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Längere Intervalle

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Elaborationsvermeidung beiAngststörungen


Bisheriger Fokus• Patienten mit verschiedenen Angststörungen zeigen einen(automatischen) Aufmerksamkeitsbias. Spezifisch für ihrStörungsbild relevante Reize binden Aufmerksamkeits-Ressourcen und beeinflussen die Wahrnehmung und dasHandeln bei alternativen Reizen.• Patienten mit verschiedenen Angststörungen interpretierenReize, die in Beziehung zu ihrem Syndrom stehen, alsbedrohlicher im Vergleich zu gesunden Kontrollen.Jetziger Fokus• Zeigen Patienten mit Angststörungen eine (strategische)Vermeidung der Verarbeitung bedrohlicher Informationen?


• Gibt es Hinweise auf (strategische) Vermeidung bedrohlicherInformation?(? Beispiel: Untersuchung von Amir et al., 1998)• Gibt es interindividuelle Differenzen bzgl. der Anwendung vonVermeidungsstrategien?(? Beispiel: Untersuchung von Derryberry & Reed, 2002)• Gibt es für bestimmte Angstgruppen typischeVermeidungsstrategien?(? Beispiel: Grübeln als Strategie zur Reduktion physiologischerErregung bei GAS in der Untersuchung von Borkovec & Hu,1992)• Ist Vermeiden eine Strategie, die in paradoxer Weise zurErhöhung der Präsenz der vermiedenen Inhalte beiträgt?(? Beispiel: Untersuchung von Wegner & Erber, 1992)


Gibt es Hinweise auf (strategische)Vermeidung bedrohlicher Information?


Amir, N., Foa, E.B. & Coles, M.E. (1998). Automatic activation and strategicavoidance of threat-related information in social phobia. Journal ofAbnormal Psychology, 107, 285-290.Amir et al. vermuten eine automatische Aktivierung und einestrategische Hemmung in der Verarbeitung bedrohlicherInformationen (Vigilanz-Avoidance-Hypothese)MethodeUm die Aktivierung und Hemmung der Informationsverabeitung zuuntersuchen, wurde ein Experiment mit Homographen durchgeführt.Homographen sind Wörter mit mehreren Bedeutungen.VPn22 Patienten mit Sozialphobie, 24 nicht-ängstliche Kontrollpersonen


Material für jede VersuchspersonSätze insgesamt(160)Experimentalsätze(80)sozial(40)nicht-sozial(40)Sätze, die mitHomographenenden (20)z.B.: She wrotedown the mean.UNFRIENDLYSätze, die mit Nicht-Homographenenden (20)z.B.: She cut off thestring. ABANDONSätze mitHomographen(20)z.B.: He dugwith the spade.ACESätze mit Nicht-Homographen(20)z.B.: She caught thetrout.DRUMAußerdem gab es noch 80 Füllsätze mit sozialen Inhalten (z.B. They thought shewas dull. BORING) bzw. nicht-sozialen Inhalten (She liked the flower. ROSE).


Aufgabe der VpnDie Vpn sollten per Tastendruck angeben, ob das cue-Wort mit demSatz verwandt oder nicht verwandt ist.Zwischen priming-Satz und cue-Wort gab es zwei verschiedeneZeitintervalle. Die Reaktion bei kurzen <strong>Intervalle</strong>n (100ms)verstehen die Autoren als automatische, bei langen <strong>Intervalle</strong>n(850ms) dagegen als strategische Reaktion.HypotheseVorhergesagt wurde bei kurzem Zeitintervall, dass die ängstlichenVpn sozial bedrohliche cue-Wörter nach Homographen langsamerals unpassend erkennen, als sozial bedrohliche cue-Wörter nachNicht-Homographen. Für die nicht-ängstlichen Kontrollpersonensollte dies nicht gelten.


ErgebnisDie Hypothese wurde bestätigt, aber nur, wenn das Zeitintervallzwischen priming-Satz und cue-Wort kurz war. Bei langen <strong>Intervalle</strong>nzeigten sich die umgekehrten Verhältnisse, d. h. die sozial Ängstlichenreagierten dann schneller auf sozial bedrohliche cues, die denHomographen folgten - verglichen mit den Nicht-Homographen.Interferenz-WerteInterferenz in ms200150100500-50-100-150nicht-sozialsozial100 850 100 850i i i i iAngstpatientenKontrollpersonenArt der Homographen


FazitDie Befunde zeigen, dass bei Ängstlichen eine automatischeAktivierung der bedrohlichen Informationen stattfindet, jedochKontrollstrategien eingesetzt werden, um die bedrohlicheBedeutung zu hemmen.


Gibt es interindividuelle Differenzen bzgl.der Anwendung von Vermeidungsstrategien?


Derryberry, D. & Reed, M.A. (2002). Anxiety-related attentional biases andtheir regulation by attentional control. Journal of Abnormal Psychology, 2,225-236.Ziel der UntersuchungWie bei Amir et al. bestand die Zielsetzung dieser Arbeit darin,das Zusammenspiel zwischen automatischen Orientierungsundstrategischen/bewussten Kontrollprozessen zu untersuchen.Außerdem interessierten individuelle Differenzen in denstrategischen Kontrollfähigkeiten.MethodeParadigma: räumliche Orientierungsaufgabe, wobei diebedrohlichen Stimuli im Gegensatz zur Stroop- oder Dot-Probe-Aufgabe aufgabenrelevant sind, indem sie auf Konsequenzenhinweisen.


Aufgabe der VpnDie Aufgabe besteht in einem Spiel, bei dem die Teilnehmer Punktegewinnen oder verlieren können, je nachdem wie schnell sie eintarget entdecken.Vor dem Erscheinen der targets wird ein Reiz inder Bildschirmperipherie präsentiert, der entweder auf Gewinnmöglichkeitbei genügend schneller Reaktion auf das folgendetarget hinweist (positive Lokalisation) oder auf einen Punktverlustbei zu langsamer Reaktion (bedrohliche Lokalisation).Ziel der Vpn ist, möglichst schnell und korrekt auf die targets zureagieren, um Punkte zu gewinnen bzw. keine Punkte zu verlieren.Durch die Lokalisation der zuvor gezeigten Reize wissen die Vpnjeweils, ob es sich um einen „Gewinn-“ oder einen „Verlust-Trial“handelte.


Vorhergehende ForschungDer bisher gefundene Bias bei ängstlichen Personen bezieht sichdarauf, dass targets in Lokalisationen mit angedrohtem Punktverlustunter zwei Bedingungen langsamer erkannt wurden:• wenn target an einer anderen Stelle erschien als der bedrohlicheReiz• bei kurzen <strong>Intervalle</strong>n (z.B. 100ms), also im Bereich automatischerVerarbeitungDie besondere Bedeutung bedrohlicher Reize, die in dieserAnordnung zu einer Verlangsamung der Reaktionen auf den Zielreizführt, wird als Ablöse-Schwierigkeit interpretiert.


ExkursMehrere Funktionen desposterioren Aufmerksamkeitssystems von Posner et al.Das „posteriore Aufmerksamkeitssystem“ ist ein recht reaktivesSystem, welches die Aufmerksamkeit von einem Ort zu einem anderenlenkt. Dieses System enthält Subsysteme, die die Orientierung(Aufmerksamkeitslenkung) durch drei Operationen vollenden:• Disengagement der Aufmerksamkeit von einem Ort• Lenkung zu einem neuen Ort• Engagement (Aktivierung) der Aufmerksamkeit am neuen Ort


HypothesenVorhergesagt wurde bei hoch trait-ängstlichen Vpn einangstbezogener Bias:• Bei kurzen <strong>Intervalle</strong>n wurde eine Bevorzugung bedrohlicher cues(drohender Punktverlust) erwartet (langsamere Reaktionszeiten).• Bei langen <strong>Intervalle</strong>n wurde eine Bevorzugung von nichtbedrohlichen cues (Gewinnmöglichkeit) erwartet (langsamereReaktionszeiten).• Eine gute Aufmerksamkeitskontrolle sollte es den ängstlichenPatienten ermöglichen, den Bedrohungsbias bei langen <strong>Intervalle</strong>nzu verringern und den Sicherheitsbias bei langen <strong>Intervalle</strong>n zuerhöhen („shift to safety“).


ErgebnisseKurze <strong>Intervalle</strong>• Der vorhergesagte Aufmerksamkeitsbias bei kurzen <strong>Intervalle</strong>n wurdegefunden. Bei diesem initialen Prozess ergaben sich keineinterindividuellen Differenzen.<strong>Längere</strong> <strong>Intervalle</strong>• Bei längeren Zeitintervallen ergaben sich relativ langsamereReaktionszeiten bei den nicht-bedrohlichen cues und Beziehungenzwischen den langsameren Reaktionszeiten und derAufmerksamkeitskontrolle (über Fragebogen gemessen).


• Ängstliche Patienten mit geringer Aufmerksamkeitskontrolle zeigteneinen Bedrohungsbias, während diejenigen mit einer guten Kontrolleeher in der Lage waren, ihre Aufmerksamkeit von der Bedrohungwegzulenken.→ Offenbar können manche ängstliche Patienten, die Wirkung derbedrohlichen Informationen begrenzen.• Bei längeren Zeitintervallen wird angenommen, dass willkürlicheProzesse (anteriores System) eingreifen und fördern, dass dasschnelle posteriore System auf Ablösung schaltet


Gibt es für bestimmte Angstgruppentypische Vermeidungsstrategien?


Borkovec, T.D. & Hu, S. (1990). The effect of worry on cardiovascularresponse to phobic imagery. Behaviour Research and Therapy, 28, 69-73.HintergrundVerbale Artikulation von angstbesetztem Material ist im Gegensatz zuImagination mit nur geringen autonomen Reaktionen verbunden.Grübeln begünstigt die Vermeidung angstbezogener bildlicherVorstellungen und damit auch die Vermeidung physiologischerAngstkomponentenAnnahme: Die Funktion exzessiven Grübelns liegt darin, den Abruf vonimaginativen, stärker affektbezogenen Informationen zu unterdrücken.


MethodePersonen mit Angst vor öffentlichem Sprechen wurden trainiert, sicheine Situation vorzustellen, in der sie öffentlich sprechen müssen.Dann wurden zehn Visualisierungen dieser Szene präsentiert (jeweils10sek lang) und mit 30sek Pause zwischen den Szenen.Drei Gruppen von Vpn mit unterschiedlichen Instruktionen, worüber siein den 30sek nachdenken sollten:• entspannende Wörter und Situationen• neutrale Wörter und Situationen• ruminative Wörter und Situationen.


ErgebnisNur die beiden ersten Gruppen zeigten bzgl. der vorgestelltenangstauslösenden Situationen deutliche physiologische Reaktionen,die dritte Gruppe jedoch nichtDiskussionDies deutet darauf hin, dass emotionale Informationsverarbeitungnicht stattfinden kann, wenn zur selben Zeit ein grüblerischer Zustandvorliegt. Dann ist auch eine Veränderung der Angststruktur nichtmöglich.


Ist Vermeiden eine Strategie, die in paradoxerWeise zur Erhöhung der Präsenz dervermiedenen Inhalte beiträgt?


Wegner, D.M & Erber, R. (1992). The Hyperaccessibility of SuppressedThoughts. Journal of Personality and Social Psychology, 63 (6), 903-912.Theoretisches ModellDie Intention, einen Gedanken zu unterdrücken, initiiert zweikognitive Prozesse:(1) Controlled Distracter Search: Bei diesem Prozess derkontrollierten Informationsverarbeitung werden Aufmerksamkeitsressourcendazu benötigt, einen Distraktor im Bewusstsein zuhalten.(2) Automatic Target Search: Bei diesem Prozess derautomatischen Informationsverarbeitung wird fortlaufend geprüft, obder unterdrückte Gedanke bewusst wird, um ggf. die kontrollierteSuche nach Distraktoren erneut zu aktivieren. Gleichzeitig sorgtdieser Prozess aber dafür, dass die Aufmerksamkeit der Persongegenüber den unterdrückten Gedanken erhöht ist.


Hypothesen• Der durch Gedankenunterdrückung initiierte Automatic TargetSearch führt zu einer erhöhten Zugänglichkeit der unterdrücktenGedanken („Hyperaccessibility“).• Die Zugänglichkeit kann durch Gedankenunterdrückung sogarstärker erhöht sein als durch intentionale Konzentration auf denGedanken.• Die durch Gedankenunterdrückung hervorgerufeneHyperaccessibility sollte sich v.a. dann zeigen, wenn derProzess des Controlled Distractor Search durch Reduktion derAufmerksamkeitskapazitäten gestört ist (z.B. durch CognitiveLoad).


Paradigma: Stroop-Aufgabe (die Pbn geben per Tastendruck an, obgezeigte Wörter rot oder blau sind)Design: 2 x 2 x 3 Design:(1) Konzentration vs. Gedankenunterdrückung: Pbn werdenvor der Bearbeitung der Stroop-Aufgabe aufgefordert, an einesvon vier target Wörtern zu denken oder nicht daran zu denken.(2) High vs. Low Cognitive Load: Während die Pbn die Stroop-Aufgabe bearbeiten, sollen sie sich eine neunstellige vs. eineeinstellige Zahl merken.(3) Worttyp: Bei den Wörtern in der Stroop-Aufgabe handelt essich um target-Wörter, non-target Wörter und Wörter, die mitden target-Wörtern verwandt sind.Pbn: Studentische Stichprobe; N = 46


ErgebnisseMittlere Reaktionszeiten in der Stroop-Aufgabe620600580560540520500480460440Low HighLoad LoadConcentrationLow HighLoad LoadSuppressiontarget-unrelatedtarget-relatedtarget


Wichtigstes ErgebnisVerlängerte RZn (= Stroop-Interferenzen) zeigten sich für targetWörter in der Bedingung Gedankenunterdrückung bei hohemCognitive Load.Die Interferenzen für die target-Wörter sind hier größer als in derBedingung Konzentration bei hohem Cognitive Load.FazitGedankenunterdrückung führt zu einem Zustand der erhöhtenZugänglichkeit der unterdrückten Gedanken. Dies gilt insbesonderedann, wenn die Aufmerksamkeitsressourcen eingeschränkt sind.à Bestätigung der Hyperaccessibility Hypothese.


Elaborationsvermeidung beiAngststörungen


Trinder, H. & Salkovskis, P. (1994). Personally relevant intrusions outsidethe laboratory: Long-term suppression increases intrusion. Behaviourresearch and therapy, 32 (8), 833-842.UntersuchungsgegenstandGedankenunterdrückung in einem natürlichen Setting und übereinen längeren ZeitraumHypotheseGedankenunterdrückung erhöht die Anzahl der intrusiven Gedankenund das Unbehagen, was bzgl. der Gedanken empfunden wirdUm die Effekte von Gedankenunterdrückung auf Habituation zuuntersuchen, wurden Habituationssequenzen eingeführt


Methode• 48 Probanden: 29 Männer, 22 Frauen• Pbn wurden zufällig drei Bedingungen zugeteilt:(1) Suppression(2) Think about(3) Record only• Das Experiment fand in zwei Sitzungen statt1. Sitzung• Alle Pbn sollten eine negative Intrusion erinnern, die sie vorkurzem erfahren hatten• Rating der Intrusion auf einer Visuellen Analogskala nachmehreren Attributen• Habituationssequenz: wiederholtes Raten, wie unangenehm derGedanke erlebt wurde


• In den folgenden vier Tagen zuhause: Auftreten desGedankens beobachten• Dabei: drei Bedingungen:(1) Gedankenunterdrückung(2) Über den Gedanken nachdenken, wann immer er auftaucht(3) Den Gedanken nur registrieren, wenn er auftaucht• Jeden Abend: einschätzen, wie unbehaglich der Gedankewährend des Tages empfunden wurde und Häufigkeit desGedankens aufzeichnen2. Sitzung:• Wiederholt Habituationssequenz


ErgebnisEnhancement Effekt à Hypothese bestätigt• Pbn, die ihre negativen Gedanken unterdrücken sollten, hatteneine signifikante Erhöhung der Intrusionen im Gegensatz zu denPbn in den anderen beiden Bedingungen• Die Unterdrückungsgruppe berichtete auch über signifikant mehrUnbehagen bzgl. des Gedankens


Mean number of thoughts per period1,81,61,41,210,80,60,40,20Think through Suppress Record


Mean discomfort rating for thoughts35302520151050Think through Suppress Record


KorrelationsanalysenJe mehr ein Pb versuchte, einen Gedanken zu unterdrücken, destowahrscheinlicher war es, dass die Intrusion auftauchte und destounangenehmer wurde sie empfundenFazit• Gedankenunterdrückung erhöht das Auftreten von negativenIntrusionen; und das deutlich mehr als bei Pbn, die über ihreGedanken nachdenken oder sie aufzeichnen sollten• Gedankenunterdrückung erhöht die Auftretenshäufigkeit nicht nurüber eine kurze Periode im Labor, sondern auch über einenlängeren Zeitraum in einem natürlichen Setting


Enhancement Effekt ist nicht notwendigerweise inkompatibel mitdem Rebound Effekt:- Pbn. könnten ihre Gedanken für kurze Zeitspannenunterdrücken, abwechselnd mit kurzen Zeitspannen, in denensie sie nicht unterdrücken- Die absolute Erhöhung der Gedanken könnte dem erhöhtenGedankenauftreten während der unterdrückungsfreien Periodenzuzuschreiben seinAber: Enhancement Effekt am plausibelsten

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