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zenith-BusinessReport 02/2010

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PROFILEDITORIALNo one loves your businessas much as you.But we‘re a close second.Niedersachsen Global is the foreign trade and inward investmentagency of the State of Niedersachsen/Germany.Inward InvestmentForeign TradeNiedersachsen Marketingfor more information – check with www.NGlobal.comWäre der deutsche Medizinexport ein Patient, würde Ossama Shobokshi ihmwohl mit einer Adrenalinspritze zu Leibe rücken – oder gleich mit dem Defibrillator.Aber der ehemalige Medizinprofessor und Alumnus der UniversitätErlangen ist heute Botschafter Saudi-Arabiens in Berlin und muss deshalb diplomatischbleiben. »Die Deutschen sind im Schlaraffenland noch immer hinter den Bergen«,wetterte Shobokshi dennoch kürzlich bei einer Veranstaltung im Bundesgesundheitsministerium.Trotz hoher Preise seien Technologie und Dienstleistung aus Deutschlandin Saudi-Arabien begehrt – aber die deutschen Anbieter ließen sich bitten, anders als dieKonkurrenz aus Amerika.Der Medizinexport in den Nahen Osten ist ein Milliardenmarkt, an dem die deutscheWirtschaft allerdings eher zaghaft teilzunehmen scheint – Grund genug, um dem Themaeinen Schwerpunkt zu widmen. Während das Magazin <strong>zenith</strong> – Zeitschrift für den Orientdie Gesundheit in der islamischen Welt unter kulturellen, gesellschaftlichen und – im bestenSinne – menschlichen Aspekten sieht, kommt der <strong>zenith</strong>-<strong>BusinessReport</strong> gleich zumGeschäftlichen: Nils Metzger und Christoph Dinkelaker haben die Licht- und Schattenseitendes Medizintourismus arabischer Patienten in Deutschland untersucht (Seite 16).Bei der Veranstaltung im Berliner Ministerium wurde auch über dieses Thema diskutiert.Der Tenor: Deutsche Kliniken sollten arabische Patienten nicht als Goldesel betrachten –transparente Abrechnung, dafür gegen Vorkasse. »Die Fallpauschale gilt auch für Medizintouristen«,sagte Ministerialrat Ortwin Schulte. Es gab Widerspruch, aber auch Lobfür diese Haltung, letzteres ausgerechnet von einem Mitarbeiter des bayerischen Gesundheitsministeriums.In Anspielung auf die fortwährenden Hahnenkämpfe zwischen BundesministerRösler und seinem bayerischen Kollegen Söder, bemerkte Schulte strahlend:»München und Berlin sind sich da mal einig.«Der israelische Pharmakonzern Teva übernimmt mit juristischer Raffinesse und militärischerZielsicherheit Konkurrenten in aller Welt. Als <strong>zenith</strong> in der Zentrale in der IndustriestadtPetach Tikvah um Interviews mit Teva-Managern bat, hieß es: weder Zeit nochInteresse. Redakteur Hannes Alpen nahm schließlich online an einer Veranstaltung fürInvestoren teil. »Dem Konzern spielt in die Hände, dass die Patente der umsatzstärkstenMedikamente in den nächsten Jahren auslaufen«, sagt Alpen (Seite 20).Was die deutsche Wirtschaft im Orient sonst umtreibt? Das leidige Iran-Geschäft,die boomende Türkei, Energie-Projekte und die Rolle arabischer Staatsfonds in deutschenAktiengesellschaften: Wirtschaftsminister Rainer Brüderle gibt dem <strong>zenith</strong>-Business-Report seine Quartalsbilanz, im Interview auf Seite 12.Titel: Lesprenger2 <strong>BusinessReport</strong> 2/<strong>2010</strong> <strong>BusinessReport</strong> 2/<strong>2010</strong> 03


INHALTPROFILImpressumProfilSCHWERPUNKT GesundheitDeutscher Levante Verlag GmbHLinienstraße 10610115 Berlin06 Nächstes Jahr in Jerusalem!Der Franzose Daniel Roche bringt SchweizerHotelkultur nach Palästina16 Im PatientenrauschDeutsche Kliniken kämpfen umKranke aus den GolfstaatenCHEFREDAKTEUR:Daniel Gerlach (V.i.S.d.P.)CHEF VOM DIENST:Marcus MohrREDAKTION:Robert Chatterjee, Nils MetzgerAUTOREN:Hannes Alpen, Moritz Behrendt,Christoph Dinkelaker, Helen Staude,Christoph SydowARTDIREKTION:Lesprenger, BerlinDANK:Dr. Klaus Hachmeier08 QUARTALSBERICHTMärkte, Rohstoffe und UnternehmenGELD UND MACHT10 Teurer, aber besserNigeria will seinen Stromsektor privatisieren12 »Investitionen bei uns dürfen nichtan starren Vorgaben scheitern«Wirtschaftsminister Brüderle im Interview20 Kommando MarktübernahmeIsraels Pharmariese Teva schlucktGenerika-Hersteller24 »Ein Produkt für alle Märkte«Interview mit Karl Heinz Burghardtvom Prothesenbauer Otto Bock26 Ein Fall für ZweiHybride Operationssäle sind auchin den Golfstaaten gefragtDRUCK:GCC GmbH & Co. KGKONTAKT FÜR ANZEIGEN UND VERTRIEB:info@levante-verlag.deGÜLTIGE ANZEIGENPREISLISTE:Nr. 1 vom 1. August <strong>2010</strong>COPYRIGHT:Deutscher Levante Verlag GmbHZitat nur mit Quellenangabe.Nachdruck nur mit Genehmigung.Namentlich gekennzeichneteArtikel geben die Meinung derAutoren wieder, nicht aberunbedingt die der Redaktion.GOLFREPORT28 Neue, mobile UnsicherheitOffene Fragen nach dem Blackberry-Streit30 »Die beste Finanzregulierung am Golf«Kamal Ahmed, Geschäftsführer des BahrainDevelopment Board, im Gespräch überdie Erholung seines Landes von der Krise32 Jäger und RäuberDer Oman geht auf Fischfang,Saudi-Arabien kauft Panzer31 DER SEKRETÄRWichtige Termine und letzteMeldungen aus der AbflughalleFoto: Ratiopharm04 <strong>BusinessReport</strong> 2/<strong>2010</strong><strong>BusinessReport</strong> 2/<strong>2010</strong> 5


PROFILPROFILFoto: dgeNächstes Jahrin Jerusalem!Der Franzose Daniel Roche bringt SchweizerHotelkultur nach Palästina. Für den Mövenpick-Manager ist die Konkurrenz in der BoomtownRamallah noch die geringste HerausforderungVon Robert ChatterjeeEin zehn Quadratmeter großes Büroim fünften Stock, blanke Wände,ein Schreibtisch, zwei Stühle undein Laptop. Daniel Roches Büro ist unscheinbarund funktional – und seinemBesitzer nicht ganz unähnlich. Man würdekaum ver muten, dass der graumelierteManager aus der französischen Glamour-Hochburg Cannes an der Côte d‘Azurstammt. Seine einzige Starallüre ist dasGeheimnis, das er um sein Alter macht.Ganz unbescheiden nimmt sich der Entwurfaus, den er in der Hand hält. Es istein Einrichtungsplan, an sich nichts Ungewöhnliches,gerade für Roche, der seit35 Jahren Hotels für die Schweizer KetteMövenpick plant, aufbaut und betreibt.Doch dieses Projekt ist mehr, es ist eineVision – für Roche, für Mövenpick, aberviel mehr noch für die Stadt, das Land, javielleicht sogar die Region. »Al Masyoun,Ramallah, Palestine« steht auf Roches Visitenkarte.»Einigen Kollegen klappte förm-lich die Kinnlade herunter, als sie erfuhren,dass ich den Auftrag annehmen werde,das erste Fünf-Sterne-Hotel in Palästinaaufzubauen«, erinnert sich der Hotelmanager.Wann immer Roche seine Kartezückt, ist die Reaktion: Respekt für die großeHerausforderung, aber auch die Frage:Warum? Und: Kann das gutgehen?Fünf Sterne undein zäher StartRoche kennt die Fragen, er hat sie sich selbstgestellt, bevor er in das Land kam, das ervorher nur aus den Schlagzeilen kannte.»Natürlich hatte ich Vorurteile über einLand im Dauerkonflikt, Terrorgefahr undReligionskonflikte«, bekennt er. »Aber heutekann ich sagen: Ich habe mich selten sowohl und so sicher gefühlt wie in Ramallah.«Mit schwierigen Startbedingungenkennt sich Roche aus, die fand er schon beiseinen letzten Stationen in Ägypten und inTansania vor. Aber der Mann kann abwägen.Wenn er mit breitem französischemAkzent über »fütür«, die Zukunft, spricht,hebt er die Chancen hervor, ohne die Risikenauszusparen.Die wohl größte Unbekannte: Die Sicherheitslage.Ramallah mag das WirtschaftswunderPalästinas sein, und wohl noch nieflossen so viele Investitionen in den Verwaltungssitzder Palästinensischen Autonomiebehörde,die inoffizielle Hauptstadt.Doch der ambitionierte Wirtschaftsplanvon Premierminister Salam Fayyad könntedurch das Scheitern von Friedensgesprächenund neuerliche Gewaltausbrüchekonterkariert werden. Welcher Geschäftsmann,welcher Tourist mag dann noch ineinem Hotel absteigen, für das er sich, sowie auch die Hotelangestellten, stundenlangdurch israelische Sicherheitskontrollenquälen müsste? Für Roche sind es zurzeitabstrakte Risiken, Faktoren, die ernicht beeinflussen kann, aber mit denen errechnen muss.Besondere, erhöhte Sicherheitsmaßnahmensieht man dem Hotel nicht an: Überwachungskamerasund Detektoren, dazuein separater VIP-Eingang über die Tiefgarage,das war‘s. Roche will das Gefühl vonNormalität vermitteln, zu viel Sicherheitstechnikwürde seine Gäste vielleicht gerademisstrauisch machen.Und dennoch steckte das Investorenkonsortium42,5 Millionen US-Dollar indas Hotelprojekt, schloss mit dem Besitzerdes Hauses, das inmitten des DiplomatenviertelsAl Masyoun steht, einen Pachtvertragüber 15 Jahre. Das Geld kommt aus derRegion, größter Geber ist Palästinas wichtigsterTycoon Munib al-Masri und seineInvestmentgesellschaft Padico. Roche lugtaus dem Fenster und hat seine Konkurrenzdirekt im Blickfeld: Royal Court Suites,Grand Park, um nur zwei zu nennen.Stammt aus der Glamour-Hochburg Cannes: Daniel Roche.»Unser Kerngeschäft sind Geschäftsreisende,Regierungs- und Nichtregierungsvertreter,Journalisten – im Wesentlichen alle,die mit Wirtschaft und Politik zu tun haben«,erklärt Roche. Und denen will ermehr bieten als die Konkurrenz: Vielfaltund Service auf höchstem Niveau. Die ersteZigarrenbar in Palästina, der einzige italienischeChefkoch im hauseigenen Restaurant»Allegro« – nur zwei der Highlights,die ab November <strong>2010</strong> Gäste ins erste Fünf-Sterne-Hotel Palästinas locken und im erstenJahr für immerhin 60 Prozent Auslastungsorgen sollen.Dabei verlässt sich Roche nicht allein aufdie aufwändig ausgestatteten 20 Suiten mitPanoramablick über die entstehende Skylinevon Ramallah: »In vielen Ländern gibtes einen Haufen billige Absteigen und einpaar wenige, extrem teure High End-Hotels.«Roche will den richtigen Kompromiss finden:Exklusivität bedeute für ihn nicht,Gäste durch hohe Preise aus- und das Hotelvor der Umgebung abzuschließen, sondernhohe Standards und Service zu bieten.Das »American Colony« in Ost-Jerusalem,Branchenprimus in Bekanntheit und Preis,verlangt 370 US-Dollar für ein Standard-Einzelzimmer, Roche verspricht dagegenRaten »von 160 bis 200 Dollar« und erklärt:»Wir wissen, dass wir für unsere 106Zimmer moderate Preise anbieten. Wir positionierenuns unter den High-End-Hotels,aber deutlich über den direkten Mitbewerbernhier in Palästina.« Ganz ausgereiftscheint Roches Preismodell allerdingsnoch nicht zu sein: Bei der Online-Reservierungmuss man doch immerhin 220 US-Dollar für das günstigste Einzelzimmerberappen.Trotz Checkpointspünktlich seinRoches Vorstellung von Exklusivität beschränktsich nicht auf Äußerlichkeiten.Nachhaltigkeit sei die Voraussetzung, damitder Luxus funktioniere. »Das Herz einesguten Hotels sind seine Mitarbeiter«,verkündet er mit dem Tonfall eines Routiniers.»Man muss Leute mit nur wenig Erfahrungan Bord bringen und ihnen dasKonzept von Hotelkultur vermitteln.« Rochesagt »Schwierigkeit« und nicht »Problem«,denn wenn er über den Fachkräftemangelredet, beschreibt er eigentlich die Herausforderung,die für ihn selbst vielleicht sogarder entscheidende Beweggrund war,nach Ramallah zu gehen.Mit der Universität Betlehem, knapp 30Kilometer von Ramallah entfernt, hat Rochederweil eine Kooperation vereinbart, inZukunft will er noch weiter gehen und einehoteleigene Ausbildungsstätte in Ramallahins Leben rufen. Einerseits, um denFachkräftenachwuchs ans Mövenpick zubinden, andererseits um unabhängig vonCheckpoints und Mauer zu sein, die denWeg nach Betlehem schnell in eine endloseWarteschleife verwandeln können. Ebensowie das Personal sollen auch sämtlicheAusstattungs- und Versorgungsgüter – soweit wie möglich – aus lokaler palästinensischerProduktion geliefert werden. Sokönnten auch die anderen Zentren der palästinensischenWirtschaft, wie Nablusoder Hebron vom Boom in Ramallah profitieren.Umso dringender ist Roche aufsichere Lieferwege angewiesen – angesichtsder Tatsache, dass noch immer 60 Prozentdes Westjordanlandes »Area C«, also vonIsrael kontrolliert wird, ist das durchausein Vabanque-Spiel.Zur Eröffnung hat sich die gesamte PolitundWirtschaftsprominenz Palästinas angekündigt.Roche hat sich dem Projektauch emotional verschrieben: »Es ist eineBotschaft an die ganze Welt. Und für Ramallahist es ein Traum.«»Die erzählen seit Jahren, dass sie aufmachenwollen, es passiert aber nie etwas«,lästert ein Hotelier aus der Nachbarschaft.Die Eröffnung des Hotels hat sich überMonate immer wieder verzögert, aber sieist auch ein politisches Signal. Fragen zurPolitik geht Roche tunlichst aus dem Weg.Sicher hätte er nichts zu gewinnen, wenner sich in die verworrenen Ränkespiele derpalästinensischen Elite verwickeln ließe.Vielleicht ahnt er auch, dass das der Grundgewesen sein könnte, warum das HotelprojektJahre in der Planungsphase stagnierte,bevor er selbst im Sommer 2009nach Ramallah kam.Roche weiß am besten, dass die größten»Schwierigkeiten« noch kommen werden,sobald der Hotelbetrieb einmal aufgenommenist. Dennoch hat der Franzose nochTräume: »Jerusalem!« Auch wenn er sichdiesen Superlativ erfüllen sollte, kann sichRoche bescheiden geben – mit einem kleinenBüro am Ende des Ganges und einemEinrichtunsplan in der Hand.06 <strong>BusinessReport</strong> 2/<strong>2010</strong><strong>BusinessReport</strong> 2/<strong>2010</strong> 07


QUARTALSBERICHTQUARTALSBERICHTGertlersCoupDer kasachische KonzernENRC übernimmt im großenStil Kupferminen in Afrika.Hinter dem Deal steckt offenbarein Blutdiamanten-HändlerDer Streit um Schürfrechte in derDemokratischen Republik Kongozieht weite Kreise: Der kanadischeRohstoffkonzern First Quantum Mineralshat ein Pariser Schiedsgericht angerufen,weil die Regierung in Kinshasa einen Vertragüber die Förderung von Kupfererzabfällenim südkongolesischen Kolwezi vorzeitiganulliert hatte. Insgesamt 765 MillionenUS-Dollar sollte das Metall auf demWeltmarkt einbringen.Kongos Bergbauministerium betrachtetviele ältere Förderverträge als Übervorteilungdes Staates und revidiert seit 2007Crash an der Corniche?Seit sechs Jahren wächst der libanesischeImmobilienmarkt in Beirut um jährlich 20Prozent, trotz des Krieges im Jahr 2006.Die Preise für Neubau-Wohnungen stiegendabei um fast 30 Prozent jährlich, im bürgerlichenViertel Ashrafieh kostet der Quadratmeterim Schnitt fast 5000 US-Dollar.Gefördert wird diese Entwicklung durchdie anhaltend niedrigen Leitzinsen. FuadFleifel vom libanesischen Wirtschaftsministeriumerwartet auch für die kommendenJahre ein konstantes Wachstum vonrund 15 Prozent.Analysten sehen dagegen eine Überhitzungdes Marktes: »In Beirut wächst eineImmobilienblase. Es hat sich zu viel zu schnellentwickelt«, sagt Paolo Moscovici von JPMorgan Middle East. Investoren sollten sichvorsichtig verhalten.Konzessionen. Zukünftig sollen Minenprojektenur noch mit 35-prozentiger Staatsbeteiligungdurchgeführt werden.First Quantum wittert indes Korruptionund eine Intrige, an der auch ein Konkurrentaus Kasachstan beteiligt sein soll: Die»Eurasian Natural Resource Corporation«(ENRC) ist seit diesem Jahr in Kolwezi undanderen kongolesischen Minen eingestiegenund will das Geschäft mit Kupfer undKobalt ausbauen. First Quantum will gegenENRC klagen und könnte jüngsten Meldungenzufolge auch einen dritten Verschwörerins Visier nehmen: Der israelischeGeschäftsmann Dan Gertler soll ENRC denKongo-Coup vermittelt haben.Gertler besitzt mehrere, auf den BritischenJungferninseln eingetragene Unternehmen,die gemeinsam Mehrheitseignerdes im Kongo tätigen MinenbetreibersCamrose Ltd. waren. Über den Kauf dieserAnteile erwarb ENRC im August 50,5 Prozentan Camrose. Auch an dem in Kolweziaktiven Unternehmen Highwinds, das bislangGertler gehörte, hat ENRC die Mehr-Die einen loben die Dynamik,die anderen warnen vor einerKrise wie in Dubai:Immobilien in Beirut boomen.heit übernommen. Für den Israeli bedeutetdas: Kapital und Beteiligung an neuenGroßprojekten.Bereits in jungen Jahren zählte Gertler,39, zu den Schlüsselfiguren im Handel mitBlutdiamanten aus dem Kongo. Er gilt alsFreund von Präsident Joseph Kabila, gibtsich öffentlich als frommer, orthodoxer Judeund investiert unter anderem in den Baujüdischer Siedlungen im Westjordanland.Im Sommer <strong>2010</strong> erhielt sein UnternehmenCaprikat die Förderlizenz für zweiÖl-Blöcke im Albertsee. Das Erstaunliche:Caprikat war erst im Frühling <strong>2010</strong> auf denJungferninseln angemeldet worden undbesaß keine Referenzen im Ölgeschäft. PräsidentKabila soll die Vergabe der Lizenzpersönlich angeordnet haben. Die Regierungin Kinshasa will derweil Richtlinienfür Investitionen erarbeiten.Die Weltbank führt den InvestitionsstandortKongo unter »high risk«. Riskant,aber lukrativ für Hartgesottene: Die Produktionvon Kupfer und Kobalt soll dort2011 um bis zu 25 Prozent wachsen.Foto: Mercedes-Benz Finansman / IstanbulFoto: chatKollers AngriffDie Politik will Managern ausder Türkei die Einreise erleichtern.Spontaner Sinneswandel?Mit 7,8 Prozent Wirtschaftswachstumschindet die Türkei Eindruck – abernicht bei deutschen Behörden: TürkischeGeschäftsleute müssen sich noch immeraufwändigen Visa-Verfahren unterziehen.Franz Koller, Chef von Mercedes-FinanzTürkei und Präsident der Deutsch-TürkischenHandelskammer in Istanbul, warntedeshalb im Herbst in einer forschenErklärung vor Schäden für die deutscheWirtschaft. »Die Türkei ist in Europa,aber die Türken nicht«, erlärte Kollerdann im November auf einer Konferenzdes Magazins Economist in Istanbul.Auch bei einem Termin mit Mitgliederndes Bundestags in Berlin kam das Problemzur Sprache. Der FDP-Politiker KlausBreil hat sich un brieflich an AußenministerWesterwelle gewandt. Die Grünenfordern gleich eine Sonderregelung fürKurzbesuche aus der Türkei.Sogar Bundespräsident Wulff soll dersein Engagament angeboten haben. AuchWirtschaftsminister Brüderle macht nunVorschläge in <strong>zenith</strong> (S.12). Kollers Angriffzeigt Wirkung. Der Manager, in derTürkei geboren, ist bei Kollegen für seinedeutlichen Worte gefürchtet und geschätzt.Bei der betulichen Economist-Konferenzin Istanbul übte er als einziger auch Kritikan Ankaras Wirtschaftspolitik. Es imponiereihm aber, »wie konsequent die Türkendas Rauchverbot durchsetzen.« Sprach‘sund trat auf den Balkon, um sich ein Zigarilloanzustecken.Hausse nach der FlutPakistans Baumwolle istruiniert. Wer profitiert davon?Beim Blick auf den New York Cotton Exchangekann Wall Street nur vor Neid nurerblassen. Mitte November erreichte dieBaumwollbörse den höchsten Kurs seitihrer Gründung vor 140 Jahren. Warenterminscheine, so genannte »Cotton Futures«,erreichten Spitzenwerte. Ein PfundBaumwolle wurde für 1,50 US-Dollar gehandelt,im Februar <strong>2010</strong> lag der Preis beiunter 70 Cent. Auslöser dieser Kursexplosionwaren nicht nur die üblicherweiseverdächtigen Spekulanten, sondern dieFolgen der Flutkatastrophe in Pakistan.Im Sommer versanken die endlosenBaumwollfelder der Provinz Pandschabim Wasser. Ein Großteil der Ernte desviertgrößten Baumwollproduzenten derErde wurde zerstört. Nun sucht eineLuftschlacht vertagt?Die Golf-Airlines kämpfenweiter um Deutschland. Dienächste Runde kommt 2012Seit Jahren bemüht sich Emirates um eineStreckenkonzession für Dubai-Berlin.Lufthansa will das verhindern, auch mitdem Argument, die Golf-Fluglinien verzerrtendurch Subventionen den Wettbewerb.»Wenn Lufthansa dafür Beweisehat, können die ja vor dem EuropäischenGerichtshof wegen Dumping klagen«,heißt es dazu bei Emirates.Peter Schneckenleitner, Lufthansa-Sprecherfür politische Fragen hält dagegen:»Die Lobbying-Maschinerie bei Emiratesläuft jedenfalls – gerade in Berlin – aufHochtouren. Hier werden Drehzahlen erreicht,die sich nahe am Motorschaden bewegen.«Seit Herbst bietet nun Air Berlindie Strecke Berlin-Dubai an. PassagiereWurm plage in der Provinz Sindh zahlreicheFelder heim. Wie ernst die Lage ist,zeigt die Tatsache, dass Pakistans Textilindustriebeim Erzfeind Indien um Lieferungenbittet. Viel deutet darauf hin, dassdas Preis niveau auf dem Weltmarkt hochbleibt. Vor allem die Nachfrage aus Chinawächst. Einige afrikanische Baumwoll-Exporteure wie Tschad, Mali oder Burkina-Faso hoffen nun, von der Nachfrage zu profitieren.Diese Länder klagen seit Jahrenüber die Baumwoll-Subventionspolitik inEuropa, Indien und den USA.Die höheren Rohstoffpreise könntensich demnächst auch im Geldbeutel derVerbraucher in Deutschland niederschlagen,»auch wenn die Akzeptanz eher geringist«, sagt Felix Ebner vom Verbandder Textil- und Modeindustrie. Die Lieferverträgeder Hersteller stammen zwarzum Großteil aus der Zeit vor der Flut inPakistan. Aber zur Frühjahrskollektion2011 wird die Ware wohl teurer.können von dort mit Emirates nach Asienweiterfliegen. Für Emirates ein Einstiegdurch die Hintertür?Aus Dubai heißt es, es sei kein Code-Sharing mit Air Berlin geplant. Man habedas Projekt Berlin nicht aufgegeben – vorEröffnung des Flughafens Berlin-BrandenburgInternational 2012 sei aber mitBewegung nicht zu rechnen.Emirates will auch Stuttgart, »allerdingskommt für uns Berlin zuerst«, heißtes. Nach Stuttgart fliegt ab März 2011 nunQatar Airways. Die Kataris haben andereVerträge als Emirates, die vier Ziele mitunbegrenzter Frequenz bedienen darf.Qatar Airways hat – unabhängig von denZielen – Lizenzen für eine Anzahl Flüge,die nun auf 35 erhöht wurde. Das Entgegenkommender Bundesregierung könntemit einem Milliardenauftrag Katars fürdie Deutsche Bahn zusammenhängen.Doha habe dafür auch Landerechte gefordert,wird unter Lobbyisten kolportiert.08 <strong>BusinessReport</strong> 2/<strong>2010</strong><strong>BusinessReport</strong> 2/<strong>2010</strong> 09


Geld und mACHTPROFILDie PHCN zu privatisieren, reiche abernicht aus, sagte Doherty gegenüber <strong>zenith</strong>:»Es muss vorher ein Einspeisegesetz vomParlament verabschiedet werden, das denStromsektor reguliert.« Sobald die Gesetzgebungsteht und zur Transparenz im Sektorbeiträgt, dann könnte auch die bereitsbestehende »Deutsch-nigerianische Energiepartnerschaft«mit mehr Leben gefülltwerden. Mit anderen Worten: DeutscheUnternehmen könnten bei dem Mammutvorhabenmitwirken.Foto: Julien MignotEin Tag kannviel verändern.Auch Ihre Meinung über den Unternehmensstandort Sachsen-Anhalt.Musizieren im Dunkeln: International ist Femi Kuti erfolgreich,aber in seiner Heimat zu produzieren, ist ein technisches Risiko.Teurer, aber besserAngesichts chronischer Unterversorgung willNigeria seinen Stromsektor privatisierenVon Moritz BehrendtAfrikanischer sollte sein neues Albumklingen – also entschied sichder nigerianische Sänger FemiKuti »Africa for Africa« im heimischenLagos zu produzieren, nachdem er zuletztmit Ausflügen in die elektronische Musikvor allem in Europa Erfolge gefeiert hatte.Afrikanischer waren in Lagos nicht zuletztdie Produktionsbedingungen: »Ständig istder Strom ausgefallen, manchmal gab esauch heftige Leistungsschwankungen. Dashat sich ziemlich strange angehört«, erinnertsich Kuti.Wenn es nach Goodluck Jonathan geht,dann gehören Stromausfälle in der nigerianischenMetropole bald der Vergangenheitan. Der Staatspräsident plant, die Stromversorgungim bevölkerungsreichsten LandAfrikas zu privatisieren. Davon versprichter sich Energiesicherheit – und viel Geld10 <strong>BusinessReport</strong> 2/<strong>2010</strong>für den Staat: 25 Milliarden Euro in dennächsten zehn Jahren soll die Privatisierungder Power Holding Company of Nigeria(PHCN) einbringen.Die private Wirtschaft erhofft sich vielvon dem Schritt. Wie belebend freier Wettbewerbsein könne, habe schon die Privatisierungdes Telekommunikationssektors imJahr 20<strong>02</strong> gezeigt, sagt Jaiye Doherty, Geschäftsführerder Nigerian-German BusinessAssociation in Lagos. Von einer Steigerungder Stromproduktion und einersichereren Versorgung könnte vor allemdie Industrie profitieren, die bislang geradeeinmal vier Prozent zum BruttoinlandsproduktNigerias beiträgt. Trotz dieserHürden wächst Nigerias Wirtschaft seiteinigen Jahren recht stark und wird fürInvestoren aus dem Ausland immer interessanter.Ausverkauf des»Volksbesitzes«Damit die Stromproduktion bis zum Jahr2<strong>02</strong>0 tatsächlich um das 13-Fache steigenkann, wie von Jonathan anvisiert, sindschließlich massive Investitionen notwendig,hat der Monopolist PHCN doch denAufbau neuer Kraftwerke seit langem sträflichvernachlässigt. Kurzfristig wird derStrompreis vermutlich steigen, gesteht auchder Befürworter Doherty ein. »Aber wennwir diesen höheren Preis mit dem jetzigenZustand vergleichen, bei dem alle Generatorenanschaffen und täglich Diesel kaufenmüssen, ist das immer noch das geringereÜbel.« Langfristig erwartet er sinkendePreise durch den Wettbewerb.Ob Präsident Jonathan so viel Zeit hat,ist noch nicht klar. Im nächsten Frühjahrsind Wahlen angesetzt, deren Ausgangnoch längst nicht klar ist. Bis dahin willJonathan die Privatisierung so weit wiemöglich vorantreiben – gegen jeden Widerstand.Erwartungsgemäß protestierendie Beschäftigten der PHCN gegen denPlan: Sie fürchten um ihre Jobs. Ihre Gewerkschaftspricht der Regierung das Rechtab, den Stromanbieter zu veräußern. Diesergehöre zum »Volksbesitz«. Außerdem,so sagen Gewerkschaftler, weckten die hohenSummen Begehrlichkeiten: Es sei zubefürchten, dass von der Privatisierung vorallem die Machthabenden profitieren.Ähnlich sieht es übrigens auch MusikerKuti: »Die verkaufen alles und steckendann das Geld in die eigene Tasche.«24 h Standortservicefür Investorenwww.investieren-in-sachsen-anhalt.deBis 2009 wurden mit Hilfe der EU-Strukturfonds 65.920 Projektein Sachsen-Anhalt gefördert. Rund 24.000 Ar beitsplätze konntenso geschaffen und weitere 78.400 Arbeitsplätze gesichert werden.Von 2007 bis 2013 stellt die Europäische Union weitere Fördermittelin Höhe von 3.39 Milliarden Euro für das Land Sachsen-Anhalt bereit.Bereits 5.931 ökonomische Projekte wurden initiiert und mehrals 50.0000 Sachsen-Anhalter für den modernen Arbeitsmarktqualifiziert.Ihr Ansprechpartner für die MENA-RegionBarbara SplitthoffInvestitions- und MarketinggesellschaftSachsen-Anhalt mbHAm Alten Theater 639104 MagdeburgE-Mail: barbara.splitthoff@img-sachsen-anhalt.deTel.: +49 (0) 391/5689921Fax: +49 (0) 391/5689950Mobil: +49 (0) 160/58725 97. . .639104barbara.splitthoff@img-sachsen-anhalt.de :+49 (0) 391/5 68 99 21+49 (0) 160/5 87 25 97www.investieren-in-sachsen-anhalt.deEuropäische KommissionEuropäischer Fonds für regionale EntwicklungINVESTITIoN IN IhrE zUKUNFT<strong>BusinessReport</strong> 2/<strong>2010</strong> 11


Geld und mACHTGeld und mACHT»Investitionen bei unsdürfen nicht an starrenVorgaben scheitern«Wirtschaftsminister Rainer Brüderle überarabische Staatsfonds, den Visa-Ärgertürkischer Geschäfts leute, seine Hoffnungenfür Desertec und die »Ent mutigung«im Iran-ExportgeschäftWas können und wollen Sie tun,um diesen Zustand zu beheben?Visumpflicht und Visumverfahren sindweitgehend durch Europarecht bestimmt,dessen Vorgaben Deutschland zu beachtenhat – auch im Fall türkischer Staatsbürger.Die Bundesregierung prüft derzeit, wie dasVerfahren auf Grundlage des europäischenVisakodex, der seit dem Frühjahr <strong>2010</strong> anzuwendenist, noch effizienter gestaltet werdenkann. Mein Ministerium legt dabei besonderenWert darauf, dass die Be lange vonGeschäftsleuten berücksichtigt werden. Bereitsjetzt gibt es ja Verfahrenserleichterungen,die auch bei Geschäftsreisenden angewendetwerden – für einen bestimmten Personenkreisetwa die Möglichkeit, auf daspersönliche Erscheinen des Antragstellersin der deutschen Auslandsvertretung zuverzichten. Ich setze mich für solche unbürokratischenWege ein: Ausländische In<strong>zenith</strong>:Herr Minister, wie sehen Sie dieRolle von Staatsfonds und Investoren ausden arabischen Golfstaaten in Deutschland?Ein Segen für die deutsche Wirtschaft,völlig ohne Risiken?Rainer Brüderle: Investitionen in Deutschlandschaffen Arbeit und Wohlstand.Wenn sich Investoren entscheiden, ihrGeld hier anzulegen, ist das ein klares Zeichenfür unsere Wettbewerbsfähigkeit.Dabei ist es kein Geheimnis, dass mancheStaatsfonds ihre Investitionen strategischdazu nutzen, um in ihren eigenen LändernIndustrien aufzubauen. Dies ist nicht nurlegitim – von solchen strategischen Investitionenprofitiert ja auch der StandortDeutschland.auch der Bauriese Hochtief mit Hilfe derKataris vor einer feindlichen Übernahmeaus Spanien bewahrt werden könnte.Bereitet Ihnen der Einfluss eines kleinenEmirates auf die deutsche Wirtschaft nichtallmählich Unbehagen?Nein. Wie ich eben schon gesagt habe, begrüßenwir das Interesse von ausländischenStaatsfonds in Deutschland. Ich sehe esaber nicht als meine Rolle, mich in Investitionsentscheidungenvon Unternehmen einzumischen.Solche Entscheidungen werdenim Markt getroffen, und das ist gut und richtig.Die deutsch-türkische Handelskammer hatneulich in seltener Deutlichkeit die Visa-Politik der Bundesbehörden gegenüber türkischenGeschäftsleuten kritisiert: DieHürden schadeten der deutschen Wirtschaft.Auch wenn das Thema grundsätzlich indas Ressort des Auswärtigen Amtes fällt:Foto: Marcel MettelsiefenRainer Brüderlegeboren 1945 in Berlin, ist seit 2009 Bundesminister für Wirtschaft und Technologie.Davor war er zehn Jahre lang wirtschaftspolitischer Sprecher der FDP-Fraktionim Bundestag. Seine Positionen nannte der Spiegel einmal »radikalliberal«, vorallem, was staatliche Eingriffe in den Markt betrifft. Das Männermagazin GQ wählteBrüderle zum »Mann des Jahre <strong>2010</strong>«.vestitionen in Deutschland dürfen nicht anstarren Vorgaben scheitern.In internationalen Medien wird derzeit vielüber ein angebliches Abwenden der Türkeivon Europa diskutiert, was unter anderemmit der Enttäuschung über die schwindendenAussichten auf eine EU-Mitgliedschaftzusammenhängen soll. Können Sie einesolche Entwicklung in den deutsch-türkischenWirtschaftsbeziehungen beobachten?Ein Abwenden der Türkei von Europa kannich nun wirklich nicht erkennen. Deutschlandist immer noch der wichtigste Handelspartnerder Türkei. Zwar stehen wir beiden Lieferungen hinter Russland auf demzweiten Platz, dies ist aber dem Sonderfaktorder Energielieferungen geschuldet.Schauen Sie sich doch die Zahlen an: DeutscheExporte in die Türkei sind im erstenHalbjahr <strong>2010</strong> um über 38 Prozent gestiegen,die Importe aus der Türkei haben um11 Prozent zugenommen. Die Bedeu tungder Beziehungen zur Türkei spiegeln sichauch in den politischen Kontakten wider:Im März hat die Bundeskanzlerin eine Reisein die Türkei unternommen, ich war imMai vor Ort, und im Oktober der Bundespräsident.Und nicht zuletzt werden dieEU-Beitrittsverhandlungen fortgeführt.Derzeit herrscht unter deutschen Exporteurengroße Unsicherheit in Sachen Iran-Sanktionen. Viele beschweren sich, dassAusfuhrgenehmigungen verzögert undverschleppt würden.Im Rahmen der »Entmutigungspolitik« rätdie Bundesregierung deutschen Unternehmenvon Lieferungen an die iranischeEnergiewirtschaft ab. Dabei handelt es sichum einen politisch-moralischen Appell.Anträge auf Erteilung von Ausfuhrge nehmigungenoder Unbedenklichkeitsbe scheinigungenfür Ausfuhren in den Iran bedürfenaufgrund der strengen rechtlichenVorgaben einer sorgfältigen Prüfung durchdas Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle.Das kann – je nach Sachlage– eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen.»Wir raten vonLieferungen an dieiranische Energiewirtschaftab«Mitarbeiter Ihres Ministeriums habenimmer wieder mitgeteilt, dass das Iran-Geschäft nicht gefördert werde – gleich umwelche Exportgüter es sich handelt. Es heißt,Unternehmer handelten dort auf »eigenesRisiko«. Was soll das eigentlich bedeuten?Das bedeutet, dass wir die Unternehmenauf die gestiegenen Risiken bei Iran-Geschäftenhinweisen, die sich etwa durchweitere Verschärfungen der Sanktionender Vereinten Nationen und der EuropäischenUnion ergeben.Aber die Handhabung dieser Sanktionenist ja auch Ermessensfrage. Wie zufriedensind Sie denn mit der Abstimmung innerhalbder EU?In allen Mitgliedstaaten ist die neu gefassteIran-Embargoverordnung der EU gleichermaßenunmittelbar geltendes Recht. Insoweitist ein »level playing field« …… also einheitliche Wettbewerbsbedingungen…… bei der Anwendung der Sanktionen innerhalbder EU gewährleistet. Einzelfragender Anwendung werden zwischen denEU-Partnern in den relevanten EU-Gremienübrigens auch diskutiert. Sanktionensind umso effektiver, je mehr Staaten sieanwenden. Insoweit sind Sanktionen aufEbene der Vereinten Nationen die ersteWahl. Ergänzend können aber autonomeEs scheint, als werde das Emirat Katarallmählich Teilhaber an allen deutschenWirtschaftszweigen. Nun heißt es, dass >>12 <strong>BusinessReport</strong> 2/<strong>2010</strong><strong>BusinessReport</strong> 2/<strong>2010</strong> 13


Geld und mACHTGeld und mACHTMaßnahmen von Staatengruppen erforderlichsein. Das ist bei den EU-Sanktionen gegenIran der Fall.Derzeit ist ja viel von den Erneuerbaren Energienin der arabischen Welt die Rede. UnserMagazin hat deshalb auch einen Branchen-Report zum Thema produziert. Wie ernstmeinen es Öl-Staaten wie Saudi-Arabienund die Emirate mit ihrer »Energiewende«?Auch die Golfstaaten erkennen zunehmend,dass sie ihre Energie zukünftig auchaus anderen Quellen als Öl und Gas gewinnenmüssen. Grund dafür ist zum einen,dass diese Rohstoffe ja hohe Deviseneinnahmenbringen. Mit wachsender Bevölkerungund steigendem Wohlstand stehensie vor der Herausforderung, ihren steigendenBedarf zu decken. Ich bin überzeugt,dass wir in der Golfregion in den kommendenJahren ernste Bemühungen um einenwirtschaftlich nachhaltigen Energiemixsehen werden.Im Nahen Osten betrachtet man die Verlängerungder Laufzeiten für Atom krafthierzulande mit großem Interesse. Zeigenwir damit nicht, dass wir nicht an dieTechnologien glauben, die wir den Arabernverkaufen wollen?Nun, die Zukunft gehört den ErneuerbarenEnergien. Das kürzlich verabschiedeteEnergiekonzept der Bundesregierung beschreibtden Weg in das regenerative Zeitalter,indem es Leitlinien für eine umweltschonende,zuverlässige und bezahlbareEnergieversorgung aufstellt. Auf absehbareZeit können wir dabei noch nicht auffossile Energieträger und die Kernenergieverzichten. Die Verlängerung der Laufzeitenfür die deutschen Kernkraftwerke hilftuns, die ambitionierten Klimaschutz zielemöglichst kosteneffizient zu erreichen.Längere Laufzeiten dämpfen die StromundCO2-Preise und verringern den Bedarfan Stromimporten!Große Energie-Projekte wie Desertecmachen von sich reden. Einige Unternehmenhaben sich aber beschwert, dassdas Projekt auf der Agenda der Bundesregierungkeine Priorität genieße. GlaubenSie an Desertec?Die Bundesregierung hat Desertec von Anfangan unterstützt und aktiv politisch begleitet.In unserem Energiekonzept ist Desertecdeshalb ja ausdrücklich erwähnt. Wirwollen die Rahmenbedingungen für dieUmsetzung und die politische Flankierungdes Projekts identifizieren und denDialog ausbauen. Das geht nur gemeinsam–denn die Mittelmeeranrainer müssennatürlich auch von Desertec profitieren.Bis erste Kraftwerke in der Wüste stehen,muss noch viel Arbeit geleistet werden,und zwar auch von den beteiligten Energieunternehmen.»Es ist noch vielArbeit zu erledigen,bis die Kraftwerkein der Wüste stehen«In diesem Jahr sollte die so genannteMittelmeerpartnerschaft ihren15. Geburtstag feiern. So wirlich scheintdas niemanden zu interessieren.Ich sehe sehr wohl großes Interesse an derMittelmeerpartnerschaft. Wir nutzen diebestehenden Strukturen intensiv – so arbeitenetwa die beteiligten Industrieministermit der Euromediterranen Charta fürUnternehmen daran, die Rahmenbedingungenfür die industrielle Produktion imMittelmeerraum weiter zu verbessern. DieWirtschaft füllt die Handlungsbereicheder Mittelmeerunion ihrerseits mit Leben– beispielsweise mit Desertec.Die Palästinensischen Autonomiegebiete –mit Ausnahme Gazas – entwickeln sichderzeit wirtschaftlich sehr gut. Was könnendeutsche Unternehmen dabei mitnehmen?Es gibt in der Westbank interessante Ansätze,um dort auf längere Sicht zu investieren,zum Beispiel in den Bereichen IT, Tele kommunikationoder Pharma. Die Bun des regierungwird in Kürze eine Kontaktstelleals ersten Anlaufpunkt für deutsche undpalästinensische Unternehmen einrichten.Für 2011 ist eine von unserem Ministeriumgeförderte Wirtschaftsdelegationsreisegeplant.In klassischen Importländern wie Algeriengilt deutsche Ware immer noch als spitze.Gleichzeitig fällt der Anteil an Importenaus Deutschland im Vergleich zu China,Frankreich oder Italien zurück. Woranliegt das ?Kurzfristige Statistiken eignen sich nichtals Grundlage für allgemeine Trendaussagen.Im Handel gerade mit kleineren Staatenkommt es aufgrund einzelner, größererAufträge schnell zu statistischen Verzerrungen.Die Weltwirtschaftskrise hat diedeutschen Exporte zunächst relativ stärkersinken lassen, dafür fällt der Aufschwungin der Exportstatistik für das Jahr <strong>2010</strong>wiederum stärker aus als in anderen europäischenLändern. Richtig ist aber, dassdie Rolle Chinas im Welthandel in dennächsten Jahren wichtiger wird. Aber fürdie deutsche Exportwirtschaft ist das gut –denn die Nachfrage nach deutschen Produktenist in China ja auch sehr groß.Wird der deutsche Wissensexport einmalwichtiger sein als der Maschinen exportund, wenn ja, wann könnte es so weit sein?Die deutsche Wirtschaft und ihre Produktewerden immer wissensintensiver. Daszeigt sich auch daran, dass Ausbildung undQualifikationen eine immer wichtigereRolle im Berufsleben spielen. Auch bei denExportgütern rückt Fachwissen zunehmendin den Fokus, zum Beispiel bei derBedienung und Wartung von Maschinen.Aber: Beim Export von Wissen und wissensbasiertenDienstleistungen, zum Beispielim Bereich der Beratung oder beiMarktstudien, kann Deutschland nochaufholen – das zeigt insbesondere der Blickauf die angelsächsische Konkurrenz.Wir gebenVisionen KonturenExperts in Chem-feed and Water TreatmentAls zuverlässiger Lösungspartner für Wasser aufbereitungund Fluid Dosier technik unterstützt ProMinentdie Reali sation Ihrer Visionen – weltweit und ganzin Ihrer Nähe.Mit Leidenschaft und Begeisterung sind wir für Sie da:Innovativ – lösungsorientiert – qualitätsbewusst undumweltschonend.www.prominent.comUmkehrosmoseanlagen: effiziente Trinkwasser -erzeugung durch Meerwasserentsalzung14 <strong>BusinessReport</strong> 2/<strong>2010</strong>ProMinent Dosiertechnik GmbH · Heidelberg · Telefon +49 6221 842-0<strong>BusinessReport</strong> 2/<strong>2010</strong> 15


GesuNDHEITGesundheitMedizintourismusNizar Maarouf ist stolz. Stolz aufsich und sein Krankenhaus. DerVize-Direktor von Vivantes InternationalMedicine nimmt eines derschmucklos gerahmten Bilder von derWand seines Bürozimmers: Der saudischeGesundheitsminister Abdullah Al-Rabeeahlächelt darauf in die Kamera. Mehr als 100Millionen Euro schwer sind die Vertragsabschlüsse,welche die öffentliche BerlinerKlinikkette Vivantes im wahhabitischenKönigreich hat abschließen können. FürAnfang 2011 plane man die Gründung einereigenen Beratungsgesellschaft, die sichausschließlich mit dem Export deutscherKlinikinfrastruktur beschäftigt, erzähltMaarouf. »Wir sind der Prototyp für die›Medical Cities‹ in Saudi-Arabien.« In denkommenden Jahren plant Saudi-ArabienMilliarden in den Aufbau eines landesweitenGesundheitssystems zu investieren.Nicht nur im Ausland blickt Vivantes InternationalMedicine auf erfolgreiche Monatezurück. Vom Berliner Humboldt-Klinikumaus macht sich die Auslandsabtei lung ebenfallsdaran, den etablierten arabischen Gesundheitstourismusin Deutschland zu reformieren.Für die meisten Patienten ausdem Nahen Osten ist München seit JahrenAnziehungspunkt. »Viele Besucher aus allerWelt schätzen die Sehenswürdigkeiten,die Erholungs- und Einkaufsmöglichkeiten«,beschreibt Oberbürgermeister ChristianUde die Vorzüge seiner Heimatstadtfür den Branchenverband »Health CareBayern«. Knapp 1000 Euro gibt ein arabischerBesucher durchschnittlich am Tagaus – und das schließt noch nicht die Behandlungskostender Gesundheitstouristenein. Die Hotels der Stadt haben sich mit üppigenLuxusangeboten auf die Familienmitgliederder Erkrankten eingerichtet.Über die »Prunksucht der Scheichs« existierenin der Landeshauptstadt bereits aus-Im PatientenrauschRund 8000 Kranke aus den Golfstaaten erhaltenjährlich eine Behandlung in Deutschland.Viele Kliniken spielen in diesemMillionengeschäft mit. Betrug und Geschachersind die Kehrseite der Wachstumsbranche,aber eine Regulierung pendelt sich nun einVon Christoph Dinkelaker und Nils MetzgerArabern wurde ein Vielfaches der für Deutscheüblichen Sätze berechnet.« Eine bewährteTechnik sei gewesen, die Behandlungstermineso weit zu strecken, dass sichder Aufenthalt oft über mehr als drei Monateausdehnte. Am Aufkommen des Konfliktestrage die saudische Repräsentanz inBerlin gleichwohl eine Mitschuld: »ÜberJahre herrschte in der Botschaft ein Organisationschaos.Viele Rechnungen sind einfachverloren gegangen«, heißt es aus saudischenBotschaftskreisen.Zwischen 2008 und <strong>2010</strong> führte die damaligeLeiterin der GesundheitsabteilungAfaf Alshammary ein neues Abrechnungssystemein. Fortan erstellte die BotschaftBehandlungspläne mit Kostenvoranschlagund ließ – noch bevor der Patient Saudi-Arabien überhaupt verlassen hatte – bis zudrei Krankenhäuser um das günstigsteAngebot feilschen. Zudem nutzte Alshammarygeschickt den politischen Einflussder Botschaft beim Vermitteln der Patienten:Zwar verhandelten Botschaftsvertreterbis Anfang <strong>2010</strong> unter Mediation desAuswärtigen Amtes mit den betroffenenKliniken über die Zahlung von TeilbeträreichendLegenden. Doch während Münchenmit Designerläden, Golfclubs undPersonenschutz um arabische Kundenwirbt, ist die Realität der meisten Patientenweit weniger exklusiv.Nicht schwerreiche Scheichs stellen dieMehrheit der zu Behandelnden, sondernPatienten aus den großen KrankenhäusernSaudi-Arabiens, die auf Staatskosten ausDschiddah oder Riad eingeflogen werden.Militärangehörigen wie auch einfachenBürgern wird der Transfer nach Europa erstattet,wenn ihre Erkrankungen im Königreichnicht behandelt werden können. Diesgilt insbesondere für neurologische Erkrankungen,Krebs oder die Folgen schwererUnfälle, erzählt ein Kenner der Gesundheitsabteilungder saudischen Botschaft inBerlin – wie die meisten anderen Golfstaatenunterhält die Vertretung extra ein Büro,das die Anfragen der Kliniken des Königreichsbearbeitet. Viele der Patienten, heißtes, hätten nicht das Geld, um sich eine Behandlungin Europa aus eigener Tasche zufinanzieren – also trage der Staat die Kosten.Seit 2008 hat sich um das Krankengeldvom Golf ein handfester Streit entwickelt:Der Spiegel berichtete, die saudische Botschafthabe deutsche Kliniken um Millionenbeträgegeprellt. In Branchenkreisengilt es als sicher, dass etwa die bekannteMünchner Privatpraxis »Alpha Klinik« 2008aufgrund nicht gezahlter Rechnungen Insolvenzanmelden musste. Auch viele andereKliniken beklagen sich über die Schuldenvor allem saudischer Kunden. »Ihre Zahlungsgepflogenheitensind nicht die inDeutschland üblichen«, beklagt sich MichelRodzynek, Pressesprecher des StädtischenKlinikums München. »Aktuell haben wirAußenstände im sechsstelligen Bereich.«Der diplomatische Status der Botschaftschütze die Botschaften von der arabischenHalbinsel jedoch davor, juristisch belangtzu werden. »Nun versuchen wir, das Geldim Dialog zu erhalten.«Diese Anschuldigungen seien eine Frechheit,heißt es aus dem Umfeld der Gesundheitsabteilung.Bis 2008 sei in den Behandlungsverträgenkeine Kostenbegrenzungfestgesetzt worden. Dies habe dazu geführt,dass Kliniken in vielen Fällen überzogenefinanzielle Forderungen an die Botschaftgestellt hätten. »Für die Behandlung vonFoto: Vivantes International Medicine/Daniel WetzelFür die Behandlung braucht man spezielle Tugenden – und klare finanzielleAbsprachen: Visite bei einem arabischen Patienten in Berlin.gen, die Geschäftsbeziehungen stellten sieaber ein – die mutmaßlichen Betrüger solltenkeine weiteren Patienten erhalten.Ein Skandal in KielVon nun an war die Vermittlungstätigkeitder Gesundheitsabteilung an die Unterzeichnungeines Kooperationsvertrages gebunden.Die Botschaft sicherte sich so ab,um finanziell nicht übervorteilt zu werdenund die Krankenhäuser in Abhängigkeithalten zu können. Die Zahlen der Rechnungsbüchersprechen eine deutliche Sprache:Zwischen 2008 und 2009 schrumpftedas Budget der Gesundheitsabteilung umrund 70 Prozent. Ein hochrangiger Vertreterder Botschaft berichtet von mehrerenzehntausend Euro, die einmal für eineStunde Behandlungszeit abgerechnet wordenseien. Nach mehreren Verhandlungsrundenhabe die Klinik einer Preissenkungauf 5000 Euro zugestimmt.Das Bundesgesundheitsministerium pochtauf die deutsche Gesetzeslage: »Die Fallpauschalegilt auch für Ausländer«, bekräftigtMinisterialrat Ortwin Schulte. Dass sichdie Kliniken an die in Deutschland üblichenKostensätze halten müssen, stößtauch auf Kritik. Der ehemalige Verwaltungsdirektorder Berliner Charité, BernhardMotzkus, bewertet die Rechtsauffassungdes Ministeriums als »problematisch«.Es gebe schließlich das Prinzip derIn ves ti tions finan zier ung bei Krankenhäusern.Insofern sei es besser, »wenn das Ministeriumsich da heraushält.«Bestätigt werden die Anschuldigungender Botschaft auch durch Untersuchungendes schleswig-holsteinischen Rechnungshofesbeim Kieler Universitätsklinikum.Für die Anwerbung wohlhabender arabischerPrivatpatienten verlangen Vermittlungsagenturenfür gewöhnlich eine Provisionder Klinik. Der Leiter der Kieler Auslandsabteilungund einer seiner Mitarbeiterwerden von der Staatsanwaltschaft beschuldigt,in 44 Fällen mit solchen Zahlungen ihrGehalt aufgebessert zu haben. Die Frau einesder Angeklagten habe eigens für dieVorteils erschleichung ein Vermittlungsbürofür die arabische Welt gegründet. Beide Klinikmitarbeitersollen sich nach Pressemeldungenauf diesem Wege rund 45 000 Eurohinzuverdient haben. Der Prozess wird seitdem 7. September vor dem Kieler Landgerichtverhandelt. Im Rahmen der Ermittlungenstellten die Behörden zudem fest,dass der Vorstand des Klinikums im August2008 beschloss, ausländischen Patientengegenüber einen generellen Kostenaufschlagzu berechnen. Seitdem zahlen Araber20 Prozent mehr für entsprechendeUnterbringung und Behandlung.Auch Vivantes-Manager Maarouf in Berlinkritisiert die Machenschaften vieler Klinikenund unterstützt den Reformkurs derBotschaft. »Die Kollegen vor allem in Süddeutschlandhaben zu hohe Rechnungenausgestellt. Die Krankenhäuser wolltenBusiness machen.« Sein Arbeitgeber hinge->>16 <strong>BusinessReport</strong> 2/<strong>2010</strong><strong>BusinessReport</strong> 2/<strong>2010</strong> 17


GesundheitPROFILgen habe aus den Fehlern der Anderen gelernt.Vivantes gehört nun zu den erstenPartnern der Botschaft. »Wir wollen niemandenüber den Tisch ziehen. Die Patientensind meist nicht länger als eine Woche inBehandlung und wir haben keine offenenRechnungen«, so Maarouf. Journalisten, dieGolf-Arabern generelle Zahlungsunwilligkeitunterstellten, handelten »geschäftsschädigend«.»Dieser Wettbewerbist dummes Zeug«Auch außerhalb seiner Arbeitszeit pflegtder umtriebige Gesundheitsberater guteBeziehungen zu Saudi-Arabien. Zusammenmit dem saudischen Botschafter und Professorder Medizin Ossama Shobokshi gehörter zu den Gründungsmitgliedern desBerliner Lobbyverbandes »Deutsch-ArabischeFreundschaftsgesellschaft«. Gegenüber<strong>zenith</strong> formuliert Maarouf hochgesteckteZiele. Nicht länger München, sondernBerlin wolle behandlungsbedürftigeSaudis aufnehmen. »Es soll ein ungeschriebenesGesetz sein: Patienten aus Saudi-Arabienwerden nach Berlin umgeleitet. Hiersteht die Botschaft und hier eröffnet baldder neue Flughafen Berlin-Brandenburg International.«750 Millionen Euro Umsatzerwirtschaftet Vivantes insgesamt. Obwohlinternationale Kunden nur einen Bruchteildavon ausmachen, sieht sich Maarouf aufder Gewinnerseite. Aus der Politik kommtRückendeckung: »Berlin hat das Ziel, eineder führenden Regionen des Gesundheitstourismuszu werden«, erklärt BerlinsWirtschaftssenator Harald Wolf in einemInterview mit der Zeitschrift Arab Forum.In Bayern reagiert man auf diese Ankündigungengelassen. Eine Mitarbeiterin derMünchner Patientenvermittlungsagentur»Pro Health Complete Care Service« gibtan, die wirtschaftliche Lage habe sich nachAbbruch offizieller Beziehungen nach Saudi-Arabiennicht verschlechtert. Die Kooperationmit der Botschaft sei ohnehinstets kompliziert gewesen: »Es war ein hoherbürokratischer Aufwand.« Die Nachfragearabischer Privatpatienten sei dagegenungebrochen.Reinard Hollunder, Chef der »HamburgHealth Consultants«, versucht, die Gemüterabzukühlen: »Insgesamt nimmt das Geschäftder privaten Patientenvermittlungsagenturenim Bereich Medical Travellingeher zu. Das Misstrauen deutscher Kliniken,die manchmal gerne den Zwischenhandelausschalten und direkt an die Patientenwollen, ist oftmals unberechtigt.«Das Städtische Klinikum München befürchtetebenfalls nicht, der Strom an Krankenkönne abreißen. Pressesprecher MichelRodzynek warnt Vivantes davor, das Wohlder Patienten aus den Augen zu verlieren:Concierge-Platz oder Aufnahme?Deutsche Wohlfühlklinikenwerben um Zivilisationskranke.»Die Kollegen in Berlin sollten es langsamangehen lassen. Dieser Wettbewerb istdummes Zeug. Aus Sicht der Patienten istes nicht klug, sich nur auf Berlin zu konzentrieren.«Was zähle sei die medizinischeKompetenz. Ihm sei wichtig, nicht »mitVIP-Patienten in die Werbung zu gehen«,wie es zum Beispiel das UniversitätsklinikumHeidelberg nach der Behandlung desägyptischen Präsidenten Hosni Mubaraktat. »Unsere Türen sind für alle offen.« EinStück vom Kuchen möchte das 2005 in eineGmbH umgeformte Krankenhaus trotzdemabbekommen. »Wir haben demnächsteinen Termin in der saudischen Botschaftmit Ausblick auf eine Kooperation«, soRodzynek.Berlin strebt andie SpitzeAndere Einrichtungen versuchen das Vivantes-Prinzip zu kopieren. Der Luxusklinik-VerbundMedical Park AG schloss imJuni <strong>2010</strong> einen Vertrag mit der kuwaitischenBotschaft, die zukünftig die jährlichrund 1200 Patienten, welche bislang überganz Europa verteilt behandelt wurden,ausschließlich in Kliniken im deutschenAlpenland überweisen möchte.Es herrscht also wieder Goldgräberstimmungin der Medizinlandschaft. HabenKliniken früher im direkten Wettbewerbuntereinander versucht, auf dem freienKrankenmarkt arabische Patienten anzulocken,versprechen heute Botschaftskooperationenden größten Gewinn. Die Brancheverabschiedet sich vom Gewohnheitsrecht,sie wird erwachsen. Die meisten Privatklinikenbehandeln nur noch gegen Vorauskasse– die Beziehungen zu offiziellen Stellendefinieren den Erfolg.Foto: Vivantes International Medicine/Daniel Wetzel18 <strong>BusinessReport</strong> 2/<strong>2010</strong><strong>BusinessReport</strong> 2/<strong>2010</strong> 19


GesuNDHEITGesundheitPetach Tikva, 2. November <strong>2010</strong>: ImTeva-Hauptquartier, in einem unscheinbarenBetonbau in der Stadtbei Tel Aviv, versammeln sich die Vorständedes Pillendiscounters. Es ist 14 Uhr 30,man hat extra bis zum Nachmittag gewartet,damit auch in New York der Arbeitstagbegonnen hat. Denn von dort aus wählensich nun ein Duzend amerikanische Analystenper Telefon in die Gesprächsrundeein. »Wir haben im dritten Quartal wiederRekorde gebrochen«, liest Shlomo Yanai,der Vorstandsvorsitzende sachlich vor. »DerUmsatz stieg gegenüber dem Vorjahreszeitraumum 20 Prozent auf 4,3 MilliardenDollar, der Gewinn um 47 Prozent auf1,2 Milliarden Dollar.« Es ist nicht das ersteMal, dass Yanai derartige Erfolgszahlen bekanntgibt. Meist verzieht er dabei keineMiene. Stoisch führt er das Unternehmenvon einer Übernahme zur nächsten.Manchmal beißtder Riese sich schonin den SchwanzEs sind die Führungsqualitäten eines Offiziers.Bevor der 58-jährige vor sieben Jahrenin die Wirtschaft wechselte, machte erüber 30 Jahre Karriere beim israelischenMilitär. Mit Anfang Zwanzig kämpfte erals Panzerkommandant im Yom-Kippur-Krieg; ein Gefecht überlebte er nur mitschweren Verbrennungen. Später stieg erzum Chef der Generalstabsabteilung fürStrategische Planung auf. Seit 2007 attackiertder Generalmajor a.D. mit den Arzneikopienvon Teva die OriginalproduktePharmaindustrieKommandoMarktübernahmeDer israelische Pharmakonzern Teva kopiertMedikamente und schluckt einen Konkurrentennach dem anderen. Geführt wird das Unternehmenvon einem ehemaligen Generalmajorder israelischen ArmeeVon Hannes Alpender traditionellen Pharmakonzerne – underobert Marktanteile. Andere Generikaherstellerschluckt der Branchenführer im Akkord.Zuletzt übernahm das Unternehmenden deutschen Konkurrenten Ratiopharmfür 3,6 Milliarden Euro.Produktion beiRatiopharm: DerUlmer Generikaherstellerwurde imMärz <strong>2010</strong> von Tevafür 3,6 MilliardenEuro übernommen.Beobachter sprechen mit Bezug auf den Firmennamen»Teva«, Hebräisch für »Natur«,schon von »Naturgewalt«. Shlomo Yanaistellt gegenüber den Analysten dagegenschlicht fest: »Zukäufe stellen den größtenWertzuwachs für unsere Aktionäre dar.«Foto: RatiopharmFür Teva sind weitere Zukäufe unumgänglich.Der Konzern hat hochgesteckte Ziele:Der Umsatz soll in nur wenigen Jahren verdoppeltwerden, von geschätzten 16,4 MilliardenUS-Dollar im Jahr <strong>2010</strong> auf 31,2 MilliardenDollar 2015. Dass derartige Zahlennicht zu kollektivem Kopfschütteln unterExperten führen, liegt an Yanais Nimbusund am aggressiven Wachstum, das Tevaschon vor dessen Zeit ausgezeichnet hat.Kopieren kosteteinen BruchteilTeva wurde 1901 in Jerusalem als eine kleineHandelsgesellschaft unter dem Namen»Salomon, Levin and Elstein Limited« gegründet.Auf dem Rücken von Eseln belieferteman Palästina mit importierten Arzneien.Erst in den 1930er Jahren, mit derImmigration von Fachkräften aus Europa,entwickelte sich im Heiligen Land eine eigenePharmaindustrie. Im Zweiten Weltkriegprofitierte die kleine Branche von derVersorgung der alliierten Armeen, nachder Gründung Israels von der Masseneinwanderungin das Land. 1951 war Teva eineder ersten Firmen, die an der frisch gegründetenTel Aviver Börse gelistet wurden.Nachdem ein Verbund der PharmaproduzentenAssia und Zori die Mehrheitan Teva übernommen hatten, gründetesich das Unternehmen 1976 neu – als dieheutige »Teva Pharamaceutical IndustriesLimited«. In den 1980er Jahren stieg Tevazu Israels größtem Pharmaproduzentenauf und wagte den Einstieg in den US-Markt.Der rasante internationale Aufstieg desUnternehmens begann in den 1990er Jahrenmit der Spezialisierung auf Arzneikopien.Während die Entwicklung eines neuenMedikaments langwierig, riskant undteuer ist, sind Generika billig und ihr Erfolgist quasi garantiert. Laut Verband ForschenderArzneimittelhersteller kostet dieEntwicklung eines neuen Medikaments biszur Marktreife mittlerweile rund 800 MillionenEuro, gescheiterte Versuche einberechnet.Der Nachbau kostet nur einenBruchteil. Dementsprechend billiger kannder Kopist das Produkt auf den Markt bringen.Teva hat dieses Geschäftsmodell überdie Jahre perfektioniert.Dem Konzern spielt in die Hände, dassviele Patente der umsatzstärksten Ori gi nalmedikamente in den nächsten Jahren auslaufen:Laut Beratungsgesellschaft Accenturesind bis 2015 Produkte mit einem Umsatzvon 130 Milliarden Dollar betroffen.Bereits 2011 werden 40 Prozent der weltweitam besten verkauften Medikamente»reif« sein – Präparate, deren Patentschutzabgelaufen ist oder innerhalb von zwei Jahrenausläuft. 2007 lag dieser Anteil noch beinur 15 Prozent. Ironischerweise ist auchTeva betroffen. Bevor das Unternehmenmassiv in den Generika markt einstieg, hattees über zehn Jahre an einem Mittel gegenMultiple Sklerose geforscht. »Copaxone«kam 1996 auf den Markt und ist heute einKassenschlager. Als Marktführer für die Behandlungder Nervenkrankheit setzte Tevadamit im vergangenen Jahr 2,8 MilliardenDollar um – womit das Medikament erheblichzur Finanzierung von Tevas Expansionskursbeigetragen hat. 2014 laufen diePatente für Copaxone aus. Bereits jetzt siehtsich Teva mit Kopien seines Blockbusterskonfrontiert und muss gerichtlich um dieWahrung seines Patentschutzes kämpfen.Aber auch Teva wäre lange nicht so erfolgreich,würde der Konzern stets auf dasAblaufen fremder Patente nach 20 Jahrenwarten. Der Pillendiscounter beschäftigtüber hundert Anwälte, die darauf spezialisiertsind, Lücken im Patentschutz vonetablierten Medikamenten auszumachen.Wenn sie nur den geringsten Anhaltspunktfinden, kämpfen sie um eine vorzeitige Zulassungeines Generikums. Sind sie in denUSA damit als erster Kläger erfolgreich,darf Teva sein Präparat dort sechs Monatelang exklusiv vertreiben. Erst danach dürfenauch andere mit dem Kopieren beginnen.83 solcher Patentanfechtungen hatTeva derzeit am Laufen. Insgesamt wartetder Konzern auf die Zulassung von 203Produkten durch die amerikanische Behördefür Arznei mittelsicherheit. Damit greiftTeva Marken produkte mit einem jährlichenUmsatz von 118 Milliarden Dollar an.Um den Markteintritt von Generikaproduktenzu verhindern oder zu verzögern,melden Originalhersteller für ihre Zugpferdeauch nach deren Einführung immerneue Patente an. Das stellt die EuropäischeKommission in einer Untersuchung fest.So genannte Patentdickichte dienen lautEU-Kommission dazu, Generikaproduzentenvom Markteintritt abzuschrecken.»Aber auch Generikahersteller setzen dieAngst vor kostenintensiven Patentstreitenals Druckmittel ein«, sagt PharmaexpertePeter Homberg von der RechtsantwaltskanzleiRaupach & Wollert-Elmendorff.Laut Kommissionsbericht wurden in derEU in den Jahren von 2000 bis 2007 etwa700 Patentver handlungen zwischen Originalherstellernund Kopisten geführt, dieim Durchschnitt 2,8 Jahre dauerten undProzesskosten von mindestens 420 MillionenEuro verursachten. Nicht immer würdendie Prozesse bis zum bitteren Ende geführt.In vielen Fällen ließen sich die Generikaherstellergegen direkte Bezahlungoder Vertriebsvereinbarungen auf einebeschränkte oder zeitverzögerte Vermarktungder Generika ein – zum Nachteil derVerbraucher, so die EU-Kommission.Rechtshändelsind eingeplant»Generikahersteller sind politisch zur Zeitsehr willkommen, weil ihre preisgünstigenMedikamente die Gesundheitssysteme entlasten«,sagt Homberg. »Auf die Dauer istdas allerdings keine Lösung, denn ohnedie Originalhersteller hemmt man die Innovation.«Tatsächlich geben Originalproduzentendurchschnittlich 17 Prozent ihresUmsatzes für Forschung und Entwicklungaus, Generikahersteller nur 7 Prozent.Dennoch schaffen es die Originalherstellerschon länger nicht mehr aus eigener Kraft,>>20 <strong>BusinessReport</strong> 2/<strong>2010</strong><strong>BusinessReport</strong> 2/<strong>2010</strong> 21


GesuNDHEITGesundheitgenügend vielversprechende neue Medikamentevorzulegen. Um ihre Produktpalettenzu erweitern, haben die Originalherstellerin den vergangenen Jahren massivdazu gekauft. So kaufte der weltweit größtePharmakonzern Pfizer aus den USA seinenKonkurrenten Wyeth für 68 MilliardenDollar, das US-Unternehmen Merck übernahmSchering-Plough für über 40 MilliardenDollar. Kleinere Übernahmen, vorallem von Biotech-Unternehmen, fandenfast im Wochentakt statt.Auch Generika-Hersteller kommen immerstärker ins Visier der Pharmariesen.Der Schweizer Konzern Novartis, weltweitdie Nummer Zwei, besitzt mit seiner TochterSandoz bereits eine Generikasparte.2005 übernahm Novartis für 5,65 MilliardenEuro den deutschen GenerikaherstellerHexal. 2009 legte sich auch der weltweitdrittgrößte Pharmakonzern aus Frankreich,Sanofi-Aventis, den tschechischenKopiehersteller Zentiva für 1,5 MilliardenEuro zu. Auch an dem Bieterprozess desdeutschen Generikaunternehmens Ratiopharmwar neben Teva bis zuletzt auch dasUS-Schwergewicht Pfizer beteiligt.Für Teva und Shlomo Yanais Expansionskurskam der Verkauf von Ratiopharmwie gelegen. Und der Bieterkampf »Davidgegen Goliath« war ganz nach dem Geschmackdes Israelis. Yanai wollte Ratiopharmunbedingt und zahlte am Ende 200Millionen Euro mehr als Pfizer-Chef JeffKindler hinlegen konnte.Vor dem Ratiopharm-Deal hatte Teva inDeutschland, den auf 8,8 Milliarden Eurogeschätzten, wichtigsten Generikamarkt inEuropa, kaum Marktanteile. »Ratiopharmbietet uns eine ideale Plattform zum Ausbauunserer Führungsposition auf europäischenSchlüsselmärkten«, sagte Yanaibei der Bekanntgabe der Übernahme. DerMarkt zugang in Europa ist nicht leicht:Noch hat jedes Land andere Zulassungsregeln.Mit dem Kauf von Ratiopharm steigertTeva seinen Umsatz in Europa von 3,3auf 5,2 Milliarden Dollar, wird auf einenSchlag Marktführer in zehn Ländern undkommt in sieben weiteren unter die erstendrei Generikahersteller. In Europa will TevaTevas UmsätzeDrei Chefs feiern ihren Erfolg:Tevas 25-jähriges Börsenjubiläumam Nasdaq 2007.Von links: Shlomo Yanaineben seinem Vorgänger alsVorstandsvorsitzender IsraelMakov und AufsichtsratschefEli Hurvitz.nun besonders stark wachsen, um 18,6 Prozentpro Jahr auf 9,2 Milliarden DollarUmsatz im Jahr 2015. Dafür sprechen einealternde Bevölkerung, eine unterdurchschnittlicheVerbreitung von Generika inEuropa und eine wohlwollende Politik.Sollte sich der Markt überraschend andersentwickeln, wird Yanai die Konzernstrategieeben dementsprechend anpassen.Die Fähigkeit, sich schnell auf neue Situationeneinzustellen und flexibel zu handeln,ist schließlich auch eine Qualität, fürdie das israelische Militär bekannt ist.Jahr 2000 2001 20<strong>02</strong> 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 <strong>2010</strong> .Umsatz 1,75 2 2,5 3,3 4,8 5,3 8,4 9,4 11,1 13,9 16,41Mrd. US-DollarTevas wichtigste ÜbernahmenJahr Firma Preis(Mrd. US-Dollar) Bedeutung<strong>2010</strong> Ratiopharm 5,0 Macht Teva auch in Europazum Branchenführer2008 Barr 7,5 Stärkt die Marktmacht in denPharmaceuticalsUSA und Europa2005 Ivax 7,4 Das US-Unternehmen eröffnetTeva den Markt nach Lateinamerika2003 Sicor 3,4 Stärkt Tevas Produktpalette imBereich injizierbarer ImpfstoffeFoto: NasdaqSie sind Öl-Scheichund wollen dieBranche wechseln?Im Nahen Osten und in Nordafrika wächst der Bedarf nach deutschem Know-How –ein Markt mit Chancen, aber auch vielen Risiken.Was steckt hinter den visionären Großprojekten Desertec und Masdar City?Wie lange kann der Nil Ägypten noch bewässern?Und werden die Öl-Scheichs bald Öko-Strom herstellen?Der <strong>zenith</strong>-BranchenReport <strong>2010</strong>Wasserwirtschaft und Umwelttechnikfür den Nahen Osten und Nordafrika132 Seiten, 19,80 Euro zzgl. VersandkostenFür Abonnenten der Zeitschrift <strong>zenith</strong> nur 9,80 Euro zzgl. Versandkosten22 <strong>BusinessReport</strong> 2/<strong>2010</strong>Bestellung unter: bezug@<strong>zenith</strong>online.deoder per Fax 030 39 835 188 - 5<strong>BusinessReport</strong> 2/<strong>2010</strong> 23


GesundheitGesuNDHEITProthetikVersicherungen»Ein Produktfür alle Märkte«»Der Markt imMittleren Ostenentwickeltsich rapide«Bayrisch sicherDie Emirate haben sicheine »Private« gekauftOtto Bock baut maßgefertigte Prothesen.Karl Heinz Burghardt, Exportchef fürNahost, über Technologien, Preise unddie verbesserte Versorgung im Irak<strong>zenith</strong>: Herr Burghardt, beim Thema ArmundBeinprothesen denken viele Menschenan Bomben- und Minenopfer. Sind Kriegs -gebiete Ihre Wachstumsmärkte?Karl Heinz Burghardt: Wo Sprengstoffanschlägeverübt werden oder es kriegerischeHandlungen gibt, steigt zwangsläufig dieZahl der Verletzungen, die zu Amputationenführen. Aber Kriegsgebiete sind füruns eigentlich keine Märkte. Sobald in deLändern wieder ein geregelts Leben eintritt,können die Menschen auch wiedersystematisch behandelt und mit Hilfsmittelnversorgt werden. Diabetes und Gefäßverschlusskrankheitensind weltweit diehäufigsten Amputationsursachen. Im Irakwurde zum Beispiel in den vergangenenfünf Jahren eine enorme Aufbauleistungerbracht. Gezielte, systematische Fortbildungfür Techniker und Ärzte und derAusbau von orthopädischen Versorgungszentrenführt dort zu einer deutlich besserenVersorgungsqualität.Zahlt ein Diabetes-Patient am Golf fürein neues Bein von Otto Bock genausoviel wie ein Versehrter im Irak? Undbekommen beide die gleiche Qualität?Die Preisgestaltung ist von vielen Faktorenabhängig – auch vom Gesundheitsbudgetder jeweiligen Länder, denn vielerorts ist dieVersorgung ja staatlich organisiert. Grundsätzlichsind Prothesen Maßarbeit. DiePassteile, Kunststoffe, Schrauben und Gelenkewerden natürlich industriell produziert– der Schaft wird aber individuell gefertigtund angepasst. Die Anfertigung unddie eigentliche Patientenversorgung geschehenin unabhängigen Zentren; bei sehrkomplexen Fällen werden allerdings häufigFotos: Otto Bock Health Careauch Wissen und Erfahrung von Otto-Bock- Technikern in Anspruch genommen.Eine Unterschenkelprothese kann 1000Euro, mit ausgefeilter Bewe gungs elek tronikversehen aber auch bis zu 30 000 Eurokosten. Grundsätzlich gilt: ein Produkt füralle Märkte. Bei der Qualität gibt es keineUnterschiede, ob die Ware in Europa oderin der Dritten Welt verkauft wird.Wie bedeutend ist der Nahe undMittlere Osten für Ihr Exportgeschäft?Unsere wichtigsten Märkte sind noch immerZentraleuropa und Nordamerika.Aber der Mittlere Osten entwickelt sichrapide – wie Asien, Südamerika und besondersOsteuropa. In den Emiraten oderSaudi-Arabien wird derzeit viel ins Gesundheitsweseninvestiert. In Ägypten, wodas weniger der Fall ist, besteht großerVersorgungsbedarf: viele Gefäßerkrankungen,aber auch Verkehrs- und Arbeitsunfälle.Ägypten ist das einzige Land inder Region, wo wir auch Versorgungszentrenaufgebaut haben.Eine Prothese zu bekommen, ist eineSache. Aber können Patienten inEnt wicklungsländern überhauptnachversorgt werden?Das ist länderabhängig. Überall da, woversorgt wird, kann auch folgeversorgtund Service geleistet werden. Wir brauchenneben den Ärzten auch orthopädischeFachbetriebe, die mit handwerklicherund therapeutischer Arbeit individuellversorgen können. Dann ist auch dieNachsorge gewährleistet. Die medizinischeVersorgung ist oft nicht einmal dasProblem, aber man braucht auch Rehabi-Karl Heinz Burghardt ist seit 22 Jahrenfür Otto Bock im niedersächsischen Duderstadttätig. Heute lautet die Positionsbezeichnungdes 58-Jährigen »PresidentAfrica, Middle East and Eastern Europe«.litation und Techniker, die die Prothesenanpassen, warten und reparieren. Orthopädietechnikist in Deutschland ein Ausbildungsberuf,und die Otto-Bock-Stiftungvergibt Stipendien für Menschen imAusland, die ihn erlernen wollen.Was ist Ihrer Meinung nach nocherforderlich, um die Versorgung zuoptimieren?Eine gute Kommunikationsplattformzwischen Technikern, Ärzten, Therapeutenund Kostenträgern. Wenn sich Ärztevor einer Amputation mit Orthopä dietechni kern besprechen, lassen sich vieleKomplikationen vermeiden – unter bewegungstechnischenund kosmetischen Aspekten.Die Kostenträger sollten bestensinformiert sein, welche Ergebnisse möglichund realistisch sind. Die technischeOrthopädie hat in den vergangenen 15Jahren enorme Fortschritte erzielt. Es istunsere gemeinsame Aufgabe, diese Fortschrittefür die Betroffenen zugänglich zumachen.Seinen zweimillionsten Kunden verkündeteder emiratische Gesundheitsversicherer Damanim November <strong>2010</strong>. Bereits zur Gründungdes staatlichen Dienstleisters in AbuDhabi 2005 beteiligte sich die MünchnerVersicherung Munich RE mit 20 ProzentAnteilen. Ein Versorgungssystem sollte entstehen,für das es keinen Vorläufer gab.Der Rückversicherer entwickelte einDreistufenmodell, das auf die verschiedenenBeschäftigungsgruppen zielt. Nebeneiner staatlich subventionierten Basisversorgungfür Ausländer im unteren Lohnsegmentinitiierte Daman im Juni 2008das Programm »Thiqa«, das sich an dieEinheimischen richtet. Deren Versorgungwar bislang kostenlos – das System ineffizient.Thiqa soll den Fokus auf Vor- undNachsorge undAufklärung legen: Krebsund Diabetes frühzeitig erkennen.Jeder Emirati im Besitz einer Gesundheitskartesoll vorbeugende und begleitendeLeistungen einlösen können. Das dritte Versicherungsmodellvon Daman zielt auf Expats,deren Versicherungs schutz bisher einUnsicherheitsfaktor war. Ab einem Monatslohnvon umgerechnet 900 Euro bietet Damanein Modell, angelehnt an die deutschePKV. Leistungen für 2000 Euro Jahresprämiesollen eine Versorgung in Privatklinikenerfassen, zum Teil auch Behandlung imAusland. Neben der Erstversicherung, heißtes, trage Munich RE auch das Rückversicherungsrisiko.Bereits im Oktober 2009 verlängertenMunich RE und Abu Dhabi dieKooperation um zehn Jahre. Gleichzeitigwurde Munich Health zur eigenen Sparteausgebaut und managt seitdem das auch Geschäftder Munich RE in Abu Dhabi. chat24 <strong>BusinessReport</strong> 2/<strong>2010</strong><strong>BusinessReport</strong> 2/<strong>2010</strong> 25


GesundheitGesundheitFotos: MaquetSkalpell, Schere, Tupfer?Erstmals finden auchangiographische ScannerPlatz im OP-Saal.Die Nachfrage aus denGolfstaaten führt dazu,dass Konkurrentennun zusammen arbeiten.technologieEin Fall für ZweiIn Krankenhäusern halten Hybrid-OPs Einzug:computerunterstützte Diagnose während des Eingriffs.Die Her steller wollen ihre Technologie auch inden Golfstaaten verkaufen – der neue Markt könntefür einen Innovationsschub sorgenVon Nils MetzgerFuturistisch anmutende Flachbildschirme hängenan großen Schwenkarmen von der Deckeherab. Von der kleinsten Gehirnaktivität bishin zur Lage eines Herzkatheters können Ärzte daraufin Echtzeit erkennen, wie es um ihren Patientensteht. Gespeist wird das System wahlweise vongroßen Röntgenmaschinen oder Magnetresonanztomografen.Wie Roboter in einer Fertigungsstraßerotieren sie zwecks Bilderfassung um den liegendenKranken.Dass die Operation hierfür nicht unterbrochenwerden muss, ist eine Revolution für Ärzte und Patienten.Bislang war die Diagnostik stets in einemanderen Teil einer Klinik untergebracht. Dies hattezur Folge, dass insbesondere bei der minimalinvasivenBehandlung von Herzerkrankungen Patientenmehrfach zwischen Operationssaal und Katheterlaborwechseln mussten – Stress und Risiko für Behandelndeund Patienten. Die sogenannten hybridenOPs integrieren beide Vorgänge in einem Raum,wodurch Abläufe innerhalb des Krankenhausesdeutlich schneller und effektiver werden. Auch beineurologischen Erkrankungen kommt die neue Architekturhäufig zum Einsatz. Bislang sind es jedochmeist hochspezialisierte Kliniken, die sich für dieseteure Modernisierung entscheiden. Das Herzzentrumder Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf investierte1,2 Millionen Euro in die Einrichtung einessolchen Behandlungsraumes. Zu den Pionieren dieserTechnik gehört das baden-württembergische Unter-nehmen Maquet mit Sitz in Rastatt. Die knapp 5000Mitarbeiter fertigen vollständige Inneneinrichtungenfür Krankenhäuser in der ganzen Welt. BildgestützteOperationsgeräte am Markt zu etablieren,habe viel Zeit gebraucht, berichtet Salah Malek, Geschäftsführervon Maquet Middle East. »Zehn Jahrelang war die Bildqualität einfach zu schlecht.« Heuteerhalten Ärzte in Minutenschnelle dreidimensionaleEinsichten in den menschlichen Körper. Bei Maquetstrebe man Kooperationen mit Siemens oderPhilips an, um die technische Entwicklung zu beschleunigen.DreidimensionaleEinsichten in denmenschlichen KörperVom Markt im Nahen Osten erhofft sich der ManagerGroßes: »Geld und die Bereitschaft zu investierensind vorhanden.« Saudi-Arabien und die VereinigtenArabischen Emirate geben gerade Milliardensummenfür die Modernisierung ihrer Gesundheitssysteme aus. »Was wir gezielt fördern, ist dieSchaffung eines Arbeitsumfeldes, in dem Bilderfassungessenzieller Bestandteil einer Operation ist«, soMalek.Da in Hybrid-OPs neben Chirurgen und Anästhesistennun auch Kardiologen oder Neurologenihren Arbeitsplatz haben, steigt das Arbeitsaufkommendeutlich. In vielen Kliniken erfordert die neuartigeInfrastruktur den Bau größerer Operationssäle.Sind die Ärzte nicht perfekt geschult und aufTeamwork vorbereitet, birgt die neue TechnologieRisiken für Mediziner und Patienten. Wenn es darumgeht, die neuen Geräte in die bestehende Architektureinzubinden, müssen Kliniken und die Herstellerkooperieren.In den Golfstaaten stehen Ärzte aus Europa undden USA hoch im Kurs. Kliniken brüsten sich gernemit dem hochqualifizierten Personal, das sie imAusland abgeworben haben. Die bildgestützte Operationsmethodiksoll zukünftig Medizinern einenGrund mehr geben, im Nahen Osten zu arbeiten.»Wir haben mit dem Verkauf noch nicht begonnen,sondern bereiten gerade eine Ausbildungsinitiativevor, die Krankenhausangestellten die Vorzüge hybriderTechnik verdeutlichen soll«, erklärt Malek dieStrategie seines Unternehmens. Bei Maquet agierendie internationalen Filialen finanziell unabhängigvon der Zentrale in Rastatt. Der zur schwedischenGetinge Group gehörende Betrieb möchte sich so besseran die verschiedenen Anforderungen der weltweitenMärkte anpassen.Maquets große Mitbewerber kommen auch ausDeutschland. Im internationalen Geschäft aber könnenKonkurrenten wie die etablierten Technologie-Konzerne Siemens, Philips und Olympus durchausauch zu Partnern werden: »Maquet bewirbt stets dieKompatibilität seiner Produkte mit den Technologienanderer führender Hersteller«, gibt sich Salah Malekdiplomatisch. Langfristig, glaubt er, ist die Miniaturisierungund Digitalisierung aller Operationsgeräteder Schlüssel zum Erfolg.Das amerikanische Fachportal für Herzchirurgenctsnet jubelt schon: Die Einführung dieser Behandlungsmethodikgleiche »mehr einer Revolution alseiner Evolution, die den Weg ebnet für völlig neueTherapieformen«.26 <strong>BusinessReport</strong> 2/<strong>2010</strong><strong>BusinessReport</strong> 2/<strong>2010</strong> 27


GOLFREPORTAnzeige_<strong>zenith</strong>:Layout 1 16.11.<strong>2010</strong> 09:45 SePROFILkommunikationNeue, mobileUnsicherheitDer Blackberry-Streit in den VereinigtenArabischen Emiraten scheint beigelegt, bringtaber manche Expats zum Nachdenken.Wie sicher sind sensible Daten? Wie groß istdas Risiko von Cyber-Kriminalität?Von Helen StaudeEs ist Freitag, die Sonne scheint unerbittlichüber der Dunstglocke Dubais.Die Geschäftsleute haben heutefrei und tummeln sich in den Einkaufszentren.Das Blackberry in ihrer Tascheaber hat niemals frei. Alle paar Minutenzwingt es seine Besitzer, auf das kleineDisplay zu schauen, ob vielleicht eine ungeheuerwichtige E-Mail des Chefs oder einesKunden eingegangen ist. Beinahe hätte diesesBild der Vergangenheit angehört. Kaumeine öffentliche Diskussion hatte die an undfür sich eher unpolitischen westlichen Expatriatesin Dubai derart erschüttert wie dieDrohung der Behörden der VereinigtenArabischen Emirate, die Datendienste deskanadischen Blackberry-Anbieters Researchin Motion (RIM) im Herbst einfach abzuschalten.Die emiratische Regierung, wie auch dieSaudi-Arabiens und des Libanon, führteSicherheitsrisiken an: In Zeiten des globalenTerrorismus brauche sie Zugang. FürRIM, mit Hinweis auf vertraglich zugesichertenDatenschutz, eine unerfüllbareForderung. Presseberichten zufolge verlangtendie VAE-Behörden die Einrichtungeines so genannten Network OperationCentre von RIM im eigenen Land. Es heißtnun, dass Anbieter und Sicherheitsdienste»kooperieren«. »Die VAE sind ein zu wichtigerMarkt für RIM. Die privaten Datenwerden ab jetzt weitergeleitet«, sagt eindeutscher Experte für Kommunikationssicherheitin Abu Dhabi. Für bestimmteFirmen bestehe allerdings weiterhin dieMög lichkeit, spezielle Verschlüsselungenzu erhalten.Angriffsziel Dubai?Kurz bevor RIM einlenkte, boten hunderteBlackberry-Besitzer ihren kostbaren Freundzum Verkauf für Spottpreise an. AusländischeFirmen rüsteten sich schon mit einemErsatz für die »Zeit danach«. Und ganzsubtil forderte der größte lokale Mobilnetzbetreiberunter jeder verschicktenEmail: »Empower your Business withBlackBerry and Mobile Solutions from Etisalat«– ein Download mit Überwachungssoftware.Jetzt wirbt Blackberry wieder inDubai. Der Streit förderte aber noch einanderes Problem zutage: Wie sicher sindvertrauliche Kommunikationsdaten vonPrivatpersonen und Geschäftsleuten inden VAE?Täglich kommen Tausende von Reisendennach Dubai. Sie loggen sich mit ihren Laptopsin Cafés und Hotel-Lobbys in Drahtlosnetzwerkeein und nutzen mit ausländischenMobiltelefonen den Roaming-Serviceder Telefonanbieter Etisalat und Du.Diese Konzerne sind, mit Ausnahme desSatelliten-Betreibers Yahsat, auch die einzigen,die »Voice Over IP«, also internetbasierteTelefonverbindungen anbieten. Konkurrenzangebotewie Skype sind nicht gestattet.Die Behörden wären also mühelosin der Lage, bei Bedarf Kommunikation zuüberwachen, auch wenn viele Nutzer in denEmiraten die Skype-Blockade durch so genannteVirtual Private Networks umgehen.Überwachung und telefonische Vorratsdatenspeicherungscheint sich in den VAE imÜbrigen nicht nur gegen Terroristen undKriminelle zu richten: Während Medienberichtenzufolge dadurch die Verbreitung vonPornografie unterbunden werden soll, zeigteein kürzlich bekannt gewordener Fall,dass auch Liebesaffären im Visier der – füreinen arabischen Golfstaat relativ liberalen– Staatsmacht stehen: Ermittler überführteneine des Ehebruchs beschuldigte Mitarbeiterinder Airline Emirates anhand ihrer SMSan einen Kollegen.Die Behörden der VAE wollen ihr Überwachungsstaat-Imagederzeit offenbar positivummünzen: Das Thema Internet- undKommunikationssicherheit wird auf Konferenzenund in den Medien diskutiert.Gemeinsam mit Black Hat, einem führendenAnbieter von IT-Sicherheit, veranstaltetedie Regulierungsbehörde für Telekommunikation(TRA) im November einenWorkshop zum akuten Thema Cyber-Kriminalitätin Abu Dhabi. »Wir wollen nationaleExpertise in Informationssicherheitund der Verfolgung von Computerkriminalitätentwickeln«, sagt TRA-DirektorMohammed al-Ghanim.Dubai, der Dreh- und Angelpunkt desLuftverkehrs, Marktplatz von Rüstungsfirmenund geschäftige Nachbar Irans, giltauch als attraktives Reiseziel für ausländischeGeheimdienste. Als Anfang <strong>2010</strong> derpalästinensische Hamas-Aktivist Mahmudal-Mabhuh mutmaßlich von Agenten desisraelischen Mossad ermordet wurde unddie Polizei binnen 24 Stunden die Tatrekonstruktionvorführte, staunten viele Expatsin Dubai. Sie mussten sich allerdingsfragen, was die Behörden über sie wissenund ob die Sicherheitstechnik sich nur gegenMörder und Agenten richtet.Die VAE haben auch den so genanntenCyberwar in ihre Sicherheitsagenda aufgenommen.Das europäische TechnologieunternehmenCassidian, früher EADS Defense& Security, beliefert und berät dieEmirate – ab Januar 2011 auch mit einer Dependancevor Ort. Die Technologie dientallerdings weniger dem Schutz privaterUnternehmen, sondern staatlicher Institutionenund Anlagen.Viren und AgentenNoch gelten die Emirate als eines der sicherstenLänder im Nahen und MittlerenOsten. Dass die Föderation bislang vonAn schlägen verschont blieb, wird meistden effizient arbeitenden Sicherheitsdienstenzugeschrieben. »Die Angst vor Anschlägen gerade auf Öl- oder Gasproduktionenist groß«, sagt Cassidian-ConsultantTorsten Michael in Abu Dhabi. Allein dievermutliche Cyber-Attacke mit dem VirusStuxnet auf ein Atomkraftwerk im Iranmacht die Bedrohung deutlich. Ein Szenario,auf das sich auch die Emirate einstellenmüssen – wenngleich unter anderen Vorzeichen.Laut dem aktuellen »Internet SecurityReport« der Firma Symantec konzentriertensich die Stuxnet-Attacken aufLänder und Märkte in Vorder- und Südasien:an erster Stelle Iran, aber auch Indonesien,Indien, Aserbaidschan, Pakistan undMalaysia. Für diese Märkte sind die VAEein wirtschaftlicher Brückenkopf – für Waren,aber auch für Daten. Was die Zahl kriminellerAngriffe aus dem Internet betrifft,so rangieren die VAE laut Symantec weltweitauf Platz 40.Die Gefahr staatlich gesteuerter Industriespionage,etwa über chinesische Firmen,sehen Experten im Fall der Emirate eherals gering an. »Dubai ist kein typisches Angriffsziel«,sagt Torsten Michael. Firmenhätten dort zwar ihren Vertrieb, aber sieließen ihre Produkte meist anderswo entwickeln.Somit gelangten Geheiminformationenoft gar nicht nach Dubai – zumindestnicht im großen Stil.Dennoch, genaue Zahlen zur Industriespionagegegen ausländische Firmen gibtes nicht – aber eine solche Datenerhebungist auch in Europa eher schwierig umzusetzen.Denn aus Angst vor Imageverlust undhorrenden Versicherungssummen meldenFirmen ihre Schäden oder Verdachtsmomentegar nicht erst, ob in Deutschlandoder Dubai.Dabei seien weltweit, so Sandro Gaycken,Experte für Kommunikationssicherheit,besonders mittlere Forschungsunternehmenvon Industriespionage betroffen,da ihre Daten zu wenig gesichert seien.»Von einem hohen Maß an Cyberspionageist zuletzt auch theoretisch auszugehen, dadas Kosten-Nutzen-Verhältnis attraktivist«, erklärt Gaycken. »Cyberspionage kostetim Vergleich zu eigenen Entwicklungenkaum etwas. Man spart also viel Geld.«Mittelständische Unternehmer, die etwamit Konstruktionsplänen und sonstigensensiblen Geschäftsdaten auf ihrem Laptopin den Emiraten unterwegs sind, müssensich also gut überlegen, ob es sich lohnt,über ein bequemes Drahtlosnetzwerk insNetz zu gehen. Im Zweifel, so warnen Experten,sei das riskanter als ein Blackberry.Aber auch Reisende, die sich keine Sorgenum Angriffe auf ihre Privatsphäredurch Sicherheitsdienste machen, müssensich laut Gaycken stets vergegenwärtigen:»Gegen hochfähige Angreifer ist Blackberry– wie alle Smartphones – unbedingt alschronisch unsicher zu erachten.« FührendenMitarbeitern deren Gebrauch in sensiblenBereichen zu untersagen, sei sinnvoll.Die Einbußen an Produktivität sindnatürlich hoch, sagt Gaycken: »Aber dieKosten durch Spionage werden – langfristig– höher sein«.IHR NEUES PROJEKTIST UNSERSPEZIALGEBIET-SEIT 15 JAHRENPROFI BEIMITARBEITER-ENTSENDUNGEN INSAUSLANDWIR KENNEN DIE FALLSTRICKEUND ERARBEITEN MASS-GESCHNEIDERTE LÖSUNGENFÜR EINREIBUNGSLOSES EXPATRIATE-MANEGEMENTBDAE GRUPPEWIR UNTERSTÜTZEN SIEMIT UNSEREMKNOW-HOWBDAE GRUPPE KÜHNEHÖFE 3 22761 HAMBURGFON +49-40-306874-0FAX +49-40-306874-90info@bdae.dewww.bdae.com28 <strong>BusinessReport</strong> 2/<strong>2010</strong>


GOLFREPORTGOLFREPORTBAHRAINBAHRAIN»Wir haben die besteFinanzregulierung am Golf«Bahrains »Economic Development Board« ist die zentralePlanungs be hörde des Königreiches. GeschäftsführerKamal Ahmed erklärt, warum das Land sich nicht hinteranderen Golfstaaten verstecken müsseFoto: BEDBDas Schlimmsteüberstanden?Bahrain ist mit einem blauen Auge durch die Finanzkrisegekommen und setzt auf »Islamic Finance«.Aber um die Investmentbank GFH steht es nicht gut<strong>zenith</strong>: Herr Ahmed, obwohl die letzteKrise Bahrain scheinbar leicht getroffenhat, brachen Bankenprofite um rund 35Prozent ein. Wie läuft der Wiederaufbau?Kamal Ahmed: An keinem Land ist dieglobale Finanzkrise spurlos vorbeigegangen,aber Bahrain und die Golfregion sindbesser durch den Sturm gekommen als diemeisten anderen. Unsere Volkswirtschaftist 2009 um 3,1 Prozent gewachsen und fürdieses Jahr erwarten wir gut vier Prozent.Natürlich müssen einige Geschäftsbanken– wie überall auf der Welt – ihre Finanzierungsmodelleüberprüfen, um sich an dasneue finanzielle Umfeld anzupassen.Grundsätzlich ist der Bankensektor jedochstabil und gut aufgestellt für künftigesWachstum.Trotzdem hat Moody’s Bahrains Kreditwürdigkeitim August auf A3 heruntergestuft.Schreckt das Investoren ab?Bahrain ist eine stabile Volkswirtschaft.Die Agenturen Standard & Poor‘s undFitch bewerten das Königreich nach wievor mit einem A-Rating. In Bahrains Bankenwesensind die Bereiche Investment,Geschäfts- und Privatkunden voneinandergetrennt. Die bahrainische Regierungmusste keine Finanzinstitute abwickeln.Kurz vor der Krise haben Sie die Image-Kampagne »Business friendly Bahrain«gestartet. Wie sehr hat der Ruf IhresStandortes gelitten?Als sie das Problem erkannte, hat die Zentralbankvon Bahrain schnell und entschie-den eingegriffen. So hatte das Thema keineAuswirkungen auf die Stabilität und Integritätder Bankenbranche unseres Landes.Nicht zuletzt, weil wir mehr als vier JahrzehnteErfahrung als Finanzplatz haben,konnten wir dieses Problem lösen, ohnedass es wesentliche Auswirkungen auf denRest der Branche hatte.»Der Börsengang vonAluminium Bahrain sollden Aktienmarkt beleben«Mit welchen Gedanken blicken Sie aufdie Nachbarn? Sind die VereinigtenArabischen Emirate Partner oder Rivale?Die Länder des Golf-Kooperationsrats GCCsind ein Billionen-Dollar-Markt, also 1000Milliarden schwer. Bis 2<strong>02</strong>0 wird sogar einAnwachsen auf 2,2 Billionen US-Dollarerwartet. Wenn unsere Nachbarländer erfolgreichsind, hat dies auch positive Auswirkungenauf Bahrain. Zum Beispiel gehen40 Prozent unserer Nicht-Öl-Exportein die anderen Länder des Golf-Kooperationsrats.Wenn sie wachsen, steigen auch dieChancen unserer Unternehmen. Die Volkswirtschaftenam Golf sind stark verwachsen.Da die Region wächst, wird Bahrainimmer attraktiver als Ausgangspunkt indiesem wichtigen globalen Markt. DasKönigreich hat die am besten ausgebildeteneinheimischen Arbeitskräfte und dieniedrigsten Kosten für Unternehmen amGolf.Die neue Börse »Bahrain FinancialExchange« legt einen Fokus auf IslamicFinance. Verspricht dieser Weg höchsteGewinne?Bahrain ist allgemein als führend im islamischenFinanzwesen anerkannt. Wir habendie größte Konzentration dieser Brancheweltweit. Zusätzlich zu den zahlreichenGeldinstituten haben sich in BahrainOrganisationen angesiedelt, die sich derWeiterentwicklung von Islamic Finance verschriebenhaben, darunter auch die »InternationalIslamic Rating Agency«. Zurzeitgibt es in Bahrain 27 islamische Banken,die im August <strong>2010</strong> ein Vermögen von24,9 Milliarden US-Dollar betreut haben– gegenüber 16,4 Milliarden US-Dollar imJuni 2008. Im Königreich gibt es außerdemneun Takaful-Unternehmen, also islamischeVersicherer, zwei Takaful-Rückversicherersowie 60 islamische Fonds.Die alte Börse hat sich nichtsehr erfolgreich entwickelt.Wer hat Schuld daran?Liquidität im Markt ist ein Thema, mitdem sich die gesamte Region auseinandersetzt.Trotz der schwierigen makroökonomischenRahmenbedingungen ist der Aktienmarktin Bahrain wesentlich gesünderaus der globalen Krise hervorgegangen alsdie Mehrzahl der anderen Märkte. Darüberhinaus wird der bevorstehende Börsengangvon Aluminium Bahrain, einemder führenden bahrainischen Unternehmen,sicher helfen, das Profil unserer Börseauf internationaler Ebene zu schärfen.Gerade wurde Bahrain vom World EconomicForum als liberalster Finanzplatzder Welt ausgezeichnet. Hätte eine bessereRegulierung die Krise verhindert?Bahrain ist eine liberale Volkswirtschaftund hat gleichzeitig den Ruf, die beste Finanzregulierungder Golfregion zu haben.Die Zentralbank führt Regelungen nurein, nachdem sie die Institutionen, die dadurchbetroffen sind, angehört hat. Dadurchwird sichergestellt, dass die Regulierungin Theorie und Praxis auch funktioniert.Es war daher nicht die erste globaleFinanzkrise, die wir meistern mussten.Liberale Haltung zu Wirtschaft und Investitionendarf nicht mit einem Mangelan Stabilität im Finanzwesen verwechseltwerden. Die Zentralbank verlangt eine Eigenkapitalquotevon 12 Prozent. Diese Anforderunggalt auch vor der Krise.Trotzdem ist die Zahl deutscherNiederlassungen in Bahrain relativgering. Hoffen Sie eher auf Investorenaus Fernost?Wir sind sehr stolz, zu Asien zu gehörenund Teil des »Rise of the East« zu sein, wovonwir profitiert haben. Da das globaleEpizentrum der Wirtschaft weiter nachOsten rückt, investieren mehr und mehrchinesische und indische Unternehmenbei uns. Das sollte man jedoch nicht alsAlternative zu Investitionen der Europäeroder Amerikaner sehen. Wir profitieren nachwie vor von exzellenten Beziehungen zuwestlichen Unternehmen, die ein zentralesElement unserer Entwicklung sind.Am 18. Oktober <strong>2010</strong> eröffnete inManama die »Bahrain FinancialExchange«, die erste angeblichrein islamkonforme Börse. Sie soll denHandelsplatz Bahrain attraktiver füraus ländische Investoren gestalten – undweniger riskant. Das Königreich war inder Krise scharf am Abgrund vorbeigeschrammt.Besonders hart traf es dieInvestmentbank Gulf Finance House(GFH), die zu den wichtigsten Vertreterndes »Islamic Banking« auf der arabischenHalbinsel gehört und viel in Immobilieninvestiert hatte. Bis die Blaseplatzte. Noch im Februar <strong>2010</strong> konnteGFH die Verluste weitgehend unentdecktverwalten, bis ein Kredit über 300Millionen US-Dollar fällig wurde.Lange pflegte das Königreich seinImage als krisenfester Finanzplatz mitdem Werbeslogan »The Centre in theGulf – Not the Centre of Attention« – einSeiten hieb auf die spekulativen Boom-Geschäfte in Dubai. Dass die renommiertenPrivat banken Saad und AhmadHamad Algosaibi & Brothers nur Wochennach Anlaufen der PR-Maschine imJahr 2009 pleitegingen, kam ungelegen.Der Gewinn bahrainischer Banken brachum durchschnittlich 35 Prozent ein.GFH verzeichnete einen Verlust von 728Millionen Dollar.Mit der Sanierung von GFH wurde unteranderem die Deutsche Bank betraut – seit30 Jahren ist sie mit einer Niederlassung inBahrain vertreten. »Wir haben uns nichtzurückgezogen und profitieren jetzt vomAnziehen der Märkte«, sagt Deutsche-Bank-Sprecher Michael Lermer im Gesprächmit <strong>zenith</strong>. Seiner Einschätzung zufolgehabe Bahrain nun wieder Stabilitäterreicht. Seit Mitte August <strong>2010</strong> ist dieDeutsche Bank offizieller »GFH RestructuringAgent«. Nachdem sie bereits im vergangenenJahr 100 Millionen Dollar fürdie bahrainische Investmentbank bereitgestellthatte, floss im November <strong>2010</strong> nocheinmal die gleiche Summe. Selbst die in derKrise beschädigte Landesbank WestLBlässt GFH nicht hängen: Im August verlängertesie die Fälligkeit eines 100-Millionen-Dollar-Kredits um zwei Jahre.Riskante FinanzspritzeNoch immer machen riesige Immobilienprojekteeinen großen Teil des GFH-Portfoliosaus, unter anderem der Bau einerBürostadt namens »Financial Harbour«in Tunis. Ende Oktober gab das GFH-Management indes ein Minus im drittenQuartal von rund 115 Millionen Dollarbekannt. Die Börsen in Manama und Kuwait-Stadthatten ihre Aktien bereits imOktober vom Handel ausgeschlossen,nachdem sie den Symbolwert von 12 US-Cents erreichten. Die Rating agentur Standard& Poor‘s stuft die lang fristigen Geschäftsaussichtenvon GFH immer nochals »CC« ein, das Kürzel für »sehr schwachefinanzielle Sicherheit«. Weder GFHnoch die Deutsche Bank wollten die Entwicklungenkommentieren.30 <strong>BusinessReport</strong> 2/<strong>2010</strong><strong>BusinessReport</strong> 2/<strong>2010</strong> 31


GOLFREPORTPROFILFischereiMILITÄRFreundoderRäuber?Das Hai-Sterben imGolf bringt das Ökosystemdurcheinander– mit Konsequenzenfür den FischfangSammlerund JägerSaudi-Arabien rettetwestliche RüstungsfirmenFoto: Jürg BrunnschweilerDer »Dib al-Bahr«, der »Wolf des Meeres«,gilt als verfressener Konkurrent inreichen Fischgründen – und der Hai landetimmer häufiger selbst auf dem Speiseplanseines einzigen Fressfeindes, desMenschen. Besonders Chinesen sorgenmit ihrem Appetit auf Haifischflossensuppefür Nachfrage – zehn Prozent davonbedienen Fischer aus den Staaten derarabischen Halbinsel. Ein halbes KilogrammHaiflosse kann rund 300 US-Dollar einbringen. Das Shark Finning,das brutale Abschneiden der Flossen vonHaien, die danach wieder halbtot insWasser geworfen werden, ist inzwischenzumindest im Oman und in den VereinigtenArabischen Emiraten untersagt.Aber das Verbot lässt sich umgehen, indemman die Haie als Ganzes an Landschafft, die Flossen abtrennt und dasFleisch der Tiere danach billig verkauft.Das Schwinden der Population kannallerdings auch für die FischereiwirtschaftKonsequenzen haben: Haie stehenam oberen Ende der Nahrungskette undsorgen dafür, dass sich kleinere Räuberund Tintenfische nicht explosionsartigvermehren. Diese fressen nämlich Meeresfrüchteund dazu den Speisefischendie Nahrung weg. »Man spricht in einemsolchen Fall von einem Kaskadeneffekt«,erklärt der Züricher Meeresbiologe JürgBrunnschweiler: »Das Verschwinden derRäuber verringert den Druck innerhalbder Nahrungskette.« Auch aus kommerziellerSicht sei der Schutz größerer Haiartenalso sinnvoll. Vor der Küste Omansindes hat die Aktivität ausländischer Industrie-Trawlerin den letzten Jahren zusätzlichzu erheblichen Einbußen deromanischen Fischer geführt, die zumeistmit kleinen Booten in Küstennähe aufFang gehen. Um darauf zu reagieren, hatdie Genossenschaft Oman Fisheries indiesem Jahr den Aufbau einer neuenFangflotte begonnen und die Förderungkleiner Fischereibetriebe angekündigt.Und im Oktober nahmen die VerarbeitungsstättenMasrah und al-Ashara denBetrieb wieder auf, die 2007 durch einenschweren Wirbelsturm, den Zyklon Phet,zerstört wurden.dgeMit einem Volumen von 60 MilliardenDollar ist der US-saudische Rüstungsdealdas größte Waffengeschäft der amerikanischenGeschichte. Der Erwerb von84 neuen Kampfflugzeugen und 190 Hubschraubernbedeutet aber vor allem eines:»14 000 Jobs bei Boeing in Missouri abgesichert«,verkündete US-Senator ChristopherBond. US-Firmen müssen dafür ab2011 mit einem deutlichen Rückgangvon Staatsaufträgen rechnen, seit VerteidigungsministerRobert Gates im Augustverkündete, dass das Pentagon inden kommenden fünf Jahren 100 MilliardenDollar einsparen werde. Im Novembersetzte die »Defizit-Kommission«von Präsident Barack Obama noch drauf,und schlug vor, das Einkaufsbudget desUS-Militärs um 15 Prozent zu kürzenund den GIs vorerst ihre Gehälter einzufrieren.Die Saudis gehen indes weiter aufShoppingtour im globalen Rüstungsmarkt.Die Regierungen in Riad und Madridverhandeln über bis zu 220 Lizenzneubautendes deutschen Kampfpanzer-Musters »Leopard 2E«. Wenn auch miteinem vergleichbar geringeren Volumenvon 3 Milliarden Euro, wäre ein Vertragsabschlusswieder ein Superlativ, diesmalfür Spaniens Verteidigungsindustrie. Undnach dem Abschluss der Lieferungen andie spanische Armee vor anderthalb Jahreneine willkommene Neubeschäftigungfür die derzeit stillstehende Fertigungsstraßenvon Santa Bárbara Sistemas. DieLizenzgeber, die deutsche Rheinmetallund Krauss-Maffei Wegmann, müsstendafür allerdings ihr Einverständnis geben.mmo32 <strong>BusinessReport</strong> 2/<strong>2010</strong><strong>BusinessReport</strong> 2/<strong>2010</strong> 33


DER SEKRETÄRPROFILVORSCHAU AUF DAS nächste HEFTReich wie Sultane– und so verschuldet. Wie stark istdie Wirtschaftsmacht Türkei?5. Deutsch-ArabischesGesundheitsforum21. und 22. März,Handelskammer HamburgGesundheit ist ein hochwertiger Exportartikel:Technik und Consulting ausDeutschland sind gefragt, aber bislanggeben sich die Anbieter zurückhaltend.Sind Sie zufällig im Besitz einesrenommierten Krankenhausesund wissen nicht wohin damit? Vorträgeüber Medizintourismus undgesundes Altern stehen mit auf demProgramm.www.ghorfa.deLETZTE MELDUNGENMächtige InderFast 40 Prozent der Arbeiter in den Golfstaaten stammenaus Indien. Sie klettern auf Baugerüste, chauffierenschlecht gelaunte Manager und bestücken Supermarktregale.Immerhin: Laut einer jüngst erschienenenListe des Magazins Arabian Business über dieeinflussreichsten Expats unter den Wirtschaftsbossender Golfregion stehen die Inder nicht schlecht da,mit zwei Kandidaten unter den Top 10: Mukesh »Micky«Jagtiani, Vorstandschef der Handelskette LandmarkGroup, und der Medien- und EinzelhandelsunternehmerTony Jashanmal. Letzterer ist seit 2008Präsident des internationalen GrossistenverbandesDistripress – und ehemaliger Student in Hamburg.Hier wächst was.IHRE TERMINEArab Health und Saudi Medicare 201124. bis 27. Januar und 10. bis 13. April,Dubai International Convention &Exhibition Centre, VAERiyadh International Convention &Exhibition Centre, Saudi-ArabienDer Milliarden-Markt Gesundheitam Golf wächst ungebrochen weiter.Aber die Kunden bitten: DeutscheFirmen sollten sich die Mühe machen,persönlich zu erscheinen.www.arabhealthonline.comwww.saudi-medicare.comNumov-Delegationsreise nach Basra21. bis 24. FebruarDer Nah- und Mittelostverein (Numov)möchte die ursprünglich für Novembergeplante Tour in die südirakischeMetropole nachholen.Zum Programm wollte die Geschäftsführung<strong>zenith</strong> abermals keine Auskunftgeben. Rufen Sie am besten selbstdort an.www.numov.orgGulf Environment Forum 20116. bis 8. März,Jeddah Hilton Hotel, Saudi-ArabienEin notorischer Klimasünder gelobtBesserung – und bringt erstaunlicheReformen auf den Weg: Saudi-Arabienlädt zur Ökomesse. Für Wasserknappheit,Energieverlust und Müllflutsollen Lösungen gefunden werden. ÖlministerAli al-Naimi kommt persönlich.Lektüre für die Reise: der <strong>zenith</strong>-BranchenReport »Wasser- und Umwelttechnik«.www.gulfenvironmentforum.orgDelegationsreise nach Saudi-Arabien6. bis 12. MärzDie deutsch-arabische HandelskammerGhorfa bietet eine Reise mitUmwelt-Schwerpunkt an. Ende 2011werden die ersten Master-Absolventender saudischen Elite-UniversitätKAUST erwartet. Mit ihnenwerden sich deutsche »Dipl.-Ings«i n Zukunft messen müssen. Werin Saudi-Arabien eine Firma gründenwill, braucht saudisches Personal.www.ghorfa.deKubri – EuroArabCareer & Education Fair27. und 28. Mai,MOC MünchenLeider nicht für Hassan aus Neukölln.Zum ersten Mal vermittelt eine deutscheJob-Börse Spitzenkräfte zwischenEuropa und dem Nahen Osten.Vertreter mehrerer Bundesministerienund Stiftungen beraten, wie man seinAuslandsstudium organisiert, oderdirekt in die Arbeitswelt der Golfstaateneinsteigt.www.kubri.eu6. Rallye Allgäu-Orient30. April,Start in OberstaufenAls Unternehmer haben Sie viel zutun – und vermutlich auch nicht vonder Abwrackprämie profitiert. Eineweit aufregendere Variante, ein altesFahrzeug loszuwerden: Die Rallyemit »Old- oder Newtimer« geht überDamaskus nach Amman, wo dieAutos für einen guten Zweck versteigertwerden.www.allgaeu-orient.deGedungene BieterOb diese Klinge je einem Feindins Fleisch gefahren ist? Fürrund 4,4 Millionen Euro ersteigerteein anonymer Sammlerden maurischen Nasriden-Dolch(15. Jahrhundert) im Herbst beiSotheby‘s in London. Der Kunde stamme aus denGolfstaaten, heißt es in der Kunstszene. ProfessionelleMitbieter sollen den Preis hochgetrieben haben. DerVerkäufer wird eine große Marge einfahren: SiebenMonate zuvor war ein verdächtig ähnlich aussehenderDolch auf dem italienischen Kunstmarkt aufgetaucht:Für nur 210 000 Euro.Falsche TurbinenDie Sanktionen treffen Irans Energiesektor und führenzu seltsamen Erfindungen: Anders wäre es nichtzu erklären, dass ein iranisches Unternehmen erhöhteZollgebühren für den Import einer Kompressorturbinefür eine Gas-Anlage auferlegt bekam.Die Begründung der Behörden: So etwas kannman im eigenen Land erwerben. Das Unternehmen,das bislang bei Siemens und Hitachi kaufte, wundertesich, bestellte die angebliche heimisch hergestellteWare und überprüfte sie. Es waren ukrainische Zoria-Turbinen,offenbar mit abgeschliffenen Seriennummernund Markenzeichen. Es könnte nun zueinem Rechtsstreit kommen, der politisch aufgeladenist: Nach Meinung der Regierung gibt es schließlichnichts, was der Iran nicht selbst herstellen kann.Foto: Sotheby‘sDer Erfolg von internationalen Kooperationen ist im hohen Maße von demVerständnis der Interessen, des Potenzials und des kulturellen Kontextesder jeweiligen Partner abhängig. Auch in der deutsch-arabischen Entwicklungszusammenarbeithaben sich in den letzten Jahren die Inhalte zunehmendvon der fachlich-technischen Ebene hin zu übergreifenden wirtschaftlichen,sozialen und politischen Fragestellungen erweitert.Deshalb unterstützt der DAAD den Aufbau von bikulturellen Masterprogrammenmit arabischen Ländern. Deutsche und arabische Studierendeerwerben hier nicht nur aktuelles Fachwissen, sondern auch regionales Wissenund interkulturelle Kommunikationsfähigkeit.Folgende bikulturelle Masterstudiengänge werden im Rahmen dieses Programmsbisher gefördert:“Integrated Water Resources Management (IWRM)” an der FH Köln undder University of Jordan, Jordanienwww.iwrm-master.info “Economic Change in the Arab Region (ECAR)”, an der UniversitätMarburg und der Damascus University, Syrienwww.uni-marburg.de/fb<strong>02</strong>/ecar “Renewable Energy and Energy Efficiency for the MENA Region(REMENA)”, an der Universität Kassel und der Cairo University, Ägyptenwww.uni-kassel.de/remena“International Education Management (INEMA)”, an der PädagogischenHochschule Ludwigsburg und der Helwan University, Ägyptenwww.inema-master.com34 <strong>BusinessReport</strong> 2/<strong>2010</strong><strong>BusinessReport</strong> 2/<strong>2010</strong> 35


HYBRID-OPERATIONSSAAL LIVEMAQUET – THE GOLD STANDARDIn der Technik bezeichnet „Hybrid“ ein System,das zwei Technologien nutzbringend miteinanderverbindet. Das gilt auch für die neueste Generationvon Operationssälen: Hybrid-OPs kombinierendiagnostische und chirurgische Möglichkeitenmiteinander, die im Normalfall räumlich voneinandergetrennt sind. So können Eingriffe zeit sparender,patientenschonender und mit geringeremRisiko durchgeführt werden. Erleben Sie einenkomplett ausgestatteten Hybrid-OP mit einemPhilips Angiographiesystem Allura Xper FD20Cam Stand B30 von Atlas Medical in Halle 4. Wirzeigen Ihnen den flexiblen Einsatz eines einzigenOperationssaales sowohl in der Herz-/Gefäßchirurgie,der Kardiologie, der Gefäßchirurgie undder interventionellen Radiologie. Wir bieten Ihnenwertvolle Unterstützung hinsichlich der notwendigenProduktausstattung und therapeutischenLösungen für diesen Typ von Operationssaal auseiner Hand.MAQUET – The Gold Standard.MAQUET Middle East FZ-LLCG005 Nucleotide ComplexDubai Biotechnology &Research ParkP.O. Box 214742United Arab EmiratesPhone: +971 4 447 0963Fax: +971 4 447 0962info@maquet.aesales@maquet.aewww.maquet.comBESUCHEN SIE UNS AUF DER ARAB HEALTH 2011 IN DUBAISAEED 3, STAND D 30/G 30

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