alt - Deutsche Ullrich-Turner-Syndrom Vereinigung e.V.
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2.2009<br />
magazin der<br />
turner-syndrom-vereinigung deutschland e. v.<br />
ullrich-turner-syndrom-nachrichten<br />
Stark im Alter<br />
Das lesen Sie unter anderem:<br />
Spenden für das CD-Projekt erwünscht<br />
Ein Besuch bei der ACHSE<br />
Wer bin ich? Ein Workshop mit Marlene Klose<br />
Das Lymphödem: Diagnose und Therapie<br />
Älter werden mit dem <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
Von der Eitelkeit der Schwerhörigen
Beinversorgung<br />
Armversorgung<br />
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Das <strong>Syndrom</strong> wurde nach dem amerikanischen Arzt<br />
Henry <strong>Turner</strong> und dem deutschen Kinderarzt Otto<br />
<strong>Ullrich</strong> benannt. Das <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> ist eine<br />
Fehl verteilung oder strukturelle Veränderung der<br />
Ge schlechtschromosomen, von der nur Mädchen<br />
beziehungsweise Frauen betroffen sind und tritt mit<br />
einer Häufigkeit von etwa 1 zu 2500 Geburten auf.<br />
Was ist das <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>?<br />
Eines der beiden Geschlechtschromosomen (XX) fehlt<br />
durchgehend oder nur in einem Teil aller Körperzellen,<br />
oder aber das zweite X-Chromosom ist struk turell ver-<br />
ändert. Das <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> kann nicht er erbt<br />
werden. Die verursachenden Faktoren sind noch unbe-<br />
kannt. Die Auswirkungen kön nen individuell sehr ver-<br />
schieden sein. Die Leitsymptome sind der Kleinwuchs<br />
(im Durchschnitt etwa 1,47m ) und die Unfruchtbarkeit<br />
aufgrund einer zu geringen Entwicklung der Eierstöcke.<br />
Hier ist eine Behandlung mit Wachstumshormonen<br />
und Östrogenen möglich. Dazu können weitere, heute<br />
be handel bare Probleme kommen (Herz fehler, soge-<br />
nanntes Flügelfell, Nierenprobleme, Lymphödeme).<br />
Betroffene Mädchen und Frauen sind normal intel-<br />
ligent und können ein eigenständiges Leben füh ren,<br />
zu dem in vielen Fällen heute auch eine Partnerschaft<br />
gehört. Psychische Probleme im Sinne eines geringeren<br />
Selbstwertgefühls, Unsicherheit im Um gang mit<br />
dem eigenen Körper und ähnliches sind nicht selten,<br />
aber kein unvermeidbares Schicksal. Der Kontakt mit<br />
anderen Betroffenen oder auch professionelle Beratung<br />
kann dabei weiter helfen.<br />
Die <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> Deutschland e. V. hat<br />
es sich zur Aufgabe gemacht, betrof fenen Mäd chen,<br />
Frauen und Schwangeren, die von der Diagnose erfah-<br />
ren haben, zu helfen. Durch Erfahrungsaustausch und<br />
Aufklärung machen wir Schwan geren Mut, das Kind<br />
mit <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> auszutragen. Wir geben<br />
der Behinderung ein Gesicht. Wir wollen Vorurteile ab-<br />
bauen, Informationslücken schließen und das öffent-<br />
liche Interesse wecken. Das <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
darf nicht länger ein Ab trei bungsgrund sein. Wir finden,<br />
dass wir als Betrof fene sehr gut mit der Behinderung<br />
leben können.<br />
Wir sind eine gemeinnützige, ehrenamtlich tätige Sel-<br />
bst hilfeorganisation. Wir fi nan zieren uns ausschließ-<br />
lich über Spenden und Mitgliedsbeiträge. Deswegen<br />
freuen wir uns, wenn Sie unsere Arbeit durch Spenden<br />
et cetera unterstützen. Unsere Kontakt adres sen fin-<br />
den sie im Impressum.<br />
3
Editorial<br />
Wer nicht gegen Alterungsprozesse ankämpft, sieht<br />
<strong>alt</strong> aus, so die Botschaft der Antiaging-Industrie. Sie<br />
wendet sich in erster Linie an die betuchten Alten, die<br />
sich eine Antiaging-Beratung leisten können und wollen,<br />
teure Kosmetika, Botox gegen F<strong>alt</strong>en und Vitaminpillen<br />
inklusive. Mit 50 Jahren aufwärts treiben<br />
Sie in einer Seniorengruppe Sport. Zahlungskräftige<br />
Seniorinnen und Senioren gehören zur Zielgruppe<br />
für das Wohnen im Alter in Senioren-Wohnanlagen.<br />
So sieht die heile Konsumwelt aus!<br />
Die Wirklichkeit sieht anders aus: immer mehr ältere<br />
Menschen können sich von ihrer Rente kaum einen<br />
Extra-Wunsch erfüllen und sind auf Jobs angewiesen.<br />
Immer mehr Rentner und Rentnerinnen brauchen<br />
Hilfe vom Sozialamt. Die Einkommensschere klafft<br />
auseinander. Gegen diese Schwarz-Weiß-Malerei<br />
haben wir etwas Konkretes entgegen zu setzen,<br />
zum Beispiel eine Gemeinschaft, die sich auch im<br />
Alter unterstützt. Könnte es sein, dass ein soziales<br />
Netzwerk die Handicaps im Alter ausgleicht? Die<br />
Autorinnen gehen dieser Frage nach. Es werden die<br />
Faktoren, die Handicaps im Alter positiv beeinflussen,<br />
von den Autorinnen deutlich angesprochen. Bettina<br />
und Barbara berichten von ihren Erfahrungen als<br />
Hörgeräteträgerinnen. Die Autorinnen sparen auch<br />
nicht mit ihren Visionen von einem Leben im Alter. So<br />
sind anschauliche und anrührende Berichte daraus<br />
geworden. Herzlichen Dank dafür!<br />
Dorothee stellt sich als Mitglied vor. Sie erzählt uns,<br />
was sie antreibt, für unseren Verein aktiv zu sein. Ich<br />
wünsche ihr und Christiane viel Erfolg bei der Gruppengründung<br />
in Karlsruhe. Marlene Klose berichtet<br />
von ihrer Arbeit als Gest<strong>alt</strong>therapeutin in einem<br />
Workshop. Anhand des Berichtes können Leser und<br />
Leserinnen ihre Arbeit als Gest<strong>alt</strong>therapeutin gut<br />
nachvollziehen. Christine berichtet von ihrem Besuch<br />
bei ACHSE, der Allianz chronischer seltener Erkrankungen.<br />
Der Bericht und der Infokasten zu ACHSE<br />
machen neugierig auf die Website der ACHSE. Professorin<br />
Dr. med. Etelka Földi hat uns dankenswerter<br />
Weise ein Übersichtsreferat zum Thema Lymphödem<br />
und Therapie zur Verfügung gestellt. Ich bedanke<br />
mich auch für die Abdruckgenehmigung der dazu<br />
gehörigen Bilder. Als Patientin mit Lymphödem profitiere<br />
ich persönlich von der beschriebenen komplexen<br />
physikalischen Entstauungstherapie.<br />
Das Orgateam der <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong><br />
Deutschland e. V. lädt Mitglieder und Interessierte<br />
zum Jahrestreffen vom 11. bis 13. Juni 2010 in die<br />
Jugendburg nach Gemen ein. Wir freuen uns auf<br />
zahlreiche Anmeldungen. Die Termine für das<br />
Weibertreffen, dem Treffen für Mädchen mit <strong>Ullrich</strong>-<br />
<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>, ihren Schwestern und Freundinnen<br />
und das Wochenende für neue Eltern entnehmen Sie<br />
bitte dem Veranst<strong>alt</strong>ungskalender auf Seite 36.<br />
Das Hauptthema für die Ausgabe 1.2010 soll<br />
„Kinderwunsch — Wunschkind“ sein. Wie haben<br />
Sie sich von einem Lebensplan mit eigenen<br />
Kindern verabschiedet? Wie sehen Ihre Pläne<br />
mit Kindern aus? Wie wollen Sie sich den<br />
Kinderwunsch erfüllen? Welche Erfahrungen haben<br />
Sie mit der Reproduktionsmedizin gemacht? Das<br />
Redaktionsteam freut sich auf Ihre Zuschriften.<br />
Lassen Sie mal etwas von sich lesen!<br />
Ihre<br />
Redaktionsanschrift: Marlis Stempel.<br />
Böhmer Straße 4. 47249 Duisburg<br />
Fon: 02 03. 78 69 52<br />
E-Mail: redaktion@turner-syndrom.de<br />
Marlis Stempel<br />
Kerstin Subtil<br />
Angelika Bock<br />
Barbara<br />
Silke Flinder<br />
Kerstin Subtil<br />
Katrin<br />
Marlene Klose<br />
Christine<br />
Etelka Földi<br />
Antje<br />
Bettina von Hanffstengel<br />
Ellen<br />
Angelika Bock<br />
Bettina N.<br />
Margrit<br />
Barbara<br />
Bettina N.<br />
Dorothee<br />
Katharina<br />
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Was ist das <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>?<br />
Editorial<br />
Neues vom Kindernetzwerk<br />
7. Internationale <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-Konferenz in Dänemark<br />
Nachruf auf Eva Pesch<br />
Ihre Hilfe ist gefragt! Ein Spendenaufruf zum CD-Projekt<br />
Neues aus dem Vorstand<br />
<strong>Syndrom</strong>tag in Heidelberg<br />
Wer bin Ich? Ein Workshop mit Marlene Klose<br />
Ein Besuch bei der Achse<br />
Das Lymphödem: Diagnose und Therapie<br />
Älter werden mit <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
„Wer nicht <strong>alt</strong> werden will, muss sich jung hängen!“<br />
Perspektiven für das Alter<br />
Mit einem Lächeln <strong>alt</strong> werden<br />
Zufrieden im Alter<br />
Hilfe, ich werde <strong>alt</strong>!<br />
Von der Eitelkeit der Schwerhörigen<br />
Schwerer hören<br />
Dorothee stellt sich vor<br />
Leserbrief zum Thema Abtreibung<br />
Veranst<strong>alt</strong>ungskalender<br />
Danke<br />
Adressen<br />
Impressum<br />
Du sitzt in Deinem Zimmer<br />
inh<strong>alt</strong><br />
5
Neues vom Kindernetzwerk<br />
Ein Bericht von der Jahrestagung des Kindernetzwerkes von Kerstin Subtil<br />
Die Jahrestagung des Kindernetzwerkes stand unter<br />
dem Motto „Lobbyarbeit für Kinder und junge Menschen<br />
mit besonderen Bedürfnissen“. Sie fand am<br />
27. Juni 2009 in Aschaffenburg statt. Der Vorstand<br />
des Kindernetzwerkes, Professor Dr. med. Hubertus<br />
von Voss und der Geschäftsführer Raimund Schmid<br />
leiteten die Jahrestagung. Professor von Voss nahm<br />
Stellung zur Lobbyarbeit für Kinder mit besonderen<br />
Bedürfnissen im Hinblick auf die Gesundheitsreform.<br />
Er mahnte an, dass mehr Aufmerksamkeit auf dieses<br />
Thema gelenkt werden müsse. So sei beispielsweise<br />
das „Kindeswohl“ nicht definiert. In den Mittelpunkt<br />
stellte er die Problematik der Kinderpornographie,<br />
die zu einem Trauma bei den betroffenen Kindern<br />
führt. Das Kindernetzwerk möchte in Zukunft<br />
mehr die Migranten in den Blickpunkt rücken und<br />
sich für diese einsetzen. Das Kindeswohl soll dabei<br />
uneingeschränkt das Leitmotiv sein. Leider sei man<br />
auch durch den Dschungel der Gesetzgebung von<br />
seinen Zielen weit entfernt, betonte Professor von<br />
Voss. Er fordert mehr Gesetzestransparenz und die<br />
uneingeschränkte Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention.<br />
Als besonderen Gast konnte man Bundesjustizmini-<br />
sterin Brigitte Zypries begrüßen. Ihre Rede begann<br />
mit dem Hinweis auf das Grundgesetz, das in diesem<br />
Jahr seinen 60. Geburtstag feiert. Frau Zypries<br />
forderte die Überprüfung auf seine Tauglichkeit<br />
für die Herausforderungen der Zukunft. Sie stellte<br />
die Bedeutung der nachwachsenden Generation<br />
für die Gemeinschaft heraus und betonte dabei,<br />
dass diese einen ganz besonders unseren Schutz<br />
braucht. Ein weiterer Aspekt sei die Umsetzung des<br />
Gesetzesrechts durch die Jugendämter, so Frau<br />
Zypries. Sie wies auf die Todesfälle von Kindern<br />
durch Vernachlässigung hin, die in letzter Zeit durch<br />
die Presse gegangen sind. Frau Zypries erklärte,<br />
dass ihre Partei, die SPD, bereits nach der deutschen<br />
Einheit eine Verfassungsdiskussion angeregt hätte,<br />
der Vorschlag aber an CDU und CSU gescheitert<br />
sei. Es seien aber schon Verbesserungen im Kindesschutz<br />
erreicht worden, betonte Frau Zypries, zum<br />
Beispiel im Jahre 2000 mit dem Gesetz zur Ächtung<br />
der Gew<strong>alt</strong>. Als bedeutenden Punkt stellte sie das<br />
erweiterte Führungszeugnis heraus, das erst im Mai<br />
beschlossen wurde.<br />
Frau Zypries hat noch viele weitere Punkte ange-<br />
sprochen, über die ich hier nicht alle berichten kann.<br />
Die letzte Sprecherin war Marlene Rupprecht, eine<br />
Frau mit viel Energie und Herz, die in der Kinderkommission<br />
des <strong>Deutsche</strong>n Bundestages ist. Sie fordert<br />
einen Rahmen für eine gesunde Entwicklung der<br />
Kinder und ruft zu einem zusammenhängenden und<br />
systemübergreifenden Denken auf. Sie propagiert,<br />
dass jedes Kind ein Recht hat, seine Fähigkeiten zu<br />
entwickeln. Sie wünscht sich, dass Informationen von<br />
der Selbsthilfe auch an die Kinderkommission weitergeleitet<br />
werden und so eine Vernetzung entsteht.<br />
Bei Auffälligkeiten sollte Klartext gesprochen werden<br />
und auch die Eltern sollten mit einbezogen werden.<br />
Als letzten Punkt setzten wir uns in einem „World<br />
Café“ zusammen und tauschten uns über die Möglichkeiten<br />
des Engagements aus. Es ging besonders<br />
darum, praktische Ansätze zu finden, bei denen das<br />
Kindernetzwerk unterstützen kann. Informationen<br />
siehe auch www.kindernetzwerk.de<br />
Foto H. Kreutz<br />
Kerstin Subtil und ich hatten die Möglichkeit, dieses<br />
Mal an der Internationalen <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-Konferenz<br />
in Dänemark teilzunehmen. Endlich war die<br />
Entfernung überschaubar und zusätzlich wurden<br />
wir freundlicherweise von der Novo Nordisk Pharma<br />
GmbH unterstützt. Ich möchte hier einen persönlichen<br />
Eindruck vermitteln. Es ist geplant, eine kurze<br />
Zusammenfassung der Vortragsinh<strong>alt</strong>e auf die Webseite<br />
zu setzen. Wirklich ganz neue Erkenntnisse oder<br />
Themen gab es hier nicht.<br />
Die Konferenz startete mit einem Empfang beim<br />
Bürgermeister und dem für Gesundheitsfragen im<br />
Kopenhagener Rathaus zuständigen Dezernenten.<br />
Von hier an war die Tagungssprache Englisch. Es<br />
nahmen 178 Vertreter aus 23 Nationen teil: USA,<br />
Japan, Neuseeland, Mexiko, Australien, Großbritannien,<br />
Kanada, Iran, Kroatien, Tschechien, Frankreich,<br />
Schweiz und so weiter. Nach einem der berühmten<br />
Dänischen Büffets ging es auf eine Bootstour auf<br />
den Kanälen von Kopenhagen. Die ersten Kontakte<br />
wurden geknüpft und ich hatte die Freude, dass zwei<br />
betroffene Frauen, mit denen ich in der Vergangenheit<br />
E-Mail-Kontakt hatte, auch teilnahmen und wir<br />
uns nun das erste Mal persönlich sprechen konnten.<br />
Zudem war auch die uns bekannte Barbara aus der<br />
Schweiz dabei. Somit war der gesellschaftliche Teil<br />
des Treffens gerettet.<br />
Freitag fanden dann in Hörsälen der Universität<br />
Kopenhagen Vorträge zu vertrauten Themen wie<br />
„Kindheit und Adoleszenz“, „Diabetes und Knochen“,<br />
„Psychosoziale Aspekte — Studienergebnisse“ und<br />
Workshops für Eltern, Jugendliche und erwachsene<br />
Betroffene statt. Am Samstag ging es um die Themen<br />
„Den eigenen Blickwinkel verändern“, „Betreuung<br />
erwachsener Betroffener in Japan“, „Das Herz“,<br />
„Positive Effekte des Wachstumshormons“, „Tumorrisiko<br />
bei Y-Bruchstücken“ und Workshops zu den<br />
Themen „Blutdruck“, „Wachstumshormon“ und<br />
„Soziales Leben mit <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>“. Die Workshops<br />
waren Vorträge über Studienergebnisse. Ich<br />
selbst war in der Erwachsenengruppe und natürlich<br />
in dem Workshop über soziales Leben. Beide<br />
Workshops brachten wenig Neues, aber waren sehr<br />
aufbauend und motivierend. Am Sonntag wurde ein<br />
Preis der Australischen <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong><br />
an Dr. med. Claus H. Gravholt verliehen und<br />
die verschiedenen Organisationen berichteten über<br />
aktuell<br />
7. Internationale <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-Konferenz in Dänemark<br />
Ein Bericht von Angelika Bock über die 7. Internationale <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>- Konferenz in Kopenhagen vom 27. bis 30. August 2009<br />
ihre Aktivitäten, Ziele und Schwierigkeiten. Mein<br />
persönliches Fazit hier: Wir sind gar nicht so schlecht<br />
aufgestellt in Deutschland, aber vieles ist Routine<br />
geworden. Wir schauen mehr auf die Probleme als<br />
auf Erreichtes und die Erfolge. Alle hatten sehr<br />
ähnliche Ziele und Schwierigkeiten. Gute Informationen<br />
für die Eltern, Betroffenen und Ärzten bringen<br />
allen etwas. Manche Organisationen standen noch<br />
am Anfang ihrer Entwicklung. Die <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<br />
<strong>Vereinigung</strong> Großbritannien hat den unleugbaren<br />
Vorteil, eine hauptamtliche Stelle zu haben und kann<br />
dadurch auch rascher Dinge umsetzen. Eine Europäische<br />
Konferenz ist von ihnen geplant, aber es gibt<br />
noch keine genauen Informationen darüber.<br />
Neben dem inh<strong>alt</strong>lichen Teil gab es viele Gespräche<br />
und Kontakte in die verschiedensten Länder — auch<br />
endlich mal wieder mit den USA. Zwei echte „Highlights“<br />
waren für mich die amerikanische 63-jährige<br />
Frau mit <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>, die Verw<strong>alt</strong>ungsrichterin<br />
ist und ein Treffen mit drei eineiigen Zwillingspaaren<br />
mit <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>. Kerstin hat,<br />
denke ich, sehr schöne Fotos gemacht. Novo Nordisk<br />
Pharma GmbH hat diese Veranst<strong>alt</strong>ung im Ganzen<br />
und die Vertretung Deutschlands im Besonderen<br />
freundlicherweise unterstützt und ermöglicht, dass<br />
wir alle eine sehr gut organisierte Konferenz erlebt<br />
haben. Vielen Dank! Ein großer Dank gehört der<br />
Dänischen <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong>, die mit vielen<br />
engagierten Menschen sehr viel Arbeit investiert<br />
und eine gelungene Veranst<strong>alt</strong>ung organisiert hat.<br />
siehe auch www.turner-coppenhagen2009.dk<br />
7
Nachruf auf Eva Pesch * 27. April 1958 † 20. Mai 2009 von Barbara<br />
Die Frauengruppe Stuttgart und ich haben Eva bei<br />
einem Frauenwochenende in Worms kennen gelernt.<br />
Zuerst war sie recht schüchtern und zurückh<strong>alt</strong>end,<br />
reserviert könnte man fast sagen. Dann taute sie<br />
auf, erzählte und fasste den Vorsatz, einmal bei der<br />
Stuttgarter Gruppe vorbeizuschauen.<br />
Sie löste ihr Versprechen ein und war fortan nicht<br />
mehr aus der Stuttgarter Gruppe wegzudenken. Sie<br />
bereicherte unsere Gruppe auf vielfältige Weise als<br />
Freundin, Ratgeberin und wache Beobachterin des<br />
Gruppengeschehens. Auch das Leben der <strong>Turner</strong>-<br />
<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> Deutschland begleitete sie<br />
wohlwollend und kontinuierlich. Von Zeit zu Zeit<br />
erschienen auch Artikel in den <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<br />
<strong>Syndrom</strong>-Nachrichten von ihr, die immer auf große<br />
Beachtung und Resonanz stießen. Sie war gut aufgenommen<br />
und fühlte sich in dieser Gemeinschaft<br />
vieler Gleichgesinnter wohl, war anerkannt. Das tat<br />
ihr gut, sie schöpfte Vertrauen und konnte sich öffnen.<br />
Es war einfach schön, sie wachsen und zu sich<br />
kommen zu sehen — fabelhaft! Natürlich waren sie<br />
und wir uns der Zerbrechlichkeit und Vergänglichkeit<br />
dieser Situation bewusst, deshalb blicken wir sehr<br />
dankbar auf diese Zeit zurück und freuen uns, sie mit<br />
Eva erlebt zu haben. In solch guten, hellen Zeiten verdrängt<br />
man meist die dunklen Schatten, die sich über<br />
einem zusammenbrauen, einen immer wieder — auf<br />
welche Art auch immer — einholen können.<br />
Der erste von mehreren Krankenhausaufenth<strong>alt</strong>en<br />
im Evangelischen Krankenhaus Bad Dürkheim im<br />
November 2008 schien noch weniger dramatisch.<br />
Eva erholte sich wieder einigermaßen. Auf diesen<br />
folgten mit Unterbrechungen noch einige weitere,<br />
in deren Verlauf sich leider jedoch immer mehr<br />
abzeichnete, dass der Hautkrebs nach 15 Jahren<br />
zurückgekehrt war. Es hatten sich schon Metastasen<br />
gebildet. Es war klar, dass die Genesung von Eva sich<br />
sehr schwierig gest<strong>alt</strong>en würde, man aber immer<br />
noch hoffen könne. Nach verschiedenen Telefonaten<br />
besuchte ich Eva im Januar 2009 im Bad Dürkheimer<br />
Krankenhaus, auch ihre Mutter war gerade vom Pflegeheim<br />
auf dieselbe Station in dasselbe Zimmer wie<br />
Eva gebracht worden, weil beide es so wollten. Tief<br />
bewegt ob dieser traurigen Situation und mit dem<br />
Gefühl, nichts für Eva tun zu können, kehrte ich heim.<br />
Die Telefonate wurden dramatischer, die Gesundheit<br />
von Eva verschlechterte sich nach dem Tod ihrer<br />
geliebten Mutter zusehends schneller. Sie trug es mit<br />
sehr viel Geduld und Gelassenheit.<br />
Als ich sie im April, kurz nach ihrem Geburtstag,<br />
nochmals auf der Palliativstation besuchte, war sie<br />
körperlich schon sehr schwach, nahm aber meinen<br />
kurzen Besuch wahr. Sie freute sich, dass ich sie<br />
besuchte, strahlte — es war erstaunlich. Ich war sehr<br />
froh, sie noch einmal gesehen zu haben. Was mich<br />
in meiner Hilflosigkeit und Traurigkeit nach diesem<br />
Besuch etwas versöhnte, war die Tatsache, dass Eva<br />
in dieser letzten Phase, diesen letzten Tagen und<br />
Wochen keine Schmerzen hatte und dann am Ende,<br />
im Mai, friedlich einschlafen konnte. Ich war mehr<br />
oder weniger unvorbereitet, als ich an diesem Maitag<br />
den Anruf vom Hospiz in Ludwigshafen erhielt,<br />
in dem Eva ihre letzten Lebenstage verbrachte und<br />
musste mich am Handy erst mal fassen. Ein ganz<br />
seltsames Gefühl der Kälte und Leere ergriff mich.<br />
Eva war unwiderruflich von uns gegangen. Das war<br />
einfach sehr traurig!<br />
Erst bei der einen Monat später stattfindenden<br />
Urnenbestattung in Bad Dürkheim konnte ich das<br />
alles sortieren, damit klarkommen und meinen<br />
Frieden damit machen, dass Eva nicht mehr da ist.<br />
Die Urnenbestattung war sehr schön und würdevoll.<br />
Viele Bekannte, Verwandte, Freunde und ehemalige<br />
Arbeitskolleginnen nahmen von Eva Abschied. Wir<br />
werden sie nie vergessen und so wird sie immer in<br />
unseren Herzen weiterleben.<br />
Wie Sie vielleicht bereits wissen, sind wir als Vorstand<br />
bestrebt, die <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> Deutschland<br />
e. V. und das <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> bekannter<br />
zu machen und an die breite Öffentlichkeit zu gehen.<br />
Eure, Ihre Hilfe ist gefragt!<br />
Um unsere Arbeit jedoch ausweiten und verbes-<br />
sern zu können, benötigen wir die entsprechenden<br />
finanziellen Mittel. Wir finanzieren unsere Arbeit<br />
ausschließlich aus Spenden, Mitgliedsbeiträgen und<br />
Fördergeldern. Zudem arbeiten sämtliche Mitarbeiter<br />
und Mitarbeiterinnen ausschließlich ehrenamtlich,<br />
sodass die zeitlichen Möglichkeiten sehr<br />
begrenzt sind.<br />
Um Einnahmen zu erzielen, haben wir uns überlegt,<br />
Gedichte von betroffenen Frauen zu veröffentlichen.<br />
Dafür haben wir die Schauspielerin Judith Hildebrandt<br />
(bekannt aus TV-Serien wie „Marienhof“ und<br />
„Sturm der Liebe“) und den Berliner Musiker Friedemann<br />
Benner (schrieb unter anderem die Filmmusik<br />
zur VOX-Serie „Rund ums Rote Meer“ und wirkte<br />
bei der musikalischen Gest<strong>alt</strong>ung von „Shrek“ 1-3<br />
mit) gewinnen können. Anfang Januar war es dann<br />
soweit. Es wurde eine Demo-CD erstellt. Judith Hildebrandt<br />
hat Gedichte von Angelika Bock, Andreas<br />
Herms (Ehemann unserer Schriftführerin Sabine<br />
Herms) und Silke Flinder eingesprochen. Friedemann<br />
Benner hat uns seine Filmmusik kostenfrei zur Verfügung<br />
gestellt, die CD Aufnahmen geleitet und die<br />
Gedichte mit Musik unterm<strong>alt</strong>. Wir haben die CD auf<br />
unserem diesjährigen Gesamttreffen vorgestellt. Die<br />
Anwesenden hatten die Möglichkeit, Judith Hildebrandt<br />
persönlich kennenzulernen.<br />
Es ist, wie wir finden, eine wunderschöne und<br />
nicht nur für Kenner des <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>s<br />
absolut hörenswerte CD mit 18 Gedichten und<br />
einem kompletten Musikstück entstanden. Gerne<br />
können Sie sich an Angelika Bock, Beratungstelefon<br />
der <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> Deutschland<br />
e. V. 0 53 21. 38 11 45 oder an Silke Flinder Fon 030.<br />
66 46 01 01 oder an die Erste Vorsitzende Kerstin<br />
Subtil Fon 0 69 42 69 42 97 wenden und eine Hörprobe<br />
erfragen.<br />
Nun unser Anliegen an Sie, an Euch: Um die CD veröf-<br />
fentlichen zu können, benötigen wir natürlich Gelder.<br />
Wir würden uns daher sehr freuen, wenn jedes Vereinsmitglied<br />
oder Interessent einen für ihn tragbaren<br />
Betrag spenden würde. Wenn nur 300 Leute 10,00 €<br />
spenden, könnten wir wirklich starten!<br />
aktuell<br />
Ihre Spende ist steuerlich absetzbar.<br />
Zur Erleichterung der Spende ist hier noch einmal<br />
unsere Bankverbindung<br />
Empfänger<br />
<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> Deutschland e. V.<br />
Konto-Nummer 359 893<br />
Bankleitzahl 384 524 90<br />
Verwendungszweck: Spende CD Projekt<br />
HELFT UNS, DIESES GROßARTIGE PROJEKT<br />
WIRKLICHKEIT WERDEN ZU LASSEN!<br />
Vielen Dank im Voraus<br />
Es grüßt Euch, Sie herzlich<br />
Silke Flinder, Dritte Vorsitzende der<br />
<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> Deutschland e. V.<br />
9
Neues aus dem Vorstand Von Kerstin Subtil<br />
• Erweiterter Vorstand<br />
Bei den Unterstützerinnen des Vorstands haben<br />
sich zwei Änderungen ergeben: Der Schatzmeisterin<br />
Ingrid Reifenschneider steht Marielle Kuhlmann<br />
tatkräftig zur Seite. Gabriele Scheuring, die diese<br />
Aufgabe bis jetzt wahrgenommen hat, unterstützt<br />
nun unsere zweite Vorsitzende Bettina Schaefer.<br />
• Forschungsprojekt an der Universität Köln<br />
Das Forschungsprojekt, das in Kooperation mit Pro-<br />
fessor Dr. med. Eckhard Schönau und seinem Team<br />
an der Klinik und Poliklinik für Allgemeine Kinderheilkunde<br />
in Köln starten soll, nimmt konkrete Formen<br />
an. Wir hatten inzwischen ein weiteres Gespräch, bei<br />
dem wir verschiedene Dinge besprachen. Professor<br />
Schönau wird unabhängig von diesem Projekt<br />
ein F<strong>alt</strong>blatt zum Thema „Zusammenspiel zwischen<br />
Muskeln und Knochenstoffwechsel beim<br />
<strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>” entwerfen. Das F<strong>alt</strong>blatt<br />
soll bis November fertig gestellt werden und<br />
steht dann allen Interessierten zur Verfügung.<br />
Der Vorstand wird das F<strong>alt</strong>blatt bei Kongressen<br />
auslegen. Für das Projekt an sich stehen bereits<br />
Daten zur Verfügung, die ausgewertet werden. Es<br />
wird eine Veröffentlichung in Fachzeitschriften<br />
geben, bei der auch der Name der <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<br />
<strong>Vereinigung</strong> Deutschland und die Erblasserin<br />
erwähnt werden. Der Vorstand wird mit einem<br />
Rechtsanw<strong>alt</strong> einen Vertrag aufsetzen und dann<br />
Professor Schönau zur Unterschrift vorlegen. Wir<br />
haben Professor Schönau als Referenten für das<br />
Jahrestreffen 2010 eingeladen, um den Mitgliedern<br />
die Gelegenheit zu geben, ihn persönlich kennen zu<br />
lernen. Danach haben alle Mitglieder unserer <strong>Vereinigung</strong><br />
die Möglichkeit, sich von Professor Schönau<br />
persönlich beraten zu lassen. Dies kann per E-Mail<br />
oder bei einem persönlichen Termin in Köln erfolgen.<br />
• Ärztefortbildung 2010<br />
Da die Erbschaft höher ist als die Kosten für das<br />
Forschungsprojekt mit Professor Schönau, ist der<br />
Vorstand mit Frau Franzen und dem Notar übereingekommen,<br />
dass eine Fortbildung für Ärzte<br />
zum Thema <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> eine angemessene<br />
Verwendung ist. Diese Herausforderung<br />
wollen wir annehmen und für 2010 eine solche Fortbildung<br />
planen. Professor Schönau hat uns seine administrative<br />
Unterstützung zugesagt. Der Vorstand<br />
wird die verschiedenen Aufgaben aufteilen. Hierzu<br />
gehören sowohl die Organisation als auch das<br />
Beantragen weiterer Fördermittel und das Geneh-<br />
migungsverfahren zur Zulassung zur Vergabe von<br />
Fortbildungspunkten. Auf diese spannende Aufgabe<br />
freuen wir uns sehr.<br />
• Jahrestreffen 2010<br />
Das Jahrestreffen 2010 wird in der Jugendburg<br />
Gemen vom 11. bis 13. Juni stattfinden. Das Organisationsteam<br />
konzentriert sich auf die Programmgest<strong>alt</strong>ung.<br />
Da wir schon öfter dort waren und<br />
sich die Organisation eingespielt hat, kann auf ein<br />
Vortreffen dort verzichtet werden, was Kosten<br />
spart. Wir haben das Angebot ein wenig reduziert.<br />
Es ist dennoch vielseitig. Einige Wünsche aus dem<br />
Plenum des letzten Jahrestreffens können wir für<br />
das Jahrestreffen 2010 nicht berücksichtigen, um<br />
Kosten zu sparen. Dies ist notwendig, weil die Fördergelder<br />
der Krankenkassen deutlich geringer geworden<br />
sind. Die Kosten für die ReferentInnen setzen<br />
sich aus Honorar-, Reise- und Übernachtungskosten<br />
zusammen. Der einzige Posten, den wir beeinflussen<br />
können, sind die Reisekosten. Deshalb achten wir<br />
darauf, ReferentInnen einzuladen, die keine lange<br />
Anfahrt haben. Im Jahr 2011 wird das Jahrestreffen<br />
vom 27. bis 29. Mai in Oberwesel stattfinden. Dort<br />
sollen die Wünsche berücksichtigt werden, die im<br />
Jahr 2010 nicht erfüllt werden konnten. Wir sind uns<br />
sicher, dass jeder etwas für sich mitnehmen kann.<br />
• CD-Projekt<br />
Dieses Projekt schreitet weiter voran. Wir sind<br />
engagiert auf der Suche nach Sponsoren und einem<br />
Partner für den Vertrieb. Lisa Eppinger wurde mit<br />
der Erstellung eines Kostenvoranschlags für die<br />
Gest<strong>alt</strong>ung des Booklets, der CD und der CD-Hülle<br />
beauftragt.<br />
• Leseprobe Chronik<br />
Auf der Webseite www.turner-syndrom.de unter der<br />
Rubrik <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-Nachrichten wurde<br />
eine Leseprobe der Chronik eingestellt. Die komplette<br />
Chronik kann zu einem Kostenbeitrag von<br />
12,00 € bei Melanie Becker-Steiff geschaeftsstelle@<br />
turner-syndrom.de bestellt werden.<br />
• Neue Regionalgruppe<br />
Wir freuen uns, dass sich in Karlsruhe eine neue Regi-<br />
onalgruppe gründet. Christiane und Dorothee Kneib<br />
nehmen die Organisation in die Hand.<br />
• Buchprojekt<br />
Schon vor einem Jahr hatte der Vorstand ein Buch<br />
über die Erfahrungen mit Ärzten und dem täglichen<br />
Umgang mit dem <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> geplant.<br />
Dafür haben wir in den <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<br />
Nachrichten geworben und um Zuschriften von<br />
Eltern und Betroffenen gebeten. Leider haben wir<br />
bisher aber nur wenige Zuschriften erh<strong>alt</strong>en. Mit<br />
diesem Buch verfolgen wir zwei Ziele, nämlich die<br />
Aufmerksamkeit der Ärzte zu gewinnen und Einnahmen<br />
für die <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong><br />
Deutschland. Wir würden uns sehr freuen, wenn wir<br />
das Buch herausbringen könnten! Was Angelika Bock,<br />
Silke Flinder und Judith Hildebrandt mit der CD vogemacht<br />
haben, das können wir alle auch! Mädchen und<br />
Frauen aller Altersstufen und auch Eltern, Ihre/Eure<br />
Erfahrungen sind gefragt! Alle persönlichen Daten<br />
werden selbstverständlich anonymisiert.<br />
Wenn Sie Fragen oder Anregungen zu dem Buchpro-<br />
jekt oder Interesse daran haben, sich an dem Buch<br />
durch einen oder mehrere Beiträge zu beteiligen,<br />
melden Sie sich bitte recht zahlreich bei Kerstin<br />
Subtil unter der E-Mail-Adresse erste-vorsitzende@<br />
turner-syndrom.de.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong><br />
Deutschland e. V.<br />
Der Vorstand<br />
der vorstand informiert<br />
<strong>Syndrom</strong>tag in Heidelberg von Katrin<br />
Die <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> Deutschland e. V.<br />
präsentierte sich am „<strong>Syndrom</strong>tag“. Am 20. und 21.<br />
Juni 2008 drehte sich im Hörsaal der Medizinischen<br />
Klinik an der Universität Heidelberg alles um das<br />
Schwerpunktthema „Kinder mit neurogenetischen<br />
<strong>Syndrom</strong>en“.<br />
Veranst<strong>alt</strong>er war das Institut für Humangenetik<br />
in Zusammenarbeit mit der Pädiatrie im Zentrum<br />
für Kinder- und Jugendmedizin und Unterstützung<br />
der Akademie Humangenetik in der <strong>Deutsche</strong>n<br />
Gesellschaft für Humangenetik e. V. Umrahmt<br />
wurden die Tage von einer Ausstellung, an der sich<br />
verschiedene Pharmafirmen und Selbsthilfegruppen<br />
beteiligten. Die <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong><br />
Deutschland e. V. bot an ihrem Stand Broschüren<br />
und Flyer an, die einiges Interesse fanden. Bettina<br />
Sch., Regina und Katrin konnten an beiden Tagen als<br />
Betreuer des Informationsstandes neue Kontakte<br />
knüpfen.<br />
11
Foto Marlis Stempel<br />
Bei den Workshops h<strong>alt</strong>e ich keine ausgefeilten<br />
Referate. Im Sinne des Wortes „Workshop“ biete<br />
ich etwas an, bei dem die Teilnehmerin entscheiden<br />
kann, ob sie mit meinen Gedanken- und Übungsangeboten<br />
etwas anfangen kann und mit ihnen für<br />
sich etwas Neues erarbeiten kann. Shop bedeutet:<br />
Angebot und Work bedeutet: die Teilnehmerin, der<br />
Teilnehmer ist aktiver Partner in dem Erarbeitungsprozess.<br />
Im Vorfeld habe ich mir natürlich viele<br />
Gedanken gemacht und will sie gerne mit Euch teilen.<br />
1 Wer bin ich?<br />
Dies ist eine Frage, mit der sich jeder Mensch immer<br />
mal wieder befasst. Und sie ist auch für mich spannend,<br />
da wir uns immer neu entdecken können. Wir<br />
wachsen und verändern uns ja immer wieder.<br />
2 Welche Rolle spielt das <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
in meinem Leben?<br />
Das <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> ist zunächst einmal<br />
ein <strong>Syndrom</strong>. Es ist sozusagen eine Mischung von<br />
verschiedenen Symptomen, die zusammen ein<br />
„Krankheitsbild“ ergeben. So ein Misch-Masch lockt<br />
mich, es auseinander zu nehmen. So sehe ich vier<br />
wesentliche Symptome: die Störung bei den weiblichen<br />
Geschlechtschromosomen, der Kleinwuchs,<br />
die Kinderlosigkeit, verschiedene gesundheitliche<br />
Beeinträchtigungen.<br />
Wenn ich nur auf das ganze <strong>Syndrom</strong> schaue, fühle<br />
ich mich überfordert, hilflos und tue mir leid. Durch<br />
das Auseinandernehmen präzisiere ich das Problem,<br />
kann es genauer anschauen, mit ihm umgehen und<br />
Lösungen finden. Ich beginne zu agieren. Ich sehe<br />
zum Beispiel, dass das Problem der Kinderlosigkeit<br />
die Frauen mit <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> mit vielen<br />
anderen Frauen teilen. Was machen diese? Wie gehen<br />
diese damit um? Kleinwüchsige gibt es viele. Diese<br />
entzückende Schauspielerin Judith Hildebrandt, die<br />
wir am Jahrestreffen genießen konnten, ist auch<br />
nicht größer als 1,50 m. Wie geht sie mit ihrer Größe<br />
um? Die Störungen der Geschlechtschromosomen<br />
sind auch sehr unterschiedlich. So kenne ich zum<br />
Beispiel eine Frau mit <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>, die ein<br />
Baby bekommen hat. Auch andere gesundheitliche<br />
Störungen kommen, wie ich weiß, bei vielen von<br />
Euch vor. Diese schaut ihr ohne großen Groll an und<br />
versucht gut, mit ihnen umzugehen.<br />
aktuell<br />
Wer bin ich?<br />
Workshop mit Marlene Klose beim Jahrestreffen 2009 in Heidelberg<br />
Ein Bericht von Marlene Klose<br />
3 In wieweit bin ich <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>?<br />
Wenn ich die Gesamtheit des <strong>Syndrom</strong>s auf<br />
mich wirken lasse, ist es weniger übersichtlich.<br />
Betrachte ich es differenziert, komme ich besser<br />
klar. Schaue ich genau hin, befrachte ich das <strong>Ullrich</strong>-<br />
<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> nicht damit, ein Sammelbegriff für<br />
allen Mist in meinem Leben zu sein. Es gibt Dinge,<br />
die ich annehmen muss, betrauern kann. Es gibt<br />
Probleme und Aufgaben, die bewältigt werden wollen.<br />
Ich kann leichter zu mir stehen und finde mich<br />
normal. Es gibt auch andere Frauen und Menschen,<br />
die Probleme haben.<br />
4 Kann ich etwas Positives darin entdecken?<br />
Das Beste, das die Frauen mit <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
haben, ist der Verein. Ich habe schon oft gesagt, dass<br />
ich jedem Menschen so eine unterstützende Selbsthilfegruppe<br />
wünschen würde.<br />
Hier ist die Frage „Wer bin ich?“ gut aufgehoben,<br />
denn in den Seminaren, Workshops, Jahrestreffen<br />
und Weibertreffen geht ihr gut miteinander um.<br />
Natürlich nicht ohne Konflikte. Die müssen natürlich<br />
gelöst werden. Ihr nehmt Euch Zeit. Ihr nehmt Euch<br />
in den Workshops, die ich mit Euch erlebt habe, liebevoll<br />
wahr und tauscht dabei Eure Erfahrungen aus.<br />
Das ist ein lebenswichtiger Prozess: Mich als Frau mit<br />
<strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> annehmen, mich als Frau<br />
annehmen, mich annehmen, wie ich bin.<br />
5 Wer bin ich ? Die fünf Säulen der Identität<br />
Die Frage nach der Identität ist eine zutiefst mensch-<br />
liche Frage, die uns alle betrifft. In dem Modell der<br />
fünf Säulen der Identität werden fünf Bereiche, in<br />
denen wir unser Ich erfahren, beschrieben:<br />
Die Leiblichkeit Alles, was unseren Körper betrifft:<br />
Gesundheit, Krankheit, Aussehen, Wohlbefinden.<br />
Das soziale Netz meine nahen Beziehungen, Menschen,<br />
die mir nahe und bedeutsam sind<br />
Arbeit, Leistung, Freizeit Wie ist meine Arbeitsleistung?<br />
Wie belastbar bin ich? Habe ich Erfolgserlebnisse?<br />
Der ökologische Raum Heimat, materielle Sicherheit.<br />
Fühle ich mich in meiner Umgebung zuhause? Werte<br />
und Überzeugungen: Welche Werte sind für mich<br />
wichtig? Habe ich Visionen und Träume?<br />
13
Die fünf Säulen der Identität<br />
1. Säule<br />
Leiblichkeit<br />
Wie ist es mit meiner<br />
Gesundheit, Krankheit,<br />
Wie finde ich mein Aussehen?<br />
Wie wohl fühle ich mich<br />
in meiner Haut?<br />
2. Säule<br />
Das soziale Netz<br />
Wie stabil sind meine<br />
sozialen Bindungen?<br />
Habe ich Menschen, die<br />
für mich bedeutsam<br />
und wichtig sind?<br />
Das Bild der fünf Säulen nach Fritz Perls, dem Begründer<br />
der Gest<strong>alt</strong>therapie, meint, dass jeder Bereich<br />
zur Identität gehört, sie bildet und stützt. Bei Problemen<br />
in einem Bereich können Stärken im anderen<br />
Bereich stützen. Wichtig war uns bei der Arbeit<br />
auch, Ressourcen und Kraftquellen in den einzelnen<br />
Bereichen zu erkennen. Deutlich wurde, dass das<br />
<strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> im Bereich der Leiblichkeit<br />
als Belastung auftritt. Manchmal auch im Bereich<br />
der Arbeit. Aber im Bereich des sozialen Netzes wird<br />
die <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> Deutschland als<br />
Stabilisierung empfunden. Unzählige nahe Freundschaften<br />
sind hier entstanden. Auch im Bereich der<br />
Werte und Überzeugungen findet man eine positive<br />
Resonanz zur <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> Deutschland.<br />
Sich annehmen, den anderen annehmen, wie<br />
er/sie ist, hat durchaus einen sehr hohen religiösen<br />
Wert. Bei dem Workshop habe ich ein Arbeitsblatt<br />
verwendet, das die Fragen zu diesen Bereichen graphisch<br />
zusammenstellt. Dies lege ich noch bei.<br />
Marlene Klose, Heilsbronn, August 2009<br />
3. Säule<br />
Arbeit, Leistung,<br />
Freizeit<br />
Wie ist meine<br />
Arbeitsleistung?<br />
Habe ich berufliche<br />
Erfolgserlebnisse?<br />
Bin ich überfordert,<br />
überlastet?<br />
4. Säule<br />
ökologischer Raum -<br />
Heimat<br />
Wie steht es mit der<br />
materiellen Sicherheit?<br />
Habe ich genug<br />
zum Leben?<br />
Fühle ich mich fremd<br />
in meiner Umgebung<br />
oder gehöre ich dazu?<br />
5. Säule<br />
Werte und<br />
Überzeugungen<br />
Was ist für mich<br />
wichtig?<br />
Wie ist meine<br />
Lebensphilosophie?<br />
Ist meine Religion ein<br />
sicherer Boden, oder<br />
habe ich im Moment<br />
keinen Zugang dazu?<br />
Habe ich Visionen<br />
und Träume?<br />
Ein Besuch bei der ACHSE Ein Bericht von Christine<br />
Die Allianz chronischer seltener Erkrankungen,<br />
ACHSE, ist ein Netzwerk von zur Zeit 91 Patientenorganisationen,<br />
in dem auch die <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<br />
<strong>Vereinigung</strong> Deutschland e. V. Mitglied ist. Die ACHSE<br />
gibt es seit 2005. Die ACHSE gibt den betroffenen<br />
Menschen in der Gesellschaft eine Stimme. Die<br />
ACHSE berät betroffene Menschen und deren Angehörige.<br />
Sie ist Anlaufstelle für Menschen, die auf<br />
der Suche nach Mitbetroffenen beziehungsweise<br />
einer Patientenorganisation sind. Sie hilft bei der<br />
Expertensuche, unterstützt bei der Vorbereitung<br />
von Arztbesuchen , soweit wie möglich auch mit<br />
Tipps bei gesetzlichen Fragen. Im Aufbau befindet<br />
sich die „achse.info“, eine Datenbank, die patientenorientierte<br />
Krankheitsbeschreibungen aufnimmt<br />
und Foren, in denen sich Betroffene, Mediziner und<br />
Medizinerinnen austauschen können. Seit einem<br />
Jahr gibt es den „ACHSE-Lotsen“, einer Ärztin, die<br />
Mediziner und Medizinerinnen bei der Suche nach<br />
einer Diagnose unterstützt.<br />
weitere Informationen unter: www.achse-online.de<br />
www.achse.info.de<br />
Im Juni machte ich mich auf den Weg von Bayern<br />
nach Berlin, um mir die Bundeshauptstadt genauer<br />
anzuschauen. Für mich stand fest: wenn ich schon<br />
einmal in Berlin bin, schaue ich im Büro der ACHSE,<br />
der Allianz chronischer seltener Erkrankungen,<br />
vorbei. Vor allem hatte ich die Absicht, deren Mitarbeiterin<br />
Saskia de Vries einmal persönlich kennenzulernen.<br />
Bisher kannte ich sie nur vom Telefon.<br />
Als ich bei der ACHSE ankam, wurde ich gleich sehr<br />
freundlich empfangen. Frau de Vries stellte mir sämtliche<br />
Mitarbeiter der ACHSE vor. Sie zeigte mir die<br />
wunderschönen Räumlichkeiten, von denen aus die<br />
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen arbeiten. Anschließend<br />
lud Frau de Vries mich zum Essen in die Kantine<br />
ein. Sie erzählte mir über das Aufgabengebiet<br />
der ACHSE, was ich sehr interessant fand, da ich<br />
seit einiger Zeit daran arbeite, die ACHSE in Bayern<br />
bekannter zu machen. Der persönliche Besuch und<br />
das Gespräch mit Frau de Vries und den anderen<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind mir eine<br />
große Unterstützung dabei. Alles in allem hat sich<br />
der Besuch bei der ACHSE für mich gelohnt. Ich hoffe,<br />
dass ich bald wieder dorthin komme.<br />
aktuell<br />
15
Das Lymphödem: Diagnose und Therapie Ein Übersichtsreferat von Etelka Földi<br />
Das häufigste lymphologische Krankheitsbild ist<br />
das Gliedmaßenlymphödem — als eine eigenständige<br />
chronische Erkrankung — beruhend auf einer<br />
unzureichenden Funktion des Lymphgefäßsystems.<br />
Das Lymphdrainagesystem kann primär anlagebedingt<br />
beeinträchtigt sein oder sekundär durch<br />
verschiedene Erkrankungen beziehungsweise als<br />
Nebenwirkung operativer Eingriffe. Seltene Formen<br />
sind die mit kombinierten Gefäßmalformationen in<br />
Zusammenhang stehenden Krankheitsbilder wie<br />
chlyöse Ergüsse, Refluxe oder lymphocutane Fisteln<br />
sowie mit verschiedenen <strong>Syndrom</strong>en zum Beispiel<br />
<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>.<br />
Aus therapeutischer Sicht sind zum einen die Loka-<br />
lisation der Schädigung des Lymphdrainagesystems<br />
(Lymphkapillaren, Lymphkollektoren, Lymphknoten<br />
und Lymphstämme), zum anderen das Alter der<br />
Betroffenen die wichtigsten Gesichtspunkte außer<br />
bösartigen Prozessen.<br />
Ursache und Lokalisation der Schädigung des<br />
Lymphdrainagesystems beim primären und sekundären<br />
Gliedmaßenlymphödem.<br />
1 Primäres Lymphödem<br />
• Angeborenes Fehlen der Lymphkapillaren<br />
• Vermindertes Wachstum oder Erweiterung der<br />
Lymphsammelgefäße<br />
• Fehlentwicklung oder Fehlen der Lymphstämme<br />
• Fehlen der Lymphknoten<br />
• Lymphknotenfibrose<br />
2 Sekundäres Lymphödem<br />
Verschluss der Lymphkapillaren sowie Kapillaropathie<br />
bei verschiedenen internistischen Erkrankungen<br />
Verschluss/Unterbrechung/Dilatation der Kollektoren:<br />
Postoperativ; posttraumatisch; künstlich herbeigeführt;<br />
Bestrahlung; postinfektiös.<br />
Verschluss/Ruptur der Lymphstämme: Bösartige<br />
Prozesse; posttraumatisch; postoperativ.<br />
Ein unbehandeltes Extremitätenlymphödem schreitet,<br />
der Krankheitslehre folgend, voran. Nach der<br />
Internationalen Stadieneinteilung des Lymphödems<br />
unterscheiden wir:<br />
Latenzstadium<br />
Klinisch keine Schwellung feststellbar. Die Transportkapazität<br />
des Lymphdrainagesystems ist bereits<br />
beeinträchtigt; das Lymphszintigramm ist pathologisch.<br />
Stadium I<br />
Ödem von weicher Konsistenz; Hochlagerung reduziert<br />
die Schwellung.<br />
Stadium II<br />
Chronische Schwellung mit sekundären Gewebsveränderungen;<br />
Konsistenzvermehrung des suprafascialen<br />
Raumes; Hochlagerung ohne Wirkung.<br />
Stadium III<br />
Die Schwellung hat elephantiastisches Ausmaß<br />
angenommen mit ausgeprägten Verhärtungen der<br />
Haut- und Unterhaut, gelegentlich auch mit extremer<br />
Fettgewebsvermehrung. Die Deformierung der<br />
Extremitäten kann häufig lobulär sein, einzelne<br />
Hautpartien betreffen.<br />
Therapie des Gliedmaßenlymphödems<br />
Das Ziel der Therapie ist es, die Krankheit in das<br />
Latenzstadium oder zumindest in das Stadium I des<br />
Lymphödems zurückzuführen. Die Therapiemaßnahmen<br />
bezwecken<br />
• Verbesserung des gestörten Lymphabflusses,<br />
• Erweichung der Gewebsverhärtungen,<br />
• das vermehrte Bindegewebe zu reduzieren,<br />
• Aufhebung oder Verbesserung der Funktions-<br />
defizite der Extremitäten.<br />
Bei der überwiegenden Mehrzahl der Patienten ist<br />
die Methode der Wahl die komplexe physikalische<br />
Entstauungstherapie (KPE: Manuelle Lymphdrainage,<br />
Kompressionstherapie mittels lymphologischen<br />
Kompressionsbandagen und Kompressionsstrümpfen,<br />
Krankengymnastik und Dermatologika). Ihre<br />
Effektivität hängt von der aufeinander abgestimmten<br />
adäquaten Dosierung der einzelnen Maßnahmen<br />
ab unter Berücksichtigung der Lokalisation der Stelle<br />
der Schädigung des Lymphdrainagesystems.<br />
Die komplexe physikalische<br />
Entstauungstherapie<br />
1 Manuelle Lymphdrainage<br />
Sie beinh<strong>alt</strong>et zum einen eine weiche Massagetechnik<br />
mit stehenden Kreisen — Dreh- und Pumpgriffen<br />
— und diese werden überwiegend zentral von dem<br />
lymphostatischen Gebiet angewandt. Zur Lockerung<br />
fibrosklerotisch verhärteter Areale werden manuelle<br />
Techniken aus der klassischen Massage, und zwar die<br />
Zweihandpetrissage nach Hoffa in abgewandelter<br />
Form eingesetzt. Die Tiefenwirkung der Handgriffe<br />
beschränkt sich auf den suprafascialen Raum.<br />
2 Kompressionstherapie<br />
Sie erfolgt mittels Kompressionsbandagen und Kom-<br />
pressionsstrümpfen.<br />
a) Kompressionsbandagen<br />
Die Kompressionsbandagen werden überwiegend<br />
während der Phase I der KPE angewandt und haben<br />
vielfältige Wirkungen.<br />
• Mechanischer Druck<br />
Die Druckdosierung erfolgt individuell. Die textilelastischen<br />
Binden sichern den gewünschten hohen<br />
Arbeits- und niedrigen Ruhedruck.<br />
• Wärmeisolierung<br />
Die zur Polsterung verwendeten Stoffe bewirken eine<br />
Erwärmung, die Hauttemperatur erhöht sich unter<br />
der Bandage um 4 bis 6 Grad (chinesischer Wärmetherapieeffekt).<br />
• Unebene Polstermaterialen in Verbindung mit<br />
Bewegung üben einen Mikromassageeffekt aus.<br />
b) Kompressionsstrümpfe<br />
Die lymphologische Kompressionsstrumpfversorgung<br />
muss folgende Anforderungen erfüllen:<br />
• Maßanfertigung<br />
• Genaue Passform<br />
• Wenig dehnbares Kompressionsstrumpfmaterial<br />
• Grobmaschige Webart<br />
• Um eine dauerhafte therapeutische Wirkung zu<br />
gewähren, müssen die Kompressions strümpfe in<br />
Abständen von 6 Monaten erneuert werden.<br />
• Aus hygienischen Gründen ist die Simultanverordnung<br />
von Erst- und Zweitversorgung wünschenswert.<br />
3 Krankengymnastik und Bewegung (aktive und<br />
passive Therapieformen)<br />
Das Zusammenwirken der Gelenks- und Muskel-<br />
pumpe mit der Kompression von außen fördert die<br />
physiologische Lymphdrainage. Bei Patienten mit<br />
Gliedmaßenlymphödemen ohne Funktionsstörung<br />
der Extremitäten ist eine ausreichende Bewegung<br />
und sportliche Lebensweise ausreichend. Spezielle<br />
Krankengymnastik bezweckt die Wiederherstellung<br />
der gestörten Funktion der Gelenke und die Schulung<br />
von Ersatzfunktionen bei nicht rückbildungsfähigen<br />
Störungen. Die Krankengymnastik soll als Einzelbehandlung<br />
erfolgen. Hierbei sind die folgenden<br />
Techniken zu erwähnen: isometrisches Dehnen der<br />
Muskeln (propriozeptive neuromuskuläre Fazilitation,<br />
PNF), manuelle Therapie, Methode nach Cyriak,<br />
Behandlungstechniken der Wirbelsäule und Extremitätengelenke<br />
nach Meitland und anderen.<br />
4 Dermatologika<br />
Die Hautpflege bezweckt die Vorbeugung entzünd-<br />
licher Prozesse wie Wundrose, Pilzinfektionen,<br />
Abszess, Haarbalgsentzündungen und so weiter.<br />
Die Grundpflege umfasst Feuchtigkeits- und Fettzufuhr<br />
mit unparfümierten, nicht allergisierenden<br />
Produkten. Bei trockener, schuppiger Haut mit<br />
allergischen Reaktionen oder Pilzinfektion kommen<br />
Antiallergika, Antimykotika und Wundsalben zur<br />
Anwendung. ¬<br />
aktuell<br />
17
Zwar ist das Gliedmaßenlymphödem ein chronisches<br />
Krankheitsbild, eine vollständige Heilung ist nicht<br />
erreichbar. Trotzdem kann durch geeignete Therapie<br />
und bei guter Mitarbeit der Betroffenen eine nahezu<br />
normale Lebensweise geführt werden. Dementsprechend<br />
sind die Therapieziele bei Kindern: Sicherung<br />
der Schul- und Berufsausbildung und der Erwerbsfähigkeit<br />
im Erwachsenen<strong>alt</strong>er; bei Erwachsenen<br />
die Erh<strong>alt</strong>ung der Berufs- und Erwerbsfähigkeit und<br />
Vermeidung der Pflegebedürftigkeit; im Alter die<br />
Vermeidung der Pflegebedürftigkeit und Erh<strong>alt</strong> der<br />
Selbstständigkeit.<br />
Anschrift der Verfasserin<br />
Professorin Dr. med. Etelka Földi<br />
Chefärztin<br />
Földiklinik, Fachklinik für Lymphologie<br />
Rösslehofweg 2-6<br />
D-79856 Hinterzarten<br />
E-Mail: foeldi@foeldiklinik.de<br />
Die Földiklinik stellte dankenswerterweise die Fotos<br />
und die Grafk zur Verfügung.<br />
siehe auch<br />
• Michael Földi, Etelka Földi: Das Lymphödem<br />
und verwandte Krankheiten. Vorbeugung und<br />
Behandlung. Urban & Fischer in Elsevier, 9. überarb.<br />
und erw. Auflage 2009<br />
• Das Lymphödem. Entstehung und Behandlung,<br />
herausgegeben von BSN Jobst GmbH, wissenschaftliche<br />
Beratung: Prof. Dr. med. Etelka Földi<br />
• www.foeldiklinik.de mit ausführlichen Informationen<br />
zur Therapie<br />
• www.wikipedia mit anschaulichen Grafiken zum<br />
Lymphsystem<br />
• www.gesundheit.de mit anschaulichen Grafiken<br />
zum Lymphsystem<br />
Professorin Dr. med. Etelka Földi<br />
• Geboren in Ungarn<br />
• Medizinstudium von 1958 bis 1964 an der Univer-<br />
sitäts-Medical-School in Szeged<br />
• Von 1964 bis 1969 Assistenzärztin in der<br />
II. Medizinischen Klinik der Universität Szeged tätig.<br />
In dieser Zeit habe ich meine ungarische Facharztanerkennung<br />
zum Arzt für Innere Medizin erlangt.<br />
Neben der klinischen Tätigkeit war ich bereits experimentell<br />
auf dem Gebiet der Lymphologie tätig.<br />
Aus dieser Zeit sind 30 wissenschaftliche Publikationen<br />
erschienen.<br />
• 1969 Umsiedlung in die BRD. Von 1969 bis 1973<br />
arbeitete ich ausschließlich experimentell in einem<br />
lymphologischen Forschungsinstitut in Niedersachsen.<br />
• Von 1974 bis 1978 Assistenzärztin im Städtischen<br />
Krankenhaus Hildesheim. In dieser Zeit habe ich<br />
die deutsche Facharztanerkennung zum Arzt für<br />
Innere Medizin erlangt. Außerdem habe ich neben<br />
der klinischen ärztlichen Tätigkeit als zweiten Beruf<br />
meine Tierexperimente fortgesetzt.<br />
• 1978 bis 1979 Chefarztvertretung im St. Elisabe-<br />
th-Krankenhaus, Salzgitter-Bad.<br />
• 1979 bis zum heutigen Tage Chefärztin/Ärztliche<br />
Direktorin der lymphologischen Fachklinik in Feld-<br />
berg/Hinterzarten.<br />
• Insgesamt habe ich über 140 Publikationen ver-<br />
öffentlicht und bin Mitautorin von 6 Büchern.<br />
• GDL-Gründungsmitglied - Generalsekretär,<br />
Präsident, Vorstandsmitglied<br />
• GEL-Vorstandsmitglied<br />
• ISL-Vorstandsmitglied - Past-President<br />
2003 Kongresspräsident<br />
• Eingeladene Referentin an nationalen und<br />
internationalen Kongressen<br />
Älter werden mit <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> Von Antje<br />
Ich bin auch dankbar, mehr Sicherheit und Stabilität<br />
in meinem sozialen Umfeld erfahren zu dürfen. Man<br />
hat sich mit zunehmenden Alter mit seiner Lebenssi-<br />
tuation auseinandersetzen müssen und können. Für<br />
mich bedeutet es, ein Leben als Single zu führen mit<br />
allen seinen Sonnen- und Schattenseiten.<br />
Ob mit oder ohne einer Erkrankung der Alterungs-<br />
prozess trifft irgendwann jeden Menschen. Doch<br />
verschiedene Faktoren spielen eine Rolle, wie ich<br />
mit einer Lebensphase umgehe und damit umgehen<br />
kann. In welchem sozialen Umfeld lebe ich? Sind<br />
andere belastende Dinge, wie zum Beispiel chronische<br />
oder akute Erkrankungen vorhanden, die<br />
eine Veränderung beziehungsweise Belastung der<br />
jeweiligen Lebenssituation bedingen?<br />
Ich selbst erfahre gerade, das ich mit zunehmenden<br />
Alter Situationen im Alltag besser und sicherer<br />
bewältigen kann. Dabei helfen mir positive und negative<br />
Erfahrungen auf privater und beruflicher Ebene.<br />
Ich kann in schwierigen Situationen klarere Aussagen<br />
machen und werde anders wahrgenommen als noch<br />
vor Jahren. Ich bin dankbar, erfahren zu dürfen, dass<br />
ich mit dem Älter werden auch an sozialer Kompetenz<br />
gewonnen habe. Trotzdem stoße ich in schwierigen<br />
Situationen auch heute noch schneller an meine<br />
Grenzen als Menschen aus meinem Freundes- und<br />
Bekanntenkreis sowie Kolleginnen. Ich habe gelernt,<br />
mit meinen Schwächen zu leben, sie zu akzeptieren,<br />
zu ihnen zu stehen. Ich versuche, so mir ein Umfeld<br />
zu schaffen, in dem ich meine Stärken zeigen kann.<br />
Aber das wird mir im beruflichen Alltag nicht immer<br />
einfach gemacht besonders dann, wenn fachliche<br />
Qualifikationen zu erfüllen sind.<br />
Wenn ich auf mein bisheriges Leben zurückschaue,<br />
bin ich Gott dankbar für seine Bewahrung und seine<br />
Segnungen in vielen Situationen. „Er“ hat mir Menschen<br />
zur Seite gestellt, die mir einmal Geborgenheit<br />
und Liebe schenkten und von denen ich lerne durfte,<br />
<strong>alt</strong><br />
das heißt, Lebenserfahrung sammeln konnte. Ich versuche<br />
realistisch zu sein und mein Leben im Rahmen<br />
meiner Möglichkeiten selbst zu gest<strong>alt</strong>en. Mit den<br />
vorhandenen Einschränkungen und vielleicht noch<br />
auftretenden Schwierigkeiten weiterhin positiv um<br />
zugehen. Mut macht mir dabei das Wissen, ein Kind<br />
Gottes zu sein und sich seinen Schutz, seiner Führung<br />
gewiss sein zu dürfen. Nur so habe ich Durchh<strong>alt</strong>evermögen<br />
in meinem nicht einfachen beruflichen Alltag<br />
und kann privat Beziehungen tragfähiger gest<strong>alt</strong>en.<br />
Jeder Lebensabschnitt hat seine positiven wie negativen<br />
Seiten und ich wünsche uns die Kraft, sie für uns<br />
gut zu gest<strong>alt</strong>en. Wir dürfen zu allen Zeiten unter dem<br />
Segen Gottes unseren Lebensweg gehen.<br />
Gott befohlen Eure Antje<br />
19
„Wer nicht <strong>alt</strong> werden will, muss sich jung hängen!” Zitat meiner Großmutter<br />
Margarete von Hanffstengel (1885 – 1988) Von Bettina von Hanffstengel<br />
Das Thema Alter macht mir deutlich, dass wir nichts,<br />
aber auch wirklich gar nichts in unserem Leben festh<strong>alt</strong>en<br />
können. Alles fließt. Alles verändert sich. Menschen<br />
oder Dinge oder auch Lebensumstände mögen<br />
über einen längeren oder kürzeren Zeitraum feste<br />
Größen in unserem Leben gewesen sein: die Familie,<br />
die FreundInnen, das Frauentreffen, die Wohnung,<br />
der Beruf, die Arbeitsstelle, das verfügbare Geld,<br />
der Urlaubsort, die Lektüre, die bevorzugte Musik<br />
und Gewohnheiten. Wir können nichts festh<strong>alt</strong>en, die<br />
Jugend nicht und auch nicht die Gesundheit. Wer dies<br />
nicht möchte, wer nicht <strong>alt</strong> werden möchte, der muss<br />
seinem Leben ein Ende setzen, wie es meine Oma<br />
so provozierend gesagt hat: „Wer nicht <strong>alt</strong> werden<br />
will, muss sich jung hängen!“ Dieser Ausspruch ist<br />
Ausdruck der ironischen H<strong>alt</strong>ung, die meine Oma zu<br />
den Zipperlein und Beschwernissen des Alters hatte.<br />
Und damit es hier keine Missverständnisse gibt:<br />
Meine Oma ist richtig <strong>alt</strong> geworden, fast 103 Jahre.<br />
Die letzten 8 Jahre hat sie bettlägerig im Pflegeheim<br />
verbracht, konnte nicht mehr lesen und auch nicht<br />
fernsehen. Im Pflegeheim wurde meine Oma nicht<br />
nur professionell, sondern auch sehr individuell,<br />
fantasie- und liebevoll betreut, auch wenn diese Zeit<br />
für sie nicht leicht war. In unserer Familie kursierte<br />
damals der Spruch: „Nun ist sie schon so <strong>alt</strong> geworden,<br />
dass ihr Tod immer unwahrscheinlicher wird.”<br />
Sie war sehr stolz darauf, älter geworden zu sein als<br />
ihre Schwägerin Marie von Hanffstengel, die kurz vor<br />
ihrem 102. Geburtstag starb.<br />
Das Alter ist eine Zeit vieler Abschiede, die schmerz-<br />
voll sein können: Die körperliche Leistungsfähig-<br />
keit, wenn Sportarten wie Rad- oder Skifahren<br />
aufgegeben werden müssen, weil sie zu gefährlich<br />
werden. Alte Knochen, einmal gebrochen, wachsen<br />
nicht mehr so schnell und gut zusammen. Oder<br />
dass man für körperliche Arbeiten, wie Haus- oder<br />
Gartenarbeit länger braucht oder Unterstützung<br />
benötigt. Da steht dann gleich noch der Abschied<br />
vom Selbstverständnis als eigenständige Frau an, die<br />
keine Hilfe braucht, um ihren Alltag zu bewältigen.<br />
Vielleicht kommen zu Einschränkungen der Mobilität<br />
auch Einschränkungen der Sinneswahrnehmungen.<br />
Irgendwann ist der Gesang der Vögel am Morgen<br />
nur noch mit dem Hörgerät wahrnehmbar, vielleicht<br />
Foto Marlis Stempel<br />
verstummen sie eines Tages ganz. Vielleicht braucht<br />
eine zuerst nur eine Brille für die Fernsicht, dann<br />
zusätzlich eine Lesebrille, später eine Lupe und dann<br />
Kopfhörer für ihre Hörbücher. Und natürlich stehen<br />
auch Abschiede von ganz realen Personen wie Eltern<br />
und Freundinnen an. Auch berühmte Zeitgenossen,<br />
wie zum Beispiel geliebte und bewunderte Schriftsteller<br />
Innen oder Schauspieler Innen werden <strong>alt</strong><br />
und sterben.<br />
„Das Alter ist eine Zeit, in der man sich mit Eleganz<br />
von Dingen verabschieden kann”, sagt Reinhard Mey.<br />
Das können Prestige- und Statussymbole sein, die<br />
jemand im Alter nicht mehr nötig hat. Reinhard Mey,<br />
der Autoliebhaber, hat sich mit Genuss einen Porsche<br />
zugelegt, saß da drin mit seinen grauen Haaren und<br />
hat ihn dann wieder abgegeben. Die meisten von<br />
uns haben nicht das nötige Kleingeld für derartige<br />
Experimente. Da bleibt es bei Gedankenspielen, die<br />
aufgegeben werden können. Das Alter ist nur ein<br />
Übergang, ein schleichender oft, an dem manches<br />
noch einmal genauer betrachtet wird: Habe ich das<br />
wirklich noch nötig? Das will ich genauer wissen<br />
und endlich ausprobieren. Darauf lege ich meinen<br />
Schwerpunkt. Verzetteln ist nicht mehr. Dazu fehlt die<br />
Kraft. Wann beginnt das Alter? Altern wir doch vom<br />
ersten Tag unseres Lebens an. Was bedeutet es, <strong>alt</strong><br />
zu sein? Darauf hat jeder Mensch sicher eine andere<br />
Antwort für sich gefunden.<br />
Die Massenmedien präsentieren vielfältige Darstel-<br />
lungen vom Leben der <strong>alt</strong>en Menschen. Die Werbung<br />
hat sie entdeckt, denn „Frauen fürchten nicht das<br />
Alter. Sie fürchten nur die Meinung der Männer<br />
über <strong>alt</strong>e Frauen.” (Jeanne Moreau, Schauspielerin).<br />
Alternde Frauen waschen sich die Haare mit Plantur<br />
39, pflegen ihre Haut mit teuren Cremes und haben<br />
so eine Lösung für jedes Anti-Aging-Problem. Sie<br />
sind gut aufgelegt statt aufgebläht. Sie haben einen<br />
Treppenlift, wohnen im eigenen Haus und empfangen<br />
einen jugendlichen Galan. Dank ausgefeilter Konzepte<br />
gibt es für sie keine Probleme mit ihrem Gebiss<br />
oder Mundgeruch. Sie brauchen nicht als traurige<br />
Mauerblümchen zu Hause zu bleiben, denn auch<br />
Blasenschwäche ist dank moderner Slipeinlagen kein<br />
Thema mehr.<br />
Auch inh<strong>alt</strong>lich hat das Fernsehen die Alten entdeckt.<br />
Sie sitzen in Talkshows. Es gibt Spiel- und Dokumentarfilme,<br />
die das Leben im Alter in Gegenwart und<br />
Zukunft thematisieren. Sogar Liebe und Sex im Alter<br />
sind keine Tabuthemen mehr. Es wird deutlich, dass<br />
es arme und reiche Alte gibt, gesunde und kranke.<br />
Die Rentner und Rentnerinnen werden von der Politik<br />
umworben und beschenkt.<br />
In Alltag und Literatur finden sich viele Klischee-<br />
vorstellungen vom Alter: „Die unwürdige Greisin”,<br />
die sich nach dem Tod ihres Mannes endlich die<br />
lang ersehnten Vergnügungen gönnen kann (eine<br />
Geschichte von Bertolt Brecht) Senior Innen, die<br />
gesund, geistig rege und wohlhabend sind und, je<br />
nach ihrem Naturell mit Studiosus oder auf dem<br />
Kreuzfahrtschiff Aida verreisen; die Frau, die in Würde<br />
und Weisheit <strong>alt</strong> wird, ohne ihre Haare zu färben<br />
und ihre F<strong>alt</strong>en zu zählen; die Familientyrannin, die<br />
noch aus dem Altersheim heraus ihre Familie zu<br />
regieren weiß; die hilflosen, aber dankbaren Alten im<br />
Altersheim; die von Gott und aller Welt verlassene<br />
geistig verwirrte Alte im Pflegeheim.<br />
Stern-online zitiert die Kulturwissenschaftlerin Eli-<br />
sabeth Bronfen, die an der Universität Zürich lehrt:<br />
„Die Weiblichkeit soll uns schützen, vor allem, was<br />
mit Verfall und Zerstörung zu tun hat. Schönheit,<br />
und das ist ein Gemeinplatz in der westlichen Ästhetik,<br />
verdeckt die Vergänglichkeit. In Verbindung mit<br />
Schönheit potenziert das Weibliche diesen Effekt … ”<br />
Ein Grund, weshalb das Alter von Frauen nicht sichtbar<br />
sein darf und es kaum interessante Rollen jenseits<br />
sattsam bekannter Klischees für Schauspielerinnen<br />
ab fünfzig gibt.<br />
Auch die Internetsuchmaschine Google lässt uns<br />
nicht in Stich. Google präsentiert in 1,14 Sekunden<br />
111.000.000 Informationsmöglichkeiten. Ganz oben<br />
an eine Definition von „Alter” bei Wikipedia, dann<br />
geht es weiter mit „Sprüchen und Zitaten”, gefolgt<br />
von einer Seite, auf der man sein geistiges Alter<br />
testen kann. Nach diesem Test, der jeden Anschein<br />
von Wissenschaftlichkeit vermissen lässt, wäre ich<br />
35 Jahre <strong>alt</strong>. Wer hätte das gedacht!<br />
Aber mal Spaß beiseite. Eines ist sicher wie nichts<br />
Anderes: Das Alter konfrontiert uns mit der Vergänglichkeit,<br />
mit unserer eigenen und mit der von<br />
allem um uns herum. Es erinnert uns daran, dass<br />
unsere Lebenszeit nicht unbegrenzt ist. Haben wir<br />
alles getan, was wir schon immer tun wollten? „Von<br />
einem gewissen Alter an bedauert man nicht mehr,<br />
was man getan hat, sondern das, was man nicht<br />
getan hat.” Dieser Satz kommt mir immer häufiger in<br />
den Sinn. Ach, wenn ich doch öfter in die BiVi-Disco<br />
(Disco für Menschen bis Vierzig) gegangen wäre!<br />
Aber ich habe es nicht getan, um meine Liebste Lilo<br />
<strong>alt</strong><br />
Es ist ein Paradox in der westlichen Welt, in der die<br />
Ernährung und die medizinische Versorgung so gut<br />
sind wie nie zuvor, die Kosmetik- und Wellnessindu-<br />
strie immer mehr und immer ausgefeiltere Methoden<br />
entwickeln, um das Altern und damit das Alter selbst<br />
hinauszuschieben. J. Bauer, ein Pharmareferent, hat<br />
vor ein paar Jahren gesagt: „Ich bin froh, wenn ich<br />
über fünfzig überhaupt noch arbeiten kann und das<br />
Management nicht beschließt, dass ich nun zu <strong>alt</strong> für<br />
meinen Job bin.”<br />
21
nicht zu kränken, die seit bestimmt 30 Jahren eine<br />
Hüftgelenksarthrose hat, die schmerzhaft sein kann<br />
und nicht gerade zum Tanzen verleitet. Ach, wenn ich<br />
doch das Geld gehabt hätte für Reisen in alle Welt!<br />
Wie könnte es jetzt noch gehen mit den körperlichen<br />
Einschränkungen? Ich überlege mir, wie ich aus<br />
meinem dritten Lebensabschnitt das Beste machen<br />
kann, weil sich mein Leben in der Jugend- und der<br />
Erwachsenenphase nicht ganz so gest<strong>alt</strong>et hat, wie<br />
ich es mir gewünscht hätte.<br />
Ich weiß, dass manche Dinge reifen müssen wie<br />
guter Wein. Für diesen Wein müssen die Weinberge<br />
angelegt sein, die Weinstöcke gepflanzt, die Trauben<br />
geerntet und gekeltert und dann in guten Fässern<br />
gelagert werden. Mein Wein entstammt einem guten<br />
Weinberg, der schon vor langer Zeit angelegt und<br />
gut gepflegt wurde. Ich meine damit die Familien, von<br />
denen ich abstamme. Eine lange Linie von Pfarrern<br />
auf der väterlichen Seite, die sich über Generationen<br />
mit Texten, mit Sprache in Wort und Schrift<br />
beschäftigt haben. Ein guter Pfarrer aber kann mehr<br />
als das. Er weiß, wie er eine Predigt h<strong>alt</strong>en muss,<br />
wie er Zeichen und Symbole verwendet, um seine<br />
Botschaft zu verdeutlichen. Auf der anderen Seite<br />
ist ein Philosoph, ein, bei aller berechtigten Kritik,<br />
begnadeter Selbstdarsteller, beschäftigt mit Sprache<br />
in Wort und Schrift.<br />
Da nimmt es nicht Wunder, dass ich eine leiden-<br />
schaftliche Leserin bin, eine Frau, die den Spuren des<br />
geschriebenen und des gesprochenen Wortes folgt,<br />
ein gutes Gedächtnis für Märchen und Geschichten<br />
hat und keine Angst davor, sie vor vielen Leuten zu<br />
erzählen. Ich habe die Aufgabe meines Lebens, das<br />
Märchenerzählen, erst relativ spät entdeckt und verwirklicht.<br />
Ich bin davon überzeugt, dass manche Märchen<br />
erst ab einem gewissen Lebens<strong>alt</strong>er glaubhaft<br />
erzählt werden können, weil einer jüngeren Erzählerin<br />
die Perspektive und die Glaubwürdigkeit fehlen.<br />
Bilbo Beutlin, der berühmte Hobbit, eine Schöpfung<br />
des Urgroßvaters aller Fantasy-Literatur J. R. R.<br />
Tolkien, begab sich kurz vor seinem 52. Geburtstag<br />
zusammen mit dem Zauberer Gandalf und dreizehn<br />
Zwergen eher unfreiwillig auf eine abenteuerliche<br />
Schatzjagd und kehrte ganz verändert zurück. Nach<br />
dieser Reise entdeckte er seine Liebe zur Poesie und<br />
war nicht mehr ganz so respektabel wie zuvor, da er<br />
von nun an Zwerge, Zauberer und Elben bei sich zu<br />
Gast hatte. Wer von uns wagt ähnliche Reisen?<br />
Was tun, wenn „der Körper schneller <strong>alt</strong>ert als der<br />
Geist”?, wie es eine Journalistin beschrieben hat, die<br />
aufgrund einer Behinderung inzwischen im Rollstuhl<br />
sitzt. Auch mein Körper <strong>alt</strong>ert schneller als mein<br />
Geist und ist erst 48 Jahre <strong>alt</strong>. Die ersten Schwierigkeiten<br />
in meinem Alltag habe ich schon: Körpergröße<br />
+ Arthrose = Schmerzen beim Sitzen auf fast jedem<br />
Stuhl ohne Sitzhilfe (Fußschemel), weil ich mit den<br />
Füßen nicht auf den Boden komme. Diese Gleichung<br />
ging in meiner Kindheit und Jugend so noch nicht<br />
auf. Da hatte ich die Arthrose noch nicht. Als ich<br />
sie hatte und es nicht wusste, da hatte ich ja noch<br />
so viel Jugend, Beweglichkeit und Kraft in mir, dass<br />
unbequeme Sitzmöbel zwar unangenehm waren,<br />
aber keine Schmerzen verursachten so wie heute.<br />
Im Alltag fühle ich mich manchmal sehr <strong>alt</strong>, wenn<br />
ich merke, wie viel Rücksicht ich auf meinen Körper<br />
nehmen muss, zumal ich die Arthrose wider besseren<br />
Wissens als Alte-Leute-Krankheit empfinde. Ich kann<br />
nicht mehr so viel körperlich arbeiten, wie ich es<br />
gewöhnt war, muss für Pausen Sitzgelegenheiten, an<br />
manchen Tagen sogar Liegemöglichkeiten suchen.<br />
Knien kann ich schon lange nicht mehr. Treppen<br />
gehe ich Stufe für Stufe hinauf und herunter. Und bei<br />
Reisen muss ich immer für meine Knie Vorsorge tragen.<br />
Das ist ganz wörtlich zu nehmen, denn ich muss<br />
Schemel und Hocker mitnehmen, um für alle Fälle<br />
gerüstet zu sein. Zu Auftritten als Erzählerin nehme<br />
ich meinen Hocker mit, um gut sitzen zu können. Für<br />
den Märchentisch nehme ich, was sich an dem Ort,<br />
an dem ich erzählen möchte, gerade anbietet: einen<br />
Tisch, einen Turnkasten oder ein Bänkchen. Wird mir<br />
Hilfe beim Tragen der Sachen angeboten, nehme ich<br />
sie gerne und mit Würde an. Und diese Liste ließe sich<br />
beliebig verlängern.<br />
Im Alter rächt sich, was man in der Jugend oder im<br />
Erwachsenen<strong>alt</strong>er versäumt hat. Das beziehe ich<br />
nicht nur auf eine fehlende oder mangelhafte Altersvorsorge<br />
finanzieller Art. Es geht ganz allgemein um<br />
das Thema Gesundheit. Wer Pech hat, zahlt die Zeche<br />
für Nüsse knacken mit den Zähnen, zu viel Alkohol,<br />
zu viel Nikotin, zu viel minderwertigem Essen und<br />
was es sonst noch alles geben mag. Aber auch die<br />
Verwundungen, die man seinen Mitmenschen zufügt,<br />
rächen sich im Alter. Wer nicht für seine Kinder oder<br />
Nichten und Neffen da war oder sich nicht die Mühe<br />
gemacht hat, sie verstehen zu wollen, bleibt im Alter<br />
allein. Besuchswünsche bleiben unbeachtet.<br />
Selbst Astrid Lindgren, die von außen betrachtet<br />
ein reiches und erfülltes Leben geführt und<br />
viele Menschen im höchsten Maße beglückt hat,<br />
die mit ihren Büchern so viel Lebensfreude und<br />
Lebensbejahung verbreitet hat, bleibt von den<br />
Auswirkungen des Alters nicht verschont. Astrid<br />
Lindgren hat in ihren letzten Lebensjahren so unter<br />
dem Nachlassen ihres Seh- und Hörvermögens<br />
gelitten, dass sie nicht mehr gerne gelebt hat. Ein<br />
Grund war sicher, dass sie nicht mehr lesen konnte.<br />
Sie, die zeitlebens nicht nur viele Bücher geschrieben<br />
hat, sondern auch eine leidenschaftliche Leserin<br />
war. Und machen wir uns über das Ende des Alters<br />
keine Illusionen: Am Ende steht der Tod. Unser<br />
Abschied vom Leben auf dieser Erde. Unwiderruflich.<br />
Unverrückbar.<br />
„ Jeder sollte sich rechtzeitig Gedanken machen<br />
und auch die Weichen für das Alter stellen.<br />
Es gibt heute einige Möglichkeiten, sein<br />
Leben im Alter zu gest<strong>alt</strong>en. Wenn man einen<br />
entsprechenden Freundeskreis hat, ist eine<br />
Wohngemeinschaft vielleicht das Richtige. “<br />
Perspektiven für das Alter Von Ellen<br />
In jeder Lebensphase eine Perspektive zu haben<br />
ist mir wichtig geworden. Dazu gehört, dass man<br />
ab und zu inne hält und sich fragt: Wie geht es jetzt<br />
weiter? Wichtig ist, abwarten zu können, bis man sich<br />
klar darüber ist, was jetzt „dran“ ist und dann auch<br />
diesen Weg zu gehen. So habe ich es bisher erlebt.<br />
Oft kommt es anders, als man es sich vorgestellt oder<br />
erwünscht hat. Dann ist es wichtig, die Weichen neu<br />
zu stellen oder die Situation anzunehmen. Das ist<br />
nicht immer leicht — muss es auch nicht sein.<br />
Meine Vorstellung vom Alter war, in „gesicherten<br />
Verhältnissen“ zu leben, vielleicht ein Häuschen und<br />
Reisen zu unternehmen und es sich mit meinem Mann<br />
schön zu machen. Leider ist alles ein Wunschtraum<br />
geblieben. Es begann mit der Arbeitslosigkeit, wobei<br />
die finanzielle „Altersvorsorge“ draufging und mit<br />
der Krankheit meines Mannes. Mein Mann war vier<br />
Jahre ein Pflegefall. Dadurch löste sich alles andere<br />
in „Luft“ auf. Was war zu tun? Zuerst musste eine<br />
behindertengerechte Wohnung her. Die fanden wir<br />
im „Betreuten Wohnen“, obwohl wir noch keine 60<br />
Jahre <strong>alt</strong> waren. Ich bin heute dankbar, dass es sich<br />
so gefügt hat und ich seit fünf Jahren hier wohnen<br />
kann. Vor drei Jahren starb mein Mann.<br />
Es begann wieder ein neuer Abschnitt für<br />
mich. Die Wohnung war für mich als inzwischen<br />
„Erwerbsgeminderte“ zu teuer. Da es im Haus auch<br />
kleinere Wohneinheiten gibt und eine Wohneinheit<br />
gerade frei wurde, habe ich mich darum beworben<br />
und konnte umziehen. Für mich war das ein Wunder.<br />
So bin ich froh, heute in dem Haus wohnen zu können.<br />
Das war in Kurzform meine Geschichte, auch wenn ich<br />
mich mit 58 Jahren nicht <strong>alt</strong> fühle beziehungsweise<br />
bin.<br />
Jeder sollte sich rechtzeitig Gedanken machen und<br />
die Weichen für das Alter stellen. Es gibt heute einige<br />
Möglichkeiten, sein Leben im Alter zu gest<strong>alt</strong>en.<br />
Wenn man einen entsprechenden Freundeskreis hat,<br />
ist eine Wohngemeinschaft vielleicht das Richtige.<br />
Solange man selbst für sich sorgen kann, ist das<br />
Betreute Wohnen auch eine gute Möglichkeit. Es<br />
gibt Siedlungen, in denen es alle Möglichkeiten für<br />
Senioren und Seniorinnen gibt.<br />
Wenn es nicht mehr anders geht, ist ein Pflegeheim in<br />
der Nähe. So etwas ist praktisch. Ich muss nicht ganz<br />
aus meiner gewohnten Umgebung. Was aber der<br />
wichtigste Aspekt in meinem Leben ist: Dass ich mein<br />
Leben nicht unbedingt selbst bestimme, sondern<br />
Gott die Führung überlasse, weil er am besten weiß,<br />
was gut für mich ist. So wünsche ich jedem, dass er<br />
seinen Weg im Alter findet und seinen Platz ausfüllt,<br />
der für ihn gedacht ist.<br />
Foto privat<br />
<strong>alt</strong><br />
23
Foto Marlis Stempel<br />
„<br />
Mit einem Lächeln darüber nachdenken,<br />
wie wir diese Lebensphase gest<strong>alt</strong>en wollen.<br />
“<br />
Mit einem Lächeln <strong>alt</strong> werden Von Diplom-Psychologin Angelika Bock<br />
Ich bin nun doch schon 40 Jahre <strong>alt</strong>. Das ist ein<br />
guter Anlass, ein wenig Bilanz zu ziehen und für sich<br />
zu entscheiden, wie zufrieden ich mit dem bin, was<br />
bisher war und wohin ich noch möchte und mir klar<br />
zu werden, wie ich zum älter werden stehe. Natürlich<br />
ist das Alter auch ein Thema, das mir als Diplom-<br />
Psychologin beruflich fast täglich begegnet. Was<br />
könnte ich aus meiner beruflichen und persönlichen<br />
Perspektive dazu sagen? Was möchte ich Lesern<br />
— vor allem den jüngeren Lesern — dazu vermitteln?<br />
Ich möchte gerne vermitteln, dass jedes Alter und<br />
jede Lebensphase besondere Herausforderungen<br />
und eigene Freuden hat — also auch das Alter. Wann<br />
spreche ich eigentlich davon, dass jemand „älter“<br />
oder „<strong>alt</strong>“ ist? Gibt es eine bestimmte Jahreszahl?<br />
Rein formal hat sich in den letzten Jahren viel verschoben.<br />
Die Jugendphase ist immer länger geworden,<br />
die mittlere Lebensphase auch. Da Menschen<br />
heute deutlich länger leben als vor 50 oder 100<br />
Jahren, gibt es auch eine längere Phase des „Älter-<br />
Seins“, die wir gest<strong>alt</strong>en dürfen und können. Statistisch<br />
spricht man heute vom mittleren Lebens<strong>alt</strong>er<br />
etwa zwischen 35 und 60 Jahren. Erst danach spricht<br />
man vom höheren Lebens<strong>alt</strong>er.<br />
Aber natürlich gibt es zwischen Menschen große<br />
Unterschiede im subjektiven Erleben und im Vorhandensein<br />
von Einschränkungen. Oft wird Alter<br />
damit verbunden, vieles nicht mehr zu können,<br />
eingeschränkt zu sein. Ich würde gerne einmal einen<br />
anderen Blickwinkel vorschlagen: Gibt es vielleicht<br />
auch das, was ich gerade erst mit einem gewissen<br />
Lebens<strong>alt</strong>er und einer gewissen Lebenserfahrung<br />
tun kann? Ich denke ja. Sowohl privat als beruflich<br />
kann ein etwas höheres Alter auch eine Chance sein.<br />
Es gibt im Beruf Aufgaben und Positionen, die ich erst<br />
mit einem etwas gesetzteren Alter ausfüllen kann.<br />
Berufserfahrung kann auch ein Plus bei der Stellensuche<br />
sein, wie ich gerade erst selbst erleben konnte.<br />
Persönlich gest<strong>alt</strong>e ich vielleicht mit zunehmendem<br />
Alter meine persönlichen Beziehungen anders, kann<br />
gelassener sein und sehe klarer, was mir eigentlich<br />
wichtig ist und was mir gut tut. Gerade Menschen,<br />
die wie Frauen mit <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> mit besonderen<br />
Einschränkungen und Schwierigkeiten leben,<br />
haben meiner Erfahrung nach hierfür ein besseres<br />
Gespür als Menschen, bei denen immer alles „glatt“<br />
lief. Wer Krisen überstanden hat, hat oft einen weiteren<br />
und klareren Blick bekommen. Das können<br />
Menschen im späteren Leben für sich nutzen.<br />
Ab einem gewissen Alter bin ich freier, mich von<br />
unpassenden Normen zu distanzieren und meinen<br />
persönlichen Weg zu gehen. Ich habe schon öfter<br />
erleben dürfen, wie Menschen im besten Sinne des<br />
Wortes innerlich und äußerlich freier werden können.<br />
Oder um es mit einem Bild zu sagen: Wenn in<br />
der Jugend ein Samenkorn gelegt wird, das über<br />
eine Zeit lang wächst und reift, so kann im Alter die<br />
Ernte kommen. Ich sehe die Früchte, die ich vorher<br />
nicht wahrnehmen konnte oder die noch nicht reif<br />
waren. Auch das könnte ein Blick auf das Thema Alter<br />
sein. Und mit einem solchen Blick auf die Chancen<br />
und Möglichkeiten können wir — glaube ich — beim<br />
Gedanken an das Älter werden gelassen bleiben und<br />
mit einem Lächeln darüber nachdenken, wie wir<br />
diese Lebensphase gest<strong>alt</strong>en wollen. Mit einem<br />
Lächeln, weil es heute viele Möglichkeiten und<br />
Lebensformen für ältere Menschen gibt, weil beim<br />
Älter werden letztendlich alle Menschen gleich sind<br />
und wir in guter und zahlreicher Gesellschaft sind.<br />
<strong>alt</strong><br />
25
Foto Marlis Stempel<br />
„<br />
Aber dass man es schaffen kann, im Alter zufrieden<br />
zu sein, beweist mir jedes Mal meine Oma!<br />
Zufrieden im Alter Von Bettina N.<br />
“<br />
Als ich diese Überschrift gelesen habe, dachte<br />
ich: Was kann ich schon dazu berichten? Ich<br />
bin doch erst 38! Tatsache ist aber, dass man<br />
sich nicht früh genug darum Gedanken machen<br />
kann. Meine Grundeinstellung ist, dass man<br />
seine Einschränkungen im Alter versuchen muss<br />
anzunehmen und dankbar sein für das, was man noch<br />
alles kann. Dann führt man auch bis zum Schluss<br />
ein zufriedenes Leben. Dass dies nicht einfacher<br />
werden wird, ist ganz klar. Aber dass man es schaffen<br />
kann, im Alter zufrieden zu sein, beweist mir jedes<br />
Mal meine Oma. Sie ist schon 82 Jahre <strong>alt</strong>, geistig<br />
toppfit, aber körperlich eingeschränkt. Das heißt,<br />
sie muss mit dem Rollator zum Einkaufen, hat oft<br />
Rückenschmerzen wegen ihrer Bandscheibe und so<br />
weiter. Trotz alldem macht sie auf mich immer einen<br />
fröhlichen Eindruck.<br />
Ob man nun im Alter in einer Wohngemeinschaft<br />
lebt, in der mehrere Generationen zusammen leben<br />
und sich untereinander helfen und voneinander<br />
profitieren oder ob man in ein Altenheim geht und<br />
dort gepflegt wird, bleibt jedem selbst überlassen.<br />
Das hängt auch davon ab, in wie weit man körperliche<br />
oder geistige Einschränkungen hat und wie<br />
intensiv die Pflege sein muss. Mein persönlicher<br />
Wunsch für das Alter ist eher die Variante mit der<br />
Wohngemeinschaft. Ich muss schon sagen, als ich<br />
davon das erste Mal gehört habe, hat mich das schon<br />
sehr beeindruckt.<br />
<strong>alt</strong><br />
27
Foto privat<br />
„<br />
Wie stelle ich mir vor, <strong>alt</strong> zu werden? Ich denke, ich kann mir<br />
ganz und gar darüber im Klaren sein: das Alter kommt von<br />
ganz allein. Man muss den Mut haben, dagegen anzukämpfen,<br />
sonst hat man verloren — das glaube ich jedenfalls.<br />
Hilfe, ich werde <strong>alt</strong>! Von Margrit<br />
Das Thema kommt mir ja wie gerufen! Es spiegelt<br />
sich in vielen Sachen wieder. Ich finde, für mich ist es<br />
an der Zeit, darüber nachzudenken. Leider sind auch<br />
die Probleme nicht spurlos an mir vorbeigegangen.<br />
Mit 53 Jahren habe ich meine Erfahrungen gemacht.<br />
Wie stelle ich mir vor, <strong>alt</strong> zu werden? Ich denke, ich<br />
kann mir ganz und gar darüber im Klaren sein: das<br />
Alter kommt von ganz allein. Man muss den Mut<br />
haben, dagegen anzukämpfen, sonst hat man verloren<br />
— das glaube ich jedenfalls. Man darf sich nicht<br />
vorstellen, dass man mit Rheuma oder einer anderen<br />
Krankheit durch die Gegend schleicht. Ich wünsche<br />
mir nur das eine: nämlich so lange wie möglich auf<br />
gesunden Beinen laufen zu können und auch sonst<br />
gesundheitlich ordentlich und manierlich durch die<br />
Gegend wandern zu können. Mein Wunsch möge<br />
erhört werden! Ein Traum für mich! Aber das kann<br />
auch ganz anders laufen. Das habe ich vor kurzem<br />
erst mitbekommen. Ich bekam einen Gehirntumor<br />
diagnostiziert. Ich sagte meinen beiden Geschwistern<br />
Bescheid. Und so ging ich am 25. Juni 2007 ins<br />
Krankenhaus nach Kiel.<br />
Die erste Operation brachte eine zweite mit sich. Als<br />
wenn das noch nicht genug wäre! Ich bekam in der<br />
August-Bier-Klinik auch noch einen Schlaganfall. Ich<br />
musste alles noch einmal lernen.<br />
“<br />
Meine Schwester hat den Daumen darauf geh<strong>alt</strong>en.<br />
Sie hat nämlich Krankenschwester gelernt. Sie hat<br />
dann auch — Hut ab — für mich gut gesorgt. Wir haben<br />
ungefähr zwei Jahre gebraucht, um mich wieder los<br />
lassen zu können. Also sage ich mir: „Was gibt es<br />
schöneres als das Leben!“ Schön Frühstücken oder<br />
einen Kaffee trinken gehen oder einen Eiskaffee<br />
genießen — gerne mit Freunden! Solange man sein<br />
Leben gesund und munter verbringen darf, ist das<br />
schön. Ich genieße es aber auch, mit meiner Schwester<br />
spazieren zu gehen.<br />
Wenn ich die schöne Luft spüre und wenn ich ein Buch<br />
lese, dann fühle ich mich wohl und glücklich. Das kann<br />
ich nicht als selbstverständlich ansehen. Ich kann mir<br />
nur wünschen, so lange wie möglich fit zu bleiben. Der<br />
Herrgott wird es einen schon merken lassen: „Du bist<br />
jetzt <strong>alt</strong> und verbraucht. Du darfst jetzt von der Welt<br />
gehen.” Nun ja, ich hoffe, dass ich so ein Lebensende<br />
geboten bekomme, dass ich solange wie möglich in<br />
guter körperlicher Verfassung bleibe. Das wünsche<br />
ich allen von uns.<br />
<strong>alt</strong><br />
29
Foto privat<br />
„<br />
Diese unglaubliche Eitelkeit, die mit dem Tragen<br />
beziehungsweise Nichttragen von Hörgeräten ein-<br />
hergeht, ist einfach schlimm.<br />
“<br />
Von der Eitelkeit einer Schwerhörigen von Barbara<br />
Meine Schwerhörigkeit ist erworben, das heißt,<br />
mein Gehör wurde infolge chronischer Mittelohrund<br />
Tubeninfekte geschädigt. Am linken Ohr waren<br />
deshalb auch zwei Operationen nötig und das rechte<br />
Trommelfell ist deshalb so stark vernarbt, sodass es<br />
nur noch sehr eingeschränkt funktioniert.<br />
Das tückische an der Schwerhörigkeit ist, dass man<br />
den Sachverh<strong>alt</strong> des schlechteren oder schwereren<br />
Hörens oftmals viel zu spät merkt, wenn nämlich<br />
schon auch das Sprachverständnis zu einem großen<br />
Teil geschwunden ist. Dann ist hartes Training nötig<br />
und die Anpassung der Hörgeräte gest<strong>alt</strong>et sich<br />
ungleich schwieriger und zeitraubender als unbedingt<br />
notwendig.<br />
Und nicht zu vergessen — diese unglaubliche Eitelkeit,<br />
die mit dem Tragen beziehungsweise Nichttragen<br />
von Hörgeräten einhergeht, ist einfach schlimm.<br />
Mit meiner Brille erging es mir nicht so. Aber das ist<br />
auch kein Wunder. Die Hörgeräte kamen Jahrzehnte<br />
später hinzu. Ich konnte sie deshalb auch schlechter<br />
akzeptieren und modisch sind sie auch nicht zu<br />
verwerten, was für eine Brille durchaus zutrifft und<br />
von mir auch so praktiziert wird. Ohne meine Brille<br />
komme ich mir regelrecht nackt vor. Ein weiterer<br />
Aspekt dieser Betrachtung wäre, dass die Schwerhörigkeit<br />
oft auch mit geistiger Beeinträchtigung<br />
assoziiert wird, was bei einem Sehfehler so nicht<br />
immer unbedingt der Fall ist.<br />
Tatsache ist, dass es mir irgendwann einfach zu<br />
dumm war, bei fast jedem Satz, in jedem Gespräch<br />
irgendwelche Dinge nachfragen zu müssen, weil ich<br />
sie akustisch nicht verstanden hatte. Schon beim<br />
abschließenden Hörtest nach der zweiten Operation<br />
wurden mir an der Uniklinik Ulm 1991 Hörgeräte<br />
empfohlen, damals war ich 32 Jahre <strong>alt</strong> und konnte<br />
mich mit diesem Gedanken so gar nicht anfreunden.<br />
Also lebte ich noch fast zehn Jahre in einer fast stillen<br />
Welt, ohne wirklich zu wissen, was mir alles entgeht.<br />
Ich ging auch schon Jahre nicht mehr ins Theater,<br />
zu Lesungen, ins Kino oder zu Konzerten, weil mein<br />
Gehör einfach viel zu schlecht war. Ich konnte der<br />
Handlung nicht folgen und hatte so auch keinen Spaß<br />
an den ganzen Veranst<strong>alt</strong>ungen.<br />
<strong>alt</strong><br />
Es war also höchste Zeit und die absolute Offenba-<br />
rung, als ich meine ersten Geräte erhielt, sogenannte<br />
Im-Ohr–Geräte, die ich jedoch nicht kontinuierlich,<br />
sondern nur zum Fernsehen abends trug. In dieser<br />
Phase dachte ich immer noch, auch ohne Hörgeräte<br />
gut klar zu kommen.<br />
Einige Jahre später ging es dann nicht mehr ohne<br />
Hörgeräte. Es waren auch keine Im-Ohr-Geräte mehr,<br />
sondern Geräte, die hinter dem Ohr getragen werden.<br />
Auch wenn ich eine Weile brauchte, mich daran zu<br />
gewöhnen — heute möchte ich genauso wenig auf<br />
meine Hörgeräte wie auf meine Brille verzichten.<br />
Mittlerweile trage ich schon die zweiten Hinterdem-Ohr-Geräte,<br />
digital und sehr komfortabel in der<br />
Handhabung. Wunderbar, was sie an Verstärkung und<br />
Komfort bieten! Kürzlich sch<strong>alt</strong>ete sich eines sogar<br />
während eines Konzertes ab, um mein Restgehör zu<br />
schützen. Das war eine interessante Erfahrung, da<br />
meine „Alten“ diese Technik noch nicht hatten.<br />
Ich schäme mich meiner Geräte nicht mehr, sondern<br />
bin stolz, dass ich meine Defizite im Hören optimal<br />
ausgeglichen habe und so wieder am Leben teilhaben<br />
kann. Bis jetzt habe ich auch noch nie bemerkt,<br />
dass sich jemand über meine Geräte lustig gemacht<br />
hätte oder mich deshalb nicht akzeptieren würde. Ich<br />
bin also rundum zufrieden und komme auch gut mit<br />
meinen „Minicomputern am Ohr“ klar. Um mitten im<br />
Leben zu bleiben, gibt es eben keine Alternative und<br />
dann sollte man eben das Beste aus der Situation<br />
machen. In der heutigen Zeit bereitet dies ohnehin<br />
keine Probleme, oder?<br />
31
Schwerer hören Von Bettina N.<br />
Einmal ganz ehrlich: hier schlagen zwei Herzen<br />
in meiner Brust. Auf der einen Seite empfinde ich<br />
meine Hörgeräte häufig als nervig, zum Beispiel,<br />
weil Hörgeräte manchmal ohne Grund piepsen oder<br />
Nebengeräusche nur bedingt ausgeblendet werden<br />
können. Man muss auch sehr aufpassen, dass sie<br />
nicht feucht werden, da die Geräte sonst in Reparatur<br />
müssen. Das kann auf Dauer teuer werden. Auf der<br />
anderen Seite empfinde ich die Hörgeräte aber auch<br />
als eine große Erleichterung beim Hören, da meine<br />
Konzentration dann sehr viel besser ist. Dabei habe<br />
ich nur einen Hörverlust von 30 %!<br />
Zum Thema Umgang mit der Schwerhörigkeit hatte<br />
ich neulich noch eine lustige Begebenheit im Büro:<br />
Als ich mal kurzzeitig meine Hörgeräte nicht getra-<br />
gen habe, fragte mich eine neue Kollegin, wo die<br />
Mülltüten im Kämmerchen aufbewahrt werden. Ich<br />
habe in der Situation mehrfach verstanden, dass sie<br />
mich nach den Milchtüten gefragt hat und habe ganz<br />
selbstsicher auf die Milch gezeigt. Am Ende haben wir<br />
beide Tränen gelacht. Nett fand ich von der Kollegin,<br />
dass sie die Schuld für das Nicht-Verstehen bei sich<br />
gesucht hat, da sie nach ihrer Aussage auch sehr<br />
undeutlich sprechen würde.<br />
Mein ganz großes Glück ist es aber, dass ich ein<br />
Umfeld habe, das mir das Gefühl vermittelt, so akzeptiert<br />
zu werden, wie ich bin. Hierdurch fällt es mir<br />
sicherlich auch im Großen und Ganzen leichter, mit<br />
meinen körperlichen Grenzen umzugehen. Natürlich<br />
ist dieses auch immer noch von meiner Tagesform<br />
abhängig.<br />
siehe auch<br />
Infof<strong>alt</strong>blatt bei Ihrem Hörgeräteakustiker<br />
„Der Weg zum guten Hören“ Hörgeräte-Akustiker<br />
lösen Kommunikationsprobleme<br />
Website der Fördergemeinschaft Gutes Hören<br />
www.fgh-gutes-hoeren.de<br />
Dorothee stellt sich vor<br />
Mein Name ist Dorothee Kneib. Ich bin 1964 in Bop-<br />
pard geboren. Seit 1988 wohne ich in Karlsruhe. Ich<br />
habe einen Hauptschulabschluss, besuchte zwei<br />
Jahre eine Wirtschaftsschule in Koblenz und machte<br />
anschließend ein Praktikum in der Hauswirtschaft<br />
in Koblenz-Vallendar bei den Schönstätter Marienschwestern.<br />
Anschließend besuchte ich ein Jahr eine<br />
Hauswirtschaftsschule und konnte dann in Koblenz-<br />
Vallendar die Ausbildung als Hauswirtschafterin<br />
machen. Danach arbeitete ich auch wieder bei den<br />
Marienschwestern in Bad Münster am Stein, anschließend<br />
wieder in Vallendar bei den Schönstatt-Patres.<br />
Ich zog nach Karlsruhe. Dort arbeitete ich zuerst<br />
als Pflegehelferin. In der Hauswirtschaft bekam ich<br />
keine Stelle und machte später die Ausbildung als<br />
examinierte Altenpflegerin. Durch meine Erkrankung<br />
wagte ich den Schritt einer Umschulung im Bürobereich<br />
und versuchte leider vergebens, eine Stelle zu<br />
bekommen. Heute arbeite wieder als Halbtagskraft<br />
im stationären Bereich in der Pflege. Dazwischen<br />
versuchte ich mein Glück im mobilen Pflegedienst.<br />
Gesundheitlich muss ich dreimal wöchentlich zur<br />
Lymphdrainage, ein- bis zweimal in der Woche zur<br />
Krankengymnastik. Ich habe seit 2004 starke Hörprobleme<br />
und trage Hörgeräte in beiden Ohren.<br />
Dies alles belastet mich schon. Ich muss damit klar<br />
kommen.<br />
• Sie sind seit 2004 Mitglied der <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<br />
<strong>Vereinigung</strong> Deutschland. Was hat Sie dazu bewogen,<br />
Kontakt zur <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> Deutschland<br />
aufzunehmen?<br />
Mein Wunsch war es, mich weiter zu informieren. Zum<br />
Einen wollte ich erfahren, welche Ärzte ich konsultieren<br />
kann, die sich mit dem <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
auskennen und zum Zweiten interessierte mich, wie<br />
die Betroffenen mit der Erkrankung zurechtkommen.<br />
Ich habe über die Selbsthilfegruppe Augsburg<br />
Informationen erh<strong>alt</strong>en und somit Kontakt zu der<br />
Selbsthilfegruppe Stuttgart aufgenommen. Über<br />
diese Gruppe bin ich auch zur <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<br />
<strong>Vereinigung</strong> Deutschland gekommen. Leider war es<br />
mir finanziell und zeitlich nicht möglich, den Kontakt<br />
zu pflegen, wie ich es gerne gehabt hätte. Ich habe<br />
gemerkt, dass ich mit der Erkrankung alleine dastehe.<br />
Im Raum Karlsruhe wissen relativ wenige Ärzte<br />
und Ärztinnen über das <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
Bescheid.<br />
mitglieder stellen sich vor<br />
• Was schätzen Sie am der <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong><br />
Deutschland besonders?<br />
Ich bewundere die Initiative, das Krankheitsbild in<br />
der Öffentlichkeit zu präsentieren und vor allem das<br />
Negativ-Bild auszuklammern. Es war überraschend<br />
zu sehen, was sich positiv verändert hat, zum Beispiel<br />
die Vorträge während der Jahrestreffen. Sehr<br />
gut finde ich auch die CD mit dem Engagement der<br />
Schauspielerin Judith Hildebrand und die Berichterstattung<br />
von Betroffenen in den <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<br />
<strong>Syndrom</strong>-Nachrichten, die mich berühren.<br />
• Warum möchten Sie gerne eine Regionalgruppe<br />
vor Ort gründen?<br />
Ich möchte den Betroffenen die Möglichkeit geben,<br />
in Karlsruhe einen Ansprechpartner zu haben, wenn<br />
Fragen zum <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> auftauchen. Mir<br />
ist es auch wichtig, dass sich Betroffenen kennen<br />
lernen und merken, dass sie nicht allein sind. Falls<br />
mein Vorhaben gelingt, würde ich gerne Infostände<br />
in Karlsruhe betreuen, zum Beispiel auf der Rehab<br />
(einer Messe, auf der sich Selbsthilfegruppen, Krankenkassen<br />
und Sanitätshäuser präsentieren) und ich<br />
somit in der Öffentlichkeitsarbeit des Vereins meinen<br />
Beitrag leisten kann<br />
• Was möchten Sie gerne für uns tun?<br />
Ich möchte weiter mit Aufklärung in der Öffentlich-<br />
keit meinen Beitrag leisten, damit das Ansehen von<br />
Mädchen und Frauen mit <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
gestärkt wird. Diabetes, Multiple Sklerose, Rheuma<br />
et cetera sind den Menschen eher ein Begriff als das<br />
<strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>. Die Kooperation mit Ärzten<br />
und Ärztinnen möchte ich verbessern und mich dafür<br />
einsetzen, dass die Unterstützung bei Behörden und<br />
den Formalitäten gewährleistet wird.<br />
• Gibt es etwas, was Sie besonders belastet?<br />
Noch heute ist eine Auseinandersetzung mit dem<br />
<strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> schwierig für mich. Meine<br />
Familie hat mich so unterstützt, wie sie es für richtig<br />
hielt.<br />
• Sind Sie zurzeit arbeitslos?<br />
Nein, zurzeit arbeite ich als Altenpflegerin. Ich hoffe<br />
dass es so bleibt. Ich hatte schwer zu kämpfen. Nachdem<br />
ich eine Umschulung im Bürobereich gemacht<br />
¬<br />
Foto privat<br />
33
hatte, bekam ich wegen meines Schwerbehinderung<br />
von 50% und wegen meiner Erwerbsminderungsrente<br />
und meines Alters keinen Job. Nach langem Hin<br />
und Her erhielt ich wieder einen Job in der Altenpflege<br />
als Halbtagsbeschäftigte. Leider habe ich die<br />
ideale Lösung noch nicht gefunden.<br />
• Was tun Sie am liebsten?<br />
Am liebsten lese ich und interessiere mich für Politik.<br />
• Wie entspannen Sie sich am besten?<br />
Am besten entspanne ich beim Lesen und wenn ich<br />
mich mal an den Computer setze. Da ich terminlich<br />
mit Lymphdrainage dreimal wöchentlich und<br />
ein- bis zweimal Krankengymnastik in der Woche<br />
angespannt bin, fällt mir die körperliche Aktivität<br />
zusätzlich besonders schwer. Hin und wieder höre ich<br />
auch meditative Musik, bei der ich entspannen kann.<br />
• Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?<br />
Mit Christiane habe ich Kontakt aufgenommen. Wir<br />
waren nicht untätig. Wir haben meine Adresse auf der<br />
Website der <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> Deutschland<br />
eintragen lassen. Ich startete auch eine Anzeige<br />
im „Karlsruher Kurier“ — leider ohne Erfolg. Ich habe<br />
Kontakt mit Herrn Möckel von der AOK Karlsruhe<br />
aufgenommen. Sein Zuständigkeitsbereich betrifft<br />
auch die Betreuung der Kontaktgruppen. Er schlug<br />
mir einen Infoabend vor. Leider ist das ein Finanzierungsproblem.<br />
Auch mit dem Selbsthilfebüro habe<br />
ich nochmals Kontakt aufgenommen, um weitere<br />
Unterstützung zu erh<strong>alt</strong>en. An eine Information über<br />
das <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> in einer Apothekerzeitschrift<br />
habe ich auch gedacht und bin dabei, mich<br />
mit der Redaktion in Verbindung zu setzen. Christiane<br />
und ich haben Flyer bei Ärzten und Apotheken<br />
ausgelegt.<br />
• Wie könnte der Verein Sie in Ihrem Anliegen<br />
unterstützen?<br />
Es wäre hilfreich, wenn Sie mir Infomaterial zukommen<br />
ließen und vielleicht auch noch andere Ideen<br />
hätten, wie ich Betroffene in Karlsruhe animieren<br />
kann, sich bei mir zu melden.<br />
Marlis Stempel: Der Vorstand ist gerne bereit, bei der<br />
Öffentlichkeitsarbeit mit Rat und Tat zu unterstützen.<br />
Ich danke herzlich für das Interview.<br />
Zum Thema Abtreibung<br />
Mein Name ist Katharina. Ich lebe seit 7 Jahren bei<br />
meinen Eltern in Italien. Ich bin 34 Jahre <strong>alt</strong> und<br />
ledig. Ich habe hier Pädagogik studiert und arbeite<br />
jetzt schrittweise in diesem Bereich. Ich bekomme<br />
schon länger Ihre Hefte zugesandt und möchte mich<br />
doch endlich mal melden. Persönlich hatte ich noch<br />
nicht das Vergnügen, Sie kennen zu lernen. Der Weg<br />
ist h<strong>alt</strong> weit.<br />
In einigen der Hefte habe ich gelesen, dass häufig<br />
Mütter, die mit einem Kind mit <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong><br />
<strong>Syndrom</strong> schwanger sind, sich mit dem Gedanken<br />
tragen abzutreiben. Das finde ich schrecklich<br />
und auch nicht immer sinnvoll. Ich meine, ich<br />
selbst bin Betroffene und frage mich, ob denn das<br />
<strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> wirklich ein Grund zur<br />
Abtreibung ist. Auch dieses Kind will leben und ist<br />
zum Leben bestimmt. Auch ich bin glücklich und<br />
dankbar für mein Leben und zufrieden mit dem, was<br />
ich habe. Ich danke Ihnen für Ihr Interesse und Hilfeangebot.<br />
Vielleicht klappt ja mal eine persönliche<br />
Begegnung.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Katharina<br />
leserbriefe<br />
Foto privat<br />
35
ahr<br />
Wir laden ein<br />
zum Jahrestreffen<br />
nach Gemen<br />
11. bis 13. Juni 2010<br />
veranst<strong>alt</strong>ungen<br />
27. bis 29. November 2009<br />
26. bis 28. Februar 2010<br />
11. bis 13. Juni 2010<br />
24. Oktober 2009<br />
Erster Freitagabend im Monat<br />
1. November 2009<br />
17. Oktober 2009<br />
Wochenende für „neue Eltern“ in der Jugendher-<br />
berge Bonn-Venusberg.<br />
Weibertreffen für Mädchen und ihre Freundinnen<br />
in derJugendherberge in Mainz Thema: Veränderungen<br />
in meinem Leben — Angst machend — Mut<br />
machend — ganz schön spannend. Anmeldeschluss<br />
ist der 30. November 2009.<br />
Jahrestreffen in der Jugendburg Gemen<br />
Einladungen werden noch verschickt.<br />
Regionale Treffen<br />
Regionalgruppe München<br />
Familientreffen im Selbsthilfezentrum München<br />
14.00 bis 17.00 Uhr<br />
Regionalgruppe Duisburg<br />
Stammtisch bei<br />
„Mamma Leone“ circa 18.45 bis 21.00 Uhr<br />
Familiengruppe Düsseldorf<br />
Treffen im Südparkcafé Düsseldorf-Wersten<br />
ab 11.00 Uhr<br />
Regionalgruppe Frankfurt (Rhein-Main) „Rhein-<br />
Main-Nixen“<br />
Thema: Frauen als Vorbild. Vorbereitung und<br />
Durchführung von Katja Fischer. Dieses Treffen<br />
ist für betroffene Frauen in „17 Ost“, Zentrum für<br />
Frauen, 15.00 bis 18.00 Uhr.<br />
Angelika Bock Fon 0 53 2 1. 38 11 45<br />
beratung@turner-syndrom.de<br />
Bettina von Hanffstengel Fon 0 91 92. 99 40 86<br />
orgateam-jahrestreffen@turner-syndrom.de<br />
Bettina von Hanffstengel Fon 0 91 92. 99 40 86<br />
orgateam-jahrestreffen@turner-syndrom.de<br />
Ulrike Lempe Fon 0 89. 69 37 27 84<br />
www.utsrg-muenchen.de<br />
Marlis Stempel Fon 02 03. 78 69 52<br />
Marlis Stempel Fon 02 03. 78 69 52<br />
Christiane Gürge Fon 0 61 29. 51 27 28<br />
rg-rheinmain@turner-syndrom.de<br />
www.turner-syndrom.de<br />
weitere Termine siehe www.turner-syndrom.de<br />
an Förderer<br />
AOK Rheinland/Hamburg, Duisburg<br />
Knappschaft Bahn See Bochum<br />
Arbeitsgemeinschaft der<br />
Betriebskrankenkassen Rhein-Ruhr<br />
Barmer Ersatzkasse Duisburg<br />
Innungskrankenkasse Nordrhein Moers<br />
Einen herzlichen Dank für die Unterstützung<br />
des Duisburger Frauenprojektes<br />
AOK Baden-Württemberg für<br />
Regionalgruppe Stuttgart<br />
BKK Landesverband Hessen<br />
AOK Bundesverband<br />
KKH Allianz<br />
Barmer Ersatzkasse Wuppertal<br />
Ein herzliches Dankeschön<br />
für die Unterstützung unserer Arbeit.<br />
an Spender und Spenderinnen<br />
Unseren Spendern und Spenderinnen<br />
ein herzliches Dankeschön<br />
für die Unterstützung unserer Arbeit.<br />
Berichtszeit April bis August 2009<br />
für tatkräftige Hilfe!<br />
danke<br />
Das Korrekturlesen besorgte Bettina von Hanffstengel.<br />
Das Jahrestreffen 2010 wird organisiert vom<br />
„Organisationsteam Jahrestreffen“ der<br />
<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> Deutschland e. V.<br />
Ein Dank für die Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit<br />
geht an PPR Pepper Pohl Publik Relations<br />
Agentur für Gesundheitskommunikation<br />
www.ppr-pepper.de<br />
Ein Dankeschön an visuelle kommunikation lisa eppinger<br />
für die gest<strong>alt</strong>erische Unterstützung und Beratung bei<br />
den <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-Nachrichten.<br />
Wir danken Alois Reifenschneider für seinen ehrenamtlichen<br />
Einsatz als Webmaster und die gelungene Umsetzung<br />
unserer Ideen.<br />
37
adressen<br />
<strong>alt</strong>er<br />
Aus Datenschutzgründen<br />
stellt die Redaktion<br />
über die Autoren und<br />
Autorinnen Kontakt her.<br />
information<br />
Geschäftsstelle<br />
c/o Melanie Becker-Steif<br />
Ringstraße 18<br />
53809 Ruppichteroth<br />
Fon 0 22 47 75 97 50<br />
Fax 0 22 47 75 97 56<br />
geschaeftsstelle@turner-syndrom.de<br />
Ansprechpartnerin<br />
für die Mädchenarbeit<br />
Bettina von Hanffstengel<br />
Rödlas 4 a<br />
91077 Neunkirchen am Brand<br />
Fon 0 91 92. 99 40 86<br />
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Informations- und Beratungstelefon<br />
Diplom-Psychologin<br />
die neue Adresse lag bei Redaktionsschluss noch<br />
nicht vor und wird auf der Website<br />
www.turner-syndrom.de bekannt gegeben.<br />
beratung@turner-syndrom.de<br />
Erste Vorsitzende<br />
Kerstin Subtil<br />
Kantstraße 6<br />
63067 Offenbach<br />
Fon 0 69. 42 69 42 97<br />
Mobil 01 62. 10 11 88<br />
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Dritte Vorsitzende<br />
Ansprechpartnerin für die Regionalgruppen<br />
Silke Flinder<br />
Am Bogen 25<br />
13589 Berlin<br />
Fon 0 30. 66 46 01 01<br />
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Herausgeber<br />
Redaktion<br />
Autoren und Autorinnen<br />
Satz<br />
Druck<br />
Auflage<br />
Erscheinungsweise<br />
Preis<br />
ISSN<br />
Hinweis<br />
nächstes Thema<br />
<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> Deutschland e. V.<br />
Marlis Stempel (ViSdP)<br />
Antje, Katrin, Angelika Bock, Silke Flinder, Prof. Dr. med. Etelka<br />
Földi, Bettina von Hanffstengel, Ellen, Katharina, Barbara, Marlene<br />
Klose, Bettina N., Margrit N. und Kerstin Subtil. Allen Autoren<br />
und Autorinnen sei ein großer Dank ausgesprochen.<br />
Marlis Stempel<br />
Druckerei Albers, Düsseldorf<br />
700 Exemplare<br />
Halbjährlich im Mai und Oktober, jeweils zum<br />
Jahrestreffen und zum Frauentreffen<br />
2,50 Euro pro Exemplar. Mitglieder erh<strong>alt</strong>en die<br />
<strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-Nachrichten kostenlos.<br />
0946-8331<br />
Die Inh<strong>alt</strong>e dieser Zeitschrift sind alleinige Meinungsäußerungen<br />
der Autoren und Autorinnen. Sie stimmen nicht unbedingt mit<br />
der Meinung der <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-<strong>Vereinigung</strong> Deutschland e. V.<br />
überein, außer sie sind gekennzeichnet.<br />
Kinderwunsch. Wie haben Sie sich von einem Lebensplan mit<br />
eigenen Kindern verabschiedet? Wie sehen Ihre Pläne mit Kindern<br />
aus? Wie wollen Sie sich den Kinderwunsch erfüllen? Welche<br />
Erfahrungen haben Sie mit der Reproduktionsmedizin?<br />
Redaktionsschluss der Ausgabe 1. 2010 ist der 1. April 2010<br />
impressum<br />
turner-syndromvereinigung<br />
deutschland e.v.<br />
www.turner-syndrom.de<br />
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ringstraße 18<br />
53809 ruppichteroth<br />
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bag selbsthilfe e. v.<br />
kindernetzwerk e. v.<br />
netzwerk gegen selektion<br />
durch pränataldiagnostik<br />
paritätischer wohlfahrtsverband<br />
landesverband nrw<br />
wir sind eine gemeinnützige,<br />
ehrenamtlich tätige selbsthilfeorganisation.<br />
spenden<br />
und mitgliedsbeiträge sind<br />
steuerlich absetzbar.<br />
freistellungsbescheid vom<br />
finanzamt siegburg vom<br />
27.06.2005 steuernummer:<br />
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redaktion@turner-syndrom.de<br />
39
Du sitzt in deinem Zimmer<br />
Du sitzt in deinem Zimmer,<br />
grübelst Tag und Nacht,<br />
und merkst nicht,<br />
dass du alles schlimmer machst,<br />
bist gefangen im Selbst und nicht erwacht.<br />
Wann lachtest du das letzte mal?<br />
Schaust du auf das Lachen? Nein,<br />
Siehst nur deine eigene Qual,<br />
siehst nur dich Fehler machen.<br />
Doch ist es Qual und Pein.<br />
Und sind es alles Fehler,<br />
kann es nicht auch anders sein,<br />
bist Du nicht dein eigener Quäler?<br />
Keiner ist vollkommen,<br />
keiner wird es werden.<br />
Lernen musst du immer,<br />
jeden Tag auf Erden,<br />
doch hörst du ständig nur Gewimmer.<br />
Blicke, die dich treffen,<br />
sei es von Kind, Frau oder Mann,<br />
wertest du als Böse und schlecht,<br />
dass es auch anders herum sein kann,<br />
darauf kommst du nicht,<br />
machst es sowieso keinem recht.<br />
Manchmal sind es liebe Blicke<br />
Nicht alle wollen dich veräppeln.<br />
Ich schicke dir deshalb diese Botschaft.<br />
Ein Versuch, deine Seele etwas aufzupäppeln,<br />
Wach auf! Verlass dein Zimmer!<br />
Schau die Welt an, die schöne,<br />
fang an, alles zu belauschen,<br />
verstoß aus deinem Ohr das Gewimmer<br />
hör am Meer das Wasser rauschen<br />
sie die vielen Freunde, die du hast.<br />
Die hast du, weil du etwas besonders bist<br />
Seh‘ das Schöne und nicht nur den Mist!<br />
Verstoße deinen Sondermüll aus deinem Kopf,<br />
das schlechte hängt an dir wie ein Tropf<br />
doch kannst du diesen Sondermüll leicht entfernen<br />
dann greifst auch du bald nach den Sternen<br />
weil du gar nicht so krank bist, wie du selber glaubst<br />
und dir deine eigenen Gedanken raubst<br />
denk mehr an das Gute, dann hat das Schlechte keine Chance<br />
geh in Dich und du merkst diese Balance,<br />
die auch in deinem Körper wohnt und nur darauf wartet,<br />
dass ein anderes Programm gestartet wird,<br />
es ist nicht alles schön und rein,<br />
doch schau morgens in den Spiegel und sage dir<br />
ich werde immer etwas Besonderes sein.<br />
www.turner-syndrom.de