30.11.2012 Aufrufe

alt - Deutsche Ullrich-Turner-Syndrom Vereinigung e.V.

alt - Deutsche Ullrich-Turner-Syndrom Vereinigung e.V.

alt - Deutsche Ullrich-Turner-Syndrom Vereinigung e.V.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

2.2009<br />

magazin der<br />

turner-syndrom-vereinigung deutschland e. v.<br />

ullrich-turner-syndrom-nachrichten<br />

Stark im Alter<br />

Das lesen Sie unter anderem:<br />

Spenden für das CD-Projekt erwünscht<br />

Ein Besuch bei der ACHSE<br />

Wer bin ich? Ein Workshop mit Marlene Klose<br />

Das Lymphödem: Diagnose und Therapie<br />

Älter werden mit dem <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />

Von der Eitelkeit der Schwerhörigen


Beinversorgung<br />

Armversorgung<br />

ELVAREX ® in der Lymphtherapie –<br />

stark in Wirkung und Leistung<br />

Wünschen Sie weitere<br />

Informationen<br />

zu JOBST ® ELVAREX ® ?<br />

BSN-JOBST Infoline:<br />

0 28 22-6 07-0<br />

■ Effiziente Kompression für jeden Patienten.<br />

■ Angenehmer Tragekomfort durch<br />

luftdurchlässiges, atmungsaktives Gestrick.<br />

■ Individuelle Passform durch Maßanfertigung<br />

und Flachstricktechnik mit Naht.<br />

BSN-JOBST GmbH<br />

Beiersdorfstraße 1<br />

46446 Emmerich am Rhein<br />

www.jobst.de<br />

JOBST – a brand of<br />

Das <strong>Syndrom</strong> wurde nach dem amerikanischen Arzt<br />

Henry <strong>Turner</strong> und dem deutschen Kinderarzt Otto<br />

<strong>Ullrich</strong> benannt. Das <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> ist eine<br />

Fehl verteilung oder strukturelle Veränderung der<br />

Ge schlechtschromosomen, von der nur Mädchen<br />

beziehungsweise Frauen betroffen sind und tritt mit<br />

einer Häufigkeit von etwa 1 zu 2500 Geburten auf.<br />

Was ist das <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>?<br />

Eines der beiden Geschlechtschromosomen (XX) fehlt<br />

durchgehend oder nur in einem Teil aller Körperzellen,<br />

oder aber das zweite X-Chromosom ist struk turell ver-<br />

ändert. Das <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> kann nicht er erbt<br />

werden. Die verursachenden Faktoren sind noch unbe-<br />

kannt. Die Auswirkungen kön nen individuell sehr ver-<br />

schieden sein. Die Leitsymptome sind der Kleinwuchs<br />

(im Durchschnitt etwa 1,47m ) und die Unfruchtbarkeit<br />

aufgrund einer zu geringen Entwicklung der Eierstöcke.<br />

Hier ist eine Behandlung mit Wachstumshormonen<br />

und Östrogenen möglich. Dazu können weitere, heute<br />

be handel bare Probleme kommen (Herz fehler, soge-<br />

nanntes Flügelfell, Nierenprobleme, Lymphödeme).<br />

Betroffene Mädchen und Frauen sind normal intel-<br />

ligent und können ein eigenständiges Leben füh ren,<br />

zu dem in vielen Fällen heute auch eine Partnerschaft<br />

gehört. Psychische Probleme im Sinne eines geringeren<br />

Selbstwertgefühls, Unsicherheit im Um gang mit<br />

dem eigenen Körper und ähnliches sind nicht selten,<br />

aber kein unvermeidbares Schicksal. Der Kontakt mit<br />

anderen Betroffenen oder auch professionelle Beratung<br />

kann dabei weiter helfen.<br />

Die <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> Deutschland e. V. hat<br />

es sich zur Aufgabe gemacht, betrof fenen Mäd chen,<br />

Frauen und Schwangeren, die von der Diagnose erfah-<br />

ren haben, zu helfen. Durch Erfahrungsaustausch und<br />

Aufklärung machen wir Schwan geren Mut, das Kind<br />

mit <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> auszutragen. Wir geben<br />

der Behinderung ein Gesicht. Wir wollen Vorurteile ab-<br />

bauen, Informationslücken schließen und das öffent-<br />

liche Interesse wecken. Das <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />

darf nicht länger ein Ab trei bungsgrund sein. Wir finden,<br />

dass wir als Betrof fene sehr gut mit der Behinderung<br />

leben können.<br />

Wir sind eine gemeinnützige, ehrenamtlich tätige Sel-<br />

bst hilfeorganisation. Wir fi nan zieren uns ausschließ-<br />

lich über Spenden und Mitgliedsbeiträge. Deswegen<br />

freuen wir uns, wenn Sie unsere Arbeit durch Spenden<br />

et cetera unterstützen. Unsere Kontakt adres sen fin-<br />

den sie im Impressum.<br />

3


Editorial<br />

Wer nicht gegen Alterungsprozesse ankämpft, sieht<br />

<strong>alt</strong> aus, so die Botschaft der Antiaging-Industrie. Sie<br />

wendet sich in erster Linie an die betuchten Alten, die<br />

sich eine Antiaging-Beratung leisten können und wollen,<br />

teure Kosmetika, Botox gegen F<strong>alt</strong>en und Vitaminpillen<br />

inklusive. Mit 50 Jahren aufwärts treiben<br />

Sie in einer Seniorengruppe Sport. Zahlungskräftige<br />

Seniorinnen und Senioren gehören zur Zielgruppe<br />

für das Wohnen im Alter in Senioren-Wohnanlagen.<br />

So sieht die heile Konsumwelt aus!<br />

Die Wirklichkeit sieht anders aus: immer mehr ältere<br />

Menschen können sich von ihrer Rente kaum einen<br />

Extra-Wunsch erfüllen und sind auf Jobs angewiesen.<br />

Immer mehr Rentner und Rentnerinnen brauchen<br />

Hilfe vom Sozialamt. Die Einkommensschere klafft<br />

auseinander. Gegen diese Schwarz-Weiß-Malerei<br />

haben wir etwas Konkretes entgegen zu setzen,<br />

zum Beispiel eine Gemeinschaft, die sich auch im<br />

Alter unterstützt. Könnte es sein, dass ein soziales<br />

Netzwerk die Handicaps im Alter ausgleicht? Die<br />

Autorinnen gehen dieser Frage nach. Es werden die<br />

Faktoren, die Handicaps im Alter positiv beeinflussen,<br />

von den Autorinnen deutlich angesprochen. Bettina<br />

und Barbara berichten von ihren Erfahrungen als<br />

Hörgeräteträgerinnen. Die Autorinnen sparen auch<br />

nicht mit ihren Visionen von einem Leben im Alter. So<br />

sind anschauliche und anrührende Berichte daraus<br />

geworden. Herzlichen Dank dafür!<br />

Dorothee stellt sich als Mitglied vor. Sie erzählt uns,<br />

was sie antreibt, für unseren Verein aktiv zu sein. Ich<br />

wünsche ihr und Christiane viel Erfolg bei der Gruppengründung<br />

in Karlsruhe. Marlene Klose berichtet<br />

von ihrer Arbeit als Gest<strong>alt</strong>therapeutin in einem<br />

Workshop. Anhand des Berichtes können Leser und<br />

Leserinnen ihre Arbeit als Gest<strong>alt</strong>therapeutin gut<br />

nachvollziehen. Christine berichtet von ihrem Besuch<br />

bei ACHSE, der Allianz chronischer seltener Erkrankungen.<br />

Der Bericht und der Infokasten zu ACHSE<br />

machen neugierig auf die Website der ACHSE. Professorin<br />

Dr. med. Etelka Földi hat uns dankenswerter<br />

Weise ein Übersichtsreferat zum Thema Lymphödem<br />

und Therapie zur Verfügung gestellt. Ich bedanke<br />

mich auch für die Abdruckgenehmigung der dazu<br />

gehörigen Bilder. Als Patientin mit Lymphödem profitiere<br />

ich persönlich von der beschriebenen komplexen<br />

physikalischen Entstauungstherapie.<br />

Das Orgateam der <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong><br />

Deutschland e. V. lädt Mitglieder und Interessierte<br />

zum Jahrestreffen vom 11. bis 13. Juni 2010 in die<br />

Jugendburg nach Gemen ein. Wir freuen uns auf<br />

zahlreiche Anmeldungen. Die Termine für das<br />

Weibertreffen, dem Treffen für Mädchen mit <strong>Ullrich</strong>-<br />

<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>, ihren Schwestern und Freundinnen<br />

und das Wochenende für neue Eltern entnehmen Sie<br />

bitte dem Veranst<strong>alt</strong>ungskalender auf Seite 36.<br />

Das Hauptthema für die Ausgabe 1.2010 soll<br />

„Kinderwunsch — Wunschkind“ sein. Wie haben<br />

Sie sich von einem Lebensplan mit eigenen<br />

Kindern verabschiedet? Wie sehen Ihre Pläne<br />

mit Kindern aus? Wie wollen Sie sich den<br />

Kinderwunsch erfüllen? Welche Erfahrungen haben<br />

Sie mit der Reproduktionsmedizin gemacht? Das<br />

Redaktionsteam freut sich auf Ihre Zuschriften.<br />

Lassen Sie mal etwas von sich lesen!<br />

Ihre<br />

Redaktionsanschrift: Marlis Stempel.<br />

Böhmer Straße 4. 47249 Duisburg<br />

Fon: 02 03. 78 69 52<br />

E-Mail: redaktion@turner-syndrom.de<br />

Marlis Stempel<br />

Kerstin Subtil<br />

Angelika Bock<br />

Barbara<br />

Silke Flinder<br />

Kerstin Subtil<br />

Katrin<br />

Marlene Klose<br />

Christine<br />

Etelka Földi<br />

Antje<br />

Bettina von Hanffstengel<br />

Ellen<br />

Angelika Bock<br />

Bettina N.<br />

Margrit<br />

Barbara<br />

Bettina N.<br />

Dorothee<br />

Katharina<br />

3<br />

4<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

15<br />

16<br />

19<br />

20<br />

23<br />

25<br />

27<br />

29<br />

31<br />

32<br />

33<br />

35<br />

36<br />

37<br />

38<br />

39<br />

40<br />

Was ist das <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>?<br />

Editorial<br />

Neues vom Kindernetzwerk<br />

7. Internationale <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-Konferenz in Dänemark<br />

Nachruf auf Eva Pesch<br />

Ihre Hilfe ist gefragt! Ein Spendenaufruf zum CD-Projekt<br />

Neues aus dem Vorstand<br />

<strong>Syndrom</strong>tag in Heidelberg<br />

Wer bin Ich? Ein Workshop mit Marlene Klose<br />

Ein Besuch bei der Achse<br />

Das Lymphödem: Diagnose und Therapie<br />

Älter werden mit <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />

„Wer nicht <strong>alt</strong> werden will, muss sich jung hängen!“<br />

Perspektiven für das Alter<br />

Mit einem Lächeln <strong>alt</strong> werden<br />

Zufrieden im Alter<br />

Hilfe, ich werde <strong>alt</strong>!<br />

Von der Eitelkeit der Schwerhörigen<br />

Schwerer hören<br />

Dorothee stellt sich vor<br />

Leserbrief zum Thema Abtreibung<br />

Veranst<strong>alt</strong>ungskalender<br />

Danke<br />

Adressen<br />

Impressum<br />

Du sitzt in Deinem Zimmer<br />

inh<strong>alt</strong><br />

5


Neues vom Kindernetzwerk<br />

Ein Bericht von der Jahrestagung des Kindernetzwerkes von Kerstin Subtil<br />

Die Jahrestagung des Kindernetzwerkes stand unter<br />

dem Motto „Lobbyarbeit für Kinder und junge Menschen<br />

mit besonderen Bedürfnissen“. Sie fand am<br />

27. Juni 2009 in Aschaffenburg statt. Der Vorstand<br />

des Kindernetzwerkes, Professor Dr. med. Hubertus<br />

von Voss und der Geschäftsführer Raimund Schmid<br />

leiteten die Jahrestagung. Professor von Voss nahm<br />

Stellung zur Lobbyarbeit für Kinder mit besonderen<br />

Bedürfnissen im Hinblick auf die Gesundheitsreform.<br />

Er mahnte an, dass mehr Aufmerksamkeit auf dieses<br />

Thema gelenkt werden müsse. So sei beispielsweise<br />

das „Kindeswohl“ nicht definiert. In den Mittelpunkt<br />

stellte er die Problematik der Kinderpornographie,<br />

die zu einem Trauma bei den betroffenen Kindern<br />

führt. Das Kindernetzwerk möchte in Zukunft<br />

mehr die Migranten in den Blickpunkt rücken und<br />

sich für diese einsetzen. Das Kindeswohl soll dabei<br />

uneingeschränkt das Leitmotiv sein. Leider sei man<br />

auch durch den Dschungel der Gesetzgebung von<br />

seinen Zielen weit entfernt, betonte Professor von<br />

Voss. Er fordert mehr Gesetzestransparenz und die<br />

uneingeschränkte Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention.<br />

Als besonderen Gast konnte man Bundesjustizmini-<br />

sterin Brigitte Zypries begrüßen. Ihre Rede begann<br />

mit dem Hinweis auf das Grundgesetz, das in diesem<br />

Jahr seinen 60. Geburtstag feiert. Frau Zypries<br />

forderte die Überprüfung auf seine Tauglichkeit<br />

für die Herausforderungen der Zukunft. Sie stellte<br />

die Bedeutung der nachwachsenden Generation<br />

für die Gemeinschaft heraus und betonte dabei,<br />

dass diese einen ganz besonders unseren Schutz<br />

braucht. Ein weiterer Aspekt sei die Umsetzung des<br />

Gesetzesrechts durch die Jugendämter, so Frau<br />

Zypries. Sie wies auf die Todesfälle von Kindern<br />

durch Vernachlässigung hin, die in letzter Zeit durch<br />

die Presse gegangen sind. Frau Zypries erklärte,<br />

dass ihre Partei, die SPD, bereits nach der deutschen<br />

Einheit eine Verfassungsdiskussion angeregt hätte,<br />

der Vorschlag aber an CDU und CSU gescheitert<br />

sei. Es seien aber schon Verbesserungen im Kindesschutz<br />

erreicht worden, betonte Frau Zypries, zum<br />

Beispiel im Jahre 2000 mit dem Gesetz zur Ächtung<br />

der Gew<strong>alt</strong>. Als bedeutenden Punkt stellte sie das<br />

erweiterte Führungszeugnis heraus, das erst im Mai<br />

beschlossen wurde.<br />

Frau Zypries hat noch viele weitere Punkte ange-<br />

sprochen, über die ich hier nicht alle berichten kann.<br />

Die letzte Sprecherin war Marlene Rupprecht, eine<br />

Frau mit viel Energie und Herz, die in der Kinderkommission<br />

des <strong>Deutsche</strong>n Bundestages ist. Sie fordert<br />

einen Rahmen für eine gesunde Entwicklung der<br />

Kinder und ruft zu einem zusammenhängenden und<br />

systemübergreifenden Denken auf. Sie propagiert,<br />

dass jedes Kind ein Recht hat, seine Fähigkeiten zu<br />

entwickeln. Sie wünscht sich, dass Informationen von<br />

der Selbsthilfe auch an die Kinderkommission weitergeleitet<br />

werden und so eine Vernetzung entsteht.<br />

Bei Auffälligkeiten sollte Klartext gesprochen werden<br />

und auch die Eltern sollten mit einbezogen werden.<br />

Als letzten Punkt setzten wir uns in einem „World<br />

Café“ zusammen und tauschten uns über die Möglichkeiten<br />

des Engagements aus. Es ging besonders<br />

darum, praktische Ansätze zu finden, bei denen das<br />

Kindernetzwerk unterstützen kann. Informationen<br />

siehe auch www.kindernetzwerk.de<br />

Foto H. Kreutz<br />

Kerstin Subtil und ich hatten die Möglichkeit, dieses<br />

Mal an der Internationalen <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-Konferenz<br />

in Dänemark teilzunehmen. Endlich war die<br />

Entfernung überschaubar und zusätzlich wurden<br />

wir freundlicherweise von der Novo Nordisk Pharma<br />

GmbH unterstützt. Ich möchte hier einen persönlichen<br />

Eindruck vermitteln. Es ist geplant, eine kurze<br />

Zusammenfassung der Vortragsinh<strong>alt</strong>e auf die Webseite<br />

zu setzen. Wirklich ganz neue Erkenntnisse oder<br />

Themen gab es hier nicht.<br />

Die Konferenz startete mit einem Empfang beim<br />

Bürgermeister und dem für Gesundheitsfragen im<br />

Kopenhagener Rathaus zuständigen Dezernenten.<br />

Von hier an war die Tagungssprache Englisch. Es<br />

nahmen 178 Vertreter aus 23 Nationen teil: USA,<br />

Japan, Neuseeland, Mexiko, Australien, Großbritannien,<br />

Kanada, Iran, Kroatien, Tschechien, Frankreich,<br />

Schweiz und so weiter. Nach einem der berühmten<br />

Dänischen Büffets ging es auf eine Bootstour auf<br />

den Kanälen von Kopenhagen. Die ersten Kontakte<br />

wurden geknüpft und ich hatte die Freude, dass zwei<br />

betroffene Frauen, mit denen ich in der Vergangenheit<br />

E-Mail-Kontakt hatte, auch teilnahmen und wir<br />

uns nun das erste Mal persönlich sprechen konnten.<br />

Zudem war auch die uns bekannte Barbara aus der<br />

Schweiz dabei. Somit war der gesellschaftliche Teil<br />

des Treffens gerettet.<br />

Freitag fanden dann in Hörsälen der Universität<br />

Kopenhagen Vorträge zu vertrauten Themen wie<br />

„Kindheit und Adoleszenz“, „Diabetes und Knochen“,<br />

„Psychosoziale Aspekte — Studienergebnisse“ und<br />

Workshops für Eltern, Jugendliche und erwachsene<br />

Betroffene statt. Am Samstag ging es um die Themen<br />

„Den eigenen Blickwinkel verändern“, „Betreuung<br />

erwachsener Betroffener in Japan“, „Das Herz“,<br />

„Positive Effekte des Wachstumshormons“, „Tumorrisiko<br />

bei Y-Bruchstücken“ und Workshops zu den<br />

Themen „Blutdruck“, „Wachstumshormon“ und<br />

„Soziales Leben mit <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>“. Die Workshops<br />

waren Vorträge über Studienergebnisse. Ich<br />

selbst war in der Erwachsenengruppe und natürlich<br />

in dem Workshop über soziales Leben. Beide<br />

Workshops brachten wenig Neues, aber waren sehr<br />

aufbauend und motivierend. Am Sonntag wurde ein<br />

Preis der Australischen <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong><br />

an Dr. med. Claus H. Gravholt verliehen und<br />

die verschiedenen Organisationen berichteten über<br />

aktuell<br />

7. Internationale <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-Konferenz in Dänemark<br />

Ein Bericht von Angelika Bock über die 7. Internationale <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>- Konferenz in Kopenhagen vom 27. bis 30. August 2009<br />

ihre Aktivitäten, Ziele und Schwierigkeiten. Mein<br />

persönliches Fazit hier: Wir sind gar nicht so schlecht<br />

aufgestellt in Deutschland, aber vieles ist Routine<br />

geworden. Wir schauen mehr auf die Probleme als<br />

auf Erreichtes und die Erfolge. Alle hatten sehr<br />

ähnliche Ziele und Schwierigkeiten. Gute Informationen<br />

für die Eltern, Betroffenen und Ärzten bringen<br />

allen etwas. Manche Organisationen standen noch<br />

am Anfang ihrer Entwicklung. Die <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<br />

<strong>Vereinigung</strong> Großbritannien hat den unleugbaren<br />

Vorteil, eine hauptamtliche Stelle zu haben und kann<br />

dadurch auch rascher Dinge umsetzen. Eine Europäische<br />

Konferenz ist von ihnen geplant, aber es gibt<br />

noch keine genauen Informationen darüber.<br />

Neben dem inh<strong>alt</strong>lichen Teil gab es viele Gespräche<br />

und Kontakte in die verschiedensten Länder — auch<br />

endlich mal wieder mit den USA. Zwei echte „Highlights“<br />

waren für mich die amerikanische 63-jährige<br />

Frau mit <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>, die Verw<strong>alt</strong>ungsrichterin<br />

ist und ein Treffen mit drei eineiigen Zwillingspaaren<br />

mit <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>. Kerstin hat,<br />

denke ich, sehr schöne Fotos gemacht. Novo Nordisk<br />

Pharma GmbH hat diese Veranst<strong>alt</strong>ung im Ganzen<br />

und die Vertretung Deutschlands im Besonderen<br />

freundlicherweise unterstützt und ermöglicht, dass<br />

wir alle eine sehr gut organisierte Konferenz erlebt<br />

haben. Vielen Dank! Ein großer Dank gehört der<br />

Dänischen <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong>, die mit vielen<br />

engagierten Menschen sehr viel Arbeit investiert<br />

und eine gelungene Veranst<strong>alt</strong>ung organisiert hat.<br />

siehe auch www.turner-coppenhagen2009.dk<br />

7


Nachruf auf Eva Pesch * 27. April 1958 † 20. Mai 2009 von Barbara<br />

Die Frauengruppe Stuttgart und ich haben Eva bei<br />

einem Frauenwochenende in Worms kennen gelernt.<br />

Zuerst war sie recht schüchtern und zurückh<strong>alt</strong>end,<br />

reserviert könnte man fast sagen. Dann taute sie<br />

auf, erzählte und fasste den Vorsatz, einmal bei der<br />

Stuttgarter Gruppe vorbeizuschauen.<br />

Sie löste ihr Versprechen ein und war fortan nicht<br />

mehr aus der Stuttgarter Gruppe wegzudenken. Sie<br />

bereicherte unsere Gruppe auf vielfältige Weise als<br />

Freundin, Ratgeberin und wache Beobachterin des<br />

Gruppengeschehens. Auch das Leben der <strong>Turner</strong>-<br />

<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> Deutschland begleitete sie<br />

wohlwollend und kontinuierlich. Von Zeit zu Zeit<br />

erschienen auch Artikel in den <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<br />

<strong>Syndrom</strong>-Nachrichten von ihr, die immer auf große<br />

Beachtung und Resonanz stießen. Sie war gut aufgenommen<br />

und fühlte sich in dieser Gemeinschaft<br />

vieler Gleichgesinnter wohl, war anerkannt. Das tat<br />

ihr gut, sie schöpfte Vertrauen und konnte sich öffnen.<br />

Es war einfach schön, sie wachsen und zu sich<br />

kommen zu sehen — fabelhaft! Natürlich waren sie<br />

und wir uns der Zerbrechlichkeit und Vergänglichkeit<br />

dieser Situation bewusst, deshalb blicken wir sehr<br />

dankbar auf diese Zeit zurück und freuen uns, sie mit<br />

Eva erlebt zu haben. In solch guten, hellen Zeiten verdrängt<br />

man meist die dunklen Schatten, die sich über<br />

einem zusammenbrauen, einen immer wieder — auf<br />

welche Art auch immer — einholen können.<br />

Der erste von mehreren Krankenhausaufenth<strong>alt</strong>en<br />

im Evangelischen Krankenhaus Bad Dürkheim im<br />

November 2008 schien noch weniger dramatisch.<br />

Eva erholte sich wieder einigermaßen. Auf diesen<br />

folgten mit Unterbrechungen noch einige weitere,<br />

in deren Verlauf sich leider jedoch immer mehr<br />

abzeichnete, dass der Hautkrebs nach 15 Jahren<br />

zurückgekehrt war. Es hatten sich schon Metastasen<br />

gebildet. Es war klar, dass die Genesung von Eva sich<br />

sehr schwierig gest<strong>alt</strong>en würde, man aber immer<br />

noch hoffen könne. Nach verschiedenen Telefonaten<br />

besuchte ich Eva im Januar 2009 im Bad Dürkheimer<br />

Krankenhaus, auch ihre Mutter war gerade vom Pflegeheim<br />

auf dieselbe Station in dasselbe Zimmer wie<br />

Eva gebracht worden, weil beide es so wollten. Tief<br />

bewegt ob dieser traurigen Situation und mit dem<br />

Gefühl, nichts für Eva tun zu können, kehrte ich heim.<br />

Die Telefonate wurden dramatischer, die Gesundheit<br />

von Eva verschlechterte sich nach dem Tod ihrer<br />

geliebten Mutter zusehends schneller. Sie trug es mit<br />

sehr viel Geduld und Gelassenheit.<br />

Als ich sie im April, kurz nach ihrem Geburtstag,<br />

nochmals auf der Palliativstation besuchte, war sie<br />

körperlich schon sehr schwach, nahm aber meinen<br />

kurzen Besuch wahr. Sie freute sich, dass ich sie<br />

besuchte, strahlte — es war erstaunlich. Ich war sehr<br />

froh, sie noch einmal gesehen zu haben. Was mich<br />

in meiner Hilflosigkeit und Traurigkeit nach diesem<br />

Besuch etwas versöhnte, war die Tatsache, dass Eva<br />

in dieser letzten Phase, diesen letzten Tagen und<br />

Wochen keine Schmerzen hatte und dann am Ende,<br />

im Mai, friedlich einschlafen konnte. Ich war mehr<br />

oder weniger unvorbereitet, als ich an diesem Maitag<br />

den Anruf vom Hospiz in Ludwigshafen erhielt,<br />

in dem Eva ihre letzten Lebenstage verbrachte und<br />

musste mich am Handy erst mal fassen. Ein ganz<br />

seltsames Gefühl der Kälte und Leere ergriff mich.<br />

Eva war unwiderruflich von uns gegangen. Das war<br />

einfach sehr traurig!<br />

Erst bei der einen Monat später stattfindenden<br />

Urnenbestattung in Bad Dürkheim konnte ich das<br />

alles sortieren, damit klarkommen und meinen<br />

Frieden damit machen, dass Eva nicht mehr da ist.<br />

Die Urnenbestattung war sehr schön und würdevoll.<br />

Viele Bekannte, Verwandte, Freunde und ehemalige<br />

Arbeitskolleginnen nahmen von Eva Abschied. Wir<br />

werden sie nie vergessen und so wird sie immer in<br />

unseren Herzen weiterleben.<br />

Wie Sie vielleicht bereits wissen, sind wir als Vorstand<br />

bestrebt, die <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> Deutschland<br />

e. V. und das <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> bekannter<br />

zu machen und an die breite Öffentlichkeit zu gehen.<br />

Eure, Ihre Hilfe ist gefragt!<br />

Um unsere Arbeit jedoch ausweiten und verbes-<br />

sern zu können, benötigen wir die entsprechenden<br />

finanziellen Mittel. Wir finanzieren unsere Arbeit<br />

ausschließlich aus Spenden, Mitgliedsbeiträgen und<br />

Fördergeldern. Zudem arbeiten sämtliche Mitarbeiter<br />

und Mitarbeiterinnen ausschließlich ehrenamtlich,<br />

sodass die zeitlichen Möglichkeiten sehr<br />

begrenzt sind.<br />

Um Einnahmen zu erzielen, haben wir uns überlegt,<br />

Gedichte von betroffenen Frauen zu veröffentlichen.<br />

Dafür haben wir die Schauspielerin Judith Hildebrandt<br />

(bekannt aus TV-Serien wie „Marienhof“ und<br />

„Sturm der Liebe“) und den Berliner Musiker Friedemann<br />

Benner (schrieb unter anderem die Filmmusik<br />

zur VOX-Serie „Rund ums Rote Meer“ und wirkte<br />

bei der musikalischen Gest<strong>alt</strong>ung von „Shrek“ 1-3<br />

mit) gewinnen können. Anfang Januar war es dann<br />

soweit. Es wurde eine Demo-CD erstellt. Judith Hildebrandt<br />

hat Gedichte von Angelika Bock, Andreas<br />

Herms (Ehemann unserer Schriftführerin Sabine<br />

Herms) und Silke Flinder eingesprochen. Friedemann<br />

Benner hat uns seine Filmmusik kostenfrei zur Verfügung<br />

gestellt, die CD Aufnahmen geleitet und die<br />

Gedichte mit Musik unterm<strong>alt</strong>. Wir haben die CD auf<br />

unserem diesjährigen Gesamttreffen vorgestellt. Die<br />

Anwesenden hatten die Möglichkeit, Judith Hildebrandt<br />

persönlich kennenzulernen.<br />

Es ist, wie wir finden, eine wunderschöne und<br />

nicht nur für Kenner des <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>s<br />

absolut hörenswerte CD mit 18 Gedichten und<br />

einem kompletten Musikstück entstanden. Gerne<br />

können Sie sich an Angelika Bock, Beratungstelefon<br />

der <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> Deutschland<br />

e. V. 0 53 21. 38 11 45 oder an Silke Flinder Fon 030.<br />

66 46 01 01 oder an die Erste Vorsitzende Kerstin<br />

Subtil Fon 0 69 42 69 42 97 wenden und eine Hörprobe<br />

erfragen.<br />

Nun unser Anliegen an Sie, an Euch: Um die CD veröf-<br />

fentlichen zu können, benötigen wir natürlich Gelder.<br />

Wir würden uns daher sehr freuen, wenn jedes Vereinsmitglied<br />

oder Interessent einen für ihn tragbaren<br />

Betrag spenden würde. Wenn nur 300 Leute 10,00 €<br />

spenden, könnten wir wirklich starten!<br />

aktuell<br />

Ihre Spende ist steuerlich absetzbar.<br />

Zur Erleichterung der Spende ist hier noch einmal<br />

unsere Bankverbindung<br />

Empfänger<br />

<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> Deutschland e. V.<br />

Konto-Nummer 359 893<br />

Bankleitzahl 384 524 90<br />

Verwendungszweck: Spende CD Projekt<br />

HELFT UNS, DIESES GROßARTIGE PROJEKT<br />

WIRKLICHKEIT WERDEN ZU LASSEN!<br />

Vielen Dank im Voraus<br />

Es grüßt Euch, Sie herzlich<br />

Silke Flinder, Dritte Vorsitzende der<br />

<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> Deutschland e. V.<br />

9


Neues aus dem Vorstand Von Kerstin Subtil<br />

• Erweiterter Vorstand<br />

Bei den Unterstützerinnen des Vorstands haben<br />

sich zwei Änderungen ergeben: Der Schatzmeisterin<br />

Ingrid Reifenschneider steht Marielle Kuhlmann<br />

tatkräftig zur Seite. Gabriele Scheuring, die diese<br />

Aufgabe bis jetzt wahrgenommen hat, unterstützt<br />

nun unsere zweite Vorsitzende Bettina Schaefer.<br />

• Forschungsprojekt an der Universität Köln<br />

Das Forschungsprojekt, das in Kooperation mit Pro-<br />

fessor Dr. med. Eckhard Schönau und seinem Team<br />

an der Klinik und Poliklinik für Allgemeine Kinderheilkunde<br />

in Köln starten soll, nimmt konkrete Formen<br />

an. Wir hatten inzwischen ein weiteres Gespräch, bei<br />

dem wir verschiedene Dinge besprachen. Professor<br />

Schönau wird unabhängig von diesem Projekt<br />

ein F<strong>alt</strong>blatt zum Thema „Zusammenspiel zwischen<br />

Muskeln und Knochenstoffwechsel beim<br />

<strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>” entwerfen. Das F<strong>alt</strong>blatt<br />

soll bis November fertig gestellt werden und<br />

steht dann allen Interessierten zur Verfügung.<br />

Der Vorstand wird das F<strong>alt</strong>blatt bei Kongressen<br />

auslegen. Für das Projekt an sich stehen bereits<br />

Daten zur Verfügung, die ausgewertet werden. Es<br />

wird eine Veröffentlichung in Fachzeitschriften<br />

geben, bei der auch der Name der <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<br />

<strong>Vereinigung</strong> Deutschland und die Erblasserin<br />

erwähnt werden. Der Vorstand wird mit einem<br />

Rechtsanw<strong>alt</strong> einen Vertrag aufsetzen und dann<br />

Professor Schönau zur Unterschrift vorlegen. Wir<br />

haben Professor Schönau als Referenten für das<br />

Jahrestreffen 2010 eingeladen, um den Mitgliedern<br />

die Gelegenheit zu geben, ihn persönlich kennen zu<br />

lernen. Danach haben alle Mitglieder unserer <strong>Vereinigung</strong><br />

die Möglichkeit, sich von Professor Schönau<br />

persönlich beraten zu lassen. Dies kann per E-Mail<br />

oder bei einem persönlichen Termin in Köln erfolgen.<br />

• Ärztefortbildung 2010<br />

Da die Erbschaft höher ist als die Kosten für das<br />

Forschungsprojekt mit Professor Schönau, ist der<br />

Vorstand mit Frau Franzen und dem Notar übereingekommen,<br />

dass eine Fortbildung für Ärzte<br />

zum Thema <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> eine angemessene<br />

Verwendung ist. Diese Herausforderung<br />

wollen wir annehmen und für 2010 eine solche Fortbildung<br />

planen. Professor Schönau hat uns seine administrative<br />

Unterstützung zugesagt. Der Vorstand<br />

wird die verschiedenen Aufgaben aufteilen. Hierzu<br />

gehören sowohl die Organisation als auch das<br />

Beantragen weiterer Fördermittel und das Geneh-<br />

migungsverfahren zur Zulassung zur Vergabe von<br />

Fortbildungspunkten. Auf diese spannende Aufgabe<br />

freuen wir uns sehr.<br />

• Jahrestreffen 2010<br />

Das Jahrestreffen 2010 wird in der Jugendburg<br />

Gemen vom 11. bis 13. Juni stattfinden. Das Organisationsteam<br />

konzentriert sich auf die Programmgest<strong>alt</strong>ung.<br />

Da wir schon öfter dort waren und<br />

sich die Organisation eingespielt hat, kann auf ein<br />

Vortreffen dort verzichtet werden, was Kosten<br />

spart. Wir haben das Angebot ein wenig reduziert.<br />

Es ist dennoch vielseitig. Einige Wünsche aus dem<br />

Plenum des letzten Jahrestreffens können wir für<br />

das Jahrestreffen 2010 nicht berücksichtigen, um<br />

Kosten zu sparen. Dies ist notwendig, weil die Fördergelder<br />

der Krankenkassen deutlich geringer geworden<br />

sind. Die Kosten für die ReferentInnen setzen<br />

sich aus Honorar-, Reise- und Übernachtungskosten<br />

zusammen. Der einzige Posten, den wir beeinflussen<br />

können, sind die Reisekosten. Deshalb achten wir<br />

darauf, ReferentInnen einzuladen, die keine lange<br />

Anfahrt haben. Im Jahr 2011 wird das Jahrestreffen<br />

vom 27. bis 29. Mai in Oberwesel stattfinden. Dort<br />

sollen die Wünsche berücksichtigt werden, die im<br />

Jahr 2010 nicht erfüllt werden konnten. Wir sind uns<br />

sicher, dass jeder etwas für sich mitnehmen kann.<br />

• CD-Projekt<br />

Dieses Projekt schreitet weiter voran. Wir sind<br />

engagiert auf der Suche nach Sponsoren und einem<br />

Partner für den Vertrieb. Lisa Eppinger wurde mit<br />

der Erstellung eines Kostenvoranschlags für die<br />

Gest<strong>alt</strong>ung des Booklets, der CD und der CD-Hülle<br />

beauftragt.<br />

• Leseprobe Chronik<br />

Auf der Webseite www.turner-syndrom.de unter der<br />

Rubrik <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-Nachrichten wurde<br />

eine Leseprobe der Chronik eingestellt. Die komplette<br />

Chronik kann zu einem Kostenbeitrag von<br />

12,00 € bei Melanie Becker-Steiff geschaeftsstelle@<br />

turner-syndrom.de bestellt werden.<br />

• Neue Regionalgruppe<br />

Wir freuen uns, dass sich in Karlsruhe eine neue Regi-<br />

onalgruppe gründet. Christiane und Dorothee Kneib<br />

nehmen die Organisation in die Hand.<br />

• Buchprojekt<br />

Schon vor einem Jahr hatte der Vorstand ein Buch<br />

über die Erfahrungen mit Ärzten und dem täglichen<br />

Umgang mit dem <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> geplant.<br />

Dafür haben wir in den <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<br />

Nachrichten geworben und um Zuschriften von<br />

Eltern und Betroffenen gebeten. Leider haben wir<br />

bisher aber nur wenige Zuschriften erh<strong>alt</strong>en. Mit<br />

diesem Buch verfolgen wir zwei Ziele, nämlich die<br />

Aufmerksamkeit der Ärzte zu gewinnen und Einnahmen<br />

für die <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong><br />

Deutschland. Wir würden uns sehr freuen, wenn wir<br />

das Buch herausbringen könnten! Was Angelika Bock,<br />

Silke Flinder und Judith Hildebrandt mit der CD vogemacht<br />

haben, das können wir alle auch! Mädchen und<br />

Frauen aller Altersstufen und auch Eltern, Ihre/Eure<br />

Erfahrungen sind gefragt! Alle persönlichen Daten<br />

werden selbstverständlich anonymisiert.<br />

Wenn Sie Fragen oder Anregungen zu dem Buchpro-<br />

jekt oder Interesse daran haben, sich an dem Buch<br />

durch einen oder mehrere Beiträge zu beteiligen,<br />

melden Sie sich bitte recht zahlreich bei Kerstin<br />

Subtil unter der E-Mail-Adresse erste-vorsitzende@<br />

turner-syndrom.de.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong><br />

Deutschland e. V.<br />

Der Vorstand<br />

der vorstand informiert<br />

<strong>Syndrom</strong>tag in Heidelberg von Katrin<br />

Die <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> Deutschland e. V.<br />

präsentierte sich am „<strong>Syndrom</strong>tag“. Am 20. und 21.<br />

Juni 2008 drehte sich im Hörsaal der Medizinischen<br />

Klinik an der Universität Heidelberg alles um das<br />

Schwerpunktthema „Kinder mit neurogenetischen<br />

<strong>Syndrom</strong>en“.<br />

Veranst<strong>alt</strong>er war das Institut für Humangenetik<br />

in Zusammenarbeit mit der Pädiatrie im Zentrum<br />

für Kinder- und Jugendmedizin und Unterstützung<br />

der Akademie Humangenetik in der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Gesellschaft für Humangenetik e. V. Umrahmt<br />

wurden die Tage von einer Ausstellung, an der sich<br />

verschiedene Pharmafirmen und Selbsthilfegruppen<br />

beteiligten. Die <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong><br />

Deutschland e. V. bot an ihrem Stand Broschüren<br />

und Flyer an, die einiges Interesse fanden. Bettina<br />

Sch., Regina und Katrin konnten an beiden Tagen als<br />

Betreuer des Informationsstandes neue Kontakte<br />

knüpfen.<br />

11


Foto Marlis Stempel<br />

Bei den Workshops h<strong>alt</strong>e ich keine ausgefeilten<br />

Referate. Im Sinne des Wortes „Workshop“ biete<br />

ich etwas an, bei dem die Teilnehmerin entscheiden<br />

kann, ob sie mit meinen Gedanken- und Übungsangeboten<br />

etwas anfangen kann und mit ihnen für<br />

sich etwas Neues erarbeiten kann. Shop bedeutet:<br />

Angebot und Work bedeutet: die Teilnehmerin, der<br />

Teilnehmer ist aktiver Partner in dem Erarbeitungsprozess.<br />

Im Vorfeld habe ich mir natürlich viele<br />

Gedanken gemacht und will sie gerne mit Euch teilen.<br />

1 Wer bin ich?<br />

Dies ist eine Frage, mit der sich jeder Mensch immer<br />

mal wieder befasst. Und sie ist auch für mich spannend,<br />

da wir uns immer neu entdecken können. Wir<br />

wachsen und verändern uns ja immer wieder.<br />

2 Welche Rolle spielt das <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />

in meinem Leben?<br />

Das <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> ist zunächst einmal<br />

ein <strong>Syndrom</strong>. Es ist sozusagen eine Mischung von<br />

verschiedenen Symptomen, die zusammen ein<br />

„Krankheitsbild“ ergeben. So ein Misch-Masch lockt<br />

mich, es auseinander zu nehmen. So sehe ich vier<br />

wesentliche Symptome: die Störung bei den weiblichen<br />

Geschlechtschromosomen, der Kleinwuchs,<br />

die Kinderlosigkeit, verschiedene gesundheitliche<br />

Beeinträchtigungen.<br />

Wenn ich nur auf das ganze <strong>Syndrom</strong> schaue, fühle<br />

ich mich überfordert, hilflos und tue mir leid. Durch<br />

das Auseinandernehmen präzisiere ich das Problem,<br />

kann es genauer anschauen, mit ihm umgehen und<br />

Lösungen finden. Ich beginne zu agieren. Ich sehe<br />

zum Beispiel, dass das Problem der Kinderlosigkeit<br />

die Frauen mit <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> mit vielen<br />

anderen Frauen teilen. Was machen diese? Wie gehen<br />

diese damit um? Kleinwüchsige gibt es viele. Diese<br />

entzückende Schauspielerin Judith Hildebrandt, die<br />

wir am Jahrestreffen genießen konnten, ist auch<br />

nicht größer als 1,50 m. Wie geht sie mit ihrer Größe<br />

um? Die Störungen der Geschlechtschromosomen<br />

sind auch sehr unterschiedlich. So kenne ich zum<br />

Beispiel eine Frau mit <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>, die ein<br />

Baby bekommen hat. Auch andere gesundheitliche<br />

Störungen kommen, wie ich weiß, bei vielen von<br />

Euch vor. Diese schaut ihr ohne großen Groll an und<br />

versucht gut, mit ihnen umzugehen.<br />

aktuell<br />

Wer bin ich?<br />

Workshop mit Marlene Klose beim Jahrestreffen 2009 in Heidelberg<br />

Ein Bericht von Marlene Klose<br />

3 In wieweit bin ich <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>?<br />

Wenn ich die Gesamtheit des <strong>Syndrom</strong>s auf<br />

mich wirken lasse, ist es weniger übersichtlich.<br />

Betrachte ich es differenziert, komme ich besser<br />

klar. Schaue ich genau hin, befrachte ich das <strong>Ullrich</strong>-<br />

<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> nicht damit, ein Sammelbegriff für<br />

allen Mist in meinem Leben zu sein. Es gibt Dinge,<br />

die ich annehmen muss, betrauern kann. Es gibt<br />

Probleme und Aufgaben, die bewältigt werden wollen.<br />

Ich kann leichter zu mir stehen und finde mich<br />

normal. Es gibt auch andere Frauen und Menschen,<br />

die Probleme haben.<br />

4 Kann ich etwas Positives darin entdecken?<br />

Das Beste, das die Frauen mit <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />

haben, ist der Verein. Ich habe schon oft gesagt, dass<br />

ich jedem Menschen so eine unterstützende Selbsthilfegruppe<br />

wünschen würde.<br />

Hier ist die Frage „Wer bin ich?“ gut aufgehoben,<br />

denn in den Seminaren, Workshops, Jahrestreffen<br />

und Weibertreffen geht ihr gut miteinander um.<br />

Natürlich nicht ohne Konflikte. Die müssen natürlich<br />

gelöst werden. Ihr nehmt Euch Zeit. Ihr nehmt Euch<br />

in den Workshops, die ich mit Euch erlebt habe, liebevoll<br />

wahr und tauscht dabei Eure Erfahrungen aus.<br />

Das ist ein lebenswichtiger Prozess: Mich als Frau mit<br />

<strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> annehmen, mich als Frau<br />

annehmen, mich annehmen, wie ich bin.<br />

5 Wer bin ich ? Die fünf Säulen der Identität<br />

Die Frage nach der Identität ist eine zutiefst mensch-<br />

liche Frage, die uns alle betrifft. In dem Modell der<br />

fünf Säulen der Identität werden fünf Bereiche, in<br />

denen wir unser Ich erfahren, beschrieben:<br />

Die Leiblichkeit Alles, was unseren Körper betrifft:<br />

Gesundheit, Krankheit, Aussehen, Wohlbefinden.<br />

Das soziale Netz meine nahen Beziehungen, Menschen,<br />

die mir nahe und bedeutsam sind<br />

Arbeit, Leistung, Freizeit Wie ist meine Arbeitsleistung?<br />

Wie belastbar bin ich? Habe ich Erfolgserlebnisse?<br />

Der ökologische Raum Heimat, materielle Sicherheit.<br />

Fühle ich mich in meiner Umgebung zuhause? Werte<br />

und Überzeugungen: Welche Werte sind für mich<br />

wichtig? Habe ich Visionen und Träume?<br />

13


Die fünf Säulen der Identität<br />

1. Säule<br />

Leiblichkeit<br />

Wie ist es mit meiner<br />

Gesundheit, Krankheit,<br />

Wie finde ich mein Aussehen?<br />

Wie wohl fühle ich mich<br />

in meiner Haut?<br />

2. Säule<br />

Das soziale Netz<br />

Wie stabil sind meine<br />

sozialen Bindungen?<br />

Habe ich Menschen, die<br />

für mich bedeutsam<br />

und wichtig sind?<br />

Das Bild der fünf Säulen nach Fritz Perls, dem Begründer<br />

der Gest<strong>alt</strong>therapie, meint, dass jeder Bereich<br />

zur Identität gehört, sie bildet und stützt. Bei Problemen<br />

in einem Bereich können Stärken im anderen<br />

Bereich stützen. Wichtig war uns bei der Arbeit<br />

auch, Ressourcen und Kraftquellen in den einzelnen<br />

Bereichen zu erkennen. Deutlich wurde, dass das<br />

<strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> im Bereich der Leiblichkeit<br />

als Belastung auftritt. Manchmal auch im Bereich<br />

der Arbeit. Aber im Bereich des sozialen Netzes wird<br />

die <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> Deutschland als<br />

Stabilisierung empfunden. Unzählige nahe Freundschaften<br />

sind hier entstanden. Auch im Bereich der<br />

Werte und Überzeugungen findet man eine positive<br />

Resonanz zur <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> Deutschland.<br />

Sich annehmen, den anderen annehmen, wie<br />

er/sie ist, hat durchaus einen sehr hohen religiösen<br />

Wert. Bei dem Workshop habe ich ein Arbeitsblatt<br />

verwendet, das die Fragen zu diesen Bereichen graphisch<br />

zusammenstellt. Dies lege ich noch bei.<br />

Marlene Klose, Heilsbronn, August 2009<br />

3. Säule<br />

Arbeit, Leistung,<br />

Freizeit<br />

Wie ist meine<br />

Arbeitsleistung?<br />

Habe ich berufliche<br />

Erfolgserlebnisse?<br />

Bin ich überfordert,<br />

überlastet?<br />

4. Säule<br />

ökologischer Raum -<br />

Heimat<br />

Wie steht es mit der<br />

materiellen Sicherheit?<br />

Habe ich genug<br />

zum Leben?<br />

Fühle ich mich fremd<br />

in meiner Umgebung<br />

oder gehöre ich dazu?<br />

5. Säule<br />

Werte und<br />

Überzeugungen<br />

Was ist für mich<br />

wichtig?<br />

Wie ist meine<br />

Lebensphilosophie?<br />

Ist meine Religion ein<br />

sicherer Boden, oder<br />

habe ich im Moment<br />

keinen Zugang dazu?<br />

Habe ich Visionen<br />

und Träume?<br />

Ein Besuch bei der ACHSE Ein Bericht von Christine<br />

Die Allianz chronischer seltener Erkrankungen,<br />

ACHSE, ist ein Netzwerk von zur Zeit 91 Patientenorganisationen,<br />

in dem auch die <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<br />

<strong>Vereinigung</strong> Deutschland e. V. Mitglied ist. Die ACHSE<br />

gibt es seit 2005. Die ACHSE gibt den betroffenen<br />

Menschen in der Gesellschaft eine Stimme. Die<br />

ACHSE berät betroffene Menschen und deren Angehörige.<br />

Sie ist Anlaufstelle für Menschen, die auf<br />

der Suche nach Mitbetroffenen beziehungsweise<br />

einer Patientenorganisation sind. Sie hilft bei der<br />

Expertensuche, unterstützt bei der Vorbereitung<br />

von Arztbesuchen , soweit wie möglich auch mit<br />

Tipps bei gesetzlichen Fragen. Im Aufbau befindet<br />

sich die „achse.info“, eine Datenbank, die patientenorientierte<br />

Krankheitsbeschreibungen aufnimmt<br />

und Foren, in denen sich Betroffene, Mediziner und<br />

Medizinerinnen austauschen können. Seit einem<br />

Jahr gibt es den „ACHSE-Lotsen“, einer Ärztin, die<br />

Mediziner und Medizinerinnen bei der Suche nach<br />

einer Diagnose unterstützt.<br />

weitere Informationen unter: www.achse-online.de<br />

www.achse.info.de<br />

Im Juni machte ich mich auf den Weg von Bayern<br />

nach Berlin, um mir die Bundeshauptstadt genauer<br />

anzuschauen. Für mich stand fest: wenn ich schon<br />

einmal in Berlin bin, schaue ich im Büro der ACHSE,<br />

der Allianz chronischer seltener Erkrankungen,<br />

vorbei. Vor allem hatte ich die Absicht, deren Mitarbeiterin<br />

Saskia de Vries einmal persönlich kennenzulernen.<br />

Bisher kannte ich sie nur vom Telefon.<br />

Als ich bei der ACHSE ankam, wurde ich gleich sehr<br />

freundlich empfangen. Frau de Vries stellte mir sämtliche<br />

Mitarbeiter der ACHSE vor. Sie zeigte mir die<br />

wunderschönen Räumlichkeiten, von denen aus die<br />

Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen arbeiten. Anschließend<br />

lud Frau de Vries mich zum Essen in die Kantine<br />

ein. Sie erzählte mir über das Aufgabengebiet<br />

der ACHSE, was ich sehr interessant fand, da ich<br />

seit einiger Zeit daran arbeite, die ACHSE in Bayern<br />

bekannter zu machen. Der persönliche Besuch und<br />

das Gespräch mit Frau de Vries und den anderen<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind mir eine<br />

große Unterstützung dabei. Alles in allem hat sich<br />

der Besuch bei der ACHSE für mich gelohnt. Ich hoffe,<br />

dass ich bald wieder dorthin komme.<br />

aktuell<br />

15


Das Lymphödem: Diagnose und Therapie Ein Übersichtsreferat von Etelka Földi<br />

Das häufigste lymphologische Krankheitsbild ist<br />

das Gliedmaßenlymphödem — als eine eigenständige<br />

chronische Erkrankung — beruhend auf einer<br />

unzureichenden Funktion des Lymphgefäßsystems.<br />

Das Lymphdrainagesystem kann primär anlagebedingt<br />

beeinträchtigt sein oder sekundär durch<br />

verschiedene Erkrankungen beziehungsweise als<br />

Nebenwirkung operativer Eingriffe. Seltene Formen<br />

sind die mit kombinierten Gefäßmalformationen in<br />

Zusammenhang stehenden Krankheitsbilder wie<br />

chlyöse Ergüsse, Refluxe oder lymphocutane Fisteln<br />

sowie mit verschiedenen <strong>Syndrom</strong>en zum Beispiel<br />

<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>.<br />

Aus therapeutischer Sicht sind zum einen die Loka-<br />

lisation der Schädigung des Lymphdrainagesystems<br />

(Lymphkapillaren, Lymphkollektoren, Lymphknoten<br />

und Lymphstämme), zum anderen das Alter der<br />

Betroffenen die wichtigsten Gesichtspunkte außer<br />

bösartigen Prozessen.<br />

Ursache und Lokalisation der Schädigung des<br />

Lymphdrainagesystems beim primären und sekundären<br />

Gliedmaßenlymphödem.<br />

1 Primäres Lymphödem<br />

• Angeborenes Fehlen der Lymphkapillaren<br />

• Vermindertes Wachstum oder Erweiterung der<br />

Lymphsammelgefäße<br />

• Fehlentwicklung oder Fehlen der Lymphstämme<br />

• Fehlen der Lymphknoten<br />

• Lymphknotenfibrose<br />

2 Sekundäres Lymphödem<br />

Verschluss der Lymphkapillaren sowie Kapillaropathie<br />

bei verschiedenen internistischen Erkrankungen<br />

Verschluss/Unterbrechung/Dilatation der Kollektoren:<br />

Postoperativ; posttraumatisch; künstlich herbeigeführt;<br />

Bestrahlung; postinfektiös.<br />

Verschluss/Ruptur der Lymphstämme: Bösartige<br />

Prozesse; posttraumatisch; postoperativ.<br />

Ein unbehandeltes Extremitätenlymphödem schreitet,<br />

der Krankheitslehre folgend, voran. Nach der<br />

Internationalen Stadieneinteilung des Lymphödems<br />

unterscheiden wir:<br />

Latenzstadium<br />

Klinisch keine Schwellung feststellbar. Die Transportkapazität<br />

des Lymphdrainagesystems ist bereits<br />

beeinträchtigt; das Lymphszintigramm ist pathologisch.<br />

Stadium I<br />

Ödem von weicher Konsistenz; Hochlagerung reduziert<br />

die Schwellung.<br />

Stadium II<br />

Chronische Schwellung mit sekundären Gewebsveränderungen;<br />

Konsistenzvermehrung des suprafascialen<br />

Raumes; Hochlagerung ohne Wirkung.<br />

Stadium III<br />

Die Schwellung hat elephantiastisches Ausmaß<br />

angenommen mit ausgeprägten Verhärtungen der<br />

Haut- und Unterhaut, gelegentlich auch mit extremer<br />

Fettgewebsvermehrung. Die Deformierung der<br />

Extremitäten kann häufig lobulär sein, einzelne<br />

Hautpartien betreffen.<br />

Therapie des Gliedmaßenlymphödems<br />

Das Ziel der Therapie ist es, die Krankheit in das<br />

Latenzstadium oder zumindest in das Stadium I des<br />

Lymphödems zurückzuführen. Die Therapiemaßnahmen<br />

bezwecken<br />

• Verbesserung des gestörten Lymphabflusses,<br />

• Erweichung der Gewebsverhärtungen,<br />

• das vermehrte Bindegewebe zu reduzieren,<br />

• Aufhebung oder Verbesserung der Funktions-<br />

defizite der Extremitäten.<br />

Bei der überwiegenden Mehrzahl der Patienten ist<br />

die Methode der Wahl die komplexe physikalische<br />

Entstauungstherapie (KPE: Manuelle Lymphdrainage,<br />

Kompressionstherapie mittels lymphologischen<br />

Kompressionsbandagen und Kompressionsstrümpfen,<br />

Krankengymnastik und Dermatologika). Ihre<br />

Effektivität hängt von der aufeinander abgestimmten<br />

adäquaten Dosierung der einzelnen Maßnahmen<br />

ab unter Berücksichtigung der Lokalisation der Stelle<br />

der Schädigung des Lymphdrainagesystems.<br />

Die komplexe physikalische<br />

Entstauungstherapie<br />

1 Manuelle Lymphdrainage<br />

Sie beinh<strong>alt</strong>et zum einen eine weiche Massagetechnik<br />

mit stehenden Kreisen — Dreh- und Pumpgriffen<br />

— und diese werden überwiegend zentral von dem<br />

lymphostatischen Gebiet angewandt. Zur Lockerung<br />

fibrosklerotisch verhärteter Areale werden manuelle<br />

Techniken aus der klassischen Massage, und zwar die<br />

Zweihandpetrissage nach Hoffa in abgewandelter<br />

Form eingesetzt. Die Tiefenwirkung der Handgriffe<br />

beschränkt sich auf den suprafascialen Raum.<br />

2 Kompressionstherapie<br />

Sie erfolgt mittels Kompressionsbandagen und Kom-<br />

pressionsstrümpfen.<br />

a) Kompressionsbandagen<br />

Die Kompressionsbandagen werden überwiegend<br />

während der Phase I der KPE angewandt und haben<br />

vielfältige Wirkungen.<br />

• Mechanischer Druck<br />

Die Druckdosierung erfolgt individuell. Die textilelastischen<br />

Binden sichern den gewünschten hohen<br />

Arbeits- und niedrigen Ruhedruck.<br />

• Wärmeisolierung<br />

Die zur Polsterung verwendeten Stoffe bewirken eine<br />

Erwärmung, die Hauttemperatur erhöht sich unter<br />

der Bandage um 4 bis 6 Grad (chinesischer Wärmetherapieeffekt).<br />

• Unebene Polstermaterialen in Verbindung mit<br />

Bewegung üben einen Mikromassageeffekt aus.<br />

b) Kompressionsstrümpfe<br />

Die lymphologische Kompressionsstrumpfversorgung<br />

muss folgende Anforderungen erfüllen:<br />

• Maßanfertigung<br />

• Genaue Passform<br />

• Wenig dehnbares Kompressionsstrumpfmaterial<br />

• Grobmaschige Webart<br />

• Um eine dauerhafte therapeutische Wirkung zu<br />

gewähren, müssen die Kompressions strümpfe in<br />

Abständen von 6 Monaten erneuert werden.<br />

• Aus hygienischen Gründen ist die Simultanverordnung<br />

von Erst- und Zweitversorgung wünschenswert.<br />

3 Krankengymnastik und Bewegung (aktive und<br />

passive Therapieformen)<br />

Das Zusammenwirken der Gelenks- und Muskel-<br />

pumpe mit der Kompression von außen fördert die<br />

physiologische Lymphdrainage. Bei Patienten mit<br />

Gliedmaßenlymphödemen ohne Funktionsstörung<br />

der Extremitäten ist eine ausreichende Bewegung<br />

und sportliche Lebensweise ausreichend. Spezielle<br />

Krankengymnastik bezweckt die Wiederherstellung<br />

der gestörten Funktion der Gelenke und die Schulung<br />

von Ersatzfunktionen bei nicht rückbildungsfähigen<br />

Störungen. Die Krankengymnastik soll als Einzelbehandlung<br />

erfolgen. Hierbei sind die folgenden<br />

Techniken zu erwähnen: isometrisches Dehnen der<br />

Muskeln (propriozeptive neuromuskuläre Fazilitation,<br />

PNF), manuelle Therapie, Methode nach Cyriak,<br />

Behandlungstechniken der Wirbelsäule und Extremitätengelenke<br />

nach Meitland und anderen.<br />

4 Dermatologika<br />

Die Hautpflege bezweckt die Vorbeugung entzünd-<br />

licher Prozesse wie Wundrose, Pilzinfektionen,<br />

Abszess, Haarbalgsentzündungen und so weiter.<br />

Die Grundpflege umfasst Feuchtigkeits- und Fettzufuhr<br />

mit unparfümierten, nicht allergisierenden<br />

Produkten. Bei trockener, schuppiger Haut mit<br />

allergischen Reaktionen oder Pilzinfektion kommen<br />

Antiallergika, Antimykotika und Wundsalben zur<br />

Anwendung. ¬<br />

aktuell<br />

17


Zwar ist das Gliedmaßenlymphödem ein chronisches<br />

Krankheitsbild, eine vollständige Heilung ist nicht<br />

erreichbar. Trotzdem kann durch geeignete Therapie<br />

und bei guter Mitarbeit der Betroffenen eine nahezu<br />

normale Lebensweise geführt werden. Dementsprechend<br />

sind die Therapieziele bei Kindern: Sicherung<br />

der Schul- und Berufsausbildung und der Erwerbsfähigkeit<br />

im Erwachsenen<strong>alt</strong>er; bei Erwachsenen<br />

die Erh<strong>alt</strong>ung der Berufs- und Erwerbsfähigkeit und<br />

Vermeidung der Pflegebedürftigkeit; im Alter die<br />

Vermeidung der Pflegebedürftigkeit und Erh<strong>alt</strong> der<br />

Selbstständigkeit.<br />

Anschrift der Verfasserin<br />

Professorin Dr. med. Etelka Földi<br />

Chefärztin<br />

Földiklinik, Fachklinik für Lymphologie<br />

Rösslehofweg 2-6<br />

D-79856 Hinterzarten<br />

E-Mail: foeldi@foeldiklinik.de<br />

Die Földiklinik stellte dankenswerterweise die Fotos<br />

und die Grafk zur Verfügung.<br />

siehe auch<br />

• Michael Földi, Etelka Földi: Das Lymphödem<br />

und verwandte Krankheiten. Vorbeugung und<br />

Behandlung. Urban & Fischer in Elsevier, 9. überarb.<br />

und erw. Auflage 2009<br />

• Das Lymphödem. Entstehung und Behandlung,<br />

herausgegeben von BSN Jobst GmbH, wissenschaftliche<br />

Beratung: Prof. Dr. med. Etelka Földi<br />

• www.foeldiklinik.de mit ausführlichen Informationen<br />

zur Therapie<br />

• www.wikipedia mit anschaulichen Grafiken zum<br />

Lymphsystem<br />

• www.gesundheit.de mit anschaulichen Grafiken<br />

zum Lymphsystem<br />

Professorin Dr. med. Etelka Földi<br />

• Geboren in Ungarn<br />

• Medizinstudium von 1958 bis 1964 an der Univer-<br />

sitäts-Medical-School in Szeged<br />

• Von 1964 bis 1969 Assistenzärztin in der<br />

II. Medizinischen Klinik der Universität Szeged tätig.<br />

In dieser Zeit habe ich meine ungarische Facharztanerkennung<br />

zum Arzt für Innere Medizin erlangt.<br />

Neben der klinischen Tätigkeit war ich bereits experimentell<br />

auf dem Gebiet der Lymphologie tätig.<br />

Aus dieser Zeit sind 30 wissenschaftliche Publikationen<br />

erschienen.<br />

• 1969 Umsiedlung in die BRD. Von 1969 bis 1973<br />

arbeitete ich ausschließlich experimentell in einem<br />

lymphologischen Forschungsinstitut in Niedersachsen.<br />

• Von 1974 bis 1978 Assistenzärztin im Städtischen<br />

Krankenhaus Hildesheim. In dieser Zeit habe ich<br />

die deutsche Facharztanerkennung zum Arzt für<br />

Innere Medizin erlangt. Außerdem habe ich neben<br />

der klinischen ärztlichen Tätigkeit als zweiten Beruf<br />

meine Tierexperimente fortgesetzt.<br />

• 1978 bis 1979 Chefarztvertretung im St. Elisabe-<br />

th-Krankenhaus, Salzgitter-Bad.<br />

• 1979 bis zum heutigen Tage Chefärztin/Ärztliche<br />

Direktorin der lymphologischen Fachklinik in Feld-<br />

berg/Hinterzarten.<br />

• Insgesamt habe ich über 140 Publikationen ver-<br />

öffentlicht und bin Mitautorin von 6 Büchern.<br />

• GDL-Gründungsmitglied - Generalsekretär,<br />

Präsident, Vorstandsmitglied<br />

• GEL-Vorstandsmitglied<br />

• ISL-Vorstandsmitglied - Past-President<br />

2003 Kongresspräsident<br />

• Eingeladene Referentin an nationalen und<br />

internationalen Kongressen<br />

Älter werden mit <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> Von Antje<br />

Ich bin auch dankbar, mehr Sicherheit und Stabilität<br />

in meinem sozialen Umfeld erfahren zu dürfen. Man<br />

hat sich mit zunehmenden Alter mit seiner Lebenssi-<br />

tuation auseinandersetzen müssen und können. Für<br />

mich bedeutet es, ein Leben als Single zu führen mit<br />

allen seinen Sonnen- und Schattenseiten.<br />

Ob mit oder ohne einer Erkrankung der Alterungs-<br />

prozess trifft irgendwann jeden Menschen. Doch<br />

verschiedene Faktoren spielen eine Rolle, wie ich<br />

mit einer Lebensphase umgehe und damit umgehen<br />

kann. In welchem sozialen Umfeld lebe ich? Sind<br />

andere belastende Dinge, wie zum Beispiel chronische<br />

oder akute Erkrankungen vorhanden, die<br />

eine Veränderung beziehungsweise Belastung der<br />

jeweiligen Lebenssituation bedingen?<br />

Ich selbst erfahre gerade, das ich mit zunehmenden<br />

Alter Situationen im Alltag besser und sicherer<br />

bewältigen kann. Dabei helfen mir positive und negative<br />

Erfahrungen auf privater und beruflicher Ebene.<br />

Ich kann in schwierigen Situationen klarere Aussagen<br />

machen und werde anders wahrgenommen als noch<br />

vor Jahren. Ich bin dankbar, erfahren zu dürfen, dass<br />

ich mit dem Älter werden auch an sozialer Kompetenz<br />

gewonnen habe. Trotzdem stoße ich in schwierigen<br />

Situationen auch heute noch schneller an meine<br />

Grenzen als Menschen aus meinem Freundes- und<br />

Bekanntenkreis sowie Kolleginnen. Ich habe gelernt,<br />

mit meinen Schwächen zu leben, sie zu akzeptieren,<br />

zu ihnen zu stehen. Ich versuche, so mir ein Umfeld<br />

zu schaffen, in dem ich meine Stärken zeigen kann.<br />

Aber das wird mir im beruflichen Alltag nicht immer<br />

einfach gemacht besonders dann, wenn fachliche<br />

Qualifikationen zu erfüllen sind.<br />

Wenn ich auf mein bisheriges Leben zurückschaue,<br />

bin ich Gott dankbar für seine Bewahrung und seine<br />

Segnungen in vielen Situationen. „Er“ hat mir Menschen<br />

zur Seite gestellt, die mir einmal Geborgenheit<br />

und Liebe schenkten und von denen ich lerne durfte,<br />

<strong>alt</strong><br />

das heißt, Lebenserfahrung sammeln konnte. Ich versuche<br />

realistisch zu sein und mein Leben im Rahmen<br />

meiner Möglichkeiten selbst zu gest<strong>alt</strong>en. Mit den<br />

vorhandenen Einschränkungen und vielleicht noch<br />

auftretenden Schwierigkeiten weiterhin positiv um<br />

zugehen. Mut macht mir dabei das Wissen, ein Kind<br />

Gottes zu sein und sich seinen Schutz, seiner Führung<br />

gewiss sein zu dürfen. Nur so habe ich Durchh<strong>alt</strong>evermögen<br />

in meinem nicht einfachen beruflichen Alltag<br />

und kann privat Beziehungen tragfähiger gest<strong>alt</strong>en.<br />

Jeder Lebensabschnitt hat seine positiven wie negativen<br />

Seiten und ich wünsche uns die Kraft, sie für uns<br />

gut zu gest<strong>alt</strong>en. Wir dürfen zu allen Zeiten unter dem<br />

Segen Gottes unseren Lebensweg gehen.<br />

Gott befohlen Eure Antje<br />

19


„Wer nicht <strong>alt</strong> werden will, muss sich jung hängen!” Zitat meiner Großmutter<br />

Margarete von Hanffstengel (1885 – 1988) Von Bettina von Hanffstengel<br />

Das Thema Alter macht mir deutlich, dass wir nichts,<br />

aber auch wirklich gar nichts in unserem Leben festh<strong>alt</strong>en<br />

können. Alles fließt. Alles verändert sich. Menschen<br />

oder Dinge oder auch Lebensumstände mögen<br />

über einen längeren oder kürzeren Zeitraum feste<br />

Größen in unserem Leben gewesen sein: die Familie,<br />

die FreundInnen, das Frauentreffen, die Wohnung,<br />

der Beruf, die Arbeitsstelle, das verfügbare Geld,<br />

der Urlaubsort, die Lektüre, die bevorzugte Musik<br />

und Gewohnheiten. Wir können nichts festh<strong>alt</strong>en, die<br />

Jugend nicht und auch nicht die Gesundheit. Wer dies<br />

nicht möchte, wer nicht <strong>alt</strong> werden möchte, der muss<br />

seinem Leben ein Ende setzen, wie es meine Oma<br />

so provozierend gesagt hat: „Wer nicht <strong>alt</strong> werden<br />

will, muss sich jung hängen!“ Dieser Ausspruch ist<br />

Ausdruck der ironischen H<strong>alt</strong>ung, die meine Oma zu<br />

den Zipperlein und Beschwernissen des Alters hatte.<br />

Und damit es hier keine Missverständnisse gibt:<br />

Meine Oma ist richtig <strong>alt</strong> geworden, fast 103 Jahre.<br />

Die letzten 8 Jahre hat sie bettlägerig im Pflegeheim<br />

verbracht, konnte nicht mehr lesen und auch nicht<br />

fernsehen. Im Pflegeheim wurde meine Oma nicht<br />

nur professionell, sondern auch sehr individuell,<br />

fantasie- und liebevoll betreut, auch wenn diese Zeit<br />

für sie nicht leicht war. In unserer Familie kursierte<br />

damals der Spruch: „Nun ist sie schon so <strong>alt</strong> geworden,<br />

dass ihr Tod immer unwahrscheinlicher wird.”<br />

Sie war sehr stolz darauf, älter geworden zu sein als<br />

ihre Schwägerin Marie von Hanffstengel, die kurz vor<br />

ihrem 102. Geburtstag starb.<br />

Das Alter ist eine Zeit vieler Abschiede, die schmerz-<br />

voll sein können: Die körperliche Leistungsfähig-<br />

keit, wenn Sportarten wie Rad- oder Skifahren<br />

aufgegeben werden müssen, weil sie zu gefährlich<br />

werden. Alte Knochen, einmal gebrochen, wachsen<br />

nicht mehr so schnell und gut zusammen. Oder<br />

dass man für körperliche Arbeiten, wie Haus- oder<br />

Gartenarbeit länger braucht oder Unterstützung<br />

benötigt. Da steht dann gleich noch der Abschied<br />

vom Selbstverständnis als eigenständige Frau an, die<br />

keine Hilfe braucht, um ihren Alltag zu bewältigen.<br />

Vielleicht kommen zu Einschränkungen der Mobilität<br />

auch Einschränkungen der Sinneswahrnehmungen.<br />

Irgendwann ist der Gesang der Vögel am Morgen<br />

nur noch mit dem Hörgerät wahrnehmbar, vielleicht<br />

Foto Marlis Stempel<br />

verstummen sie eines Tages ganz. Vielleicht braucht<br />

eine zuerst nur eine Brille für die Fernsicht, dann<br />

zusätzlich eine Lesebrille, später eine Lupe und dann<br />

Kopfhörer für ihre Hörbücher. Und natürlich stehen<br />

auch Abschiede von ganz realen Personen wie Eltern<br />

und Freundinnen an. Auch berühmte Zeitgenossen,<br />

wie zum Beispiel geliebte und bewunderte Schriftsteller<br />

Innen oder Schauspieler Innen werden <strong>alt</strong><br />

und sterben.<br />

„Das Alter ist eine Zeit, in der man sich mit Eleganz<br />

von Dingen verabschieden kann”, sagt Reinhard Mey.<br />

Das können Prestige- und Statussymbole sein, die<br />

jemand im Alter nicht mehr nötig hat. Reinhard Mey,<br />

der Autoliebhaber, hat sich mit Genuss einen Porsche<br />

zugelegt, saß da drin mit seinen grauen Haaren und<br />

hat ihn dann wieder abgegeben. Die meisten von<br />

uns haben nicht das nötige Kleingeld für derartige<br />

Experimente. Da bleibt es bei Gedankenspielen, die<br />

aufgegeben werden können. Das Alter ist nur ein<br />

Übergang, ein schleichender oft, an dem manches<br />

noch einmal genauer betrachtet wird: Habe ich das<br />

wirklich noch nötig? Das will ich genauer wissen<br />

und endlich ausprobieren. Darauf lege ich meinen<br />

Schwerpunkt. Verzetteln ist nicht mehr. Dazu fehlt die<br />

Kraft. Wann beginnt das Alter? Altern wir doch vom<br />

ersten Tag unseres Lebens an. Was bedeutet es, <strong>alt</strong><br />

zu sein? Darauf hat jeder Mensch sicher eine andere<br />

Antwort für sich gefunden.<br />

Die Massenmedien präsentieren vielfältige Darstel-<br />

lungen vom Leben der <strong>alt</strong>en Menschen. Die Werbung<br />

hat sie entdeckt, denn „Frauen fürchten nicht das<br />

Alter. Sie fürchten nur die Meinung der Männer<br />

über <strong>alt</strong>e Frauen.” (Jeanne Moreau, Schauspielerin).<br />

Alternde Frauen waschen sich die Haare mit Plantur<br />

39, pflegen ihre Haut mit teuren Cremes und haben<br />

so eine Lösung für jedes Anti-Aging-Problem. Sie<br />

sind gut aufgelegt statt aufgebläht. Sie haben einen<br />

Treppenlift, wohnen im eigenen Haus und empfangen<br />

einen jugendlichen Galan. Dank ausgefeilter Konzepte<br />

gibt es für sie keine Probleme mit ihrem Gebiss<br />

oder Mundgeruch. Sie brauchen nicht als traurige<br />

Mauerblümchen zu Hause zu bleiben, denn auch<br />

Blasenschwäche ist dank moderner Slipeinlagen kein<br />

Thema mehr.<br />

Auch inh<strong>alt</strong>lich hat das Fernsehen die Alten entdeckt.<br />

Sie sitzen in Talkshows. Es gibt Spiel- und Dokumentarfilme,<br />

die das Leben im Alter in Gegenwart und<br />

Zukunft thematisieren. Sogar Liebe und Sex im Alter<br />

sind keine Tabuthemen mehr. Es wird deutlich, dass<br />

es arme und reiche Alte gibt, gesunde und kranke.<br />

Die Rentner und Rentnerinnen werden von der Politik<br />

umworben und beschenkt.<br />

In Alltag und Literatur finden sich viele Klischee-<br />

vorstellungen vom Alter: „Die unwürdige Greisin”,<br />

die sich nach dem Tod ihres Mannes endlich die<br />

lang ersehnten Vergnügungen gönnen kann (eine<br />

Geschichte von Bertolt Brecht) Senior Innen, die<br />

gesund, geistig rege und wohlhabend sind und, je<br />

nach ihrem Naturell mit Studiosus oder auf dem<br />

Kreuzfahrtschiff Aida verreisen; die Frau, die in Würde<br />

und Weisheit <strong>alt</strong> wird, ohne ihre Haare zu färben<br />

und ihre F<strong>alt</strong>en zu zählen; die Familientyrannin, die<br />

noch aus dem Altersheim heraus ihre Familie zu<br />

regieren weiß; die hilflosen, aber dankbaren Alten im<br />

Altersheim; die von Gott und aller Welt verlassene<br />

geistig verwirrte Alte im Pflegeheim.<br />

Stern-online zitiert die Kulturwissenschaftlerin Eli-<br />

sabeth Bronfen, die an der Universität Zürich lehrt:<br />

„Die Weiblichkeit soll uns schützen, vor allem, was<br />

mit Verfall und Zerstörung zu tun hat. Schönheit,<br />

und das ist ein Gemeinplatz in der westlichen Ästhetik,<br />

verdeckt die Vergänglichkeit. In Verbindung mit<br />

Schönheit potenziert das Weibliche diesen Effekt … ”<br />

Ein Grund, weshalb das Alter von Frauen nicht sichtbar<br />

sein darf und es kaum interessante Rollen jenseits<br />

sattsam bekannter Klischees für Schauspielerinnen<br />

ab fünfzig gibt.<br />

Auch die Internetsuchmaschine Google lässt uns<br />

nicht in Stich. Google präsentiert in 1,14 Sekunden<br />

111.000.000 Informationsmöglichkeiten. Ganz oben<br />

an eine Definition von „Alter” bei Wikipedia, dann<br />

geht es weiter mit „Sprüchen und Zitaten”, gefolgt<br />

von einer Seite, auf der man sein geistiges Alter<br />

testen kann. Nach diesem Test, der jeden Anschein<br />

von Wissenschaftlichkeit vermissen lässt, wäre ich<br />

35 Jahre <strong>alt</strong>. Wer hätte das gedacht!<br />

Aber mal Spaß beiseite. Eines ist sicher wie nichts<br />

Anderes: Das Alter konfrontiert uns mit der Vergänglichkeit,<br />

mit unserer eigenen und mit der von<br />

allem um uns herum. Es erinnert uns daran, dass<br />

unsere Lebenszeit nicht unbegrenzt ist. Haben wir<br />

alles getan, was wir schon immer tun wollten? „Von<br />

einem gewissen Alter an bedauert man nicht mehr,<br />

was man getan hat, sondern das, was man nicht<br />

getan hat.” Dieser Satz kommt mir immer häufiger in<br />

den Sinn. Ach, wenn ich doch öfter in die BiVi-Disco<br />

(Disco für Menschen bis Vierzig) gegangen wäre!<br />

Aber ich habe es nicht getan, um meine Liebste Lilo<br />

<strong>alt</strong><br />

Es ist ein Paradox in der westlichen Welt, in der die<br />

Ernährung und die medizinische Versorgung so gut<br />

sind wie nie zuvor, die Kosmetik- und Wellnessindu-<br />

strie immer mehr und immer ausgefeiltere Methoden<br />

entwickeln, um das Altern und damit das Alter selbst<br />

hinauszuschieben. J. Bauer, ein Pharmareferent, hat<br />

vor ein paar Jahren gesagt: „Ich bin froh, wenn ich<br />

über fünfzig überhaupt noch arbeiten kann und das<br />

Management nicht beschließt, dass ich nun zu <strong>alt</strong> für<br />

meinen Job bin.”<br />

21


nicht zu kränken, die seit bestimmt 30 Jahren eine<br />

Hüftgelenksarthrose hat, die schmerzhaft sein kann<br />

und nicht gerade zum Tanzen verleitet. Ach, wenn ich<br />

doch das Geld gehabt hätte für Reisen in alle Welt!<br />

Wie könnte es jetzt noch gehen mit den körperlichen<br />

Einschränkungen? Ich überlege mir, wie ich aus<br />

meinem dritten Lebensabschnitt das Beste machen<br />

kann, weil sich mein Leben in der Jugend- und der<br />

Erwachsenenphase nicht ganz so gest<strong>alt</strong>et hat, wie<br />

ich es mir gewünscht hätte.<br />

Ich weiß, dass manche Dinge reifen müssen wie<br />

guter Wein. Für diesen Wein müssen die Weinberge<br />

angelegt sein, die Weinstöcke gepflanzt, die Trauben<br />

geerntet und gekeltert und dann in guten Fässern<br />

gelagert werden. Mein Wein entstammt einem guten<br />

Weinberg, der schon vor langer Zeit angelegt und<br />

gut gepflegt wurde. Ich meine damit die Familien, von<br />

denen ich abstamme. Eine lange Linie von Pfarrern<br />

auf der väterlichen Seite, die sich über Generationen<br />

mit Texten, mit Sprache in Wort und Schrift<br />

beschäftigt haben. Ein guter Pfarrer aber kann mehr<br />

als das. Er weiß, wie er eine Predigt h<strong>alt</strong>en muss,<br />

wie er Zeichen und Symbole verwendet, um seine<br />

Botschaft zu verdeutlichen. Auf der anderen Seite<br />

ist ein Philosoph, ein, bei aller berechtigten Kritik,<br />

begnadeter Selbstdarsteller, beschäftigt mit Sprache<br />

in Wort und Schrift.<br />

Da nimmt es nicht Wunder, dass ich eine leiden-<br />

schaftliche Leserin bin, eine Frau, die den Spuren des<br />

geschriebenen und des gesprochenen Wortes folgt,<br />

ein gutes Gedächtnis für Märchen und Geschichten<br />

hat und keine Angst davor, sie vor vielen Leuten zu<br />

erzählen. Ich habe die Aufgabe meines Lebens, das<br />

Märchenerzählen, erst relativ spät entdeckt und verwirklicht.<br />

Ich bin davon überzeugt, dass manche Märchen<br />

erst ab einem gewissen Lebens<strong>alt</strong>er glaubhaft<br />

erzählt werden können, weil einer jüngeren Erzählerin<br />

die Perspektive und die Glaubwürdigkeit fehlen.<br />

Bilbo Beutlin, der berühmte Hobbit, eine Schöpfung<br />

des Urgroßvaters aller Fantasy-Literatur J. R. R.<br />

Tolkien, begab sich kurz vor seinem 52. Geburtstag<br />

zusammen mit dem Zauberer Gandalf und dreizehn<br />

Zwergen eher unfreiwillig auf eine abenteuerliche<br />

Schatzjagd und kehrte ganz verändert zurück. Nach<br />

dieser Reise entdeckte er seine Liebe zur Poesie und<br />

war nicht mehr ganz so respektabel wie zuvor, da er<br />

von nun an Zwerge, Zauberer und Elben bei sich zu<br />

Gast hatte. Wer von uns wagt ähnliche Reisen?<br />

Was tun, wenn „der Körper schneller <strong>alt</strong>ert als der<br />

Geist”?, wie es eine Journalistin beschrieben hat, die<br />

aufgrund einer Behinderung inzwischen im Rollstuhl<br />

sitzt. Auch mein Körper <strong>alt</strong>ert schneller als mein<br />

Geist und ist erst 48 Jahre <strong>alt</strong>. Die ersten Schwierigkeiten<br />

in meinem Alltag habe ich schon: Körpergröße<br />

+ Arthrose = Schmerzen beim Sitzen auf fast jedem<br />

Stuhl ohne Sitzhilfe (Fußschemel), weil ich mit den<br />

Füßen nicht auf den Boden komme. Diese Gleichung<br />

ging in meiner Kindheit und Jugend so noch nicht<br />

auf. Da hatte ich die Arthrose noch nicht. Als ich<br />

sie hatte und es nicht wusste, da hatte ich ja noch<br />

so viel Jugend, Beweglichkeit und Kraft in mir, dass<br />

unbequeme Sitzmöbel zwar unangenehm waren,<br />

aber keine Schmerzen verursachten so wie heute.<br />

Im Alltag fühle ich mich manchmal sehr <strong>alt</strong>, wenn<br />

ich merke, wie viel Rücksicht ich auf meinen Körper<br />

nehmen muss, zumal ich die Arthrose wider besseren<br />

Wissens als Alte-Leute-Krankheit empfinde. Ich kann<br />

nicht mehr so viel körperlich arbeiten, wie ich es<br />

gewöhnt war, muss für Pausen Sitzgelegenheiten, an<br />

manchen Tagen sogar Liegemöglichkeiten suchen.<br />

Knien kann ich schon lange nicht mehr. Treppen<br />

gehe ich Stufe für Stufe hinauf und herunter. Und bei<br />

Reisen muss ich immer für meine Knie Vorsorge tragen.<br />

Das ist ganz wörtlich zu nehmen, denn ich muss<br />

Schemel und Hocker mitnehmen, um für alle Fälle<br />

gerüstet zu sein. Zu Auftritten als Erzählerin nehme<br />

ich meinen Hocker mit, um gut sitzen zu können. Für<br />

den Märchentisch nehme ich, was sich an dem Ort,<br />

an dem ich erzählen möchte, gerade anbietet: einen<br />

Tisch, einen Turnkasten oder ein Bänkchen. Wird mir<br />

Hilfe beim Tragen der Sachen angeboten, nehme ich<br />

sie gerne und mit Würde an. Und diese Liste ließe sich<br />

beliebig verlängern.<br />

Im Alter rächt sich, was man in der Jugend oder im<br />

Erwachsenen<strong>alt</strong>er versäumt hat. Das beziehe ich<br />

nicht nur auf eine fehlende oder mangelhafte Altersvorsorge<br />

finanzieller Art. Es geht ganz allgemein um<br />

das Thema Gesundheit. Wer Pech hat, zahlt die Zeche<br />

für Nüsse knacken mit den Zähnen, zu viel Alkohol,<br />

zu viel Nikotin, zu viel minderwertigem Essen und<br />

was es sonst noch alles geben mag. Aber auch die<br />

Verwundungen, die man seinen Mitmenschen zufügt,<br />

rächen sich im Alter. Wer nicht für seine Kinder oder<br />

Nichten und Neffen da war oder sich nicht die Mühe<br />

gemacht hat, sie verstehen zu wollen, bleibt im Alter<br />

allein. Besuchswünsche bleiben unbeachtet.<br />

Selbst Astrid Lindgren, die von außen betrachtet<br />

ein reiches und erfülltes Leben geführt und<br />

viele Menschen im höchsten Maße beglückt hat,<br />

die mit ihren Büchern so viel Lebensfreude und<br />

Lebensbejahung verbreitet hat, bleibt von den<br />

Auswirkungen des Alters nicht verschont. Astrid<br />

Lindgren hat in ihren letzten Lebensjahren so unter<br />

dem Nachlassen ihres Seh- und Hörvermögens<br />

gelitten, dass sie nicht mehr gerne gelebt hat. Ein<br />

Grund war sicher, dass sie nicht mehr lesen konnte.<br />

Sie, die zeitlebens nicht nur viele Bücher geschrieben<br />

hat, sondern auch eine leidenschaftliche Leserin<br />

war. Und machen wir uns über das Ende des Alters<br />

keine Illusionen: Am Ende steht der Tod. Unser<br />

Abschied vom Leben auf dieser Erde. Unwiderruflich.<br />

Unverrückbar.<br />

„ Jeder sollte sich rechtzeitig Gedanken machen<br />

und auch die Weichen für das Alter stellen.<br />

Es gibt heute einige Möglichkeiten, sein<br />

Leben im Alter zu gest<strong>alt</strong>en. Wenn man einen<br />

entsprechenden Freundeskreis hat, ist eine<br />

Wohngemeinschaft vielleicht das Richtige. “<br />

Perspektiven für das Alter Von Ellen<br />

In jeder Lebensphase eine Perspektive zu haben<br />

ist mir wichtig geworden. Dazu gehört, dass man<br />

ab und zu inne hält und sich fragt: Wie geht es jetzt<br />

weiter? Wichtig ist, abwarten zu können, bis man sich<br />

klar darüber ist, was jetzt „dran“ ist und dann auch<br />

diesen Weg zu gehen. So habe ich es bisher erlebt.<br />

Oft kommt es anders, als man es sich vorgestellt oder<br />

erwünscht hat. Dann ist es wichtig, die Weichen neu<br />

zu stellen oder die Situation anzunehmen. Das ist<br />

nicht immer leicht — muss es auch nicht sein.<br />

Meine Vorstellung vom Alter war, in „gesicherten<br />

Verhältnissen“ zu leben, vielleicht ein Häuschen und<br />

Reisen zu unternehmen und es sich mit meinem Mann<br />

schön zu machen. Leider ist alles ein Wunschtraum<br />

geblieben. Es begann mit der Arbeitslosigkeit, wobei<br />

die finanzielle „Altersvorsorge“ draufging und mit<br />

der Krankheit meines Mannes. Mein Mann war vier<br />

Jahre ein Pflegefall. Dadurch löste sich alles andere<br />

in „Luft“ auf. Was war zu tun? Zuerst musste eine<br />

behindertengerechte Wohnung her. Die fanden wir<br />

im „Betreuten Wohnen“, obwohl wir noch keine 60<br />

Jahre <strong>alt</strong> waren. Ich bin heute dankbar, dass es sich<br />

so gefügt hat und ich seit fünf Jahren hier wohnen<br />

kann. Vor drei Jahren starb mein Mann.<br />

Es begann wieder ein neuer Abschnitt für<br />

mich. Die Wohnung war für mich als inzwischen<br />

„Erwerbsgeminderte“ zu teuer. Da es im Haus auch<br />

kleinere Wohneinheiten gibt und eine Wohneinheit<br />

gerade frei wurde, habe ich mich darum beworben<br />

und konnte umziehen. Für mich war das ein Wunder.<br />

So bin ich froh, heute in dem Haus wohnen zu können.<br />

Das war in Kurzform meine Geschichte, auch wenn ich<br />

mich mit 58 Jahren nicht <strong>alt</strong> fühle beziehungsweise<br />

bin.<br />

Jeder sollte sich rechtzeitig Gedanken machen und<br />

die Weichen für das Alter stellen. Es gibt heute einige<br />

Möglichkeiten, sein Leben im Alter zu gest<strong>alt</strong>en.<br />

Wenn man einen entsprechenden Freundeskreis hat,<br />

ist eine Wohngemeinschaft vielleicht das Richtige.<br />

Solange man selbst für sich sorgen kann, ist das<br />

Betreute Wohnen auch eine gute Möglichkeit. Es<br />

gibt Siedlungen, in denen es alle Möglichkeiten für<br />

Senioren und Seniorinnen gibt.<br />

Wenn es nicht mehr anders geht, ist ein Pflegeheim in<br />

der Nähe. So etwas ist praktisch. Ich muss nicht ganz<br />

aus meiner gewohnten Umgebung. Was aber der<br />

wichtigste Aspekt in meinem Leben ist: Dass ich mein<br />

Leben nicht unbedingt selbst bestimme, sondern<br />

Gott die Führung überlasse, weil er am besten weiß,<br />

was gut für mich ist. So wünsche ich jedem, dass er<br />

seinen Weg im Alter findet und seinen Platz ausfüllt,<br />

der für ihn gedacht ist.<br />

Foto privat<br />

<strong>alt</strong><br />

23


Foto Marlis Stempel<br />

„<br />

Mit einem Lächeln darüber nachdenken,<br />

wie wir diese Lebensphase gest<strong>alt</strong>en wollen.<br />

“<br />

Mit einem Lächeln <strong>alt</strong> werden Von Diplom-Psychologin Angelika Bock<br />

Ich bin nun doch schon 40 Jahre <strong>alt</strong>. Das ist ein<br />

guter Anlass, ein wenig Bilanz zu ziehen und für sich<br />

zu entscheiden, wie zufrieden ich mit dem bin, was<br />

bisher war und wohin ich noch möchte und mir klar<br />

zu werden, wie ich zum älter werden stehe. Natürlich<br />

ist das Alter auch ein Thema, das mir als Diplom-<br />

Psychologin beruflich fast täglich begegnet. Was<br />

könnte ich aus meiner beruflichen und persönlichen<br />

Perspektive dazu sagen? Was möchte ich Lesern<br />

— vor allem den jüngeren Lesern — dazu vermitteln?<br />

Ich möchte gerne vermitteln, dass jedes Alter und<br />

jede Lebensphase besondere Herausforderungen<br />

und eigene Freuden hat — also auch das Alter. Wann<br />

spreche ich eigentlich davon, dass jemand „älter“<br />

oder „<strong>alt</strong>“ ist? Gibt es eine bestimmte Jahreszahl?<br />

Rein formal hat sich in den letzten Jahren viel verschoben.<br />

Die Jugendphase ist immer länger geworden,<br />

die mittlere Lebensphase auch. Da Menschen<br />

heute deutlich länger leben als vor 50 oder 100<br />

Jahren, gibt es auch eine längere Phase des „Älter-<br />

Seins“, die wir gest<strong>alt</strong>en dürfen und können. Statistisch<br />

spricht man heute vom mittleren Lebens<strong>alt</strong>er<br />

etwa zwischen 35 und 60 Jahren. Erst danach spricht<br />

man vom höheren Lebens<strong>alt</strong>er.<br />

Aber natürlich gibt es zwischen Menschen große<br />

Unterschiede im subjektiven Erleben und im Vorhandensein<br />

von Einschränkungen. Oft wird Alter<br />

damit verbunden, vieles nicht mehr zu können,<br />

eingeschränkt zu sein. Ich würde gerne einmal einen<br />

anderen Blickwinkel vorschlagen: Gibt es vielleicht<br />

auch das, was ich gerade erst mit einem gewissen<br />

Lebens<strong>alt</strong>er und einer gewissen Lebenserfahrung<br />

tun kann? Ich denke ja. Sowohl privat als beruflich<br />

kann ein etwas höheres Alter auch eine Chance sein.<br />

Es gibt im Beruf Aufgaben und Positionen, die ich erst<br />

mit einem etwas gesetzteren Alter ausfüllen kann.<br />

Berufserfahrung kann auch ein Plus bei der Stellensuche<br />

sein, wie ich gerade erst selbst erleben konnte.<br />

Persönlich gest<strong>alt</strong>e ich vielleicht mit zunehmendem<br />

Alter meine persönlichen Beziehungen anders, kann<br />

gelassener sein und sehe klarer, was mir eigentlich<br />

wichtig ist und was mir gut tut. Gerade Menschen,<br />

die wie Frauen mit <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> mit besonderen<br />

Einschränkungen und Schwierigkeiten leben,<br />

haben meiner Erfahrung nach hierfür ein besseres<br />

Gespür als Menschen, bei denen immer alles „glatt“<br />

lief. Wer Krisen überstanden hat, hat oft einen weiteren<br />

und klareren Blick bekommen. Das können<br />

Menschen im späteren Leben für sich nutzen.<br />

Ab einem gewissen Alter bin ich freier, mich von<br />

unpassenden Normen zu distanzieren und meinen<br />

persönlichen Weg zu gehen. Ich habe schon öfter<br />

erleben dürfen, wie Menschen im besten Sinne des<br />

Wortes innerlich und äußerlich freier werden können.<br />

Oder um es mit einem Bild zu sagen: Wenn in<br />

der Jugend ein Samenkorn gelegt wird, das über<br />

eine Zeit lang wächst und reift, so kann im Alter die<br />

Ernte kommen. Ich sehe die Früchte, die ich vorher<br />

nicht wahrnehmen konnte oder die noch nicht reif<br />

waren. Auch das könnte ein Blick auf das Thema Alter<br />

sein. Und mit einem solchen Blick auf die Chancen<br />

und Möglichkeiten können wir — glaube ich — beim<br />

Gedanken an das Älter werden gelassen bleiben und<br />

mit einem Lächeln darüber nachdenken, wie wir<br />

diese Lebensphase gest<strong>alt</strong>en wollen. Mit einem<br />

Lächeln, weil es heute viele Möglichkeiten und<br />

Lebensformen für ältere Menschen gibt, weil beim<br />

Älter werden letztendlich alle Menschen gleich sind<br />

und wir in guter und zahlreicher Gesellschaft sind.<br />

<strong>alt</strong><br />

25


Foto Marlis Stempel<br />

„<br />

Aber dass man es schaffen kann, im Alter zufrieden<br />

zu sein, beweist mir jedes Mal meine Oma!<br />

Zufrieden im Alter Von Bettina N.<br />

“<br />

Als ich diese Überschrift gelesen habe, dachte<br />

ich: Was kann ich schon dazu berichten? Ich<br />

bin doch erst 38! Tatsache ist aber, dass man<br />

sich nicht früh genug darum Gedanken machen<br />

kann. Meine Grundeinstellung ist, dass man<br />

seine Einschränkungen im Alter versuchen muss<br />

anzunehmen und dankbar sein für das, was man noch<br />

alles kann. Dann führt man auch bis zum Schluss<br />

ein zufriedenes Leben. Dass dies nicht einfacher<br />

werden wird, ist ganz klar. Aber dass man es schaffen<br />

kann, im Alter zufrieden zu sein, beweist mir jedes<br />

Mal meine Oma. Sie ist schon 82 Jahre <strong>alt</strong>, geistig<br />

toppfit, aber körperlich eingeschränkt. Das heißt,<br />

sie muss mit dem Rollator zum Einkaufen, hat oft<br />

Rückenschmerzen wegen ihrer Bandscheibe und so<br />

weiter. Trotz alldem macht sie auf mich immer einen<br />

fröhlichen Eindruck.<br />

Ob man nun im Alter in einer Wohngemeinschaft<br />

lebt, in der mehrere Generationen zusammen leben<br />

und sich untereinander helfen und voneinander<br />

profitieren oder ob man in ein Altenheim geht und<br />

dort gepflegt wird, bleibt jedem selbst überlassen.<br />

Das hängt auch davon ab, in wie weit man körperliche<br />

oder geistige Einschränkungen hat und wie<br />

intensiv die Pflege sein muss. Mein persönlicher<br />

Wunsch für das Alter ist eher die Variante mit der<br />

Wohngemeinschaft. Ich muss schon sagen, als ich<br />

davon das erste Mal gehört habe, hat mich das schon<br />

sehr beeindruckt.<br />

<strong>alt</strong><br />

27


Foto privat<br />

„<br />

Wie stelle ich mir vor, <strong>alt</strong> zu werden? Ich denke, ich kann mir<br />

ganz und gar darüber im Klaren sein: das Alter kommt von<br />

ganz allein. Man muss den Mut haben, dagegen anzukämpfen,<br />

sonst hat man verloren — das glaube ich jedenfalls.<br />

Hilfe, ich werde <strong>alt</strong>! Von Margrit<br />

Das Thema kommt mir ja wie gerufen! Es spiegelt<br />

sich in vielen Sachen wieder. Ich finde, für mich ist es<br />

an der Zeit, darüber nachzudenken. Leider sind auch<br />

die Probleme nicht spurlos an mir vorbeigegangen.<br />

Mit 53 Jahren habe ich meine Erfahrungen gemacht.<br />

Wie stelle ich mir vor, <strong>alt</strong> zu werden? Ich denke, ich<br />

kann mir ganz und gar darüber im Klaren sein: das<br />

Alter kommt von ganz allein. Man muss den Mut<br />

haben, dagegen anzukämpfen, sonst hat man verloren<br />

— das glaube ich jedenfalls. Man darf sich nicht<br />

vorstellen, dass man mit Rheuma oder einer anderen<br />

Krankheit durch die Gegend schleicht. Ich wünsche<br />

mir nur das eine: nämlich so lange wie möglich auf<br />

gesunden Beinen laufen zu können und auch sonst<br />

gesundheitlich ordentlich und manierlich durch die<br />

Gegend wandern zu können. Mein Wunsch möge<br />

erhört werden! Ein Traum für mich! Aber das kann<br />

auch ganz anders laufen. Das habe ich vor kurzem<br />

erst mitbekommen. Ich bekam einen Gehirntumor<br />

diagnostiziert. Ich sagte meinen beiden Geschwistern<br />

Bescheid. Und so ging ich am 25. Juni 2007 ins<br />

Krankenhaus nach Kiel.<br />

Die erste Operation brachte eine zweite mit sich. Als<br />

wenn das noch nicht genug wäre! Ich bekam in der<br />

August-Bier-Klinik auch noch einen Schlaganfall. Ich<br />

musste alles noch einmal lernen.<br />

“<br />

Meine Schwester hat den Daumen darauf geh<strong>alt</strong>en.<br />

Sie hat nämlich Krankenschwester gelernt. Sie hat<br />

dann auch — Hut ab — für mich gut gesorgt. Wir haben<br />

ungefähr zwei Jahre gebraucht, um mich wieder los<br />

lassen zu können. Also sage ich mir: „Was gibt es<br />

schöneres als das Leben!“ Schön Frühstücken oder<br />

einen Kaffee trinken gehen oder einen Eiskaffee<br />

genießen — gerne mit Freunden! Solange man sein<br />

Leben gesund und munter verbringen darf, ist das<br />

schön. Ich genieße es aber auch, mit meiner Schwester<br />

spazieren zu gehen.<br />

Wenn ich die schöne Luft spüre und wenn ich ein Buch<br />

lese, dann fühle ich mich wohl und glücklich. Das kann<br />

ich nicht als selbstverständlich ansehen. Ich kann mir<br />

nur wünschen, so lange wie möglich fit zu bleiben. Der<br />

Herrgott wird es einen schon merken lassen: „Du bist<br />

jetzt <strong>alt</strong> und verbraucht. Du darfst jetzt von der Welt<br />

gehen.” Nun ja, ich hoffe, dass ich so ein Lebensende<br />

geboten bekomme, dass ich solange wie möglich in<br />

guter körperlicher Verfassung bleibe. Das wünsche<br />

ich allen von uns.<br />

<strong>alt</strong><br />

29


Foto privat<br />

„<br />

Diese unglaubliche Eitelkeit, die mit dem Tragen<br />

beziehungsweise Nichttragen von Hörgeräten ein-<br />

hergeht, ist einfach schlimm.<br />

“<br />

Von der Eitelkeit einer Schwerhörigen von Barbara<br />

Meine Schwerhörigkeit ist erworben, das heißt,<br />

mein Gehör wurde infolge chronischer Mittelohrund<br />

Tubeninfekte geschädigt. Am linken Ohr waren<br />

deshalb auch zwei Operationen nötig und das rechte<br />

Trommelfell ist deshalb so stark vernarbt, sodass es<br />

nur noch sehr eingeschränkt funktioniert.<br />

Das tückische an der Schwerhörigkeit ist, dass man<br />

den Sachverh<strong>alt</strong> des schlechteren oder schwereren<br />

Hörens oftmals viel zu spät merkt, wenn nämlich<br />

schon auch das Sprachverständnis zu einem großen<br />

Teil geschwunden ist. Dann ist hartes Training nötig<br />

und die Anpassung der Hörgeräte gest<strong>alt</strong>et sich<br />

ungleich schwieriger und zeitraubender als unbedingt<br />

notwendig.<br />

Und nicht zu vergessen — diese unglaubliche Eitelkeit,<br />

die mit dem Tragen beziehungsweise Nichttragen<br />

von Hörgeräten einhergeht, ist einfach schlimm.<br />

Mit meiner Brille erging es mir nicht so. Aber das ist<br />

auch kein Wunder. Die Hörgeräte kamen Jahrzehnte<br />

später hinzu. Ich konnte sie deshalb auch schlechter<br />

akzeptieren und modisch sind sie auch nicht zu<br />

verwerten, was für eine Brille durchaus zutrifft und<br />

von mir auch so praktiziert wird. Ohne meine Brille<br />

komme ich mir regelrecht nackt vor. Ein weiterer<br />

Aspekt dieser Betrachtung wäre, dass die Schwerhörigkeit<br />

oft auch mit geistiger Beeinträchtigung<br />

assoziiert wird, was bei einem Sehfehler so nicht<br />

immer unbedingt der Fall ist.<br />

Tatsache ist, dass es mir irgendwann einfach zu<br />

dumm war, bei fast jedem Satz, in jedem Gespräch<br />

irgendwelche Dinge nachfragen zu müssen, weil ich<br />

sie akustisch nicht verstanden hatte. Schon beim<br />

abschließenden Hörtest nach der zweiten Operation<br />

wurden mir an der Uniklinik Ulm 1991 Hörgeräte<br />

empfohlen, damals war ich 32 Jahre <strong>alt</strong> und konnte<br />

mich mit diesem Gedanken so gar nicht anfreunden.<br />

Also lebte ich noch fast zehn Jahre in einer fast stillen<br />

Welt, ohne wirklich zu wissen, was mir alles entgeht.<br />

Ich ging auch schon Jahre nicht mehr ins Theater,<br />

zu Lesungen, ins Kino oder zu Konzerten, weil mein<br />

Gehör einfach viel zu schlecht war. Ich konnte der<br />

Handlung nicht folgen und hatte so auch keinen Spaß<br />

an den ganzen Veranst<strong>alt</strong>ungen.<br />

<strong>alt</strong><br />

Es war also höchste Zeit und die absolute Offenba-<br />

rung, als ich meine ersten Geräte erhielt, sogenannte<br />

Im-Ohr–Geräte, die ich jedoch nicht kontinuierlich,<br />

sondern nur zum Fernsehen abends trug. In dieser<br />

Phase dachte ich immer noch, auch ohne Hörgeräte<br />

gut klar zu kommen.<br />

Einige Jahre später ging es dann nicht mehr ohne<br />

Hörgeräte. Es waren auch keine Im-Ohr-Geräte mehr,<br />

sondern Geräte, die hinter dem Ohr getragen werden.<br />

Auch wenn ich eine Weile brauchte, mich daran zu<br />

gewöhnen — heute möchte ich genauso wenig auf<br />

meine Hörgeräte wie auf meine Brille verzichten.<br />

Mittlerweile trage ich schon die zweiten Hinterdem-Ohr-Geräte,<br />

digital und sehr komfortabel in der<br />

Handhabung. Wunderbar, was sie an Verstärkung und<br />

Komfort bieten! Kürzlich sch<strong>alt</strong>ete sich eines sogar<br />

während eines Konzertes ab, um mein Restgehör zu<br />

schützen. Das war eine interessante Erfahrung, da<br />

meine „Alten“ diese Technik noch nicht hatten.<br />

Ich schäme mich meiner Geräte nicht mehr, sondern<br />

bin stolz, dass ich meine Defizite im Hören optimal<br />

ausgeglichen habe und so wieder am Leben teilhaben<br />

kann. Bis jetzt habe ich auch noch nie bemerkt,<br />

dass sich jemand über meine Geräte lustig gemacht<br />

hätte oder mich deshalb nicht akzeptieren würde. Ich<br />

bin also rundum zufrieden und komme auch gut mit<br />

meinen „Minicomputern am Ohr“ klar. Um mitten im<br />

Leben zu bleiben, gibt es eben keine Alternative und<br />

dann sollte man eben das Beste aus der Situation<br />

machen. In der heutigen Zeit bereitet dies ohnehin<br />

keine Probleme, oder?<br />

31


Schwerer hören Von Bettina N.<br />

Einmal ganz ehrlich: hier schlagen zwei Herzen<br />

in meiner Brust. Auf der einen Seite empfinde ich<br />

meine Hörgeräte häufig als nervig, zum Beispiel,<br />

weil Hörgeräte manchmal ohne Grund piepsen oder<br />

Nebengeräusche nur bedingt ausgeblendet werden<br />

können. Man muss auch sehr aufpassen, dass sie<br />

nicht feucht werden, da die Geräte sonst in Reparatur<br />

müssen. Das kann auf Dauer teuer werden. Auf der<br />

anderen Seite empfinde ich die Hörgeräte aber auch<br />

als eine große Erleichterung beim Hören, da meine<br />

Konzentration dann sehr viel besser ist. Dabei habe<br />

ich nur einen Hörverlust von 30 %!<br />

Zum Thema Umgang mit der Schwerhörigkeit hatte<br />

ich neulich noch eine lustige Begebenheit im Büro:<br />

Als ich mal kurzzeitig meine Hörgeräte nicht getra-<br />

gen habe, fragte mich eine neue Kollegin, wo die<br />

Mülltüten im Kämmerchen aufbewahrt werden. Ich<br />

habe in der Situation mehrfach verstanden, dass sie<br />

mich nach den Milchtüten gefragt hat und habe ganz<br />

selbstsicher auf die Milch gezeigt. Am Ende haben wir<br />

beide Tränen gelacht. Nett fand ich von der Kollegin,<br />

dass sie die Schuld für das Nicht-Verstehen bei sich<br />

gesucht hat, da sie nach ihrer Aussage auch sehr<br />

undeutlich sprechen würde.<br />

Mein ganz großes Glück ist es aber, dass ich ein<br />

Umfeld habe, das mir das Gefühl vermittelt, so akzeptiert<br />

zu werden, wie ich bin. Hierdurch fällt es mir<br />

sicherlich auch im Großen und Ganzen leichter, mit<br />

meinen körperlichen Grenzen umzugehen. Natürlich<br />

ist dieses auch immer noch von meiner Tagesform<br />

abhängig.<br />

siehe auch<br />

Infof<strong>alt</strong>blatt bei Ihrem Hörgeräteakustiker<br />

„Der Weg zum guten Hören“ Hörgeräte-Akustiker<br />

lösen Kommunikationsprobleme<br />

Website der Fördergemeinschaft Gutes Hören<br />

www.fgh-gutes-hoeren.de<br />

Dorothee stellt sich vor<br />

Mein Name ist Dorothee Kneib. Ich bin 1964 in Bop-<br />

pard geboren. Seit 1988 wohne ich in Karlsruhe. Ich<br />

habe einen Hauptschulabschluss, besuchte zwei<br />

Jahre eine Wirtschaftsschule in Koblenz und machte<br />

anschließend ein Praktikum in der Hauswirtschaft<br />

in Koblenz-Vallendar bei den Schönstätter Marienschwestern.<br />

Anschließend besuchte ich ein Jahr eine<br />

Hauswirtschaftsschule und konnte dann in Koblenz-<br />

Vallendar die Ausbildung als Hauswirtschafterin<br />

machen. Danach arbeitete ich auch wieder bei den<br />

Marienschwestern in Bad Münster am Stein, anschließend<br />

wieder in Vallendar bei den Schönstatt-Patres.<br />

Ich zog nach Karlsruhe. Dort arbeitete ich zuerst<br />

als Pflegehelferin. In der Hauswirtschaft bekam ich<br />

keine Stelle und machte später die Ausbildung als<br />

examinierte Altenpflegerin. Durch meine Erkrankung<br />

wagte ich den Schritt einer Umschulung im Bürobereich<br />

und versuchte leider vergebens, eine Stelle zu<br />

bekommen. Heute arbeite wieder als Halbtagskraft<br />

im stationären Bereich in der Pflege. Dazwischen<br />

versuchte ich mein Glück im mobilen Pflegedienst.<br />

Gesundheitlich muss ich dreimal wöchentlich zur<br />

Lymphdrainage, ein- bis zweimal in der Woche zur<br />

Krankengymnastik. Ich habe seit 2004 starke Hörprobleme<br />

und trage Hörgeräte in beiden Ohren.<br />

Dies alles belastet mich schon. Ich muss damit klar<br />

kommen.<br />

• Sie sind seit 2004 Mitglied der <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<br />

<strong>Vereinigung</strong> Deutschland. Was hat Sie dazu bewogen,<br />

Kontakt zur <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> Deutschland<br />

aufzunehmen?<br />

Mein Wunsch war es, mich weiter zu informieren. Zum<br />

Einen wollte ich erfahren, welche Ärzte ich konsultieren<br />

kann, die sich mit dem <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />

auskennen und zum Zweiten interessierte mich, wie<br />

die Betroffenen mit der Erkrankung zurechtkommen.<br />

Ich habe über die Selbsthilfegruppe Augsburg<br />

Informationen erh<strong>alt</strong>en und somit Kontakt zu der<br />

Selbsthilfegruppe Stuttgart aufgenommen. Über<br />

diese Gruppe bin ich auch zur <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<br />

<strong>Vereinigung</strong> Deutschland gekommen. Leider war es<br />

mir finanziell und zeitlich nicht möglich, den Kontakt<br />

zu pflegen, wie ich es gerne gehabt hätte. Ich habe<br />

gemerkt, dass ich mit der Erkrankung alleine dastehe.<br />

Im Raum Karlsruhe wissen relativ wenige Ärzte<br />

und Ärztinnen über das <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />

Bescheid.<br />

mitglieder stellen sich vor<br />

• Was schätzen Sie am der <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong><br />

Deutschland besonders?<br />

Ich bewundere die Initiative, das Krankheitsbild in<br />

der Öffentlichkeit zu präsentieren und vor allem das<br />

Negativ-Bild auszuklammern. Es war überraschend<br />

zu sehen, was sich positiv verändert hat, zum Beispiel<br />

die Vorträge während der Jahrestreffen. Sehr<br />

gut finde ich auch die CD mit dem Engagement der<br />

Schauspielerin Judith Hildebrand und die Berichterstattung<br />

von Betroffenen in den <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<br />

<strong>Syndrom</strong>-Nachrichten, die mich berühren.<br />

• Warum möchten Sie gerne eine Regionalgruppe<br />

vor Ort gründen?<br />

Ich möchte den Betroffenen die Möglichkeit geben,<br />

in Karlsruhe einen Ansprechpartner zu haben, wenn<br />

Fragen zum <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> auftauchen. Mir<br />

ist es auch wichtig, dass sich Betroffenen kennen<br />

lernen und merken, dass sie nicht allein sind. Falls<br />

mein Vorhaben gelingt, würde ich gerne Infostände<br />

in Karlsruhe betreuen, zum Beispiel auf der Rehab<br />

(einer Messe, auf der sich Selbsthilfegruppen, Krankenkassen<br />

und Sanitätshäuser präsentieren) und ich<br />

somit in der Öffentlichkeitsarbeit des Vereins meinen<br />

Beitrag leisten kann<br />

• Was möchten Sie gerne für uns tun?<br />

Ich möchte weiter mit Aufklärung in der Öffentlich-<br />

keit meinen Beitrag leisten, damit das Ansehen von<br />

Mädchen und Frauen mit <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />

gestärkt wird. Diabetes, Multiple Sklerose, Rheuma<br />

et cetera sind den Menschen eher ein Begriff als das<br />

<strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>. Die Kooperation mit Ärzten<br />

und Ärztinnen möchte ich verbessern und mich dafür<br />

einsetzen, dass die Unterstützung bei Behörden und<br />

den Formalitäten gewährleistet wird.<br />

• Gibt es etwas, was Sie besonders belastet?<br />

Noch heute ist eine Auseinandersetzung mit dem<br />

<strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> schwierig für mich. Meine<br />

Familie hat mich so unterstützt, wie sie es für richtig<br />

hielt.<br />

• Sind Sie zurzeit arbeitslos?<br />

Nein, zurzeit arbeite ich als Altenpflegerin. Ich hoffe<br />

dass es so bleibt. Ich hatte schwer zu kämpfen. Nachdem<br />

ich eine Umschulung im Bürobereich gemacht<br />

¬<br />

Foto privat<br />

33


hatte, bekam ich wegen meines Schwerbehinderung<br />

von 50% und wegen meiner Erwerbsminderungsrente<br />

und meines Alters keinen Job. Nach langem Hin<br />

und Her erhielt ich wieder einen Job in der Altenpflege<br />

als Halbtagsbeschäftigte. Leider habe ich die<br />

ideale Lösung noch nicht gefunden.<br />

• Was tun Sie am liebsten?<br />

Am liebsten lese ich und interessiere mich für Politik.<br />

• Wie entspannen Sie sich am besten?<br />

Am besten entspanne ich beim Lesen und wenn ich<br />

mich mal an den Computer setze. Da ich terminlich<br />

mit Lymphdrainage dreimal wöchentlich und<br />

ein- bis zweimal Krankengymnastik in der Woche<br />

angespannt bin, fällt mir die körperliche Aktivität<br />

zusätzlich besonders schwer. Hin und wieder höre ich<br />

auch meditative Musik, bei der ich entspannen kann.<br />

• Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?<br />

Mit Christiane habe ich Kontakt aufgenommen. Wir<br />

waren nicht untätig. Wir haben meine Adresse auf der<br />

Website der <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> Deutschland<br />

eintragen lassen. Ich startete auch eine Anzeige<br />

im „Karlsruher Kurier“ — leider ohne Erfolg. Ich habe<br />

Kontakt mit Herrn Möckel von der AOK Karlsruhe<br />

aufgenommen. Sein Zuständigkeitsbereich betrifft<br />

auch die Betreuung der Kontaktgruppen. Er schlug<br />

mir einen Infoabend vor. Leider ist das ein Finanzierungsproblem.<br />

Auch mit dem Selbsthilfebüro habe<br />

ich nochmals Kontakt aufgenommen, um weitere<br />

Unterstützung zu erh<strong>alt</strong>en. An eine Information über<br />

das <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> in einer Apothekerzeitschrift<br />

habe ich auch gedacht und bin dabei, mich<br />

mit der Redaktion in Verbindung zu setzen. Christiane<br />

und ich haben Flyer bei Ärzten und Apotheken<br />

ausgelegt.<br />

• Wie könnte der Verein Sie in Ihrem Anliegen<br />

unterstützen?<br />

Es wäre hilfreich, wenn Sie mir Infomaterial zukommen<br />

ließen und vielleicht auch noch andere Ideen<br />

hätten, wie ich Betroffene in Karlsruhe animieren<br />

kann, sich bei mir zu melden.<br />

Marlis Stempel: Der Vorstand ist gerne bereit, bei der<br />

Öffentlichkeitsarbeit mit Rat und Tat zu unterstützen.<br />

Ich danke herzlich für das Interview.<br />

Zum Thema Abtreibung<br />

Mein Name ist Katharina. Ich lebe seit 7 Jahren bei<br />

meinen Eltern in Italien. Ich bin 34 Jahre <strong>alt</strong> und<br />

ledig. Ich habe hier Pädagogik studiert und arbeite<br />

jetzt schrittweise in diesem Bereich. Ich bekomme<br />

schon länger Ihre Hefte zugesandt und möchte mich<br />

doch endlich mal melden. Persönlich hatte ich noch<br />

nicht das Vergnügen, Sie kennen zu lernen. Der Weg<br />

ist h<strong>alt</strong> weit.<br />

In einigen der Hefte habe ich gelesen, dass häufig<br />

Mütter, die mit einem Kind mit <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong><br />

<strong>Syndrom</strong> schwanger sind, sich mit dem Gedanken<br />

tragen abzutreiben. Das finde ich schrecklich<br />

und auch nicht immer sinnvoll. Ich meine, ich<br />

selbst bin Betroffene und frage mich, ob denn das<br />

<strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> wirklich ein Grund zur<br />

Abtreibung ist. Auch dieses Kind will leben und ist<br />

zum Leben bestimmt. Auch ich bin glücklich und<br />

dankbar für mein Leben und zufrieden mit dem, was<br />

ich habe. Ich danke Ihnen für Ihr Interesse und Hilfeangebot.<br />

Vielleicht klappt ja mal eine persönliche<br />

Begegnung.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Katharina<br />

leserbriefe<br />

Foto privat<br />

35


ahr<br />

Wir laden ein<br />

zum Jahrestreffen<br />

nach Gemen<br />

11. bis 13. Juni 2010<br />

veranst<strong>alt</strong>ungen<br />

27. bis 29. November 2009<br />

26. bis 28. Februar 2010<br />

11. bis 13. Juni 2010<br />

24. Oktober 2009<br />

Erster Freitagabend im Monat<br />

1. November 2009<br />

17. Oktober 2009<br />

Wochenende für „neue Eltern“ in der Jugendher-<br />

berge Bonn-Venusberg.<br />

Weibertreffen für Mädchen und ihre Freundinnen<br />

in derJugendherberge in Mainz Thema: Veränderungen<br />

in meinem Leben — Angst machend — Mut<br />

machend — ganz schön spannend. Anmeldeschluss<br />

ist der 30. November 2009.<br />

Jahrestreffen in der Jugendburg Gemen<br />

Einladungen werden noch verschickt.<br />

Regionale Treffen<br />

Regionalgruppe München<br />

Familientreffen im Selbsthilfezentrum München<br />

14.00 bis 17.00 Uhr<br />

Regionalgruppe Duisburg<br />

Stammtisch bei<br />

„Mamma Leone“ circa 18.45 bis 21.00 Uhr<br />

Familiengruppe Düsseldorf<br />

Treffen im Südparkcafé Düsseldorf-Wersten<br />

ab 11.00 Uhr<br />

Regionalgruppe Frankfurt (Rhein-Main) „Rhein-<br />

Main-Nixen“<br />

Thema: Frauen als Vorbild. Vorbereitung und<br />

Durchführung von Katja Fischer. Dieses Treffen<br />

ist für betroffene Frauen in „17 Ost“, Zentrum für<br />

Frauen, 15.00 bis 18.00 Uhr.<br />

Angelika Bock Fon 0 53 2 1. 38 11 45<br />

beratung@turner-syndrom.de<br />

Bettina von Hanffstengel Fon 0 91 92. 99 40 86<br />

orgateam-jahrestreffen@turner-syndrom.de<br />

Bettina von Hanffstengel Fon 0 91 92. 99 40 86<br />

orgateam-jahrestreffen@turner-syndrom.de<br />

Ulrike Lempe Fon 0 89. 69 37 27 84<br />

www.utsrg-muenchen.de<br />

Marlis Stempel Fon 02 03. 78 69 52<br />

Marlis Stempel Fon 02 03. 78 69 52<br />

Christiane Gürge Fon 0 61 29. 51 27 28<br />

rg-rheinmain@turner-syndrom.de<br />

www.turner-syndrom.de<br />

weitere Termine siehe www.turner-syndrom.de<br />

an Förderer<br />

AOK Rheinland/Hamburg, Duisburg<br />

Knappschaft Bahn See Bochum<br />

Arbeitsgemeinschaft der<br />

Betriebskrankenkassen Rhein-Ruhr<br />

Barmer Ersatzkasse Duisburg<br />

Innungskrankenkasse Nordrhein Moers<br />

Einen herzlichen Dank für die Unterstützung<br />

des Duisburger Frauenprojektes<br />

AOK Baden-Württemberg für<br />

Regionalgruppe Stuttgart<br />

BKK Landesverband Hessen<br />

AOK Bundesverband<br />

KKH Allianz<br />

Barmer Ersatzkasse Wuppertal<br />

Ein herzliches Dankeschön<br />

für die Unterstützung unserer Arbeit.<br />

an Spender und Spenderinnen<br />

Unseren Spendern und Spenderinnen<br />

ein herzliches Dankeschön<br />

für die Unterstützung unserer Arbeit.<br />

Berichtszeit April bis August 2009<br />

für tatkräftige Hilfe!<br />

danke<br />

Das Korrekturlesen besorgte Bettina von Hanffstengel.<br />

Das Jahrestreffen 2010 wird organisiert vom<br />

„Organisationsteam Jahrestreffen“ der<br />

<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> Deutschland e. V.<br />

Ein Dank für die Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit<br />

geht an PPR Pepper Pohl Publik Relations<br />

Agentur für Gesundheitskommunikation<br />

www.ppr-pepper.de<br />

Ein Dankeschön an visuelle kommunikation lisa eppinger<br />

für die gest<strong>alt</strong>erische Unterstützung und Beratung bei<br />

den <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-Nachrichten.<br />

Wir danken Alois Reifenschneider für seinen ehrenamtlichen<br />

Einsatz als Webmaster und die gelungene Umsetzung<br />

unserer Ideen.<br />

37


adressen<br />

<strong>alt</strong>er<br />

Aus Datenschutzgründen<br />

stellt die Redaktion<br />

über die Autoren und<br />

Autorinnen Kontakt her.<br />

information<br />

Geschäftsstelle<br />

c/o Melanie Becker-Steif<br />

Ringstraße 18<br />

53809 Ruppichteroth<br />

Fon 0 22 47 75 97 50<br />

Fax 0 22 47 75 97 56<br />

geschaeftsstelle@turner-syndrom.de<br />

Ansprechpartnerin<br />

für die Mädchenarbeit<br />

Bettina von Hanffstengel<br />

Rödlas 4 a<br />

91077 Neunkirchen am Brand<br />

Fon 0 91 92. 99 40 86<br />

Fax 0 91 92. 99 40 79<br />

orgateam-jahrestreffen@turner-syndrom.de<br />

Informations- und Beratungstelefon<br />

Diplom-Psychologin<br />

die neue Adresse lag bei Redaktionsschluss noch<br />

nicht vor und wird auf der Website<br />

www.turner-syndrom.de bekannt gegeben.<br />

beratung@turner-syndrom.de<br />

Erste Vorsitzende<br />

Kerstin Subtil<br />

Kantstraße 6<br />

63067 Offenbach<br />

Fon 0 69. 42 69 42 97<br />

Mobil 01 62. 10 11 88<br />

erste-vorsitzende@turner-syndrom.de<br />

Dritte Vorsitzende<br />

Ansprechpartnerin für die Regionalgruppen<br />

Silke Flinder<br />

Am Bogen 25<br />

13589 Berlin<br />

Fon 0 30. 66 46 01 01<br />

dritte-vorsitzende@turner-syndrom.de<br />

Herausgeber<br />

Redaktion<br />

Autoren und Autorinnen<br />

Satz<br />

Druck<br />

Auflage<br />

Erscheinungsweise<br />

Preis<br />

ISSN<br />

Hinweis<br />

nächstes Thema<br />

<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> Deutschland e. V.<br />

Marlis Stempel (ViSdP)<br />

Antje, Katrin, Angelika Bock, Silke Flinder, Prof. Dr. med. Etelka<br />

Földi, Bettina von Hanffstengel, Ellen, Katharina, Barbara, Marlene<br />

Klose, Bettina N., Margrit N. und Kerstin Subtil. Allen Autoren<br />

und Autorinnen sei ein großer Dank ausgesprochen.<br />

Marlis Stempel<br />

Druckerei Albers, Düsseldorf<br />

700 Exemplare<br />

Halbjährlich im Mai und Oktober, jeweils zum<br />

Jahrestreffen und zum Frauentreffen<br />

2,50 Euro pro Exemplar. Mitglieder erh<strong>alt</strong>en die<br />

<strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-Nachrichten kostenlos.<br />

0946-8331<br />

Die Inh<strong>alt</strong>e dieser Zeitschrift sind alleinige Meinungsäußerungen<br />

der Autoren und Autorinnen. Sie stimmen nicht unbedingt mit<br />

der Meinung der <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> Deutschland e. V.<br />

überein, außer sie sind gekennzeichnet.<br />

Kinderwunsch. Wie haben Sie sich von einem Lebensplan mit<br />

eigenen Kindern verabschiedet? Wie sehen Ihre Pläne mit Kindern<br />

aus? Wie wollen Sie sich den Kinderwunsch erfüllen? Welche<br />

Erfahrungen haben Sie mit der Reproduktionsmedizin?<br />

Redaktionsschluss der Ausgabe 1. 2010 ist der 1. April 2010<br />

impressum<br />

turner-syndromvereinigung<br />

deutschland e.v.<br />

www.turner-syndrom.de<br />

wir bieten hilfe und informationen<br />

zum ullrich-turner-syndrom.<br />

geschäftsstelle<br />

c/o melanie becker-steif<br />

ringstraße 18<br />

53809 ruppichteroth<br />

fon +49. 22 47 75 97 50<br />

fax +49. 22 47 75 97 56<br />

geschaeftsstelle@<br />

turner-syndrom.de<br />

schirmherrin<br />

dr. med. astrid bühren<br />

beratung und infoservice<br />

diplom-psychologin angelika bock<br />

fon +49. 53 21. 38 11 45<br />

beratung@<br />

turner-syndrom.de<br />

vorstand<br />

kerstin subtil<br />

bettina schaefer<br />

silke flinder<br />

registergericht<br />

amtsgericht waldbröl<br />

registernummer vr 733<br />

mitglied in achse e. v.<br />

bag selbsthilfe e. v.<br />

kindernetzwerk e. v.<br />

netzwerk gegen selektion<br />

durch pränataldiagnostik<br />

paritätischer wohlfahrtsverband<br />

landesverband nrw<br />

wir sind eine gemeinnützige,<br />

ehrenamtlich tätige selbsthilfeorganisation.<br />

spenden<br />

und mitgliedsbeiträge sind<br />

steuerlich absetzbar.<br />

freistellungsbescheid vom<br />

finanzamt siegburg vom<br />

27.06.2005 steuernummer:<br />

220 5939 0459<br />

spendenkonto<br />

sparkasse wiehl<br />

bankleitzahl 384 524 90<br />

kontonummer 359 893<br />

vereinskonto<br />

postbank köln<br />

bankleitzahl 370 100 50<br />

kontonummer 526 848 504<br />

redaktion<br />

marlis stempel<br />

böhmer straße 4<br />

47249 duisburg<br />

fon 02 03. 78 69 52<br />

fax 03 22 21 16 06 34<br />

redaktion@turner-syndrom.de<br />

39


Du sitzt in deinem Zimmer<br />

Du sitzt in deinem Zimmer,<br />

grübelst Tag und Nacht,<br />

und merkst nicht,<br />

dass du alles schlimmer machst,<br />

bist gefangen im Selbst und nicht erwacht.<br />

Wann lachtest du das letzte mal?<br />

Schaust du auf das Lachen? Nein,<br />

Siehst nur deine eigene Qual,<br />

siehst nur dich Fehler machen.<br />

Doch ist es Qual und Pein.<br />

Und sind es alles Fehler,<br />

kann es nicht auch anders sein,<br />

bist Du nicht dein eigener Quäler?<br />

Keiner ist vollkommen,<br />

keiner wird es werden.<br />

Lernen musst du immer,<br />

jeden Tag auf Erden,<br />

doch hörst du ständig nur Gewimmer.<br />

Blicke, die dich treffen,<br />

sei es von Kind, Frau oder Mann,<br />

wertest du als Böse und schlecht,<br />

dass es auch anders herum sein kann,<br />

darauf kommst du nicht,<br />

machst es sowieso keinem recht.<br />

Manchmal sind es liebe Blicke<br />

Nicht alle wollen dich veräppeln.<br />

Ich schicke dir deshalb diese Botschaft.<br />

Ein Versuch, deine Seele etwas aufzupäppeln,<br />

Wach auf! Verlass dein Zimmer!<br />

Schau die Welt an, die schöne,<br />

fang an, alles zu belauschen,<br />

verstoß aus deinem Ohr das Gewimmer<br />

hör am Meer das Wasser rauschen<br />

sie die vielen Freunde, die du hast.<br />

Die hast du, weil du etwas besonders bist<br />

Seh‘ das Schöne und nicht nur den Mist!<br />

Verstoße deinen Sondermüll aus deinem Kopf,<br />

das schlechte hängt an dir wie ein Tropf<br />

doch kannst du diesen Sondermüll leicht entfernen<br />

dann greifst auch du bald nach den Sternen<br />

weil du gar nicht so krank bist, wie du selber glaubst<br />

und dir deine eigenen Gedanken raubst<br />

denk mehr an das Gute, dann hat das Schlechte keine Chance<br />

geh in Dich und du merkst diese Balance,<br />

die auch in deinem Körper wohnt und nur darauf wartet,<br />

dass ein anderes Programm gestartet wird,<br />

es ist nicht alles schön und rein,<br />

doch schau morgens in den Spiegel und sage dir<br />

ich werde immer etwas Besonderes sein.<br />

www.turner-syndrom.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!