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automotive - Berner & Mattner

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72lA UTOMOTIVE 5-6.2005l SYSTEME<br />

CONSUMER-TECHNIK<br />

IM AUTOMOBIL<br />

Chancen und Risiken<br />

von Bluetooth<br />

Die Bluetooth-Technik hat den<br />

ersten Durchbruch längst<br />

geschafft - nach dem Aufkommen<br />

der drahtlosen Sprechgarnituren<br />

im Jahr 2002 und dem folgenden<br />

Einsatz von Freisprechanlagen<br />

im Fahrzeug im Jahr 2003,<br />

ist die fahrzeugseitige Anwendung<br />

von Bluetooth heute<br />

keine Besonderheit mehr. Dennoch<br />

ist diese Funktechnik noch<br />

immer keine Standardfunktion in<br />

den Fahrzeugen und es lohnt<br />

sich, die künftigen Chancen und<br />

Risiken näher zu untersuchen.<br />

Als der Kurzstreckenfunk Bluetooth Ende 1999<br />

mit dem Erscheinen der Version 1.0b seiner<br />

Spezifikation auf dem Markt sichtbar wurde,<br />

war ein Einsatz im Automobil noch nicht geplant.<br />

Ursprünglich als kostengünstige ‘Cable Replacement’-<br />

Technik im Bereich der Mobiltelefonie konzipiert, zeich-<br />

Bild 1: Der Einsatz einer Bluetooth-Freisprecheinrichtung<br />

mit Hands-Free-Profile im Fahrzeug<br />

gilt heute bei den meisten Herstellern<br />

auch außerhalb der Luxusklasse als Standardfunktion.<br />

Die Erweiterung dieser Applikation<br />

um den zusätzlichen Zugriff auf das Telefonbuch<br />

wird in den nächsten Baureihen der Fahrzeughersteller<br />

ebenfalls eine feste Größe sein.<br />

Weitere wahrscheinliche Anwendungen sind<br />

der Zugriff auf die SIM-Karte des Mobiltelefons,<br />

Audio Streaming, sowie die Übertragung<br />

von Daten aus PDA und Laptop in das Fahrzeug,<br />

wie etwa MP3-Audiodateien.<br />

nete sich Bluetooth durch kostengünstige Bauteile, einfache<br />

Verbindungen mit automatischer Netzwerkkonfiguration,<br />

sowie der Möglichkeit aus, Funktionen<br />

auf Applikationsebene in den Profiles zu spezifizieren.<br />

Anwendungsfälle und Killer<br />

Applications<br />

Die Implementierung der ersten 'Killer Application', dem<br />

drahtlose Freisprechen mit dem Handy per Hands Free Profile<br />

(HFP), ist heute in Fahrzeugen weit verbreitet und somit<br />

erfolgreich im Markt etabliert. Trotz der langen Entwicklungszeit<br />

der Bluetooth-Technologie trifft diese Aussage<br />

allerdings noch immer nicht auf mehrere andere wichtige<br />

Bedienfälle zu. So ist der Zugriff auf die SIM-Karte des Telefons<br />

per Bluetooth SIM Access Profile (SAP) trotz seit Jahren<br />

abgeschlossener Standardisierung noch kaum in Fahrzeugen<br />

zu finden. Und beim Zugriff auf das Telefonbuch<br />

des mobilen Gerätes oder gar der Synchronisation von Personal<br />

Information Management (PIM) -Daten, wie Kontakten<br />

und Terminen, zwischen mobilem Gerät und dem Fahrzeug,<br />

wird die Kluft zwischen höchster Attraktivität der<br />

Funktion für den Fahrzeugkunden und geringer Verfügbarkeit<br />

im Markt noch erheblich größer. Ähnlich interessant<br />

gestaltet sich die Betrachtung des Anwendungsfalls Audio<br />

Streaming im Fahrzeug. Lange Zeit als möglicher Einsatz<br />

von Bluetooth bekannt, dennoch nur wenig in den Markt<br />

eingeführt, erlebt diese Anwendung erst heute durch das<br />

große Interesse an MP3-Spielern, wie z. B. dem Apple


FIRMENPROFIL<br />

te müssen nicht nur Bluetooth unterstützen, sondern auch<br />

die erforderlichen Profile implementieren. Der Automobilkunde<br />

muss zudem die Eignung eines bestimmten Gerätes<br />

vor dem Kauf einfach erkennen können – zum Beispiel durch<br />

ein geeignetes Logo auf der Verpackung oder<br />

einer Empfehlung des Fahrzeugherstellers. Die<br />

<strong>Berner</strong> & <strong>Mattner</strong> Systemtechnik GmbH bietet Fahrzeugherstellern<br />

Verfügbarkeit geeigneter Geräte oder deren Prototypen<br />

ist ebenfalls in der Entwicklungsphase<br />

und Zulieferern Engineering- und Consulting-Dienstleistungen für die Ent-<br />

des Fahrzeuges notwendig, um bis zur Marktwicklung<br />

von elektronischen Steuergeräten mit folgenden Schwerpunkten: einführung eine hinreichend stabile technische<br />

■ Entwicklungssysteme für Human Machine Interfaces, sowie<br />

Lösung entwickeln und testen zu können.<br />

für die Modellbasierte Entwicklung<br />

■ Steuergeräte-Software<br />

■ Testsysteme für Komponenten, Teil- und Gesamtsysteme<br />

■ Entwicklungswerkzeuge für die modellbasierte Entwicklung.<br />

Für den Automobilhersteller, der in seinen<br />

Modellen einen solchen Bluetooth-Bedienfall<br />

ermöglichen möchte, ergibt sich daraus die<br />

Notwendigkeit, die Verfügbarkeit geeigneter<br />

Geräte für den Kunden sicherzustellen. Er<br />

Auf Wunsch analysieren kompetente Berater die Engineering-Aufgaben der muss hierzu geeignete Spezifikationen, sofern<br />

Kunden und ermitteln vorhandenes Verbesserungspotenzial. Ihre Hand- noch nicht vorhanden, erstellen lassen und<br />

lungsempfehlungen werden von System- und Software-Ingenieuren umge- nebenbei das Interesse der Endgeräteherstelsetzt.<br />

Selbstverständlich unterstützt die Firma auch Kunden bei der Entwicklung<br />

und dem Einsatz der oben genannten Systeme direkt vor Ort.<br />

ler an Produktion und Vermarktung passender<br />

Geräte wecken. In vielen Fällen wird mit diesen<br />

Schritten ein neuer Markt für die Endgeräte<br />

geschaffen.<br />

iPod, wieder größte Aufmerksamkeit. Es lohnt sich daher<br />

nachzufragen, welchen Randbedingungen der Einsatz von<br />

Bluetooth im Fahrzeug unterliegt.<br />

Voraussetzungen für den Einsatz im<br />

Automobil<br />

Die erfolgreiche Umsetzung der Nutzungsszenarien im<br />

Serienfahrzeug setzt zunächst das Vorhandensein einer<br />

geeigneten und stabilen Spezifikation voraus. ‚Geeignet'<br />

bedeutet in diesem Zusammenhang, dass sie die für den<br />

Bedienfall erforderlichen Funktionen definiert, sowie auf<br />

Fahrzeugseite eine für den Nutzer einfache und akzeptable<br />

Bedienung zulässt. Die Stabilität misst sich an der Frequenz<br />

der Änderungen, sowie dem Grad der Rückwärtskompatibilität<br />

neuer Versionen der Spezifikation zu ihren<br />

Vorgängern. Als Standards kommen Bluetooth-Profile oder<br />

offene Standards anderer Standardisierungsgremien in<br />

Frage. Nachdem die hier betrachteten Bedienfälle das<br />

Zusammenspiel mit Mobiltelefonen und anderen mobilen<br />

Geräten (Consumer Devices) erfordern, ist ein weiteres<br />

Qualitätsmerkmal der Spezifikation ein möglichst strenger<br />

Qualifikationsprozess, der auf einer umfassenden Testspezifikation<br />

aufbauen muss. Damit lassen sich technische<br />

Risiken im Zusammenspiel mit den mobilen Geräten für<br />

den Fahrzeughersteller besser bewältigen.<br />

Für den Fahrzeugkunden müssen geeignete mobile Geräte<br />

natürlich auf dem Markt verfügbar sein – dies ist der wichtigste<br />

kritische Faktor für den Einsatz vom Bluetooth im<br />

Serienfahrzeug. Der Mehrwert für den Automobilkunden<br />

erschließt sich bei Anwendungen wie HFP nur dann, wenn<br />

der Kunde die Funktion mit einem Handy seiner Wahl nutzen<br />

kann. Es ist demnach die Verfügbarkeit einer ausreichenden<br />

Anzahl von geeigneten mobilen Geräten (Handys,<br />

PDAs, o.ä.) im Markt erforderlich, um eine neue Funktion<br />

erfolgreich in den Fahrzeugbaureihen zu platzieren. Die Gerä-<br />

SYSTEMEl AUTOMOTIVE 5-6.2005l73<br />

Standardisierung und<br />

Marktaufbau<br />

Die grundlegenden Rahmenbedingungen lassen sich am<br />

Beispiel des erweiterten Freisprechens trefflich illustrieren.<br />

Um während des Freisprechens per HFP auch den<br />

Zugriff auf das Telefonbuch des Handys zu ermöglichen,<br />

wurde bereits 2003 ein Phone Access Profile (PAP) entwickelt.<br />

Die technische Lösung wurde jedoch von weiten<br />

Teilen der Endgeräteindustrie und letztlich auch von der<br />

Bluetooth SIG abgelehnt. PAP wurde noch vor seiner Veröffentlichung<br />

verworfen. Vorhandene Standards für den<br />

Zugriff auf das Telefonbuch wie das Bluetooth Synch Profile<br />

oder SyncML über Bluetooth sind zwar als ratifizierter<br />

Standard verfügbar, werden jedoch jeweils nur in wenigen<br />

mobilen Geräten vorgehalten. Für den Einsatz als Standardfunktion<br />

in Fahrzeugen, deren Lebensdauer im Markt<br />

um den Faktor 10 höher liegt als bei besagten Endgeräten,<br />

sind diese inhomogenen Standards somit nicht geeignet.<br />

Dieser Sachverhalt führte direkt zur Erstellung des derzeit<br />

in Bearbeitung befindlichen Profils für den Telefonbuchzugriff<br />

(PBAP), das beide Faktoren verbindet: solide Spezifikation<br />

und hohe Akzeptanz im Markt.<br />

Herausforderungen, Risiken,<br />

Maßnahmen<br />

Der Einsatz von Bluetooth zur drahtlosen Anbindung von<br />

Consumer-Geräten im Automobil beinhaltet einige<br />

Besonderheiten, die sich direkt auf Design, Implementierung<br />

und Test beim Automobilhersteller auswirken. Generische<br />

Sicherheitsrisiken einer jeden drahtlosen Technik,<br />

wie Verbindungsabbruch, Gefahr des unauthorisierten<br />

Zugriffs und Denial-of-Service-Angriffe sind bereits an<br />

anderer Stelle hinreichen behandelt worden und können<br />

durch ein entsprechendes Systemdesign und Sicherheitskonzept<br />

adressiert werden.


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Fax: 089/99830-623 · E-Mail: thuber@hanser.de<br />

74lA UTOMOTIVE 5-6.2005l SYSTEME<br />

Über diese Anforderungen der neuen Technik hinaus muss der OEM auf die<br />

stark unterschiedliche Erwartungshaltung des Kunden an die betroffenen<br />

Produkte reagieren. Abstriche in Funktion oder Bedienkomfort, die der<br />

Kunde beim Mobiltelefon akzeptieren kann, werden beim Einsatz im Automobil<br />

nicht mehr hingenommen. Dieses Problem wird durch hohe Erwartungen<br />

des Kunden an die Funktionssicherheit des Automobils noch verstärkt.<br />

Der Autohersteller muss eine angemessen Funktion und Bedienung<br />

garantieren und setzt sich dem Risiko mangelhafter Kundenzufriedenheit<br />

aus, falls das System beim Einsatz eines bestimmten Endgerätes nicht entsprechend<br />

funktioniert. Für den OEM ergibt sich die Notwendigkeit, sich ein<br />

umfassendes Bild von Funktionsumfang und Qualität der verfügbaren mobilen<br />

Geräte zu verschaffen und sein System darauf abzustimmen. Aufgrund<br />

der schnellen Marktzyklen dieser Geräte wird dieser Test- und Anpassungsaufwand<br />

in den meisten Fällen die gesamte Lebensdauer des Fahrzeugsystems<br />

andauern.<br />

Die eingesetzten Bluetooth-Protokollstacks und -Profile sind nach Anzahl der<br />

implementierten Funktionen und im Codeumfang vergleichsweise groß. Aus<br />

Sicht des Systementwicklers handelt es sich um ein komplexes System mit<br />

verteilten Funktionen, die auf Endgeräten mit unbekannter Qualität der Implementierung<br />

realisiert sind. Hier sind Sicherheitslücken in der Software sowie<br />

funktionale Unterschiede aufgrund von Spezifikationslücken oder Implementierungsfehlern<br />

zu erwarten. Letztlich lässt sich auch der tatsächliche<br />

spätere Einsatzzweck des Systems nicht vollständig vorhersagen. Neue<br />

Geräte des Kunden können sehr wohl zu unvorhergesehenen Nutzungsszenarien<br />

und neuen Risiken im Bereich Systemsicherheit und Integrität führen.<br />

Der OEM kann diese Risiken durch hohen Testaufwand mit guter Testtiefe<br />

(hier bieten sich automatisierte Testsysteme an), fehlertolerante Auslegung<br />

des Systems sowie strengen Sicherheitsaudits beherrschen.<br />

Ausblick<br />

Durch die drahtlose Anbindung kleinerer mobiler Geräte aus dem Consumer-<br />

Bereich werden sich mit Bluetooth im Fahrzeugbereich auch künftig interessante<br />

Anwendungen für den Nutzer realisieren lassen. Sollte die breite<br />

Einführung von HFP mit gleichzeitigem Telefonbuchzugriff in Fahrzeugen<br />

wie Mobiltelefonen wie geplant gelingen, werden auch weitere Anwendungsfälle<br />

und Funktionen Eingang in die Baureihen finden.<br />

Nach anfänglichem Marketing-Hype und der zwangsläufig großen Enttäuschung<br />

über schleppende Standardisierung und Funktionsverfügbarkeit in<br />

Endgeräten scheint genau jetzt ein günstiger Zeitpunkt für die Integration von<br />

Bluetooth in das Fahrzeug gekommen zu sein. Die Technik ist ausgereift,<br />

seine Einsatzgebiete sind definiert und alle beteiligten Industrien haben ein<br />

hinreichend gutes Verständnis für das Zusammenwirken von Automobilindustrie,<br />

Standardisierungsgremien und Herstellern mobiler Geräte entwickelt.<br />

Die Beteiligten können heute von den Entwicklungen und Erfahrungen<br />

der Vergangenheit profitieren, indem sie Bluetooth erfolgreich in das Fahrzeug<br />

integrieren und eine solide und sichere, aber dennoch zügige Weiterentwicklung<br />

der Technik im Fahrzeug vorantreiben. Auch die <strong>Berner</strong> & <strong>Mattner</strong><br />

Systemtechnik GmbH wird weiterhin aktiv in diesem Feld agieren.<br />

Dipl.-Ing. Holger Lenz wechselte nach mehrjähriger<br />

Tätigkeit als Softwareentwickler und<br />

Systemingenieur in der Luftfahrtbranche im<br />

Jahr 2000 in den Fachbereich Automotive der<br />

<strong>Berner</strong> & <strong>Mattner</strong> Systemtechnik GmbH. Er<br />

ist im Unternehmen für die Leitung und Durchführung<br />

von Projekten im Themengebiet Bluetooth<br />

verantwortlich. In dieser Eigenschaft ist<br />

er ebenfalls mehrjähriges Mitglied der Bluetooth<br />

SIG Car Working Group.<br />

<strong>Berner</strong> & <strong>Mattner</strong> Systemtechnik GmbH<br />

@ www.bms.de

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