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Boom vorbei: Krise ist da - Geschichte der Wolgadeutschen

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Gedenkstein für deportierte Deutsche in sibirischer Halbstadt - S. 7Seite 3, 8NeuesZeitung über die Politik, Sprache, Kultur, <strong>Geschichte</strong>und den heutigen Tag <strong>der</strong> Deutschen RusslandsGründungsjahr 1926Der harteKampf um die“Projekte”Einige Ge<strong>da</strong>nkenüber <strong>da</strong>s “liebe Sibirien”,<strong>da</strong>s “vergessene”Saratow und die “komische”MarktwirtschaftNr. 11 November 2008LebenHerausgegeben von <strong>der</strong> Fö<strong>der</strong>alenNationalen Kulturautonomie <strong>der</strong> Russlanddeutschenund von <strong>der</strong> AllrussischenAssoziation <strong>der</strong> gesellschaftlichenVereinigungen <strong>der</strong> Russlanddeutschen„Gemeinschaft“Zentralzeitung <strong>der</strong> Deutschen RusslandsIn dieser Ausgabe:Seite 3Mehr Austausch -mehr Partnerschaften14. Deutsch-Russische Regierungskommissiontagte in Berlin.Die Vertreter bei<strong>der</strong> Seiten warenim Oktober zusammengekommenWie wir bleiben,was wir sindObwohl die Tuareg sesshaftwerden, legen sie ihre traditionelleLebensweise nicht ab. Über Jahrhun<strong>der</strong>tehaben sie eine einzigartigeKultur entwickelt, die ein Überlebenin <strong>der</strong> Wüste Sahara ermöglichtSeite 5Seite 6RusslanddeutscherKulturpreisMit dem RusslanddeutschenKulturpreis ehrt <strong>da</strong>s Land Baden-Württemberg russlanddeutsche Persönlichkeiten,die mit ihrem Wirkendie Kultur <strong>der</strong> Deutschen aus Russlandbereichert habenDie blinde StudentinNicole in SibirienDie 30-jährige blinde StudentinNicole Mathys re<strong>ist</strong>e für ein Jahralleine nach Sibirien. Ihre Erfahrungenbieten im doppelten Sinne desWortes “einen an<strong>der</strong>en Blick”auf <strong>da</strong>s Gastland RusslandSeite 7Seite 14„Immer eine Balancefinden“Doris Dold, Hochschullehrerinund DAAD-Lektorin aus Kiel,unterrichtet zur Zeit an <strong>der</strong> StaatsuniversitätUljanowsk Deutsch undüberlegt, warum die Studentenschlecht Deutsch sprechenUSA - WahlenEr möchte die Gepflogenheitenin Washington än<strong>der</strong>n: BarackObama (Foto: AP)Barack Obamawird US-PräsidentChicago (dpa) - Der DemokratBarack Obama wird als ersterAfro-Amerikaner ins Weiße Hauseinziehen. Der 47-Jährige vereintebei <strong>der</strong> Präsidentschaftswahl mehrals die 270 notwendigen Wahlmännerhinter sich. Der Kandi<strong>da</strong>t <strong>der</strong>Republikaner, John McCain, gratulierteObama und gestand seine eigeneNie<strong>der</strong>lage ein. Vor mehrerenzehntausend Anhängern in Chicagostimmte Obama die Öffentlichkeitauf einen schwierigen Weg ein. Erbeginne seine Regierung in einerZeit immenser Herausfor<strong>der</strong>ungen.Obama kündigte an, er wolle Gegensätzein <strong>der</strong> US-Gesellschaftüberwinden und sich für die nationaleEinheit einsetzen. McCainfor<strong>der</strong>te seinerseits in einer Redein Phoenix im Bundesstaat Arizonaseine enttäuschten Anhänger auf,dem künftigen Präsidenten <strong>da</strong>beizu helfen, notwendige Kompromissezu schließen.John McCain erkennt seineNie<strong>der</strong>lage an. Entsetzte McCainsAnhänger in OhioDie weltweite Finanzkrise hatRusslands wenig entwickeltes Bankensystemam stärksten getroffen.Jeden Tag kündigt eine weitereFirma Sparmaßnahmen anBauindustrie, Autobauer, Restaurantketten,Medien und Rohstoffproduzenten:Die L<strong>ist</strong>e <strong>der</strong>betroffenen Branchen <strong>ist</strong> lang.Der <strong>Boom</strong> <strong>der</strong> vergangenen Jahrescheint nur in wenigen Wochen einer<strong>Krise</strong>nstimmung gewichen zusein. Es <strong>ist</strong> fast schon ein gewohntesBild. Immer wie<strong>der</strong> setzen diebeiden Moskauer Börsen <strong>der</strong>zeitihren Handel aus. Man wolle weitereKurseinbrüche aufgrund äußererFaktoren verhin<strong>der</strong>n, so die Begründung.Seit seinem Höchststandim Mai hat <strong>der</strong> RTS-Index über 70Prozent verloren. Doch längst hatdie <strong>Krise</strong> des Finanzsystems dierussische Realwirtschaft erreicht.Fortsetzung S. 3Russland<strong>Boom</strong> <strong>vorbei</strong>: <strong>Krise</strong> <strong>ist</strong> <strong>da</strong>Russland - LibyenImmer wie<strong>der</strong> setzen die beiden Moskauer Börsen<strong>der</strong>zeit ihren Handel ausGad<strong>da</strong>fi wie<strong>der</strong> in MoskauDer libysche Revolutionsführer nach 23 Jahren wie<strong>der</strong> in RusslandMoskau (dpa) - Der libysche RevolutionsführerMuammar al-Gad<strong>da</strong>fi<strong>ist</strong> zu seinem ersten Besuch nach23 Jahren in Moskau eingetroffenWährend des Staatsbesuchs, indessen Mittelpunkt Rüstungskäufestehen, werde Gad<strong>da</strong>fi auch mitdem russischen Präsidenten DmitriMedwedew zusammentreffen,meldete die Agentur Interfax unterBerufung auf den Kreml. Nach einemBericht <strong>der</strong> Wirtschaftszeitung„Kommersant“ (1. November) <strong>ist</strong>Libyen bereit, in seinem Hoheitsgebietauf Wunsch Moskaus eineBasis <strong>der</strong> russischen Kriegsflotteeinrichten zu lassen. Laut MoskauerMedien will Gad<strong>da</strong>fi auch mit<strong>der</strong> Ukraine über eine militärischeKooperation verhandeln. Der 66-Deutsche Experte: Russland ächzt unter <strong>der</strong> <strong>Krise</strong>liarden Dollar bestellen. Russlandhatte dem ölreichen nor<strong>da</strong>frikanischenWüstenstaat Schulden von4,5 Milliarden erlassen unter <strong>der</strong>Bedingung neuer libyscher Waffenkäufe.Beobachter erwarteten aberschwierige Verhandlungen. Bisherhabe Tripolis immer nur Interessean den Waffen bekundet, abernichts gekauft, schrieb <strong>der</strong> „Kommersant“.Der russische Außenmin<strong>ist</strong>erSergej Lawrow war laut einem Bericht<strong>der</strong> Agentur Interfax zuversichtlich,<strong>da</strong>ss sich beide Seitenzur Erhöhung <strong>der</strong> libyschen Verteidigungsbereitschaftauf die Waffenkäufeeinigen würden. Bei demBesuch von Regierungschef Wla-Fortsetzung S. 2Muammar al-Gad<strong>da</strong>fi in russischerPelzmützejährige Gad<strong>da</strong>fi will den Angabenzufolge Panzer, Flugabwehrraketenund Kampfjets für bis zu zwei Mil-USA - RusslandReaktion auf Pläne <strong>der</strong> USA:Russland antwortetmit RaketenRussland will wegen des vonden USA in Polen und Tschechiengeplanten RaketenabwehrschildesKurzstreckenraketen in Kaliningrad,dem ehemaligen Königsberg,aufstellen. Das teilte <strong>der</strong> russischePräsident Dmitri Medwedew am 5.November in seiner Rede zur Lage<strong>der</strong> Nation mit. Es handle sich umKurzstreckenraketen vom Typ Iskan<strong>der</strong>,die die angrenzenden Nato-Mitgliedstaaten Litauen und Polenerreichen könnten. Medwedewmachte keine Angaben <strong>da</strong>rüber,wieviele Raketen in Königsbergaufgestellt werden sollen und obsie mit Atomsprengköpfen bestücktwerden sollen. (AP)DeutschlandSteinmeier: MoskausRaketenpläne sind falschesSignalBerlin (dw)- Außenmin<strong>ist</strong>erFrank-WalterSteinmeierhat nochmalsdie AbsichtRusslands kritisiert, als Reaktionauf den US-Raketenschild Kurzstreckenraketenan <strong>der</strong> Grenze zuPolen zu stationieren. Mit dem bevorstehendenMachtwechsel imWeißen Haus in Washington bestehedie Chance für gute russischamerikanischeBeziehungen, betonteSteinmeier. Moskau solltekeinen Anlass für weitere Missverständnissegeben.


2 November 2008 - Neues LebenNachrichtenEUKeine EU-Truppenfür den KongoBrüssel (dw) - Die EU-Staatenentsenden vorerst keineTruppen zu einem Friedenseinsatzin die Demokratische RepublikKongo. Bei einem Treffenin Brüssel sprachen sichdie EU-Botschafter für eine diplomatischeLösung des Konfliktsaus. In Berlin erklärte einSprecher des Auswärtigen Amtes,die Bundesregierung setzeauf eine Aufstockung <strong>der</strong> 17.000Sol<strong>da</strong>ten starken UN-Blauhelmtruppe.Die Afrikanische Unionverurteilte den Vorstoß <strong>der</strong> Tutsi-Rebellenim Osten des Kongound sprach sich für eine Wie<strong>der</strong>aufnahmedes Friedensprozessesaus. Die nach Kämpfen zwischenRegierungstruppen undRebellen angekündigte Waffenruhewird nach Angaben vonUN-Sol<strong>da</strong>ten eingehalten.NamibiaNamibia will vonDeutschland GebeinezurückWindhuk (dw) - Die RegierungNamibias hat Deutschlan<strong>da</strong>ufgefor<strong>der</strong>t, Dutzende Schädelzurückzugeben, die seit Kolonialzeitenin den Depots deutscherUniversitäten lagern. Die Gebeinesollten in Namibia beigesetztwerden, heißt es in einer Erklärung<strong>der</strong> Regierung des südwestafrikanischenLandes. - DieSchädel stammen von Angehörigen<strong>der</strong> Völker <strong>der</strong> Herero undNama. Sie waren während <strong>der</strong>Aufstände gegen die deutscheKolonialmacht zwischen 1904und 1908 getötet worden.Neues LebenAls Zeitung reg<strong>ist</strong>riert am 03.07.1998 imPressekomitee <strong>der</strong> RF, Reg.–Nr. 01577Grün<strong>der</strong> und Verleger:Prof. W.F. BaumgärtnerZeitung “Neues Leben” GmbH (125315,Moskau, Samed Wurgun-Straße, 5)Thematik <strong>der</strong> Zeitung:Kulturelle und Aufklärungsrichtung. Befriedigung<strong>der</strong> nationalen Bedürfnissen<strong>der</strong> Bürger deutscher Nationalität, Aufbewahrung<strong>der</strong> Muttersprache, deutscherKultur, Traditionen, För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ausarbeitungvon Nationalpolitik, Verwirklichung<strong>der</strong> Gesetze und Verordnungen,gerichtete auf die völlige Rehabilitierungund Wie<strong>der</strong>geburt <strong>der</strong> Deutschen in Rußlan<strong>da</strong>ls einheitliches Volk.Territorium <strong>der</strong> Verbreitung:Russische Fö<strong>der</strong>ation, GUS-Län<strong>der</strong>,ausländische StaatenChefre<strong>da</strong>kteur <strong>der</strong> Zeitung“Neues Leben” Eugen E. MillerChef vom Dienst: Anastassija BagrjanowaJournal<strong>ist</strong>en: Sabine Churja, Natalia Sawinowa,Ljubow Miller, Nelli TulissowaComputersatz und Layout:Natalija ZyzarewaVerlagsdirektor “Sprache und Literatur”:Prof. Eugen N. MillerAnschrift <strong>der</strong> Re<strong>da</strong>ktion:432000, Uljanowsk, Postamt,Postfach 45, “Neues Leben”Tel.: (8422) 42-09-15. Fax: (8422)42-21-91. E-Mail: emil@mv.ru.Адрес редакции:432000 г. Ульяновск, почтамт,а/я 45, проф. Е.Н. МиллеруNachdruck und Vervielfältigung nur mitQuellenangabe und Belegexemplarmöglich. Für unaufgefor<strong>der</strong>t eingesandteManuskripte keine Haftung. Die Meinung<strong>der</strong> Autoren spiegelt nicht unbedingt dieMeinung <strong>der</strong> Re<strong>da</strong>ktion wi<strong>der</strong>.Druckerei:AG “Polygraphischer Verlagskomplex“Uljanowsker Druckhaus””, 432000,Uljanowsk, Gontscharow-Straße 14,Tel. (8422) 41-72-26Типография:ОАО „Издательско-полиграфическийкомплекс „Ульяновский Дом Печати„,432000, г. Ульяновск, ул. Гончарова 14,тел. (8422) 41-72-26Тираж 2000 экз. Заказ №Zeit <strong>der</strong> Unterzeichnung in Druck -14.11.2008. Planmäßig 17.00,de facto 12.30. Offsetdruck.Bed.-Druckbogen 4.Aufl age 2000 Ex. 1 2 3 4 5 6 7 8 9Preis ungebundenAnfang S.1dimir Putin noch als Kremlchef imApril waren die Verträge nicht abgeschlossenworden. Zugleich betonte<strong>der</strong> Außenmin<strong>ist</strong>er, <strong>da</strong>ss sichRussland und Libyen bei den Rüstungsverhandlungenan internationalesRecht hielten. Nach Aufhebung<strong>der</strong> Sanktionen gegen <strong>da</strong>sLand gebe es für Russland keineHin<strong>der</strong>nisse mehr.„Libyen muss seine zu Sowjetzeitenund in den vergangenen Jahrengekaufte Technik mo<strong>der</strong>nisieren“,erklärte Lawrow. Laut einemBericht <strong>der</strong> Zeitung „Wremja Nowostej“will Gad<strong>da</strong>fi nach seinemTreffen mit Medwedew und Putineine Reihe an<strong>der</strong>er ehemaliger Sowjetrepublikenbesuchen. Auf demPlan stehe ein Besuch bei <strong>der</strong> weißrussischenFührung in Minsk, berichtete<strong>da</strong>s Blatt unter BerufungJugendDeutsch-russisches Jugendparlament:Missverständnisse entstehen durch Mangel an InformationenDeutsch-russisches Jugendparlamentdiskutiert in St. PetersburgDer Empfangwar feierlich,die Diskussionenlebhaft- zum viertelMal tagte <strong>da</strong>sDeutsch-RussischeJugendparlament.Diesmalin St. Peterburg.Zu den rund 50 Teilnehmern gehörtenauch Russlanddeutsche ausTomsk, Nowosibirsk und Moskau.Der geplante Höhepunkt, ein Gesprächmit dem russischen PräsidentenMedwedew und BundeskanzlerinMerkel, fand indes nurfür zwei ausgewählte Jugendlichestatt. Alle an<strong>der</strong>en mussten draußenbleiben. Anastasija Tolstikowavom deutschen Jugendklub „SibirischerBär“ aus Nowosibirsk schil<strong>der</strong>tihre Eindrücke.Die Bedeutung des Treffenswurde am ersten Tag bereits <strong>da</strong>durchunterstrichen, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s 4.Deutsch-Russische Jugendparlamentfeierlich im Marienpalast eröffnetwurde. Sonst tagt dort nur dieGesetzgebende Versammlung vonPetersburg. Die jungen Parlamentarierwurden hier von Vertretern<strong>der</strong> Organisatoren herzlich begrüßt.Dazu gehörten: Hans-FriedrichSergejSiegleSergej Siegle(41), geboren inKasachstan; inDeutschland seit1991; lebt in Köln;versteht seine Arbeitals “virtuelleDarstellung vonWeltschmerz undWeltharmonie”Kontakt-E-Mail: widd2008@yandex.ruMehr Bil<strong>der</strong>unter: ORNIS-Fotogaleriehttp://ornis-press.devon Ploetz, ehemals Botschafter<strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschlandin Moskau und jetzt Präsident <strong>der</strong>Stiftung „Deutsch-Russischer Jugen<strong>da</strong>ustausch“,Andrej Netschajew,Präsident <strong>der</strong> Stiftung „InternationalerJugen<strong>da</strong>ustausch“, undLjudmilla Werbizkaja, Präsidentin<strong>der</strong> Staatlichen Universität St. Petersburgund stellvertretende Vorsitzendedes Koordinationskomiteesfür den Petersburger Dialog.Nach den Begrüßungsreden nahmendie jungen Leute ihre Arbeitin den verschiedenen Arbeitsgruppenauf. In diesem Jahr widmetensich die Arbeitsgruppen den vierThemen: „Jugend und Zivilgesellschaft“,„Jugend und Massenmedien“,„Deutsch-russischer Jugen<strong>da</strong>ustausch“und „Russland undDeutschland im Licht <strong>der</strong> jüngsteninternationalen Ereignisse“.In <strong>der</strong> Arbeitsgruppe, die sichmit den Medien befasste, ging es,wie immer, heiß her. In diesemJahr diskutierten hier 15 engagiertejunge Leute, die sich für Politikund Journal<strong>ist</strong>ik interessieren, dreiTage lang Probleme <strong>der</strong> Meinungsfreiheit,Zensur und Selbstzensurvon Journal<strong>ist</strong>en, <strong>der</strong> Informationsgewinnungbei Jugendlichen undBeson<strong>der</strong>heiten des Online-Journalismus.Foto - AusstellungDie Brücke ins vergangene Leben...Russland - LibyenIn <strong>der</strong> Arbeitsgruppe kam manunter an<strong>der</strong>em zu dem Schluss,<strong>da</strong>ss Missverständnisse zwischenRussland und Deutschland hauptsächlichauf einen Mangel an gegenseitigenInformationen zurückzuführenseien. Die Sichtweise <strong>ist</strong>oft einseitig: Russland <strong>ist</strong> ein rohstoffreichesLand und Deutschlandein zuverlässiger Partner.Die jungen Leute sprachensich <strong>da</strong>für aus, <strong>da</strong>s Informationsspektrumdeutlich zu erweitern: Esmüsse auch mehr über Jugendprojekteund kulturelle Vorhaben berichtetwerden. Auch müssten mehrProjekte in Angriff genommenwerden, die <strong>da</strong>zu beitragen, eineneigenen Standpunkt zu Ereignissenin <strong>der</strong> Welt finden zu können.Nach Abschluss <strong>der</strong> Gesprächein den Arbeitsgruppen wurde<strong>da</strong>s Schlussdokument erarbeitet, indem eine Übersicht über die wichtigstenProbleme <strong>der</strong> einzelnen Arbeitsgruppengegeben wurde. DasSchlussdokument enthält außerdemeine L<strong>ist</strong>e mit konkreten Vorschlägenfür die weitere Entwicklung<strong>der</strong> Beziehungen zwischenDeutschland und Russland sowieeinen For<strong>der</strong>ungskatalog an die Regierungenbei<strong>der</strong> Län<strong>der</strong>, mit demdie Bedingungen <strong>da</strong>für geschaffenwerden könnten.Quelle: ornis-press.deGad<strong>da</strong>fi wie<strong>der</strong> in MoskauDmitrij Medwedew und Muammaral-Gad<strong>da</strong>fi in Moskauauf Diplomaten. Zudem wolle <strong>der</strong>Revolutionsführer mit ukrainischenRüstungsbetrieben über dengemeinsamen Bau eines Werks zurHerstellung von Kampfhubschraubernin Libyen verhandeln.Bei Gad<strong>da</strong>fis Besuch in Russlandgeht es nach Kremlangabenauch um den Ausbau <strong>der</strong> wirtschaftlichenZusammenarbeit bei<strong>der</strong>Län<strong>der</strong>. Russische Unternehmenhoffen auf Zuschläge für denBau von Autobahnen, Wohnungenund an<strong>der</strong>en Infrastrukturprojektenin Libyen. Dem „Kommersant“zufolge verhandelt die RussischeStaatsbahn RZD seit Monaten mitTripolis über den Bau einer Schienenverbindungfür 2,3 MilliardenDollar in Libyen. Zudem wollenbeide Seiten die Möglichkeit <strong>der</strong>zivilen Nutzung von Atomenergieerörtern.Gad<strong>da</strong>fi will laut dem Berichtals Zugeständnis den Zugang libyscherErdgasfirmen zu den russischenVorkommen erreichen. NebenRussland suchen auch die USAund einige EU-Staaten wie<strong>der</strong> dieNähe zu dem libyschen Staat mitseinen umfangreichen Erdölvorkommen.Die internationalen Sanktionengegen Libyen waren vor fünfJahren aufgehoben worden.USA - DeutschlandGenscher stellt GeorgeW. Bush miserablesZeugnis ausDüsseldorf (dpa) - Der frühereBundesaußenmin<strong>ist</strong>er Hans-Dietrich Genscher hat dem scheidendenUS-Präsidenten GeorgeW. Bush ein verheerendes Zeugnisausgestellt. “Ich glaube, <strong>da</strong>ssnoch nie ein US-Präsident seinAmt verlassen hat mit einemsolchen Erbe für seine Nachfolger”,sagte Genscher <strong>der</strong> “WestdeutschenZeitung” in Düsseldorfmit Blick auf die Zeit nachdem Zweiten Weltkrieg. Vergleicheman die Politik Bushs mit<strong>der</strong> seines Vaters, George Bush,<strong>der</strong> von 1989 bis 1993 US-Präsidentwar, <strong>da</strong>nn zeige sich, “<strong>da</strong>ss<strong>da</strong>s deutsche Sprichwort, <strong>der</strong> Apfelfalle nicht weit vom Stamm,nicht immer richtig <strong>ist</strong>”.Beeindruckt zeigte sich Genschervon <strong>der</strong> Kandi<strong>da</strong>tur des demokratischenPräsidentschaftsbewerbersBarack Obama: “Es<strong>ist</strong> eine Art Kulturrevolution,<strong>da</strong>ss ein Mann mit Afro-Hintergrundüberhaupt Präsidentschaftskandi<strong>da</strong>twerden konnteund Präsident werden könnte.”Russland - InternetPutin informiert überseine Arbeit auf eigenerInternetseiteMoskau (dpa) - Der russischeRegierungschef Wladimir Putin(56) hat nun auch eine eigene Internetseite- unter premier.gov.ruauf Russisch und Englisch. Mitdem neuen Angebot wolle Putindem großen Interesse in <strong>der</strong>Bevölkerung an seiner Arbeit gerechtwerden, sagte RegierungssprecherDmitri Peskow am31. Oktober nach Angaben <strong>der</strong>Agentur Interfax. Der von <strong>der</strong>Kremlpartei Geeintes Russlandzum “nationalen Führer” gekürtePutin lässt auf <strong>der</strong> Seite seineErklärungen, Audio- und Videomitschnitteveröffentlichen.DeutschlandArm und Reich driftenauseinan<strong>der</strong>Paris (dw) - In Deutschlandklafft die Schere zwischen Armutund Reichtum nach einer Studie<strong>der</strong> Organisation für wirtschaftlicheZusammenarbeit und Entwicklung(OECD) immer weiterauseinan<strong>der</strong>. Die Ungleichheitbei den Einkommen und dieArmut - gerade auch von Kin<strong>der</strong>n- habe in Deutschland seitdem Jahr 2000 stärker zugenommen,als in jedem an<strong>der</strong>en <strong>der</strong> 30OECD-Staaten, heißt es in demin Paris veröffentlichten Report.IndienIndien startetseine erste Missionzum MondNeu Delhi (dw) - Indien hatseine erste unbemannte Mond-Mission gestartet. Eine Trägerraketemit <strong>der</strong> Sonde ‘Chandrayaan-1’hob am 22. Oktoberplanmäßig vom südindischenWeltraumbahnhof Sriharikota ab.‘Chandrayaan-1’ soll in fünf Tagenden Mond erreichen. Ihn solldie Sonde <strong>da</strong>nn zwei Jahre langin 100 Kilometern Höhe umkreisenund unter an<strong>der</strong>em eine Karte<strong>der</strong> Gesteine und Mineralienauf dem Erdtrabanten erstellen.


Neues Leben - November 2008 3PolitikRegierungMehr Austausch -mehr Partnerschaft14. Deutsch-Russische Regierungskommissiontagte in BerlinDie Zusammenarbeit zwischenDeutschland und Russlandzugunsten <strong>der</strong> deutschen Min<strong>der</strong>heit<strong>ist</strong> immer stärker vonGemeinschaftsprojektengeprägt. Auch Partnerschaftenzwischen russlanddeutschenInstitutionen in <strong>der</strong> RussischenFö<strong>der</strong>ation und Verbänden <strong>der</strong>Landsmannschaft in Deutschlandgewinnen zunehmend Kontur.Das unterstrichen Verlaufund Ergebnis <strong>der</strong> jüngsten Sitzung<strong>der</strong> Deutsch-RussischenRegierungskommission.Die Vertreter bei<strong>der</strong> Seitenwaren am 22. und 23. Oktober inBerlin zusammengekommenBerlin, im Oktober 2008 -Rund 511 Millionen Rubel habenRegierung und RegionenRusslands im kommenden Jahrfür Projekte veranschlagt, die<strong>der</strong> russlanddeutschen Min<strong>der</strong>heitzugute kommen sollen.Der überwiegende Teil <strong>ist</strong>für Bauaktivitäten vorgesehen,während rund 61 Millionen Rubelfür kulturelle Vorhaben zurVerfügung stehen werden. Ausdem Haushalt des deutschenInnenmin<strong>ist</strong>eriums sollen zurFör<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> deutschen Bevölkerungsgruppein Russlandknapp neun Millionen Euro bereitgestelltwerden. Der Beitragdes Auswärtige Amteswurde noch nicht beziffert. Imlaufenden Jahr hat es sich imRahmen <strong>der</strong> auswärtigen Kulturför<strong>der</strong>ungmit 1,2 MillionenEuro beteiligt.Zu den Dauerthemen <strong>der</strong>Kommissionssitzungen gehörtseit geräumer Zeit, wie undunter welchen BedingungenWohnungen, Häuser und Gewerbebetriebein private Handübergeben werden können, diemit deutschen Mitteln in denneunziger Jahren errichtet wordenwaren. Damit sollte Russlanddeutscheneine Grundlagefür eine Zukunft in ihrenSiedlungsgebieten gegebenwerden. Im Altaigebiet <strong>ist</strong> diePrivatisierung nahezu abgeschlossen.Dagegen steht dieÜbereignung in den GebietenNowosibirsk und Tomsk nochaus und soll in Kürze aufgenommenwerden. Hier standenzunächst steuerrechtliche Hürdenim Weg, die zu erheblichenKosten sowohl für die Erwerberals auch für die deutscheSeite hätten führen können.Noch ungelöst <strong>ist</strong> die Frage,wie mit den von Deutschlan<strong>der</strong>richteten Wohnungenin Neudorf-Strelna bei St. Petersburgverfahren werden soll.Hier hatten sich in den neunzigerJahren Russlanddeutschevornehmlich aus Kasachstanangesiedelt. Die deutsche Seitehatte in <strong>der</strong> Vergangenheit beharrlichauf eine Regelung <strong>der</strong>Eigentumsfrage gedrängt. Jetztscheint sich eine Lösung anzubahnen.Die regionale Verwaltung,in <strong>der</strong>en Besitz sich dieGebäude befinden, will per Beschlussfestlegen, <strong>da</strong>ss die rund50 Häuser ihren Bewohnernübereignet werden sollen. Ursprünglichsollte eine Stiftungdie Verwaltung <strong>der</strong> HäuserFortsetzung S. 6NL-FeuilletonVon Eugen E. Miller,Chefre<strong>da</strong>kteur <strong>der</strong> Zeitung„Neues Leben“Der harte Kampf um die „Projekte“Anfang November 2008 hat dieNL-Re<strong>da</strong>ktion von <strong>der</strong> “EG Wolga-Entwicklung” aus Saratow einenBrief bekommen. Im Anhang gabes Information und Angaben über“Die offene Auktion zur Erfüllung<strong>der</strong> Maßnahmen, die <strong>der</strong> Unterstützungeiner Entwicklung desethno-kulturellen Potentials <strong>der</strong>Russlanddeutschen im Rahmendes fö<strong>der</strong>alen Zielprogramms “Sozial-ökonomischeund ethno-kulturelleEntwicklung <strong>der</strong> Russlanddeutschenin Jahren 2008-2012“gewidmet sindWenn wir <strong>da</strong>s aus dem Bürokratischenins Deutsche übersetzen,wurden dort einfach Projekteaufgezählt, welche vomrussischen Min<strong>ist</strong>erium für regionaleEntwicklung (“Minregionraswitije”)finanziert werdensollten. Zur Info: Laut dem neuenGesetz soll es in Form einer offenenAuktion durchgeführt und<strong>der</strong> Öffentlichkeit <strong>da</strong>bei auf <strong>der</strong>entsprechenden Internet-Seitedes Min<strong>ist</strong>eriums (www.minregion.ru)präsentiert werden.Entsprechend <strong>der</strong> uns zugesandtenL<strong>ist</strong>e sollten in nächsterZukunft folgende Projekte finanziertwerden (sieh Tabelle).Ge<strong>da</strong>nkeneines LaienkünstlersWas können einem Leser dieseProjekte, Regionen und Zahlensagen? Nicht viel. Nur, wiedie Projekte heißen, wo sie stattfindensollen und was es kostenwird. Dabei kommt wahrscheinlichnoch <strong>der</strong> Ge<strong>da</strong>nke “gut, <strong>da</strong>sses solche Projekte gibt”. Undnoch einer: “Gut, <strong>da</strong>ss <strong>der</strong> Staates finanziert”. Darüber hinaus:“Schade, <strong>da</strong>ss es nicht in meinerRegion stattfindet!” Und... eswäre wohl alles.Ich habe einen Freund. Er<strong>ist</strong> Professor. Er beschäftigt sichRussland<strong>Boom</strong> <strong>vorbei</strong>: <strong>Krise</strong> <strong>ist</strong> <strong>da</strong>Anfang S.1Autofabriken gehen in Kurzarbeit,Rohstoffproduzenten senken dieFör<strong>der</strong>mengen und auch <strong>der</strong> bislangboomende Dienstle<strong>ist</strong>ungssektormuss Mitarbeiter entlassen. SergejGurijew, Rektor <strong>der</strong> New EconomicSchool (Rossijskaja EkonomitscheskajSchkola) in Moskau:“Die Situation <strong>ist</strong> wirklich ernst. Esgibt Firmen, die Investitionsprojekteverschieben, und es gibt auchsolche, die schon gezwungen sind,Personal abzubauen.”Prognosen werdenschlechter„Wer für <strong>da</strong>s Mädchen den Wein bezahlt...“Auch heute: Je<strong>der</strong> kämpft für sich allein. Den Preis kriegt <strong>der</strong> StärksteProjekte, die vom „Minregion“ finanziert werden:Jugendlager “Neuer Blick” in Solikamsk (Gebiet Perm)Eine Reihe von “Häuser-Freundschaft”-Treffen (Kasan)Tage <strong>der</strong> deutschen Kultur in Kamyschin (Wolgograd)Seminar für Deutschlehrer in Asowo (Gebiet Omsk)Tage <strong>der</strong> deutschen Kultur in Sibirien (Tomsk,Nowosibirsk, Altairegion, Krasnojarsk)Eine Reihe von Jugendlagerseminaren (Sibirien)Überregionaler etnokultureller Jugendlager“Schöpferische Werkstatt” (Orenburg)Eine Reihe von Jugendfestivals <strong>der</strong> Russlanddeutschenin Sibirien (4 sibirische Regionen)“Schule” für junge russlanddeutsche Eliteaus ganz Russland (Moskau)Vorbereitung, Herausgabe und Versand <strong>der</strong> “MoskauerDeutschen Zeitung” (auf deutsch und russisch)Info-Begleitung <strong>der</strong> Tätigkeit aller russlanddeutschen ZDKauf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Webseite www.rusdeutsch.ru (Moskau)mit Schmetterlingen und <strong>ist</strong> aufdiesem Gebiet ein großer Me<strong>ist</strong>er.Für mich <strong>ist</strong> je<strong>der</strong> Schmetterlingnur ein Schmetterling. Er kannaber über jede Art eine spannende<strong>Geschichte</strong> erzählen und ein dikkesBuch schreiben... Ich bin keinProfessor für Schmetterlinge. Ichbin auch kein Professor für Projekte.Aber einige Ge<strong>da</strong>nken sind mirtrotzdem durch den Kopf gelaufen,als mein Blick auf diese L<strong>ist</strong>e gestoßenwar.Vor allem Unternehmen, dievon Krediten gelebt haben o<strong>der</strong>die Investitionsgüter produzieren,tragen die Konsequenzen. Es <strong>ist</strong>völlig unklar, wie stark <strong>da</strong>s Wirtschaftswachstumim kommendenJahr sein wird. Die Prognosenwerden von Woche zu Wocheschlechter. Die weltweite <strong>Krise</strong>trifft Russland gleich doppelt hart.Zum einen hat sich <strong>der</strong> Ölpreis inden vergangenen Monaten mehrals halbiert. Auch die Preise für an<strong>der</strong>eRohstoffe sind im Keller. Dasdrückt die russische Handelsbilanz.Weniger ausländisches Geld fließtin die Wirtschaft des Landes. Zuman<strong>der</strong>en leidet <strong>da</strong>s schwach entwikkelteBankensystem so stark wiekaum ein an<strong>der</strong>es unter <strong>der</strong> <strong>Krise</strong>.Russlands Banken hatten sich <strong>da</strong>sGeld für Kredite in <strong>der</strong> Vergangenheitvor allem im Ausland geliehen.Jetzt <strong>ist</strong> diese Quelle versiegt.In <strong>der</strong> Folge gerieten nach Medienberichtenviele Unternehmen inZahlungsschwierigkeiten. SergejGurijew: “Russland wird ganz klarviel staatliches Geld auf den Marktwerfen, um den Kreditmarkt zu beruhigen.Es <strong>ist</strong> auch klar, <strong>da</strong>ss <strong>der</strong>Staat beson<strong>der</strong>s anfällige Branchenunterstützen wird. Die Frage <strong>ist</strong>nur, inwieweit <strong>da</strong>s gelingen wird.”Das russische Bankensystemleidet stark unter <strong>der</strong> <strong>Krise</strong>1.047.775 Rubel2.000.000 Rubel3.000.000 Rubel813.410 Rubel1.769.160 Rubel1.075.060 Rubel1.230.274 Rubel2.323.700 Rubel2.107.448 Rubel4.595.217 Rubel958.915 RubelBmrk. des Min<strong>ist</strong>eriums: Der Preis enthält alle möglichen Ausgaben des Auftragnehmers.Das „liebe“ SibirienZweifelhafte KrediteUmgerechnet über 70 MilliardenEuro hat die russische Regierungim vergangenen Monat zurStützung des Bankensystems bereitgestellt.Weitere 50 MilliardenDollar bekam die staatliche AußenhandelsbankWEB. Sie soll russischenUnternehmen helfen, ihreAuslandschulden fr<strong>ist</strong>gerecht zubegleichen. Im Sommer stand dierussische Wirtschaft mit insgesamtknapp 500 Milliarden Dollar beiausländischen Banken in <strong>der</strong> Kreide.Für fällige Kredite soll nun dieWEB <strong>da</strong>s Geld bereitstellen.Doch Kritiker wie die Radiojournal<strong>ist</strong>inJulia Latynina vomMoskauer Sen<strong>der</strong> “Echo Moskwy”bemängeln, <strong>der</strong> Staat baue durchdie scharfen Kreditbedingungenseinen Einfluss auf die Privatwirtschaftaus: “Es geschieht <strong>der</strong>zeiteine Verstaatlichung <strong>der</strong> Industrie.Das, was gerade passiert, ermöglichtes dem Staat, verschiedenerussische Unternehmen billig zukaufen”. Denn die sind <strong>der</strong>zeit ineiner Lage, in <strong>der</strong> sie keine großeWahl haben: Entwe<strong>der</strong> sie riskierenden Konkurs o<strong>der</strong> sie nehmeneinen Kredit von <strong>der</strong> WEB an - undgeben <strong>da</strong>für einen Teil <strong>der</strong> Unternehmensab.Superreicheverlieren GeldSergej Gurijew sieht keine Bestrebungen,weitere Teile <strong>der</strong> Wirtschaftzu verstaatlichen. Trotzdem:“Der Staat wird noch mehr Machtüber die Wirtschaft haben. Denn erverfügt über Kreditmittel, die denDie me<strong>ist</strong>en Projekte werdenin Sibirien durchgeführt. Nicht an<strong>der</strong> Wolga, nicht im Schwarzmeergebiet.Und <strong>da</strong>s <strong>ist</strong> klar. In Sibirienleben die me<strong>ist</strong>en Deutschen Russlands- heute. Es <strong>ist</strong> ihnen eben bisheute nicht gelungen, den ehemaligenVerbannungsort zu verlassen.Diese objektive Einschätzung <strong>ist</strong>nur die ältere Generation imstandezu geben, die noch an ihre blühendenDörfer an <strong>der</strong> Wolga und in<strong>der</strong> Ukraine erinnern kann. Fürihre Kin<strong>der</strong> und Enkel <strong>ist</strong> Sibirienaber längst <strong>da</strong>s warme Zuhause.Die junge Generation <strong>ist</strong> beson<strong>der</strong>sstark assimiliert und öfterssogar stolz <strong>da</strong>rauf, “Sibiriendeutsche”zu sein. Die Gründung <strong>der</strong>“Assoziation <strong>der</strong> Deutschen Sibiriens”<strong>ist</strong> z.B. einer <strong>der</strong> Beweisefür diese Selbstdefinition.Für die russische Regierung,welche mit dem brennenden Problemmangeln<strong>der</strong> Arbeitskraftin sibirischen Regionen rechnenmuss, wäre es natürlich günstiger,wenn die Deutschen Russlandsauch ferner dort blieben,wo sie sind - in Sibirien. Und so<strong>ist</strong> es kein Wun<strong>der</strong>, <strong>da</strong>s <strong>der</strong> Löwenteildes Geldes (fast 7 Mio.Rubel) für diese Region - Perm,Omsk, Tomsk, Nowosibirsk, Altairegion,Krasnojarsk usw. - vorherbestimmt <strong>ist</strong>.Für Deutschland scheint Sibirienauch sehr attraktiv zu sein.Die Bundeskanzlerin AngelaMerkel <strong>ist</strong> während einer offiziellenReise nach Russland ebennach Tomsk und nicht nach Saratowgeflogen. Sibirien war in<strong>der</strong> Sowjetzeit immer und bleibtauch heute für die deutschen Unternehmerein Leckerbissen. DieAusrüstung und Maschinen fürGasproduktion und Gaslieferungkommen nach Russland hauptsächlichaus Deutschland. Unddie “Sibiriendeutschen” könntenbei diesen Geschäftskontaktennicht die letzte Geige als sogenannte“Kulturbrücke” spielen.Saratow - wo <strong>ist</strong> <strong>da</strong>s?In <strong>der</strong> Wolgaregion werdenProjekte in Kamyschin, Orenburgund Kasan geplant. KeinWort über Saratow. Warum?- Es scheint auch kein Geheimniszu sein. Obwohl es in Kasan(im Vergleich zu Saratow) kaumDeutsche gibt, befindet sich inFortsetzung S.8Unternehmen furchtbar fehlen. Dasstärkt den Staat” sagt er.230 Milliarden US-Dollar habenRusslands Superreiche nachSchätzungen <strong>der</strong> Agentur Bloombergdurch die Finanzkrise verloren.Selbst Oleg Deripaska, <strong>der</strong>einst reichste Mann des Landes,musste stark Fe<strong>der</strong>n lassen. Deripaskaverlor seine Beteiligungenam deutschen Baukonzern Hochtiefund am kanadischen AutozuliefererMagna. Die Anteile hatteer per Kredit gekauft. Jetzt reichten<strong>der</strong> Bank die als Sicherheit hinterlegtenAktien seines Unternehmensnicht mehr. Zu stark hattensie durch den Börsensturz an Wertverloren.Verschleierungund AngstDennoch sind sich viele MoskauerExperten <strong>der</strong>zeit einig, <strong>da</strong>ssRusslands Führung effektiv gegendie <strong>Krise</strong> vorgeht. Doch nach offiziellerLesart des Kreml hat dierussische Wirtschaft keine schwerwiegendenProbleme. Auch dieStaatsmedien zeichnen weiter einrosiges Bild <strong>der</strong> Lage. Die <strong>Krise</strong>wüte nur im Ausland, so auch dieBotschaft von Präsident DmitriMedwedew: “Ich sage es ganz offen:Russland <strong>ist</strong> von dieser schlimmenSpirale noch nicht erfasst undhat die Möglichkeit, ihr zu entgehen.”Dadurch versuche Medwedew,Panik in <strong>der</strong> Bevölkerung zuverhin<strong>der</strong>n, meint Gurijew. dw


4 November 2008 - Neues LebenWirtschaftFinanzsystemEU will Welt-FinanzsystemreformierenBrüssel (dw) - Mit einer Stärkungdes Internationalen Währungsfondsund einer lückenlosenAufsicht über Hedgefondsund Ratingagenturen will die EU<strong>da</strong>s globale Finanzmarktsystemreformieren. Die 27 EU-StaatsundRegierungschefs einigtensich bei einem Gipfeltreffen inBrüssel auf eine gemeinsameLinie. Der amtierende EU-RatspräsidentNicolas Sarkozy sagte,nach einer umfassenden Diskussiongebe es jetzt einen sehr detailliertenStandpunkt Europas.Einzelheiten nannte er nicht.Bundeskanzlerin Angela Merkelerklärte, man werde gut vorbereitetund mit dem festen Willennach Washington gehen, eineeindeutige Antwort einzufor<strong>der</strong>n.- Am 15. November kommenin Washington die politischenSpitzen <strong>der</strong> 20 wichtigstenIndustriestaaten und aufstrebendenSchwellenlän<strong>der</strong> zusammen,um nach <strong>der</strong> Bankenkriseüber neue Regeln für die Finanzmarktakteurezu beraten.Banken“Le Monde”:Die Firma AmerikaParis (dpa) - Die unabhängigefranzösische Tageszeitung“Le Monde” schreibt über dieVerbindung zwischen <strong>der</strong> InvestmentbankGoldman Sachs und<strong>der</strong> Regierung in Washington:“Zwischen Goldman Sachsund <strong>der</strong> Regierung in Washingtonbestehen sehr enge, fast inzestuöseBeziehungen. Finanzmin<strong>ist</strong>erHenry Paulson <strong>ist</strong>ehemaliger Chef von GoldmanSachs, seine wichtigsten Mitarbeitersind frühere Mitarbeitervon “GS”, und die L<strong>ist</strong>e <strong>ist</strong>lang. Sogar in den USA wecktdiese Allgegenwart ehemaligerManager von Goldman Sachsin <strong>der</strong> Regierung Sorgen, und<strong>da</strong>s nicht nur bei <strong>der</strong> neidischenKonkurrenz. Wie <strong>ist</strong> es sonst zuerklären, <strong>da</strong>ss diese Bank, dieim Zentrum <strong>der</strong> außer Kontrollegeratenen Spekulationen <strong>der</strong>letzten Jahre stand, den gegenwärtigenSturm so unbeschadetüberstanden hat?”RusslandRussland fährt2008 Rekor<strong>der</strong>ntevon Weizen einRussland hat in diesem Jahrmit 63 Millionen Tonnen eineRekor<strong>der</strong>nte von Weizen eingefahren,teilte Russlands Agrarmin<strong>ist</strong>erAlexej Gordejew auf einerPressekonferenz in Moskaumit. „Davon entfielen 34 MillionenTonnen auf Brotgetreide,sechs Millionen Tonnen mehrals im Vorjahr.“ Zu den größtenGetreidelieferanten in Russlandzählten unter an<strong>der</strong>em die RegionenKrasno<strong>da</strong>r und Stawropol,die Gebiete Woronesch undRostow sowie die TeilrepublikTatarstan.Russland sei Gordejew zufolgein <strong>der</strong> Lage, den eigenen Be<strong>da</strong>rfan Getreide vollständig zudecken und einen Teil <strong>da</strong>von aufWeltmärkte zu exportieren. „ProKopf <strong>der</strong> Bevölkerung entfallenin Russland im Durchschnitt 0,8Hektar Ackerland, dreimal sohoch wie in <strong>der</strong> übrigen Welt.Somit könnte Russland bis zu450 Millionen Menschen ernähren“,sagte <strong>der</strong> Min<strong>ist</strong>er.RIA Novosti„Sollte man gerade jetzt inRussland investieren?“ Diese Fragestellen sich zurzeit viele export-orientiertedeutsche Mittelständler.Einerseits bekommt auch Russlanddie Folgen <strong>der</strong> Weltfinanzkrise zuspüren, an<strong>der</strong>erseits gilt <strong>da</strong>s größteLand <strong>der</strong> Erde nicht zuletzt <strong>da</strong>nk seinerBodenschätze als Wachstumsmarkt<strong>der</strong> ZukunftLag im Jahr 2000 <strong>da</strong>s deutschrussischeHandelsvolumen nochbei bescheidenen 13,5 MilliardenEuro, wird im Jahr 2008 voraussichtlichein Handelsvolumen von64 Milliarden Euro erzielt - eineVerfünffachung in nur acht Jahren.Deutschland <strong>ist</strong> mit einem Anteilvon zehn Prozent bereits RusslandsAußenhandelspartner Nummereins und will diese Position verteidigen.Über aktuelle Chancen und Risikeneines Engagements in Russlandinformiert am 11. November2008 die 3. Deutsch-RussischeMittelstandskonferenz in Stuttgart.Sie wird vom Ost-Ausschuss<strong>der</strong> Deutschen Wirtschaft gemeinsammit <strong>der</strong> Assoziation „DelowajaRossija“, <strong>der</strong> Deutsch-RussischenAuslandshandelskammer Moskauund <strong>der</strong> IHK Region Stuttgart ausgerichtet.Zur Eröffnung werden<strong>der</strong> baden-württembergische Min<strong>ist</strong>erpräsidentGünther Oettingerund Bundeswirtschaftsmin<strong>ist</strong>er MichaelGlos erwartet. Aus Russlandre<strong>ist</strong> unter an<strong>der</strong>em eine 60-köpfigeUnternehmerdelegation an, die vonWirtschaftsmin<strong>ist</strong>erin Elvira Nabiullinaangeführt wird.Im Anschluss an die gemeinsameEröffnungsveranstaltung folgtgegen 13.30 Uhr eine Podiumsdiskussionzu den aktuellen Perspektivenfür deutsche und russischeMittelständler. In Nachmittagspanelsstehen ab 15.30 Uhr die Bran-Flugzeugbau zu langsamRusslands Min<strong>ist</strong>erpräsidentWladimir Putin hat die Abschaffungvon Einfuhrzöllen auf ausländischeFlugtechnik nicht ausgeschlossen.„Die Zölle könntenfür Flugzeug-Modelle abgeschafftwerden, die nicht in Russland gebautwerden bzw. nicht geplantsind“, sagte Putin in einer Beratungzu Problemen <strong>der</strong> Produktion zivilerFlugzeuge in Uljanowsk an <strong>der</strong>Wolga. „Unsere Produktion bleibtdeutlich zurück. Wir schließen dieAbschaffung <strong>der</strong> Importzölle nichtaus, wenn unsere Produzenten auchweiter zu langsam arbeiten“, kritisiertePutin.RIA NowostiKarikatur - DeutschlandRussland - InvestitionenInvestitionschancen in Russland3. Deutsch-Russische Mittelstandskonferenz und Sibirientagam 11. und 12. November auf <strong>der</strong> Messe GlobalConnect in Stuttgartchenthemen Automotive/Zulieferer,Maschinenbau, Bauplanungund kommunale Dienstle<strong>ist</strong>ungen,Umwelt- und Energietechnik sowieGesundheitswirtschaft und Medizintechnikim Mittelpunkt.Die Deutsch-Russische Mittelstandskonferenzfindet in diesemJahr im Rahmen <strong>der</strong> Messe Global-Connect auf dem Gelände <strong>der</strong> NeuenMesse am Stuttgarter Flughafenstatt. Dort präsentieren sich über140 Aussteller mit Informationsständenrund um <strong>da</strong>s Thema Auslandsinvestitionen,<strong>da</strong>runter sin<strong>da</strong>uch Stände des Ost-Ausschussesund <strong>der</strong> Auslandshandelskammern.Die GlobalConnect hat sich vor allemdie Stärkung <strong>der</strong> Außenwirtschaftsaktivitätenvon mittelständischenUnternehmen auf die Fahnengeschrieben.Am 12. November schließt sichauf dem Messegelände ein Sibirien-Tagan die Mittelstandskonferenzan, mit vielen InformationenKurze NachrichtenGM und Ford bitten umStaatshilfenDetroit (dw) - Unter <strong>der</strong> Lastneuer Milliardenverluste wird diewirtschaftliche Lage für die US-Autobauer General Motors (GM)und Ford immer bedrohlicher.Weltweit baten beide Konzernebei Regierungen und auch bei <strong>der</strong>Europäischen Union nach milliardenschwerenStaatshilfen. Dies seieine <strong>der</strong> schwersten <strong>Krise</strong>n <strong>der</strong> Autoindustriein <strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong>, sagteGM-Chef Rick Wagoner. Ford-ChefAlan Mulally warnte, die <strong>Krise</strong> seitiefer als bisher erwartet. Ford erlittim dritten Quartal ein Minus vonfast drei Milliarden Dollar.Wirtschafts-Karikatur “Wiedenroths Vorbörse” zum Thema:IWF grundsätzlich gegen Staatshilfen für notleidende Banken - 1997, in AsienEine alte Wasserflasche kommt wie<strong>der</strong> zu Ehrenfür Investoren über diese aufstrebendeWirtschaftsregion innerhalb<strong>der</strong> Russischen Fö<strong>der</strong>ation. Hierzuwird eine 80-köpfige Delegationaus Sibirien erwartet, zu <strong>der</strong>auch <strong>der</strong> Vertreter des russischenPräsidenten in Sibirien, AnatoliKwaschnin, und mehrere Gouverneuregehören.Der Ost-Ausschuss <strong>der</strong> DeutschenWirtschaft führt jährlich eineVielzahl von Informationsveranstaltungen,Unternehmerreisen undKonferenzen in und über die Län<strong>der</strong>des östlichen Europa durch.Die Organisation mit Sitz in Berlinversteht sich als Kompetenzcenter<strong>der</strong> deutschen Wirtschaft für dieosteuropäischen und zentralasiatischenZukunftsmärkte. Aktuell gehörendem Ost-Ausschuss die großenWirtschaftsverbände und über100 för<strong>der</strong>nde Mitgliedsunternehmenan. Mehrheitlich handelt essich um mittelständische Betriebe.russland.ruDie deutschen Unternehmer kommen auch nach Uljanowsk an <strong>der</strong> WolgaFinanzkrise beschleunigtneue Ölpipeline vonRussland und ChinaRussland und China wolleneine neue Pipeline bauen, die russischesÖl von Sibirien nach Chinatransportieren soll. Im Beiseindes russischen Min<strong>ist</strong>erpräsidentenWladimir Putin und seines chinesischenKollegen Wen Jiabao unterzeichneten<strong>da</strong>s russische Pipeline-Unternehmen Transneft und <strong>der</strong>chinesische Energieriese CNPC inMoskau ein Abkommen über denBau einer Pipeline.Das Dokument legt die Prinzipiendes Baus und des Betriebs<strong>der</strong> Pipeline fest, <strong>da</strong>s vom Präsidentdes russischen UnternehmensTransneft, Nikolai Tokarew, undGeneraldirektor <strong>der</strong> chinesischenStaatsölkonzern CNPC, Jian Jemin,unterschrieben wurde. Sie sollvon <strong>der</strong> Stadt Skoworodino in Sibirienbis an die Grenze des Nachbarlandesführen. Die rund 70 Kilometerlange Röhre soll den Angabenzufolge eine Jahreskapazität von15 Millionen Tonnen Öl haben undzur noch im Bau befindlichen Sibirien-Pazifik-Pipelineführen, mit<strong>der</strong> Russland Öl nach China, Japanund Südostasien liefern will.Mit dem neuen Pipeline-Projektwill Moskau seine Öllieferungenan <strong>da</strong>s energiehungrige Chinaausweiten. Russland <strong>ist</strong> <strong>der</strong> zweitgrößteÖlexporteur <strong>der</strong> Welt, beiden Öllieferungen in die Volksrepubliksteht es bislang allerdingsnur an fünfter Stelle. Laut einer früherenMitteilung können die Bauarbeitenim Jahr 2008 aufgenommenwerden.russland.ruAutomobilbrancheAbsurdes aus Brüssel:Staatshilfenfür die AutobrancheMit Milliardenkrediten will dieEU-Kommission <strong>der</strong> europäischenAutoindustrie helfen, umweltfreundlicheAutos zu entwickeln. Eine absurdeIdee - findet Henrik Böhmein seinem KommentarEigentlich <strong>ist</strong> <strong>der</strong> September einguter Monat für Europas Autohändler.Normalerweise gilt er als absatzstarkerMonat. Doch normal <strong>ist</strong> <strong>der</strong>zeit garnichts mehr. Und so war <strong>der</strong> zurückliegendeSeptember <strong>der</strong> schlechteste seitzehn Jahren: Ein Absatzminus von achtProzent – <strong>da</strong>s wirkte beim EU-IndustriekommissarGünter Verheugen offenbarwie eine Alarmglocke. Und so wurde einseit Monaten geplantes Treffen mit Konzernchefs,Gewerkschaftern und Regierungsvertreternaus Europas wichtigstenAutolän<strong>der</strong>n medienwirksam zum“Autogipfel“ aufgeblasen.Schon im Vorfeld gab es ein bekanntesPhänomen zu bestaunen: Laufendie Geschäfte gut, <strong>da</strong>nn wird jedeVorschrift, die aus Brüssel kommt, alsTeufelszeug ver<strong>da</strong>mmt. Werden die Zeitenschlechter, <strong>da</strong>nn ruft die Industrienach staatlichen Hilfen. 40 MilliardenEuro sollten es schon sein, so postuliertees die Vereinigung europäischerAutoproduzenten. Schließlich würdedie Konkurrenz in den USA ebenfallsMilliarden Dollar an zinsgünstigen Kreditenbekommen, um grünere Autos zuentwickeln. Und tatsächlich hat sich dieEU-Kommission weichklopfen lassen:Man werde – so versprach es KommissionspräsidentBarroso - <strong>der</strong> Industriebei <strong>der</strong> Entwicklung umweltfreundlicherAutos unter die Arme greifen.Wer stopptden Unsinn?Spätestens hier kommt man ausdem Staunen nicht mehr heraus. Wiekann <strong>da</strong>s angehen? Einerseits verlangtBrüssel von den Autobauern, bis 2012den Ausstoß von Kohlendioxid kräftig zusenken. Vor allem die deutschen Hersteller,die ihr Geld hauptsächlich mitPS-starken Oberklasse-Wagen verdienen,laufen <strong>da</strong>gegen Sturm. Und jetztplötzlich soll es Geld aus europäischenTöpfen geben, um <strong>da</strong>s CO 2-Ziel zu erreichen?Wer stoppt diesen Unsinn?Staatshilfen für Europas Autoindustriesind absurd. Denn verglichen mit<strong>der</strong> Lage <strong>der</strong> US-amerikanischen Konkurrrenzstehen die Europäer immernoch gut <strong>da</strong>. Die Probleme von Daimler,Volvo, Fiat und Co sind hausgemacht.Die Entwicklung sparsamer Autos wurdejahrelang nur nebenher und halbherzigbetrieben. Die Absatzfl aute <strong>ist</strong> keineFolge <strong>der</strong> Finanzmarktkrise. Auf ihremHeimatmarkt stagniert beispielsweisedie deutsche Autoindustrie seit Jahrenschon. Man muss ihr zu Gute halten,<strong>da</strong>ss <strong>der</strong> Ruf nach Subventionen nieaus ihren Reihen kam.<strong>Krise</strong> als KatalysatorDie Branche steht europaweit voreiner schwierigen Phase. Sie erlebt nunaber keine desaströse <strong>Krise</strong>, son<strong>der</strong>neinen vorerst normalen konjunkturellenAbschwung. Keiner kann <strong>der</strong>zeit vorhersagen,wieviele Jobs auf <strong>der</strong> Streckebleiben werden. Doch die kommendenMonate, sie werden wie ein Beschleunigerwirken: Wer jetzt als Erster einesparsame, günstige und zukunftssichereTechnologie auf den Markt bringt,wird <strong>der</strong> große Gewinner sein.Natürlich heben die Franzosen jetztbeson<strong>der</strong>s selbstbewusst die Hand undsagen: Macht es doch einfach so wiewir: Deutschlands Nachbar för<strong>der</strong>t dieAnschaffung umweltfreundlicher Kleinwagenmit staatlichen Mitteln. Das Ergebniskann sich in <strong>der</strong> Tat sehen lassen:Der September war für FrankreichsAutobauer kein <strong>Krise</strong>nmonat. Sie verkauftenüber acht Prozent mehr Autos.Darüber sollte man wirklich mal nachdenken.Die Idee von Frankreichs PräsidentSarkozy allerdings, notleidendeAutokonzerne wie an<strong>der</strong>e wichtige Industriezweigeteilzuverstaatlichen, diesollte am besten ganz schnell beerdigtwerden. Die “Sozial<strong>ist</strong>ischen Staatenvon Europa“ - <strong>da</strong>s kann wirklich nieman<strong>der</strong>nsthaft wollen.dw-world.de


Neues Leben - November 2008 5GesellschaftSlowakei - Verkehr“Null Promille” in<strong>der</strong> Slowakei - Alkohol-Toleranz abgelehntBratislava (dpa) - Autofahrerin <strong>der</strong> Slowakei müssen sichauch künftig an ein absolutes Alkoholverbotam Steuer halten.Das Parlament in <strong>der</strong> HauptstadtBratislava lehnte am 30. Oktobereinen Gesetzesvorschlag vonGesundheitsmin<strong>ist</strong>er RichardRasi ab. Der Politiker hatte gefor<strong>der</strong>t,eine Toleranzmenge von0,5 Promille Alkohol im Blut außerStrafe zu stellen. Stattdessensoll nun weiter die “Null-Promille”-Regel gelten. Für dieAbgeordneten selbst hat <strong>der</strong> Beschlussallerdings keine unmittelbareWirkung. Zwar gilt <strong>da</strong>sAlkoholverbot prinzipiell auchfür sie. Aufgrund ihrer parlamentarischenImmunität dürfen dieVolksvertreter im Unterschied zuNormalbürgern aber einen Alkoholtestverweigern. In <strong>der</strong> Slowakeiwaren zuletzt mehrere prominentePolitiker, die mutmaßlichunter Alkoholeinfluss standen,in Unfälle verwickelt und hatten<strong>da</strong>mit für Empörung in Medienund Internet-Foren gesorgt.Kamerun - PiratenPiraten entern Schiffvor Kamerun - SechsFranzosen als GeiselnParis (dpa) - Seeräuber habenvor <strong>der</strong> Küste Kameruns einSchiff des Energiekonzerns Totalgeentert und zehn Besatzungsmitglie<strong>der</strong>entführt. Unter denGeiseln seien sechs Franzosen,teilte <strong>da</strong>s französische Außenmin<strong>ist</strong>eriumam 31. Oktober in Parismit. Die bewaffneten Männerwaren nach Angaben des SchiffseignersBourbon gegen Mitternachtan Bord des Schleppersgeklettert, <strong>der</strong> sich in <strong>der</strong> Näheeines Ölfelds befand. Wenig späterflüchteten sie mit den Geiselnin Schnellbooten.Zunächst war von siebenfranzösischen Geiseln die Redegewesen. Außerdem wurden vierAfrikaner entführt. Das Boot warim Auftrag des Ölkonzerns Totalauf einem Ölfeld vor <strong>der</strong> zentralafrikanischenWestküste unterwegs.Ägypten - KriminalitätVier Ägypter legen ihreSchwester wie einenHofhund an die KetteKairo (dpa) - In Ägyptensind vier Brü<strong>der</strong> verhaftet worden,weil sie ihre erwachseneSchwester wie einen Hofhun<strong>da</strong>n die Kette gelegt haben. DieKairoer Tageszeitung “Al-MasryAl-Yom” berichtete unter Berufungauf die Polizei, die Männerim Alter zwischen 36 und56 Jahren hätten ihre 44 Jahrealte Schwester mit Eisenkettenan den Beinen neben dem Hausangebunden. Die Frau bekamnur trockenes Brot und Käse zuEssen und musste unter freiemHimmel schlafen. Nach zweiMonaten gelang ihr schließlichdie Flucht. Die Brü<strong>der</strong>, die ineinem Dorf <strong>der</strong> Provinz Sohagsüdlich von Kairo leben, erklärtennach ihrer Verhaftung, siehätten ihre geschiedene Schwester<strong>da</strong>von abhalten wollen, ständigzum Haus ihres Ex-Manneszu laufen. Der Mann, mit demsie eine gemeinsame Tochter hat,hatte sich von ihr scheiden lassenund erneut geheiratet.Obwohl wir Tuareg sesshaft werden,legen wir unsere Kultur nichtab. Von Mano AghaliDurch die Auswirkungen <strong>der</strong>Klimaverän<strong>der</strong>ung auf Weideplätzeund Viehbestand sehen die Nomadenvölkerin Niger ihre traditionelleLebensweise in ihren Grundfestener schüttert. Über Jahrhun<strong>der</strong>tehaben sie eine einzigartige Kulturentwickelt, die ein Überleben in<strong>der</strong> Wüste Sahara ermöglicht. DasDrome<strong>da</strong>r, ein an trockene Regionenund spärliches Futter angepasstesTier, <strong>ist</strong> <strong>der</strong> wichtigste Begleiter<strong>der</strong> Nomaden. Sein Lebensraumwächst mit <strong>der</strong> zunehmenden Trokkenheit- wie schon seit Beginn <strong>der</strong>chr<strong>ist</strong> lichen Zeitrechnung, als es in<strong>der</strong> Sahara Einzug hielt.Seit zwei Jahrzehnten beobachtenwir, <strong>da</strong>ss sich seine Bedeutungfür die Gesellschaft än<strong>der</strong>t. Nutztenwir es früher hauptsächlich alsReit- o<strong>der</strong> Lasttier, so <strong>ist</strong> es heutefür Milchproduktion und Landbestellungvon größtem Nutzen.Schädlinge aus den Oasengärtenund unsicherere klimatische Bedingungenscheinen die Verbreitungneuer Viehkrankheiten zubegünstigen, die zu einer erhöhtenSterblichkeit <strong>der</strong> Tiere führen.Früher variierten die Größen <strong>der</strong>Herden je nach Reichtum <strong>der</strong> Familie.Es gab Familien, die 50 bis100 Drome<strong>da</strong>re besaßen. Heute hatdie Zahl <strong>der</strong> Drome<strong>da</strong>re pro Familiedeutlich abgenommen, vieleNomaden besitzen nicht mehr alsfünf Tiere. Dadurch verän<strong>der</strong>t sichdie Lebensweise <strong>der</strong> Nomaden: Sieziehen weniger durch die Wüste;die Zahl <strong>der</strong> Karawanen hat abgenommen.Folglich gibt es wenigerEinkommensmöglichkeiten für sie.Die Viehhaltung nomadischerHirtengesellschaften zeichnet sichdurch eine extensive Nutzung <strong>der</strong>Ressourcen aus. Grasen jedoch zuKultur <strong>der</strong> NomadenWie wir bleiben, was wir sindDie Tuareg-Nomaden legen ihre Kultur nicht abSeit Monaten <strong>ist</strong> die Nordhälftevon Niger Kriegsgebiet, doch imLand wird über die Revolte <strong>der</strong> Tuareg-Nomadenin <strong>der</strong> Sahara-Wüstenur leise gesprochen. Foto: apbegrenzt sind. Dies zwingt sie zueinem hohen Maß an Mobilität, <strong>da</strong>sie stets den verfügbaren FutterundWasserquellen folgen müssen.Dieser Stand <strong>der</strong> Dinge sollte zueiner Erforschung und För<strong>der</strong>ungvon Viehhaltungspraktiken anregen,die ihre Impulse vom Wissen<strong>der</strong> indigenen Bevölkerung erhaltenund die Umwelt bewahren.Als Tuareg stelle ich mir dieFrage, ob wir uns an diese Verän<strong>der</strong>ungenanpassen können, ohneunsere kulturelle Identität zu verlieren.Wesentliche Elemente unsererKultur übernehmen wir vonunseren Eltern. Ich selbst bin inDas ruhige Abendessen in <strong>der</strong> Sahara-Wüsteviele Tiere auf zu geringem Weidegrund,so wird dieser übernutzt. aufgewachsen, wo die Einwoh-<strong>der</strong> Nähe einer Oase geboren undDesertifikation <strong>ist</strong> die Folge. Dazu ner Viehzucht und Gemüseanbaukommt die Umwandlung von großenWeidearealen in Ackerland. Die Schule, half meinen Eltern im Gar-betreiben. Als Kind ging ich zurNomaden haben nicht mehr genügendLand für ihre Tiere und müsgenund Drome<strong>da</strong>re. Das Lebenten und bei <strong>der</strong> Aufzucht <strong>der</strong> Ziesensesshaft werden. Die Ausweitung<strong>der</strong> Fel<strong>der</strong> führt zu Konflikten ten hart arbeiten. Nach meinemwar einfach, und wir Kin<strong>der</strong> muss-zwischen Bauern und Nomaden. Grundschulabschluss ging ich aufKonsequenzen des Klimawandels eine weiterführende Schule in <strong>der</strong>für <strong>da</strong>s Leben <strong>der</strong> Nomaden sind Stadt. Das war eine große Verän<strong>der</strong>ungfür mich, denn es handeltefolglich die Tendenz zur Sesshaftwerdung,die unaufhörlich steigendeViehsterblichkeit und massive Zusammentreffen mit <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>-sich um eine Uranabbaustadt. DasLandflucht vor den immer schwierigerwerdenden Lebensbedingun-Die Entdeckung von LeitungsnenWelt war ein harter Schock.gen wasser, Elektrizität, Kino undḊennoch bleibt die Viehzucht Fernsehen hat mich stark geprägt.unbestritten die wichtigste wirtschaftlicheAktivität unter den ex-Nomadenkin<strong>der</strong> aus meiner Hei-Glücklicherweise waren <strong>da</strong> an<strong>der</strong>etremen klimatischen Bedingungen matregion. Wir haben uns zu einerGemeinschaft zusammenge-<strong>der</strong> Trockenheit. So können dieNomadenvölker in geografischen schlossen, um den Verän<strong>der</strong>ungenRandzonen leben - in denen die und dem neuen Alltag gemeinsamökonomischen Möglichkeiten oft die Stirn bieten zu können. Ich binTuareg-Nomaden in <strong>der</strong> Sahara-Wüsteheute, nach einem Hochschulstudium,ein mo<strong>der</strong>ner Tuareg, <strong>der</strong> seineSprache, Kleidung und Lebensweisebewahrt hat.Das Leben meiner Eltern warbescheiden. Die Familien lebtenin Zelten. Heute bauen wir Häuseraus Lehm - wir lassen uns also <strong>da</strong>uerhaftnie<strong>der</strong>. Ein Teil <strong>der</strong> Familiekann dennoch mit den Tieren zuWeideflächen ziehen. Auch <strong>da</strong>s <strong>ist</strong>eine Form des Nomadenturns. Wasmir am me<strong>ist</strong>en fehlt, <strong>ist</strong> die Weite,die eine wesentliche Dimension fürdie ge<strong>ist</strong>ige Entfaltung des Tuareg<strong>ist</strong>. Was die Mo<strong>der</strong>nität betrifft, so<strong>ist</strong> <strong>der</strong> Zugang zu sauberem Wasserzu begrüßen und die Schule, die esden Kin<strong>der</strong>n ermöglicht, Wissen inallen Bereichen zu erlangen, sowiedie Demokratie.Wenn ein Tuareg sich außerhalbseiner Heimat aufhält, <strong>ist</strong> ergezwungen, sich an die neue Situationanzupassen. Er kann <strong>da</strong>bei einpaar seiner Gepflogenheiten verän<strong>der</strong>n,<strong>da</strong>s Wesentliche seiner Kultur- seine Sprache, seine Kleidung undseine Erziehung - behält er bei.Mano Aghali wurde 1966 ineinem Nomadenlager in <strong>der</strong> Nähe<strong>der</strong> Oase Timia in Niger geboren.Gegen den Willen seiner Eltern<strong>ist</strong> er mit sieben Jahren aus eigenemWunsch eingeschult wordenund hat später Wirtschaftswissenschaftenin Cotonue/Benin studiert.1998/99 war er von den VereintenNationen mit <strong>der</strong> Reintegration <strong>der</strong>Ex-Tuaregrebellen in die nigrischeArmee und Gesellschaft beauftragt.Seit 1999 <strong>ist</strong> er Präsident <strong>der</strong> NROHED-Tamat und unterstützt denKampf <strong>der</strong> Tuareggemeinschaftengegen die Armut und für dezentralisiertedemokratische Strukturen.Seit 2004 <strong>ist</strong> er einer <strong>der</strong> wenigenTuareg-Abgeordneten im nigrischenParlament und gleichzeitigAbgeordneter im PanafrikanischenParlament in Sü<strong>da</strong>frika.„Kulturaustausch“Tuareg-Nomaden:Die legendären „blauenRitter <strong>der</strong> Wüste“Wie eine Fata Morgana warensie aufgetaucht, tief verhüllt in ihreblauen Schleier, beinahe lautlos anunserem Wagen <strong>vorbei</strong>galoppiert -und hinter <strong>der</strong> nächsten Bergflankeverschwunden. So blitzartig musstensich früher die Überfälle <strong>der</strong>„Wüstenritter“ abgespielt haben,<strong>da</strong>chte ich <strong>da</strong>mals im Winter 1989nach meiner ersten Begegnung mitden Tuareg....Mehr unter: www.gsund.netLebe bescheidenwie ein BaumStehe festwie ein BaumWachse hochwie ein BaumStrebe beständigwie ein BaumSei kraftvollwie ein BaumBiete Schutzwie ein BaumSpende Schattenwie ein BaumTrage Früchtewie ein BaumSterbe aufrechtwie ein BaumJörg ZinkLebensweisheit<strong>Geschichte</strong>„Anonyma“Anlässlich des bundesweit inden Kinos anlaufenden Spielfilms„Anonyma“, erklärt <strong>der</strong> Vorsitzende<strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Vertriebenen,Flüchtlinge und Aussiedler <strong>der</strong>CDU/CSU-Bundestagsfraktion,Jochen-Konrad Fromme MdB:Erstmals wird <strong>da</strong>s Phänomen<strong>der</strong> Massenvergewaltigungen amEnde des Zweiten Weltkrieges ineinem deutschen Spielfi lm thematisiert,<strong>der</strong> auf dem gleichnamigen Erfolgsbuch„Anonyma“ basiert. Damitwerden - 63 Jahre nach Kriegsende- Schicksal und Scham <strong>der</strong> Hun<strong>der</strong>ttausendenvon betroffenen Frauen in<strong>der</strong> gesamtdeutschen Öffentlichkeitwahrgenommen und anerkannt.Der Film stützt sich auf die Tagebuchaufzeichnungenvon MartaHiller, die bis zu ihrem Tod 2001 alsAutorin anonym gebliebenen war.Die ehemalige Berliner Journal<strong>ist</strong>in<strong>ist</strong> die einzige Frau, welche aus eigenemErleben über die bis heuteüberwiegend tabuisierten Vergewaltigungendeutscher Frauen durchSol<strong>da</strong>ten <strong>der</strong> Roten Armee 1945 berichtethat. In <strong>der</strong> sowjetischen Besatzungszonewaren Schändungenvon Frauen bis 1947 alltägliche Realität.H<strong>ist</strong>oriker gehen von bis zu zweiMillionen Opfern, <strong>da</strong>runter auch Kin<strong>der</strong>und Greisinnen, aus.Ihr Tagebuch stellt deshalb eineinzigartiges h<strong>ist</strong>orisches Dokument<strong>da</strong>r, <strong>da</strong>s weltweit Aufsehen erregteund nach seiner deutschen Neuauflageim Jahre 2003 alle Bestsellerl<strong>ist</strong>enstürmte. Es <strong>ist</strong> <strong>da</strong>her überfällig,nach dem Filmstart eine bisher fehlendeh<strong>ist</strong>orisch-kritische Ausgabedes Tagebuches zu veröffentlichen!Die Universität Greifswald startetjetzt eine großangelegte Studiemit Frauen aus Vorpommern, Mecklenburgund Berlin-Brandenburg, dieOpfer von Kriegsvergewaltigungenwurden. Ziel <strong>der</strong> Untersuchung <strong>ist</strong>es, die psychischen Spätfolgen betroffenerFrauen besser beurteilen zukönnen und geeignete Behandlungsmethodenzu entwickeln. InteressierteFrauen können sich über <strong>da</strong>s Studienhandy0176- 87254306 für eineBefragung anmelden.Ines Roehm, Gruppe <strong>der</strong> Vertriebenen,Flüchtlinge und Aussiedler<strong>der</strong> CDU/CSU-Fraktion im DeutschenBundestag. www.cducsu.deSpanien“El País”: Der Westenmuss Krieg in Zentralafrikaverhin<strong>der</strong>nMadrid (dpa) - Zur Verschärfungdes Kongo-Konflikts schreibt dielinksliberale spanische Zeitung “ElPaís” (Madrid):“Die Westmächte müssen verhin<strong>der</strong>n,<strong>da</strong>ss in <strong>der</strong> konfl iktreichsten RegionAfrikas ein neuer Krieg ausbricht.Vor fünf Jahren war im Kongo einer <strong>der</strong>verheerendsten Kriege des 20. Jahrhun<strong>der</strong>tsoffi ziell für beendet erklärt worden.Nun deutet alles <strong>da</strong>rauf hin, <strong>da</strong>ss<strong>da</strong>s Grauen wie<strong>der</strong> von vorne beginnt.Kinshasa wirft dem Nachbarland Ruan<strong>da</strong>vor, die Tutsi-Rebellen im Osten desKongos zu unterstützen. Auf <strong>der</strong> Gegenseitegewährt <strong>der</strong> Kongo Hutu-MilizenUnterschlupf, die gegen <strong>da</strong>s Regime inKigali sind. Nur die USA und Großbritannien,Ruan<strong>da</strong>s wichtigste Verbündete,sind in <strong>der</strong> Lage, den Ausbruch einesneuen Kriegs in Zentralafrika zu verhin<strong>der</strong>n.Sie müssen Präsident Paul Kagameunter Druck setzen.


6 November 2008 - Neues LebenAussiedlerPressespiegelW a s und w i e haben deutschsprachigeZeitungen über Deutscheaus Russland berichtet? Eine Ornis-Auswahl vom 20. bis 26. Oktober„Kaum nochZuwan<strong>der</strong>ung nachDeutschland“Berlin - „Bei den Kin<strong>der</strong>n in Nordrhein-Westfalenvon null bis sechsJahren haben 38 Prozent eine Zuwan<strong>der</strong>ungsgeschichte.Diese Kin<strong>der</strong>werden in 20 Jahren unser Landtragen. Wären sie nicht <strong>da</strong> und würdensie nicht geför<strong>der</strong>t, <strong>da</strong>nn wärendie Probleme unserer älter werdendenGesellschaft noch größer“, sagte<strong>der</strong> nordrhein-westfälische Integrationsmin<strong>ist</strong>erArmin Laschet (CDU)in einem Gespräch mit <strong>der</strong> »Welt«vom 26. Oktober. Anlass des Interviewswar die ‚Metropolis-Konferenz‘in Bonn, zu <strong>der</strong> Laschet 800 Expertenaus aller Welt eingeladen hatte,um über globale Wan<strong>der</strong>bewegungen,Entwicklungspolitik, Integrationund demografi sche Entwicklung zudebattieren.De facto gebe es in Deutschlandkaum mehr Zuwan<strong>der</strong>ung, führte<strong>der</strong> Min<strong>ist</strong>er weiter aus: „Wir habenden niedrigsten Stand von Asylbewerbernseit 30 Jahren, Spätaussiedlerkommen so wenige, <strong>da</strong>ss wirdie Aufnahmestelle Unna-Massenbald schließen werden.“ Die renommierte‚Metropolis-Konferenz‘ fi ndetzum ersten Mal in Deutschland statt.Dies habe auch eine Symbolwirkung„nach Jahrzehnten <strong>der</strong> kollektivenRealitätsverweigerung im Blick aufIntegration und Zuwan<strong>der</strong>ung“.Aussiedlerbeiratbleibt bestehenRegensburg - Der 22. Oktoberwar ein denkwürdiges Datum,schreibt die »Mittelbayerische« einenTag später. Sieben von neunstimmberechtigten Mitglie<strong>der</strong>n desRegensburger Aussiedlerbeiratshätten sich im Alten Rathaus für dieBeibehaltung ihres Gremiums ausgesprochen.Damit sei <strong>der</strong> neu gewählteSPD-Bürgerme<strong>ist</strong>er JoachimWolbergs mit seinem Projekt ‚Integrationsbeirat‘gescheitert, in demer Auslän<strong>der</strong> und Aussiedler zusammenführenwollte. Begründet hatte erseinen Vorschlag mit dem Hinweis,in erster Linie seien Bildung, Spracheund soziale Herkunft bei <strong>der</strong> Integrationzu berücksichtigen; die ethnischeHerkunft <strong>der</strong> Zuwan<strong>der</strong>er seinachrangig.Die Debatte um die geplante Auflösungdes Aussiedlerbeirats habeden Physiker Arthur Bechert von <strong>der</strong>Landsmannschaft <strong>der</strong> Deutschen ausRussland aus dem inneren Gleichgewichtgebracht, berichtet die Zeitungweiter. Er habe Wolbergs als Scheinheiligenund Berufsanfänger bezeichnet,<strong>der</strong> die schlimmsten Fehler mache,die man als Novize im Amt nurbegehen könne. Die Vertreter <strong>der</strong> an<strong>der</strong>enGruppierungen hätten „diesenAusfall“ allerdings nicht gebilligt.„Überwältigen<strong>der</strong> Erfolg“für russlanddeutscheAusstellungHochsauerlandkreis - Die Wan<strong>der</strong>ausstellung‚Volk auf dem Weg‘über <strong>Geschichte</strong> und Gegenwart <strong>der</strong>Deutschen aus Russland wird imHochsauerlandkreis bis zum 9. Novemberverlängert. Damit reagiertendie Organisatoren auf die großeNachfrage, berichtet die Webseite»Dorfi nfo« am 25. Oktober. Seit dem18. August <strong>ist</strong> die Ausstellung in zehnStädten und Gemeinden des Landkreisesgezeigt worden. Unter an<strong>der</strong>emhaben sich über 3.000 Schülerdurch die Schau führen lassen un<strong>da</strong>uch am umfangreichen pä<strong>da</strong>gogischenBegleitprogramm teilgenommen.Die beiden Projektleiter JakobFischer und Josef Schleicher bezeichnetenden Erfolg ihrer Ausstellungals „überwältigend“.Quelle:http://www.ornispress.de/Mit dem RusslanddeutschenKulturpreis ehrt <strong>da</strong>s Land Baden-Württemberg alle zwei Jahre russlanddeutschePersönlichkeiten, diemit ihrem herausragenden künstlerischenWirken die Kultur <strong>der</strong>Deutschen aus Russland bereicherthaben. In diesem Jahr zeichneteInnenmin<strong>ist</strong>er Heribert Rech bei einemFestakt im Stuttgarter NeuenSchloss zwei Filmschaffende undeine Tanzformation ausStuttgart, im Oktober 2008- Den mit 5.000 Euro dotiertenHauptpreis erhielt Irene Langemannfür beson<strong>der</strong>e Le<strong>ist</strong>ungen alsDrehbuchautorin und Regisseurin.Mit einem För<strong>der</strong>preis wurde AnnaHoffmann für ihr filmisches Schaffenausgezeichnet. Eine Ehrengabeging an <strong>da</strong>s Tanzensemble „Birkenhain“für die Popularisierung desrusslanddeutschen Brauchtums aufBühnen im In- und Ausland.In den Kategorien BildendeKunst, Literatur, Musik und DarstellendeKünste sind in den zurückliegendenJahren bereits herausragen<strong>der</strong>usslanddeutscheKünstler ausgezeichnet worden.Der Russlanddeutsche Kulturpreis<strong>ist</strong> nicht zuletzt auch ein Zeichen<strong>der</strong> Verbundenheit des Landes Baden-Württembergmit <strong>der</strong> russlanddeutschenBevölkerungsgruppe,die bis ins 18. Jahrhun<strong>der</strong>t zurückreicht.Irene LangemannDie 49-jährige Russlanddeutschestammt aus Issilkul/GebietOmsk. Ihre erste journal<strong>ist</strong>ischeAktivität begann sie als Jungkorrespondentin<strong>der</strong> deutschsprachigenZeitung „Neues Leben“ in Moskau.Langemann studierte Schauspielund German<strong>ist</strong>ik an <strong>der</strong> Schtschepkin-TheaterhochschuleinMoskau und machte sich als Lyrikerinund Dramaturgin schon inRussland einen Namen. Als <strong>da</strong>sRepublikanische Deutsche Schauspieltheater1980 gegründet undin Temirtau/Kasachstan auftrat,gehörte Langemann eine Zeitlangzum Ensemble. Ihre Stücke „HabKulturRusslanddeutscher KulturpreisZeichen <strong>der</strong> Verbundenheit mit den Deutschen aus RusslandAnfang S.3übernehmen. Auch eine - vermutlichzeitraubende - zwischenstaatlicheRegelung war ins Auge gefasstworden. Nun sieht es <strong>da</strong>nach aus,<strong>da</strong>ss für die Bewohner <strong>der</strong> Strelna-Häuser alsbald eine befriedigendeRegelung gefunden wird.Frank Willenberg, Min<strong>ist</strong>erialdirigentim Bundesinnenmin<strong>ist</strong>erium,<strong>der</strong> die Tagung <strong>der</strong> Regierungskommissionvorbereitet hat,rechnet <strong>da</strong>mit, <strong>da</strong>ss die politischenGespräche des Aussiedlerbeauftragten<strong>der</strong> Bundesregierung, Chr<strong>ist</strong>ophBergner, im November in St.Petersburg <strong>da</strong>zu führen werden,<strong>da</strong>ss <strong>der</strong> einseitige Rechtsakt <strong>der</strong>Stadt St. Petersburg möglichst bal<strong>der</strong>lassen werden kann.Die 14. Kommissionssitzung inBerlin unterstrich die Absicht bei<strong>der</strong>Seiten, den Umfang deutschrussischerGemeinschaftsaktivitätenzugunsten <strong>der</strong> deutschenBevölkerungsgruppe auszuweitensowie bei <strong>der</strong> Projektauswahl undin Verfahrenfragen für mehr Transparenzzu sorgen.In Sachen Finanzen haben diebeiden Sitzungsleiter - auf russischerSeite <strong>der</strong> stellvertretendeMin<strong>ist</strong>er für RegionalentwicklungDie Pre<strong>ist</strong>rägerinnen Anna Hoffmann(links) und Irene LangemannFoto: Hans Kampenoft im Kreise <strong>der</strong> Lieben...“, „Hänselund Gretel“ fanden einen festenPlatz im Spielplan.Zurück in Moskau arbeitete sieam Theaterstudio „Nasch teatr“(zuletzt als Leiterin und Dramaturgin)im Moskauer Gebietstheater.Sie war erfolgreich als Schauspielerin,Regisseurin und Theaterautorinan verschiedenen russischenBühnen, übersetzte deutsche Belletr<strong>ist</strong>ikins Russische und arbeiteteals Mo<strong>der</strong>atorin für <strong>da</strong>s deutscheProgramm des russischen Fernsehens.Außerdem veröffentlichteIrene Langemann Kin<strong>der</strong>erzählungen,Gedichte und Bühnenstückein deutscher Sprache, unter an<strong>der</strong>emin <strong>der</strong> Zentralzeitung „NeuesLeben“ und im Literaturalmanach„Heimatliche Weiten“.Seit 1990 lebt die Russlanddeutschein Köln. Bis 1996war sie Fernsehre<strong>da</strong>kteurin bei<strong>der</strong> Deutschen Welle, <strong>da</strong>nach freieRegierungMaxim A. Trawnikow, auf deutscherSeite <strong>der</strong> ParlamentarischeStaatssekretär und AussiedlerbeauftragteChr<strong>ist</strong>oph Bergner - auchdie Finanzkrise angesprochen, von<strong>der</strong> die Russische Fö<strong>der</strong>ation ebenfallsnicht verschont geblieben <strong>ist</strong>.Trawnikow gab sich zuversichtlich,<strong>da</strong>ss <strong>der</strong> Umfang <strong>der</strong> zugesagtenMittel für die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong>russlanddeutschen Bevölkerungsgruppeeingehalten werden kann.Von beson<strong>der</strong>er Bedeutung fürdie deutsch-russische Zusammenarbeitsind die Partnerschaften, dierusslanddeutsche Organisationenmit Verbänden <strong>der</strong> Landsmannschaftin Deutschland eingehen.Bei einem Forum <strong>der</strong> Begegnungsstättenvor einem Jahr in Moskauwar <strong>da</strong>s Thema nicht nur erörtertworden, erste Abkommen wurdengeschlossen und erste Austauschprojektehaben inzwischen stattgefunden.Mehr noch: „Wir begrüßendie Aufnahme partnerschaftlicherBeziehungen sehr“, sagt Frank Willenbergvom Bundesinnenmin<strong>ist</strong>erium,„und wir wollen die Partnerschaft<strong>da</strong>durch aufwerten, <strong>da</strong>ss wir<strong>da</strong>s Anliegen <strong>der</strong> gesellschaftlichenOrganisationen unterstützen unddieses Thema in den PetersburgerFilmemacherin für verschiedeneFernsehsen<strong>der</strong>. Die Regisseurinporträtiert gern Menschen mitgebrochenen Biographien, häufigGrenzgänger zwischen Län<strong>der</strong>n,Kulturen und Sprachen. Etwa denbrasilianischen Starpian<strong>ist</strong>en JoaoCarlos Martins („Die Martins-Passion“,2004) o<strong>der</strong> den in Los Angeleslebenden deutschen FotografenGerd Ludwig („Die Seele berühren...“,2002).Viele ihrer Dokumentarfilmesind international ausgezeichnetworden. 2001 erhielt sie in SanFrancisco den Golden Gate Awardfür den Film „Russlands Wun<strong>der</strong>kin<strong>der</strong>“.Der Film „Lale An<strong>der</strong>sen- Die Stimme <strong>der</strong> Lili Marleen“(2001) wurde mit dem Grand Prixfür den besten ausländischen Dokumentarfilmund weiteren Preisenausgezeichnet. Ihr jüngster Film„Rubljowka“ <strong>ist</strong> eine Momentaufnahme<strong>der</strong> Moskauer Gesellschaft,wie sie nur jemand erfassen kann,<strong>der</strong> zugleich Abstand wie Nähe zurpostsowjetischen Kultur hat.Anna HoffmannDie 1980 in Kasachstan geboreneund in Ludwigsburg lebendeKünstlerin Anna Hoffmann stelltmit ihrem an <strong>der</strong> FilmakademieBaden-Württemberg entstandenenDokumentarfilm „Welche Richtunggeht’s nach Hause?“ Fragen nach<strong>der</strong> Identität <strong>der</strong> Russlanddeutschen.Im September 2007 wurde<strong>der</strong> deutschen Regie-Studentin fürdiesen Film <strong>der</strong> kasachische Filmpreisin <strong>der</strong> Kategorie Dokumentarfilmverliehen. Der Film thematisiertdie <strong>Geschichte</strong> ihrer eigenenFamilie, die Anfang <strong>der</strong> neunzigerJahre nach Deutschland auswan<strong>der</strong>te.Heute studiert die 28-Jährigean <strong>der</strong> Filmakademie LudwigsburgRegie.Der Dokumentarfilm war fürsie auch die Aufarbeitung <strong>der</strong> eigenenVergangenheit. „Ich musstedieses Thema irgendwann aufgreifen.Man kommt zu nichts, bevorman nicht die eigenen Themenaufgearbeitet hat“, so die angehen-Mehr Austausch - mehr Partnerschaft14. Deutsch-Russische Regierungskommission tagte in BerlinDialog einbringen.“ Bei <strong>der</strong> diesjährigenKommissionssitzung hatzum ersten Mal ein Vertreter <strong>der</strong>Landsmannschaft <strong>der</strong> Deutschenaus Russland teilgenommen, die inStuttgart ihren Sitz hat.Die erste Sitzung <strong>der</strong> Deutsch-Russischen Regierungskommissionhatte im April 1992 in Bonnstattgefunden. Ein Teil des Aufgabenkatalogs,den sich beide Seitenin einer zwischenstaatlichen Vereinbarung<strong>da</strong>mals auferlegt hatten,<strong>ist</strong> inzwischen erledigt o<strong>der</strong> von <strong>der</strong>politischen Entwicklung überholtworden. So steht beispielsweiseanstelle von Wirtschaftshilfen heutedie Unterstützung zur Wahrung<strong>der</strong> kulturellen Identität im Vor<strong>der</strong>grund.Daher denken die Verhandlungspartner<strong>der</strong>zeit über neueSchwerpunkte nach und halten einenneuen Vertrag über die künftigeZusammenarbeit für erfor<strong>der</strong>lich.Im Kommuniqué <strong>der</strong> jüngstenSitzung heißt es, man beabsichtigemöglichst bald gemeinsame Konsultationen,„in <strong>der</strong>en Verlauf dieTerminologie und die Richtungen<strong>der</strong> Erweiterung des Man<strong>da</strong>ts <strong>der</strong>Kommission erörtert werden“.ornis-press.dede Filmregisseurin. „Mir war auchnicht bewusst, <strong>da</strong>ss dieses Themaeigentlich in fast je<strong>der</strong> Familie hierimmer noch eine so große Rollespielt. Fast je<strong>der</strong> kennt jemanden,<strong>der</strong> nach Deutschland ausgewan<strong>der</strong>t<strong>ist</strong>, und immer noch wollenjunge Menschen um jeden Preisnach Europa. Dass die Realität fürdie Russlanddeutschen im Westenoft aber ganz an<strong>der</strong>s aussieht, gehthier unter.“Tanzensemble„Birkenhain“Das 2004 gegründete Tanzensemble„Birkenhain“ mit seinerLeiterin Nadja Fuchs stammt ausOberfranken. Die Gruppe bestehtaus jungen Leuten, die aus demdeutschen Dorf Podsosnowo („<strong>da</strong>sDorf unter den Kiefern“) in <strong>der</strong>westsibirischen Kulun<strong>da</strong>-Steppestammen. Das Ensemble hält dieVolkstänze und <strong>da</strong>s Brauchtum, diein <strong>der</strong> deutschen Siedlung in Sibiriengepflegt wurden, lebendig undvermittelt sie <strong>der</strong> deutschen Öffentlichkeit.Zu sehen war „Birkenhain“unter an<strong>der</strong>em bei Bundestreffen<strong>der</strong> Deutschen aus Russland 2004(Karlsruhe) und 2007 (Wiesbaden),bei Tagen <strong>der</strong> RusslanddeutschenKultur in Berlin (2007) sowie beimJahrmarkt <strong>der</strong> Kulturen Bad Salzuflen(2008).Einen beson<strong>der</strong>en Stellenwertin <strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong> des Ensemblesnimmt die Gastspielreise zum Jahreswechsel2007/2008 nach Argentinienein. Hier hat man den dortlebenden Russlanddeutschen vielaus <strong>Geschichte</strong> und TraditionenWestsibiriens und natürlich auchDeutschlands berichten können –mit überwältigen<strong>der</strong> Resonanz.Nina Paulsen, ornis-press.deLesermeinungMarcus, 27.10.2008 17:34:26:Es <strong>ist</strong> sehr schön über Neuesvon <strong>der</strong> russlanddeutschen Kulturzu lesen. Danke für diesen Artikel.Bei dieser Gelegenheit möchteich auch die Internetseite www.volga-germans.neterwähnen, ein neuesPortal, <strong>da</strong>s ebenso die Kultur <strong>der</strong>deutschen Min<strong>der</strong>heit aus den GUSStaaten unterstützt.JubiläumRussisch-deutschesBegegnungszentrumbei Sankt PetersburgerKircheSankt Petersburg (ORNIS) -Fond „Russisch-deutsches Begegnungszentrumbei Sankt PetersburgerKirche“, dessen Tätigkeitauf die Aufbewahrung <strong>der</strong> Sittenund Bräuche <strong>der</strong> Deutschen Russlands,die Weiterentwicklung ihrerethnischen Identität, sowie dieErforschung kulturell-h<strong>ist</strong>orischerKontakte zwischen Deutschlandund Russland gerichtet <strong>ist</strong>, feiertam 7. November sein 15-jährigesBestehen.Als Teilnehmer des festlichenEreignisses kommen in die nördlicheHauptstadt Russlands <strong>der</strong> AussiedlerbeauftragteChr<strong>ist</strong>oph Bergner,Vertreter <strong>der</strong> GTZ, Vorstän<strong>der</strong>egionaler Verbände <strong>der</strong> DeutschenRusslands und <strong>der</strong> GUS-Staaten,<strong>der</strong> Bischof <strong>der</strong> Lutherisch-evangelischenKirche von den GUS-Staaten, Frau Bontzohl, Leiterin<strong>der</strong> „Deutschen Jugendorganisation“(DJO), Vertreter des Fonds„Russisch-deutscher Jugen<strong>da</strong>ustausch“aus Hamburg sowie Vertreter<strong>der</strong> wissenschaftlichen undgesellschaftlichen Oberschicht vonSankt Petersburg.


Neues Leben - November 2008 9GesellschaftSeit Jahren leitet WiktorGrünemayer, Schriftsteller undRadiomo<strong>der</strong>ator, ein monatlichesRadioprogramm in Magnitogorsk,einer Stadt im Ural, wobeier ständig über die bekanntenDeutschen Russlands und die unbekanntenSeiten <strong>der</strong> russischen<strong>Geschichte</strong> berichtet.ErzählungDie NamensvetterEine Erzählung von Wiktor A. Grünemayer, MagnitogorskÜber den AutorAnfang S.8Angelegenheiten sprechen? Kaumhätte <strong>da</strong>s Sinn gehabt. Peter fühlte,<strong>da</strong>ss jetzt <strong>da</strong>s Schwerste für ihn beginnt.Der Offizier wurde scheint’sschon müde von dem sinnlosen Geplau<strong>der</strong>,und er beginnt so nach undnach über <strong>da</strong>s wichtigste zu sprechen.So <strong>ist</strong> es auch passiert.„Und welche Waffen besitzteure Abteilung?“„Verschiedene“, sagte Peterrein mechanisch und stockte, bissich in die Zunge, ob dieses Wortdenn nicht ein Geheimnis innehat.Scheint’s nicht. Doch ferner sollteman vorsichtig sein - gleich wird eranfangen, um auszuforschen.Der Nazi beobachtete Peter aufmerksam,ihm entging nicht, <strong>da</strong>ss<strong>der</strong> Bursche ziemlich entwickelt <strong>ist</strong>und bestimmt so manches kennt,doch wird er sich nicht leicht von<strong>der</strong> vorhandenen Information verabschieden.„Nenne mir den Kommandeurdeiner Abteilung, welchen Rang erbesitzt, seinen Familiennamen.“„Da <strong>ist</strong> es“, ging es Peter durchden Kopf. Jetzt muss man schweigen,hier kann man sich mit allgemeinenPhrasen nicht <strong>da</strong>vonkommen.Peter rieb sich die Schläfen,- <strong>der</strong> Kopf wollte ihm zerplatzen, -die Folgen <strong>der</strong> Quetschung und dieLast <strong>der</strong> Verantwortung gegenüberseiner Kameraden und <strong>der</strong> Vorgesetzten,die auf ihn plötzlich aufgelastetwurde.„Wieso schweigst du, Peter.O<strong>der</strong> kennst du deinen Kommandeurnicht? Wir werden es sowiesovon an<strong>der</strong>en erfahren, aber ichmöchte diese Information von dir,von einem Deutschen bekommen.Das <strong>ist</strong> wichtig. Sollte es passieren,so werde ich dir helfen, frei zu werden,dich ins Hinterland zu schikken.Du wirst schon jetzt jenes Lebenanfangen, von dem du geträumthast. Du wirst dem deutschenReich dienen, eine würdige Arbeitbekommen. Hier in dem befreitenLand braucht man kluge Menschen,welche die örtlichen Sittenund Bräuche kennen, zur Einrichtungdes Nachkriegslebens. Sprichalso, und dein Schicksal wird sichdir zugunsten entscheiden.“Peter hörte dem Offizier zu,<strong>da</strong>chte aber über seine Regimentskameraden,ob sie Verstärkungstruppenbekommen und zum Angriffübergehen. Kann sein, <strong>da</strong>ss sie<strong>da</strong>zukommen, um ihn zu befreien,bevor man ihn umbringt. Er <strong>ist</strong> zumerstenmal zusammengezuckt vomGe<strong>da</strong>nken, <strong>da</strong>ss er jetzt hier vondiesem Offizier o<strong>der</strong> seinen Sol<strong>da</strong>tenermordet sein wird.„Nun was schweigst du? - schrie<strong>der</strong> Fasch<strong>ist</strong> schon hysterisch, unddieser Schrei festigte den Pjotr Millernoch mehr im Beschluss, <strong>da</strong>sMilitärgeheimnis nicht zu verraten,<strong>da</strong>s man von ihm verlangt.„Den militärischen Rang, denNamen des Kommandeurs und an<strong>der</strong>erChefs, welche Ausrüstung esgibt, wie hoch <strong>ist</strong> <strong>der</strong> Personenbestand...?- zählte er auf, wie<strong>der</strong>holenddie eigenen Fragen, dieser fasch<strong>ist</strong>ischeOffizier, <strong>der</strong> sich vomNamensvetter, dem sowjetischenKämpfer, um jeden Preis die notwendigenAngaben über den Gegnerbekommen müsste. Und jeschneller - desto besser. Für beide.Beson<strong>der</strong>s für den Offizier selbst- <strong>da</strong>s Telefon aus dem Stab läutetunaufhörlich. Die dort oben imStab sind durch die Unterbrechung<strong>der</strong> Offensive stark beunruhigt, siebrauchten dringend die neuen Angabenvor Ort.Aus den Kräften ausgeschlagenworden, hat <strong>der</strong> Offizier Мüller untergeordnetbefohlen, den Rotarm<strong>ist</strong>Miller aufzuführen, zu ihm diephysische Einwirkung zu verwenden,und in einer Uhr wie<strong>der</strong> aufVernehmung zu führen. Und inzwischensoll er gerade speisen.Nachmittags setzte er im selbenZimmer die Vernehmung fort.Tüchtig verprügelt haben sie denPjotr hinein geschleppt, zuerstmal versucht, ihn auf seine Beinezu stellen, aber die Beine hieltenihn nicht. So hatte <strong>da</strong>nn <strong>der</strong> OffizierМüller befohlen, ihn auf einenHocker, <strong>der</strong> in den Ecke stand,draufzusetzen.“Also, was? Hast du dich nacheinigem Bedenken entschlossen,mein lieber Namensvetter, mir etwaszu sagen? Falls du nicht antwortenwirst - wird die Körperstrafefortgesetzt. Du, Dummkopf,schaue mal an, wie sie dich zugerichtethaben. Die Kerle haben sichheute sehr bemüht, zum erstenmalsehe ich solchen Fleiß von meinenEinbrechern”.“Weil... sie... nicht mich, son<strong>der</strong>n...dich... schlugen”, - kaum dieLippen bewegend hatte Pjotr ausgesprochen.Müller hatte sich vomStuhl aufgehoben.“Wie kommst du <strong>da</strong>rauf?”“Sie haben gesagt... Du <strong>der</strong> Verwandte...Du... Schakale - wir werdendich verstummeln... Wir entstellendich, als ob ihn...”.“Halt den Rachen! Du, Tölpel!So was erfinden - Verwandte! Du,bolschew<strong>ist</strong>isches Schwein, ichwerde dich verfaulen lassen”...*****Am Abend des folgenden Tageshaben die Regimentskameradenvon Pjotr Miller <strong>da</strong>s Dorf befreitund den Körper ihres Kameradenzerfetzt gefunden. Er war angenageltzu dem Tor jenen Hofes, indessen Haus wohl <strong>der</strong> fasch<strong>ist</strong>ischeOffizier Peter Müller einquartiertwar... Die Beerdigungen von PjotrMiller, des <strong>Wolgadeutschen</strong>, verliefin aller Eile, doch mit allen Ehrenbezeigungen,die man dem Heldenbezeigt.*****Einen Monat später ergriff dieFamilie Мillers, die seit eh und jean dem lieben Fluß Wolga, genaunur knapp 25 Kilometer von ihrentfernt in <strong>der</strong> Stadt Balzer lebte,eine betäubende Nachricht, diesie schockierte: Nun schleppteein Güterzug seine Mutter, seinedrei Schwestern, <strong>da</strong>s jüngere Brü<strong>der</strong>chen,die Großmutter und denGroßvater, ehemaligen Reiter <strong>der</strong>Budjonnyi-Armee, wie auch TausendeWolgadeutsche aus eigenemWolgagebiet als vermutliche Helfershelfer<strong>der</strong> vermutlichen deutschenSpionen und Diversanten inden Bezirk Kokpekty Gebietes Semipalatinsk“für ewig” fort.Es stand <strong>der</strong> Herbst 1941...Russland - RentnerMoskau (dpa) - Die RussischlehrerinMarina Alexejewna musstegleich nach <strong>der</strong> Pensionierungaus purer Not ihr altes Hobbyzum Gel<strong>der</strong>werb umfunktionieren.Im Garten ihres Wochenendhäuschens,eine Zugstundevon Moskau entfernt, zieht die64-Jährige im Sommer weinroteDahlien, gelbe Lilien und weißePfingstrosen. Alle zwei Wochenschleppt die kleine, stets ein wenigkränkelnde Frau riesige Plastiktütenvoller Blumen in dieHauptstadt, um sie im Zentrumzu verkaufen. Während <strong>der</strong> Luxusvon Russlands Neureichen längstlegendär <strong>ist</strong>, kämpft eine an<strong>der</strong>eBevölkerungsgruppe seit Jahrenums Überleben: die Rentner.“Meine Rente <strong>ist</strong> viel zu klein.Auch mein Sohn kann mich finanziellnicht unterstützen”, sagtMarina Alexejewna. “Not machterfin<strong>der</strong>isch.” Dank <strong>der</strong> zuletztdeutlich gestiegenen Gehälterkönnen sich die me<strong>ist</strong>en arbeitendenMoskauer einigermaßen überWasser halten. Doch <strong>da</strong>s Rentner<strong>da</strong>sein<strong>ist</strong> bis heute für die me<strong>ist</strong>en<strong>der</strong> etwa 30 Millionen Pensionäregleichbedeutend mit zumTeil bitterer Armut.Das Renteneintrittsalter liegtin Russland vor allem wegen <strong>der</strong>geringeren Lebenserwartung wesentlichniedriger als in Deutschlandund an<strong>der</strong>en EU-Län<strong>der</strong>n:bei 55 Jahren für Frauen und 60Jahren für Männer. Doch nur wenigefreuen sich auf den Ruhestand.Denn während in Europa<strong>der</strong> letzte Lebensabschnitt fürviele Menschen Erholung, Reisenund abwechslungsreiche Freizeitgestaltungverspricht, fängt inRussland mit <strong>der</strong> Rente oftmals<strong>der</strong> Kampf ums Überleben an.Obwohl Moskau zu den teuerstenStädten weltweit gehört,beträgt die Rente in <strong>der</strong> Metropoleim Durchschnitt nur etwa5500 Rubel. Das sind umgerechnetgerade mal 150 Euro. Beson<strong>der</strong>sverdiente Arbeiter dürfensich Hoffnung auf einen kleinenZuschlag machen. Aber selbstDänemark <strong>ist</strong> Europas Musterschülerin Sachen Kin<strong>der</strong>armut. Inkeinem an<strong>der</strong>en europäischen Landgeht es den Kin<strong>der</strong>n finanziell so gutwie in Dänemark. Das Ergebnis einergelungenen Sozialpolitik?Es <strong>ist</strong> kurz nach sieben Uhr morgens.Jesper Sörensen zieht seinemSohn Daniel Jacke und Schuhe an.Seine Frau Lene steht <strong>da</strong>neben mitdem neun Wochen alten Baby aufdem Arm. Kurz <strong>da</strong>rauf sind Vaterund Sohn aus <strong>der</strong> Tür, Jesper Sörensenbringt seinen dreijährigenSohn in den Kin<strong>der</strong>garten. Danachfährt er selbst zur Arbeit.Ein scheinbar bekanntes Bild:Der Mann geht arbeiten, die Fraubleibt <strong>da</strong>heim. Doch eben nurscheinbar, denn schon nach wenigenMonaten Babypause wird LeneSörensen in ihren Job als Steuerberaterinzurückkehren. Über Kin<strong>der</strong>betreuungmüssen sich Jesperund Lene Sörensen keine Sorgenmachen. Für den Kitaplatz garan-Kampf um Leben in Würde- Moskaus Rentner schlagen sich mühsam durcheine Vorzugsrente reicht in Moskauallenfalls für den Unterhalt einerWohnung im Plattenbau sowieeine bescheidene Ernährung. So <strong>ist</strong>Haferbrei ein Grundnahrungsmittelrussischer Rentner. Die allergrößteNot in den postsowjetischen 1990erJahren <strong>ist</strong> <strong>da</strong>bei bereits überwunden- weil <strong>der</strong> Staat die Renten immerhinauszahlt.Wer im Alter nicht bittere Notleiden will, sieht sich gezwungen,weiter zu arbeiten. Insgesamt 35Prozent aller Rentner in Russlandsind erwerbstätig - mehr als doppeltso vielewie in Westeuropa.RüstigenPensionären<strong>ist</strong>es erlaubt,auch nach Überschreiten <strong>der</strong> Altersgrenzeim Job zu bleiben. Dasführt <strong>da</strong>zu, <strong>da</strong>ss bei vielen Organisationenund vor allem UniversitätenExperten und Wissenschaftlerim Greisenalter von weit über 80Jahren auf Planstellen sitzen.Eine an<strong>der</strong>e Strategie besteht inMoskau <strong>da</strong>rin, Zimmer unter <strong>der</strong>Hand zu vermieten. Je nach Lageund Größe <strong>der</strong> Wohnung könnenauf solche Weise bis zu 1000 Europro Monat hinzuverdient werden.Wie die frühere RussischlehrerinDänemarkMarina Alexejewna stehen zudemviele Frauen Tag für Tag vorden U-Bahn-Stationen. Dort verkaufendie dicht an dicht stehenden“Babuschkas” (Omas) nichtnur Äpfel von <strong>der</strong> Datscha, son<strong>der</strong>nauch eingelegte Pilze, selbstgestrickte Socken o<strong>der</strong> Sonnenblumenkerne.An<strong>der</strong>e Rentnerverdienen ihr Geld vor Theaterhäusern,wo sie möglichst unauffälligihre ermäßigten Eintrittskartenzum Kauf anbieten.Moskauer Rentner erhaltenwegen <strong>der</strong> höheren Kosten in<strong>der</strong> Hauptstadt eine aufgestockteRente. Doch zufrieden sind dieÄlteren <strong>da</strong>mit nicht. “Die sogenannte“fette Moskauer Rente”erwe<strong>ist</strong> sich als mager, sobaldman die Preise und die Wohnkostenin Betracht zieht”, sagt diemit 55 Jahren gerade pensionierteGeo-Ingenieurin Oxana. NachAbzug <strong>der</strong> Kosten für Wohnungund Medikamente bleiben ihrmonatlich 3500 Rubel - wenigerals 100 Euro - für Lebensmittelund an<strong>der</strong>e Ausgaben. Solangedie Kräfte reichen, will die Ingenieurindeshalb weiterarbeiten.“Der Renteneintritt gleichthier dem Ende des würdigen Lebens”,klagt sie.Von Swetlana Illarionowa, dpaDas Land <strong>der</strong> reichen Kin<strong>der</strong>tiert <strong>der</strong> dänische Staat. Lene Sörensen<strong>ist</strong> <strong>da</strong>rüber sehr froh. Putzen,einkaufen, abwaschen: AufDauer kann sich die junge Mutter<strong>da</strong>s Dasein als Hausfrau nicht vorstellen.“Jetzt mit dem Baby, in denkommenden acht, neun Monaten,<strong>ist</strong> <strong>da</strong>s okay”, sagt sie, “aber <strong>da</strong>nnmuss ich wie<strong>der</strong> raus, ich braucheneue Herausfor<strong>der</strong>ungen”.Computertastaturstatt WickeltischIhren Sohn Daniel gaben sieund ihr Mann mit elf Monaten zueiner Tagesmutter, und die kleine,die gerade friedlich im Kin<strong>der</strong>wagenschlummert wird in acht Monatenin die Krippe gehen, täglichvon halb acht bis nachmittags umhalb vier. „Sie haben dort ein anregendesUmfeld und sie könnenmit an<strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong>n spielen“, sagtLena, <strong>da</strong>s findet sie gut.Die hohe Erwerbstätigkeit <strong>der</strong>Frauen und die staatliche Betreuungdes Nachwuchses gelten als diezwei wesentlichen Gründe <strong>da</strong>für,<strong>da</strong>ss die Kin<strong>der</strong>armut in Dänemarkso gering <strong>ist</strong> wie nirgends sonst inEuropa, <strong>da</strong>s besagt eine Studie desUN-Kin<strong>der</strong>hilfswerks UNICEF.Das Einkommen <strong>der</strong> Frauen erhöhtzum einen <strong>da</strong>s Familienbudget.Zum an<strong>der</strong>en bekommen esdie staatlichen Kitas früh mit, wennKin<strong>der</strong> vernachlässigt werden.„Hilfe zur Selbsthilfe“Dass Eltern die Möglichkeit haben,trotz Kin<strong>der</strong>n ihr eigenes Geldzu verdienen, sei eine <strong>der</strong> wichtigstenVoraussetzungen, um Kin<strong>der</strong>armutzu verhin<strong>der</strong>n, findet diezuständige Wohlfahrtsmin<strong>ist</strong>erinDänemarks, Karen Jespersen von<strong>der</strong> rechtsliberalen Partei Venstre-Partei.Die staatlichen Maßnahmen,für die sie eintritt, zielen nichtauf eine rein finanzielle Unterstützung<strong>der</strong> Eltern ab. „Wir müssen<strong>da</strong>für sorgen, <strong>da</strong>ss die Eltern eineAusbildung machen und einen Jobbekommen“, sagt Jaspersen. „Ungleichheitlöst man nicht, indemman die Sozialhilfe o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>estaatliche Le<strong>ist</strong>ungen anhebt. Esgeht um Hilfe zur Selbsthilfe.“Allerdings <strong>ist</strong> auch in Dänemarknicht alles Gold, was glänzt.„Die Kluft zwischen Arm undReich <strong>ist</strong> seit Mitte <strong>der</strong> 90er-Jahredeutlich angestiegen“, so SozialexperteTorben Tranæs, Forschungschefbei <strong>der</strong> anerkannten Rockwool-Stiftung.Allerdings gibt erauch zu, <strong>da</strong>ss Armut immer relativsei: Als arm gelte, wer sich nur dieHälfte dessen le<strong>ist</strong>en kann, was denan<strong>der</strong>en Menschen in Dänemark imSchnitt möglich <strong>ist</strong>. Deshalb spielesich Armut heute auf einem ganzan<strong>der</strong>en materiellen Niveau ab alsnoch vor 40 Jahren. dw-world.de


10 November 2008 - Neues LebenОбщество«Московская немецкая газета»№ 20 (243) опубликоваламатериал встречи редакторовMDZ/МНГ с А. Журавским - директоромДепартамента межнациональныхотношений МинрегионаРоссии и Ф. Вилленбергом- министериальдиригентом МВДГермании - руководителями российско-германскойрабочей группыпо подготовке XIV заседанияМежправительственной российско-германскойкомиссии по подготовкесовместной программымероприятий, направленных наобеспечение поэтапного восстановлениягосударственностироссийских немцевКомментарийМатериал встречи опубликованпод заголовком «Мы достигнем кумулятивногоэффекта» (адрес в Интернетеwww.rusdeutsch.ru), носит информационныйхарактер. Оба чиновника(А. Журавский и Ф. Вилленберг) рисуютблагополучную картину шестнадцатилетнегомежправительственногороссийско-германского сотрудничествав пользу российских немцев. Учитателя создаётся представление отом, что российские немцы окруженытеплотой и заботой двух государств ичто приоритетной задачей этого сотрудничестваявляется сохранениекультурных, языковых и историческихсвязей между нашими соотечественниками- гражданами ФРГ и немцами,проживающими в России.Информация об успехах в работев основном исходила от г-на А. Журавского.Ф. Вилленберг более сдержан,и его информация в большейстепени соответствует реальному положениюдел.Попробуем на основе объективныхфактов разобраться по существуизложенного директором Департаментамежнациональных отношенийминистерства регионального развитияРоссии г-ном Журавским в этомматериале.Вызывает удивление смелостьАлександра Владимировича, утверждающего,что в 1990-ые годы некоторыерешения руководства Россиипринимались не продуманно. К такимрешениям г-н А. Журавский относитЗакон РСФСР 1991 года «О реабилитациирепрессированных народов»,а также целый перечень указов ПрезидентаРоссии, постановлений ПравительстваРФ, принятых в развитиемеханизма реализации этого Закона.Принятие законов о реабилитациирепрессированных народов и ореабилитации жертв политическихрепрессий показало как российскомуобществу, так и мировому сообществу,что реформирующаяся Россия,формируя гражданское общество,признаёт мировые общедемократическиеценности и встала на путь демократическихпреобразований.В сложной политической и социально-экономическойобстановкероссийское руководство решило напримере российских немцев начатьэтап реабилитации репрессированныхнародов. Убедив германскую сторонув том, что Россия намерена поэтапнореабилитировать российскихнемцев в соответствии с Законом «Ореабилитации репрессированных народов»,президент России издал соответствующиеУказы, а правительствоприняло конкретные постановления вих развитие. В результате достигнутойдоговорённости с германской сторонойв 1992 году был подписан Протоколо сотрудничестве между ПравительствомРоссийской Федерациии Правительством ФРГ с целью поэтапноговосстановления государственностироссийских немцев.Шаги такого рода дали оченьбольшие политические дивидендыкак России, так и Германии. Россияполучала мощную поддержку со стороныГермании для получения международныхкредитов, столь необходимыхпарализованной экономике, аГермания получила, соответственно,режим наибольшего благоприятствованияв освоении огромного потенциальновыгодного российского рынка.Справедливости ради заметим,что обе стороны (Россия и Германия)фактически сразу же после циничногопредложения со стороны Б. Ельцина,российским немцам осваиватьдля себя новую территорию военногополигона Капустин Яр, забыли о российскихнемцах.На протяжении 16-ти лет Комиссияиграет антуражную роль, обмениваясьвзаимными любезностями иограничиваясь согласованием перечнейсовместных проектов в пользуроссийских немцев.В результате такого негласногоотказа от реабилитации российскихнемцев они потеряли практическивсё, что имели в начале 1990-ых годов(детские садики, школы, газетыи т.п.), а большая их часть, реальнооценив свои перспективы в условияхтакой заботы, покинули Россию, пре-И.И. Келлер, Председатель Совета Общероссийской ассоциации общественных объединенийроссийских немцев «Содружество» («Гемайншафт»):Зачем нужен “кумулятивныйэффект”?Национальная политикавратившись, как отмечает г-н А. Журавский,в наших соотечественников.Видя несоответствие созданной Межправкомиссиипоставленным целям,высокое чиновничество с российскойи германской стороны пытаетсясегодня найти новую формулу и конфигурациюсотрудничества, которыеотвечали бы реалиям и вызовам сегодняшнегодня и столь сильно их необременяли.«Все репрессированные гражданеразных национальностей были реабилитированы»,- утверждает г-н Журавский.Общественность российскихнемцев уже давно убеждают в том,что реабилитация немецкого народатакже невозможна. Существованиеже Республики немцев Поволжья, пословам г-на А. Журавского, «звеньяодной цепи сталинской национальнойполитики». «…Административнотерриториальноеделение СоветскогоСоюза по этническому принципу послужилопричиной многих межнациональныхконфликтов на постсоветскомпространстве в конце ХХ века…».Трудно поверить, что чиновник такогоуровня, как А.В. Журавский, не знает,что Россия исторически была федерациейнародов и земель, а многонациональность- это вовсе не чуждоедля России явление, с которым надобороться, свергать и преследовать,а генетическое российское качество,общее историческое завоевание. СоветскийСоюз развалился не по причинесвоей многонациональности ине потому, что в составе России былии есть национальные образования, апрежде всего из-за пренебрежительногоотношения к интересам конкретныхнаций, преследования людей понациональному признаку.Из интервью А. Журавского следует,что российских немцев ждётизменение приоритетных задач деятельностиМежправкомиссии. «Обестороны, - говорит г-н А. Журавский,- заинтересованы в том, чтобы нашисоотечественники, проживающие вФРГ, оказались тем самым мостомдружбы между Германией и Россией,о котором часто говорит руководительгерманской части Межправкомиссиид-р Бергнер» . Внешне всёвроде бы правильно, а по содержанию?Комиссию ведь создавали длянемцев, живущих в России, а не длятех, кто уехал в Германию.Не случайно, нам ни разу не приходилосьслышать, чтобы г-н Бергнерговорил о том, что российские немцы,проживающие в Германии, претендуютна роль моста дружбы. Можетбыть, это объясняется тем, что первоочереднойзадачей каждого уехавшегона постоянное место жительствав ФРГ российского немца и г-наБергнера как Уполномоченного по делампереселенцев является наискорейшаяинтеграция переселенцев вгерманское общество? Это логично иобъяснимо, так как человек вернулсяк своим корням, на свою историческуюродину и, наверное, это соответствуеттребованиям, предъявляемымк переехавшему переселенцу со стороныгерманского правительства. Ачто касается выполнения нашими соотечественникамив ФРГ роли мостадружбы, то это возможно лишь до тойстепени, которая ещё не препятствуетпроцессу их интеграции в Германии.В большей степени г-н Бергнерговорит о том, что роль моста дружбыдолжны играть российские немцы,проживающие в России. Это правда,это тоже имеет место быть. Но ведьи российские немцы тоже имеют чтосказать. История красноречиво показывает,что такие «мосты дружбы»строились и возводились неоднократнона их изломанных судьбах.Вместо того чтобы сосредоточитьусилия России и Германии, работуМежправкомиссии по созданию необходимыхусловий для возрождения,сохранения, развития российских немцевв России, г-н А. Журавский считает,что «…сохранение культурных,языковых и исторических связеймежду нашими соотечественниками- гражданами ФРГ и российскиминемцами, проживающими в России, -должно стать приоритетной задачейМежправкомиссии…». Конечно, делоэто нужное, но правильнее и экономическицелесообразнее было быего реализовывать в рамках реализацииосновных направлений государственнойнациональной политикив отношении соотечественников зарубежом. Приоритетным объектомвнимания Межправкомиссии всё-такидолжны быть российские немцы, проживающиев России.Требует уточнения и та часть интервьюА. Журавского, которая касается«истории изменения подходовнашего государства к вопросу поддержкироссийских немцев». Предложениесконструировано таким образом,что у непосвящённого читателя можетсложиться ложное впечатление, будтобы «наше государство» - это одно,а «российские немцы» - это что-то,не относящееся к «нашему государству».Российские немцы являютсяодним из народов многонациональнойРоссии. Государство никогда, впринципе, не должно изменять своиКумулятивный эффект –1. экономический финансовыйэффект, достигаемый за счёт постепенногонакопления, сосредоточенияфакторов и последующегоих «взрывного» действия;2. усиление действия взрывапутём его концентрации в заданномнаправлении.подходы к вопросам поддержки своихнародов, будь то российские немцыили какой другой народ. Это чёткозафиксировано в ныне действующейКонцепции государственной национальнойполитики: «Основные целигосударственной национальной политикиРФ состоят в обеспечении условийдля полноправного социальногои национально-культурного развитиявсех народов России», а в части механизмареализации государственнойнациональной политики (подходак вопросу поддержки российских немцев)там отмечено, что «проведениегосударственной национальной политикиосуществляется прежде всегопосредством обеспечения эффективнойреализации конституционноправовыхпринципов регулированиямежнациональных отношений, разработкии выполнения государственныхпрограмм и поддержки общественныхинициатив в достижении целей национальнойполитики, а также налаживанияплодотворного диалога междуорганами государственной власти инациональными общностями».Опыт и практика 16-летней деятельностиМежправкомиссии и реализацииПрезидентской Федеральнойцелевой программы развитиясоциально-экономической и культурнойбазы возрождения российскихнемцев на 1997-2006 годы нагляднопродемонстрировали, что «подходыгосударства к поддержке российскихнемцев» не менялись. Менялся подходк этой проблеме таких чиновников,как А. Журавский.В последнее время в среде государственныхчиновников распространеномнение, что фактическая реабилитациявсех репрессированныхграждан разных национальностейдолжна формально закрыть вопрос ореабилитации репрессированных народов.Некоторые политики публичновысказывают предложения о приостановлениирегулятивной значимостиЗакона «О реабилитации репрессированныхнародов». Всё это свидетельствуето том, что в государствеотсутствует дееспособный механизмреализации национальной политикиТаблица 1Выделенные средства2007 2008 2009Россия, млн. руб. 67,727 460,5 511,1Германия, млн. евро 10,9 10,4 8,9с чётко определёнными целями, задачамии ответственностью за её исполнение.Конечно же, «реабилитация репрессированныхграждан» и «реабилитациярепрессированных народов»- это не одно и то же. Конечно же, отмена(если это случится) регулятивнойзначимости Закона «О реабилитациирепрессированных народов»не добавит политического имиджаРоссии на международной арене.Особо корректной оценки требуетутверждение г-на А. Журавского:«…Мы отходим от вопросов, связанныхс так называемой территориальнойреабилитацией, которая по фактуявляется попыткой воссоздать ту самуюадминистративно-территориальнуюсистему по этническому принципу…».Невольно задаёшься вопросом,кто это «мы»? Если это инициативаруководства Департамента Межнациональныхотношений, то это никакне относится к сфере его компетенции,если это руководство МинрегионаРоссии, то это тоже вопрос не егокомпетенции. Если это высказываниеадресовано российским немцам, тоде-юре они не озабочены идеей вселенскогомасштаба, «попыткой воссоздатьту самую административнотерриториальнуюсистему по этническомупринципу». Российские немцы,как и любой другой народ, хотят,чтобы им вернули то, что у них незаконноотняли, чтобы государство какможно скорее приняло в отношенииих специальный закон, определяющийособенности применения Закона«О реабилитации репрессированныхнародов».По нашему убеждению, признатьутратившим силу Закон «О реабилитациирепрессированных народов»,предусматривающий территориальнуюреабилитацию репрессированныхнародов, может только ГосударственнаяДума, а также в том случае,если будет проявлена законодательнаяинициатива уполномоченных нато органов государственной исполнительнойвласти. Это-то государственныйчиновник – руководитель Департаментадолжен знать.Рассуждая о приоритетах государственнойнациональной политикии напоминая российским немцамо том, что они «… такие же гражданеРФ, как и представители других народов…»,он говорит, что «…с однойстороны, мы должны поддерживатьэтнокультурное развитие российскихнемцев, а с другой - содействовать укреплениюих общегражданской идентичности…».Всё это слова, ничемне подкреплённые. Для того, чтобыхотя бы сохранить, а уже потом поддерживатьэтнокультурное развитиероссийских немцев, необходима элементарнаяинфраструктура, базирующаясяна системе государственныхучреждений культуры и образования,а не на базе общественных организацийи в рамках художественнойсамодеятельности. Конечно же, такоеположение и такая поддержка состороны государства повседневно иповсеместно и ускоряет, и укрепляетв российских немцах общегосударственнуюидентичность. Другими словами,народ ассимилируется.Требует уточнения ещё и то, чтосо слов г-на А. Журавского, «…Россияфинансирует программу поддержкироссийских немцев в больших,чем Германия, объёмах…». Возможно,плановые цифры, начиная с 2008года, и таковы, однако, реальная картинапо 2008 году вырисовывается несовсем таковой, в частности по освоениюобъёмов, выделенных средств(50 млн. руб.) на реализацию этнокультурныхпроектов. По состояниюна начало ноября не был подписанни один государственный контрактна реализацию этих проектов: сталобыть, большая часть из этих средстви, возможно, какая-то часть средств,предусмотренная на инвестиционныепроекты (капитальное строительство),будет возвращена в бюджет.Итоги года покажут общую картину(см. таблицу 1).А ещё нашего читателя представительгосударственной исполнительнойвласти информирует о том,что обсуждается вопрос расширениямандата Межправкомиссии, якобы,исходя из понимания того, что некоторыезадачи, сформулированные в1990-ых годах, уже неактуальны.Во-первых, расширять мандатМежправкомисии при условии, чтоона не выполняет своего первоначальногопредназначения, бессмысленно,если не иметь в виду её целевоеперепрофилирование, т.е. постановкуперед ней совершенно другихзадач, не связанных с реабилитациейнарода российских немцев.Во-вторых, кто определил, сформулировали придал публичности безучастия самих российских немцев решениео том, что «некоторые задачи,сформулированные в 1990-ых годах,уже неактуальны»? Это полномочияруководства Российской Федерации,Продолжение на стр. 11


Neues Leben - November 2008 11Общество“Мыдостигнемкумулятивногоэффекта”Директор Департаментамежнациональных отношенийМинистерства региональногоразвития РФ АлександрЖуравский о новом этапев истории Межправкомиссии ипоиске нового форматаИнтервьюАлександр Владимирович, сегоднясуществует два подхода кперспективам деятельности российско-германскойМежправкомиссии:некоторые считают, чтоона должна заниматься толькопроблемами немецкого национальногоменьшинства в России,другие же уверены, что необходимотакже рассматривать вопросы,связанные и с нашими соотечественниками,уехавшими напостоянное место жительства вГерманию. Каковы, с Вашей точкизрения, задачи Межправкомиссиина сегодняшний день?- В середине 1990-х годов, когдаформировались подходы к деятельностиМежправкомиссии (МПК) попроблемам российских немцев, былиобозначены ее приоритеты. Тогдабольшинство российских немцевпроживало на территории бывшегоСССР и еще не уехало на постоянноеместо жительства в Германию.Однако с 1992-го по 2008 год около2,2 млн. российских немцев покинулитерриторию РФ, получив статуспоздних переселенцев и гражданствоФРГ. Причем значительная частьиз них сохранили и российское гражданство.Таким образом, та целеваягруппа, на которую была направленаподдержка правительств Россиии Германии, в настоящее времяразделена на две части - однапроживает в России (около 600 тысяччеловек), другая, причем большаяпо численности, - в Германии.Наша позиция в этом вопросе предельноясная и честная: бывшиероссийские немцы, имеющие статуспоздних переселенцев, являются понашему законодательству российскимисоотечественниками. И, безусловно,сохранение культурных,языковых и исторических связеймежду нашими соотечественниками-гражданамиФРГ и российскиминемцами, проживающими в России,- должно стать приоритетной задачейдеятельности Межправительственнойкомиссии. Обе сторонызаинтересованы в том, чтобы нашисоотечественники, проживающие вФРГ, оказались тем самым «мостомдружбы» между Германией и Россией,о котором часто говорит руководительгерманской части Межправкомиссиид-р Бергнер. Полагаю,что ближайшее ее заседание можетдать нам импульс для развития этогонаправления.Какие этапы в истории Межправительственнойроссийскогерманскойкомиссии выделяетроссийская сторона?Представляется, что историяМежправкомиссии - это не столькохронология руководства ее российскойчастью разными министерствами,сколько история измененияподходов нашего государства квопросу поддержки российских немцев.Был этап, когда мы активнообсуждали вопросы реабилитациирепрессированных народов. Всерепрессированные граждане разныхнациональностей были реабилитированы.Ставился вопрос овосстановлении Республики немцевПоволжья. Но в 1990-е годы некоторыерешения принимались не продуманно.Судите сами, созданиеНациональная политикаДиректор департамента межнациональныхотношений Министерстварегионального развитияРоссийской Федерации ЖУРАВС-КИЙ Александр ВладимировичРодился 30 марта 1970 года в г. Казань.Окончил в 1993 году - Казанскийавиационный институт по специальностиАэродинамика и термодинамика,в 1999 году - Православный Свято-ТихоновскийБогословский институт поспециальности Религиоведение. Имеетстепени кандидата исторических наук,кандидата богословия.04.1993 - 04.1995 - Научный сотрудникнаучно-производственной внедренческойфирмы «Джет-Соник Лтд.», г. Москва.05.1995 - 07.1998 - Исполняющий обязанностипредседателя по канонизацииКазанского епархиального управления, г.Казань.07.1998 - 06.2001 - Проректор по учебнойчасти Казанской Духовной Семинарии,г. Казань02.2002 - 11.2002 - Ведущий аналитикпресс-службы церковно-научного центра«Православная энциклопедия», г. Москва11.2002 - 11.2004 - Ведущий научныйредактор, заведующий редакцией Политологиинаучного издательства «БольшаяРоссийская Энциклопедия», г. Москва11.2004 - 08.2006 - Заместитель директораДепартамента межнациональных отношенийМинистерства регионального развитияРоссийской Федерации, г. Москва08.2006 - н/вр - Директор Департаментамежнациональных отношений Министерстварегионального развития РоссийскойФедерации, г. Москва.Информация взята с официальногосайта Министерства регионального развитияwww.minregion.ruРеспублики немцев Поволжья и сталинскиерепрессии в отношении целыхнародов - это звенья одной цеписталинской национальной политики.Административно-территориальноеделение Советского Союза по этническомупринципу послужило причиноймногих межнациональных конфликтовна постсоветском пространствев конце XX века. Сегодня мыболее трезво и ответственно смотримна процесс поддержки этнокультурныхсообществ. С одной стороны,мы понимаем, что меры поддержкикак с российской, так и с германскойстороны имеют конкретную целевуюгруппу. С другой стороны, мы отходимот вопросов, связанных с так называемойтерриториальной реабилитацией,которая по факту является попыткойвоссоздать ту самую административно-территориальнуюсистемупо этническому принципу. Мы четкофиксируем, что этнокультурное развитиенародов России является однимиз приоритетов государственнойнациональной политики, как и формированиеобщероссийской гражданскойидентичности. Российскиенемцы - такие же граждане РФ, каки представители других народов. Поэтому,с одной стороны, мы должныподдерживать этнокультурное развитиероссийских немцев, а с другой -содействовать укреплению их общегражданскойидентичности.В свое время Вы выделялинесколько этапов в деятельностиМПК - этап большой активностимощных финансовых потоков, затемэтап решения проблем по вопросамсобственности. По Вашимсловам, с XIII заседания комиссииначался совершенно новый этап.В чем его принципиальные отличия?Начиная с XIII заседания Межправкомиссии,которое состоялось вБелокурихе в 2007 году, позиция российскойстороны стала более концептуальной,а партнерские отношенияболее предметными и равноправными.Раньше из бюджета ФРГ выделялисьсредства большие, чем из бюджетаРоссии, теперь ситуация изменилась,и Россия финансирует программуподдержки российских немцевв больших, чем Германия объемах. Иэто правильная ситуация. Кроме того,мы обсуждаем расширение мандатаМежправкомиссии, понимая, чтонекоторые задачи, сформулированныев 1990-х годах, уже неактуальны.Мы понимаем, что необходимо двустороннеерасширение гуманитарныхсвязей, в том числе по линиигражданских обществ двух стран,землячеств в ФРГ и общественныхорганизаций российских немцев вРоссии. Мы говорим о том, чтобыобщественные организации болееактивно участвовали в форуме «Петербургскийдиалог». Мы хотели бывидеть более активное экономическоесотрудничество между регионамиРоссии, где проживают российскиенемцы, и федеральнымиземлями Германии, где в большомколичестве проживают российскиесоотечественники, в том числе имеющиестатус поздних переселенцев.Фактически перед нами стоитзадача формирования обновленнойповестки дня. Мне кажется, что германскаясторона вполне адекватноотносится к тому, что время обсуждениярасширения мандата Межправкомиссииуже пришло.Чем занимаются российскогерманскаярабочая группа поподготовке очередного заседанияМежправкомиссии. Чем былавызвана необходимость ее создания?Рабочая группа - это механизмподготовки заседания Межправкомиссии.Заседания рабочей группыпроходят перед заседанием Комиссии2-3 раза, попеременно натерритории ФРГ и России. Любойвопрос, который поднимается назаседании Комиссии, должен бытьосмыслен, проанализирован, обсужденобеими сторонами. Поэтомуи был создан такой инструмент, какрабочая группа. В ней участвуют инекоторые члены Межправкомиссии,но в целом в рабочую группувходят специалисты на уровне экспертов.Они обсуждают те вопросы,которые могут быть рассмотренына заседании Межправительственнойкомиссии. Рабочая группапредставляет такую площадку, гдепроисходят достаточно горячие обсуждения.Иногда там сталкиваютсяамбиции разных общественных организацийроссийских немцев, иногдапроисходит прояснение позицийроссийской и германской сторон,иногда мы берем тайм-аут для того,чтобы согласовать наши позиции сруководством. Но в любом случае,рабочая группа - это та переговорнаяплощадка, которая путем экспертногообсуждения формируетповестку дня Межправкомиссии.Другими словами, это - кухня, на которойготовится блюдо под названием«Повестка дня МПК».На последних встречах рабочейгруппы было отмечено, чтостороны стремятся к увеличениючисла совместных российско-германскихпроектов. Действительноли существует такаятенденция или это не более чемочередная громкая декларация?Путь декларативных заявлений- не наш путь. Сегодня у нас сгерманской стороной серьезные,ответственные отношения. Мы можемне во всем соглашаться другс другом, но мы слышим друг другаи уважаем позицию партнера.Замечу, что за последние полторагода полноправными партнерамидвухстороннего диалога сталиобщественные организациироссийских немцев, в результатечего сегодня у нас фактическитрехсторонний формат. Российскаясторона была инициатором того,что совместные проекты стали серьезнойсоставляющей российскойи германской программ поддержкироссийских немцев.Однако без доброй воли германскойстороны было бы невозможнодвижение вперед. Поэтомусегодня, как мне представляется,обе стороны заинтересованы в расширениипрограммы совместныхдействий.Благодаря созданным Межрегиональнымкоординационным советам,которые напрямую получаютчасть средств от германской стороныи стали элементами демократическойкоординации деятельностироссийских общественных организаций,а также благодаря тому, чтомы четко определяем наши совместныеприоритеты в поддержкеобщественных организаций и молодежныхпроектов, совместных проектовстановится сегодня все больше.Я убежден, что мы с германскойстороной движемся в правильномнаправлении и достигнем позитивного,кумулятивного эффекта с точкизрения этнокультурного развитияроссийских немцев и их связей с нашимисоотечественниками, проживающимив ФРГ.Беседу вел Сергей Косяков,www.rusdeutsch.ruЗачем нужен “кумулятивныйэффект”?КомментарийНациональная политикаPolitik-Karikatur zum Thema:Zeitung in <strong>der</strong> SchuleПродолжение. Начало на стр. 10а не руководства российской частиМежправкомиссии.Стремление организовать в рамкахМежправкомиссии двустороннеерасширение гуманитарных связей полинии гражданских обществ России иГермании и т.д. - дело хорошее до техпор, пока это не мешает Межправкомиссиизаниматься решением задачипо её прямому предназначению.Сегодня российские немцы являютсясвидетелями того, что постепенно,«тихой сапой», деятельностьМежправкомиссии переводят в другуюсферу с последующим обновлениемеё повестки дня.Такое расширение масштаба иизменение повестки дня Межправкомиссииобязательно поставит окончательнуюточку на реабилитации народароссийских немцев.Никак нельзя согласиться с г-номА. Журавским в том, что «…за последниеполтора года полноправнымипартнёрами двустороннего диалогастали общественные организациироссийских немцев, в результате чегосегодня у нас фактически трёхстороннийформат…». Здесь следуетособо отметить и подчеркнуть, чтополноправного диалога руководствароссийской части Межправкомиссиис общественными организациямифедерального уровня (Федеральнаянационально-культурная автономияроссийских немцев и Общероссийскаяассоциация общественныхобъединений российских немцев«Содружество» («Гемайншафт»)),объединённых в рамках ФедеральногоКоординационного Совета общественногодвижения российскихнемцев, не было на протяжении последнихчетырёх лет.Во-первых, без объяснения причиниз состава членов Межправкомиссиив 2003 году был исключёнпредставитель Общероссийской ассоциацииобщественных объединенийроссийских немцев «Содружество».Во-вторых, в течение длительноговремени руководство ФедеральногоКоординационного Совета общественногодвижения российскихнемцев предлагало организовать регулярнуюработу российской частиМежправкомиссии на основе разработанногопроекта Положения. Проектомэтого Положения предусматривалосьобязательное участие представителейобщественности российскихнемцев на всех этапах подготовкизаседаний рабочей группы Межправкомиссиии самого заседания Комиссии,а также в подготовке проектов еёитоговых документов. Сегодня представителейобщественности к этомуважному делу не допускают, правда,исключение, видимо, делается толькоодному из бессменных членовМежправкомиссии, имеющему 16-летний стаж. Он чутко отслеживает«ветер перемен», использует его длянаполнения своих «парусов». Он прекраснознает, что за время 16-летнейдеятельности Межправкомиссии российскиенемцы потеряли даже то, чтоимели, однако, это никак не мешаетему находиться в «трёхстороннемформате».В-третьих, руководство ФедеральногоКоординационного Советаобщественного движения российскихнемцев в своих законных и справедливыхтребованиях организовать работуМежправкомиссии по выполнениюположений МежправительственногоРоссийско-Германского Протокола1992 г. о поэтапном восстановлениигосударственности российскихнемцев становится неудобным и нежелательнымучастником диалога.Другое дело - «патриарх» Межправкомиссии.Он всегда соглашаетсясо всеми чиновничьими инициативами,а порою и сам вносит «конструктивные»предложения, уводящиеработу Межправкомиссии далеко отпервоначального её предназначения.Трудно разобраться в том, какойсмысл заложил г-н А. Журавский, выражаяблагодарность «… созданныммежрегиональным координационнымсоветам, которые напрямую получаютчасть средств от германской стороныи стали элементами демократическойкоординации деятельностироссийских общественных организаций…».Действительно, не очень трудностать элементом демократическойкоординации, получая часть средствот германской стороны.Мы знаем, что германская сторонаникогда напрасно своих средств нетратит, а если это делается, то… значит…это кому-то надо.Итак, проблему реабилитациироссийских немцев решают два государства- Россия и Германия, связанныеМежправительственным соглашениемо поэтапном восстановлениигосударственности российскихнемцев (Протокол 1992 г.). Осуществлениеположений этого Протоколавозложено на МежправительственнуюРоссийско-Германскую комиссиюпо подготовке совместной программымероприятий, направленных на поэтапноевосстановление государственностироссийских немцев.Вышеназванная Межправкомиссиявозложенные на неё обязанностине исполняет, ограничиваясь толькосогласованием совместных российско-германскихпроектов. Исходя изэтого, руководство российской частиМежправкомиссии под предлогом«расширения мандата» комиссии иформирования её обновлённой повесткидня планирует перевести деятельностькомиссии в более «лёгкийи удобный» режим.При этом чиновники будут настойчиворекомендовать, чтобы основныеусилия общественности российскихнемцев были направлены на расширениегуманитарных связей по линиигражданских обществ России и Германии.А покладистая и послушнаяобщественность, в свою очередь, будетболее активно участвовать в форуме«Петербургский диалог», будетпродолжать петь и танцевать в своёудовольствие на ежегодных оплачиваемыхиз средств государственногобюджета форумах центров немецкойкультуры и в конечном итоге окончательнопревратится в подрядное ремесло.Только вот какую роль и место вовсей этой «кипучей деятельности»определили российским немцам?Не мешает ли наш народ Межправкомиссиив поисках своей обновлённойповестки дня по расширенномумандату? Не путается линарод под ногами у общественности,мечтающей о расширении гуманитарныхсвязей по линии гражданских обществРоссии и Германии?В этом, видимо, и заключается«кумулятивный эффект», достигнутькоторого желает г-н А. Журавский.И.И. Келлер, ПредседательСовета Общероссийскойассоциации общественныхобъединений российских немцев«Содружество» («Гемайншафт»)“Eh, Mann, wo hat <strong>da</strong>s Ding denn seinen Kopfhöreranschluss?”


12 November 2008 - Neues LebenKulturPressespiegelW a s und w i e haben deutschsprachigeZeitungen über Deutscheaus Russland berichtet? Eine Ornis-Auswahl vom 20. bis 26. OktoberImmer mehrAkademikerRavensburg - „Je<strong>der</strong> fünfte Ravensburgerkann auf eine Migrationsgeschichteverweisen. Deshalb gehörtdie Integration dieser Gruppe in dieGesellschaft zu den vordringlichstenAufgaben“, heißt es in <strong>der</strong> »SchwäbischenZeitung« am 24. Oktober. Zuden Migranten gehörten einerseitsAuslän<strong>der</strong>, die rund zehn Prozent<strong>der</strong> Ravensburger Bevölkerung ausmachten,aber auch Aussiedler aus<strong>der</strong> früheren Sowjetunion sowie ausan<strong>der</strong>en Staaten Osteuropas (4,2Prozent). Dieser Tage habe sich <strong>der</strong>Sozialausschuss des Stadtrats mit<strong>der</strong> lokalen Integrationspolitik befasstund festgehalten, <strong>da</strong>ss die Einglie<strong>der</strong>ung<strong>der</strong> Zugewan<strong>der</strong>ten und ihrerKin<strong>der</strong> eine Querschnittsaufgabe sei,„bei <strong>der</strong> Koordination und Vernetzung<strong>der</strong> verschiedenen Akteure im Vor<strong>der</strong>grund“stehe. Im Sozialausschusssei man sich einig, <strong>da</strong>ss ohne ausreichendeSprachkenntnisse Integrationkaum möglich sei. Das Blatt zitiertaber auch den Auslän<strong>der</strong>beauftragten<strong>der</strong> Stadt, Peter E<strong>der</strong>er, mit <strong>der</strong>Bemerkung, er habe bei den Migranteneine Verän<strong>der</strong>ung festgestellt: „Esgibt immer mehr Akademiker.“„Unternehmer solltenmehr tun“Kreis Coesfeld - Integration <strong>ist</strong>nichts, was von selbst geschieht,heißt es in <strong>der</strong> »Ahlener Zeitung« am23. Oktober in einem Beitrag über <strong>da</strong>sregionale Netzwerk ‚Integration imWestmünsterland‘. Es will am 4. Novemberim Borkener Kreishaus eine‚Zukunftskonferenz Arbeit - Bildung- Migration‘ veranstalten. Netzwerk-Vertreterin Dorothee Herbort habevor <strong>der</strong> Konferenz <strong>da</strong>rauf hingewiesen,<strong>da</strong>ss mehr Integration auch fürdie Wirtschaft von großem Interessesein müsste. „Unternehmen solltenmehr tun“, for<strong>der</strong>te sie.Stadtführungfür EinheimischeNördlingen - Für ihr beispielhaftesEngagement bei <strong>der</strong> diesjährigenInterkulturellen Woche in Nördlingenwurden jetzt acht jugendliche Spätaussiedlerausgezeichnet, heißt esin <strong>der</strong> »Augsburger Allgemeinen« am24. Oktober. Sie haben sich an Projektenzum Thema Integration beteiligt.So habe einer von ihnen, SergejSchwebel, eine „etwas an<strong>der</strong>e“ Stadtführungauf die Beine gestellt, bei <strong>der</strong>er den Einheimischen Nördlingen ausseiner ganz eigenen Perspektive zeigenkonnte. Neben Schwebel wurdenMarina und Johann Kaib, I<strong>da</strong> Michel,Vitali Miller, Andrej Kinzel sowie Alexan<strong>der</strong>und Julia Okel ausgezeichnet.Verletzter GefangenergestorbenStraubing - Nach einem Streit unterzehn Gefangenen russlanddeutscherHerkunft <strong>ist</strong> einer von zweischwer verletzten Häftlingen knappeine Woche nach dem Vorfall gestorben,berichtet <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>bayerischeOnline-Sen<strong>der</strong> »Unser Radio«am 25. Oktober. Der 34-Jährige waraus dem Gefängnis in Straubing mitStichwunden in ein Krankenhaus <strong>der</strong>bayerischen Stadt gebracht worden.Der Zustand des zweiten Verletztensei „halbwegs stabil“, heißt es <strong>da</strong>zuam 22. Oktober im »Straubinger Tagblatt«.Die Zeitung beruft sich aufOberstaatsanwalt Klaus Dieter Fiedler,<strong>der</strong> wegen <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzungengegen sieben Häftlinge <strong>der</strong>Justizvollzugsanstalt ermittele. Dabe<strong>ist</strong>oße er auf eine Mauer des Schweigens.Nach Angaben des GefängnisleitersMatthias Konopka sind alleTatbeteiligten mittlerweile in Einzelhaftuntergebracht worden. Zug umZug würden die Beteiligten in an<strong>der</strong>eHaftanstalten verlegt, um die Gruppenbildungzu sprengen. Laut Konopka<strong>ist</strong> die Gefangenengruppe ausRusslanddeutschen und GUS-Angehörigendie schwierigste Gruppe inseiner Haftanstalt.Eine Fotoausstellung über Russlanddeutscheim Gebiet Tomskpräsentieren <strong>der</strong>zeit Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong>regionalen Jugendorganisation „Jugendblick“.Tatjana Rtisceva hat fürdie Zeitung „Tomsker Nachrichten“die Ausstellung besuchtTomsk imOktober 2008 -Zuerst sieht manlauter bekannteGesichter: denGouverneur desVerwaltungsgebietsTomsk Viktor Kress, denLandrat von Parabel Alexan<strong>der</strong>Karlow, den Leiter <strong>der</strong> Abteilungfür allgemeine Bildung LeonidGlock. Dann folgen Porträts unbekannterPersonen: eine alte ehemaligeArbeiterin aus <strong>der</strong> Fischfabrikin Narym o<strong>der</strong> <strong>der</strong> ehemaligeLeiter des Straßenbauamtes vonParabel. In den Biografien dieserMenschen gibt es eine Gemeinsamkeit:Sie sind Russlanddeutsche.Die Fotoausstellung, die dieJugendorganisation „Jugendblick“anlässlich <strong>der</strong> Tage <strong>der</strong> deutschenKultur Ende September im westsibirischenTomsk gestaltet hat, trägt<strong>da</strong>her den schlichten Titel „Wirsind Russlanddeutsche“.Die Schau <strong>ist</strong> noch im Heimatmuseumdes VerwaltungsgebietesTomsk zu sehen. Die Fotos stammenvon den Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> regionalenJugendorganisation. „UnserZiel <strong>ist</strong>, die Aufmerksamkeit aufdie 14.000 Deutschen zu lenken,die hier im Gebiet Tomsk leben“,sagt Irina Kreismann. Sie gehörtzur Leitung <strong>der</strong> Jugendorganisationund <strong>ist</strong> zugleich stellvertretendeVorsitzende des überregionalenKoordinationsrates des InternationalenVerbandes <strong>der</strong> deutschenKultur für Westsibirien. „Wir wollenmit unserer Ausstellung zeigen,<strong>da</strong>ss unsere Bevölkerungsgruppe -Jugend - TomskRusslanddeutsche im Gebiet TomskJugendorganisation präsentiert Fotoausstellungungeachtet <strong>der</strong> tragischen Momentein ihrer <strong>Geschichte</strong> - überlebtund sich wie<strong>der</strong> aufgerichtet hat,seine Bräuche, seine Traditionenund seine Kultur pflegt.Wer sich aufmerksam mit <strong>der</strong>Ausstellung befasst, kann etwasvon <strong>der</strong> würdevollen Vergangenheit<strong>der</strong> Deutschen in Russland erahnen.Kreismann: „Ich glaube schon,<strong>da</strong>ss die Zeit, <strong>da</strong> man wegen seinesdeutschen Namens o<strong>der</strong> wegen seinerdeutschen Herkunft Spießrutenlaufen musste, endgültig <strong>vorbei</strong> <strong>ist</strong>.Das Kapitel, <strong>da</strong>s wir heute schreiben,<strong>ist</strong> ein völlig neuer Abschnitt<strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong>.“ Russlanddeutscheleben in Russland und werden auchin Zukunft in Russland leben. Sietragen mit ihrer Arbeit, ihrem Wissenund Können <strong>da</strong>zu bei, <strong>da</strong>ss dieRegionen, wo sie zu Hause sind,blühen. Die Ausstellung <strong>ist</strong> ein Beleg<strong>da</strong>für.Das Material für diese Ausstellungwurde in Tomsk und zweiLandkreisen des Gebietes, in Parabelund Koschewnikowo, gesammelt.Die örtlichen Verwaltungenund die dort ansässigen deutschenBegegnungszentren haben <strong>da</strong>beigeholfen. Die Fotografen sind AndrejKreismann, Viktoria Sinowjewa,Natalja Schlegel, SwetlanaRaiska und Roman Karjukin. Bei<strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> Ausstellung hat<strong>da</strong>s Deutsche Generalkonsulat inNowosibirsk finanziell geholfen.„Wir wollten versuchen, mitunseren Aktivitäten für mehr Toleranzeinzutreten“, fährt IrinaKreismann fort. „Zur Eröffnung<strong>der</strong> Ausstellung <strong>ist</strong> eine ganze Delegation<strong>der</strong> deutschen Min<strong>der</strong>heitaus Koschewnikowo angere<strong>ist</strong>. AmVorabend <strong>der</strong> Ausstellung habenwir eine Umfrage auf dem Nowosobornaja-Platzdurchgeführt. Wirwollten von Studenten, Lehrern,Schülern und Rentnern in TomskAltairegionDer Nowosobornaja-Platz in TomskDer Lenin-Platz in Tomsk. Foto: Chuwissen, ob sie über die Ereignissedes 28. August 1941 Bescheid wissen.Wenn jemand überhaupt nichts<strong>da</strong>mit anfangen konnte, haben wires ihm erzählt und ihn ins Haus <strong>der</strong>Völkerfreundschaft eingeladen, indem ein Film über die Deutschenin Sibirien gezeigt wurde.“Die Jugendlichen waren überrascht,<strong>da</strong>ss viele Menschen sehrgut über diese Ereignisse informiertwaren. Trotzdem <strong>ist</strong> nochhäufig die Meinung anzutreffen,<strong>da</strong>ss die Deutschen erst nach demZweiten Weltkrieg als Kriegsgefangenenach Sibirien gekommenseien. Für gesellschaftliche Organisationenbleibt noch viel zu tun,bis auch die letzten weißen o<strong>der</strong>dunklen Flecken in <strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong>getilgt sind.Obwohl <strong>der</strong> „Jugendblick“ bereitsseit zehn Jahren besteht, hat erzum ersten Mal an den Tagen <strong>der</strong>deutschen Kultur aktiv teilgenommen.Quelle: Tatjana Rtisceva: “Kto vy, rossijskienemcy?“, (Tomskij Vestnik) Nr. 183vom 27. September 2008; Übersetzung:Norbert Krallemann, ornis-press.de„Meine Familie - ein Teil <strong>der</strong> Heimat“Jarowoje (ORNIS) – Am 18.-19. Oktober spielte sich in <strong>der</strong> StadtJarowoje (Region Altai) <strong>da</strong>s Festival<strong>der</strong> künstlerischen Familienensembles<strong>der</strong> Deutschen Russlandsab. Die Durchführung des Festivalsin Altaj <strong>ist</strong> schon längst eine Tradition.Dieses Jahr war die Veranstaltungdem 100-jährigen Jubiläum(seit die Deutschen Russlandssich in Altaj nie<strong>der</strong>ließen) und demauslaufenden Jahr <strong>der</strong> Familie gewidmet.Marie Kuruss-Langolf: Schauen Siesich unsere schönen Spitzen an!»In <strong>der</strong> Altairegion fand <strong>da</strong>s Festival <strong>der</strong> künstlerischenFamilienensembles <strong>der</strong> Deutschen Russlands stattDie Familien Wins und Tews ausdem Dorf Ananjewka <strong>der</strong> deutschenNationalrayon Halbstadt sind ständigeTeilnehmer des FestivalsDie Vertreterin <strong>der</strong> Verwaltung<strong>der</strong> Stadt Jarowoje Lilia Sigarewaund die Vertreterin <strong>der</strong> „Altai“-StiftungNatalja Haustowa während <strong>der</strong>Eröffnung des FestivalsDie Idee, für die künstlerischenFamilienkollektive ein Festival zuorganisieren, keimte vor 9 Jahrenauf. Nina Dick, <strong>da</strong>malige Leiterindes Begegnungszentrums in <strong>der</strong>Siedlung Gljaden, trat als Initiatorinsolch einer Veranstaltung auf,infolge <strong>der</strong>en russlanddeutscheFamilien ihr künstlerisches Schaffen,die Muttersprache sowie nationaleKultur präsentieren könnten.Seitdem wird <strong>da</strong>s Festival jährlichdurchgeführt. Das 9. GljadenskijFestival „Meine Familie, du b<strong>ist</strong> <strong>der</strong>Heimat kleiner Teil!“ zog in Jarowoje12 Familienensembles (insgesamtüber 100 Menschen) aus vielenNationalrayons an: Burlinskij,Michajlowskij, Slawgorodskij, Kulundinskij,Woltschichinskij, <strong>der</strong>Deutschen, sowie aus den StädtenJarowoje, Alejsk, Rubzowsk undBarnaul. Die Veranstaltung „MeineFamilie, du b<strong>ist</strong> <strong>der</strong> Heimat kleinerTeil!“ wurde von <strong>der</strong> Stadtverwaltung,dem Kulturkomitee und demBegegnungszentrum <strong>der</strong> Stadt Jarowojeorganisiert, sowie von demFonds „Altai“ im Rahmen des Programms<strong>der</strong> Regierung Deutschlandszur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> DeutschenRusslands finanziell und beratungsweiseunterstützt.Swetlana Djemkina, (ORNIS, 31.Oktober 2008)NowosibirskUmgangmiteinan<strong>der</strong> willgelernt seinZum Zweiten Mal hat<strong>da</strong>s Russisch-Deutsche Haus inNowosibirsk zum Aufbauseminar„Internationale Jugendbegegnungen“eingeladen. 18 junge Leute,Mitglie<strong>der</strong> und Leiter russlanddeutscherJugendklubs ausden Regionen Tomsk, Tjumen,Kurgan, Kemerowo, ausOstsibirien und Nowosibirsknahmen <strong>da</strong>ran teilWas <strong>ist</strong> eigentlich ein Projekt?Wie lassen sich Begegnungsreisenfi nanzieren? Was sind deutsche undrussische Kulturstan<strong>da</strong>rds, und wasverbirgt sich <strong>da</strong>hinter? Und schließlich:Was bedeutet interkulturelleKompetenz? Diese Fragen beschäftigtendie Teilnehmer des Seminars,<strong>da</strong>s Ende September im Rahmen<strong>der</strong> so genannten Eliteför<strong>der</strong>ung inNowosibirsk stattfand.Im praktischen Teil ging es umFragen von Projektmanagement und-fi nanzierung. Bei Organisation undDurchführung von internationalenJugendbegegnungen, aber auch beiKulturprojekten stehen Verfahrenweisenund Wege des Projektmanagementsim Mittelpunkt. Ein Überblicküber För<strong>der</strong>möglichkeiten rundete<strong>da</strong>s Thema ab. Zwei Tage lang arbeitetendie Teilnehmer an Konzeptenund Projektideen, etwa an gegenseitigenAuftritten von Musikern, an einerStudentenbegegnung und an einemProjekt für junge H<strong>ist</strong>oriker.Projektentwurf zum Ernte<strong>da</strong>nkfest.Foto: Diana UsentsevaIm theoretischen Teil ging es um<strong>da</strong>s Thema „interkulturelle Kompetenz“.Was geschieht, wenn sich russische,russlanddeutsche und deutscheJugendliche begegnen, welcheMissverständnisse können entstehen,weil man aus unterschiedlichenKulturen stammt? Wie kann man Vorurteileüberwinden? Eifrig diskutiertwurde über deutschen Ordnungswahn,russischen Hang zur Utopie,über Stereotype und kulturelle Ordnungsmuster,um schließlich zu demErgebnis zu gelangen, <strong>da</strong>ss Offenheitund Sensibilität im Umgang mitMenschen an<strong>der</strong>er Herkunft die wohlbesten Rezepte für ein erfolgreichesund konfl iktfreies Miteinan<strong>der</strong> und für<strong>da</strong>s Gelingen einer internationalenJugendbegegnung sein werden.(Carolin Friebe, Seminarleiterin),www.ornis-press.deKaliningradInnige Wortefür den neuen PropstAm 12. Oktober wurde JohannLöber, <strong>der</strong> Ge<strong>ist</strong>liche ausHessen, zum neuen amtierendenPropst <strong>der</strong> Evangelisch-lutherischenKirche in Kaliningra<strong>der</strong>klärt. Nach <strong>der</strong> festlichenLiturgie erteilte Edmund Ratz,<strong>der</strong> Erzbischof des europäischenTeils Russlands, dem neuenPropst seine Geleitworte. DerErzbischof <strong>der</strong> Nord-Elbien M.Epsen, Konsul <strong>der</strong> BRD R. Mai,Präsident des Deutsch-RussischenHauses in Kaliningrad W.Hoffman, Vertreter russischerorthodoxen St.-Antonius-Kirche,Vorstände Evangelisch-lutherischerGemeinden aus denStädten und Rayons des Gebietswandten sich mit ihren innigenWünschen an Johann Löber. In<strong>der</strong> Pause bereiteten die Kin<strong>der</strong>kollektive„Regenbogen“ und„Jugendstern“ den Anwesendenmit ihren Auftritten viel Freude.Juri Schoppert


Neues Leben - November 2008 13DeutschlandZu Gast bei dem evangelischenOnline-Magazin chrismon.deHol über!Über den Main und wie<strong>der</strong> zurück,von <strong>der</strong> fränkischen auf diebadische Seite, von Stadtprozeltennach Mondfeld. Bruno Hörnig bringtMenschen über den Fluss. Er <strong>ist</strong>kein Heiliger wie einst Chr<strong>ist</strong>ophorus.Er <strong>ist</strong> bloß ein FährmannEs <strong>ist</strong> still in Stadtprozelten amMain. Ein Auto brummt durch <strong>da</strong>sunterfränkische Städtchen. Irgendwoschreit ein Kind. Mehr nicht.Die Ruhe fällt auf, weil etwas fehlt.Das Geräusch des Schiffsdiesels,<strong>da</strong>s von sechs Uhr morgens bissieben Uhr abends durch den Ortbrummt, hat für eine Stunde ausgesetzt.Der Fährmann hat Mittagspause.Plötzlich springt <strong>der</strong> Motorwie<strong>der</strong> an, viel zu früh. Die Fähreschiebt sich, mit sechs Motorrä<strong>der</strong>nan Bord, in einem Bogen vor inden Fluss, mit Vollgas. Ruhig tukkert<strong>der</strong> Motor vor sich hin, bis dieRampe <strong>der</strong> Fähre am an<strong>der</strong>en Uferbis an die Straße hochrutscht. DieMotorradfahrer werfen ihre Maschinenan, grüßen den Fährmannkurz zum Abschied und rollen vonDeck.Er war ein Riese, dem keine Flut,kein reißen<strong>der</strong> Fluss etwas anhabenkonnte. Zwölf Ellen groß, über sechsMeter also. Sein Name war Offerus, <strong>der</strong>sich Darbringende, sich Aufopfernde.Aber für wen sollte er sich aufopfern?Er zog durch die Welt, um den mächtigstenHerrn zu suchen. Nur diesem wollteer dienen. Als Offerus glaubte, diesenMächtigen in einem König erkanntzu haben, sah er, <strong>da</strong>ss <strong>der</strong> König sichbekreuzigte, wenn auch nur vom Teufeldie Rede war.Bruno Hörnig, 65, <strong>der</strong> Fährmann,konnte die Motorradfahrernicht übersehen, er wohnt schließlichdirekt am Main. In seinem Hausin Mondfeld, Fährgasse. Er mochtesie nicht warten lassen. Dass er eigentlichMittagspause hatte - nicht<strong>der</strong> Rede wert. Der Fluss macht jaauch keine Pause zwischen Stadtprozeltenauf fränkischer undMondfeld auf badischer Seite. Hier<strong>ist</strong> Bruno Hörnigs Fähre <strong>der</strong> einzigeWeg übers Wasser, die nächstenBrücken im Osten und Westen sindje zehn Kilometer weit entfernt.Die Fähre erspart den Menschen 20Kilometer lange Umwege. “Ich binmittendrin”, sagt Bruno Hörnig.Also, <strong>da</strong>chte Offerus, muss <strong>der</strong> Teufelnoch mächtiger sein als <strong>der</strong> König. Erfolgte ihm. Aber als <strong>der</strong> Teufel ein Kreuzsah, machte er einen großen Umweg,um dem Kreuz auszuweichen. Offerusließ den Teufel ziehen, um den Gott zusuchen, für den <strong>da</strong>s Kreuz stand. Wennselbst <strong>da</strong>s Böse einen Bogen <strong>da</strong>rummachte, musste dieser Gott <strong>der</strong> mächtigsteHerr sein.Sechs Uhr morgens, Nebelschwadenkriechen <strong>da</strong>s Tal herunterund umhüllen den Turm <strong>der</strong>Henneburg, die über Stadtprozeltenthront. Bruno Hörnig hat gerade<strong>da</strong>s erste Mal übergesetzt, einmalhin, einmal zurück. Bevor erseine Fähre startklar gemacht hat,hatte er an <strong>da</strong>s Fenster eines Paketwagensgeklopft und den Fahrergeweckt, <strong>der</strong> immer noch ein Weilchenam Fähranleger schläft. Dasmachen sie immer so. Jetzt steht erin seiner kleinen Kabine. Der Fährmannspricht mit einer Stimme,die sehr gleichmäßig <strong>ist</strong>. Dadurchwird es noch schwieriger, ihn mitdem Schiffsmotor im Hintergrundzu verstehen. Seine Augen blinzelnfreundlich. “Ich tue jetzt meine Arbeit.So wie alle Tage.” Nichts Beson<strong>der</strong>es.An einem Fluss traf Offerus auf einenweisen Eremiten. Er fragte ihnnach dem mächtigen Herrscher mit demKreuz als Symbol. “Chr<strong>ist</strong>us”, antwortete<strong>der</strong> Einsiedler. Um Chr<strong>ist</strong>us zu dienen,müsse man fasten und beten. Aber<strong>da</strong>s konnte <strong>der</strong> Riese nicht. Der Eremitwusste zum Glück eine an<strong>der</strong>e Aufgabefür ihn, mit <strong>der</strong> er Gott zu Gefallen seinkönnte.Zeit für einen kleinen Plausch, nicht für lange Diskussionen:Die Fähre braucht genau zwei MinutenNichts Beson<strong>der</strong>es? Bruno Hörnigholt einen dicken blauen Aktenordneraus seiner Fahrerkabinehervor. Dort hat er die <strong>Geschichte</strong>abgeheftet. Bis man alles durchgeblätterthat, <strong>ist</strong> <strong>der</strong> Nebel am Mainlängst <strong>der</strong> Sonne gewichen. 1595 <strong>ist</strong><strong>da</strong>s erste Mal von einer Flussquerungin Mondfeld die Rede, inzwischensind die Hörnigs hier in <strong>der</strong>fünften Generation Fährleute. Zum1. Juli 1981 vermerkt die Chronikim Aktenordner: “Mit dem Tag desStapellaufs <strong>der</strong> frei fahrenden Fährenahm Ewald Hörnig Abschiedvon seinem Beruf, den er 55 Jahrelang ausgeführt hatte.” Ewald war<strong>der</strong> Vater von Bruno Hörnig, er warnoch mit Hilfe einer Hochseilanlageüber den Main gefahren. Je nachRu<strong>der</strong>stand drückte die Strömungdie Holzfähre ans an<strong>der</strong>e Ufer. Seit27 Jahren <strong>ist</strong> Bruno Hörnig <strong>der</strong> alleinigeFährmann, sein Vater hatteLeuteÜber den Main und wie<strong>der</strong> zurückkeinen Führerschein für die Dieselfähre.Seitdem spielt sich sein Lebenfast jeden Tag auf 24 mal sechsMetern ab, so groß <strong>ist</strong> <strong>da</strong>s Boot.Hörnigs Rasierwasser, <strong>der</strong> Schiffsdiesel- <strong>da</strong>s riecht nach Arbeit undStolz. Es riecht, als sei <strong>der</strong> Fährmanneins geworden mit <strong>der</strong> Fähre,mit <strong>der</strong> Umgebung. Seine Elbseglermützehat er tief ins gebräunteGesicht gezogen. Er <strong>ist</strong> einfach <strong>da</strong>.Wie selbstverständlich.Weil er so riesig war, verdingte sichOfferus als menschliche Brücke, er trugPilger über den reißenden Strom. Irgendwannnachts hörte er die Stimmeeines kleinen Kindes. Der Junge batOfferus <strong>da</strong>rum, ihn ans an<strong>der</strong>e Ufer zubringen. Der Riese stapfte los und <strong>da</strong>chte<strong>da</strong>bei vielleicht noch, es sei ein Leichtes,so ein kleines Kind zu tragen.Bruno Hörnig hat als Kindschon am Main gespielt. Dem Vaterund Großvater hat er geholfen,seit er denken kann. So richtig aufdem Wasser <strong>ist</strong> er seit 1958. Die erstenJahre fuhr er als Schmelzer, alsSchiffsjunge, auf Binnenschiffen.Damals kam er bis in den Hafenvon Rotter<strong>da</strong>m. Die riesigen Frachter,die vielen Menschen aus allerWelt, <strong>da</strong>s war was. “Aber <strong>da</strong>nn hatZum Rangieren kommt<strong>der</strong> Fährmann, während <strong>der</strong> Überfahrtmüssen die Gäste zu ihm -zum Bezahlen<strong>der</strong> Vater gesagt: Jetzt kommst duheim und fährst die Fähre.” Ist ergern heimgegangen? Der Fährmannwiegt kurz den Kopf hin undher. “Das <strong>ist</strong> halt so gelebt worden”,murmelt er. Mit den Jahren <strong>ist</strong> erstolz auf seine Rolle geworden, vorallem <strong>da</strong>rauf, <strong>da</strong>ss die Hörnigs dieFährverbindung immer als Privatleutebetrieben haben, auf eigenesRisiko. Leute, die nie mit <strong>der</strong> Fährefahren, tuscheln manchmal, wenn<strong>der</strong> Fährmann wegen einer Reparaturden Betrieb einstellen muss.Wegen Reichtum geschlossen, lästernsie. Dabei <strong>ist</strong> erst neulichTreibholz ins Getriebe gekommen.Bruno Hörnig musste eine Werkstattfür einen Nachbau beauftragen.Ersatzteile gibt es nicht mehr.Das kostet Geld, sein Geld. Wenneine Straße o<strong>der</strong> eine Brücke kaputt<strong>ist</strong>, zahlen die Steuerzahler. Und<strong>da</strong>nn die Europäische Union. Diemacht ihn wütend. Auf einem Treffenvon Fährleuten hat er gehört,die EU wolle eine Ra<strong>da</strong>ranlage fürFlussfähren zur Pflicht machen. Erbraucht doch kein Ra<strong>da</strong>r! Wenn ervom Ufer aus kein Schiff auf demFlussfahrt, die <strong>ist</strong> lustig. Viel lustiger als <strong>der</strong> Schulbus...Main sieht, fährt er los. Wenn er einessieht, wartet er eben.Das Kind auf den Schultern wurdeimmer schwerer, Offerus bekam Angst.“Mir <strong>ist</strong>, als läge die Welt auf mir!”,fürchtete sich <strong>der</strong> Koloss. “Mehr als dieWelt!”, antwortete die Stimme von seinenSchultern, “Du trägst den, welcherdie Welt erschaffen hat.” Das kleineChr<strong>ist</strong>uskind drückte Offerus unter Wasserund taufte ihn auf den Namen Chr<strong>ist</strong>ophorus- Chr<strong>ist</strong>usträger.Bruno Hörnigs Arbeit <strong>ist</strong> Routine.Kurz schauen, ob nicht dochnoch ein Auto kommt, <strong>da</strong>s mit aufdie an<strong>der</strong>e Seite möchte. NachSchiffen auf dem Main Ausschauhalten. Die Schranken herunterlassen.Gas geben. Kurz und heftigdie Steuerrä<strong>der</strong> ausrichten,<strong>da</strong>mit die Richtung stimmt. Kassieren.Gucken, ob ein Kind unterden Passagieren <strong>ist</strong>, <strong>da</strong>nn gibt eswas aus <strong>der</strong> großen Dose mit denSüßigkeiten. Viele Firmenkundenkennt <strong>der</strong> Fährmann, für sie machter einen Strich auf eine <strong>der</strong> alphabetischsortierten Rechnungen, diein einem alten Karteikasten liegen.Bei den Stammkunden knipst erdie rosafarbenen Sammelkarten ab.Keine zwei Minuten bleiben <strong>da</strong>für,<strong>da</strong>nn surrt die Rampe wie<strong>der</strong> einStück hoch und rutscht hinauf ansUfer. Die Schranken öffnen sich,die Leute fahren von Deck, oft wartenschon die Ersten, die mitmöchtenans an<strong>der</strong>e Ufer. Immer <strong>da</strong>sselbe.Wird <strong>da</strong>s nie langweilig?Der getaufte Chr<strong>ist</strong>ophorus machtesich auf und missionierte viele TausendHeiden zu Chr<strong>ist</strong>en, <strong>der</strong> Legende nachin Lykien, in <strong>der</strong> heutigen Türkei. Der römischeKaiser ließ ihn festnehmen. Esbrauchte 400 Folterknechte und vielequalvolle Tage, um den Riesen zu töten.Der Kaiser, <strong>der</strong> die Sol<strong>da</strong>ten befehligte,könnte Decius gewesen sein, <strong>der</strong>von 249 bis 251 regierte. So legen esh<strong>ist</strong>orische Quellen nahe. Kaiser Deciusgab es wirklich. Den Riesen Offerus<strong>da</strong>gegen nie.Pflege: Abends hält er seine Fähre in Schuss Fortsetzung S. 14DenkanstoßDer unruhigeRuhetagFreiheit! Weg mit allen Begrenzungen!Weg mit Gelän<strong>der</strong>nan Treppen und auf Brücken!Weg mit Leitplanken! Weg mitallem, was uns einengt! Weg mitden 10 Geboten! Weg mit demantiquierten Gebot, welches besagt,<strong>da</strong>ß an einem Tag <strong>der</strong> Wochedie Geschäfte liegen bleibensollen. Ja, <strong>da</strong>ß dieser Tag sogarnoch geheiligt werden soll!An kaum einer Meßlatte lässtsich <strong>der</strong> Zustand einer Gesellschaftleichter ablesen als an denzehn Geboten. Nach dem zweitenWeltkrieg nahmen die Väterdes deutschen Grundgesetzesdie zehn Gebote sehr ernst undschufen auf dieser Grundlage<strong>da</strong>s Grundgesetz. Und Deutschlandblühte auf!Seit vielen Jahren wird <strong>da</strong>rangearbeitet, gerade diese Geboteabzuschaffen. Jedes einzelneGebot wurde „bearbeitet“.Nur zwei Beispiele: „Du sollstnicht stehlen!“: Die Gesamtzahl<strong>der</strong> Ladendiebstähle liegtin Deutschland mittlerweile beica. 1,5 Millionen pro Jahr. DerGesamtschaden liegt bei über1,3 Milliarden Euro. Das gegenseitigeBetrügen wird immernormaler. Falsche Angaben bei<strong>der</strong> Steuererklärung sind Volkssportgeworden. „Du sollst nichtehebrechen“: Über 45 Prozent<strong>der</strong> Männer und 30 Prozent <strong>der</strong>Frauen haben ihren Ehepartnerschon einmal betrogen. In <strong>der</strong>Öffentlichkeit gilt Treue mittlerweileschon als antiquiert. DasFernsehen stellt Ehebruch schonals etwas völlig Normales <strong>da</strong>r.Doch wer mißt <strong>da</strong>s Leid und dieseelischen Schäden, die <strong>da</strong>durchentstanden sind? Wer misst dievielen zerbrochenen Ehen unddie mitleidenden Kin<strong>der</strong>? Jemehr die 10 Gebote aus <strong>der</strong> Gesetzgebungund den Köpfen <strong>der</strong>Deutschen verschwinden, destoschneller geht es moralisch undwirtschaftlich bergab. Die Bibellehrt uns ganz klar, <strong>da</strong>ß es <strong>da</strong> einenZusammenhang gibt.Gott gab Gebote um uns zuschützen. Sie abzuschaffen <strong>ist</strong>genauso töricht, wie <strong>da</strong>s Abreißenvon Gelän<strong>der</strong>n auf Brücken.Und Gott wird nicht seinen Segen<strong>da</strong>zu geben, wenn aus demSonntag ein normaler Geschäftstaggemacht wird. Auch wenndie Wirtschaft uns etwas an<strong>der</strong>esverspricht. Wir alle werden<strong>da</strong>nn die negativen Konsequenzenzu tragen haben. Echte Freiheitgibt es nur innerhalb <strong>der</strong> gutengöttlichen Gebote.Ihr Martin Seifert,Aurich/ DeutschlandStat<strong>ist</strong>ikDie erfolgreichstendeutschen GroßstädteMünchen <strong>ist</strong> und bleibt diewirtschaftlich erfolgreichste StadtDeutschlands. Positive Nachrichtengibt es auch für ostdeutsche Städte.München und Dresden gehen alsSieger aus dem Großstadtranking2008 hervor, <strong>da</strong>s die Initiative NeueSoziale Marktwirtschaft (INSM)vorstellte. In <strong>der</strong> Gesamtwertungliegt die bayerische Hauptstadt vorMünster und Frankfurt. Dresden<strong>ist</strong> die Stadt, die sich in den letztenfünf Jahren am dynamischsten entwickelte.Chemnitz machte im Gesamtranking14 Plätze gut und liegtjetzt auf Rang 27, Leipzig klettertum zwölf Ränge auf 23. Vorletzter<strong>ist</strong> Aachen, auf dem letzten Platzklebt weiterhin Berlin.<strong>da</strong>g


14 November 2008 - Neues LebenSpracheLeuteHol über!Anfang S. 13Ist dem Fährmann langweilig?Bruno Hörnig spricht vonseiner kleinen Fahrerkabine, einechter Luxus, <strong>der</strong> ihn vor demWetter schützt. Kurz vor Mittagfüttert er manchmal Schwäneund Enten. Nur nicht zu oft,warnt er, <strong>da</strong>s <strong>ist</strong> nicht gut fürWildtiere. Er schwärmt vomWinter, von den paar Tagen, andenen die Sonne morgens soperfekt am Himmel steht, <strong>da</strong>sssie sich tiefrot in den Fenstern<strong>der</strong> Häuser am Ufer spiegelt.“Das <strong>ist</strong> <strong>da</strong>nn auch schön.” Umihn herum verän<strong>der</strong>t sich durchdie Jahreszeiten ja alles, immer.Er sieht, wie Kin<strong>der</strong> erwachsenwerden und Erwachsene zu Greisen.Er sieht, wem es gutgeht undwer gerade traurig <strong>ist</strong>. Die Erlebnisseauf dem Fluss haben inihm starke Meinungen geformt,zur Liebe zum Beispiel. Hörnigrätselt über die beiden Kunden,die immer getrennt voneinan<strong>der</strong>mit <strong>der</strong> Fähre fuhren. Plötzlichkamen sie in einem Auto. Ganzglücklich sahen sie aus. Und genausoplötzlich kamen sie wie<strong>der</strong>allein, je<strong>der</strong> für sich. “Die Leutesind bequem, sie wollen nichtlernen, Schwierigkeiten zu zweitauszufechten.” Für ihn <strong>ist</strong> so eineHaltung unvorstellbar. Ohne denRückhalt seiner Frau würde seinBetrieb nicht funktionieren.Martin Luther spottete über Chr<strong>ist</strong>ophorus,den Heiligen. Eine Erfi n-dung sei <strong>der</strong> “Chr<strong>ist</strong>offel” gewesen,empörte sich <strong>der</strong> Reformator. 1969strich Papst Paul VI. die sagenhafteGestalt aus dem Heiligenkalen<strong>der</strong><strong>der</strong> katholischen Kirche. Trotzdemgilt er weiter als Patron aller Reisenden.Er baumelt an Autoschlüsseln.Rettungshubschrauber sind nach ihmbenannt. Und er <strong>ist</strong>, natürlich, <strong>der</strong> Gewährsmann<strong>der</strong> Fährleute.Seit ein paar Jahren machensich die Menschen in Mondfeld,Stadtprozelten und UmgebungSorgen um ihren Fährmann.“Die Leut’ wissen ja, <strong>da</strong>ssich 65 bin, nun haben sie Angst.Die tun mir immer vorrechnen:,Dein Vater <strong>ist</strong> mit 80 gefahren,<strong>da</strong> kannst du bis 85 fahren!” BrunoHörnig hat drei Söhne. Zweisind fortgezogen, <strong>der</strong> Jüngste, 15Jahre alt, hat Interesse <strong>da</strong>ran, dieFähre zu übernehmen. Nach <strong>der</strong>Schule hilft er dem Vater oft. DerFährmann freut sich, aber ob eswirklich mal mit <strong>der</strong> Nachfolgeklappt? “Er sieht ja nur, <strong>da</strong>ss ichrüberfahre, den Rest nach Feierabendbekommt er noch nicht somit, Ölwechsel und diese Dinge.”Ein paar Jahre will er nochweitermachen, so o<strong>der</strong> so. Undwer weiß, vielleicht wird ja dieBrücke kommen, die sich vieleGemeinden auf fränkischer Seitewünschen. Aber <strong>da</strong>s <strong>ist</strong> Zukunftsmusik,noch brauchen dieMenschen ihn, den Fährmann.“Als Privatmann könnte ich jaeigentlich machen, was ich will.Aber die Leut’ denken, ich binwas Öffentliches. Ich bin halt immer<strong>da</strong>, wenn ich gebraucht werde.”Bruno Hörnig hat sie auchverwöhnt, die Leute. Wenn einAuto die Abfahrt verpasst, <strong>da</strong>nnkommt er zurück. Und wenn dieFähre noch leer <strong>ist</strong>, drüben auf<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite aber ein Autowartet, fährt er eben ohne Passagiererüber.Vor seinem Haus liegt schonein Ru<strong>der</strong>boot, falls sein Sohnnicht weitermachen will und dieFähre zu viel Geld kostet. DerFährmann hat seine Grundsätze.“Und wenn drüben nur ein kleinerJunge stünde, würde ich fahren.”chrismon.deDoris Dold, Hochschullehrerinund DAAD-Lektorin aus Kiel, unterrichtetzur Zeit an <strong>der</strong> StaatsuniversitätUljanowsk Deutsch. Sie <strong>ist</strong>Spezial<strong>ist</strong>in in Slaw<strong>ist</strong>ik, beherrschtRussisch, Polnisch, Englisch undFranzösisch, kennt sich im Bereich<strong>der</strong> west- und osteuropäischenKulturen aus, hat einen ZusatzstudiengangDaF (Deutsch als Fremdsprache)absolviert, was sie jetzt<strong>da</strong>zu qualifiziert, für die Auslän<strong>der</strong>Deutsch unterrichten zu dürfenInterviewNL: Seit wann bestehen die Beziehungenzwischen DAAD und Russland?Welche Aufgaben erfüllt dieseOrganisation in unserem Land?Doris: DAAD <strong>ist</strong> seit 1993 inRussland tätig, 1993 wurde dieAußenstelle in Moskau gegründet,und im Moment sind in Russlandetwa 40 DAAD-Lektoren, in einigenStädten wie z. B. Moskau o<strong>der</strong>Sankt Petersburg gibt es mehrereLektorate, und in den me<strong>ist</strong>en kleinerenStädten, weiter draußen, wieOmsk, Tomsk, Nowosibirsk, gibtes jeweils nur ein Lektorat.DAAD arbeitet nicht nur inRussland, son<strong>der</strong>n weltweit. Wirsind im Moment in 127 Staaten mitetwa 400 unseren Lektoren vertreten,und wir beschäftigen uns mitdem wissenschaftlichen Austauschzwischen deutschen und ausländischenUniversitäten, d. h. DAADför<strong>der</strong>t den Austausch von Studentenund Wissenschaftlern. DerSchwerpunkt liegt <strong>da</strong>bei vor allemauf dem Austausch von jungenWissenschaftlern, also von Leuten,die jetzt im Rahmen des Bologna-Umbauprozesses Bachelor gemachthaben und ins Ausland gehen wollen,um dort einen Mag<strong>ist</strong>erkurs zubelegen. Relativ viel tun wir in demBereich Austausch von Aspiranten.DAAD unterstützt auch bestehendeKontakte. Konkret gibt es vielerussische Wissenschaftler, die mitdeutschen Partnern zusammenarbeiten,aber ihnen fehlt an finanzielleUnterstützung. Das sind dieSachen, die DAAD unterstützenkann.Worauf <strong>ist</strong> Ihre persönliche Tätigkeithier in Uljanowsk gezielt?Ich gebe hier den deutschenUnterricht und mache Reklame fürden DAAD.Was können Sie jetzt über dierussischen Studenten sagen?Die russischen Studenten sindinsofern an<strong>der</strong>s als die deutschen,manchmal habe ich <strong>da</strong>s Gefühl,Studiumsie wissen nicht, <strong>da</strong>ss sie freiwilligsind. Ich meine, russische Studentengehen zur Uni, genauso wie siefrüher zur Schule gegangen sind.Sie empfinden ihr Studium als einevon außen aufgezwungene Pflicht.Ich z. B empfang mein Studiumin Deutschland auch als Pflicht, ichfühlte mich verpflichtet, zur Uni zugehen, aber <strong>da</strong>bei wusste ich immer,<strong>da</strong>ss ich <strong>da</strong>s Fach mir selberausgesucht habe. Und alles, womitich an <strong>der</strong> Universität beschäftigtwar, machte ich in erster Linie fürmich selbst.Die russischen Studenten denkenaber, Sie würden dem Lehrereinen Gefallen tun, wenn sie etwaslernen. Natürlich <strong>ist</strong> es für ei-Unterscheidet sich <strong>da</strong>s russischeBildungssystem von dem in Deutschland?Mir fällt auf, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s russischeHochschulbildungssystem stärker<strong>der</strong> Schule ähnelt, als <strong>da</strong>s Systemin Deutschland. Hier bekommendie Studenten am Anfang des Studienjahresihren fertigen Stundenplan,ohne selbst die Disziplinenauszuwählen, und <strong>da</strong>nn müssen sienur den Unterricht besuchen.In Deutschland sind die Studentenviel selbstständiger, sie suchensich die Fächer selber aus. Was ihnennicht imponiert, können sienicht ablegen. Die Motivation <strong>der</strong>Studenten <strong>ist</strong> <strong>da</strong>durch höher und<strong>da</strong>s Studium macht mehr Spass.„Immer eine Balance finden“nen guten Lehrer wichtig, wenn <strong>der</strong>Student etwas lernt. Aber im Grundegenommen, für den Lehrer <strong>ist</strong>letzen Endes vollkommen egal, obdie Lernenden etwas lernen o<strong>der</strong>nicht. Der Schüler, <strong>der</strong> nichts lernt,schadet nicht dem Lehrer, son<strong>der</strong>nsich selbst. Und ich habe <strong>da</strong>s Gefühl,den russischen Studenten <strong>ist</strong>es aber nicht bewusst. Persönlichfür mich <strong>ist</strong> es ungewohnt, <strong>da</strong>ss ichmich immer bei den Studenten aufdrängenmuss, <strong>da</strong>mit sie die Aufgabenmachen o<strong>der</strong> zum Unterrichtkommen.Welche Schwierigkeiten entstehenbei Ihnen beim Unterricht?Als ich zum ersten Mal hiervor meiner Gruppe gestanden hatte,ergriff den Lesesaal ein großesSchweigen. Die Studenten gucktenmich an mit großen erschrockenAugen, sie hatten Angst, Deutschzu sprechen. Es liegt vielleicht <strong>da</strong>ran,<strong>da</strong>ss ich Muttersprachler bin,und ich höre alles, was sie falschmachen. Aber in vier-fünf Wochenhaben sich die Studenten an michgewöhnt und allmählich wird esbesser.Comics-SerieWas ich am russischen Systemgut finde, <strong>ist</strong>, <strong>da</strong>ss <strong>der</strong> Student, unabhängig<strong>da</strong>von, was er studiert,eine Fremdsprache belegen muss.Im Grundsatz finde ich <strong>da</strong>s richtig,denn bei uns, wenn man Philologienicht studiert, kann man nach <strong>der</strong>Schule Fremdsprachen freiwilligpflegen o<strong>der</strong> sie einfach vergessen.Ich denke aber, man muss mindestenseine Fremdsprache können,<strong>da</strong>s <strong>ist</strong> wichtig für den beruflichenErfolg und es macht <strong>da</strong>s Leben interessanterund reicher.Wie finden Sie <strong>da</strong>s Bildungsniveau<strong>der</strong> russischen Studenten?Es gibt Studenten, die einen guten,breiten Interessenkreis haben,und es gibt solche, die lieber mitden Freunden feiern wollen.Und wie schätzen Sie ihreDeutschkenntnisse ein?Ich muss gestehen, manchmalwar ich sogar etwas entsetzt. Allerseitshat man Deutsch seit <strong>der</strong>5. Klasse gelernt, jetzt sind meineStudenten im 2. Studienjahr. Mehreresind in <strong>der</strong> Lage, nur einfacheSätze zu bilden. Da entstehtdie Frage: Was hatten sie all dieseJahre gemacht? Was passiert in <strong>der</strong>Schule?Womit <strong>ist</strong> es zu erklären?Ich vermute sehr stark, <strong>da</strong>ss esan <strong>der</strong> Methodik liegt. Ich habe mirrussische Lehrbücher angeschaut:hier wird immer noch nach <strong>der</strong>Grammatik-Übersetzensmethodegearbeitet, die bedeutet, man beschäftigtsich theoretisch mit <strong>der</strong>Grammatik, und man übersetzt aus<strong>der</strong> Fremdsprache in die Muttersprache.Das Verfahren <strong>ist</strong> hervorragend,wenn es <strong>da</strong>rum geht, <strong>da</strong>ssman am Ende Texte in <strong>der</strong> Fremdsprachelesen können möchte. Daserzielt katastrophale Resultate,wenn man am Ende die Fremdsprachetatsächlich selber aktiv benützenmöchte, um zu sprechen undDoris Dold: „Das Sprachlernen muss nicht nur Nutzen bringen,son<strong>der</strong>n auch Spass machen“um zu schreiben. Vom Hörverstehenmal ganz zu schweigen. Diedeutsche Grammatik können dierussischen Studenten, sehr gut sogar.Wenn man ihnen die Lückentextegibt, wo sie die Kasusendungeneinsetzen müssen, schaffen siees sehr gut. Wenn sie lesen sollen,<strong>da</strong>nn geht es auch. Es wird aber zuwenig Wert auf praktische Kommunikationgelegt, <strong>da</strong>s <strong>ist</strong> ein großesProblem.Natürlich muss man die Grundlagen<strong>der</strong> Grammatik kennen, dieTheorie <strong>ist</strong> wichtig, beson<strong>der</strong>swenn man komplexere Sätze bauenwill, aber wenn man im Alltagsprechen o<strong>der</strong> Leute kennenlernenmöchte, <strong>da</strong>nn <strong>ist</strong> es nicht so wichtig,auch in Konjunktiv Sätze bildenzu können.Welche Ratschläge könnten Sieallen Sprachinteressenten geben, <strong>da</strong>mitsie ihre Le<strong>ist</strong>ungen erzielen?Erstens, jede Gelegenheit zumSprechen ausnützen, im Unterrichtund mit den Muttersprachlerndeutsch sprechen. Man muss imUnterricht in Gruppen arbeiten. Ichhabe <strong>da</strong>s Gefühl, <strong>da</strong>s wird immernoch wenig gemacht. Man mussversuchen, auch Medien in Originalsprachezu besorgen. Filme aufDeutsch sehen, wenn man die kriegenkann, im Radio hören, wenndie Deutsche Welle ankommt.Wenn man Literatur im Originalliest, sollte man sehen, <strong>da</strong>ssman Texte liest, die man versteht,ohne viel nachzuschlagen. Wenn<strong>der</strong> Text leicht <strong>ist</strong>, lese ich ihnnicht. Wenn <strong>der</strong> Text zu schwer <strong>ist</strong>,bin ich nur frustriert. Dann lege ichdieses Buch beiseite. Man mussbeim Sprachlernen immer eine Balancefinden zwischen Anfor<strong>der</strong>ungund Frustration. Ich muss sagen,Sprachlernen muss nicht nur Nutzenbringen, son<strong>der</strong>n auch Spassmachen.Von Sabine ChurjaFortsetzung folgt...


Neues Leben - November 2008 15BildungVon Prof. Dr. EugenN. Miller, Chefre<strong>da</strong>kteur<strong>der</strong> Zeitung „Rundschau“MethodikZum Studiumerfolg führen verschiedenemethodische Wege. Docheines <strong>ist</strong> gemeinsam: gute Le<strong>ist</strong>ungund klare Verantwortung. In dieserHinsicht möchten wir über den Lernprozessim Aus- und InlandberichtenIm Unterricht <strong>der</strong> Unterstufean <strong>der</strong> Schule in Kalifornien wird<strong>da</strong>s Thema «Deutsche Märchen»behandelt. Doch die amerikanischenKin<strong>der</strong> sitzen nicht brav inihren Sitzreihen und starren aufdie Lehrerin - die Szene im Klassenzimmererinnert eher an Fernsehen.Eine Schülerin spricht leisemit ihrer Klassenkameradin: Wassagst du zu <strong>der</strong> Hauptfigur in diesemMärchen? Bei <strong>der</strong> gespieltenMeinungsumfra ge tragen die SchülerArgumente für und wi<strong>der</strong> dieHauptfigur zusammen.Das Benehmen <strong>der</strong> Schülerkann man hier an Bil<strong>der</strong>n sehen- die Kin<strong>der</strong> sind entspannt unddoch interessiert. So werden sieweniger müde. Uns hatte die Einrichtung<strong>der</strong> Lehrerin gut gefallen.Und <strong>da</strong>s, obwohl die beiden Schulsysteme,bei uns und in Amerika,organisatorisch kaum bedeutendunterschiedlicher sein könnten. Immerhinzeigen die Beispiele bei unsund in Amerika sehr deutlich: Denidealen Weg zu guten Le<strong>ist</strong>ungen,den es nur zu übernehmen gilt, gibtes nicht.Da sieht man eben auch krasseUnterschiede im Schulsystem.Wenn in Bayern (Deutschland) undim Gebiet Omsk (Russland) die 10-jährigen le<strong>ist</strong>ungsabhängig in dieSchulformen einsortiert werden,haben ihre schwedischen Altersgenossennoch nie ein Zeugnis zuGesicht bekommen: Noten gibt esin Schweden erstmals in <strong>der</strong> achtenKlasse! Bei uns in Russland wer-www.miller-verlag.mv.ruDieserArtikel wurdeaus demBuch „DeutscheSprache.Theorieund Praxis“genommen.Mehr über<strong>da</strong>s Buchim Web:www.millerverlag.mv.ruDie deutsche Sprache:Theorie und PraxisMethodische Artikel über denDeutschunterricht von Deutschlehrernin Mittel- und Hochschulen. Re<strong>da</strong>ktion- Prof. E.N. Miller. Ausgabe 3,2003. 96 S.den die Noten von <strong>der</strong> ersten Klassean nach rechts und nach links geschleu<strong>der</strong>t!Wie<strong>der</strong>um die «Grundskola»,die schwedische Gesamtschule mitGanztagsunterricht, <strong>da</strong>uert neunJahre. Diese Schule <strong>ist</strong> für alleKin<strong>der</strong> Pflicht. Aber: gesiebt wirdnicht, Sitzen bleiben <strong>ist</strong> nahezu unbekannt.Zu «sieben» beginnt manerst in <strong>der</strong> «Gymnasialschule» mit<strong>der</strong> Hochschulreife als Abschluss.Von den me<strong>ist</strong>en Jugendlichen,die in <strong>der</strong> Gymnasialschule beginnen,setzen sich zum Abschluss nuretwa 70 Prozent durch.Zu beachten <strong>ist</strong> <strong>der</strong> Unterrichtin Schweden, <strong>der</strong> sich an den Bedürfnissen<strong>der</strong> einzelnen Schülerorientiert. In Modellschulen hatjedes Kind ein individuelles Tagebuch,in dem die Lernziele für eineWoche festgeschrieben werden. IndividuelleAufgaben bekommenauch die amerikanischen Schüler.Die Lehrerin kennt alle Kin<strong>der</strong> sehrgut, ihre Fähigkeiten und Möglichkeiten.Das Klassenzimmer <strong>ist</strong> wieein Museum - überall Bil<strong>der</strong> undAufzeichnungen, von Kin<strong>der</strong>n gemacht.Was wann drankommt, <strong>ist</strong>nicht von vornherein festgelegt,doch am Ende <strong>der</strong> Woche muss dieLehrerin die Erfolge abzeichnen.Auch deutsche Grundschülerarbeiten gelegentlich mit Wochenplänen.Der entscheidende Unterschied:Hier in Deutschland gilt <strong>der</strong>Plan <strong>der</strong> ganzen Klasse.Den 45-Minuten-Unterrichtsakt,für uns in Russland so üblichund unerschüttert seit Jahrzehnten(Ausnahme - die untere Stufe),gibt es an schwedischen Schulennicht. Manche experimentieren sogarmit Gleitzeitmodellen: Wer früherkommt, <strong>da</strong>rf auch früher gehen.Ist <strong>da</strong>s nicht gerecht? Ist <strong>da</strong>s nichtpraktisch? O<strong>der</strong> sollte man <strong>da</strong>s Anarchienennen? O<strong>der</strong> eine komplizierte,verwickelte, sehr produktiveMethode <strong>der</strong> Wissensvermittlung,die aber vom Lehrer viele zusätzlicheAnstrengungen for<strong>der</strong>t, so <strong>da</strong>ssman wie<strong>der</strong> lieber auf die gewöhnliche«Leier» zurücksattelt?Wir hatten einen Deutschlehrer,<strong>der</strong> jedem einzelnen Schülerstets eine zusätzliche Son<strong>der</strong>aufgabevorlegte. Er hatte hervorragendeLe<strong>ist</strong>ungen, er wurde von denSchülern hoch geschätzt. Aber ...Er arbeitete 20 Stunden jeden Tag,Im Unterricht an <strong>der</strong> Schule in Kalifornien (USA) wird <strong>da</strong>s Thema «Deutsche Märchen» behandeltFreude beim LernenLustig und spannend kann auch<strong>da</strong>s Schulleben seinohne Ruh- und Sonntage. Keinnormaler «Durchschnittslehrer»kann sich solch ein Tempo aufhalsen,nur Einzelgänger. Nicht wahr?Somit gönnt sich fast je<strong>der</strong> Lehrer,<strong>da</strong>s müssen wir zugeben und einsehen,ab und zu die Schüler mit eineschriftlichen Kontrollarbeit zu belasten,<strong>da</strong>mit er sich etwas erholenkann.Aber zurück zu unserer Beschreibung<strong>der</strong> Lehrprozesse. Dieweitgehend selb stständigen Lernkonzeptebieten nach neuesten Erkenntnissenaus <strong>der</strong> Hirnforschungals Regel den größeren Anreiz zumLernen. Die eigene Genugtuung,die sich nach dem eigenständigenLösen einer Aufgabe einstellt, <strong>da</strong>skann je<strong>der</strong> Lehrer aus seiner eigenenLebenspraxis entnehmen, kannnachhaltiger sein, als wenn manvon einem Menschen (Lehrer) gelobtwird. Ebenfalls bei freundlicherPä<strong>da</strong>gogik arbeiten die schwedischenLehrer nicht getrennt vonstaatlichen Regeln. Die nationalenLe<strong>ist</strong>ungsstan<strong>da</strong>rds, die nun inFaul bin ich nicht - ein bisschen müde...Deutschland eingefor<strong>der</strong>t werden,gibt es in Schweden längst. DieResultate des landesweiten Le<strong>ist</strong>ungstestsunter Neunklässlernwerden nach Schulen aufgeschlüs-Frei und locker denken, handeln und... sitzenselt und veröffentlicht, denn die Elternhaben <strong>da</strong>s Recht, in Wirklichkeitohne weiteres die Schulen fürihre Kin<strong>der</strong> frei zu wählen.Alle Län<strong>der</strong>, die in Schulengute Ergebnisse zeigen, ob <strong>da</strong>s Finnen,Schweden o<strong>der</strong> Deutsche sind,verraten ein Erfolgsgeheimnis: <strong>da</strong>sPrinzip Verantwortung. In Finnland,Schweden wie in Bayern undKalifornien, aber auch beim fernöstlichenSpitzenreiter Südkoreagilt laut <strong>da</strong>s Motto: «Es gibt klareLe<strong>ist</strong>ungsanfor<strong>der</strong>ungen an denUnterricht - und klare Verantwortlichkeiten<strong>da</strong>für, <strong>da</strong>ss die auch erfülltwerden.»Eine wichtige Rolle spielt außerdem<strong>da</strong>s Lernumfeld: die Familie,die Gesellschaft. Eben dieGesellschaft entscheidet mit überden Erfolg. <strong>der</strong> Schule. Die Familieund <strong>da</strong>s soziale Umfeld sind genausowichtig wie die Schule. Das<strong>ist</strong> nicht neu, aber nicht immer hältman es im Blickpunkt. Darum sagenwir mal selbstkritisch: in Bayern,wie die deutschen Gelehrtenbehaupten, herrscht eben eine le<strong>ist</strong>ungsfreundlicheStimmung, abergerade in dieser Hinsicht habenwir in Russland keine beson<strong>der</strong>enUrsachen, um Optimismus auszustrahlen.Darum müsste man wohldie Familie und die Gesellschaftstets in Betracht haben und an dieZusammenarbeit mit <strong>der</strong> Schuletagtäglich aufrufen....„Theorie und Praxis“, gekürztHochschuleDie UniversitätSt. Petersburg <strong>ist</strong>neuer Partner desWest-Ost-InstitutsBerlin - Am 10. Oktober 2008kam es zum zweiten erfolgreichenVertragsabschluss des neugegründetenUMC-Instituts (University ofManagement and Communication).Neben dem National Institute of Business(NIB) in Moskau konnte nunauch die Fakultät für Journal<strong>ist</strong>ik <strong>der</strong>Staatlichen Universität Sankt Petersburgals neuer Kooperationspartnergewonnen werden.Inhalte <strong>der</strong> Zusammenarbeit sinddie Durchführung von gemeinsamenForschungsprojekten im Bereich <strong>der</strong>Medien- und Kommunikationswissenschaften,die Entwicklung einesgemeinsamen Masterstudiengangsim Bereich Markenmanagement sowiedie För<strong>der</strong>ung des Austauschesvon Studierenden <strong>der</strong> UMC Pots<strong>da</strong>m(FH) und <strong>der</strong> Staatlichen UniversitätSankt Petersburg.Das Memorandum zur Zusammenarbeitwurde von Frau Prof. Dr.Marina Shishkina, Dekanin <strong>der</strong> Fakultätfür Journal<strong>ist</strong>ik, und Prof. Dr. Alexan<strong>der</strong>Krylov, Direktor des West-Ost-Instituts, unterzeichnet. Prof. AlekseiChechulin von <strong>der</strong> Staatlichen UniversitätSankt Petersburg sagte <strong>da</strong>bei:“Wir haben schon seit langem einenPartner gebraucht, <strong>der</strong> sich mit wissenschaftlichenund institutionellenFragen <strong>der</strong> Entwicklung von Kommunikationsprozessenin West- und Osteuropabeschäftigt. Das West-Ost-Institutan <strong>der</strong> UMC Pots<strong>da</strong>m (FH) <strong>ist</strong>nicht nur die einzige Einrichtung, diesich auf Management und Kommunikationspezialisiert, son<strong>der</strong>n auch einvorbildliches wissenschaftliches Konzeptbesitzt und durch in Russlandbekannte Experten vertreten <strong>ist</strong>.”Die Staatliche Universität SanktPetersburg gehört zu den besten UniversitätenEuropas. Sie <strong>ist</strong> eine <strong>der</strong>größten Universitäten Russlands, an<strong>der</strong> bereits Persönlichkeiten wie WladimirPutin, russischer Min<strong>ist</strong>erpräsident,und Dmitri Medwedew, Präsident<strong>der</strong> Russischen Fö<strong>der</strong>ation, ihrStudium <strong>der</strong> Rechtswissenschaftenabsolviert haben. Die Fakultät fürJournal<strong>ist</strong>ik wurde kurz nach <strong>der</strong> Oktoberrevolutiongegründet.Nicole Bethke, Leitung Kommunikationund Projektentwicklungwww.umc-pots<strong>da</strong>m.deDAAD-magazin.deFenstermit AussichtEine Podiumsdiskussion desDAAD im Internationalen Zentrum<strong>der</strong> Frankfurter Buchmesse beleuchtetedie weltweiten Chancenvon Deutsch als FremdspracheDie Diskussionsrunde des DAADdrehte sich um die Zukunft vonDeutsch im Wettbewerb mit an<strong>der</strong>enSprachen. Die Podiumsgäste äußertensich zuversichtlich und meinten,<strong>da</strong>ss Deutsch als Fremdsprache inEuropa weiterhin von Bedeutungsein wird. „An türkischen Schulen <strong>ist</strong>Deutsch nach Englisch die beliebtesteFremdsprache“, erklärte dieGerman<strong>ist</strong>in Feruzan Akdoğan. WaldemarPfeiffer, Professor für German<strong>ist</strong>ikan <strong>der</strong> Universität Posen, bezeichnetedie polnische German<strong>ist</strong>ikgar als eine <strong>der</strong> stärksten außerhalbDeutschlands. In den Nie<strong>der</strong>landengeht <strong>da</strong>gegen <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> DeutschSprechenden zurück. Joachim Umlauf,<strong>der</strong> in Amster<strong>da</strong>m <strong>da</strong>s Goethe-Institut leitet, sagte: „Obwohl sich<strong>da</strong>s nach dem Zweiten Weltkrieg belasteteVerhältnis inzwischen wie<strong>der</strong>normalisiert hat, lernen heute vieleNie<strong>der</strong>län<strong>der</strong> nur noch etwas Basisdeutsch.“<strong>da</strong>ad-magazin.deDie deutsche Sprache stärken- über die Grenzen hinaus: Podiumsdiskussionzu Deutsch alsFremdsprache


16 November 2008 - Neues LebenBuntesGesellschaftNur sechsvon zehn Männernleben von BerufstätigkeitWiesbaden (dpa) - Nursechs von zehn Männernin Deutschland leben vonErwerbs- o<strong>der</strong> Berufstätigkeit.29 Prozent bestreitenihren Lebensunterhaltüberwiegend von Renteno<strong>der</strong> Pensionen, 11 Prozentversorgen sich mitEinnahmen aus an<strong>der</strong>enQuellen wie Arbeitslosengeld,Sozialhilfele<strong>ist</strong>ungen,Unterhalt von Angehörigeno<strong>der</strong> aus eigenemVermögen. Das berichtete<strong>da</strong>s Stat<strong>ist</strong>ische Bundesamtin Wiesbaden am 1.November zum Welttagdes Mannes.NotfälleSuperkleberauf Toilettensitz -Mann samt Klo insKrankenhausLondon (dpa) - Festgeklebtan einer Toilette<strong>ist</strong> ein 35 Jahre alter Mannin England erst von Ärztenaus seiner Notlage befreitworden. Unbekannte hattenden Sitz einer öffentlichenToilette bei Dudleyin Mittelengland am 1.November mit Superkleberbeschmiert. Als sich<strong>der</strong> Mann auf dem stillenÖrtchen nie<strong>der</strong>ließ, klebteer sofort an <strong>der</strong> Stahltoilettefest, wie die Feuerwehrberichtete. Da es denalarmierten Rettungskräftenzunächst nicht gelang,den Mann von <strong>der</strong> Toilettezu lösen, transportierte ihndie Feuerwehr samt Toiletteins Krankenhaus. Dortgelang es Ärzten mit Hilfespezieller Chemikalien,den Kleber zu lösen undden Mann zu befreien.WettbewerbeErste Weltme<strong>ist</strong>erschaftim Kopfrechnenfür Kin<strong>der</strong>Nürnberg (dpa) - Wurzelziehen,Kalen<strong>der</strong>rechneno<strong>der</strong> Primfaktor- Zerlegung:Am 2. Novemberstartete in Nürnberg dieerste Weltme<strong>ist</strong>erschaftim Kopfrechnen für Kin<strong>der</strong>und Jugendliche. Biszum 6. November drehtesich <strong>da</strong>nn alles um Zahlenund Strategien, Aufgabenmöglichst schnell undfehlerfrei zu lösen. Gemeinsammit dem BonnerZahlenkünstler und Weltme<strong>ist</strong>erim Kopfrechnen,Gert Mittring, organisiertedie Vizeweltme<strong>ist</strong>erin <strong>der</strong>internationalen Denksport-Olympiade in <strong>der</strong> Disziplin“Kreatives Denken”,Caroline Merkel aus Nürnberg,die Veranstaltung.“Die Aufgaben müssen innerhalbvon zwei Stundenbearbeitet werden”, erläuterteMerkel. Den besten<strong>der</strong> rund 25 Teilnehmerwinken Pokale und Urkunden.Preisgel<strong>der</strong> werdees nicht geben, <strong>da</strong>für aberviel Spaß, versprach dieMathematik-Lehrerin.Opa Walter geht in die Musikalienhandlung:“Ich hätte gerndie rote Trompete <strong>da</strong> drüben unddie weiße Ziehharmonika,” Meint<strong>da</strong>rauf <strong>der</strong> Verkäufer: “Den Feuerlöscherkönnen Sie haben,aber die Heizung bleibt hier!”„Wenn ich abends Rotweintrinke, kann ich nicht schlafen”,meint ein Partygast zu Marlene,die Mühe mit Smalltalk hat. “Beimir <strong>ist</strong> es genau umgekehrt”, entgegnetsie trocken, “wenn ichMalware-Programmierer denkensich immer wie<strong>der</strong> neueTricks aus, um ihre Schadprogrammein einer attraktivenVerpackung zu präsentieren.Vom Liebesbrief bis zum Benzingutscheinwar man schoneiniges gewohnt, <strong>da</strong>s zum anklickenanimieren sollteWie nun über den Security-SoftwareanbieterTrendMicro bekannt wurde, habenwährend des Georgienkonfliktsgewitzte Programmiererdie Angst amerikanischerBürger vor einem direktenKonflikt mit Russland für dieVerbreitung ihrer Schadprogrammegenutzt. Im großenStil wurden Spam-Emailsverschickt, die auf ein CNN-Video hinwiesen, in demPräsident Bush verkündenwürde, <strong>da</strong>ss die USA aufSeite Georgiens in den Kriegeintritt. Diese vermeintlicheSensation veranlasste eineMenge Nachrichten-interessierterInternetsurfer zumClick auf die angegebeneWebseite www.cnn.org. Hierabends schlafe, kann ich keinenRotwein trinken.”Der Arzt schaut besorgt auf<strong>da</strong>s Bein des verletzten Fußballspielers:“Wurden Sie vorherschon mal an dem Knie operiert?”“Nein”, meint <strong>da</strong>rauf <strong>der</strong>Fußballer, “immer nur hinterher.”Ein Fallschirmspringer hatsich in einem Baum verhed<strong>der</strong>t.Als ihm <strong>der</strong> Bauer mit einerLeiter runterhilft, meint <strong>der</strong>Fallschirmspringer: “Schade, ichOnlineComicsWitzeComicsRusslan<strong>da</strong>ngst - Trojanerbefanden sie sich bereits aufdem Holzweg. Denn <strong>der</strong> bekannteUS-Nachrichtensen<strong>der</strong>residiert online unterwww.cnn.comcnn.org - professionellals Nachrichtenseite designt- gehörte den Organisatoren<strong>der</strong> gesamten Aktion. Hierwurde man aufgefor<strong>der</strong>t,ein „Plug-In“ zu installieren,um <strong>da</strong>s brennend aktuelleVideo ansehen zu können.Installiert wurde aberein Programm mit dem Unheilverheißenden NamenTSPY_BANCON.JN. Dieseswie<strong>der</strong>um diente nur einemZweck: Dem Ausspionierenvon Online-Banking-Datenund weiteren sensiblen Informationen<strong>der</strong> Benutzer.Zusätzlich zum Schadprogrammgab es <strong>da</strong>nn die Entevom angeblichen Kriegseintritt<strong>der</strong> USA <strong>da</strong>zu.Eine Masche, von <strong>der</strong>sich die Programmierer desBKA-eigenen Bundestrojaners,mit dem die Computervon Terror<strong>ist</strong>en ausspioniertwerden sollen, noch eineScheibe abschneiden können.Aber wer weiß, welcheIdeen man schon hat, diesenin eine attraktive Verpakkungfür islamische Fun<strong>da</strong>mental<strong>ist</strong>enzu packen.russland.ruwollte doch einen Rekord aufstellen.”- “Das <strong>ist</strong> Ihnen gelungen”,meint <strong>da</strong>rauf <strong>der</strong> Bauer,“Sie sind <strong>der</strong> Erste hier in <strong>der</strong>Gegend, <strong>der</strong> von einem Baumrunterkommt, den er gar nichtraufgeklettert <strong>ist</strong>.”„Fünf Tage brauche ich, umeinmal um meine Farm herumzufahren”,gibt <strong>der</strong> Texaner an.“Ach”, meint <strong>da</strong>rauf sein Gegenüber,“so eine Schrottk<strong>ist</strong>e hatteich auch schon mal.”WitzeEin Marssteht vor einerZapfsäule und will mitihr ein Gespräch beginnen.Nach einer Weile meint esentnervt: „Jetzt nimm dochmal die Finger aus den Ohren,so kannst du ja garnichts verstehen!”Ihr Sohn bekommt alsoimmer noch Geigenunterricht.Ist <strong>da</strong>s auf Dauernicht recht teuer?” - “Wieman’s nimmt: Immerhinhab ich inzwischen die beidenNachbargrundstückezum halben Preis bekommen.”Der kleine Oskar läuftmit seiner Mutter an <strong>der</strong> Kirche<strong>vorbei</strong>, an <strong>der</strong>en Turmgerade ein Handwerker dieUhr repariert. “Mami”, sagt<strong>da</strong>rauf <strong>der</strong> Kleine, “wenn<strong>der</strong> Mann so kurzsichtig<strong>ist</strong>, wieso hat er <strong>da</strong>nn keineArmbanduhr?”Bei einer Straßenumfragefragt ein Journal<strong>ist</strong>einen Passanten: “Was <strong>ist</strong>Ihrer Meinung nach <strong>da</strong>sProblem in unserer Gesellschaft- mangelndes Wisseno<strong>der</strong> Desinteresse?”Darauf <strong>der</strong> Passant: “KeineAhnung, <strong>ist</strong> mir aber auchegal.”Oliver und Kai kommenaus einem Rockkonzert.“Neulich hab ich gelesen,<strong>da</strong>ss zu laute Musik <strong>da</strong>uerhafttaub machen kann”,erzählt Kai seinem Freund.Darauf meint Oliver: “Freutmich, <strong>da</strong>ss es dir gefallenhat.”„Deike-Press“Berlin (dpa) - NebenLondon und New York <strong>ist</strong>Berlin, nach Einschätzungdes Landeskriminalamtes(LKA), eines <strong>der</strong> drei Zentren<strong>der</strong> Russischen Mafia.“Wobei Berlin nicht direkteine Funktionsebene <strong>ist</strong>,son<strong>der</strong>n eine Zwischenplattformzwischen Europaund dem restlichen Ausland”,sagte <strong>der</strong> Leiter <strong>der</strong>LKA-Abteilung OrganisierteKriminalität, BerndFinger, in einem Interview<strong>der</strong> “Süddeutschen Zeitung”.“Binnen einer Stundehat man Diebesgut im Ausland,zum Beispiel in Polen”,sagte <strong>der</strong> Jur<strong>ist</strong>. “Unddie Anonymität einer Großstadtmit 3,4 Millionen Einwohnernermöglicht <strong>da</strong>s,was für <strong>da</strong>s Bestehen einersolchen Vereinigung sehrwichtig <strong>ist</strong>: die ethnischeAbschottung. Die Mitglie<strong>der</strong>bleiben in <strong>der</strong> Regelunter sich. Und somit ungestörter.”Finger wies <strong>da</strong>raufhin, <strong>da</strong>ss die Polizeiallerdings kriminologischnicht von russischer Mafiaspreche, son<strong>der</strong>n von organisierterKriminalität vonStraftätern aus osteuropäischenStaaten.“An<strong>der</strong>s als die (italienische- Anm. d. R.) MafiaInternetwww.herbstzeit.deDas <strong>ist</strong> eine gut besuchtedeutsche Community fürMenschen im besten Alter.Die Seite bietet Kontakt- undAustauschmöglichkeiten inForen und Chaträumen.Derzeit leben ca.90.000.000 Menschen deutschenUrsprungs außerhalbDeutschlands. Teils aus beruflichen,teils aus privatenGründen. Das Thema „Auswan<strong>der</strong>ung“hat in Deutschlandebenfalls an Aktualitätnichts eingebüßt und auchdie Reiselust ins Ausland <strong>ist</strong>ungebrochen.Um nun diese weltoffenenMenschen zusammenzu bringen, wurde „Herbstzeit-International“ins Lebengerufen. Es <strong>ist</strong> möglich, imAusland organisierten Vereinen,Gemeinschaften undMedien sich kostenlos zupräsentieren, aus ihrer Regionzu berichten und Veranstaltungenzu veröffentlichen.www.herbstzeit.deGesellschaftBerlin. Am HauptbahnhofPolizei hält Berlin für einZentrum <strong>der</strong> russischen Mafia<strong>ist</strong> die russische Bandenkriminalitätwe<strong>der</strong> lokalnoch familiär strukturiert,sie operiert internationalund, wenn man so will,rein betriebswirtschaftlich.Es geht vor allem <strong>da</strong>rum,schnell viel Geld zu machen”,erläuterte <strong>der</strong> LeitendeKriminaldirektor.Zur unteren Liga russischerBandenkriminellerzählt Finger Autodiebe.“Die Täter gehen nachBestellung vor: Wie in einemkr<strong>ist</strong>allenen Ladenfahren sie die Straßen ab,bis sie <strong>da</strong>s gesuchte Fahrzeugfinden.” “Geknackt”würden die Autos mit Hilfehochwertiger Software. ErfahreneDiebe benötigteneineinhalb bis zwei Minuten,bis sie <strong>da</strong>s ausgesuchteAuto fahrbereit haben.“Lkw fährt vor, Autodrauf, Klappe zu. Undnichts <strong>ist</strong> mehr zu sehen”,sagte <strong>der</strong> Beamte. Der Bürgerhabe praktisch keineChance, wenn sich eineBande sein Auto erst einmalausgeguckt habe. Diegestohlenen Wagen würdenin Werkstätten sofort umfrisiertund teilweise auchin Einzelteile zerlegt, wennes so in <strong>der</strong> Bestelll<strong>ist</strong>e stehe.Dann gehe es über dieGrenze.MedizinChinesischeMedizin verstehenVolkswagenStiftungbewilligt rund 450.000 Eurofür die Übersetzung einerbedeutenden chinesischenEnzyklopädie <strong>der</strong> Arznei- undNaturkundeDas Ben Cao Gang Mugilt Kennern als eines <strong>der</strong>bedeutendsten Werke <strong>der</strong>chinesischen Heilkunde un<strong>da</strong>ls ein Weltkulturerbe, <strong>da</strong>sauch <strong>der</strong> westlichen Medizinzugänglich sein sollte. Nichtweniger als 1900 Arzneidrogenhat <strong>der</strong> chinesische ArztLi Shi Zhen im 16. Jahrhun<strong>der</strong>tin dieser Enzyklopädiebeschrieben, mehr als 11.000Rezepte für die Medizin sind<strong>da</strong>rin enthalten. Darüberhinaus gibt die „Monographischgeordnete Arzneikunde“vielfältige Einblicke indie chinesische Gesellschaftund seine Medizingeschichte.Dieses geballte Wissenmöchte Professor Dr. Paul U.Unschuld von <strong>der</strong> Charité-Universitätsmedizin Berlinnun auch Lesern ohne Chinesisch-Kenntnisseerschließen,er plant eine annotierteÜbersetzung ins Englische.Die VW-Stiftung unterstützt<strong>da</strong>s Vorhaben mit rund450.000 Euro.

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