Liebe Mitbürger! - Waldegg-Aktuell - SPÖ
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Nr. 1 / 2007 www.<strong>Waldegg</strong>-<strong>Aktuell</strong>.at<br />
Seite 7<br />
<strong>Waldegg</strong>er Chronik<br />
Eine Serie von OSR Josef Mliner 103. Folge<br />
Oscar von Rosthorn und die Elektrizität<br />
Heute ist uns allen die Nutzung der elektrischen Energie<br />
etwas Selbstverständliches. Wir können uns ein Leben<br />
ohne elektrischen Strom gar nicht mehr vorstellen. Erst bei<br />
„Stromausfall“ merken wir, wie abhängig wir von dieser<br />
Energie sind. Sie ist allen anderen Energieformen dadurch<br />
so überlegen, da sie sich mit den geringsten Verlusten über<br />
große Entfernungen verbreiten lässt. Und doch begann die<br />
Nutzung dieser heute so selbstverständlichen Energie bei uns<br />
in <strong>Waldegg</strong> erst vor ca. hundert Jahren und ist mit dem Namen<br />
Oscar von Rosthorn verbunden.<br />
Aber dazu vorher ein kleiner Blick in die Geschichte der<br />
Energiequellen und der Elektrizität.<br />
Die ursprünglichste Energiequelle des Menschen ist seine<br />
eigene Muskelkraft, die er später mit der Kraft von Arbeitstieren<br />
ergänzte. Und es blieb lange so!<br />
Ein großer Gewinn für die Menschen<br />
war es, als sie die Kraft des fließenden<br />
Wassers nutzen lernten. Sie erkannten<br />
dabei, dass die aus ihr gewinnbare<br />
Leistung von Gefälle und der Menge<br />
des fließenden Wassers abhängt. Die<br />
Piesting hat in unserer Gemeinde im<br />
Schwarzviertel mit 11% ihr größtes<br />
Gefälle (5 m). In der Familienchronik<br />
„Severin Zugmayers Vorgeschichte“<br />
finden wir dazu vermerkt, „dass sich<br />
nach uralter, von maßgeblicher Seite<br />
wiederholt geäußerter Meinung schon<br />
im 12. und 13. Jahrhundert (Anm.:<br />
wegen des großen Gefälles) dort ein<br />
Eisenhammer oder Ähnliches befunden<br />
hat“.<br />
Was leicht möglich wäre, denn schon<br />
1170 wird im Falkensteiner Codex das<br />
Staumauer beim Myrakraftwerk (aus Muggendorf im<br />
Wandel der Zeit)<br />
weiter talauswärts gelegene Mühltal genannt, der Bereich von<br />
der heutigen Wopfinger Kirche (der damaligen Kapelle „zur<br />
schmerzhaften Mutter Gottes in der Au“) bis zum heutigen<br />
Piestinger Brauhaus. Wie der Name schon sagt, waren dort<br />
etliche Mühlen in Betrieb. Sie benutzten trotz manchem<br />
Wandel bis in unsere Zeit die Energie des Piestingwassers<br />
zur Produktion ihrer Erzeugnisse: Abt, Zeitler, Haas, Austria<br />
Bandlfabrik.<br />
Die Umwandlung der Kraft des fließenden Wassers in<br />
mechanische Energie erfolgte ab dem 8. bis 11. Jahrhundert<br />
durch einfache Schaufelräder, die man aufrecht ins fließende<br />
Wasser stellte. Bei diesen so genannten unterschlächtigen<br />
Wasserrädern betrug der genutzte Anteil der Energie des<br />
fließenden Wassers nur 35 %. Im 14./15. Jahrhundert kamen<br />
oberschlächtige Wasserräder in Gebrauch. Bei ihnen wurde<br />
das fließende Wasser aus seinem natürlichen Gerinne so<br />
abgeleitet, dass es von oben in die Zellen des Wasserrades<br />
stürzte und dabei durch sein Gewicht das Rad drehte. Bei diesen<br />
Wasserrädern wurden 75 % der Wasserenergie genutzt.<br />
So säumten idyllische Mühlen, Sägen und Hammerschmieden<br />
vom Mittelalter bis herauf in die Neuzeit unsere Piesting<br />
und lockten ab der Biedermeierzeit mit ihrer Romantik<br />
viele Künstler und Touristen in unser Tal. Einen besonderen<br />
Anziehungspunkt bildeten damals im oberen Piestingtal die<br />
Wasserfälle der Myra. Der damit aufblühende Fremdenverkehr<br />
und Tourismus eröffnete den Gemeinden des Tales neue<br />
Einnahmequellen, was, wie sich später zeigte, schon damals zu<br />
einem großen Interessenskonflikt zwischen dem Fremdenverkehr<br />
und Naturschutz und unserem Oscar von Rosthorn führen<br />
sollte, der die Energie dieser Wasserfälle zur Stromerzeugung<br />
nutzen wollte. Doch davon später!<br />
Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts zeichnete sich eine neue<br />
Entwicklungseinrichtung in der Industrie ab. Es begann<br />
das Zeitalter der Elektrizität als neuer<br />
Energieträger.<br />
Heute ist in Rieseninstituten oft ein<br />
ganzes Team von Wissenschaftlern um<br />
die Durchführung eines einzigen Experimentes<br />
bemüht. Aber es ist noch gar nicht<br />
so lange her, dass jeder wissenschaftliche<br />
Fortschritt mit dem Namen einzelner<br />
Männer verknüpft war. Besonders auffallend<br />
zeigte sich das bei der Erforschung<br />
der elektrischen Grunderscheinungen<br />
vom Ende des 18. bis zur Mitte des 19.<br />
Jahrhunderts. Da waren entscheidende<br />
Fortschritte mit dem Namen ihrer Entdekker<br />
so verknüpft, dass wir diese heute<br />
noch in der Nomenklatur der Elektrotechnik<br />
finden: den Namen des Italieners<br />
Alessandro Graf Volta (1745 - 1827) als<br />
Bezeichnung für die elektrische Spannung.<br />
(Voltas Erfindung der elektrischen Batterie machte erst die<br />
elektrische Energie nutzbar!). Den Franzosen Andre Ampere<br />
(1775 - 1836) finden wir beim Namen der Stromstärke, den<br />
Deutschen Simon Ohm (1739 - 1845) bei der Einheit des<br />
Widerstandes. Die Einheit der Leistung wurde nach dem<br />
Erfinder der Niederdruckdampfmaschine, dem Engländer<br />
James Watt (1736 - 1819), benannt. Der Engländer Michael<br />
Farradey (1791 - 1867) entdeckte das Induktionsgesetz,<br />
auf dem dann praktisch die Entwicklung der gesamten<br />
Elektrotechnik ruhte.<br />
Mit dem Fortschreiten ihrer Entwicklung stand mit der<br />
Elektrizität eine Energieform zur Verfügung, die eine große<br />
Steigerung der Produktion in Industrie und Handwerk mit<br />
sich brachte.<br />
In diese Zeit des Aufbruches der Industrie ins<br />
Elektrizitätszeitalter wurde am 28.1.1857 Oscar von Rosthorn<br />
hineingeboren. Er gehörte zur vierten Generation der für<br />
Fortsetzung auf Seite 8