„Daß dies so ist, verdankt sie zum entschei<strong>den</strong><strong>den</strong> Teil ihrem <strong>Unteroffizier</strong>korps.“ 3 ) Wennman davon ausgeht, dass dieser Satz auch heute noch zutreffend ist, stellt sich die Frage,woher dieser Wandel kommt, vom Prügelknecht und Drillmeister zum anerkannten<strong>Unteroffizier</strong>?Hierzu sollte man Kuhlmanns Studie zur Jägerkompanie ( 1979 ) und Stouffers Studie „TheAmerican Soldier“ ( 1945 ) betrachten. Kuhlmann kommt zu dem Schluss, dass Jägerchefsauf die Jägersoldaten direkt kaum erziehend e<strong>in</strong>wirken. 4 ) Die Aufgabe bleibt <strong>den</strong> GruppenundZugführern, d.h. überwiegend <strong>den</strong> <strong>Unteroffizier</strong>en überlassen. Sie s<strong>in</strong>d und nicht derKompaniechef die bevorzugten Ansprechpartner der Mannschaften, sowohl <strong>in</strong> dienstlichen alsauch <strong>in</strong> privaten Angelegenheiten.Stouffers Studie sagt aus, dass der Soldat nicht aus Grün<strong>den</strong> des Gehorsams kämpft. Erschlägt sich vielmehr für se<strong>in</strong>e Truppe, für se<strong>in</strong>e Kamera<strong>den</strong> und für se<strong>in</strong>en unmittelbarenFührer, also für se<strong>in</strong>en <strong>Unteroffizier</strong>, sofern der von ihm akzeptiert wird. 5 )Dies ist also e<strong>in</strong>e Hauptaufgabe des modernen <strong>Unteroffizier</strong>s, die unterstellten Soldaten zue<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>schaft zu formen, bei der er nicht außen vor bleibt, sondern vielmehr e<strong>in</strong> Teildieser ist, um so Zuneigung und Anerkennung untere<strong>in</strong>ander zu entwickeln, also e<strong>in</strong>Vertrauensverhältnis zu etablieren, um dadurch die Bereitschaft und Motivation se<strong>in</strong>erSoldaten zu erhalten, so dass Aufträge im Frie<strong>den</strong> wie im E<strong>in</strong>satz zielgerichtet umgesetztwer<strong>den</strong> können.<strong>Der</strong> Wandel und die Bedeutung des <strong>Unteroffizier</strong>s spiegeln sich auch <strong>in</strong> der Tatsache wieder,dass der erste Ansprechpartner, egal ob für Grundwehrdienstleistende, <strong>Unteroffizier</strong>- oderOffizieranwärter, e<strong>in</strong> <strong>Unteroffizier</strong> ist. Ob man e<strong>in</strong>en „Techniker-<strong>Unteroffizier</strong>“ oder„Truppendienst-<strong>Unteroffizier</strong>“, e<strong>in</strong>en „jungen“ oder „alten“ <strong>Unteroffizier</strong> nach se<strong>in</strong>em Beruffragt, er wird im Selbstverständnis se<strong>in</strong>es Berufsbildes antworten: „Ich b<strong>in</strong> <strong>Unteroffizier</strong>!“Diesen hohen Stellenwert des <strong>Unteroffizier</strong>s macht die Aussage „<strong>Unteroffizier</strong>e s<strong>in</strong>d dasRückgrat der Armee“ 6 ) deutlich, dies im Übrigen nicht nur für die Bundeswehr gilt, sondernauch <strong>in</strong> vielen anderen Armeen gängiges Selbstverständnis ist.3 ) Leber, G.: Rede vor <strong>Unteroffizier</strong>en 4. Jägerdivision 19744 ) Vgl. Kuhlmann, J.: E<strong>in</strong>heitsführer-Studie. Sozialwissenschaftliches Institut der Bundeswehr. 19795 ) Vgl. Stouffer, S.A.: The American Soldier, Vol. I und II. Pr<strong>in</strong>ceton. 19496 ) Vgl. dazu auch Rede des Wehrbeauftragten für die Plenardebatte zum Jahresbericht 2004. Berl<strong>in</strong>, 20.01.20066