fernseher<br />
daheim hätten, der zweite Versuchsort<br />
befindet sich bei meiner Oma, die sogar<br />
zwei Fernsehgeräte besitzt.<br />
Die ersten drei Tage des Versuchs<br />
finden bei mir daheim statt. Es sind<br />
eigentlich drei g<strong>an</strong>z normale Ferientage,<br />
ich stehe spät auf und gehe meist sofort<br />
<strong>an</strong> den PC. D<strong>an</strong>ach lerne ich oft ein<br />
wenig um mein schlechtes Gewissen<br />
zu beruhigen, da m<strong>an</strong> in den Ferien ja<br />
gerne mal alles aufschiebt. Durch den<br />
Selbstversuch dazu <strong>an</strong>gehalten schaue ich<br />
öfter auf die Uhr und finde es m<strong>an</strong>chmal<br />
sogar selbst erstaunlich wie schnell der<br />
Vormittag vorbei geht. In den drei Tagen<br />
habe ich mindestens dreizehn Stunden<br />
Computer gespielt, Musik gehört und<br />
gelesen habe ich so um die neun Stunden.<br />
Mit Freunden traf ich mich fünft Stunde<br />
und gelernt habe ich drei Stunden. Da<br />
sieht der Tagesablauf am Versuchsort<br />
zwei, also bei meiner Oma, schon etwas<br />
<strong>an</strong>ders aus. Auf Platz 1 der häufigsten<br />
Tätigkeiten steht natürlich fernsehen,<br />
was natürlich auch so beabsichtigt war.<br />
Die favorisierten Programme waren<br />
VIVA, MTV, QVC und RTL. Aber ich<br />
habe mir Mühe gegeben jedes Programm<br />
einmal <strong>an</strong>zuschauen. Sehr lustig f<strong>an</strong>d<br />
ich die g<strong>an</strong>zen Werbesender wie QVC<br />
oder RTL-Shop, in denen die Verkäufer<br />
mit allen Mitteln um den Verkauf ihrer<br />
Ware kämpfen. Auch die neuen Musikvideos<br />
mal wieder in Fernsehqualität<br />
sehen zu können war sehr erfreulich. Es<br />
gab sogar eine Serie, die ich und meine<br />
Schwester zusammen <strong>an</strong>geschaut haben,<br />
nämlich Spongbob Schwammkopf, eine<br />
Zeichentrickserie mit einem Schwamm<br />
als Hauptfigur und einem „dummen“<br />
Seestern als Freund, sowie einem hoch<br />
intellektuellen, missmutigen Nachbarn.<br />
Diese Serie ist nämlich nicht nur bei<br />
Kindern beliebt, sondern hat irgendwie<br />
einen kleinen Kult Status. Die drei Tage<br />
bei meiner Oma gingen sehr schnell vorbei<br />
und es hat mir schon Spaß gemacht,<br />
einfach mal drei Tage bei meiner Oma<br />
mit gutem Gewissen (größtenteils) vor<br />
dem Fernseher abzuhängen, aber es ist<br />
jetzt trotzdem nicht so, dass es mir daheim<br />
fehlt. Ich vermisse das Fernsehen<br />
kein bisschen, höchstens m<strong>an</strong>chmal in<br />
den Ferien, aber da k<strong>an</strong>n ich ja d<strong>an</strong>n auch<br />
zu meiner Oma gehen. Außerdem ist es<br />
d<strong>an</strong>n so ein bisschen was Besonderes.<br />
Immerhin besteht so auch nicht die<br />
Gefahr, dass ich daheim zu viel Zeit vor<br />
dem Fernseher verbringe. Zum Beispiel<br />
in den Ferien, wenn m<strong>an</strong> gerne alle Arbeit<br />
so l<strong>an</strong>ge wie möglich aufschiebt und<br />
einem der Fernseher Stunden beschäftigen<br />
k<strong>an</strong>n. Außerdem findet m<strong>an</strong> d<strong>an</strong>n<br />
auch neue Wege sich zu beschäftigen,<br />
zum Beispiel joggen gehen oder mehr<br />
Klavier spielen/üben. Ohne Fernseher<br />
ist es eigentlich viel schwerer die Zeit<br />
einfach mal so zu vertrödeln. Davon<br />
d<strong>an</strong>n mal abgesehen, gab es keine großen<br />
Unterschiede im Tagesablauf. Es ist also<br />
gar nicht so verrückt oder unvorstellbar<br />
keinen Fernseher zu haben. Obwohl ich<br />
zugeben muss, dass ich meine Nachbarin,<br />
deren Familie noch nie einen Fernseher<br />
besessen hatte, früher auch nicht verstehen<br />
konnte. Denn natürlich ist es so,<br />
dass wenn m<strong>an</strong> es gewohnt ist fern zu<br />
sehen, dass m<strong>an</strong> es d<strong>an</strong>n nicht missen<br />
möchte. Und in den ersten Wochen war<br />
es auch ein bisschen ungewohnt daheim,<br />
wenn m<strong>an</strong> sich das Fernsehen aber<br />
erstmal abgewöhnt hat, ist es gar nicht<br />
mehr so schwer und m<strong>an</strong> wird auch die<br />
Lieblingsserien nicht mehr so vermissen.<br />
Natürlich gebe ich zu, dass das nichts für<br />
jeden ist, ich denke, m<strong>an</strong>che würden den<br />
Fernseher schon vermissen. Trotzdem<br />
würden viel mehr Leute ohne sehr gut<br />
auskommen würden. Ich muss natürlich<br />
noch zugeben, dass ich jetzt sehr viel Zeit<br />
am PC verbringe, aber der bietet nicht so<br />
schöne „Zeit-totschlag“-Möglichkeiten<br />
wie der Fernseher, vor den m<strong>an</strong> sich einfach<br />
setzen und einschalten k<strong>an</strong>n. M<strong>an</strong> ist<br />
doch irgendwie freier und findet <strong>an</strong>dere<br />
Beschäftigungen, weil m<strong>an</strong> keine gute<br />
Ausrede, wie irgendeine Serie, die gerade<br />
kommt, hat um die Zeit totzuschlagen.<br />
Vielleicht, und ich räume diese Möglichkeit<br />
ein, haben die drei Tage einfach<br />
nicht ausgereicht um mich wieder in das<br />
Fernsehen einzufinden. Aber wenn m<strong>an</strong><br />
ihn erstmal abgeschafft hat, bereut m<strong>an</strong><br />
das wirklich nicht.<br />
Es ist auch sehr interess<strong>an</strong>t die Fernsehgewohnheiten<br />
in <strong>an</strong>deren Ländern<br />
mal unter die Lupe zu nehmen. So zum<br />
Beispiel die englischen Fernsehgewohnheiten.<br />
Das k<strong>an</strong>n ich dehalb machen, da<br />
ich in den Sommerferien 3 Wochen bei<br />
einer englischen Familie gewohnt habe.<br />
Eine sehr nette Familie, drei Kinder<br />
im Alter von 2, 9 und 11 Jahren und<br />
6 Fernsehern im Haus. Einer davon in<br />
der Küche, einer im Wohnzimmer, zwei<br />
im Kinderzimmer, einer in unserem<br />
und ein weiterer im Schlafzimmer der<br />
Eltern. Geschaut wird dabei nicht nur<br />
abends, sondern auch während des Essens,<br />
beim Frühstück – den g<strong>an</strong>zen Tag<br />
l<strong>an</strong>g eigentlich. Sehr kurios war es auch,<br />
dass m<strong>an</strong>chmal, wenn ich heimkam der<br />
Fernseher lief obwohl niem<strong>an</strong>d im Haus<br />
war. Und das Sahnehäubchen war, dass<br />
der Sohn der Familie nach einem Großeinkauf<br />
bei Tesco, einem englischen<br />
Supermarkt, mir stolz seinen tragbaren<br />
DVD-Player vorführte, der d<strong>an</strong>n auch<br />
während des Abendessens, parallel zum<br />
normalen Fernseher lief. Bei den meisten<br />
<strong>an</strong>deren Familien in diesem Viertel, die<br />
ich besuchte, war es fast genauso. So<br />
gut wie niem<strong>an</strong>d hatte weniger als zwei<br />
Fernseher daheim. Als ich daraufhin mal<br />
einen englischen Lehrer <strong>an</strong>sprach, der<br />
deutsche Schüler unterrichtete, meinte<br />
dieser, dass das in fast allen englischen<br />
Haushalten so sei, vor allem bei den<br />
weniger gut verdienenden. Zusätzlich zu<br />
den Fernsehgewohnheiten kommt das<br />
weniger gesunde englische Essen was<br />
m<strong>an</strong> den Kindern der Gastfamilie auch<br />
<strong>an</strong>gesehen hat.<br />
Wobei ich zugeben muss, dass ich<br />
selbst früher genauso ein Fernseh-Junkie<br />
war. Nach dem Kindergarten und der<br />
Grundschule bin ich immer zu meiner<br />
Oma gelaufen, die g<strong>an</strong>z in der Nähe<br />
gewohnt hat, und hab mich sofort nach<br />
dem Essen und den Hausaufgaben vor<br />
den Fernseher gehockt. Dabei hätte ich<br />
doch wunderbar mit meinem ein Jahr<br />
älteren Cousin, der genauso nach der<br />
Schule zu meiner Oma kam, spielen können.<br />
Aber nein, wir saßen beide vor dem<br />
Fernseher, jeder noch eine Kinderschokolade<br />
als Nachtisch in der H<strong>an</strong>d und<br />
schauten einen Zeichentrickfilm nach<br />
dem <strong>an</strong>dern. Das Fernsehprogramm von<br />
RTL2, RTL und superRTL für die Zeit<br />
zwischen 13 Uhr und 17 Uhr k<strong>an</strong>nte ich<br />
so gut wie auswendig. Aber je älter ich<br />
wurde, desto weniger habe ich meine Zeit<br />
vor dem Fernseher verbracht. Ich denke,<br />
deshalb ist es mir nicht schwer gefallen<br />
als wir den Fernseher abgeschafft haben.<br />
Für meine Schwester war es schon etwas<br />
schwieriger. Sie ist öfter daheim als ich<br />
und wenn ihre Freundinnen keine Zeit<br />
haben, l<strong>an</strong>gweilt sie sich schnell. Inzwischen<br />
hat sie sich damit abgefunden.<br />
Dafür verbringt sie jetzt mehr Zeit vor<br />
dem Computer.<br />
Und ich ehrlich gesagt auch.<br />
Es wird ja oft darüber diskutiert, wie<br />
viel Stunden am Tag vor dem Fernseher<br />
in Ordnung sind, und darüber, dass<br />
Fernsehen blöd macht, im Sinne von: die<br />
F<strong>an</strong>tasie wird nicht <strong>an</strong>geregt, die Kinder<br />
bewegen sich nicht genug oder dass es<br />
nicht die Kreativität fördert. Ich möchte<br />
dazu nur sagen, dass meine Schwester,<br />
seit wir den Fernseher abgeschafft haben,<br />
sich besser alleine beschäftigen k<strong>an</strong>n,<br />
zum Beispiel mit Malen, Flöte spielen<br />
oder Lesen. Auch mein Vater liest mehr,<br />
<strong>an</strong>statt durch die K<strong>an</strong>äle zu schalten.<br />
Meiner Meinung nach war es gut, den<br />
Fernseher abzuschaffen, weil es unser<br />
Familienleben eigentlich nur bereichert<br />
hat. Aber ich denke auch, dass das nur so<br />
gut geklappt hat, weil wir dem Fernsehen<br />
vorher sowieso nicht viel abgewinnen<br />
konnten. Es ist ja auch nicht so, dass wir<br />
nie DVDs <strong>an</strong>schauen, aber die können<br />
wir auch auf unserem Mac abspielen.<br />
Wir können genau bestimmen, was wir<br />
sehen wollen und was nicht, denn was<br />
mich früher schon am meisten aufgeregt<br />
hat, waren die unerträglich vielen<br />
Werbepausen.<br />
Auch wenn ich zuerst doch sehr skeptisch<br />
war als wir unseren Fernseher abgeschafft<br />
haben, so bin ich jetzt eigentlich<br />
sehr zufrieden mit dieser Entscheidung.<br />
Auch meine Schwester macht keine<br />
Probleme deswegen. Außerdem machen<br />
wir ja auch mal einen DVD-Abend oder<br />
einen Fernseh-Abend bei Freunden,<br />
was immer sehr schön und lustig ist.<br />
Fernsehen k<strong>an</strong>n ja auch kommunikativ<br />
und interess<strong>an</strong>t sein. Und wer jetzt so<br />
viel gelesen hat, k<strong>an</strong>n sich jetzt auch vor<br />
den Fernseher setzten und erst einmal<br />
den Abend genießen.<br />
Foto: k<br />
Amerik<strong>an</strong>er,<br />
die<br />
unbek<strong>an</strong>nten<br />
Wesen<br />
Ein Besuch<br />
v o n mat t h i a S tr e F F z g e r<br />
Dumm, Fett, Bush-Wähler – so<br />
stellen sich die meisten Deutschen<br />
Amerik<strong>an</strong>er vor. Und das<br />
kommt nicht von ungefähr, schließlich<br />
symbolisieren Zeichentrickfilme, wie<br />
zum Beispiel Americ<strong>an</strong> Dad, Family<br />
Guy und natürlich die allgegenwärtigen<br />
Simpsons genau diese Charakter- beziehungsweise<br />
Körperzüge. Doch auch in<br />
den übrigen Medien vernimmt m<strong>an</strong> nicht<br />
unbedingt Positives über die Menschen<br />
über dem großen Teich. Sie wären, wie in<br />
den vorigen paar Sätzen bereits <strong>an</strong>gedeutet,<br />
alle dick, faul und zu einem gewissen<br />
Grad Nationalisten. Mal abgesehen von<br />
den amerik<strong>an</strong>ischen Superstars stellt sich<br />
ein Ottonormaldeutscher so einen Ottonormalamerik<strong>an</strong>er<br />
vor. Diese Meinung<br />
wird vor allem auch von den Medien<br />
verbreitet.<br />
Das nicht alles stimmt was dort geschrieben<br />
wird ist nicht verwunderlich.<br />
Ich habe auf Grund eines Austauschprogramms,<br />
Amerika und die Amerik<strong>an</strong>er<br />
kennen gelernt und es gilt nun einige<br />
Fakten ins richtige Licht zu rücken. Welche<br />
Vorurteile sind vertretbar und welche<br />
Humbug.<br />
Ich wusste nicht was mich in Amerika<br />
erwarten würde – wie würde meine Gastfamilie<br />
sein? Faul, bequem oder doch<br />
eher engagiert, um einen Deutschen<br />
aufzunehmen. Würde ich auf Grund<br />
der Nahrung in den USA innerhalb 3<br />
Wochen stark zunehmen? Nun ja, ich<br />
hatte Glück, meine Gastmutter war<br />
Vegetarierin, sodass es jeden Abend<br />
Gemüse oder zumindest Salate gab.<br />
Allerdings war das Dressing aus der<br />
Flasche doch sehr gewöhnungsbedürftig.<br />
Meine Familie war beim Essen aber<br />
eine Ausnahmeerscheinung – was das<br />
Essverhalten <strong>an</strong>geht, greifen die meisten<br />
Amis nämlich tatsächlich lieber zu<br />
„Junk- oder Fastfood“. Die Tatsache,<br />
dass Amerik<strong>an</strong>er durchweg zu dick sind,<br />
lässt sich derweil auch nicht abstreiten, so<br />
sind weitaus mehr als die Hälfte zu dick.<br />
Wer jetzt zufrieden grinst und sich denkt:<br />
„Ha! Das wusste ich doch schon immer“,
Leben Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 28 Se i t e 29 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 Leben<br />
dem sollte gesagt sein, dass statistisch<br />
auch fast jeder Zweite, der diese Zeitung<br />
im Moment liest übergewichtig ist.<br />
Ein weiteres Klischee ist, dass Amis<br />
dumm sind, was vor allem daher rührt,<br />
dass sie George W. Bush trotz seiner umstrittenen<br />
Politik wiedergewählt haben.<br />
Ich habe mich wirklich gewundert woher<br />
er die Stimmen her hatte, auf jeden Fall<br />
nicht aus dem Staate Connecticut – jeder<br />
Lehrer <strong>an</strong> der East Lyme Highschool,<br />
die wir mehrere Tage besuchten, alle<br />
Leute, mit denen ich sprach, waren und<br />
sind überzeugte Anti-Bush-Wähler. Außerdem<br />
ist es ja ein offenes Geheimnis,<br />
dass bei seiner Erst- als auch bei seiner<br />
Wiederwahl nicht alles regelkomform<br />
abgelaufen sei.<br />
Amerik<strong>an</strong>er als in irgendeiner Form<br />
als faul zu bezeichnen ist grundsätzlich<br />
falsch! Anders als in Deutschl<strong>an</strong>d ist es<br />
in Amerika normal mit sechzehn Jahren<br />
einen Job zu haben. Sei es bei Pizza<br />
Hut, McDonalds oder irgendwo <strong>an</strong>ders.<br />
Es ist nicht unüblich, dass Eltern ihren<br />
Kindern kein Taschengeld bezahlen. Darüber<br />
beschwert sich jedoch niem<strong>an</strong>d.<br />
Des Weiteren nimmt so gut wie jeder<br />
Schüler <strong>an</strong> einer AG <strong>an</strong> der Schule teil.<br />
Anders als in Deutschl<strong>an</strong>d laufen alle<br />
Aktivitäten, wie Sport, Music etc. über<br />
die Schule . Alle Sportteams haben den<br />
gleichen Namen, wie z.B. <strong>an</strong> meiner<br />
Highschool „Vikings“. Dadurch können<br />
sich alle Schüler mitein<strong>an</strong>der und auch<br />
mit der Schule identifizieren, was meiner<br />
Meinung nach besser ist als die vielen<br />
Clubs in Deutschl<strong>an</strong>d. So kommt es,<br />
dass zu einem scheinbar unbedeutenden<br />
Footballspiel <strong>an</strong> die 500 Leute kommen<br />
um zuzuschauen. Selbst die Musik<strong>an</strong>ten<br />
werden in die Events miteingebunden,<br />
da sie in den Spielunterbrechungen teils<br />
bek<strong>an</strong>nte Melodien, wie zum Beispiel den<br />
Rosaroten P<strong>an</strong>ther zum Besten bringen<br />
und somit die Rahmenbedingungen abrunden.<br />
Nicht das <strong>an</strong> Paulchen P<strong>an</strong>ther<br />
etwas Besonderes wäre, aber durch das<br />
Verknüpfen der verschiedenen Sport und<br />
Musikgruppen, kommen sich die Schüler<br />
auch näher. Ich war verwundert, wie viele<br />
Leute mein Gastschüler k<strong>an</strong>nte.<br />
Ansonsten ist mir besonders ein Lehrer<br />
in Erinnerung geblieben, der wirklich<br />
ein „Vaterl<strong>an</strong>ds F<strong>an</strong>atiker“ war. Passend<br />
dazu unterrichtet er Geschichte - oder so<br />
etwas Ähnliches. Gleich am ersten Schultag<br />
hatte ich die Freude, von Mr. St<strong>an</strong>ford<br />
die Deutschamerik<strong>an</strong>ische Beziehung<br />
erklärt zu bekommen. „Who won the<br />
Second Worldwar?“ – „The USA“…<br />
Natürlich, und Gott sei D<strong>an</strong>k!<br />
Außerdem stellte er gleich fest welches<br />
L<strong>an</strong>d den das beste wäre – natürlich sein<br />
Fortsetzung Mitte unten<br />
Wenn nur kaufen glücklich<br />
macht<br />
v o n <strong>an</strong> n a Le n a gö t z m a n n<br />
Sabine B. ist eine äußerst attraktive<br />
45-jährige Frau, topmodisch<br />
gekleidet, mit vielen, glitzernden<br />
Accessoires und mit einer dicken Schicht<br />
Make-up. Sie ist verheiratet und hat zwei<br />
Töchter aus zwei Ehen. Ihr Auftreten<br />
wirkt etwas aufgesetzt und sie ist meistens<br />
sehr überstylt, egal zu welchem<br />
Anlass, es darf beim Allem etwas mehr<br />
sein.<br />
Sie möchte mit ihrem Aussehen selbstbewusst<br />
und selbstsicher wirken und<br />
setzt alles dar<strong>an</strong> so „teuer“ wie möglich<br />
zu erscheinen und greift auch mal zu gefälschten<br />
Designerstücken, falls sie sich<br />
das Luxusexemplar nicht leisten k<strong>an</strong>n.<br />
Auch als Modeberaterin für die Familie<br />
und im Freundes- und Bek<strong>an</strong>ntenkreis ist<br />
sie gefragt. Sie weiß was in ist und was<br />
M<strong>an</strong>n/Frau so trägt.<br />
Deshalb hilft sie heute auch ihrer<br />
Freundin Beate beim Aussuchen eines<br />
Cocktailkleides für eine Gala. Beate vertraut<br />
voll dem Geschmack von Sabine.<br />
Natürlich nimmt sie sich sofort Zeit,<br />
weil sie selbst höllisch darauf brennt<br />
shoppen zu gehen. Eine innere Unruhe<br />
und ein mulmiges Gefühl kommen in<br />
ihr auf. Sie weiß genau, dass sie erst<br />
gestern, vorgestern und den Tag zuvor<br />
auch schon auf Einkaufstour war. Dabei<br />
hat sie unnötige Sachen gekauft und<br />
eine Menge Geld ausgegeben. Eigentlich<br />
k<strong>an</strong>n sie sich das schon l<strong>an</strong>ge nicht<br />
mehr leisten, aber der Dr<strong>an</strong>g kaufen zu<br />
müssen ist einfach zu stark. Auch Familienmitglieder<br />
und Freunde stufen sie als<br />
Vaterl<strong>an</strong>d. Und die Frage „Which is the<br />
best Country?“ musste ich mir alle 5<br />
Minuten <strong>an</strong>hören.<br />
Trotzdem war mir dieser Lehrer<br />
irgendwie symphatisch; wie k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong><br />
jem<strong>an</strong>den ernst nehmen, der die g<strong>an</strong>ze<br />
Zeit verschmitzt grinst, und wie ich<br />
später erfahren sollte von allen Schülern<br />
wegen seinem schrägen Humor „gefürchtet“<br />
wird?<br />
Abschließend gilt es festzuhalten, dass<br />
die Wahrheit über Amerik<strong>an</strong>er wie fast<br />
immer irgendwo zwischen gut und böse<br />
liegt. Es gibt Menschen, die das Klischee<br />
Kaufsucht...<br />
kaufsüchtig ein, doch sie weist das immer<br />
von sich. Egal, sie ist heute ja im Auftrag<br />
ihrer Freundin unterwegs und hat sich<br />
fest vorgenommen nichts zu kaufen. Sie<br />
hat jetzt genug für die Saison.<br />
Wie verabredet treffen sie sich in der<br />
Stadt und trinken zunächst einmal einen<br />
Kaffee. Sabine redet sich ihre Probleme<br />
vom Leib und will d<strong>an</strong>ach aufbrechen,<br />
denn vor ihr kommen immer die Bilder<br />
von den neusten Fashiontrends auf,<br />
die sie zuvor in der Vogue gesehen hat.<br />
Diese k<strong>an</strong>n sie sich nicht leisten jedoch<br />
hat sie auf der Hinfahrt im Schaufenster<br />
ihrer Lieblingsboutique gute Imitate<br />
entdeckt. Da wäre sicher auch was für<br />
Beate dabei.<br />
Also gehen sie gleich in den besagten<br />
Laden und Sabine weiß gar nicht wo sie<br />
<strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen soll zu stöbern. Es sieht einfach<br />
alles toll aus.<br />
Ihre Augen funkeln beim Betreten<br />
der Boutique. Sie sprüht vor Energie,<br />
denn Kaufen ist ihre große und einzige<br />
Leidenschaft. Ihr geübter Blick fällt sofort<br />
auf ein bonbonfarbenes Seidentop.<br />
Genau ihr Stil, nicht teuer und zufällig<br />
noch ihre Größe: wenn das nicht perfekt<br />
ist! Das sieht auch noch so aus wie<br />
das von Versace, das sie in der Vogue<br />
gesehen hat.<br />
Eine Minute später kommt ihr auf,<br />
dass sie eigentlich nichts kaufen wollte.<br />
Sie kämpft innerlich mit sich. Aber der<br />
Stoff fühlt sich so <strong>an</strong>genehm <strong>an</strong>, denkt<br />
sie sich. Sie legt es zunächst einmal<br />
zur Seite und hilft Beate beim Suchen,<br />
einer „typischen“ amerik<strong>an</strong>ischen Familie<br />
wiedergeben, die sich kaum von denen<br />
am Anf<strong>an</strong>g gen<strong>an</strong>nten Zeichentrickfamilien<br />
unterscheiden. Aber die meisten,<br />
zumindest die, die ich kennen gelernt<br />
habe, sind offene, nette, warmherzige,<br />
wenn auch mal die ein oder <strong>an</strong>dere<br />
Pizza und Burger zu viel verschlingende<br />
Menschen.<br />
Wenn Sie mit dem Ged<strong>an</strong>ken spielen<br />
ihre Kinder für eine Zeit nach Amerika<br />
zu schicken, k<strong>an</strong>n ich Sie dazu nur bekräftigen.<br />
Für mich jedenfalls war es eine<br />
tolle Erfahrung.<br />
schließlich ist sie ja unter diesem Vorw<strong>an</strong>d<br />
mitgekommen. Im Hinterkopf hat<br />
sie aber immer das Top und gleichzeitig<br />
entdeckt sie immer mehr. Die neuen<br />
Ankleboots und dazu einen Taillengürtel.<br />
Innerlich stellt sie das gesamte Outfit zusammen.<br />
Sie muss sich zusammenreißen.<br />
Nicht schwach werden. Nicht schwach<br />
werden, sagt sie sich immer! Beate will<br />
<strong>an</strong>probieren. Sabine denkt sich: entweder<br />
ich probier das jetzt <strong>an</strong> oder nie.<br />
Sie weiß genau, dass sie es <strong>an</strong>probieren<br />
MUSS. Wenn sie es nicht tut macht sie<br />
sich die g<strong>an</strong>ze Zeit Ged<strong>an</strong>ken darüber<br />
und vielleicht sieht es ja nicht einmal<br />
gut aus.<br />
Also kommt sie gleich mit. Sie fühlt<br />
sich richtig gut, dass sie den Entschluss<br />
gewagt hat und hofft, dass ihr das Teil<br />
passt. Dass das der Fall ist, ist kein Wunder.<br />
Sie sieht das auf den ersten Blick und<br />
auch Freundin Beate ist zufrieden.<br />
Jetzt wird es erst richtig schwierig für<br />
sie. Sie bereut es jetzt doch, dass sie es<br />
<strong>an</strong>probiert hat. Sie darf es nicht kaufen.<br />
Sie weiß genau, dass es Ärger gibt,<br />
wenn sie wieder mit was Neuem aus der<br />
Stadt kommt. Ihr M<strong>an</strong>n sagt, er mache<br />
das g<strong>an</strong>ze nicht mehr l<strong>an</strong>ge mit. Sabine<br />
fängt <strong>an</strong> zu schwitzen. Ihr Kopf raucht,<br />
sie überlegt. Vielleicht hilft ein Blick auf<br />
den Preis. K<strong>an</strong>n ja sein, dass es sowieso<br />
zu teuer ist, aber nein es ist sogar noch<br />
preiswert, auch wenn das Konto total<br />
überzogen ist und das obwohl heute erst<br />
der zwölfte ist. Sie hat sich das Top schon<br />
aus dem Kopf geschlagen, da macht<br />
Beate ihr Komplimente und sie k<strong>an</strong>n<br />
einfach nicht widerstehen, außerdem<br />
macht das eine Top jetzt auch nichts<br />
mehr aus.<br />
Sie bezahlen schließlich und verlassen<br />
das Geschäft. Draußen in der Kälte<br />
kommen ihr kurze Zweifel auf, die sie<br />
aber bei Seite schiebt.<br />
Gleich geht’s weiter zu H&M. Sie<br />
ist entschlossen ihren Töchtern etwas<br />
mitzubringen. Innerlich will sie damit<br />
ihren Kauf schönreden. Vielleicht fällt es<br />
ihnen nicht so auf, wenn sie auch etwas<br />
bekommen.<br />
Auf dem Weg zur Kasse sieht sie noch<br />
eine Silberkette die ihr eben gekauftes<br />
Outfit komplettieren würde. Was soll’s,<br />
sie nimmt sie mit, denn Schmuck ist<br />
zeitlos, denkt sie sich.<br />
D<strong>an</strong>n verabschieden sich die zwei.<br />
Beate bed<strong>an</strong>kt sich noch mal und Sabine<br />
graut es schon im Auto nach Hause zu<br />
fahren. Sie hat es wieder nicht geschafft<br />
zu widerstehen. Hoffentlich gefällt ihren<br />
Töchtern das Gekaufte, denn sonst hat<br />
sie wieder Geld verschwendet.<br />
Zu Hause <strong>an</strong>gekommen präsentiert<br />
sie ihre Errungenschaften. Ihre Töchter<br />
sind gar nicht begeistert, wie sie sich es<br />
erhofft hat. Sie machen ihrer Mutter zum<br />
Vorwurf, dass sie schon in dieser Woche<br />
sechs Tops, in ähnlicher Ausführung,<br />
drei paar Schuhe und vier Gürtel gekauft<br />
hat und das jetzt endlich mal Schluss<br />
sein müsste. Sie sind davon überzeugt,<br />
dass ihre Mutter kaufsüchtig ist und die<br />
Sachen, die sie ihnen aus der Stadt mitgebracht<br />
hat gefallen ihnen nicht und sind<br />
außerdem völlig überflüssig.<br />
Simone ist gekränkt und fühlt sich<br />
unverst<strong>an</strong>den. Sie wollte ihren Töchtern<br />
doch nur Gutes tun und konnte ja<br />
nicht wissen, dass ihre Töchter nichts<br />
brauchten. Sie hat doch so gekämpft, was<br />
ist denn jetzt so schlimm dar<strong>an</strong>, dass sie<br />
sich ein paar Kleinigkeiten gekauft hat?<br />
Sie könnte sich ja auch die Designerstücke<br />
kaufen und sie in den Ruin treiben,<br />
aber das macht sie ja nicht. Sie kauft ja<br />
nur ab und zu mal ein paar Kleider, das<br />
macht ja wohl jede Frau.<br />
Jetzt sollte es jedem klar sein: Sabine<br />
ist wirklich kaufsüchtig. Sie weiß es ja<br />
praktisch selbst.<br />
Aber was genau sind die Ursachen?<br />
Sie wurde schon mehrfach im Leben<br />
enttäuscht. Ihre erste Ehe scheiterte und<br />
ihrer zweiten droht das Aus. Sabine ist<br />
sehr hilfsbereit und opfert sich für ihre<br />
Familie auf. Ihr wird jedoch die Anerkennung<br />
versagt. Sie fühlt sich minderwertig<br />
und ungerecht beh<strong>an</strong>delt. Aufgrund ihrer<br />
Beziehungsprobleme ist sie misstrauisch<br />
und neigt zur übersteigerten Kontrolle.<br />
Sie vertraut ihrem M<strong>an</strong>n schon längst<br />
nicht mehr und er nimmt keine Rücksicht<br />
auf sie.<br />
Für Simone ist Kaufen „Ersatzbefriedigung“!<br />
Sie kaschiert durch den<br />
ständigen Kauf ihre Probleme. In diesen<br />
Momenten fühlt sie sich gut und schlüpft<br />
in die Rolle der selbstbewussten Diva. Sie<br />
sucht beim Shoppen nach Anerkennung<br />
und Liebe.<br />
Es gibt verschiedene Ursachen für die<br />
Kr<strong>an</strong>kheit, wie Depressionen, innere<br />
Leere, Ängste oder geringes Selbstwertgefühl.<br />
Außerdem kaschiert sie<br />
damit ihre Beziehungsprobleme. Sie<br />
fühlt sich beim Kaufen als geachtete und<br />
umworbene Persönlichkeit. Das gibt ihr<br />
den Kick.<br />
Was k<strong>an</strong>n Sabine tun? Zunächst einmal<br />
muss sie einsehen, dass sie kaufsüchtig<br />
und somit kr<strong>an</strong>k ist. Sol<strong>an</strong>ge sie nicht<br />
einsichtig ist k<strong>an</strong>n ihr nicht geholfen<br />
werden. D<strong>an</strong>ach sollte sie ihre Beziehungsprobleme<br />
<strong>an</strong>gehen und lösen, am<br />
besten mit Hilfe eines Therapeuten.<br />
Unterstützend könnte für sie und ihre<br />
Angehörigen eine Selbsthilfegruppe<br />
sein. Es gibt diese in g<strong>an</strong>z Deutschl<strong>an</strong>d<br />
verbreitet. Adressen gibt’s im Internet,<br />
außerdem helfen die Sozialbehörden der<br />
Kommunen mit Rat und Tat weiter.<br />
Was ist das Ziel einer solchen Gruppe?<br />
Die Erkr<strong>an</strong>kten vom zw<strong>an</strong>ghaften Umg<strong>an</strong>g<br />
mit Geld zu befreien und vor allem<br />
das gemeinsame Problem „Kaufsucht“<br />
zu lösen.<br />
Was passiert wenn Sabine sich nicht<br />
helfen lässt? Sie könnte sich immer mehr<br />
verschulden und in Insolvenz geraten.<br />
Das macht ihr Angst und erzeugt Schuldgefühle.<br />
Wenn sie komplett verschuldet<br />
ist, besteht die Gefahr, dass sie Diebstahl<br />
begeht, um ihrer Sucht nachzugehen.<br />
Was Sabine <strong>an</strong>geht: Sie hat die Kr<strong>an</strong>kheit<br />
noch nicht selbst erk<strong>an</strong>nt, doch<br />
in letzter Zeit haben ihre Familie und<br />
Freunde den Eindruck, dass sie nachdenklicher<br />
geworden ist und die Hoffnung<br />
besteht, dass sie bald den Willen<br />
aufbringt, das Problem <strong>an</strong>zunehmen<br />
und zu lösen.<br />
Anmerkung: Die Geschichte basiert<br />
auf einer wahren Begebenheit. Die Namen<br />
der Personen wurden geändert.<br />
Si n d Sie K au F S u c h t g e Fä h r d e t?<br />
Mit Hilfe des nachfolgenden Tests können<br />
Sie einordnen ob auch Sie kaufsuchtgefährdet<br />
sind. Kreuzen Sie <strong>an</strong>, welche Aussagen Sie mit<br />
„ja“ be<strong>an</strong>tworten können.<br />
o Fühlen Sie sich gereizt und sind nervös<br />
wenn Sie nicht einkaufen gehen können?<br />
o Finden Sie ihre Käufe im Nachhinein<br />
unsinnig?<br />
o Dient Ihnen Kaufen als Trost oder Belohnung?<br />
o Haben Sie Entzugserscheinungen wenn Sie<br />
über längere Zeit nicht einkaufen waren,<br />
wie Angst, Nervosität?<br />
o Vernachlässigen Sie Ihre Freunde durch<br />
das Einkaufen?<br />
o Können Sie sich <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d von Einkäufen<br />
von Ihren Problemen ablenken?<br />
o Fühlen Sie einen inneren Zw<strong>an</strong>g etwas<br />
kaufen zu müssen?<br />
o Kaufen Sie mehr als Sie sich fin<strong>an</strong>ziell<br />
leisten können?<br />
o Haben Sie unmittelbar nach dem Kaufen<br />
ein schlechtes Gewissen?<br />
o Kaufen Sie Dinge die Sie nicht brauchen?<br />
Test-Auflösung:<br />
Bei 3-6 „ja“ Antworten: Sie sind kaufsuchtgefährdet.<br />
Bei 6 und mehr „ja“ Antworten: Sie sollten<br />
beim Psychotherapeuten abklären lassen, ob<br />
Ihre Symptome beh<strong>an</strong>dlungsbedürftig sind.
Leben Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 30 Se i t e 31 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 Leben<br />
v o n ma r i e t ta Ja n K<br />
Nicole Richie, Lindsay Loh<strong>an</strong>,<br />
Britney Spears, ….. Kaum selten<br />
ein Tag ohne einen Bericht<br />
über Drogen in der Prominentenszene.<br />
Doch dies ist nur die Spitze des Eisbergs.<br />
Viel weniger im Mittelpunkt der<br />
Medien stehen die vielen Unbek<strong>an</strong>nten,<br />
<strong>an</strong> den Bahnhöfen und Park<strong>an</strong>lagen der<br />
Städte, die <strong>an</strong> der Nadel hängen. Das<br />
Schicksal dieser Menschen geht mir<br />
durch den Kopf auf meinen Weg zur<br />
Drogenberatungsstelle.<br />
Ich sitze in der Bahn und beobachte<br />
Leute, wie sie aussehen, wie sie sich benehmen.<br />
Eigentlich k<strong>an</strong>n jeder drogenabhängig<br />
sein. Diese hektische Bürodame,<br />
die mit ihren polierten Fingernägeln<br />
auf drei verschieden H<strong>an</strong>dys gleichzeitig<br />
Teufelskreis ohne Ausweg<br />
Drogensucht: Die Antwort auf eine unerfüllte Sehnsucht?<br />
herumh<strong>an</strong>tiert und schon die Zigarette<br />
aus der Tasche herausholt um beim Aussteigen<br />
wieder die nächste zu rauchen.<br />
Der Vorsatz, im neuen Jahr aufzuhören,<br />
hat wohl nicht geklappt.<br />
Die Mutter mit einem schreienden<br />
Säugling auf dem Rücken, ein weinendes<br />
Kleinkind im Kinderwagen und dazu<br />
noch ein nervendes Schulkind <strong>an</strong> der<br />
H<strong>an</strong>d, die alle <strong>an</strong> ihren Nerven zerren.<br />
Vielleicht nimmt sie Schlaftabletten, damit<br />
sie einmal eine Nacht ruhig schlafen<br />
k<strong>an</strong>n.<br />
An der nächsten Station steigt ein<br />
Obdachloser ein, mit seinen zerrissen,<br />
matschbraunen Plastiktüten in der<br />
einen H<strong>an</strong>d und der Bierflasche in der<br />
<strong>an</strong>deren.<br />
Eine aufgemotzte B<strong>an</strong>de von Jugend-<br />
Bild: Marietta J<strong>an</strong>k<br />
lichen quatscht aufgeregt durchein<strong>an</strong>der,<br />
was sie heute so in der Disco erleben<br />
wollen. Ein paar Ecstasy -Pillen würde<br />
sicherlich noch den speziellen Kick<br />
geben.<br />
Wir sind fast alle von irgendetwas<br />
abhängig. Es hört sich womöglich lächerlich<br />
<strong>an</strong>, aber es beginnt genau <strong>an</strong> dem<br />
Punkt, <strong>an</strong> dem m<strong>an</strong> seine Milchzähne<br />
bekommen hat. Wenn m<strong>an</strong> etwas Gutes<br />
get<strong>an</strong> hat oder einfach zur Ruhe gebracht<br />
werden sollte, haben die Eltern ihren<br />
Kindern einfach eine bunte Babyflasche<br />
mit klebrigsüßen Tee oder ein Stück<br />
Schokolade gegeben. M<strong>an</strong> isst sie immer<br />
noch, vor lauter L<strong>an</strong>geweile oder um<br />
die Trauer zu überwinden oder weil es<br />
einfach gut schmeckt.<br />
Draußen dämmert es l<strong>an</strong>gsam, als ich<br />
aussteige, mir fehlt das Blatt, auf dem die<br />
Adresse der Drogenberatungsstelle steht.<br />
Aber ich weiß, dass es ist irgendwo beim<br />
Burger King in der Nähe, ich werde es<br />
schon finden. Das hoffe ich jedenfalls,<br />
doch nachdem ich zum zweiten Mal im<br />
Quadrat gelaufen bin, bin ich mit meiner<br />
Weisheit am Ende.<br />
Ich k<strong>an</strong>n aber auf keinen Fall jem<strong>an</strong>den<br />
fragen. Was würden sie sagen? Vielleicht<br />
denken sie, ich bin drogensüchtig? Weiß<br />
überhaupt jem<strong>an</strong>d, wo diese Drogenberatungsstelle<br />
ist?<br />
Um ehrlich zu sein, ist es mir schrecklich<br />
peinlich, ich habe einfach Angst.<br />
Wovor eigentlich? Drogenabhängige<br />
sind genauso Menschen wie alle <strong>an</strong>deren.<br />
Sie gehen mit uns in die Schule, sitzen<br />
mit uns in der Bahn oder gehen in den<br />
gleichen Verein wie wir. Also etwas mehr<br />
Selbstbewusstsein, bitte!<br />
Natürlich muss m<strong>an</strong> erst mal jem<strong>an</strong>den<br />
suchen, der etwas wissen könnte. Als ich<br />
d<strong>an</strong>n eine freundliche Frau mittleren<br />
Alters sehe, hilft diese mir weiter, ohne<br />
schockiert über meine Frage zu sein.<br />
Die Tür ist eigentlich wie jede <strong>an</strong>dere<br />
Haustür, g<strong>an</strong>z unscheinbar steht auf<br />
einem Klingelschild „Drogenberatungszentrum“.<br />
Am Ende des unbeleuchteten<br />
Flures befindet sich eine Wendeltreppe,<br />
die in die höheren Stockwerke führt. Ich<br />
höre Schritte, sie sind sehr zaghaft und<br />
kaum hörbar.<br />
Durch das schwache Licht, das durch<br />
ein Fenster fällt, k<strong>an</strong>n ich eine dünne<br />
Mädchengestalt erkennen, die nicht<br />
älter als 14 Jahre erscheint. Aufgewühlt,<br />
erschrocken, fast so, als ob sie bei etwas<br />
ertappt wurde. Ihre kleinen Augen treffen<br />
meine und wir starren uns gegenseitig<br />
für ein paar Sekunden <strong>an</strong>. Auf einmal<br />
läuft sie eilig weiter, ich warte, bis sie<br />
sich <strong>an</strong> mir vorbeiquetscht hat, weil die<br />
Treppe ein wenig eng ist. Wie ein Wiesel<br />
flüchtet sie aus dem Gebäude.<br />
Dieses verstörte Gesicht, fast klagend<br />
und sehr traurig. Sie ist doch noch ein<br />
Kind wie ich. Wie k<strong>an</strong>n nur so etwas<br />
passieren?<br />
In Wirklichkeit habe ich Mitleid mit<br />
ihr, aber was bringt ihr das schon! Mitleid.<br />
Sie braucht Kraft und Hilfe.<br />
Im ersten Stock sieht m<strong>an</strong> ein honiggelb<br />
brennendes Licht. Die Wärme umhüllt<br />
meine mittlerweile zu Eis gefroren<br />
Finger und wärmt mich von innen auf.<br />
Hinter einem Schalter stehen zwei<br />
junge, offene und lächelnde Mädchen,<br />
die mir fast wie Klassenkameradinnen<br />
erscheinen. Es beruhigt mich, dass die<br />
Atmosphäre nicht trist und versp<strong>an</strong>nt<br />
ist, sondern locker und lässig. Sie führten<br />
mich zu einem Wartezimmer, das voller<br />
Prospekte ist. Eins nach dem <strong>an</strong>deren,<br />
alles über die Sucht, über ihre Folgen<br />
und wie m<strong>an</strong> es wieder zurück in die<br />
Außenwelt schafft. Kaum habe ich mich<br />
grob umgeschaut, werde ich zu Herrn<br />
Riek*, dem Leiter der Drogenprävention,<br />
gerufen.<br />
Dieser Ort hat nichts Exotisches oder<br />
besonders Beängstigendes, eigentlich<br />
ist es genauso wie bei einem Arzt. Sein<br />
Zimmer sieht g<strong>an</strong>z normal aus, wie ein<br />
Büro: Schreibtisch, Computer, Schränke<br />
voller Ordner und sich stapelnde Bücherhaufen.<br />
Herr Riek ist freundlicherweise bereit,<br />
mir ein Fragen zum Thema Drogen zu<br />
be<strong>an</strong>tworten. Das Erste, was er mir sagt<br />
ist, dass viele Leute das Thema Zigaretten,<br />
Tabletten und Alkohol gerne von<br />
sich weg schieben und es verharmlosen.<br />
Doch in Wirklichkeit betrifft es jeden einzelnen<br />
von uns, ist doch der Anf<strong>an</strong>g oft<br />
harmlos und scheinbar g<strong>an</strong>z alltäglich.<br />
Doch wenn m<strong>an</strong> einmal <strong>an</strong>gef<strong>an</strong>gen hat,<br />
ist es schwer wieder davon abzulassen.<br />
M<strong>an</strong> braucht viel Selbstdisziplin und<br />
Selbstbewusstsein.<br />
Ich habe auch eine Art „Süßigkeitenentzug“<br />
gemacht, das heißt eine Woche<br />
l<strong>an</strong>g nichts „Süßes“ mehr verzehrt.<br />
Dies erwies sich als viel schwieriger als<br />
ich dachte. Jedes Mal, wenn ich einen<br />
Teller oder ein Glas aus unserem Küchenschr<strong>an</strong>k<br />
geholt hatte, sah ich die<br />
verlockenden Schokoladetafeln. Der<br />
Verführer in mir sagte:“ Komm, weil du<br />
es schon zwei Tage durchgehalten hast,<br />
hast du eine Belohnung verdient!“ Aber<br />
ich muss es doch schaffen, es ist doch nur<br />
Schokolade! Was bringt es schon, sobald<br />
ich etwas <strong>an</strong>deres esse oder trinke, ist der<br />
Geschmack weg. Ich kämpfte dauernd<br />
gegen die kleine Stimme <strong>an</strong>, doch dieser<br />
leise Aufruf nachzugeben war trotzdem<br />
da. Wie ist es d<strong>an</strong>n erst bei Zigaretten,<br />
wenn der Körper nach noch mehr schreit<br />
oder bei Heroin?<br />
Einen großen Einfluss stellen auch die<br />
Freunde und Mitschüler dar. Wenn mir<br />
jem<strong>an</strong>d in der Schule Kaugummi oder ein<br />
Stückchen Kuchen <strong>an</strong>bot, musste ich ein<br />
schweres und klägliches „Nein“ von mir<br />
geben. Doch nach den ersten Anf<strong>an</strong>gsbeschwerden<br />
ging es immer besser. Ich<br />
dachte, l<strong>an</strong>gsam habe ich meinen Körper<br />
doch im Griff und das war ein richtiges<br />
Erfolgserlebnis.<br />
Ich bewundere Süchtige, die es schaffen<br />
„cle<strong>an</strong>“ zu werden und wieder<br />
vollkommen wie ein normaler Mensch<br />
leben können, ohne die Angst zu haben<br />
wieder in den Teufelskreis hineingezogen<br />
zu werden.<br />
Herr Riek verdeutlicht auch, dass<br />
bedauerlicherweise viele Jugendliche<br />
sich das „dauernde Gequatsche“ von<br />
ihren Eltern, Lehrern und <strong>an</strong>deren gar<br />
nicht zu Herzen nehmen. Sie sagen, die<br />
„Alten reden viel, wenn der Tag l<strong>an</strong>g<br />
ist, aber eigene Erfahrungen habe ich<br />
nur, wenn ich es auch selber ausprobiert<br />
habe.“ Wer jedoch ins Koma fällt oder<br />
die Qualen eines Entzugs erleben muss,<br />
wird schmerzlich erfahren müssen, wie<br />
hart eine Abhängigkeit und der Weg<br />
hinaus sind.<br />
Der Drogenberater will mir die Drogensucht<br />
durch ein Beispiel verdeutlichen.<br />
Er erzählt mir von einem sehr<br />
ergreifenden und erschütternden Schicksals<br />
einer 16-Jährigen Heroinsüchtigen:<br />
An einem düsteren, kalten Novembertag<br />
kam ein Mädchen zu uns ins<br />
Drogenzentrum. Alle waren schon auf<br />
Weihnachten, Schnee und Freizeit eingestellt.<br />
Aber sie wirkte wie ein Geist, fast<br />
schon wie eine lebende Leiche. H<strong>an</strong>nah<br />
L.* war ihr Name, ich werde ihn nie vergessen.<br />
Sie motivierte mich dazu, dass ich<br />
hier richtig war, wenn ich Leuten helfen<br />
wollte. Für ihren Zust<strong>an</strong>d war sie ein sehr<br />
selbstbewusster Mensch. H<strong>an</strong>nah hatte<br />
schon viele Entzugsversuche, privat und<br />
auch mit professionellen Therapeuten,<br />
hinter sich, aber sie hat es nicht geschafft.<br />
Die einzigen Freunde, die sie hatte, waren<br />
heroinsüchtig wie sie. Das war ihre „Familie“.<br />
Dort fühlte sie sich wohl.<br />
Sie erzählte mir, wie alles beg<strong>an</strong>n und<br />
<strong>an</strong> welchem Punkt sie <strong>an</strong>gel<strong>an</strong>gt war:<br />
Wie jedem <strong>an</strong>deren Fixer ging es bei<br />
ihr zu Hause schlimm zu. Aggressiver<br />
und schlagender Vater, heulende und<br />
verzweifelte Mutter, Scheidung und<br />
d<strong>an</strong>n der Umzug in die Vorstadt. Ihren<br />
Freunden erging es genauso und deswegen<br />
zögerten sie nur kurz, als sie das<br />
erste Mal gekifft hatte. D<strong>an</strong>n folgten die<br />
synthetische Drogen und Kokain. Seit<br />
einiger Zeit fixte sie schon Heroin. Sie<br />
brauchte für ihre 5 Schüsse am Tag <strong>an</strong><br />
die 200 €. Das heißt, sie musste g<strong>an</strong>z<br />
schon oft <strong>an</strong>schaffen gehen, um das<br />
Geld zusammenzubringen. Sie merkte<br />
gar nicht, dass sie immer erschöpfter<br />
wurde. Ihr Gesicht wurde bleicher, die<br />
Augenhöhlen waren eingefallen, die<br />
Augenringe wurden kohlrabenschwarz,<br />
ihr Körper best<strong>an</strong>d eigentlich nur noch<br />
aus Haut und Knochen. Sie war einfach<br />
am Ende. Ihr Körper hielt das nicht<br />
mehr länger aus. Ihr ging es aber l<strong>an</strong>g<br />
noch nicht so schlimm wie Paul, sein<br />
Körper zerfiel l<strong>an</strong>gsam. Ihm konnte m<strong>an</strong><br />
nicht mehr retten, alle Entzugsversuche<br />
waren fehlgeschlagen, alle Therapien.<br />
Sie wollte nicht, dass er stirbt, er war ein<br />
Teil von ihr.<br />
Sie war wie vom Blitz getroffen, als sie
Leben<br />
ihn eines Morgens tot auf dem Bahnhofsklo<br />
f<strong>an</strong>den. Die Spritze steckte noch<br />
in seinem Arm. Er lag g<strong>an</strong>z friedlich und<br />
ruhig da. Ihr Bruder, ein Mitglied von<br />
ihrer kleinen „Familie“, war tot. Ihre Welt<br />
brach zusammen. Sie fragte sich immer<br />
wieder: „War es wirklich sein Wunsch<br />
sein Leben mit einem Goldenen Schuss<br />
zu beenden? Wollte er tatsächliche nicht<br />
mehr aus seinem Leben machen? Wer<br />
würde der nächste sein?“ Das Leben war<br />
ein Horrortrip für H<strong>an</strong>nah. Von High<br />
bis Low. Der Turkey, immer heftiger,<br />
jedes Mal packte er sie und ließ sie nicht<br />
mehr los. H<strong>an</strong>nah hatte das Gefühl, sie<br />
würde jede Minute sterben, sie hielt das<br />
nicht länger aus. Um die Trauer wieder<br />
aus ihrem Gedächtnis zu blenden,<br />
brauchte sie einen neuen Druck. In<br />
der Eile nahm ihr Kumpel einfach das<br />
Wasser aus einer Pfütze um das Heroin<br />
mit der Zitronensäure aufzukochen. Er<br />
zog die Mischung mit einer stumpfen<br />
Einwegspritze auf. Ein <strong>an</strong>derer musste<br />
sie fest halten, damit m<strong>an</strong> die Ader auch<br />
wirklich traf. Er rammte sie ihr in den<br />
Arm, mitten in eine Thrombose. Die<br />
Nadel blieb stecken, Blut strömte in die<br />
K<strong>an</strong>üle, in der noch das Heroin war. Der<br />
Druck war zu hoch, Blut spritzte überall<br />
umher. Doch sie merkte gar nichts mehr,<br />
sie war nicht mehr da, entfloh dem Elend<br />
in ihre eigene Prachtwelt.<br />
Angst es zu vergessen — von Julia Urb<strong>an</strong><br />
Die Leute reden nicht gerne darüber,<br />
wie es ist, wenn m<strong>an</strong> einen<br />
geliebten Menschen verliert. Aber was<br />
ist, wenn es plötzlich eintritt? M<strong>an</strong><br />
k<strong>an</strong>n nicht trainieren, wie m<strong>an</strong> damit<br />
umgeht. Es ist wie, wenn jem<strong>an</strong>d<br />
einen in zwei Stücke zerreißt, m<strong>an</strong><br />
k<strong>an</strong>n nichts mehr fühlen, außer dem<br />
Schmerz, der in einem drinnen sitzt<br />
wie eine Br<strong>an</strong>dmarke. Das Schlimmste<br />
ist aber, dass m<strong>an</strong> weiß, dass dieser<br />
Mensch nie zurückkommen wird.<br />
M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n ihn nie wieder in die Arme<br />
nehmen und einfach glücklich sein.<br />
Nach einer gewissen Zeit fühlt m<strong>an</strong><br />
sich so leer, dass m<strong>an</strong> nicht mal mehr<br />
weinen k<strong>an</strong>n.<br />
Wenn m<strong>an</strong> es gewusst hätte, dass der<br />
Mensch einen so schnell verlässt, hätte<br />
m<strong>an</strong> vieles <strong>an</strong>ders gemacht. M<strong>an</strong> hätte<br />
sich nicht mit ihm gestritten, sich <strong>an</strong>geschrien<br />
wegen unwichtiger Dinge, die<br />
nach ein paar Stunden schon niem<strong>an</strong>d<br />
mehr interessiert. M<strong>an</strong> hätte ihn g<strong>an</strong>z<br />
fest in die Arme genommen und ihm<br />
gesagt, wie sehr m<strong>an</strong> ihn liebt. Warum<br />
hat m<strong>an</strong> es nicht get<strong>an</strong>? Es sind meist<br />
Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 32 Se i t e 33 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008<br />
Dieses Leben war ihr Leben gewesen.<br />
Schrecklich aber wahr. Harmlos hat es<br />
<strong>an</strong>gef<strong>an</strong>gen und bis zu diesem Punkt<br />
war sie <strong>an</strong>gel<strong>an</strong>gt. Der größte Wunsch<br />
von H<strong>an</strong>nah war es, cle<strong>an</strong> zu werden.<br />
Ein normales Leben ohne Heroin, ohne<br />
Lügen, ohne Diebstahl, ohne Turkey und<br />
ohne Leichen.<br />
Der Schock, dass sie dem Tod knapp<br />
entronnen war, saß tief. Nun war ihr<br />
klar geworden, wenn sie es dieses Mal<br />
nicht schaffen würde, wäre dies der<br />
sichere Tod für sie. Deswegen w<strong>an</strong>dte<br />
sie sich <strong>an</strong> die Drogenberatungsstelle,<br />
wo ich sie zum ersten Mal traf. Nach<br />
einer stationären Entzugsbeh<strong>an</strong>dlung,<br />
hat sie geschafft ihr Leben noch einmal<br />
von vorne zu beginnen. Sie ist cle<strong>an</strong> und<br />
will auch dabei bleiben. H<strong>an</strong>nah ist in<br />
meiner Erinnerung geblieben, weil sie<br />
den Sprung zurück ins alltägliche Leben<br />
wieder geschafft hat.<br />
Nachdem er mit dem Bericht fertig<br />
ist, sitze ich nur still da. Jetzt wird mir<br />
bewusst, wie schlimm die Drogensucht<br />
wirklich ist. Ich habe schon von Drogen<br />
gelesen und gehört, aber mir erschienen<br />
sie unendlich weit entfernt, so unwahr.<br />
Vielleicht wollte ich es früher auch nicht<br />
genau wissen.<br />
Doch wie k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> solchen Menschen<br />
helfen? Herr Riek erzählt, dass Gruppen<br />
die einfachen Wörter, die einem so<br />
schwer fallen, und wenn m<strong>an</strong> es nicht<br />
macht, bereut m<strong>an</strong> es. Aber irgendw<strong>an</strong>n<br />
gibt es keine Zeit mehr es ihm zu sagen<br />
und wenn m<strong>an</strong> es ihm d<strong>an</strong>n nicht nochmal<br />
ein letztes Mal gesagt hätte, k<strong>an</strong>n<br />
m<strong>an</strong> es ihm nie wieder sagen. Wie k<strong>an</strong>n<br />
m<strong>an</strong> mit diesem Gefühl leben? M<strong>an</strong> bekommt<br />
es nicht mehr aus seinem Kopf,<br />
denkt ständig dar<strong>an</strong>. M<strong>an</strong> überlegt, was<br />
gewesen wäre, wenn m<strong>an</strong> es ihm vorher<br />
noch einmal gesagt hätte, wäre er d<strong>an</strong>n<br />
vielleicht noch am Leben?<br />
Das schwerste jedoch ist, dass m<strong>an</strong><br />
eine wahnsinnige Angst hat, zu vergessen,<br />
wie der Mensch aussah, wie er<br />
redete oder wie er roch. Das Lächeln.<br />
Das Gesicht verschwindet nach jedem<br />
Traum mehr und das Kissen verliert<br />
auch schon den Duft des Parfüms des<br />
geliebten Menschen. M<strong>an</strong> wünscht sich<br />
nichts Sehnlicheres als ihn zurück, die<br />
Ratschläge, die er einem immer gegeben<br />
hat, er war wie ein Fels in der Br<strong>an</strong>dung.<br />
Er hatte einen Kosenamen für einen,<br />
den sonst keiner für ihn hatten. M<strong>an</strong> wird<br />
diesen Namen nie, nie mehr aus seinem<br />
mit einem Polizist, einem Sozialarbeiter<br />
und zwei oder drei Jugendlichen <strong>an</strong><br />
Ver<strong>an</strong>staltungen wie „Das Fest“ <strong>an</strong> der<br />
Günther-Glotz-Anlage, hier in <strong>Karlsruhe</strong>,<br />
Jugendliche auf ihren Konsum von<br />
Alkohol aufmerksam machen und sie<br />
darüber aufklären, welche Folgen dies<br />
haben k<strong>an</strong>n.<br />
Ich bin beeindruckt von dem Abend<br />
im Drogenzentrum und ich glaube, ich<br />
k<strong>an</strong>n mir jetzt die wirkliche Drogenwelt<br />
etwas besser vorstellen.<br />
M<strong>an</strong>che Freaks verherrlichen die Drogenabhängigkeit<br />
und malen sie in bunten<br />
Farben aus. Von <strong>an</strong>deren werden sie<br />
einfach nur verdammt und abgeurteilt.<br />
Sicher liegt die Wahrheit irgendwo in der<br />
Mitte, denn sie sind Menschen genauso<br />
wie jeder <strong>an</strong>dere. Sie brauchen Hilfe<br />
um wieder in ein geregeltes Leben der<br />
Unabhängigkeit zu gel<strong>an</strong>gen.<br />
Besonders R<strong>an</strong>dgruppen haben ein<br />
Recht auf Toler<strong>an</strong>z und Weitsichtigkeit<br />
der Gesellschaft.<br />
Jeder einzelne sollte nicht die Augen<br />
vor diesen Menschen verschließen, sondern<br />
sich mit den Problemen und den<br />
Hintergründe aktiv ausein<strong>an</strong>dersetzten.<br />
H<strong>an</strong>nah ist nicht ein trauriger Einzellfall,<br />
sondern ein Beispiel für das<br />
Schicksal vieler.<br />
Munde hören. Es hilft auch nicht, ständig <strong>an</strong> ihn zu<br />
denken, irgendw<strong>an</strong>n verschwindet er und m<strong>an</strong> ist über<br />
in „hinweg“. M<strong>an</strong> hat Angst, alles zu vergessen.<br />
Nach einer Weile überspielen die Menschen um einen<br />
herum, dass dieser Mensch verloren geg<strong>an</strong>gen ist, und<br />
m<strong>an</strong> bleibt alleine mit dem Schmerz, der einfach nicht<br />
nachlassen will. M<strong>an</strong> sucht einen Schuldigen, dem m<strong>an</strong><br />
die Schuld geben k<strong>an</strong>n, dass m<strong>an</strong> seinen geschätzten<br />
Mensch verloren hat. Aber m<strong>an</strong> findet meist keinen,<br />
was noch viel schlimmer ist. Es geht auch ein Teil des<br />
Trauernden mit dem Menschen verloren, das nie mehr<br />
ersetzt werden k<strong>an</strong>n, zu groß ist die Lücke.<br />
Wenn ein Mensch seine Familie und die Menschen<br />
verlässt, die ihn lieben, denkt er nicht dar<strong>an</strong>, was nach<br />
seinem Tod passiert. Dass seine Familie vielleicht zerbricht,<br />
weil sie den leeren Platz am Esstisch nicht mehr<br />
ertragen k<strong>an</strong>n, <strong>an</strong> dem immer ihr Geliebter saß.<br />
Es gibt unterschiedlich Wege mit dem Schmerz fertig<br />
zu werden, m<strong>an</strong>che versch<strong>an</strong>zen sich, bepackt mit alten<br />
Fotoalben, in einem Zimmer und weinen tagein, tagaus.<br />
Andere wiederum, versuchen ihren Verlust zu überspielen,<br />
indem sie ihren Schmerz hinter einer Fassade<br />
verstecken. Der beste Weg, aber gibt es denn überhaupt<br />
DEN besten Weg, mit seinem Schmerz klar zu kommen,<br />
ist es sich mit ihm ausein<strong>an</strong>der zu setzen.<br />
D<strong>an</strong>n bleibt die Frage offen, leben, als wäre jeder Tag<br />
der letze Tag im Leben?<br />
v o n carLoLine ro t h<br />
Frau Roth, ihre Laborergebnisse<br />
sind da. Nehmen Sie bitte Platz.“<br />
Ich setze mich auf einen Stuhl,<br />
auf den der Arzt zeigt, und will nun<br />
endlich den Grund für meine Müdigkeit,<br />
die starken Kopfschmerzen und den<br />
ständigen Durst erfahren. „Frau Roth,<br />
ich mache es kurz, sie haben Diabetes<br />
Typ 2.“ Diese Nachricht gleicht einem<br />
Faustschlag mitten ins Gesicht „Wie<br />
bitte?“, frage ich. Ich k<strong>an</strong>n es nicht<br />
glauben. Wieso soll ausgerechnet ich<br />
Diabetes haben? Warum ich? Ich suche<br />
Fehler. Lag es <strong>an</strong> meiner Ernährung?<br />
Hab ich zuviel Süßes gegessen? Nun ja,<br />
ich esse Schokolade nun mal für mein<br />
Leben gern… und dick bin ich auch nicht<br />
wirklich Vielleicht hier und da ein paar<br />
Röllchen zu viel und einen weiblichen<br />
Po, aber sonst g<strong>an</strong>z stramm.<br />
Oder liegt es gar nicht <strong>an</strong> mir, sondern<br />
<strong>an</strong> meinem Arzt? Bestimmt haben einfach<br />
die Leute im Labor mein Blut mit<br />
dem von jem<strong>an</strong>d <strong>an</strong>derem vertauscht.<br />
G<strong>an</strong>z sicher! Und wenn nicht??<br />
Nein, das k<strong>an</strong>n nicht sein. Ich merke,<br />
wie die Enttäuschung in mir hochkommt,<br />
mir im Hals stecken bleibt. Ich bin<br />
enttäuscht über meinen eigenen Körper.<br />
Nie hätte ich gedacht, dass es mich<br />
treffen würde. M<strong>an</strong> hört ja oft von alten<br />
Menschen mit Diabetes. Aber ich bin<br />
doch noch gar nicht so alt. Ich schaue<br />
meinen Arzt <strong>an</strong> und mir kommen die<br />
Tränen. Er erwidert meinen Blick und<br />
tröstet mich. Ich k<strong>an</strong>n einfach nicht<br />
mehr aufhören zu weinen, schäme mich<br />
aber gleichzeitig für mein Benehmen.<br />
Plötzlich sehe ich die leckeren gefüllten<br />
Pralinen <strong>an</strong> mir vorbeifliegen. Soll es<br />
damit jetzt gewesen sein?<br />
Nachdem ich mich beruhigt habe, beginnt<br />
mein Arzt zu reden: „Sie brauchen<br />
sich nicht für ihre Gefühle zu schämen.<br />
Solche Gefühlsausbrüche erlebe ich oft<br />
bei Patienten, bei denen dasselbe festgestellt<br />
wird. M<strong>an</strong> ist nun mal enttäuscht<br />
und wütend. Das hat diese Kr<strong>an</strong>kheit so<br />
<strong>an</strong> sich, dass die Patienten so oder zumindest<br />
so ähnlich darauf reagieren.<br />
Viele denken, dass ihr Leben nun<br />
nicht mehr lebenswert sei. Sie denken,<br />
dass sie nie wieder etwas Süßes essen<br />
dürfen, und wissen zugleich, dass sie<br />
das nicht aushalten können ohne diese<br />
süßen Sünden des Lebens. Doch ich<br />
k<strong>an</strong>n sie beruhigen. Das alles sind im<br />
Die süßeste Verführung<br />
Seitdem m<strong>an</strong> die Kr<strong>an</strong>kheit Diabetes kennt, ist Schokolade die süßeste Verführung der Patienten<br />
Großen und G<strong>an</strong>zen nur Vorurteile,<br />
mehr nicht. Dennoch k<strong>an</strong>n ich ihnen nur<br />
Ratschläge mit auf den Weg geben. Denn<br />
sie allein haben es in der H<strong>an</strong>d, wie sie<br />
mit der Kr<strong>an</strong>kheit umgehen. Zuallererst<br />
sollten sie um die 10-12 Kilogramm<br />
abnehmen“. Ich schlucke. „Außerdem<br />
müssen wir ihre Ernährung umstellen,<br />
damit sie auch nach dem Gewichtsverlust<br />
weiterhin dieses Gewicht halten.<br />
Das bedeutet, wenn sie wirklich ihre<br />
Ernährung umstellen wollen, damit sie<br />
ihre hohen Zuckerwerte im Griff haben,<br />
keine Weißmehlprodukte mehr. Denn<br />
diese verw<strong>an</strong>delt im Körper die Stärke in<br />
Zucker. Schwarzbrot und Vollkornbrote<br />
sind das Beste für ihren Körper. Auch<br />
sollten sie täglich ausgewählte Obstsorten,<br />
die nicht zu viel Fruchtzucker<br />
enthalten, und vor allem Gemüse zu sich<br />
nehmen. Ebenso ungesättigte Fettsäuren,<br />
die zum Beispiel in Oliven-, Raps- und<br />
Distelöl vorh<strong>an</strong>den sind. Fette Wurst,<br />
fetter Käse, Sahne, Speck und zuckerhaltige<br />
Getränke wie Cola und Schokolade<br />
sind ab sofort tabu. Zusätzlich sollten sie<br />
täglich Sport betreiben, ob Radfahren,<br />
Joggen oder im Sportverein ist egal.<br />
Denn durch den Sport verbrauchen ihre<br />
Zellen Energie, welche unter <strong>an</strong>derem<br />
der Zucker liefert.“<br />
Nach diesem l<strong>an</strong>gen Gespräch mit<br />
meinem Arzt sagt er mir noch, dass<br />
ich mir ein Blutzuckermessgerät für<br />
zu Hause kaufen soll um selbstständig<br />
meine Zuckerwerte zu überprüfen. Nach<br />
dem verlassen einer Apotheke in meiner<br />
Nähe, bin ich bepackt mit einem neuen<br />
Blutzuckermessgerät, Teststreifen und<br />
einem Heft speziell für Diabetiker.<br />
Mir kommt es so vor, als ob ich überall<br />
nur noch das sehe, was ich von nun<br />
<strong>an</strong> nicht mehr essen soll. Überall sieht<br />
m<strong>an</strong> Leute mit dick belegten Brötchen,<br />
Croiss<strong>an</strong>ts und Schokoriegeln für Zwischendurch.<br />
Dies muss ein Ende haben.<br />
Diabetes, ich nehme den Kampf auf!<br />
Daheim verschenke ich alles Süße und<br />
Verführerische <strong>an</strong> Nachbarskindern<br />
und Bek<strong>an</strong>nten. Freunden erzähle ich<br />
von meiner Kr<strong>an</strong>kheit. Denn es ist<br />
immer gut, wenn jem<strong>an</strong>d über so was<br />
Bescheid weiß. M<strong>an</strong> weiß ja nie, in welche<br />
Situation m<strong>an</strong> gerät. Anf<strong>an</strong>gs habe<br />
ich ein paar Probleme mit dem Messen<br />
meines Blutzuckers. Doch mit der Zeit<br />
lernt m<strong>an</strong> sich mit dem Pen, indem eine<br />
Leben<br />
Nadel ist die auf Knopfdruck dich sticht,<br />
<strong>an</strong>zufreunden. M<strong>an</strong> darf nur von den<br />
Mittel-, Ring- und kleinen Fingern seinen<br />
Tropfen Blut nehmen und auf einen<br />
Teststreifen tropfen. Diesen schiebt m<strong>an</strong><br />
in das Gerät ein und bekommt binnen<br />
weniger Sekunden ein Ergebnis. Wenn<br />
m<strong>an</strong> sich als Diabetiker auf nüchternen<br />
Magen misst sollt der Wert zwischen 80<br />
– und 120 mg/dl liegen. Nach dem Essen<br />
zwischen 120-140 mg/dl. Alles <strong>an</strong>dere ist<br />
ein erhöhter Zuckerspiegel.<br />
Ich beneide zwar Leute, die essen<br />
können, was sie möchten, doch m<strong>an</strong><br />
wächst mit seiner Herausforderung und<br />
ich k<strong>an</strong>n schon viel besser zuschauen,<br />
wenn <strong>an</strong>dere essen, was ich nicht darf.<br />
Andere pl<strong>an</strong>en, was sie am nächsten<br />
Tag so alles vorhaben, ich pl<strong>an</strong>e, was<br />
ich esse. Daheim k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> kochen, was<br />
m<strong>an</strong> möchte, und m<strong>an</strong> weiß dementsprechend,<br />
was m<strong>an</strong> isst. Doch wenn m<strong>an</strong><br />
zum Beispiel in ein Restaur<strong>an</strong>t gehen<br />
will, ist das nicht mehr so einfach. Denn<br />
in den meisten Produkten ist Weißmehl<br />
und <strong>an</strong>deres vorh<strong>an</strong>den, das meinen<br />
Blutzuckerwert steigen lässt.<br />
Inzwischen habe ich allein durch die<br />
Umstellung meiner Ernährung vier<br />
Kilo abgenommen, obwohl ich vorher<br />
auch nicht sonderlich dick war. Doch<br />
ich finde es trotzdem erstaunlich. Auch<br />
von meiner ständigen Müdigkeit und<br />
Abgeschlagenheit ist seit der Therapie<br />
nichts mehr zu spüren. Ich fühle mich<br />
fit wie ein Turnschuh.<br />
Als ich das meinem Arzt bei meinem<br />
ersten Kontrollbesuch erzähle, meint<br />
er, dass das nichts Ungewöhnliches sei.<br />
M<strong>an</strong>che nehmen sogar noch stärker ab.<br />
Die Norm liegt bei 10-12 Kilo, was ich<br />
erstaunlich finde.<br />
Nun, zur Weihnachtszeit, ist es aber<br />
trotzdem sehr schwer für mich zu widerstehen.<br />
Überall sieht m<strong>an</strong> Schokolade<br />
und das in allen Formen. Pralinen, Marzip<strong>an</strong>,<br />
Trüffel, Kuchen. Einfach alles!<br />
Und: Ich halte es einfach nicht mehr aus.<br />
Ich schleiche tagel<strong>an</strong>g um meinen Kühlschr<strong>an</strong>k.<br />
Normal enthält er solche Dinge<br />
nicht wirklich, denn sie können mich ja<br />
in Versuchung bringen. Doch trotzdem<br />
hat sich <strong>an</strong> diesem Tag eine Tafel richtige<br />
Schokolade in meinen Kühlschr<strong>an</strong>k geschlichen.<br />
Keine Diabetikerschokolade,<br />
die einen Süßstoff als Ersatz für den<br />
Zucker hat. Und- mein Kühlschr<strong>an</strong>k
Foto:Ann-Kathrin Nagel<br />
Leben<br />
ist einfach nicht mehr sicher. Ich mache<br />
schwungvoll die Kühlschr<strong>an</strong>ktür auf,<br />
greife g<strong>an</strong>z weit nach hinten und ertaste<br />
sie. Ich hole sie heraus. Sie ist g<strong>an</strong>z kalt<br />
und beim Auspacken wird sie doch so<br />
wundervoll weich. Ich erfreue mich am<br />
Glitzernd des Papiers, das mindestens<br />
ebenso glänzt wie meine Augen wohl<br />
in diesem Moment. Ich breche mir ein<br />
großes Stück ab und stopfe es mir einfach<br />
in den Mund, lasse es auf der Zunge<br />
l<strong>an</strong>gsam zergehen und genieße das zarte<br />
Schmelzen der Schokolade. Wie l<strong>an</strong>ge<br />
ich dieses Gefühl vermisst habe! Ich<br />
bekomme einfach nicht genug und das<br />
Ende dieser Geschichte ist, dass ich am<br />
nächsten Tag einen Wert von 180mg/<br />
dl habe.<br />
Nun ja. Das Blöde ist, ich habe heute<br />
eine Kontrolluntersuchung. Ich schäme<br />
mich für diesen Wert sehr. Denn er zeugt<br />
eindeutig von meiner nicht vorh<strong>an</strong>denen<br />
Selbstdisziplin. Ich erzähle meinem Arzt<br />
davon. Doch <strong>an</strong>statt mit mir zu schimpfen<br />
sagt er, ich solle nicht so streng mit<br />
mir sein. Es gibt so viele Leute mit Diabetes,<br />
die sich nicht einmal für solche<br />
Werte schämen. Außerdem ist ja bald<br />
Weihnachten. Und es gibt sonst so viele<br />
gute Werte, die ich vorzuzeigen habe. Ich<br />
solle einfach nur darauf achten, dass das<br />
nicht allzu oft passiert.<br />
Ich bin froh, dass ich solch einen Arzt<br />
gefunden habe. Es gibt viele <strong>an</strong>dere Diabetiker,<br />
die jahrel<strong>an</strong>g nach dem richtigen<br />
suchen, der einem Hoffnung gibt. Einen<br />
versteht. Vielleicht gibt es eines Tages<br />
eine Möglichkeit sich gegen Diabetes<br />
impfen zu lassen oder die Kr<strong>an</strong>kheit<br />
irgendwie <strong>an</strong>ders zu bekämpfen. Doch so<br />
l<strong>an</strong>ge bin ich noch auf ständige Arztbesuche<br />
und Laborkontrollen <strong>an</strong>gewiesen.<br />
Denn wenn mein Wert steigen sollte,<br />
trotz der Ernährungsumstellung, werde<br />
ich wohl irgendw<strong>an</strong>n Insulin spritzen<br />
müssen.<br />
Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 34 Se i t e 35 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008<br />
v o n im o g e n Jo w<br />
Yoga - der Weg zu sich selbst<br />
Die berufstätige Marie S.* befindet<br />
sich nach einem <strong>an</strong>strengenden<br />
Arbeitstag wie jede<br />
Woche Dienstag im Yoga Vidya Zentrum<br />
Mühlburg um sich zur Yogalehrerin<br />
ausbilden zu lassen.Um als Yogalehrerin<br />
arbeiten zu können muss sie zwei Jahre<br />
eine Ausbildung machen, die auch Einschränkungen<br />
mit sich trägt. Im zweiten<br />
Jahr kommt die intensive Phase der<br />
Ausbildung, in der m<strong>an</strong> auf Zigaretten<br />
und Alkohol verzichten sollte, da beides<br />
die Konzentration stört, die im Yoga<br />
sehr wichtig ist. Außerdem sollte m<strong>an</strong><br />
möglichst vegetarisch leben.<br />
Zunächst sollte m<strong>an</strong> jedoch wissen,<br />
was Yoga überhaupt bedeutet. Auf die<br />
Fragte hin, <strong>an</strong>twortet Maries S., dass<br />
Yoga Einheit bedeutet und das zur Ruhe<br />
Bringen des bewegten Geistes und der<br />
Ged<strong>an</strong>ken.<br />
Der Unterricht beginnt mit einer<br />
einstündigen Theoriestunde, in der die<br />
Schüler unter <strong>an</strong>derem erlernen, wie<br />
m<strong>an</strong> richtig meditiert. Meditiert wird am<br />
besten <strong>an</strong> einem ruhigen Ort, <strong>an</strong> dem<br />
m<strong>an</strong> sich am geschicktesten kreuzbeinig<br />
auf ein spezielles Kissen setzt. Bei der<br />
Meditation geht es darum, den Geist<br />
einpünktig zu machen und nach sehr<br />
l<strong>an</strong>ger Übung zur geistigen Erleuchtung<br />
zu kommen. Den Geist versucht m<strong>an</strong><br />
einpünktig zu machen, indem m<strong>an</strong> ein<br />
M<strong>an</strong>tra, das sind geistige Sprüche, die<br />
die Energiezentren zum Schwingen<br />
bringen, rezitiert oder sich auf den Punkt<br />
zwischen den Augenbrauen oder sich auf<br />
die Körperteile konzentriert. Außerdem<br />
bekommen die Schüler wissenswerte Informationen<br />
über das Leben sämtlicher<br />
Yogameister. Nach einer viertelstündigen<br />
Pause folgt eine Yogastunde, die <strong>an</strong>derthalb<br />
Stunden <strong>an</strong>dauert.<br />
Während sich die Schüler Yogamatte,<br />
Meditationskissen und je nach Bedarf<br />
eine Decke nehmen, zündet die Lehrerin<br />
ein Räucherstäbchen <strong>an</strong>. Es herrscht eine<br />
<strong>an</strong>genehme Atmosphäre im Raum und es<br />
ist fast g<strong>an</strong>z still. Das Räucherstäbchen<br />
verbreitet einen entsp<strong>an</strong>nenden Duft und<br />
nachdem sich alle platziert haben, wird<br />
mit der Meditation begonnen. Jeder setzt<br />
sich im Schneidersitz auf sein Kissen und<br />
die Meditation beginnt mit einem M<strong>an</strong>tra,<br />
was der Lehrer vorspricht und die<br />
Yogalehrerin zu werden ist nicht g<strong>an</strong>z einfach<br />
Schüler nachsprechen. Anschließend konzentriert<br />
sich jeder auf einen beliebigen Punkt im Körper<br />
oder auf ein M<strong>an</strong>tra. Währendessen ist es unheimlich<br />
still im Raum und das einzige, was m<strong>an</strong> vernimmt,<br />
sind tiefe Atemzüge. Der hohe Ton der Kl<strong>an</strong>gschale<br />
„holt“ die Schüler „zurück“ und damit ist die Meditation<br />
beendet. Die Kissen werden beiseite gelegt<br />
und die Matte kommt zum Einsatz. Es wissen alle,<br />
dass nun der <strong>an</strong>strengende Teil der Stunde kommt,<br />
die Ass<strong>an</strong>as. Ass<strong>an</strong>as sind Yogaübungen, bei der m<strong>an</strong><br />
sich hauptsächlich dehnt und die Muskeln trainiert.<br />
Darauf kommt es aber gar nicht <strong>an</strong>. Bei den Ass<strong>an</strong>as<br />
macht deswegen auch jeder nur so viel, wie er k<strong>an</strong>n,<br />
da kein Zw<strong>an</strong>g dahinter sein soll.<br />
Auch dieser Stundenteil verläuft sehr ruhig, obwohl<br />
die Übungen teilweise sehr <strong>an</strong>strengend sind.<br />
Das einzige, was zu hören ist, ist die ruhige Stimme<br />
des Lehrers und das Quietschen der Yogamatten.<br />
Wichtig bei den Übungen ist vor allem auch das<br />
Atmen, was den Körper enstp<strong>an</strong>nen soll. Nach den<br />
Ass<strong>an</strong>as folgt die Endentsp<strong>an</strong>nung. Alle legen sich<br />
auf den Rücken und strecken die Arme zur Seite aus.<br />
Wer will, k<strong>an</strong>n sich mit einer Decke zudecken um<br />
sich zusätzlich zu wärmen. Die Schüler schließen die<br />
Augen und der Lehrer beginnt jedes Körperteil von<br />
Kopf bis Zehen durchzugehen, in das die Schüler<br />
„reinamten“ und auf das sie sich konzentrieren sollen.<br />
Wenn alle Körperteile „entsp<strong>an</strong>nt“ sind, bleiben<br />
die Schüler liegen und atmen weiter tief durch den<br />
Bauch ein und aus. Einige schlafen auch ein und werden<br />
wieder von dem schrillen Ton der Kl<strong>an</strong>gschale<br />
geweckt. Der Ton kündigt außerdem das Ende der<br />
Stunde <strong>an</strong>. Die Schüler räumen ihre Matten, Kissen<br />
und Decken auf und können <strong>an</strong>schließend noch Tee<br />
trinken, wenn sie möchten.<br />
Das eigentliche Ziel des Yogas ist es, den Geist<br />
mit den Übungen einpünktig zu machen, was<br />
bedeutet, nichts zu denken. Nach l<strong>an</strong>ger Zeit der<br />
Praxis und des guten Verhaltens und Umg<strong>an</strong>g mit<br />
seiner Umwelt soll m<strong>an</strong> <strong>an</strong>geblich erleuchtet sein.<br />
Die Yogalehrlinge müssen nach den zwei Jahren<br />
Ausbildung eine praktische, bei der sie eine Yogastunde<br />
machen sollen, und eine theoretische Prüfung<br />
ablegen. Jeder fragt sich nun sicherlich, wieso der<br />
Aufw<strong>an</strong>d eine Ausbildung zu machen, statt g<strong>an</strong>z<br />
normale Yogastunden zu nehmen, die zu dem auch<br />
noch im Verhältnis billiger sind. Als ich Marie S.<br />
fragte wieso sie sich für diese Ausbildung der eher<br />
besonderen Art entschieden hat, <strong>an</strong>twortete sie, dass<br />
sie ihre Persönlichkeit als Mensch weiterentwickeln<br />
wolle und eine Ausbildung intensiver sei als normale<br />
Stunden. Yoga ist sehr empfehlenswert, da es fit hält,<br />
jedoch gleichzeitig den Geist beruhigt und m<strong>an</strong> nach<br />
einiger Zeit den Weg zu sich selber finden k<strong>an</strong>n.<br />
* Name geändert<br />
v o n Ju L i a bat t e S i m o<br />
Christi<strong>an</strong>e B. leidet seit ihrer Geburt<br />
<strong>an</strong> einer Muskeldystrophie,<br />
die nicht zu heilen ist. Das bedeutet<br />
für sie, dass sie in vielen Dingen,<br />
wie zum Beispiel das Treppensteigen,<br />
sehr eingeschränkt ist, weil ihre Muskulatur<br />
sehr viel schwächer und nicht so<br />
ausgebildet ist wie die eines gesunden<br />
Menschen. Laufen k<strong>an</strong>n sie, aber sie<br />
humpelt dabei und k<strong>an</strong>n sehr schnell ihr<br />
Gleichgewicht verlieren, wenn der Boden<br />
uneben ist.<br />
Weil das Thema viele Leute interessiert<br />
und auch m<strong>an</strong>che sogar selbst davon<br />
betroffen sind, habe ich Christi<strong>an</strong>e <strong>an</strong><br />
einem Tag in ihrer Wohnung besucht<br />
und ihr neugierig meine Fragen gestellt.<br />
Das Zimmer, indem wir sitzen, ist ein<br />
g<strong>an</strong>z normaler Wohnraum. M<strong>an</strong> kommt<br />
also nicht gleich auf die Idee, dass hier<br />
eine Person mit einer Behinderung<br />
wohnt. Doch wenn m<strong>an</strong> d<strong>an</strong>n genauer<br />
hinschaut, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> die kleinen Unterschiede,<br />
wie zum Beispiel eine niedrigere<br />
Arbeitblatte in der Küche erkennen.<br />
Wenn sie einfach so am Tisch sitzt, sieht<br />
m<strong>an</strong> ihr gar nichts <strong>an</strong>, aber wenn sie d<strong>an</strong>n<br />
<strong>an</strong>fängt zu laufen, fällt es doch auf. Es<br />
ist eher watschelnd und nicht sehr sicher.<br />
Christi<strong>an</strong>e hat braunes l<strong>an</strong>ges Haar, ist<br />
39 Jahre alt und eine attraktive und <strong>an</strong>genehme<br />
Erscheinung.<br />
Wie war es für Sie, als sie erfahren haben,<br />
dass sie <strong>an</strong> dieser Behinderung erkr<strong>an</strong>kt<br />
sind?<br />
Ich hab das nicht erfahren, weil ich<br />
diese Kr<strong>an</strong>kheit schon seit meiner<br />
Geburt habe und damit schon groß geworden<br />
bin. Von daher war es nicht so<br />
sehr schlimm für mich, weil ich es nicht<br />
<strong>an</strong>ders kenne.<br />
Und wie fühlen Sie sich selbst damit?<br />
Ja, das ist schwer zu definieren, aber<br />
ich sage mir immer, dass es einfach so<br />
ist und ich habe in meinem Leben auch<br />
nie Trübsal geblasen, weil ich das Leben<br />
so <strong>an</strong>nehme und es mir Spaß macht.<br />
Außerdem k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> auch mit einer<br />
Behinderung super leben und m<strong>an</strong> muss<br />
sich zwar mit verschiedenen Dingen<br />
arr<strong>an</strong>gieren, aber ich sehe das als eine<br />
Herausforderung.<br />
Wow! Eine starke Frau. Wie reagieren<br />
eigentlich <strong>an</strong>dere Leute drauf? Gehen sie<br />
mit ihnen normal um?<br />
Ich bin stolz auf mich, so wie ich bin<br />
Ein Interview mit einer glücklichen Frau<br />
Unterschiedlich. Die meisten können<br />
überhaupt nicht damit umgehen. Diese<br />
Leute stellen weder Fragen, noch befassen<br />
sie sich mit mir, aus lauter Angst<br />
etwas falsch zu machen oder mich in<br />
irgendeiner Art zu verletzen. Deshalb<br />
schauen mich die meisten Leute nur <strong>an</strong><br />
oder tun so, als gäbe es mich gar nicht.<br />
Aber es gibt natürlich auch die Sorte<br />
von Mensch, die g<strong>an</strong>z normal mit mir<br />
umgeht.<br />
Was können Sie nicht machen, was <strong>an</strong>dere<br />
können?<br />
Also, m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n sagen, dass ich all<br />
das nicht machen k<strong>an</strong>n, wozu m<strong>an</strong> eine<br />
gesunde Muskulatur benötigt. Das heißt<br />
zum Beispiel, dass ich keine Treppen steigen<br />
k<strong>an</strong>n, nicht alleine von einem Stuhl<br />
oder Sessel aufstehen k<strong>an</strong>n, nicht rennen<br />
k<strong>an</strong>n. Dazu gehört auch, dass ich keinen<br />
Sport außer Schwimmen betreiben k<strong>an</strong>n,<br />
weil mich das Wasser trägt und durch<br />
die Schwerelosigkeit meine Muskulatur<br />
entlastet wird, so dass ich mich leichter<br />
bewegen k<strong>an</strong>n. Trotzdem k<strong>an</strong>n ich<br />
normale Sachen erledigen. Also auch<br />
haushaltliche Tätigkeiten oder sogar auch<br />
mit Hilfe meines M<strong>an</strong>nes fahrradfahren.<br />
Dazu haben wir uns ein ,,Doppelfahrrad“<br />
gebaut, das nicht hinterein<strong>an</strong>der,<br />
sondern nebenein<strong>an</strong>der gefahren wird.<br />
(Sie lächelt)<br />
Kommen wir zu ihrer Kindheit. Wie war<br />
die Schulzeit für Sie?<br />
(Christi<strong>an</strong>e <strong>an</strong>twortet sofort und ohne<br />
zu zögern) Sehr schön! Wir waren vier<br />
Mädels im Bunde und unzertrennlich.<br />
Meine Mädels hätten mich nie im Stich<br />
gelassen und haben mich überall mithin<br />
genommen. Auch wenn ich mal was<br />
nicht machen konnte, wie Schlittschuhfahren<br />
oder so, d<strong>an</strong>n bin ich trotzdem<br />
mitgeg<strong>an</strong>gen, weil für mich dabei sein<br />
am wichtigsten war. Ich hatte d<strong>an</strong>n auch<br />
einfach so meinen Spaß.<br />
Konnten Sie auch zu Ausflügen in der<br />
Schule mitkommen?<br />
Ja klar! (Sie lächelt) Meine Eltern haben<br />
da immer alle Hebel in Bewegung<br />
gesetzt, damit ich überall mit hin konnte.<br />
Erstens, weil ich das selbst so wollte und<br />
zweitens, weil meine Eltern es wichtig<br />
f<strong>an</strong>den, dass ich <strong>an</strong> gemeinschaftlichen<br />
Aktivitäten der Schulklasse teilnehme.<br />
Leben<br />
Zum Beispiel auch die L<strong>an</strong>dschulheime. Da haben mich<br />
d<strong>an</strong>n immer mein Vater oder meine Schwester begleitet,<br />
für die d<strong>an</strong>n auch eine Unterkunft org<strong>an</strong>isiert wurde. Sie<br />
waren nicht immer um mich herum. Deswegen konnte<br />
ich mich auch frei und ungehemmt bewegen. Falls ich<br />
<strong>an</strong> einer Aktivität oder einem Ausflug nicht teilnehmen<br />
konnte, haben sie sich immer um mich gekümmert und<br />
waren für mich da. Dadurch war d<strong>an</strong>n auch mein Klassenlehrer<br />
entlastet und konnte sich d<strong>an</strong>n g<strong>an</strong>z meiner<br />
Klasse widmen.<br />
Wie war der Sportunterricht für Sie?<br />
(Sie überlegt kurz) Ich war vom regulären Sportunterricht<br />
befreit, weil ich das alles nicht ausüben konnte,<br />
was für den Sportunterricht vorgesehen war. Allerdings<br />
nahm ich am Schwimmunterricht teil, wurde aber nicht<br />
benotet, weil ich ja zum Beispiel keinen Köpfer ins Wasser<br />
machen konnte oder so. In den zwei Sportstunden<br />
jede Woche bekam ich d<strong>an</strong>n frei. Doch das hat mir damals<br />
gar nicht gefallen, weil ich lieber gerne mitgemacht<br />
hätte. (Christi<strong>an</strong>e schaut aus dem Fenster)<br />
Wie mussten Sie sich verhalten oder wie haben Sie es org<strong>an</strong>isiert,<br />
wenn sie abends ausgehen wollten?<br />
(Sie zögert einen Moment) Fast immer wurde ich<br />
von meinen Eltern gefahren oder ich war mit meiner<br />
Schwester unterwegs. Das war kein Problem. Meine<br />
Freundinnen haben mir d<strong>an</strong>n immer vom Stuhl aufgeholfen<br />
oder sind mit mir auf die Toilette geg<strong>an</strong>gen.<br />
Für sie war das gar kein Problem. (Sie lächelt und ihre<br />
Augen strahlen)<br />
War es eigentlich ein Hindernis, einen geeigneten Job zu<br />
finden?<br />
Ein Job...hm...Ersteinmal ja! Für viele Arbeitgeben<br />
war es ein Problem mir einen behindertengerechten<br />
Arbeitsplatz zu schaffen oder die Toilette zu erhöhen,<br />
weil ich ja sonst nicht alleine hätte aufstehen können.<br />
Doch mit Hilfe meiner offenen und freundlichen Art<br />
habe ich es geschafft, die jeweiligen Personen zu überzeugen,<br />
die Un<strong>an</strong>nehmlichkeiten auf sich zu nehmen<br />
und mir einen Arbeitsplatz zu bieten.<br />
Christi<strong>an</strong>e, können sie ihren Alltag alleine meistern?<br />
Bedingt. Zu Hause k<strong>an</strong>n ich mich frei bewegen, weil<br />
alles so gemacht ist, wie ich es brauche. Mobilität hab ich<br />
durch meinen Führerschein und mein behindertengerechtes<br />
Auto erreicht. Doch g<strong>an</strong>z alleine in die Stadt zu<br />
gehen oder ähnliches ist für mich nicht machbar, weil ich<br />
d<strong>an</strong>n auf die Hilfe meines M<strong>an</strong>nes <strong>an</strong>gewiesen bin.<br />
Meine letzte Frage <strong>an</strong> Sie. Sind Sie so mit ihrem Leben<br />
glücklich?<br />
(Sie lacht glücklich) Ja! Sehr sogar! Ich habe so ziemlich<br />
alles erreicht, was ich wollte und mir vorgestellt<br />
habe. Ich habe einen liebevollen M<strong>an</strong>n, der sich um<br />
mich kümmert und immer für mich da ist, eine tolle<br />
Tochter und eine Familie, auf die ich mich jeder Zeit<br />
verlassen k<strong>an</strong>n!
Kunst Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 36 Se i t e 37 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 Kunst<br />
M<strong>an</strong> braucht Jahre um es zu meistern, Originale werden heutzutage in Millionenhöhe geh<strong>an</strong>delt: Tiff<strong>an</strong>y, die Glaskunst, die Werke von<br />
unvergänglicher Schönheit hervorbrachte.<br />
v o n ho L g e r KL e i n<br />
Es ist ein eher kleiner Laden, von<br />
außen fast unscheinbar zwischen<br />
den g<strong>an</strong>zen <strong>an</strong>deren Häusern der<br />
Brauerstraße.<br />
Früher, bei der Gründung des Studio<br />
34, war dies nicht so. Damals, vor nunmehr<br />
27 Jahren, gab es das ZKM noch<br />
nicht, ein l<strong>an</strong>ger Holzzaun verdeckte<br />
den Blick auf das Gelände, auf dem<br />
sich damals schon seit l<strong>an</strong>gem eine Munitionsfabrik<br />
niedergelassen hatte. Das<br />
Schild mit der Aufschrift Studio 34 hing<br />
schon damals am Laden, auch ein halbes<br />
Jahr vor der Eröffnung schon. Am ersten<br />
Dezember 89 wurde das Geschäft d<strong>an</strong>n<br />
schließlich eröffnet Die Straße grenzte<br />
zu dieser Zeit direkt <strong>an</strong> den Laden, der<br />
der einzige dort war. Später wurden die<br />
Fabriken abgerissen, die Gebiete der<br />
Stadt abgekauft. Doch auch heute noch<br />
ist das von außen leicht zu übersehende<br />
Zerbrechliche<br />
Kunst<br />
Haus eine wahre Schatztruhe.<br />
Sobald m<strong>an</strong> durch die Tür tritt, findet<br />
m<strong>an</strong> sich in einer <strong>an</strong>deren Welt wieder.<br />
M<strong>an</strong> merkt, dass in diesem Geschäft<br />
gewohnt wird, dass der Eigentümer<br />
liebt was er verkauft. Im hinteren Teil<br />
sieht m<strong>an</strong> eine Werkstatt, durch einen<br />
Ofen gewärmt. Das Licht fällt durch ein<br />
Fenster, das aus einem riesigen Pfau zu<br />
bestehen scheint. Der Kundenbereich ist<br />
voller buntem Glas in einer Vorrichtung,<br />
die der Ladenbesitzer selbst in dreijähriger<br />
Arbeit fertig gestellt hat, genauso<br />
wie den Rest seines Ladens.<br />
Das hier ist kein einfacher Brötchenladen,<br />
hier wird noch mit dem Kunden<br />
geredet, die meisten kaufen hier schon<br />
seit vielen Jahren. Neulinge werden behutsam<br />
in die Materie eingeführt, doch<br />
auch wenn m<strong>an</strong> Profi ist k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> hier<br />
noch einiges lernen. Mir erzählte der<br />
Foto: Holger Klein<br />
Besitzer von Louis Comfort Tiff<strong>an</strong>y,<br />
von dem er ein großes Bild <strong>an</strong> der<br />
W<strong>an</strong>d hängen hat. Louis Tiff<strong>an</strong>y prägte<br />
den amerik<strong>an</strong>ischen Jugendstil auf unzählige<br />
Weisen: Fenster, Bilder, Gläser,<br />
sogar einige Zimmer im Weißen Haus<br />
wurden von ihm eingerichtet. Originale<br />
von ihm werden heute in Millionenhöhe<br />
geh<strong>an</strong>delt, die meisten befinden sich im<br />
Besitz von Museen. Nur wenige, wie zum<br />
Beispiel das Trinkglas „Lotus“, das in<br />
den 80ern für 5,5 Millionen den Besitzer<br />
wechselte, sind in Privatbesitz. Doch<br />
trotz allem wurde Tiff<strong>an</strong>y recht spät in<br />
Europa bek<strong>an</strong>nt. Erst 1999 gab es eine<br />
Tiff<strong>an</strong>yausstellung in Hamburg.<br />
„Noch heute kommt es vor, dass hier<br />
einfach jem<strong>an</strong>d hereinkommt und mich<br />
fragt: sagen Sie mal, was ist dieses Tiff<strong>an</strong>y<br />
eigentlich?“, vertraut m<strong>an</strong> mir <strong>an</strong>.<br />
Diese Frage ist leicht zu be<strong>an</strong>tworten.<br />
Eigentlich bezeichnet der Ausdruck nur<br />
die Facette der h<strong>an</strong>dwerklichen Kunst<br />
der sich Louis hingegeben hat, die sich<br />
mit der von ihm erfundenen speziellen<br />
Glasfärb- und Schneidtechnik befasst.<br />
Doch nachdem m<strong>an</strong> sein erstes richtiges<br />
Tiff<strong>an</strong>ystück fertig gestellt hat, weiß m<strong>an</strong>,<br />
dass m<strong>an</strong> die unvergängliche, erhabene<br />
Schönheit, die ein solches Stück ausstrahlt,<br />
kaum in Worte fassen k<strong>an</strong>n.<br />
In <strong>an</strong>deren Läden würde ein solcher<br />
Kunde, wie der oben erwähnte, vielleicht<br />
mit ein paar Büchern abgespeist werden,<br />
doch „das ist sinnlos“, erklärt m<strong>an</strong> mir.<br />
Tiff<strong>an</strong>y ist theoretisch zwar einfach zu<br />
erlernen, doch nur sehr schwer zu perfektionieren.<br />
Der typische Arbeitsablauf sieht folgendermaßen<br />
aus: Erst schneidet m<strong>an</strong><br />
mit einem Glasschneider die grobe Form<br />
von zum Beispiel einem Blütenblatt aus<br />
dem Rubinglas aus, d<strong>an</strong>n schleift m<strong>an</strong><br />
dieses Stück immer feiner, bis es schließlich<br />
die schlussendliche Form erreicht<br />
hat. D<strong>an</strong>ach wird es erst einmal mit<br />
einem Wachsklumpen auf die Vorlage<br />
geklebt, später d<strong>an</strong>n mit den <strong>an</strong>deren<br />
Teilen zusammengelötet. Dazu muss<br />
m<strong>an</strong> jedes Glasstückchen mit einem speziellen<br />
Kupferb<strong>an</strong>d umwickeln. Hat m<strong>an</strong><br />
das get<strong>an</strong>, legt m<strong>an</strong> die Teile so wie m<strong>an</strong><br />
sie haben will und bestreift das Kupferb<strong>an</strong>d<br />
mit einem Mittel, das dafür sorgt,<br />
dass das Lötzinn nach dem Erhitzen<br />
überhaupt erst flüssig wird. „Sobald ein<br />
Anfänger 50 Stücke geschliffen hat k<strong>an</strong>n<br />
m<strong>an</strong> sagen, dass es allmählich läuft.“<br />
Allein aus Büchern k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> das<br />
aber nicht lernen, m<strong>an</strong> braucht einen<br />
menschlichen Mentor, zumindest für<br />
Bild links: Verkaufsraum Studio 34<br />
oben: Lampenschirm<br />
Fotos: Holger Klein<br />
den Anf<strong>an</strong>g, wenn m<strong>an</strong> nicht schon nach<br />
ein paar Fehlversuchen schon frustriert<br />
aufgeben will.<br />
Der Besitzer von Studio 34 hat das<br />
offenbar nicht get<strong>an</strong>, heutzutage ist er<br />
ein wahrer Profi. Eine Lampe, die er<br />
vor einiger Zeit gefertigt hat, beweist<br />
dies: Unsichtbar, zwischen den Lötnähten,<br />
die die kleinen Glasteilchen<br />
zusammenhalten, sind einige Drähte<br />
eingefügt, <strong>an</strong>sonsten würde der untere<br />
Teil des Lampenschirms schon nach<br />
der kleinsten Erschütterung abfliegen.<br />
Doch das lernt m<strong>an</strong> in keinem Lehrbuch,<br />
er f<strong>an</strong>d es heraus, indem er alte<br />
Zeichnungen von Louis Comfort Tiff<strong>an</strong>y<br />
Ein Fenster aus Tiff<strong>an</strong>yglas in der Werkstatt vom Studio 34<br />
Foto: Holger Klein<br />
betrachtete. Auch die Schablone einer der<br />
beliebtesten Lampen, den Oktupus, hat<br />
er verbessert. Ursprünglich war es nur<br />
eine einzige g<strong>an</strong>ze Form, doch nun hat er<br />
eine neue hergestellt, die in zwei Hälften<br />
geteilt wurde. So ist es um ein Vielfaches<br />
leichter, die fertige Lampe am Ende von<br />
der Form zu lösen.<br />
Die Liebe zu Tiff<strong>an</strong>y und der umfassende<br />
Service haben sich bezahlt<br />
gemacht, heutzutage gilt das Studio 34<br />
als eines der Spitzenhäuser der Region,<br />
mittlerweile kauft die dritte Kundengeneration<br />
hier ein. Zusätzlich gibt es Kunden<br />
auf der g<strong>an</strong>zen Welt. Ungefähr einmal im<br />
Jahr deckt sich hier eine in La Palma sesshafte<br />
Kundin mit Glas ein. Diese Kundin<br />
wurde von ihrer Freundin über Tiff<strong>an</strong>y<br />
informiert, doch auf La Palma musste<br />
sie m<strong>an</strong>chmal sogar farbige Schüsseln<br />
zerschlagen, um <strong>an</strong> Glas zu kommen.<br />
Zum Glück hat sie Verw<strong>an</strong>dte in <strong>Karlsruhe</strong>,<br />
so dass sie einmal im Jahr hierher<br />
kommt. Hier erfuhr sie vom Studio 34.<br />
Mir wird ein Bild ihrer Wohnung gezeigt,<br />
in der fast alles, was aus Glas besteht, mit<br />
Tiff<strong>an</strong>y verziert wurde oder gleich g<strong>an</strong>z<br />
aus Rubinglas besteht: Die Fenster, die<br />
Lampen. Auch Spiegel können mit Tiffa-<br />
ny verziert werden, was zum Beispiel für<br />
ein wunderbares indirektes Licht sorgen<br />
k<strong>an</strong>n. Jedes gut bearbeitete Objekt aus<br />
Tiff<strong>an</strong>y ist ein Universum für sich, das<br />
Zusammenspiel der winzigen bunten<br />
Glasstückchen ergibt ein wunderschönes<br />
G<strong>an</strong>zes.<br />
Allerdings: nicht nur gefertigte Stücke,<br />
auch jede einzelne Glasplatte ist ein<br />
Unikat und wird noch heute von H<strong>an</strong>d<br />
in sehr wenigen Betrieben in den USA<br />
hergestellt.<br />
Die Auswahl der richtigen Glasplatte<br />
für beispielsweise eine Lampe ist<br />
daher besonders wichtig, wenn diese<br />
einen schönen Anblick bieten soll. Ein<br />
<strong>an</strong>schauliches Beispiel dafür ist die beliebte<br />
Dragonfly, die es mittlerweile in<br />
unzähligen Ausführungen gibt: mal groß,<br />
mal klein, mal mit Nuggets (das sind<br />
halbe Murmeln, die auf dem Lampenschirm<br />
befestigt werden), mal ohne. Sie<br />
erinnert <strong>an</strong> einen Baum im Sumpf, mit<br />
den Libellen auf ihr und ihrem einem<br />
Baumstamm ähnlich sehenden Lampenständer.<br />
Je nach Glasplatte ist sie heller<br />
oder dunkler, grün, schwarz oder bunt<br />
schimmernd. Und alles, was m<strong>an</strong> zum<br />
Herstellen eines solchen Kunstwerks<br />
braucht, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> hier bekommen, im<br />
Studio 34.<br />
Vor ein paar Wochen kaufte ich mir<br />
hier zwei Glasschneider und ein wenig<br />
Kupferfolie. Insgesamt kostete das 50<br />
Euro. Der Verkäufer lächelte: „Es ist nun<br />
mal ein sehr exklusives Hobby“.
Kunst Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 38 Se i t e 39 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 Kunst<br />
You_ser: Das Jahrhundert des Konsumenten<br />
v o n maximiLi<strong>an</strong> PF e i F e r<br />
Im Zentrum für Kunst und Medien<br />
(ZKM) gibt es seit dem 21.10.2007<br />
eine neue Ausstellung namens „You_<br />
ser: Das Jahrhundert des Konsumenten“,<br />
welche zum 10-jährigen Bestehen des<br />
ZKM ausgerichtet wird. Sie ist noch bis<br />
zum 6. J<strong>an</strong>uar 2009 zu sehen.<br />
Die Anfänge des ZKM beg<strong>an</strong>nen im<br />
Jahre 1988; vorher war es eine Ausstellung,<br />
die jedes Jahr wo<strong>an</strong>ders stattf<strong>an</strong>d.<br />
Aber eines blieb von damals bis heute<br />
gleich; der Schwerpunkt die Medientechnik.<br />
Dabei wollte m<strong>an</strong> die Medientechnik<br />
exemplarisch in Praxis und Theorie<br />
umsetzten. Erst 1997 hat die Ausstellung<br />
ihren festen Sitz in <strong>Karlsruhe</strong> in der<br />
Lorenzstraße 19 (neben dem Filmpalast<br />
und dem Arbeitsamt) erhalten. Früher<br />
wurde das Gebäude von der IWKA-AG<br />
(heute KUKA-AG dieser Name stammt<br />
von den Anf<strong>an</strong>gsbuchstaben von „Keller<br />
und Knappich Augsburg“ ab.) als Waffen-<br />
und Munitionsfabrik genutzt. Das<br />
ZKM ist ein großes Museum, bei dem<br />
mehrere Ausstellungen zu verschiedenen<br />
Schwerpunkten auf einer Fläche von<br />
7000m² ausgestellt werden. Damit ist<br />
das ZKM weltweit das erste und einzige<br />
Museum seiner Art, bei dem zum Teil<br />
die neueste Medientechnik gezeigt wird,<br />
aber auch die von 1960 bis heute, da<br />
die Besucher den Unterschied von der<br />
damaligen Technik und der heutigen<br />
Technik sehen sollen.<br />
Heute ist mein großer Tag! Ich gehe<br />
zu der Ausstellung vom ZKM, die<br />
sich „You_ser: Das Jahrhundert des<br />
Konsumenten“ nennt. Ich bin g<strong>an</strong>z<br />
<strong>an</strong>get<strong>an</strong> von dem Namen, weil m<strong>an</strong><br />
sich dabei schon sehr viel denken k<strong>an</strong>n.<br />
„You_ser“ bedeutet „You“=„Du“ und<br />
„user“=“Benutzer“, das g<strong>an</strong>ze ist also ein<br />
Wortspiel und würde übersetzt „Du_Benutzer“<br />
heißen. Das regt natürlich zu<br />
Überlegungen <strong>an</strong>. Der Betrachter wird<br />
direkt (Du) und auf seine Funktion (Benutzer)<br />
<strong>an</strong>gesprochen – die Ausstellung<br />
ist demnach sehr persönlich gestaltet.<br />
Zusätzlich kommt noch das „Das Jahrhundert<br />
des Konsumenten“, was wiederum<br />
bedeutet „Das Jahrhundert des<br />
Verbrauchers“, damit ist eigentlich schon<br />
klar, welches Thema die Ausstellung hat,<br />
da das ZKM sich ausschließlich mit<br />
Medientechnik beschäftigt, muss es die<br />
neue Technik vom Internet sein.<br />
Sobald ich die Ausstellung betreten<br />
Die Ausstellung im ZKM<br />
und die Eintrittskarte abgegeben habe,<br />
werde ich von einem Paukenschlag empf<strong>an</strong>gen.<br />
Erst bin ich irritiert, bemerke<br />
aber, dass vor mir eine Pauke befestigt<br />
ist. Auf dieser Pauke erscheint ein Abbild<br />
meines Kopfes, der mit Hilfe einer Kamera<br />
auf die Oberfläche projiziert wird.<br />
Dieses Ausstellungsstück hat auch den<br />
Namen „Greeting“ (Begrüßung).<br />
D<strong>an</strong>ach komme ich in eine große Halle,<br />
mit einer Treppe, wo die Ausstellung<br />
fortgeführt wird.<br />
Nach ein paar Minuten komme ich zu<br />
einem Ausstellungsstück, das sich „33<br />
questions per minute“ nennt. Dieses<br />
Gerät zeigt, gemäß seinem Titel, 33 Fragen<br />
in einer Minute <strong>an</strong>. M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n sich<br />
das Ausstellungsstück wie einen Kasten<br />
vorstellen, darauf liegt eine Tastatur und<br />
mit etwa zwei Dutzend kleinen Monitoren,<br />
die alle mit dem Computer im<br />
Kasten verbunden sind. Diese Monitore<br />
zeigen die Fragen in vielen verschiedenen<br />
Sprachen, wie zum Beispiel auf Englisch,<br />
Deutsch, Türkisch, usw. <strong>an</strong>. Diese Fragen<br />
werden aus allen Begriffen aus einem<br />
Wörterbuch zusammengestellt. Dabei<br />
vermeidet der Computer eine Frage<br />
doppelt oder dreifach <strong>an</strong>zuzeigen. Die<br />
Fragen dienen dazu, dem Besucher zu<br />
ver<strong>an</strong>schaulichen, wie viele Fragen m<strong>an</strong><br />
mit meinem Wörterbuch (vom neuesten<br />
St<strong>an</strong>d) stellen k<strong>an</strong>n. Es ist nicht nur<br />
dazu da, dass m<strong>an</strong> sehen k<strong>an</strong>n, wie viele<br />
Fragen m<strong>an</strong> theoretisch stellen könnte,<br />
sondern als Beweis, wie viele Wörter<br />
es in unserer Sprache beziehungsweise<br />
in <strong>an</strong>deren Sprachen gibt, die wir nicht<br />
kennen oder vergessen haben. Obwohl<br />
der Rechner keine Frage zweimal <strong>an</strong>zeigt,<br />
würde es 3000 Jahre dauern, bis er alle<br />
55 Billionen Wortstellungen zu Fragen<br />
formuliert hat. Dieses Gerät hat Raphael<br />
Loz<strong>an</strong>o-Hemmer entwickelt.<br />
Auf der <strong>an</strong>deren Seite gibt es ein<br />
Becken voller Schutt und Kieselsteinen<br />
und vor dem Betrachter ist ein Monitor,<br />
der <strong>an</strong>zeigt, wie viel Lärm m<strong>an</strong> erzeugt,<br />
wenn m<strong>an</strong> sich über den Schutt und die<br />
Kieselsteine bewegt. Was mir dabei auffällt<br />
ist, dass m<strong>an</strong> sich darauf überhaupt<br />
nicht lautlos bewegen k<strong>an</strong>n, weil zu viele<br />
Steinchen unter meinen Schuhen sind,<br />
die <strong>an</strong>ein<strong>an</strong>der reiben.<br />
In der Nähe entdecke ich eine sehr<br />
interess<strong>an</strong>te Kamera. Es ist eine, auf eine<br />
bestimmte Stelle gerichtete, Digitalkame-<br />
ra. Wenn ein Besucher kommt und sich<br />
auf der richtigen Entfernung befindet, so<br />
dass er das g<strong>an</strong>ze Bild ausfüllt, löst sich<br />
die Kamera von selbst aus und macht ein<br />
gestochen scharfes Photo. Dieses Photo<br />
wird auf einem Monitor neben der Kamera,<br />
mit einem entsprechenden, schon<br />
vorh<strong>an</strong>denen Hintergrund, <strong>an</strong>gezeigt.<br />
Diese Bilder k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> sich ausdrucken<br />
lassen und mitnehmen.<br />
Darauf folgt noch ein sehr interess<strong>an</strong>ter<br />
Sessel. Dieser Sessel ist mit einer<br />
Konsole verbunden und nennt sich<br />
„multinode-metagame“, und ist mit<br />
einer schwarzen Leinw<strong>an</strong>d ausgestattet.<br />
Ich bemerke, dass die Konsole „tot“<br />
ist. Obwohl viele Techniker und Programmierer<br />
unterwegs sind um alles zu<br />
reparieren, funktioniert dieses Ausstellungsstück<br />
nicht.<br />
Zu meiner Überraschung reden mich<br />
einige <strong>an</strong>dere Besucher <strong>an</strong> und meinen,<br />
dass sie ein wenig enttäuscht seien, da so<br />
viele Geräte defekt oder kaputt seien.<br />
Zu dieser Frage äußerte ich mich, dass<br />
das ja nur für vorübergehend sei. Trotzdem<br />
– offensichtlich ist die Technik mit<br />
dem Dauerbetrieb überfordert.<br />
Es gibt noch <strong>an</strong>dere Ausstellungsstücke<br />
wie der „edge bomber“ (susigames). Das<br />
Gerät besteht aus einem Joystick, der<br />
von der Decke herunterhängt, aus einem<br />
Beamer, einem sehr bequemen Sofa und<br />
Sensoren. Die Sensoren stellen fest, ob<br />
auf der vom Beamer erzeugten Fläche<br />
etwas geändert wir. Die Veränderung<br />
k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> mit Hilfe von Klebestreifen erzeugen,<br />
welche von den Sensoren wahrgenommen<br />
werden und die über den<br />
Beamer als „W<strong>an</strong>d“ oder als „hängender<br />
Boden“ <strong>an</strong>gezeigt wird. Als Hauptperson<br />
spielt m<strong>an</strong> einen Geist, den m<strong>an</strong> steuern<br />
und demnach durch die selbst erstellte<br />
virtuelle Welt springen lassen k<strong>an</strong>n. M<strong>an</strong><br />
muss Gegner (z.B. ein Stuhl oder eine<br />
Spinne) mit Hilfe einer Faust, die dieser<br />
Geist (m<strong>an</strong> selbst) hat, erledigen. Auf<br />
diese Weise k<strong>an</strong>n der Betrachter sein<br />
g<strong>an</strong>z eigenes Spiel kreieren und es gleich<br />
d<strong>an</strong>ach testen: aber wenn es einem nicht<br />
gefällt k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> es wieder ändern. Mit<br />
dem bequemen Sofa macht das g<strong>an</strong>ze viel<br />
mehr Spaß. Das Spiel ist lustig aufgebaut<br />
und fesselt die Besucher.<br />
Das sind die interess<strong>an</strong>testen Ausstellungsstücke<br />
im Erdgeschoss. M<strong>an</strong><br />
muss bis zum Anf<strong>an</strong>g zurückgehen und<br />
die nicht zu übersehende Treppe nach<br />
oben nehmen, um in den ersten Stock<br />
zu gel<strong>an</strong>gen.<br />
Oben <strong>an</strong>gekommen gleich links, über<br />
eine Hängebrücke hinweg, sieht m<strong>an</strong><br />
eine Maschine, welche einen Füller in der<br />
Roboterh<strong>an</strong>d hat und damit die Bibel,<br />
von dem 1. Buch Mose (Genesis) bis zum<br />
Prophetischen Buch (Die Offenbarung<br />
des Joh<strong>an</strong>nes), abschreibt. Das ist sehr<br />
gut gemacht, da m<strong>an</strong> erkennen k<strong>an</strong>n,<br />
was für eine Arbeit es damals (von ca.<br />
100n.Chr.- ca. 1400n.Chr) für Mönche<br />
gewesen sein muss, die Bibel von H<strong>an</strong>d<br />
abzuschreiben. Der Buchdruck, wie wir<br />
ihn heute kennen, wurde erst Mitte des<br />
15. Jahrhunderts von Joh<strong>an</strong>nes Gutenberg<br />
erfunden. Die schon geschriebenen<br />
Bücher sind in Rollen zusammengefasst<br />
auf einem Regal zu sehen. Sie sind auch<br />
beschriftet. So erkennt m<strong>an</strong> sofort,<br />
welche schon geschrieben wurden und<br />
welche noch geschrieben werden müssen.<br />
Die Programmierer wollten wahrscheinlich<br />
damit zum Ausdruck bringen,<br />
dass m<strong>an</strong> heutzutage mit Robotern viele<br />
Arbeiten erleichtern und erledigen k<strong>an</strong>n,<br />
ohne dabei viel körperlich arbeiten zu<br />
müssen.<br />
Wenn m<strong>an</strong> dem G<strong>an</strong>g nach links<br />
folgt, kommt m<strong>an</strong> zu einer Sammlung<br />
vieler Ausstellungsstücken. Darunter<br />
befindet sich in einem dunklen Raum,<br />
auf der rechten Seite, ein Fahrrad, auf<br />
das m<strong>an</strong> sich setzen k<strong>an</strong>n. Wenn m<strong>an</strong><br />
<strong>an</strong>fängt die Pedale zu benutzen, merkt<br />
m<strong>an</strong>, dass vor einem auf einer Leinw<strong>an</strong>d<br />
die Stadt <strong>Karlsruhe</strong> erscheint und m<strong>an</strong><br />
beim Marktplatz seine Rundfahrt startet.<br />
Hinzu kommt, dass Wörter <strong>an</strong>statt der<br />
Gebäudewände projiziert, die die Wände<br />
ersetzen. Das ist sehr <strong>an</strong>schaulich<br />
gemacht, da m<strong>an</strong> sich mit dem Fahrrad<br />
durch <strong>Karlsruhe</strong> bewegen k<strong>an</strong>n und m<strong>an</strong><br />
keine Angst haben muss etwas Falsches<br />
zu tun, wie z.B. jem<strong>an</strong>den <strong>an</strong>zufahren<br />
oder den Verkehr zu behindern.<br />
Wenn m<strong>an</strong> stattdessen nach rechts<br />
schaut, stößt m<strong>an</strong> auf mehrere Monitore,<br />
die verschiedene Dinge <strong>an</strong>zeigen.<br />
Einer von ihnen ver<strong>an</strong>schaulicht die<br />
Bevölkerung von Deutschl<strong>an</strong>d, wie sie<br />
vor 20-30 Jahren war, beziehungsweise<br />
wie sie sich in den nächsten 20-30 Jahren<br />
weiterentwickeln wird, vorausgesetzt das<br />
Bevölkerungswachstum bleibt weiterhin<br />
konst<strong>an</strong>t.<br />
Wenn m<strong>an</strong> den G<strong>an</strong>g weiter läuft,<br />
trifft m<strong>an</strong> auf einen dunklen Raum. Bei<br />
diesem ist es vorgesehen, dass m<strong>an</strong> 3D-<br />
Brillen benutzt, die in einem Behälter,<br />
auf der linken Seite des Raumes, sind.<br />
Anschließend legt m<strong>an</strong> seine H<strong>an</strong>d, in<br />
der Mitte des Raumes, auf die vorgesehene<br />
Stelle eines Podestes. Kurz darauf<br />
wird die H<strong>an</strong>d „gesc<strong>an</strong>nt“ und m<strong>an</strong> sieht<br />
die Rillen der H<strong>an</strong>dfläche. Nun kommt<br />
die 3D-Brille zum Einsatz. Um etwas<br />
erkennen zu können, muss m<strong>an</strong> sie aufziehen.<br />
M<strong>an</strong> sieht in plastischer From,<br />
wie Linien gebildet werden und sie sich<br />
unterein<strong>an</strong>der verbinden. Dieses Ausstellungsstück<br />
soll zeigen, was m<strong>an</strong> alles mit<br />
dem Beamer projizieren k<strong>an</strong>n. Es sind<br />
zwar noch keine plastischen Bilder oder<br />
Bewegungen (3D ohne Zuhilfenahme<br />
von Brillen), die der Beamer projizieren<br />
k<strong>an</strong>n, aber mit den Brillen wirkt es so.<br />
In Zukunft gibt es vielleicht plastische<br />
Projektionen.<br />
Nach diesem Raum stößt m<strong>an</strong> auf eine<br />
Verzweigung. Wenn m<strong>an</strong> den rechten<br />
Weg wählt, d<strong>an</strong>n kommt m<strong>an</strong> zu vielen<br />
verschiedenen Drähten, die verschiedene<br />
Töne von sich geben, wenn m<strong>an</strong> sie<br />
schwingen lässt: diese Schwingungen<br />
werden durch einen Schalter am Boden<br />
ausgelöst. Das Auslösen versorgt das<br />
Gerät mit Strom und es k<strong>an</strong>n seine Tätigkeit<br />
ausüben. Es gibt ein Gerät, das<br />
lässt viele Drähte so stark schwingen,<br />
dass sie auf dem Boden aufkommen<br />
und deshalb großen Lärm erzeugen.<br />
Diese Drähte sind <strong>an</strong> kleinen Rädern<br />
befestigt, damit sie nach oben und unten<br />
schwingen können.<br />
Dieser G<strong>an</strong>g ist eine Sackgasse und<br />
m<strong>an</strong> muss denselben Weg wieder zurückgehen,<br />
damit m<strong>an</strong> den nächsten weiter<br />
verfolgen k<strong>an</strong>n. M<strong>an</strong> kommt <strong>an</strong> einer Tafel<br />
vorbei, auf der viele Sätze und Zahlen,<br />
in einer für uns nicht sichtbaren Farbe,<br />
geschrieben stehen. Nun muss m<strong>an</strong> den<br />
großen Monitor hin und her bewegen,<br />
der <strong>an</strong> zwei senkrechten Stahlrohren<br />
befestig ist, die wiederum auch noch<br />
<strong>an</strong> zwei waagerechten Stahlrohren fest<br />
gemacht sind, damit m<strong>an</strong> den Monitor<br />
nach oben und unten bewegen k<strong>an</strong>n.<br />
Durch diese Beweglichkeit k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong><br />
die Suche nach den Sätzen und Zahlen<br />
beginnen, welche mit einer Farbe und in<br />
einer sehr kleinen Schrift auf die Tafel<br />
geschrieben wurden, die m<strong>an</strong> mit dem<br />
bloßen Auge nicht erkennen k<strong>an</strong>n. Der<br />
Monitor dient quasi als Vergrößerungs-<br />
„Objekt“, damit m<strong>an</strong> überhaupt etwas<br />
erkennen k<strong>an</strong>n. Das Gerät wurde <strong>an</strong>gebracht,<br />
dass m<strong>an</strong> sich bewusst macht, wie<br />
kleine Schriften mit dem Laser erzeugt<br />
werden und dass es Farben gibt, die m<strong>an</strong><br />
nicht sehen k<strong>an</strong>n.<br />
Auf der gegenüberliegenden Seite<br />
steht ein Computer auf dessen Monitor<br />
der Kopf einer Frau abgebildet ist und<br />
unter dem virtuellen Kopf der Frau<br />
befinden sich Fragen, welche m<strong>an</strong> der<br />
Frau stellen k<strong>an</strong>n, auf die sie <strong>an</strong>twortet.<br />
Nachdem m<strong>an</strong> ihr eine Frage gestellt<br />
und sie ge<strong>an</strong>twortet hat, erscheinen<br />
weiter Fragen, die m<strong>an</strong> ausprobieren<br />
k<strong>an</strong>n. Das G<strong>an</strong>ze geht so l<strong>an</strong>ge weiter,<br />
bis m<strong>an</strong> sie einmal verärgert hat oder<br />
es keine weiteren Fragen mehr gibt,<br />
die m<strong>an</strong> stellen k<strong>an</strong>n. D<strong>an</strong>n fängt das<br />
G<strong>an</strong>ze von vorne <strong>an</strong> und m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n eine<br />
<strong>an</strong>dere Frage stellen, wodurch m<strong>an</strong> den<br />
Verlauf und das Ende des Gespräches<br />
verändert. Das Ausstellungsstück ist<br />
hilfreich. Durch dieses Gerät k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong><br />
lernen mit Menschen besser umzugehen<br />
und sie nicht dabei zu beleidigen oder zu<br />
verärgern. Natürlich können die jüngeren<br />
Besucher versuchen mit der virtuellen<br />
Person zu flirten. Das kommt sicherlich<br />
vielen zu gute.<br />
Als eines der letzten Ausstellungsstücke<br />
kommt eine Animation, bei den<br />
Luftblasen von oben nach unten fliegen.<br />
Aber der Gag bei der Animation ist, dass<br />
m<strong>an</strong> diese Luftblasen „weghauen“ k<strong>an</strong>n.<br />
M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n sie nicht nur wegschleudern,<br />
sondern auch zum Platzen bringen,<br />
indem m<strong>an</strong> beide Hände nimmt und<br />
diese Blasen damit einschließt um sie zu<br />
zerdrücken und platzen zu lassen.<br />
Zu guter Letzt kommt das letzte Ausstellungsstück,<br />
das aus einem Lichtpegel<br />
und einem Seil besteht. Das Seil soll m<strong>an</strong><br />
sp<strong>an</strong>nen und es d<strong>an</strong>n schwingen lassen,<br />
damit die Farben aus dem Licht gefiltert<br />
werden. Das heißt, m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n die verschiedenen<br />
Farben erkennen, aus denen<br />
das Licht zusammengesetzt ist.<br />
Als ich durch die g<strong>an</strong>ze Ausstellung<br />
geg<strong>an</strong>gen war, fragte ich eine Angestellte,<br />
was eigentlich das Prinzip der Ausstellung<br />
sei.<br />
Darauf <strong>an</strong>twortete sie, dass m<strong>an</strong> selbst<br />
ein Teil der Ausstellung sei, da m<strong>an</strong> bei<br />
vielen Ausstellungsstücken selbst mitmachen<br />
und es dadurch beeinflussen k<strong>an</strong>n.<br />
Aber alles, was m<strong>an</strong> verändert wurde im<br />
Prinzip von dem Künstler schon mit einberechnet,<br />
als er sein Ausstellungsstück<br />
erstellte und programmierte.<br />
Mit dieser Aussage ist der Tag auch<br />
vorbei, da die Ausstellung schließt.<br />
Was mich <strong>an</strong> der Ausstellung am<br />
meisten beeindruckt hat, ist, was es alles<br />
<strong>an</strong> Technik gibt und wie schnell sich die<br />
Technik weiterentwickelt und veraltet.<br />
Das bedeutet, wenn m<strong>an</strong> sich einen<br />
Computer, eine Videokamera, eine Digitalkamera<br />
usw. kauft, ist sie schon wieder<br />
veraltet, da es in ein paar Tagen oder<br />
Wochen eine noch bessere und leistungsstärkere<br />
Kamera oder einen besseren und<br />
leistungsstärkeren Computer gibt. Das<br />
heutige Problem der Technik ist, dass sie<br />
sich viel zu schnell weiterentwickelt.<br />
Öffnungszeiten:<br />
Mittwoch-Freitag um 10-18 Uhr,<br />
Samstag und Sonntag 11-18 Uhr<br />
Montag und Dienstag geschlossen.
Literatur Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 40 Se i t e 41 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 Literatur<br />
v o n iSabeLLa Kä S t e L<br />
Und, wollt ihr?“<br />
Prompt wird Herrn Klein die<br />
geballte Aufmerksamkeit der<br />
vierundzw<strong>an</strong>zig Schüler der 9b zuteil und<br />
augenblicklich folgt die Antwort, wie aus<br />
einem Munde: „JA!“<br />
Mit seiner Frage hatte er eine Entscheidung<br />
für oder gegen das Machen<br />
eines Hörspiels zu der soeben gelesenen<br />
Novelle „Der Schimmelreiter“ von Theodor<br />
Storm gefordert und diese auch so<br />
gleich erhalten, denn ein solches Projekt<br />
verspricht Spaß und eine sinnvolle Alternative<br />
zum strikten Lehrpl<strong>an</strong>. „Aber<br />
es wird sicherlich eine zeitaufwändige<br />
Arbeit für alle werden, insbesondere für<br />
die, die eine leitende Position übernehmen<br />
wollen!“<br />
Und mit dieser Aussage sollte er Recht<br />
behalten.<br />
Jedoch ist die Anf<strong>an</strong>gsphase, in der<br />
die Szenen geschrieben und überarbeitet<br />
wurden recht zügig verlaufen.<br />
Aufnahmeleiter, Regisseur und Toningenieur Felix Völz<br />
Der Schimmelreiter<br />
Ein Hörerlebnis der besondern Art<br />
Schon am nächsten Tag haben wir das<br />
kleine gelbe Reclam Buch in einzelnen<br />
Szenen unterteilt und diese unter uns<br />
aufgeteilt. Es war die Aufgabe eines<br />
jeden, seine ihm zugewiesene Szene<br />
so zusammenzufassen, umzuschreiben<br />
und abzuändern, dass sie nur noch die<br />
interess<strong>an</strong>ten und relev<strong>an</strong>ten Passagen<br />
beinhaltete, vor allem aber aus direkter<br />
Rede best<strong>an</strong>d, so dass viele Rollen mit<br />
Text zu vergeben waren. Wir mussten<br />
bei dieser Arbeit kreativ vorgehen, damit<br />
der Geschichte noch mehr Lebendigkeit<br />
eingehaucht wurde, und m<strong>an</strong>chmal<br />
mussten auch kleine Abänderungen in<br />
Bezug auf die Personenkonstellation<br />
und den H<strong>an</strong>dlungsort vorgenommen,<br />
selten auch Geistreiches hinzugedichtet<br />
werden. Und insgesamt haben wir<br />
natürlich die Sprache modernisiert.<br />
Nun wurden die fertigen Szenen unterein<strong>an</strong>der<br />
ausgetauscht und gegenseitig<br />
korrigiert. Die Endkorrektur wurde von<br />
einem Gremium bestehend aus Larissa<br />
Jord<strong>an</strong>, Marietta J<strong>an</strong>k und Julia Urb<strong>an</strong><br />
vorgenommen. In dieser heiteren Runde<br />
wurden Wiederholungen in Einzelszenen<br />
gestrichen, aber vor allem auch die Wirkung<br />
des Gesamtergebnisses betrachtet.<br />
„Wir haben hauptsächlich Herrn Kleins<br />
R<strong>an</strong>dbemerkungen berücksichtigt und<br />
die Texte bearbeitet!“, fasst Larissa, die<br />
<strong>an</strong> einem Nachmittag vorgenommenen<br />
Arbeiten zusammen.<br />
Somit war die schriftliche Fassung<br />
des Hörspiels beendet und es konnte in<br />
die zweite Phase, die Aufnahme gehen.<br />
Hierzu brauchten wir Freiwillige, die als<br />
Leiter fungierten. So wurde Felix Völz<br />
zum technischen Leiter und Caroline<br />
und Larissa zu den Produzenten und<br />
zum Regisseur. Die Produzenten teilten<br />
uns Rollen zu und setzten eine Probe<br />
<strong>an</strong>, in der jeder seine Rollen einmal<br />
durchsprechen sollte. Außerdem legten<br />
sie einen Termin für die Aufnahme <strong>an</strong><br />
Foto:k<br />
Die Leiterinnen von Produktion und Regie Larissa Jord<strong>an</strong> und Carolline Roth, im Hintergrund Holger Klein, der den Hauke spricht<br />
einem Mittwochnachmittag im Besprechungszimmer<br />
fest.<br />
An besagtem Mittwochnachmittag saß<br />
also die komplette 9b in einem Zimmer<br />
neben dem Aufnahmeraum , aß Kuchen,<br />
tr<strong>an</strong>k F<strong>an</strong>ta und wartete Karten spielend<br />
und quatschend auf ihren Einsatz, der<br />
zeitlich auf einer Liste festgehalten war.<br />
Doch diese Liste wurde durch Revolten<br />
einzelner, deren Wunsch darin best<strong>an</strong>d,<br />
früher dr<strong>an</strong>zukommen um schneller<br />
gehen zu können, über den Haufen<br />
geworfen und so herrschte bald missmutige<br />
Proteststimmung unter denen,<br />
deren Sprechtermine nach hinten verlegt<br />
worden war. Währenddessen liefen<br />
im Nebenzimmer die Aufnahmen auf<br />
Hochtouren, der Regisseur gab Anweisungen<br />
zur Artikulation und Felix’ Ohren<br />
glühten, denn als technischer Leiter<br />
musste er Kopfhörer tragen, die das ins<br />
Mikrofon Gesagte wiedergaben, und<br />
m<strong>an</strong>ch einer (Philipp) machte sich einen<br />
Spaß daraus ins Mikrofon zu singen, was<br />
zu einem schmerzverzerrten Aufschrei<br />
von Felix’ Seiten führte. Doch trotz einiger<br />
solcher P<strong>an</strong>nen blieben Felix seine<br />
Ohren erhalten, das Hörspiel wurde allerdings<br />
<strong>an</strong> diesem Nachmittag nicht fertig<br />
gestellt, da einzelne Szenen zu undeutlich<br />
oder leise gesprochen waren. Dies wurde<br />
von Herrn Klein und Felix beurteilt,<br />
die später die Aufnahmen schnitten und<br />
nach ihrer Verwendbarkeit untersuchten.<br />
So wurde ein zweiter Aufnahmetermin<br />
gefunden, <strong>an</strong> dem ungenügende Szenen<br />
nachgesprochen wurden. Allerdings<br />
fehlte unsere Hauptrolle Holger Klein,<br />
der Hauke Haien eine Stimme verlieh,<br />
durch Kr<strong>an</strong>kheit. Extra für ihn wurde ein<br />
weiterer Einzeltermin bei Herrn Klein<br />
<strong>an</strong>gesetzt, bei dem sein Text in die restlichen<br />
Aufnahmen geschnitten wurde.<br />
Das Resultat unserer Arbeit hat Felix<br />
in den Sommerferien<br />
in wochenl<strong>an</strong>ger<br />
Schwerstarbeit fer-<br />
tig gestellt und mit<br />
Geräuschen untermalt.<br />
Und im neuen<br />
Schuljahr durften<br />
wir zum ersten Mal<br />
einen Ausschnitt<br />
unseres Hörspiels<br />
lauschen, das Felix<br />
d<strong>an</strong>n noch ein weiteres<br />
Mal zur Bearbeitung<br />
vorgelegt<br />
wurde. Das Hörspiel<br />
war also fast fertig,<br />
es fehlte nur noch<br />
die An- und Absage,<br />
die vor gar nicht<br />
allzu l<strong>an</strong>ger Zeit<br />
von Julia Urb<strong>an</strong> in<br />
einer Mittagspause<br />
gesprochen wurde. Um unsere Hörspiel<br />
zu produzieren, brauchten wir also ungefähr<br />
ein Jahr , doch es hat sich gelohnt,<br />
denn d<strong>an</strong>k der aufgebrachten Arbeit und<br />
des speziellen Engagements einzelner<br />
können wir euch unsere endgültiges<br />
Werk „Der Schimmelreiter“ am Informationsabend<br />
zum Verkauf <strong>an</strong>bieten und<br />
ihr habt die Möglichkeit, in den Genuss<br />
dieses Hörerlebnisses der besonderen<br />
Art zu kommen.<br />
Das Hörspiel auf CD<br />
Der Schimmelreiter<br />
Den Schimmelreiter<br />
gibt‘s nur bei uns und<br />
nur am Freitagabend!<br />
Besuchen Sie uns auf dem Informationsabend im <strong>Heisenberg</strong>-<br />
<strong>Gymnasium</strong> zwischen 19 und 21 Uhr am Freitag, dem 25.<br />
J<strong>an</strong>uar zum Anhören und eventuell zum Kaufen!<br />
Foto: k
Legenden Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 42 Se i t e 43 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 Legenden<br />
v o n Fe L i x vö L z<br />
Ein hochklimatisierter Raum. Die<br />
Luft riecht nach nichts; es ist<br />
kühl. Trotzdem haben die Hacker<br />
T-Shirts <strong>an</strong>. Die neuste und beste<br />
Technik, die es zurzeit auf dem Markt zu<br />
kaufen gibt, steht auf den l<strong>an</strong>gen Tischen<br />
in der Halle. Die Menschen sitzen mit<br />
gekrümmten Rücken und viereckigen<br />
Augen vor den 22“ Bildschirmen. So<br />
gut wie keiner der Männer ist rasiert<br />
oder geduscht. Die meisten machen den<br />
Eindruck, seit 30 Stunden nicht mehr<br />
geschlafen zu haben. Vereinzelt sitzen<br />
ein paar Frauen mit ungekämmten Haaren.<br />
Plötzlich gibt es eine Lautsprecherdurchsage.<br />
„GotoXY hat die Gesuchte<br />
Sicherheitslücke im Betriebssystem der<br />
Sparkasse <strong>Karlsruhe</strong> gefunden!“ Sonst<br />
hört m<strong>an</strong> nur das Lied der Tastaturen.<br />
Solche oder ähnliche Vorstellungen<br />
gehen einem durch den Kopf, wenn m<strong>an</strong><br />
das Wort „Hacker“ hört, das zum Synonym<br />
für jedes Pickelgesicht am Keyboard<br />
Wo der Computer<br />
zur Waffe wird<br />
Hacker: Was sie wirklich machen..., der CCC klärt auf<br />
geworden ist. G<strong>an</strong>z <strong>an</strong>ders ist aber der<br />
Chaos Computer Club <strong>Karlsruhe</strong>. Die<br />
Clubräume der Chaos Leute machen<br />
wirklich seinem Namen alle Ehre. M<strong>an</strong><br />
findet sie, wenn m<strong>an</strong> sie findet, im ersten<br />
Stock in einem kleinen Hinterhof der<br />
Steinstraße, direkt über einer Rechts<strong>an</strong>waltsk<strong>an</strong>zlei,<br />
die nach Angaben der<br />
Mitglieder noch nicht gebraucht wurde.<br />
Die Einrichtung sieht aus, als ob sie<br />
direkt vom Sperrmüll käme: gemütliche,<br />
uralte Sofas, in die m<strong>an</strong> erst einmal 30<br />
Zentimeter einsinkt, wenn m<strong>an</strong> sich<br />
darauf setzt, alte Ikea Lampen, Tische<br />
und Regale. Der einzige winzige Raum<br />
leuchtet bunt und es blinkt überall. An<br />
der Decke hängen selbstgebaute Lampen<br />
aus LED-Leuchten und <strong>an</strong> der W<strong>an</strong>d<br />
rechnet ein kleiner Mikrochip, auf den<br />
sie besonders stolz sind. Der Chip ist so<br />
programmiert, dass per Zufallsprinzip<br />
verschiedene LED-Leuchten, die hinter<br />
der W<strong>an</strong>d installiert sind, aufleuchten.<br />
„Die Medien haben die Meinungen der<br />
Menschen über die Hacker komplett m<strong>an</strong>ipuliert<br />
und sie entsprechen der Realität<br />
überhaupt nicht“, meint der Informatikstudent<br />
Joh<strong>an</strong>n. „Viele denken, dass<br />
Hacker ihren Computer nur nutzen, um<br />
Viren zu schreiben.“ Die Club-Mitglieder<br />
bezeichnen sich selbst auch als Hacker,<br />
aber sie definieren einen Hacker <strong>an</strong>ders.<br />
„Leute, die sich mit Technik beschäftigen<br />
und zum Beispiel die physikalischen<br />
Gesetze und Regeln erproben, brechen<br />
oder umgehen wollen, sind Hacker. Sie<br />
gehen mit ihren Experimenten <strong>an</strong> die<br />
Grenzen der Technologie. Wenn sie<br />
zum Beispiel wissen wollen, wie Kräfte<br />
wirken, drehen sie ein Marmeladenglas<br />
so l<strong>an</strong>ge immer weiter zu, bis es springt.<br />
Hacker nutzen die Technik <strong>an</strong>ders als<br />
sie vom Hersteller vorgesehen war und<br />
probieren einfach aus, was damit alles<br />
möglich ist. Hacker haben auch keine<br />
Ein Einblick in die Räume der Chaos-Leute Foto: CCC <strong>Karlsruhe</strong><br />
Berührungsängste mit der Technik.“<br />
So denken die Mitglieder des CCC über<br />
Hacker. Ihrer Vorstellung nach müssen<br />
Hacker nicht unbedingt hochbegabte<br />
Computerfreaks sein, die im Untergrund<br />
Verbrechen begehen. „Die <strong>Karlsruhe</strong>r<br />
Hacker sind sehr kreativ und basteln<br />
gerne mit der Technik.“ So sehen d<strong>an</strong>n<br />
auch die Räume aus. Zum Beispiel wurde<br />
aus einem alten Dia-Projektor und einem<br />
H<strong>an</strong>dy ein Beamer.<br />
Auf den Sofas sitzen zwei Studenten<br />
mit einem Laptop auf dem Schoß.<br />
Andere unterhalten sich d<strong>an</strong>eben. Die<br />
Mitglieder sind alles <strong>an</strong>dere als wortkarg<br />
oder l<strong>an</strong>gweilig. Sie treten freundlich,<br />
hilfsbereit und witzig auf. Besuchern<br />
wird sofort ein Platz <strong>an</strong>geboten und eine<br />
Flasche in die H<strong>an</strong>d gedrückt. Das Club<br />
Getränk ist „Club-Mate“. Club-Mate<br />
soll nach Angaben der Mitglieder wie<br />
Cola schmecken, nur mit sehr viel mehr<br />
Koffein, was <strong>an</strong>scheinend gewollt ist, und<br />
nicht g<strong>an</strong>z so süß.<br />
„Unser Club will die Menschheit über<br />
Technik aufklären und die Integration<br />
der neuen Medien in die Gesellschaft<br />
intensivieren“, sagt Joh<strong>an</strong>n. Der Club<br />
pl<strong>an</strong>t öffentliche Treffen, die jeden<br />
Sonntag ab 19.30 Uhr stattfinden, Kongresse,<br />
Tagungen oder Workshops, wie<br />
zum Beispiel der lisp Workshop der vor<br />
kurzem stattf<strong>an</strong>d. Außerdem finden<br />
jährlich Ver<strong>an</strong>staltungen wie die Gulasch-<br />
Programmiernacht statt. Dabei kommen<br />
aus g<strong>an</strong>z Deutschl<strong>an</strong>d technikinteressierte<br />
Leute und Referenten, die in den zwei<br />
bis drei Tagen Workshops halten, „Fug<br />
und Unfug erfinden und zusammen<br />
löten oder zum Beispiel das lockpicking<br />
zu üben,“ wie der Vierundzw<strong>an</strong>zigjährige<br />
behauptet. Beim lockpicking geht<br />
es darum, wie m<strong>an</strong> ein Schloss, ohne<br />
Gewalt <strong>an</strong>zuwenden und ohne Schlüssel,<br />
öffnen k<strong>an</strong>n. „Dabei lernt m<strong>an</strong> viel über<br />
verschiedene Schlossprinzipien, die m<strong>an</strong><br />
d<strong>an</strong>n in verschlüsselten Programmen<br />
<strong>an</strong>wenden k<strong>an</strong>n. Die Tagungen und<br />
Treffen, die immer mal wieder im Jahr<br />
stattfinden, sind“, laut einem Mitglied,<br />
„meistens nur g<strong>an</strong>z normale Partys,<br />
nichts, was ungewöhnlich wäre.“ Die<br />
Zentrale hat ihren Sitz in Berlin, aber<br />
das war’s auch schon <strong>an</strong> Formalitäten.<br />
Der Club in <strong>Karlsruhe</strong> gehört dem CCC<br />
in Berlin <strong>an</strong> und es finden regelmäßige<br />
Treffen statt, doch alles inoffiziell. Die<br />
Mitglieder wollen „keinen Vorst<strong>an</strong>d oder<br />
sonst irgendeine autoritäre Führungsperson.“<br />
Der Chaos Computer Club<br />
Hamburg ist der bek<strong>an</strong>nteste Club von<br />
allen CCC. Von Hamburg gingen alle<br />
großen Hacks aus. Einer der ersten war<br />
in Hamburg selbst.<br />
Der Gründer Wau Holl<strong>an</strong>d saß mit<br />
seinem Freund Steffen Wernéry eines<br />
Morgens zusammen und zusammen<br />
überlegten sie, was wohl das Passwort<br />
des Fernmeldetechnischen Zentralamts<br />
in Darmstadt sein könnte. Diese Org<strong>an</strong>isation<br />
war damals für die Sicherheit im<br />
Bildschirmtext ver<strong>an</strong>twortlich. Sie kamen<br />
darauf, einfach mal die Telefonnummer<br />
auszuprobieren, was d<strong>an</strong>n auch gleich<br />
den ersten Treffer erzielte. Die zwei beschlossen<br />
die Gebühr von 1000 Mark im<br />
Mau-King, das Spiel für mehr Abwechslung<br />
und Intelligenz<br />
Von Kevin Armbruster und Martin Braun<br />
M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n sich eine Taktik überlegen und m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n seine Mitspieler ausspielen.<br />
Es eröffnet völlig neue Wege und bietet eine Abwechslung zu den altbek<strong>an</strong>nten<br />
Kartenspielen.<br />
Mau-King ist ein von uns neu erfundenes Kartenspiel, das sich <strong>an</strong> die beiden<br />
bek<strong>an</strong>nten Kinderkartenspiele „Mau-Mau“ und „King“ <strong>an</strong>lehnt. („King“ ist auch<br />
bek<strong>an</strong>nt als A****loch. Es hat noch viele <strong>an</strong>dere Namen, die wir jedoch aus Anst<strong>an</strong>dsgründen<br />
nicht nennen dürfen).<br />
Mau-Mau wird so ziemlich von jedem <strong>an</strong>ders gespielt, es ist nur wichtig dass bei<br />
der für Mau-King verwendeten Mau-Mau-Vari<strong>an</strong>te die 9 noch keinen Effekt hat.<br />
King beruht auf dem überbieten der zuvor gelegten Karten. Es liegen z.B. zwei 8er<br />
und der nächste muss d<strong>an</strong>n zwei Karten mit höherem Wert legen, oder passen.<br />
Bei beiden Spielen geht es darum, als erster seine Karten loszuwerden.<br />
Mau-King spielt m<strong>an</strong> sozusagen als Mischung von Mau-Mau und King. Im groben<br />
gesagt wechselt m<strong>an</strong> während des Spiels zwischen den Regeln hin und her.<br />
Die 9 und das Ass spielen dabei die wichtigsten Rollen. Denn sie fungieren als<br />
Bindeglieder zwischen den Spielen. Bei der 9 zum King und beim Ass zurück zum<br />
Monat, die der Club für Bildschirmtext<br />
zahlen musste, zu stornieren und sich das<br />
bisher Bezahlte wieder zurückzuholen.<br />
Gewissensbisse hielten sie aber davor<br />
zurück. Sie versuchten alles juristisch<br />
sauber zu machen und kamen auf die<br />
Idee, einen Abgeordneten im Bundestag<br />
den entscheidenden Knopf drücken zu<br />
lassen, da Abgeordnete immun sind.<br />
Das wurde aber nicht genehmigt. Also<br />
luden Holl<strong>an</strong>d und Wernéry ein paar<br />
Journalisten ein, aber als sie den Hack<br />
vorführen wollten, war das Passwort<br />
geändert. Anscheinend hatte einer der<br />
Journalisten nicht dichtgehalten. Die<br />
Hacker waren frustriert und beschlossen<br />
das g<strong>an</strong>ze Ding einfach durchzuziehen.<br />
Die Sache war vorbereitet und konnte<br />
gestartet werden. Ziel war pro Stunde<br />
10 000 Mark auf das Spendenkonto<br />
des Chaos Computer Club Hamburg zu<br />
überweisen, um der Öffentlichkeit zu zeigen,<br />
dass das Problem ernst zu nehmen<br />
ist, wollten die zwei aber über 100 000<br />
Mark abziehen. Die Gerätschaften liefen<br />
von Freitag bis Samstag, die Nacht durch<br />
und am Morgen waren ungefähr 137 000<br />
Mark überwiesen. Das reichte aus. Der<br />
Hack ging durch alle Medien, national<br />
und international.<br />
Auch beim Chaos Computer Club<br />
<strong>Karlsruhe</strong> schaut die Polizei öfter mal<br />
vorbei, aber nicht etwa wegen illegaler<br />
Machenschaften am Computer, wobei<br />
m<strong>an</strong> dies in einem Club mit einem öffentlichen<br />
W-L<strong>an</strong> Netzwerk <strong>an</strong>geblich<br />
nicht ausschließen k<strong>an</strong>n, sondern wegen<br />
zu lauter Musik bei diesen Partys.<br />
Mau-Mau.<br />
Wenn m<strong>an</strong> zu King gewechselt hat ist es wichtig zu<br />
beachten, dass Karten wie zum Beispiel Bube oder 7<br />
ihre Mau-Mau Wirkung verlieren.<br />
Wird in Mau-Mau eine 9 oder mehrere gelegt, d<strong>an</strong>n<br />
wechseln die Regeln zu King und m<strong>an</strong> betrachtet die<br />
9(-er) als erste Karten die daliegen und überboten<br />
werden müssen.<br />
M<strong>an</strong> spielt d<strong>an</strong>n sol<strong>an</strong>ge King weiter, bis jem<strong>an</strong>d ein<br />
Ass oder mehrere legt. Das oberste wird d<strong>an</strong>n als erste<br />
Karte für Mau-Mau betrachtet. Wenn m<strong>an</strong> den <strong>an</strong>deren<br />
nicht überbieten k<strong>an</strong>n, muss m<strong>an</strong> nicht wie beim normalen<br />
King, passen, sondern muss eine Karte ziehen.<br />
Ist der Aufnahmestapel aufgebraucht, werden die<br />
gespielten Karten gemischt und als Stapel verwendet.<br />
Die verschärften Regeln:<br />
Wer will k<strong>an</strong>n sich noch <strong>an</strong>dere Zusatzregeln ausdenken.<br />
Der F<strong>an</strong>tasie sind keine Grenzen gesetzt.<br />
Ein paar Denk<strong>an</strong>stöße von uns:<br />
Wenn m<strong>an</strong> vier Karten des gleichen Wertes hat, d<strong>an</strong>n<br />
k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> sie alle zusammen spielen und ggf. den Effekt<br />
erhöhen. Z.B. bei vier Buben k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> sich eine g<strong>an</strong>z<br />
bestimmte Karte wünschen.
Sport<br />
v o n Fe L i x ur ba n<br />
J<strong>an</strong>, jetzt schau doch nicht die g<strong>an</strong>ze<br />
Zeit aus dem Fenster, sondern konzentrier<br />
dich auf den Unterricht!’’,<br />
schreit der Lehrer. ,,Oh, ja, Entschuldigung!’’.<br />
Heute ist J<strong>an</strong>s großer Tag. Er<br />
macht heute, nach 8 Jahre hartem Karatetraining,<br />
seine Schwarzgürtel-Prüfung.<br />
Im Moment jedoch sitzt er in der Schule<br />
im Deutschunterricht. Doch er k<strong>an</strong>n dem<br />
Lehrer nicht folgen, da er <strong>an</strong> nichts <strong>an</strong>deres<br />
als die Prüfung denken k<strong>an</strong>n. J<strong>an</strong><br />
schaut auf die Uhr. Noch zehn Sekunden.<br />
Er zählt sie auf jap<strong>an</strong>isch runter: ju,<br />
ku, hachi, shichi, roku, go, shi, s<strong>an</strong>, ni, ik.<br />
’’Ding-dong’’. Endlich klingelt es. Die<br />
jap<strong>an</strong>ischen Zahlen von eins bis zehn<br />
muss er für die Prüfung können. Doch<br />
die musste er nicht extra lernen, die k<strong>an</strong>n<br />
er schon seit er den gelben Gürtel hat.<br />
Er packt schnell seine Sachen zusammen<br />
und rennt zum Bus, damit er zuhause<br />
schnell mit dem Üben <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen k<strong>an</strong>n.<br />
Doch bevor er beginnen k<strong>an</strong>n, muss er<br />
erst seine Hausaufgaben machen. ,,Wenn<br />
du nicht lernst, gibt es kein Karate!’’, sagt<br />
seine Mutter immer. Das lässt sich J<strong>an</strong><br />
nicht zwei mal sagen und wenn er einmal<br />
keine Lust hat zu lernen, d<strong>an</strong>n schaut er<br />
einfach auf die zwei Poster <strong>an</strong> seiner<br />
W<strong>an</strong>d, die seine zwei Vorbilder zeigen:<br />
Gichin Funakoshi, der von 1868-1957<br />
lebte und als Vater des modernen Karate<br />
gilt, und Kenwa Mabuni, der von<br />
1893-1957 lebte und den Karate-Stil<br />
Shito-ryu gegründet hat, der heute in<br />
vielen Karateclubs trainiert wird. Beim<br />
Anblick dieser zwei Personen verspürt<br />
er Mut und Kraft. Weil er auch mal so<br />
werden will, fängt er <strong>an</strong>, denn ohne<br />
Lernen: kein Karate, und d<strong>an</strong>n macht das<br />
Lernen auch gleich wieder Spaß. Heute<br />
jedoch lernt er nicht so viel für die Schule,<br />
da er noch einmal die Techniken für<br />
seine Karateprüfung durchgehen will.<br />
Endlich ist es siebzehn Uhr. Bald ist es<br />
so weit. J<strong>an</strong>s Herz rast wie verrückt.<br />
Heute fährt er dreißig Minuten früher<br />
mit dem Fahrrad los, da er sich noch<br />
vorbereiten und sich richtig warm machen<br />
will. Beim Betreten des ,,Dojo’’, so<br />
nennt m<strong>an</strong> die Trainingshalle, in der<br />
Karate trainiert wird, riecht er, wie jedes<br />
mal, den Geruch der Gummimatten, die<br />
auf dem Boden liegen und er sieht das<br />
große Wappen des Karate-Clubs und die<br />
Trainingsgeräte wie zum Beispiel ein<br />
Fahrrad, H<strong>an</strong>deln und ein Laufb<strong>an</strong>d. All<br />
Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 44 Se i t e 45 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 Sport<br />
Karate k<strong>an</strong>n Leben retten<br />
Wir haben J<strong>an</strong> <strong>an</strong> dem Tag seiner Schwarzgürtel-Prüfung begleitet<br />
dies erweckt in ihm ein so großes Gefühl<br />
von Stolz und Mut, dass all die Prüfungs<strong>an</strong>gst<br />
und das Bauchkribbeln verschwinden.<br />
Er sagt laut und deutlich: ,,Onegashi<br />
Masu’’, das auf Deutsch ,,Bitte Trainieren<br />
sie mit mir’’ heißt. Doch bevor er sich<br />
aufwärmt, zieht er seinen Karate-Gi <strong>an</strong>.<br />
Ein Karate-Gi ist der Karate<strong>an</strong>zug eines<br />
Karateschülers. Er besteht aus einer<br />
Hose, einem speziellen Oberteil, das<br />
ungefähr die Form eines übergroßen<br />
Sakkos hat, und einem Gürtel. Schließlich<br />
beginnt die traditionelle Aufstellung<br />
vor seiner großen Stunde. So bezeichnen<br />
die Karatekas ihre Begrüßung. Sie besteht<br />
daraus, dass sich alle Schüler dem<br />
Gürtelgrad nach aufstellen. Der Trainer,<br />
den die Karatekas ,,Sensei’’ nennen, steht<br />
vor allen. Zuerst wird sich vor dem Logo<br />
des Karateclubs verbeugt, d<strong>an</strong>ach vor<br />
dem Trainer und als letztes vor den zwei<br />
höchsten Schwarzgürteln. Jetzt verteilen<br />
sich die normalen Schüler und f<strong>an</strong>gen<br />
mit dem Aufwärmen <strong>an</strong>, das aus Dehnung<br />
des Halses, der Beine, der Arme<br />
und dem Warmlaufen des Körpers besteht.<br />
Für J<strong>an</strong> wird es jetzt ernst. Der<br />
Sensei nimmt ihn mit <strong>an</strong> den R<strong>an</strong>d, wo<br />
die <strong>an</strong>deren Karatekas Platz für ihn gemacht<br />
haben. Er stellt sich mit dem<br />
Rücken zu den <strong>an</strong>deren, damit er auf<br />
keinen Fall abgelenkt wird. Seine Prüfung<br />
besteht aus zwei Teilen: der theoretischen<br />
und der praktischen Prüfung. Es beginnt<br />
mit der theoretischen Prüfung. J<strong>an</strong> muss<br />
die Geschichte des Karate beschreiben.<br />
Doch da er das seit einem Monat fleißig<br />
übt weiß er g<strong>an</strong>z genau, dass sich das<br />
heutige Karate im Laufe von mehreren<br />
Jahrhunderten auf Okinawa entwickelt<br />
hat und da er überfleißig war, k<strong>an</strong>n er<br />
sogar hinzufügen, dass Karate nicht nur<br />
von Okinawa kommt sondern unter dem<br />
Einfluss von China entst<strong>an</strong>d. Denn damals<br />
waren viele chinesische Großmeister<br />
nach Okinawa gereist, um so ihr<br />
Wissen und ihren Stil zum heutigen<br />
Karate hinzuzufügen. Außerdem weiß<br />
J<strong>an</strong>, dass ,,Kara’’ leer und ,,te’’ H<strong>an</strong>d<br />
heißt. Deshalb bedeutet Karate ,,Kampfkunst<br />
mit der leeren H<strong>an</strong>d’’, also kämpfen<br />
Karateka ohne Waffen. D<strong>an</strong>ach muss<br />
er jap<strong>an</strong>ische Techniken ins Deutsche<br />
und deutsche Begriffe ins Jap<strong>an</strong>ische<br />
übersetzen. Er nennt zum Beispiel<br />
,,Kumade-Tzuki’’, was Bärentatzenstoß<br />
bedeutet oder H<strong>an</strong>dk<strong>an</strong>tenschlag, was im<br />
Jap<strong>an</strong>ischen ,,Hasami-Tettsui’’ heißt.<br />
Nun muss er mögliche Abwehrtechniken<br />
auf bestimmt Angriffe nennen. Wie zum<br />
Bespiel auf den Angriff ,,Mae-Geri’’ und<br />
,,Tzuki’’, was so viel heißt wie Fußstoß<br />
Richtung Bauch und Fauststoß Richtung<br />
Oberkörper, nennt er ,,Ged<strong>an</strong>-Barai’’,<br />
,,Ude-Uchi-Uke’’ und also Konter<br />
,,Mawashi-Geri’’, als Abwehr des unteren<br />
Körperbereichs, Abwehr mit dem Unterarm<br />
von innen nach außen und Halbkreisfußstoß<br />
von außen nach innen. Der<br />
letzte Teil ist ein Vokabeltest. Er muss<br />
allgemeine Begriffe übersetzen, zum<br />
Beispiel wird gefragt, was ,,Sampai’’ bedeutet.<br />
Das weiß J<strong>an</strong> natürlich, es heißt<br />
Kamerad. Oder was Anf<strong>an</strong>gen heißt.<br />
Auch das ist für J<strong>an</strong> kein Problem, Anf<strong>an</strong>gen<br />
heißt ,,Hajime’’. Nun ist der<br />
theoretische Teil vollendet. J<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n sich<br />
jetzt erst einmal ausruhen, bevor es mit<br />
der eigentlichen Prüfung weitergeht, dem<br />
praktischen Teil. Während des Test haben<br />
die <strong>an</strong>deren Schüler ihre Aufwärmung<br />
beendet. Jetzt üben sie die Grundschultechniken.<br />
Das heißt, sie üben<br />
mehrere Techniken hinterein<strong>an</strong>der, die<br />
Abwehr und Konter bei einem Angriff<br />
darstellen soll. Diese beginnen meistens<br />
mit Abwehrtechniken, da Karateka nie<br />
<strong>an</strong> den Angriff denken. Sie lernen alle<br />
Schlagtechniken nur, um den Gegner<br />
nach einem von ihm eingeleiteten Angriff<br />
außer Gefecht zu setzen. D<strong>an</strong>ach<br />
üben sie die vorher geübten Techniken<br />
mit dem Partner, der den Angreifer spielt<br />
Doch damit sie sich nicht gegenseitig<br />
verletzen, ziehen sie ihre Faustschützer<br />
<strong>an</strong>. Nun machen die Karateka ,,Kumite’’,<br />
das soviel heißt wie Freikampf. Hierbei<br />
bewegen sie sich locker und versuchen<br />
den Partner leicht zu treffen. Da sie ihren<br />
Partner nur g<strong>an</strong>z leicht treffen, um einen<br />
Punkt zu bekommen, nenn m<strong>an</strong> dies<br />
,,Semi-Kontakt’’. Dafür jedoch ziehen sie<br />
mehr Schützer <strong>an</strong>, den Schienbein-,<br />
Mund- und Tiefschutz. Nun verabschieden<br />
sie sich von ein<strong>an</strong>der mit der Aufstellung,<br />
die gleich verläuft wie die Begrüßung.<br />
Nach einer kleinen Pause geht’s<br />
weiter mit J<strong>an</strong>s eigentlicher Prüfung. Er<br />
muss jetzt verschiedene Grundschultechniken<br />
von der ersten Stufe bis zum<br />
Schwarzgürtel zeigen. Da dies sehr viele<br />
sind, dauert es sehr l<strong>an</strong>ge. Währenddessen<br />
beginnt das Training der Erwachsenen,<br />
die nach der Begrüßung und der<br />
Aufwärmung mit dem üben von Katas<br />
<strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen. Kata nennt m<strong>an</strong> ,,Schattenkampf’’.<br />
Das heißt m<strong>an</strong> macht bestimmte<br />
Angriff- und Abwehrtechniken hinterein<strong>an</strong>der<br />
in einer bestimmten Reihenfolge.<br />
Pro Gürtelgrad gibt es mindestens eine<br />
neue Kata, die sich d<strong>an</strong>n im Schwierigkeitsgrad<br />
steigert. Insgesamt gibt es bis<br />
zum schwarzen Gürtel ungefähr zw<strong>an</strong>zig<br />
Katas, das sich aber je nach Karatestil<br />
ändert. Diese Katas heißen zum Beispiel<br />
Hei<strong>an</strong> Shod<strong>an</strong>, die Kata zum weiß gelben<br />
Gürtel, Tekki shod<strong>an</strong> oder Basai Dai,<br />
beide Katas zum blauen Gürtel. Es gibt<br />
zehn verschiedene Gütegrade, bis zum<br />
schwarzen Gürtel, die kyu heißen. Zu<br />
Beginn, trägt m<strong>an</strong> den weißen Gürtel.<br />
Nach den zehn kyus kommen zehn<br />
schwarzen Gürtel, die m<strong>an</strong> ,,D<strong>an</strong>’’ nennt.<br />
Diesmal nennt m<strong>an</strong> den ersten Schwarzen<br />
D<strong>an</strong> 1, den zweiten Schwarzen, D<strong>an</strong><br />
2 und so weiter. Diese zehn Schwarzen<br />
sind alle Schwarz, nur beim 7. D<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n<br />
m<strong>an</strong> den schwarzen gegen einen rotweißen<br />
Gürtel austauschen. Doch beim<br />
8.D<strong>an</strong> ist d<strong>an</strong>n wieder der schwarze<br />
Gürtel <strong>an</strong> der Reihe. Die Abstände zwischen<br />
den Prüfungen zu den einzelnen<br />
Gürteln sind unterschiedlich l<strong>an</strong>g. So<br />
braucht m<strong>an</strong> vom weiß-gelben bis zum<br />
gelben zum Beispiel vier Monate und<br />
vom blauen auf den braun-weißen neun<br />
Monate. Vom braun-schwarzen bis zum<br />
schwarzen sind es sogar <strong>an</strong>derthalb Jahre.<br />
Endlich ist J<strong>an</strong> fertig mit den Grundschultechniken.<br />
Doch wer jetzt glaubt<br />
J<strong>an</strong> sei fertig, liegt falsch. Nun muss J<strong>an</strong><br />
alle 20 Katas zeigen. Und da er ein ,,Sensei’’<br />
sein möchte, was m<strong>an</strong> ab dem ersten<br />
Schwarzen ist, darf er in den Katas bis<br />
zum braunen nahezu keinen Fehler machen.<br />
Doch das schafft J<strong>an</strong> locker, wie<br />
auch <strong>an</strong>ders, bei solch einer Vorbereitung.<br />
Nun ist es schon zw<strong>an</strong>zig Uhr, und<br />
es beginnt das Kobudo-Training. Das ist<br />
kein Stil von Karate sondern ein Überbegriff<br />
für <strong>an</strong>dere Stile. Kobudo ist die<br />
Lehre von Waffen. Das heißt nicht dass<br />
m<strong>an</strong> hier mit Pistolen und Gewehren<br />
kämpft, sondern m<strong>an</strong> hat Waffen, wie<br />
den Bo, das ist ein l<strong>an</strong>ger Stock, die Arnis,<br />
das sind zwei kurze Stöcke, Tompfa, die<br />
aussehen wie Polizeistöcke und zwei Sai,<br />
die etwas von Grillgabeln haben. Jedes<br />
ist ein eigener Kampfstil. Auch von diesen<br />
Stilen gibt es Techniken und Katas.<br />
Diese muss J<strong>an</strong> nun vorführen. Pro Stil<br />
muss er eine Kata und bestimmte Techniken<br />
zeigen. Arnis ist eines der berühmtesten<br />
Kobudo-Stilen, welche auf<br />
den Phillipinen erfunden wurde, als die<br />
damaligen Einwohner sich vor Eindringlingen<br />
schützen mussten. Während sein<br />
Trainer nun seine Punkte aufgeschrieben<br />
hat, die er nach Kraft und Technik der<br />
Ein Karateka schlägt Mawahshi-Geri (Halb-Kreisfuß-Stoß)<br />
Techniken, Stellungen und Katas gegeben<br />
hat, muss J<strong>an</strong> hundert Liegestützen, hundertfünfzig<br />
Bauaufzüge machen und zweihundert<br />
Mal Seil springen. Um dies alles zu<br />
schaffen ist er jeden Tag eine halbe Stunde<br />
gelaufen. Nun kommt der große Augenblick<br />
der Entscheidung, gleich wird sein Sensei<br />
ihm mitteilen, ob J<strong>an</strong> jetzt auch ein Sensei<br />
ist. ,,J<strong>an</strong>’’, fängt sein Trainer <strong>an</strong>, ,,J<strong>an</strong>, in den<br />
Trainingsstunden überzeugst du mich immer<br />
wieder. Ich bin der Meinung, du wirst<br />
einmal ein sehr guter Karateka sein. Doch<br />
heute...“ J<strong>an</strong>s Herz rast und er hält die Sp<strong>an</strong>nung<br />
nicht mehr aus. Sein Trainer fährt fort:<br />
,,Doch heute, J<strong>an</strong>, hast du alle meine Erwartungen<br />
übertroffen. Herzlichen Glückwunsch,<br />
du hast best<strong>an</strong>den. Ich bin stolz auf<br />
Foto: Autor<br />
dich.’’ J<strong>an</strong> ist außer sich. Er ist nun<br />
Sensei und darf <strong>an</strong>dere trainieren, das<br />
heißt er darf eine Karatestunde leiten<br />
und die Aufwärmung und die Übungstechniken<br />
durchführen. Er bekommt<br />
jetzt sogar eine Stunde in der Woche,<br />
in der er Training geben darf. Doch<br />
trotz seines hohen Status im Karateclub<br />
und all seinen sportlichen Erfolge denkt<br />
er immer <strong>an</strong> den größten Grund, warum<br />
er Karate macht. Er will sich und<br />
seine Freundin bei einem Angriff verteidigen<br />
können, aber auch, wenn jem<strong>an</strong>d<br />
<strong>an</strong>deres <strong>an</strong>gegriffen wird, möchte<br />
er diesen Mensch beschützen. Denn<br />
Karate k<strong>an</strong>n auch dein Leben retten.
Italien<br />
v o n aL e S S a n d r o va r m a<br />
Fast jeder kennt die italienische<br />
Küche und viele lieben sie. Doch<br />
meist lieben sie nur die moderne,<br />
exquisite und sp<strong>an</strong>nende Küche. Kaum<br />
einer kennt aber das Traditionelle <strong>an</strong><br />
dieser Küche. Italien ist früher, und auch<br />
noch heute, in m<strong>an</strong>chen Gegenden sehr<br />
arm gewesen. Die ,,Italy-F<strong>an</strong>s‘‘ wissen<br />
also nicht, wie in m<strong>an</strong>chen Gegenden<br />
gekocht wird. Meine Oma ist in einer<br />
armen Region in Sizilien ausgewachsen<br />
und sie hatte nicht viel Geld. Die g<strong>an</strong>ze<br />
Familie lebte von dem eigens <strong>an</strong>gebauten<br />
Gemüse. Sie ging nur drei Jahre in die<br />
Schule und den Rest ihrer Kindheit<br />
half sie ihrem Vater auf dem Feld. Sie<br />
bauten Tomaten, Paprika, Bohnen, kürbisartige<br />
Zucchini und Spargel <strong>an</strong>. Es<br />
gab also viel Auswahl. Einen Teil ihrer<br />
Ernte verkauften sie immer und den Rest<br />
verarbeiteten sie. Sie probierten so viel<br />
wie möglich zu konservieren, damit es<br />
länger haltbar ist. Zum Beispiel trockneten<br />
sie die Tomaten, legten die Paprika<br />
und Zucchini in Öl ein und sammelten<br />
Nüsse und Beeren. Wenn auch einmal<br />
von etwas zu viel da war, kochten sie<br />
es meist ein. So entst<strong>an</strong>d auch früher in<br />
Bologna die berühmte Spaghetti Bolognese,<br />
denn sie kochten die Tomaten,<br />
die zu viel Sonne bekommen hatten, mit<br />
vielem <strong>an</strong>derem Gemüse und Fleisch ein.<br />
Mein Urgroßvater hatte auch ein paar<br />
Ziegen, Hühner, viele Hasen und eine<br />
Kuh. Aus der Ziegen- und Kuhmilch<br />
machten sie immer Käse. Einen kleinen<br />
Teil des Käses behielten sie für sich und<br />
den Rest verkauften oder tauschten sie<br />
für <strong>an</strong>dere Dinge, die m<strong>an</strong> für das Leben<br />
brauchte. Mal hatte ein guter Freund zu<br />
viele Eier, also wurden diese gegen ein<br />
paar Tomaten getauscht und so ging das<br />
alles immer weiter.<br />
Mein Opa war in diesen Verhältnissen<br />
eher reich, denn er hatte einen eigenen<br />
Weinberg und pfl<strong>an</strong>zte Getreide <strong>an</strong>. Er<br />
war nicht in der Schule und musste mit<br />
elf Jahren auf dem Feld helfen. Wenn<br />
er abends zu Hause war, musste er sich<br />
selber etwas kochen. Er machte meist<br />
Spaghetti mit Gemüse, da meine Oma<br />
viel Gemüse hatte und sein Onkel einen<br />
mittelgroßen Nudelbetrieb besaß. Das<br />
Highlight im Jahr war aber immer das<br />
Metzeln. Sie schlachteten zwei Schweine<br />
und ein Rind. Aus diesem Fleisch machten<br />
sie d<strong>an</strong>n die berühmte Fenchelsalami.<br />
Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 46 Se i t e 47 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008<br />
Traditionen, die nicht jeder kennt<br />
Kein Geld, schlechte Infrastruktur und trotzdem das beste Essen in Europa<br />
Sie heißt Salcica. M<strong>an</strong> sagt, dass die beste<br />
Salcica in Italien auf Sizilien gemacht<br />
wird. Wie jeder aber auch weiß, ist für<br />
einen Italiener die Mama oder Nonna,<br />
das heißt auf Italienisch Oma, die beste<br />
Köchin. Kein <strong>an</strong>derer macht nach ihrer<br />
Ansicht besseres Essen. So entstehen<br />
verschiedene Möglichkeiten ein Gericht<br />
zu kochen. M<strong>an</strong>che benutzen viele frische<br />
Kräuter, die <strong>an</strong>deren schwören auf<br />
getrocknete. Andere nehmen statt Salz<br />
getrocknete, in Salz eingelegte Oliven,<br />
oder würzen ihr Essen g<strong>an</strong>z schlicht mit<br />
Pfeffer und Salz. Und durch die verschiedenen<br />
Möglichkeiten ein Gericht zu<br />
kochen entstehen verschiedene Abw<strong>an</strong>dlung<br />
eines Gerichtes und so entstehen<br />
Geheimrezepte. Der größte Unterschied<br />
zum deutschen Edelitaliener ist, dass sie<br />
aus wenig viel machen. Ein paar Paprika<br />
entkernen, <strong>an</strong>braten, die Haut abziehen,<br />
mit einem guten Olivenöl alles einlegen<br />
und würzen. Mit Hilfe dieses Verfahrens<br />
wurden viele Sachen konserviert.<br />
Was ich damit sagen will, ist, dass die<br />
Sizili<strong>an</strong>er trotz der Armut sich g<strong>an</strong>z<br />
gut zu helfen wissen und, dass dies mal<br />
eine <strong>an</strong>dere Seite der italienischen Küche<br />
ist. Die meisten Männer in Sizilien sind<br />
Bauern, Arbeiter oder arbeiten in der<br />
Tourismusbr<strong>an</strong>che, wenn sie nicht gerade<br />
in der Mafia sind. Morgens wird sehr<br />
rustikal gefrühstückt. Ei in die Pf<strong>an</strong>ne,<br />
ein Stück Brot und einen Kaffee. Wenn<br />
meine Oma mir Frühstück macht, gibt<br />
es immer Ei. Wenn sie die Eier kocht,<br />
macht sie diese „wachsweich“. Das<br />
heißt, das Eiweiß ist hart gekocht, doch<br />
das Eigelb ist weich und m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n sein<br />
Brot rein tauchen. Nach dem Abkochen<br />
der Eier schält sie diese und zerdrückt<br />
sie in einer Tasse. Daraus wird d<strong>an</strong>n<br />
gegessen. Dazu ein Stück Brot und der<br />
Tag fängt schon einmal gut <strong>an</strong>. Wenn sie<br />
Eier in der Pf<strong>an</strong>ne <strong>an</strong>brät, gibt sie mir<br />
immer ein Stück von der selbst gemachten<br />
Salcica. Genauso essen die Männer<br />
morgens, doch ohne die Wurst, weil sie<br />
sich das nicht jeden Tag leisten können.<br />
Wenn die Männer d<strong>an</strong>n Mittagspause<br />
haben, schneiden sie ein Stück von ihrem<br />
selbstgemachten Käse und essen dazu<br />
ein Stück Brot. Oft wird d<strong>an</strong>n auch noch<br />
Gemüse gegessen, zum Beispiel eine Tomate,<br />
ein bisschen Fenchel, Paprikastreifen<br />
oder Karottenschnitze. Die Kinder<br />
bekommen sehr oft zum Mittagsessen<br />
Pasta. Diese wird häufig von den Hausfrauen<br />
selbst gemacht. Wenn nicht, gibt<br />
es ja auch immer noch Barilla und Co.<br />
Dabei haben sie eine große Auswahl <strong>an</strong><br />
Soßen, wie zum Beispiel Tomatensoße,<br />
Alio e Olio, Pesto in allen verschiedenen<br />
Arten oder Käsesaucen. Und wenn die<br />
Soßen gerade nicht vorrätig sind oder<br />
sie nicht die passenden Zutaten haben,<br />
schmeißen sie in die Pf<strong>an</strong>ne, was gerade<br />
im Kühlschr<strong>an</strong>k ist. Dazu gibt es immer<br />
einen grünen Blattsalat, denn der wird<br />
sehr häufig auf Sizilien <strong>an</strong>gebaut und ist<br />
daher sehr preisgünstig. Dazu ein gutes<br />
Kräuterdressing mit sehr gutem Olivenöl<br />
und Essig. Ein herrliches Mittagessen!<br />
Wenn die Männer abends von der Arbeit<br />
nach Hause zum Essen kommen, gibt es<br />
als Vorspeise alle möglichen Vari<strong>an</strong>ten<br />
von gebratenem Gemüse. Ob frittiert,<br />
p<strong>an</strong>iert, mariniert oder einfach nur in der<br />
Pf<strong>an</strong>ne mit Olivenöl, Pfeffer und Salz<br />
gebraten. Als Hauptg<strong>an</strong>g gibt es d<strong>an</strong>n<br />
irgendetwas Deftiges mit Fleischeinlage,<br />
denn die Männer müssen ja schließlich<br />
wieder zu Kräften kommen. Dennoch<br />
gibt es das nicht jeden Tag, das Fleisch<br />
ist sehr teuer. Da Sizilien eine Insel ist<br />
und damit am Meer liegt, gibt es öfters<br />
mal einen guten Fisch, den m<strong>an</strong> grad<br />
um die Ecke am Fischmarkt gekauft hat.<br />
Bei den italienischen Hausfrauen ist das<br />
so ähnlich wie bei den deutschen. Alle<br />
haben ihre individuellen Haushaltstipps.<br />
Jedes Essen ist in den Haushalten sehr<br />
verschieden. Es gibt einen Spitzenkoch,<br />
Jamie Oliver, der diese verschiedenen<br />
Rezepte ausprobiert hat und daraus seine<br />
eigene Version gekocht hat. Immer wenn<br />
ich mir seine Sendung <strong>an</strong>sehe, fasziniert<br />
mich, wie simpel seine Gerichte sind.<br />
Er hat mal eine Italienreise gemacht<br />
und viele Hausfrauen besucht. Anf<strong>an</strong>gs<br />
hat er immer nur zu hören bekommen:<br />
,,Das ist nicht so wie bei meiner Mama‘‘.<br />
Daraufhin besuchte er ein paar Hausfrauen<br />
und sah sich das Rezept <strong>an</strong> und<br />
veränderte kleine Dinge, die aber eine<br />
große Auswirkung auf den Geschmack<br />
haben. Es sind oft kleine Dinge, die ein<br />
Essen hat. Doch in Sizilien und auch<br />
g<strong>an</strong>z Italien wird diese Art und Weise<br />
des Kochens oft kritisiert. Oft auch<br />
deswegen, weil es nicht traditionell ist.<br />
Aber ich finde, m<strong>an</strong> sollte sich darauf<br />
besinnen, was das Eigentliche <strong>an</strong> der<br />
Foto:Autor<br />
sizili<strong>an</strong>ischen Küche ist. Oliven sind das,<br />
was die mediterr<strong>an</strong>en Länder verbindet.<br />
Daher gibt es sehr frisches Olivenöl.<br />
Dieses wird kalt gepresst und das ist<br />
genau der Punkt. Die mediterr<strong>an</strong>e Küche<br />
ist nämlich dafür bek<strong>an</strong>nt, dass sie das<br />
Herzinfarktrisiko reduziert. Eine große<br />
Rolle dabei spielt das Öl, denn genau das<br />
ist ausschlaggebend für diese Wirkung.<br />
Zudem kommt, dass sehr viel Fisch in<br />
Sizilien gegessen wird. Dieser ist sehr<br />
nahrhaft und gesund. Vor allem werden<br />
Schwertfisch, Thunfisch, Krustentiere,<br />
Sardinen und Sardellen gegessen, diese<br />
haben kaum Fett. Was in Sizilien dazu<br />
kommt, ist der florierende Wein<strong>an</strong>bau.<br />
Daraus ist zu schließen, dass die Sizili<strong>an</strong>ische<br />
Küche sehr gesund ist. An jedem<br />
Abend ein Glas Rotwein soll nämlich<br />
ebenfalls das Herzinfarktrisiko senken.<br />
Also: die sizili<strong>an</strong>ische Küche schmeckt<br />
nicht nur gut, sondern sie ist auch sehr<br />
preisgünstig und gesund. Hier ist noch<br />
ein Rezept, das mir meine Urgroßoma<br />
gekocht hat, als ich das erste Mal in<br />
Sizilien war.<br />
Sizili<strong>an</strong>ische Tomatenplatte<br />
Zutaten<br />
für 4 Personen<br />
6 sonnengereifte Tomaten, 125 g Mozzarella,<br />
50 g Parmes<strong>an</strong> am Stück, 50 g<br />
schwarze und grüne Oliven mit Öl, 50g<br />
getrocknete Tomaten mit Öl<br />
Zubereitung<br />
Schneide die Tomaten in dünne<br />
Scheiben. Vermische die mit den Oliven<br />
und den getrockneten Tomaten. Das Öl<br />
dazu mischen. D<strong>an</strong>n auf einer Platte<br />
eine Schicht verteilen. Den Mozzarella<br />
in Stücke reißen und darüber trapieren.<br />
Mit einem Gemüseschäler von dem<br />
Parmes<strong>an</strong>stück Späne abschaben und auf<br />
den Tomaten verteilen. Darüber d<strong>an</strong>n<br />
einen Schuss Balsamico-Essig drüber<br />
schütten und <strong>an</strong>richten.<br />
Ich schreibe diesen Artikel, weil ich es<br />
nicht mehr ertragen k<strong>an</strong>n, wie m<strong>an</strong><br />
die Geschichte von meinem guten<br />
Freund Al Capone verändert und falsch<br />
erzählt. Mein Name ist John Smith, ich<br />
bin 94 Jahre alt und werde euch die wahre<br />
Geschichte erzählen: wie Al Capone es<br />
schaffte, den Staat zu betrügen, wie ich<br />
ihn kennenlernte und wie er starb.<br />
„Was macht der da mit meiner Schwester?‘‘,<br />
fragte ich mich, bevor ich ihm mit<br />
meinem Messer übers Gesicht schnitt.<br />
Al Capone, bek<strong>an</strong>nt geworden durch<br />
Alkoholschmuggel, Geldwäscherei und<br />
Prostitution.Er war es, dem ich eine dicke,<br />
fette Narbe im Gesicht hinterlassen<br />
habe. Mir hat er daher seinen Spitznamen<br />
Scarface (Narbengesicht) zu verd<strong>an</strong>ken.<br />
Er hat mir die Geschichte nie übel genommen,<br />
im Gegenteil, er besorgte mir<br />
sogar ein paar Jobs und kümmerte sich<br />
gut um mich. Als ich ihn fragte, warum er<br />
all dies machte, warum er sich so gut um<br />
mich kümmerte, <strong>an</strong>twortete er nur, dass<br />
ich damals gut geh<strong>an</strong>delt hätte und mit<br />
der H<strong>an</strong>dlung doch nur meine Schwester<br />
beschützen wollte.<br />
Alphonse Gabriel Capone war der<br />
Sohn einer Italienischen Einw<strong>an</strong>dererfamilie,<br />
die glaubte, ihr Glück in den USA<br />
zu finden. Sein Vater Gabriel Capone<br />
arbeitete als Friseur in New York und seine<br />
Mutter Theresa Capone blieb daheim<br />
und kümmerte sich um die Familie.<br />
Al Capone hatte noch weitere Geschwister,<br />
mit denen er in seinem späteren<br />
Leben allerdings nicht viel zu tun<br />
hatte. Nach der achten Klasse verließ er<br />
die Schule und arbeite als Buchbinder.<br />
Zusätzlich verdiente er sein Geld in einer<br />
Munitionsfabrik. Ursprünglich sollte<br />
Al, nach dem Wunsch seines Vaters, als<br />
Barkeeper arbeiten, stattdessen wurde er<br />
kriminell und schloss sich in New York<br />
vielen Jugendb<strong>an</strong>den <strong>an</strong>.<br />
Im Alter von 14 Jahren war er bereits<br />
Mitglied mehrerer B<strong>an</strong>den wie zum<br />
Beispiel den Brooklyn Rippers, den<br />
Forty Thieves Juniors und der Five<br />
Points G<strong>an</strong>g.<br />
Mit 15 Jahren wurde er vom G<strong>an</strong>gster<br />
Fr<strong>an</strong>kie Yale aufgenommen, der ihm<br />
vieles beibrachte, zum Beispeil wie m<strong>an</strong><br />
sich unauffällig zu verhalten hat. Er lehrte<br />
Al, dass Brutalität und Rücksichtslosigkeit<br />
alleine nie zu einem erfolgreichen<br />
Little Italy<br />
Ein G<strong>an</strong>gster, den jeder kennt<br />
v o n ni c h o L a S Pe t e r K a<br />
Ein ehemaliger Partner und Freund packt aus<br />
G<strong>an</strong>gster führen könnte, m<strong>an</strong> müsse<br />
seinen Feind kennenlernen, respektieren<br />
und <strong>an</strong>schließend hintergehen.<br />
Ein paar Tage darauf sah er meine<br />
Schwester und sprach sie <strong>an</strong>.D<strong>an</strong>n verpasste<br />
ich ihm die Narbe.<br />
Ich folgte ihm, wohin er auch ging.<br />
Ich war wie ein Schüler für ihn. Er<br />
zeigte mir alles und unterrichtete mich.<br />
Im Jahr 1918, als Al gerade 19 Jahre alt<br />
war, beging er seinen ersten <strong>Mord</strong> in der<br />
Kneipe von Fr<strong>an</strong>kie Yale, seinem Mentor.<br />
Es h<strong>an</strong>delte sich bei dem Erschossenen<br />
um einen Falschspieler, der kurz davor<br />
1500$ erspielt hatte.<br />
Al erschoss ihn ohne zu zögern.<br />
Im Laufe der Zeit erwies sich, dass Al<br />
nicht nur redete, sondern notfalls auch<br />
gerne Mal zur Waffe griff.<br />
Da es zu diesem Vorfall allerdings<br />
keine Zeugen gab, konnte m<strong>an</strong> Al den<br />
<strong>Mord</strong> nicht nachweisen. Also blieb er<br />
ungestraft.<br />
1919 schlug Al jem<strong>an</strong>den zusammen,<br />
der in der White H<strong>an</strong>d G<strong>an</strong>g war und<br />
Italiener nicht leiden konnte.<br />
Die Polizei konnte ihm wiederholt<br />
nichts <strong>an</strong>hängen.<br />
Doch gefährlicher als die Polizei war<br />
Bill Lovett von der White H<strong>an</strong>d G<strong>an</strong>g.<br />
Er fing <strong>an</strong> nach Capone zu suchen und<br />
da Capone sich schlecht mit einer der<br />
größten G<strong>an</strong>gs in New York <strong>an</strong>legen<br />
konnte, schlug Fr<strong>an</strong>kie Yale ihm vor,<br />
nach Chicago zu gehen.<br />
In Chicago <strong>an</strong>gekommen, erl<strong>an</strong>gte<br />
Al in kurzer Zeit sehr viel Macht durch<br />
Johnnie Terrio, der ihn bek<strong>an</strong>nt machte<br />
und ihm überall Respekt verschaffte. Er<br />
hatte viel Einfluss auf die Chicagoer<br />
Unterwelt zu der auchDrogen- undAlkoholschmuggel<br />
zählen. Durch Drohungen<br />
und Erpressung hatte er Polizisten um<br />
den Finger gewickelt. Somit konnte er<br />
sicher seinen Schmuggel von Alkohol<br />
und Drogen durchziehen.<br />
1920, als die Prohibtition, der Verbot<br />
von Alkohol, in den USA in Kraft gesetzt<br />
wurde, blühte der Schwarzh<strong>an</strong>del<br />
von Alkohol erst recht auf.<br />
Thompsen, ein Freund Al Capones,<br />
der als Vieh- und Immobilienhändler bek<strong>an</strong>nt<br />
war, verlor eine Wette und musste<br />
sich zur Bürgermeisterwahl stellen lassen,<br />
die er nicht gew<strong>an</strong>n. 1927 stellte er sich<br />
zur Wiederwahl und gew<strong>an</strong>n d<strong>an</strong>k der<br />
massiven Mithilfe von Capone.
Musik<br />
1925 war in den USA ein Jahr der B<strong>an</strong>denkriege.<br />
Johnnie Terrio ahnte, dass ein<br />
<strong>Mord</strong><strong>an</strong>schlag auf ihn ausgeübt werden<br />
sollte. Er überließ Al die gesamte Macht<br />
über die B<strong>an</strong>den Chicagos .<br />
Trotz des Rücktritts von Terrio wurden<br />
viele seiner Leute am 13 Juni 1925<br />
ermordet.<br />
Für Capone wurde es allmählich gefährlich,<br />
da er in g<strong>an</strong>z Chicago Leute<br />
umbringen ließ, um sein Geschäft aufrecht<br />
zu erhalten. Dies wurde mit der Zeit<br />
ziemlich teuer, da er teure Kopfgeldjäger<br />
bezahlen musste.<br />
1926, am 27 April führten die vielen<br />
<strong>Mord</strong>e zu großem Aufsehen in den<br />
Medien Chicagos. Daraufhin brachte Al<br />
Capone Bill McSwiggin, den Staats<strong>an</strong>walt<br />
von Chicago, zur Strecke. Also musste<br />
er für drei Monate untertauchen. Die<br />
Folge waren Razzien und B<strong>an</strong>denkriege.<br />
Al verlor fast über 1 Million Dollar. Im<br />
Juli musste er sich wegen dem Verdacht,<br />
Bill McSwiggin getötet zu haben, einem<br />
Verhör stellen. M<strong>an</strong> konnte Capone allerdings<br />
keine Schuld nachweisen; er wurde<br />
wieder einmal freigelassen.<br />
Am 1.Juli 1928 wurde Fr<strong>an</strong>kie Yale,<br />
der Mentor Al Capones, umgebracht.<br />
Er hatte versucht, Al bei einem Alkoholtr<strong>an</strong>sport<br />
zu hintergehen. Das kostete<br />
ihn sein Leben.<br />
v o n vinita Sc h m i t t<br />
We gonna rock around the clock<br />
tonight…“, das Bill Haley im<br />
Jahre 1954 und läutete damit<br />
den Beginn einer neuen musikalischen<br />
Ära ein – dem Rock´n´Roll.<br />
Die 50er Jahre waren ein wichtiger<br />
Zeitraum der Rockgeschichte, da es beliebte<br />
Rock’n’roll Hits, wie unter <strong>an</strong>derem<br />
„Rock Around The Clock“ von Bill Haley<br />
gab. Zu dieser Zeit gab es auch <strong>an</strong>dere<br />
bedeutsamen Rock’n’Roll Sänger, unser<br />
King of Rock’n’roll, Elvis Presley, Chuck<br />
Berry, Jerry Lee Lewis, Little Richard und<br />
Buddy Holly.<br />
In den 60er Jahren entst<strong>an</strong>den wohl<br />
die zwei bek<strong>an</strong>ntesten und berühmtesten<br />
B<strong>an</strong>ds der Welt, The Rolling Stones<br />
und The Beatles. Beide B<strong>an</strong>ds spielten<br />
Rockmusik, doch kl<strong>an</strong>gen trotzdem<br />
sehr verschieden. The Rolling Stones<br />
schlugen eher rauere Musikstile wie Hard<br />
Rock ein. The Beatles hingegen spielten<br />
Beatmusik, wie zum Beispiel „Help“ und<br />
wurden später eher in die Kategorie Pop-<br />
Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 48 Se i t e 49 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008<br />
Seine erste Haftstrafe bekam Al am 16<br />
Mai 1929, als er wegen illegalem Waffenbesitz<br />
gefasst wurde. Er kam für ein Jahr<br />
ins Gefängnis, was ihn allerdings nicht<br />
störte, da er selbst dort seine Geschäfte<br />
weiterführen konnte. Trotz der Tatsache,<br />
dass Capone entlassen wurde, kam er immer<br />
mehr in Bedrängnis. Al und ich zogen<br />
nach Florida, wo er eine Villa besaß.<br />
1930 wurde er öfters von Polizisten<br />
<strong>an</strong>gehalten, da sich einiger Bürger der<br />
Umgebung beschwert hatten, dass er kein<br />
„<strong>an</strong>genehmer“ Bürger sei. Die IRS, der<br />
Dienst für interne steuerliche Einnahme,<br />
war auf der Suche nach ihm, fassten zwei<br />
seiner Brüder, aber Al Capone selbst<br />
konnte nichts <strong>an</strong>gehängt werden.<br />
Ende 1930 hatte Al eine Besprechung<br />
mit seinem Anwalt und der IRS. Es stellte<br />
sich heraus, dass Capone außer dem<br />
Buchbinden noch eine zweite Einnahmequelle<br />
hatte. Am 5 Juni 1931 wurde Al<br />
wegen Steuerhinterziehung in Höhe von<br />
200.000$ <strong>an</strong>geklagt. In Wirklichkeit war<br />
die Summe um einiges höher und nahezu<br />
jeder wusste, dass diese Summe lachhaft<br />
war, jedoch konnte m<strong>an</strong> ihm nicht nachweisen.<br />
Das war sein Glück.<br />
Am 17 Oktober 1931 wurde Al unerwarteter<br />
Weise in 23 Punkten <strong>an</strong>geklagt,<br />
allerdingsnur in fünf Punkten schuldig<br />
gesprochen. Noch im Oktober wurde das<br />
Newcomerb<strong>an</strong>d aus <strong>Karlsruhe</strong><br />
The New Heritage rock the house<br />
Rock eingeordnet.<br />
1970 unterteilte sich die Rockmusik<br />
in kleinere Teile, der Art-Rock, Glam-<br />
Rock und Progressive Rock und ging in<br />
Richtung Pop. Wichtige Vertreter waren<br />
Pink Floyd, Queen, David Bowie, Elton<br />
John, Genesis und Roxy Music. Auf der<br />
<strong>an</strong>deren Seite gab es die Punk-Szene, wie<br />
The Sex Pistols, Hardrock-Szene, Black<br />
Sabbath, AC/DC oder die Ramones.<br />
In den 80er Jahren war die Musikrichtung<br />
„Pop-Rock“ sehr beliebt und<br />
die Leute hörten B<strong>an</strong>ds wie U2, R.E.M.<br />
oder The Cure.<br />
Anf<strong>an</strong>g der 90er Jahre stürmte Kurt<br />
Cobain mit seiner B<strong>an</strong>d Nirv<strong>an</strong>a die<br />
Charts mit dem Song „smells like teen<br />
spirit“. Doch sein Selbstmord war ein<br />
tragischer Schock für seine F<strong>an</strong>s. Trotzdem<br />
war seine Musik einzigartig.<br />
Im Jahr 2000 griffen einige B<strong>an</strong>ds, zum<br />
Beispiel The Strokes, The White Stripes,<br />
Fr<strong>an</strong>z Ferdin<strong>an</strong>d, The Hives und The<br />
Libertines wieder auf die 60er Jahre<br />
Strafmaß verkündet: Er muss 50.000$<br />
wegen Steuerhinterziehung und 8.000$<br />
wegen verursachten Gerichtskosten<br />
zahlen und zusätzliche elf Jahre ins<br />
Gefängnis. Während Al seine Zeit im<br />
Gefängnis absaß, hörte m<strong>an</strong> hin und<br />
wieder Gerüchte, dass er wie ein König<br />
lebe und selbst dort seine Geschäfte<br />
weterführen könne.<br />
1934 wurde er von Atl<strong>an</strong>ta nach S<strong>an</strong><br />
Fr<strong>an</strong>cisco verlegt. Er kam in ein neu gebautes<br />
Hochsicherheitsgefängnis namens<br />
Alcatraz. Wegen guter Führung wurde er<br />
am 6 J<strong>an</strong>uar 1939 vorzeitig entlassen.<br />
Das letzte Mal sah ich ihn drei Tage<br />
vor seinem Tod. An seinem Begräbnis<br />
war ich nicht <strong>an</strong>wesend. Er starb am 25<br />
J<strong>an</strong>uar 1947 <strong>an</strong> einer Lungenentzündung<br />
in Florida. Aus meiner Sicht hatte Al<br />
einschönes Leben. Er wurde zwar die<br />
g<strong>an</strong>ze Zeit über gesucht und musste<br />
daher immer in Angst leben. Aber wer<br />
konnte schon einfach so nebenher mal<br />
schnell 8 Millionen Dollar im Casino<br />
verspielen?<br />
Ich zog mich zurück nach Florida, wo<br />
ich mein restlichen Leben verbrachte.<br />
Er war für mich all die Zeit ein guter<br />
Freund gewesen.Auch das war wohl<br />
der Grund, weshalb er mir sein g<strong>an</strong>zes<br />
Vermögen überließ. Ich werde ihn nie<br />
vergessen.<br />
typischen Musikstile (sound, style) zurück.<br />
„ I´d gave up everything I know, just to get<br />
a glipse of why we’re here <strong>an</strong>d what’s it all<br />
worth for...“, das singen The New Heritage<br />
(TNH) heute, 2007, in ihrem Proberaum am<br />
Rheinhafen. Sie sind gerade bei der Generalprobe<br />
für ihren Auftritt im Substage und<br />
ich habe die Gelegenheit, ein Interview mit<br />
ihnen zu führen.<br />
„The New Heritage” besteht aus Marc,<br />
Sänger und Gitarrist, Freddy, Lead-Gitarrist,<br />
Jonas, Bassist und Jay, Schlagzeuger.<br />
Die B<strong>an</strong>d wurde im Hebst 2005 von Marc<br />
und Christi<strong>an</strong> gegründet. Sie suchten nach<br />
Musikern, die sie für ihre B<strong>an</strong>d brauchten<br />
und d<strong>an</strong>n sind sie auf Jonas, den Bassisten,<br />
gestoßen und er wurde aufgenommen, da<br />
er sehr gut in die B<strong>an</strong>d hineinpasst und sie<br />
sich gleich super mitein<strong>an</strong>der verst<strong>an</strong>den.<br />
Marc, der Songwriter und Gitarrist, fing<br />
<strong>an</strong> ihre eigenen Lieder zu schreiben, wie<br />
zum Beispiel „Memory Box“ und „Take a<br />
Ride“. Doch die B<strong>an</strong>d war nicht komplett!<br />
Es fehlte nur noch eine Lead-Gitarre. Die<br />
B<strong>an</strong>d suchte einen zweiten Gitarristen,<br />
f<strong>an</strong>d Freddy und der war perfekt für die<br />
Gruppe. Nun waren „The New Heritage“<br />
vollständig und schrieben mehrere<br />
Lieder. 2006 nahmen sie ihre erste<br />
Promo-CD „The second first takes“ auf.<br />
TNH blieben den Zuhörern zu Beginn<br />
vor allem wegen ihrer Mischung aus Power<br />
und Melodie im Gedächtnis. Dieser<br />
unverwechselbare Sound kristallisierte<br />
sich recht schnell heraus, obwohl am<br />
Anf<strong>an</strong>g noch Zweifel da waren, ob ihr<br />
Konzept aufgehen würde.<br />
Die musikalische Verg<strong>an</strong>genheit der<br />
vier Jungs unterscheidet sich nämlich<br />
stark.<br />
Mittlerweile spielen sie auf vielen<br />
Events, wie z.B. im Substage, im Tempel<br />
oder kleinere Auftritte und sind dieses<br />
Jahr auch im B<strong>an</strong>dpusher Programm,<br />
einem Programm, bei dem sie von Ver<strong>an</strong>staltern<br />
und Musikschulen unterstützt<br />
und gefördert werden.<br />
Wie seid ihr auf den Namen „The New<br />
Heritage“ gekommen?<br />
M.: Übersetzt heißt es „Das neue<br />
Erbe“, weil unsere musikalischen Vorbilder<br />
aus sehr unterschiedlichen<br />
Stilrichtungen und Zeiten kommen und<br />
wir versuchen diese Einflüsse zusammen<br />
mit unserem eigenen Output zu einem<br />
neuen Stil zu vereinen.<br />
Ch.: Ich würde sagen m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n das<br />
mit einem Rezept vergleichen. Ja, sagen<br />
wir mit einer Suppe – so wie sie eure<br />
Großeltern und Eltern schon gerne<br />
gegessen haben...<br />
F.:.. ja, genau. Und wir nehmen diese<br />
Suppe und verändern, verbessern sie. Wir<br />
lassen ein wenig Salz raus, tun ein bisschen<br />
mehr Gemüse rein. M<strong>an</strong> schmeckt<br />
noch das, was <strong>an</strong> der alten Suppe gut war,<br />
aber auch etwas mehr.<br />
M.:... ein paar „hippere“ Gewürze! ;-)<br />
J.: Ja, und mehr Zwiebeln! Haha...<br />
Wie viele CDs habt ihr herausgebracht?<br />
Jo.: Wir haben 2 Promo CDs herausgebracht.<br />
2006 war unsere erste CD<br />
draußen und 2007 die zweite.<br />
Und wie heißt die neue CD?<br />
Fr.: Sie trägt den Titel „death.love.<br />
music. society“.<br />
M.: Bei diesem Titel haben wir uns<br />
vom Film „Der Club der toten Dichter“<br />
inspirieren lassen – in Englisch: „dead<br />
poets society“. Das ist es im Endeffekt<br />
was diese B<strong>an</strong>d für uns bedeutet: einen<br />
kreativen Austausch, ein Club in dem wir<br />
über uns und unsere Leben reden und diese<br />
in unserer Musik verarbeiten. In aller<br />
Kürze auf den Punkt gebracht wäre das<br />
d<strong>an</strong>n eben das Leben, bzw. der Tod, die<br />
Liebe und die Musik selbst natürlich.<br />
Marc, welches Album gefällt dir besser?<br />
M.: Also mir gefällt das zweite Album<br />
besser. Das ist so weil wir durch die vielen<br />
Auftritte und Erfahrungen einfach<br />
besser geworden sind was das schreiben<br />
von Musik und Text <strong>an</strong>bel<strong>an</strong>gt. M<strong>an</strong><br />
bekommt Reson<strong>an</strong>z und k<strong>an</strong>n relativ<br />
schnell feststellen was funktioniert und<br />
was nicht...<br />
Hast du vor der B<strong>an</strong>d schon einmal in einer<br />
<strong>an</strong>deren B<strong>an</strong>d gespielt?<br />
M.: Ja, ich habe vor einigen Jahren<br />
in einer Schülerb<strong>an</strong>d im <strong>Heisenberg</strong>-<br />
<strong>Gymnasium</strong> Gitarre gespielt, zuerst bei<br />
„P<strong>an</strong>theon“, später d<strong>an</strong>n zusammen mit<br />
„Stereo Cult“.<br />
Euch k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> auch im Internet finden,<br />
oder?<br />
Ja.: Ja genau, unsere Internet- Adresse<br />
heißt: www.thenewheritage.de.<br />
Wo und w<strong>an</strong>n ist euer nächster Auftritt?<br />
M.: W<strong>an</strong>n wir spielen, k<strong>an</strong>nst du auf<br />
unsere Seite nachlesen. Dort stehen alle<br />
News. Du k<strong>an</strong>nst unsere Bilder <strong>an</strong>schauen,<br />
unsere Biographie durchlesen und<br />
sogar alle unsere Songs <strong>an</strong>hören.<br />
Jo.: Doch unsere Seite ist auf Englisch,<br />
weil Englisch jeder versteht und es ist die<br />
Nationalsprache der Engländer... ;-)<br />
Wie oft probt ihr eigentlich?<br />
M.: Wir proben nur einmal in der<br />
Woche. Meistens ist das samstags, weil<br />
ich extra nach <strong>Karlsruhe</strong> fahren muss,<br />
denn ich studiere in Ravensburg und da<br />
k<strong>an</strong>n ich schlecht unter der Woche mal<br />
kurz nach <strong>Karlsruhe</strong> fahren, nur um mit<br />
meiner B<strong>an</strong>d zu proben.<br />
Jay, was machst du außerhalb der B<strong>an</strong>d?<br />
Ja.: Ich studiere Wirtschaftspsychologie<br />
in Heidelberg.<br />
Wer ist eigentlich euer Vorbild?<br />
Fr.: My Chemical Rom<strong>an</strong>ce rocken<br />
voll.<br />
Jo.: Mein Vorbild ist die B<strong>an</strong>d Muse,<br />
weil sie coole Musik machen.<br />
Ja.: Also mein Vorbild ist P<strong>an</strong>ic! At<br />
The Disco.<br />
M.: Mein musikalisches Vorbild für<br />
diese B<strong>an</strong>d ist Fall Out Boy.<br />
Ich denke dass die unterschiedlichen<br />
Einflüsse die jeder von uns mitbringt<br />
maßgeblich zu unserem Sound beigetragen<br />
haben. Am Anf<strong>an</strong>g waren wir nicht<br />
sicher, ob die „weiche“ Seite, also Singer<br />
Einflüsse zu den Hardrock Erfahrungen<br />
der Anderen passen. Aber mittlerweile<br />
hat sich Alles zu einem guten Gesamtsound<br />
zusammengefügt.<br />
Wer hat denn eure Bilder fotografiert?<br />
Fr.: Fabi<strong>an</strong> ist unser B<strong>an</strong>dfotograf und<br />
natürlich unser Freund. Wenn wir z.B.<br />
einen Auftritt haben, macht er Bilder von<br />
uns und dem Publikum.<br />
J.: Wir nennen ihn „das fünfte Mitglied“.<br />
Musik<br />
Und wie l<strong>an</strong>ge machst du schon die Bilder?<br />
Fa.: Ich fotografiere die B<strong>an</strong>d eigentlich<br />
schon von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong>, also 2 Jahre.<br />
Aber ich fotografiere nicht nur für die<br />
B<strong>an</strong>d, ich hab auch viele <strong>an</strong>dere Shootings<br />
und Projekte in meiner Freizeit<br />
laufen...<br />
Wo k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> denn all deine Fotos <strong>an</strong>schauen?<br />
Fa.: Du k<strong>an</strong>nst meine Fotos auf www.<br />
myspace.de <strong>an</strong>schauen, außerdem hab<br />
ich einen Account bei www.flickr.com<br />
unter F.Kirscht.<br />
Was sind eure Ziele bzw. was wollt ihr<br />
erreichen?<br />
M.: Unser Ziel ist es nächstes Jahr ein<br />
neues Album bis Herbst aufzunehmen<br />
und natürlich gute Songs zu schreiben..<br />
Wir hoffen auch, dass wir viele Auftritte<br />
und F<strong>an</strong>s bekommen.<br />
Vielen D<strong>an</strong>k für das Interview! Und viel<br />
Spaß noch beim Proben!<br />
Ich liebe dich<br />
Seit ich dich kenne,<br />
k<strong>an</strong>n ich nicht mehr leben,<br />
ohne <strong>an</strong> dich zu denken…<br />
Ich k<strong>an</strong>n nicht mehr schlafen,<br />
ohne von dir zu träumen…<br />
Ich vermisse dich…<br />
Ich k<strong>an</strong>n nicht mehr lachen,<br />
ohne mir dein Lächeln vorzustellen…<br />
Ich k<strong>an</strong>n nicht mehr glücklich sein,<br />
ohne zu wissen, dass es dir gut geht…<br />
Ich vermisse dich…<br />
Ich k<strong>an</strong>n nicht mehr die Augen schließen,<br />
ohne dich vor mir zu sehen…<br />
Ich k<strong>an</strong>n nicht mehr sprechen,<br />
ohne mir deine Stimme vorzustellen…<br />
Ich vermisse dich…<br />
Ich k<strong>an</strong>n nicht mehr ohne dich,<br />
denn ich wünsche mir zu sehr,<br />
dass du mich liebst,<br />
denn ich weiß,<br />
Ich liebe dich !!!<br />
Alessa Baar
Technik Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 50 Se i t e 51 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 Technik<br />
v o n Ke v i n ar m b ru S t e r<br />
Die Kraft der Erde in unseren Händen<br />
In unserer Erde brodelt es, denn unser<br />
Heimatpl<strong>an</strong>et bietet nicht nur das<br />
erforderliche Lebensumfeld, sondern<br />
liefert auch die Wärme, die wir zum<br />
Leben brauchen. Ausgehend von einem<br />
über 6.000°C heißen Erdkern strömt die<br />
Erdwärme der Oberfläche entgegen und<br />
wird dabei im oberen Teil der Erdkruste,<br />
u. a. in Thermalwasser, gespeichert. 99<br />
Prozent unseres Pl<strong>an</strong>eten sind heißer als<br />
1.000°C. In 1 Kilometer Tiefe hat das<br />
Erdreich fast überall noch eine Temperatur<br />
von 40°C, aber in Vulk<strong>an</strong>gebieten<br />
k<strong>an</strong>n es sogar viele hundert Grad Celsius<br />
erreichen. Das Potential <strong>an</strong> so gen<strong>an</strong>nter<br />
geothermischer Energie ist enorm. Theoretisch<br />
würde die gespeicherte Energie<br />
ausreichen, die Welt 100.000 Jahre l<strong>an</strong>g<br />
mit Energie zu versorgen, denn täglich<br />
steigt insgesamt etwa die 2,5-fache Menge<br />
der weltweit benötigten Energie aus<br />
der Erde auf.<br />
Viele geologische, technische und<br />
wirtschaftliche Hindernisse lassen jedoch<br />
nur die Erschließung eines kleinen Teils<br />
zu. Dabei ist Erdwärme schon l<strong>an</strong>ge bek<strong>an</strong>nt.<br />
Die populärste Anwendung in der<br />
Geschichte f<strong>an</strong>d sie wohl in den Thermalbädern<br />
des Römischen Reiches. Doch<br />
es dauerte zwei Jahrtausende, bis m<strong>an</strong><br />
das Potenzial dieser nahezu unerschöpflichen<br />
Energiequelle erk<strong>an</strong>nte und damit<br />
beg<strong>an</strong>n, sie effizient zu nutzen. Dabei<br />
eröffnen Geothermiekraftwerke völlig<br />
neue Wege der Energiegewinnung.<br />
Erdwärme grundlastfähig<br />
Der schwerwiegendste Vorteil gegenüber<br />
<strong>an</strong>deren erneuerbaren Energieträgern<br />
ist die ständige Verfügbarkeit unabhängig<br />
von der Tages- und Jahreszeit, von Wind<br />
und Wetter. Geothermie zählt zu den<br />
wenigen erneuerbaren Energien, die bei<br />
der Stromerzeugung grundlastfähig sind,<br />
also den Grundbedarf <strong>an</strong> Strom decken<br />
und nicht nur in Spitzenlastzeiten zugeschaltet<br />
werden. Sie schont Umwelt und<br />
Klima, be<strong>an</strong>sprucht wenig Platz, muss<br />
nicht über l<strong>an</strong>ge Strecken tr<strong>an</strong>sportiert<br />
werden wie z.B. Erdöl oder Gas und<br />
k<strong>an</strong>n nicht wie diese zum politischen<br />
Druckmittel werden. Unser Pl<strong>an</strong>et kennt<br />
keine Energiekrise.<br />
Anders als bei der Kernkraft birgt diese<br />
Technik auch kaum Risiken in sich, wenn<br />
m<strong>an</strong> von den leichten Erdstößen absieht,<br />
die in Erdbebengebieten entstehen<br />
Neues Geothermiekraftwerk in L<strong>an</strong>dau eröffnet<br />
können. Nicht wenige Experten sehen<br />
in der Geothermie die Energiequelle<br />
der Zukunft.<br />
Erdwärme wird rentabel<br />
Bis vor einiger Zeit galt die „Erdwärme“<br />
mit ihrer aufwändigen Förderung<br />
noch als unwirtschaftlich. Doch mit dem<br />
starken Ansteigen der Preise für Öl und<br />
Gas lohnen sich im Vergleich nun auch<br />
alternative Energien.<br />
Steigende Öl- und Gaspreise ver<strong>an</strong>lassten<br />
private Haushalte allein im<br />
Schema der Arbeitsweise eines Geothermie-Kraftwerks<br />
(mit frdl. Genehmigung der Geox GmbH L<strong>an</strong>dau)<br />
Jahr 2006 zur Neuinstallation von rund<br />
44.000 Wärmepumpen. Bis Ende 2007<br />
wurden nach Angaben von Statistiken<br />
insgesamt etwa 180.000 private Anlagen<br />
installiert, die Erdwärme in ein verwertbares<br />
höheres Temperaturniveau <strong>an</strong>heben.<br />
Das Funktionsprinzip lässt sich gut<br />
– hier natürlich umgekehrt - mit einem<br />
Kühlschr<strong>an</strong>k vergleichen, der innen kühlt<br />
und außen heizt.<br />
Aber auch große Geothermiekraftwerke<br />
werden durch neue technische<br />
Entwicklungen zunehmend interess<strong>an</strong>t.<br />
In Deutschl<strong>an</strong>d sind etwa 30<br />
Erdwärme-Anlagen mit einer<br />
thermischen Gesamtleistung von<br />
rund 100 Megawatt in Betrieb,<br />
womit etwa 30.000 Haushalte mit<br />
Wärme versorgt werden.<br />
Mit einer Wärmeleistung von<br />
18 Megawatt versorgt das bisl<strong>an</strong>g<br />
größte Heizwerk in Erding etwa<br />
5.000 Einwohner mit Fernwärme.<br />
Im Jahre 1984 nahm in Waren,<br />
Müritz ,das erste deutsche Geothermieheizkraftwerk<br />
seinen Betrieb<br />
auf und gründete damit die<br />
Ära der Nutzung der Tiefengeothermie.<br />
Das Heizwerk versorgt<br />
heute rund 800 Wohnungen mit<br />
Fernwärme. Erst im November<br />
2003 hat das geothermische<br />
Kraftwerk in Neustadt/Glewe<br />
(Mecklenburg-Vorpommern) als<br />
erstes seiner Art zusätzlich einen<br />
Generator in Betrieb genommen,<br />
um vor allem in den Sommermonaten,<br />
wenn wenig Heizenergie<br />
gebraucht wird, zusätzlich auch<br />
Strom zu erzeugen.<br />
Stromgewinnung teuer<br />
Ein großes Problem ist, dass<br />
die für die Stromgewinnung<br />
benötigten hohen Temperaturen<br />
von mindestens 200°C meistens<br />
erst in Tiefen von mehreren<br />
tausend Metern erreicht werden,<br />
wodurch die Stromgewinnung<br />
durch Geothermiekraftwerke nur<br />
<strong>an</strong> wenigen Stellen wirtschaftlich<br />
ist.<br />
L<strong>an</strong>dau ist so eine Stelle:<br />
Am 21.11.2007 um 17.32 Uhr<br />
wurde das erste g<strong>an</strong>zjährig zur<br />
Stromgewinnung genutzte Geo-<br />
thermie-Kraftwerk Deutschl<strong>an</strong>ds offiziell<br />
in Betrieb genommen.<br />
Die Parlamentarische Staatssekretärin<br />
des Bundesumweltministeriums, Astrid<br />
Klug hob die Vorbildfunktion des<br />
Erdwärme-Kraftwerks wie folgt hervor:<br />
„Diese Anlage wird der geothermischen<br />
Stromerzeugung in Deutschl<strong>an</strong>d einen<br />
Schub verleihen. Damit treiben wir unsere<br />
Strategie zum Ausbau der erneuerbaren<br />
Energien entscheidend vor<strong>an</strong>.“<br />
Die Anlage funktioniert nach dem so<br />
gen<strong>an</strong>nten „Hot-Dry-Rock“ Verfahren.<br />
Dabei wird das heiße Gestein in etwa<br />
3.300 Metern Tiefe zwischen einer<br />
Injektions- und einer Förderbohrung<br />
mit Wasserdruck künstlich durchlässig<br />
gemacht. Es k<strong>an</strong>n so als Wärmetauscher<br />
für Wasser dienen, das über die<br />
Injektionsbohrung in den Untergrund<br />
gepresst und über die Förderbohrung<br />
wieder hochgepumpt wird. Das oben<br />
<strong>an</strong>kommende, noch etwa 160°C heiße<br />
Wasser gibt in einem Wärmetauscher<br />
seine Energie ab und treibt Turbinen<br />
<strong>an</strong>, mit denen ein Strom von 2 bis 2,5<br />
Megawatt erzeugt wird. Das ergibt etwa<br />
20 Millionen Kilowattstunden pro Jahr.<br />
Damit wird die Anlage eine Strommenge<br />
erzeugen, die dem Jahresbedarf von<br />
6.000 Haushalten entspricht. In einem<br />
zweiten Schritt wird die Restwärme des<br />
v o n th o m a S Ku n z<br />
Juli<strong>an</strong> ist ein kleiner Junge und 12 Jahre<br />
alt. Zusammen mit seinem ein Jahr<br />
älteren besten Freund M<strong>an</strong>uel geht er<br />
seit kurzem in die 6. Klasse. In der neuen<br />
Stadt, in der Juli<strong>an</strong>s Familie jetzt lebt,<br />
hat er schon neue Freunde gefunden,<br />
obwohl er sich noch nicht g<strong>an</strong>z dar<strong>an</strong><br />
gewöhnt hat, sein altes Zuhause hinter<br />
sich zu lassen. Aber immerhin ist sein<br />
Schulweg deutlich kürzer geworden und<br />
er k<strong>an</strong>n länger schlafen. Sofort nach der<br />
Schule stürmt er hastig in sein Zimmer<br />
zu seinem Computer und drückt auf<br />
den Einschaltknopf. Er findet seinen PC<br />
spitze, obwohl es nur ein Windows 95<br />
ist. Er hat ihn von seinen Eltern wegen<br />
des Umzugs bekommen. Er ist glücklich<br />
einen PC zu haben und spielt auch gerne<br />
mit ihm. „Noch zwei Tage, d<strong>an</strong>n ist es<br />
soweit“, sagt sein Vater, während er neugierig<br />
auf den Bildschirm schaut, „d<strong>an</strong>n<br />
d<strong>an</strong>n immer noch 70 bis 90°C heißen<br />
Wassers zur Wärmeversorgung der<br />
beiden <strong>an</strong>grenzenden Wohngebiete Cité<br />
Dagobert und Quartier Vaub<strong>an</strong> sowie<br />
der Universität und des Kr<strong>an</strong>kenhauses<br />
verwendet. Nach der gepl<strong>an</strong>ten Kapazitätserweiterung<br />
werden weitere 500<br />
Haushalte mit Fernwärme beliefert.<br />
Mit dieser Anlage können jährlich<br />
bis zu 5.000 Tonnen CO2 eingespart<br />
werden.<br />
Nach der dreijährigen Pl<strong>an</strong>ungs- und<br />
Bauphase erreichte das Projekt ein Investitionsvolumen<br />
von 20 Mio. € und<br />
wurde vom Bundesumweltministerium<br />
mit über 2,6 Mio. € gefördert.<br />
Durch neue Technologien sind nun<br />
sehr tiefe Bohrungen möglich, so dass<br />
die Energieproduktion durch Erdwärme<br />
nicht länger ein technisches, sondern viel<br />
mehr ein fin<strong>an</strong>zielles Problem ist.<br />
Unabhängig von fossilen Brennstoffen<br />
Inzwischen arbeiten bereits ca. 12.000<br />
Menschen direkt oder indirekt im Bereich<br />
der geothermischen Energieversorgung.<br />
Wenn diese Entwicklung so weiter geht<br />
und wir eine Mischung aus Erdwärme,<br />
Wind und Sonne als Energieliefer<strong>an</strong>ten<br />
nutzen, d<strong>an</strong>n kommen wir unserem<br />
Ziel - nämlich unabhängig von knapper<br />
Der Chat – ein Lebensmittel<br />
Eine nicht g<strong>an</strong>z wahre Geschichte<br />
hast du endlich Geburtstag“. Juli<strong>an</strong> weiß,<br />
was das heißt. Er freut sich schon zu l<strong>an</strong>g<br />
auf diesen Tag. Endlich 13 Jahre.<br />
Er wünscht sich schon seit l<strong>an</strong>gem<br />
einen Internet<strong>an</strong>schluss, mit dem er wie<br />
die <strong>an</strong>deren aus seiner Klasse im Internet<br />
surfen k<strong>an</strong>n und auf ein Chat-Programm,<br />
mit dem er mit <strong>an</strong>deren Leuten<br />
schreiben k<strong>an</strong>n. So hat es ihm zumindest<br />
M<strong>an</strong>uel erzählt. Aber M<strong>an</strong>uel weiß über<br />
solche Dinge genauestens Bescheid. Er<br />
hat schon mit 10 Jahren einen eigenen<br />
Computer bekommen, mit dem er sich<br />
sehr oft beschäftigt.<br />
Am nächsten Tag in der Schule hört<br />
Juli<strong>an</strong> M<strong>an</strong>uel erzählen, dass er gestern<br />
eine „Neue“ kennen gelernt hat. Juli<strong>an</strong><br />
wird sehr neugierig und setzt sich sofort<br />
zu M<strong>an</strong>uel. M<strong>an</strong>uel erzählt allen, wie das<br />
Mädchen aussieht und wo sie wohnt.<br />
Juli<strong>an</strong> hört geb<strong>an</strong>nt zu und denkt dabei<br />
werdenden Energieressourcen zu werden<br />
- ein gutes Stück näher.<br />
Isl<strong>an</strong>d ist diesem Ziel wohl am nächsten,<br />
was auch nicht weiter verwunderlich<br />
ist. 37 aktive Vulk<strong>an</strong>e heizen dort den<br />
Untergrund auf und ermöglichen eine<br />
geradezu verschwenderische Nutzung<br />
von Energie. So werden etwa m<strong>an</strong>che<br />
Gehwege im Winter beheizt. Bereits über<br />
90% seines Energiebedarfs deckt Isl<strong>an</strong>d<br />
aus Geothermie und Wasserkraft und will<br />
in spätestens 30 Jahren völlig unabhängig<br />
von fossilen Brennstoffen sein.<br />
Auch bei uns stehen die Zeichen in der<br />
Geothermiebr<strong>an</strong>che auf Wachstum. Dies<br />
lässt sich <strong>an</strong> der Zahl der Pl<strong>an</strong>ungen für<br />
geothermische Anlagen erkennen:<br />
In Deutschl<strong>an</strong>d sind gegenwärtig rund<br />
150 Projekte zur Wärmenutzung oder<br />
Stromerzeugung in Bearbeitung. Zurzeit<br />
pl<strong>an</strong>t m<strong>an</strong> auf dem Gelände des Forschungszentrums<br />
<strong>Karlsruhe</strong> Deutschl<strong>an</strong>ds<br />
größtes Erdwärme-Kraftwerk.<br />
Das 30 Millionen Euro teure Projekt soll<br />
das Forschungszentrum mit seinen rund<br />
4.000 Beschäftigten sowie rund 20.000<br />
Haushalte mit Strom versorgen.<br />
Und am Mittwoch den 16. J<strong>an</strong>uar wurde<br />
der Grundstein für das erste Geothermie-Kraftwerk<br />
Baden-Württembergs in<br />
Bruchsal gelegt.<br />
immer <strong>an</strong> seinen Geburtstag, der immer<br />
näher rückt. Er träumt davon, dass er im<br />
Internet <strong>an</strong>dere Kinder in seinem Alter<br />
und vielleicht sogar ein Mädchen trifft,<br />
wie er neue Erfahrungen macht. Es klingelt<br />
und der Unterricht ist vorbei. Schnell<br />
packt er seine Schulsachen ein und geht<br />
mit M<strong>an</strong>uel nach Hause, bis sich ihre<br />
Wege trennen. Zu Hause <strong>an</strong>gekommen,<br />
gibt es erst einmal Essen und nachdem<br />
er seine Hausaufgaben gemacht hat, ist<br />
der Tag gelaufen und es ist Zeit schlafen<br />
zu gehen, damit er <strong>an</strong> seinem Geburtstag<br />
fit ist. Ohne Widerspruch geht er gut<br />
gelaunt ins Bett. Am nächsten Morgen<br />
springt er beim ersten Weckerklingeln auf<br />
und weiß, was ihn gleich erwartet. Wie<br />
jedes Jahr <strong>an</strong> seinem Geburtstag haben<br />
seine Eltern ihm einen Kuchen gebacken,<br />
auf dem dreizehn Kerzen brennen. Er<br />
versucht immer, alle Kerzen mit einmal
Technik Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 52 Se i t e 53 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 Sport<br />
Luftholen auszupusten, was ihm noch<br />
nie missglückte. Auch dieses Jahr schafft<br />
er es ohne große Mühe, alle Kerzen auszupusten.<br />
Nur dumm, dass heute Schule<br />
ist und ich d<strong>an</strong>ach noch Hausaufgaben<br />
machen muss, denkt er sich. Ab in die<br />
neuen Schuhe, die er von Oma und Opa<br />
bekommen hat, und los. In der Schule<br />
warten schon alle auf Juli<strong>an</strong>, da er auch<br />
ein paar Geschenke von ihnen bekommt.<br />
Aber er k<strong>an</strong>n es kaum erwarten endlich<br />
nach Hause zu kommen, um sein Internet<br />
zu testen. Sein Vater hat ihm gestern<br />
Abend versprochen, seinen Computer<br />
<strong>an</strong>zuschließen, bis Juli<strong>an</strong> von der Schule<br />
zurück kommt.<br />
Kurz vor Unterrichtsschluss bietet<br />
M<strong>an</strong>uel ihm noch seine Hilfe <strong>an</strong>, falls er<br />
Schwierigkeiten oder Fragen hat, k<strong>an</strong>n<br />
er sich gerne <strong>an</strong> ihn wenden. Zu Hause<br />
<strong>an</strong>gekommen springt er aus seiner Jacke,<br />
wirft seinen Schulr<strong>an</strong>zen in die Ecke und<br />
stürmt in sein Zimmer. Plötzlich steht er<br />
wie erstarrt <strong>an</strong> der Tür, sein Computer,<br />
den er vor ein paar Jahren von seinen<br />
Eltern geschenkt bekommen hat, ist auf<br />
einmal verschwunden.<br />
Jetzt steht ein nagelneuer PC <strong>an</strong> dem<br />
Fleck, wo vorher sein alter Rechner<br />
st<strong>an</strong>d. Verdutzt schaut er in die Richtung,<br />
in der sein neuer Rechner steht.<br />
Da taucht sein Vater hinter ihm auf<br />
und meint: „Du bemühst dich so sehr<br />
in der Schule. Deswegen habe ich mich<br />
entschlossen, dir auch gleich einen neuen<br />
PC zu kaufen. Natürlich mit Internet<strong>an</strong>schluss,<br />
wie du es dir gewünscht hast.“<br />
„Vielen, vielen D<strong>an</strong>k Papa“, schreit Juli<strong>an</strong><br />
überglücklich und springt seinem Vater<br />
in die Arme. Sofort schaltet Juli<strong>an</strong> seinen<br />
neuen Computer <strong>an</strong>, welcher in wenigen<br />
Sekunden hochfährt. Ein paar Klicks<br />
und das Internet öffnet sich und das<br />
Lächeln breitet sich auf Juli<strong>an</strong>s Gesicht<br />
aus. Nichts k<strong>an</strong>n ihn <strong>an</strong> seiner Surftour<br />
noch hindern.<br />
Ohne groß nachzudenken, klickt er<br />
auf den Internetbutton und fängt auch<br />
gleich <strong>an</strong> nach dem beliebten Chatprogramm<br />
„icq“ zu suchen. Juli<strong>an</strong> kennt<br />
es aus M<strong>an</strong>uels Geschichten, bei denen<br />
er immer mit großer Aufmerksamkeit<br />
zuhört. Plötzlich bemerkt er, dass sein<br />
Vater noch einmal im Türrahmen steht<br />
und dieser ihn fragt, ob er denn weiß,<br />
wie m<strong>an</strong> ein solchen Programm bedient?<br />
„Ja“, <strong>an</strong>twortet er schnell, „falls ich noch<br />
Fragen haben, k<strong>an</strong>n ich mich <strong>an</strong> M<strong>an</strong>uel<br />
wenden.“ „D<strong>an</strong>n ist ja alles gut“, <strong>an</strong>twortet<br />
sein Vater und geht beruhigt aus dem<br />
Zimmer. Aber in Wirklichkeit weiß Juli<strong>an</strong><br />
fast nichts übers Chatten. Er will mal<br />
M<strong>an</strong>uel fragen, da dieser mehr davon versteht<br />
als sein Vater. Das Programm „icq“<br />
ist inzwischen gedownloadet und sofort<br />
installiert Juli<strong>an</strong> es. Ein paar Klicks hier,<br />
ein paar Klicks da und schon k<strong>an</strong>n er mit<br />
seinen Freunden schreiben. Nachdem alles<br />
soweit ist, schreibt er M<strong>an</strong>uel gleich <strong>an</strong><br />
und erzählt ihm, dass er einen neuen PC<br />
bekommen hat und er nun endlich d<strong>an</strong>k<br />
seiner DSL-Leitung mit ihm schreiben<br />
k<strong>an</strong>n. M<strong>an</strong>uel schreibt ihm sofort zurück,<br />
ob er sich denn mit allem auskenne, was<br />
m<strong>an</strong> wissen müsse. Da M<strong>an</strong>uel weiß,<br />
dass Juli<strong>an</strong> keine Ahnung von Chats hat,<br />
fängt er <strong>an</strong>, ihm ein paar Sachen über das<br />
Schreiben in Chats zu erklären. Er erklärt<br />
ihm, dass m<strong>an</strong> im Chat üblicherweise<br />
einen umg<strong>an</strong>gssprachlichen Wortwechsel<br />
hat. Er schreibt, dass sie morgen in der<br />
Schule weiter quatschen werden, da er<br />
jetzt offline gehen muss. Seine Eltern<br />
seien der Meinung, dass er unbedingt<br />
noch lernen soll. Daraufhin macht Juli<strong>an</strong><br />
seinen PC aus und lernt ebenfalls.<br />
Nach einigen Wochen ist Juli<strong>an</strong> schon<br />
auf mehreren Forenseiten registriert, für<br />
die er sich interessiert. Doch immer nur<br />
mit einem Chatprogramm zu schreiben<br />
wird ihm auf die Dauer zu l<strong>an</strong>gweilig,<br />
worauf er sich ein bisschen im Internet<br />
umschaut und ein neues Programm,<br />
Knuddels, findet. Da k<strong>an</strong>n er einfach<br />
nicht widerstehen und er registriert sich<br />
zusätzlich auch noch auf dieser Seite.<br />
M<strong>an</strong>uel ist in diesem Chat nicht <strong>an</strong>gemeldet,<br />
aber das stört ihn nicht, er findet<br />
es sogar cool, dass er in einem Chat<br />
<strong>an</strong>gemeldet ist, den M<strong>an</strong>uel, der Computerfreak,<br />
nicht kennt. Er lernt schnell<br />
viele neue Leute kennen, mit denen er<br />
sich prima versteht. Einige wohnen auch<br />
in seiner Nähe, mit deinen hat er sich<br />
schon öfter getroffen.<br />
Ein paar Tage später schreibt er ein<br />
Mädchen namens Sarah <strong>an</strong>. Er fängt <strong>an</strong><br />
sie immer mehr zu mögen und denkt,<br />
dass es Sarah genauso ergeht. Sie wohnte<br />
nur ein paar Straßen entfernt von ihm,<br />
was Juli<strong>an</strong> sehr schnell herausfindet.<br />
Später beim Abendessen erklärt ihm<br />
sein Vater, dass er und Juli<strong>an</strong>s Mutter<br />
sich auch im Chat kennen gelernt haben.<br />
Nach dieser Aussage ist Juli<strong>an</strong> nur noch<br />
sprachlos, weil er das nicht erwartet hat,<br />
und isst in Ged<strong>an</strong>ken versunken weiter.<br />
Nach dem Essen will er erneut <strong>an</strong> den<br />
Computer, aber sein Vater meint, dass<br />
morgen auch noch ein Tag sei und er<br />
morgen früh aufstehen müsse.<br />
Trotzig geht Juli<strong>an</strong> auf sein Zimmer.<br />
Am nächsten Tag k<strong>an</strong>n er es kaum erwarten<br />
nach Hause zu kommen, um mit<br />
Sarah im Chat zu schreiben, da er sich<br />
ein bisschen in sie verliebt hat. Auf dem<br />
Heimweg erzählt ihm M<strong>an</strong>uel aufgeregt,<br />
dass er ein paar Schwierigkeiten hätte.<br />
Juli<strong>an</strong> versteht nicht g<strong>an</strong>z und M<strong>an</strong>uel<br />
setzt fort, er habe sich auf einen H<strong>an</strong>del<br />
im Internet eingelassen und jetzt schuldet<br />
er einer <strong>an</strong>deren Person 200 €. Da er aber<br />
keine 200 € hat, weiß er jetzt nicht, was<br />
er machen soll. Juli<strong>an</strong> fragt ihn, ob seine<br />
Eltern von diesem Problem wüssten,<br />
was M<strong>an</strong>uel schnell mit einem klaren<br />
Nein be<strong>an</strong>twortet. Juli<strong>an</strong> gibt ihm ein<br />
paar Vorschläge, wie er sich in seiner<br />
Situation verhalten würde, und rät ihm,<br />
dass M<strong>an</strong>uel es erstmal mit seinen Eltern<br />
besprechen soll.<br />
Ein paar Tage vergehen und Juli<strong>an</strong><br />
erkundigt sich, wie M<strong>an</strong>uel die Sache<br />
mit den 200 € Schulden gemeistert hat,<br />
worauf M<strong>an</strong>uel ihm sagt, dass er d<strong>an</strong>k<br />
ihm keine Schulden hat und er sich<br />
dafür gar nicht oft genug bed<strong>an</strong>ken<br />
k<strong>an</strong>n. „Nachdem ich meinen Eltern alles<br />
erzählt habe, sind sie zur Polizei geg<strong>an</strong>gen.<br />
Die Polizisten haben diesen Typ<br />
festgenommen, weil er illegale Geschäfte<br />
über das Internet gemacht hat“, erklärt<br />
ihm M<strong>an</strong>uel. Juli<strong>an</strong> ist überaus glücklich<br />
und erzählt alles seinen Eltern, worauf<br />
er hoch gelobt wird.<br />
Während des Abendessens aber denkt<br />
Juli<strong>an</strong> <strong>an</strong>gestrengt über M<strong>an</strong>uels Situation<br />
nach. Was haben wohl seine Eltern<br />
zu ihm gesagt. Hat er Computerverbot<br />
bekommen? Am nächsten Tag ist M<strong>an</strong>uel<br />
überglücklich, dass er die Situation so<br />
gut gemeistert hat, und wird von allen aus<br />
der Klasse aufgeregt empf<strong>an</strong>gen.<br />
Als Juli<strong>an</strong> mit M<strong>an</strong>uel nach Hause<br />
läuft, will er wissen, was die Polizei zu<br />
ihm gesagt hat. M<strong>an</strong>uel erklärt ihm, dass<br />
er in Zukunft darauf achten soll, wo er<br />
ein Häkchen hinsetzt, da dies wie eine<br />
Unterschrift im Internet gilt. Da fällt<br />
Juli<strong>an</strong> plötzlich ein, dass er bei Knuddels<br />
schnell die Häkchen gesetzt hat ohne<br />
groß nachzudenken.<br />
Als Juli<strong>an</strong> zur Tür reinkommt, warten<br />
seine Eltern schon ihn auf. Sein Vater<br />
erklärt ihm, dass es sehr viele Chats gibt.<br />
Früher hätte es nur einige gegeben, da<br />
das Internet noch nicht so ausgebaut<br />
war und die B<strong>an</strong>dbreite des Modems<br />
nicht ausreichte wie heute. Seine Mutter<br />
erklärt, dass viele Personen Partner<br />
übers Internet suchen und finden, so<br />
wie sie seinen Vater gefunden hat. Aber<br />
m<strong>an</strong>chmal nutzen sie diese, um der Person<br />
zu schaden oder Informationen zu<br />
bekommen, die eigentlich geheim sind.<br />
Zum Schluss geben Juli<strong>an</strong>s Eltern ihm<br />
den Tipp, nicht alles im Chat zu glauben.<br />
Nach den Abendessen geht Juli<strong>an</strong> schnell<br />
<strong>an</strong> den Rechner um sich mit Sarah zu<br />
unterhalten. Als sie ihn fragt, ob er sie<br />
nicht abholen will fürs Kino, geht ein<br />
l<strong>an</strong>g ersehnter Traum für ihn in Erfüllung.<br />
Er fährt den Rechner runter und<br />
verabschiedet sich von seinen Eltern und<br />
freut sich auf sein erstes Date.<br />
v o n aLeSSa ba a r<br />
Ich stehe auf, schaue aus meinem<br />
Fenster und sehe das Meer. Das<br />
haben sich schon viele gewünscht,<br />
genau wie ich. Aber oft steht m<strong>an</strong> d<strong>an</strong>n<br />
vor den Problemen, wo gehe ich hin,<br />
wie l<strong>an</strong>ge gehe ich und wie teuer ist der<br />
Spaß eigentlich?<br />
Ich habe mir meinen Wunsch erfüllt<br />
und bin gerade auf den Caym<strong>an</strong> Isl<strong>an</strong>ds.<br />
Hier werde ich zwei Wochen bleiben und<br />
hoffe in dieser Zeit so viel wie möglich<br />
über Wasser aber auch Unterwasser sehen<br />
zu können. Einen schönen Platz zum<br />
Tauchen zu finden, k<strong>an</strong>n ohne Insider-<br />
Tipps relativ schwer sein. Da aber mein<br />
ehemaliger Tauchlehrer ein guter Freund<br />
von mir ist und schon oft hier war, fiel es<br />
mir einfach, einen geeigneten Platz und<br />
einheimische Guides, erfahrene Taucher<br />
oder Tauchlehrer, zu finden. Im Internet<br />
habe ich nicht sehr viele Wohnmöglichkeiten<br />
gefunden, deswegen habe ich mich<br />
noch einmal bei meinem Freund erkundigt<br />
und er hat mir d<strong>an</strong>n ein paar Tipps<br />
gegeben. Den Flug zu buchen war nicht<br />
so schwer, aber der Stress am Flughafen<br />
hat mich schon etwas geschafft. Ich war<br />
erleichtert, als ich d<strong>an</strong>n endlich hier war.<br />
Mein Bungalow liegt direkt am Str<strong>an</strong>d.<br />
Ich brauche einfach aus der Tür zu gehen<br />
und schon bin ich da. Auch die Aussicht<br />
ist wundervoll; vor allem abends, wenn<br />
die Sonne untergeht und sich die Rot und<br />
Gelb Töne auf dem Wasser spiegeln.<br />
Um 15 Uhr bin ich mit meinem<br />
Tauchpartner, den ich eben durch diesen<br />
Freund kennen gelernt habe, <strong>an</strong> einer<br />
kleinen Str<strong>an</strong>dbar verabredet.<br />
Gestern musste ich einen Kontrolltauchg<strong>an</strong>g<br />
machen, bei dem ein Tauchlehrer<br />
gesehen hat, ob ich noch alles<br />
k<strong>an</strong>n. Mein Tauchschein von daheim gilt<br />
hier zwar auch, aber es ist einfache eine<br />
Art Sicherheitscheck. D<strong>an</strong>ach fuhren wir<br />
d<strong>an</strong>n mit dem Tauchboot in eine Lagune.<br />
Am besten ist es, wenn m<strong>an</strong> sich bei<br />
den Einheimischen erkundigt, weil sie<br />
Tauchplätze kennen, die Touristen nicht<br />
kennen und so noch alles unberührter<br />
ist. Es war gig<strong>an</strong>tisch. Alles leuchtete in<br />
bunten Farben, so viele Fische und d<strong>an</strong>n<br />
noch die Lichtreflektionen. Das Wasser<br />
war nicht sehr tief. Ich glaube gerade mal<br />
drei Meter. Aber es war so toll. Die meisten<br />
Fische waren nicht besonders scheu,<br />
sondern eher neugierig und schwammen<br />
um uns herum.<br />
Einmalige Erlebnisse<br />
Was die Welt unter Wasser zu bieten hat<br />
Heute wollen wir tiefer tauchen gehen.<br />
Bei einem kleinen Mittagessen wollen<br />
wir alles noch mal besprechen. Um<br />
viertel vor drei mache ich mich l<strong>an</strong>gsam<br />
auf den Weg. Es gibt zwar auch einen<br />
Weg, der <strong>an</strong> der Straße entl<strong>an</strong>gführt,<br />
aber w<strong>an</strong>n ist m<strong>an</strong> schon mal so nah<br />
am Str<strong>an</strong>d? Deswegen entscheide ich<br />
mich für den Weg am Meer. Die Wellen<br />
umspielen meine Füße und fühlen sich<br />
herrlich kalt <strong>an</strong>, was bei diesem warmen<br />
Wetter durchaus verständlich ist. Es hat<br />
bestimmt 35°C.<br />
Foto: T. Grass<br />
Als ich im Restaur<strong>an</strong>t <strong>an</strong>komme, ist<br />
mein Freund, Henry, schon da. Ich<br />
bestelle mir ein großes Wasser, da m<strong>an</strong><br />
vor dem Tauchen viel Flüssigkeit zu sich<br />
nehmen soll. Wir entschließen uns, heute<br />
Nachmittag am Riff zu tauchen, denn in<br />
dem Hotel, in dem er arbeitet, hat Henry<br />
gehört, dass dort vor ein paar Tagen ein<br />
großer M<strong>an</strong>ta Rochen gesehen wurde.<br />
Ich habe noch zwei Stunden Zeit, bevor<br />
wir tauchen gehen. Gemütlich spaziere<br />
ich zurück zu meinem Bungalow und<br />
ruhe mich noch ein bisschen in der<br />
Hängematte aus, damit ich später fit<br />
und voller Energie bin. Meine Tauchausrüstung<br />
habe ich zum Teil von daheim<br />
mitgebracht, aber die Dinge wie Pressluftflasche,<br />
die mit Atemluft, die aus 21%<br />
Sauerstoff und 79% Stickstoff besteht,<br />
gefüllt ist, oder Lungenautomat, der die<br />
Pressluft von der Flasche zum Taucher<br />
leitet, habe ich mir in einem örtlichen<br />
Tauchgeschäft ausgeliehen.<br />
Ausgeruht und unternehmungslustig<br />
mache ich mich auf den Weg zum Riff.<br />
Dieses Mal fahren wir nicht mit dem<br />
Boot aufs Meer hinaus, sondern laufen<br />
einfach ins Wasser.<br />
An L<strong>an</strong>d ist das Jacket, eine Weste<br />
zum Tarieren, die m<strong>an</strong> mit Luft füllen<br />
k<strong>an</strong>n um <strong>an</strong> der Oberfläche zu bleiben<br />
oder im Wasser zu „schweben“, mit der<br />
Pressluftflasche und dem Bleigurt, der dir<br />
ermöglicht zu tauchen, ziemlich schwer.<br />
Einen Neopren- oder Trocken<strong>an</strong>zug<br />
braucht m<strong>an</strong> hier eigentlich nicht, da das<br />
Wasser meistens um die 28°C hat.<br />
Henry hat schon auf mich gewartet.<br />
Voll bepackt mit jeder Menge Ausrüstung,<br />
den Flossen unterm Arm und<br />
der Taucherbrille auf dem Kopf marschieren<br />
wir ins Wasser. Dieses Bild ist<br />
wundervoll. Die Sonne spiegelt sich auf<br />
den Wellen und ein kleiner Krebs läuft<br />
zwischen meinen Füßen hindurch. Wir<br />
machen schnell noch den Buddy-Check,<br />
bei dem die Partner gegenseitig schauen,<br />
ob die Tauchausrüstung richtig sitzt,<br />
Luft aus der Flasche kommt und alles<br />
okay ist. D<strong>an</strong>n geht’s ab ins Wasser. Wir<br />
haben einen Kompass dabei, damit wir
Sport Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 54 Se i t e 55 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 Sport<br />
uns später nicht „verlaufen“. Nachdem<br />
Flossen, Brille und Lungenautomat sitzen,<br />
schwimmen wir einige Meter aufs<br />
Meer hinaus und tauchen d<strong>an</strong>n ab.<br />
Ich bin g<strong>an</strong>z hin und weg von dieser<br />
komplett <strong>an</strong>deren Welt unter Wasser. Um<br />
mich herum schwimmen ein paar kleine,<br />
blau gelbe Fische. Nach einem Meter<br />
muss ich einen Druckausgleich machen,<br />
da sonst durch den Luft gefüllten Hohlraum<br />
am Ohr ein enormer Druck auf das<br />
Ohr herrschen k<strong>an</strong>n, der einen starken<br />
Schmerz verursacht. Um das zu vermeiden<br />
mache ich den Druckausgleich lieber<br />
schon, bevor der Schmerz entsteht.<br />
Mein Tiefenmesser, der am Lungenautomat<br />
<strong>an</strong>gebracht ist, zeigt mir <strong>an</strong>, das wir<br />
schon 3 Meter tief sind. Ich merke, wie<br />
um mich herum l<strong>an</strong>gsam die rote Farbe<br />
verschwindet. Das liegt am Wasser, das<br />
wie ein Farbfilter wirkt und die Farben<br />
absorbiert. Verschwommen k<strong>an</strong>n ich<br />
etwas weiter unten ein paar Korallenformationen<br />
erkennen und direkt unter<br />
mir entdecke ich eine Salatkoralle. Direkt<br />
neben mir ragt ein großer Baumstumpf<br />
empor; fast bleibe ich dar<strong>an</strong> hängen.<br />
Wir sinken wieder ein Stück weit ab,<br />
aber sehr l<strong>an</strong>gsam, damit wir keine Probleme<br />
mit dem Druckausgleich bekommen.<br />
Ich verspüre einen leichten Druck<br />
auf meinem Ohr und bewege meinen<br />
Kiefer ein wenig hin und her. Das ist eine<br />
der Möglichkeiten, wie m<strong>an</strong> einen Druckausgleich<br />
machen k<strong>an</strong>n; eine <strong>an</strong>dere ist,<br />
sich die Nase zuzuhalten und fest zu blasen.<br />
Der Mund muss dabei natürlich auch<br />
geschlossen bleiben. Dadurch gehen die<br />
Ohren d<strong>an</strong>n normalerweise wieder auf.<br />
Bei mir hat es funktioniert und so k<strong>an</strong>n<br />
der Abstieg in die Tiefe weitergehen.<br />
Vor mir schwimmt ein riesiger Napoleonfisch,<br />
<strong>an</strong> dem ein paar Putzerfische<br />
hängen. Mit meiner Unterwasserkamera<br />
fotografiere ich dieses wundervolle Bild.<br />
Es ist einfach f<strong>an</strong>tastisch; das blaue Wasser,<br />
durch das die Sonnenstrahlen leuchten,<br />
und um uns herum die herrliche Welt<br />
der Tiefe. Mein „Buddy“ zupft mir <strong>an</strong><br />
der Flosse. Vor lauter Begeisterung habe<br />
ich vergessen weiter zu schwimmen. Wir<br />
tauchen weiter ab und schwimmen durch<br />
eine kleine Korallenformation. An ihr<br />
wächst eine See<strong>an</strong>emone, um die zwei<br />
kleine Anemonenfische, besser bek<strong>an</strong>nt<br />
als „Clownfische“, schwimmen. Auch<br />
dieses Bild halte ich mit meiner Unterwasserkamera<br />
fest.<br />
Die Farben verblassen immer mehr;<br />
jetzt ist alles nur noch in blau grünen<br />
Tönen, denn or<strong>an</strong>ge und gelb sind<br />
auch schon „verschwunden“. Aber das<br />
macht nichts, denn auch so ist alles noch<br />
wunderschön und da meine Kamera<br />
eine Blitzfunktion hat, kommen die<br />
Farben auf den Fotos trotzdem gut zur<br />
Geltung.<br />
L<strong>an</strong>gsam k<strong>an</strong>n ich den S<strong>an</strong>d erkennen,<br />
wir sind fast am Grund. Wir erkunden<br />
ein bisschen das Gebiet, denn in unseren<br />
Flaschen ist noch Luft für eine Stunde,<br />
wie ich auf dem Finimeter erkennen<br />
k<strong>an</strong>n. Wir müssen nur gut aufpassen,<br />
dass wir nichts berühren, denn m<strong>an</strong>che<br />
Korallen brennen auf der Haut und<br />
können einen Ausschlag hervorrufen,<br />
der noch tagel<strong>an</strong>g d<strong>an</strong>ach jucken und<br />
brenne k<strong>an</strong>n.<br />
Plötzlich taucht vor uns ein Schwarm<br />
von Quallen auf. Wir weichen aus, denn<br />
von einer Qualle berührt zu werden k<strong>an</strong>n<br />
sehr schmerzhaft sein. M<strong>an</strong>che von ihnen<br />
haben einen Durchmesser von bestimmt<br />
20 cm. Aber das eigentlich Gefährliche<br />
sind die l<strong>an</strong>gen Tentakel, denn sie enthalten<br />
ein Gift, das eine sehr reizende<br />
Wirkung hat. Damit betäuben sie normalerweise<br />
ihre Beute. Ein schnelles Foto,<br />
d<strong>an</strong>n schwimmen wir weiter, damit wir<br />
Foto: T. Grass<br />
so viel wie möglich sehen können. Hier<br />
unten ist sogar schon die Farbe grün<br />
verschwunden, jetzt ist alles nur noch in<br />
einem bläulichen Ton zu erkennen. Aber<br />
den M<strong>an</strong>tarochen, von dem der M<strong>an</strong>n<br />
im Hotel gesprochen hat, haben wir bis<br />
jetzt noch nicht gesehen und wir haben<br />
nur noch Luft für knapp 35 Minuten.<br />
Ich bin gerade dabei, eine Seegurke zu<br />
fotografieren, als mein „Buddy“ mich<br />
<strong>an</strong>stupst. In einiger Entfernung erkenne<br />
ich einen großen Schatten. Anf<strong>an</strong>gs halte<br />
ich es für eine Korallenformation oder<br />
ein Wrackteil, aber bei genauerem Hinsehen<br />
erkenne ich, dass es sich bewegt.<br />
Es kommt immer näher und näher; und<br />
d<strong>an</strong>n entdecke ich hinter ihm auch noch<br />
<strong>an</strong>dere Schatten. Sie schwimmen l<strong>an</strong>gsam<br />
auf uns zu. Beim Näherkommen<br />
erkenne ich, das es Walhaie sind. Sie sind<br />
hier nicht selten und gelten eigentlich<br />
als ungefährlich. Trotzdem fängt mein<br />
Herz stark <strong>an</strong> zu schlagen und ich verspüre<br />
einen <strong>an</strong>gstähnlichen Zust<strong>an</strong>d. Im<br />
Fernsehen und in den Nachrichten hört<br />
m<strong>an</strong> so häufig von Haiunglücken. Mein<br />
Tauchpartner scheint zu wissen was in<br />
mir vorgeht, und beruhigt mich. Die Haie<br />
zeigen wenig Interesse <strong>an</strong> uns und so<br />
schwimmen wir schließlich weiter. Mein<br />
Partner fragt mich per Zeichensprache,<br />
ob denn alles okay sei und ich zeige ihm<br />
die entsprechende Antwort. H<strong>an</strong>dzeichen<br />
sind beim Tauchen sehr wichtig,<br />
da m<strong>an</strong> <strong>an</strong>ders ja nicht kommunizieren<br />
k<strong>an</strong>n. Denn was macht m<strong>an</strong>, wenn zum<br />
Beispiel die Luft alle ist oder m<strong>an</strong> friert?<br />
Für fast alle Probleme unter Wasser gibt<br />
es H<strong>an</strong>dzeichen, m<strong>an</strong>che nehmen aber<br />
auch Tafeln mit, auf denen sie unter<br />
Wasser schreiben und sich so verständi-<br />
gen können. Aber das lernt m<strong>an</strong> alles bei<br />
einem Tauchkurs.<br />
Die Sonne wird auf einmal von einem<br />
großen, dunklen Schatten verdeckt. Ich<br />
denke zuerst, dass die Haie uns gefolgt<br />
sind, stelle d<strong>an</strong>n aber fest, dass es sich um<br />
eine große Wasserschildkröte h<strong>an</strong>delt.<br />
Sie gleitet durch das Wasser, als wenn<br />
es nichts Selbstverständlicheres gäbe.<br />
Es sieht, aus als wäre sie schwerelos. An<br />
L<strong>an</strong>d habe ich auch schon welche gesehen,<br />
aber da sind sie eher l<strong>an</strong>gsam und<br />
träge. Wir schauen ihr ein paar Minuten<br />
zu und setzten unseren Weg fort.<br />
Gut getarnt entdecke ich auf einer<br />
Koralle einen Feuerfisch, der auf seine<br />
Beute lauert. Ich möchte ihm allerdings<br />
nicht zu nahe kommen, da er giftige Stacheln<br />
auf dem Rücken hat. Die Tarnung<br />
dient zum Beutef<strong>an</strong>g und zum Schutz vor<br />
<strong>an</strong>deren Fischen.<br />
Nach einem Blick auf meinen Finimeter<br />
bemerke ich, dass ich nur noch Luft für 20<br />
Minuten habe und wir müssen den g<strong>an</strong>zen<br />
Weg ja noch zurück schwimmen. Deswegen<br />
machen wir uns jetzt auf den Rückweg.<br />
Ich bin ein wenig enttäuscht, denn den<br />
M<strong>an</strong>tarochen haben bis jetzt leider nicht<br />
gesehen. Aber auch so war der Tauchg<strong>an</strong>g<br />
einfach f<strong>an</strong>tastisch. Ich schaue ein paar<br />
kleineren Fischen beim „Herumspielen“ zu<br />
und lasse meinen Blick noch einmal über die<br />
die wunderbare Welt hier unten schweifen.<br />
Wir nähern uns so l<strong>an</strong>gsam dem Punkt,<br />
<strong>an</strong> dem wir abgetaucht sind. Die Farben<br />
tauchen l<strong>an</strong>gsam wieder auf und auf dem<br />
Grund unter uns entdecke ich ein paar<br />
Blaupunktrochen. Mein Buddy gibt mir das<br />
Zeichen, dass seine Luft knapp wird und<br />
wir schwimmen zurück zu unserem Ausg<strong>an</strong>gspunkt,<br />
den wir <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d einer kleinen<br />
Taucherboje erkennen. L<strong>an</strong>gsam lassen wir<br />
uns nach oben gleiten und schwimmen d<strong>an</strong>n<br />
zum Str<strong>an</strong>d hinüber. Der Welleng<strong>an</strong>g ist<br />
stärker und die Sonne ist am Herabsinken.<br />
Ich werde meinen Aufenthalt hier nie vergessen.<br />
Einfach ein einmaliges Erlebnis.<br />
Jetzt zurück in die Realität. Um so einen<br />
Urlaub machen zu können, wird m<strong>an</strong><br />
schon ziemlich viel Geld ausgeben müssen.<br />
Allein der Flug ist schon sehr kostspielig.<br />
M<strong>an</strong> sollte sich auch nach einer passenden<br />
Unterkunft erkundigen und es ist dabei oft<br />
sehr hilfreich, die Bewertungen ehemaliger<br />
Besucher zu lesen, denn oft werden Hotels<br />
oder Anlagen „schöngeschrieben“. Wenn<br />
m<strong>an</strong> Tauchausrüstung hat, sollte m<strong>an</strong> sie<br />
nach Möglichkeit auch gleich mit in den Urlaub<br />
nehmen, da einem die eigenen Sachen ja<br />
wahrscheinlich vertrauter sind als geliehene<br />
Dinge und das auch Kosten spart. Wenn<br />
m<strong>an</strong> sich aber etwas leihen muss, würde<br />
ich empfehlen, zuerst einen Preisvergleich<br />
<strong>an</strong>zustellen, ob die Sachen hier oder im<br />
Urlaubsort günstiger sind.<br />
In fremden Gewässern sollte m<strong>an</strong> sich<br />
normalerweise auch einen Tauchlehrer oder<br />
Guide nehmen, der sich besser auskennt<br />
und auch eventuelle Gefahren, die beim<br />
Tauchen immer bestehen können, besser<br />
einschätzen k<strong>an</strong>n.<br />
Einen Tauchurlaub würde ich jedem empfehlen,<br />
da m<strong>an</strong> wirklich außergewöhnliche<br />
Dinge sehen k<strong>an</strong>n und es auch eine sehr<br />
entsp<strong>an</strong>nende Wirkung hat, gerade wenn<br />
m<strong>an</strong> daheim häufig unter Stress steht<br />
Auch denjenigen, die schon einmal in<br />
einheimisches Gewässern getaucht sind,<br />
ist es nur weiterzuempfehlen, da sich die<br />
deutschen einfach nicht mit den tropischen<br />
Gewässern vergleichen lassen.<br />
Als erstes sollte m<strong>an</strong> sich überlegen,<br />
welchen Tauchschein m<strong>an</strong> machen<br />
möchte, da es verschiedene gibt. Ich<br />
würde die Tauchausbildung von PADI<br />
empfehlen, da die Org<strong>an</strong>isation auf<br />
der g<strong>an</strong>zen Welt <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt wird und<br />
m<strong>an</strong> alles gut und ausführlich lernt,<br />
aber das bleibt natürlich jedem selbst<br />
überlassen.<br />
Foto: T. Grass<br />
Wenn m<strong>an</strong> sich d<strong>an</strong>n für einen Tauchschein<br />
entschieden hat, wäre es empfehlenswert,<br />
sich über Anbieter von Tauchkursen<br />
in der näheren Umgebung zu<br />
informieren. Normalerweise gibt jedes<br />
gewöhnliche Tauchgeschäft Tauchkurse,<br />
aber das lässt sich leicht herausfinden,<br />
indem m<strong>an</strong> einfach dort <strong>an</strong>ruft und<br />
nachfragt.<br />
Herkömmliche Tauchkurse bestehen<br />
normalerweise aus zwei Teilen;<br />
Foto: T. Grass<br />
Tauchen<br />
Was m<strong>an</strong> wissen sollte<br />
Einem theoretischen und einem praktischen<br />
Teil.<br />
In der Theorie lernt m<strong>an</strong> die grundsätzlichen<br />
Verhaltensregeln unter Wasser,<br />
die Gefahren, und vieles mehr.<br />
Beim praktischen Teil finden die ersten<br />
Tauchübungen normalerweise im<br />
Schwimmbad statt. Erst nach mehreren<br />
Versuchen und Einweisungen entscheiden<br />
der oder die Tauchlehrer,<br />
ob m<strong>an</strong> bereit ist, in freien Gewässern<br />
zu tauchen. Meistens<br />
finden diese in Baggerseen<br />
statt, da es sonst häufig keine<br />
<strong>an</strong>dere Möglichkeit gibt.<br />
Am Ende des Tauchkurses<br />
wird eine Prüfung absolviert;<br />
nachdem m<strong>an</strong> diese best<strong>an</strong>den<br />
hat, erhält m<strong>an</strong> seine Tauchkarte<br />
und darf von nun <strong>an</strong> theoretisch<br />
überall tauchen gehen!<br />
Um <strong>an</strong> einem Tauchkurs<br />
teilzunehmen, benötigt m<strong>an</strong><br />
für gewöhnlich kein Zubehör,<br />
außer vielleicht einer Taucherbrille.<br />
Der Rest dürfte von dem jeweiligen<br />
Anbieter gestellt werden, was natürlich<br />
auch extra kosten k<strong>an</strong>n.<br />
Der Tauchkurs kostet ungefähr 200<br />
€, was aber von Tauchcenter zu Tauchcenter<br />
variieren k<strong>an</strong>n und auch abhängig<br />
vom Kurs ist.<br />
Es gibt verschiedene Stufen; der erste<br />
Kurs ist der Open Water Diver, d<strong>an</strong>ach<br />
folgen viele Weiterführungen, und am<br />
Ende kommt der Course Director. ab
Sport Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 56 Se i t e 57 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 Kommentar<br />
v o n ca r L PhiLiPP wiPFLer<br />
Wunderkerzen erleuchten die im<br />
dunkeln liegende SAP-Arena<br />
in M<strong>an</strong>nheim. Trommeln<br />
und Jubelparolen hallen durch die Halle.<br />
13.500 Zuschauer warten gesp<strong>an</strong>nt<br />
auf den Augenblick, auf den Sie den<br />
g<strong>an</strong>zen Tag gewartet haben. In diesem<br />
Augenblick stürmen zwei M<strong>an</strong>nschaften<br />
auf das Spielfeld. Doch etwas ist <strong>an</strong>ders!<br />
Das Spielfeld ist aus Eis und die Spieler<br />
tragen Schlittschuhe. Die F<strong>an</strong>s bejubeln<br />
beim einlaufen ihre Stars und freuen sich<br />
auf ein sp<strong>an</strong>nendes und torreiches Spiel.<br />
Sechs Spieler jeder M<strong>an</strong>nschaft stehen<br />
sich nun Gegenüber, der Schiri pfeift<br />
das Spiel <strong>an</strong>.... Von was ich hier rede,<br />
sollte sich soeben geklärt haben. Einer<br />
der wohl härtesten Sportarten der Welt<br />
„Eishockey“!<br />
„Fußball ist König, Eishockey ist<br />
Kronprinz“<br />
Schon in den ersten Minuten nach<br />
dem Anpfiff des Schiris startet Augsburg<br />
mehrere offensive Angriffe. Die Adler<br />
mussten einiges unternehmen um das<br />
Spiel unter ihre Kontrolle zu bekommen<br />
und zu ihrem Vorteil zu nutzen.<br />
Nach dem ersten Drittel, das wie alle<br />
20 Minuten geht, können sich die F<strong>an</strong>s<br />
beider M<strong>an</strong>nschaften nicht mehr auf den<br />
Sitzen halten.<br />
Die Adler nutzten einen ungeachteten<br />
Augenblick und gingen sofort in die<br />
Offensive über. Augsburg musste alle<br />
Kräfte mobilisieren um den schnellen<br />
und überraschenden Angriff der Adler<br />
abzuwehren.<br />
Doch das letzte Drittel sollte die vorherigen<br />
zweien Toppen.<br />
Beide M<strong>an</strong>nschaften mobilisieren noch<br />
mal alle ihre Kräfte. M<strong>an</strong>nheim änderte<br />
mehrmals zwischen durch die sich vorgenommene<br />
Taktik. Augsburg war durch<br />
diese Wechsel leicht unterlegen.<br />
D<strong>an</strong>n ergreifen sich die Adler den<br />
Puck und stürmen zu dritt auf das gegnerische<br />
Tor zu und setzten zum Finalen<br />
Schuss <strong>an</strong>.... Das Spiel endete mit dem<br />
Ergebnis 6 : 3 für M<strong>an</strong>nheim.<br />
Doch wie wurde Eishockey erfunden?<br />
Keine Sorge es waren nicht die<br />
Schweizer.<br />
Viel mehr waren es die Indi<strong>an</strong>er,<br />
Nordamerikas Ureinwohner, die mit der<br />
Eishockey-Entwicklung zu tun haben,<br />
die mit einer Art Schläger im Schnee<br />
herumtollten - ohne Schlittschuhe. Eu-<br />
Eishockey<br />
... doch nur ein Männersport<br />
ropäische Siedler n<strong>an</strong>nten das Vergnügen<br />
„hoquey“.<br />
Heute ist wohl das bek<strong>an</strong>nteste L<strong>an</strong>d<br />
für diesen Sport das schöne K<strong>an</strong>ada ,das<br />
Mutterl<strong>an</strong>d des Eishockey. Dort wurden<br />
1878 durch William Fleet Robertson erst<br />
einmal die Regeln niedergeschrieben die<br />
sich in den kommenden Jahren noch mal<br />
änderten. Erst in den 70er und 80er Jahren<br />
entwickelte sich Eishockey d<strong>an</strong>n zum<br />
<strong>an</strong>spruchsvollen Hochleistungssport.<br />
Die Athletik der Spieler wurde verbessert,<br />
Hochschulen übernahmen die<br />
Trainingsausbildung und das Spiel selbst<br />
wurde wissenschaftlich untersucht.<br />
Eishockey wurde in den letzen Jahren<br />
in Deutschl<strong>an</strong>d ein sehr <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nter<br />
und <strong>an</strong>spruchsvoller Sport und konnte<br />
sich neben H<strong>an</strong>dball und Fußball gut<br />
etablieren.<br />
Die wohl berühmteste Liga des Eishockey<br />
ist die berüchtigte NHL (National<br />
Hockey League), wo die besten und<br />
berühmtesten Eishockeyspieler der Welt<br />
spielen wie z.B. Wayne „The Great One“<br />
Gretzky, der wohl beste Eishockeyspieler<br />
aller Zeiten! Kein <strong>an</strong>derer Spieler trug jemals<br />
die Nummer 99. Gretzky brach alle<br />
Rekorde die es bisl<strong>an</strong>g im Eishockey gab.,<br />
oder Mario Lemieux oder Gordie Howe,<br />
der in 2.478 Profispielen 1095 Tore und<br />
1545 Vorlagen machte in den Jahren<br />
1946-1980.In Deutschl<strong>an</strong>d regiert die<br />
1994 gegründete DEL ( Deutsche Eishockey<br />
Liga) in der sich heute 15 deutsche<br />
Vereine befinden. Darunter auch der<br />
deutsche Meister Adler M<strong>an</strong>nheim, die<br />
im letzen Jahr deutscher Meister und<br />
Pokalsieger wurden. Mit ihrer nun schon<br />
über drei Jahren alten „SAP-Arena“, sind<br />
sie der Stimmungstempel der DEL, was<br />
nur <strong>an</strong> den F<strong>an</strong>s liegt, die den Adlern<br />
immer treu geblieben sind.<br />
Bisher k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> die DEL weder als<br />
Flop, noch als Top oder als “deutsche<br />
NHL“ bezeichnen, sondern mehr als<br />
eine noch zu verbessernde DEL, in der<br />
es immer wieder Erneuerungen geben<br />
wird.<br />
Sol<strong>an</strong>ge guter Eishockeysport geboten<br />
wird, werden die F<strong>an</strong>s hinter dem Unternehmen<br />
stehen.<br />
Der Rekordmeister M<strong>an</strong>nheim der<br />
sich schon sechsmal den Titel deutscher<br />
Meister erkämpft<br />
hat<br />
seit 1995,<br />
sorgt bestimmt<br />
auch<br />
in diesem<br />
Jahr für eine<br />
erfolgreiche<br />
S a i s o n<br />
und viele<br />
sp<strong>an</strong>nende<br />
Spiele.<br />
Wie sieht<br />
es denn mit<br />
dem Nachwuchs<br />
aus?<br />
Schon mit<br />
dem fünften<br />
Lebensjahr<br />
können unsere<br />
Kleinen<br />
in einer Eishockey M<strong>an</strong>nschaft spielen.<br />
Doch leider werden nur die wenigstens<br />
zu Stars und die Talentförderung ist auch<br />
nicht grade sehr billig. Bis zu 100 000<br />
Euro pro Spieler k<strong>an</strong>n so eine Förderung<br />
kosten. Die Kosten f<strong>an</strong>gen bei Eis,<br />
Trainer und den Fahrten <strong>an</strong> und hören<br />
bei Schulen und Coachen auf.<br />
Deswegen ist es in Deutschl<strong>an</strong>d<br />
ziemlich schwer einen Platz in einem<br />
Eishockeyinternat zu finden und zu bekommen,<br />
weil es viele Anwerber gibt.<br />
Eishockey ist etwas für die g<strong>an</strong>ze Familie<br />
und bildet einen festen Zusammenhalt<br />
für Teams und F<strong>an</strong>s.<br />
v o n LariSSa Jo r d a n<br />
Aus 3 mach 2<br />
Das deutsche Schulsystem in Frage gestellt<br />
Zu viele Gymnasiasten machen kein<br />
Abitur. Hauptschüler bekommen kaum<br />
einen Ausbildungsplatz. Rütli ist überall.<br />
Weiterführende Gymnasien überfüllt.<br />
Deutschl<strong>an</strong>d bei Pisa miserabel. Das sind<br />
die Schlagzeilen, die unser Schulsystem<br />
überschatten. Alles und jeder wird in Frage<br />
gestellt und verschiedene Lösungen<br />
werden diagnostiziert und durchgeführt.<br />
So wurde nun zum Beispiel bereits in<br />
Bundesländern wie dem Saarl<strong>an</strong>d und<br />
bald auch in Rheinl<strong>an</strong>d-Pfalz die Hauptschule<br />
abgeschafft. Doch ist das wirklich<br />
eine Lösung für das Problem unseres<br />
Schulsystems, wenn m<strong>an</strong> frei nach dem<br />
Motto aus drei mach zwei h<strong>an</strong>delt? Wird<br />
d<strong>an</strong>n nicht auch bald wieder das Klagen<br />
nach aus zwei mach eins laut werden?<br />
Und wäre das wirklich besser?<br />
Nein! Wenn m<strong>an</strong> die Hauptschule<br />
wirklich überall abschaffen würde, würde<br />
m<strong>an</strong> die Probleme nur in die Real- und<br />
Gesamtschulen verschieben. Kurzfristig<br />
würden noch alle damit klar kommen,<br />
dass plötzlich Leistungsschwächere in<br />
einer höheren Schulart sind. Für m<strong>an</strong>che<br />
Schüler wäre der Ansporn durch ein<br />
dementsprechendes Unterrichtsniveau<br />
sogar sehr groß, aber was ist mit denen,<br />
die einfach zu keiner höheren Leistung<br />
fähig sind? Sie würden noch schlechter,<br />
noch hoffnungsloser werden und mit<br />
einem miserablen Abschluss genauso wenig<br />
einen Ausbildungsplatz erhalten wie<br />
vorher. Von Jahr zu Jahr würde d<strong>an</strong>n aber<br />
das Niveau der Real- und Gesamtschulen<br />
sinken. An sich wäre wieder alles wie in<br />
der Hauptschule, nur dass es ein <strong>an</strong>derer<br />
Name wäre und auch noch gute Schüler<br />
dort sein würden. Doch wie l<strong>an</strong>ge bleibt<br />
ein völlig unterforderter Realschüler<br />
schon auf dieser Schule? Nicht l<strong>an</strong>ge.<br />
Dieser wechselt d<strong>an</strong>n natürlich auf das<br />
<strong>Gymnasium</strong> und verursacht dort den<br />
selben Effekt, wie der Hauptschüler auf<br />
der Realschule: Das Niveau sinkt. Immer<br />
weniger machen Abitur und es kommt<br />
zu einem wachsenden Fachkräftem<strong>an</strong>gel.<br />
Auch der gute Gymnasiast würde<br />
darunter leiden. Völlig unterfordert<br />
können diese nie die Ziele erreichen, die<br />
ihnen sonst möglich wären. Einstein war<br />
schließlich auch schlecht in der Schule,<br />
weil er so maßlos unterfordert war. Bei<br />
der Zusammenlegung von allen dreien<br />
wäre der Effekt noch stärker.<br />
Um das Gewaltpotenzial zu verkleinern<br />
wäre das Zusammenlegen auch<br />
keine Lösung. Da die meiste Gewalt<br />
in diesen Kreisen aus der enormen<br />
Hoffnungslosigkeit rührt, mit der die<br />
meisten zu kämpfen haben, ist klar,<br />
dass das in der Realschule nicht besser<br />
werden würde. Durch das Versagen<br />
in einer weiteren Schulart würde der<br />
emotionale Druck noch stärker werden<br />
und die Gewaltbereitschaft höher. Auch<br />
wäre es nicht gerecht die Gymnasiasten<br />
und Realschüler als „Sozialarbeiter“ zu<br />
missbrauchen. M<strong>an</strong> muss eine <strong>an</strong>dere<br />
Lösung finden.<br />
Schaut m<strong>an</strong> einmal auf die beiden<br />
besten Bundesländer bei Pisa, so stellt<br />
m<strong>an</strong> fest, dass dies Bayern und Baden-<br />
Württemberg sind. M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n nicht zwingend<br />
behaupten, dass die Süddeutschen<br />
intelligenter sind als der Rest Deutschl<strong>an</strong>ds,<br />
nein! M<strong>an</strong> sollte bemerken, dass<br />
beide die Grundschulempfehlung haben.<br />
Hier sind in allen 3 Schularten das Niveau<br />
höher, die Anforderungen größer und<br />
die Ergebnisse besser. Hier k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong><br />
auch mit einem guten Hauptschulabschluss<br />
noch einen guten Job bekommen.<br />
Jedoch gibt es immer den Einw<strong>an</strong>d, dass<br />
für „Spätzünder“ die vierte Klasse zur<br />
Einstufung zu früh ist. Deshalb dürfen in<br />
Bundesländern wie zum Beispiel Hessen<br />
die Eltern mit den Kindern selbstständig<br />
entscheiden, auf welche weiterführende<br />
Schule ihr Kind geht. Die Hauptschulen<br />
bleiben leer und das <strong>Gymnasium</strong> ist mit<br />
überforderten Kindern überfüllt. Der Effekt<br />
ist der gleiche wie oben. Aber unser<br />
Schulsystem bietet viele Aufstiegsmöglichkeiten,<br />
auch wenn die Lehrer vielleicht<br />
das Kind schlechter eingeschätzt<br />
haben. So k<strong>an</strong>n der Hauptschüler auf<br />
einer Hauptschule mit Werkrealschulzug<br />
seinen Realschulabschluss machen,<br />
wenn er doch in der Lage dazu sein<br />
sollte. Der Realschulabsolvent k<strong>an</strong>n ein<br />
Fachgymnasium besuchen und dort das<br />
Abitur machen, m<strong>an</strong>che schaffen sogar<br />
beides. Aber wenn erst einmal wieder die<br />
Leistungs<strong>an</strong>forderungen gestiegen sind,<br />
so können auch Hauptschüler leichter<br />
Ausbildungsstellen finden. Es wurde<br />
schließlich in den Berufen von Hauptschülern<br />
auf Realschüler „umgestellt“,<br />
weil das Niveau gesunken war. Gliche<br />
m<strong>an</strong> das wieder aus, so würden alle<br />
wieder bessere Ch<strong>an</strong>cen, wieder mehr<br />
Hoffnung haben und d<strong>an</strong>n würde sicher<br />
auch die Gewaltbereitschaft in der Schule<br />
und im Privatleben sinken.<br />
Verzweifelte Physik<br />
Schlägt m<strong>an</strong> heute eines der vielen Bücher über<br />
Physik auf, die von Professoren geschrieben wurden<br />
um ihre Ch<strong>an</strong>ce zu verbessern bei einer Universität<br />
eine Anstellung zu bekommen, so meint m<strong>an</strong> schon<br />
nach den ersten paar Seiten, dass hier jem<strong>an</strong>d versucht,<br />
einen Mischmasch aus dem Stil Umberto Ecos<br />
und scheinbar zufällig hierhin und dorthin getippte<br />
Fremdwörter als „Lernbuch“ zu verkaufen. M<strong>an</strong> wird<br />
bombardiert von Quarks und Gluonen, Atomen,<br />
Elektronen, Molekülen und Strings die in zw<strong>an</strong>zigdimensionalen<br />
Räumen schwingen, die höchstens einen<br />
Millimeter groß sind. Wenn m<strong>an</strong> Glück hat.<br />
Ich habe einmal die Behauptung gehört, Einstein<br />
könnte in vier Dimensionen denken. Vermutlich muss<br />
m<strong>an</strong> mit solchen Behauptungen rechnen, wenn m<strong>an</strong><br />
ein berühmter Physiker ist, für dessen Haarpracht<br />
die üblichen Dimensionen nicht mehr ausreichen.<br />
Aber mal ehrlich: Für mich hört sich das alles immer<br />
mehr nach Verzweiflung <strong>an</strong>. Selbst die berühmten<br />
Physiker unsrer Zeit wissen- meiner Meinung nach-<br />
nicht mehr wohin in dieser chaotischen Welt und<br />
akzeptieren mittlerweile jedes Modell, das sich ihnen<br />
bietet und halbwegs vernünftig erklärt, warum was<br />
w<strong>an</strong>n passiert.<br />
Nehmen wir doch nur einmal die Gravitation.<br />
Als klar wurde, dass m<strong>an</strong> Einsteins oder Newtons<br />
Gesetze nicht beliebig auf immer kleinere Objekte<br />
einsetzen konnte, ers<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> die abenteuerlichsten<br />
Theorien. M<strong>an</strong>chmal k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> lesen, dass unser<br />
Universum nicht das einzige ist, sondern dass es eine<br />
<strong>an</strong>nähernd unendliche Anzahl von Universen gibt, die<br />
vielleicht im Hyperraum neben uns wohnen, vielleicht<br />
aber direkt auf uns existieren, nur eben in höheren<br />
Dimensionen (die d<strong>an</strong>n wohl größer als einen Millimeter<br />
sind).Nun sagen m<strong>an</strong>che, dass die Gravitation<br />
durch ein Leck in einem <strong>an</strong>deren Universum zu uns<br />
rübertröpfelt. Oder sie wird von Gravionen ausgelöst.<br />
Oder es gibt die Welt gar nicht und all das existiert<br />
nur in unseren Köpfen, während wir nichts als Batterien<br />
für gewaltige Maschinen sind. Letzteres klingt<br />
<strong>an</strong>gesichts <strong>an</strong>derer verfügbarer Theorien übrigens<br />
noch recht plausibel.<br />
Holger Klein
Bild: Isabella Kästel<br />
Vermischtes<br />
Wenn Liebe nur noch<br />
Hülle ist<br />
Seit zwei Jahren sitzen Christel und<br />
Bernd jeden Abend auf der Couch<br />
und schauen stumm fern. Außer Donnerstag<br />
– Donnerstag ist Kegelabend<br />
und auch schon seit zwei Jahren. Alles<br />
läuft in gewohnten Bahnen, alles ist wie<br />
immer, alles ist perfekt. Nichts k<strong>an</strong>n<br />
Christel mehr überraschen, sie weiß,<br />
was er denkt, sie weiß, was er sagt, sie<br />
weiß, was er macht, und so sitzen sie<br />
gemeinsam und doch jeder für sich in<br />
ihrer vertrauten Position auf der Couch<br />
und starren trübe in den viereckigen Kasten.<br />
Sie denkt <strong>an</strong> die Männer vor ihm,<br />
wie sie waren und was sie ausmachte.<br />
Doch sie sieht nur eine Abfolge von<br />
gesichtslosen Gestalten, Gestalten, die<br />
mit ihr einen Lebensabschnitt geteilt<br />
haben. So wie Bernd jetzt. Bernd hat<br />
seine Pflicht erfüllt, sie ist durch mit<br />
ihm. Die Sache mit ihm hat sich totgelaufen.<br />
Die Tage, <strong>an</strong> denen sie ihn<br />
in seinem löchrigen, uralten T-Shirt<br />
von den Eagles durch die Wohnung<br />
schlappend noch süß f<strong>an</strong>d, sind gezählt.<br />
Das Gefühl des Verliebtseins verflogen<br />
um dem der Öde Platz zu machen. Sie<br />
Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 58 Se i t e 59 _________________________________________________________Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008<br />
ist eine Nomadin auf dem Gebiet der<br />
Männer, warum auch nicht? Wer weiß,<br />
was da draußen noch auf sie wartet!<br />
Rausfinden k<strong>an</strong>n sie das nur, wenn sie<br />
weitersucht, um das Unerforschte zu<br />
entdecken. Männer sind wir Schuhe,<br />
m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n nie genügend davon besitzen.<br />
Es gibt bestimmt noch einen, der besser<br />
zu ihr passt oder schöner ist. Außerdem<br />
reicht ein W<strong>an</strong>derschuh nicht aus, m<strong>an</strong><br />
braucht noch einen für schickere, legere<br />
Anlässe, Sportschuhe und Winterstiefel.<br />
So wie sie sich Schuhe <strong>an</strong>zieht und mit<br />
ihnen eine neue Identität zulegt, verfährt<br />
sie auch bei Männern. Mal hat sie<br />
Lust auf einen Sportler, obwohl sie in<br />
diesem Gebiet wohl kaum als Leuchte<br />
<strong>an</strong>gesehen werden k<strong>an</strong>n, und passt sich<br />
wie ein Chamäleon seiner Persönlichkeit<br />
<strong>an</strong>. Das ist die Phase, in der Christel g<strong>an</strong>z<br />
und gar von dem M<strong>an</strong>n eingenommen<br />
ist, nur um d<strong>an</strong>n kurz darauf die Nase<br />
voll zu haben. D<strong>an</strong>n kommt der nächste<br />
und mit ihm ein neuer Abschnitt. Nur<br />
nicht alleine sein, nur nicht gezwungen<br />
sein, sich mit sich selbst und den eigenen<br />
Ängsten ausein<strong>an</strong>der setzen zu müssen.<br />
Liebe ist für sie reiner Egoismus,<br />
eine Flucht aus der Einsamkeit. Keine<br />
Versprechung, keine Bindung für die<br />
Ewigkeit.<br />
Isabella Kästel, Julia Urb<strong>an</strong><br />
Ich habe dich gesehn,<br />
du hast mich nicht erk<strong>an</strong>nt.<br />
Ich will es dir gestehn,<br />
ich habe Angst... verdammt!<br />
Was soll ich jetzt nur tun,<br />
ich überlege Tag und Nacht,<br />
ich k<strong>an</strong>n nicht schlafen, k<strong>an</strong>n nicht ruhn,<br />
ich hab’ mir zu viel Ged<strong>an</strong>ken gemacht.<br />
Ich bin zu dem Entschluss gekommen,<br />
dass ich es dir sagen muss,<br />
denn du hast mir mein Herz genommen,<br />
von dir möcht’ ich den ersten Kuss.<br />
Hiermit sag’ ich es dir nun,<br />
ich liebe dich,<br />
ich k<strong>an</strong>n nichts mehr dagegen tun,<br />
du bist alles für mich.<br />
Alessa Baar<br />
Fastnachtsfieber<br />
Auch <strong>Karlsruhe</strong> ist <strong>an</strong>gesteckt. In den nächsten<br />
paar Tagen können auch Sie in <strong>Karlsruhe</strong> zu<br />
den verschiedenen Karnevalfesten, Umzügen und<br />
Feiern gehen.<br />
Hier ein kleiner Ausschnitt davon, was Sie<br />
in <strong>Karlsruhe</strong> erwartet:<br />
25. J<strong>an</strong>uar 2008<br />
18:33 Uhr, Narrengericht und 15. Grötzinger<br />
Nachtumzug<br />
Beim Narrengericht wird jedes Jahr eine<br />
<strong>an</strong>dere Persönlichkeit für ihre „Sch<strong>an</strong>dtaten“<br />
auf humorvolle Art und Weise zur Rechenschaft<br />
gezogen.<br />
Der Nachtumzug ist der einzige Fasnachtsumzug<br />
nach schwäbisch-alem<strong>an</strong>nischer<br />
Art in <strong>Karlsruhe</strong>.<br />
26. J<strong>an</strong>uar 2008<br />
10:31 Uhr, 9. Narrenmarkt auf dem<br />
Marktplatz<br />
Verschiedene Gruppen treffen sich vor<br />
dem Rathaus und ziehen mit musikalischer<br />
Begleitung durch die Kaiserstraße bis zur<br />
Postgalerie. D<strong>an</strong>ach treten verschiedene<br />
Gruppen am Marktplatz auf einer Bühne<br />
auf.<br />
20:11 Uhr 2. Jubiläumsprunksitzung der<br />
KG Humoristika im Bonifatiussaal<br />
Mit Wort- und Ges<strong>an</strong>gsbeiträgen werden<br />
lokale, regionale und globale Ereignisse des<br />
verg<strong>an</strong>genen Jahres und Prominente satirisch<br />
überzeichnet. tk<br />
Sensation: Nadal verliert<br />
Roger Federer spielt das Halbfinale<br />
gegen Novak Djokovic<br />
Am Freitag um 9.30 kommt es bei<br />
den Australi<strong>an</strong> Open zu dem Topspiel<br />
Federer gegen Djokovic. Federer schwächelte<br />
schon im Achtelfinale gegen<br />
J<strong>an</strong>ko Tipsarevic. Er gew<strong>an</strong>n in fünf<br />
Sätzen. Dagegen hat Novak Djokovic<br />
noch keinen Satz in diesem Turnier<br />
abgegeben. Also es könnte wackelig<br />
für die Nummer eins aus Basel werden.<br />
Derweil siegte Jo-Wilfried Tsonga gegen<br />
Nadal, die Nummer zwei der Tenniswelt,<br />
setzte sich in den Sätzen 6:2, 6:3,<br />
6:2 durch. Der 22-jährige M<strong>an</strong>n aus Le<br />
M<strong>an</strong>s gew<strong>an</strong>n in seinem ersten Halbfinale<br />
eines Gr<strong>an</strong>dslamturniers gegen den<br />
enttäuschenden Sp<strong>an</strong>ier, der aus Mallorca<br />
stammt. Der Fr<strong>an</strong>zose, der den Sp<strong>an</strong>ier<br />
deklassierte, wird oft der ,,Muhammad<br />
Ali des Tennis’’ gen<strong>an</strong>nt, weil er eine<br />
enorme Kampfkraft hat. Eine stärkere<br />
als Raphael Nadal. Damit konnte sich der<br />
Youngstar ins Finale kämpfen, das am<br />
Sonntag stattfindet. Das Damen-Finale<br />
steht schon seit Donnerstag um 8:32 Uhr<br />
deutscher Zeit fest. Die Serbin Iv<strong>an</strong>ovic<br />
erkämpfte sich den Finaleinzug. In drei<br />
Sätzen setzte sich die Serbin gegen die<br />
Slowakin H<strong>an</strong>tuchova durch. Iv<strong>an</strong>ovic<br />
verlor den ersten Satz mit 6:0. Doch d<strong>an</strong>n<br />
gew<strong>an</strong>n sie Satz zwei und drei sehr klar<br />
mit 6:3 und 6:4. So zog die 20-jährige<br />
Serbin ins Finale ein. Drei Stunden davor<br />
gew<strong>an</strong>n die Russin Maria Scharapowa<br />
im Halbfinale gegen die Serbin Jelena<br />
J<strong>an</strong>kovic. Um 5:08 Uhr st<strong>an</strong>d die erste<br />
Finalistin des Damenfinals fest. Das<br />
Finale findet am Samstag statt. av<br />
Absage für Diego<br />
Real Madrid erteilt dem Star von Werder<br />
Bremen eine Absage. Obwohl die<br />
Spieler-Beobachter von Real Madrid<br />
Diego ein gutes Zeugnis ausgestellt<br />
hatten, kamen die Ver<strong>an</strong>twortlichen,<br />
darunter der deutsche Trainer Bernd<br />
Schuster, zu dem Entschluss nicht weiter<br />
über eine Verpflichtung des Bundesligastars<br />
nachzudenken. Diego sei ein<br />
großer Spieler, dennoch hatten sie nie<br />
die Absicht ihn unter Vertrag zu nehmen,<br />
so der Sportdirektor des sp<strong>an</strong>ischen<br />
Rekordmeisters. Nachdem Diego beim<br />
Champions-League-Spiel seiner M<strong>an</strong>nschaft<br />
in Madrid sein g<strong>an</strong>zes Können<br />
gezeigt hatte, zeigte Real im September<br />
des letzen Jahres erstmals Interesse <strong>an</strong><br />
Diego. Dennoch ist Diego, dessen moment<strong>an</strong>er<br />
Marktwert bei 23 Millionen<br />
Euro liegt, kein unumworbener Spieler.<br />
Inter Mail<strong>an</strong>d, Juventus Turin und AC<br />
Florenz sollen großes Interesse <strong>an</strong> der<br />
Verpflichtung des Brasili<strong>an</strong>ers haben.<br />
Dass es zu Verh<strong>an</strong>dlungen kommt, ist<br />
jedoch unwahrscheinlich, da die Bremer<br />
<strong>an</strong> Diego festhalten wollen. Der Bremer<br />
Sportdirektor Klaus Allofs betonte, dass<br />
sie mit keinem Club über Diego verh<strong>an</strong>deln<br />
werden. fu<br />
Leichtathletik-Elite in<br />
<strong>Karlsruhe</strong><br />
Im Rahmen des BW-B<strong>an</strong>k-Meetings<br />
treffen die besten Leichtathleten<br />
Deutschl<strong>an</strong>ds aufein<strong>an</strong>der<br />
Am 10. Februar findet das BW-B<strong>an</strong>k-<br />
Meeting in der Europahalle statt. Es<br />
beginnt um 14.30 Uhr. Die männlichen<br />
Teilnehmer werden in den Disziplinen<br />
Sprinten, Hürdenlauf, Stabhochsprung<br />
und Dreisprung um das obere Treppchen<br />
kämpfen, die weiblichen Teilnehmer in<br />
den Disziplinen Sprinten, Hürdenlauf,<br />
Weitsprung und Hochsprung.<br />
Es werden viele namhafte Leichtathleten<br />
teilnehmen, wie zum Beispiel<br />
Carolina Klüft, eine schwedische Siebenkämpferin.<br />
Ihre Karriere wurde<br />
schon von vielen Erfolgen gezeichnet,<br />
wie zum Beispiel der Goldmedaille bei<br />
den Olympischen Spielen 2004 , dem<br />
Weltmeistertitel 2005 und der Erl<strong>an</strong>gung<br />
des Europarekords bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft<br />
2007. Außerdem<br />
erl<strong>an</strong>gte sie mehrere internationale<br />
Medaillen. Auch <strong>an</strong>dere Leichtathletikgrößen<br />
wie Tim Lobinger oder Maria<br />
Mutola haben zugesagt.<br />
Sp<strong>an</strong>nend wird es vor allem im Stabhochsprung.<br />
Hier trifft Tim Lobinger<br />
auf seine Dauer-Rivalen Björn Otto und<br />
dem frisch gekürten ,,Leichtathlet des<br />
Jahren 2007“, D<strong>an</strong>ny Ecker, der letztes<br />
Jahr den Wettkampf in der Europahalle<br />
gew<strong>an</strong>n. Damit beg<strong>an</strong>n das erfolgreichste<br />
Jahr seiner Karriere.<br />
Ein zweites Comeback wird es für den<br />
Sprinter Tobias Unger geben, der l<strong>an</strong>ge<br />
wegen einer komplizierten Verletzung<br />
<strong>an</strong> der Ferse aussetzen musste. Er hält<br />
den deutschen Rekord im 200 Meter<br />
Sprinten.<br />
Die Tickets kosten zwischen 14,50<br />
Euro und 24 Euro. Sie sind bei der<br />
Stadtinformation <strong>Karlsruhe</strong> unter der<br />
Nummer 0721/37205389 erhältlich.fu<br />
Sport aktuell<br />
<strong>Karlsruhe</strong>r SC Aktuell<br />
VfB wir kommen<br />
Liebe <strong>Karlsruhe</strong>r SC F<strong>an</strong>s, es ist wieder<br />
soweit: Das zweite L<strong>an</strong>desderby kommt<br />
immer näher.<br />
Am 23. Februar um 15:30 im Gottlieb-<br />
Daimler-Stadion tritt der <strong>Karlsruhe</strong>r SC<br />
dem VfB Stuttgart gegenüber.<br />
Der Ticketvorverkauf findet am 28. J<strong>an</strong>uar<br />
ab 9 Uhr bei der Geschäftsstelle des<br />
KSC statt.<br />
Doch es gelten Einschränkungen. Dauerkartenbesitzer<br />
und Mitglieder haben<br />
Vorverkaufsrecht.<br />
Es können max. zwei Karten erworben<br />
werden und es werden keine telefonischen<br />
oder schriftlichen Vorbestellungen <strong>an</strong>genommen.<br />
cpw<br />
Klitschkos keine Schauspieler<br />
Sozialkasse geht leer aus<br />
Die Boxer Wladimir Klitschko (31)<br />
und Vitali Klitschko (36) sind trotz ihrer<br />
Auftritte in der Fernsehwerbung keine<br />
Schauspieler. Jedenfalls im Sinne des Sozialrechts.<br />
In einem Grundsatzurteil hat das<br />
Bundessozialgericht in Kassel gesagt, dass<br />
werbende Profisportler nicht als Künstler zu<br />
sehen sind und deshalb auch keine Künstlersozialabgabe<br />
zahlen müssen.<br />
In der Urteilsbegründung hieß es: „Sportler<br />
wie die Klitschkos werden nicht wegen<br />
ihrer darstellerischen Fähigkeiten, sondern<br />
wegen ihrer Prominenz und ihrer Vorbildfunktion<br />
verpflichtet. Damit sind sie eben<br />
keine Künstler. Es ging um eine Forderung<br />
von etwa 25.000 Euro von den Klitschkos.<br />
Grund für die höchstrichterliche Prüfung<br />
war ein Gebührenbescheid der Künstlersozialkasse.<br />
Die Kasse betrachtet die beiden<br />
Profisportler auch als Schauspieler, weil sie<br />
für zahlreiche Produkte Fernsehwerbung<br />
machen. Wegen dieser „künstlerischen<br />
Leistung“ müssten sie als Schauspieler<br />
eingestuft werden und daher die Künstlersozialabgabe<br />
zahlen. Der Vertreter der<br />
Künstlersozialkasse sagte vor Gericht: „Die<br />
Werbefilme der Doktoren Klitschko gehören<br />
zur Darstellenden Kunst. Dass dabei<br />
möglicherweise kein hohes Niveau erzielt<br />
wird, ist rechtlich egal.“<br />
Die Agentur der boxenden Brüder klagte<br />
gegen den Steuerbescheid. Das Hamburger<br />
Sozialgericht als erste Inst<strong>an</strong>z hatte der<br />
Agentur Recht gegeben. mb
The End<br />
Halbfinale ist Pflicht!<br />
D<strong>an</strong>k Isl<strong>an</strong>d platzten unsere Träume<br />
bei der H<strong>an</strong>dball EM nicht sofort.<br />
Deutschl<strong>an</strong>d hat seine Pflicht get<strong>an</strong>.<br />
Der Weltmeister ist im Halbfinale. Die<br />
Jungs von Heiner Br<strong>an</strong>d haben gegen<br />
Schweden 31:29 gewonnen.<br />
Isl<strong>an</strong>d war zwar noch relativ leicht zu<br />
besiegen, aber Sp<strong>an</strong>ien und Fr<strong>an</strong>kreich<br />
gaben der Nationalm<strong>an</strong>nschaf den Rest.<br />
Zuletzt gegen Fr<strong>an</strong>kreich mit einer 23:26<br />
Niederlage. Doch jetzt konnten die deutschen<br />
gegen Schweden überzeugen.<br />
Die Frage, ob der Einzug ins Halbfinale<br />
zu schaffen ist hat sich geklärt.<br />
Sp<strong>an</strong>ien, Polen und Ungarn mussten die<br />
Koffer schon packen. Fr<strong>an</strong>kreich hat sich<br />
den Einzug schon gesichert.<br />
Isl<strong>an</strong>d schenkte den DHB-Team eine<br />
bessere Ausg<strong>an</strong>gslage. Durch den Sieg<br />
gegen Ungarn war es möglich ins Halbfinale<br />
zu kommen. Jetzt kommen Fr<strong>an</strong>kreich<br />
und Deutschl<strong>an</strong>d in der Gruppe<br />
B ins Halbfinale. Das st<strong>an</strong>d bis gestern<br />
noch in den Sternen. Die Profis aus<br />
Deutschl<strong>an</strong>d lagen in der ersten Halbzeit<br />
immer hinten.Die deutschen H<strong>an</strong>dballf<strong>an</strong>s<br />
unterstützten ihre M<strong>an</strong>nschaft mit<br />
Parolen und Trommelschlägen gegen die<br />
Schweden. Dänemark, Kroatien, Fr<strong>an</strong>kreich<br />
haben sich für das Halbfinale so gut<br />
wie qualifiziert, und nun auch Deutschl<strong>an</strong>d.<br />
Deutschl<strong>an</strong>d musste gegen Schweden<br />
gewinnen – und hat gewonnen. In<br />
der Gruppe A musste Norwegen gegen<br />
Kroatien spielen. Kroatien, bis gestern<br />
noch zweiter der Tabelle, brauchte nur<br />
auf Unentschieden zu Spielen, doch für<br />
Norwegen musste der Sieg her für den<br />
Einzug ins Halbfinale. Für Slowenien war<br />
es ein reines Freundschaftsspiel. Ein Sieg<br />
oder selbst ein Unentschieden hätte die<br />
Slowenen nicht weitergebracht. Doch für<br />
die deutsche Nationalm<strong>an</strong>nschaft wären<br />
nun harte Tage, Wochen und Monate<br />
gekommen beim Ausscheiden in der<br />
Vorrunde. Schon im kommenden Sommer<br />
wird es wieder für das DHB-Team<br />
bei den Olympischen Spielen in Peking<br />
eine harte Herausforderung werden, wo<br />
sie sich erneut beweisen können und die<br />
zurückliegenden Niederlagen ausmerzen<br />
dürfen.<br />
Doch zuerst zählt für das Team nur<br />
die EM in Norwegen und der Einzug<br />
ins Finale.<br />
„Halbfinale ist Pflicht und eine Niederlage<br />
werden wir nicht akzeptieren!“,<br />
so die Aussage eines deutschen H<strong>an</strong>dballf<strong>an</strong>s.<br />
Der D<strong>an</strong>k gilt vor allem Holger Gallendorf,<br />
der bis zum Schluss kämpfte,<br />
und Henning Fritz, der nach seiner<br />
Einwechslung eine überragende Partie<br />
spielte. cpw, av<br />
Fr e i t a g, 25. Ja n ua r 2008 _________________________________________________________Se i t e 60<br />
Die Redaktion<br />
Diese Zeitung wurde am 24.1.2007 von den Schülern und Schülerinnen der<br />
Klasse 10b des <strong>Heisenberg</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s hergestellt. Die Redaktionssitzung endete<br />
am Donnerstagabend um 22:30. Anschließend wurde die Zeitung auf dem schuleigenen<br />
Kopierer gedruckt, sortiert und gefaltet. Die Produktion war um ca. 2 Uhr<br />
abgeschlossen.<br />
Die Redaktion:<br />
Julia Urb<strong>an</strong> (Chefin), Larissa Jord<strong>an</strong>, Ann-Kathrin Nagel, Caroline Roth<br />
Layout und Satz: K, Alessa Baar<br />
Artikel von:<br />
Kevin Armbruster<br />
Alessa Baar<br />
Julia Battesimo<br />
Martin Braun<br />
Victoria Gierok<br />
Anna Lena Götzm<strong>an</strong>n<br />
Lili<strong>an</strong> Grass<br />
Marietta J<strong>an</strong>k<br />
Larissa Jord<strong>an</strong><br />
Imogen Jow<br />
Isabella Kästel<br />
Holger Klein<br />
Thomas Kunz<br />
Ann-Kathrin Nagel<br />
Nicholas Peterka<br />
Maximili<strong>an</strong> Pfeifer<br />
Caroline Roth<br />
Mathias Trefzger<br />
Vinita Schmitt<br />
Felix Urb<strong>an</strong><br />
Julia Urb<strong>an</strong><br />
Felix Völz<br />
Aless<strong>an</strong>dro Varma<br />
Carl-Philipp Wipfler