Aerothermodynamische Untersuchung auftriebsgestützter ...
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<strong>Aerothermodynamische</strong> <strong>Untersuchung</strong><br />
<strong>auftriebsgestützter</strong> Wiedereintrittskörper<br />
in Hochenthalpie-Hyperschallströmungen<br />
Von der Fakultät für Maschinenwesen der<br />
Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen<br />
zur Erlangung des akademischen Grades eines<br />
Doktors der Ingenieurwissenschaften<br />
genehmigte Dissertation<br />
vorgelegt von<br />
Christoph Glößner<br />
Berichter: Universitätsprofessor Dr.-Ing. H. Olivier<br />
Universitätsprofessor Dr.-Ing. W. Schröder<br />
Tag der mündlichen Prüfung: 13. Juli 2009
Christoph Glößner<br />
<strong>Aerothermodynamische</strong> <strong>Untersuchung</strong> <strong>auftriebsgestützter</strong><br />
Wiedereintrittskörper in Hochenthalpie-Hyperschallströmungen<br />
ISBN: 3-8107-0075-4<br />
1. Auflage 2009<br />
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek<br />
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im<br />
Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.<br />
Das Werk einschließlich seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung ist ohne die Zustimmung<br />
des Herausgebers außerhalb der engen Grenzen des Urhebergesetzes unzulässig und strafbar. Das gilt<br />
insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung<br />
in elektronischen Systemen.<br />
Vertrieb:<br />
Herstellung:<br />
1. Auflage 2009<br />
© Verlagshaus Mainz GmbH Aachen<br />
Süsterfeldstr. 83, 52072 Aachen<br />
Tel. 0241/87 34 34<br />
Fax 0241/87 55 77<br />
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Druck und Verlagshaus Mainz GmbH Aachen<br />
Süsterfeldstraße 83<br />
52072 Aachen<br />
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www.DruckereiMainz.de<br />
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Satz: nach Druckvorlage des Autors<br />
Umschlaggestaltung: Druckerei Mainz<br />
printed in Germany<br />
D 82 (Diss. RWTH Aachen University, 2009)
Die vorliegende Arbeit entstand während meiner Tätigkeit als wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter am Stoßwellenlabor der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule<br />
Aachen im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Sonderforschungsbereichs<br />
253 ” Grundlagen des Entwurfs von Raumflugzeugen“.<br />
Herrn Prof. Dr. H. Olivier möchte ich herzlich dafür danken, dass er mir die Möglichkeit<br />
zu dieser Arbeit gegeben hat. Seine Anregungen und sein fachlicher Rat, die mir<br />
in vielfältigen Diskussionen zuteil wurden, haben haupt- und ursächlich zum erfolgreichen<br />
Abschluss der Arbeit beigetragen. Herrn Prof. Dr. W. Schröder danke ich für das<br />
Interesse an meiner Arbeit und die bereitwillige Übernahme des Korreferats.<br />
Die Mitarbeiter der Institutswerkstatt unter Herrn M. Eichler hatten maßgeblichen<br />
Anteil am Erfolg der Versuche. Den Herren H.-P. Michel, F. Schubert und H. Schröder<br />
danke ich für die wertvolle Unterstützung bei der Versuchsdurchführung. Besonders<br />
hervorheben möchte ich jedoch Herrn H. Schobben, der an den Werkzeugmaschinen bei<br />
der Ausführung diffizilster Arbeiten wahre Wunder gewirkt hat. Bei Frau B. Odenthal<br />
möchte ich mich bedanken für die unbürokratische Hilfe in allen verwaltungstechnischen<br />
Belangen. Sie alle haben mich immer mit fruchtbarem Rat freundlich aufgenommen.<br />
Die Waagenkalibrierung wäre nicht möglich gewesen ohne Herrn Dr. K. Hufnagel und<br />
Herrn M. Quade vom Windkanal der TU Darmstadt. Bei der Modalanalyse konnte ich<br />
auf die Erfahrung und die tatkräftige Unterstützung von Herrn Dr. A. Dafnis und<br />
Herrn W. Just vom Institut für Leichtbau der RWTH zurückgreifen. Dr. M. Hesse vom<br />
Lehr- und Forschungsgebiet für Mechanik und Dr. A. Henze vom Aerodynamischen<br />
Institut der RWTH waren mir mit ihren numerischen Berechnungen eine große Hilfe.<br />
Ihnen allen gilt mein herzlichster Dank.<br />
Besonders wichtig während meiner Zeit am SWL war das ausgesprochen gute Arbeitsklima.<br />
Der angenehme Umgangston, die anregenden Diskussionen, nicht nur über<br />
Wissenschaftliches, und auch die Kontakte außerhalb des Labors haben für eine<br />
freundschaftliche Atmosphäre gesorgt, die weit über das übliche Maß der Kollegialität<br />
hinausging. Besonderer Dank gilt meinen lieben Freunden Dr. M. Habermann<br />
und Dr. B. Wang, die mich ans SWL gelockt haben, Dr. V. Störkmann, der mich eingearbeitet<br />
hat, und meinen Zimmernachbarn Dr. M. Bleilebens, Dr. M. Weber, und<br />
Dr. X. Bertrán. Herzlichen Dank auch an Dr. H. Kindl, Th. Reichel, Dr. M. Zechner<br />
und all die Anderen, die immer für ein herzliches Umfeld gesorgt haben.<br />
Dem Leiter des Ernst-Mach-Instituts, Herrn Prof. Dr. K. Thoma, sowie meinen Vorgesetzten<br />
Dr. M. Salk und E. Straßburger möchte ich dafür danken, dass sie mir den<br />
Freiraum gaben, diese Arbeit während meiner Tätigkeit am EMI fertig zu stellen.<br />
Allerdings wäre diese Arbeit nie zustande gekommen ohne meine Eltern und meinen<br />
Bruder, die mich unterstützt und gefördert haben, wo und wie sie nur konnten. Dafür,<br />
dass sie während der langen Jahre des Studiums und meiner Zeit am Stoßwellenlabor<br />
mir mit Engelsgeduld beigestanden, mir den Rücken gestärkt und mich von Zeit zu<br />
Zeit motiviert und aufgerichtet haben, gebührt ihnen meine tiefste Dankbarkeit.<br />
Christoph Glößner Freiburg, im Dezember 2009
Inhaltsverzeichnis<br />
Abbildungsverzeichnis iii<br />
Nomenklatur vii<br />
1 Einleitung 1<br />
2 Anlagenaufbau 7<br />
2.1 Der Stoßwellenkanal TH2 / TH2-D . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />
2.1.1 Betrieb mit Heliumtreiber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />
2.1.2 Betrieb mit Detonationstreiber . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />
2.1.3 Versuchsbedingungen........................ 12<br />
2.2 Allgemeine Messtechniken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />
2.2.1 Druckmessung............................ 14<br />
2.2.2 Wärmestrommessung........................ 16<br />
2.2.3 Kraftmessung............................ 18<br />
2.2.4 Schlierenverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />
2.3 Bestimmung der Anströmdaten ...................... 21<br />
2.3.1 Gleichgewichtsströmung ...................... 22<br />
2.3.2 Nichtgleichgewichtsströmung.................... 26<br />
3 Problematik der Kurzzeitkraftmessung 31<br />
3.1 Kraftwaagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />
3.2 Beschleunigungswaagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />
3.3 Kombinierte oder Hybridwaagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />
3.4 Spannungswellen-Waagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />
3.4.1 Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />
3.4.2 DynamischeKalibration ...................... 41<br />
3.4.3 Einschränkungen und Nachteile des Verfahrens . . . . . . . . . . 43<br />
4 Die Waage des Stoßwellenlabors 45<br />
4.1 Prinzipieller Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45<br />
4.2 Veränderungen gegenüberdemPrototypen................ 47<br />
4.3 KalibrationundInterferenzrechnung ................... 48<br />
4.3.1 StatischeKalibration........................ 48<br />
4.3.2 Kalibration der Beschleunigungsempfindlichkeit . . . . . . . . . 51<br />
i
Inhaltsverzeichnis<br />
5 Messungen im TH2 / TH2-D 67<br />
5.1 WaagenprüfungmitdemKegelmodell................... 67<br />
5.1.1 DasKegelmodell .......................... 67<br />
5.1.2 Kraftmessungen mit dem Kegelmodell . . . . . . . . . . . . . . 67<br />
5.2 DieSFB-ReferenzkonfigurationEOS ................... 74<br />
5.2.1 DasEOS-Modell .......................... 75<br />
5.2.2 Druck- und Wärmestrommessungen................ 79<br />
5.2.3 Kraftmessungen mit der EOS-Konfiguration . . . . . . . . . . . 102<br />
5.3 Das ASTRA-Projekt HOPPER . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112<br />
5.3.1 Das HOPPER-Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113<br />
5.3.2 Kraftmessungen mit der HOPPER-Konfiguration . . . . . . . . 117<br />
6 Diskussion des eingesetzten Verfahrens zur Kraftmessung 129<br />
6.1 Betrachtung der im Versuch gemessenen Größen............. 129<br />
6.1.1 Schwingendes System mit einem Freiheitsgrad . . . . . . . . . . 129<br />
6.1.2 Schwingendes System mit mehreren Freiheitsgraden . . . . . . . 146<br />
6.2 Erweiterung der Kompensation auf sechs Freiheitsgrade . . . . . . . . . 165<br />
7 Schlussbetrachtungen 169<br />
Literaturverzeichnis 173<br />
Anhang 181<br />
A Berechnungen................................ 181<br />
B Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185<br />
ii
Abbildungsverzeichnis<br />
1.1 Simulationsbereiche europäischer Hochenthalpie-Windkanäle ...... 3<br />
2.1 Prinzipieller Aufbau des TH2 in seinen beiden Betriebsmodi ...... 8<br />
2.2 Interaktion des reflektierten Stoßes mit der Mediengrenze . . . . . . . 9<br />
2.3 Transformationsschema der Kräfte und Momente ............ 19<br />
2.4 Schematische Darstellung der Düsenexpansion .............. 21<br />
2.5 Ablaufschema zur Bestimmung der Daten der freien Anströmung .... 23<br />
2.6 Ruhedruck, Pitotdruck und Staupunktwärmestrom ........... 24<br />
2.7 Vergleich zwischen gemessenem und berechnetem Pitotdruckverlauf .. 25<br />
2.8 Notation der Kugelumströmung im Hyperschall ............. 26<br />
2.9 Ausgleich von Grenzschichteffekten bei den Strömungsgrößen ...... 27<br />
2.10 Skalierung des Pitotdruckverlaufs ..................... 29<br />
3.1 Prinzipdarstellung der Entkopplung von Lastkomponenten . . . . . . . 32<br />
3.2 Grafische Interpretation der Faltung .................... 39<br />
4.1 Waagenkopf mit Kreuzarmen ....................... 45<br />
4.2 Kalibration der SWL-Waage an der TU Darmstadt ........... 49<br />
4.3 Waage mit Kalibrierhülse und angehängten Lastgeschirren . . . . . . . 50<br />
4.4 Bestimmung der Beschleunigungsempfindlichkeit ............. 53<br />
4.5 Beschleunigungsempfindlichkeit über Anstellwinkel, Kegelmodell .... 54<br />
4.6 Wirkungsweise der Beschleunigungskompensation ............ 57<br />
4.7 Kraft- bzw. Momentensignale: lineare und nichtlineare Rechnung, Interferenzkorrektur,<br />
Kond. D-IV ........................ 60<br />
4.8 Kraft- bzw. Momentensignale: lineare und nichtlineare Rechnung, Interferenzkorrektur,<br />
Kond. I-f ......................... 61<br />
4.9 Kraft- bzw. Momentensignale: Beschleunigungskompensation bzw.<br />
Glättung, Kond. D-IV ........................... 62<br />
4.10 Kraft- bzw. Momentensignale: Beschleunigungskompensation bzw.<br />
Glättung, Kond. I-f ............................. 63<br />
4.11 Kraft- bzw. Momentensignale: Bestimmung des gemittelten Beiwerts,<br />
Kond. D-IV ................................. 64<br />
4.12 Kraft- bzw. Momentensignale: Bestimmung des gemittelten Beiwerts,<br />
Kond. I-f ................................... 65<br />
5.1 Beiwertverlauf am Beispiel des Kegelmodells ............... 68<br />
iii
Abbildungsverzeichnis<br />
iv<br />
5.2 30 ◦ -Kegel: Auftriebsbeiwert ........................ 72<br />
5.3 30 ◦ -Kegel: Widerstandsbeiwert ....................... 72<br />
5.4 30 ◦ -Kegel: Nickmomentenbeiwert ..................... 73<br />
5.5 30 ◦ -Kegel: Verhältnis Auftrieb zu Widerstand .............. 73<br />
5.6 Raumtransportsystem ELAC/EOS .................... 74<br />
5.7 Skizze der EOS-Geometrie, Waageneinbau ................ 76<br />
5.8 EOS-Modell für Druck und Wärmestrommessungen ........... 77<br />
5.9 EOS: Mittelschnitt, Druckverteilung in der Aufstiegsphase ....... 83<br />
5.10 EOS: Mittelschnitt, Wärmestromverteilung in der Aufstiegsphase ... 84<br />
5.11 EOS: Schlierenbilder, Aufstiegsphase bei α =1,5 ◦ und 4,5 ◦ , Kond. D-I . 84<br />
5.12 EOS: Querschnitt bei 45% lref, St- und cp-Werte in der Aufstiegsphase 85<br />
5.13 EOS: Querschnitt bei 60% lref, St- und cp-Werte in der Aufstiegsphase 86<br />
5.14 EOS: Querschnitt bei 75% lref, St- und cp-Werte in der Aufstiegsphase 87<br />
5.15 EOS: Schemadarstellung der Reflexion des Bugstoßes an der ebenen Platte 90<br />
5.16 EOS: Schlierenbilder zur <strong>Untersuchung</strong> des Stufentrennungsvorgangs .. 92<br />
5.17 EOS: Mittelschnitt, Druckverteilung bei der Stufentrennung ...... 93<br />
5.18 EOS: Mittelschnitt, Wärmestromverteilung bei der Stufentrennung ... 94<br />
5.19 EOS: Querschnitt bei 60% lref, St- und cp-Werte bei der Stufentrennung 95<br />
5.20 EOS: Querschnitt bei 75% lref, St- und cp-Werte bei der Stufentrennung 96<br />
5.21 EOS: Mittelschnitt, Druckverteilung beim Wiedereintritt ........ 98<br />
5.22 EOS: Mittelschnitt, Wärmestromverteilung beim Wiedereintritt .... 98<br />
5.23 EOS: Querschnitt bei 45% lref, St- und cp-Werte beim Wiedereintritt . 100<br />
5.24 EOS: Querschnitt bei 60% lref, St- und cp-Werte beim Wiedereintritt . 101<br />
5.25 EOS: Querschnitt bei 75% lref, St- und cp-Werte beim Wiedereintritt . 101<br />
5.26 EOS: ” statischer“ Offset der Beschleunigungssignale ........... 103<br />
5.27 EOS: Auftriebsbeiwert in der Aufstiegsphase ............... 106<br />
5.28 EOS: Widerstandsbeiwert in der Aufstiegsphase ............. 106<br />
5.29 EOS: Nickmomentenbeiwert in der Aufstiegsphase ............ 107<br />
5.30 EOS: Auftriebsbeiwert beim Wiedereintritt ................ 110<br />
5.31 EOS: Widerstandsbeiwert beim Wiedereintritt .............. 110<br />
5.32 EOS: Nickmomentenbeiwert beim Wiedereintritt ............. 111<br />
5.33 Typischer HOPPER-Missionsablauf .................... 112<br />
5.34 Skizze der HOPPER-Geometrie, Waageneinbau ............. 114<br />
5.35 Waagenaufnahme im HOPPER-Modell .................. 115<br />
5.36 Modifikationen der Modellhinterkante ................... 115<br />
5.37 HOPPER: ” statischer“ Offset der Beschleunigungssignale ........ 118<br />
5.38 HOPPER: Schlierenbilder für δRK =20 ◦ ................. 120<br />
5.39 HOPPER: Schlierenbilder für δRK =40 ◦ ................. 121<br />
5.40 HOPPER: Auftriebsbeiwert ........................ 126<br />
5.41 HOPPER: Widerstandsbeiwert ...................... 127<br />
5.42 HOPPER: Nickmomentenbeiwert ..................... 128<br />
6.1 Amplitudenverhältnis des Einmassenschwingers, bisherige Anordnung . 131
Abbildungsverzeichnis<br />
6.2 ARD-Kapsel: Anregungsversuch, Signale und Übertragungsfunktion . . 132<br />
6.3 ARD-Kapsel: Anregungsversuch, Beschleunigungsempfindlichkeit .... 133<br />
6.4 Amplitudenverhältnis des Einmassenschwingers, geänderte Anordnung . 139<br />
6.5 HOPPER: Anregungsversuch, Signale und Übertragungsfunktion .... 140<br />
6.6 HOPPER: Anregungsversuch, Beschleunigungsempfindlichkeit . . . . . 141<br />
6.7 HOPPER: Kompensationstest mit Übertragungsfunktion, Selbsttest . . 144<br />
6.8 HOPPER: Kompensationtest mit Übertragungsfunktion im Versuch . . 144<br />
6.9 HOPPER: Vergleich der Spektren von Anregungs- und Windkanalversuch145<br />
6.10 Aufbau der Anstellwinkelverstellung mit Modellhalter und Waage . . . 147<br />
6.11 Ersatzmodell für die Modalanalyse mit Sensorpositionen ........ 147<br />
6.12 Übertragungsspektren für die Kraftmessanordnung, Modellanregung . . 153<br />
6.13 Erste Schwingungsform der Kraftmessanordnung, Modellanregung . . . 154<br />
6.14 Zweite Schwingungsform der Kraftmessanordnung, Modellanregung . . 155<br />
6.15 Vierte Schwingungsform der Kraftmessanordnung, Modellanregung . . 156<br />
6.16 Fünfte Schwingungsform der Kraftmessanordnung, Modellanregung . . 157<br />
6.17 Siebte Schwingungsform der Kraftmessanordnung, Modellanregung . . 158<br />
6.18 Übertragungsspektren für die Kraftmessanordnung, Halteranregung . . 159<br />
6.19 Erste Schwingungsform der Kraftmessanordnung, Halteranregung . . . 160<br />
6.20 Zweite Schwingungsform der Kraftmessanordnung, Halteranregung . . . 161<br />
6.21 Vierte Schwingungsform der Kraftmessanordnung, Halteranregung . . . 162<br />
6.22 Sechste Schwingungsform der Kraftmessanordnung, Halteranregung . . 163<br />
6.23 Neunte Schwingungsform der Kraftmessanordnung, Halteranregung . . 164<br />
6.24 Prinzipskizze: Beschleunigungssensor an beliebiger Position . . . . . . . 165<br />
B.1 Stielmontierte Sechskomponentenwaage .................. 185<br />
B.2 DMS-Positionen ............................... 186<br />
B.3 HOPPER-Schlierenaufnahme bei Hochenthalpieströmung ........ 187<br />
B.4 EOS-Schlierenaufnahme, Stufentrennungsphase ............. 187<br />
B.5 HOPPER: Vergleich der Dichtegradienten Versuch-Simulation . . . . . 188<br />
v
Abbildungsverzeichnis<br />
vi
Nomenklatur<br />
Formelzeichen<br />
A = Fläche, Amplitude der Stufenlast<br />
C = integraler Beiwert der Gesamtkonfiguration<br />
E = Elastizitätsmodul<br />
F = Kraft<br />
H = Übertragungsfunktion<br />
H = Übertragungsmatrix<br />
I = Flächenträgheitsmoment<br />
[I0] = Trägheitstensor<br />
L = Hülsenlast<br />
M = Machzahl, Moment, Zeilenzahl der Matrix<br />
N = Spaltenzahl der Matrix<br />
P = Einbauposition des Beschleunigungsaufnehmers<br />
R = allgemeine Gaskonstante = 287 J/(kgK), ohmscher Widerstand<br />
= Ortsvektor im Inertialsystem<br />
R0 = Nullsignal der DMS-Brücken<br />
Re = (Einheits-) Reynoldszahl<br />
S = Schwerpunkt, Signalspannung, Sensorempfindlichkeit<br />
St = Stantonzahl<br />
T = Temperatur<br />
U = elektrische Spannung<br />
W = aufgebrachte Last<br />
X, Y = Eingangs- und Ausgangssignale im Frequenzbereich<br />
X, Y, Z = Koordinaten im Inertialsystem<br />
a = Beschleunigung, linearer Kalibrationskoeffizient<br />
b = Kalibrationskoeffizient für kombinierte Lastfälle<br />
c = spezifische Wärmekapazität, Federkonstante,<br />
= kubischer Kalibrationskoeffizient<br />
cp = lokaler Druckbeiwert<br />
cp = spezifische Wärmekapazität bei konstantem Druck<br />
d = Durchmesser<br />
[d] = Dämpfungsmatrix<br />
f = Frequenz<br />
g = Erdbeschleunigung = 9,81 m/s 2<br />
h = spezifische Enthalpie, Stoß- oder Impulsantwort<br />
vii
Nomenklatur<br />
viii<br />
j = Massenträgheitsmoment,<br />
= rotatorische Beschleunigungsempfindlichkeit<br />
k = Wärmeleitfähigkeit, Dämpfungskonstante,<br />
= DMS-Empfindlichkeitsfaktor<br />
[k] = Steifigkeitsmatrix<br />
l = Länge<br />
m = Masse, translatorische Beschleunigungsempfindlichkeit<br />
[m] = Massenverteilungs- bzw. Trägheitsmatrix<br />
p = Druck<br />
pdyn = dynamischer Druck = 1<br />
2 ρ∞u 2 ∞<br />
˙q = Wärmestrom<br />
r = Radius, Ortsvektor im modellfesten Koordinatensystem<br />
s = Spannweite, Auslenkung der Basis<br />
t = Zeit<br />
u, v = Geschwindigkeit<br />
x, y, z = Koordinaten (im modellfesten Koordinatensystem),<br />
= Eingangs- und Ausgangssignale im Zeitbereich<br />
Δ = Änderung<br />
Δt = Zeitintervall (der Abtastung)<br />
Δtmess = Breite des Messzeitfensters<br />
α = Anstellwinkel, Gradient der Temperaturkurve<br />
β = Vorzeichenfaktor für die Hülsenlast, Gierwinkel<br />
γ = Isentropenexponent<br />
δ = Abklingkonstante, Dirac-Stoß<br />
δRK = Ausschlagwinkel der Rumpfklappe<br />
σ = Stoßwinkel<br />
ϑ = Dämpfungsgrad<br />
θ = Konturwinkel<br />
η = Frequenzverhältnis<br />
ε = Dehnung, Sprungfunktion<br />
εj,k,l = Permutationstensor<br />
ρ = Dichte<br />
φ = Rollwinkel<br />
φ, ϕ = Phasenverschiebung<br />
ψHe,Ar = Helium- bzw. Argon-Volumenanteil<br />
τ = Integrationsvariable bezüglich der Zeit<br />
Ω = Erregerkreisfrequenz<br />
ω = Kreisfrequenz = 2πf,<br />
= Winkelgeschwindigkeit
Indices<br />
A = Auftrieb<br />
a = außen<br />
aus = Ausgangsgröße<br />
aerod. = aerodynamischer Anteil<br />
d = Größe des gedämpften schwingenden Systems<br />
E = Endzustand<br />
ein = Eingangsgröße<br />
eff = Effektivwert<br />
gesamt = Gesamtgröße<br />
i = i-te Komponente i = x, y, z; innen<br />
i, j, k,<br />
l, m, n = Laufvariable<br />
l = Rollmoment<br />
m = Nickmoment<br />
m, 57 = Momentengröße bezogen auf den Waagenbezugspunkt<br />
m, 68 = Momentengröße bezogen auf den Momentenreferenzpunkt<br />
max = Maximalwert<br />
n = Giermoment<br />
p = Druck<br />
r = Relativwert<br />
ref = Referenzgröße<br />
rot = rotatorisch<br />
S = stoßbezogen, staupunktbezogen<br />
trans = translatorisch<br />
t2 = Totalgröße hinter senkrechtem Verdichtungsstoß<br />
W = Widerstand<br />
w = Zustandsgröße an der Wand<br />
x, y, z = entlang der oder um die körperfesten Koordinatenrichtungen<br />
1 − 5 = Zustände im Stoßrohr<br />
0 = Ruhezustand vor der Düse,<br />
= Größe des ungedämpften schwingenden Systems,<br />
= schwerpunktbezogene Größe<br />
1 = Zustand vor einem senkrechten Stoß<br />
2 = Zustand hinter dem Stoß<br />
4i = Anfangszustand im Hochdruckteil vor der Detonation<br />
∞ = Größe der freien Anströmung<br />
ix
Nomenklatur<br />
x<br />
Superskripte<br />
∗ = kritische Größe<br />
˙ = zeitliche Ableitung<br />
¨ = zweimalige zeitliche Ableitung<br />
¯ = Mittelwert<br />
ˆ = Amplitudenwert
1 Einleitung<br />
In den vergangenen Jahren sind wiederholt Programme aufgelegt worden, die sich<br />
mit der Entwicklung rückkehrfähiger Raumtransportsysteme befasst haben. Das Spektrum<br />
reicht dabei von Systemen, die, bemannt oder unbemannt, als vollwertiger Ersatz<br />
die althergebrachte Trägerraketentechnologie zum Transport von Satelliten, Raumsonden<br />
etc. ablösen sollten (z. B. Space Shuttle STS, Buran, Venture Star, HERMES,<br />
SÄNGER, HOPPER) bis hin zu Mannschaftstransportern und -rettungsfahrzeugen<br />
für Raumstationen (Crew Return Vehicles CRV: Rettungskapseln, X-38). Immer aber<br />
sollten die Bestrebungen, gleich ob nationaler oder internationaler Art, zu einer Kostenreduktion<br />
und/oder einer Steigerung der Zuverlässigkeit gegenüber den bereits bestehenden<br />
Technologien führen.<br />
Die meisten der erwähnten Projekte sind mittlerweile eingestellt worden. Am USamerikanischen<br />
Shuttle-Programm hat sich gezeigt, dass sowohl die Entwicklung als<br />
auch der Betrieb eines solchen hochgradig komplexen bemannten Systems gerade durch<br />
den Aspekt der Sicherheit enorme Kosten mit sich bringt. Zusätzlich sind die Kosten<br />
von notwendigen Entwicklungen im Bereich von Grenztechnologien nicht genau vorherzusagen.<br />
Dies lässt den Einsatz von Trägerraketen als Verlustgeräte finanziell zumindest<br />
mittelfristig attraktiver erscheinen. Von Außen aufgezwungene Maßnahmen zur Kostenreduktion<br />
verleiten zu Vereinfachungen in Konstruktion und Betriebsablauf, die zu<br />
fatalen Fehlern führen und daher gerade in der bemannten Raumfahrt nicht zu tolerieren<br />
sind. Dies wurde in jüngster Zeit durch den Verlust des Space Shuttles Columbia“<br />
”<br />
und den Tod seiner Besatzung im Februar 2003 tragisch vor Augen geführt.<br />
Vorrangiges Ziel bei der Entwicklung neuer Systeme darf daher nicht eine auf Kosten<br />
der Betriebssicherheit und Zuverlässigkeit erzielte möglichst schnelle Verfügbarkeit<br />
sein. Vielmehr muss ein einfaches, störunanfälliges und damit inhärent kostengünstiges<br />
Konzept gefunden werden. Bei der Entwicklung müssen daher die technologischen<br />
Anforderungen so niedrig wie möglich gehalten werden. Gleichzeitig müssen aber die<br />
kritischen physikalischen Aspekte ausgelotet, in ihren Auswirkungen verstanden und<br />
bei der technologischen Entwicklung berücksichtigt werden. Dies gilt besonders für den<br />
Bereich der Hyperschall-Aerodynamik bzw. Aerothermodynamik 1) .<br />
Bei einem wiederverwendbaren System kommt der Phase des Wiedereintritts besondere<br />
Bedeutung zu. Das Fahrzeug ist hier seinen größten Belastungen ausgesetzt. Soll<br />
1) Als Hyperschallströmungen werden i. A. solche Strömungen bezeichnet, in denen bei großen Enthalpien<br />
Phänomene wie starke Verdichtungsstöße und Hochtemperatur- oder Realgaseffekte auftreten.<br />
Die Aerothermodynamik beschreibt die Koppeleffekte zwischen aerodynamischen Lasten<br />
und thermodynamischen bzw. thermochemischen Vorgängen in Hochenthalpieströmungen.<br />
1
1 Einleitung<br />
eine vollständige Wiederverwendbarkeit erreicht werden, müssen Struktur und Material<br />
diese Belastungen unbeschadet überstehen, und eine gute Manövrierfähigkeit während<br />
des Wiedereintritts ist unerlässlich. Dies konnte beim einzigen existierenden wiederverwendbaren<br />
Raumfahrzeug, das operationell betrieben wird, nur mit Einschränkungen<br />
und Kompromissen erreicht werden. So ist z. B. beim Space Shuttle nach jedem Flug<br />
eine vollständige Revision des Thermalschutzsystems notwendig, und beim ersten Flug<br />
konnte in der kritischen Phase des Wiedereintritts der getrimmte Flugzustand nur unter<br />
Schwierigkeiten erreicht werden. Die Trimmklappen mussten nahezu doppelt so<br />
stark ausgeschlagen werden wie vorgesehen, wobei fast der maximale Ausschlagwinkel<br />
erreicht wurde. Durch eingehende <strong>Untersuchung</strong>en und Auswertung der Flugdaten<br />
konnten diese Fehler allerdings identifiziert und mit weiteren Simulationen und Bodentests<br />
korrigiert werden (Griffith et al. 1987). Es bleibt die Tatsache bestehen, dass<br />
Betrieb und Wartung des Shuttle wesentlich größere Kosten verursachen als in der<br />
Projektierungsphase angenommen, so dass von Rentabilität nicht die Rede sein kann.<br />
Bei künftigen Projekten gilt es daher, eine stabile und weitreichende aerodynamische<br />
und aerothermodynamische Datenbasis zu schaffen, in der Daten aus numerischen<br />
Berechnungen mit experimentellen Ergebnissen vereinigt sind, auf deren Grundlage eine<br />
missionsangepasste Entwicklung eines Raumtransportsystems erfolgen kann. Dabei<br />
ist sicherzustellen, dass gerade die kritischen Bereiche der Trajektorie eines wiederverwendbaren<br />
Raumfahrzeugs abgedeckt und korrekt erfasst sind, so vor allem die Wiedereintrittsphase.<br />
Je genauer die Kenntnis der Vorgänge in dieser Missionsphase ist,<br />
desto größer ist die erreichbare Zuverlässigkeit. Hierzu ist neben der erschöpfenden Nutzung<br />
moderner Computersimulationsverfahren (Computational Fluid Dynamics CFD)<br />
auch der Einsatz von Bodentestanlagen ein unerlässliches Hilfsmittel. Eine realistische<br />
Simulation der Wiedereintrittsvorgänge erfordert die Einhaltung bestimmter Kennzahlen<br />
oder Ähnlichkeitsparameter. Stoßabstand, Stoßkontur, Grenzschichtausbildung,<br />
Transitionsvorgänge etc. können in ihrer für den Über- und Hyperschallbereich charakteristischen<br />
Ausprägung im Windkanal durch die Einhaltung der Mach- bzw. der<br />
Reynoldszahlähnlichkeit simuliert werden, wobei allerdings bei höheren Machzahlen<br />
deren Einfluss auf bestimmte Strömungsphänomene abnimmt (Machzahl-Unabhängigkeitsprinzip,<br />
ab ca. M∞ = 6) (Anderson 1989). Sollen darüber hinaus die chemischen<br />
Nichtgleichgewichtseffekte und atomaren Massenkonzentrationen im Strömungsfeld um<br />
einen Körper für den Modellfall vergleichbar sein, muss neben der Anströmgeschwindigkeit<br />
u∞ auch das Produkt aus der Dichte ρ∞ der Anströmung und einer charakteristischen<br />
Länge l dupliziert werden (Anderson 1989). Abbildung 1.1 zeigt diese so genannte<br />
” binary scaling“-Ähnlichkeit für die Simulationsbereiche verschiedener europäischer<br />
Hochenthalpie-Windkanäle (lModell =0,25 m) im Vergleich mit einer typischen Wiedereintrittstrajektorie<br />
(z. B. für HERMES, HOPE o. ä., lOriginal ≈ 15 m) (Habermann<br />
2001). Die zum Erreichen entsprechender freier Anströmbedingungen in einem Hyperschallwindkanal<br />
notwendige Ruheenthalpie ergibt sich in erster Näherung aus der<br />
kinetischen Energie der Strömung,z.B.müssen mindestens 8 MJ/kg als Ruheenthalpie<br />
aufgebracht werden, um eine Strömung mit einer Geschwindigkeit von u∞ = 4000 m/s<br />
2
Abb. 1.1: Simulationsbereiche europäischer Hochenthalpie-Windkanäle im Vergleich mit einer<br />
typischen Wiedereintrittstrajektorie (HEG: DLR, Göttingen; TH2/TH2-D:<br />
Stoßwellenlabor, RWTH Aachen; F4: Onera, Modane/Frankreich; VKI: Von-<br />
Kármán-Institut, Brüssel)<br />
zu erhalten. Solch hohe Enthalpien können für einen kontinuierlichen Windkanalbetrieb<br />
nicht bereitgestellt werden. Hochenthalpie-Windkanäle sind daher im Allgemeinen intermittierend<br />
arbeitende Anlagen, welche die zur Wiedereintrittssimulation notwendigen<br />
Strömungszustände nur für verhältnismäßig kurze Zeit (Δtmess ≪ 1 s) aufrechterhalten<br />
können (Impulsanlagen). Eine vollständige Einhaltung aller Kenngrößen ist<br />
in einem Hyperschallwindkanal nicht zu erreichen, Versuchsergebnisse aus solchen Anlagen<br />
können aber bei Übereinstimmung einiger ausgewählter Kenngrößen zumindest<br />
Vergleichsdaten liefern, anhand derer CFD-Verfahren validiert und konkret Computersimulationen<br />
auf ihre Richtigkeit überprüft werden können. Idealerweise können aber<br />
auch einzelne Abschnitte einer Mission direkt simuliert und die erhaltenen Modelldaten<br />
auf die Großausführung übertragen werden, sofern die im jeweiligen Abschnitt der<br />
Trajektorie bestimmenden Ähnlichkeitsparameter dupliziert werden können.<br />
Die extrem kurzen Messzeiten, die für Hochenthalpiekanäle typisch sind, stellen an<br />
die Versuchs- und Messtechnik besonders hohe Anforderungen. Die Messung des Oberflächendrucks<br />
und der Oberflächentemperatur, aus deren Änderung auf die Wärmestrombelastung<br />
des untersuchten Modells geschlossen werden kann, ist mittlerweile<br />
etabliert. Es stehen Sensoren zur Verfügung, die bei ausreichender Robustheit zum<br />
einen klein genug sind, um bei gegebener Modellgröße (typisch ≤ 0,25 m) eine hohe<br />
räumliche Auflösung der Messpunkte zu ermöglichen, und zum anderen ausreichend<br />
kurze Ansprechzeiten aufweisen, so dass die kurzen Zeitspannen stationärer Strömungszustände<br />
voll genutzt werden können. Wesentlich problematischer ist hier die Messung<br />
3
1 Einleitung<br />
der aerodynamischen Kräfte und Momente. Das System Modell, Kraftmesswaage und<br />
Modellsupport 2) lässt sich bei Vernachlässigung von Struktur- und aerodynamischer<br />
Dämpfung in erster Näherung durch folgende Differentialgleichung beschreiben:<br />
[m]¨x +[k]x = F, (1.0.1)<br />
wobei [m] die Massen- und [k] die Steifigkeitsmatrix des Systems repräsentiert, x bzw.<br />
¨x geben den Verschiebungs- bzw. den Beschleunigungsvektor an und F die Summe der<br />
äußeren Kräfte. Für die Auslegung und Konstruktion entsprechender Kraftmesswaagen<br />
existieren zwei Grundprinzipien (Bernstein 1975): 1) Modell, Waage und Support<br />
bilden mit der gesamten umgebenden Struktur eine ideal starre Einheit (d. h. Federsteifigkeiten<br />
in [k] →∞), das Modell erfährt bei Aufbringung der aerodynamischen<br />
Lasten nur infinitesimale Verschiebungen, aber keine Beschleunigungen. Obige Gleichung<br />
vereinfacht sich demgemäß zu<br />
[k]x = F (1.0.2)<br />
Die einwirkenden Kräfte und Momente bewirken in der Waage mechanische Spannungen,<br />
die mit geeigneten Sensoren erfasst werden. Bei geeigneter Kalibration können<br />
aus den Sensordaten die aerodynamischen Lasten bestimmt werden. Waagen, die nach<br />
diesem steifigkeitsdominierten System arbeiten, werden als ” Kraftwaagen“ bezeichnet.<br />
2) Das Modell ist in der Strömung frei beweglich und erfährt durch die einwirkenden<br />
Kräfte translatorische und rotatorische Beschleunigungen, die mit entsprechenden<br />
Sensoren gemessen werden können. Ist die Massenverteilungs- oder Trägheitsmatrix des<br />
Modells bekannt, lassen sich aus den gemessenen Beschleunigungen die verursachenden<br />
Kräfte und Momente ableiten. Analog zu Gl. 1.0.2 vereinfacht sich Gl. 1.0.1 zu<br />
[m]¨x = F (1.0.3)<br />
Man spricht bei Waagen, bei denen dieses beschleunigungsdominierte Messprinzip Verwendung<br />
findet, von Beschleunigungswaagen“.<br />
”<br />
Es liegt auf der Hand, dass beide Wirkprinzipien theoretische Idealisierungen und in<br />
dieser Form technisch nicht umsetzbar sind. Im ersten Fall treten bei real ausgeführten<br />
Messanordnungen endlicher Steifigkeit durch die entstehenden Materialspannungen<br />
immer entsprechende Dehnungen auf (und letztendlich sind es auch diese Dehnungen,<br />
die z. B. mit Dehnmessstreifen gemessen werden). Die endliche Steifigkeit<br />
führt aber bei der für Impulsanlagen typischen, fast stufenförmige Lastaufbringung<br />
zwangsläufig zur Anregung von Eigenschwingungen. Die Modellbewegungen sind nicht<br />
mehr vernachlässigbar, und das schwingende Modell prägt der Waage durch die eigene<br />
Massenverteilung Trägheitslasten auf, die den reinen aerodynamischen Lasten überlagert<br />
sind und sich auch als überlagerte, oszillierende, d. h. dynamische Anteile in<br />
2) Als Modellsupport wird die Struktur bezeichnet, mit der Modell und Waage in der Messstrecke<br />
des Windkanals befestigt sind.<br />
4
den Messsignalen wiederfinden. Um trotz dieser überlagerten Trägheitslasten die aerodynamischen<br />
Bestandteile zuverlässig zu erfassen, werden wiederum zwei Verfahren<br />
angewendet. Das am Stoßwellenlabor eingesetzte Verfahren kann als Mischform der<br />
oben erwähnten Messmethoden verstanden werden. Die Waage ist auf größtmögliche<br />
Steifigkeit ausgelegt, gleichzeitig werden die im Versuch auftretenden Beschleunigungen<br />
des Modells gemessen. Aus diesen werden mit in Vorversuchen bestimmten Faktoren<br />
die auf die Waage wirkenden Trägheitskräfte errechnet. Damit kann dann aus den<br />
gemessenen Gesamtlasten der dynamische Anteil eliminiert und die aerodynamischen<br />
Lasten bestimmt werden (Störkmann 1998; Störkmann et al. 1998). An der Universität<br />
von Queensland in Brisbane/Australien wurde ein Verfahren entwickelt, das in<br />
der Auswertung der Versuchsdaten das Eigenschwingverhalten des Systems mitberücksichtigt<br />
(Sanderson, Simmons 1991; Mee et al. 1995; Tuttle et al. 1997). Hierzu wird bei<br />
der Kalibration der Waage die Antwort des Systems auf einen definierten Eingangslastverlauf<br />
bestimmt. Eingangs- und Ausgangsgrößen sind dabei im Frequenzbereich durch<br />
die Übertragungsfunktion verknüpft. Mit Hilfe dieser Übertragungsfunktion lässt sich<br />
aus den gemessenen Versuchsdaten auf die verursachende, d. h. in diesem Fall aerodynamische<br />
Eingangslast schließen. Hierbei kommt das mathematische Verfahren der<br />
Rückfaltung (engl. deconvolution“) zum Einsatz.<br />
”<br />
Auch das zweite Wirkprinzip der Beschleunigungswaage findet Anwendung. So wurden<br />
am Institut Saint Louis (ISL) Versuche unternommen, bei denen ein mit Beschleunigungssensoren<br />
bestücktes Modell während der Versuchszeit von einer Klemmvorrichtung<br />
freigegeben wurde. In dieser Freiflugphase wurden die Beschleunigungen des<br />
Modells gemessen und mit der bekannten Massenmatrix konnten die einwirkenden aerodynamischen<br />
Kräfte bestimmt werden (Naumann et al. 1991; Naumann et al. 1995).<br />
Weiterhin wurde am Indian Institute of Science in Bangalore/Indien eine entsprechende<br />
Waage entwickelt, bei der das Modell mit Gummischeiben elastisch gelagert ist. Innerhalb<br />
der kurzen Messzeit werden die Scheiben nur geringfügig verformt und nehmen nur<br />
geringe Kräfte auf, so dass allein die gemessenen Beschleunigungen zur Bestimmung<br />
der aerodynamischen Kräfte herangezogen werden können (Sahoo et al. 2003).<br />
Nach einer Übersicht über Aufbau und Betrieb des Stoßwellenkanals TH2 im Kapitel<br />
2 werden die Grundlagen der Kraftmesstechnik für kurze Messzeiten in Kapitel<br />
3 vorgestellt, wobei neben der prinzipiellen Problematik auch die bereits erwähnten<br />
Lösungsansätze genauer erläutert werden. Die am Stoßwellenlabor eingesetzte Technik<br />
wird in Kapitel 4 eingehender behandelt. In Kapitel 5 werden die mit dieser Technik<br />
durchgeführten Kraft- und Momentenmessungen an verschiedenen Modellen im<br />
TH2/TH2-D beschrieben. Aus diesen Versuchen können Ansatzpunkte für eine Verbesserung<br />
bzw. Erweiterung der auf Beschleunigungskompensation basierenden Messtechnik<br />
abgeleitet werden, die in Kapitel 6 betrachtet und kritisch beurteilt werden. In<br />
Kapitel 7 wird das Erarbeitete zusammengefasst und versucht, Wege und Möglichkeiten<br />
für Weiterentwicklungen aufzuzeigen.<br />
5
1 Einleitung<br />
6
2 Anlagenaufbau<br />
2.1 Der Stoßwellenkanal TH2 / TH2-D<br />
Wie in der Einleitung bereits beschrieben, sind i. A. nur intermittierend arbeitende<br />
Windkanäle in der Lage, ausreichend hohe Ruheenthalpien bereitzustellen, um beispielsweise<br />
Wiedereintrittsvorgänge simulieren zu können. Viele solcher Anlagen arbeiten<br />
nach dem Prinzip des Stoßwellenkanals, d. h. dass das Versuchsgas in einem<br />
Rohr durch eine Stoßwelle verdichtet und aufgeheizt wird und nachfolgend durch eine<br />
Düse in die Messstrecke des Kanals strömt. Das Gas wird dabei auf die erforderliche<br />
Hyperschallgeschwindigkeit beschleunigt.<br />
Die Stoßwellen können durch die plötzliche Beaufschlagung des Versuchsgases mit<br />
hochgespanntem und z. T. heißem Treibergas erzeugt werden. Allerdings variieren die<br />
Methoden, mit denen das Treibergas auf entsprechende Anfangsbedingungen gebracht<br />
wird. Die in dieser Arbeit vorgestellten Messungen wurden im Hyperschallkanal TH2<br />
des Stoßwellenlabors der RWTH Aachen durchgeführt (Olivier, Grönig 1995-a). Bei<br />
dieser Anlage handelt es sich um einen Stoßwellenkanal, in der das Treibergas auf<br />
zwei unterschiedliche Weisen in den Anfangszustand gebracht werden kann. Im Folgenden<br />
soll daher das Funktionsprinzip eines Stoßwellenkanals am Beispiel des TH2 im<br />
konventionellen Betriebsmodus sowie die Besonderheiten des zweiten, detonationsgetriebenen<br />
Modus kurz erläutert werden. In Abb. 2.1 sind dazu für beide Modi jeweils<br />
der prinzipielle Aufbau und in Form eines Weg-Zeit-Diagramms oder Wellenplans die<br />
entsprechenden Wellenprozesse dargestellt. Weitere Anlagentypen werden z. B. bei Habermann<br />
(2001), Lenartz (1996) und Vetter (1993) beschrieben.<br />
2.1.1 Betrieb mit Heliumtreiber<br />
Konventionelle Stoßwellenkanäle wie der TH2 zeichnen sich durch ihren vergleichsweise<br />
einfachen Aufbau und die gute Handhabbarkeit bei niedrigen Betriebskosten aus.<br />
Sie bestehen im Wesentlichen aus drei Abschnitten: dem Hochdruck- oder Treiberteil,<br />
dem Niederdruck- oder Laufteil und der sich an die Endwand des Niederdruckteils<br />
anschließenden Düse mit nachfolgender Messstrecke (s. Abb. 2.1(a)). Diese ist ihrerseits<br />
Bestandteil eines Vakuumbehälters. Der Hochdruckteil des TH2 ist 6 m lang<br />
und besitzt einen Innendurchmesser von 140 mm, dieLänge des Niederdruckteils beträgt<br />
bei gleichem Durchmesser 15,6 m. AufdieDüse wird in Abschnitt 2.1.3 noch<br />
genauer eingegangen. Die Segmente sind vor dem Versuchsstart durch Membranen<br />
7
2 Anlagenaufbau<br />
(a) Aufbau und Wellenplan des konventionellen TH2<br />
(b) Aufbau und Wellenplan des detonationsgetriebenen TH2-D<br />
Abb. 2.1: Prinzipieller Aufbau des TH2 in seinen beiden Betriebsmodi und schematische<br />
Darstellung der Wellenprozesse (Wellenpläne)<br />
8
2.1 Der Stoßwellenkanal TH2 / TH2-D<br />
voneinander getrennt, so dass sie mit jeweils unterschiedlichen Drücken befüllt werden<br />
können. In den Hochdruckteil wird ein leichtes Gas unter hohem Druck (Zustand ○4 )<br />
eingefüllt (früher z. T. Wasserstoff, heute aus Sicherheitsgründen i. A. Helium), das<br />
Versuchsgas, z. B. technische Luft, befindet sich im Niederdruckteil, wobei ein Druck<br />
eingestellt wird, der um Größenordnungen geringer als der des Treibergases ist (Zustand<br />
○1 ). Düse, Messstrecke und Vakuumkessel sind evakuiert. Wird die zwischen<br />
Hoch- und Niederdruckteil befindliche Hauptmembran zum Bersten gebracht 1) , breitet<br />
sich durch die nun anliegende große Druckdifferenz eine Stoßwelle in das Versuchsgas<br />
aus, das dadurch auf den Zustand ○2 komprimiert und aufgeheizt wird. Zwischen dem<br />
nachströmenden Treibergas und dem Versuchsgas befindet sich die Kontaktfläche oder<br />
Mediengrenze der beiden Gase. Über diese Grenzfläche ändern sich Druck und Geschwindigkeit<br />
der beiden Gase nicht, in allen anderen Zustandsgrößen können jedoch<br />
Differenzen auftreten. Das Treibergas wird durch eine in den Hochdruckteil laufende<br />
Expansionswelle (Stoßrohrexpansion) vom Ausgangszustand ○4 auf den Zustand ○3<br />
hinter der Mediengrenze gebracht. Der in den Niederdruckteil einfallende Stoß wird<br />
an der Rohrendwand reflektiert. Das Versuchsgas, das durch den einfallenden Stoß auf<br />
eine endliche Geschwindigkeit beschleunigt wurde, wird durch den reflektierten Stoß<br />
wiederum abgebremst, die kinetische Energie des Gases wird dabei umgesetzt in einen<br />
weiteren Druck- und Temperaturanstieg (Zustand ○5 ).<br />
(a) ” tailored“ (b) ” overtailored“ (c) ” undertailored“<br />
Abb. 2.2: Interaktion des reflektierten Stoßes mit der Mediengrenze<br />
Im Idealfall, d. h. bei geeigneter Wahl der Anfangsparameter p1,p4 und T4, werden<br />
das Versuchsgas und auch die Mediengrenze durch den reflektierten Stoß gerade<br />
soweit abgebremst, dass sie gegenüber der Rohrendwand in Ruhe sind (unter Außerachtlassung<br />
des durch die Düse aus dem Reservoir ausströmendes Gases, siehe hierzu<br />
Abschnitt 2.1.3). Der reflektierte Stoß durchdringt dabei die Mediengrenze ungehin-<br />
1) Tatsächlich wird beim TH2 der Versuchsstart durch die gezielte Zerstörung zweier in einer Doppelmembrankammer<br />
angeordneter Membranen ausgelöst. Eine genauere Beschreibung dieser Technik<br />
ist bei Oertel (1966) zu finden.<br />
9
2 Anlagenaufbau<br />
dert; man sagt, die Mediengrenze ist angepasst ( ” tailored interface“, s. Abb. 2.2(a)).<br />
Der Zustand ○5 ist dabei mit dem Reservoir- oder Ruhezustand der Düse ○0 identisch.<br />
Analog zur Interaktion einer Schall- oder einer Lichtwelle mit einer Grenzfläche zwischen<br />
zwei Medien unterschiedlicher akustischer oder optischer Dichte kann es auch im<br />
Fall einer nicht angepassten Mediengrenze zur erneuten Reflexion des Stoßes kommen.<br />
Wird der Stoß an der Mediengrenze wiederum als Stoß reflektiert, spricht man von<br />
einer überangepassten Mediengrenze ( ” overtailored interface“, Abb. 2.2(b)). Die wiederholten<br />
Reflexionen zwischen Mediengrenze und Rohrendwand führen hier zu einem<br />
Anstieg des Reservoirdrucks über der Zeit. Die Reflexion des Stoßes an einer unterangepassten<br />
Mediengrenze ( ” undertailored interface“) erfolgt als Expansion, s. Abb. 2.2(c).<br />
Auch diese Expansion kann mehrfach zwischen Mediengrenze und Rohrendwand hinund<br />
her reflektiert werden, so dass der Reservoirdruck vermindert wird. Im Falle einer<br />
nichtangepassten Mediengrenze wird mit ○0 der Zustand bezeichnet, der als Ruhezustand<br />
für die eigentliche Messströmung genutzt wird, gegebenenfalls nach einer oder<br />
mehreren Reflexionen. Er ist also nicht notwendigerweise mit Zustand ○5 identisch.<br />
2.1.2 Betrieb mit Detonationstreiber<br />
In der im vorherigen Abschnitt vorgestellten Ausführung wird der Stoßwellenkanal TH2<br />
mit Anfangsdrücken p4 im Hochdruckteil zwischen 3 und 120 MPa betrieben. Das Hochdruckrohr,<br />
und damit das Treibergas, kann dabei elektrisch bis auf eine Temperatur T4<br />
von maximal 500 K aufgeheizt werden. Bei Fülldrücken im Niederdruckteil zwischen<br />
14 und 500 kPa ist die erreichbare Ruheenthalpie der Strömung auf etwa 6,5 MJ/kg begrenzt<br />
(Zechner, Olivier 1996; Schulte-Roedding 1998; Schulte-Roedding, Olivier 1998).<br />
Eine weitere Erhöhung ist aus anlagentechnischen Gründen mit konventionellem Treiber<br />
nicht möglich. Daher wurde für den TH2 eine alternative Treibertechnik entwickelt,<br />
die es mit relativ geringem Aufwand erlaubt, deutlich höhere Enthalpien zu erreichen<br />
(Grönig et al. 1998; Habermann et al. 1999; Habermann 2001; Olivier et al. 2002).<br />
Hierbei wird der konventionelle Treiber durch einen so genannten Detonationstreiber<br />
von nun 9 m Länge ersetzt. Im Detonationstreiber wird dem Treibergas die nötige<br />
Energie durch eine interne chemische Reaktion zugeführt. Als Treibergas wird dazu ein<br />
detonationsfähiges Wasserstoff-Sauerstoff-Gemisch (= Knallgas) eingesetzt, dem zur<br />
Einstellung bestimmter Versuchskonditionen Helium- oder Argonanteile zugesetzt werden.<br />
Der Fülldruck im Detonationsteil kann mit 6,5 − 7 MPa relativ niedrig gehalten<br />
werden (Zustand ○4i in Abb. 2.1(b)), der zur Erzeugung der Stoßwelle im Niederdruckteil<br />
relevante Treibergas-Zustand wird durch die detonative Verbrennung des Gasgemischs<br />
im Detonationsteil erreicht. Der detonationsgetriebene Kanal wird mit TH2-D<br />
bezeichnet. Eine Detonation ist eine Verbrennung, bei der das Gasgemisch durch einen<br />
Verdichtungsstoß komprimiert und auf Temperaturen oberhalb der Zündgrenze aufgeheizt<br />
wird. Durch die Energiefreisetzung der Verbrennung wird die Stoßfront ihrerseits<br />
aufrechterhalten. Eine Detonationsfront pflanzt sich also mit Geschwindigkeiten fort,<br />
die der Ausbreitungsgeschwindigkeit von Verdichtungsstößen entsprechen.<br />
10
2.1 Der Stoßwellenkanal TH2 / TH2-D<br />
Die Initiierung der Detonation erfolgt am TH2 an der Membran zum Niederdruckteil,<br />
die Detonation breitet sich entgegen der Laufrichtung des Hauptstoßes stromauf, nach<br />
rückwärts, aus, weshalb von einem Stromauf-Detonations- oder Rückwärtstreiber gesprochen<br />
wird. Zur Zündung wird in einem seitlich am Hauptrohr angebrachten Zündrohr<br />
ein dünner Draht durch einen Hochspannungspuls zur Explosion gebracht. Dies<br />
setzt eine Verbrennung des Füllgases in Gang, die bis zur Mündung des Zündrohrs in<br />
das Hauptrohr vollständig in eine Detonation umgeschlagen ist. Die Detonation bewirkt<br />
neben einem abrupten Temperatur- auch einen starken Druckanstieg (das Verhältnis<br />
von Detonations- zu Fülldruck beträgt etwa 20), so dass die Hauptmembran mit einer<br />
Druckdifferenz beaufschlagt wird, die ihren Berstdruck um ein vielfaches übersteigt.<br />
Hieraus folgt eine schnelle Öffnung der Membran mit entsprechend geringen Verlusten.<br />
Dies begünstigt zusammen mit der sehr genau einstellbaren Treibergaszusammensetzung<br />
und den sehr gut kontrollierbaren, geringen Fülldrücken die für Stoßwellenkanäle<br />
außergewöhnlich gute Reproduzierbarkeit der Versuchsbedingungen. Der weitere Ablauf<br />
der Wellenprozesse im Niederdruckteil ist mit denen des konventionell getriebenen<br />
TH2 nahezu identisch.<br />
Der prinzipielle Aufbau des TH2-D entspricht der Prinzipskizze in Abb. 2.1(b), allerdings<br />
ist die Anlage in der realen Ausführung noch um einen Dämpfungsteil von<br />
gleichem Durchmesser und 6 m Länge erweitert, der durch einen Stapel Polyestermembranen<br />
(Hostaphan-RN� ) vom Detonationsteil abgetrennt ist. Der Dämpfungsteil ist<br />
mit Stickstoff unter sehr geringem Druck gefüllt und dient als Expansionskessel für<br />
die Detonationswelle, wenn diese das stromauf gelegene Ende des Detonationsrohres<br />
erreicht. Auf diese Weise wird die Stärke der Reflexion am Rohrende gemindert und<br />
so die strukturelle Belastung des Rohres reduziert. Zusätzlich kommt beim Betrieb des<br />
TH2-D noch ein schnellschließendes Düsenventil zum Einsatz, das nach dem Ende der<br />
Messzeit den Düseneinlauf verschließt und so die Messstrecke bzw. die eingebauten<br />
Modelle und Sensoren vor Kontamination mit dem Treibergas, d. h. in diesem Falle<br />
Wasserdampf, schützt. Zusätzlich können auf diese Weise die sonst beim Zusammenbruch<br />
der Düsenströmung auftretenden starken Druckschwankungen im Vakuumkessel<br />
ausgeblendet werden, weshalb das Düsenventil auch bei einigen Versuchen mit konventionellem<br />
Treiber Anwendung findet.<br />
Eine detaillierte Darstellung von Aufbau und Betriebsweise des detonationsgetriebenen<br />
Stoßwellenkanals TH2-D gibt Habermann (2001). Beschreibungen alternativer<br />
Treibertechniken zur Erzielung hoher und höchster Ruheenthalpien finden sich dort<br />
ebenso wie auch bei Lu, Marren (2002).<br />
11