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Hygieneanforderungen bei ... - mhp-Verlag

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<strong>Hygieneanforderungen</strong> <strong>bei</strong> Herzkatheteruntersuchungenund -behandlungen sowie <strong>bei</strong> angiologisch-invasiver undangiologisch-interventioneller Radiologie...................................................................................................Empfehlung des Ar<strong>bei</strong>tskreises „Krankenhaus- und Praxishygiene“ der AWMF – AWMF-Register-Nr. 029-017AWMF1. EinleitungIn der Kardiologie, Angiologie und Radiologiewerden Katheter zu diagnostischen(z. B. Gefäßdarstellungen) und therapeutischenZwecken (z. B. Dehnungsbehandlungen,Embolisationen, Einbringenvon Gefäßstützen und Verschlusssystemenim Herzen und in Gefäßen) eingesetzt.Durch das Legen von Kathetern,durch den Katheter selbst sowie durch dieeingebrachten Materialien können Infektionenverursacht werden. Sie treten <strong>bei</strong>etwa 0.1 bis 0.6 % der Eingriffe auf [1,2,3].Da die Patienten meist auch mit peripherenVenenkanülen versorgt sind, lässt sichdie Quelle der Infektion häufig nicht klären.Infektionen sind zwar insgesamt selten,in Einzelfällen können sie aber zuschwerwiegenden Komplikationen bis hinzum Tode führen [4,5,6]. Deshalb sind invasiveund interventionelle Maßnahmenstets unter aseptischen Bedingungendurchzuführen. Bei Hautschäden, Hauterkrankungenund Infektionen an oder inunmittelbarer Umgebung der Punktionsstellemuss die Indikation für das Einführendes Katheters gegen ein erhöhtes Infektionsrisikoabgewogen werden. DerEingriffsraum einschließlich des Inventarsund der Geräte muss desinfizierbar (vorzugsweiseim Wischverfahren) sein.Raumlufttechnische Anforderungen werdenan den Eingriffsraum nicht gestellt.Eine Antibiotikaprophylaxe ist nicht notwendig.Die im folgenden dargestellten<strong>Hygieneanforderungen</strong> sind von einemExpertengremium ausführlich diskutiertund als notwendig erachtet worden. Es bestandEinigkeit, dass aufgrund der Seltenheitvon Infektionen die Bedeutung dereinzelnen <strong>Hygieneanforderungen</strong> zur Verhinderungvon Infektionen durch kontrollierteStudien nicht zu belegen ist. EineUnterlassung wichtiger hygienischer Maßnahmenin Rahmen von Studien ist darüberhinaus ethisch nicht vertretbar. Zu fastidentischen Empfehlungen kommen Leitliniender amerikanischen „Society forCardiovascular Angiography and Interventions“zur Infektionsprophylaxe <strong>bei</strong>Herzkatheteruntersuchungen [7] undLeitlinien des Robert Koch-Institutes zur„Prävention Gefäßkatheter-assozierter Infektionen“[8], während in einer Stellungnahmeder Deutschen Gesellschaft fürKardiologie geringere <strong>Hygieneanforderungen</strong>an Herzkatheteruntersuchungengestellt werden [9].2. Vorbereitung des PatientenDie Punktionsstelle und ihre Umgebungsind zu desinfizieren, nötigenfalls vorherzu reinigen. Störende Behaarung im Desinfektionsbereichist vor der Reinigung,spätestens jedoch vor der Desinfektionhautschonend zu entfernen. Eine satteBenetzung der Haut mit dem Antiseptikumist unerlässlich. Die vom Herstellerdeklarierte Einwirkzeit ist einzuhalten.Für die Desinfektion ist ein nach VAH(Verbund für Angewandte Hygiene e.V.)gelistetes Desinfektionsmittel zu verwenden[10]. Bei Wischdesinfektion sindsterile Tupfer einzusetzen.3. PersonalBei diagnostischen oder therapeutischenMaßnahmen mit Punktionszugang durchdie Haut sind eine hygienische Händedesinfektionund der Gebrauch von sterilenHandschuhen, sterilem Mantel, Haarschutzund Gesichtsmaske notwendig. Die Verwendungvon zwei Paar sterilen Handschuhenerhöht die Sicherheit vor Infektionen<strong>bei</strong>m Untersucher. Bei chirurgischerGefäßfreilegung und <strong>bei</strong> der Implantationvon Fremdmaterialien ist eine chirurgischeHändedesinfektion obligat.Die Schutzkleidung muss einen sicherenSchutz vor Durchfeuchtung gewährleisten(Unfallverhütungsvorschriften). Beider Möglichkeit von Blutspritzern ist eineSchutzbrille oder ein Schutzschirm zu verwenden.Das Personal soll über einen HepatitisB-Impfschutz verfügen. Währendder invasiven oder interventionellen Maßnahmesollten sich nicht mehr Personenals notwendig im Eingriffsraum aufhalten.Bei Vorrichten der sterilen Materialiensind eine hygienische Händedesinfektion,sterile Handschuhe, steriler Mantel, Haarschutzund Gesichtsmaske notwendig.4. Vorbereitung der Punktionund Einführung von KatheternBeim Einführen von Kathetern ist ausschließlichsteriles Material zu verwenden.Der Patient ist großflächig mit sterilemMaterial abzudecken, welches nurdas desinfizierte Hautareal frei lässt undgegen Verrutschen gesichert ist. Alle notwendigenMaterialien sind erst unmittelbarvor Beginn des jeweiligen Eingriffsgriffbereit vorzubereiten, einschließlichdes Desinfektionsmittels, der sterilen Abdeckmaterialien,sterilen Tupfer und andererMedizinprodukte. Das Vorrichtender sterilen Materialien für mehrere Untersuchungenist nicht zulässig. Eine Abwurf-bzw. Ablagemöglichkeit für verwendeteund nicht mehr benötigteGegenstände ist vorher bereitzustellen.Sterilverpackungen werden erst unmittelbarvor Beginn des jeweiligen Eingriffsgeöffnet. Die Ar<strong>bei</strong>tsabläufe müssenso gestaltet werden, dass eine Kontaminationder sterilen Utensilien währenddes Eingriffs ausgeschlossen ist. Die Gefäßzugängedürfen nicht länger als unbedingtnotwendig belassen werden.Kontrastmittelflaschen sind nach demArzneimittelgesetz Eindosisbehälter. Restbeständenach der Untersuchung einesPatienten sind zu entsorgen. Ist das verwendeteKontrastmittel-Applikationssystemals Medizinprodukt für eineMehrfachverwendung zugelassen, kannder Inhalt einer Kontrastmittelflasche fürmehrere Patienten unter Beachtung derhygienischen Kautelen und der Zeitgrenzeverwendet werden.299HygMed 2007; 32 [7/8]


AWMFLiteratur1. Munoz P, Blanco JR, Rodriguez-Creixems M, GarciaE, Delcan JL, Bouza E. Bloodstream infections afterinvasive nonsurgical cardiologic procedures. ArchIntern Med 2001;161:2110–2115.2. Samore MH, Wessolossky MA, Lewis SM, ShubrooksSJ, Karchmer AW. Frequency, risk factors,and outcome for bacteremia after percutaneoustransluminal coronary angioplasty. Am J Cardiol1997;79:873–878.3. Banai S, Selitser V, Keren A, Benhorin J, Shitrit OB,Yalon S, Halperin E. Prospective study of bacteremiaafter cardiac catheterization. Am J Cardiol2003;92:1004–7.4. Günther H-U, Strupp G, Volmar J, von Korn H, BonzelT, Stegmann Th. Koronare Stentimplantation: Infektionund Abszedierung mit letalem Ausgang, ZKardiol 1993;82:521–525.5. Tolerico PH, McKendall GR. Femoral endarteritis asa complication of coronary intervention. J InvasivCardiol 2000;12:155–157.6. Soheil MR, Khan AH, Holmes DR, Wilson WR, SteckelbergJM, Baddour LM. Infectious complicationsof percutaneous vascular closure devices.Mayo Clin Proc 2005;80:1011–1015.7. Chambers CE, Eisenhauer MD, McNicol LB, BlockPC, Phillips WJ, Dehmer GJ, Heupler FA, BlankenshipJC. Infection control guidelines for the cardiaccatheterization laboratory: Society guidelines revisited.Catherization and Cardiovascular Interventions2006;67:78–86.8. Robert Koch-Institut. Prävention Gefäßkatheter-assozierterInfektionen. Bundesgesundheitsbl-Gesundheitsforsch-Gesundheitsschutz2002;45:907–924.9. Hamm CW, Bösenberg R, Brennecke R, Daschner F,Dziekan G, Erbel R, Ewen K, Geffers C, Hausdorf G,Kelm M, Rüden H, Sauer G, Strauer B. Leitlinien zurEinrichtung und zum Betreiben von Herzkatheterräumen(1.Neufassung) Z Kardiol 2001;90:367–376.10. Desinfektionsmittelkommission im VAH (Hrsg.)Desinfektionsmittel-Liste des VAH 2006/2007; ISBN3-88681-077-1, ISSN 1862-4367.Ar<strong>bei</strong>tskreis „Krankenhaus- und Praxishygiene“ der AWMFVorstand:Prof. Dr. H. Suger-Wiedeck, UlmPD Dr. F.-A. Pitten, GießenStand: August 2007PD Dr. Dr. B. Al-Nawas, MKG Chirurg, DeutscheGesellschaft für Mund-, Kiefer- undGesichtschirurgie e.V., Mainz, Dr. H. Bergmann,Leiter des Zentralen Instituts des Sanitätsdienstesder Bundeswehr Koblenz, Sanitätsdienst derBundeswehr, Koblenz; Dr. A. Blacky, KlinischesInstitut für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie,Klinische Abteilung für Krankenhaushygiene,Wien; M. Bühler-Steiner, Expertin für Spitalhygiene,Deutschschweiz. Interessengruppe vonSpitalhygiene-Beratern/-Experten (DIBIS), Baden(Schweiz); Prof. Dr. T. Eickmann,Hygieniker, Gesellschaft für Hygiene, Umweltmedizinund Präventivmedizin (GHUP); Institut fürHygiene u. Umweltmedizin Univ. Gießen-Marburg, Gießen; Dr. iur. H. Erhard, VereinigungBerufsgenossenschaftlicher Kliniken - VBGK BerufsgenossenschaftlicherVerein für HeilbehandlungHamburg e.V., Hamburg; Prof. Dr. ChristianGäbler, Österreichische Gesellschaft für Unfallchirurgie(ÖGU), Wien; B. Gruber, Diplompflegewirt,Hygienefachkraft, Ltd. Pfleger der OperativenIntensivstation, Vereinigung derHygiene-Fachkräfte der Bundesrepublik Deutschlande.V., Osnabrück; PD Dr. A. Hedtmann, Orthopäde,Berufsverband der Ärzte für Orthopädiee.V.; Deutsche Gesellschaft für Orthopädie undOrthopädische Chirurgie (DGOOC), Hamburg;Prof. Dr. P. Heeg, Hygieniker, Institut für MedizinischeMikrobiologie und Hygiene der UniversitätTübingen, Tübingen; Dr. V. Heppert, DeutscheGesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), BG UnfallklinikLudwigshafen, Ludwigshafen; Prof. Dr. U.B. Hoyme, Frauenarzt, Ar<strong>bei</strong>tsgemeinschaft fürInfektionen und Infektionsimmunologie in derDeutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe,Erfurt; Dr. C. Jäkel, Rechtsanwalt undArzt, Berlin; Prof. Dr. H. H. Klein, Kardiologe,Deutsche Gesellschaft für Kardiologie, Herz- undKreislaufforschung, Idar-Oberstein; Prof. Dr. A.Kramer, Hygieniker, Deutsche Gesellschaft fürKrankenhaushygiene, Greifswald; Univ.-Doz. Dr.H. Kuderna, Ehrenmitglied, Wien; Dr. H. Luckhaupt,Hals-Nasen-Ohren-Arzt, Deutsche Gesellschaftfür Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, KopfundHals-Chirurgie, Dortmund; Prof. Dr. H. Martiny,Hygienikerin, Deutsche Gesellschaft fürKrankenhaushygiene, Berlin; Dr. A. Müller, Unfallchirurg,Vereinigung Berufsgenossenschaftli-cher Kliniken (VBGK), BG-Unfallklinik Hamburg-Boberg, Hamburg; W. Müller M.A., Ar<strong>bei</strong>tsgemeinschaftder Wissenschaftlichen MedizinischenFachgesellschaften (AWMF), Düsseldorf,Prof. Dr. H. Pelinka, Unfallchirurg, Ärztlicher DirektorAllgemeine Unfallversicherungsanstalt(AUVA), Wien; Prof. Dr. H. Piechota, Urologe,Deutsche Gesellschaft für Urologie, Minden; PDDr. F.-A. Pitten, Hygieniker, Institut für Krankenhaushygieneund Infektionskontrolle, Gießen; Dr.P. Plößer, Redaktion Hygiene und Medizin, <strong>mhp</strong>-<strong>Verlag</strong> GmbH, Wiesbaden; Prof. Dr. A. Rethwilm,Virologe, Gesellschaft für Virologie, Würzburg;Dr. J. Reydelet, Chirurg, Unfallchirurg,Gefäßchirurg, Berufsverband Deutscher Chirurgen,Kornwestheim; Dr. B. Robbers, Niedersächs.Ministerium f. Soziales, Frauen, Familienund Gesundheit; Dr. B. Roth, Chirurg, SchweizerischeSektion der AO-International, Union derSchweizerischen chirurgischen Fachgesellschaften,Belp; Dr. Hans Rudolph, Ehrenvorsitzender,Hemsbünde; Prof. Dr. T. Schaberg, Pulmologe,Deutsche Gesellschaft für Pneumologie (DGP),European Respiratory Society (ERS), Rotenburg(W); Prof. Dr. M. Schilling, Direktor der Klinikfür Allgemein-, Visceral-Gefäß- und Kinderchirurgie,Deutsche Gesellschaft für Chirurgie, Homburg/Saar;Dr. iur. A. Schneider, Rechtsanwalt,Deutsche Gesellschaft für Medizinrecht (DGMR)e.V., Pforzheim; PD Dr. G. Schrader, Krankenhaushygienearzt,Erfurt; Prof. Dr. H.-J. Schulz,Gastroenterologe, Deutsche Gesellschaft für Verdauungs-undStoffwechselkrankheiten, Berlin;Dr. W. Schulz-Schaeffer, Neuropathologe, Göttingen;Prof. Dr. H.-G. Sonntag, Hygieniker undMikrobiologe, Deutsche Gesellschaft für Hygieneund Mikrobiologie, Heidelberg; Prof. Dr. H. Suger-Wiedeck,Anästhesistin, Deutsche Gesellschaftfür Anästhesiologie und Intensivmedizin,Ulm.Ständige Gäste: Prof. Dr. P. Brühl,Urologe, Urologische Universitätsklinik Bonn,Bonn; PD Dr. C. Jürgens, Unfallchirurg, VereinigungBerufsgenossenschaflicher Kliniken - VBGK,Hamburg; Prof. Dr. M. Mielke, MedizinischerMikrobiologe und Infektionsepidemiologe, Leiterdes Fachgebiets für, Angewandte Infektions- undKrankenhaushygiene, Robert Koch-Institut, Berlin.Informationen zum Ar<strong>bei</strong>tskreis „Krankenhaus- und Praxishygiene“ derAWMF finden Sie im Internet unter: http://www.hygiene-klinik-praxis.de300HygMed 2007; 32 [7/8]

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