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Leitfaden fLussraumbetreuung in Österreich - WWF Österreich

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<strong>Leitfaden</strong> Flussraumbetreuung<strong>in</strong> Österreich


Seite 2


InhaltVorwort 91. Zusammenfassung 102. E<strong>in</strong>leitung 112.1 Projektgenese und Ziel der vorliegenden Arbeit 112.2 H<strong>in</strong>tergrund 122.3 Der Begriff des „Flussraummanagements“ 153. Wozu Flussraumbetreuung? 163.1 Problemstellung 173.2 Zielsetzung 194. AUFGABEN UND ANFORDERUNGEN AN DIE FLUSSRAUMBETREUUNG 214.1 Aufgabenstellung 2160 64 69Seite 4


4.1.1 Informationsaufgaben und Partizipation 214.1.2 Koord<strong>in</strong>ationsaufgaben 264.1.3 Organisatorische Aufgaben 274.1.4 Abstimmung von Interessen 314.2 Anforderungsprofil 354.2.1 Personalressourcen 354.2.2 Fachliche Kompetenz 364.2.3 Persönliche / Soziale Kompetenz 365. Analyse nationaler und <strong>in</strong>ternationaler Beispiele fürFlussraumbetreuung 395.1 Zusammenfassende Analyse der Telefon<strong>in</strong>terviews 406. Organisation und E<strong>in</strong>satz der Flussraumbetreuung 466.1 In welcher Projektstruktur ist die Flussraumbetreuung e<strong>in</strong>gebettet? 4673 78 83 88


Inhalt6.2 Wo wird Flussraumbetreuung strukturell angebunden? 476.3. Welche Aufgaben hat Flussraumbetreuung <strong>in</strong> den unterschiedlichenPlanungsphasen? 526.4 Wo macht Flussraumbetreuung S<strong>in</strong>n? 527. Danksagung 548. Glossar 559. Literaturverzeichnis 5910. Anhang 6010.1 Fallbeispiel Ammer 6010.2 Fallbeispiel „der.<strong>in</strong>n – lebendig und sicher“ 6410.3 Fallbeispiel Entwicklungskonzept Alpenrhe<strong>in</strong> 6991 94 98


© Arno Mohl, <strong>WWF</strong>


© BMLFUW/NewmanVorwortGeme<strong>in</strong>sam für unsere Bäche und FlüsseDie Gewässer unseres Landes s<strong>in</strong>d seit jeher Entwicklungsadernmenschlicher Siedlungs- und Wirtschaftstätigkeit. Mit der Nutzung durchden Menschen wurden unsere Flüsse, Bäche und Seen über Jahrhunderte Stück umStück verändert. In den 70er- und 80er-Jahren war es vor allem die Abwasserbelastung,die das Bild der österreichischen Gewässer prägte. Dank hoher Investitionen <strong>in</strong> die Abwasserre<strong>in</strong>igungist die Wasserqualität nun großteils wieder sehr gut.Heute s<strong>in</strong>d es die hydromorphologischen Bee<strong>in</strong>trächtigungenunserer Flüsse und Bäche, die die Wasserwirtschaft vor neueHerausforderungen stellen. Die notwendige Neuausrichtungist grundsätzlich e<strong>in</strong>fach erklärt: Hochwasserschutz, Ökologieund Nutzungsansprüche ans Gewässer werden mite<strong>in</strong>anderabgestimmt. In der Praxis tauchen aber immer wieder Schwierigkeitenauf: Flächen für Hochwasserschutz konkurrieren mitnotwendigen Baugründen für Geme<strong>in</strong>den, höhere Restwassermengens<strong>in</strong>d fehlende Kilowatt für die Energieerzeugung, landwirtschaftlich genutzteFlächen s<strong>in</strong>d potenzielle Auwald- und Retentionsflächen.Es ist das Ziel der Europäischen Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>ie und Hochwasserrichtl<strong>in</strong>ie, dieGewässer Europas nachhaltig zu bewirtschaften und sowohl das Hochwassermanagementwie auch den ökologischen Zustand unter E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung e<strong>in</strong>er breiten Öffentlichkeitzu verbessern.© KrizeiAls Beitrag für diese Zielsetzung wurde 2007 an der Oberen Traun <strong>in</strong> Kooperation vonLebensm<strong>in</strong>isterium, Land Oberösterreich, Land Steiermark, der Österreichischen BundesforsteAG und des <strong>WWF</strong> das Modell der Flussraumbetreuung gestartet. Durch dieE<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der Flussraumbetreuung bei der Maßnahmenumsetzung konnten konkreteVerbesserungen vor allem im Bereich der Ökologie und des flächigen Hochwasserschutzesrealisiert werden. Auch die Bewusstse<strong>in</strong>sbildung <strong>in</strong> den Geme<strong>in</strong>den der Region sowiedie E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung relevanter Stakeholder wurden mithilfe der Flussraumbetreuung starkforciert.Die Erfahrungen aus diesem Modellprojekt und weiteren Projekten <strong>in</strong> Österreich undden Nachbarländern wurden nun <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>Leitfaden</strong> zusammengefasst und stehenfür zukünftige Flussraumbetreuungen zur Verfügung. Der <strong>Leitfaden</strong> soll e<strong>in</strong> möglichstumfassendes Bild der Flussraumbetreuung zeichnen und die Bedeutung der Flussraumbetreuungals s<strong>in</strong>nvolle und effiziente Variante zur Unterstützung der Umsetzung derWasserrahmen- und Hochwasserrichtl<strong>in</strong>ie hervorheben.DI Niki BerlakovichLandwirtschafts- und Umweltm<strong>in</strong>isterDr. Hildegard Aichberger<strong>WWF</strong> Österreich, CEOSeite 9


1. Zusammenfassung1. ZusammenfassungVorliegender <strong>Leitfaden</strong> ist e<strong>in</strong>e Zusammenstellung der gesammelten Erfahrungen desModellprojektes „Flussraumbetreuung an der Oberen Traun“ sowie von vierzehn weiterennationalen und <strong>in</strong>ternationalen Beispielen mit ähnlicher Bestrebung. Das Dokumentgibt somit e<strong>in</strong> umfassendes Bild zur Flussraumbetreuung und beantwortet Fragen wie:•Wozu braucht es e<strong>in</strong>e Flussraumbetreuung?•Was s<strong>in</strong>d die Aufgaben e<strong>in</strong>er Flussraumbetreuung?•Welchem Anforderungsprofil sollte e<strong>in</strong>(e) FlussraumbetreuerIn entsprechen?•Wie könnte die Umsetzung von Flussraumbetreuung organisatorisch erfolgen?•Wo macht der E<strong>in</strong>satz von FlussraumbetreuerInnen S<strong>in</strong>n?Dieser <strong>Leitfaden</strong> soll jene Ziele und Aufgabenstellungen aufzeigen, die mittels der Flussraumbetreuungerfolgreich umgesetzt werden können. Durch die Analyse nationaler und<strong>in</strong>ternationaler Beispiele enthält der <strong>Leitfaden</strong> e<strong>in</strong>e Fülle wertvoller Informationen fürdie Praxis der Flussraumbetreuung, die als Anstoß und „Nachschlagewerk“ für die Realisierungähnlicher Projekte dienen sollen. E<strong>in</strong> weiteres Ergebnis bildet die systematischeBewertung möglicher Modelle der Flussraumbetreuung h<strong>in</strong>sichtlich der Projektstrukturund -organisation, der Maßnahmenschwerpunkte und E<strong>in</strong>satzbereiche.Seite 10


2. E<strong>in</strong>leitung2. E<strong>in</strong>leitung2.1 Projektgenese und Ziel der vorliegenden ArbeitModellprojekt „Flussraumbetreuung Obere Traun“Im März 2007 wurde von den Kooperationspartnern Lebensm<strong>in</strong>isterium, Land Oberösterreichund <strong>WWF</strong> Österreich an der Oberen Traun das Modellprojekt der „Flussraumbetreuung“<strong>in</strong>s Leben gerufen, mit der Erweiterung auf das steirische E<strong>in</strong>zugsgebietab 2009 wurde auch das Land Steiermark Projektpartner. In der ersten Periodewurde e<strong>in</strong> Flussraumbetreuer mit 30 Wochenstunden, anschließend e<strong>in</strong>e Betreuer<strong>in</strong>mit 40 Stunden pro Woche mit e<strong>in</strong>em Projektbüro vor Ort e<strong>in</strong>gerichtet. Angestelltwurden beide Personen über den <strong>WWF</strong> Österreich. Sie wurden <strong>in</strong> das bestehendeNetzwerk als unabhängige Stelle <strong>in</strong>tegriert und arbeiteten regional eng mit den Dienststellender Bundeswasserbauverwaltung, der Wildbach- und Law<strong>in</strong>enverbauung undder Österreichischen Bundesforste AG zusammen. Entscheidungen wurden <strong>in</strong>nerhalbe<strong>in</strong>er Steuerungsgruppe mit VertreterInnen der Kooperationspartner getroffen. MitJuni 2011 wird das Modellprojekt an der Oberen Traun als Pilotprojekt beendet.Während der Zeit des Modellprojektes fanden sowohl e<strong>in</strong> regionaler (Bad Ischl, Februar 2009) als auch e<strong>in</strong> nationaler Workshop <strong>in</strong> Wien (BMLFUW, Februar 2010) zurWeiterentwicklung der Flussraumbetreuung und ihrer Zukunft <strong>in</strong> Österreich statt(vgl. Abb. 1). Dabei zeigte sich vom Fachpublikum wie auch von der betroffenenBevölkerung e<strong>in</strong> großes Interesse an der Anwendung und Ausdehnung der Flussraumbetreuung<strong>in</strong> Österreich. Nach vier Jahren Laufzeit wird das Projekt daher nicht mehrnur von den Ausgangspartnern, sondern auch von vielen weiteren Stakeholdern an derOberen Traun und an anderen Flüssen als e<strong>in</strong>e kostengünstige, s<strong>in</strong>nvolle und effizienteUnterstützung für die Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>ie und der EU-Hochwasserrichtl<strong>in</strong>ieerachtet.©<strong>WWF</strong> Österreich / V. ErnstAbb. 1: Nationaler Workshop „Modellprojekt Flussraumbetreuung Obere Traun – Zukunft der Flussraumbetreuung <strong>in</strong> Österreich“am BMLFUW <strong>in</strong> WienSeite 11


2. E<strong>in</strong>leitung<strong>Leitfaden</strong> „Flussraumbetreuung <strong>in</strong> Österreich“Ausgehend vom Modellprojekt „Flussraumbetreuung Obere Traun“ erarbeitete e<strong>in</strong>eArbeitsgruppe mit VertreterInnen der Nationalen Wasserwirtschaft und Schutzwasserwirtschaft,der Wildbach- und Law<strong>in</strong>enverbauung, der Österreichischen BundesforsteAG, des Büro Revital und des <strong>WWF</strong> Österreich e<strong>in</strong>en <strong>Leitfaden</strong> für den E<strong>in</strong>satz vonFlussraumbetreuung <strong>in</strong> Österreich. Alle gesammelten Erfahrungen des Modellprojektssowie die Beiträge des Workshops und der Arbeitsgruppe flossen <strong>in</strong> die Erarbeitung desDokuments e<strong>in</strong>. Um e<strong>in</strong> möglichst umfassendes Bild der Flussraumbetreuung zeichnenzu können, wurden darüber h<strong>in</strong>aus vierzehn nationale und <strong>in</strong>ternationale Fallbeispielemit ähnlichen Bestrebungen für die Erstellung herangezogen (siehe Anhang). Projektbeteiligtewurden <strong>in</strong>terviewt und deren Aussagen <strong>in</strong> Form von Zitaten <strong>in</strong> das Dokumente<strong>in</strong>gefügt.2.2 H<strong>in</strong>tergrundNutzung und Veränderung unserer FlüsseDie Flüsse und Bäche unseres Landes s<strong>in</strong>d seit Jahrhunderten die Grundlage vieler Wirtschaftsbereichedes Menschen. Vor allem seit der Entstehung von größeren Siedlungenund Städten sowie dem steigenden Bau- und Brennholzbedarf werden unsere Gewässerund ihre angrenzenden Flächen <strong>in</strong>tensiv genutzt und damit e<strong>in</strong>hergehend Stück umStück verändert. So dienten <strong>in</strong> den alp<strong>in</strong>en Bergbau- und Salzgew<strong>in</strong>nungsregionen Kärntens,Tirols, Oberösterreichs und Salzburgs die Gewässer ab dem 12./13. Jahrhundertvorwiegend der Holztrift (EGGER et al. 2009). Um das Holz mit e<strong>in</strong>em Wasserschwallflussab zu transportieren, wurde das Wasser durch Klausen aufgestaut. Während die früherenKlausen aus Holz bestanden, wurden seit der Mitte des 18. Jahrhunderts zunehmendSte<strong>in</strong>bauwerke mit e<strong>in</strong>er Höhe von bis zu neun Metern errichtet. Darüber h<strong>in</strong>auswurden alp<strong>in</strong>e Bäche für die Holztrift begradigt bzw. künstliche Kanäle errichtet. Diegrößeren Flüsse Donau, Inn, Salzach, Traun und Enns wurden dagegen für den Güterverkehrgenutzt. Vor allem Salz, Holz, Eisen und We<strong>in</strong> bzw. auch Truppen wurden mithilfevon Flößen und Ruderschiffen transportiert. Flussaufwärts erfolgte der Transport mittelsder Zugkraft von Pferden, für die parallel zum Ufer verlaufende Wege, so genannte Treppel-oder Treidelwege, errichtet wurden. Darüber h<strong>in</strong>aus mussten H<strong>in</strong>dernisse für dieSchifffahrt aus dem Mittel- bzw. Niederwasserbett der Flüsse entfernt werden.Nicht zuletzt die Wasserkraft war Standort bestimmender Faktor für die Entwicklungder Siedlungsräume. Historisch gesehen diente die Wasserkraft zum Antrieb von Mühlenoder Hammerwerken. Dafür wurden unzählige Wehre (Stauanlagen) errichtet; manchmaldirekt am Fluss, wesentlich häufiger aber wurde das Wasser über Kanäle ausgeleitetund zum Mühlwerk geführt. Diese traditionelle Form der Energiegew<strong>in</strong>nung hieltbis <strong>in</strong>s 20. Jahrhundert an, weitere Bedeutung gewann die Wasserkraft jedoch mit derEntwicklung der Elektrizitätsversorgung. Heute ist das energiewirtschaftliche ausbauwürdigePotenzial <strong>in</strong> Österreich zu 75 Prozent erschlossen. Die Anzahl der modernenWasserkraftanlagen ist zwar wesentlich ger<strong>in</strong>ger als die der früheren Mühlanlagen, dieBaumaßnahmen s<strong>in</strong>d jedoch bei weitem massiver und die ökologischen Auswirkungendementsprechend gravierend.Aber nicht nur die Flüsse selbst, sondern auch ihre begleitenden Auenlandschaftenwurden seit Jahrhunderten besiedelt und landwirtschaftlich genutzt (vgl. Abb. 2). Gemäldeund Karten aus dem 18. Jahrhundert zeigen, dass die natürlichen Auwälder häufiggerodet waren und die landwirtschaftliche Nutzung bereits damals bis unmittelbar andie Flussufer reichte (EGGER et al. 2009). Seit dem späten 19. Jahrhundert rückten auchSiedlungen immer näher an die Gewässer heran. Vor allem im Alpenraum, wo nur rund10 bis 20 Prozent der Fläche dauerhaft besiedelbar s<strong>in</strong>d, entwickelten sich die <strong>in</strong>neral-Seite 12


2. E<strong>in</strong>leitungp<strong>in</strong>en Flusstäler zunehmend zu Ballungsräumen (STMUGV 2006, Flussraum AgendaAlpenraum). Mit dieser Entwicklung g<strong>in</strong>gen systematische Hochwasserschutzmaßnahmene<strong>in</strong>her. Diese führten schlussendlich zur Umwandlung der ehemals großräumigenFlusslandschaften zu den „Fluss-Kanälen“ des ausgehenden 20. Jahrhunderts.Abb. 2: Drau beiKleblach 1850 und2007: Der historischeVergleich macht denFlächenverlust amFluss deutlich sichtbar.©Franziszeischer Kataster - Kriegsarchiv Wien; Luftbild- Tichy, AKLR, Abt.18.Gewässerentwicklung – Notwendigkeit und nationale Verantwortung2%9%2% 14%21%8%ökol. ZustandSehr gutGutMäßigUnbefriedigendSchlecht44%ökol. PotentialMäßig und schlechterGutAbb. 3Von der ursprünglichen Ausprägung unserer Fließgewässer ist e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum übriggeblieben. Nur noch 14 Prozent der österreichischen Fließgewässer (E<strong>in</strong>zugsgebiet> 10 km²) bef<strong>in</strong>den sich laut Nationalem Gewässerbewirtschaftungsplan <strong>in</strong> e<strong>in</strong>emsehr guten, nur 21 Prozent <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em guten ökologischen Zustand (vgl. Abb. 3). In den70er- und 80er-Jahren prägte die chemische Belastung das Verschmutzungsbild derösterreichischen Gewässer. Heute stellen h<strong>in</strong>gegen vor allem hydromorphologischeBelastungen wie Restwasser, Schwall, Stau, Querbauwerke und die veränderte Morphologiedie Hauptbee<strong>in</strong>trächtigung unserer Gewässer dar. Vor allem die Kumulationder E<strong>in</strong>griffe führte zu weit über die eigentlichen Standorte h<strong>in</strong>aus reichenden Verän-Seite 13


2. E<strong>in</strong>leitungderungen im gesamten Flussregime. Die Auswirkungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Fachkreisen h<strong>in</strong>länglichbekannt, sowohl bezüglich der ökologischen als auch der sozioökonomischen Folgen.E<strong>in</strong>erseits steigt die Zahl jener gefährdeten Tier- und Pflanzenarten, die von Flusslebensräumenabhängig s<strong>in</strong>d, stetig an. Die „Roten Listen gefährdeter Arten“ drücken beispielhaftden e<strong>in</strong>hergehenden Verlust <strong>in</strong> Zahlen aus. Andererseits zeigten die extremen Hochwässerdes Sommers 2002 mit neun Todesopfern und über drei Milliarden Euro Schäden<strong>in</strong> Österreich e<strong>in</strong>deutig auch die Grenzen des technischen Hochwasserschutzes auf(EGGER et al. 2009).Um diesen Folgen nachhaltig entgegenwirken zu können, s<strong>in</strong>d Maßnahmen im S<strong>in</strong>neder ökologischen Verbesserung unserer Fließgewässer dr<strong>in</strong>gend notwendig. Auch aufeuropäischer Ebene wurde die Bedeutung ökologisch <strong>in</strong>takter Gewässer erkannt undmit der EU-Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>ie (2000/60/EG) e<strong>in</strong> Instrument geschaffen, um e<strong>in</strong>enachhaltige Bewirtschaftung zu forcieren und die Gewässer als Lebensraum zu schützen.Das Ziel der Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>ie ist es, für alle Gewässer der Mitgliedsstaaten bis2015 (spätestens 2027) e<strong>in</strong>en „guten ökologischen Zustand“ bzw. im Falle von erheblichveränderten Wasserkörpern das „gute ökologische Potenzial“ zu erreichen. Im Rahmender Umsetzung ist alle sechs Jahre e<strong>in</strong> Nationaler Gewässerbewirtschaftungsplan (NGP)zu erstellen und zu veröffentlichen.Darüber h<strong>in</strong>aus wurde 2007 die EU-Hochwasserrichtl<strong>in</strong>ie (2007/60/EG) als Reaktionauf die verheerenden Hochwässer der letzten Jahre beschlossen (vgl. Abb. 4). Ihre Kernpunktes<strong>in</strong>d das Verbot der Verschiebung des Hochwasserrisikos auf die Unterlieger, dieerforderliche Ausrichtung der Planung auf das gesamte Flusse<strong>in</strong>zugsgebiet, die Synchronisierungdes Planungsablaufes mit jenem der EU-Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>ie und dieE<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der Öffentlichkeit <strong>in</strong> den Planungsprozess (EGGER et al. 2009).©Archiv Revital Ziviltechniker GmbHAbb. 4: Hochwasserkatastrophe1965/66 <strong>in</strong>OberdrauburgSeite 14


2. E<strong>in</strong>leitung2.3 Der Begriff des „Flussraummanagements“Mit der EU-Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>ie wurden die Begriffe „Flussgebiets-“ bzw. „Flussraummanagement“(engl.: „River Bas<strong>in</strong> Management“) e<strong>in</strong>geführt. Sie umfassen denSchutz der Gewässer als Ökosysteme, die Regelung und Koord<strong>in</strong>ation aller Nutzungenunter dem Pr<strong>in</strong>zip der Nachhaltigkeit sowie den Schutz der Anra<strong>in</strong>er von Flüssen vorÜberschwemmungen und Dürren (JUNGWIRTH et al. 2003). Für die Umsetzungfordert die Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>ie Kooperation und Kommunikation bei der Bewirtschaftungvon Gewässern. Über Verwaltungsgrenzen h<strong>in</strong>aus sollen Gewässer zukünftigflussgebietsbezogen bewirtschaftet werden. Die vorgesehene Beteiligung der Öffentlichkeitbei der Aufstellung von Maßnahmenprogrammen und Bewirtschaftungsplänengeht über die übliche Beteiligung nach Verwaltungsverfahrensgesetz deutlich h<strong>in</strong>aus(ICLEI 2001, Kap. 5 aus EGGER et al. 2009).Flussraummanagement soll letztlich zu nachhaltigen, das heißt ökonomisch s<strong>in</strong>nvollen,ökologisch tragfähigen und gesellschaftlich-kulturell akzeptablen Lösungenim Spannungsfeld von Hochwasserschutz, Gewässerökologie und Raumentwicklungführen. Um diesen Auftrag umzusetzen, s<strong>in</strong>d zweifelsohne die rechtlichen Grundlagenund entsprechenden f<strong>in</strong>anziellen Fördermittel notwendig. Für e<strong>in</strong>en Erfolg gilt es aberebenso, alle „AkteurInnen“ im Flussraum (Wasserbau, WLV, Raumplanung, Landwirtschaft,Forstwirtschaft, Grundbesitzer, Gewässernutzer, Geme<strong>in</strong>den, Naturschutz,Fischerei, Öffentlichkeit) mite<strong>in</strong>ander zu vernetzen und deren Zusammenarbeit zufördern. Die wahrsche<strong>in</strong>lich wichtigste Grundlage für e<strong>in</strong>en Erfolg von Flussraummanagementist jedoch die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der Öffentlichkeit sowie das Wissen undVerständnis der Bedeutung des modernen Hochwasserschutzes und der Funktionen<strong>in</strong>takter Flusslandschaften <strong>in</strong> der Bevölkerung .Seite 15


3. Wozu Flussraumbetreuung?3.Wozu Flussraumbetreuung?Für die Umsetzung von Flussraummanagement bedarf esdaher e<strong>in</strong>er sehr starken Zusammenarbeit und Vernetzungvieler e<strong>in</strong>zelner AkteurInnen, Verwaltungse<strong>in</strong>heiten, Interessengruppenund dergleichen mehr. Gleichzeitig darf dieInformation und darüber h<strong>in</strong>ausgehend die E<strong>in</strong>beziehungder Öffentlichkeit auf ke<strong>in</strong>en Fall zu kurz kommen. AlsInstrument für diese Herausforderung wurde die Flussraumbetreuung„<strong>in</strong>s Leben gerufen“.Sie versteht sich als die vernetzende, zusammenhaltende und gleichzeitig treibende Kraftfür die Umsetzung von nachhaltigen Flussbau- und Revitalisierungsprojekten <strong>in</strong>nerhalbe<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>zugsgebietes. Mit e<strong>in</strong>er Sp<strong>in</strong>ne im Netz vergleichbar, ist es die Aufgabe derFlussraumbetreuung, die Fäden (verschiedene AkteurInnen) mite<strong>in</strong>ander zu verknüpfen,neue Fäden zu sp<strong>in</strong>nen (neue Planungsprozesse anstoßen / die Öffentlichkeit mite<strong>in</strong>beziehen)und mit den schon vorhandenen Fäden zu vernetzen. Außerdem ist es dieFlussraumbetreuung, die quasi als „Anwalt“ für das Gewässer die Gewässerentwicklungvom suboptimalen Zustand <strong>in</strong> den optimalen Zustand („ökologisch guter Zustand“) vorantreibt(vgl. Abb. 5).Wasserbau,Wildbach- undLaw<strong>in</strong>enverbauungSiedlungswasserwirtschaftForstwirtschaft©Viki Ernst, <strong>WWF</strong>NaturschutzGeme<strong>in</strong>denFlussraumbetreuungRaumordnungÖffentlichkeitGewässernutzerFischereiLandwirtschaftAbb. 5: Die wahrsche<strong>in</strong>lich bedeutendste Aufgabe der Flussraumbetreuungist die Vernetzung aller wichtigen „AkteurInnen“ im FlussraumMit der Flussraumbetreuung ist e<strong>in</strong>e Person oder e<strong>in</strong> Team geme<strong>in</strong>t, das bzw. die <strong>in</strong>das bestehende Netzwerk <strong>in</strong>tegriert wird und sich ausschließlich dem Vorantreiben derGewässerentwicklungsmaßnahmen <strong>in</strong> der betrachteten Region widmet. Dadurch ist esnicht nur e<strong>in</strong>e sehr effiziente, sondern auch e<strong>in</strong>e sehr kostengünstige Variante, um dieAnforderungen von EU-Hochwasserrichtl<strong>in</strong>ie und EU-Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>ie zu erreichen.Es handelt sich im Grunde hauptsächlich um Personalkosten und nur zu e<strong>in</strong>emger<strong>in</strong>geren Anteil um Sach- und Reisekosten. Je nach Organisationsstruktur (siehe Kap.6) ist e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eres oder größeres Budget für Infrastruktur und externe Aufträge (Grafik,Layout, Unterstützung bei Öffentlichkeitsarbeit, Medienarbeit und Umweltbildung)vorzusehen.Seite 16


3. Wozu Flussraumbetreuung?3.1 ProblemstellungInformationDas Bewusstse<strong>in</strong> um die Vorteile natürlicher Gewässer, wie die Grundwassersicherung,die Selbstre<strong>in</strong>igungskraft des Wassers, den Hochwasserschutz durch Auwälder undnicht zuletzt die Erholungsfunktion, ist <strong>in</strong> der Bevölkerung großteils verloren gegangen.Aber auch das Wissen um die Ausprägung natürlicher Flussläufe ist abhandengekommen.Zu wenige Gewässer zeugen heute von der ursprünglichen Ausdehnungund Gestalt e<strong>in</strong>es unverbauten Flusses.Um Akzeptanz für Maßnahmen im S<strong>in</strong>ne des Flussraummanagements zu erreichen, istdaher immense Informations- und Aufklärungsarbeit bei den Anra<strong>in</strong>erInnen bzw. <strong>in</strong>der Bevölkerung notwendig. Nur durch die Umsetzung von Modellprojekten und dieSchaffung von „Leitbildern“ für Gewässer <strong>in</strong> der Kulturlandschaft können die Vorzügeund Synergieeffekte von Gewässerentwicklungsmaßnahmen entsprechend vermitteltund von der Bevölkerung verstanden werden. Flussraumbetreuung kann somit dazubeitragen, die Bedeutung natürlicher Flusslandschaften und gewässerbezogener Freiflächen<strong>in</strong> den Köpfen der AkteurInnen und Anra<strong>in</strong>erInnen aufzuwerten.PartizipationNicht nur die Information der Bevölkerung, sondern auch die Beteiligung der Öffentlichkeitim Prozess ist zentrales Element der EU-Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>ie. Dieses„Partizipationsgebot“ ist im Artikel 14 der Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>ie festgelegt undwird <strong>in</strong> drei Stufen gegliedert:•Information•Anhörung•Aktive BeteiligungDurch partizipative Prozesse sollen Konflikte zwischen öffentlichen und privatenInteressen angesprochen und nachhaltige Lösungen im S<strong>in</strong>ne aller Beteiligten gefundenwerden (vgl. Abb. 6). Es handelt sich dabei jedoch um immer komplexere Aufgabenbereichemit vielen unterschiedlichen, zu berücksichtigenden Nutzungs<strong>in</strong>teressenund AkteurInnen. Flussraumbetreuung trägt dazu bei, den Überblick zu bewahren,komplexe Themenbereiche e<strong>in</strong>fach aufzubereiten, Aufklärungsarbeit zu leisten, Synergieeffektezu erkennen und Lösungen voranzutreiben.Abb. 6: Partizipation– Diskussion mitNaturschutz- undGeme<strong>in</strong>devertreterInnenbeim Interreg-Projekt Ramsar Skat <strong>in</strong>Hohenau©<strong>WWF</strong> Österreich / B. StrohmaierSeite 17


3. Wozu Flussraumbetreuung?NutzungsdruckIn e<strong>in</strong>er Gesellschaft mit vielfältigen Raumansprüchen, wie jenen von Wohnen, Gewerbeund Industrie, Verkehr, Landwirtschaft, Erholung, Natur- und Gewässerschutz, <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ationmit e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>gen Flächenangebot, s<strong>in</strong>d räumliche Nutzungskonflikte unausweichlichan der Tagesordnung (vgl. Abb. 7). In se<strong>in</strong>en Grundsätzen genießt der moderneHochwasserschutz als öffentliche Aufgabe mittlerweile weitgehende Akzeptanz. ImE<strong>in</strong>zelfall aber, wenn die Beachtung der Hochwassergefahr <strong>in</strong> der kommunalen Flächenwidmungsplanungdazu führt, dass bestimmte Nutzungen nicht oder nur e<strong>in</strong>geschränktmöglich se<strong>in</strong> sollen, stoßen sowohl Raumplanung als auch Schutzwasserwirtschaft oftauf Unverständnis bei der unmittelbar betroffenen Bevölkerung. Der Widerstand fälltumso heftiger aus, je gravierender die Auswirkungen auf wirtschaftlich <strong>in</strong>teressante oderpopuläre Nutzungen s<strong>in</strong>d. Mit der Sicherung oder Neuschaffung von Retentionsräumenmüssten Geme<strong>in</strong>den nicht nur auf bauliche Entwicklungsmöglichkeiten, sondern auchauf kommunale E<strong>in</strong>nahmen verzichten (EGGER et al. 2009).Auf noch ger<strong>in</strong>gere Bereitschaft für die Freihaltung von Flächen stoßen Projekte, die alle<strong>in</strong>eder hydromorphologischen Verbesserung e<strong>in</strong>es Gewässers dienen. Der Vorteil vonRetentionsflächen durch den Rückhalt von großen Wassermassen ist spätestens beimnächsten Hochwasser sichtbar und spürbar. Die ökologischen Vorteile durch Flussrevitalisierungenwiederum s<strong>in</strong>d für den Laien oft nicht direkt oder erst nach e<strong>in</strong>igen Jahrenbemerkbar.E<strong>in</strong>e wesentliche Aufgabe der Flussraumbetreuung ist es daher, die ökologischenInteressen als „Anwalt“ für das Gewässer zu vertreten. FlussraumbetreuerInnen sollenAnsprüche im S<strong>in</strong>ne von hydromorphologischen Verbesserungen für das Gewässer undFlächenbedarf für Gewässerökologie und ökologischen Hochwasserschutz stellen unddiese mit anderen bestehenden Interessen am Gewässer abgleichen.„Die allgeme<strong>in</strong>en Leitsätze werden von e<strong>in</strong>er breiten Mehrheit (ALLE) mitgetragen.Wenn es dann konkreter wird, sobald es parzellenscharf wird, treten dieersten Widerstände auf. Da gilt es offen zu sprechen, Argumente und Gegenargumenteanzuhören, ernst zu nehmen und das geme<strong>in</strong>same Ziel im Leitbild nicht ausden Augen zu verlieren. Dafür lohnt sich dann schon der große organisatorischeAufwand, der mit solchen Projekten verbunden ist.“(W. Gallmetzer, Etschdialog)Abb. 7: GegensätzlicheAnsprüche und Nutzungenim Flussraumzu harmonisieren istdie Herausforderungan die Flussraumbetreuung©Archiv Revital Ziviltechniker GmbHSeite 18


3. Wozu Flussraumbetreuung?3.2 ZielsetzungMithilfe der Flussraumbetreuung wird auf effiziente und kostengünstige Weise denAnforderungen der EU-Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>ie und der EU-Hochwasserrichtl<strong>in</strong>ieentsprochen: Verbesserung des Hochwassermanagements sowie der ökologischenSituation der Fließgewässer unter E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung e<strong>in</strong>er breiten Öffentlichkeit.Richtig e<strong>in</strong>gesetzt können FlussraumbetreuerInnen bei der Umsetzung von FlussbauundRevitalisierungsprojekten e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag zur Förderung ökologischerund kommunikativer Aspekte leisten (vgl. Abb. 8). Sie fungieren als Drehscheibezwischen Behörde und betroffener Öffentlichkeit und forcieren die ökologischenAspekte im Rahmen dieser Projekte. Es ist die Aufgabe von FlussraumbetreuerInnen,wesentlich zur Umsetzung der ökologischen Ziele der EU-Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>ie<strong>in</strong> ihrem Flussbereich beizutragen, z. B. durch das Vorantreiben und Initiieren vonökologischen Maßnahmen. Darüber h<strong>in</strong>aus ist es ihre Aufgabe, sich entsprechend derHochwasserrichtl<strong>in</strong>ie für die Flächensicherung im S<strong>in</strong>ne des flächigen Hochwasserschutzese<strong>in</strong>zusetzen.„Flussraumbetreuung braucht es für die Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>ie,das heißt aktuell für die entsprechenden Detaillierungspläne des NationalenGewässerbewirtschaftungsplans. E<strong>in</strong>e Schnittstelle zwischen Raumplanung, Wasserwirtschaftund Naturschutz wird – auch über Verwaltungsgrenzen h<strong>in</strong>weg –vermehrt notwendig se<strong>in</strong>. Auch Öffentlichkeitsarbeit und Monitor<strong>in</strong>g von und fürMaßnahmen wird es mehr und mehr geben müssen.“(P. Partl, LIFE Murerleben)Flussraumbetreuung hat viele Zielsetzungen:©<strong>WWF</strong> Österreich / C. MohlAbb. 8: Flussraumbetreuungvertrittdie ökologischenBedürfnisse und denRaumbedarf unsererFließgewässer undversucht, e<strong>in</strong>en InteressenausgleichzuschaffenSeite 19


3. Wozu Flussraumbetreuung?•Durch Öffentlichkeitsarbeit und Bildungsmaßnahmen trägt die Flussraumbetreuungwesentlich zur Schärfung des Problembewusstse<strong>in</strong>s <strong>in</strong> der Bevölkerung bei.•Flussraumbetreuung stößt neue Planungsprozesse an und begleitet diese.•Flussraumbetreuung ist die Interessenvertretung für Ökologie, Erholung sowie den ökologischenHochwasserschutz und forciert deren Umsetzung <strong>in</strong> flussbaulichen Projekten.•Konkrete Umsetzungsmaßnahmen werden durch die Flussraumbetreuung <strong>in</strong>itiiert,begleitet und deren Monitor<strong>in</strong>g koord<strong>in</strong>iert.•Sie ist die Schnittstelle zwischen den verschiedenen Interessen und vernetzt alle wichtigen„AkteurInnen“ im Flussraum.•Die Flussraumbetreuung fördert die Zusammenarbeit verschiedener Verwaltungse<strong>in</strong>heiten,fungiert als Drehscheibe zwischen Behörde und betroffener Öffentlichkeit undforciert den <strong>in</strong>tegrativen Ansatz.•Die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von Stakeholdern und InteressenvertreterInnen im S<strong>in</strong>ne der Partizipationwird mit Hilfe der Flussraumbetreuung gefördert•Die Flussraumbetreuung ist um die Lösung von Konflikten bemüht und forciert Synergieeffektezwischen Ökologie und anderen Bereichen.•Sie behält das gesamte E<strong>in</strong>zugsgebiet im Auge und entwickelt Ziele und Leitbilder.„E<strong>in</strong>e Gewässerbetreuung sollte e<strong>in</strong>e Kommunikationsstelle zwischen dem Projektleiterund der Bevölkerung darstellen und vor allem die <strong>in</strong>tegrale Betrachtungdes gesamten E<strong>in</strong>zuggebiets im Auge behalten.“(D. Heusser, 3. Rhônekorrektion)Seite 20


4 . Aufgaben und Anforderungen an die Flussraumbetreuung4. Aufgaben undAnforderungenan die Flussraumbetreuung4.1 AufgabenstellungDie vierzehn ausgewählten Fallbeispiele und die Erfahrungenam Modellprojekt Flussraumbetreuung Obere Traun ergebene<strong>in</strong> umfangreiches Aufgabenprofil für die Flussraumbetreuung,das Informationsaufgaben, Koord<strong>in</strong>ationsaufgaben, organisatorischeAufgaben und die Abstimmung von Interessen umfasst(vgl. Abb. 9).FLUSSRAUM-BETREUUNGInformationsaufgabenKoord<strong>in</strong>ationsaufgaben©<strong>WWF</strong> Österreich / T. NikowitzOrganisatorischeAufgabenAbstimmungvon InteresenAbb. 9: Flussraumbetreuung hat e<strong>in</strong> vielschichtiges Aufgabenfeld wahrzunehmen4.1.1 Informationsaufgaben und PartizipationIm Fall der Flussraumbetreuung arbeiten Menschen verschiedener Fachdiszipl<strong>in</strong>en,verschiedener Organisationen, verschiedener Bundesländer und/oder sogar verschiedenerStaaten zusammen. Derartige zielorientierte Kooperationen von Mitarbeiter-Innen, die über Raum-, Zeit- und Organisationsgrenzen h<strong>in</strong>weg zusammenwirken,werden als „virtuelle Projektteams“ bezeichnet (nähere Ausführungen siehe Kap. 6.1).Um e<strong>in</strong>e effiziente Zusammenarbeit solcher Teams zu gewährleisten, muss besonderesAugenmerk auf die Bildung e<strong>in</strong>er Vertrauenskultur zwischen den NetzwerkpartnerInnengelegt werden. Sie s<strong>in</strong>d vor allem auf effektive Kommunikations- und Kooperationssystemeangewiesen. E<strong>in</strong>e gute IT-gestützte Kommunikationsstruktur ist für e<strong>in</strong>eerfolgreiche Projektabwicklung wichtig. Verb<strong>in</strong>dliche „Spielregeln“ müssen für dieKommunikation geschaffen werden. Prozesse wie Senden/Empfangen/Bestätigen s<strong>in</strong>dzu regeln, um e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches Verständnis von Verb<strong>in</strong>dlichkeit, Vere<strong>in</strong>barkeit undZuverlässigkeit zu schaffen. Es genügt somit nicht, den Informationsprozess zu strukturieren,erst die dazugehörige Nutzungskultur sichert den Erfolg (BMLFUW 2009,Floodrisk II, Workpackage 9, TP 9.1.1).E<strong>in</strong>e der wichtigsten Aufgaben der Flussraumbetreuung ist daher der regelmäßige undvollständige Informationsaustausch mit allen <strong>in</strong>ternen Beteiligten. Aber nicht nur die<strong>in</strong>terne, sondern auch die Information externer Beteiligter wird von der Flussraumbetreuungwahrgenommen.„‚Jours fixes‘ ermöglichen e<strong>in</strong>en guten Austausch mit dem Gewässerbezirk, den Bundesforstenund mit der Baubezirksleitung.“(T. Nikowitz, Obere Traun)Seite 21


4 . Aufgaben und Anforderungen an die Flussraumbetreuung„Damit Gewässerbetreuung funktioniert, ist der Austausch zwischen den Fachabteilungender Wildbach- und Law<strong>in</strong>enverbauung, der Bundeswasserbauverwaltungund den Geme<strong>in</strong>den notwendig.“(D. Kre<strong>in</strong>er, LIFE Wald und Wildfluss im Gesäuse)Interne Informationsaufgaben:►Regionale Verwaltungsebene: Die Flussraumbetreuung sorgt im Projektgebiet füre<strong>in</strong>en Austausch zwischen allen betroffenen Dienststellen (Bundeswasserbauverwaltung,Naturschutz, Wildbach- und Law<strong>in</strong>enverbauung etc.), <strong>in</strong>dem regelmäßig geme<strong>in</strong>sameTreffen veranstaltet werden. Diese Besprechungen dienen der Planungssicherheit durchfrühzeitige E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung aller Entscheidungsträger, ermöglichen e<strong>in</strong>e abgestimmte Planungim Projektgebiet und <strong>in</strong>formieren die Flussraumbetreuung über geplante Maßnahmenim Gebiet bzw. deren Fortgang. Auf dieser Basis können nun Öffentlichkeitsarbeit,Pressearbeit, Umweltbildung und ökologische Maßnahmen geplant werden.Dieser <strong>in</strong>terne Informationsaustausch kann zum Beispiel erfolgen durch:•Monatliche Jour-fixe-Treffen <strong>in</strong> der Region•Updates per Mail•Newsletter►Nationale/Bundesländer Verwaltungsebene: Auch die Steuerungsgruppe wirdvon der Flussraumbetreuung über den Fortgang im Betreuungsgebiet regelmäßig <strong>in</strong>formiert.Zum Beispiel durch:•Vierteljährliche Treffen der Steuerungsgruppe•Halbjährliche Tätigkeitsberichte•Updates per Mail►Fachaustausch mit Experten anderer Projekte im In- und Ausland zum Know-how-Transfer / zu „Best Practice Examples“ (vgl. Abb. 10):•Exkursionen zu ausgewählten Revitalisierungen und ökologischen Hochwasserschutzmaßnahmen•Workshops, Symposien, Beiträge <strong>in</strong> FachzeitschriftenExterne Informationsaufgaben:Neben den zuständigen Verwaltungen, die direkt mit der Flussraumbetreuung zusammenarbeiten,gilt es, Stakeholder, aber auch die breite Öffentlichkeit zu <strong>in</strong>formieren unde<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den.►Öffentlichkeitsarbeit: Durch e<strong>in</strong> vielfältiges Angebot soll die Öffentlichkeit entsprechendüber die Bedeutung von Fliessgewässern <strong>in</strong>formiert, für wasserwirtschaftliche undökologische Fragestellungen sensibilisiert und <strong>in</strong> Planungsschritte e<strong>in</strong>bezogen werden.Zum Beispiel durch (vgl. Abb. 11):Seite 22


4 . Aufgaben und Anforderungen an die Flussraumbetreuung©<strong>WWF</strong> Österreich/L.Feicht<strong>in</strong>ger, <strong>WWF</strong> Österreich/T. NikowitzAbb. 10a: Fachaustausch bei e<strong>in</strong>er ExpertInnenexkursionzu Revitalisierungsmaßnahmen an der DrauAbb. 10b: Exkursion mit umsetzenden FachexpertInnen, Geme<strong>in</strong>devertreterInnen derTraungeme<strong>in</strong>den und Interessierten zu Revitalisierungen an der Traun„E<strong>in</strong> frühzeitiger Beg<strong>in</strong>n, Kont<strong>in</strong>uität und Regelmäßigkeit von Öffentlichkeitsarbeits<strong>in</strong>d für den Erfolg maßgeblich. … Nur durch Verständnis kann <strong>in</strong> der Bevölkerungdas notwendige Vertrauen zu den Durchführenden geschaffen werden.“(M. Spannr<strong>in</strong>g, Sanierung Untere Salzach)Öffentlichkeitsbeteiligung: FlussdialogeMit den Flussdialogen soll das notwendige Bewusstse<strong>in</strong>für die Aufgaben, Herausforderungen und Chancen imUmgang mit Gewässern geschaffen werden. Die Beteiligungder Bevölkerung steht dabei im Vordergrund. Bislangfanden Flussdialoge an neun Flüssen <strong>in</strong> Oberösterreich,Kärnten und der Steiermark statt. Unter dem Motto „ökologischwasser wirtschaften“ werden Entwicklungschancenund Nutzungsmöglichkeiten der Gewässer sowie geplanteMaßnahmen im Bereich der EU-Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>e(WRRL) diskutiert. Bei Onl<strong>in</strong>e-Befragungen auf www.flussdialog.atkann sich die regionale Bevölkerung zu Themenwie Kraftwerksbau, Hochwasserschutz oder Renaturierungäußern. Im Rahmen von regionalen Dialogveranstaltungenwerden die Ergebnisse der <strong>in</strong>teressierten Öffentlichkeitsowie InteressenvertreterInnen aus Verwaltung, Politik,Wirtschaft, Bildung etc. präsentiert und die zukünftigeGestaltung des jeweiligen Flusses geme<strong>in</strong>sam besprochen.Informationen: www.flussdialog.at•Informations- und Diskussionsveranstaltungen zuaktuellen und geplanten Maß nahmen <strong>in</strong> Kooperationmit den Geme<strong>in</strong>den•Diskussionsforum und E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der Öffentlichkeitals Flussdialog (Siehe Infobox)•Exkursionen zu Renaturierungen und speziellenNaturerlebnissen im und am gewässer für alle Interessiertender Region•Spatenstich / Eröffnungsfeste / Abschlussfeste•Informationsstände bei regionalen Festen•Regelmäßiger Newsletter / Projektzeitung•Folder•Homepage•Ausstellungen•Film oder Radiosendereihe•„Sprechstunden“ für <strong>in</strong>teressierte Geme<strong>in</strong>debürgerInnen(FlussraumbetreuerIn als AnsprechpartnerIn)Seite 23


4 . Aufgaben und Anforderungen an die Flussraumbetreuung©<strong>WWF</strong> Österreich / T. NikowitzAbb. 11a + 11b: Flussfest „<strong>in</strong>n.day“ im Rahmen des Projektes „der.<strong>in</strong>n – lebendig und sicher“ mit e<strong>in</strong>em umfassendenProgramm für Groß und Kle<strong>in</strong>►Pressearbeit: Neben allgeme<strong>in</strong>er Information über gewässerelevante Themen <strong>in</strong> denRegionalmedien zur Bewussstse<strong>in</strong>sbildung ist es vor allem wichtig, vor Beg<strong>in</strong>n und nachAbschluss e<strong>in</strong>er Maßnahme die Bevölkerung zu <strong>in</strong>formieren. Dies erfolgt durch:•Presseaussendungen•Pressekonferenzen•Berichte und Interviews im Lokalradio / <strong>in</strong> der Regionalzeitung / im Lokalfernsehen•Die Flussraumbetreuung als Ansprechpartner für die Medien►Umweltbildung: Durch speziell ausgearbeitete Exkursionen oder Projekttage amBach oder Fluss nach Kriterien moderner Umweltbildung werden die Schulen bzw.K<strong>in</strong>der und Jugendliche der Region <strong>in</strong>formiert und für die Notwendigkeit von Flussrevitalisierungensensibilisiert (vgl. Abb. 22). Zum Beispiel durch:•Schulexkursionen•Projekttage•Exkursionen an Bach und Fluss im Rahmen von Ferienspielen der Geme<strong>in</strong>den•Begleitung der Schulen über e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum bei Projekten wie „Free yourriver“ etc.•Umweltbildungsprogramm bei regionalen Festen (z.B. Flussrätselzelt, Flussstation,Flussmodelle, Wassertiere unter der Lupe etc.)•Fortbildung von MultiplikatorInnen„E<strong>in</strong>e Steuerungsgruppe mit Vertretern aus den Geme<strong>in</strong>den und der NÖ Landes-Fischereiverband sowie zweiwöchige Baustellenbesprechungen mit allen Stakeholdernsorgten ebenso für hohe Akzeptanz.“(H. Seehofer, LIFE Wachau)Seite 24


4 . Aufgaben und Anforderungen an die Flussraumbetreuung„Für e<strong>in</strong>e funktionierende Gewässerbetreuung ist e<strong>in</strong>e gute <strong>in</strong>terne und externeKommunikation wichtig.“(D. Kre<strong>in</strong>er, LIFE Wald und Wildfluss im Gesäuse)►Externe Stakeholder: Intensiv von der Flussraumbetreuung e<strong>in</strong>gebunden werdenInteressenvertreterInnen der Energiewirtschaft (Wasserkraft), Geme<strong>in</strong>den, Fischerei,Forstwirtschaft, GrundbesitzerInnen, Landwirtschaft und regionale NaturschutzvertreterInnen(vgl. Abb. 13). Zum Beispiel durch:•Regelmäßige Stammtische, Ideenworkshops, Diskussionsrunden etc.•E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> den Planungsprozess (Steuerungsgruppe, Flussraum-Foren, Beiräte,Plattformen, Arbeitsgruppen)•Informationsgespräche•Initiieren von Bürgerbeteiligungen zu geplanten Kraftwerken (Bürgerbeirat), Teilnahmeder Flussraumbetreuung•Teilnahme der Flussraumbetreuung bei wasser- und naturschutzrechtlichen Verhandlungen•Flussraumbetreuung als AnsprechpartnerInnen für Stakeholder►Fachpublikum: Fortschritte bei Revitalisierungs- und Hochwasserschutzmaßnahmenwerden ExpertInnen präsentiert und mit ihnen vor Ort diskutiert. Geme<strong>in</strong>sammit den oben erwähnten Exkursionen zu anderen Projekten ermöglicht dies e<strong>in</strong>en„Vone<strong>in</strong>ander lernen“-Prozess und auch e<strong>in</strong>e gewisse Qualitätssicherung.•Exkursionen zu umgesetzten Maßnahmen im Projektgebiet•Überregionale Workshops•Fachaustausch bei konkreten Umsetzungen©<strong>WWF</strong> Österreich / L. Feicht<strong>in</strong>gerAbb. 12: Schulexkursionan die Obere TraunSeite 25


4 . Aufgaben und Anforderungen an die Flussraumbetreuung„Nach e<strong>in</strong>em ‚Prä-Monitor<strong>in</strong>g‘ war es möglich, Maßnahmen abzuändern, wennArten oder Lebensräume bedroht waren. Durch e<strong>in</strong> Monitor<strong>in</strong>g nach Vollzugwurde der Erfolg der Maßnahmen kontrolliert.“(P. Partl, LIFE Murerleben)4.1.2 Koord<strong>in</strong>ationsaufgaben►Die Flussraumbetreuung koord<strong>in</strong>iert alle Informations- und Organisationsaufgabensowie die Abstimmung der unterschiedlichen Interessen. In manchen Bereichen(Grafik und Layout, Pressearbeit, Umweltbildung etc.) wird sie nach Bedarf von e<strong>in</strong>emProjektteam oder externen Fachleuten unterstützt.•Koord<strong>in</strong>ation des Netzwerkes►Initiieren und Vorantreiben der Umsetzung von Maßnahmen am Fließgewässer,die der Ökologie, dem ökologischen Hochwasserschutz und der Erholung dienen(vgl. Abb. 15/16)•Lobby<strong>in</strong>g bei Geme<strong>in</strong>den, GrundbesitzerInnen, Konsens<strong>in</strong>haberInnen und der Verwaltung•Teilnahme der Flussraumbetreuung an Baustellenbesprechungen bei der Maßnahmenumsetzung•Aufstellen von Sponsor<strong>in</strong>g und Fundrais<strong>in</strong>g und/oder Gewässerpatenschaften•Fördermöglichkeiten für Ökologisierungen eruieren•Flächensicherung•Ökologie: Durchführung e<strong>in</strong>es „Prä-Monitor<strong>in</strong>g“ (Möglichkeit zur Abänderung von Maßnahmen,wenn Arten oder Lebensräume bedroht s<strong>in</strong>d)•Initiieren von Artenschutzprojekten, Ufergehölzpflege etc. (vgl. Abb. 14)•Freizeit und Erholung: Initiieren der Umsetzung von gut zugänglichen Erholungsflächen,Themenwegen, Lehrpfaden etc.•BesucherInnenlenkungskonzepte forcieren©K. Sommer, SVWPAbb. 13: Partizipation:„Inn Stammtisch“ zurDiskussion von geplantenflussbaulichenMaßnahmen am Innmit InteressenvertreterInnenSeite 26


4 . Aufgaben und Anforderungen an die Flussraumbetreuung„LIFE-Projekte s<strong>in</strong>d für die Verwaltungen e<strong>in</strong>e Zusatzaufgabe und können nur mitexterner Unterstützung abgewickelt werden.“(W. Pelikan, LIFE-Projekt Lafnitz)►Initiieren und Vorantreiben von Monitor<strong>in</strong>gs zur Erfolgskontrolle bzw.Nachbetreuung von Maßnahmen:•Begehungen zur Nachkontrolle von umgesetzten Maßnahmen koord<strong>in</strong>ieren•Falls notwendig, Verbesserungsmaßnahmen <strong>in</strong>itiieren und vorantreiben•Im Falle von Missständen bzw. Unverständnis für Aufklärung sorgen4.1.3 Organisatorische AufgabenBesprechungen, Veranstaltungen, Exkursionen, Pressearbeit und Umweltbildungbeanspruchen viel Zeit für die Vor- und Nachbereitung. Konzepte müssen erstellt,Term<strong>in</strong>e mit vielen Beteiligten koord<strong>in</strong>iert, Veranstaltungen beworben oder Protokolleverfasst werden. Es ist die Aufgabe der Flussraumbetreuung, diese organisatorischenLeistungen zu übernehmen.►Gesprächsterm<strong>in</strong>e und Besprechungen: Die Flussraumbetreuung übernimmtsämtliche notwendigen Organisationsschritte für <strong>in</strong>terne und externe Treffen.•Ankündigung, E<strong>in</strong>ladungen•Term<strong>in</strong>koord<strong>in</strong>ation (telefonisch, per Mail, Doodle-Umfrage)•Treffpunkt (Raumreservierung etc.)•Ablauf, Agenda•Memo, Protokoll©REVITAL, <strong>WWF</strong> Österreich/T.NikowitzAbb 14a +14b: Deutsche Tamariske (Myricaria germanica). Wiederansiedlung der Deutschen Tamariske an der Oberen Traun mit K<strong>in</strong>dern der ÖsterreichischenNaturschutzjugendgruppe Bad Ischl.Seite 27


4 . Aufgaben und Anforderungen an die Flussraumbetreuung„Schon e<strong>in</strong> Jahr vor Baubeg<strong>in</strong>n wurde e<strong>in</strong> Infozentrum als Glasconta<strong>in</strong>er geschaffen.In mehreren Runden wurden die Anra<strong>in</strong>er über das Bauvorhaben und <strong>in</strong>weiterer Folge über die Baufortschritte <strong>in</strong>formiert.“(W. Fell<strong>in</strong>ger, LebensRaum Lies<strong>in</strong>g)►Berichtlegung / Abrechnung / Budgetplanung:•Tätigkeitsberichte•Exkursionsberichte•Kostenplanung / Rechnungslegung►Veranstaltungen und Exkursionen: Hier obliegt der Flussraumbetreuung das„Eventmanagement“.•Ankündigung über Newsletter, Homepage, regionale Medien, Schulen etc.: Um diebreite Öffentlichkeit zu erreichen, erweisen sich die Lokalzeitungen bzw. lokale RadioundFernsehsender als optimales Instrument•Thematische und fachliche Konzeption: Erstellung von Präsentationen, Aufbereitungvon Infoständen, Abstimmung des Programms auf unterschiedliche Alters- und Wissensgruppen•Durchführung bzw. Leitung©R. MysliwietzAbb. 15a + 15b: Neues Unkenhabitat bei der renaturierten Lahnste<strong>in</strong>au an der Traun – die Unke braucht warme, sonnige, fischfreie Kle<strong>in</strong>stgewässer,Gelbbauchunke (Bomb<strong>in</strong>a variegata)Seite 28


4 . Aufgaben und Anforderungen an die Flussraumbetreuung©<strong>WWF</strong> Österreich / V. ErnstAbb. 16: Flächensicherung.Grunderwerban der Drau ermöglichtegroß angelegteRevitalisierungen undpassiven Hochwasserschutzwie hier <strong>in</strong>Kleblach-L<strong>in</strong>d►Folder, Homepage, Newsletter: Die Flussraumbetreuung erstellt die <strong>in</strong>haltlichenGrundlagen. E<strong>in</strong>e Unterstützung durch e<strong>in</strong> Team bzw. externe Büros h<strong>in</strong>sichtlichLayout, Grafik oder Homepage-Erstellung ist jedoch notwendig.•Der Folder gibt e<strong>in</strong>en Überblick über das Flusse<strong>in</strong>zugsgebiet, die Aktivitäten undAngebote der Flussraumbetreuung sowie über umgesetzte und geplante Maßnahmen.Die Inhalte werden durch die Flussraumbetreuung aufbereitet.•Die Homepage enthält ausführlichere Informationen, Pressemitteilungen, Fotos,Veranstaltungsankündigungen etc. Sie wird von der Flussraumbetreuung regelmäßigaktualisiert.•Der digitale Newsletter ersche<strong>in</strong>t ca. viermal jährlich und <strong>in</strong>formiert u.a. über denak tuellen Stand der Maßnahmen sowie über vergangene und anstehende Ereignisse.Die Flussraumbetreuung erstellt bzw. aktualisiert den Adressenverteiler (Stakeholder;Interessierte) und erarbeitet die Inhalte.„Die breite Öffentlichkeit wurde durch die Homepage, Pressemeldungen, e<strong>in</strong>e Broschüresowie das Bildungsprogramm <strong>in</strong>formiert und auf dem Laufenden gehalten.“(V. Ernst, der.<strong>in</strong>n – lebendig und sicher)Seite 29


4 . Aufgaben und Anforderungen an die Flussraumbetreuung„Die geme<strong>in</strong>same Arbeit der unterschiedlichen Verwaltungse<strong>in</strong>heiten (Umweltschutz,Wasserwirtschaft, Raumordnung) und die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der Landesumweltanwaltschaftsowie der Landwirtschaftskammer, des Geme<strong>in</strong>deverbandesund des Tiroler Fischereiverbandes waren für den <strong>in</strong>tegrativen Ansatz des Projektesentscheidend.“(V. Ernst, der.<strong>in</strong>n – lebendig und sicher)►Pressearbeit: Medienzielgruppe s<strong>in</strong>d die Lokalmedien, die meist für e<strong>in</strong>e guteVerbreitung von Informationen <strong>in</strong> der Region sorgen. Wünschenswert ist natürlich auche<strong>in</strong>e Bekanntmachung <strong>in</strong> nationalen Medien. Die Aufgaben der Flussraumbetreuungumfassen:•Erstellung bzw. Aktualisierung e<strong>in</strong>es Presseverteilers•Vorbereitung von Presseaussendungen•Abstimmung mit den Beteiligten bzw. KooperationspartnerInnen•Organisation von Pressekonferenzen•Sammlung und Archivierung der erschienenen Artikel (Pressespiegel)►Umweltbildung: Die Flussraumbetreuung übernimmt die Ausarbeitung e<strong>in</strong>es Umweltbildungprogrammsfür verschiedene Altersstufen, welches den Schulen und Geme<strong>in</strong>den<strong>in</strong> der Region angeboten wird. Projektwochen können auch überregional beworbenwerden. Die Unterstützung durch e<strong>in</strong> Team oder durch e<strong>in</strong> externes Büro kann <strong>in</strong> diesemPunkt sehr hilfreich se<strong>in</strong>. Die Aufgaben umfassen:•Konzeption des Programms•Erstellung e<strong>in</strong>er LehrerInnen- und Schulen-Datenbank•Präsentation des Angebots für Lehrende bei Projektstart•Bewerbung des Angebots über Verteiler und Medien•Organisation und E<strong>in</strong>teilung der Schulen•Durchführung des Programms•Nachbetreuung der Schulen•Organisation e<strong>in</strong>es Ferienprogramms (z.B. Ferienspiele der Geme<strong>in</strong>den, Flusscamp)„In der Plattform wurde versucht, alle E<strong>in</strong>wände zu hören und geme<strong>in</strong>samLösun gen zu erarbeiten.“(H-J. Gögl, Entwicklungskonzept Alpenrhe<strong>in</strong>)Seite 30


4 . Aufgaben und Anforderungen an die Flussraumbetreuung4.1.4 Abstimmung von InteressenE<strong>in</strong> zentrales Thema für die Flussraumbetreuung ist die Vermittlung zwischen verschiedenenInteressenvertreterInnen (Stakeholdern) am Gewässer. Intensiv von ihre<strong>in</strong>gebunden werden neben der Verwaltung auch InteressenvertreterInnen der Energiewirtschaft(Wasserkraft), Geme<strong>in</strong>den (Bürgermeister, Geme<strong>in</strong>derat, Umweltausschuss,Raumplanung, Bauabteilung), Fischerei, Forstwirtschaft, GrundbesitzerInnen,Landwirtschaft und regionale NaturschutzvertreterInnen. Diese können über unterschiedlicheInstrumente (siehe auch Informationsaufgaben) partizipieren. E<strong>in</strong> Austauschkann über geme<strong>in</strong>same Diskussionsabende (Stammtische, Foren etc.) realisiertwerden.►Verwaltung (Wasserbau / Wildbach- und Law<strong>in</strong>enverbauung / Naturschutz):Der Nationale Gewässerbewirtschaftungsplan wird <strong>in</strong> den Bundesländernüber Regionalprogramme von den Landesdienststellen umgesetzt. Bestenfalls gibt ese<strong>in</strong> Gewässerbetreuungskonzept, welches bereits e<strong>in</strong> ausgewogenes Maßnahmenkonzeptzwischen den Anforderungen moderner Schutzwassserwirtschaft und Ökologievorsieht. Die Verwaltung setzt mit der Unterstützung der Flussraumbetreuung diePlanungen <strong>in</strong> die Praxis um, wobei die Flussraumbetreuung auf ökologische Maßnahmenschwerpunkteachtet.•Initiierung bzw. Umsetzung von GBKs (siehe Organisationsstruktur)•Förderung ökologischer Maßnahmenschwerpunkte (Fördermöglichkeiten): Hochwasserschutzund Revitalisierung©<strong>WWF</strong> Österreich / L. Feicht<strong>in</strong>gerAbb. 17: Bürgerbeiratzum geplantenEnergie-AG-Kraftwerk<strong>in</strong> Bad GoisernSeite 31


4 . Aufgaben und Anforderungen an die Flussraumbetreuung„Während der drei Jahre Projektlaufzeit wurden rund 50 Interessenvertreter(Vertreter von Geme<strong>in</strong>den, Verbänden, Vere<strong>in</strong>igungen und zuständige Behördenvertreter)durch acht so genannte Flussraum-Foren am Projekt und am Entscheidungsprozessbeteiligt.“(W. Gallmetzer, Etschdialog)►Ökologie / Naturschutz: Vor e<strong>in</strong>em wasser- bzw. naturschutzrechtlichen Verfahrenwerden von der Flussraumbetreuung regionale NaturschutzverteterInnen <strong>in</strong> die konkretenPlanungen mite<strong>in</strong>bezogen. Als langjährige KennerInnen der Tier- und Pflanzenweltkönnen diese wertvolle Beiträge für die ökologische Planung von Büros liefern. BeiBedarf und vor allem bei großen Projekten werden ExpertInnen des Naturschutzes oderder Umweltanwaltschaft schon bei ersten Gesprächen mite<strong>in</strong>gebunden.•Begehung von geplanten Maßnahmen vor Planungsbeg<strong>in</strong>n•Kont<strong>in</strong>uierlicher Austausch mit regionalen NaturschutzvertreterInnen, Umweltanwaltschaft,FachexpertInnen usw.©<strong>WWF</strong> Österreich / NikowitzAbb. 18: Fliegenfischeran der Goiserer Traun.Fischereiberechtigteund Pächter setzen sichoftmalig für <strong>in</strong>takteund revitalisierteGewässer e<strong>in</strong>, umfischökologisch wertvollenLebensraum zuschaffenSeite 32


4 . Aufgaben und Anforderungen an die Flussraumbetreuung©Archiv Revital Ziviltechniker GmbHAbb. 19: Besucherlenkung– Eröffnung e<strong>in</strong>esFlussspielplatzes ander Drau. Schaffungvon gut zugänglichenErholungsflächen amBach oder Fluss <strong>in</strong>Siedlungsnähe, diezum Baden, Schnorcheln,Spielen oderSpazieren e<strong>in</strong>laden►Energiewirtschaft (Wasserkraft): Die Flussraumbetreuung prüft energiewirtschaftlichePlanungen vorab auf ihre Umsetzbarkeit nach den Anforderungen derEU-Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>ie und zieht bei Bedarf ExpertInnen zur Beurteilung h<strong>in</strong>zu.Bei Neubauten ist e<strong>in</strong>e entsprechende Bürgerbeteiligung (Bürgerbeirat) notwendig, dieim Falle von e<strong>in</strong>er Flussraumbetreuung <strong>in</strong>itiiert werden kann. Darüber h<strong>in</strong>aus setztsich die Flussraumbetreuung auch für e<strong>in</strong>e ökologische Adaptierung alter Kraftwerksbautennach Stand der Technik e<strong>in</strong> und macht dementsprechende Förder<strong>in</strong>strumentebei den Konsens<strong>in</strong>haberInnen bekannt. Wie <strong>in</strong> allen anderen Bereichen vertritt dieFlussraumbetreuung auch hier die ökologischen Ansprüche des Gewässers.•Vorprüfung (EU-Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>ie, ExpertInnen)•Initiierung e<strong>in</strong>es bzw. Teilnahme an e<strong>in</strong>em Bürgerbeirat (vgl. Abb. 17)•Ökologische Adaptierung alter Kraftwerke (Fördermöglichkeiten)„In zahlreichen partizipativen Prozessen konnten e<strong>in</strong>e gute Gesprächsbasis und e<strong>in</strong>egewisse ,Nähe‘ zur Bevölkerung (Grundbesitzer, Landwirte) aufgebaut werden. Dieserzeugt e<strong>in</strong>e positive Stimmung gegenüber dem Projekt <strong>in</strong> der Bevölkerung, waswiederum die Umsetzungschancen von Maßnahmen massiv verbessert.“(K. Michor, Auenverbund Obere Drau)Seite 33


4 . Aufgaben und Anforderungen an die Flussraumbetreuung„Da Flussraumbetreuung e<strong>in</strong>e sehr zeit<strong>in</strong>tensive und fordernde Aufgabe ist, würdedie Tätigkeit größere Personalressourcen erfordern. Ideal wäre e<strong>in</strong>e eigenePersonalstelle für diese Aufgabe.“(K. Michor, Auenverbund Obere Drau)►Geme<strong>in</strong>den (Bürgermeister, Geme<strong>in</strong>derat, Umweltausschuss, Raumplanung,Bauabteilung): Die Bevölkerung der Geme<strong>in</strong>den im E<strong>in</strong>zugsgebiet hat meistvielfältige Ansprüche an ihr Gewässer, seien es Raumbedarf für private Siedlungen oderwirtschaftliche Interessen, Freizeit- und Erholungsaktivitäten, Grundwassersicherheit,Naturschutz<strong>in</strong>teressen und allen voran oft der Schutz vor dem nächsten Hochwasser.Damit ist es natürlich e<strong>in</strong>e zentrale Aufgabe der Flussraumbetreuung, <strong>in</strong>tensiv mit derBevölkerung und ihren Geme<strong>in</strong>devertreterInnen zusammenzuarbeiten.•Regelmäßige Treffen mit den BürgermeisterInnen ermöglichen e<strong>in</strong>en ersten Austausch•Durch Diskussionsrunden im Geme<strong>in</strong>derat und Umweltausschuss können e<strong>in</strong>erseitsWünsche und Anregungen der Geme<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>gebracht und andererseits aber auchsolche an die Geme<strong>in</strong>den herangetragen werden•E<strong>in</strong>e frühzeitige E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von Raumplanung und Bauabteilung ermöglicht e<strong>in</strong>eraschere Abwicklung von Maßnahmen und e<strong>in</strong>en guten Informationsaustausch►Fischerei: Fischereiberechtigte und Pächter haben an Revitalisierungen und damite<strong>in</strong>hergehenden fischökologischen Aufwertungen oft großes Interesse (vgl. Abb. 18).Fischereivere<strong>in</strong>e können auf diese Weise auch für Beiträge oder Unterstützung bei e<strong>in</strong>erVerbesserung ihres Fischgewässers gewonnen werden. Bei der Umsetzung von Baumaßnahmenim Fluss können fischereiliche Belange kurzzeitig natürlich auch bee<strong>in</strong>trächtigtwerden. Die Flussraumbetreuung sorgt für e<strong>in</strong>en guten und rechtzeitigen Austausch:•Geme<strong>in</strong>same Begehungen•Rechtzeitige Information über Maßnahmen und Ankündigung des Bauvorhabens•Koord<strong>in</strong>ation der Bautätigkeiten unter Berücksichtigung von Laichzeiten•Stammtische, Diskussionsrunden etc.►Forstwirtschaft / Landwirtschaft / andere GrundbesitzerInnen: Sobald esdarum geht, Bächen und Flüssen Platz zurückzugeben (Flächensicherung), stellt sichzuerst die Frage nach dem Grundbesitz. Für Revitalisierungs- oder Hochwasserschutzmaßnahmenmüssen oftmals Flächen <strong>in</strong> privatem Besitz <strong>in</strong> Anspruch genommen werden.Die Flussraumbetreuung bemüht sich um e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>tensiven Austausch mit den GrundbesitzerInnenund sorgt für e<strong>in</strong>e W<strong>in</strong>-w<strong>in</strong>-Situation aller Beteiligten.•Gespräche mit den GrundbesitzerInnen vorbereiten und führen•Bewussstse<strong>in</strong> schaffen, dass passiver Hochwasserschutz der billigste Hochwasserschutzist•Über Fördermöglichkeiten bei Außernutzungsstellung oder extensiver Nutzung<strong>in</strong>formieren (Vertragsnaturschutz)•Möglichkeiten für Grundankauf ermittelnSeite 34


4 . Aufgaben und Anforderungen an die Flussraumbetreuung►Tourismus: In vielen Regionen spielt der Fluss auch für den Tourismus e<strong>in</strong>ezentrale Rolle. Durch geeignete nachhaltige Tourismuskonzepte kann e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>anprechendes Naherholungs- und Urlaubsprogramm und andererseits damit auchüberregional Bewusstse<strong>in</strong> geschaffen werden. Tourismusverbände können als starkePartner für Erholungsflächen oder Themenwege am Fluss gewonnen werden (vgl. Abb.19). Die Flussraumbetreuung animiert zur:•Schaffung von gut zugänglichen Erholungsflächen am Bach oder Fluss <strong>in</strong> Siedlungsnähe,die zum Baden, Schnorcheln, Spielen oder Spazieren e<strong>in</strong>laden (vgl. Abb. 20)•Gestaltung von „Fluss-Spielplätzen“•Gestaltung von Themenwegen, Lehrpfaden etc. an revitalisierten oder naturnahenBach- oder Flussläufen•Durchführung von geführten Bootstouren oder Exkursionen•Besucherlenkung, um e<strong>in</strong> ausgewogenes Mittel für Natur und Mensch zu schaffen4.2 AnforderungsprofilDas breite Aufgabenfeld der Flussraumbetreuung setzt e<strong>in</strong> hohes Anforderungsprofilvoraus (Abb. 9).4.2.1 PersonalressourcenDie Aufgaben s<strong>in</strong>d sehr vielfältig und benötigen daher entsprechende Personalressourcen.Im Projekt „Flussraumbetreuung Obere Traun“ hat sich das Modell e<strong>in</strong>er eigenenPersonalstelle mit Unterstützung e<strong>in</strong>es Teams bewährt. Speziell Tätigkeiten der BereichePressearbeit, Market<strong>in</strong>g und Umweltbildung können s<strong>in</strong>nvoll an ExpertInnen e<strong>in</strong>esTeams / e<strong>in</strong>er Organisation im H<strong>in</strong>tergrund oder externer Büros abgegeben werden.Wie im Kapitel 4.1 beschrieben, s<strong>in</strong>d die Aufgaben der Flussraumbetreuung unteranderen, alle wichtigen Stakeholder und InteressenvertreterInnen <strong>in</strong> den Prozess e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den,verschiedene Ansprüche ans Gewässer gegene<strong>in</strong>ander abzuwiegen und mite<strong>in</strong>anderabzustimmen, AnsprechpartnerIn für die BürgerInnen zu se<strong>in</strong> etc. Das heißt,e<strong>in</strong>(e) FlussraumbetreuerIn muss e<strong>in</strong> Netzwerk betroffener Stakeholder aufbauen undKontakte pflegen. Es muss e<strong>in</strong>e gewisse Vertrauensbasis geschaffen werden. Aus diesemGrund ist e<strong>in</strong>e regionale Verankerung der Gewässerbetreuung sowie Kont<strong>in</strong>uität(m<strong>in</strong>d. > 2 Jahre) immens wichtig.„Solche Projekte können nur auf e<strong>in</strong>er langfristigen Ebene ablaufen, da viele persönlicheKontakte aufgebaut und gepflegt werden müssen.“(C. Tranter, Ammer)Seite 35


4 . Aufgaben und Anforderungen an die Flussraumbetreuung©<strong>WWF</strong> Österreich / A. Mohl / T. NikowitzAbb. 20: Spielplatz und Oase Flusslandschaft. Gut zugängliche Gebiete am Gewässer ziehen Groß und Kle<strong>in</strong> an4.2.2 Fachliche KompetenzGewässerökologisches Fachwissen und naturschutzfachliches Grundwissen s<strong>in</strong>d notwendigeGrundlagen für die Arbeit als FlussraumbetreuerIn. Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d Grundkenntnisse<strong>in</strong> Wasserbau, Wildbach- und Law<strong>in</strong>enverbauung, Land- und Forstwirtschaft,Raumplanung und Wirtschaft hilfreiche Voraussetzungen. Auch Erfahrungen undKenntnisse <strong>in</strong> der Öffentlichkeitsarbeit und der Umweltbildung (altersgerechte Vermittlungvon umweltrelevanten Themen) s<strong>in</strong>d empfehlenswert. Für e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive undprofessionelle Ausführung ist jedoch Unterstützung s<strong>in</strong>nvoll. Kenntnisse des rechtlichenRahmens und relevanter Bestimmungen aus WRG, WRRL, HWRL, NGP etc. stellen e<strong>in</strong>eweitere Grundvoraussetzung dar. Erfahrungen <strong>in</strong> Konfliktmanagement und Mediationerleichtern und professionalisieren den Umgang mit verschiedenen InteressenvertreterInnenund Nutzungsansprüchen.4.2.3 Persönliche / Soziale KompetenzNeben der fachlichen ist auch e<strong>in</strong>e gewisse persönliche und soziale Kompetenz bedeutend,die gute Ausdrucks- und vor allem sehr gute Kommunikationsfähigkeiten, aberauch Konfliktfähigkeit voraussetzt. Da e<strong>in</strong>(e) FlussraumbetreuerIn meist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em„virtuellen“ Team arbeitet, gleichzeitig aber auch auf sich alle<strong>in</strong>e gestellt ist, s<strong>in</strong>d sowohlSelbstständigkeit und Teamfähigkeit wichtige Eigenschaften.„E<strong>in</strong> Projektansprechpartner vor Ort wird von der regionalen Bevölkerung vielbesser und leichter akzeptiert als Projektverantwortliche, die <strong>in</strong> Wien oder St.Pölten ansässig s<strong>in</strong>d. Betroffene <strong>in</strong> der Region wussten, dass sie sich bei Bedarfan e<strong>in</strong>e vertraute Person wenden können.“(H. Seehofer, LIFE Natur Wachau)Seite 36


4 . Aufgaben und Anforderungen an die Flussraumbetreuung„Das Um und Auf ist e<strong>in</strong>e hohe Sozialkompetenz: E<strong>in</strong> Betreuer oder e<strong>in</strong>e Betreuer<strong>in</strong>muss sehr kommunikativ se<strong>in</strong> und Überzeugungsarbeit leisten bzw. sich auf dieMenschen vor Ort e<strong>in</strong>lassen können. Natürlich muss auch der fachliche, ökologischeH<strong>in</strong>tergrund stimmen.“(A. Vorauer, LIFE Wildflusslandschaft Tiroler Lech)Fachliche KompetenzGewässerökologischesFachwissenNaturschutzfachlichesGrundwissenGrundkenntnisse <strong>in</strong> Wasserbau/Wildbach- und Law<strong>in</strong>enverbauung/Land-und Forstwirtschaft/Raumplanung/ WirtschaftFlussraumbetreuungPersönlichesoziale KompetenzSelbstständigkeitTeamfähigkeitAusdrucksfähigkeitKommunikationsfähigkeitKonfliktfähigkeitRegionale Kenntnis,Präsenz <strong>in</strong> der region©<strong>WWF</strong> Österreich / T. NikowitzÖffentlichkeitsarbeitUmweltpädagogikRechtliche Bestimmungenund RahmenKonfliktmanagement, MediationFachliche Unterstützungdurch e<strong>in</strong> Team oder externAbb. 21: Die Anforderungen an e<strong>in</strong>e Flussraumbetreuung s<strong>in</strong>d unterschiedlich„Ich sehe es als Vorteil, nicht aus der Region zu stammen und sozusagen „von außen“neu <strong>in</strong> das Projekt zu stoßen. Denn dadurch geht man mit e<strong>in</strong>em offeneren Blick aufdie Projektherausforderungen zu.“(C. Tranter, Ammer)Um authentisch zu se<strong>in</strong> gegenüber der ansässigen Bevölkerung, s<strong>in</strong>d hervorragenderegionale Kenntnisse sehr wichtig. Die e<strong>in</strong>gesetzte Person muss dazu nicht zw<strong>in</strong>gendaus der Region stammen, jedoch müssen die regionalen Kenntnisse sobald als möglicherworben werden. In jedem Fall aber ist die regionale Präsenz der Flussraumbetreuunge<strong>in</strong> wichtiger Faktor, der nicht unterschätzt werden sollte.Die Fallbeispiele zeigen, dass Flussraumbetreuung e<strong>in</strong>e sehr personenbezogene,fächerübergreifende und verantwortungsvolle Tätigkeit ist. Demnach hängt der Erfolgsehr von der Akzeptanz der Person ab, was e<strong>in</strong>en sehr kommunikationsfreudigen,toleranten und offenen Menschen voraussetzt.Seite 37


© T. Nikowitz, <strong>WWF</strong>


5. Analyse nationaler und <strong>in</strong>ternationaler Beispiele für Flussraumbetreuung5. Analysenationaler und<strong>in</strong>ternationalerBeispielefür FlussraumbetreuungDie Flussraumbetreuung an der Oberen Traun wurde vonden Kooperationspartnern Lebensm<strong>in</strong>isterium, Land Oberösterreich,Land Steiermark, ÖBf AG und <strong>WWF</strong> Österreichgezielt als Modellprojekt für Flussraumbetreuung <strong>in</strong> Österreichentwickelt. In Österreich und auch <strong>in</strong>ternational gibt es jedoche<strong>in</strong>e Reihe unterschiedlicher flussbezogener Projekte mitähnlichen Inhalten wie das Modellprojekt FlussraumbetreuungObere Traun. Sie verfolgen mehr oder weniger dieselbenZiele, unterscheiden sich aber <strong>in</strong> ihrer Organisationsstrukturund Ausführung. Um e<strong>in</strong> möglichst umfassendes Bild vonFlussraumbetreuung zeichnen zu können, wurden für denvorliegenden <strong>Leitfaden</strong> vierzehn Fallbeispiele ausgewählt undfür die Erstellung der Inhalte herangezogen. Bei der Auswahlder Projekte wurde darauf geachtet, aus jedem BundeslandÖsterreichs e<strong>in</strong> repräsentatives Beispiel zu nehmen sowie auch<strong>in</strong>ternationale Projekte mite<strong>in</strong>zubeziehen.►Folgende Fallbeispiele wurden ausgewählt:•Ammer (<strong>in</strong>ternational)•„der.<strong>in</strong>n – lebendig und sicher“•Entwicklungskonzept Alpenrhe<strong>in</strong>•Etschdialog (<strong>in</strong>ternational)•Flussraumbetreuung Obere Traun•LIFE-Projekt Auenverbund Obere Drau•LIFE-Projekt Lafnitz•LIFE-Projekt LebensRaum Lies<strong>in</strong>g•LIFE-Projekt Murerleben•LIFE-Projekt Wachau•LIFE-Projekt Wald und Wildfluss im Gesäuse•LIFE-Projekt Wildflusslandschaft Tiroler Lech•3. Rhônekorrektion (<strong>in</strong>ternational)•Sanierung Untere SalzachZur Beschreibung der Beispiele wurde <strong>in</strong> Absprache mit den Projektverantwortlichene<strong>in</strong> Steckbrief bezüglich des Projektgebietes, der -laufzeit, des -budgets, der -grundlagen,der -struktur sowie der Ziele zusammengestellt. Um darüber h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong>enE<strong>in</strong>druck über die <strong>in</strong>haltlichen Schwerpunkte der Fallbeispiele sowie die Aspekte, dieAufgaben und die Bedeutung von Gewässerbetreuung bzw. -management geben zuSeite 39


5. Analyse nationaler und <strong>in</strong>ternationaler Beispiele für Flussraumbetreuungkönnen, wurden Telefon<strong>in</strong>terviews mit dem/der ProjektleiterIn, dem/der Projektkoord<strong>in</strong>atorInoder mit e<strong>in</strong>em/e<strong>in</strong>er ProjektmitarbeiterIn durchgeführt. Das Interview wurdeanschließend niedergeschrieben und mit dem/der Befragten akkordiert. Die e<strong>in</strong>zelnenFallbeispiele mit den Steckbriefen und ausführlichen Interviews werden im Anhang gelistet.E<strong>in</strong>e zusammenfassende Analyse der Ergebnisse aus der Befragung wird <strong>in</strong> diesemKapitel vorgelegt.Da sich Flussraumbetreuung nicht immer, wie im Fall der Oberen Traun, auf e<strong>in</strong>en Flussbeziehen muss, sondern ebenso Wildbäche betreffen kann, wurde <strong>in</strong> der Folge sowie <strong>in</strong>den Fallbeispielen der Begriff „Gewässerbetreuung“ gewählt.5.1 Zusammenfassende Analyse der Telefon<strong>in</strong>terviewsWie bereits zuvor beschrieben, wurden Verantwortliche, Koord<strong>in</strong>atorInnen oderMitarbeiterInnen der gewählten Fallbeispiele zu ihren Projekten im H<strong>in</strong>blick auf dieGewässerbetreuung befragt. Im Folgenden wird e<strong>in</strong> zusammenfassender Überblick dazugegeben.►Folgende Fragen umfasste das Interview:•Welche Aspekte im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Gewässerbetreuung / e<strong>in</strong>es Gewässermanagementswurden abgedeckt?•Wer hat die Gewässerbetreuung / das Gewässermanagement durchgeführt? War e<strong>in</strong>ePerson oder e<strong>in</strong> Team dafür zuständig?•Wie wurde die Öffentlichkeit im konkreten Projekt e<strong>in</strong>gebunden bzw. daran beteiligt?•Wo lag im Bezug auf Gewässerbetreuung/-management die größte organisatorischebzw. fachliche Schwäche?•Wo lag im Bezug auf Gewässerbetreuung/-management die größte organisatorischebzw. fachliche Stärke?•Was s<strong>in</strong>d Schlüsselfaktoren, damit Gewässerbetreuung/-management funktioniert?•Wo sehen Sie die Hauptaufgabe von Gewässerbetreuung/-management?•Wie schätzen Sie die Zukunft von Gewässerbetreuungen e<strong>in</strong>?•Was möchten Sie zukünftigen BetreuerInnen und ManagerInnen unserer Gewässer mitauf den Weg geben?Analyse der Fragen: „Abgedeckte Aspekte im S<strong>in</strong>ne der Gewässerbetreuung“,„E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der Öffentlichkeit“ und „Stärken des Projektes“Vor allem die Öffentlichkeitsarbeit ist für alle vierzehn InterviewpartnerInnen e<strong>in</strong>wichtiger Faktor der Gewässerbetreuung. Dies spiegelt sich zum e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> den Antwortenauf die Frage „Welche Aspekte im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Gewässerbetreuung / e<strong>in</strong>es Gewässermanagementswurden abgedeckt?“ wider. So wurde hier die Öffentlichkeitsarbeit von allenvierzehn Befragten genannt (Abb. 22). Zum anderen wurde sie darüber h<strong>in</strong>aus von derHälfte der InterviewpartnerInnen als die größte Stärke des Projektes erkannt (Abb. 23).Seite 40


5. Analyse nationaler und <strong>in</strong>ternationaler Beispiele für Flussraumbetreuung14121086420ÖffentlichkeitsarbeitÖkologischeProjekteKommunikationBildungsarbeitPartizipation14 11 7 3 2Abb. 22: Zusammenfassende Darstellung der häufigsten Antworten auf die Frage: „Welche Aspekte im S<strong>in</strong>nee<strong>in</strong>er Gewässerbetreuung wurden abgedeckt?“Durch die Antworten auf die Frage „Wie wurde die Öffentlichkeit im konkreten Projekte<strong>in</strong>gebunden bzw. daran beteiligt?“ wird deutlich, dass Öffentlichkeitsarbeit von derMehrzahl im S<strong>in</strong>ne der Bewusstse<strong>in</strong>sbildung verstanden wird, sprich als Informierungder Bevölkerung über Homepages, Newsletter, Medien, Veranstaltungen, Exkursionenetc. In dreizehn von vierzehn Fällen wurde die Bevölkerung auf der <strong>in</strong>formellen Basis<strong>in</strong> das Projekt e<strong>in</strong>gebunden. Bei der Hälfte der vorgestellten Beispiele erfolgte dieE<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung darüber h<strong>in</strong>aus durch partizipative Prozesse, z.B. durch die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung<strong>in</strong> Arbeitsgruppen, Plattformen, Flussraum-Foren, Beiräten oder dergleichen. In dreiweiteren Fällen fanden Ideenworkshops, Diskussions- bzw. Informationsrunden oderStammtische statt.Als weiteren Aspekt der Gewässerbetreuung nannten elf Befragte die Initiierung, Umsetzungund Betreuung von ökologischen Projekten bzw. von Artenschutzmaßnahmen(Abb.22). Unter dem Punkt „größte Stärken des Projekts“ wurde dieser Aspekt jedochnur vere<strong>in</strong>zelt erwähnt.Am dritthäufigsten wurde Kommunikation bzw. die Forcierung des <strong>in</strong>tegrativen Ansatzesgenannt (Abb. 24). Dies spiegelt sich wiederum <strong>in</strong> den genannten Stärken wider:Sowohl die Zusammenarbeit der verantwortlichen Stellen als auch die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung vonwichtigen Stakeholdern bzw. der <strong>in</strong>tegrative Ansatz wurden häufig als große Stärkendes Projektes empfunden (Abb. 23).Als vierter Aspekt wurde Bildungsarbeit mehrfach genannt.Partizipation überschneidet sich <strong>in</strong> gewisser Weise mit der Forcierung des <strong>in</strong>tegrativenAnsatzes, wurde jedoch von zwei Befragten explizit unter diesem Begriff erwähnt unddaher als eigener Punkt gelistet.Seite 41


5. Analyse nationaler und <strong>in</strong>ternationaler Beispiele für Flussraumbetreuung14121086420ÖffentlichkeitsarbeitÖkologischeProjekteE<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dungStakeholderregionalePräsenz7 7 6 4Abb. 23: Zusammenfassende Darstellung der häufigsten Antworten auf die Frage: „Wo lag im Bezug aufGewässerbetreuung die größte organisatorische bzw. fachliche Stärke?“Für vier InterviewpartnerInnen stellte außerdem die Anwesenheit der Gewässerbetreuungvor Ort e<strong>in</strong>en wichtigen Erfolgsfaktor dar (Abb. 23). Dennoch kann es nach Angabee<strong>in</strong>er Befragten wegen Unvore<strong>in</strong>genommenheit e<strong>in</strong> Vorteil se<strong>in</strong>, nicht aus der Region zustammen.►Weitere genannte Stärken waren:•Das Vorantreiben, die Verbesserung und die Kontrolle von Maßnahmen•Nicht aus der Region zu stammen (Unvore<strong>in</strong>genommenheit, Neutralität)•Die großflächige Ausdehnung des Projektes•Die Bekanntheit der Organisation (<strong>WWF</strong>)Analyse der Frage: „Schwächen des Projektes“Bezüglich der Schwächen wurden viele sehr unterschiedliche Punkte genannt. Mehrfachnennungenwaren:•Fehlende oder zu knapp bemessene v.a. personelle Ressourcen•Fehlende oder schlechte Kommunikationsstrukturen•E<strong>in</strong>e fehlende Vision bzw. fehlende Umsetzung großer Maßnahmen•Fehlende NachbetreuungSeite 42


5. Analyse nationaler und <strong>in</strong>ternationaler Beispiele für Flussraumbetreuung►Weitere genannte Schwächen waren:•Die unterschiedlichen Ausgangslagen der Partner•E<strong>in</strong>e fehlende E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der Bevölkerung bzw. Stakeholder•Die Bürokratie von LIFE-Projekten•E<strong>in</strong>e fehlende Vertrauensperson vor Ort•Zu wenig Augenmerk auf die Umweltbildung•E<strong>in</strong>e schlecht funktionierende Weitergabe von InformationenAnalyse der Frage: „Hauptaufgaben von Gewässerbetreuung“Wie bereits zuvor erwähnt, wird von den Befragten die Öffentlichkeitsarbeit bzw.Bewusstse<strong>in</strong>sbildung als e<strong>in</strong> wesentlicher Faktor der Gewässerbetreuung angesehen.Sie wurde nicht nur <strong>in</strong> allen Projekten ausgeführt, sondern auch von be<strong>in</strong>ahe allen InterviewpartnerInnenals Hauptaufgabe der Gewässerbetreuung angesehen (Abb. 24).Am zweithäufigsten wurde auf die Frage nach den Hauptaufgaben von Gewässerbetreuung„das Vorantreiben und die Kontrolle von Gewässerentwicklungsmaßnahmen“geantwortet. Auch die Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>ie wurde darunterverstanden. In der Abbildung 24 wurde dieser Punkt mit dem Begriff „Gewässerentw.-Maßnahmen“ zusammengefasst.Ca. die Hälfte aller Befragten sieht die Forcierung des <strong>in</strong>tegrativen Ansatzes bzw. dieFörderung der Zusammenarbeit als e<strong>in</strong>e der Hauptaufgaben von Gewässerbetreuungan sowie die Partizipation bzw. die Abstimmung von Interessen (Abb. 24).•Gesamtes E<strong>in</strong>zugsgebiet im Auge behalten•Schaffung von Zielen und Leitbildern14121086420ÖffentlichkeitsarbeitGewässerentw.-MaßnahmenIntegrativerAnsatzPartizipation12 8 7 6Abb. 24: Zusammenfassende Darstellung der häufigsten Antworten auf die Frage: „Wo sehen Sie die Hauptaufgabevon Gewässerbetreuung?“Seite 43


5. Analyse nationaler und <strong>in</strong>ternationaler Beispiele für Flussraumbetreuung„Gewässerbetreuung wird <strong>in</strong> der Zukunft dr<strong>in</strong>gend gebraucht. Damit sie funktioniert,ist e<strong>in</strong>e kantonale Gewässerbetreuungsstelle oder e<strong>in</strong> Umweltbüro mit 3–4Personen, das diese Aufgaben ausreichend abdecken kann, nötig.“(D. Heusser, 3. Rhônekorrektion)Analyse der Frage: „Schlüsselfaktoren für e<strong>in</strong>e funktionierende Gewässerbetreuung“Für e<strong>in</strong>e funktionierende Gewässerbetreuung wurden folgende Schlüsselfaktoren amhäufigsten genannt (Abb. 25):•E<strong>in</strong>e notwendige „Weichenstellung“ durch die Politik, e<strong>in</strong>e entsprechende F<strong>in</strong>anzierungdafür bzw. e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches Modell für Österreich•Die Anwesenheit vor Ort•Gute Moderations-, Vermittlungs- und Kommunikationsfähigkeiten bzw. „Soft Skills“des/der GewässerbetreuerIn•Klare Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und e<strong>in</strong> def<strong>in</strong>iertes Aufgabenprofil•Kont<strong>in</strong>uität und Langfristigkeit14121086420F<strong>in</strong>anzierungRegionalePräsenzSoft SkillsKlare Rahmenbed<strong>in</strong>gungenLangfristigkeit7 6 5 5 4Abb. 25: Zusammenfassende Darstellung der häufigsten Antworten auf die Frage: „Was s<strong>in</strong>d Schlüsselfaktoren,damit Gewässerbetreuung funktioniert?“„Wenn die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen passen, ist Gewässerbetreuung e<strong>in</strong> ,Traumjob‘für Menschen, denen unsere Flüsse am Herzen liegen.“(K. Michor, Auenverbund Obere Drau)Seite 44


5. Analyse nationaler und <strong>in</strong>ternationaler Beispiele für Flussraumbetreuung„Gewässermanagement kann nicht dauerhaft privat, über NGOs oder geme<strong>in</strong>nützigeVere<strong>in</strong>e abgewickelt werden. Es müssen die Weichen von der Politik gestellt,Gewässerbetreuung vom Staat wahrgenommen und Budgetmittel dafür reserviertwerden. Außerdem sollen Mittel für Flächenankauf zur Verfügung stehen, weil e<strong>in</strong>eSchwalbe bekanntlich noch ke<strong>in</strong>en Sommer macht.“(W. Pelikan, LIFE Lafnitz)►Weitere genannte Schlüsselfaktoren waren:•E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der Bevölkerung•Öffentlichkeitsarbeit•Engagierte SchlüsselpersonenE<strong>in</strong>schätzung der Zukunft von GewässerbetreuungenNach Me<strong>in</strong>ung der Befragten ist Gewässerbetreuung dr<strong>in</strong>gend notwendig und wird <strong>in</strong>Zukunft e<strong>in</strong>e wesentliche Rolle spielen. Aufgrund des starken Flächenbedarfs und dervielfältigen Nutzungs<strong>in</strong>teressen an Flüssen sowie vor dem H<strong>in</strong>tergrund der Umsetzungder EU-Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>ie bzw. des Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplanssowie der EU-Hochwasserrichtl<strong>in</strong>ie wird die Zusammenarbeit der Verwaltungse<strong>in</strong>heitenimmer wichtiger. Damit diese auch über Bundesländer und Verwaltungsgrenzenh<strong>in</strong>weg funktioniert, ist der E<strong>in</strong>satz von Gewässerbetreuungen <strong>in</strong> Flusse<strong>in</strong>zugsgebietene<strong>in</strong> effizientes Hilfsmittel. Nach Me<strong>in</strong>ung der InterviewpartnerInnen s<strong>in</strong>d BetreuerInnenerforderlich, um Verständnis für die Maßnahmen zu erzeugen, um als Schnittstellezwischen den Verwaltungse<strong>in</strong>heiten – auch über Verwaltungsgrenzen h<strong>in</strong>weg – zu fungieren,um e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>tegrativen Ansatz zu forcieren, um für e<strong>in</strong>en Interessenausgleich zusorgen und um die „Anliegen des Gewässers“ zu vertreten.Im H<strong>in</strong>blick auf den vermehrt notwendigen E<strong>in</strong>satz von Gewässerbetreuungen wurdenvon den Befragten vielfach die notwendige Weichenstellung der Politik sowie dieF<strong>in</strong>anzierung genannt. Nach Me<strong>in</strong>ung der Interviewten liegt Gewässerbetreuung – vorallem vor dem H<strong>in</strong>tergrund der EU-Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>ie – im Verantwortungsbereichdes Staates bzw. öffentlicher Stellen. Für die Betreuung, aber auch für denAnkauf von Grundstücken müssen Budgetmittel reserviert werden.„Jedenfalls ist es e<strong>in</strong>e sehr schöne und wichtige Aufgabe, bei der die Zukunft unsererGewässer aktiv mitgestaltet werden kann.“(T. Nikowitz, Obere Traun)Seite 45


6. Organisation und E<strong>in</strong>satz der Flussraumbetreuung6. Organisationund E<strong>in</strong>satz derFlussraumbetreuung6.1 In welcher Projektstruktur ist dieFlussraumbetreuung e<strong>in</strong>gebettet?Der E<strong>in</strong>satz von Flussraumbetreuung ist vor allem <strong>in</strong> großräumigenFlussprojekten s<strong>in</strong>nvoll. Dabei arbeiten meist Menschenverschiedener Fachdiszipl<strong>in</strong>en, verschiedener Organisationen,verschiedener Bundesländer bzw. sogar verschiedener Staatenzusammen. Diese Teams bestehen darüber h<strong>in</strong>aus nur fürdie Dauer des Projektes und haben daher ke<strong>in</strong>e verb<strong>in</strong>dendeGeschichte und ke<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Identität. Die Organisationsstrukturfür e<strong>in</strong>e Flussraumbetreuung entspricht dahermeist ke<strong>in</strong>er herkömmlichen mehr oder weniger hierarchischenL<strong>in</strong>ienorgansiation, sondern vielmehr e<strong>in</strong>er „virtuellenOrganisation“. Teams, die über Raum-, Zeit- und Organisationsgrenzen h<strong>in</strong>weg zusammenarbeiten,werden oft als „virtuelle Projektteams“ bezeichnet (Abb. 26). Es handelt sich dabeium zielorientierte Kooperationen von MitarbeiterInnen aus verschiedenen rechtlich selbstständigenOrganisationen, die Leistungen für e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Projekt erbr<strong>in</strong>gen, jedoch anverschiedenen Standorten ihre Arbeitsstätten haben (Patzack und Rattay 2004 aus BMLFUW2009, Floodrisk II, Workpackage 9, TP 9.1.1).Für die Arbeit <strong>in</strong> virtuellen Teams ist e<strong>in</strong>e klare Projektstruktur und Aufgabenverteilung unumgänglich.In großräumigen Flussraummanagementprojekten lässt sich die Struktur <strong>in</strong> folgendevier Ebenen e<strong>in</strong>teilen (siehe Abb. 27):Virtuelle TeamsKonventionelle,örtlich gebundene TeamsVersch. EtagenVersch.StädteVersch.GebäudeVersch.Länder1 m 4 m 16 m >40 mIntimPersönlichSozialÖffentlichZusammenarbeitsradius, Distanz des MedienwechselsAbb. 26: Virtuelle Projektorganisation (Patzack und Rattay 2004 aus BMLFUW 2009,Floodrisk II, Workpackage 9, TP 9.1.1)►Politische Ebene: Die politische Ebene ist das „Gesicht nach außen“.►Strategische Ebene: Die strategische Ebene wird vom Auftraggeber, dem Antragstelleroder e<strong>in</strong>em Lenkungsausschuss bzw. e<strong>in</strong>er Steuerungsgruppe gebildet. Sie istdas Gremium für strategische und f<strong>in</strong>anzielle Entscheidungen.►Planungsebene: Auf der Planungsebene werden Entscheidungsgrundlagen für dieSeite 46


6. Organisation und E<strong>in</strong>satz der Flussraumbetreuungstrategische Ebene aufbereitet. Es werden Arbeitsprogramme erstellt, Projekte vorbereitetetc.►Umsetzungsebene: Auf der Umsetzungsebene erfolgt die Arbeit „auf der Fläche“;die von den übergeordneten Ebenen beschlossenen Pläne werden <strong>in</strong> die Realitätumgesetzt.Für die Akzeptanz e<strong>in</strong>zelner Maßnahmenumsetzungen und den Erfolg des Gesamtprojektesist darüber h<strong>in</strong>aus die Partizipation enorm wichtig. Die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von betroffenen Vere<strong>in</strong>en,Organisationen (NGOs), InteressenvertreterInnen, Geme<strong>in</strong>devertreterInnen etc. kann<strong>in</strong> zwei unterschiedlichen Varianten erfolgen:•Bildung von Plattformen (Bsp. Entwicklungskonzept Alpenrhe<strong>in</strong>, 3. Rhônekorrektion),Flussraum-Foren (Bsp. Etschdialog), Beiräten (Bsp. LIFE Natur Wachau, FlussraumbetreuungObere Traun, LIFE Murerleben), Allianzen (Bsp. Ammer) etc.•E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von InteressenvertreterInnen <strong>in</strong> die strategische Ebene (Steuerungsgruppe/Lenkungsausschuss)und/oder <strong>in</strong> die Planungsebene (Arbeitsgruppen) (Bsp. LIFEWildflusslandschaft Tiroler Lech, „der. <strong>in</strong>n – lebendig und sicher“)PolitischeEbeneStrategische/F<strong>in</strong>anzielleEbeneAuftraggeberInnen/AntragstellerInnen/Politische Projektleitung/etc.Lenkungsausschuss / Steuerungsgruppe (Entscheidungen)Planungs-Ebene /Umsetzungs-EbeneVerschiedeneDienststellen der Verwaltung• Wasserwirtschaft• Naturschutz• Raumplanung• etc.Kernteam&FlussraumbetreuungFachexpertInnenPlanungsbürosPartizipationVere<strong>in</strong>e, Organisationen (NGOs), InteressensvertreterInnen,Geme<strong>in</strong>devertreterInnen, Tourismus etc.Abb. 27: Flussraumbetreuung agiert meist <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er klaren Projektstruktur auf vier Ebenen (politische,strategische, Planungs- und Umsetzungsebene) und sorgt für die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der Bevölkerung (Partizipation)6.2 Wo wird Flussraumbetreuung strukturell angebunden?Flussraumbetreuung wirkt <strong>in</strong>nerhalb des „virtuellen“ Teams e<strong>in</strong>erseits als Anwalt für dasGewässer und andererseits als Schnittstelle zwischen der Behörde und der betroffenen Bevölkerung.Derzeit gibt es national und <strong>in</strong>ternational e<strong>in</strong>e Reihe an Flussraummanagementprojekten,die auf unterschiedlichen „virtuellen“ Organisationsstrukturen basieren und dasModell der „Flussraumbetreuung“ bzw. „Gewässerbetreuung“ auf verschiedene Art undWeise umsetzen.Seite 47


6. Organisation und E<strong>in</strong>satz der FlussraumbetreuungNach e<strong>in</strong>gehender Beschäftigung mit dem Thema sowie dem Vergleich der vierzehn ausgewähltenFallbeispiele lassen sich drei Modelle für die strukturelle Anb<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> der Organisationunterscheiden:FlussraumbetreuungInnerhalb der Verwaltung(Modell 1)Als externer Auftragnehmer(Modell 2)Im Rahmen e<strong>in</strong>es gefördertenProjektes (Modell 3)Diese drei Modelle werden im Folgenden beschrieben. Darüber h<strong>in</strong>aus werden für jedesModell sowohl F<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeiten als auch Stärken und Schwächen aufgezeigt.Zur näheren Beschreibung bzw. zum Vergleich werden die vierzehn Fallbeispiele herangezogenund ihre Ähnlichkeiten bzw. Unterschiede hervorgehoben. In allen drei Modellensoll dem <strong>in</strong> Kapitel 4 beschriebenen Aufgaben- und Anforderungsprofil entsprochenwerden.►Modell 1: Flussraumbetreuung <strong>in</strong>nerhalb der VerwaltungIm Modell 1 ist der/die FlussraumbetreuerIn <strong>in</strong>nerhalb der Verwaltung angesiedelt. Er/sie wird über öffentliche Budgets (Bund und Land) f<strong>in</strong>anziert und ist e<strong>in</strong>(e) MitarbeiterInder zuständigen Verwaltung. Aufgrund des breiten Aufgabenprofils sollte e<strong>in</strong>e eigeneStelle dafür geschaffen werden, sodass der/die MitarbeiterIn die Tätigkeit der Flussraumbetreuunghauptberuflich ausüben kann.F<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeiten►F<strong>in</strong>anzierung über öffentlicheBudgets•Bund und Land•Eventuelle Mitkalkulierung derFlussraumbetreuung über Maßnahmenumsetzungen(Projektmittel)Stärken►Die Flussraumbetreuung ist langfristigim E<strong>in</strong>satz und dadurch mitder Region und der Bevölkerungvertraut (Nachhaltigkeit)►Die vorhandene Infrastrukturkann genutzt werden►Die Kommunikation mit der Verwaltungist erleichtert – Entscheidungenkönnen rasch und effizientgetroffen werden►E<strong>in</strong> österreichweiter E<strong>in</strong>satz vonFlussraumbetreuung wäre damitgut möglichSchwächen►Die Flussraumbetreuung kannnicht unabhängig agieren►Die Flussraumbetreuung wirdnicht als neutral wahrgenommen;dies kann e<strong>in</strong>e erschwerteKommunikation zur und mit derBevölkerung bedeuten►Schaffung neuer personellerRessourcen (Planstellen) <strong>in</strong> derVerwaltung schwer durchsetzbar►Werden ke<strong>in</strong>e neuen personellenRessourcen geschaffen, bestehtdie Gefahr der Überlastunge<strong>in</strong>zelner MitarbeiterInnen►Zusätzlich zu bestehendenAufgaben der Verwaltung müssenneue Aufgaben abgedeckt werden– dieses Know-how muss erstaufgebaut werdenSeite 48


6. Organisation und E<strong>in</strong>satz der FlussraumbetreuungFallbeispiele, die dem Modell 1 entsprechen: Derzeit gibt es noch ke<strong>in</strong> Beispielfür Modell 1 <strong>in</strong> Österreich.►Modell 2: Flussraumbetreuung als externer AuftragnehmerIm Modell 2 wird e<strong>in</strong> externer Auftragnehmer mit der Flussraumbetreuung beauftragt.Dies könnte durch e<strong>in</strong>e(n) MitarbeiterIn e<strong>in</strong>es Planungs- bzw. Kommunikationsbüros,e<strong>in</strong>er NGO, der Österreichischen Bundesforste AG, e<strong>in</strong>e selbstständige Person ähnlichden SchutzgebietsbetreuerInnen der Natura-2000-Gebiete etc. erfolgen.F<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeiten►F<strong>in</strong>anzierung über öffentlicheBudgets•Bund und Land•Eventuelle Mitkalkulierung derFlussraumbetreuung über Maßnahmenumsetzungen(Projektmittel)•F<strong>in</strong>anzierung über mehrere KooperationspartnerInnen•Beteiligung mehrerer Dienststellenüber RahmenverträgeStärken►Die Flussraumbetreuung kannunabhängiger agieren und besserals „Anwalt für das Gewässer“auftreten►Sie wirkt neutraler und dadurchvertrauensvoller►Bessere Funktion als „Drehscheibe“zwischen der Behörde und derBevölkerung►Die Kernkompetenz der Vernetzungkann besser wahrgenommenwerdenSchwächen►Strukturen müssen erst geschaffenwerden►Geeignete AuftragnehmerInnenmüssen gefunden werden►Die Aufgabenverteilung mussklar geregelt se<strong>in</strong>, damit die Flussraumbetreuungke<strong>in</strong> Parallel<strong>in</strong>strumentariumwird►Wenn die Kommunikation mitder Verwaltung nicht ausreichenderfolgt, kann die Flussraumbetreuungnicht ordnungsgemäßagieren►Die Kont<strong>in</strong>uität ist eventuellnicht gewahrtFallbeispiele mit ähnlichem Modell:►Entwicklungskonzept Alpenrhe<strong>in</strong>: Für die Ausarbeitung des Entwicklungskonzeptesgab es e<strong>in</strong>en Lenkungsausschuss für die strategische Führung. Beratend zurSeite stand ihm e<strong>in</strong> Kernteam aus e<strong>in</strong>em Projektleiter und ernannten Mitgliedern. E<strong>in</strong>externes Büro war für die fachliche Projektleitung, e<strong>in</strong> zweites Büro für die Kommunikationsarbeitzuständig.►Sanierung Untere Salzach: Für die Sanierung der Unteren Salzach wurde e<strong>in</strong>Ingenieurbüro mit der Gesamtprojektleitung beauftragt. Es ist für die Koord<strong>in</strong>ierungdes Gesamtprojektes zuständig <strong>in</strong> Abstimmung mit dem Projektleiter vonseiten desAuftraggebers. Es ist Hauptansprechpartner für den Auftraggeber und Vertretung bzw.Koord<strong>in</strong>ator der Planungsgeme<strong>in</strong>schaft. Außerdem trägt es die <strong>in</strong>haltliche Verantwortungund unterstützt den Auftraggeber bei der Kommunikation nach außen.►Flussraumbetreuung Obere Traun: Die Flussraumbetreuung an der OberenTraun ist e<strong>in</strong> Kooperationsprojekt des Bundes mit den Ländern Oberösterreich undSteiermark sowie den Partnern ÖBf AG und <strong>WWF</strong> Österreich. Der <strong>WWF</strong> wurde mit derFlussraumbetreuung betraut und wickelte diese durch e<strong>in</strong>e(n) Angestellte(n) mit e<strong>in</strong>emArbeitsplatz <strong>in</strong> der Region ab.Seite 49


6. Organisation und E<strong>in</strong>satz der Flussraumbetreuung►Ammer: Im Fall der Ammer fungiert ebenfalls der <strong>WWF</strong> als Flussraumbetreuung. Erwurde jedoch nicht von e<strong>in</strong>em Auftraggeber engagiert, sondert agiert als unabhängigeStelle, um für die Gewässerentwicklung e<strong>in</strong>zutreten.►3. Rhônekorrektion: Innerhalb der Organisationsstruktur der 3. Rhônekorrektion iste<strong>in</strong>e Koord<strong>in</strong>ationskommission für die Sicherstellung der materiellen Koord<strong>in</strong>ation unterBerücksichtigung aller beteiligten Interessen zuständig. Als „Anwalt für das Gewässer“tritt jedoch die Plattform „Lebensraum Rotten – Rhône vivant“ auf, die unabhängig agiertund <strong>in</strong> thematischen Untergruppen der CoPil (Pilotausschuss) vertreten ist. Im gegenständlichen<strong>Leitfaden</strong> wird das Projekt aus Sicht der Plattform dargestellt.►Modell 3: Komb<strong>in</strong>ationsmodell aus Modell 1 und Modell 2Bei diesem Modell kann Flussraumbetreuung sowohl von externen als auch <strong>in</strong>nerhalb derVerwaltung wahrgenommen werden. Dieses Modell wird vor allem bei <strong>in</strong>tegralen, zumeistEU-kof<strong>in</strong>anzierten Projekten angewendet. Es ist dadurch e<strong>in</strong>e klare Struktur vorgegeben.Die Flussraumbetreuung fungiert als die „Klammer“ des virtuellen Teams und hat vor allemKoord<strong>in</strong>ationsaufgaben unter Berücksichtigung aller beteiligten Interessen. E<strong>in</strong>zelneArbeitsaufgaben der Flussraumbetreuung, wie zum Beispiel Tätigkeiten der Öffentlichkeitsarbeit,werden von Arbeitsgruppen übernommen. Trotzdem fungiert auch <strong>in</strong> diesemModell die Flussraumbetreuung als Ansprechpartner für Interessierte und als Drehscheibezwischen der Behörde bzw. dem „virtuellen Team“ und der Bevölkerung.F<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeiten►Über EU-Projekte (Leader, LIFE,Interreg etc.)►UmweltförderungsgesetzStärken►Klare Projektstruktur►Klare Rollenverteilung►Klare Kommunikationsstruktur►Da es auf viele LIFE-Projektezutrifft, oft starker ökologischerFokus gegeben►Gute E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung wichtiger InteressenvertreterInnen/ Stakeholder►Klare projektgebundene F<strong>in</strong>anzierungSchwächen►Flussraumbetreuung nurprojektgebunden, daher ke<strong>in</strong>eLangfristigkeit gegeben; ke<strong>in</strong>eNachbetreuung möglich►In e<strong>in</strong>igen Fällen ke<strong>in</strong>e regionaleVertretung vor Ort gegeben►Oft hoher bürokratischer AufwandFallbeispiele mit ähnlichem Modell:Das Modell 3 trifft vor allem auf LIFE-Projekte und Projekte, die sich bereits <strong>in</strong> der Umsetzungsphasebef<strong>in</strong>den, zu.►der. <strong>in</strong>n – lebendig und sicher: Das Projekt am Inn ist e<strong>in</strong> Kooperationsprojektder PartnerInnen Lebensm<strong>in</strong>isterium, Land Tirol und <strong>WWF</strong> Österreich. In das „virtuelleTeam“ wurden weitere wichtige PartnerInnen wie der Tiroler Fischereiverband, die LandwirtschaftskammerTirol, der Geme<strong>in</strong>deverband sowie die Landesumweltanwaltschafte<strong>in</strong>gebunden. Als „Anwalt des Gewässers“ treten vor allem der <strong>WWF</strong>, der TFV und dieAbt. Umweltschutz auf, zwei externe Büros s<strong>in</strong>d für die Projektkoord<strong>in</strong>ation und dasKommunikationsmanagement zuständig.Seite 50


6. Organisation und E<strong>in</strong>satz der Flussraumbetreuung►Etschdialog: Organisatorisch wurde das Projekt Etschdialog von e<strong>in</strong>em Projektleiterkoord<strong>in</strong>iert. Projektrelevante Entscheidungen wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Steuerungsgruppegetroffen. Die fachliche Erarbeitung der verschiedenen Studien erfolgte durch beauftragteExpertInnen. Diese stellten die Ergebnisse <strong>in</strong> den genannten Flussraum-Forenden InteressenvertreterInnen aus unterschiedlichen Bereichen, Geme<strong>in</strong>devertreterInnenund VertreterInnen der Landesämter vor. Geme<strong>in</strong>sam wurde dann an Lösungsansätzengearbeitet. Danach wurden e<strong>in</strong>zelne Aufgabenbereiche und Maßnahmenvorschlägean die jeweils zuständigen Institutionen vergeben. E<strong>in</strong>mal pro Jahr trifft sichdas Flussraum-Forum, um Bilanz über die Umsetzung der Aufgaben zu ziehen unde<strong>in</strong>en Ausblick für das bevorstehende Jahr zu geben.►LIFE Auenverbund Obere Drau: Die Projektstruktur des LIFE-Projektes an derOberen Drau entspricht dem Modell 3. Es gab vier Arbeitsgruppen zu den Themen„Öffentlichkeitsarbeit“, „Wasserbau“, „Monitor<strong>in</strong>g/Vertragsnaturschutz“ und „Managementplan/Info-Zentrale“.Die Koord<strong>in</strong>ation erfolgte durch e<strong>in</strong> externes Büro.►LIFE Murerleben: Auch die Projektstruktur des LIFE-Projektes Murerleben entspricht<strong>in</strong> etwa dem Modell 3. InteressenvertreterInnen stehen <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Beiratsder Steuerungsgruppe beratend zur Seite. Die Koord<strong>in</strong>ation erfolgt durch e<strong>in</strong> externesBüro.►LIFE Wildlfusslandschaft Tiroler Lech: Auch hier entspricht die Struktur jenerdes Modell 3. Es gab vier Arbeitsgruppen zu den Themen „Öffentlichkeit“, „Wasserbau“,„Grundlagen/Monitor<strong>in</strong>g“ und „Natur- und Artenschutz“. Als Projektkoord<strong>in</strong>atorwurde e<strong>in</strong> externer Berater mit fundierten Gebiets- und Fachkenntnissen beigezogen.►LIFE Wachau: Im Falle des LIFE-Projektes Wachau übernahm der ArbeitskreisWachau – Regionalentwicklung mit e<strong>in</strong>em Angestellten als Koord<strong>in</strong>ationsstelle dieFlussraumbetreuung. Sie wickelte das Projekt ab, diente als regionaler Ansprechpartner<strong>in</strong> Naturschutzfragen und arbeitete mit dem Amt der NiederösterreichischenLandesregierung und der via donau zusammen.►LIFE Wald und Wildfluss im Gesäuse: Die Projektleitung des LIFE-Projekteslag im Nationalpark Gesäuse. E<strong>in</strong> externer Projektkoord<strong>in</strong>ator arbeitete vor Ort aufselbstständiger Basis an der fachlichen und <strong>in</strong>haltlichen Überwachung des Projekterfolges(Projektberichte an die EU usw.) und übernahm teilweise die ökologische Bauaufsichtund Konzeption der Inhalte für die Öffentlichkeitsarbeit. Verantwortlich für dieDurchführung der Maßnahmen waren die jeweiligen PartnerInnen.Seite 51


6. Organisation und E<strong>in</strong>satz der Flussraumbetreuung6.3 Welche Aufgaben hat Flussraumbetreuung <strong>in</strong> denunterschiedlichen Planungsphasen?Der E<strong>in</strong>satz von Flussraumbetreuung kann <strong>in</strong> verschiedenen Prozessstadien erfolgen, die sehrunterschiedliche Zielsetzungen haben. Die Aufgaben der Flussraumbetreuung entsprechen imWesentlichem zwar immer jenem im Kapitel 4 beschriebenen Aufgabenprofil, sie verlagernsich jedoch – je nach verfolgtem Ziel – auf unterschiedliche Schwerpunkte.E<strong>in</strong>satz von FlussraumbetreuungInnerhalb e<strong>in</strong>esPlanungsprozessesErstellung e<strong>in</strong>es Gewässerentwicklungskonzeptes,e<strong>in</strong>er Regionalstudie,Entwicklung e<strong>in</strong>es Leitbildes …Ziel der Flussraumbetreuung: Entwicklunge<strong>in</strong>es optimalen Leitbildesbzw. MaßnahmenprogrammsSchwerpunkte im Aufgabenprofil:•Berücksichtigung der Ökologie: Initiierungvon ökologischen Projekten/ArtenschutzmaßnahmenInnerhalb e<strong>in</strong>esUmsetzungsprozessesUmsetzung e<strong>in</strong>es GEK, e<strong>in</strong>er Regionalstudie,e<strong>in</strong>es Großprojektes,Detailprojektierungen …Ziel der Flussraumbetreuung:optimale Abwicklung der Planungdes großräumigen und komplexenProjektes bzw. Mitwirkung bei derUmsetzungSchwerpunkte im Aufgabenprofil:•Abstimmung von InteressenIm Rahmen e<strong>in</strong>esGeme<strong>in</strong>schaftsprojektesLIFE, Leader, Interreg etc.Ziel der Flussraumbetreuung:Entwicklung e<strong>in</strong>es optimalenLeitbildes, optimale Abwicklungund Umsetzung des Projektes <strong>in</strong>nerhalbder Rahmenbed<strong>in</strong>gungenvon EU-geförderten Projekten•E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von InteressenvertreterInnen•Vorbereitung der Bevölkerungdurch Öffentlichkeitsarbeit undBewusstse<strong>in</strong>sbildung•Betreuung, Kontrolle und Nachbetreuung von ökologischen Maßnahmen•begleitende Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung•Koord<strong>in</strong>ation•Forcierung des <strong>in</strong>tegrativen Ansatzes6.4 Wo macht Flussraumbetreuung S<strong>in</strong>n?Wie bereits mehrfach erwähnt, ist die Flussraumbetreuung e<strong>in</strong> geeignetes Instrument imRahmen der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>ie und EU-Hochwasserrichtl<strong>in</strong>ie. NachMe<strong>in</strong>ung der AutorInnen sowie der InterviewpartnerInnen als auch der TeilnehmerInnen desWorkshops „Modellprojekt Flussraumbetreuung Obere Traun – Zukunft der Flussraumbetreuung<strong>in</strong> Österreich“ (BMLFUW 23.2.2010, Wien) besteht e<strong>in</strong> großer Bedarf an Anwendung undUmsetzung von Flussraumbetreuungen <strong>in</strong> Österreich. Organisations- und F<strong>in</strong>anzierungsmodellefür e<strong>in</strong>e Flussraumbetreuung ergeben sich aus den Rahmenbed<strong>in</strong>gungen des Projektes(siehe Kapitel 6.1, 6.2).Seite 52


6. Organisation und E<strong>in</strong>satz der FlussraumbetreuungEmpfehlungen für die Auswahl von E<strong>in</strong>satzorten:►Flussraumbetreuung empfiehlt sich pr<strong>in</strong>zipiell <strong>in</strong> allen größeren E<strong>in</strong>zugsgebieten,um e<strong>in</strong>e abgestimmte Vorgehensweise zwischen verschiedenen Diensstellenzu ermöglichen und um den komplexen Vorgaben der EU-Hochwasserrichtl<strong>in</strong>ie und-Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>ie als auch den nationalen Gesetzen gerecht zu werden.►Der E<strong>in</strong>satz von Flussraumbetreuungen sollte stark mit den Maßnahmenumsetzungendes Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplan gekoppelt se<strong>in</strong> (zumBeispiel <strong>in</strong> prioritären Sanierungsgebieten).►Vor allem bei Umsetzung großräumiger Maßnahmen (mit großem Flächenbedarf),wenn grenzübergreifend, bundesländerübergreifend und/oder dienststellenübergreifend(BWV und WLV) gearbeitet werden muss, ist der E<strong>in</strong>satz von Flussraumbetreuungwichtig und s<strong>in</strong>nvoll.►In Gebieten mit hohem Nutzungsdruck, zum Beispiel <strong>in</strong> alp<strong>in</strong>en Tallagen,oder mit e<strong>in</strong>em hohen Konfliktpotenzial, zum Beispiel aufgrund von Kraftwerksplänen,sollte Flussraumbetreuung verstärkt e<strong>in</strong>gesetzt werden.„Großer Bedarf an Gewässerbetreuung besteht vor allem bei schutzwasserwirtschaftlichenProjekten mit großem Flächenbedarf und Nutzungskonflikten. Aufgrunddes steigenden Flächenbedarfs wird auch der Bedarf an Flussraumbetreuungensteigen. Darüber h<strong>in</strong>aus wird e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zugsgebietsbezogene Zusammenarbeit zwischender Bundeswasserbauverwaltung und der Wildbach- und Law<strong>in</strong>enverbauungverstärkt notwendig se<strong>in</strong>.“(K. Michor, LIFE Auenverbund Obere Drau)Seite 53


7. Danksagung7. DanksagungDer vorliegende <strong>Leitfaden</strong> ist die Sammlung der Ergebnissevieler Diskussionsrunden <strong>in</strong>nerhalb der Arbeitsgruppe,zweier Workshops sowie der Erfahrungen nationaler sowie<strong>in</strong>ternationaler Beispiele. Ohne die Mitarbeit vieler FachexpertInnenwäre die Erstellung nicht möglich gewesen:E<strong>in</strong> herzliches Dankeschön gebührt <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie den vierzehn InterviewpartnerInnender vorgestellten Fallbeispiele für ihre Erfahrungsberichte, die Überarbeitung der Steckbriefeund Interviews sowie die Bereitstellung von Bildern und Grafiken.Vielen Dank auch allen TeilnehmerInnen des regionalen Workshops <strong>in</strong> Bad Ischl am26. Februar 2009 sowie jenen des nationalen Workshops <strong>in</strong> Wien am 23. Februar 2010für ihre Mitarbeit und viele sehr wichtige Beiträge.Für viele konstruktive Diskussionen und die Bereitstellung der Abbildungen und Grafikendanken die Verfasser<strong>in</strong>nen dem Büro Revital.Für die Aufnahme der Telefon<strong>in</strong>terviews stellte das Freie Radio Salzkammergut <strong>in</strong> BadIschl se<strong>in</strong>e Infrastruktur kostenlos zur Verfügung – herzlichen Dank!Seite 54


8. Glossar8. GlossarAbflussregime / Flussregime:Regelmäßig wiederkehrendes Abflussverhalten e<strong>in</strong>es Fließgewässersim JahresgangAufweitung (Fluss-):Verbreiterung des FließgewässersAu / Aulandschaft:An e<strong>in</strong>en Fluss angrenzende Fläche, die durch natürliche Prozesse <strong>in</strong> regelmäßigenAbständen überschwemmt wird; häufig von Auwald bewachsenAusbauwassermenge:Abflussmenge, auf welche Hochwasserschutzmaßnahmen ausgelegt s<strong>in</strong>dAuwald / Auenwald:Wald mit e<strong>in</strong>em spezifischen Artenspektrum, der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em regelmäßig überschwemmtenGebiet liegtE<strong>in</strong>zugsgebiet (Fluss-):Abgegrenztes Gebiet, aus dem sämtliches Wasser e<strong>in</strong>em bestimmten Ort (e<strong>in</strong>em Fluss)zufließtEuropäische Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>ie:Richtl<strong>in</strong>ie 2000/60/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. Oktober2000 zur Schaffung e<strong>in</strong>es Ordnungsrahmens für Maßnahmen der Geme<strong>in</strong>schaft imBereich der Wasserpolitik (aus Amtsblatt der EG, L 327/2000)Europäische Hochwasserrichtl<strong>in</strong>ie:Richtl<strong>in</strong>ie 2007/60/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. Oktober2007 über die Bewertung und das Management von Hochwasserrisiken (aus Amtsblattder EU, L 288/27)Furkierender Fluss:Sich <strong>in</strong> Form von Gabeln (lat. furca) mehrfach verzweigendes und wieder zusammenfließendesGewässer. Zwischen den Ästen der Gabel liegt e<strong>in</strong>e Insel (Au); vor allem imalp<strong>in</strong>en RaumGewässerentwicklung:Umfasst alle Maßnahmen, die darauf ausgerichtet s<strong>in</strong>d, die wasserwirtschaftliche undökologische Funktionsfähigkeit und das landschaftliche Ersche<strong>in</strong>ungsbild sowie denErlebniswert der Gewässer und ihrer Aue zu erhalten oder nachhaltig zu verbessernGewässerentwicklungs-/Gewässerbetreuungskonzept:Gutachten, das den früheren und heutigen Zustand e<strong>in</strong>es Fließgewässers und se<strong>in</strong>esUmlandes (se<strong>in</strong>er Aue) beschreibt und praktische Möglichkeiten für naturnahe Ausbau-und Unterhaltungsmaßnahmen an fließenden Gewässern aufzeigtHochwasserschutz, technischer:Summe aller Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung sowie auch von Sachgütern vorHochwasser. Technische Hochwasserschutzmaßnahmen s<strong>in</strong>d vorwiegend l<strong>in</strong>eare Bauwerke(Hochwasserdamm, Schutzmauer etc.) entlang des Gewässers, die das E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>genvon Hochwasser <strong>in</strong> gefährdete Bereiche wie etwa Siedlungen, Infrastruktur oderIndustriegebiet verh<strong>in</strong>dern. Im Bereich der Maßnahme kann der Fluss mehr Wasserim Flussbett aufnehmen, gleichzeitig wird die Fließgeschw<strong>in</strong>digkeit erhöht und dasWasser schneller abtransportiert. Dadurch wird die Ökologie des Flusses bee<strong>in</strong>trächtigtund das Hochwasser auf die Unterlieger verschobenSeite 55


8. GlossarHochwasserschutz, ökologischer:Hochwasserschutzmaßnahmen, die e<strong>in</strong>e Verbreiterung des Flussraumes bedeuten, sodassder Fluss und se<strong>in</strong>e angrenzenden Flächen (Aue) mehr Wasser aufnehmen könnenund die Fließgeschw<strong>in</strong>digkeit verr<strong>in</strong>gert wird. Ökologischer Hochwasserschutz geht mitder ökologischen Verbesserung des Flusses e<strong>in</strong>her; Maßnahmen s<strong>in</strong>d zum Beispiel Flussaufweitungen,Freihaltung von Retentionsflächen etc.Holztrift:Transport von schwimmenden Baumstämmen oder von Scheit- oder Schnittholz aufWasserstraßenHydromorphologie:Morphologie der Sohlstruktur, der Uferbefestigung, des Sohlsubstrates e<strong>in</strong>es Gewässerssowie <strong>in</strong> gewissem Umfang auch der angrenzenden AuflächeQuerbauwerk:In e<strong>in</strong>em Fließgewässer quer zur Flussrichtung angeordnetes Bauwerk. Querbauwerkedienen zum Beispiel dazu, Sohle und Ufer gegen Erosion zu schützen, die Gewässersohlezu heben, Feststoffe zurückzuhalten und die Fließgeschw<strong>in</strong>digkeit zu verm<strong>in</strong>dern. AuchStauwehre für die Wasserkraftnutzung s<strong>in</strong>d QuerbauwerkeKilowatt (kW):Physikalische E<strong>in</strong>heit für die elektrische Leistung (1.000 Watt = 1 kW)Klause:Wehr, das zum Aufstauen e<strong>in</strong>es Gewässers für die Hoztrift errichtet wurdeLeitbild e<strong>in</strong>es Gewässers:Angestrebter Zustand e<strong>in</strong>es Gewässers (Zielzustand); Zustand, <strong>in</strong> dem sich e<strong>in</strong> Gewässerohne E<strong>in</strong>fluss des Menschen bef<strong>in</strong>den würdeMäander:Abschnitt e<strong>in</strong>es gewundenen Wasserlaufs, der aus zwei aufe<strong>in</strong>ander folgenden FlusskrümmungenbestehtMäanderstrecke:Flussstrecke, die aus aufe<strong>in</strong>ander folgenden Mäandern besteht; vor allem <strong>in</strong> TieflandgebietenMittelwasserbett:Flussbett bei durchschnittlichem Pegelstand des WassersMonitor<strong>in</strong>g:Protokollierung, Beobachtung und/oder Überwachung e<strong>in</strong>es Vorgangs oder Prozesses;dabei ist die wiederholende Durchführung e<strong>in</strong> zentrales Element, um anhand von ErgebnisvergleichenSchlussfolgerungen ziehen zu könnenNiederwasserbett:Flussbett bei niedrigem Pegelstand des WassersMorphologie (Fluss):Gesamtheit der Formelemente e<strong>in</strong>es Fließgewässers (z.B. Quer- und Längsprofil, L<strong>in</strong>ienführung,Sohlenform, Sohlengefälle) und der geomorphologischen Prozesse, die dasGewässerbett gestaltenNationaler Gewässerbewirtschaftungsplan (NGP):Zur Verwirklichung der Ziele und Grundsätze des Wasserrechtgesetzes (WRG 1959)Seite 56


8. Glossarhat des BMLFUW <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit den wasserwirtschaftlichen Planungender Länder alle sechs Jahre e<strong>in</strong>en Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplan (NGP)zu erstellen. Der NGP ist e<strong>in</strong>e flussgebietsbezogene Planung, die auf e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>tegriertenAnsatz zum Schutz, zur Verbesserung und zur nachhaltigen Nutzung derGewässer basiertOberflächenwasserkörper:E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitlicher und bedeutender Abschnitt e<strong>in</strong>es Gewässers an der Landoberfläche;z.B. See, Speicherbecken, Teil e<strong>in</strong>es Fließgewässers, e<strong>in</strong>es Kanals, e<strong>in</strong>es Flusses, e<strong>in</strong>Übergangsgewässer oder e<strong>in</strong> KüstengewässerstreifenÖkologie:Wissenschaft vom Haushalt der Natur; sie behandelt die Wechselbeziehung der Organismenmit ihrer UmweltÖkologischer Zustand:Zustand e<strong>in</strong>es Oberflächenwasserkörpers gemäß der E<strong>in</strong>stufung nach Anhang 5 derEU-Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>ie. Der ökologische Zustand wird anhand der Qualität vonStruktur und Funktionsfähigkeit aquatischer Ökosysteme <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Oberflächengewässernstehender Ökosysteme def<strong>in</strong>iertÖffentliches Wassergut:Wasserführende und verlassene Bette öffentlicher Gewässer sowie deren Hochwasserabflussgebiets<strong>in</strong>d öffentliches Wassergut, wenn der Bund als Eigentümer <strong>in</strong> denöffentlichen Büchern e<strong>in</strong>getragen ist. Öffentliches Wassergut dient unter Bedachtnahmeauf den Geme<strong>in</strong>gebrauch <strong>in</strong>sbesondere der Erhaltung des ökologischen Zustandsder Gewässer; dem Schutz ufernaher Grundwasservorkommen; dem Rückhalt und derAbfuhr von Hochwasser, Geschiebe und Eis; der Instandhaltung der Gewässer sowieder Errichtung und Instandhaltung von Wasserbauten und gewässerkundlicher E<strong>in</strong>richtungen;der Erholung der Bevölkerung (...).Partizipation:E<strong>in</strong>beziehung von Individuen und Organisationen <strong>in</strong> Entscheidungsprozesse; heißtübersetzt: „Teilhabe, Mitwirkung, Beteiligung, Mitbestimmung, E<strong>in</strong>beziehung“Raumplanung:Vorwegnehmende Koord<strong>in</strong>ation von raumwirksamen Tätigkeiten und deren Steuerungüber längere ZeitRenaturierung / Revitalisierung:Wiederherstellung von naturnahen Lebensräumen aus begradigten Flüssen, z.B. durchWiederherstellung des ursprünglichen FlussbettesRestwasser:Abflussmenge, die nach e<strong>in</strong>er oder mehreren Entnahmen von Wasser oder nach e<strong>in</strong>emStau im Ger<strong>in</strong>ne verbleibtRetentionsraum:Überflutungsgebiet, das e<strong>in</strong>en Rückhalt von Wasser bewirkt (entspricht Überflutungsraum)Saprobiologische Gewässergüte:Bewertung des Zustandes e<strong>in</strong>es Gewässers anhand von Indikatororganismen; das Vorhandense<strong>in</strong>spezieller Organismen gibt Auskunft über die Belastung des Flusses durchchemische SubstanzenSeite 57


8. GlossarSchwall / Sunk:Wird e<strong>in</strong> Kraftwerk flussauf <strong>in</strong> kürzerer Abfolge mit ger<strong>in</strong>ger und hoher Leistung gefahren,bewirkt das e<strong>in</strong>e häufige (meist täglich oder öfter) und rasche Zunahme (Schwall)bzw. Abnahme (Sunk) der Wassermenge im Fluss flussabwärts des Kraftwerks; meistbed<strong>in</strong>gt durch SpeicherkraftwerkeTreppel- oder Treidelweg:Weg entlang des Flussufers, der ursprünglich angelegt wurde, damit Menschen und Zugtiere(z.B. Pferde) Frachtschiffe flussaufwärts ziehen konntenOber- / Unterlieger:Personen oder Objekte, die sich flussauf-/flussabwärts von e<strong>in</strong>er bestimmten Stelle e<strong>in</strong>esFließgewässers bef<strong>in</strong>denÜberflutungsraum:An das Gewässerbett angrenzende Fläche, die bei Hochwasserereignissen, die größerals die Ausbauwassermenge s<strong>in</strong>d, vom ausufernden Wasser e<strong>in</strong>genommen wird (sieheRetentionsraum)Virtuelles Projektteam / Virtuelle Organisation:Teams, die über Raum-, Zeit- und Organisationsgrenzen h<strong>in</strong>weg zusammenarbeiten.Es handelt sich dabei um zielorientierte Kooperationen von MitarbeiterInnen ausverschiedenen rechtlich selbstständigen Organisationen, die Leistungen für e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samesProjekt erbr<strong>in</strong>gen, jedoch an verschiedenen Standorten ihre Arbeitsstätten haben(Ratzack und Rattay 2004 aus BMLFUW 2009, Floodrisk II, Workpackage 9, TP 9.1.1)Vorfluter:Jegliche Art von Ger<strong>in</strong>ne, <strong>in</strong> dem das Wasser <strong>in</strong> Form von Abwasser, Regenwasser oderDra<strong>in</strong>agewasser <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Gewässer abfließen kann. Natürliche Vorfluter s<strong>in</strong>d offene Fließgewässer,die Wasser aus anderen Gewässern, aus Grundwasserkörpern oder Abflusssystemenaufnehmen und ableitenWehr:Querbauwerk, das der Stauerzeugung und der Regulierung des Wasserstandes undAbflusses dient und sich auf das Gewässerbett beschränkt. Bei größeren Anlagen sprichtman von TalsperreQuellen•http://de.wikipedia.org•www.ig-dreisam.de/projekte/<strong>in</strong>fo_Gewaesserentw_allg.pdf•www.freeyourriver.net•Glossar „Gewässerbetreuungskonzept Gurk“, AP 17 – Leitbild•Glossar „Flussraum Agenda Alpenraum“•Glossar „Entwicklungskonzept Alpenrhe<strong>in</strong>“•Wörterbuch Hochwasserschutz: Loat, R., Meier, E. (2003), Haupt Verlag BernSeite 58


9. Literaturverzeichnis9. Literaturverzeichnis•Bayerisches Staatsm<strong>in</strong>isterium für Umwelt,Gesundheit und Verbraucherschutz, Referat 55(2006): Flussraum Agenda Alpenraum – Modell undBeispiele für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung alp<strong>in</strong>er Flussräume,Kurzbericht. München.•BMLFUW (2009): Nationaler Gewässerbewirtschaftungsplan2009 – NGP 2009, (BMLFUW-UW.4.1.2/0011-I/4/2010). Wien.•BMLFUW (2009): Floodrisk II – Vertiefung und Vernetzung zukunftsweisenderUmsetzungsstrategien zum <strong>in</strong>tegrierten Hochwassermanagement. Workpackage 9 –Raumordnung. TP 9.1.1. Wien.•Egger, G., Michor, K., Muhar, S., Bednar, B. (2008): Flüsse <strong>in</strong> Österreich –Lebensadern für Mensch, Natur und Wirtschaft. Studienverlag•Hochwasserrichtl<strong>in</strong>ie, Richtl<strong>in</strong>ie 2007/60/EG des Europäischen Parlamentsund des Rates vom 23. Oktober 2007 über die Bewertung und dasManagement von Hochwasserrisiken, AbI. 6.11.2007, L 288/27•Jungwirth, M., Haidvogel, G., Moog, O., Muhar, S., Schmutz, S. (2003):Angewandte Fischökologie an Fließgewässern. Facultas Universitätsverlag.•Workshop „Modellprojekt Flussraumbetreuung Obere Traun – Zukunftder Flussraumbetreuung <strong>in</strong> Österreich“ (BMLFUW, Wien), Protokoll vom 23.Februar 2010•Workshop „Workshop Flussraumbetreuung Obere Traun – Rückblicke– Ausblicke“ (Technologiezentrum Bad Ischl), Protokoll vom 26. Februar 2009•Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>ie (WRRL; RL 2000/60/EG): Richtl<strong>in</strong>ie des EuropäischenParlaments und des Rates vom 23. Oktober 2000 zur Schaffung e<strong>in</strong>esOrdnungsrahmens für Maßnahmen der Geme<strong>in</strong>schaft im Bereich der Wasserpolitik.ABl Nr. L 327/1•Wolfram, G., Mikschi, E. (2007): Rote Liste der Fische (Pisces) Österreichs.•<strong>WWF</strong> Österreich (2009): Ökomasterplan – Schutz für Österreichs Flussjuwele!Wien.Seite 59


10. Anhang / 10.1 Fallbeispiel Ammer10. Anhang10.1 Fallbeispiel Ammer©<strong>WWF</strong> DE / C. TranterAbb. 28: Ammerschlucht bei Bad BayersoienProjektbeschreibung:►Projektgebiet: Deutschland / Bayern (17 Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> zwei Landkreisen)Von der Quelle bei Oberammergau und Ettal bis <strong>in</strong> den Ammersee bei Fischen mit demWildbach L<strong>in</strong>der als Oberlauf (80 Fkm / 600 km² EZG)►Projektlaufzeit: Der <strong>WWF</strong> Deutschland ist seit Jänner 2010 an der Ammer aktiv►Projektbudget: <strong>WWF</strong> 2010/11: 84.600 €Geschätzte Kosten laut Gewässerentwicklungsplan:13 Mio. € (Grunderwerb), 10. Mio. € (Maßnahmen)Seite 60


10.1 Fallbeispiel Ammer /10. Anhang►Projektorganisation:<strong>WWF</strong> DE FBSüßwasserGeorg RastWasserbau &Hydrologie©<strong>WWF</strong> DE / C. Tranter<strong>WWF</strong> International:EALP, FreshwaterWork<strong>in</strong>g Group<strong>WWF</strong> DEProjektbüro AmmerClaire Tranter<strong>WWF</strong> DEMarket<strong>in</strong>g- u.PresseabteilungenAmmer-AllianzBayerischeVerwaltungsbehörden•Naturschutzverbände und –vere<strong>in</strong>e•Jagd•Fischerei•Kanusport•Forst- und Wasserwirtschaftsverwaltung•Bayerisches Staatsm<strong>in</strong>isterium für Umwelt und Gesundheit•Regierung von Oberbayern•Wasserwirtschaftsamt Weilheim•Bayerische Staatsforsten, Forstbetrieb Oberammergau•Landratsamt Weilheim-Schongau•Landratsamt Garmisch-PartenkirchenAbb. 29: Organigramm zur Projektstruktur an der Ammer►Projektgrundlagen: Gewässerentwicklungsplan Ammer, verschiedene Studienund Gutachten, Protokoll des naturschutzfachlichen Ideen-Workshops►Projektbeschreibung/Ziele: Die Ammer zwischen Oberammergau und demAmmersee ist e<strong>in</strong>er der letzten Nordalpenflüsse, die ohne Speicher und Großwasserkraftvon der Quelle bis zur Mündung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Voralpensee fließen. Sie ist so artenreichwie kaum e<strong>in</strong>e andere Wildflusslandschaft im Nordalpenraum. Um diese Vielfaltzu schützen, ist der <strong>WWF</strong> seit Januar 2010 an der Wildflusslandschaft Ammer aktiv.Die Ziele des Projektes s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Flussrevitalisierungen, um Flussdynamikund Schotterbänke wieder entstehen zu lassen, die Wiederherstellung der Durchgängigkeitsowie der Schutz vor Wasserkraftwerken und die Optimierung bestehenderAnlagen.Seite 61


10. Anhang / 10.1 Fallbeispiel AmmerAspekte der Gewässerbetreuung / des Gewässermanagements(1) Welche Aspekte im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Gewässerbetreuung / e<strong>in</strong>es Gewässermanagementswerden abgedeckt?Der wesentlichste Teil, der durch das Ammerprojekt abgedeckt werden soll, ist dieInitiierung von ökologischen Projekten und deren Weiterführung bis zur Umsetzung. Esbesteht derzeit e<strong>in</strong> Gewässerentwicklungsplan für weite Teile der Ammer, <strong>in</strong> dem jedochdas E<strong>in</strong>zugsgebiet und der Oberlauf kaum e<strong>in</strong>bezogen s<strong>in</strong>d. Es gibt derzeit Überlegungen,e<strong>in</strong> LIFE-Projekt e<strong>in</strong>zureichen.E<strong>in</strong> weiterer Aspekt im S<strong>in</strong>ne der Gewässerbetreuung ist die Öffentlichkeitsarbeit.(2) Wer hat die Gewässerbetreuung / das Gewässermanagement durchgeführt?Ist e<strong>in</strong>e Person oder e<strong>in</strong> Team dafür zuständig?Für die Gewässerbetreuung ist e<strong>in</strong>e <strong>WWF</strong>-Mitarbeiter<strong>in</strong> mit Unterstützung der Organisation(fachlich, Medien-, Market<strong>in</strong>g-, Grafikabteilung) zuständig. Zusätzlich gibt es e<strong>in</strong>Netzwerk aus Verwaltung und Fachleuten, welches sich als Ammer-Allianz (Fischerei,Forst, Heimatvere<strong>in</strong>e, die Jagd, Kanuverband, Naturschutzverbände und Wasserwirtschaft)zusammengeschlossen hat. Dieses Netzwerk wird derzeit optimiert, koord<strong>in</strong>iertund um die Landwirtschaft erweitert.(3) Wie wird die Öffentlichkeit im konkreten Projekt e<strong>in</strong>gebunden bzw.beteiligt?Im ersten Stadium des Ammer-Projektes wird nur die bestehende Ammer-Allianz (fachlicheÖffentlichkeit) durch e<strong>in</strong>en Ideenworkshop, Diskussions- und Informationsrunden e<strong>in</strong>gebunden.Erst im zweiten Schritt soll die breite Öffentlichkeit im Prozess beteiligt werden.(4) Wo liegt im Bezug auf Gewässerbetreuung/-management die größteorganisatorische bzw. fachliche Schwäche?•Die jetzige Teilzeitstelle mit 60% ist nicht ausreichend, um dem Arbeitsaufwand gerechtzu werden. E<strong>in</strong>e Aufstockung auf 80% ist derzeit <strong>in</strong> der Genehmigungsphase.•Es ist schwierig, die Kommunikationsstrukturen herzustellen und aufrechtzuerhalten, dasehr viele Personen e<strong>in</strong>bezogen und mitbedacht werden müssen.(5) Wo liegt im Bezug auf Gewässerbetreuung/-management die größteorganisatorische bzw. fachliche Stärke•Ich sehe es als Vorteil, nicht aus der Region zu stammen und sozusagen „von außen“neu <strong>in</strong> das Projekt zu stoßen. Denn dadurch geht man mit e<strong>in</strong>em offeneren Blick auf dieProjektherausforderungen zu.•E<strong>in</strong>e weitere Stärke ist sicherlich die Bekanntheit der Organisation und die positiveStimmung gegenüber dem <strong>WWF</strong> <strong>in</strong> der Region (zusammen mit e<strong>in</strong>er recht hohen Erwartungshaltung,zum<strong>in</strong>dest vonseiten der Behörden), wodurch ich sehr gut aufgenommenwerde. Wichtig ist jedoch, mit e<strong>in</strong>em Büro direkt an der Ammer vertreten zu se<strong>in</strong>, umregional arbeiten zu können.(6) Was s<strong>in</strong>d Schlüsselfaktoren, damit Gewässerbetreuung/-managementfunktioniert?Um Gewässerbetreuung erfolgreich zu betreiben, ist die Anwesenheit vor Ort e<strong>in</strong> wesent-Seite 62


10.1 Fallbeispiel Ammer /10. Anhanglicher Faktor. Weiters muss die verantwortliche Person e<strong>in</strong>er Vermittlerrolle gewachsense<strong>in</strong>, sowie Offenheit, Toleranz und Sozialstärken mitbr<strong>in</strong>gen. Das heißt, nebenökologischem und wasserbaulichem Fachwissen s<strong>in</strong>d vor allem Soft Skills notwendig.(7) Wo sehen Sie die Hauptaufgabe von Gewässerbetreuung/-management?E<strong>in</strong>e der Hauptaufgaben ist die Öffentlichkeitsarbeit. Es muss <strong>in</strong> der BevölkerungBewusstse<strong>in</strong> für e<strong>in</strong> gesundes Gewässer geschaffen werden, sodass unsere Flüsse undBäche „mit anderen Augen“ gesehen werden. Aber auch auf „Landkreisebene“ (Anm.:entspricht „Bezirksebene“ <strong>in</strong> Österreich) muss <strong>in</strong> den politischen und fachlichenStellen das Bewusstse<strong>in</strong> für die Notwendigkeiten an den Gewässersystemen geschärftwerden.Neben der Umsetzung von Öffentlichkeitsarbeit ist e<strong>in</strong>e ebenso wichtige Aufgabe derGewässerbetreuung, die Gewässerentwicklung als Parallelschritt voranzutreiben, d.h.die konkrete und anschauliche Planung und Umsetzung von Renaturierungsmaßnahmen.(8) Wie schätzen Sie die Zukunft von Gewässerbetreuungen e<strong>in</strong>?An allen Gewässern, aber vor allem dort, wo Nutzungskonflikte (z.B. Wasserkraftausbau)oder Gefahrenpotenziale (Hochwassergefahr) hoch s<strong>in</strong>d, ist Gewässerbetreuungdr<strong>in</strong>gend notwendig. Das bedeutet natürlich, dass noch viele dieser Stellen geschaffenund f<strong>in</strong>anziert werden müssen. Diese Arbeit kann nicht alle<strong>in</strong>e von Umweltverbändengetragen werden, sondern sollte vor allem vor dem H<strong>in</strong>tergrund der EU-Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>iedas Ziel von öffentlichen Stellen, sowohl seitens des Naturschutzes alsauch der Wasserwirtschaft, se<strong>in</strong>.(9) Was möchten Sie zukünftigen BetreuerInnen und ManagerInnenunserer Gewässer mit auf den Weg geben?Mit me<strong>in</strong>er kurzen Erfahrung als Flussraumbetreuer<strong>in</strong> an der Ammer sehe ich bereits,dass zukünftige BetreuerInnen viel Geduld brauchen. Solche Projekte können nurauf e<strong>in</strong>er langfristigen Ebene ablaufen, da viele persönliche Kontakte aufgebaut undgepflegt werden müssen.Projektkoord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong> und Interviewparter<strong>in</strong>:Dipl.-Ing. (FH) Msc Claire Tranter, <strong>WWF</strong> DeutschlandProjektkoord<strong>in</strong>ator WasserwirtschaftsamtWeilheim: Adolf Fastner, Sachgebietsleiter Wasserbauund GewässerentwicklungHomepage: www.wwf.de/ammerwww.wwa-wm.bayern.de/projekte_und_programme/projekt_ammer_neue_wege/<strong>in</strong>dex.htmSeite 63


10. Anhang / 10.2 Fallbeispiel „der.<strong>in</strong>n – lebendig und sicher“10.2 Fallbeispiel „der.<strong>in</strong>n – lebendig und sicher“Projektbeschreibung /Ziele:Grundlage des Projektes „der.<strong>in</strong>n – lebendig und sicher“ist der „Masterplan Inn“ derTiroler Landesregierung, <strong>in</strong>dem die Strategien für diekünftige Gewässerentwicklungund Hochwasserpräventionam Inn festgehaltens<strong>in</strong>d. Im März 2008 habensich die Projektpartner LandTirol, Lebensm<strong>in</strong>isterium und<strong>WWF</strong> zusammengeschlossen,um geme<strong>in</strong>sam zahlreicheMaßnahmen im S<strong>in</strong>ne des <strong>in</strong>tegrativenHochwasserschutzesumzusetzen. Der MasterplanInn be<strong>in</strong>haltet folgende Bestandteile:•Erstellung schutzwasserwirtschaftlicher GrundlagenAbb. 30: Seitenarm am Inn bei Radfeld/Kundl©Archiv SVWP Kommunikationsmanagemen,•2D-Abflussuntersuchungen Inn + Zubr<strong>in</strong>ger•Gefahrenzonenplanung nach Prioritätenreihung•Retentionsraumprojekt Tiroler Oberland•Umsetzungsmaßnahmen Schutzwasserbau und Gewässerentwicklung am Inn und anMündungsbereichen von Zubr<strong>in</strong>gern•Maßnahmen des Auenverbundes Inn►Projektgebiet: Österreich/Tirol (72 Geme<strong>in</strong>den)Tiroler Inn – von se<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>tritt nach Österreich bis zur deutschen Grenze (213 Fkm /11.445 km² EZG)Von der Quelle bei Oberammergau und Ettal bis <strong>in</strong> den Ammersee bei Fischen mit demWildbach L<strong>in</strong>der als Oberlauf (80 Fkm / 600 km² EZG )►Projektlaufzeit: 2008–2010►Projektbudget: 3.975 Mio. €►Projektgrundlagen: Revitalisierungskonzept Inn, Masterplan InnSeite 64


10.2 Fallbeispiel „der.<strong>in</strong>n – lebendig und sicher“ /10. Anhang►Projektorganisation:I.POLITISCHEEBENEPolitische ProjektleitungLH-Stv. ÖkR Anton SteixnerLH-Stv. Hannes GschwentnerII.STRATEGISCHEFINANZIELLEEBENEIII.PLANUNGS-EBENESteuerungsgruppeHR DI Hubert Ste<strong>in</strong>er (AdTLR, Abt. Wasserwirtschaft)HR Dr. Kurt Kapeller (AdTLR, Abt. Umweltschutz)SC DI Wilfried Schimon (BMLFUW, Sektion VII – Wasser)DI Manfred Riedl (AdTLR, Abt. Raumordnung)Andreas Wurzer (<strong>WWF</strong>)Mag. Johannes Kostenzer (AdTLR, Landesumweltanwaltschaft)Bgm. LA Arno Abler (Geme<strong>in</strong>deverband)DI Richard Norz (Landwirtschaftskammer Tirol)Arbeitsgruppe Schutzwasserbau & ÖkologieMR DI Raimund Tschulik (BMLFUW, Abt. VII/5)Mag. Gisela Ofenböck (BMLFUW, Referat VII/1b)DI Markus Federspiel (AdTLR, Abt. Wasserwirtschaft)Mag. Viktoria Tscherne (<strong>WWF</strong>)Mag. Daniel Erhart (Tiroler Fischereiverband)Fachliche ProjektleitungMR DI Dr. He<strong>in</strong>z Stiefelmeyer (BMLFUW, Abt. VII/5)Mag. Andreas Murrer (AdTLR, Abt. Wasserwirtschaft)Mag. Walter Michaeler (AdTLR, Abt. Umweltschutz)Arbeitsgruppe ÖffentlichkeitMag. Eva Horst-Wundsam (AdTLR, Abt. Öffentl.-Arb.)Mag. Susanne Brandstetter (BMLFUW, Sekt. Wasser)Mag. Viktoria Tscherne (<strong>WWF</strong>)Externes KommunikationsmanagementExterne Projektkoord<strong>in</strong>ationIV.UMSETZUNGS-EBENEE<strong>in</strong>zelprojektleitungProjekt Wörgl-WestProjekt Mündung WeissacheProjekt SillmündungProjekt Auenverbund Inn...E<strong>in</strong>zelprojektleitungHomepageMedien / PresseUmweltbildungKommunikationsmaßnahmen...Abb. 31: Organigramm zur Projektstruktur von „der.<strong>in</strong>n – lebendig und sicher“Als Projektträger treten das Bundesm<strong>in</strong>isterium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt-und Wasserwirtschaft, die Tiroler Landesregierung mit den Abteilungen Wasserwirtschaftund Umweltschutz sowie der <strong>WWF</strong> Österreich auf. Im Folgenden werdendie Rollen der e<strong>in</strong>zelnen Projektteams durch ihre jeweiligen wesentlichen Aufgabenbeschrieben:►Politische Projektleitung: Die politische Ebene ist durch die jeweiligen Referentender Ressorts Wasserwirtschaft (LH-Stv. ÖkR Anton Steixner) und Umweltschutz(LH-Stv. Hannes Gschwentner) vertreten und somit direkt <strong>in</strong> die Projektorganisatione<strong>in</strong>gebunden. In den Sitzungen der Steuerungsgruppe werden diese durch die jeweiligenVorstände der Abteilungen Wasserwirtschaft bzw. Umweltschutz vertreten►Steuerungsgruppe: Gremium für strategische (Auswahl der Maßnahmen, Vergabevon Leistungen …) und f<strong>in</strong>anzielle (F<strong>in</strong>anzierung der Maßnahmen, Bereitstellungder Geldmittel …) Entscheidungen. Die Informationen und Entscheidungsgrundlagenwerden von den Arbeitsgruppen aufbereitet►Fachliche Projektleitung: Steht den beiden Arbeitsgruppen vor und nimmtsowohl an den Sitzungen der Steuerungsgruppe als auch an jenen der ArbeitsgruppenteilSeite 65


10.2 Fallbeispiel „der.<strong>in</strong>n – lebendig und sicher“ /10. Anhang(3) Wie wurde die Öffentlichkeit im konkreten Projekt e<strong>in</strong>gebunden bzw.beteiligt?Die betroffene Bevölkerung wurde durch VertreterInnen des Geme<strong>in</strong>deverbandes sowie derLandwirtschaftskammer <strong>in</strong> die Entscheidungsprozesse der Steuerungsgruppe e<strong>in</strong>gebunden.Durch Exkursionen und Stammtische wurden Interessenvertreter, Bürgermeister, Geme<strong>in</strong>devertreterund wichtige Me<strong>in</strong>ungsbildner über das Projekt und die Maßnahmen <strong>in</strong>formiert,und es wurde diskutiert. Die breite Öffentlichkeit wurde durch die Homepage, Pressemeldungen,e<strong>in</strong>e Broschüre sowie das Bildungsprogramm <strong>in</strong>formiert und auf dem Laufendengehalten.(4) Wo lag im Bezug auf Gewässerbetreuung/-management die größteorganisatorische bzw. fachliche Schwäche?Nach der erfolgreichen Umsetzung ökologischer Maßnahmen auf öffentlichem Wassergutfehlt nun noch die Umsetzung von Revitalisierungsmaßnahmen im S<strong>in</strong>ne des Hochwasserschutzesbzw. die Freihaltung von Flächen für derartige Projekte.E<strong>in</strong>e Gesamtbetrachtung des Inn mit e<strong>in</strong>er Vision für den Tiroler Landesfluss ist noch ausständig.(5) Wo lag im Bezug auf Gewässerbetreuung/-management die größteorganisatorische bzw. fachliche StärkeE<strong>in</strong>e wesentliche Stärke des Kooperationsprojektes war die Zusammenarbeit von BMLFUW,Land Tirol und <strong>WWF</strong> Österreich. Die geme<strong>in</strong>same Arbeit der unterschiedlichen Verwaltungse<strong>in</strong>heiten(Umweltschutz, Wasserwirtschaft, Raumordnung) und die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung derLandesumweltanwaltschaft sowie der Landwirtschaftskammer, des Geme<strong>in</strong>deverbandesund des Tiroler Fischereiverbandes waren für den <strong>in</strong>tegrativen Ansatz des Projektes entscheidend.Zur funktionierenden Zusammenarbeit aller Projektpartner trugen im Wesentlichendie klare Projektstruktur sowie die Koord<strong>in</strong>ation durch e<strong>in</strong> externes Büro bei.Darüber h<strong>in</strong>aus war die Abwicklung der Öffentlichkeitsarbeit durch e<strong>in</strong> externes KommunikationsbüroSVWP immens wichtig und führte geme<strong>in</strong>sam mit der Durchführung e<strong>in</strong>es umfangreichenUmweltbildungsprogramms zu e<strong>in</strong>em sehr guten Bekanntheitsgrad der „Marke“„der.<strong>in</strong>n – lebendig und sicher“ <strong>in</strong> der Bevölkerung.(6) Was s<strong>in</strong>d Schlüsselfaktoren, damit Gewässerbetreuung/-managementfunktioniert?Das Aufgabenfeld der Gewässerbetreuung kann von fachlicher Mitarbeit über Koord<strong>in</strong>ationund Öffentlichkeitsarbeit bis h<strong>in</strong> zur Umweltbildung reichen und muss daher klar abgegrenztund def<strong>in</strong>iert se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zelne Person kann diese Bereiche nicht alle abdecken. Dasheißt, für e<strong>in</strong>e funktionierende Gewässerbetreuung ist e<strong>in</strong> Team oder e<strong>in</strong>e Organisation/e<strong>in</strong>Büro notwendig. Um e<strong>in</strong>e Vertrauensbasis aufbauen zu können, ist es jedoch wichtig, dassnach außen nur e<strong>in</strong>e Person als Ansprechpartner für Verwaltungsstellen, Partnerorganisationensowie die <strong>in</strong>teressierte Bevölkerung auftritt.Um etwas umsetzen zu können, ist Vertrauen zwischen den Partnern sowie e<strong>in</strong>e gute Zusammenarbeitund Akzeptanz <strong>in</strong> der Bevölkerung notwendig. Daher ist Kont<strong>in</strong>uität (m<strong>in</strong>d. > 2Jahre) und e<strong>in</strong>e regionale Verankerung der Gewässerbetreuung immens wichtig.(7) Wo sehen Sie die Hauptaufgabe von Gewässerbetreuung/-management?•Bewusstse<strong>in</strong>sschaffung und Akzeptanzsteigerung <strong>in</strong> der Öffentlichkeit•Forcierung und Kontrolle der Umsetzung von ökologischen MaßnahmenSeite 67


10. Anhang / 10.2 Fallbeispiel „der.<strong>in</strong>n – lebendig und sicher“►Förderung der Zusammenarbeit/des Mite<strong>in</strong>anders verschiedener Verwaltungsstellen/Partner(Wasserwirtschaft/Naturschutz/WLV/NGO)(8) Wie schätzen Sie die Zukunft von Gewässerbetreuungen e<strong>in</strong>?Die Nutzungs<strong>in</strong>teressen an Gewässern s<strong>in</strong>d groß, daher ist und wird e<strong>in</strong>e fächerübergreifendeArbeit über das gesamte E<strong>in</strong>zugsgebiet <strong>in</strong> Zukunft immer wichtiger. Gewässerbetreuung istdabei für die Forcierung und Unterstützung von <strong>in</strong>tegrativen Ansätzen notwendig.(9) Was möchten Sie zukünftigen BetreuerInnen und ManagerInnen unsererGewässer mit auf den Weg geben?Gewässerbetreuung ist e<strong>in</strong>e sehr vielfältige, abwechslungsreiche und spannende Arbeit. Siereicht von der konzeptiven Ebene bis zur Umsetzung, be<strong>in</strong>haltet Öffentlichkeitsarbeit sowieUmweltbildung und den direkten Kontakt mit Grundbesitzern. Gleichzeitig ist es e<strong>in</strong>e sehrherausfordernde Tätigkeit, für die sowohl strategische als auch soziale Kompetenzen notwendigs<strong>in</strong>d.Als Gewässerbetreuer<strong>in</strong> ist es immens wichtig, klare eigene Pr<strong>in</strong>zipien zu haben und für diesee<strong>in</strong>zutreten.Fachliche Projektleitung: MR DI Dr. He<strong>in</strong>z Stiefelmeyer(BMLFUW, Abt. VII/5), Mag. Andreas Murrer(Amt der Tiroler Landesregierung, Abt. Wasserwirtschaft),Mag. Walter Michaeler (Amt der TirolerLandesregierung, Abt. Umweltschutz)Interviewpartner<strong>in</strong>: Mag. a Viktoria Ernst (<strong>WWF</strong>Österreich)Homepage: www.der-<strong>in</strong>n.atSeite 68


10.3 Fallbeispiel Entwicklungskonzept Alpenrhe<strong>in</strong> / 10. Anhang10.3 Fallbeispiel Entwicklungskonzept Alpenrhe<strong>in</strong>©ThorbeckeAbb. 33: Mündungdes Alpenrhe<strong>in</strong> <strong>in</strong> denBodenseeProjektbeschreibung / Ziele:In den Jahren 2003 bis 2005 wurde im Auftrag der Internationalen RegierungskommissionAlpenrhe<strong>in</strong> (IRKA) und der Internationalen Rhe<strong>in</strong>regulierung (IRR) e<strong>in</strong>Entwicklungskonzept für den Alpenrhe<strong>in</strong> erstellt. Das Konzept ist im Kern e<strong>in</strong> schutzwasserwirtschaftlichmotiviertes Projekt, das auf nachhaltige Hochwassersicherheitabzielt. Gleichzeitig sollen wesentliche Verbesserungen <strong>in</strong> den Bereichen Grundwasser,Ökologie und Naherholungswert erreicht werden. Um diesen ganzheitlichen Ansatzumzusetzen, wurde e<strong>in</strong> partizipativer Planungsprozess gewählt (siehe Projektorganisation).Am 1. Dezember 2005 wurde der Bericht des Entwicklungskonzeptes Alpenrhe<strong>in</strong> vonallen Vertretern offiziell unterzeichnet. Das Konzept liegt nun <strong>in</strong> allen Wasserbauämternder betroffenen Kantone und Länder der IRKA auf. Derzeit werden und wurdenunterschiedliche Projekte aus dem Maßnahmenkonzept des EKA umgesetzt, die imE<strong>in</strong>klang mit den Zielsetzungen des EKA Alpenrhe<strong>in</strong> stehen.►Projektgebiet: Österreich/VorarlbergSchweiz/Graubünden und St. GallenLiechtenste<strong>in</strong>Rhe<strong>in</strong> von den Zusammenflüssen von Vorder- und H<strong>in</strong>terrhe<strong>in</strong> (Reichenau) bis zurMündung <strong>in</strong> den Bodensee (93,5 Fkm / 6.119 km² EZG)►Projektlaufzeit: Entwicklungskonzept: 2001–2003Maßnahmen: Dez. 2005 – laufend►Projektbudget: 350.000 Euro (für die Kommunikation des Entwicklungskonzeptes,2001–03)►Projektgrundlagen: Entwicklungskonzept Alpenrhe<strong>in</strong>Seite 69


10. Anhang / 10.3 Fallbeispiel Entwicklungskonzept Alpenrhe<strong>in</strong>►Projektorganisation:Lenkungsausschuss Vorsitzendervon IRKA und IRRPlattform zur Mitwirkungvon Behörden/Gutachternöffentliche und private AmtsundDienststellenKernteamProjektleiter4 Mitglieder IRKA3 Mitglieder IRRPlattform zur Mitwirkungder ÖffentlichkeitGeme<strong>in</strong>den, Kommissionen,Vere<strong>in</strong>e, OrganisationenProjektbearbeitungARGE Rhe<strong>in</strong>blickAbb. 34: Organigramm zum „Entwicklungskonzept Alpenrhe<strong>in</strong>“ (Zam/ARGE Rhe<strong>in</strong>blick 2005)„Zukunft Alpenrhe<strong>in</strong>“ ist die Plattform der Internationalen RegierungskommissionAlpenrhe<strong>in</strong> (IRKA) und der Internationalen Rhe<strong>in</strong>regulierung (IRR). Diese Organisationens<strong>in</strong>d die „politischen Plattformen“, auf denen die Regierungen von Graubünden, St.Gallen, Liechtenste<strong>in</strong> und Vorarlberg sowie die zuständigen Bundesstellen <strong>in</strong> Bern undWien zum Wohle des Alpenrhe<strong>in</strong>s zusammenarbeiten.Die Ausarbeitung des Entwicklungskonzeptes erfolgte durch die ARGE Rhe<strong>in</strong>blick, e<strong>in</strong>eArbeitsgeme<strong>in</strong>schaft aus unterschiedlichen Fachrichtungen, wie z.B. Hydrologie, GrundundTr<strong>in</strong>kwasserhaushalt, Energie, Gewässerökologie, Naturschutz, Landwirtschaft,Forstwesen, Raumplanung und Volkswirtschaft. Dabei bildeten Vorsitzende der beidenKommissionen IRKA und IRR den Lenkungsausschuss für die strategische Führung.Beratend zur Seite stand ihm e<strong>in</strong> Kernteam aus e<strong>in</strong>em Projektleiter und den von IRKAund IRR ernannten Mitgliedern. Über zwei Plattformen konnte das Kernteam weitereMitarbeiterInnen von Behörden und Dienststellen sowie FachgutachterInnen <strong>in</strong> die Projektarbeite<strong>in</strong>beziehen bzw. <strong>in</strong>teressierte Kreise e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den („Plattform zur Mitwirkungvon Behörden und Gutachtern“ und „Plattform zur Mitwirkung der Öffentlichkeit“).Anra<strong>in</strong>ergeme<strong>in</strong>den, Umweltorganisationen und Interessengruppen konnten TeilnehmerInnenfür e<strong>in</strong>e begleitende Plattform nom<strong>in</strong>ieren und so am Projekt mitarbeiten.►Beteiligung der Öffentlichkeit / Partizipation: Insgesamt sieben Plattformveranstaltungenschufen während der gesamten Projektdauer Verb<strong>in</strong>dungen zur Öffentlichkeit(Geme<strong>in</strong>den, Naturschutzgruppen, Landwirtschaft etc.) sowie zu Behörden und ExpertInnender betroffenen Länder und Kantone. In den Plattformsitzungen erhielten die Teilnehmernach der Präsentation des aktuellen Planungsstandes die Gelegenheit zur E<strong>in</strong>sichtnahme<strong>in</strong> die Planungsunterlagen und zu E<strong>in</strong>zelgesprächen mit ExpertInnen. Darauf folgte e<strong>in</strong>egeme<strong>in</strong>same Diskussion, die protokolliert wurde. Nach der Auflage des 1. Entwurfs zumEntwicklungskonzept <strong>in</strong> den Geme<strong>in</strong>den konnten Stellungnahmen dazu e<strong>in</strong>gebracht werden.Alle e<strong>in</strong>gelangten Stellungnahmen wurden erfasst, im Rahmen der Lenkungsgruppediskutiert und bei Bedarf an die PlanerInnen zur Bearbeitung weitergeleitet.Aspekte der Gewässerbetreuung / des GewässermanagementsDas vorliegende Interview bezieht sich auf den Zeitraum der Erstellung des Gewässerentwicklungskonzeptsfür den Alpenrhe<strong>in</strong>, nicht auf das derzeitige Umsetzungsprojekt,welches aber viele Inhalte übernommen hat:Seite 70


10.3 Fallbeispiel Entwicklungskonzept Alpenrhe<strong>in</strong> / 10. Anhang(1) Welche Aspekte im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Gewässerbetreuung / e<strong>in</strong>es Gewässermanagementswurden abgedeckt?•Öffentlichkeitsarbeit und <strong>in</strong>haltliche Arbeit bei der Erstellung des Gewässerentwicklungskonzeptes•Durch die Ausgangslage mit drei zusammenarbeitenden Staaten war e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensiveKommunikation für Planung und Umsetzung sehr wichtig, da man es mit unterschiedlichenMentalitäten, unterschiedlichen Rechten, Geschw<strong>in</strong>digkeiten und demokratischenKulturen zu tun hatte.•E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von Zivilgruppen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en partizipativen Planungsprozess(2) Wer hat die Gewässerbetreuung / das Gewässermanagement durchgeführt?War e<strong>in</strong>e Person oder e<strong>in</strong> Team dafür zuständig?Die Projektleitung unter den offiziellen Stellen der IRKA und IRR oblag dem Büro Revital(Klaus Michor), welches e<strong>in</strong>erseits die verschiedenen Experten koord<strong>in</strong>ierte undmoderierte, andererseits die fachliche und <strong>in</strong>haltliche Arbeit vollzog. Zusätzlich wurdee<strong>in</strong> Kommunikationsbüro für die Öffentlichkeitsarbeit beauftragt (Hans JoachimGögl), das „Fachliches“ und Informationen für Zivilgruppen übersetzte. Beide Bürosarbeiteten mit e<strong>in</strong>er Reihe von Experten (Programmierer, Grafiker etc.) zusammen, dieBasiskonzeption lag jedoch bei den Büros.(3) Wie wurde die Öffentlichkeit im konkreten Projekt e<strong>in</strong>gebunden bzw.beteiligt?►Information der Bevölkerung: Mit der Marke „Zukunft Alpenrhe<strong>in</strong>“ wurde dergesamte Prozess kommuniziert. Der <strong>in</strong>tegrale Ansatz des Kommunikationsbüros versuchtedie Botschaft möglichst spannend und anschaulich zu vermitteln. Es gab e<strong>in</strong>eausführliche Homepage, e<strong>in</strong>en zweijährlichen Newsletter zum Abonnieren, es wurdenSchulexkursionen durchgeführt und der Film „Der gefesselte Strom“ zur Vision e<strong>in</strong>esrevitalisierten Flusses entwickelt.►Für Partizipationsprozesse wurden Plattformen e<strong>in</strong>gerichtet, <strong>in</strong> die alle Stakeholdere<strong>in</strong>gebunden wurden: Anra<strong>in</strong>er, Naturschutz, Wirtschaftsbetreibende, Bürgermeister,Tourismus etc.(4) Wo lag im Bezug auf Gewässerbetreuung/-management die größteorganisatorische bzw. fachliche Schwäche?►Die Ausgangslage mit vielen Ländern und verschiedenen Prioritäten war sehrschwierig. Die Länder hatten beispielsweise e<strong>in</strong> sehr unterschiedliches Budget für Revitalisierungen.In der Plattform wurde versucht, alle E<strong>in</strong>wände zu hören und geme<strong>in</strong>samLösungen zu erarbeiten.►Nach dem erfolgreichen Planungsprozess fehlt nun noch der kraftvolleStart der Umsetzungen. Die großen Revitalisierungsprojekte mit bedeutenden Überschwemmungsflächenwurden noch nicht <strong>in</strong> Angriff genommen.(5) Wo lag im Bezug auf Gewässerbetreuung/-management die größteorganisatorische bzw. fachliche Stärke?Dass der Öffentlichkeitsarbeit gleich viel Bedeutung wie der fachlichen Arbeit zugemessenwurde, war e<strong>in</strong>e wesentliche Stärke. Projekte von so allgeme<strong>in</strong>em Interesses<strong>in</strong>d ohne e<strong>in</strong>e kraftvolle, strategische und begleitende Öffentlichkeitsarbeit nichtSeite 71


10. Anhang / 10.3 Fallbeispiel Entwicklungskonzept Alpenrhe<strong>in</strong>möglich. Darüber h<strong>in</strong>aus war die Arbeitsatmosphäre im Team sehr angenehm, und beideBüros versuchten gleichermaßen, e<strong>in</strong> maximales visionäres Ergebnis zu erzielen.(6) Was s<strong>in</strong>d Schlüsselfaktoren, damit Gewässerbetreuung/-managementfunktioniert?Gewässerbetreuung ist e<strong>in</strong>e zutiefst <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Arbeit:•Fachlich gesehen ist e<strong>in</strong>e Person mit guten Moderations- und Vermittlungsfähigkeitennotwendig. Er oder sie muss es verstehen, alle Experten <strong>in</strong>s Boot zu holen und zwischenihnen zu vermitteln. Gleichzeitig müssen fachliche Inhalte verstanden und e<strong>in</strong>fach übersetzenwerden können.•Parallel dazu braucht es e<strong>in</strong>e Person, die für die Organisationsentwicklung (Partizipationund Öffentlichkeitsarbeit) zuständig ist und die „Laien<strong>in</strong>tegration“, Information undVermittlung übernimmt.Es ist sehr wichtig, dass Öffentlichkeitsarbeit von Beg<strong>in</strong>n an mitkonzipiert wird. Dahersollten diese zwei Positionen im Idealfall gleich gewichtet se<strong>in</strong> und sich gegenseitig unterstützen,um den Prozess erfolgreich zu machen.(7) Wo sehen Sie die Hauptaufgabe von Gewässerbetreuung/-management?E<strong>in</strong> Fluss berührt die Herzen der Menschen. Sie haben e<strong>in</strong>e persönliche Beziehung dazuund <strong>in</strong>teressieren sich dafür. Deshalb s<strong>in</strong>d Planungen und Umsetzungen an Flüssen e<strong>in</strong>eöffentliche Angelegenheit. Es ist e<strong>in</strong> „Mittelfeldspieler“ oder Moderator notwendig, derdie Betreuung übernimmt, um den unterschiedlichen Interessen gerecht zu werden. Esbraucht e<strong>in</strong>en qualitativen Begriff und Def<strong>in</strong>ition für Flussraumbetreuung.(8) Wie schätzen Sie die Zukunft von Gewässerbetreuungen e<strong>in</strong>?Das Budget wird auch <strong>in</strong> Zukunft knapp se<strong>in</strong>. Daher werden eventuell vermehrt auch privateGelder dafür aufgestellt werden müssen. Dies könnte zum Beispiel durch e<strong>in</strong> Sponsor<strong>in</strong>g von„Revitalisierungsmetern“ erfolgen (ähnlich Regenwaldkauf). Partizipation und Kommunikationist e<strong>in</strong> komplexer Gestaltungsprozess, den es vermehrt brauchen wird.(9) Was möchten Sie zukünftigen BetreuerInnen und ManagerInnen unsererGewässer mit auf den Weg geben?Revitalisierung von Flüssen ist e<strong>in</strong> sehr emotionales und anschlussfähiges Thema. Menschenhaben e<strong>in</strong>e große Freude an der Lebendigkeit e<strong>in</strong>es Flusses, sodass die Arbeit amFluss sehr schön und bereichernd ist!Fachlicher Projektleiter: DI Klaus Michor,Büro RevitalProjektleiter Öffentlichkeitsarbeit undInterview partner: Hans Joachim Gögl,Strategie und Kommunikation GmbHHomepage: www.alpenrhe<strong>in</strong>.netSeite 72


10.4 Fallbeispiel Etschdialog / 10. Anhang10.4 Fallbeispiel Etschdialog©Autonome Prov<strong>in</strong>z Bozen Abteilung WasserschutzbautenAbb. 35: Oberv<strong>in</strong>schgau <strong>in</strong> Südtirol mit Laas im VordergrundProjektbeschreibung / Ziele:Etschdialog nennt sich das Flussraummanagement-Projekt rund um den Flussraumder Etsch im Oberv<strong>in</strong>schgau <strong>in</strong> Südtirol/Italien. Zentrales Ziel des Projektes ist dienachhaltige Entwicklung der Talsohle im Oberv<strong>in</strong>schgau unter Berücksichtigung derverschiedenen Interessen. Hauptbestandteil der <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Zusammenarbeits<strong>in</strong>d die Fachgebiete Wassergefahren, Raumplanung, Wasser- und Energiewirtschaft,Ökologie und Kommunikation. Die betroffenen Akteure h<strong>in</strong>gegen s<strong>in</strong>d Geme<strong>in</strong>den,Landesämter und InteressenvertreterInnen aus unterschiedlichen Bereichen. Sie werdenim Flussraum-Forum als VertreterInnen des Projektgebietes zusammengebrachtund arbeiten geme<strong>in</strong>sam an zukunftsweisenden Lösungsansätzen. Diese Vision ist <strong>in</strong>e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>sam erarbeiteten Leitbild niedergeschrieben.►Leitsätze:•Schutz des Siedlungsraumes vor Hochwasser und Murgangereignissen•Erhaltung bzw. Wiederherstellung e<strong>in</strong>es guten Gewässerzustandes•Erhaltung und Aufwertung des gesamten Flussraumes•Nachhaltige Wassernutzung•Information, Sensibilisierung und Beteiligung der BevölkerungSeite 73


10. Anhang / 10.4 Fallbeispiel EtschdialogDavon abgeleitet werden Handlungsfelder und <strong>in</strong> der Folge Maßnahmenvorschläge zurPrävention hydrogeologischer Risiken, zur Verbesserung der Hochwassersicherheit undzur Erreichung e<strong>in</strong>es guten Gewässerzustandes im S<strong>in</strong>ne der EU-Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>ieerstellt. Diese Vorschläge bzw. Konzepte müssen unter Beteiligung aller Betroffenen<strong>in</strong> weiteren Projektierungsphasen bearbeitet und optimiert werden. Das bedeutet,notwendige Maßnahmen werden mit EntscheidungsträgerInnen und der Bevölkerungabgestimmt, woraus sich zum e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>e optimale Sicherheit für Wohn- und Produktionsgebietesowie für Infrastrukturen ergibt und zum anderen der ökologische Zustanddes Flussraumes erhalten und/oder verbessert wird. Es dürfen daher Detailfragen offenbleiben, und für Interessengegensätze müssen Lösungen erarbeitet werden.►Projektgebiet: Italien / SüdtirolEtsch im Oberv<strong>in</strong>schgauGeme<strong>in</strong>den: Laas, Prad, Schluderns, Glurns(14 Fkm / 36 km² Untersuchungsgebiet)►Projektlaufzeit: 2008–2010Maßnahmen: Dez. 2010 – laufend►Projektbudget: 863.620,00 € (46% davon aus EU-Programm „Regionale Wettbewerbsfähigkeitund Beschäftigung“ EFRE 2007-13)Fachliche Studien: 651.047,00 €Kommunikation: 212.573,00 €►Projektgrundlagen: Im Rahmen des Projektes Etschdialog wurde zunächst e<strong>in</strong>eIst-Zustandsanalyse (Fachgebiete Wassergefahren, Raumplanung, Wasser- und Energiewirtschaft,Ökologie) des Untersuchungsgebietes durchgeführt. Auf Basis der Ergebnissewurde e<strong>in</strong> Leitbild (Soll-Zustand) formuliert. Abgeleitet davon haben die TeilnehmerInnendes Flussraum-Forums, unterstützt von den FachexpertInnen, e<strong>in</strong>en Maßnahmenkatalogmit Prioritäten und Verantwortlichkeiten abgeleitet und verabschiedet.►Projektorganisation:AbteilungWasserschutzbautenGeme<strong>in</strong>denProjektträgerLandwirtschaftSel-EdisonAGAbteilungNatur undLandschaftAmt fürGewässerschutzUmweltschutzgruppeV<strong>in</strong>schgauxy xy xy xx xxSteuerungsgruppePROJEKTTEAMExpertInnenProjektleiterInExpertInnen ExpertInnen ExpertInnen ExpertInnenModul WassergefahrenModulRaumModulWasserwirtschaftModulÖkologieModulÖffentlichkeitsarbeitFlussraum-ForumAbb. 36: Organigramm der Projektorganisation „Etschdialog“Seite 74


10.4 Fallbeispiel Etschdialog / 10. AnhangDas Projekt „Etschdialog“ wurde von der Landesabteilung Wasserschutzbauten derAutonomen Prov<strong>in</strong>z Bozen – Südtirol <strong>in</strong>itiiert. Für die Umsetzung und F<strong>in</strong>anzierungstanden den Projekt<strong>in</strong>itiatoren mehrere PartnerInnen tatkräftig zur Seite: die LandesabteilungNatur und Landschaft, die Geme<strong>in</strong>den Laas, Schluderns, Glurns, Prad, Malsund Graun, das Bonifizierungskonsortium V<strong>in</strong>schgau, das Bezirksamt für LandwirtschaftSchlanders, die Energiegesellschaft Sel-Edison, das Landesamt für Gewässerschutz,die Umweltschutzgruppe V<strong>in</strong>schgau und die „Autorità di bac<strong>in</strong>o dell’Adige“(Etsch-E<strong>in</strong>zugsgebietsbehörde). Antragsteller und Projektkoord<strong>in</strong>ator war die LandesabteilungWasserschutzbauten.Aspekte der Gewässerbetreuung / des Gewässermanagements(1) Welche Aspekte im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Gewässerbetreuung / e<strong>in</strong>es Gewässermanagementswurden abgedeckt?Es wurden sowohl fachliche Aspekte als auch die Kommunikation abgedeckt. DasUntersuchungsgebiet wurde unter den Fachbrillen „Wassergefahren, Raumnutzung,Wasser- und Energiewirtschaft und Ökologie (terrestrische und aquatische) untersucht.Ist-Zustandsanalyse, Vernetzung, Soll-Zustand mit Leitbild, daraus leiten sichHandlungsfelder mit Maßnahmenvorschlägen ab. Kommunikation bestand <strong>in</strong> Informationund Beteiligung: Information durch Info-Folder, Projekt-Präsentationen aufBildschirmen <strong>in</strong> allen Untersuchungsgeme<strong>in</strong>den, Homepage, Medienpartnerschaftenund zahlreiche Presseartikel, Kam<strong>in</strong>gespräche, Ausstellung, Exkursion, Vorträge,Schulaktion mit Flussbus, Flussfest, Abschlussbroschüre. E<strong>in</strong> eigens entworfenes Logobegleitete das gesamte Projekt.(2) Wer hat die Gewässerbetreuung / das Gewässermanagement durchgeführt?War e<strong>in</strong>e Person oder e<strong>in</strong> Team dafür zuständig?Das Projekt „Etschdialog“ wurde von der Landesabteilung Wasserschutzbauten derAutonomen Prov<strong>in</strong>z Bozen – Südtirol <strong>in</strong>itiiert. Für die Umsetzung und F<strong>in</strong>anzierungstanden den Projekt<strong>in</strong>itiatoren mehrere Partner tatkräftig zur Seite, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sogenannten Steuerungsgruppe das Projekt „lenkten“. Koord<strong>in</strong>iert wurde der Etsch dialogvon e<strong>in</strong>er privaten Firma, die Berichte, Kommunikation, Anbote und Beauftragungendurchführte. E<strong>in</strong> professionelles Kommunikationsbüro (PR-Agentur) wurde mit derÖffentlichkeitsarbeit beauftragt, das es verstand, Fach<strong>in</strong>fos e<strong>in</strong>fach darzustellen. Fürjedes Arbeitspaket war e<strong>in</strong> externes Büro zuständig.(3) Wie wurde die Öffentlichkeit im konkreten Projekt e<strong>in</strong>gebunden bzw.beteiligt?Während der drei Jahre Projektlaufzeit wurden rund 50 Interessenvertreter (Vertretervon Geme<strong>in</strong>den, Verbänden, Vere<strong>in</strong>igungen und zuständige Behördenvertreter) durchacht so genannte Flussraum-Foren am Projekt und am Entscheidungsprozess beteiligt.Dabei fanden eigens dafür gedruckte Blöcke und Mappen sowie Roll-ups Verwendung.1. Forum – Information, 2. Forum – Spielregeln, 3. Forum – Analyseergebnisse, 4. Forum– Vernetzung, 5. Forum – Leitbild, 6. Forum – Maßnahmenvorschläge, 7. Forum– Handlungsfelder, 8. Forum – Prioritäten und Zuständigkeiten der umzusetzendenMaßnahmen, die Koord<strong>in</strong>ierungsbedarf haben, es gibt auch viele Maßnahmen ohnegroßen Koord<strong>in</strong>ierungsaufwand, die <strong>in</strong> den Zuständigkeitsbereich von Behörden fallen.Im April/Mai 2010 wurde der Maßnahmenkatalog fertig gestellt und die Zuständigkeitenverteilt. Alle Teilnehmer hatten „Hausaufgaben zu erfüllen“, z.B. hat die AbteilungWasserschutzbauten mit der Projektierung zum Hochwasserschutz Laas sowie mitBaumaßnahmen begonnen, die Geme<strong>in</strong>den mussten ihre BewohnerInnen <strong>in</strong>formierenSeite 75


10. Anhang / 10.4 Fallbeispiel Etschdialogund sensibilisieren. Auch weiterh<strong>in</strong> trifft sich das Forum e<strong>in</strong>mal pro Jahr, währenddessendie e<strong>in</strong>zelnen Institutionen Bericht erstatten.(4) Wo lag im Bezug auf Gewässerbetreuung/-management die größteorganisatorische bzw. fachliche Schwäche?Diese liegt <strong>in</strong> der Neuartigkeit des Instruments „Flussraummanagement“, mit dem dieÖffentlichkeit / InteressenvertreterInnen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Prozess e<strong>in</strong>gebunden werden, wo sieInformationen erhalten und dann konkret mitarbeiten sollen. Die Mitarbeit ist e<strong>in</strong>es,die Weitergabe der erhaltenen Informationen an die Mitglieder des Verbandes ist jedochschon schwieriger. Fachlich ist e<strong>in</strong> sehr kritischer Moment, sobald man von den „abstrakten“und allgeme<strong>in</strong>en Leitsätzen immer genauer wird. Die allgeme<strong>in</strong>en Leitsätzewerden von e<strong>in</strong>er breiten Mehrheit (ALLE) mitgetragen. Wenn es dann konkreter wird,sobald es parzellenscharf wird, treten die ersten Widerstände auf. Da gilt es, offen zusprechen, Argumente und Gegenargumente anzuhören, ernst zu nehmen und das geme<strong>in</strong>sameZiel im Leitbild nicht aus den Augen zu verlieren. Dafür lohnt sich dann schonder große organisatorische Aufwand, der mit solchen Projekten verbunden ist.(5) Wo lag im Bezug auf Gewässerbetreuung/-management die größteorganisatorische bzw. fachliche StärkeDie wesentliche Stärke ist das Arbeiten und Entscheiden auf breitem Konsens. Dasbraucht Zeit und viel Diskussionen und gegenseitiges Zuhören, wenn aber e<strong>in</strong>mal dieZielrichtung vere<strong>in</strong>bart ist, dann s<strong>in</strong>d die Maßnahmen oder das Vorgehen akzeptiert.E<strong>in</strong>e weitere Stärke ist das <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Arbeiten.(6) Was s<strong>in</strong>d Schlüsselfaktoren, damit Gewässerbetreuung/-managementfunktioniert?Für mich gibt es Schlüsselphasen und Schlüsselpersonen. Schlüsselphasen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> guterschwungvoller Start (z.B. gute Projektvorbereitung), dann die Phase vom Leitbild zurUmsetzung, vom Allgeme<strong>in</strong>en zum Konkreten. Engagierte Schlüsselpersonen tragen dasProjekt immer erfolgreich weiter. Wichtig ist auch, dass alle Mitarbeiter und Betroffenenstets auf derselben Ebene kommunizieren. Dabei ist wesentlich, dass die fachlichenInhalte allgeme<strong>in</strong> verständlich aufbereitet und präsentiert werden, es geht um verständlicheInformationen für alle.(7) Wo sehen Sie die Hauptaufgabe von Gewässerbetreuung/-management?E<strong>in</strong>e Hauptaufgabe des Flussraummanagements ist es, den Schritt von der Multidiszipl<strong>in</strong>aritäth<strong>in</strong> zur Interdiszipl<strong>in</strong>arität zu machen. E<strong>in</strong>e zweite Herausforderung besteht <strong>in</strong> der Beteiligungder InteressenvertreterInnen und der Öffentlichkeit. Partizipation ist das Schlagwort.(8) Wie schätzen Sie die Zukunft von Gewässerbetreuungen e<strong>in</strong>?Komplexe Probleme können nur geme<strong>in</strong>sam gelöst werden. Flussraummanagement iste<strong>in</strong> wichtiges Instrument für e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen Weg zur nachhaltigen Entwicklung vonFlussräumen. Nicht jeder plant und führt Maßnahmen für sich alle<strong>in</strong> durch, sondern dergeme<strong>in</strong>same Weg, geme<strong>in</strong>same Entscheidungen stehen im Vordergrund.(9) Was möchten Sie zukünftigen BetreuerInnen und ManagerInnen unsererGewässer mit auf den Weg geben?ProjektleiterInnen, welche Projekte zu Flussraummanagement koord<strong>in</strong>ieren, brauchensehr viel Geduld, sowohl bei der Ausarbeitung der Managementpläne wie oft noch vielSeite 76


10.4 Fallbeispiel Etschdialog / 10. Anhangmehr bei der Umsetzung der Maßnahmen. Ebenso notwendig ist es, die Vision desFlussraummanagements für e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same nachhaltige Entwicklung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gebietnicht aus den Augen zu verlieren. Interdiszipl<strong>in</strong>äre Arbeitsweise und Partizipationvieler Akteure, damit muss e<strong>in</strong>(e) ProjektleiterIn auch umgehen können. Nicht eigeneInteressen verfolgen, sondern Entscheidungen im KONSENS.Projektkoord<strong>in</strong>ator: Dr. Willigis GallmetzerInterviewpartner: Dr. Willigis GallmetzerHomepage: www.etschdialog.itSeite 77


10. Anhang / 10.5 Fallbeispiel Flussraumbetreuung Obere Traun10.5 Fallbeispiel Flussraumbetreuung Obere Traun©<strong>WWF</strong>Österreich / T. NikowitzAbb. 37: ÜberschwemmterNebenarm<strong>in</strong> Lahnste<strong>in</strong> e<strong>in</strong>Jahr nach Wiederanb<strong>in</strong>dungbeim 10-jährlichen Hochwasserim Juni 2009Projektbeschreibung / Ziele:Die Flussraumbetreuung ist e<strong>in</strong> Modellprojekt und stellt im Zuge ökologischer undflussbaulicher Maßnahmen an der Oberen Traun e<strong>in</strong> B<strong>in</strong>deglied zwischen ausführendenDienststellen des Bundes und der Länder, ÖBf AG, GrundbesitzerInnen, Geme<strong>in</strong>den undBürgerInnen dar. Ziele der Flussraumbetreuung s<strong>in</strong>d:•Ökologische Begleitung der Umsetzung des Gewässerbetreuungskonzeptes ObereTraun zwischen Obertraun und Ebensee seit April 2007•Erstellung e<strong>in</strong>er Defizitanalyse und von Maßnahmenvorschlägen für die steirischenTraunen seit April 2009•Ausweitung des Planungsraumes auf das E<strong>in</strong>zugsgebiet (Wildbäche) unter aktiverE<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der Dienststellen der Wildbach- und Law<strong>in</strong>enverbauung (die.wildbach)•Flächensicherung am Fluss•Abstimmung der unterschiedlichen Interessengruppen an der Traun•Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstse<strong>in</strong>sbildung über den Wert naturnaher Flüsse►Projektgebiet: Österreich/Oberösterreich, Steiermark (8 Geme<strong>in</strong>den)Obere Traun vom steirischen Ursprungsgebiet bis zum Traunsee <strong>in</strong> Oberösterreich(ca. 100 Fkm; 1.258 km² EZG; ca. 80 ha Auwald von ÖBf )Seite 78


10.5 Fallbeispiel Flussraumbetreuung Obere Traun / 10. Anhang►Projektlaufzeit: Flussraumbetreuung I: 2007–2009, Flussraumbetreuung II:2009–2011►Projektbudget: Flussraumbetreuung I: 78.200 €Flussraumbetreuung II: 162.300 €(für Flussraumbetreuung ohne Maßnahmenumsetzung)►Projektgrundlagen: Gewässerbetreuungskonzept Obere Traun (OÖ); Defizitanalysean den steirischen Traunen während der Projektlaufzeit (Steiermark)►Projektorganisation:Steuerungsgruppe Flussraumbetreuung Obere TraunBMLFUW, Abteilung VII, Schutzwasserwirtschaft (DI Drago Pleschko)BMLFUW, Abteilung VII, Nat. Wasserwirtschaft (Mag. Gisela Ofenböck)Land OÖ, Büro LR Anschober (Mag. Wolfgang He<strong>in</strong>isch; Torben Walter, MA)Land OÖ, Abteilung Oberflächengewässerwirtschaft (HR DI Peter Pfeffer; HR DI Gerhard Fenzl)Land OÖ, Wasserwirtschaftliches Planungsorgan (Dr. Franz Überwimmer)Land OÖ, Umweltakademie (DI Wolfgang Rescheneder) – bis 2009Land Steiermark, FA 19B (Dr. Norbert Baumann; HR DI Rudolf Hornich) – ab 2009<strong>WWF</strong> Österreich (Dr. Bernhard Kohler, Andreas Wurzer)Flussraumbetreuung Obere Traun – Projektbüroangestellt beim <strong>WWF</strong> AT(Flussraumbetreuer Mag. Leopold Feichtigern FRBT I,Flussraumbetreuer<strong>in</strong> Mag. Tanja Nikowitz FRBT II)Dienststellen der Bundeswasserbauverwaltung:Gewässerbezirk Gmunden(Ing. Wilhelm Laimer)Referat Wasserwirtschaft Baubezirksleitung Liezen(DI Wolfgang Pölzl)ÖsterreichischeBundesforste AGals Grundbesitzer undFischereiberechtigter(Ing. Matthias Po<strong>in</strong>t<strong>in</strong>ger)Andere Dienststellen/Stakeholder:Fischerei, Geme<strong>in</strong>den, BürgerInnen,Naturschutz KraftwerksbetreiberInnenWildbach- und Law<strong>in</strong>enverbauung etc.Abb. 38: Organigramm zur Flussraumbetreuung Obere TraunDie Flussraumbetreuung ist e<strong>in</strong> Kooperationsprojekt von Lebensm<strong>in</strong>isterium, denLändern Oberösterreich und Steiermark, der Österreichischen Bundesforste AG unddes <strong>WWF</strong>, die das Projekt auch geme<strong>in</strong>sam f<strong>in</strong>anzieren. Alle PartnerInnen s<strong>in</strong>d auch<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Steuerungsgruppe vertreten, die über den Projektfortgang <strong>in</strong>formiert wird undletztlich Entscheidungen trifft. Angestellt ist die Flussraumbetreuung im Modellprojektüber den <strong>WWF</strong>. Die Wildbach- und Law<strong>in</strong>enverbauung wird <strong>in</strong> das Projekt e<strong>in</strong>gebunden,ist aber <strong>in</strong> der Kooperation nicht vertreten. In der ersten Periode wurde e<strong>in</strong>Flussraumbetreuer mit 30 Wochenstunden und anschließend e<strong>in</strong>e Flussraumbetreuer<strong>in</strong>mit 40 Stunden pro Woche e<strong>in</strong>gesetzt, die mit e<strong>in</strong>em Projektbüro vor Ort e<strong>in</strong>gerichtetist. Die Flussraumbetreuung arbeitet regional mit den Dienststellen der Bundeswasserbauverwaltung,Wildbach- und Law<strong>in</strong>enverbauung und ÖBf AG zusammen.Seite 79


10. Anhang / 10.5 Fallbeispiel Flussraumbetreuung Obere Traun©<strong>WWF</strong> Österreich / L. Feicht<strong>in</strong>gerAbb. 39: Schulexkursion Obere TraunAspekte der Gewässerbetreuung / des Gewässermanagements(1) Welche Aspekte im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Gewässerbetreuung / e<strong>in</strong>es Gewässermanagementswurden abgedeckt?•Regelmäßige Jours fixes mit den Dienstellen der Bundeswasserbauverwaltung und ÖBfAG als Grundbesitzer und Fischereiberechtigte an der Traun; Austausch mit anderenVerwaltungse<strong>in</strong>heiten wie Naturschutz und WLV•Kommunikation mit den Geme<strong>in</strong>den und InteressenvertreterInnen•Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit•Initiierung und Betreuung von Aktivitäten: Radioprojekt; Monitor<strong>in</strong>g; Feste oder beispielsweisee<strong>in</strong> Wiederansiedlungsprojekt der Deutschen Tamariske•Präsentationen und Austausch über das Modellprojekt auf Fachtagungen(2) Wer hat die Gewässerbetreuung / das Gewässermanagement durchgeführt?War e<strong>in</strong>e Person oder e<strong>in</strong> Team dafür zuständig?Die Gewässerbetreuung wurde im Modellprojekt durch me<strong>in</strong>en Vorgänger und michals eigens dafür e<strong>in</strong>gesetzte Flussraumbetreuer abgedeckt. Ich werde jedoch <strong>in</strong> vielenBereichen von unserem <strong>WWF</strong>-Team unterstützt, sei es durch ÖkopädagogInnen, unsererPresse- und Market<strong>in</strong>gabteilung oder fachlichen Austausch mit KollegInnen.Seite 80


10.5 Fallbeispiel Flussraumbetreuung Obere Traun / 10. Anhang(3) Wie wurde die Öffentlichkeit im konkreten Projekt e<strong>in</strong>gebunden bzw.beteiligt?Die Schulen, LehrerInnen und andere MultiplikatorInnen werden über Projekte oderExkursionen e<strong>in</strong>gebunden. Bei den sommerlichen Ferienspielen <strong>in</strong> den Geme<strong>in</strong>dengestalten wir für alle K<strong>in</strong>der der Geme<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>en Tag am Bach oder Fluss. Weiters werdenzu Flussrenaturierungen und übers Jahr verteilt Exkursionen angeboten, die sich anAnra<strong>in</strong>erInnen und alle Interessierten richten. Genauso gab es Führungen zum Informationsaustauschmit Fachleuten. Zu geplanten flussbaulichen Maßnahmen werden <strong>in</strong> denGeme<strong>in</strong>den vorab Informations- und Diskussionsveranstaltungen abgehalten.(4) Wo lag im Bezug auf Gewässerbetreuung/-management die größteorganisatorische bzw. fachliche Schwäche?Im Modellprojekt galt es die genauen Aufgaben der Flussraumbetreuung erst zu def<strong>in</strong>ieren.Dies stellte uns natürlich auch vor Herausforderungen: <strong>in</strong>dem beispielsweiseKommunikationsstrukturen erst aufgebaut werden mussten; oder da e<strong>in</strong>e Flussraumbetreuungke<strong>in</strong>e behördliche Stellung wie andere Parteien hat, ist es nicht immerselbstverständlich, über Projekte <strong>in</strong>formiert zu se<strong>in</strong> oder auch Stellung nehmen zukönnen. Da die steirischen Traunen im Vergleich zum oberösterreichischen Teil wederals prioritärer Sanierungsraum ausgewiesen s<strong>in</strong>d noch e<strong>in</strong> GBK erstellt wurde, ist hierme<strong>in</strong>e Aufgabe als Flussraumbetreuer<strong>in</strong> viel schwieriger umzusetzen. Um tatsächlichauf E<strong>in</strong>zugsgebietsniveau zu arbeiten, wäre auch e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der WLV als Kooperationspartner<strong>in</strong> der Projektstruktur wichtig.(5) Wo lag im Bezug auf Gewässerbetreuung/-management die größteorganisatorische bzw. fachliche Stärke?Ganz gut funktioniert die regionale Vernetzung mit den Geme<strong>in</strong>den, Schulen und auchMedien, für die alle unbestritten die Präsenz mit e<strong>in</strong>em Büro der Flussraumbetreuungim Projektgebiet wichtig ist. „Jours fixes“ ermöglichen e<strong>in</strong>en sehr guten Austausch mitdem Gewässerbezirk, den Bundesforsten und mit der Baubezirksleitung. Wichtig istbestimmt auch, dass mit den Bundesforsten die Grundbesitzer und Fischereiberechtigtenals Kooperationspartner direkt e<strong>in</strong>gebunden s<strong>in</strong>d. Die Verwaltung profitiert bei derUmsetzung sehr davon, dass die Bevölkerung besser <strong>in</strong>formiert und auch e<strong>in</strong>gebundenist. E<strong>in</strong> weiterer immenser Mehrwert ist es, die ökologischen Bedürfnisse am Gewässerimmer mitzudenken und voranzutreiben.(6) Was s<strong>in</strong>d Schlüsselfaktoren, damit Gewässerbetreuung/-managementfunktioniert?Es braucht sehr klare Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und e<strong>in</strong> def<strong>in</strong>iertes Aufgabenprofil, damite<strong>in</strong>e Flussraumbetreuung im vorhandenen Verwaltungsapparat s<strong>in</strong>nvoll agieren kannund wahrgenommen wird. Entsprechende Planungsgrundlagen wie Gewässerbetreuungskonzepteoder Gewässerentwicklungskonzepte s<strong>in</strong>d erforderlich. Damit e<strong>in</strong>e Betreuungregional etwas br<strong>in</strong>gt, muss sie langfristig angesiedelt se<strong>in</strong>. Für den regionalenErfolg und Identifikation ist es wichtig, e<strong>in</strong>e Person als FlussraumbetreuerIn zu haben.Dennoch muss dieser Betreuer, diese Betreuer<strong>in</strong> von e<strong>in</strong>em Büro oder e<strong>in</strong>er Organisationgestützt werden – um den vielfältigen Aufgaben gerecht werden zu können. Allemvoran muss es e<strong>in</strong>e entsprechende F<strong>in</strong>anzierung geben.(7) Wo sehen Sie die Hauptaufgabe von Gewässerbetreuung/-management?Zum e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> der Information und Partizipation der betroffenen Bevölkerung, zumanderen <strong>in</strong> der Koord<strong>in</strong>ation und im Vorantreiben von ökologischen flussbaulichenSeite 81


10. Anhang / 10.5 Fallbeispiel Flussraumbetreuung Obere TraunMaßnahmen auf E<strong>in</strong>zugsgebietsniveau. Und vor allem an Gewässern, wo es darum geht,Konflikte mit anderen Interessen zu entschärfen.(8) Wie schätzen Sie die Zukunft von Gewässerbetreuungen e<strong>in</strong>?Da wir es <strong>in</strong> und an unseren Gewässern mit sehr komplexen Aufgaben und Gesetzen zu tunhaben, deren Umsetzung <strong>in</strong> verschiedenen Verwaltungse<strong>in</strong>heiten liegt, wird e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same<strong>in</strong>gesetzte Betreuung <strong>in</strong> Flusse<strong>in</strong>zugsgebieten über Bundesländer und Verwaltungsgrenzenh<strong>in</strong>aus immer wichtiger. Damit kann ökologisch und wirtschaftlich s<strong>in</strong>nvoll geplant werden.(9) Was möchten Sie zukünftigen BetreuerInnen und ManagerInnen unsererGewässer mit auf den Weg geben?Da es kaum möglich ist, denn gesamten notwendigen fachlichen H<strong>in</strong>tergrund – von derÖkologie über die Kommunikation bis h<strong>in</strong> zum Wasserbau – <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Person mitzubr<strong>in</strong>gen,ist es für FlussraumbetreuerInnen sehr wichtig, neugierig, lernbereit, kommunikativzu se<strong>in</strong>, und den Austausch mit anderen ExpertInnen zu pflegen. Jedenfalls ist es e<strong>in</strong>esehr schöne und wichtige Aufgabe, bei der die Zukunft unserer Gewässer aktiv mitgestaltetwerden kann.Projektkoord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong> und Interviewpartner<strong>in</strong>:Mag. a Tanja NikowitzHomepage: www.wwf.at/traunSeite 82


10.6 Fallbeispiel LIFE-Projekt Auenverbund Obere Drau / 10. Anhang10.6 Fallbeispiel LIFE-Projekt Auenverbund Obere Drau©S.Tichy, Amt der Kärtner LandesregierungAbb. 40: Obere Draubei Kleblach-L<strong>in</strong>dProjektbeschreibung / Ziele:In den 90er-Jahren wurde vom Amt der Kärntner Landesregierung Abt. 18 UA Spittalan der Drau e<strong>in</strong> Gewässerbetreuungskonzept <strong>in</strong> Auftrag gegeben. In der Folge wurdemit ersten Rückbaumaßnahmen <strong>in</strong> Form von Flussaufweitungen begonnen. Die LIFE-Projekte I + II knüpften bzw. knüpfen an diese Bemühungen an. E<strong>in</strong> Schwerpunkt lagim Rückbau der Ufersicherungen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit großzügigen Flussaufweitungen.Weiters be<strong>in</strong>haltete das Projekt die Initiierung neuer und die Extensivierung bestehenderAuwaldbestände, die Neuanlage von Auengewässern, die Herstellung fischpassierbarerZubr<strong>in</strong>germündungen und spezielle Artenschutzmaßnahmen etwa für dieDeutsche Tamariske, den Zwergrohrkolben oder den Dohlenkrebs. Auch Besucherlenkung,Bewusstse<strong>in</strong>sschaffung/-stärkung sowie e<strong>in</strong>e verstärkte <strong>in</strong>ternationale Zusammenarbeitwaren und s<strong>in</strong>d wichtige Ziele des Projektes.Seit 1999 wurden an der Oberen Drau im Rahmen von LIFE-Projekten:•11 Kilometer Ufer rückgebaut•2 Kilometer Zubr<strong>in</strong>gerbäche renaturiert•mehr als 25 Augewässer neu geschaffen•60 Hektar Grund für die Revitalisierung erworben•40 Hektar Auwald gesichert•100 Hektar Flusslandschaft <strong>in</strong> das Natura-2000-Schutzgebiet aufgenommen•2 Wassererlebniszonen mit Besucherplattformen e<strong>in</strong>gerichtetBis Projektende 2011 werden weitere vier Kilometer Drau renaturiert.Seite 83


10. Anhang / 10.6 Fallbeispiel LIFE-Projekt Auenverbund Obere Drau►Projektgebiet: Österreich/Kärnten (12 Geme<strong>in</strong>den)Obere Drau von der Landesgrenze zu Tirol bei Oberdrauburg bis zum Draustau Paternionöstlich von Spittal an der Drau (977 ha / 68,5 Fkm / 4.800 km² EZG)►Projektlaufzeit: LIFE I: Auenverbund Obere Drau: 1999–2003LIFE II: Lebensader Obere Drau: 2006–2011►Projektbudget: Auenverbund Obere Drau: 6.280.000 €Lebensader Obere Drau: 3.828.262 €►Projektgrundlagen: Gewässerbetreuungskonzept Obere Drau, RUVP für KWzwischen Sachsenburg und Mautzbrücken, Landschaftskonzept Oberes Drautal, LandschaftspflegeplanBaldramsdorfer Feld, Gebietsmanagementplan Natura-2000-GebietObere Drau►Projektorganisation:OrganigrammAntragstellerBUNDESWASSERBAUVERWALTUNG vertretendurch das Amt der Kärntner Landesregierung,Abteilung 18 – WasserwirtschaftProjektverantwortungProjektleitungAmt der Kärntner Landesregierung,Abteilung 18 – WasserwirtschaftDI Franz PichlerProjektkoord<strong>in</strong>atorrevital ecoconsultDI Klaus MichorProjektsteuerungSteuerungsgruppe(fällt wesentliche Entscheidungen)Projektleitung (DI Pichler)Projektkoord<strong>in</strong>ator (DI Michor)Leiter Arbeitsgruppe Wasserbau (Ing. Mandler)Leiter Arbeitsgruppe Öffentlichkeitsarbeit (DI Pichler)Leiter Arbeitsgruppe Monitor<strong>in</strong>g (Dr. Petutschnig)Leiter Arbeitsgruppe Managementplan/Info-ZentraleBundeswasserbauverwaltung Kärnten (DI Sere<strong>in</strong>ig)Amt der Kärntner Landesregierung,Abt. 17 – Straßenbau (DI Tupp<strong>in</strong>ger)BMLFUW – Abteilung II/4 (Dr. Sigmund)<strong>WWF</strong> Österreich (Mag. Schneidergruber)ProjektumsetzungArbeitsgruppeÖffentlichkeitsarbeitLeitung: DI PichlerArbeitsgruppeMonitor<strong>in</strong>g/VertragsnaturschutzLeitung: Dr. W.PetutschnigArbeitsgruppeWasserbauLeitung: Ing. MandlerArbeitsgruppeManagementplan/Info-ZentraleLeitung: DI Sere<strong>in</strong>igAbb. 41: Projektorganisation LIFE Auenverbund Obere DrauSeite 84


10.6 Fallbeispiel LIFE-Projekt Auenverbund Obere Drau / 10. AnhangDie Projektleitung wird durch den Vertreter der Bundeswasserbauverwaltung beimAmt der Kärntner Landesregierung (LIFE I: DI Franz Pichler; LIFE II: DI Norbert Sere<strong>in</strong>ig)wahrgenommen. Die Koord<strong>in</strong>ation des Projektes erfolgt durch e<strong>in</strong>en externenBetreuer („Projektkoord<strong>in</strong>ator“), der die organisatorische Abwicklung, das Verfassenvon Zwischen- und Endberichten, den Aufbau e<strong>in</strong>er Informationszentrale, GIS-Arbeitensowie die Koord<strong>in</strong>ation der Öffentlichkeitsarbeit übernimmt. Der Projektleitersteht der Steuerungsgruppe vor, <strong>in</strong> der neben dem Projektkoord<strong>in</strong>ator auch die f<strong>in</strong>anzierendenStellen vertreten s<strong>in</strong>d. Die Steuerungsgruppe prüft den Projektfortschrittund trifft projektrelevante Entscheidungen. Zu den fachlichen Schwerpunkten desProjektes wurden vier Arbeitsgruppen e<strong>in</strong>gerichtet (siehe Organigramm zu LIFE I).Aspekte der Gewässerbetreuung / des Gewässermanagements(1) Welche Aspekte im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Gewässerbetreuung / e<strong>in</strong>es Gewässermanagementswurden abgedeckt?•Hilfestellung bei der Kommunikation <strong>in</strong>nerhalb der Verwaltungse<strong>in</strong>heiten (Wasserwirtschaft/WLV/Naturschutz/ÖWGetc.)•Kommunikation mit Interessierten und Betroffenen (Bürgermeister, Grundbesitzer,Jäger, Landwirte, Tourismus etc.)•Allgeme<strong>in</strong>e Öffentlichkeitsarbeit: Spatenstich, Eröffnungsfeste, Pressemeldungen,Folder, Posterausstellung, Videofilm etc.•Bildungsarbeit und Erfahrungsaustausch (Aktionen mit Schulen; Exkursionen mitInteressierten, Fachexperten, Studenten; Exkursionen <strong>in</strong> andere LIFE-Projektgebiete)•Präsentation der LIFE-Projekte nach außen auf Fachtagungen, Symposien etc.•Monitor<strong>in</strong>g und Erfolgskontrolle (Flussmorphologie, Gewässerökologie)(2) Wer hat die Gewässerbetreuung / das Gewässermanagement durchgeführt?War e<strong>in</strong>e Person oder e<strong>in</strong> Team dafür zuständig?Gewässerbetreuung im S<strong>in</strong>ne der Projektkoord<strong>in</strong>ation wurde im vorliegenden Projektdurch e<strong>in</strong> Team der Firma Revital durchgeführt. Die drei befassten Personen (Michor,Unterlercher, Seidler) hatten unterschiedliche Rollen: Kommunikationsaufgabenund <strong>in</strong>haltliche Steuerung, koord<strong>in</strong>ative und technische Abwicklung (Protokoll- undBerichtswesen) und organisatorische Aufgaben (Betreuung der Datenzentrale, Homepage,E<strong>in</strong>ladungen etc.).(3) Wie wurde die Öffentlichkeit im konkreten Projekt e<strong>in</strong>gebunden bzw.beteiligt?Die Beteiligung der Öffentlichkeit erfolgte bei den bisherigen LIFE-Projekten e<strong>in</strong>erseitsauf e<strong>in</strong>er allgeme<strong>in</strong>en <strong>in</strong>formellen Ebene (Homepage, Folder, Broschüre, Presseartikeletc.); <strong>in</strong> bestimmte Planungsprozesse (z.B. Besucherlenkung) wurde die betroffeneBevölkerung (Grundbesitzer, Fischer, Jäger, Landwirte etc.) auf partizipativer Ebenee<strong>in</strong>gebunden. Weiters gab es zahlreiche Präsentationsveranstaltungen, Exkursionen,Aktionstage, Schulprojekte etc. Ganz wichtig war auch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Medienarbeit(Berichte <strong>in</strong> Zeitungen, Radio, Fersehen).Seite 85


10. Anhang / 10.6 Fallbeispiel LIFE-Projekt Auenverbund Obere Drau(4) Wo lag im Bezug auf Gewässerbetreuung/-management die größteorganisatorische bzw. fachliche Schwäche?In den bisherigen Projekten konnte wegen der limitierten Budgetmittel nur begrenzt Zeitfür die Gewässerbetreuung aufgewendet werden. Insgesamt standen ca. 300 Arbeitsstundenpro Jahr zur Verfügung. Da Flussraumbetreuung e<strong>in</strong>e sehr zeit<strong>in</strong>tensive undfordernde Aufgabe ist, würde die Tätigkeit größere Personalressourcen erfordern. Idealwäre e<strong>in</strong>e eigene Personalstelle für diese Aufgabe.Als weitere Schwierigkeit erwies sich die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der Raumplanung. Grund: zu wenigeAnsprechpartner. Der Tourismus wurde mitberücksichtigt, allerd<strong>in</strong>gs war es schwierig,über die E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>teressen der Geme<strong>in</strong>den h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong> Konzept zu erstellen.(5) Wo lag im Bezug auf Gewässerbetreuung/-management die größteorganisatorische bzw. fachliche Stärke?Die bewusst forcierte Öffentlichkeitsarbeit erweist sich als e<strong>in</strong>e der größten Stärken ander Oberen Drau. In zahlreichen partizipativen Prozessen konnte e<strong>in</strong>e gute Gesprächsbasisund e<strong>in</strong>e gewisse „Nähe“ zur Bevölkerung (Grundbesitzer, Landwirte …) aufgebautwerden. Dies erzeugt e<strong>in</strong>e positive Stimmung gegenüber dem Projekt <strong>in</strong> der Bevölkerung,was wiederum die Umsetzungschancen von Maßnahmen massiv verbessert.Darüber h<strong>in</strong>aus liegt e<strong>in</strong>e wesentliche Stärke des Projektes <strong>in</strong> der funktionierenden Zusammenarbeitder e<strong>in</strong>zelnen Verwaltungsebenen (WLV, BWV, LW, FW, Gewässerschutzund Naturschutz, ÖWG).(6) Was s<strong>in</strong>d Schlüsselfaktoren, damit Gewässerbetreuung/-managementfunktioniert?•Gewässerbetreuung kann weit gespannt se<strong>in</strong>: von der Konzeption bis zur Umsetzung.Sie muss daher im konkreten Projekt zielangepasst agieren. E<strong>in</strong> klares Jobprofilmit def<strong>in</strong>ierten Aufgabenbereichen ist unbed<strong>in</strong>gt notwendig.•Um Veränderungen bewirken zu können, muss Gewässerbetreuung mittel- bislangfristig angesiedelt se<strong>in</strong> (mehrjähriges Betätigungsfeld).•An funktionierende Gewässerbetreuung wird e<strong>in</strong> hohes Anforderungsprofilgestellt. Neben guten fachlichen und sozialen Kompetenzen ist e<strong>in</strong>e sehr gute Kommunikationsfähigkeitgrundlegend.(7) Wo sehen Sie die Hauptaufgabe von Gewässerbetreuung/-management?Gewässerbetreuung ist vor allem an Gewässern mit großem Handlungsbedarf notwendig,und sollte parallel zu e<strong>in</strong>em laufenden Revitalisierungsprojekt stattf<strong>in</strong>den. Sie wird vorallem dort gebraucht, wo konkrete Aufgabenstellungen e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>tegrativen Ansatz unentbehrlichmachen.(8) Wie schätzen Sie die Zukunft von Gewässerbetreuungen e<strong>in</strong>?Großer Bedarf an Gewässerbetreuung besteht vor allem bei schutzwasserwirtschaftlichenProjekten mit großem Flächenbedarf und Nutzungskonflikten. Aufgrund des steigenden Flächenbedarfswird auch der Bedarf an Flussraumbetreuungen steigen. Darüber h<strong>in</strong>aus wird e<strong>in</strong>ee<strong>in</strong>zugsgebietsbezogene Zusammenarbeit zwischen der Bundeswasserbauverwaltung und derWildbach- und Law<strong>in</strong>enverbauung verstärkt notwendig se<strong>in</strong>.Seite 86


10.6 Fallbeispiel LIFE-Projekt Auenverbund Obere Drau / 10. Anhang(9) Was möchten Sie zukünftigen BetreuerInnen und ManagerInnen unsererGewässer mit auf den Weg geben?Gewässerbetreuung ist e<strong>in</strong>e sehr herausfordernde Tätigkeit mit vielen Facetten. Es isthohe soziale Kompetenz notwendig, vieles muss aber auch durch „learn<strong>in</strong>g by do<strong>in</strong>g“erprobt werden.Wenn die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen passen, ist Gewässerbetreuung e<strong>in</strong> „Traumjob“ fürMenschen, denen unsere Flüsse am Herzen liegen.Projektkoord<strong>in</strong>ator und Interviewpartner:DI Klaus MichorHomepage: www.life-drau.at/Seite 87


10. Anhang / 10.7 Fallbeispiel LIFE-Projekt LafnitzAbb. 42: Lafnitzzwischen Lafnitz undLoipersdorf – Kitzladen10.7 Fallbeispiel LIFE–Projekt LafnitzProjektbeschreibung / Ziele:Im Rahmen der Grundzusammenlegung Lafnitz wurde <strong>in</strong> Zusammenarbeit von Agrarbehörde,Wasserbau, Geme<strong>in</strong>den, Naturschutz und NGOs der Talboden der OberenLafnitz – von Lafnitz/Neustift im Norden bis Oberlungitz/Kitzladen im Süden – neugeordnet (Kommassierung). E<strong>in</strong>e ländliche Neuordnung im Interesse von Natur- undHochwasserschutz sowie von Land- und Forstwirtschaft. Hauptsächlich aus Mitteln derWasserwirtschaft wurden im Rahmen des LIFE-Naturprojektes Lafnitz I im Zusammenlegungsgebietim Talboden der Lafnitz beliebige Flächen erworben und diese zur Lafnitzh<strong>in</strong> umgelegt. Diese Flächen s<strong>in</strong>d nunmehr öffentliches Wassergut. Zwischen den landwirtschaftlichenNutzflächen und der Lafnitz ist e<strong>in</strong> breiter Pufferstreifen entstanden,der künftige Konflikte zwischen Landwirtschaft und Gewässerschutz h<strong>in</strong>tanhält. Südlichdes Gebietes wurden außerhalb des beschriebenen Verfahrens zur ländlichen Neuordnungzusätzliche Grundstücke oder Grundstücksteile privaten Eigentümern ebenfalls ausProjektmitteln abgelöst.Die zur Lafnitz umgelegten sowie die weiteren flussbegleitenden Grundflächen formene<strong>in</strong> breites öffentliches Wassergut und erlauben dynamische Wildflussabschnitte, artenreicheWiesenflächen und Auwaldflächen, die als Hochwasserrückhalteräume dienenund den „passiven Hochwasserschutz“ fördern. So konnte die Flussdynamik auf e<strong>in</strong>erLänge von fast 50 km zwischen Lafnitz und Rudersdorf erhalten werden.Die Herstellung des Fließgewässerkont<strong>in</strong>uums war das Ziel des zweiten LIFE-Projektes,Lafnitz II. Insgesamt wurde – von der Quelle bis zur Mündung der Lafnitz – e<strong>in</strong>e Reihevon Maßnahmen zur Verbesserung des Flussökosystems durchgeführt: Herstellung desFließgewässerkont<strong>in</strong>uums, Strukturverbesserungen sowie Gewässervernetzungen und„passiven Hochwasserschutz“. Für Fische wurden unüberw<strong>in</strong>dbare H<strong>in</strong>dernisse passierbargestaltet, umgangen oder entfernt. Durch die Erhöhung der Pflichtwasserabgabe vondrei Kle<strong>in</strong>kraftwerken wurde darüber h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong>e größere Wassermenge <strong>in</strong> den Restwasserstreckenund damit e<strong>in</strong>e verbesserte Durchgängigkeit ermöglicht.©Weidevere<strong>in</strong> Ramsargebiet Lafnitztal R. Hölzl/4nature►Projektgebiet: Österreich/ Burgenland, Steiermark (18 Geme<strong>in</strong>den), Ungarn(4 Geme<strong>in</strong>den)Lafnitz I: Obere und Mittlere Lafnitz zwischen der Ortschaft Lafnitz und Fürstenfeld(383 ha, 50 Fkm, 1.000 km² EZG)Lafnitz II: Ortschaft Lafnitz bis zur Mündung <strong>in</strong> die Raab (112 Fkm, 3.080 km² EZG)►Projektlaufzeit: Lafnitz I: 1998–2001, Lafnitz II: 2003–2007►Projektbudget: Lafnitz I: 1.030.826 € (EU-Zuschuss: 35%); Lafnitz II: 4,57 Mio. €(EU-Zuschuss: 40%)►Projektgrundlagen: Schutzwasserwirtschaftliches Projekt: „Lafnitz passiver HochwasserschutzLoipersdorf – Kitzladen“►Projektorganisation: Projektträger / Koord<strong>in</strong>ation / Öffentlichkeitsarbeit: Lafnitz ISeite 88


10.7 Fallbeispiel LIFE-Projekt Lafnitz / 10. Anhang+II: Weidevere<strong>in</strong> Ramsargebiet „Lafnitztal“Projektpartner: Lafnitz I: BMLF; BMUJF; Land Steiermark (Wasserbau); Land Burgenland(Naturschutz, Wasserbau); Geme<strong>in</strong>de Loipersdorf; Wasserverband Mittlere LafnitzLafnitz II: Land Burgenland (Abt. 9 Hauptreferat Wasserbau und Abfallwirtschaft, Abt.5 Hauptreferat Natur- und Umweltschutz); Land Steiermark (FA 19B Schutzwasserwirtschaftund Bodenhaushalt, FA 13C Naturschutz); West-Transdanubische Direktion fürUmweltschutz und Wasserwesen (Szombathely, Ungarn); BMLFUW; Stadtgeme<strong>in</strong>deFürstenfeld; Geme<strong>in</strong>de Loipersdorf-Kitzladen – und weitere UnterstützerInnen.Aspekte der Gewässerbetreuung / des Gewässermanagements(1) Welche Aspekte im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Gewässerbetreuung / e<strong>in</strong>es Gewässermanagementswurden abgedeckt?•Im Zuge der Grundzusammenlegung Lafnitz und der vorangegangenen GrundzusammenlegungWolfau sowie außerhalb dieser Verfahren wurden Grundflächen an derLafnitz erworben. Als Retentionsflächen dienen sie dem „passiven Hochwasserschutz“.Damit leisteten Wasserwirtschaft und Agrarbehörde e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e, aber beispielhafteWiedergutmachung für flussökologische Schäden, die etwa an der Unteren Lafnitz sowiean sehr vielen Flüssen unseres Landes im vergangenen Jahrhundert den Flussökosystemendurch Begradigung, harte Verbauung, Entwässerung und Zuschütten von Altarmenzugefügt wurden – Stichwort „10. Bundesland“! Erstmals wurde <strong>in</strong> Österreich auf e<strong>in</strong>emlängeren Flussabschnitt der „passive Hochwasserschutz“ erfolgreich erprobt.•Öffentlichkeitsarbeit(2) Wer hat die Gewässerbetreuung / das Gewässermanagement durchgeführt?War e<strong>in</strong>e Person oder e<strong>in</strong> Team dafür zuständig?Für die Gewässerbetreuung an der Lafnitz waren und s<strong>in</strong>d das WasserbaubezirksamtOberwart sowie die Baubezirksleitung Hartberg zuständig. Im Zuge des LIFE-Projektes– koord<strong>in</strong>iert durch den Weidevere<strong>in</strong> „Ramsargebiet Lafnitztal“ (e<strong>in</strong>e Projektleitungsowie vier Vorstandsmitglieder) – wurde e<strong>in</strong> zeitlich befristeter Maßnahmenplan umgesetzt,der ohne Mittel des LIFE-Programms nicht <strong>in</strong> der kurzen Zeitspanne sowie <strong>in</strong>diesem Umfang hätte durchgeführt werden können.(3) Wie wurde die Öffentlichkeit im konkreten Projekt e<strong>in</strong>gebunden bzw.beteiligt?Die Öffentlichkeit wurde über Folder, Presseaussendungen, die Website, über Plakate,e<strong>in</strong>e Wanderausstellung sowie im Rahmen von Festen <strong>in</strong>formiert und auf dem Laufendengehalten. E<strong>in</strong>mal im Jahr wurden alle Bürgermeister im Projektgebiet e<strong>in</strong>geladenund mit ihnen die Umsetzung des Projektes analysiert. Alle Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeitwurden e<strong>in</strong>vernehmlich mit den Geme<strong>in</strong>den im Lafnitztal abgewickelt.In Ungarn erfolgte die Öffentlichkeitsarbeit ebenfalls <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit derWasserwesensdirektion Szombathely und den ungarischen Geme<strong>in</strong>den.(4) Wo lag im Bezug auf Gewässerbetreuung/-management die größteorganisatorische bzw. fachliche Schwäche?Bis auf die Projektleitung arbeiten im Weidevere<strong>in</strong> „Ramsargebiet Lafnitztal“ nurehrenamtliche Mitarbeiter. Trotz beschränkter personeller Ressourcen wurden dieProjekte erfolgreich umgesetzt. Die Abwicklung von LIFE-Projekten wird allerd<strong>in</strong>gsdurch bürokratischen Aufwand erschwert.Seite 89


10. Anhang / 10.7 Fallbeispiel LIFE-Projekt Lafnitz(5) Wo lag im Bezug auf Gewässerbetreuung/-management die größteorganisatorische bzw. fachliche Stärke?•Unbürokratische Arbeitsweise des Weidevere<strong>in</strong>s•Engagiertes Team, das länderübergreifend zusammengearbeitet hat•Gewachsene überparteiliche und fachlich fundierte Kontakte zu den Geme<strong>in</strong>den•Gute E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung und Information der Schulen•Gelungene fachübergreifende Zusammenarbeit: LIFE-Projekte s<strong>in</strong>d für die Verwaltungene<strong>in</strong>e Zusatzaufgabe und können nur mit externer Unterstützung abgewickelt werden(6) Was s<strong>in</strong>d Schlüsselfaktoren, damit Gewässerbetreuung/-managementfunktioniert?E<strong>in</strong>e nachhaltige Wasserwirtschaft, <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit den betroffenen Geme<strong>in</strong>den,unterstützt von ehrenamtlichen Vere<strong>in</strong>en und engagierten Leuten.(7) Wo sehen Sie die Hauptaufgabe von Gewässerbetreuung/-management?Während e<strong>in</strong>es Projektes müssen konkrete Maßnahmen abgearbeitet werden, um diegesteckten Projektziele zu erreichen. Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d Öffentlichkeitsarbeit unddie laufende Gewässerkontrolle wichtige Aufgaben der Gewässerbetreuung. Denn nachabgeschlossenen LIFE-Projekten und Maßnahmen des „passiven Hochwasserschutzes“braucht es Erhaltungsmaßnahmen, um den Erfolg zu sichern.(8) Wie schätzen Sie die Zukunft von Gewässerbetreuungen e<strong>in</strong>?Gewässerbetreuung kann nicht dauerhaft privat, über NGOs oder geme<strong>in</strong>nützige Vere<strong>in</strong>e abgewickeltwerden. Es müssen die Weichen von der Politik gestellt, Gewässerbetreuung vom Staatwahrgenommen und Budgetmittel dafür reserviert werden.Außerdem sollen weitere Mittel für Flächenankauf zur Verfügung stehen, weil e<strong>in</strong>e Schwalbebekanntlich noch ke<strong>in</strong>en Sommer macht. Wo ist die nachhaltige Raumplanung, dieBauten aus Hochwasserzonen fernhält?(9) Was möchten Sie zukünftigen BetreuerInnen und ManagerInnen unsererGewässer mit auf den Weg geben?Es gibt e<strong>in</strong>en sehr großen Handlungs- und Flächenbedarf an unseren Flüssen. PositiveMaßnahmen im S<strong>in</strong>ne der Gewässerentwicklung können nur bei entsprechendempolitischem Willen umgesetzt werden. Vorzeigeprojekte wie die an der Lafnitz dürfennicht darüber h<strong>in</strong>wegtäuschen, dass es noch e<strong>in</strong> weiter Weg ist zum guten ökologischenZustand an den meisten Gewässern unseres Landes.Projektkoord<strong>in</strong>ator Lafnitz I und Interviewpartner:DI Wolfgang Pelikan, Amt der Burgenländischen Landesregierung,Geschäftsführer des Weidevere<strong>in</strong>s „Ramsargebiet Lafnitztal“Projektkoord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong> Lafnitz II: DI Maria Estella Dürnecker,Amt der Niederösterreichischen LandesregierungHomepage: www.umweltnet.at/article/articleview/27514/1/7166 (Lafnitz I), www.umweltnet.at/article/articleview/43799/1/8009(Lafnitz II), www.ramsar.atSeite 90


10.8 Fallbeispiel LIFE-Projekt LebensRaum Lies<strong>in</strong>g / 10. Anhang10.8 Fallbeispiel LIFE–Projekt LebensRaum Lies<strong>in</strong>g©<strong>WWF</strong> Österreich / V. ErnstAbb. 43: Lies<strong>in</strong>g beiKleder<strong>in</strong>gProjektbeschreibung / Ziele:In e<strong>in</strong>em Geme<strong>in</strong>schaftsprojekt der Wiener Magistratsabteilung 45 (Wiener Gewässer),Wienkanal und der Entsorgungsbetriebe Simmer<strong>in</strong>g wird das kanalartig, hartverbaute Ger<strong>in</strong>ne des Lies<strong>in</strong>gbaches <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en naturnahen, dem Typ entsprechendenFluss umgestaltet. Die Ziele dabei s<strong>in</strong>d vielfältig und auf Nachhaltigkeit ausgerichtet:wirtschaftliche Optimierung der Abwasserentsorgung, Wiederherstellung der ökologischenFunktionsfähigkeit des Gewässers und Verbesserung der Hochwassersicherheit.Die wesentlichen Parameter bei der Wiederherstellung des Lies<strong>in</strong>gbaches waren e<strong>in</strong>naturnaher Sohlaufbau, aufgelöste Sohlschwellen, Bachbett-Aufweitungen, Sohlstrukturierungenmit Buhnen und Wurzelstöcken sowie Ufersicherungen.►Projektgebiet: Österreich/WienVon der Stadtgrenze <strong>in</strong> Kleder<strong>in</strong>g flussaufwärts bis zur Kläranlage Blumental (5,3 Fkm/ 51 km² EZG)►Projektlaufzeit: ab Juli 2002►Projektbudget: Kosten der Flussrenaturierung: 7.270.000 €70% durch Entsorgungsbetriebe Wien-Simmer<strong>in</strong>g und BMLFUW30% s<strong>in</strong>d Gegenstand des LIFE-Projektes: 2.104.350 € (770.500 € von EU gefördert)►Projektgrundlagen: Leitprojekt, Erfahrungen aus den Revitalisierungsmaßnahmen„Willergasse“Seite 91


10. Anhang / 10.8 Fallbeispiel LIFE-Projekt LebensRaum Lies<strong>in</strong>g►Projektorganisation:Bauträger/Koord<strong>in</strong>ation: Magistrat der Stadt Wien (Abt. 45 – Wiener Gewässer)Planung: Ingenierbüro Neukirchen Ziviltechniker GmbH, Kirchner LandschaftsplanungÖffentlichkeitsarbeit und Begleitung im LIFE-Projekt: KNOLL – Planung & BeratungAspekte der Gewässerbetreuung / des Gewässermanagements(1) Welche Aspekte im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Gewässerbetreuung / e<strong>in</strong>es Gewässermanagementswurden abgedeckt?In dem Projekt LebensRaum Lies<strong>in</strong>g stand nicht nur der Hochwasserschutz im Vordergrund,sondern auch die Ökologie des Gewässers. Dies wurde <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Pflegekonzeptesdargestellt und <strong>in</strong> der Planung wie <strong>in</strong> der Betreuung ausreichend berücksichtigt.E<strong>in</strong> weiterer wesentlicher Aspekt war die Öffentlichkeitsarbeit, mit der schon e<strong>in</strong> Jahrvor Baubeg<strong>in</strong>n gestartet wurde.(2) Wer hat die Gewässerbetreuung / das Gewässermanagement durchgeführt?War e<strong>in</strong>e Person oder e<strong>in</strong> Team dafür zuständig?Für die Betreuung war e<strong>in</strong> dreiköpfiges Team der Magistratsabteilung 45 (Wiener Gewässer)zuständig. Das Team bestand aus e<strong>in</strong>er Projektleiter<strong>in</strong> und zwei Werkmeisternmit der Spezialausbildung „Gewässermeister“ (Ausbildungskurs des ÖsterreichischenWasser- und Abfallwirtschaftsverbandes).(3) Wie wurde die Öffentlichkeit im konkreten Projekt e<strong>in</strong>gebunden bzw.beteiligt?Schon e<strong>in</strong> Jahr vor Baubeg<strong>in</strong>n wurde e<strong>in</strong> Infozentrum als Glasconta<strong>in</strong>er geschaffen. Inmehreren Runden wurden die Anra<strong>in</strong>er über das Bauvorhaben und <strong>in</strong> weiterer Folgeüber die Baufortschritte <strong>in</strong>formiert. Darüber h<strong>in</strong>aus gab es für die betroffene Bevölkerungauch die Möglichkeit, Verbesserungsvorschläge oder Wünsche <strong>in</strong> die Planungene<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen.Um <strong>in</strong> der breiten Öffentlichkeit und bei allen Personengruppen Verständnis für e<strong>in</strong>eökologische Bewirtschaftung im und am Gewässer zu schaffen, wurden verschiedensteAktivitäten durchgeführt: Führungen für Schulklassen und verschiedene Interessengruppen,Sommerfeste sowie Führungen und Informationsveranstaltungen für Anra<strong>in</strong>er(Landwirte, Grundbesitzer, Interessenten). Die vielen Naherholungssuchenden aus Wienmachten darüber h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong>e Besucherlenkung unumgänglich.Um die Erfahrungen an der Lies<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>ternationalen Fachpublikum zu präsentieren,wurde im Wiener Rathaus e<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternationales Symposium mit Exkursionen angeboten.(4) Wo lag im Bezug auf Gewässerbetreuung/-management die größteorganisatorische bzw. fachliche Schwäche?Durch die Revitalisierungen und ökologischen Verbesserungen ist die Lies<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>wertvolles Naherholungsgebiet geworden. Durch die Stadtnähe und gute Erreichbarkeitkommen viele Besucher mit der U-Bahn und dem Rad an die Lies<strong>in</strong>g. Dies ist durchauspositiv zu bewerten und bestätigt die Wichtigkeit von Bach- und FlussrenaturierungenSeite 92


10.8 Fallbeispiel LIFE-Projekt LebensRaum Lies<strong>in</strong>g / 10. Anhangauch für uns Menschen. Jedoch ist dadurch der Nutzungsdruck gestiegen, weshalb dieBesucherlenkung e<strong>in</strong>e große Herausforderung an der Lies<strong>in</strong>g darstellt.(5) Wo lag im Bezug auf Gewässerbetreuung/-management die größteorganisatorische bzw. fachliche Stärke?E<strong>in</strong>e der wesentlichsten Stärken des Projektes war die positive Bewusstse<strong>in</strong>sbildungfür e<strong>in</strong> ökologisches Gewässer und den passiven Hochwasserschutz. Es wurde e<strong>in</strong> großesUmdenken <strong>in</strong> der Bevölkerung und der Verwaltung im H<strong>in</strong>blick auf den modernenHochwasserschutz erreicht. Es gab wenig Probleme, Unverständnis oder Beschwerdenwährend der Bauzeit durch die <strong>in</strong>tensive Öffentlichkeitsarbeit, sondern vielfach positiveRückmeldungen der Anra<strong>in</strong>er und Besucher.(6) Was s<strong>in</strong>d Schlüsselfaktoren, damit Gewässerbetreuung/-managementfunktioniert?E<strong>in</strong>erseits benötigen technische MitarbeiterInnen, die für die Betreuung e<strong>in</strong>es Gewässerszuständig s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>e entsprechende Ausbildung (z.B. Gewässermeister), um auchdie ökologische Funktionsfähigkeit zu verstehen. Andererseits braucht es f<strong>in</strong>anzielleMittel, e<strong>in</strong>en starken Willen und das nötige Verständnis.(7) Wo sehen Sie die Hauptaufgabe von Gewässerbetreuung/-management?Die Hauptaufgabe von Gewässerbetreuung ist es, den Zielanforderungen, die wir ane<strong>in</strong> Gewässer stellen, gerecht zu werden.(8) Wie schätzen Sie die Zukunft von Gewässerbetreuungen e<strong>in</strong>?Gewässerbetreuung muss nach der Vorgabe „Ökologie und Hochwasserschutz gehen Hand<strong>in</strong> Hand“ erfolgen.(9) Was möchten Sie zukünftigen BetreuerInnen und ManagerInnen unsererGewässer mit auf den Weg geben?Es ist wichtig, mit und nicht gegen die Bevölkerung zu arbeiten und zu kommunizieren.Mit dem wachsendem Verständnis der Bevölkerung wird es möglich werden, dieGewässer nach ökologischen Gesichtspunkten zu pflegen.Projektleitung LIFE-Projekt: Dr. UlrikeGoldschmid, MA 45Interviewpartner: Ing. Wilfried Fell<strong>in</strong>ger, MA 45(Städtische Bauaufsicht)Homepage: www.gewaesser.wien.atSeite 93


10. Anhang / 10.9 Fallbeispiel LIFE-Projekt Murerleben10.9 Fallbeispiel LIFE-Projekt Murerleben©Peter PartlAbb. 44: Mur bei Weyern/Gde. Spielberg bei KnittelfeldProjektbeschreibung / Ziele:Das generelle Ziel ist die Wiederherstellung, Verbesserung und langfristige Sicherungder naturnahen Auen- und Flusslandschaft unter Berücksichtigung der Vorgaben derEU-Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>ie sowie schutzwasserwirtschaftlicher Erfordernisse alsVoraussetzung für den Erhalt von seltenen und gefährdeten Tier- und Pflanzenarten.Nach vierjähriger Projektlaufzeit wurde das LIFE-Projekt „Inneralp<strong>in</strong>es FlussraummanagementObere Mur“ im Juli 2007 beendet. Während dieser Zeit wurden mehr als 90Flusskilometer fischpassierbar gemacht, sieben Altarme und Nebengewässer revitalisiertbzw. neu geschaffen. Der „passive Hochwasserschutz“ – e<strong>in</strong>es der Ziele der Schutzwasserwirtschaft– konnte durch Ankauf und Reaktivierung von ca. 17 Hektar als Hochwasser-Überflutungsgebietrealisiert werden.Auf e<strong>in</strong>er Länge von rd. 90 Kilometern, von Murau bis <strong>in</strong> den Bereich von Kraubath,werden im neuen LIFE+-Natur-Projekt <strong>in</strong> den nächsten fünf Jahren <strong>in</strong> acht verschiedenenAbschnitten der Mur wieder flusstypische Strukturen wie Nebenarme, Schotterbänke,Flachufer, Auwälder und Autümpel geschaffen bzw. <strong>in</strong>itiiert. Zur Verstärkung derbereits umgesetzten Maßnahmen wurden die neuen LIFE+-Gebiete bewusst <strong>in</strong> Nähe derAbschnitte des Vorgängerprojektes ausgewählt, um den ökologischen Wert der E<strong>in</strong>zelmaßnahmenzu steigern.►Projektgebiet: Österreich/Steiermark/Bezirke Murau, Judenburg und Knittelfeld(12 betroffene Geme<strong>in</strong>den; 22 <strong>in</strong>sgesamt)Murau bis Kraubath (ca. 90 Fkm / rd. 3.570 km² EZG)Seite 94


10.9 Fallbeispiel LIFE-Projekt Murerleben / 10. Anhang►Projektlaufzeit: Projekt LIFE III: 2003–2007, Projekt Life+: 2010–2015►Projektbudget: LIFE I: 2,2 Mio. € (50% EU-Förderung, nationaler Anteil: Lebensm<strong>in</strong>isterium,Land Steiermark, Murauer Stadtwerke, vier Fischereiberechtigte)LIFE+: 2,8 Mio. €►Projektgrundlagen: Projektkonzept der LIFE-Projektanträge sowie amphibien-,fisch- und waldökologische Teilmanagementpläne für das Europaschutzgebiet(Narura-2000-Gebiet) „Ober- und Mittellauf der Mur mit Puxer Auwald, Puxer Wandund Gulsen“►Projektorganisation:ProjekträgerKoord<strong>in</strong>ierenderBegünstigterAmt der Stmk. LandesregierungFA 19B Schutzwasserwirtschaft und BodenwasserhaushaltDI Rudolf HornichAntragstellungRechtlich-f<strong>in</strong>anzielle VerantwortungBerichterstattungBeiratSteuerungsgruppe ProjektlenkungAmt Stmk. Lreg, FA19B Schutzwasserwirtschaft wasserbaulicheMaßnahmenÖffentlichkeitsarbeitDI Rudolf HornichAmt Stmk. Lreg, FA19B SchutzwasserwirtschaftDipl.-Ing. Peter PaarBrigitte SkorianzChristoph SchlacherBBL JudenburgAbt. Wasserbau wasserbaulicheMaßnahmenÖffentlichkeitsarbeitDipl.-Ing. ElfriedeKapfenberger-Pigl Kontrolle und Entscheidung Vertretung nach außen (Lobby<strong>in</strong>g, Medien)ProjektsteuerungBBL JudenburgAbt. WasserbauIng. Wolfgang Au<strong>in</strong>ger(Koord<strong>in</strong>ation Maßnahmenumsetzung)Mag. Franz WalcherAmt Stmk. Lreg,FA 13C Naturschutz wasserbaulicheMaßnahmen Monitor<strong>in</strong>gDr. Johann Zeb<strong>in</strong>gerAmt Stmk. Lreg,FA 13CNaturschutzDr. Re<strong>in</strong>hold TurkE<strong>in</strong> Vertreter von:Bundesm<strong>in</strong>isterium für Land-, Forstwirtschaft und Umwelt, Sekt. II& VIIProjektgeme<strong>in</strong>denMarktgeme<strong>in</strong>de Pöls, Geme<strong>in</strong>de St. Peter ob Judenburg, Geme<strong>in</strong>deApfelberg, Geme<strong>in</strong>de Feistritz bei Knittelfeld, Geme<strong>in</strong>de St. Lorenzen beiKnittelfeld, Marktgeme<strong>in</strong>de Kraubath an der MurFischereiberechtigteFischereiberechtigte Elisabeth von Pezold, Geme<strong>in</strong>schaft der MurfischereiberechtigtenThalheim-Knittelfeld, Fischereiberechtigter Mag. KlemensHatschek, Fischereiberechtigter H.M.Z. Liegenschaftserwerbs- Verwaltungs-und Handels-Ges.m.b.H, Fischereiberechtigter Ing. Horst SigbaldWalterÖsterreichischer Naturschutzbund, Landesstelle SteiermarkExterne Projektkoord<strong>in</strong>ationfachliche – <strong>in</strong>haltliche und organisatorische – formale TätigkeitenBeratungAbb. 45: Projektorganisation LIFE-Projekt Murerleben►Projektträger: Amt der Steiermärkischen Landesregierung, Fachabteilung 19B►Projektpartner: Amt der Steiermärkischen Landesregierung, Fachabteilung 13C,Baubezirksleitung Judenburg – Bauhof JudenburgSeite 95


10. Anhang / 10.9 Fallbeispiel LIFE-Projekt MurerlebenAspekte der Gewässerbetreuung / des Gewässermanagements(1) Welche Aspekte im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Gewässerbetreuung / e<strong>in</strong>es Gewässermanagementswurden abgedeckt?•Integrale Planung und Umsetzung der Maßnahmen geme<strong>in</strong>sam mit dem Naturschutzund der Wasserwirtschaft•Vorwiegend ökologische Maßnahmen und passiver Hochwasserschutz•Laufende begleitende Information und Öffentlichkeitsarbeit(2) Wer hat die Gewässerbetreuung / das Gewässermanagement durchgeführt?War e<strong>in</strong>e Person oder e<strong>in</strong> Team dafür zuständig?E<strong>in</strong>e Steuerungsgruppe mit verschiedenen Arbeitsgruppen wurde gegründet. Die externeKoord<strong>in</strong>ation sowie die <strong>in</strong>haltliche und fachliche Konzeption im LIFE-Projekt Obere Murhatte unser Büro (freiland Umweltconsult<strong>in</strong>g) <strong>in</strong>ne. Zusätzlich wurde für die Öffentlichkeitsarbeite<strong>in</strong> Team, bestehend aus e<strong>in</strong>em Grafikbüro und e<strong>in</strong>em Büro für Pressebetreuungund Moderation, beauftragt. Dieses Team bereitete die fachlichen Informationenentsprechend auf.(3) Wie wurde die Öffentlichkeit im konkreten Projekt e<strong>in</strong>gebunden bzw.beteiligt?Die Öffentlichkeit wurde über verschiedenste Wege über das Projekt <strong>in</strong>formiert: Folder,Projekthomepage, Pressekonferenzen/Medienbeiträge, zweisprachiger Laienbericht,Feste (Eröffnungsfest, Aufest, Abschlussfest mit Pressekonferenz), Schulprojekte, Schautafelnzu den Maßnahmen.Die Geme<strong>in</strong>den der Projektgebiete und die betroffenen Fischereiberechtigten wurdendurch e<strong>in</strong>e partizipative Planung der Maßnahmen e<strong>in</strong>gebunden.(4) Wo lag im Bezug auf Gewässerbetreuung/-management die größteorganisatorische bzw. fachliche Schwäche?Da die Projekte nur mit e<strong>in</strong>er Baubezirksleitung abgewickelt werden mussten, war dieOrganisation relativ e<strong>in</strong>fach und effizient. Oft war jedoch die Umsetzung der Maßnahmenaufgrund des strikten LIFE-Programms (z.B. für Grunderwerb) schwierig und nichtflexibel genug.(5) Wo lag im Bezug auf Gewässerbetreuung/-management die größteorganisatorische bzw. fachliche Stärke?►Die <strong>in</strong>tegrale Umsetzung der Projekte durch Wasserwirtschaft und Naturschutzsowie Nutzungsvertreter, die alle <strong>in</strong> der Steuerungsgruppe vertreten waren. Auf dieseWeise wurden viele Aspekte abgedeckt.►Nach e<strong>in</strong>em „Prä-Monitor<strong>in</strong>g“ war es möglich, Maßnahmen abzuändern, wennArten oder Lebensräume bedroht waren. Durch e<strong>in</strong> Monitor<strong>in</strong>g nach Vollzug wurde derErfolg der Maßnahmen kontrolliert.►Öffentlichkeitsarbeit: Nach den ersten Maßnahmen wurde die negative Stimmung<strong>in</strong> der Bevölkerung nach und nach durch <strong>in</strong>tensive Öffentlichkeitsarbeit und dieUmsetzung von weiteren Maßnahmen gekippt. Es wurde verstanden, dass durch dieAufwertung des Naturraumes auch die Freizeitnutzung attraktiver wird, sodass im nachfolgendenLIFE+-Projekt die Geme<strong>in</strong>den f<strong>in</strong>anzielle Beiträge oder Geme<strong>in</strong>degrund zurSeite 96


10.9 Fallbeispiel LIFE-Projekt Murerleben / 10. AnhangVerfügung stellten. Auch e<strong>in</strong>ige Grundbesitzer (Landwirte) waren von den Maßnahmenso begeistert, dass sie teilweise ihren eigenen Grund gerne zur Verfügung stellten.(6) Was s<strong>in</strong>d Schlüsselfaktoren, damit Gewässerbetreuung/-managementfunktioniert?Damit Flussraumbetreuung funktionieren kann, braucht es Geld und e<strong>in</strong>en klarenRahmen, um sie <strong>in</strong> den vorhandenen Strukturen zu verankern. Außerdem müssenManagementpläne auf Gewässerentwicklungskonzepten basieren.Intensive und richtige Kommunikation ist e<strong>in</strong> wesentlicher Erfolgsfaktor. Daher ist e<strong>in</strong>professionelles Team für die Öffentlichkeitsarbeit wichtig.(7) Wo sehen Sie die Hauptaufgabe von Gewässerbetreuung/-management?E<strong>in</strong>e Betreuung ist wichtig für die Begleitung der Erstellung von Gewässerentwicklungskonzeptenund für e<strong>in</strong> Vorantreiben der Maßnahmen (z.B. für Grundbereitstellung).Nachhaltige Verbesserungen können nur schrittweise umgesetzt werden. Dazu brauchtes e<strong>in</strong>e Rahmenplanung und e<strong>in</strong>e Betreuung, um den verschiedenen Nutzer<strong>in</strong>teressengerecht zu werden und die Mittel möglichst effizient e<strong>in</strong>zusetzen.(8) Wie schätzen Sie die Zukunft von Gewässerbetreuungen e<strong>in</strong>?Flussraumbetreuung braucht es für die Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>ie,das heißt aktuell für die entsprechenden Detaillierungspläne des Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplans.E<strong>in</strong>e Schnittstelle zwischen Raumplanung, Wasserwirtschaftund Naturschutz wird – auch über Verwaltungsgrenzen h<strong>in</strong>weg – vermehrt notwendigse<strong>in</strong>. Auch Öffentlichkeitsarbeit und Monitor<strong>in</strong>g von und für Maßnahmen wird esmehr und mehr geben müssen.(9) Was möchten Sie zukünftigen BetreuerInnen und ManagerInnen unsererGewässer mit auf den Weg geben?Flussraumbetreuung ist e<strong>in</strong>e verantwortungsvolle, fächerübergreifende Aufgabe, dieviel Eigenengagement und Erfahrung braucht. Um diese Aufgabe durchführen zukönnen und akzeptiert zu werden, braucht es e<strong>in</strong>en entsprechenden fachlichen H<strong>in</strong>tergrundund e<strong>in</strong>ige Jahre Arbeitserfahrung im Bereich. Die Öffentlichkeitsarbeit mussvon e<strong>in</strong>em professionellen Team durchgeführt werden. E<strong>in</strong> Flussraumbetreuer solltee<strong>in</strong> externer Koord<strong>in</strong>ator se<strong>in</strong>, der durch die Anbahnung und Begleitung der notwendigenAbstimmung verschiedener Nutzungs<strong>in</strong>teressen abgestimmte Planungen ermöglichtund die Öffentlichkeitsarbeit koord<strong>in</strong>iert.Projektkoord<strong>in</strong>ator und Interviewpartner:Dipl.-Ing. Peter Partl, freiland Umweltconsult<strong>in</strong>g GrazHomepage: www.murerleben.atSeite 97


10. Anhang / 10.10 Fallbeispiel LIFE-Projekt Wachau10.10 Fallbeispiel LIFE-Projekt Wachau©Arbeitskreis Wachau/Markus Hasl<strong>in</strong>gerAbb. 46: E<strong>in</strong>strömöffnung des neuen Nebenarmsystems Rossatz-RührsdorfProjektbeschreibung / Ziele:Im LIFE-Projekt Wachau g<strong>in</strong>g es um die Erhaltung der am meisten gefährdeten Lebensräumeder Wachau. Neben Trockenrasenmanagement und Schutz bzw. Verbesserungnaturnaher Waldbestände waren die Strukturierung des Hauptstromes der Donau durchKiesbänke sowie die Anb<strong>in</strong>dung von Altarmresten an die Donau die Hauptziele desProjektes. Mit dem Schotter aus der Schifffahrtsr<strong>in</strong>ne hat die via donau 24 verschiedeneKiesstrukturen (Kiesbänke, Inseln) geschüttet und somit neue Brut- und Rastplätze fürVögel sowie Laichplätze für Fische geschaffen. Über 6 km Donaunebenarme (Grims<strong>in</strong>g,Aggsbach Dorf und Rossatz-Rührsdorf) hat das LIFE-Projekt Wachau wieder mit derDonau verbunden. Mit dem gebaggerten Material wurden die angrenzenden Donaublockwürfeüberschüttet und attraktive Flachufer geschaffen. Darüber h<strong>in</strong>aus wurde <strong>in</strong>Spitz an der Donau e<strong>in</strong>e Naturschutz-Koord<strong>in</strong>ationsstelle e<strong>in</strong>gerichtet.►Projektgebiet: Österreich/Niederösterreich – Wachau (13 Geme<strong>in</strong>den)Donau von Emmersdorf knapp unterhalb Melk bis Krems/Ste<strong>in</strong> an der Donau kurz vorKrems (35 Fkm; 96.051 km² EZG)►Projektlaufzeit: LIFE-Projekt Wachau: 1.7.2003–30.6.2008►Projektbudget: 5,2 Mio. € (50% EU-Zuschuss)Seite 98


10.10 Fallbeispiel LIFE-Projekt Wachau / 10. Anhang►Projektgrundlagen: Renaturierungsvorstudien der Fischerei►Projektorganisation:PROJEKTTEAMArbeitskreis Wachau –Regionalentwicklung (= Projektträger)Projektleiter, Naturschutzkoord<strong>in</strong>ationSchloss SpitzProjektassistenzvia donau – Österreichische Wasserstraßen-GmbH,Partnergeme<strong>in</strong>den Dürnste<strong>in</strong>, Emmersdorf,Rossatz-Arnsdorf, Spitz; Forschungsgeme<strong>in</strong>schaftLANIUS (= Partner)Projektbeirat = VorstandArbeitskreis Wachau –RegionalentwicklungGeme<strong>in</strong>devertreterInnen (Bürgermeister,Geme<strong>in</strong>deräte), Interessengruppen(We<strong>in</strong>bau, Bezirksbauernkammer,Tourismus, Naturschutz), StifteSTEUERUNGSGRUPPEVertreterInnen der NÖ Landesregierung: Abt.Wasserbau, Naturschutz, Forstwirtschaft,Wasserwirtschaft; via donau, NÖ LFV,Lebensm<strong>in</strong>isterium, VertreterInnen der BH,Partnergeme<strong>in</strong>den, LANIUSAbb. 47: Projektstruktur LIFE-Projekt WachauDie Projektleitung beim Arbeitskreis Wachau bildete die Naturschutz-Koord<strong>in</strong>ationsstelle.Sie wickelte das LIFE-Projekt Wachau ab, diente als regionaler Ansprechpartner<strong>in</strong> Naturschutzfragen und arbeitete mit dem Amt der Niederösterreichischen Landesregierungzusammen.Das Projektteam stellten der Arbeitskreis Wachau, der Projektleiter und se<strong>in</strong>e Projektassistenzsowie weitere Partner (via donau, Geme<strong>in</strong>den, Forschungsgeme<strong>in</strong>schaftLANIUS). E<strong>in</strong>e Steuerungsgruppe unterstützte das LIFE-Projekt und kontrollierteden Projektfortschritt. Mittels Kurzberichten wurde sie auf dem Laufenden gehalten.Zusätzlich fanden regelmäßige Treffen mit e<strong>in</strong>zelnen Steuerungsgruppenmitgliedernprojektbezogen und thematisch (Wasser, Trockenrasen, Wald) statt. Bürgermeisterund InteressenvertreterInnen von We<strong>in</strong>bau, Tourismus sowie Naturschutz bilden denVorstand des Arbeitskreises Wachau und waren gleichzeitig der LIFE-Projektbeirat.Aspekte der Gewässerbetreuung / des Gewässermanagements(1) Welche Aspekte im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Gewässerbetreuung / e<strong>in</strong>es Gewässermanagementswurden abgedeckt?Die Naturschutz-Koord<strong>in</strong>ationsstelle verstand sich als B<strong>in</strong>deglied zwischen denGeme<strong>in</strong>den und via donau – Österreichische Wasserstraßen GmbH. Sie sorgte für dieSeite 99


10. Anhang / 10.10 Fallbeispiel LIFE-Projekt Wachauregionale Präsenz und führteGespräche mit GrundbesitzerInnen(<strong>in</strong> Rossatz über80). Darüber h<strong>in</strong>aus warsie verantwortlich für diebegleitende Öffentlichkeitsarbeit.©Arbeitskreis Wachau(2) Wer hat die Gewässerbetreuung/ dasGe wässermanagementdurchgeführt? War e<strong>in</strong>ePerson oder e<strong>in</strong> Teamdafür zuständig?Abb. 48: Mag. Hannes Seehofer bei e<strong>in</strong>er Exkursion <strong>in</strong> Rossatz-RührsdorfLIFE-Projektträger war derArbeitskreis Wachau mit dem Wachaubüro (Regionalentwicklungsbüro). Diesen Vere<strong>in</strong>bilden die 13 Wachaugeme<strong>in</strong>den, VertreterInnen von We<strong>in</strong>bau, Tourismus, Bauernkammerund Naturschutz. Als Koord<strong>in</strong>ator und LIFE-Projektleiter fungierte der InterviewpartnerHannes Seehofer.(3) Wie wurde die Öffentlichkeit im konkreten Projekt e<strong>in</strong>gebunden bzw.beteiligt?Die Bevölkerung wurde durch Medienarbeit, Beiträge <strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>dezeitungen, überFolder und Veranstaltungen (z.B. Bürger<strong>in</strong>formationsabende, Spatenstiche zu Baubeg<strong>in</strong>n,Fest bei Fertigstellung etc.) über das Projekt und den Projektfortschritt <strong>in</strong>formiert.Zusätzlich wurden Exkursionen für Interessierte, nationale und <strong>in</strong>ternationale Fachleutesowie FischereivertreterInnen und Nationalparks organisiert. Weiters erfolgte e<strong>in</strong> Austauschmit anderen Leader- und Welterberegionen.(4) Wo lag im Bezug auf Gewässerbetreuung/-management die größteorganisatorische bzw. fachliche Schwäche?Maßnahmen, wie Nebenarmanb<strong>in</strong>dungen, brauchen immer wieder Erfolgskontrollen.Dafür war die Laufzeit des Projektes zu kurz. Obwohl es e<strong>in</strong>e Nachbetreuung für dasLIFE-Projekt Wachau <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gem Stundenausmaß gibt, kommt die langfristige Nachbetreuungzu kurz. Im Rahmen des LIFE-Projektes war aus Kapazitätsgründen nur wenigAugenmerk auf Umweltbildung oder Schulprojekte gelegt, was aber ohne Zweifel wichtiggewesen wäre.(5) Wo lag im Bezug auf Gewässerbetreuung/-management die größteorganisatorische bzw. fachliche Stärke?E<strong>in</strong>e der wesentlichsten Stärken war die regionale Präsenz und der Bottum-up-Ansatzdes Projektes. Auf diese Weise war e<strong>in</strong> persönlicher Kontakt mit GrundbesitzerInnenund Geme<strong>in</strong>den möglich, wodurch e<strong>in</strong> gutes E<strong>in</strong>vernehmen und e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Zusammenarbeitentstanden. E<strong>in</strong>erseits ermöglichte die Trägerschaft durch den ArbeitskreisWachau als regionale Organisation e<strong>in</strong>e gute Akzeptanz vor Ort, andererseits entstanddiese durch das Bottum-up-Pr<strong>in</strong>zip des Projektes und das persönliche Interesse vonAnra<strong>in</strong>erInnen. E<strong>in</strong> ProjektansprechpartnerInnen vor Ort wird von der regionalen Bevölkerungviel besser und leichter akzeptiert als Projektverantwortliche, die <strong>in</strong> Wien oder St.Pölten ansässig s<strong>in</strong>d. Projektbeteiligte <strong>in</strong> der Region wussten, dass sie sich bei Bedarf ane<strong>in</strong>e vertraute Person wenden können.E<strong>in</strong>e Steuerungsgruppe mit VertreterInnen aus den Geme<strong>in</strong>den und dem NÖ Landesfischereiverbandsowie zweiwöchige Baustellenbesprechungen mit allen Stakeholdern sorgtenebenso für hohe Akzeptanz.Seite 100


10.10 Fallbeispiel LIFE-Projekt Wachau / 10. Anhang(6) Was s<strong>in</strong>d Schlüsselfaktoren, damit Gewässerbetreuung/-managementfunktioniert?E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches Modell <strong>in</strong> Österreich wäre wichtig, wobei der Bund <strong>in</strong> Abstimmungmit den Ländern die Koord<strong>in</strong>ation übernehmen sollte.Die regionale Betreuung ist effizienter als von Wien oder Landeshauptstädten aus. DieE<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der Fischerei ist sehr wichtig, da FischerInnen e<strong>in</strong>e gute Kenntnis ihrerGewässer haben.(7) Wo sehen Sie die Hauptaufgabe von Gewässerbetreuung/-management?Die Hauptaufgabe liegt <strong>in</strong> der Aufklärungsarbeit und der Beratung von GrundbesitzerInnenfür natürliche Gewässer und ihr Umland (Ufergehölzpflege etc.). Darüberh<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d die Stärkung der Zusammenarbeit mit Schulen und die Stärkung vonGewässerpatenschaften sehr wichtig. Aber auch die Kontrolle der Gewässer, um sie vorillegalen Übergriffen zu schützen, und e<strong>in</strong> guter Kontakt zur Fischerei s<strong>in</strong>d wichtigeAufgaben der Gewässerbetreuung. Viele FischerInnen s<strong>in</strong>d bereits jetzt engagierte„Gewässerbetreuer“, die sich um ihr Revier kümmern.(8) Wie schätzen Sie die Zukunft von Gewässerbetreuungen e<strong>in</strong>?Konflikte, wie Wasserkraftnutzung oder radikale Ufergehölzschlägerung, machen e<strong>in</strong>eBetreuung immer wichtiger für e<strong>in</strong>en Interessenausgleich. Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d Personennotwendig, die für naturnahe Ufergehölzpflege (passiert meist noch sehr naturfern)und die Vernetzung mit dem Umland und den Auen zuständig s<strong>in</strong>d.(9) Was möchten Sie zukünftigen BetreuerInnen und ManagerInnen unsererGewässer mit auf den Weg geben?Es ist immens wichtig, den direkten und persönlichen Kontakt mit den Anra<strong>in</strong>erInnenund Geme<strong>in</strong>den zu suchen. Gegenseitiges Verständnis muss aufgebaut werden, nurdann kann man am Gewässer Positives bewirken.Projektleiter und Interviewpartner:Mag. Hannes Seehofer, Arbeitskreis Wachau –RegionalentwicklungHomepage: www.life-wachau.atSeite 101


10. Anhang / 10.11 Fallbeispiel LIFE-Projekt Wald und Wildfluss im Gesäuse10.11 Fallbeispiel LIFE-Projekt Wald und Wildfluss im Gesäuse© E.KrenAbb. 49: Enns, PaltenspitzProjektbeschreibung / Ziele:Insgesamt vier Enns-Workshops <strong>in</strong> den Jahren 2005, 2007, 2008 und 2009 haben e<strong>in</strong>eFülle von Ideen für die Zukunft des Enns-Flusses zwischen Paltenspitz und Hieflaugebracht. Zusätzlich wurde 2007 und 2008 die große Leitl<strong>in</strong>ie des Schutzwasserbaus imsteirischen Ennstal <strong>in</strong>tensiv diskutiert. Neben e<strong>in</strong>em zentralen Hochwasser-Sicherheitskonzeptgeht es primär um Flussbelebung und Renaturierungen. Das LIFE-Ziel ist dienachhaltige Verbesserung der Lebensräume an der Enns und die bessere Anb<strong>in</strong>dung derZubr<strong>in</strong>ger. Der räumliche Fokus von der Paltenmündung bis Hieflau (Natura-2000-GebietPürgschachen-Moor und ennsnahe Bereiche zwischen Selzthal und Gesäuse e<strong>in</strong>gangund Natura-2000-Gebiet Ennstaler Alpen – Gesäuse) wurde im Rahmen des LIFE-Projektes gefördert. Die Gewässermaßnahmen im LIFE-Projekt wurden am Johnsbach(Zubr<strong>in</strong>ger zur Enns im Gesäuse) vom Partner WLV f<strong>in</strong>anziert und umgesetzt. DieEnnsleitl<strong>in</strong>ie und Maßnahmen an der Enns (Paltenspitz und Lettmairau) wurden von derFA-19B der Steiermärkischen Landesregierung umgesetzt. Weitere Maßnahmen im Projektwaren unter anderem die Erstellung e<strong>in</strong>es Besucherlenkungskonzeptes, Wald- undAlmmangement, Öffentlichkeitsarbeit und Monitor<strong>in</strong>g.Die konkreten Ziele des Projektes s<strong>in</strong>d:•Anb<strong>in</strong>dung bzw. Reaktivierung reliktärer, abgetrennter Flussarme (wie z.B. Paltenspitz)•Sanierung/Anb<strong>in</strong>dung verlandeter Altarmbereiche (wie z.B. Lettmairau)•Rücknahme bestehender Uferstabilisierungen, Förderung dynamischer Mündungsbereiche,Erosions- und Sedimentationszonen (wie z.B. Johnsbach)•Extensivierung der Grünlandnutzung im Auenniveau•Initiieren von Auwaldbeständen als Pufferzonen zwischen Augewässern und Kulturlandschaft(wie z.B. Krapfalm, Johnsbach Uferzonen)•Konzept und Umsetzung der BesucherlenkungSeite 102


10.11 Fallbeispiel LIFE-Projekt Wald und Wildfluss im Gesäuse / 10. Anhang►Projektgebiet: Österreich/Steiermark (Leitl<strong>in</strong>ie Enns: 30 Geme<strong>in</strong>den; LIFE-Projekt: 7 Geme<strong>in</strong>den)Der Planungsraum der Leitl<strong>in</strong>ie Enns umfasst den Talabschnitt der Steirischen Ennsvon der Salzburger Landesgrenze bei Mandl<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>schließlich des Gesäuses bis Hieflau(Fkm 116,9). (> 9.000 ha / 116 Fkm / 3.950 km² EZG; davon wurden 35 Fkm <strong>in</strong>Natura-2000- Gebieten über LIFE mitf<strong>in</strong>anziert)►Projektlaufzeit: 1.8.2005–1.8.2010Life-Projektverlängerung bis 1.2.2011►Projektbudget: 2.363.205 € (50% EU-f<strong>in</strong>anziert)►Projektgrundlagen: Leitl<strong>in</strong>ie Enns, Managementplan Johnsbach (Besucherlenkungskonzeptu.a.)►Projektorganisation:Nationalpark Gesäuse GmbHPartnerLeiter/Ansprechpersonen Fachbereiche Stabsstellen ProjektleitungIng. Andreas Holl<strong>in</strong>gerFB PräsentationDr. Isabella MitterböckPressearbeit/InsertionA. d. Stmk. LandesregierungFA19B Schutzwasserwirtschaft& BodenwasserhaushaltDI Rudolf HornichAbteilungsleiterGebietsbauleitung LiezenDI Wolfgang PözlManfred MarkoDI Mart<strong>in</strong> HartmannFB UmweltbildungNationalpark Gesäuse GmbHNationalpark Gesäuse GmbHDI Werner FRANEK, DirektorMag. MSc Daniel Kre<strong>in</strong>erFB Naturschutz/NaturraumProjektkoord<strong>in</strong>ationForsttechnischer Dienst fürWildbach und Law<strong>in</strong>enverbauungSektion SteiermarkGebietsbauleitungUnt. Ennstal und SalzatalDI Engelbert SchmiedLeiterA2, C2, C4 (10%)E1 (25%), E5 und F2Mag. Dr. Lisbeth ZechnerAss. FB NaturschutzSilke Regner/Kar<strong>in</strong> LattacherBuchhaltung/SekreteriatDI Andreas Holz<strong>in</strong>gerFB WaldmanagementSteiermärkische LandesforsteDI Andreas Holz<strong>in</strong>gerForstdirektionNationalpark RevierRF Rudolf Hasl<strong>in</strong>gerFörsterA1, C1, C3, D1, E1, F1A3, C4, C5FB = Fachbereich, RF = Revierförster, Ass = AssistenzAbb. 50: Organigramm Life-Projekt Wald und Wildfluss im GesäuseProjektleitung: Nationalpark Gesäuse GmbHProjektpartner: Amt der Steiermärkischen Landesregierung: Fachabteilung 19B(Schutzwasserwirtschaft und Bodenwasserhaushalt), Baubezirksleitung Liezen, Wildbach-und Law<strong>in</strong>enverbauung (GBL Enns- und Salzatal)Weitere: Amt der Steiermärkischen Landesregierung: Abteilung 16 (Landes- und Geme<strong>in</strong>deentwicklung),Fachabteilung 13C (Naturschutz), Steiermärkische LandesforsteSeite 103


10. Anhang / 10.11 Fallbeispiel LIFE-Projekt Wald und Wildfluss im GesäuseAspekte der Gewässerbetreuung / des Gewässermanagements(1) Welche Aspekte im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Gewässerbetreuung / e<strong>in</strong>es Gewässermanagementswurden abgedeckt?•Erstellung e<strong>in</strong>es Managementplans an Enns und Johnsbach, Teilumsetzung•Koord<strong>in</strong>ation der Fachstellen•Ökologische Bauaufsicht; Monitor<strong>in</strong>g•Öffentlichkeitsarbeit(2) Wer hat die Gewässerbetreuung / das Gewässermanagement durchgeführt?War e<strong>in</strong>e Person oder e<strong>in</strong> Team dafür zuständig?Die Projektleitung des LIFE-Projektes lag im Nationalpark Gesäuse. E<strong>in</strong> externerProjektkoord<strong>in</strong>ator arbeitete vor Ort auf selbstständiger Basis an der fachlichen und<strong>in</strong>haltlichen Überwachung des Projekterfolges (Projektberichte an die EU usw.) undübernahm teilweise die ökologische Bauaufsicht und Konzeption der Inhalte für dieÖffentlichkeitsarbeit. Verantwortlich für die Durchführung der Maßnahmen waren diejeweiligen Partner.(3) Wie wurde die Öffentlichkeit im konkreten Projekt e<strong>in</strong>gebunden bzw.beteiligt?Die Öffentlichkeit wurde durch verschiedene Folder, durch Presseaussendungen, über dieHomepage sowie durch Exkursionen und Events (Eröffnungs- und Abschlussfest, GEO-Tag der Artenvielfalt) über das Projekt <strong>in</strong>formiert und auf dem Laufenden gehalten.Für Interessierte wurden darüber h<strong>in</strong>aus weitere Fach<strong>in</strong>formationen (z.B. ForschungsbandJohnsbach) bzw. Fachexkursionen angeboten.(4) Wo lag im Bezug auf Gewässerbetreuung/-management die größteorganisatorische bzw. fachliche Schwäche?Für e<strong>in</strong>e gute Nachbetreuung des LIFE-Projekts wäre e<strong>in</strong>e stärkere E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung derSchutzgebietsbetreuung außerhalb des Nationalparks notwendig gewesen.Momentan gestaltet sich die Erstellung e<strong>in</strong>es Geschiebemanagementplans für denJohnsbach sehr schwierig, da sehr viele Interessenvertreter davon betroffen s<strong>in</strong>d unde<strong>in</strong>gebunden werden müssen.(5) Wo lag im Bezug auf Gewässerbetreuung/-management die größteorganisatorische bzw. fachliche Stärke?Die größte Stärke im Projekt lag <strong>in</strong> der guten Zusammenarbeit aller Beteiligten, wodurchsich die e<strong>in</strong>zelnen Kompetenzen der Fachstellen sehr gut ergänzten. E<strong>in</strong> Vorteil derGewässerbetreuung ist die Möglichkeit der Präsentation des Projektes sowie der Partnernach außen.(6) Was s<strong>in</strong>d Schlüsselfaktoren, damit Gewässerbetreuung/-managementfunktioniert?•Die Anforderungen an e<strong>in</strong>e(n) FlussraumbetreuerIn s<strong>in</strong>d sehr vielfältig und ähnelnjenen der SchutzgebietsbetreuerInnenSeite 104


10.11 Fallbeispiel LIFE-Projekt Wald und Wildfluss im Gesäuse / 10. Anhang•Kooperationen und Vernetzung: Damit Gewässerbetreuung funktioniert, ist derAustausch zwischen den Fachabteilungen der Wildbach- und Law<strong>in</strong>enverbauung, derBundeswasserbauverwaltung und den Geme<strong>in</strong>den notwendig•Für e<strong>in</strong>e funktionierende Gewässerbetreuung ist e<strong>in</strong>e gute <strong>in</strong>terne und externeKommunikation wichtig•Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und die f<strong>in</strong>anzielle Ausstattung s<strong>in</strong>d wichtige Schüsselstellen•E<strong>in</strong> wichtiger Faktor ist e<strong>in</strong> guter Rückhalt durch die Behörden und Fachstellen(7) Wo sehen Sie die Hauptaufgabe von Gewässerbetreuung/-management?Die Umsetzung der Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>ie steht im Fokus e<strong>in</strong>er Gewässerbetreuung.Daher s<strong>in</strong>d deren Hauptaufgaben, unsere Gewässer wieder lebenswerter zu gestalten(Revitalisierungmaßnahmen) und rechtliche Grundlagen für den Schutz der letzten naturnahenGewässerabschnitte umzusetzen. Darüber h<strong>in</strong>aus ist die Bewusstse<strong>in</strong>sschaffung<strong>in</strong> der Bevölkerung für die Ansprüche von <strong>in</strong>takten Gewässern e<strong>in</strong>e der wesentlichstenAufgaben. Durch die Gewässerbetreuung sollen unsere Gewässer wieder <strong>in</strong> dieMitte des Bewusstse<strong>in</strong>s gerückt werden.(8) Wie schätzen Sie die Zukunft von Gewässerbetreuungen e<strong>in</strong>?Um die betroffene Bevölkerung zu erreichen, s<strong>in</strong>d Personen vor Ort notwendig. AnGewässern überschneiden sich viele Nutzungs<strong>in</strong>teressen, daher wird e<strong>in</strong>e fachübergreifendeund vernetzte Arbeit immer wichtiger.(9) Was möchten Sie zukünftigen BetreuerInnen und ManagerInnen unsererGewässer mit auf den Weg geben?Die betroffene Bevölkerung muss auf der emotionalen Ebene erreicht und für die Sachebegeistert werden. Um dies zu erreichen, muss der Fluss dem/der GewässerbetreuerInselbst e<strong>in</strong> Herzensanliegen se<strong>in</strong> und das Projekt mit vollem Engagement getragenwerden. Durch kle<strong>in</strong>e Rückschläge darf sich e<strong>in</strong>(e) GewässerbetreuerIn nicht bremsenlassen.E<strong>in</strong>e wesentliche Grundvoraussetzung für die Arbeit ist e<strong>in</strong>e gewisse fachliche Grundlage.E<strong>in</strong>(e) GewässerbetreuerIn muss e<strong>in</strong>en Überblick über verschiedene Fachrichtungenhaben und ökologische Zusammenhänge verstehen und kommunizieren können.Projektleitung und Interviewpartner:Mag. Msc Daniel Kre<strong>in</strong>er, Nationalpark GesäuseHomepage: www.nationalpark.co.atSeite 105


10. Anhang / 10.12 Fallbeispiel LIFE-Projekt Wildflusslandschaft Tiroler Lech10.12 Fallbeispiel LIFE–Projekt Wildflusslandschaft Tiroler Lech©<strong>WWF</strong> Österreich / A. VorauerAbb. 51: Lech beiForchachProjektbeschreibung / Ziele:Frühere flussbauliche Regulierungsmaßnahmen warfen am Lech nicht nur Problemedurch Flächenverluste natürlicher Lebensräume und Bee<strong>in</strong>trächtigungen des Flusssystemsauf, auch Sohle<strong>in</strong>tiefung und massive schutzwasserbauliche Probleme (Unterspülungvon Ufersicherungen) waren die Folge. Das LIFE-Projekt „WildflusslandschaftTiroler Lech“ umfasste über 53 E<strong>in</strong>zelmaßnahmen zu den Schwerpunktthemen Flussrenaturierungenund Wasserbau, Naturschutz, Monitor<strong>in</strong>g und Öffentlichkeitsarbeit, diesowohl ökologische, wasserwirtschaftliche als auch touristische Aspekte mite<strong>in</strong>andervere<strong>in</strong>ten.Die wichtigsten Maßnahmen und Projekte zur Erreichung der Ziele waren:•Flussaufweitungen durch Rückbau von Verbauungen•Die schrittweise Öffnung von Geschiebesperren an Seitenzubr<strong>in</strong>gern•Revitalisierungsprojekte an Nebengewässern und Wiederanb<strong>in</strong>dung an den Hauptfluss•Artenschutz- und Wiederansiedelungsprojekte (Frauenschuh, Bileks Azurjungfer etc.)•Besucherlenkung: Beobachtungsplattformen und Erlebnispfade•Öffentlichkeitsarbeit: Die LIFE-Infostelle <strong>in</strong> Weissenbach am Lech diente als Drehscheibefür Informationsaustausch, Exkursionen und Veranstaltungen►Projektgebiet: Österreich/Tirol (24 Geme<strong>in</strong>den)Gewässerverlauf des Lechs im Bezirk Reutte e<strong>in</strong>schließlich Nebengewässern und Zubr<strong>in</strong>gern;Natura-2000-Gebiet „Tiroler Lechtal“ (41,38 km² / ca. 65 Fkm / 1.162 km² EZG)►Projektlaufzeit: April 2001–März 2007LIFE-Projektverlängerung bis 31.1.2011Seite 106


10.12 Fallbeispiel LIFE-Projekt Wildflusslandschaft Tiroler Lech / 10. Anhang►Projektbudget: 7,82 Mio € (davon 49,5% Förderungsanteil EU)►Projektgrundlagen: Lechstudie►Projektorganisation:Antragsteller Abt. UmweltschutzProjektleitungBauliche Maßnahmen„Gewässerbetreuung“ ProjektierungenAbt. VIhDI SchlettererProjektleitungNaturschutz, Monitor<strong>in</strong>g,Managementpläne Abt.Umweltschutz Dr LentnerProjektverantwortungProjektkoord<strong>in</strong>atorSteuerungsgruppe (Diskussionsstand)Projektleitung Abt. Umweltschutz, Projektleitung Abt.Wasserwirtschaft, Projektkoord<strong>in</strong>ator, 4 LeiterArbeitsgruppen, Vertreter der Region (2–3 Personen),Vertreter BMfLF, Vertreter WLV, Bezirkshauptmann, <strong>WWF</strong>ProjektsteuerungArbeitsgruppeÖffentlichkeitsarbeitMag. KostenzerArbeitsgruppeGrundlagen/Monitor<strong>in</strong>gDr. SossauArbeitsgruppeWasserbauDI KlienArbeitsgruppeNatur- & ArtenschutzDI KlienProjektumsetzungAbb. 52: Projektstruktur des LIFE-Projektes Wildflusslandschaft Tiroler LechIm S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er optimalen Kompetenzverteilung und Projektabwicklung wurde dieProjektleitung zweigeteilt: Die Abt. Umweltschutz übernahm die Verantwortung imBereich Natur- und Artenschutz, Monitor<strong>in</strong>g und Managementpläne, die Abt. Wasserwirtschaftübernahm den Verantwortungsbereich bauliche Maßnahmen, Gewässerbetreuungskonzeptund Projektierungen. Als Projektkoord<strong>in</strong>ator wurde e<strong>in</strong> externerBerater mit fundierten Gebiets- und Fachkenntnissen beigezogen. Se<strong>in</strong>e Hauptaufgabenwaren im Wesentlichen Projektmanagement, Verfassen der Zwischenberichte unddes Endberichtes, Aufbau e<strong>in</strong>er projekt<strong>in</strong>ternen Info-Zentrale. E<strong>in</strong>e Steuerungsgruppe,bestehend aus der Projektleitung, den Leitern der e<strong>in</strong>zelnen Arbeitsgruppen sowie 2–3Vertretern aus der Region, prüfte den Projektfortschritt und traf projektrelevante Entscheidungen.Für die e<strong>in</strong>zelnen wesentlichen Teilbereiche des Projektes (Monitor<strong>in</strong>g,Wasserbau, Natur- und Artenschutz, Öffentlichkeitsarbeit) wurden Arbeitsgruppene<strong>in</strong>gerichtet.Seite 107


10. Anhang / 10.12 Fallbeispiel LIFE-Projekt Wildflusslandschaft Tiroler LechAspekte der Gewässerbetreuung / des Gewässermanagements(1) Welche Aspekte im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Gewässerbetreuung / e<strong>in</strong>es Gewässermanagementswurden abgedeckt?•Schutzgebietsbetreuung des Naturparks Tiroler Lechtal•Artenschutz•Wasserbauliche Maßnahmen•Öffentlichkeitsarbeit(2) Wer hat die Gewässerbetreuung / das Gewässermanagement durchgeführt?War e<strong>in</strong>e Person oder e<strong>in</strong> Team dafür zuständig?Es gab für alle Themenbereiche (Naturschutz, Wasserbau, Öffentlichkeitsarbeit undMonitor<strong>in</strong>g) Arbeitsgruppen, <strong>in</strong> denen mehrere Organisationen und regionale Stellen mitPersonen vertreten waren. Für jede Gruppe gab es e<strong>in</strong>en Leiter.(3) Wie wurde die Öffentlichkeit im konkreten Projekt e<strong>in</strong>gebunden bzw.beteiligt?Um die Bevölkerung des Lechtales über das LIFE-Projekt zu <strong>in</strong>formieren, wurde e<strong>in</strong>großes LIFE-Fest, Ausstellungen, e<strong>in</strong> Wildflusssymposium und Lehrpfade organisiertsowie Broschüren und Informationsmaterial produziert. Als Informationsstelle wurdee<strong>in</strong> eigenes Naturparkhaus eröffnet. Als „LIFE Lech Naturführer“ ausgebildete Personenaus der Region führten Exkursionen an den Fluss und Projekte mit Lechtaler Schulklassendurch.Die Interessen der e<strong>in</strong>heimischen Bevölkerung wurden zu e<strong>in</strong>em guten Teil durch VertreterInnen<strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Arbeitsgruppen abgedeckt.(4) Wo lag im Bezug auf Gewässerbetreuung/-management die größteorganisatorische bzw. fachliche Schwäche?Vor allem am Beg<strong>in</strong>n war es sehr schwierig, die E<strong>in</strong>heimischen für das Projekt zu gew<strong>in</strong>nen.Durch die lange Laufzeit wurde dies im Zuge des Projektes aber wesentlich verbessert.(5) Wo lag im Bezug auf Gewässerbetreuung/-management die größteorganisatorische bzw. fachliche Stärke?Die Schönheit und Unberührtheit des Lechs macht es leicht, Menschen vom Lech zubegeistern. Die regionale Betreuung des Naturparks Lech, die es letztlich auch möglichmachte, die Bevölkerung vor Ort für das Projekt zu gew<strong>in</strong>nen, war e<strong>in</strong>e der wesentlichstenStärken des Projektes.(6) Was s<strong>in</strong>d Schlüsselfaktoren, damit Gewässerbetreuung/-managementfunktioniert?E<strong>in</strong>e regionale Verankerung ist für die Akzeptanz der Bewohner immens wichtig. Darüberh<strong>in</strong>aus muss aber e<strong>in</strong> entsprechendes Budget und Infrastruktur vorhanden se<strong>in</strong>,um überhaupt agieren und dieser breiten Aufgabe gerecht werden zu können.Seite 108


10.12 Fallbeispiel LIFE-Projekt Wildflusslandschaft Tiroler Lech / 10. Anhang(7) Wo sehen Sie die Hauptaufgabe von Gewässerbetreuung/-management?E<strong>in</strong>e Gewässerbetreuung ist vor allem dort notwendig, wo noch <strong>in</strong>takter, schützenswerterNaturraum vorhanden ist, und an Gewässerstrecken, wo die Nutzungskonflikteam größten s<strong>in</strong>d.(8) Wie schätzen Sie die Zukunft von Gewässerbetreuungen e<strong>in</strong>?Die Probleme und Herausforderungen bestehen. Sie müssen und können nur mit e<strong>in</strong>erBetreuung vor Ort gelöst werden, die die lokale Bevölkerung mit e<strong>in</strong>bezieht. DerartigeProbleme lassen sich nicht <strong>in</strong> der Landeshauptstadt lösen!(9) Was möchten Sie zukünftigen BetreuerInnen und ManagerInnen unsererGewässer mit auf den Weg geben?Reden, reden, reden – e<strong>in</strong>(e) BetreuerIn muss mit der regionalen Bevölkerung amStammtisch sitzen und reden!Das Um und Auf ist e<strong>in</strong>e hohe Sozialkompetenz: E<strong>in</strong>(e) BetreuerIn muss sehr kommunikativse<strong>in</strong> und Überzeugungsarbeit leisten bzw. sich auf die Menschen vor Ort e<strong>in</strong>lassenkönnen. Natürlich muss auch der fachliche, ökologische H<strong>in</strong>tergrund stimmen.Projektleitung: Dr. Re<strong>in</strong>hard Lentner(Amt der Tiroler Landesregierung, Abt. Umweltschutz)Interviewpartner: Mag. Anton Vorauer(<strong>WWF</strong> Österreich)Homepage: www.naturpark-tiroler-lech.at/web/life/Seite 109


10. Anhang / 10.13 Fallbeispiel 3. Rhônekorrektion10.13 Fallbeispiel 3. Rhônekorrektion©<strong>WWF</strong> CH / D. HeusserAbb. 53: Wilde Rhône im PfynwaldProjektbeschreibung / Ziele:Ab 2000 bis 2030 soll die Hochwassersicherheit an der Rhône im Haupttal des KantonsWallis/CH verbessert werden. Hierzu s<strong>in</strong>d sowohl technische Verbauungen bzw. Flussabsenkungenals auch ökologische Sanierungen wie Flussaufweitungen vorgesehen. DiePläne des Generellen Projektes der 3. Rhônekorrektion (GP-R3) stellen das Projekt vonGletsch bis zum Genfersee im Maßstab 1:10.000 dar.Um die Berücksichtigung der ökologischen Ziele im GP-3R zu forcieren, haben sichder <strong>WWF</strong> und weitere Umweltorganisationen (Pro Natura Wallis, LandschaftsschutzSchweiz und VCS) zur Plattform „Lebensraum Rotten – Rhône vivant“ zusammengeschlossen.Die Plattform engagiert sich für e<strong>in</strong>e Zusammenarbeit, welche e<strong>in</strong>e erfolgreicheRhônekorrektion fördert und nicht nur den Sicherheitsaspekten gerecht wird, sondernauch e<strong>in</strong>e ökologische Aufwertung des Flusses und damit verbunden e<strong>in</strong>e erhöhteLebensqualität für die Bevölkerung garantiert.►Projektgebiet: Schweiz/Kanton Wallis und Kanton Waadt (> 30 Geme<strong>in</strong>den)Rhône von der Quelle (Gletsch) bis zur Mündung <strong>in</strong> den Genfersee (160 Fkm /10.403 km² EZG)►Projektlaufzeit: 2000–2030, 10/11: Verabschiedung des GP-R3, 09–20: ersteBauphase des GP-R3, 2020: Überarbeitung des GP-R3, 20–30: zweite Bauphase desGP-R3►Projektbudget: 1,5 Mrd. Franken (2/3 Bund, Rest aufgeteilt zw. Kanton (30%),betroffenen Dritten und Geme<strong>in</strong>den)►Projektgrundlagen: Synthesebericht des Generellen Projektes (Mai 2008), Umweltverträglichkeitsbericht(UVB 1. Etappe, Mai 2008), Pläne des Generellen Projektes,Informationsblätter, Sachplan (SP-R3)Seite 110


10.13 Fallbeispiel 3. Rhônekorrektion / 10. Anhang►Projektorganisation:Großer RatStaatsratPilotausschussCoPilR3Dienstchefs: DZSm, KDL, DJFW, DUS, DWL,DWK, DHDA, DTW, DU/DelegierterPartnerBüroKDVBU, BWG, Dienstchefs DRP,DSFP, Dir. des Projekts, ProjektleiterProjektausschussCoProR3Chef der DSFB, BEG, Ing. Wasserbau Studien,Dir. des Projekts, ProjektleiterKoord<strong>in</strong>ationskommissionCoCoR3Dienstchefs: DSFB,SSCM, KDl, DJFW,DUS, DWL DWK,DHDA, DTW, DU/Delegierter,BAVOrganisationderGeme<strong>in</strong>denKantonale ThematischeArbeitsgruppenOperationelle DirektionDOPR3Dir. des Projekts, ProjektleiterSicherheit und Gebiet ...LandwirtschaftUmwelt ...Wirtschaft ...PartnerTourismus & FreizeitEquipe RhôneAbb. 54: Organisationsschema der 3. Rhônekorrektion►Projektstruktur 3. Rhônekorrektion (DOPR3):•CoPilR3 (Pilotausschuss): Die Copil ist das Ausführungsorgan des Staatsrates. Siesetzt sich aus elf kantonalen Verwaltungsstellen, e<strong>in</strong>em Repräsentanten des KantonsVaud, dem Bundesamt für Wasser und Geologie (BWG) und 14 Repräsentanten derRegion zusammen. Der Pilotausschuss ist damit beauftragt, die Planung und die Realisierungdes Projektes auf strategischer Ebene zu leiten.•Die CoPil spaltet sich <strong>in</strong> sechs CoRePil (Conseil regional de pilotage), um auf regionalerBasis den Projektverlauf zu gestalten.•Partner der Copil: Um sicherzustellen, dass alle sektoriellen Interessen repräsentiertwerden, wurden weitere Partner beigezogen (<strong>WWF</strong>, Pro Natura, FCV ...). Sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>der CoPil e<strong>in</strong>gebunden und <strong>in</strong> thematischen Untergruppen vertreten.•CoCoR3 (Koord<strong>in</strong>ationskommission): Sie untersteht dem Vorsitz des Chefs derDienststelle für Raumplanung und setzt sich aus denselben kantonalen Dienststellenwie die CoPil und e<strong>in</strong>em Delegierten des Bundesamtes für Raumentwicklung zusammen.Ihre Aufgabe ist die Sicherstellung der materiellen Koord<strong>in</strong>ation des Projektesunter Berücksichtigung aller beteiligten Interessen.•DoProR3 (Projektausschuss): Der Ausschuss wird vom Chef der Dienststelle fürStraßen- und Flussbau präsidiert und leitet die Planung und die Realisierung der Projektesauf der Grundlage der von CoPil beschlossenen Strategie.Seite 111


10. Anhang / 10.13 Fallbeispiel 3. RhônekorrektionSektionschefsDSFBProjektleitung (DOPR3)Direktor des ProjektsB. SchweryBWGBundesamt fürWasser & GeologieProjektleiterT. Arbor<strong>in</strong>oF<strong>in</strong>anzen/Verw.Ch. RoduitQualitätssicherungCh. RoduitRecht – LandJ.-P. AeschliemannControll<strong>in</strong>g MPMB. SchweryKommunikationT. Arbor<strong>in</strong>oDB-GISJ.-P. SaviozPrivate BürosUnternehmenAbschnitt UnterwallisN. FellayAbschnitt ZentralwallisD. TilleAbschnitt OberwallisD. HersbergerQualitätssicherungN. FellayNatur & LandschaftR. Perrand<strong>in</strong>PrioritäreMaßnahmenUnterwallisPrioritäreMaßnahmenZentralwallisPrioritäreMaßnahmenOberwallisGebietN. MettanHydrogeologieA. VogelArbeitenN. DayerDef<strong>in</strong>itive ProjekteUnterwallisDef<strong>in</strong>itive ProjekteZentralwallisAllgeme<strong>in</strong>esProjektDef<strong>in</strong>itive ProjekteOberwallisAbb. 55: Organisationsschema der Operationellen Direktion•DOPR3 (Operationelle Direktion): Sie setzt sich zusammen aus dem Direktor desProjektes, der für die Gesichtspunkte des Managements verantwortlich ist, und demProjektleiter, der für die technischen Aspekte und die Kommunikation verantwortlich ist.Ihnen ist e<strong>in</strong> Team von Experten unterstellt.Plattform: „Lebensraum Rotten – Rhône vivant“, <strong>WWF</strong> Schweiz (Leadpartner), ProNatura Wallis, Stiftung Landschaftsschutz Schweiz SL/FP, VCS/ATE Wallis, La Murithienne,Fauna VS - Walliser Gesellschaft für Wildtierbiologie, Naturforschende GesellschaftOberwallisAspekte der Gewässerbetreuung / des Gewässermanagements(1) Welche Aspekte im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Gewässerbetreuung / e<strong>in</strong>es Gewässermanagementswurden abgedeckt?Innerhalb der 3. Rhônekorrektur wurden sechs lokale Arbeitsgruppen organisiert, dieAufgaben wie Bürger<strong>in</strong>formationen, die Ausarbeitung von Plänen und die Optimierungvon Detailprojekten wahrnehmen.Öffentlichkeitsarbeit wiederum wird von der Plattform „Lebensraum Rotten – RhôneVivant“ durchgeführt. Sie treibt auch die Initiierung und Umsetzung der ökologischenMaßnahmen voran sowie den Mite<strong>in</strong>bezug des gesamten E<strong>in</strong>zuggebiets.Seite 112


10.13 Fallbeispiel 3. Rhônekorrektion / 10. Anhang(2) Wer hat die Gewässerbetreuung / das Gewässermanagement durchgeführt?War e<strong>in</strong>e Person oder e<strong>in</strong> Team dafür zuständig?Das Team der dritten Rhônekorrektur besteht aus 20 Angestellten, e<strong>in</strong>em Direktorsowie e<strong>in</strong>em Kommunikationsbeauftragten.E<strong>in</strong> Mitarbeiter des <strong>WWF</strong> CH vertritt die Plattform „Rhône Vivant“ als Leadpartnerund vermittelt zwischen der Plattform und dem Team der 3. Rhônekorrektur.(3) Wie wurde die Öffentlichkeit im konkreten Projekt e<strong>in</strong>gebunden bzw.beteiligt?Politische Parteien werden durch Sitzungen über das Generelle Projekt der 3. Rhônekorrektur<strong>in</strong>formiert. Darüber h<strong>in</strong>aus wird die Bevölkerung über die Medien sowiedurch e<strong>in</strong>en gedruckten Newsletter, der an 100.000 Haushalte versendet wird, laufendüber das Projekt <strong>in</strong>formiert.Die Plattform sensibilisiert die Bevölkerung für den ökologischen Hochwasserschutzund <strong>in</strong>takte Fließgewässer e<strong>in</strong>erseits durch Informationsmaterial (z.B. DVD „BefreiteWasser“) und andererseits durch Exkursionen für Schulen und Interessierte. Auch diePlattform leistet Medien- und Pressearbeit und organisiert Sitzungen mit wichtigenStakeholdern.(4) Wo lag im Bezug auf Gewässerbetreuung/-management die größteorganisatorische bzw. fachliche Schwäche?Es fehlt e<strong>in</strong>e große Leader- bzw. Vertrauensperson <strong>in</strong> der Region, die die Bevölkerungvon der Bedeutung e<strong>in</strong>es ökologischen Hochwasserschutzes überzeugen kann. Damitbleibt es schwierig, Bauern und Landbesitzer für das Projekt zu gew<strong>in</strong>nen. Darüberh<strong>in</strong>aus wurde die Partizipation und Mitgestaltung zu wenig forciert. Da sich die Plattformneben dem <strong>WWF</strong> hauptsächlich aus ehrenamtlich arbeitenden Umweltvere<strong>in</strong>enzusammensetzt, ist es schwierig, entsprechend Zeit und Geld dafür aufzuwenden.(5) Wo lag im Bezug auf Gewässerbetreuung/-management die größteorganisatorische bzw. fachliche Stärke?Das fachliche Team bestehend aus 20 Top-Bau<strong>in</strong>genieuren bewährt sich. Mit 160Flusskilometern liegt e<strong>in</strong>e weitere Stärke <strong>in</strong> der großflächigen Ausdehnung des Projektgebietes.Auch die Unterstützung des Bundes im Projekt ist sehr gut.(6) Was s<strong>in</strong>d Schlüsselfaktoren, damit Gewässerbetreuung/-managementfunktioniert?E<strong>in</strong>e gute E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der Landwirte, e<strong>in</strong>e transparente Kommunikation, Partizipationund e<strong>in</strong>e entsprechende F<strong>in</strong>anzierung s<strong>in</strong>d Schlüsselfaktoren für e<strong>in</strong>e funktionierendeGewässerbetreuung. Aber auch das fachliche Know-how aller Beteiligten ist äußerstwichtig – e<strong>in</strong>e Schwierigkeit dabei ist der laufende Wechsel und Neue<strong>in</strong>stieg von Personenwie Geme<strong>in</strong>deräten.(7) Wo sehen Sie die Hauptaufgabe von Gewässerbetreuung/-management?E<strong>in</strong>e der Hauptaufgaben ist die Information der Bevölkerung über die Bedeutung vonRevitalisierungen und ökologischem Hochwasserschutz. E<strong>in</strong>e Gewässerbetreuungsollte e<strong>in</strong>e Kommunikationsstelle zwischen dem Projektleiter und der Bevölkerungdarstellen und vor allem die <strong>in</strong>tegrale Betrachtung des gesamten E<strong>in</strong>zuggebiets imAuge behalten.Seite 113


10. Anhang / 10.13 Fallbeispiel 3. Rhônekorrektion(8) Wie schätzen Sie die Zukunft von Gewässerbetreuungen e<strong>in</strong>?Gewässerbetreuung wird <strong>in</strong> der Zukunft dr<strong>in</strong>gend gebraucht. Damit sie funktioniert, iste<strong>in</strong>e kantonale Gewässerbetreuungsstelle oder e<strong>in</strong> Umweltbüro mit 3–4 Personen, dasdiese Aufgaben ausreichend abdecken kann, nötig.(9) Was möchten Sie zukünftigen BetreuerInnen und ManagerInnen unsererGewässer mit auf den Weg geben?Als „Flussraumbetreuer“ braucht es e<strong>in</strong>en langen Atem, das heißt viel Geduld und unsäglichviel Zeit. Renaturierungsprojekte können nur über e<strong>in</strong>en langfristigen Zeitraumabgewickelt werden. Um die regionale Bevölkerung und die Landbesitzer für das Projektzu gew<strong>in</strong>nen und mit ihnen zusammenarbeiten zu können, braucht es e<strong>in</strong> möglichststarkes Kontaktnetz zu lokalen Persönlichkeiten.Operationelle Direktion (DOPR3): BernhardSchwery & Tony Arbor<strong>in</strong>oProjektkoord<strong>in</strong>ator und Interviewpartner Plattform„Rhône Vivant“: Dipl. Natw. ETHZ DanielHeusser, <strong>WWF</strong> CH, Homepage: www.lebensraumrotten.ch,www.vs.ch/Navig/navig.asp?MenuID=806&RefMenuID=0&RefServiceID=0, http://www.vd.ch/fr/themes/environnement/eau/rivieres/rhone-r3/Seite 114


10.14 Fallbeispiel Sanierung Untere Salzach / 10. Anhang10.14 Fallbeispiel Sanierung Untere Salzach©G. LobmayrAbb. 56: Laufener Enge, SalzachProjektbeschreibung / Ziele:Anlass der Sanierungsmaßnahmen an der Unteren Salzach ist die bereits im vorletztenJahrhundert e<strong>in</strong>geleitete und seither anhaltende E<strong>in</strong>tiefung der Flusssohle. DieWiederherstellung langfristig stabiler flussmorphologischer Verhältnisse ist daher dashauptsächliche Ziel des Vorhabens. So soll der fortschreitenden Flussbette<strong>in</strong>tiefungE<strong>in</strong>halt geboten werden. Der Hochwasserschutz für Siedlungen und bedeutende Verkehrswegesoll beibehalten bzw. verbessert werden. Weitere Planungsschwerpunktes<strong>in</strong>d die Erhaltung und Schaffung naturnaher auenökologischer Verhältnisse. Die Auensollen wieder enger an den Fluss angebunden und ihr Gewässersystem reaktiviert werden.Ihre ökologisch wirksamen Überflutungen sollen wieder häufiger stattf<strong>in</strong>den, wasgleichzeitig neuen Retentionsraum schafft. Zudem soll der Grundwasserspiegel wiederangehoben werden.►Projektgebiet: Österreich/Salzburg (3 Geme<strong>in</strong>den), Deutschland/Bayern(3 Geme<strong>in</strong>den)Gesamtprojekt: Mündung der Saalach (Freilass<strong>in</strong>g) bis zur Mündung <strong>in</strong> den Inn(64 Fkm / 6.700 km² EZG)Erster Bauabschnitt: Freilass<strong>in</strong>g bis <strong>in</strong>klusive Laufener Enge (20 km)Seite 115


10. Anhang / 10.14 Fallbeispiel Sanierung Untere Salzach►Projektlaufzeit: Erstellung Arbeitspakete: 2005–2009Erster Bauabschnitt: Oktober 2006–Mai 2011►Projektbudget: Erster Bauabschnitt (Laufener Enge und Nördliche Sohlabstufung):18,5 Mio. € (50% Bayern, 50% Österreich, EU-Kof<strong>in</strong>anzierung)►Projektgrundlagen: Wesentliche Grundlagen für das Projekt s<strong>in</strong>d die sehr umfassendenVariantenuntersuchungen im Rahmen der Wasserwirtschaftlichen RahmenuntersuchungSalzach►Projektorganisation:ProjektkernteamAG + ANExpertenteamProjektleiterZopp, ZisserProjektleiter ANSpannr<strong>in</strong>gBL WB/HydrSpannr<strong>in</strong>gPL Baumanag.WildnerPL ÖkologieMichor, SchuardtPL Landschaftspl.Michor, SchuardtFachplanungWasserbauFachplanerFachplanung Ökologieund LandschaftsplanungFachplanerAbb. 57: Projektorganisation Untere SalzachAls Projektträger treten das Wasserwirtschaftsamt Traunste<strong>in</strong> auf bayerischer Seite sowiedie Bundeswasserbauverwaltung mit der Fachabteilung Wasserwirtschaft des LandesSalzburg auf österreichischer Seite auf.Im Folgenden werden die Rollen der e<strong>in</strong>zelnen Projektteams durch ihre jeweiligen wesentlichenAufgaben beschrieben:•Projektkernteam: übergeordnete Projektkontrolle, Unterstützung des Projekts bei Problemen,zeitnahes Treffen von Entscheidungen•Projektleiter (Auftraggeber): Koord<strong>in</strong>ation des Gesamtprojektes seitens des Arbeitgebers(AG), Kontrolle der Zielerreichung, Datenübergabe an Arbeitnehmer (AN), OrganisationÖffentlichkeitsarbeitSeite 116


10.14 Fallbeispiel Sanierung Untere Salzach / 10. Anhang•Expertenteam: Beratung des AG und des AN, Teilnahme an Besprechungen desKernteams sowie der Fachplaner bei Bedarf, Mitwirkung bei der Problemlösung <strong>in</strong> denjeweiligen Fachbereichen, Kontrolle von Zwischen- und Endergebnissen•Gesamtprojektleiter (Auftragnehmer): Koord<strong>in</strong>ierung des Gesamtprojekts <strong>in</strong> Abstimmungmit dem Projektleiter AG, Hauptansprechpartner für den AG, Vertretung undKoord<strong>in</strong>ation der Planungsgeme<strong>in</strong>schaft, <strong>in</strong>haltliche Verantwortung – Qualität, Term<strong>in</strong>e,Kosten, Unterstützung des AGs bei der Kommunikation nach außen•Projektleiter Fachgebiete (Auftragnehmer): Koord<strong>in</strong>ation der jeweiligen Fachgebiete<strong>in</strong> den Arbeitspaketen, Ansprechpartner für das Fachgebiet – Fachplanungen, <strong>in</strong>haltlicheVerantwortung für das Fachgebiet – Qualität, Term<strong>in</strong>e, Kosten, regelmäßigeUnterrichtung der Gesamtprojektleiter des AG und des AN, Unterstützung des AGsbei der Kommunikation nach außen•Fachplanung Wasserbau – Ökologie, Landschaftsplanung: Projektplanung, Organisationder <strong>in</strong>haltlichen Bearbeitung zusammen mit Fachprojektleiter, Unterstützung desAGs bei der Kommunikation nach außenAspekte der Gewässerbetreuung / des Gewässermanagements(1) Welche Aspekte im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Gewässerbetreuung / e<strong>in</strong>es Gewässermanagementswurden abgedeckt?•Neben technischen Maßnahmen wurde ebenso e<strong>in</strong>e Reihe ökologischer Maßnahmengegen die zunehmende Sohle<strong>in</strong>tiefung umgesetzt.•Nach e<strong>in</strong>em langfristigen Planungsprozess münden die Ergebnisse nun <strong>in</strong> die Umsetzung.Schon während dieser Konzeptphase wurden die breite Öffentlichkeit sowieBetroffene <strong>in</strong>formiert. Die aktive Beteiligung der Bevölkerung war jedoch aufgrund derKomplexität des Problems kaum möglich.(2) Wer hat die Gewässerbetreuung / das Gewässermanagement durchgeführt?War e<strong>in</strong>e Person oder e<strong>in</strong> Team dafür zuständig?Alle Maßnahmen wurden zwischen den Verantwortlichen der Dienststellen <strong>in</strong> Bayern,Oberösterreich und Salzburg abgestimmt. Für die Informierung der betroffenenGeme<strong>in</strong>den war jedoch jedes Bundesland selbst verantwortlich. Im Planungsteamwaren vier Büros für Technik und Ökologie vertreten, die mit verschiedenen <strong>in</strong>haltlichenSchwerpunkten unter der Federführung unseres Büros (Anm.: Büro SKI GmbH+ Co. KG) zusammenarbeiteten. E<strong>in</strong>e eigene Gewässerbetreuung war im Projekt nichtvorgesehen, dennoch wurden viele Aspekte davon abgedeckt.(3) Wie wurde die Öffentlichkeit im konkreten Projekt e<strong>in</strong>gebunden bzw.beteiligt?Bei jeder Baumaßnahme gab es von den jeweiligen Amtsstellen Informationen wiePresseaussendungen, Schautafeln oder Führungen zu speziellen Meilenste<strong>in</strong>en undZwischenschritten an der Salzach. Darüber h<strong>in</strong>aus wurden die Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong>formiert,länderübergreifende Symposien und Informationstage für Interessierte organisiertsowie e<strong>in</strong>e Projektshomepage, Folder und Poster erstellt.Seite 117


10. Anhang / 10.14 Fallbeispiel Sanierung Untere Salzach(4) Wo lag im Bezug auf Gewässerbetreuung/-management die größteorganisatorische bzw. fachliche Schwäche? – – –(5) Wo lag im Bezug auf Gewässerbetreuung/-management die größteorganisatorische bzw. fachliche Stärke?E<strong>in</strong>e Stärke des Projektes war die Information der Bevölkerung. Je mehr die Leute an derSalzach <strong>in</strong>formiert wurden, desto ger<strong>in</strong>ger wurden Widerstände und die Akzeptanz stieg.(6) Was s<strong>in</strong>d Schlüsselfaktoren, damit Gewässerbetreuung/-managementfunktioniert?Um Verständnis für flussbauliche und ökologische Maßnahmen zu kreieren, müssenBetroffene <strong>in</strong> den gesamten Planungsprozess e<strong>in</strong>gebunden werden. E<strong>in</strong> frühzeitigerBeg<strong>in</strong>n, Kont<strong>in</strong>uität und Regelmäßigkeit von Öffentlichkeitsarbeit s<strong>in</strong>d für den Erfolgmaßgeblich. Wie sich an der Salzach zeigte, sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e umfassende und gute Homepagedie Bevölkerung sehr gut zu erreichen, die Anzahl der Zugriffe auf die Homepage istbee<strong>in</strong>druckend. Auch schwierige technische bzw. flussbauliche Sachverhalte sollen vonjedem verstanden werden und müssen daher laiengerecht dargestellt werden. Nur durchVerständnis kann <strong>in</strong> der Bevölkerung das notwendige Vertrauen zu den Durchführendengeschaffen werden.(7) Wo sehen Sie die Hauptaufgabe von Gewässerbetreuung/-management?Um Gewässer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en natürlichen Zustand br<strong>in</strong>gen zu können, müssen Ziele, Leitbilderund das Bewusstse<strong>in</strong> für <strong>in</strong>takte und natürliche Gewässer entwickelt werden. Das istdie Hauptaufgabe von Gewässerbetreuung. E<strong>in</strong>e derartige Begleitung ist bereits <strong>in</strong> derKonzeptphase notwendig.(8) Wie schätzen Sie die Zukunft von Gewässerbetreuungen e<strong>in</strong>?Vor allem an Standorten, wo viele Grundbesitzer mit ökonomischen Interessen beteiligts<strong>in</strong>d, ist es wichtig, Verständnis für die Maßnahmen zu erzeugen. Dies gel<strong>in</strong>gt am bestendurch e<strong>in</strong>e zeitgerechte Information und Bewusstse<strong>in</strong>sbildung mithilfe e<strong>in</strong>er Gewässerbetreuung.Natürlich wird es für den Ankauf von land- oder forstwirtschaftlichenFlächen immer auch e<strong>in</strong>e entsprechende f<strong>in</strong>anzielle Vergütung geben müssen.(9) Was möchten Sie zukünftigen BetreuerInnen und ManagerInnen unsererGewässer mit auf den Weg geben? – – –Projektleiter AG: Dipl.-Ing. Josef Eggertsberger,Land Salzburg, Abt. Wasserwirtschaft, Dipl.-Ing. Mag.Dr. Mart<strong>in</strong> Zopp, Land Salzburg, Abt. Wasserwirtschaft(Baudurchführung)Projektleiter AN und Interviewpartner:Dr.-Ing. Michael Spannr<strong>in</strong>g (Ingenieurbüro SKIGmbH + Co. KG)Homepage: www.sanierung-salzach.<strong>in</strong>fo/Seite 118


10.15 Matrix der häufigsten Antworten <strong>in</strong> den Telefon<strong>in</strong>terviews / 10. AnhangAbgedeckteAspekte•Öffentlichkeitsarbeit(14/14)•Initiierung, Umsetzungund BetreuungökologischerProjekte/•Artenschutzmaßnahmen(11/14)•Kommunikation/ Forcierung des<strong>in</strong>tegrativen Ansatzes/ Flussraumbetreuungals„B<strong>in</strong>deglied“ (7/14)•Bildungsarbeit•Partizipation10.15 Matrix der häufigsten Antworten <strong>in</strong> den Telefon<strong>in</strong>terviews* 14/14 bedeutet vierzehn von vierzehn InterviewpartnerInnen gaben folgende AntwortOrganisationE<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung derÖffentlichkeitSchwächen StärkenSchlüsselfaktoren•Projektstruktur mitArbeits- und Steuerungsgruppen,Projektleitung undKoord<strong>in</strong>ation (7/14)•E<strong>in</strong>e Person mitUnterstützung desVere<strong>in</strong>s / der Organisation(4/14)•Externes Koord<strong>in</strong>ationsbüro& externesKommunikationsbüro•Team bzw. Büro•Vere<strong>in</strong>•Auf <strong>in</strong>formellerBasis (Homepage,Newsletter, Exkursionen…) (13/14)•E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung vonInteressenvertreter-Innen <strong>in</strong> Arbeitsgruppen/ Foren /Plattformen / Beirat(7/14)•Ideenworkshops,Diskussions-, Informationsrunden,Stammtische•Umweltbildung•F<strong>in</strong>anzielle und personelleRessourcen(4/14)•Kommunikationsstruktur(2/14)•Fehlende Vision/ fehlende großeRevitalisierungsprojekte(2/14)•Fehlende Nachbetreuung(2/14)•UnterschiedlicheAusgangslagen derPartnerInnen•Fehlende E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dungder Bevölkerung/Stakeholder•Bürokratie vonLIFE-Projekten•Fehlende Umweltbildung•Öffentlichkeitsarbeit(7/14)•E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung vonwichtigen Stakeholdern/ <strong>in</strong>tegralerAnsatz (6/14)•Zusammenarbeitder verantwortlichenStellen (7/14)•Regionale Präsenz(4/14)•Vorantreiben,Verbesserung undKontrolle von Maßnahmen•Nicht aus der Regionzu stammen•Großflächige Ausdehnung•EntsprechendeF<strong>in</strong>anzierung, „Weichenstellung“derPolitik (7/14)•Anwesenheit vorOrt (6/14)•Moderations-, Vermittlungs-,Kommunikationsfähigkeiten/Soft Skills (5/14)•Klare Rahmenbed<strong>in</strong>gungen,def<strong>in</strong>iertesAufgabenprofil(5/14)•Kont<strong>in</strong>uität undLangfristigkeit (4/14)•E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung derBevölkerung•Öffentlichkeitsarbeit•Ke<strong>in</strong>e Vertrauenspersonvor Ort•Bekanntheit derOrganisation•Engagierte Schlüsselpersonen•Weitergabe vonInformationHauptaufgaben•Öffentlichkeitsarbeit/ Bewusstse<strong>in</strong>sbildung(12/14)•Vorantreiben undKontrolle der Gewässerentwicklungsmaßnahmen/ Umsetzungder EU-WRRL (8/14)•Integrativen Ansatzforcieren / Förderungder Zusammenarbeit(7/14)•Partizipation,Abstimmung vonInteressen (6/14)•Gesamtes E<strong>in</strong>zugsgebietim Augebehalten•Schaffung von Zielenund LeitbildernSeite 119


100%FSC-PapierWas kann ich tun?Informieren Siesich weiterAbonnieren Sie unserenNewsletter auf:www.wwf.at/newsletterWerden Sie aktivBesuchen Sie uns auf Facebook:<strong>WWF</strong> ÖsterreichWerden SieÖsterreich-PateUnterstützen Sie die Arbeit des<strong>WWF</strong> zum Schutz unserer Flüsse.www.wwf.at/oesterreichpate• LEITFADEN FLUSSRAUMBETREUUNG IN ÖSTERREICH AUnser ZielWir wollen die weltweite Zerstörung der Natur und Umwelt stoppen und e<strong>in</strong>eZukunft gestalten, <strong>in</strong> der Mensch und Natur <strong>in</strong> Harmonie mite<strong>in</strong>ander leben.www.wwf.atImpressum: <strong>WWF</strong> Österreich, Ottakr<strong>in</strong>ger Str. 114–116, 1160 Wien, +43 1 488 17-0; ZVR. Nr.: 751753867;DVR: 0283908. Spendenkonto PSK 7.451.061, BLZ 60.000. Text: Tanja Nikowitz, Viktoria Ernst.Design: www.gaijeger.at. Druck: Riedel Druck. Coverfoto: S. Tichy Amt der Kärntner Landesregierungwww.wwf.at

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