01.12.2012 Aufrufe

Berichte aus Praxis, Forschung und Entwicklung in der Sozialen Arbeit

Berichte aus Praxis, Forschung und Entwicklung in der Sozialen Arbeit

Berichte aus Praxis, Forschung und Entwicklung in der Sozialen Arbeit

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Berichte</strong> <strong>aus</strong> <strong>Praxis</strong>, <strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozialen</strong> <strong>Arbeit</strong>


Landesmodellprojekt Qualitätsentwicklung <strong>und</strong><br />

-steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen<br />

Oktober 2003 – Dezember 2006<br />

Abschlussbericht zu Projektverlauf, Ergebnissen<br />

<strong>und</strong> Evaluation<br />

Sylvia Sylvia Cl<strong>aus</strong><br />

Cl<strong>aus</strong><br />

Thomas Thomas Thomas Drößler<br />

Drößler<br />

Ullrich Ullrich Ullrich G<strong>in</strong>tzel<br />

G<strong>in</strong>tzel<br />

Wolfgang Wolfgang Müller<br />

Müller<br />

Kathr<strong>in</strong> Kathr<strong>in</strong> Kathr<strong>in</strong> Schäfer<br />

Schäfer<br />

<strong>Arbeit</strong>sstelle für <strong>Praxis</strong>beratung, <strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong> e.V.<br />

an <strong>der</strong> Evangelischen Hochschule für Soziale <strong>Arbeit</strong> Dresden<br />

<strong>in</strong> Zusammenarbeit mit<br />

Landratsamt Zwickauer Land, Fachbereich Jugend <strong>und</strong> Soziales<br />

Stadt Chemnitz, Amt für Jugend <strong>und</strong> Familie<br />

Landratsamt Nie<strong>der</strong>schlesischer Oberl<strong>aus</strong>itzkreis, Fachbereich Jugend,<br />

<strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> Soziales<br />

<strong>Arbeit</strong>sstelle <strong>Arbeit</strong>sstelle <strong>Arbeit</strong>sstelle <strong>Arbeit</strong>sstelle für für für für <strong>Praxis</strong>beratung, <strong>Praxis</strong>beratung, <strong>Praxis</strong>beratung, <strong>Praxis</strong>beratung, <strong>Forschung</strong> <strong>Forschung</strong> <strong>Forschung</strong> <strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> <strong>und</strong> <strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Entwicklung</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>Entwicklung</strong> (apfe (apfe (apfe (apfe e.V.)<br />

e.V.) e.V.) e.V.)<br />

Dresden, Dezember 2006<br />

Freistaat Sachsen<br />

geför<strong>der</strong>t durch das Sächsische Staatsm<strong>in</strong>isterium<br />

für Soziales


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Modellprojekt<br />

„Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Projektleitung<br />

Projektleitung<br />

Dr. Thomas Drößler<br />

<strong>Arbeit</strong>sstelle für <strong>Praxis</strong>beratung, <strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong> e.V .<br />

an <strong>der</strong> Evangelischen Hochschule für Soziale <strong>Arbeit</strong> Dresden (FH)<br />

Semperstraße 2a<br />

01067 Dresden<br />

Wissenschaftliche Wissenschaftliche Wissenschaftliche Begleitung Begleitung<br />

Begleitung<br />

Prof. Ullrich G<strong>in</strong>tzel<br />

Evangelische Hochschule für Soziale <strong>Arbeit</strong> Dresden (FH)<br />

Semperstraße 2a<br />

01067 Dresden<br />

Modellstandorte<br />

Modellstandorte<br />

Stadt Chemnitz<br />

Amt für Jugend <strong>und</strong> Familie<br />

Bahnhofstraße 53<br />

09111 Chemnitz<br />

Landratsamt Zwickauer Land<br />

Fachbereich Jugend <strong>und</strong> Soziales<br />

Königswal<strong>der</strong> Straße 18<br />

08412 Werdau<br />

Landratsamt Nie<strong>der</strong>schlesischer Oberl<strong>aus</strong>itzkreis<br />

Fachbereich Jugend, <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> Soziales<br />

Robert-Koch-Straße 1<br />

02906 Niesky<br />

Projektkoord<strong>in</strong>atorInnen:<br />

Projektkoord<strong>in</strong>atorInnen:<br />

Sylvia Cl<strong>aus</strong>, Landratsamt Zwickauer Land, Fachbereich Jugend <strong>und</strong> Soziales<br />

Wolfgang Müller, freiberuflicher Berater <strong>und</strong> Tra<strong>in</strong>er, Koord<strong>in</strong>ator im Modellstandort Nie<strong>der</strong>schlesischer<br />

Oberl<strong>aus</strong>itzkreis<br />

Kathr<strong>in</strong> Schäfer, Stadt Chemnitz, Amt für Jugend <strong>und</strong> Familie<br />

4


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Initiierung des Modellprojektes<br />

Sächsisches Landesamt für Familie <strong>und</strong> Soziales<br />

Landesjugendamt<br />

Reichsstraße 3<br />

09112 Chemnitz<br />

Verantwortliche Verantwortliche Verantwortliche Mitarbeiter<strong>in</strong>nen Mitarbeiter<strong>in</strong>nen Mitarbeiter<strong>in</strong>nen des des des Landesjugendamtes<br />

Landesjugendamtes<br />

Birgit He<strong>in</strong>isch<br />

Karla Losemann<br />

Projektför<strong>der</strong>ung<br />

Sächsisches Staatsm<strong>in</strong>isterium für Soziales<br />

Albertstraße 10<br />

01097 Dresden<br />

Projektbeirat<br />

Dr. Gerd Drechsler, Landratsamt Zwickauer Land, Fachbereich Jugend <strong>und</strong> Soziales<br />

Dr. Thomas Drößler, <strong>Arbeit</strong>sstelle für <strong>Praxis</strong>beratung, <strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong> e.V.<br />

Birgit He<strong>in</strong>isch, Landesamt für Familie <strong>und</strong> Soziales, Landesjugendamt<br />

Dr. Dagmar Jenschke, Sächsisches Staatsm<strong>in</strong>isterium für Soziales<br />

Heidemarie Lüth, Stadt Chemnitz<br />

Barbara Ludwig, Stadt Chemnitz (bis Dezember 2004)<br />

Hartmut Mann, Paritätischer Wohlfahrtsverband Sachsen e.V.<br />

Rita Melzig, Landratsamt Nie<strong>der</strong>schlesischer Oberl<strong>aus</strong>itzkreis<br />

Prof. Günther Robert, <strong>Arbeit</strong>sstelle für <strong>Praxis</strong>beratung, <strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong> e.V.<br />

Dr. Gerd Steckl<strong>in</strong>a, Technische Universität Dresden, Institut für Sozialpädagogik, Sozialarbeit<br />

<strong>und</strong> Wohlfahrtswissenschaften<br />

Dr. Gisela Ulrich, Sächsisches Staatsm<strong>in</strong>isterium für Soziales (bis Juni 2005)<br />

5


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Vorwort<br />

Unterstützung <strong>und</strong> Hilfe für junge Menschen <strong>und</strong> Familien <strong>in</strong> Krisen <strong>und</strong> Belastungssituationen<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> wichtiger Bestandteil <strong>der</strong> Lebensqualität vieler Familien. Je größer die ökonomischen<br />

<strong>und</strong> sozialen Belastungen für Familien s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> je schwerer die Überw<strong>in</strong>dung von Krisen <strong>aus</strong><br />

eigener Kraft fällt, desto bedeuten<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d die Leistungen <strong>der</strong> Jugendhilfe. Auf diesen Zusammenhang<br />

s<strong>in</strong>d Öffentlichkeit wie politisch <strong>und</strong> fachlich Verantwortliche nicht zuletzt über dramatische<br />

E<strong>in</strong>zelfälle erneut aufmerksam geworden.<br />

Allen Fachebenen ist dabei bewusst, welche Schlüsselrolle die Qualität <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozialen</strong><br />

Dienste <strong>der</strong> Landkreise <strong>und</strong> kreisfreien Städte hat. Die Gr<strong>und</strong>lage für e<strong>in</strong>e gute <strong>und</strong> bedarfsgerechte<br />

Erziehungshilfe wird durch die <strong>Arbeit</strong> <strong>der</strong> Fachkräfte <strong>in</strong> den <strong>Sozialen</strong> Diensten <strong>der</strong> Jugendämter<br />

gelegt. Wie diese Dienste den Prozess <strong>der</strong> Klärung <strong>der</strong> Lebenssituation <strong>und</strong> Problemlagen<br />

führen, wie es zu Entscheidungen über Hilfe zur Erziehung kommt <strong>und</strong> ob diese<br />

Hilfen dann zur Überw<strong>in</strong>dung von Krisen führen, s<strong>in</strong>d zentrale Fragen <strong>der</strong> Qualität von Erziehungshilfen.<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> hat das Sächsische Landesjugendamt im Jahr 2003 das Modellprojekt<br />

„Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“ <strong>in</strong>itiiert <strong>und</strong> die Aufgabe<br />

<strong>der</strong> Projektleitung <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sstelle für <strong>Praxis</strong>beratung, <strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>, apfe e.V.,<br />

an <strong>der</strong> Evangelischen Hochschule für Soziale <strong>Arbeit</strong> Dresden (FH) übertragen.<br />

Erstmals agierten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sächsischen Landesmodellprojekt Träger <strong>der</strong> öffentlichen Jugendhilfe<br />

als Modellstandorte. Die Kooperation <strong>der</strong> drei Gebietskörperschaften untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, wie<br />

auch die E<strong>in</strong>beziehung <strong>der</strong> Träger <strong>der</strong> freien Jugendhilfe <strong>in</strong> die Projektarbeit an den Modellstandorten<br />

<strong>und</strong> die reflexive Begleitung durch e<strong>in</strong>en Beirat, waren weitere konstitutive Bestandteile<br />

<strong>der</strong> Projektkonzeption.<br />

Ausgehend von <strong>der</strong> Qualitätsentwicklung bei den <strong>Sozialen</strong> Diensten <strong>der</strong> Jugendämter, die <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

verb<strong>in</strong>dlichere Prozess- <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>sstrukturen <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Verwaltungen <strong>und</strong> mit<br />

den Fachkräften <strong>der</strong> freien Jugendhilfe e<strong>in</strong>schließt, sollten qualitativ höherwertige Leistungen<br />

<strong>der</strong> Erziehungshilfen erreicht werden; also e<strong>in</strong>e bessere Situation für die jungen Menschen <strong>und</strong><br />

Familien. Dies sollte (natürlich) auch die Schonung <strong>der</strong> f<strong>in</strong>anziellen Ressourcen <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Jugendhilfe durch bessere Steuerung <strong>und</strong> Erschließung von Ressourcen auf an<strong>der</strong>en Gebieten<br />

berücksichtigen.<br />

Das Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“ <strong>in</strong><br />

Sachsen mit den Modellstandorten Stadt Chemnitz, Landkreis Zwickauer Land <strong>und</strong> Nie<strong>der</strong>schlesischer<br />

Oberl<strong>aus</strong>itzkreis ist dabei selbst her<strong>aus</strong>ragendes Beispiel für gel<strong>in</strong>gende Kooperation,<br />

die u. a. durch die Zusammenführung <strong>der</strong> drei sehr unterschiedlichen Gebietskörperschaften<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>terkommunalen <strong>Entwicklung</strong>sprozess verkörpert werden konnte. Die<br />

örtlichen Aktivitäten <strong>und</strong> die zahlreichen Veranstaltungen zum Projekt haben bereits während<br />

des Projektverlaufes für Aufmerksamkeit gesorgt <strong>und</strong> regten <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er Weise den Transfer<br />

von Erkenntnissen an. Dazu konnte auch die Fachveranstaltung des Landesjugendhilfe<strong>aus</strong>schusses<br />

beitragen, welche die Ergebnisse des Projektes den verantwortlichen Personen auf<br />

den Ebenen <strong>der</strong> Jugendamts-, Fachbereich- <strong>und</strong> Dezernatsleitungen <strong>in</strong> sehr lebendiger Weise<br />

nahebr<strong>in</strong>gen konnte.<br />

Mit dem hier vorliegenden Abschlussbericht wird <strong>aus</strong> unterschiedlichen Perspektiven aufgezeigt,<br />

was im Rahmen des Modellprojektes konkret fachlich an Steigerung von Qualität erreicht<br />

werden konnte. Dem Bericht beigefügt werden <strong>in</strong> elektronischer Form Materialien <strong>und</strong><br />

Dokumente, die Verwendung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong> an<strong>der</strong>er Jugendämter f<strong>in</strong>den können <strong>und</strong> sollen.<br />

6


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Wir danken allen Beteiligten, die zum Erfolg des Projektes beigetragen haben. E<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er<br />

Dank gilt allen Fachkräften <strong>in</strong> den Modellstandorten, die sich zusätzlichen Belastungen sowie<br />

großen fachlichen <strong>und</strong> zeitlichen Her<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>ungen gestellt haben <strong>und</strong> den Mut hatten, ihre<br />

<strong>Arbeit</strong> kritisch selbst zu betrachten <strong>und</strong> <strong>in</strong> diesem Kontext die professionelle Unterstützung<br />

von außen genutzt <strong>und</strong> akzeptiert haben.<br />

Prof. Ullrich G<strong>in</strong>tzel Ursula Specht<br />

Evangelische Hochschule für Leiter<strong>in</strong> des Sächsischen<br />

Soziale <strong>Arbeit</strong> Dresden (FH) Landesjugendamtes<br />

7


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort Vorwort......................................................................................................................<br />

Vorwort<br />

......................................................................................................................<br />

......................................................................................................................4<br />

......................................................................................................................<br />

1 1 E<strong>in</strong>leitung E<strong>in</strong>leitung.................................................................................................................<br />

E<strong>in</strong>leitung E<strong>in</strong>leitung.................................................................................................................<br />

.................................................................................................................9<br />

.................................................................................................................<br />

1.1 H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> des Modellprojektes.........................................................................9<br />

1.2 Qualitätsfaktoren bei <strong>der</strong> Hilfe zur Erziehung.....................................................10<br />

1.3 Qualitätsentwicklung als Projekt..........................................................................12<br />

1.4 Projektziele <strong>und</strong> Berichtsstruktur.........................................................................14<br />

2 2 Weiterentwicklung Weiterentwicklung <strong>und</strong> <strong>und</strong> Qualifizierung Qualifizierung <strong>der</strong> <strong>der</strong> Hilfeplanung.........................................<br />

Hilfeplanung<br />

.........................................<br />

.........................................16<br />

......................................... 16 16<br />

2.1 Partizipation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hilfeplanung.........................................................................18<br />

2.2 Der Hilfeplanprozess............................................................................................23<br />

2.2.1 Situationsklärung, Bedarfsermittlung <strong>und</strong> Entscheidungsvorbereitung.......23<br />

2.2.2 Exkurs: Erzieherischer Bedarf, geeignete <strong>und</strong> notwendige Hilfen...............25<br />

2.2.3 Kollegiale Beratung......................................................................................26<br />

2.3 Ziele <strong>der</strong> Hilfe – Zielerarbeitung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hilfeplanung..........................................29<br />

2.3.1 Zielentwicklung, Zielformulierung <strong>und</strong> Zielvere<strong>in</strong>barung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong>........31<br />

2.3.2 Zielüberprüfung............................................................................................36<br />

2.3.3 Fachliches E<strong>in</strong>zelfallcontroll<strong>in</strong>g.....................................................................40<br />

2.4 Dokumentation von Hilfeplanung <strong>und</strong> Hilfeprozessen........................................41<br />

2.4.1 Fallbeschreibung <strong>und</strong> Fallanalyse.................................................................43<br />

2.4.2 Hilfeplan – Hilfeentscheidung, Zielvere<strong>in</strong>barung, Leistungsplanung...........47<br />

2.4.3 Fortschreibungsdokumentation...................................................................50<br />

2.4.4 Hilfebeendigung...........................................................................................53<br />

2.5 Zusammenfassung...............................................................................................56<br />

3 3 Leistungen Leistungen <strong>und</strong> <strong>und</strong> ihre ihre Qualität Qualität vere<strong>in</strong>baren<br />

vere<strong>in</strong>baren...............................................................<br />

vere<strong>in</strong>baren<br />

vere<strong>in</strong>baren...............................................................<br />

...............................................................59<br />

............................................................... 59<br />

3.1 Fachliche Gr<strong>und</strong>lagen..........................................................................................60<br />

3.2 Vere<strong>in</strong>barungen qualifizieren – Leistungsvere<strong>in</strong>barungen...................................62<br />

3.2.1 Fachbereich Jugend <strong>und</strong> Soziales Zwickauer Land......................................62<br />

3.2.2 Amt für Jugend <strong>und</strong> Familie Chemnitz.........................................................65<br />

3.3 Vere<strong>in</strong>barungen qualifizieren – Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen..............66<br />

3.4 Was macht Qualität im Bereich <strong>der</strong> erzieherischen Hilfen <strong>aus</strong>? .........................70<br />

3.5 Ergebnisse <strong>aus</strong> den Projektstandorten................................................................72<br />

3.5.1 Fachbereich Jugend <strong>und</strong> Soziales Zwickauer Land......................................72<br />

3.5.2 Amt für Jugend <strong>und</strong> Familie <strong>der</strong> Stadt Chemnitz.........................................74<br />

3.6 Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barung als transparentes Steuerungs<strong>in</strong>strument....76<br />

4 4 Controll<strong>in</strong>g Controll<strong>in</strong>g <strong>in</strong> <strong>in</strong> den den erzieherischen erzieherischen Hilfen Hilfen..................................................................<br />

Hilfen Hilfen..................................................................<br />

..................................................................77<br />

.................................................................. 77<br />

4.1 Was ist Controll<strong>in</strong>g?.............................................................................................77<br />

4.1.1 Strategisches Controll<strong>in</strong>g – Tun wir die richtigen D<strong>in</strong>ge?............................79<br />

4.1.2 Operatives Controll<strong>in</strong>g – Tun wir die D<strong>in</strong>ge richtig?....................................79<br />

4.2 Wozu Controll<strong>in</strong>g? ..............................................................................................80<br />

4.3 Indikatoren <strong>und</strong> Instrumente...............................................................................83<br />

4.3.1 „Standarddaten“ e<strong>in</strong>er erzieherischen Hilfe im E<strong>in</strong>zelfall.............................83<br />

8


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

4.3.2 Die AdressatInnenperspektive.....................................................................89<br />

4.4 Controll<strong>in</strong>gsystem <strong>und</strong> Berichtsstruktur..............................................................92<br />

4.4.1 Welche Daten für wen?................................................................................92<br />

4.4.2 Berichtsstruktur.............................................................................................94<br />

4.5 Leitl<strong>in</strong>ien für das Controll<strong>in</strong>g...............................................................................96<br />

5 5 5 Wissenschaftliche Wissenschaftliche Wissenschaftliche Begleitung Begleitung..................................................................................<br />

Begleitung Begleitung..................................................................................<br />

..................................................................................97<br />

.................................................................................. 97 97<br />

5.1 Aufgaben <strong>der</strong> wissenschaftlichen Begleitung......................................................97<br />

5.2 Konkrete Gestaltung <strong>der</strong> Beratung <strong>und</strong> Unterstützung <strong>der</strong> Projektarbeit..........98<br />

5.3 Datenanalyse <strong>und</strong> Evaluation...............................................................................98<br />

5.4 Bewertung von Projektverlauf <strong>und</strong> -ergebnissen auf <strong>der</strong> Basis von<br />

Befragungen......................................................................................................102<br />

5.5 E<strong>in</strong>schätzungen <strong>der</strong> Fachkräfteebene...............................................................103<br />

5.5.1 Qualifizierung des Hilfeplanungsprozesses................................................103<br />

5.5.2 Beteiligung <strong>der</strong> jungen Menschen <strong>und</strong> ihrer Eltern...................................104<br />

5.5.3 Zielformulierung als Qualitätsmerkmale ....................................................104<br />

5.5.4 Systematische Datensammlung <strong>und</strong> Dokumentation als<br />

Gr<strong>und</strong>lage fachlichen Handelns..................................................................105<br />

5.5.5 Qualität durch Kooperation........................................................................105<br />

5.6 E<strong>in</strong>schätzungen <strong>der</strong> Leitungsebene...................................................................106<br />

5.6.1 Höhere Fachlichkeit des ASD.....................................................................106<br />

5.6.2 Qualitätszuwachs beim Hilfeplanverfahren................................................107<br />

5.6.3 Neue Qualität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kooperation Öffentliche <strong>und</strong> Freie Jugendhilfe.......107<br />

5.6.4 Fachliches Controll<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen...........107<br />

5.7 E<strong>in</strong>schätzungen <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>atorInnen..............................................................108<br />

5.7.1 Qualifizierung des Hilfeplanprozesses........................................................108<br />

5.7.2 Beteiligung <strong>der</strong> jungen Menschen <strong>und</strong> ihrer Eltern...................................109<br />

5.7.3 Qualität durch Kooperation <strong>der</strong> Öffentlichen <strong>und</strong> Freien Jugendhilfe......110<br />

5.7.4 Fachliches Controll<strong>in</strong>g ...............................................................................111<br />

5.7.5 Unterstützung durch die Leitung <strong>und</strong> Politik..............................................111<br />

5.7.6 Bedeutung von Projekt <strong>und</strong> Projektleitung................................................111<br />

5.7.7 F<strong>in</strong>anzen <strong>und</strong> Rahmenbed<strong>in</strong>gungen...........................................................111<br />

5.7.8 Die Gestaltung des <strong>Entwicklung</strong>sprozesses auf <strong>der</strong> kommunalen<br />

Ebene.........................................................................................................112<br />

5.7.9 Regionale Jugendberichterstattung...........................................................112<br />

5.7.10 Fachliche Ausstrahlung des Projektes......................................................112<br />

5.8 Zusammenfassung zur Interview<strong>aus</strong>wertung.....................................................112<br />

5.9 Zusammenfassende E<strong>in</strong>schätzung <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong><br />

wissenschaftlichen Begleitung...........................................................................113<br />

6 6 6 Das Das Modellprojekt Modellprojekt am am Standort Standort Chemnitz Chemnitz............................................................<br />

Chemnitz Chemnitz............................................................<br />

............................................................114<br />

............................................................ 114 114<br />

6.1 E<strong>in</strong>führung.........................................................................................................114<br />

6.2 Ergebnisse <strong>der</strong> Projektgruppe 1 – Hilfeplanung...............................................116<br />

6.2.1 Beteiligung als Projektb<strong>aus</strong>te<strong>in</strong> – AdressatInnenworkshops......................118<br />

6.2.2 Hilfeevaluation <strong>und</strong> E<strong>in</strong>zelfallcontroll<strong>in</strong>g....................................................120<br />

6.2.3 Was s<strong>in</strong>d die Ergebnisse?...........................................................................121<br />

9


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

6.3 Ergebnisse <strong>der</strong> Projektgruppe 2 – Vere<strong>in</strong>barungen nach § 78 b SGB VIII,<br />

Controll<strong>in</strong>g.........................................................................................................121<br />

6.4 Ergebnisse <strong>der</strong> Projektgruppe 3 – Jugendberichterstattung............................124<br />

6.5 Erfahrungen <strong>und</strong> Konsequenzen für die <strong>Praxis</strong>..................................................124<br />

7 7 Das Das Modellprojekt Modellprojekt am am Standort Standort Zwickauer Zwickauer Zwickauer Land Land...................................................<br />

Land Land...................................................<br />

...................................................126<br />

................................................... 126<br />

7.1 Ausgangssituation <strong>und</strong> Erwartungen des Landkreises......................................126<br />

7.2 Umsetzung des Modellprojektes <strong>und</strong> Ergebnisse.............................................127<br />

7.3 Ergebnisse <strong>der</strong> Unterarbeitsgruppen................................................................129<br />

7.3.1 <strong>Arbeit</strong>sgruppe Hilfeplanung.......................................................................129<br />

7.3.2 <strong>Arbeit</strong>sgruppe Kooperation.......................................................................130<br />

7.3.3 <strong>Arbeit</strong>sgruppe Controll<strong>in</strong>g, Leistungs-, Entgelt- <strong>und</strong><br />

Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen.......................................................130<br />

7.4 Ergebnisse <strong>und</strong> Konsequenzen des Projektes...................................................135<br />

8 8 Das Das Modellprojekt Modellprojekt im im Nie<strong>der</strong>schlesischen Nie<strong>der</strong>schlesischen Oberl<strong>aus</strong>itzkreis...................................<br />

Oberl<strong>aus</strong>itzkreis<br />

...................................<br />

...................................136<br />

................................... 136 136<br />

8.1 Vorbemerkung...................................................................................................136<br />

8.2 Projektidee <strong>und</strong> Projektentstehung vor dem regionalen H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />

im Nie<strong>der</strong>schlesischen Oberl<strong>aus</strong>itzkreis (NOL)..................................................136<br />

8.3 Spezifische Zielstellungen <strong>und</strong> Projektkonzeption im NOL...............................137<br />

8.4 Umsetzung <strong>und</strong> Verlauf <strong>der</strong> Projektarbeit ........................................................137<br />

8.4.1 Ausgangssituation, Schwierigkeiten <strong>und</strong> H<strong>in</strong><strong>der</strong>nisse................................137<br />

8.4.2 Qualifizierung <strong>der</strong> Hilfeplanung.................................................................138<br />

8.4.3 Ergebnisse <strong>der</strong> Evaluation zu geme<strong>in</strong>samen Teamberatungen von<br />

Leistungserbr<strong>in</strong>gern <strong>und</strong> ASD im NOL ......................................................141<br />

8.4.4 <strong>Entwicklung</strong> <strong>der</strong> Infrastruktur <strong>der</strong> Hilfeangebote – Ausbau von<br />

flexiblen, sozialraumorientierten Angeboten.............................................141<br />

8.4.5 Steuerung <strong>und</strong> Controll<strong>in</strong>g <strong>der</strong> Erziehungshilfen.......................................142<br />

8.5 Kooperationsstrukturen <strong>und</strong> Beteiligung..........................................................144<br />

8.6 Ergebnisse, Erfahrungen <strong>und</strong> Effekte des Vorhabens.......................................145<br />

8.6.1 Hilfeplanung – Qualifizierung des ASD......................................................145<br />

8.6.2 AdressatInnenbeteiligung..........................................................................145<br />

8.6.3 Ausbau von flexiblen, sozialraumorientierten Angeboten,<br />

Kooperation öffentlicher <strong>und</strong> freier Träger................................................145<br />

8.6.4 Qualifizierung von Leistungs- <strong>und</strong><br />

Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen ......................................................146<br />

8.6.5 Steuerung <strong>und</strong> Controll<strong>in</strong>g <strong>der</strong> Erziehungshilfen.......................................146<br />

8.7 Erfahrungen.......................................................................................................146<br />

9 9 Qualitätsentwicklung Qualitätsentwicklung Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> <strong>und</strong> -steuerung -steuerung mit mit System System – – Intentionen Intentionen des des Projektes Projektes.......<br />

Projektes Projektes.......<br />

.......148 ....... 148<br />

Literaturverzeichnis<br />

Literaturverzeichnis.................................................................................................<br />

Literaturverzeichnis<br />

Literaturverzeichnis.................................................................................................<br />

.................................................................................................152<br />

................................................................................................. 152<br />

Anhang Anhang – – Materialien Materialien auf auf <strong>der</strong> <strong>der</strong> CD-ROM CD-ROM..................................................................<br />

CD-ROM CD-ROM..................................................................<br />

..................................................................155<br />

.................................................................. 155<br />

10


1 E<strong>in</strong>leitung<br />

Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

1.1 H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> des Modellprojektes<br />

Bei den Leistungen <strong>der</strong> Jugendhilfe nehmen die Hilfen zur Erziehung <strong>in</strong> mehrfacher Weise<br />

e<strong>in</strong>en beson<strong>der</strong>en Platz e<strong>in</strong>. Als Hilfe für junge Menschen <strong>und</strong> Familien <strong>in</strong> Belastungs- <strong>und</strong> Krisensituationen<br />

haben sie für die AdressatInnen selbst oft e<strong>in</strong>en entscheidenden E<strong>in</strong>fluss auf<br />

das, was SozialarbeiterInnen „gel<strong>in</strong>gendes Leben“ nennen. Es geht darum, mit <strong>der</strong> professionellen<br />

Hilfe zur Erziehung Gefährdungen des Wohles des Mädchen o<strong>der</strong> Jungen abzuwehren,<br />

Krisen zu überw<strong>in</strong>den <strong>und</strong> Bed<strong>in</strong>gungen zu schaffen, damit sie zu eigenverantwortlichen <strong>und</strong><br />

geme<strong>in</strong>schaftsfähigen Persönlichkeiten heranwachsen können.<br />

An<strong>der</strong>s als bei den Leistungen zur K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesbetreuung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Jugendarbeit lassen sich<br />

mit profilierten <strong>und</strong> qualifizierten Hilfen zur Erziehung im kommunalpolitischen Raum nur<br />

schwer positive Aufmerksamkeit <strong>und</strong> Anerkennung gew<strong>in</strong>nen. Da die Hilfen zur Erziehung<br />

nach <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesbetreuung vom f<strong>in</strong>anziellen Aufwand <strong>und</strong> den e<strong>in</strong>gesetzten Fachkräften<br />

<strong>der</strong> zweitgrößte Bereich <strong>der</strong> Jugendhilfe s<strong>in</strong>d, geraten sie immer dann <strong>in</strong> den Blick, wenn es<br />

um Kosten o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>sparpotenziale geht. Nicht zuletzt s<strong>in</strong>d es die leicht e<strong>in</strong>sehbaren aber monok<strong>aus</strong>al<br />

schwer belegbaren Zusammenhänge zwischen ökonomischer <strong>und</strong> sozialer Not <strong>und</strong><br />

Verelendung <strong>und</strong> dem Bedarf an Hilfen zur Erziehung, die zu e<strong>in</strong>em ständigen H<strong>in</strong>terfragen<br />

<strong>und</strong> zu stetigem Legitimationsdruck führen.<br />

Hilfen zur Erziehung, so wird <strong>in</strong> dem Bericht dargelegt, entwickeln sich <strong>und</strong> ihre Wirkungskraft<br />

<strong>aus</strong> e<strong>in</strong>em sensiblen Zusammenspiel von SozialarbeiterInnen <strong>in</strong> den <strong>Sozialen</strong> Diensten (mit den<br />

jeweiligen Kontexten), den Fachkräften bei den Trägern <strong>der</strong> Freien Jugendhilfe <strong>und</strong> v.a. den<br />

leistungsberechtigten jungen Menschen <strong>und</strong> ihren Eltern (teilweise auch an<strong>der</strong>en Sorgeberechtigten).<br />

Gel<strong>in</strong>gende Erziehung <strong>in</strong> Partnerschaft von Eltern <strong>und</strong> professioneller Jugendhilfe<br />

hängt daher davon ab, wie die Kompetenzen <strong>und</strong> Ressourcen <strong>der</strong> unterschiedlichen Beteiligten<br />

genutzt werden.<br />

Mit E<strong>in</strong>führung des K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendhilfegesetzes hat sich die Diskussion um e<strong>in</strong> qualifiziertes<br />

Verfahren <strong>der</strong> Hilfeplanung (§ 36 SGB VIII), um die Qualität von Leistungen (§§ 78 a-g SGB<br />

VIII) <strong>und</strong> um die Schaffung von Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für e<strong>in</strong>e bedarfsgerechte Jugendhilfe <strong>in</strong>tensiviert.<br />

Bezogen auf die Hilfen zur Erziehung standen dabei die Fragen nach <strong>der</strong> Qualifizierung<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelleistungen <strong>und</strong> des Hilfeplanungs- <strong>und</strong> Fortschreibungsprozesses im Mittelpunkt.<br />

Hierzu hat es <strong>in</strong> den letzten 15 Jahren zahlreiche Untersuchungen gegeben, auf die im<br />

Bericht auch e<strong>in</strong>gegangen wird.<br />

Mit dem Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

hat sich das Sächsische Landesjugendamt entschieden, den Fokus auf die Beratungs-, Entscheidungs-<br />

<strong>und</strong> Gewährleistungsprozesse im Jugendamt zu legen <strong>und</strong> hier e<strong>in</strong>e beispielhafte<br />

forschungsgestützte <strong>Praxis</strong>entwicklung zu för<strong>der</strong>n. Hierbei mag <strong>der</strong> Zweite Sächsische Jugendbericht<br />

Impuls gegeben haben, <strong>in</strong> dem es heißt: „Bei <strong>der</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>der</strong> Hilfen zur Erziehung<br />

e<strong>in</strong>schließlich <strong>der</strong> sozialpädagogisch qualifizierten Entscheidungsprozesse kommt den<br />

Fachkräften <strong>in</strong> den Jugendämter e<strong>in</strong>e zentrale Bedeutung zu. Nur <strong>aus</strong>reichend vorhandenes<br />

<strong>und</strong> qualifiziertes Fachpersonal, dass auf e<strong>in</strong>e bedarfsgerechte Infrastruktur an Jugendhilfeleistungen<br />

zurückgreifen kann, ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, die Balance zwischen dem Rechtsanspruch <strong>der</strong> BürgerInnen<br />

<strong>und</strong> den ökonomischen Interessen <strong>der</strong> kommunalen Gewährleistungsträger herzustellen“<br />

(SMS 2003, 2001).<br />

Dass dies offensichtlich nicht selbstverständlich ist, zeigen die Äußerungen des Präsidenten<br />

des Deutschen K<strong>in</strong><strong>der</strong>schutzb<strong>und</strong>es, He<strong>in</strong>z Hilgers im ZDF-Mittagsmagaz<strong>in</strong> vom 18.12.06 „Vie-<br />

11


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

le Jugendämter <strong>in</strong> Deutschland s<strong>in</strong>d so schlecht <strong>aus</strong>gestattet, f<strong>in</strong>anziell <strong>und</strong> personell, dass sie<br />

ihre Aufgaben wirklich nicht mehr wahrnehmen können“ (www.presseecho.de/<br />

pr<strong>in</strong>t.php?aid=NA3730916911).<br />

Es geht also bei den Hilfen zur Erziehung darum, wie die <strong>Sozialen</strong> Dienste die Bedarfe <strong>der</strong> jungen<br />

Menschen <strong>und</strong> Familien <strong>in</strong> Krisen wahrnehmen, aufnehmen <strong>und</strong> möglichst bedarfsgerechte<br />

Hilfeleistungen <strong>in</strong> Kooperation mit Trägern <strong>der</strong> Erziehungshilfe gewähren. Qualität von Jugend-/<br />

Erziehungshilfe entscheidet sich also auch schon daran, ob <strong>und</strong> wie frühzeitig sie<br />

außergewöhnliche Belastungen <strong>und</strong> die Entstehung von Krisen <strong>in</strong> Familien registriert <strong>und</strong> dafür<br />

Kommunikationsformen <strong>und</strong> Reaktionsmuster bereitstellt.<br />

Belastungen <strong>und</strong> Krisen alle<strong>in</strong>e erzw<strong>in</strong>gen jedoch noch ke<strong>in</strong>en Leistungsanspruch auf Hilfe zur<br />

Erziehung. Zum e<strong>in</strong>en überw<strong>in</strong>det die weit überwiegende Zahl von Familien Krisen alle<strong>in</strong>e<br />

o<strong>der</strong> mit Hilfe sozialer Ressourcen. Zum an<strong>der</strong>en ist es für die Lebensqualität <strong>und</strong> die Überw<strong>in</strong>dung<br />

von Krisen von großer Bedeutung, welche regelhaften, alltäglichen, privaten, bürgerschaftlichen,<br />

semiprofessionellen <strong>und</strong> professionellen Angebote <strong>in</strong> welcher Erreichbarkeit <strong>und</strong><br />

Qualität vorhanden s<strong>in</strong>d.<br />

1. Neben den privaten <strong>und</strong> nachbarschaftlichen Ressourcen können bürgerschaftliche Initiativen,<br />

Selbsthilfegruppen, Kirchengeme<strong>in</strong>den, Nachbarschaftshäuser etc. von großer<br />

Bedeutung se<strong>in</strong>.<br />

2. Für Mädchen <strong>und</strong> Jungen im Schulalter wirken Angebot, Struktur <strong>und</strong> Qualität <strong>der</strong> vorhandenen<br />

(besuchten) Schulen im H<strong>in</strong>blick auf Vermeidung, M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung, Bewältigung<br />

o<strong>der</strong> Verschärfung von Krisen. Gerade im Kontext von Erziehungshilfe s<strong>in</strong>d die schulbezogenen<br />

Krisenanlässe von zentraler Bedeutung bei <strong>der</strong> Entstehung von erzieherischen<br />

Bedarfen.<br />

3. Da Erziehungskrisen häufig Elternkrisen s<strong>in</strong>d (Krankheit, Sucht, Verschuldung, Isolation),<br />

haben Angebote <strong>der</strong> <strong>Sozialen</strong> <strong>Arbeit</strong> (Paarberatung, Schuldnerberatung, Psychosoziale<br />

Beratung, Sozialpsychiatrische Dienste etc.) auch für die Überw<strong>in</strong>dung von Krisen im<br />

H<strong>in</strong>blick auf das K<strong>in</strong>deswohl Bedeutung.<br />

4. Die Struktur, Angebotsformen <strong>und</strong> Qualität <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen können direkte<br />

Entlastungen für Familien mit sich br<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> wirken unmittelbar auf ihre Fähigkeit,<br />

Krisen zu überw<strong>in</strong>den. Auch die weiter gedachten Aufgaben von K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtung<br />

<strong>in</strong> Bezug auf Bildung <strong>und</strong> Beratung von Eltern/ Familien s<strong>in</strong>d als Möglichkeiten<br />

zu verstehen, frühzeitig unterstützende Hilfe zu geben <strong>und</strong> wirken damit bedarfsvermeidend<br />

im H<strong>in</strong>blick auf Hilfe zur Erziehung.<br />

5. Nicht zuletzt s<strong>in</strong>d für ältere K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche die Angebote <strong>der</strong> Jugendarbeit<br />

e<strong>in</strong> wesentlicher Bestandteil ihrer Lebenswelt <strong>und</strong> somit geeignet, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Rahmen<br />

außerhalb <strong>der</strong> Hilfe zur Erziehung, Krisenbewältigung zu erlernen <strong>und</strong> zu praktizieren.<br />

1.2 Qualitätsfaktoren bei <strong>der</strong> Hilfe zur Erziehung<br />

Mit dem Modellprojekt sollten die Qualitätsfaktoren sichtbar gemacht <strong>und</strong> geprüft werden,<br />

um dar<strong>aus</strong> Folgerungen für e<strong>in</strong>e Verbesserung <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong> ableiten zu können. Die Allgeme<strong>in</strong>en<br />

<strong>Sozialen</strong> Dienste waren dabei Ausgangspunkt <strong>und</strong> Schwerpunkt <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> im Projekt, die an<strong>der</strong>en<br />

verwaltungs<strong>in</strong>ternen Sachgebiete <strong>und</strong> die Träger <strong>der</strong> Freien Jugendhilfe wurden jedoch<br />

konsequent <strong>in</strong> die <strong>Arbeit</strong> e<strong>in</strong>bezogen.<br />

12


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Zur Betrachtung <strong>der</strong> Qualität gehört, welches systematische Wissen bei den Fachkräften <strong>der</strong><br />

Jugendhilfe über die Gefährdungen, Belastungen <strong>und</strong> Krisen von Familien, Mädchen <strong>und</strong> Jungen<br />

besteht <strong>und</strong> wie dies fachlich (<strong>in</strong>nerhalb des Trägers <strong>der</strong> öffentlichen Jugendhilfe <strong>und</strong><br />

nach außen) <strong>und</strong> fachpolitisch (Jugendhilfe<strong>aus</strong>schuss, <strong>Arbeit</strong>sgeme<strong>in</strong>schaften, Initiativen) kommuniziert<br />

wird.<br />

Die Qualität <strong>der</strong> Hilfe zur Erziehung macht sich fest an <strong>der</strong> Güte von Situationsanalysen, den<br />

Beschreibungen von Krisen <strong>und</strong> Belastungen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Feststellung des erzieherischen Bedarfs<br />

im Rahmen von Klärungs- <strong>und</strong> Aushandlungsstrategien mit allen Beteiligten. Wie es gel<strong>in</strong>gt,<br />

die Leistungsberechtigten (Eltern <strong>und</strong> M<strong>in</strong><strong>der</strong>jährigen) an dem Prozess <strong>der</strong> Bewältigung von<br />

Erziehungskrisen (an <strong>der</strong> Überw<strong>in</strong>dung von K<strong>in</strong>deswohlgefährdungen) zu beteiligen, entscheidet<br />

über die Güte von Hilfe zur Erziehung. Dazu gehören die Partizipation im Klärungsprozess<br />

ebenso wie das Her<strong>aus</strong>f<strong>in</strong>den <strong>und</strong> Nutzen von <strong>in</strong>dividuellen, familiären <strong>und</strong> sozialen Ressourcen<br />

<strong>und</strong> die Schaffung <strong>und</strong> För<strong>der</strong>ung von Bereitschaft <strong>und</strong> Fähigkeit, Ziele zu formulieren <strong>und</strong><br />

ihre Erreichung anzustreben. Gerade Erziehung <strong>und</strong> damit Hilfe zur Erziehung ist zentral auf<br />

die Mitwirkung <strong>der</strong> Eltern <strong>und</strong> M<strong>in</strong><strong>der</strong>jährigen angewiesen.<br />

Über den Erfolg von Hilfe zur Erziehung <strong>und</strong> damit die Qualität entscheidet als weiterer Faktor<br />

die Güte <strong>der</strong> Infrastruktur von Jugendhilfe <strong>und</strong> <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtungen, Angebote,<br />

Maßnahmen <strong>und</strong> Dienste <strong>der</strong> Hilfe zur Erziehung. Qualifizierte Angebote müssen <strong>in</strong> <strong>aus</strong>reichen<strong>der</strong><br />

Form, <strong>aus</strong>reichend flexibel, adressatInnen- <strong>und</strong> bedarfsgerecht vorhanden se<strong>in</strong>. Fehlende<br />

geeignete Angebote führen zwangsläufig zur Verweigerung von Hilfe o<strong>der</strong> zur Gewährung<br />

von Hilfen, die nicht den Anspruch auf notwendig <strong>und</strong> geeignet erfüllen. Letztlich s<strong>in</strong>d<br />

diese Hilfeleistungen auch ökonomisch nicht zu rechtfertigen. Um e<strong>in</strong>e entsprechende, fachlich<br />

<strong>und</strong> ökonomisch vertretbare Infrastruktur zu schaffen, ist e<strong>in</strong> permanenter Dialog zwischen<br />

<strong>der</strong> öffentlichen Jugendhilfe als leistungsverpflichtete Instanz sowie als Gewährleistungs<strong>in</strong>stanz<br />

<strong>und</strong> den Erbr<strong>in</strong>gern von Leistungen erfor<strong>der</strong>lich. Qualität bestimmt sich also über den<br />

Dialog über die notwendigen <strong>und</strong> geeigneten Angebote <strong>in</strong> <strong>der</strong> jeweils erfor<strong>der</strong>lichen Ausprägung<br />

(§ 80 KJHG Jugendhilfeplanung).<br />

Die systematische Sammlung von Daten (soziodemographische, Erfahrungen, Auswertung von<br />

Hilfeprozessen etc.) im Rahmen von dialogorientierten Verfahren <strong>der</strong> Qualitätsdiskussion <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Jugendhilfeplanung (<strong>und</strong> Sozialplanung) schafft wichtige Gr<strong>und</strong>lagen für e<strong>in</strong>e qualitativ<br />

hochstehende Hilfe zur Erziehung. Dabei geht es aber um Jugendhilfeplanung als dauerhaften<br />

Prozess <strong>der</strong> Sammlung <strong>und</strong> Auswertung von Daten <strong>und</strong> nicht um gelegentlich vollzogene Gutachten<br />

<strong>und</strong> Untersuchungen (die jedoch Bestandteil des Prozesses se<strong>in</strong> können).<br />

Wie <strong>in</strong> allen Bereichen Sozialer Dienstleistungen, so s<strong>in</strong>d gerade auch bei <strong>der</strong> Hilfe zur Erziehung<br />

die Bewertungen von Effizienz <strong>und</strong> Effektivität nur im Rahmen von Wirksamkeitsdiskursen<br />

s<strong>in</strong>nvoll. Über solche Wirksamkeitsdiskurse – an denen zw<strong>in</strong>gend auch die NutzerInnen zu<br />

beteiligen s<strong>in</strong>d – lassen sich Erkenntnisse über den Zusammenhang von Lebenslagen <strong>und</strong> Erziehungshilfebedarfen,<br />

Hilfebedarfen <strong>und</strong> Angebotsstruktur, Hilfeplanungen <strong>und</strong> Akzeptanz,<br />

Hilfeprozessen <strong>und</strong> Ergebnissen von Hilfen gew<strong>in</strong>nen. Auf dieser Basis lassen sich kont<strong>in</strong>uierlich<br />

Qualitätsprozesse gestalten.<br />

Gerade die kommunale Zuständigkeit macht es erfor<strong>der</strong>lich, die Anliegen, Erfahrungen, Probleme<br />

<strong>und</strong> Wirkungen <strong>der</strong> (Jugendhilfe <strong>und</strong> <strong>der</strong>) Hilfe zur Erziehung <strong>in</strong> den kommunalpolitischen<br />

Raum zu kommunizieren. Der Dialog <strong>der</strong> Jugendhilfe mit den BürgerInnen <strong>und</strong> den Entschei<strong>der</strong>Innen<br />

sowohl im politischen wie im gesellschaftlichen Bereich (Träger <strong>der</strong> <strong>Sozialen</strong><br />

<strong>Arbeit</strong>, Kirchen, Unterstützer, Interessengruppen, Initiativen, Stadtteilen) ist e<strong>in</strong>e zentrale Anfor<strong>der</strong>ung<br />

an alle Akteure.<br />

13


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

1.3 Qualitätsentwicklung als Projekt<br />

Qualitätsentwicklung im Bereich <strong>der</strong> erzieherischen Hilfen im Rahmen e<strong>in</strong>es expliziten Modellprojektes<br />

zu betreiben, sche<strong>in</strong>t angesichts <strong>der</strong> Allgegenwart des Themas sowie <strong>der</strong> politischen<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen auf den ersten Blick e<strong>in</strong>igermaßen abwegig. S<strong>in</strong>d denn nicht zum<strong>in</strong>dest<br />

alle <strong>in</strong>stitutionellen Akteure, also E<strong>in</strong>richtungen, Dienste, Träger sowie Fachdienste <strong>und</strong> Ämter,<br />

seit Jahren gefor<strong>der</strong>t, gerade <strong>in</strong> diesem Bereich aktiv zu werden? Zweifellos ist dies <strong>der</strong><br />

Fall <strong>und</strong> viele örtliche Projekte <strong>und</strong> Bestrebungen bei öffentlichen <strong>und</strong> freien Trägern zeugen<br />

nicht nur von <strong>der</strong> Bedeutung des Themas, son<strong>der</strong>n weisen die praktische Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

damit nach. Nichtsdestotrotz hat sich gezeigt, dass <strong>der</strong> Rahmen e<strong>in</strong>es Modellprojektes, das<br />

noch dazu mehrere Standorte auf e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same <strong>Entwicklung</strong>saufgabe verpflichtet, för<strong>der</strong>lich<br />

ist für e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit dem Qualitätsthema <strong>und</strong> die daran anschließende<br />

Konzeptualisierung <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong> von Verfahren, Methoden <strong>und</strong> Instrumenten für<br />

die <strong>Praxis</strong>.<br />

E<strong>in</strong> Modellprojekt stellt zusätzliche fachliche, zeitliche <strong>und</strong> personelle Ressourcen zur Verfügung.<br />

Qualitätsentwicklung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen stellt hohe Anfor<strong>der</strong>ungen. Aufgr<strong>und</strong><br />

des Eigens<strong>in</strong>ns sozialpädagogischer Fachlichkeit ist die kritische Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit Verfahren,<br />

Methoden <strong>und</strong> Instrumenten immer an fachliche Diskussionsprozesse – bspw. um Standards<br />

– gekoppelt, die sich i.d.R. nicht quasi-technologisch <strong>in</strong> die <strong>Praxis</strong> überführen lassen. Es<br />

ist also meist nicht damit getan, e<strong>in</strong>ige Instrumente zu entwickeln <strong>und</strong> <strong>in</strong> die <strong>Praxis</strong> e<strong>in</strong>zuführen.<br />

Zudem ist die Sicherung, Weiterentwicklung <strong>und</strong> Steuerung von Qualität <strong>in</strong> den erzieherischen<br />

Hilfen eng mit <strong>der</strong> fachlich <strong>und</strong> strukturell angemessenen Ausgestaltung <strong>und</strong> Anwendung<br />

verschiedener Instrumente <strong>und</strong> Verfahren verb<strong>und</strong>en, die s<strong>in</strong>nvollerweise systematisch<br />

aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> bezogen werden. Die im Konzept vom fachlich regulierten Qualitätswettbewerb<br />

dargestellte Struktur von Qualitäts(steuerungs)elementen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Zusammenhang macht<br />

dies augenfällig (vgl. BMFSFJ 2002). Nicht zuletzt zeigen die e<strong>in</strong>zelnen Aufgaben- <strong>und</strong> Zielstellungen<br />

des Modellprojektes „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“,<br />

dass sich systematisch betriebene Qualitätsentwicklung nicht nur auf e<strong>in</strong>zelne Verfahren<br />

o<strong>der</strong> Instrumente beschränken darf.<br />

Der vorliegende Bericht zeigt auf, welche Wirkungen sich entfalten lassen, wenn e<strong>in</strong> kooperativer<br />

Prozess von Fachkräften getragen, von <strong>der</strong> Leitungsebene gestützt <strong>und</strong> mit externen Ressourcen<br />

<strong>aus</strong>gestattet wird. Geme<strong>in</strong>same Fortbildungen zu unterschiedlichen fachlichen Themenstellungen<br />

<strong>der</strong> Hilfeplanung im Rahmen des Modellprojektes geben e<strong>in</strong> Beispiel hiervon.<br />

Die Kooperation mit Trägern <strong>und</strong> E<strong>in</strong>richtungen von Beg<strong>in</strong>n an sicherte Transparenz, <strong>Praxis</strong>bezug<br />

<strong>und</strong> Relevanz des Projektprozesses <strong>und</strong> <strong>der</strong> mit ihm verfolgten Zielstellungen <strong>und</strong> ermöglichte<br />

e<strong>in</strong>e optimale Nutzung unterschiedlicher fachlicher Ressourcen. Der regelmäßige fachliche<br />

Aust<strong>aus</strong>ch war dabei nicht nur <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf die eigene Standortbestimmung von<br />

großem Wert. Er wirkte vor allen D<strong>in</strong>gen für die fachliche Diskussion im Projektzusammenhang,<br />

die <strong>Entwicklung</strong> von Konzepten <strong>und</strong> auch h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> praktischen Umsetzung des<br />

Projektvorhabens äußerst belebend <strong>und</strong> damit fruchtbr<strong>in</strong>gend.<br />

E<strong>in</strong> konkretes Beispiel dafür s<strong>in</strong>d die durch die Koord<strong>in</strong>atorInnengruppe mit Unterstützung <strong>der</strong><br />

Projektleitung <strong>und</strong> <strong>der</strong> wissenschaftlichen Begleitung erarbeiteten fachlichen Standards <strong>der</strong><br />

Hilfeplanung. Sie s<strong>in</strong>d das Resultat e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tensiven Diskussion, <strong>der</strong>en Zwischenergebnisse zur<br />

Sicherung von Transparenz <strong>und</strong> <strong>Praxis</strong>bezug kont<strong>in</strong>uierlich <strong>in</strong> die Modellstandorte kommuniziert<br />

wurden. In diesem Prozess wurden Kriterien <strong>und</strong> Indikatoren für die Umsetzung dieser<br />

Standards <strong>in</strong> die Handlungspraxis bei ASD <strong>und</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>gern <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Überprüfung<br />

entwickelt. Die Standards <strong>und</strong> Kriterien bildeten schließlich die Gr<strong>und</strong>lage für die Weiterentwicklung<br />

des Hilfeplanverfahrens <strong>in</strong> den Modellstandorten <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d Bestandteil <strong>der</strong> im Projekt<br />

erarbeiteten Konzepte bzw. <strong>Arbeit</strong>srichtl<strong>in</strong>ien zur Hilfeplanung.<br />

14


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Abbildung 1: Standards <strong>der</strong> Hilfeplanung<br />

1. K<strong>in</strong>deswohl. K<strong>in</strong>deswohl. Hilfeplanung orientiert sich am Wohl des K<strong>in</strong>des. Dieses zu sichern ist unbed<strong>in</strong>gter<br />

Maßstab <strong>und</strong> Anliegen jeglicher Hilfeplanung.<br />

2. Erziehungskompetenz Erziehungskompetenz <strong>der</strong> <strong>der</strong> Eltern. Eltern. Gute Hilfeplanung unterstützt die Eltern/ PSB/ Familien<br />

bei <strong>der</strong> Wahrnehmung ihrer Erziehungsverantwortung durch die geme<strong>in</strong>same, gezielte<br />

Suche nach Möglichkeiten Erziehungskompetenzen zu stärken bzw. wie<strong>der</strong> zu erlangen.<br />

Hilfeplanung benennt (komplementäre) Angebote/ E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> unterstützt<br />

bei <strong>der</strong> Kontaktaufnahme.<br />

3. Transparenz. Transparenz. E<strong>in</strong>e gute Hilfeplanung richtet sich an die AdressatInnen von Hilfe <strong>und</strong> Unterstützung.<br />

Sie ist daher <strong>in</strong> ihrem Ablauf <strong>und</strong> <strong>in</strong> ihren Inhalten verständlich <strong>und</strong> transparent.<br />

Die AdressatInnen wissen nach Abschluss des Verfahrens, was, warum, wann, mit<br />

wem, auf welchem Wege, mit welchem Ziel zustande gekommen ist.<br />

4. Beteiligung. Beteiligung. E<strong>in</strong>e gute Hilfeplanung nimmt ihren Ausgang <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lebenssituation <strong>der</strong><br />

AdressatInnen <strong>der</strong> Hilfen. Diese s<strong>in</strong>d Partner <strong>und</strong> werden <strong>in</strong> ihren E<strong>in</strong>schätzungen Ernst<br />

genommen. Umfassende fachliche Beratung <strong>und</strong> Unterstützung im Vorfeld <strong>und</strong> während<br />

<strong>der</strong> Hilfe s<strong>in</strong>d selbstverständliche Bestandteile <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> des ASD.<br />

5. Gen<strong>der</strong> Gen<strong>der</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g. Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g. Gute Hilfeplanung berücksichtigt die unterschiedlichen Lebensentwürfe<br />

<strong>und</strong> -perspektiven von Jungen <strong>und</strong> Mädchen, von Frauen <strong>und</strong> Männern. Sie<br />

versucht deshalb, Beratung <strong>und</strong> Hilfe auch auf dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> geschlechtsspezifischer<br />

Bedürfnisse <strong>und</strong> Ressourcen zu entwickeln.<br />

6. Fachlichkeit. Fachlichkeit. Gute Hilfeplanung legt den Gr<strong>und</strong>ste<strong>in</strong> für den Erfolg von Hilfe <strong>und</strong> Unterstützung.<br />

Ihr Ziel ist es Hilfen zu f<strong>in</strong>den, die den AdressatInnen tatsächlich helfen. Fachliche<br />

Kompetenz bei <strong>der</strong> Klärung des Bedarfs sowie bei <strong>der</strong> Entscheidung über e<strong>in</strong>e Hilfe<br />

bildet das Kriterium, an dem das Handeln <strong>aus</strong>gerichtet ist.<br />

7. Kooperation.<br />

Kooperation. Kooperation. Gute Hilfeplanung erfor<strong>der</strong>t das partnerschaftliche Zusammenwirken von<br />

ASD <strong>und</strong> Leistungsanbietern. Leistungsträger <strong>und</strong> Leistungsanbieter schaffen im kollegialen<br />

Fach<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch die Gr<strong>und</strong>lagen für erfolgversprechende Hilfeplanung <strong>und</strong> Hilfeerbr<strong>in</strong>gung<br />

<strong>und</strong> entwickeln diese geme<strong>in</strong>sam weiter.<br />

8. Effizienz. Effizienz. Für das Geme<strong>in</strong>wesen wird gesichert, dass mit vertretbaren Kosten e<strong>in</strong>erseits<br />

<strong>aus</strong>reichend Normalität gesichert <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits zuverlässige Nothilfe geleistet wird.<br />

9. Organisation. Organisation. Gute Hilfeplanung braucht för<strong>der</strong>liche <strong>und</strong> stabile Rahmenbed<strong>in</strong>gungen.<br />

Hilfeplanung f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Koord<strong>in</strong>atensystem <strong>aus</strong> transparenter <strong>in</strong>stitutioneller Organisation,<br />

klaren Verantwortlichkeiten, verb<strong>in</strong>dlichen Entscheidungsstrukturen, e<strong>in</strong>deutigen<br />

Zuständigkeiten <strong>und</strong> Kompetenzen <strong>und</strong> unter zuverlässiger fachlicher Kontrolle<br />

statt.<br />

10. Qualitätsentwicklung. Qualitätsentwicklung. Gute Hilfeplanung erfor<strong>der</strong>t e<strong>in</strong>e stete Befassung mit ihren fachpraktischen<br />

Gr<strong>und</strong>lagen. Hilfeplanung ist daher Gegenstand systematischer Reflexion<br />

<strong>und</strong> wird im Rahmen von Qualitätssicherung <strong>und</strong> -entwicklung kont<strong>in</strong>uierlich evaluiert<br />

<strong>und</strong> weiterentwickelt. Die beteiligten Fachkräfte tragen für den Ausbau ihrer fachlichen<br />

Fähigkeiten Sorge <strong>und</strong> werden dabei unterstützt.<br />

E<strong>in</strong> weiteres Beispiel effektiver <strong>und</strong> effizienter Kooperation des Modellprojektes zeigt die Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> <strong>Praxis</strong> bei Leistungs- <strong>und</strong> Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen. In e<strong>in</strong>em<br />

standortübergreifenden Diskussionsprozess, an dem auch VertreterInnen freier Träger <strong>aus</strong> den<br />

Modellstandorten beteiligt waren, wurde e<strong>in</strong> Qualitätsbegriff für die Hilfen zur Erziehung ent-<br />

15


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

wickelt <strong>und</strong> im Anschluss an diesen Prozess die konzeptionelle Gr<strong>und</strong>richtung für die <strong>Entwicklung</strong><br />

steuerungswirksamer Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen erarbeitet. In <strong>der</strong> praktischen<br />

Umsetzung schließlich profitierten die Modellstandorte gegenseitig von ihren Erfahrungen –<br />

es entstand gewissermaßen e<strong>in</strong> Staffellauf, bei dem alle Beteiligten ihr Ziel erreichten.<br />

Diese Beispiele weisen e<strong>in</strong>erseits die Möglichkeiten nach, die e<strong>in</strong> Projekt mit mehreren Beteiligten<br />

bietet, wenn <strong>der</strong>en fachliche Kompetenzen <strong>in</strong> konstruktiven <strong>und</strong> zielgerichteten Diskussions-<br />

<strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>sprozessen genutzt werden. Sie machen aber vor allen D<strong>in</strong>gen deutlich,<br />

wie wichtig die Zusammenarbeit von öffentlichem Träger <strong>und</strong> freien Trägern, AdressatInnen,<br />

Politik <strong>und</strong> Verwaltung <strong>in</strong> Fragen <strong>der</strong> Qualitätsentwicklung ist. Kommunikation <strong>und</strong> Kooperation<br />

zwischen den regionalen Erziehungshilfeakteuren ist – so hat dieses Projekt gezeigt – e<strong>in</strong>e<br />

unbed<strong>in</strong>gte Vor<strong>aus</strong>setzung von Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> schon an sich e<strong>in</strong> wichtiger, wenn<br />

nicht <strong>der</strong> wichtigste Schritt geme<strong>in</strong>samen fachlichen Vorankommens.<br />

Abbildung 2: Struktur des Modellprojektes<br />

1.4 Projektziele <strong>und</strong> Berichtsstruktur<br />

Das Modellprojekt hatte die <strong>Entwicklung</strong>, Erprobung <strong>und</strong> Implementation von Strategien <strong>und</strong><br />

Instrumenten <strong>der</strong> Steuerung <strong>und</strong> Qualitätsentwicklung im Bereich <strong>der</strong> erzieherischen Hilfen<br />

zum Gegenstand. In <strong>der</strong> Stadt Chemnitz, dem Nie<strong>der</strong>schlesischen Oberl<strong>aus</strong>itzkreis sowie dem<br />

16


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Landkreis Zwickauer Land wurde zwischen dem 1. Januar 2004 <strong>und</strong> dem 30. September 2006<br />

an <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> mit dem Vorhaben verfolgten Zielstellungen gearbeitet. Diese Zielsetzungen<br />

lassen sich überblicksartig folgen<strong>der</strong>maßen beschreiben:<br />

● Qualifizierung <strong>der</strong> Hilfeplanung als fachlicher Schlüsselprozess bei Gewährung <strong>und</strong><br />

Durchführung von Erziehungshilfeleistungen,<br />

● Initiierung systematischer Lernprozesse als Fallverläufe,<br />

● <strong>Entwicklung</strong> <strong>und</strong> Erprobung von Strategien <strong>und</strong> Instrumenten zur systematischen Verknüpfung<br />

von Hilfeplanung <strong>und</strong> Jugendhilfeplanung, also die systematische Berücksichtigung<br />

<strong>und</strong> Nutzung von Erkenntnissen <strong>und</strong> Erfahrungen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelfallarbeit für die<br />

regionale Planung von Struktur <strong>und</strong> Leistungsprofil <strong>der</strong> erzieherischen Hilfen,<br />

● Qualifizierung <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong> bei Vere<strong>in</strong>barungen gemäß §§ 78 a ff. SGB VIII <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

mit <strong>der</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>und</strong> Erprobung von Instrumenten zur Überprüfung dieser Vere<strong>in</strong>barungen<br />

im Rahmen von Neuverhandlung/ Fortschreibung,<br />

● <strong>Entwicklung</strong> e<strong>in</strong>es Controll<strong>in</strong>gsystems für den Bereich <strong>der</strong> Hilfen zur Erziehung sowie<br />

● Erarbeitung konzeptioneller Gr<strong>und</strong>lagen für e<strong>in</strong>e regionale Jugendberichterstattung.<br />

Das Modellprojekt wurde durch das Sächsische Staatsm<strong>in</strong>isterium für Soziales geför<strong>der</strong>t. Der<br />

nachfolgende Bericht stellt die wichtigsten Ergebnisse <strong>und</strong> Erfahrungen des Modellprojektes<br />

<strong>in</strong> den Schwerpunkten Hilfeplanung, Vere<strong>in</strong>barungen nach § 78 a ff. SGB VIII sowie Controll<strong>in</strong>g-<br />

<strong>und</strong> Berichtssystem vor <strong>und</strong> illustriert diese mit konkreten Beispielen <strong>aus</strong> den Modellstandorten.<br />

Es ist jedoch nicht <strong>der</strong> Raum für e<strong>in</strong>e vollständige Darstellung <strong>der</strong> im Rahmen des<br />

Projektes <strong>in</strong> den Modellstandorten entwickelten Verfahren, <strong>Arbeit</strong>shilfen, Instrumente <strong>und</strong><br />

Vorlagen. Diese s<strong>in</strong>d auf <strong>der</strong> beiliegenden CD-ROM vorhanden. Dieser Materialteil wird <strong>aus</strong>drücklich<br />

zur Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung <strong>und</strong> Nutzung empfohlen. Abgeschlossen wird <strong>der</strong> Bericht<br />

durch die Ergebnisse <strong>der</strong> wissenschaftlichen Begleitung sowie von Erfahrungsberichten <strong>aus</strong><br />

den e<strong>in</strong>zelnen Modellstandorten.<br />

17


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

2 Weiterentwicklung <strong>und</strong> Qualifizierung <strong>der</strong> Hilfeplanung<br />

Die Hilfeplanung gemäß § 36 SGB VIII ist <strong>in</strong> Fachdiskussion wie <strong>Praxis</strong> mittlerweile als fachlicher<br />

Schlüsselprozess bei <strong>der</strong> Gewährung, Durchführung <strong>und</strong> Steuerung erzieherischer Hilfen<br />

im E<strong>in</strong>zelfall anerkannt. Im Zuge <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung des KJHG eher als Randnotiz wahrgenommen,<br />

hat sich recht schnell gezeigt, dass die Hilfeplanung nach § 36 SGB VIII mit weitreichenden<br />

fachlichen <strong>und</strong> strukturellen Anfor<strong>der</strong>ungen verb<strong>und</strong>en ist. So nimmt es nicht W<strong>und</strong>er, dass<br />

sich <strong>in</strong> den folgenden Jahren e<strong>in</strong>e bis heute andauernde <strong>und</strong> mittlerweile nicht mehr zu überschauende<br />

Fachdiskussion zu <strong>in</strong>haltlichen <strong>und</strong> organisatorischen Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> damit <strong>der</strong><br />

praktischen Ausgestaltung des Hilfeplanverfahrens entwickelte. Trotz dieser Debatte ist festzuhalten,<br />

dass nach wie vor ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche <strong>Praxis</strong> <strong>der</strong> Hilfeplanung <strong>in</strong> Sicht ist. Zwar liegen<br />

nunmehr seit Jahren Empfehlungen zur <strong>in</strong>haltlichen <strong>und</strong> organisatorischen Ausgestaltung des<br />

Verfahrens vor (bspw. Deutscher Vere<strong>in</strong>) <strong>und</strong> es besteht weitgehende E<strong>in</strong>igkeit über die zentralen<br />

fachlichen Implikationen (Betroffenenbeteiligung, Zusammenwirken mehrerer Fachkräfte,<br />

Multiperspektivität, Transparenz <strong>und</strong> Nachvollziehbarkeit etc.). Die Untersuchung von Hilfeplanformularen<br />

durch Becker <strong>aus</strong> dem Jahre 1999 hat jedoch e<strong>in</strong>drücklich auf die sehr<br />

heterogene <strong>Praxis</strong> bei <strong>der</strong> Umsetzung dieser Implikationen <strong>und</strong> <strong>der</strong> dar<strong>aus</strong> resultierenden<br />

Standards auf e<strong>in</strong>er lediglich dokumentarischen Ebene h<strong>in</strong>gewiesen. Bei den Verfahren selbst<br />

stellt sich die Situation nicht viel an<strong>der</strong>s dar.<br />

Diese <strong>Praxis</strong>heterogenität jedoch als negativen Bef<strong>und</strong> zu werten wäre voreilig. Hilfeplanung<br />

nach § 36 SGB VIII ist e<strong>in</strong>e hoheitliche Aufgabe, die <strong>in</strong> den Zuständigkeitsbereich des örtlichen<br />

öffentlichen Trägers fällt. Dies verweist zunächst auf organisatorische Beson<strong>der</strong>heiten <strong>in</strong> den<br />

jeweiligen Jugendämtern <strong>und</strong> Fachbereichen, die sich auf die Ausgestaltung des Verfahrens<br />

<strong>aus</strong>wirken bzw. berücksichtigt werden müssen. H<strong>in</strong>zu treten die regionalen Spezifika <strong>der</strong> Angebots<strong>in</strong>frastruktur,<br />

<strong>der</strong> Kooperations- <strong>und</strong> Diskussionskultur zwischen öffentlichem Träger<br />

<strong>und</strong> Leistungsanbietern o<strong>der</strong> gr<strong>und</strong>legen<strong>der</strong>e konzeptionelle Ausrichtungen des Erziehungshilfebereiches<br />

<strong>in</strong> den Regionen (flexible, <strong>in</strong>tegrierte Hilfen; Sozialraumorientierung). Des Weiteren<br />

kann im Bereich <strong>der</strong> erzieherischen Hilfen nach wie vor nicht von e<strong>in</strong>em umfassend geteilten<br />

begrifflichen o<strong>der</strong> konzeptionellen Gr<strong>und</strong>verständnis bspw. h<strong>in</strong>sichtlich Hilfearten <strong>und</strong><br />

-formen <strong>aus</strong>gegangen werden. Die diesbezüglich seit Jahren andauernden <strong>und</strong> auf allen Ebenen<br />

geführten Diskussionen <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendhilfestatistik machen dies augenfällig<br />

<strong>und</strong> weisen darüber h<strong>in</strong><strong>aus</strong> darauf h<strong>in</strong>, dass es sich hierbei um e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>stitutionalisierte Vielfalt<br />

von Verständnisweisen handelt, <strong>und</strong> nicht etwa um e<strong>in</strong>e, die den subjektiven Sichtweisen <strong>der</strong><br />

Fachkräfte <strong>in</strong> den ASD geschuldet ist.<br />

Hilfeplanung ist e<strong>in</strong> <strong>aus</strong>gesprochen komplexes Unterfangen, <strong>in</strong> dem rechtliche Vorgaben, <strong>in</strong>dividuelle<br />

Bedarfslagen <strong>der</strong> AdressatInnen, e<strong>in</strong>schließlich ihrer Interessen <strong>und</strong> Wünsche, sowie<br />

fachliche <strong>und</strong> wirtschaftliche Steuerungsaufgaben unter e<strong>in</strong>en Hut gebracht werden müssen.<br />

Fachlich s<strong>in</strong>d diese Aufgabenstellungen <strong>und</strong> die sich dar<strong>aus</strong> ergebenden Anfor<strong>der</strong>ungen im<br />

Blick zu behalten <strong>und</strong> für den jeweiligen E<strong>in</strong>zelfall <strong>aus</strong>zubalancieren. Um das leisten zu können,<br />

„müssen sowohl klare Strukturen für Abläufe <strong>und</strong> Zuständigkeiten als auch <strong>aus</strong>gewiesene methodische<br />

Kompetenzen <strong>der</strong> handelnden Personen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Diagnose, Beratung, Verhandlung<br />

<strong>und</strong> Reflexion entwickelt <strong>und</strong> umgesetzt werden“ (Modellprogramm Fortentwicklung des Hilfeplanverfahrens<br />

o.J., S. 2). Dabei geht es um nicht weniger als die Schaffung konkreter Vor<strong>aus</strong>setzungen,<br />

Verfahren <strong>und</strong> Instrumente zur E<strong>in</strong>lösung des Handlungsauftrages von Hilfeplanung<br />

unter E<strong>in</strong>haltung fachlicher Standards.<br />

Die Hilfeplanung gem. § 36 SGB VIII ist das zentrale Steuerungs<strong>in</strong>strument für alle e<strong>in</strong>zelfallbezogenen<br />

Leistungen nach dem K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendhilfegesetz, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die erzieherischen<br />

Hilfen. Hilfeplanung hat im engeren S<strong>in</strong>ne die Aufgaben<br />

18


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

● <strong>der</strong> Ermittlung des erzieherischen Bedarfs im E<strong>in</strong>zelfall,<br />

● <strong>der</strong> Entscheidungsf<strong>in</strong>dung h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>er geeigneten <strong>und</strong> notwendigen Hilfe sowie<br />

● <strong>der</strong> Planung, Begleitung <strong>und</strong> Überprüfung/ Fortschreibung des konkreten Hilfeverlaufes.<br />

Verlauf <strong>und</strong> Erfolg e<strong>in</strong>er erzieherischen Hilfe s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> hohem Maße abhängig von <strong>der</strong> fachlichen<br />

Qualität <strong>der</strong> Hilfeplanung (vgl. bspw. Baur et al. 1998). Die systematische Erfassung, Klärung<br />

<strong>und</strong> Analyse <strong>der</strong> Ausgangssituation, e<strong>in</strong>e darauf aufbauende, professionelle Ermittlung des erzieherischen<br />

Bedarfs im E<strong>in</strong>zelfall, e<strong>in</strong>e entsprechend begründete Hilfeentscheidung bzgl. Hilfeform,<br />

-umfang <strong>und</strong> -dauer sowie die Erarbeitung von Zielen <strong>und</strong> Aufgaben für den Hilfeverlauf<br />

weisen die Fachlichkeit <strong>der</strong> Hilfeplanung <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelfallpraxis nach. Querliegend dazu<br />

repräsentieren die Beteiligung von AdressatInnen am Planungsprozess, das Zusammenwirken<br />

mehrerer Fachkräfte, auch von Leistungserbr<strong>in</strong>gern, <strong>und</strong> nicht zuletzt e<strong>in</strong>e transparente <strong>und</strong><br />

nachvollziehbare Dokumentation von Hilfeplanung <strong>und</strong> Hilfeverlauf generelle Qualitätskriterien.<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> im Ergebnis e<strong>in</strong>er umfassenden Bestandsaufnahme <strong>und</strong> Analyse<br />

<strong>der</strong> bisherigen <strong>Praxis</strong> <strong>der</strong> Hilfeplanung (<strong>Praxis</strong>reflexion, Verfahrens- <strong>und</strong> Schnittstellenanalyse<br />

<strong>in</strong> den Standorten, Fragebogenerhebung bei ASD <strong>und</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>gern, Aktenanalyse <strong>in</strong><br />

allen drei Modellstandorten) kristallisierten sich für die konkrete Projektarbeit folgende<br />

Schwerpunkte her<strong>aus</strong>:<br />

● Partizipation Partizipation <strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>der</strong> Hilfeplanung: Hilfeplanung: Hilfeplanung ist e<strong>in</strong> kooperativer Prozess, <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong><br />

<strong>Arbeit</strong>sbündnis zwischen Jugendamt/ ASD, Hilfeberechtigten <strong>und</strong> den Leistungsanbietern<br />

hergestellt <strong>und</strong> f<strong>und</strong>iert werden muss. Damit rückt die Frage <strong>in</strong> den Blick, wie K<strong>in</strong><strong>der</strong>,<br />

Jugendliche <strong>und</strong> Familien am Prozess <strong>der</strong> Hilfeplanung <strong>und</strong> -<strong>aus</strong>gestaltung beteiligt<br />

werden können, wie Beteiligung strukturell <strong>und</strong> organisatorisch beför<strong>der</strong>t <strong>und</strong> wie<br />

sie durch die Fachkräfte wahrgenommen bzw. umgesetzt o<strong>der</strong> auch e<strong>in</strong>gefor<strong>der</strong>t wird.<br />

Partizipation <strong>und</strong> Mitwirkung spielen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hilfeplanung <strong>in</strong> verschiedener H<strong>in</strong>sicht e<strong>in</strong>e<br />

Rolle. Angemessene Situationsklärung, Bedarfsermittlung <strong>und</strong> Leistungs<strong>aus</strong>wahl s<strong>in</strong>d<br />

ohne die aktive E<strong>in</strong>beziehung <strong>in</strong> <strong>und</strong> Beteiligung <strong>der</strong> NutzerInnen am Planungsprozess<br />

nicht zu bewerkstelligen. Das Wunsch- <strong>und</strong> Wahlrecht def<strong>in</strong>iert e<strong>in</strong>en expliziten Anspruch<br />

<strong>der</strong> NutzerInnen auf Beteiligung an <strong>der</strong> Ausgestaltung <strong>der</strong> konkreten Leistung.<br />

Und nicht zuletzt ist <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Dienstleistungsdebatte bekannt, dass Mitwirkung(sbereitschaft)<br />

e<strong>in</strong>e wichtige Bed<strong>in</strong>gung für das Gel<strong>in</strong>gen von Hilfeprozessen ist. Dies be<strong>in</strong>haltet<br />

die Erschließung, Nutzung <strong>und</strong> Stärkung von Ressourcen im Hilfeprozess mit e<strong>in</strong>,<br />

was die Mitarbeit <strong>der</strong> AdressatInnen zw<strong>in</strong>gend notwendig macht <strong>und</strong> zudem auf ihre<br />

Mitwirkungspflichten verweist.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Bedeutung von Partizipation für gute Hilfeplanung <strong>und</strong> ihres Status' als<br />

übergreifen<strong>der</strong> Fachstandard spielte die Frage nach den för<strong>der</strong>lichen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>und</strong> Vor<strong>aus</strong>setzungen für das Zustandekommen e<strong>in</strong>es tragfähigen <strong>Arbeit</strong>sbündnisses<br />

zwischen AdressatInnen <strong>und</strong> ASD-Fachkräften sowie denen <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung/ dem<br />

Dienst durchgehend e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. Neben konkreten Maßnahmen <strong>und</strong> Methoden<br />

<strong>der</strong> Beteiligung <strong>und</strong> Mitsprache zielte die Projektarbeit vorrangig auf e<strong>in</strong>e umfassende<br />

Berücksichtigung dieses Fachstandards <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hilfeplanung.<br />

● Verfahrensablauf Verfahrensablauf <strong>und</strong> <strong>und</strong> Dokumentation Dokumentation von von Hilfeplanung: Hilfeplanung: Die konkreten Hilfeplanverfahren<br />

<strong>und</strong> Dokumentationsstrategien gestalten sich, so zeigen <strong>Forschung</strong>en (bspw. Becker<br />

1999) <strong>und</strong> auch die Erfahrungen des Modellprojektes, <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong> sehr unterschiedlich.<br />

Der Rahmen dafür ist § 36 SGB VIII festgeschrieben: Beratung <strong>der</strong><br />

AdressatInnen zu Erziehungshilfen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Folgen für den jungen Menschen, Beteili-<br />

19


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

gung <strong>der</strong> AdressatInnen bei <strong>der</strong> Auswahl von E<strong>in</strong>richtungen/ Pflegestellen, Zusammenwirken<br />

mehrerer Fachkräfte, Beteiligung <strong>der</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>ger sowie fortlaufende<br />

Überprüfung <strong>und</strong> Planung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelfallhilfe. Dar<strong>aus</strong> ergibt sich, dass im konkreten Hilfeplanverfahren<br />

neben Fragen <strong>der</strong> Ablauforganisation umfangreiche fachliche, strukturelle<br />

<strong>und</strong> bürokratische Anfor<strong>der</strong>ungen berücksichtigt <strong>und</strong> erfüllt werden müssen.<br />

Im Rahmen des Modellprojektes wurden das Hilfeplanverfahren überarbeitet, e<strong>in</strong>zelne<br />

Handlungsschritte qualifiziert <strong>und</strong> neue, bspw. das E<strong>in</strong>zelfallcontroll<strong>in</strong>g, e<strong>in</strong>geführt. Die<br />

Dokumentation von Hilfeplanung <strong>und</strong> Hilfeverläufen wurde <strong>in</strong> allen Modellstandorten<br />

gr<strong>und</strong>legend überarbeitet, erprobt <strong>und</strong> schließlich <strong>in</strong> die <strong>Praxis</strong> implementiert.<br />

● Fachlich-methodisches Fachlich-methodisches Handeln Handeln <strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>der</strong> Hilfeplanung: Hilfeplanung: Gute Hilfeplanung ist e<strong>in</strong> Prozess<br />

e<strong>in</strong>zelfall- bzw. bedarfsbezogenen Planens, zielorientierten Vorgehens <strong>und</strong> evaluierenden<br />

Begleitens <strong>und</strong> Steuerns. Für die Qualität von Hilfeprozessen ist daher von entscheiden<strong>der</strong><br />

Bedeutung, dass die Anfor<strong>der</strong>ungen des Bedarfsbezuges, <strong>der</strong> Zielorientierung<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Überprüfung <strong>und</strong> Bewertung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hilfeplanung praktisch e<strong>in</strong>gelöst<br />

werden. Dies erfor<strong>der</strong>t neben entsprechenden strukturellen <strong>und</strong> organisatorischen<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen fachliche Kompetenz <strong>und</strong> Methodenkenntnisse bei den fallverantwortlichen<br />

Fachkräften. E<strong>in</strong> Anliegen des Modellprojektes bestand daher <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

fachlich-methodischen Unterstützung <strong>und</strong> Qualifizierung <strong>der</strong> MitarbeiterInnen <strong>in</strong> den<br />

beteiligten ASD. Im Rahmen dreier Qualifizierungsworkshops wurden die Themen „Zielerarbeitung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Hilfeplanung“, „Partizipation“ <strong>und</strong> „Falle<strong>in</strong>gangsphase“ <strong>in</strong>tensiv bearbeitet.<br />

● Evaluation Evaluation Evaluation <strong>und</strong> <strong>und</strong> Controll<strong>in</strong>g: Controll<strong>in</strong>g: In <strong>der</strong> Hilfeplanung werden durch die beteiligten Fachkräfte,<br />

allen voran diejenige mit <strong>der</strong> Verantwortung für den E<strong>in</strong>zelfall, Hypothesen aufgestellt<br />

h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Ursachen e<strong>in</strong>er bedarfserzeugenden Situation als auch h<strong>in</strong>sichtlich<br />

<strong>der</strong> Maßnahmen <strong>und</strong> Handlungsschritte, mit denen dem festgestellten Bedarf „abgeholfen“<br />

werden soll. Dieser Hypothesencharakter von Hilfeplanung stellt ke<strong>in</strong> strukturelles<br />

Defizit dar, son<strong>der</strong>n liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Natur <strong>der</strong> Sache. Entscheidend ist die Fachlichkeit,<br />

mit <strong>der</strong> diese Hypothesen entwickelt <strong>und</strong> begründet werden sowie <strong>der</strong>en<br />

regelmäßige Überprüfung. Das evaluative Element von Hilfeplanung rückt zudem unter<br />

dem Aspekt <strong>der</strong> Legitimation von Erziehungshilfeleistungen mehr <strong>und</strong> mehr <strong>in</strong> den Fokus<br />

<strong>der</strong> Aufmerksamkeit – leistungserbr<strong>in</strong>gende wie leistungsgewährende Institutionen<br />

s<strong>in</strong>d mehr <strong>und</strong> mehr gefor<strong>der</strong>t, Erfor<strong>der</strong>lichkeit <strong>und</strong> Erfolg von Hilfen (öffentlich) nachzuweisen.<br />

In den Modellstandorten wurden entsprechende Verfahrensschritte <strong>und</strong> Instrumente<br />

entwickelt <strong>und</strong> nach e<strong>in</strong>gehen<strong>der</strong> Erprobung <strong>in</strong> die <strong>Praxis</strong> e<strong>in</strong>geführt. Fachliches E<strong>in</strong>zelfallcontroll<strong>in</strong>g,<br />

die Befragung von AdressatInnen <strong>und</strong> die systematische Überprüfung<br />

von Zielen bzw. <strong>der</strong>en Erreichung im Hilfeverlauf greifen <strong>in</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>und</strong> ermöglichen<br />

gleichermaßen e<strong>in</strong>e fallbezogene Evaluation von Hilfeplanung <strong>und</strong> -verlauf sowie die<br />

Generierung von Daten, die fallübergreifend durch das Controll<strong>in</strong>g genutzt werden.<br />

Nachfolgend werden die Aktivitäten bei <strong>der</strong> Qualifizierung des Hilfeplanverfahrens an den<br />

Modellstandorten, die zugr<strong>und</strong>e liegenden fachlichen Überlegungen sowie <strong>der</strong>en Ergebnisse<br />

vorgestellt.<br />

2.1 Partizipation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hilfeplanung<br />

E<strong>in</strong>en zentralen fachlichen Aspekt bildet die Akzeptanz nicht nur <strong>der</strong> Hilfe, son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Hilfeplanung erarbeiteten <strong>und</strong> vere<strong>in</strong>barten Hilfeziele <strong>und</strong> Handlungsschritte. Schließ-<br />

20


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

lich werden diesbezüglich von allen Beteiligten, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e jedoch von den NutzerInnen<br />

<strong>der</strong> Hilfe erhebliche Anstrengungen gefor<strong>der</strong>t. Fehlende Akzeptanz führt be<strong>in</strong>ahe unweigerlich<br />

zu e<strong>in</strong>em Scheitern <strong>der</strong> Hilfe. Dieser Tatbestand ist h<strong>in</strong>länglich bekannt, wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong><br />

von Hilfeplanung <strong>und</strong> -realisierung jedoch nicht immer beachtet. Akzeptanz kann nur hergestellt<br />

werden, wenn<br />

● die AdressatInnen <strong>in</strong> geeigneter Form <strong>und</strong> mit fachlicher wie sozialer Kompetenz am<br />

gesamten Hilfeplanverfahren beteiligt werden, ihnen ihr Mitwirkungsrecht e<strong>in</strong>geräumt,<br />

sie aber auch über die Folgen ihres Handelns aufgeklärt werden;<br />

● das Hilfeplanverfahren <strong>in</strong> Ablauf <strong>und</strong> Aufgabenstellungen transparent ist <strong>und</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen – zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> wesentlichen Teilen – den <strong>in</strong>dividuellen Kompetenzen<br />

<strong>und</strong> Vor<strong>aus</strong>setzungen <strong>der</strong> AdressatInnen angepasst wird;<br />

● Standpunkte <strong>und</strong> Sichtweisen <strong>der</strong> – e<strong>in</strong>zelnen – AdressatInnen gehört <strong>und</strong> akzeptiert<br />

werden, auch wenn ggf. auftretende Dissense <strong>und</strong> Konflikte sich möglicherweise nicht<br />

sofort beheben lassen;<br />

● die AdressatInnen haben e<strong>in</strong>e echte Chance haben E<strong>in</strong>fluss zu nehmen auf Hilfeplanung<br />

<strong>und</strong> Hilfeverlauf;<br />

● ihnen die Möglichkeit gegeben wird, sich über die Hilfe <strong>und</strong> die Hilfe leistende E<strong>in</strong>richtung<br />

zu <strong>in</strong>formieren <strong>und</strong> sie ggf. kennenzulernen, sich die AdressatInnen die Hilfe gewissermaßen<br />

aneignen können;<br />

● S<strong>in</strong>n, Zweck, Perspektiven <strong>und</strong> mith<strong>in</strong> Erfolgschancen <strong>der</strong> Hilfe e<strong>in</strong>sichtig werden, was<br />

möglicherweise die Ausübung des Wunsch- <strong>und</strong> Wahlrechtes zur Vorbed<strong>in</strong>gung hat.<br />

Dem Gr<strong>und</strong>gedanken des KJHG im Allgeme<strong>in</strong>en <strong>und</strong> den Regelungen <strong>in</strong> § 36 SGB VIII im Speziellen<br />

entsprechend <strong>und</strong> <strong>aus</strong> ganz praktischen sozialpädagogischen Erwägungen her<strong>aus</strong> s<strong>in</strong>d<br />

die AdressatInnen also <strong>in</strong>tensiv an <strong>der</strong> Hilfeplanung zu beteiligen. Dies me<strong>in</strong>t zum e<strong>in</strong>en, dass<br />

die AdressatInnen ihre Erwartungen an die Hilfe formulieren, zum an<strong>der</strong>en aber auch, dass sie<br />

für „ihre“ Ziele bzw. <strong>der</strong>en Erreichung mitverantwortlich s<strong>in</strong>d. Freiwilligkeit <strong>und</strong> Akzeptanz h<strong>in</strong>sichtlich<br />

Hilfe <strong>und</strong> Hilfezielen s<strong>in</strong>d demnach zwar unverzichtbare Vor<strong>aus</strong>setzungen für ihren Erfolg.<br />

Das bedeutet jedoch nicht, dass Beliebigkeit walten kann. Hilfeplanung ist e<strong>in</strong> fachliches<br />

Geschäft, <strong>in</strong> dessen Ergebnis die E<strong>in</strong>lösung e<strong>in</strong>es Rechtsanspruchs erfolgt, wofür öffentliche<br />

Ressourcen aufgewendet werden. Mit dem Hilfeplan wird e<strong>in</strong> Kontrakt geschlossen, dessen<br />

Zweck sich <strong>in</strong> den verfolgten Zielstellungen konkretisiert. Bei den im Hilfeplan vere<strong>in</strong>barten<br />

Zielstellungen <strong>und</strong> Handlungsschritten handelt es sich somit immer auch um Verpflichtungen –<br />

für alle Beteiligten.<br />

Partizipation praxiswirksam werden zu lassen hat e<strong>in</strong>e entsprechende fachliche E<strong>in</strong>stellung <strong>der</strong><br />

Fachkräfte zur Vor<strong>aus</strong>setzung. Methoden <strong>und</strong> Verfahren alle<strong>in</strong>, so <strong>der</strong> Tenor <strong>in</strong> <strong>der</strong> Debatte,<br />

nützen nur wenig. Nichtsdestoweniger spielen praxisbezogene Vorgehensweisen <strong>und</strong> Instrumente<br />

für die AdressatInnenbeteiligung <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendhilfe e<strong>in</strong>e wichtige Rolle.<br />

Solche zu entwickeln <strong>und</strong> gleichzeitig etwas über die Erfahrungen <strong>und</strong> Wahrnehmungen <strong>der</strong><br />

AdressatInnen von Erziehungshilfen <strong>in</strong> Erfahrung zu br<strong>in</strong>gen, war Anliegen von AdressatInnenworkshops,<br />

die im Rahmen des Modellprojektes <strong>in</strong> den Standorten Chemnitz (Workshop mit<br />

jungen Menschen <strong>und</strong> mit Eltern/ PSB) <strong>und</strong> im Nie<strong>der</strong>schlesischen Oberl<strong>aus</strong>itzkreis (Workshop<br />

mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen <strong>aus</strong> Erziehungshilfen) durchgeführt wurden. Ausführliche Projektberichte<br />

dazu wurden im Mitteilungsblatt des Landesjugendamtes 2006 veröffentlicht. Leitende<br />

Fragestellungen <strong>der</strong> Workshops waren:<br />

1. Welches Bild haben die AdressatInnen vom Jugendamt <strong>und</strong> dem Hilfesystem im Bereich<br />

<strong>der</strong> Hilfen zur Erziehung?<br />

21


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

2. Welche Erfahrungen haben sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zusammenarbeit mit dem Jugendamt, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

im Hilfeplanverfahren?<br />

3. Wie erleben die AdressatInnen den Hilfeprozess von <strong>der</strong> Entscheidungsf<strong>in</strong>dung bis zur<br />

Hilfegewährung?<br />

4. Haben sie <strong>aus</strong>reichende Kenntnisse über ihre Rechte im Hilfeplanprozess <strong>und</strong> kennen<br />

sie Beteiligungsformen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Vorteile für den Erfolg ihrer Hilfe?<br />

5. Welche E<strong>in</strong>schätzungen haben sie zu <strong>der</strong> ihnen gewährten Hilfe <strong>und</strong> wie bewerten sie<br />

diese?<br />

6. Welche Ideen <strong>und</strong> Alternativen sehen sie für sich bzw. generell für e<strong>in</strong>e an AdressatInnen<br />

orientierte Gestaltung <strong>der</strong> Erziehungshilfe?<br />

Zu den Ergebnissen ist zunächst festzuhalten, dass die Durchführung e<strong>in</strong>es solchen Workshops<br />

an sich bereits e<strong>in</strong> Ergebnis darstellt. Die Möglichkeit, dass AdressatInnen von Hilfen zur Erziehung<br />

offen <strong>und</strong> auf gleicher Augenhöhe mit den Fachkräften <strong>aus</strong> ASD <strong>und</strong> E<strong>in</strong>richtungen über<br />

ihre Wahrnehmungen, Erfahrungen <strong>und</strong> Wünsche reden können, wird von diesen offensiv genutzt<br />

<strong>und</strong> ist <strong>aus</strong>gesprochen aufschlussreich für die mitwirkenden Fachkräfte.<br />

Die zentralen Erkenntnisse lassen sich – hier mit Blick auf die K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen <strong>und</strong> die<br />

Hilfeplanung bzw. den ASD – zusammenfassend wie folgt darstellen.<br />

22<br />

● K<strong>in</strong><strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> <strong>und</strong> Jugendliche Jugendliche besser besser <strong>in</strong>formieren<br />

<strong>in</strong>formieren<br />

Den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen waren <strong>der</strong> S<strong>in</strong>n <strong>und</strong> Zweck bzw. ihre Möglichkeiten <strong>und</strong><br />

Rechte im Hilfeplanungsprozess nicht umfassend bekannt. E<strong>in</strong>e wichtige Vor<strong>aus</strong>setzung<br />

ist für sie, dass sie wissen, worum es geht <strong>und</strong> wo sie sich beteiligen können <strong>und</strong> müssen.<br />

H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>, Ablauf <strong>und</strong> Entscheidungsstrukturen von Hilfeplanung <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong><br />

des ASD müssen besser erklärt werden, es mangelt an k<strong>in</strong>d-/ jugendgerechtem Informationsmaterial.<br />

Frappierend bleibt die Tatsache, dass e<strong>in</strong>ige Jugendliche trotz jahrelanger<br />

Hilfeerfahrung angaben, noch an ke<strong>in</strong>em Hilfeplangespräch teilgenommen zu<br />

haben. Besserer Information bedarf es auch im H<strong>in</strong>blick auf die Hilfeangebote im stationären<br />

<strong>und</strong> ambulanten Bereich. Viele Jugendliche wissen vor Beg<strong>in</strong>n wenig darüber,<br />

was, wozu <strong>und</strong> wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hilfe geschehen soll.<br />

● K<strong>in</strong><strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> <strong>und</strong> Jugendliche Jugendliche besser besser stützen<br />

stützen<br />

In <strong>der</strong> Anfangsphase e<strong>in</strong>er Beratung durch den ASD fühlen sich K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche<br />

wenig unterstützt. Häufig sche<strong>in</strong>t <strong>der</strong> Kontakt zum Jugendamt von den Eltern <strong>aus</strong>zugehen,<br />

die Erwachsenen (Eltern <strong>und</strong> ASD-MitarbeiterIn) bleiben dann <strong>aus</strong> Sicht <strong>der</strong><br />

Jugendlichen auch im weiteren Prozess bestimmend. Es fehlt ansche<strong>in</strong>end an klaren Signalen<br />

<strong>der</strong> ASD-Fachkräfte, die K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen deutlich machen: Hier geht<br />

es v.a. um dich <strong>und</strong> de<strong>in</strong>e <strong>Entwicklung</strong>! Die Jugendlichen wünschen sich Unterstützung<br />

bei <strong>der</strong> Formulierung ihrer Sichtweise.<br />

● K<strong>in</strong><strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> <strong>und</strong> Jugendliche Jugendliche wollen wollen verlässliche verlässliche <strong>und</strong> <strong>und</strong> konstante konstante Bezugspersonen Bezugspersonen im im ASD<br />

ASD<br />

Da K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche <strong>in</strong> Erziehungshilfen häufig wenig verlässliche erwachsene<br />

Bezugspersonen erlebt haben, ist es ihnen beson<strong>der</strong>s wichtig, <strong>in</strong> dem/ <strong>der</strong> SozialarbeiterIn<br />

im ASD e<strong>in</strong>e konstante <strong>und</strong> verlässliche Bezugsperson zu haben, die sie kennen,<br />

die sich für sie e<strong>in</strong>setzt <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Handeln für sie e<strong>in</strong>schätzbar ist.<br />

● K<strong>in</strong><strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> <strong>und</strong> Jugendliche Jugendliche besser besser beteiligen<br />

beteiligen<br />

„Die sollen uns mit dazu nehmen <strong>und</strong> nicht alles alle<strong>in</strong> entscheiden!“ – Die Jugendlichen<br />

wollen bei allen sie betreffenden Entscheidungen beteiligt werden <strong>und</strong> sie möch-


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

ten, dass ihre Me<strong>in</strong>ung etwas zählt. Es soll mit ihnen <strong>und</strong> nicht über sie geredet werden.<br />

Um ernst genommen zu werden, brauchen sie e<strong>in</strong>e respektvolle Atmosphäre, damit<br />

sie ihre Wünsche <strong>und</strong> Vorschläge <strong>aus</strong>sprechen können. Ehrlichkeit <strong>und</strong> Offenheit<br />

s<strong>in</strong>d für die Mädchen <strong>und</strong> Jungen wichtige Vor<strong>aus</strong>setzungen, damit sie sich als Mitwirkende<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Hilfeplanung ernst genommen fühlen. E<strong>in</strong>e verständliche, k<strong>in</strong>d- <strong>und</strong> jugendgemäße<br />

Ausdrucksweise verbessert den Beziehungsaufbau. Dazu gehört es auch,<br />

<strong>in</strong> den Hilfeplangesprächen e<strong>in</strong>e Atmosphäre zu schaffen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> sich K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche<br />

wohlfühlen <strong>und</strong> die von Wertschätzung geprägt ist. Der Gesprächsverlauf<br />

sollte sich an Verbesserungen <strong>und</strong> Stärken des K<strong>in</strong>des/ Jugendlichen orientieren <strong>und</strong> es<br />

soll nicht immer auf ihnen „rumgehackt“ werden.<br />

● Hilfeplangespräche<br />

Hilfeplangespräche<br />

Hilfeplangespräche sollten nicht länger als 60-90 M<strong>in</strong>uten dauern; nach 45 M<strong>in</strong>uten<br />

sollte e<strong>in</strong>e P<strong>aus</strong>e e<strong>in</strong>gelegt werden. Der Abstand von sechs Monaten ist e<strong>in</strong>igen Jugendlichen<br />

zu groß – sie wünschen sich <strong>in</strong> Abständen von ca. drei Monaten Gespräche<br />

mit „ihrer“ ASD-MitarbeiterIn. Dies müssen ja nicht immer Hilfeplangespräche mit allen<br />

Beteiligten se<strong>in</strong>. Am Hilfeplangespräch sollten nicht zu viele Erwachsene teilnehmen<br />

<strong>und</strong> sie sollten „auch mal zu H<strong>aus</strong>e“ stattf<strong>in</strong>den.<br />

● Vor- Vor- bzw. bzw. Nachbereitung Nachbereitung des des Hilfeplangespräches Hilfeplangespräches mit mit dem dem K<strong>in</strong>d/ K<strong>in</strong>d/ Jugendlichen<br />

Jugendlichen<br />

Die K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen wünschen sich, dass sie sich <strong>in</strong> selbst gewählter Art <strong>und</strong><br />

Weise (Bil<strong>der</strong>, E<strong>in</strong>zelgespräche) auf das Hilfeplangespräch vorbereiten können. Sie wollen<br />

die Möglichkeit haben, darauf E<strong>in</strong>fluss zu nehmen, die Dauer <strong>und</strong> ihre zeitliche Beteiligung<br />

am Hilfeplangespräch zu bestimmen <strong>und</strong> benötigen e<strong>in</strong>e größere Unterstützung<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Reflexion. Das Verfahren wirkt oft aufgesetzt <strong>und</strong> nicht verständlich.<br />

Ziele <strong>und</strong> Ergebnisse sollten anhand des Protokolls nochmals verständlich mit den Beteiligten<br />

durchgearbeitet werden.<br />

● Entscheidungen Entscheidungen geme<strong>in</strong>sam geme<strong>in</strong>sam erarbeiten<br />

erarbeiten<br />

Die Entscheidungsmöglichkeiten müssen für K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche nachvollziehbar<br />

<strong>und</strong> klar formuliert werden. E<strong>in</strong>e fehlende Beteiligung beruht oft auf e<strong>in</strong>er wenig vertrauensvollen<br />

Atmosphäre <strong>und</strong> <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>gen Wertschätzung des K<strong>in</strong>des/ Jugendlichen.<br />

Es darf nicht „über den Kopf <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen“ h<strong>in</strong>weg entschieden werden!<br />

Sie müssen aber v.a. an <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> Betreuungsangebote stärker beteiligt<br />

werden.<br />

● Respekt Respekt vor vor <strong>der</strong> <strong>der</strong> Privatsphäre<br />

Privatsphäre<br />

Privatsphäre<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche haben oft den E<strong>in</strong>druck, dass die SozialarbeiterInnen alles über<br />

sie wissen wollen <strong>und</strong> sich zu viel <strong>in</strong> private Angelegenheiten e<strong>in</strong>mischen („Wer me<strong>in</strong>e<br />

Fre<strong>und</strong>e s<strong>in</strong>d, geht die nichts an!“).<br />

Bezogen auf die Hilfeplanung wurden an die Ergebnisse <strong>der</strong> Workshops bspw. <strong>in</strong> Chemnitz<br />

Leitsätze <strong>der</strong> AdressatInnenbeteiligung erarbeitet sowie e<strong>in</strong> Papier zu Beteiligungsrechten <strong>und</strong><br />

-pflichten von AdressatInnen im Zusammenhang mit dem Hilfeplanverfahren erarbeitet.<br />

Der wichtigste Effekt <strong>der</strong> Workshops <strong>und</strong> <strong>der</strong> dort gewonnenen Erkenntnisse <strong>und</strong> E<strong>in</strong>sichten<br />

war aber wohl das Aha-Erlebnis bei den beteiligten FachkollegInnen – h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Wahrnehmungen<br />

<strong>der</strong> AdressatInnen <strong>und</strong> h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Tatsache, dass sie diese auch offensiv <strong>und</strong><br />

präzise zum Ausdruck br<strong>in</strong>gen können. AdressatInnen sollen nicht nur Ernst genommen werden,<br />

sie können <strong>und</strong> müssen es auch. Insofern konnte <strong>der</strong> Fachstandard Partizipation <strong>und</strong> Mitwirkung<br />

<strong>in</strong> den Standorten „mit Leben erfüllt“ werden.<br />

23


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

24<br />

Abbildung 3: AdressatInnenbeteiligung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hilfeplanung, Amt für Jugend <strong>und</strong> Familie<br />

Chemnitz<br />

Beteiligungsrechte Beteiligungsrechte <strong>und</strong> <strong>und</strong> -pflichten -pflichten von von jungen jungen Menschen Menschen Menschen <strong>und</strong><br />

<strong>und</strong><br />

Personensorgeberechtigten Personensorgeberechtigten im im Hilfeplanverfahren Hilfeplanverfahren nach nach § § § 36 36 36 SGB SGB VIII<br />

VIII<br />

� In <strong>der</strong> Hilfeplanung geht es darum, dass alle an <strong>der</strong> Hilfe Beteiligten (Personensorgeberechtigte,<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>, Jugendliche, Jugendamt) geme<strong>in</strong>sam überlegen <strong>und</strong> entscheiden:<br />

- Was ist eigentlich los?<br />

- Was gibt es für Unterstützungs- <strong>und</strong> Betreuungsmöglichkeiten?<br />

- Welche Betreuung ist für mich/ uns gut <strong>und</strong> geeignet?<br />

- Was soll <strong>in</strong> <strong>der</strong> Betreuung passieren <strong>und</strong> erreicht werden?<br />

� Personensorgeberechtigte <strong>und</strong> <strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong> müssen an Entscheidungen, die sie betreffen,<br />

beteiligt werden (§ 8 SGB VIII, §§ 13 <strong>und</strong> 14 SBG I).<br />

� Wunsch- <strong>und</strong> Wahlrecht ist zu beachten (§ 5 SGB VIII)<br />

- In regelmäßigen Abständen (ca. 2 x pro Jahr) sollen alle überprüfen, ob die Überlegungen<br />

richtig waren, was geklappt hat, was verän<strong>der</strong>t werden soll <strong>und</strong> wie es weitergeht.<br />

- In <strong>der</strong> Hilfeplanung geht es meistens um die Situation <strong>der</strong> Familie. Je<strong>der</strong> hat das<br />

Recht mitzubestimmen.<br />

� Im Hilfeplangespräch sitzen alle an e<strong>in</strong>em Tisch. Dabei ist es nicht immer leicht, dass alle<br />

Beteiligten sich äußern, beson<strong>der</strong>s wenn es Me<strong>in</strong>ungsverschiedenheiten gibt. Deshalb<br />

kann man im Jugendamt (ASD) o<strong>der</strong> mit dem/ <strong>der</strong> BetreuerIn im Vorfeld alle<strong>in</strong>e reden<br />

<strong>und</strong> überlegen was im Hilfeplangespräch wichtig ist.<br />

� Um mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> reden <strong>und</strong> entscheiden zu können, muss je<strong>der</strong> gut Bescheid wissen. Sie<br />

<strong>und</strong> ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> können sich mit allen Fragen je<strong>der</strong>zeit an den ASD bzw. den/ die BetreuerIn<br />

wenden.<br />

� Bei Konflikten zwischen Eltern <strong>und</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>n kann das Jugendamt unter bestimmten Bed<strong>in</strong>gungen<br />

(Not- <strong>und</strong> Konfliktlage) auch ohne Wissen <strong>der</strong> Personensorgeberechtigten die<br />

jungen Menschen beraten (§ 8 SGB VIII).<br />

� Wichtig ist, dass sich alle auf das Hilfeplangespräch vorbereiten, am besten mit e<strong>in</strong>er Person<br />

des Vertrauens (z.b. ASD, BetreuerIn, u.a.). Außerdem können alle Vorschläge machen,<br />

wo das Hilfeplangespräch stattf<strong>in</strong>den soll <strong>und</strong> welche Personen noch e<strong>in</strong>geladen<br />

werden könnten.<br />

� Der schriftliche Hilfeplan muss geme<strong>in</strong>same Ziele <strong>und</strong> die Me<strong>in</strong>ung aller enthalten. Den<br />

Hilfeplan erhalten alle an <strong>der</strong> Hilfe Beteiligten. Es ist wichtig, dass Sie diesen noch mal lesen.<br />

Wenn Ihre Me<strong>in</strong>ung fehlt, muss sie nachträglich ergänzt werden.<br />

� Mit den sozialen Daten <strong>und</strong> Informationen muss vertraulich umgegangen werden (Datenschutz).<br />

Sie haben das Recht zu wissen, an wen sie weitergegeben werden.<br />

� Sie haben die Pflicht zur Auskunft (E<strong>in</strong>kommens- <strong>und</strong> Vermögensverhältnisse)gemäß §<br />

97a SGB VIII.<br />

� Gemäß <strong>der</strong> §§ 91ff. SGB VIII werden junge Menschen <strong>und</strong> dessen Eltern zu den Kosten<br />

<strong>der</strong> Jugendhilfe herangezogen (gilt nur bei stationären <strong>und</strong> teilstationären Hilfen, sowie<br />

vorläufige Schutzmaßnahmen).


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Beteiligung <strong>und</strong> Mitwirkung <strong>der</strong> AdressatInnen s<strong>in</strong>d wichtige Vor<strong>aus</strong>setzung für das Gel<strong>in</strong>gen<br />

des Hilfeplanungsprozesses <strong>und</strong> <strong>der</strong> sich daran anschließenden Leistungserbr<strong>in</strong>gung. Die Sicherung<br />

von Partizipation ist damit e<strong>in</strong> wesentliches Kriterium für fachliche Qualität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hilfeplanung.<br />

Dementsprechend muss das Hilfeplanverfahren so angelegt <strong>und</strong> umgesetzt werden,<br />

dass es für die AdressatInnen h<strong>in</strong>sichtlich Ablauf, Gegenstand <strong>und</strong> Zweck <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />

Verfahrensschritte verständlich ist. Allen Beteiligten, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e aber den AdressatInnen,<br />

muss klar se<strong>in</strong>, was im Hilfeplanverfahren mit wem, zu welchem Zeitpunkt <strong>und</strong> mit welchem<br />

Zweck o<strong>der</strong> Ziel, auf welcher Gr<strong>und</strong>lage geschieht. Des Weiteren ist sicherzustellen, dass die<br />

AdressatInnen immer auf dem Laufenden über „ihren Planungsprozess“ s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> <strong>in</strong> diesen aktiv<br />

e<strong>in</strong>bezogen werden; d.h. dass ihnen tatsächliche Mitbestimmung <strong>und</strong> E<strong>in</strong>flussnahme e<strong>in</strong>geräumt<br />

werden. E<strong>in</strong> Hilfeplanverfahren muss h<strong>in</strong>sichtlich se<strong>in</strong>es Anliegens transparent, se<strong>in</strong>es<br />

Ablaufes verlässlich <strong>und</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zelnen Elementen verb<strong>in</strong>dlich für alle se<strong>in</strong>.<br />

2.2 Der Hilfeplanprozess<br />

2.2.1 Situationsklärung, Bedarfsermittlung <strong>und</strong><br />

Entscheidungsvorbereitung<br />

Die Qualität <strong>der</strong> Hilfe zur Erziehung macht sich fest an <strong>der</strong> Güte von Situationsanalysen, den<br />

Beschreibungen von Krisen <strong>und</strong> Belastungen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Feststellung des erzieherischen Bedarfs<br />

im Rahmen von Klärungs- <strong>und</strong> Aushandlungsstrategien mit allen Beteiligten. Wie es gel<strong>in</strong>gt,<br />

die Leistungsberechtigten (Eltern <strong>und</strong> M<strong>in</strong><strong>der</strong>jährigen) an dem Prozess <strong>der</strong> Bewältigung von<br />

Erziehungskrisen (an <strong>der</strong> Überw<strong>in</strong>dung von K<strong>in</strong>deswohlgefährdungen) zu beteiligen, entscheidet<br />

über die Güte von Hilfe zur Erziehung. Dazu gehören die Partizipation im Klärungsprozess<br />

ebenso wie das Her<strong>aus</strong>f<strong>in</strong>den <strong>und</strong> Nutzen von <strong>in</strong>dividuellen, familiären <strong>und</strong> sozialen Ressourcen<br />

<strong>und</strong> die Schaffung <strong>und</strong> För<strong>der</strong>ung von Bereitschaft <strong>und</strong> Fähigkeit, Ziele zu formulieren <strong>und</strong><br />

ihre Erreichung anzustreben. Gerade Erziehung <strong>und</strong> damit Hilfe zur Erziehung ist zentral auf<br />

die Mitwirkung <strong>der</strong> Eltern <strong>und</strong> M<strong>in</strong><strong>der</strong>jährigen angewiesen.<br />

Erzieherische Hilfen werden gewährt, wenn sich junge Menschen bzw. Familien mit e<strong>in</strong>er Lebenssituation<br />

konfrontiert sehen, die e<strong>in</strong>e Bee<strong>in</strong>trächtigung o<strong>der</strong> gar Gefährdung des Aufwachsens<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Entwicklung</strong> e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des o<strong>der</strong> Jugendlichen erwarten lässt bzw. bereits hat<br />

e<strong>in</strong>treten lassen, <strong>und</strong> wenn zur Bewältigung dieser Situation <strong>und</strong> zur Überw<strong>in</strong>dung ihrer Konsequenzen<br />

für die <strong>Entwicklung</strong> des jungen Menschen professionelle Hilfe erfor<strong>der</strong>lich ist, im<br />

E<strong>in</strong>zelfall mith<strong>in</strong> e<strong>in</strong> erzieherischer Bedarf festgestellt wird, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Rechtsanspruch auf e<strong>in</strong>e<br />

Hilfe <strong>in</strong>duziert.<br />

Die Fachkräfte <strong>in</strong> den ASD stehen im Beratungs- <strong>und</strong> dem sich möglicherweise anschließenden<br />

Hilfeplanungsprozess vor verschiedenen Aufgaben:<br />

● Sie müssen klären, ob e<strong>in</strong> erzieherischer Bedarf im E<strong>in</strong>zelfall vorliegt bzw. e<strong>in</strong> entsprechen<strong>der</strong><br />

Verdacht begründet werden kann.<br />

● Dazu ist es erfor<strong>der</strong>lich, genaue Informationen zu sammeln zur konkreten Situation,<br />

den aktuellen Krisen bzw. Problemlagen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Ursachen sowie zu den Erwartungen,<br />

die die AdressatInnen gegenüber <strong>der</strong> Jugendhilfe zum Ausdruck br<strong>in</strong>gen.<br />

● Geme<strong>in</strong>sam mit den AdressatInnen <strong>und</strong> unter Ausnutzung ihres Fachwissens s<strong>in</strong>d die<br />

Fachkräfte im Weiteren gehalten, Lösungsmöglichkeiten <strong>und</strong> Perspektiven <strong>in</strong> Bezug auf<br />

die dargestellte Situation <strong>aus</strong>zuloten, was nicht alle<strong>in</strong> auf die Frage nach <strong>in</strong>stitutionalisierter<br />

Unterstützung h<strong>in</strong><strong>aus</strong>läuft, son<strong>der</strong>n den Bezug zur Lebenswelt <strong>und</strong> zu den Res-<br />

25


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

sourcen <strong>der</strong> AdressatInnen be<strong>in</strong>haltet. Diese müssen daher – auch <strong>und</strong> erst Recht im<br />

Falle e<strong>in</strong>es Rechtsanspruchs – eruiert <strong>und</strong> geprüft werden.<br />

Die Ermittlung <strong>und</strong> Klärung von Ausgangssituation <strong>und</strong> Problemlagen <strong>der</strong> AdressatInnen ist<br />

auf Seiten <strong>der</strong> Fachkraft durch e<strong>in</strong>e gezielte, aber dennoch offene Gesprächshaltung gekennzeichnet.<br />

Offen me<strong>in</strong>t dabei e<strong>in</strong>erseits, dass die AdressatInnen ernst genommen werden <strong>in</strong> ihren<br />

Äußerungen <strong>und</strong> als ExpertInnen ihrer Lebenswelt <strong>und</strong> ihrer Probleme. An<strong>der</strong>erseits wird<br />

unter Offenheit verstanden, dass die Fachkraft sich „Zeit lässt“ mit Deutungen, Schlussfolgerungen<br />

<strong>und</strong> Vorentscheidungen. Es gilt zunächst, das Erfor<strong>der</strong>liche <strong>in</strong> Erfahrung zu br<strong>in</strong>gen,<br />

die unterschiedlichen Wahrnehmungen, Deutungen <strong>und</strong> Erwartungen <strong>der</strong> AdressatInnen kennen<br />

zu lernen <strong>und</strong> sich so e<strong>in</strong> valides Bild von <strong>der</strong> Situation, den Problemen, Bedürfnissen <strong>und</strong><br />

Erwartungen zu verschaffen. Hier<strong>in</strong> f<strong>in</strong>det das Gezielte des Vorgehens <strong>der</strong> Fachkraft se<strong>in</strong>en<br />

Ausdruck:<br />

● Worum geht es den AdressatInnen?<br />

● Was ist eigentlich los? Worüber wird berichtet <strong>und</strong> was muss ich darüber h<strong>in</strong><strong>aus</strong> wissen?<br />

● Was erwarten die AdressatInnen von mir? Wie kann geholfen werden?<br />

Dabei gilt die Prämisse, die unterschiedlichen Perspektiven von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Eltern/ PSB <strong>und</strong><br />

ggf. an<strong>der</strong>en Personen systematisch zu erfragen <strong>und</strong> zu berücksichtigen. Eltern <strong>und</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> haben<br />

nicht selten e<strong>in</strong>e sehr verschiedene Wahrnehmung davon, was als Problem betrachtet<br />

wird, wie diesem beizukommen ist <strong>und</strong> was die Jugendhilfe dazu beitragen kann.<br />

Zeichnet sich e<strong>in</strong> weiterer Beratungs- <strong>und</strong> Planungsprozess ab, werden geme<strong>in</strong>sam mit den<br />

AdressatInnen Handlungsmöglichkeiten <strong>und</strong> Ansätze für mögliche Unterstützungsangebote<br />

entwickelt. Um die fachlichen Standards <strong>der</strong> Lebenswelt- <strong>und</strong> Ressourcenorientierung praktisch<br />

wirksam werden zu lassen, Beteiligung zu sichern <strong>und</strong> nicht zuletzt adäquate Entscheidungen<br />

treffen <strong>und</strong> entsprechende Hilfesett<strong>in</strong>gs entwickeln zu können, wurden im Rahmen<br />

des Modellprojektes <strong>und</strong> im Ergebnis des Fortbildungsworkshops zur Falle<strong>in</strong>gangsphase e<strong>in</strong>e<br />

Reihe von <strong>Arbeit</strong>shilfen entwickelt bzw. <strong>in</strong> die <strong>Praxis</strong> e<strong>in</strong>geführt (vgl. A<strong>der</strong>/ Schrapper/ Thiesmeier<br />

2001; s. CD: Chemnitz, Hilfeplanung, C9 – C13; ):<br />

26<br />

● Ressourcenkarten<br />

Ressourcenkarten<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>, Jugendliche <strong>und</strong> Eltern/ PSB suchen geme<strong>in</strong>sam mit <strong>der</strong> ASD-Fachkraft nach<br />

verfügbaren Ressourcen <strong>und</strong> halten diese <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ressourcenkarte fest. Unterschieden<br />

wird dabei zwischen persönlichen Ressourcen (beson<strong>der</strong>en Fähigkeiten, Interessen,<br />

Fre<strong>und</strong>en etc.), familiären Ressourcen (Familienklima, Zusammenhalt), materiellen <strong>und</strong><br />

sozialräumlichen Ressourcen (Schule, Jugendh<strong>aus</strong>, Beratungse<strong>in</strong>richtungen usw.). Ziel<br />

ist es, geme<strong>in</strong>sam mit den AdressatInnen e<strong>in</strong>en Überblick zu gew<strong>in</strong>nen über Fähigkeiten,<br />

Beziehungen <strong>und</strong> Strukturen, die bei <strong>der</strong> Bearbeitung <strong>und</strong> Lösung des Problems<br />

hilfreich se<strong>in</strong> können. Dies ist auch mit Blick auf e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Aussicht genommene Erziehungshilfe<br />

von Bedeutung.<br />

● Netzwerkkarte<br />

Netzwerkkarte<br />

Hauptfrage dabei ist, welche Personen e<strong>in</strong>en positiven E<strong>in</strong>fluss auf die AdressatInnen<br />

<strong>und</strong> ihre Situation haben. Diese – Fre<strong>und</strong>e, Familie, Verwandte, Bekannte, Nachbarn,<br />

Institutionen – werden von den Hilfe Suchenden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Netzwerkkarte je nach dem<br />

Grad ihrer Nähe zur Person e<strong>in</strong>getragen. Dar<strong>aus</strong> ergibt sich e<strong>in</strong> Überblick über die<br />

wichtigsten sozialen Beziehungen <strong>und</strong> Ressourcen bspw. des jungen Menschen.<br />

Gleichzeitig reflektieren die AdressatInnen ihre sozialen Netzwerke <strong>und</strong> kommen dabei<br />

nicht selten zu für sie neuen Erkenntnissen.


● Erhebungsbögen<br />

Erhebungsbögen<br />

Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Diese <strong>Arbeit</strong>shilfen sichern die systematische <strong>und</strong> vollständige Erfassung <strong>und</strong> Dokumentation<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten Hilfeplanungsphase gesammelten wichtigsten Informationen<br />

zu e<strong>in</strong>em Fall. Er wird von den AdressatInnen, ggf. mit Unterstützung <strong>der</strong> ASD-<br />

Fachkraft, erarbeitet <strong>und</strong> versammelt Fragen zur Ausgangssituation bzw. dem Anlass<br />

des Herantretens an das Jugendamt, zur Situation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Familie, dem <strong>Entwicklung</strong>sstand<br />

des K<strong>in</strong>des, sozialen Kontakten <strong>und</strong> Erwartungen an die Hilfe. Oftmals kommt er<br />

relativ früh im Hilfeplanverfahren zum E<strong>in</strong>satz.<br />

Im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Anwendung <strong>der</strong> fachlich-methodischen Kenntnisse <strong>aus</strong> den Fortbildungsworkshops<br />

hat die E<strong>in</strong>führung <strong>und</strong> Anwendung <strong>der</strong> beschriebenen <strong>Arbeit</strong>shilfen sehr<br />

deutlich zu e<strong>in</strong>er Verbesserung <strong>der</strong> Situationsbeschreibung <strong>und</strong> -analyse <strong>und</strong> <strong>der</strong> anschließenden<br />

Bestimmung des erzieherischen Bedarfs im E<strong>in</strong>zelfall beigetragen. Den Fachkräften <strong>in</strong> den<br />

ASD stehen umfassende Informationen zur Verfügung, die ihnen e<strong>in</strong>e präzise fachliche Beurteilung<br />

von Situation, Handlungsmöglichkeiten <strong>und</strong> Bedarf ermöglichen. Dies zeigte sich <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> zweiten Aktenanalyse. Die <strong>in</strong>haltliche <strong>und</strong> systematische Qualität <strong>der</strong> Fallbeschreibungen<br />

<strong>und</strong> -analysen (s.u.) hat sich sehr verbessert. Die durchgehende<br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> Perspektiven <strong>der</strong> beteiligten AdressatInnen, die Klärung ihrer Erwartungen<br />

<strong>und</strong> nicht zuletzt die systematische fachliche Bezugnahme auf die Ressourcen resultieren<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er deutlich gesteigerten Nachvollziehbarkeit des Planungsprozesses. Vor allen D<strong>in</strong>gen<br />

aber ermöglichen sie e<strong>in</strong>e angemessene Beurteilung des erzieherischen Bedarfs <strong>und</strong> entsprechende<br />

Entscheidung über die geeignete <strong>und</strong> notwendige Hilfe sowie die Erarbeitung <strong>und</strong><br />

Vere<strong>in</strong>barung von Hilfezielen im weiteren Hilfeplanungsverlauf.<br />

2.2.2 Exkurs: Erzieherischer Bedarf, geeignete <strong>und</strong> notwendige<br />

Hilfen<br />

Rechtlicher <strong>und</strong> fachlicher Bezugspunkt bei <strong>der</strong> Gewährung, Planung <strong>und</strong> Ausgestaltung e<strong>in</strong>er<br />

erzieherischen Hilfe ist <strong>der</strong> erzieherische Bedarf im E<strong>in</strong>zelfall. Als unbestimmter Rechts-, aber<br />

verme<strong>in</strong>tlich feststehen<strong>der</strong> fachlicher Begriff bzw. sozialpädagogisches Konzept bildet <strong>der</strong> ermittelte<br />

erzieherische Bedarf nicht nur die Legitimationsfolie für das Handeln <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong><br />

Jugendhilfe, son<strong>der</strong>n f<strong>und</strong>iert dieses Handeln auch i.S. personenbezogener o<strong>der</strong> sozialer „Zustandsfeststellungen“,<br />

Problembeschreibungen etc. Er verfügt also über e<strong>in</strong>en explizit fachlichen<br />

Impact, wenn auf se<strong>in</strong>er Gr<strong>und</strong>lage Ableitungen darüber getroffen werden nicht nur <strong>in</strong><br />

dem S<strong>in</strong>ne, dass etwas getan werden muss, son<strong>der</strong>n auch <strong>in</strong> Bezug auf das, was getan werden<br />

muss.<br />

In den Diskussionen des Modellprojektes im Zuge <strong>der</strong> fachlichen Weiterentwicklung <strong>der</strong> Hilfeplanung<br />

hat <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> zweite Aspekt <strong>in</strong>teressiert. Die Ergebnisse von Aktenanalysen,<br />

nicht nur <strong>aus</strong> dem Modellprojekt, zeigten <strong>und</strong> zeigen diesbezüglich e<strong>in</strong>en unzureichenden<br />

Konzeptualisierungs- <strong>und</strong> Reflexionsgrad <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong>. Auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>schlägigen Veröffentlichungen<br />

wird das Konzept des erzieherischen Bedarfs nicht problematisiert <strong>und</strong> geklärt, wenngleich<br />

sich <strong>in</strong> den Debatten um diagnostische Modelle Ansätze <strong>in</strong> dieser Richtung <strong>aus</strong>machen<br />

lassen. Da <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuelle erzieherische Bedarf den zentralen Bezugspunkt für die fachliche<br />

Planung <strong>und</strong> Ausgestaltung e<strong>in</strong>er erzieherischen Hilfe im E<strong>in</strong>zelfall darstellt, wurde im Modellprojekt<br />

e<strong>in</strong>e entsprechende Konzeptualisierung entwickelt.<br />

Demnach dient die Hilfeplanung gem. § 36 SGB VIII <strong>der</strong> Konkretisierung <strong>der</strong> Rechtsnorm <strong>in</strong> §<br />

27 SGB VIII, <strong>in</strong>sofern hier die Frage nach <strong>der</strong> Notwendigkeit <strong>und</strong> Geeignetheit e<strong>in</strong>er erzieherischen<br />

Hilfe zu klären ist. Dies verweist auf den erzieherischen Bedarf im E<strong>in</strong>zelfall als den<br />

27


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

● alle<strong>in</strong>ig anspruchsbegründenden Sachverhalt sowie<br />

● den Ausgangs- <strong>und</strong> Ansatzpunkt für die fachliche Planung <strong>und</strong> Realisierung e<strong>in</strong>er konkreten<br />

Erziehungshilfeleistung.<br />

Die Eruierung bzw. Klärung des erzieherischen Bedarfs hat daher zunächst die Erfassung <strong>und</strong><br />

Analyse <strong>der</strong> – problematischen <strong>und</strong> belastenden – Lebenssituation <strong>der</strong> AdressatInnen <strong>und</strong> ihrer<br />

Verursachungsfaktoren zur Gr<strong>und</strong>lage, kann sich jedoch nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er bloßen Beschreibung<br />

<strong>und</strong> ggf. fachlichen Kommentierung von Defiziten o<strong>der</strong> Gefährdungen erschöpfen. Umgekehrt<br />

reicht es ebenfalls nicht <strong>aus</strong>, wenn unter dem erzieherischen Bedarf e<strong>in</strong>e sche<strong>in</strong>bar sich <strong>aus</strong><br />

<strong>der</strong> Situation ergebende „Lösung des Problems“ angeführt wird. Vielmehr ist her<strong>aus</strong>zuarbeiten,<br />

was im E<strong>in</strong>zelfall zur nachhaltigen Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Lebenssituation <strong>der</strong> AdressatInnen,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e des jungen Menschen, erfor<strong>der</strong>lich ist, was davon nicht – alle<strong>in</strong> – von ihnen geleistet<br />

werden kann <strong>und</strong> mith<strong>in</strong> wo, für wen <strong>und</strong> wie die K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendhilfe Unterstützung<br />

leisten kann bzw. muss. Der erzieherische Bedarf bzw. se<strong>in</strong>e Formulierung muss mith<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>en sozialpädagogisch e<strong>in</strong>lösbaren <strong>Entwicklung</strong>statbestand thematisieren <strong>und</strong> darauf bezogene<br />

Perspektiven her<strong>aus</strong>stellen. Dabei spielen die <strong>in</strong>dividuellen Lebensbewältigungskompetenzen<br />

von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen bzw. <strong>der</strong>en För<strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>e her<strong>aus</strong>ragende Rolle.<br />

Hier<strong>aus</strong> erst ergeben sich Anhaltspunkte für die Notwendigkeit e<strong>in</strong>er erzieherischen Hilfe<br />

ebenso wie für ihre Geeignetheit sowie ihre konkrete Planung <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Begründung. E<strong>in</strong> alle<strong>in</strong>iger<br />

Defizit- o<strong>der</strong> Situationsbezug reicht zur Begründung e<strong>in</strong>er Erziehungshilfe ebenso wie<br />

für ihre detaillierte Planung – abgesehen von Ausnahmetatbeständen wie, zu allererst, K<strong>in</strong>deswohlgefährdung,<br />

aber auch fachlich angezeigten Clear<strong>in</strong>gphasen – nicht <strong>aus</strong>.<br />

Die Frage nach <strong>der</strong> Geeignetheit wie<strong>der</strong>um betrifft sowohl den Charakter e<strong>in</strong>er konkreten Hilfe<br />

als auch <strong>der</strong>en „Reichweite“. Maßgeblich s<strong>in</strong>d dabei die im erzieherischen Bedarf festgestellten<br />

<strong>Entwicklung</strong>s- <strong>und</strong> Unterstützungserfor<strong>der</strong>nisse <strong>und</strong> die geme<strong>in</strong>sam mit den AdressatInnen<br />

erarbeiteten Intentionen <strong>und</strong> Perspektiven. „Wenn e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Art <strong>und</strong> Umfang an die<br />

<strong>in</strong>dividuelle Situation <strong>der</strong> Hilfe-AdressatInnen angepasste Hilfe gef<strong>und</strong>en werden soll, sollten<br />

die Fachkräfte am Hilfebedarf <strong>der</strong> AdressatInnen den Ausgangspunkt ihres Denkens nehmen<br />

<strong>und</strong> nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Frage, welche Hilfe- <strong>und</strong> Organisationsform wohl am ehesten passt“ (Merchel<br />

1998, S. 33). Geeignet ist e<strong>in</strong>e Hilfe also dann, wenn sie dem festgestellten erzieherischen Bedarf<br />

abhelfen <strong>und</strong> mith<strong>in</strong> zur dauerhaften – positiven – Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Lebenspraxis, zur<br />

Stärkung von Handlungskompetenzen <strong>und</strong> damit zu e<strong>in</strong>er gel<strong>in</strong>gen<strong>der</strong>en Lebensführung bei<br />

den AdressatInnen beitragen <strong>und</strong> wenn sie von den Hilfe-AdressatInnen angenommen werden<br />

kann. H<strong>in</strong>zu treten fachliche Kriterien wie Lebensweltbezug, Alltagsorientierung usf.<br />

2.2.3 Kollegiale Beratung<br />

In <strong>der</strong> kollegialen Beratung wird das fachliche Kriterium des „Zusammenwirkens mehrerer<br />

Fachkräfte“ bei <strong>der</strong> Entscheidung über e<strong>in</strong>e erzieherische Hilfe im E<strong>in</strong>zelfall praktisch realisiert.<br />

Die kollegiale Beratung hat sich – <strong>in</strong> verschiedenen methodischen Ausprägungen – diesbezüglich<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong> als Standardverfahren durchgesetzt <strong>und</strong> gehört mith<strong>in</strong> zum fachlichen Alltag<br />

<strong>in</strong> den meisten Jugendämtern.<br />

Auch an den Modellstandorten bildeten <strong>und</strong> bilden die kollegiale Beratung bzw. das Fachteam<br />

e<strong>in</strong> festes Prozesselement des Hilfeplanverfahrens. Im Rahmen des Modellprojektes wurden<br />

Verfahrenskonzept <strong>und</strong> -methodik <strong>der</strong> kollegialen Beratung bzw. des Fachteams sowie<br />

die damit verb<strong>und</strong>enen Erwartungen <strong>und</strong> Aufgaben e<strong>in</strong>gehend reflektiert. Im Ergebnis dieses<br />

Reflexionsprozesses wurde die kollegiale Beratung <strong>in</strong> den Modellstandorten konzeptionell neu<br />

28


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

gefasst bzw. optimiert, was <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rückschau zu e<strong>in</strong>er höheren fachlich-<strong>in</strong>haltlichen Verb<strong>in</strong>dlichkeit<br />

sowie e<strong>in</strong>er Straffung des Verfahrensablaufes geführt hat.<br />

E<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>es Modell <strong>der</strong> Teamberatung wurde am Fachbereich Jugend, <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> Soziales<br />

im Nie<strong>der</strong>schlesischen Oberl<strong>aus</strong>itzkreis entwickelt <strong>und</strong> erprobt. Im Nie<strong>der</strong>schlesischen Oberl<strong>aus</strong>itzkreis<br />

wurden im Jahr 2003 <strong>in</strong>sgesamt sieben dezentrale Jugendhilfeagenturen e<strong>in</strong>gerichtet,<br />

die sich <strong>in</strong> freier Trägerschaft bef<strong>in</strong>den <strong>und</strong> als sozialräumlich <strong>in</strong>tegrierte niedrigschwellige<br />

Beratungs- <strong>und</strong> Unterstützungsangebote <strong>in</strong> den Geme<strong>in</strong>wesen fungieren. Des<br />

Weiteren übernehmen ihre MitarbeiterInnen koord<strong>in</strong>ierende Aufgaben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jugend- <strong>und</strong><br />

Geme<strong>in</strong>wesenarbeit. Im Jahr 2004 wurde <strong>der</strong> örtliche ASD dezentralisiert <strong>und</strong> an die Jugendhilfeagenturen<br />

angeb<strong>und</strong>en.<br />

Die dar<strong>aus</strong> erwachsenden Kooperationsbeziehungen, die sozialräumlichen Kenntnisse <strong>der</strong> JugendhilfeagenturmitarbeiterInnen<br />

<strong>und</strong> die Netzwerke <strong>der</strong> Jugendhilfeagenturen wurden<br />

schon recht früh <strong>in</strong> Überlegungen zur Weiterentwicklung <strong>der</strong> Hilfeplanung im Bereich <strong>der</strong> erzieherischen<br />

Hilfen e<strong>in</strong>bezogen. E<strong>in</strong> Ergebnis dieser Überlegungen war die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er<br />

obligatorischen Stellungnahme <strong>der</strong> Jugendhilfeagenturen <strong>in</strong> aktuellen Hilfeplanverfahren, <strong>in</strong><br />

denen die sozialräumlichen Ressourcen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en mögliche Nutzung im Rahmen e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>zelfallhilfe<br />

<strong>aus</strong>gelotet <strong>und</strong> damit nutzbar für die Hilfeplanung gemacht wurden. Dieses Vorgehen<br />

wurde zunächst dah<strong>in</strong>gehend erweitert, dass die AgenturmitarbeiterInnen regelmäßig an Fallberatungen<br />

bei (potentiellen) Erziehungshilfefällen <strong>aus</strong> ihrem sozialräumlichen Zuständigkeitsbereich<br />

mitwirkten. Nach e<strong>in</strong>er ersten evaluierten Erprobungsphase wurde das Verfahrenskonzept<br />

noch e<strong>in</strong>mal erweitert. An <strong>der</strong> Teamberatung vor <strong>der</strong> Entscheidungen über die<br />

Gewährung von Erziehungshilfen wirkten nunmehr mit:<br />

● die ASD-MitarbeiterInnen des nördlichen bzw. südlichen Landkreises,<br />

● e<strong>in</strong>/e MitarbeiterIn <strong>der</strong> wirtschaftlichen Jugendhilfe,<br />

● bei Bedarf e<strong>in</strong>/e MitarbeiterIn des freien Trägers <strong>der</strong> zuständigen Jugendhilfeagentur,<br />

● bis zu zwei MitarbeiterInnen <strong>der</strong> im nördlichen bzw. südlichen Landkreis tätigen Leistungserbr<strong>in</strong>ger<br />

von Erziehungshilfen.<br />

Es obliegt <strong>der</strong> fallführenden ASD-Fachkraft, weitere Beteiligte h<strong>in</strong>zuzuziehen. Der E<strong>in</strong>bezug<br />

<strong>der</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>ger <strong>in</strong> die Teamberatung des ASD im NOL sollte Folgendes leisten:<br />

● Erweiterung des Fallverständnisses um die Perspektive <strong>der</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>ger,<br />

● <strong>Entwicklung</strong> von kreativen <strong>und</strong> passgenauen Hilfen,<br />

● mehr Transparenz h<strong>in</strong>sichtlich des Handelns <strong>der</strong> ASD-Fachkräfte,<br />

● Verbesserung <strong>der</strong> Kooperation zwischen ASD <strong>und</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>gern.<br />

Außerdem stand die Beteiligung <strong>der</strong> freien Träger an <strong>der</strong> Fallberatung des ASD im Kontext<br />

<strong>der</strong> im NOL ab Herbst 2005 geführten Debatte über die <strong>Entwicklung</strong> von zwei regionalen Trägerverbünden,<br />

die <strong>in</strong> enger Kooperation mit dem ASD für die Durchführung von flexiblen, sozialraumorientierten<br />

Erziehungshilfen <strong>in</strong> <strong>der</strong> jeweiligen Region zuständig werden sollten, was<br />

sich letztlich nicht durchgesetzt hatte. Unabhängig davon war es <strong>der</strong> Wunsch des öffentlichen<br />

Trägers, die Perspektive von MitarbeiterInnen von Leistungserbr<strong>in</strong>gern <strong>in</strong> die kollegiale Beratung<br />

e<strong>in</strong>fließen zu lassen, weil diese mehr Kompetenzen im Erziehungshilfebereich als die MitarbeiterInnen<br />

<strong>der</strong> freien Träger <strong>in</strong> Jugendhilfeagenturen vorweisen können. Darüber h<strong>in</strong><strong>aus</strong><br />

wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region Süd, im Unterschied zu Nord, das Ergebnis <strong>der</strong> Teamberatung <strong>in</strong> Form<br />

des Maßanzuges im Anschluss durch e<strong>in</strong> von den freien Trägern gebildetes Fachteam ergänzend<br />

beraten <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Vorschlag zur Leistungserbr<strong>in</strong>gung formuliert. Das Verfahren wurde eva-<br />

29


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

luiert (siehe den <strong>aus</strong>führlichen Evaluationsbericht im Anhang). Tabelle 1 gibt e<strong>in</strong>en Überblick<br />

über die wichtigsten Ergebnisse.<br />

Tabelle 1: Ergebnisse <strong>der</strong> Teamberatungsevaluation im NOL<br />

Durch den E<strong>in</strong>bezug <strong>der</strong> MitarbeiterInnen <strong>der</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>ger HzE <strong>in</strong> die Teamberatung des ASD<br />

konnte heute folgendes erreicht/ nicht erreicht werden Zustimmung („stimmt“/ „stimmt eher“ <strong>in</strong> %):<br />

Das Fallverständnis konnte um wichtige Gesichtspunkte<br />

erweitert werden.<br />

Die Sichtweise <strong>der</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>ger verän<strong>der</strong>te<br />

den Blick des/ <strong>der</strong> falle<strong>in</strong>br<strong>in</strong>genden ASD-MitarbeiterIn<br />

auf den Fall.<br />

Die Leistungserbr<strong>in</strong>ger brachten neue Ideen zu<br />

hilfreichen Maßnahmen e<strong>in</strong>.<br />

Das notwendige Hilfeangebot (Maßanzug) konnte<br />

passgenauer bestimmt werden.<br />

Gesamt Gesamt FK- FK- ASD ASD Fallf. Fallf. FK-<br />

FK-<br />

ASD<br />

ASD<br />

FK-LE<br />

FK-LE<br />

89 % 83,5 % 90,6 % 94,1 %<br />

76,4 % 67,9 % 93,7 % 80,7 %<br />

83,3 % 76,3 % 90,6 % 87,9 %<br />

86,2 % 81,3 % 93,6 % 89,7 %<br />

Der Erfolg <strong>der</strong> Hilfe ersche<strong>in</strong>t wahrsche<strong>in</strong>licher. 79,5 % 77,5 % 75,9 % 84,8 %<br />

Nur ASD: Das Zusammenwirken von ASD <strong>und</strong><br />

Leistungserbr<strong>in</strong>gern verbesserte die Qualität <strong>der</strong><br />

Beratung.<br />

Nur Leistungserbr<strong>in</strong>ger: Als e<strong>in</strong> Ergebnis <strong>der</strong> Beratung<br />

s<strong>in</strong>d neue bzw. verän<strong>der</strong>te Hilfeangebote zu<br />

entwickeln.<br />

90,9 % 87,2 % 100 % -<br />

65,6 %<br />

- - 65,6 %<br />

Die Die Qualität Qualität Qualität <strong>der</strong> <strong>der</strong> Beratung Beratung war war <strong>in</strong>sgesamt <strong>in</strong>sgesamt hoch. hoch. hoch. 91,2 91,2 % % 85,5 % 96,7 96,7 % % 95,3 %<br />

Die Ergebnisse zeigen sehr deutlich, dass durch den E<strong>in</strong>bezug von VertreterInnen <strong>der</strong> Jugendhilfeagenturen<br />

sowie von Leistungserbr<strong>in</strong>gern e<strong>in</strong>e hohe Qualität <strong>der</strong> Teamberatung erreicht<br />

werden konnte; <strong>in</strong> 92% <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schätzungen wurde e<strong>in</strong> entsprechendes Fazit gezogen. 1 Ebenso<br />

häufig wird von den ASD-MitarbeiterInnen e<strong>in</strong>geschätzt, dass das Zusammenwirken von ASD<br />

<strong>und</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>gern die Beratungsqualität <strong>in</strong>sgesamt verbessert hat. Darüber h<strong>in</strong><strong>aus</strong> zeigen<br />

die Ergebnisse, dass dieses Beratungsmodell das Fallverständnis im E<strong>in</strong>zelfall verbessern<br />

kann, <strong>in</strong>dem neue Perspektiven auf den Fall e<strong>in</strong>gebracht <strong>und</strong> reflektiert werden, <strong>und</strong> im Ergebnis<br />

<strong>aus</strong> Sicht <strong>der</strong> Fachkräfte e<strong>in</strong>e passgenaue Hilfe entwickelt bzw. geplant werden konnte.<br />

Und <strong>in</strong> zwei Dritteln wurde die E<strong>in</strong>schätzung durch die Leistungserbr<strong>in</strong>ger getroffen, dass die<br />

konkrete Teamberatungssituation Impulse gegeben hat für die <strong>Entwicklung</strong> neuer bzw. die<br />

Verän<strong>der</strong>ung bestehen<strong>der</strong> Hilfeangebote, <strong>der</strong>en Bedarfsangemessenheit mith<strong>in</strong> zu verbessern.<br />

Dieses Vorgehen hatte mith<strong>in</strong> <strong>in</strong> mehrfacher H<strong>in</strong>sicht positive Auswirkungen für die <strong>Praxis</strong> <strong>der</strong><br />

Erziehungshilfe. Bezogen auf den E<strong>in</strong>zelfall besteht die Möglichkeit, e<strong>in</strong>e Beratungs- <strong>und</strong> Reflexionssituation<br />

zu schaffen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> unterschiedliche fachliche Sichtweisen auf den Fall, auf verfügbare<br />

bzw. verfügbar zu machende Ressourcen entfaltet werden können. Damit können erweiterte<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> konkreten Hilfeleistung sichtbar gemacht <strong>und</strong> für die weitere<br />

1 Methodische Anmerkung: Die Stichprobe setzt sich <strong>aus</strong> den befragten Fachkräften <strong>in</strong> Teamberatungen<br />

zusammen. Gr<strong>und</strong>gesamtheit waren mith<strong>in</strong> die Teamberatungen; dieselben Fachkräfte wurden<br />

<strong>in</strong> mehreren Teamberatungen zur jeweiligen Teamberatung befragt. Insofern beziehen sich die Prozentangaben<br />

auf die abgegebenen E<strong>in</strong>schätzungen zu den Teamberatungen.<br />

30


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Hilfeplanung erschlossen werden. Darüber h<strong>in</strong><strong>aus</strong> wirkt diese Form <strong>der</strong> Kooperation <strong>in</strong> struktureller<br />

H<strong>in</strong>sicht, <strong>in</strong>dem die Leistungserbr<strong>in</strong>ger <strong>aus</strong> erster Hand Informationen über <strong>in</strong>dividuelle<br />

Bedarfslagen <strong>und</strong> geeignete Hilfen erhalten. Dies ermöglicht nicht nur die Entscheidung darüber,<br />

ob die jeweilige E<strong>in</strong>richtung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage ist, e<strong>in</strong>e passende Hilfe anzubieten, ggf. zu „stricken“,<br />

son<strong>der</strong>n gibt offensichtlich auch Impulse für die fachliche Weiterentwicklung des Leistungsspektrums<br />

e<strong>in</strong>es Trägers o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>richtung.<br />

Das Beispiel illustriert e<strong>in</strong>drucksvoll die Möglichkeiten <strong>und</strong> Chancen des Zusammenwirkens<br />

von öffentlichem Träger <strong>und</strong> freien Trägern im Bereich <strong>der</strong> Hilfen zur Erziehung <strong>und</strong> zeigt<br />

gleichzeitig auf, dass e<strong>in</strong> solches Zusammenwirken für e<strong>in</strong>e gute Erziehungshilfepraxis unerlässlich<br />

ist, auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Hilfeplanung ebenso wie auf den Ebenen <strong>der</strong> Jugendhilfeplanung<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Angebotsentwicklung.<br />

2.3 Ziele <strong>der</strong> Hilfe – Zielerarbeitung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hilfeplanung<br />

Die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hilfeplanung zu treffenden „Feststellungen (...) über die zu gewährende Art <strong>der</strong> Hilfe<br />

sowie die notwendigen Leistungen“ (§ 36 Abs. 2 SGB VIII) erfor<strong>der</strong>n <strong>aus</strong> fachlicher Sicht h<strong>in</strong>reichende<br />

Aussagen über die Ziele e<strong>in</strong>er konkreten Erziehungshilfemaßnahme, also gewissermaßen<br />

das Herunterbrechen <strong>der</strong> im erzieherischen Bedarf sich äußernden Problemkonstellationen<br />

<strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>statbestände auf die Ebene sozialpädagogischen Handelns.<br />

Über die Erarbeitung <strong>und</strong> Festschreibung von Hilfezielen <strong>und</strong> <strong>der</strong> zu ihrer Erreichung erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Schritte im Hilfeplan wird <strong>der</strong> erzieherische Bedarf operationalisiert <strong>und</strong> so <strong>in</strong> für se<strong>in</strong>e<br />

Befriedigung geeignet ersche<strong>in</strong>ende Handlungsperspektiven übersetzt. Über die – geme<strong>in</strong>same<br />

– Erarbeitung von Zielen <strong>und</strong> Handlungsschritten werden die im Rahmen <strong>der</strong> Hilfeleistung<br />

sich stellenden Aufgaben für die unterschiedlichen Beteiligten konkretisiert <strong>und</strong> – gleichzeitig<br />

– überprüfbar gemacht.<br />

Ziele spielen mith<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e zentrale Rolle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hilfeplanung. In ihnen kommen das Anliegen <strong>der</strong><br />

eigentlichen Hilfeleistung sowie die Schritte zu dessen E<strong>in</strong>lösung <strong>in</strong> operationalisierter Form<br />

zum Ausdruck. Fachlich betrachtet s<strong>in</strong>d Ziele genu<strong>in</strong>er Bestandteil jeglicher Hilfeplanung im<br />

E<strong>in</strong>zelfall. Im Zuge <strong>der</strong> Qualitätsdebatte <strong>in</strong> den Erziehungshilfen kam es zu e<strong>in</strong>er verstärkten<br />

Thematisierung <strong>der</strong> „Zielfrage“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hilfeplanung. Die wachsenden For<strong>der</strong>ungen an die Erziehungshilfen,<br />

ihre Leistungsfähigkeit nachzuweisen sowie Ressourcen effektiver <strong>und</strong> effizienter<br />

e<strong>in</strong>zusetzen, führte zu e<strong>in</strong>er stärkeren Akzentuierung <strong>der</strong> Zielbezogenheit von Hilfeplanung.<br />

Ziele sollten differenzierter, konkreter <strong>und</strong> überprüfbarer erarbeitet werden, nicht nur<br />

um den gefor<strong>der</strong>ten Leistungsnachweis zu erbr<strong>in</strong>gen, son<strong>der</strong>n ebenso um E<strong>in</strong>zelfallmaßnahmen<br />

gewissermaßen präziser auf e<strong>in</strong> avisiertes Ergebnis h<strong>in</strong> planen, steuern <strong>und</strong> h<strong>in</strong>sichtlich ihrer<br />

Effekte/ Wirkungen überprüfen zu können. Ziele also „haben im Hilfeplanprozess mehrere<br />

Funktionen: Konkrete Ziele geben Handlungsorientierung, akzeptierte Ziele sichern die Mitwirkung<br />

aller Beteiligten <strong>und</strong> realistische <strong>und</strong> term<strong>in</strong>ierte Ziele machen den Erfolg e<strong>in</strong>er Hilfe<br />

überprüfbar. Ziele steigern somit die Effektivität <strong>und</strong> Effizienz von Hilfen“ (Strehler/ Sierwald<br />

2006, S. 97).<br />

Die Aktenanalyse im Rahmen <strong>der</strong> Bestandsaufnahme hat gezeigt, dass <strong>in</strong> den untersuchten<br />

Akten (n=118) auf die Hilfe bezogene Erwartungen o<strong>der</strong> Ziele:<br />

● <strong>in</strong> nur 39% für die betroffenen jungen Menschen,<br />

● <strong>in</strong> 59% für die Eltern/ Personensorgeberechtigen <strong>und</strong><br />

● <strong>in</strong> 60% <strong>der</strong> Akten für die Fachkräfte<br />

31


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

erkennbar dokumentiert waren. Trotz <strong>der</strong> Bedeutung von Zielen für Hilfeplanung <strong>und</strong> Hilfeerbr<strong>in</strong>gung<br />

zeigte sich hier also e<strong>in</strong> erheblicher Qualifizierungsbedarf, dem im Rahmen des Modellprojektes<br />

über die Durchführung e<strong>in</strong>es Fortbildungsworkshops mit Prof. Dr. Hiltrud von<br />

Spiegel von <strong>der</strong> Fachhochschule Münster Rechnung getragen wurde. Sichtbarstes Ergebnis<br />

<strong>der</strong> sich daran anschließenden <strong>in</strong>tensiven Bemühungen zur E<strong>in</strong>führung von Methoden <strong>der</strong> Zielerarbeitung,<br />

-formulierung <strong>und</strong> -vere<strong>in</strong>barung <strong>in</strong> die Hilfeplanungspraxis s<strong>in</strong>d die entsprechenden<br />

Bestandteile <strong>der</strong> Hilfeplandokumentation. Entscheiden<strong>der</strong> ist jedoch, die Methode<br />

kennenzulernen, entsprechende Kompetenzen zu erwerben <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong> anzuwenden.<br />

E<strong>in</strong>e Darstellung <strong>der</strong> verschiedenen Konzepte kann an dieser Stelle nicht geleistet werden<br />

(vgl. von Spiegel 2004; für e<strong>in</strong>en Überblick: Schwabe 2005). Nachfolgend sollen jedoch die<br />

gr<strong>und</strong>legenden Anfor<strong>der</strong>ungen an e<strong>in</strong>e qualifizierte <strong>Praxis</strong> <strong>der</strong> Zielvere<strong>in</strong>barung dargestellt<br />

werden, wie sie <strong>in</strong> den Modellstandorten umgesetzt wurde.<br />

Abbildung 4: Zieldokumentation Zwickauer Land, Auszug <strong>aus</strong> Teil 3 des Hilfeplans<br />

32<br />

Beteiligte am Hilfeplangespräch<br />

am: ___________________<strong>in</strong>:___________________<br />

1. Im Ergebnis <strong>der</strong> Hilfeplanung formulierte Zielstellungen <strong>der</strong> Hilfe (Wirkungsziele):<br />

Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Leistung:___________________________________<br />

2. Wie erreichen wir das Ziel, was soll an<strong>der</strong>s se<strong>in</strong>, was kann ich dazu tun <strong>und</strong> wieviel Zeit<br />

benötige ich?<br />

Teilziele/ Aufgaben/ Verantwortlichkeit/ Zeit<br />

Teilziel(e) für:<br />

Teilziel Aufgaben Zeit<br />

3. Probleme/ Fragestellungen, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hilfeplanung nicht geklärt werden konnten o<strong>der</strong><br />

über die ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>igkeit erzielt wurde:


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

2.3.1 Zielentwicklung, Zielformulierung <strong>und</strong> Zielvere<strong>in</strong>barung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Praxis</strong><br />

Zielentwicklung richtet sich auf e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zukunft gewünschten Zustand o<strong>der</strong> auf Handlungskompetenzen<br />

bei AdressatInnen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendhilfe, welche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em überschaubaren<br />

Zeitrahmen zu erreichen bzw. zu entwickeln s<strong>in</strong>d. Die Zielentwicklung schreitet<br />

von <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schätzung des Problems über die Erarbeitung e<strong>in</strong>er Än<strong>der</strong>ungsperspektive fort zur<br />

E<strong>in</strong>igung auf Konsensziele.<br />

Die Erarbeitung von Zielen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hilfeplanung stellt hohe Anfor<strong>der</strong>ungen an die fachlichen<br />

<strong>und</strong> methodischen Kompetenzen <strong>der</strong> beteiligten Fachkräfte. Es ist nicht damit getan, sche<strong>in</strong>bar<br />

nahe liegende Zielstellungen – Beseitigung e<strong>in</strong>er Problemkonstellation, Bearbeitung<br />

sche<strong>in</strong>bar offensichtlicher Defizite – zu formulieren, sollen erzieherische Hilfen nachhaltige Ergebnisse<br />

zeitigen <strong>und</strong> somit erfolgreich verlaufen. Zwar s<strong>in</strong>d Ziele bzw. <strong>der</strong>en Erarbeitung <strong>und</strong><br />

Vere<strong>in</strong>barung wesentliche Elemente sozialpädagogischer Fachpraxis, zumal <strong>in</strong> den erzieherischen<br />

Hilfen. Ihre bloße Setzung auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage e<strong>in</strong>er fachlichen E<strong>in</strong>schätzung o<strong>der</strong> ihre<br />

Begründung als das „Beste“ o<strong>der</strong> „Richtige“ jedoch erzeugen die Gefahr, dass Hilfen gemessen<br />

an diesen Zielen <strong>in</strong>s Leere laufen bzw. <strong>in</strong> ihren Effekten gar gegenteilig <strong>aus</strong>fallen. Das auf<br />

den ersten fachlichen Blick nahe Liegende, Richtige o<strong>der</strong> gar Beste kann sich nämlich bspw.<br />

<strong>aus</strong> <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong> AdressatInnen – <strong>und</strong> sie s<strong>in</strong>d es ja, die die Ziele erreichen sollen – als<br />

gar nicht so richtig, nahe liegend o<strong>der</strong> gut erweisen. Bei <strong>der</strong> Erarbeitung von Zielen für e<strong>in</strong>e<br />

erzieherische Hilfe s<strong>in</strong>d daher e<strong>in</strong>ige wesentliche Gr<strong>und</strong>sätze zu beachten (vgl. nachfolgend:<br />

von Spiegel 2004, S. 135 ff.):<br />

1. Die Ziele e<strong>in</strong>er Hilfe müssen geme<strong>in</strong>sam entwickelt werden. Die Ziele e<strong>in</strong>er Hilfe s<strong>in</strong>d<br />

die Ziele von Personen, die sie nur verfolgen werden, wenn sie diese als ihre eigenen<br />

(an)erkennen. Für die Fachkräfte im ASD bedeutet das, dass sie die Ziele e<strong>in</strong>er Hilfe<br />

geme<strong>in</strong>sam mit den AdressatInnen entwickeln bzw. sie dabei anregen, beraten <strong>und</strong> unterstützen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Bedeutung, die <strong>der</strong> Unterstützung <strong>der</strong> Familie von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

<strong>und</strong> Jugendlichen <strong>in</strong> Hilfen zur Erziehung <strong>in</strong> jedem Falle zukommt, sollten darüber h<strong>in</strong><strong>aus</strong><br />

Teilziele <strong>und</strong> Handlungsschritte für <strong>und</strong> geme<strong>in</strong>sam mit den Eltern/ PSB erarbeitet<br />

werden. Dabei ist zum e<strong>in</strong>en darauf zu achten, dass diese flankiert werden durch entsprechende<br />

Unterstützungsangebote seitens des Leistungserbr<strong>in</strong>gers o<strong>der</strong> auch des<br />

örtlichen Jugendhilfeträgers. Zum an<strong>der</strong>en kann es angezeigt se<strong>in</strong>, die Erarbeitung von<br />

Teilzielen für die Familie(nmitglie<strong>der</strong>) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zweiten Hilfeplangespräch fortzusetzen.<br />

Junger Mensch <strong>und</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>ger s<strong>in</strong>d hieran wenn möglich zu beteiligen, auf jeden<br />

Fall aber <strong>aus</strong>führlich zu <strong>in</strong>formieren.<br />

2. Ziele s<strong>in</strong>d das Ergebnis e<strong>in</strong>es Aushandlungsprozesses. An <strong>der</strong> Planung <strong>und</strong> Umsetzung<br />

e<strong>in</strong>er Erziehungshilfe s<strong>in</strong>d verschiedene Akteure beteiligt, die eigene Vorstellungen<br />

von den Ergebnissen <strong>der</strong> Hilfe entwickeln <strong>und</strong> vertreten. Die Ausgangssituation führt<br />

bei den Betroffenen zudem häufig zu unterschiedlichen Ursachenwahrnehmungen <strong>und</strong><br />

damit zu verschiedenen Vorstellungen davon, was sich wie verän<strong>der</strong>n muss. Und nicht<br />

zuletzt fließen <strong>in</strong> die Zielentwicklung unterschiedliche Bedürfnisse, Wünsche <strong>und</strong> Anliegen<br />

e<strong>in</strong>. Ziele müssen daher <strong>aus</strong>gehandelt werden. Die Fachkräfte stehen diesbezüglich<br />

vor <strong>der</strong> Her<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>ung, e<strong>in</strong>e Balance herzustellen zwischen dem, was fachlich geboten<br />

<strong>und</strong> notwendig ist, <strong>und</strong> dem, was von den AdressatInnen als attraktive<br />

Perspektive mitgetragen werden kann. Die Beschränkung auf das e<strong>in</strong>e liefe auf – i.d.R.<br />

fruchtlose – „Überzeugung“ h<strong>in</strong><strong>aus</strong>, die auf das an<strong>der</strong>e auf Beliebigkeit.<br />

3. Ziele sollten konkret formuliert werden. Die Beteiligten, allen voran die AdressatInnen<br />

müssen wissen, was sie erwartet o<strong>der</strong> auch was sie erwarten können. Und sie müssen<br />

wissen, wor<strong>in</strong> ihr Part besteht, was sie zu leisten haben auf dem Weg dorth<strong>in</strong>. Und sie<br />

33


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

müssen zwischendurch erfahren können, wie weit sie <strong>und</strong> die an<strong>der</strong>en Beteiligten bereits<br />

voran gekommen s<strong>in</strong>d. Die Fachkräfte s<strong>in</strong>d mith<strong>in</strong> gefor<strong>der</strong>t, konkrete <strong>und</strong> tragfähige<br />

Ziele zu entwickeln bzw. entsprechend zu unterstützen. Im Blick behalten werden<br />

muss dabei, dass sich mit <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung von Situationen, Bedarfse<strong>in</strong>schätzungen<br />

etc. auch die Ziele verän<strong>der</strong>n (können).<br />

In den Standorten wurde u.a. im Ergebnis des Fortbildungsworkshops die <strong>Praxis</strong> <strong>der</strong> Zielentwicklung<br />

<strong>und</strong> Zielvere<strong>in</strong>barung im Rahmen <strong>der</strong> Hilfeplanung methodisch f<strong>und</strong>iert <strong>und</strong> das Hilfeplanverfahren<br />

entsprechend qualifiziert. Dabei wurden zwar unterschiedliche methodische<br />

Herangehensweisen entwickelt <strong>und</strong> <strong>in</strong> die <strong>Praxis</strong> überführt, jedoch lassen sich e<strong>in</strong>e Reihe konzeptioneller<br />

Geme<strong>in</strong>samkeiten <strong>aus</strong>machen, die im Kern für alle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fachdiskussion verhandelten<br />

Konzepte gelten.<br />

34<br />

1. Systematik Systematik Haupt-/ Haupt-/ Wirkungsziele, Wirkungsziele, Teilziele Teilziele <strong>und</strong> <strong>und</strong> Handlungsziele<br />

Handlungsziele<br />

● Haupt-/ Wirkungsziele bezeichnen wünschenswerte Zustände o<strong>der</strong> Handlungskompetenzen,<br />

die mit Unterstützung <strong>der</strong> Fachkräfte erreicht werden sollen. Sie s<strong>in</strong>d auf<br />

die AdressatInnen bezogen <strong>und</strong> geben die Richtung <strong>der</strong> Hilfe an. Von ihnen <strong>aus</strong>gehend<br />

werden Teilziele für die AdressatInnen <strong>und</strong> Handlungsziele für die Fachkräfte<br />

abgeleitet.<br />

● Teilziele repräsentieren konkret formulierte <strong>und</strong> erreichbare Etappen auf dem Weg<br />

zum Wirkungsziel. Es s<strong>in</strong>d Ziele <strong>der</strong> AdressatInnen, womit diese auch für ihre Erreichung<br />

verantwortlich s<strong>in</strong>d. Teilziele f<strong>und</strong>ieren die Handlungsziele <strong>der</strong> Fachkräfte.<br />

● Handlungsziele bezeichnen Ideen über för<strong>der</strong>liche Bed<strong>in</strong>gungen, an <strong>der</strong>en Schaffung<br />

die Fachkräfte beteiligt s<strong>in</strong>d, <strong>und</strong> die das Erreichen <strong>der</strong> Wirkungsziele wahrsche<strong>in</strong>licher<br />

machen. Handlungsziele werden durch Erfahrung, Kompetenz <strong>und</strong><br />

fachliche Konzepte gestützt. Sie s<strong>in</strong>d die <strong>Arbeit</strong>sziele <strong>der</strong> Fachkräfte; sie s<strong>in</strong>d für<br />

ihre Realisierung zuständig <strong>und</strong> verantwortlich. Ihre F<strong>und</strong>ierung erfolgt durch das<br />

Team. Für die För<strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>es Wirkungszieles s<strong>in</strong>d immer mehrere Handlungsziele<br />

denkbar <strong>und</strong> notwendig.<br />

● Wirkungs- <strong>und</strong> Teilziele s<strong>in</strong>d als Konsensziele verfasst, d.h. sie werden auf <strong>der</strong><br />

Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> Situations- <strong>und</strong> Bedarfse<strong>in</strong>schätzung im E<strong>in</strong>vernehmen <strong>der</strong> Beteiligten<br />

<strong>und</strong> dabei unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Ressourcen <strong>und</strong> Fähigkeiten (vor allen<br />

D<strong>in</strong>gen) <strong>der</strong> AdressatInnen formuliert (vgl. <strong>in</strong>sgesamt: von Spiegel 2004).<br />

2. Es Es werden werden Haupt-/ Haupt-/ Wirkungsziele Wirkungsziele für für die die AdressatInnen AdressatInnen entwickelt entwickelt <strong>und</strong> <strong>und</strong> dokumentiert.<br />

dokumentiert.<br />

● Haupt-/ Wirkungsziele werden für die AdressatInnen mit Unterstützung <strong>der</strong> Fachkräfte,<br />

vor allen D<strong>in</strong>gen <strong>der</strong> fallführenden Fachkraft im ASD, erarbeitet. Sie s<strong>in</strong>d unbed<strong>in</strong>gt<br />

als Konsensziele zu fassen, also als Ziele, die von allen Mitglie<strong>der</strong>n bspw.<br />

des Familiensystems für wünschens- <strong>und</strong> erstrebenswert gehalten werden. Das bedeutet<br />

nicht, dass das/ die Wirkungsziel/e für alle Familienmitglie<strong>der</strong> gleich se<strong>in</strong><br />

müssen. Im Falle e<strong>in</strong>er dauerhaften, konfliktbed<strong>in</strong>gten Trennung bspw. e<strong>in</strong>es Jugendlichen<br />

von se<strong>in</strong>er Herkunftsfamilie kann das Wirkungsziel für die Eltern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

ruhigeren, von Streit <strong>und</strong> Sorgen entlasteten Alltag bestehen. Der Jugendliche<br />

kann als Wirkungsziel e<strong>in</strong>e eigene Wohnung, e<strong>in</strong>en Job <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Fre<strong>und</strong><strong>in</strong><br />

angeben. Das Konsensuelle besteht dar<strong>in</strong>, dass sich Eltern <strong>und</strong> K<strong>in</strong>d auf e<strong>in</strong>e für<br />

beide Seiten erträgliche(re) Situation <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en harmonische(re)n Umgang mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

verständigen <strong>und</strong> dies – je<strong>der</strong> für sich, aber dennoch geme<strong>in</strong>sam – anstreben.<br />

Dieses Element darf bei <strong>der</strong> Formulierung von Wirkungszielen nicht außer<br />

Acht gelassen werden. Dementsprechend werden ggf. unterschiedliche Wirkungs-


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

ziele mit den AdressatInnen vere<strong>in</strong>bart <strong>und</strong> (zunächst) nicht auflösbare Dissense dokumentiert,<br />

um sie möglicherweise später erneut zu behandeln.<br />

Abbildung 5: Zieldokumentation Chemnitz – Auszug<br />

1. 1. Wo Wo Wo soll soll es es h<strong>in</strong>gehen? h<strong>in</strong>gehen? Wie Wie sollte sollte es es se<strong>in</strong>?<br />

se<strong>in</strong>?<br />

(Ziele <strong>der</strong> Hilfe)<br />

2. 2. Wie Wie erreichen erreichen wir wir das das Ziel?<br />

Ziel?<br />

K<strong>in</strong>d/ junger<br />

Mensch<br />

Eltern/ PSB<br />

E<strong>in</strong>richtung/<br />

Dienst<br />

ASD/ AJuF<br />

Was soll an<strong>der</strong>s se<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

...... Monaten?<br />

Was kann ich dazu tun?<br />

Was erwarte ich, was<br />

die an<strong>der</strong>en dazu beitragen<br />

?<br />

3. Teil- Teil- bzw. bzw. Handlungsziele Handlungsziele Handlungsziele werden werden für für für alle alle maßgeblichen maßgeblichen Beteiligten Beteiligten erarbeitet, erarbeitet, mit<br />

mit<br />

Handlungsschritten Handlungsschritten konkretisiert konkretisiert <strong>und</strong> <strong>und</strong> schließlich schließlich schriftlich schriftlich vere<strong>in</strong>bart. vere<strong>in</strong>bart. vere<strong>in</strong>bart.<br />

● Regelmäßig – so zeigt die zweite Aktenanalyse – werden Teilziele für die AdressatInnen<br />

(junge Menschen <strong>und</strong> Eltern/ PSB) sowie Handlungsziele für die Fachkräfte<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung <strong>und</strong> des ASD erarbeitet <strong>und</strong> schriftlich dokumentiert. In e<strong>in</strong>zelnen<br />

Fällen wurden darüber h<strong>in</strong><strong>aus</strong> Teilziele für bzw. mit an<strong>der</strong>e/n Beteiligte/n vere<strong>in</strong>bart,<br />

bspw. e<strong>in</strong>er Klassenlehrer<strong>in</strong>.<br />

● Die Teilziele <strong>der</strong> AdressatInnen werden durch Handlungsziele <strong>der</strong> Fachkräfte flankiert.<br />

In den Handlungszielen werden konkrete Maßnahmen <strong>der</strong> Begleitung <strong>und</strong><br />

Unterstützung <strong>der</strong> HilfenutzerInnen bei <strong>der</strong> Umsetzung ihrer Teilziele durch die<br />

Fachkräfte benannt. Damit wird deutlich gemacht, dass die AdressatInnen zwar die<br />

Hauptverantwortung für die Erreichung ihrer Teilziele tragen, die Fachkräfte <strong>in</strong> ASD<br />

bzw. E<strong>in</strong>richtung/ Dienst sie aber dabei unterstützen werden. Sie s<strong>in</strong>d also nicht nur<br />

nicht alle<strong>in</strong> mit ihrer Verantwortung, son<strong>der</strong>n wissen konkret um die Aufgaben <strong>und</strong><br />

um die Verantwortung <strong>der</strong> SozialpädagogInnen für das Gel<strong>in</strong>gen <strong>der</strong> Hilfe(-phase).<br />

● Die Teilziele werden operationalisiert, was bedeutet, dass ihnen konkrete Aktivitäten<br />

<strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>sschritte zugeordnet werden können, die ihrer Erreichung dienen.<br />

Die Aussage „Verselbständigung“ ist <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne ke<strong>in</strong> operationalisierbares<br />

Teilziel. Teilziele können <strong>in</strong> diesem Falle se<strong>in</strong>:<br />

• e<strong>in</strong>e zunehmend selbständige Wahrnehmung von Aufgaben <strong>der</strong> Alltagsorganisation<br />

<strong>und</strong> -bewältigung, was im E<strong>in</strong>zelnen zu benennen wäre,<br />

35


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

• die Suche nach eigenem Wohnraum,<br />

• das weitgehend selbständige Treffen von Vorbereitungen für den Bezug e<strong>in</strong>er<br />

Wohnung etc.<br />

Operationalisierbare Teilziele erlauben die Verständigung auf konkrete Handlungsschritte,<br />

geben Orientierung <strong>und</strong> ermöglichen e<strong>in</strong>e Überprüfung ihrer Realisierung<br />

bzw. des zurückgelegten Weges dorth<strong>in</strong> – auch <strong>und</strong> v.a. für die NutzerInnen.<br />

● Bei <strong>der</strong> Operationalisierung von Zielen (bzw. <strong>der</strong>en Überprüfung) kommen die<br />

smart-Kriterien zum E<strong>in</strong>satz (vgl. bspw. Schwabe 2005, S. 278 ff.).<br />

Abbildung 6: Zieldokumentation NOL – Auszug<br />

Die Erarbeitung, Formulierung <strong>und</strong> Vere<strong>in</strong>barung von Zielen e<strong>in</strong>er Hilfe durch <strong>und</strong> für die Beteiligten<br />

stellt hohe Anfor<strong>der</strong>ungen an die Fachkräfte, h<strong>in</strong>sichtlich ihrer methodischen sowie<br />

ihrer Gesprächsführungskompetenzen. Die E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> „Zielmethode“ <strong>in</strong> den Modellstandorten<br />

verlief nicht ohne Probleme. Fachkräfte berichteten von Schwierigkeiten mit<br />

36<br />

1. Was wollen alle Beteiligten erreichen?<br />

Hauptziel/e:<br />

● Geme<strong>in</strong>same/s Hauptziel/e (aller Beteiligten):<br />

● nicht o<strong>der</strong> teilweise geme<strong>in</strong>same Ziele von<br />

• K<strong>in</strong>d/ Jugendliche/r/ Volljährige/r:<br />

• Mutter:<br />

• Vater:<br />

• ggf. weitere Beteiligte:<br />

Teilziele<br />

(z.B. <strong>in</strong> den Bereichen: Persönlichkeitsentwicklung, Versorgung, Ges<strong>und</strong>heit, Schule/ Beruf, Verselbständigung<br />

usw.)<br />

Teilziele verantwortlich erreicht bis<br />

2. Probleme/ Fragestellungen, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hilfeplanung nicht geklärt werden konnten<br />

o<strong>der</strong> über die ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>igkeit erzielt wurde.<br />

von:<br />

• K<strong>in</strong>d/ Jugendliche/r/ Heranwachsende<br />

• Mutter<br />

• Vater<br />

• SozialarbeiterIn ASD<br />

• E<strong>in</strong>richtung/ Dienst<br />

• ggf. an<strong>der</strong>e Beteiligte


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

AdressatInnen, Verständigungsbedarf mit KollegInnen von freien Trägern, gewachsenen Reflexionsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>em damit e<strong>in</strong>her gehenden erhöhten zeitlichen <strong>und</strong> fachlichen<br />

Aufwand <strong>in</strong> Hilfeplanung <strong>und</strong> Hilfeplangesprächen. Dem stehen jedoch Erfahrungen <strong>und</strong><br />

Rückmeldungen gegenüber, die die Richtigkeit dieses Vorgehens bestätigen: AdressatInnen<br />

fühlen sich gefor<strong>der</strong>t, aber auch ernst genommen <strong>und</strong> bleiben an „ihren“ Zielen dran, die<br />

Fachkräfte <strong>aus</strong> den ASD erleben e<strong>in</strong>e deutliche Zunahme <strong>der</strong> Mitwirkungsbereitschaft von jungen<br />

Menschen <strong>und</strong> Familien bei <strong>der</strong> Planung <strong>und</strong> Realisierung von Hilfen, Fachkräfte <strong>aus</strong> E<strong>in</strong>richtungen<br />

heben die Konkretheit von Hilfeplänen hervor, die ihnen die weitere Planung <strong>und</strong><br />

Umsetzung <strong>der</strong> Hilfe <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung erleichtert, <strong>und</strong> berichten von aktiveren, aber auch kritischeren<br />

HilfenutzerInnen. Schließlich hat sich <strong>in</strong> den Fortschreibungen gezeigt, dass alle Beteiligten<br />

sich aktiver, weil an konkreteren Kriterien beobachtbar, mit dem zurückliegenden<br />

Hilfezeitraum <strong>aus</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzten, sich gefor<strong>der</strong>t sahen <strong>und</strong> bei entsprechendem Anlass Hilfeverlauf<br />

<strong>und</strong> (Teil-)Ergebnisse auch (selbst-)kritischer bewerteten.<br />

Die nach <strong>der</strong> weitgehenden Umsetzung des weiterentwickelten Hilfeplanverfahrens an den<br />

Standorten vorgenommene zweite Analyse von E<strong>in</strong>zelfallakten zeigt dementsprechend e<strong>in</strong>e<br />

deutliche quantitative Zunahme von Zielvere<strong>in</strong>barungen, die auch <strong>in</strong> qualitativer H<strong>in</strong>sicht überzeugen.<br />

Tabelle 2: Wirkungsziele als positive Zustandsbeschreibung sowie Teilziele vere<strong>in</strong>bart<br />

<strong>und</strong> dokumentiert – Ergebnisse <strong>der</strong> zweiten Aktenanalyse<br />

Wirkungsziele<br />

Wirkungsziele Wirkungsziele<br />

Teilziele Teilziele<br />

Teilziele<br />

junger Mensch Eltern/ PSB junger Mensch Eltern/ PSB<br />

erfüllt 66% 63% 83% 87%<br />

teilweise erfüllt 19% 24% - -<br />

nicht erfüllt 15% 13% 17% 13%<br />

- nicht erhoben<br />

Gleichzeitig macht die Untersuchung noch e<strong>in</strong>mal die fachlichen Anfor<strong>der</strong>ungen sichtbar <strong>und</strong><br />

zeigt, dass die Weiterentwicklung des methodischen Vorgehens <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hilfeplanung nicht von<br />

heute auf morgen erfolgt, son<strong>der</strong>n von den Fachkräften gelernt <strong>und</strong> „e<strong>in</strong>geübt“ werden muss.<br />

Auf die wichtigsten <strong>der</strong> ermittelten „Probleme“ sei nachfolgend anhand von Kriterien <strong>der</strong> Zielentwicklung<br />

noch e<strong>in</strong>mal h<strong>in</strong>gewiesen:<br />

1. Teilziele sollten nicht offensichtlich an Defiziten ansetzen <strong>und</strong> auf <strong>der</strong>en „Beseitigung“<br />

gerichtet se<strong>in</strong>. Vielmehr sollten sie positiv formuliert werden, ggf. an Ressourcen<br />

<strong>und</strong> Stärken <strong>der</strong> AdressatInnen anknüpfen bzw. (zukünftige) Fähigkeiten<br />

<strong>und</strong> Kompetenzen thematisieren.<br />

2. Teilziele <strong>und</strong> Handlungsschritte müssen von <strong>der</strong> Person, für die sie gelten, auch e<strong>in</strong>gelöst<br />

werden können. Dies gilt zum e<strong>in</strong>en für ihre personelle „Zuordnung“, d.h.<br />

sie müssen auf die Person <strong>und</strong> ihre Anfor<strong>der</strong>ungen h<strong>in</strong> formuliert <strong>und</strong> operationalisiert<br />

werden. Mitunter wurden Teilziele für Eltern/ PSB, aber auch für Fachkräfte als<br />

Erwartungen an die jungen Menschen formuliert. Der Zustand, also das Teilziel, lautete<br />

dann bspw., dass Fritz wie<strong>der</strong> o<strong>der</strong> besser auf die Mama hört, dass <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

halben Jahr Elfriede ihren Schulabschluss gemacht hat usw. Damit ist zwar von Eltern<br />

o<strong>der</strong> auch Fachkräften e<strong>in</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong>en Sicht erwünschter Teil- o<strong>der</strong> Zwischen-Zustand<br />

zutreffend beschrieben. Aber eben nicht i.S. e<strong>in</strong>es Teilzieles für Fritz o<strong>der</strong> El-<br />

37


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

friede, son<strong>der</strong>n i.S. e<strong>in</strong>es Wunsches, e<strong>in</strong>er Erwartungshaltung, für dessen E<strong>in</strong>lösung<br />

aber letztlich Fritz o<strong>der</strong> Elfriede verantwortlich s<strong>in</strong>d bzw. gemacht werden. Dies<br />

setzt sich, was nicht zw<strong>in</strong>gend ist, dann sehr häufig bei den Handlungsschritten<br />

fort, die dann wie<strong>der</strong>um das K<strong>in</strong>d, den Jugendlichen <strong>in</strong> den Blick nehmen, den Beitrag<br />

von Fachkräften <strong>und</strong> Eltern jedoch vernachlässigen.<br />

3. Zum an<strong>der</strong>en gilt dies für die „Machbarkeit“ von Teilzielen. Sie s<strong>in</strong>d kritisch auf den<br />

festgestellten erzieherischen Bedarf zu beziehen <strong>und</strong> müssen ihren Ausgang vom<br />

<strong>Entwicklung</strong>sstand, den Schwierigkeiten, Ressourcen <strong>und</strong> Fähigkeiten <strong>der</strong> AdressatInnen<br />

bzw. <strong>der</strong>en realistischer E<strong>in</strong>schätzung nehmen. Insofern s<strong>in</strong>d zunächst ggf.<br />

sche<strong>in</strong>bar sehr kle<strong>in</strong>e Teilziele <strong>und</strong> Handlungsschritte zu vere<strong>in</strong>baren. Für e<strong>in</strong> älteres<br />

K<strong>in</strong>d, das seit zwei Jahren die Schule schwänzt, stellt <strong>der</strong> „regelmäßige Schulbesuch“<br />

e<strong>in</strong> zwar operationalisier- <strong>und</strong> überprüfbares, aber im normalerweise für e<strong>in</strong><br />

halbes Jahr zu planenden Hilfezeitraum kaum realistisch zu erreichendes Teilziel<br />

dar. Unrealistische Teilziele überfor<strong>der</strong>n die Beteiligten <strong>und</strong> können so e<strong>in</strong> Scheitern<br />

<strong>der</strong> Hilfe vorprogrammieren.<br />

Trotz dieser (Anfangs-)Schwierigkeiten ist festzuhalten, dass die Hilfeplanung <strong>in</strong> diesem Punkt<br />

deutlich weiterentwickelt werden konnte <strong>und</strong> bereits zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Aktenanalyse – zwei<br />

bis fünf Monate nach Umstellung des Hilfeplanverfahrens – die positiven fachlichen Effekte<br />

deutlich überwogen. Die E<strong>in</strong>führung <strong>und</strong> E<strong>in</strong>übung neuer Methoden verlangt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

von den Fachkräften im ASD e<strong>in</strong> hohes Maß an Reflexionsbereitschaft <strong>und</strong> methodischer Diszipl<strong>in</strong>.<br />

Und sie erfor<strong>der</strong>t Zeit, die den Beteiligten e<strong>in</strong>geräumt werden muss. Da Ziele im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Fortschreibung überprüft werden, ergibt sich hier die Möglichkeit, kritisch die diesbezüglichen<br />

Ergebnisse des Hilfeplangespräches zu reflektieren.<br />

2.3.2 Zielüberprüfung<br />

E<strong>in</strong>e entsprechende Dokumentation von Wirkungs- <strong>und</strong> Teilzielen e<strong>in</strong>schließlich <strong>der</strong> diesen zugeordneten<br />

Verantwortlichkeiten <strong>und</strong> Zeitplanungen trägt zur Verb<strong>in</strong>dlichkeit <strong>der</strong> vere<strong>in</strong>barten<br />

Planung bei. Sie liefert des Weiteren die Gr<strong>und</strong>lage für die geme<strong>in</strong>same Auswertung des<br />

Hilfeverlaufes im Rahmen <strong>der</strong> Fortschreibung, die Entscheidung über Fortsetzung, Beendigung<br />

o<strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> mith<strong>in</strong> im gegebenen Falle für die weitere Ausgestaltung <strong>der</strong> Hilfe.<br />

Diesbezüglich ist jedoch unbed<strong>in</strong>gt im Blick zu behalten, dass durch die Teilziele <strong>der</strong> gesamte<br />

Erziehungsprozess we<strong>der</strong> gänzlich geplant noch im Rahmen ihrer Überprüfung <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en<br />

Ergebnissen abgebildet wird. Teilziele repräsentieren e<strong>in</strong>e mehr o<strong>der</strong> m<strong>in</strong><strong>der</strong> s<strong>in</strong>nvolle Operationalisierung<br />

pädagogischer Aspekte des Geschehens, stellen – mitunter kle<strong>in</strong>e – <strong>Entwicklung</strong>sschritte<br />

dar <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d Ausgangspunkt für sehr viel komplexere sozialpädagogische Handlungsentwürfe<br />

<strong>und</strong> -situationen. Insofern wie<strong>der</strong>um wirken sie strukturierend, orientierend <strong>und</strong><br />

im günstigen Falle motivierend für die Beteiligten. Bei ihrer Überprüfung <strong>und</strong> Bewertung im<br />

Rahmen von Fortschreibung <strong>und</strong> Beendigung ist daher unbed<strong>in</strong>gt zu beachten, dass<br />

38<br />

● die vere<strong>in</strong>barten Teilziele <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Falle <strong>der</strong> Komplexität des pädagogischen Geschehens<br />

vollständig gerecht werden o<strong>der</strong> diese steuern können, we<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Planung,<br />

noch bei ihrer Auswertung,<br />

● sie zwar Hilfestellung geben <strong>und</strong> ggf. Richtmarken für das Handeln <strong>der</strong> Akteure –<br />

AdressatInnen wie Fachkräften – darstellen, sie aber niemals den gesamten Hilfeverlauf<br />

strukturieren <strong>und</strong>/ o<strong>der</strong> mess- <strong>und</strong> bewertbar machen,


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

● die Teilziele bzw. ihre Erreichung <strong>in</strong>sofern ke<strong>in</strong>en alle<strong>in</strong>ig h<strong>in</strong>reichenden Maßstab darstellen<br />

für Erfolg o<strong>der</strong> Misserfolg e<strong>in</strong>er Hilfeleistung, we<strong>der</strong> <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf den ASD,<br />

noch die Leistungserbr<strong>in</strong>ger o<strong>der</strong> NutzerInnen,<br />

● ihre Bewertung immer e<strong>in</strong>e den Gesamtzusammenhang berücksichtigende sozialpädagogische<br />

Reflexion erfor<strong>der</strong>t, also die Dynamik <strong>in</strong>dividueller <strong>Entwicklung</strong>, die Verän<strong>der</strong>ung<br />

von Bedarfslagen <strong>und</strong> den die Hilfeerbr<strong>in</strong>gung bee<strong>in</strong>flussenden sozialen Kontext<br />

berücksichtigen muss.<br />

Abbildung 7: Ziel<strong>aus</strong>wertung im Rahmen <strong>der</strong> Fortschreibung – Dokumentation am Beispiel<br />

des Nie<strong>der</strong>schlesischen Oberl<strong>aus</strong>itzkreises (Auszug)<br />

5. Auswertung des bisherigen Hilfeverlaufes<br />

Teilziele <strong>und</strong> -ergebnisse<br />

(z.B. <strong>in</strong> den Bereichen: Persönlichkeitsentwicklung, Versorgung, Ges<strong>und</strong>heit, Schule/ Beruf,<br />

Verselbständigung) Bewertung auf e<strong>in</strong>er Skala von 1 = 100% erreicht bis 6 = 0% erreicht<br />

Ergebnisse des Teilzieles: ...<br />

Aus Sicht des K<strong>in</strong>des/ Jugendlichen:<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> Eltern/ PSB<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> BetreuerIn<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> ASD-Mitarbeiter<strong>in</strong>:<br />

E<strong>in</strong>schätzung Bewertung<br />

� Was ist beson<strong>der</strong>s gelungen? Was hat dazu beitragen? (Maßnahmen, Umstände etc.)<br />

Aus Sicht des K<strong>in</strong>des/ Jugendlichen:<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> Eltern/ PSB<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> BetreuerIn<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> ASD-Mitarbeiter<strong>in</strong>:<br />

� Was ist notwendig, um noch offene Ziele zu erreichen?<br />

Teilziel:<br />

Aus Sicht des K<strong>in</strong>des/ Jugendlichen:<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> Eltern/ PSB<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> BetreuerIn<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> ASD-Mitarbeiter<strong>in</strong>:<br />

In allen drei Modellstandorten werden im Rahmen <strong>der</strong> Fortschreibung bzw. Beendigung von<br />

Hilfen <strong>der</strong>en Verlauf <strong>und</strong> Ergebnisse u.a. anhand <strong>der</strong> vere<strong>in</strong>barten Teilziele bzw. <strong>der</strong>en Erreichung<br />

durch die Beteiligten dokumentiert <strong>und</strong> bewertet. Jedes <strong>der</strong> (im/<strong>in</strong> vorgehenden Hilfeplangespräch/en)<br />

vere<strong>in</strong>barten Teilziele wird h<strong>in</strong>sichtlich se<strong>in</strong>er Erreichung besprochen <strong>und</strong><br />

39


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

bewertet. Die E<strong>in</strong>schätzung <strong>und</strong> Bewertung wird i.d.R. im Fortschreibungsgespräch vorgenommen.<br />

Da die Sichtweisen aller an <strong>der</strong> Hilfe Beteiligten gefragt s<strong>in</strong>d, hat es sich als hilfreich<br />

erwiesen, das Gespräch vor allen D<strong>in</strong>gen mit den NutzerInnen <strong>der</strong> Hilfe vorzubereiten. In den<br />

Standorten wurden hierfür Vorlagen für Hilfeberichte durch die Leistungserbr<strong>in</strong>ger erarbeitet,<br />

<strong>in</strong> welchen bereits e<strong>in</strong>e <strong>aus</strong>führliche E<strong>in</strong>schätzung des Hilfeverlaufes auch unter dem Aspekt<br />

<strong>der</strong> Teilziele sowie e<strong>in</strong>e erste Bewertung vorgenommen wird.<br />

Damit wird sicher gestellt, dass <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die AdressatInnen <strong>der</strong> Hilfe angesichts des begrenzten<br />

Zeitrahmens im eigentlichen Hilfeplangespräch sowie se<strong>in</strong>es formalisierten Charakters<br />

genügend Raum bekommen, ihre Sicht <strong>der</strong> D<strong>in</strong>ge darzulegen.<br />

Abbildung 8: Auszug <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>srichtl<strong>in</strong>ie „Gewährung von Leistungen nach dem SGB<br />

VIII“ des Amtes für Jugend <strong>und</strong> Familie <strong>der</strong> Stadt Chemnitz<br />

Die E<strong>in</strong>schätzung <strong>und</strong> Bewertung erfolgt mith<strong>in</strong> pr<strong>in</strong>zipiell <strong>aus</strong> unterschiedlichen Perspektiven.<br />

Junge Menschen, Eltern/ PSB sowie Fachkräfte <strong>aus</strong> E<strong>in</strong>richtung <strong>und</strong> ASD nehmen je für sich<br />

e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schätzung <strong>und</strong> Bewertung <strong>der</strong> Teilzielerreichung vor. Damit wird allen Beteiligten die<br />

Möglichkeit gegeben, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Begründung ihrer E<strong>in</strong>schätzung e<strong>in</strong>e Stellungnahme zum bisherigen<br />

Hilfeverlauf abzugeben. Entsprechend werden auch Aussagen dazu dokumentiert, was im<br />

zurückliegenden Hilfezeitraum beson<strong>der</strong>s gut gelaufen ist bzw. was zur Erreichung e<strong>in</strong>es Teilzieles<br />

ggf. noch getan werden muss. Im Fortschreibungsgespräch wird somit nicht nur e<strong>in</strong>e<br />

verständliche Bewertung e<strong>in</strong>zelner Teilziele (Schulnotenpr<strong>in</strong>zip) vorgenommen, son<strong>der</strong>n über<br />

die Begründung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schätzung <strong>und</strong> die Benennung von Tatsachen, die zum Erfolg geführt<br />

o<strong>der</strong> diesen be-/verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t haben, von den Beteiligten e<strong>in</strong>e Zwischenbilanz des bisherigen Hilfeverlaufes<br />

<strong>aus</strong> ihrer jeweiligen Perspektive gezogen. Dar<strong>aus</strong> ergeben sich Ansatzpunkte für<br />

40<br />

2.2.5 2.2.5 Überprüfung <strong>und</strong> Fortschreibung des Hilfeplanes<br />

E<strong>in</strong>e Überprüfung <strong>und</strong> Fortschreibung des Hilfeplanes soll <strong>in</strong> regelmäßigen <strong>und</strong> zeitnahen<br />

Abständen mit allen Beteiligten erfolgen. Geprüft werden soll, ob die zuvor e<strong>in</strong>geleitete<br />

Hilfe auch weiterh<strong>in</strong> geeignet <strong>und</strong> notwendig ist.<br />

Zur Vorbereitung <strong>und</strong> Durchführung des Hilfeplangespräches erhalten die PSB, junge<br />

Volljährige <strong>und</strong> <strong>der</strong>/die zuständige SozialarbeiterIn im ASD von den E<strong>in</strong>richtungen/<br />

Diensten e<strong>in</strong>en schriftlichen Bericht über den Stand <strong>der</strong> Zielerfüllung <strong>in</strong> <strong>der</strong> zurückliegenden<br />

Betreuungszeit.<br />

Im Hilfeplangespräch zur Fortschreibung <strong>der</strong> Hilfe erfolgt e<strong>in</strong>e Überprüfung <strong>der</strong> vere<strong>in</strong>barten<br />

Ziele mit allen an <strong>der</strong> Hilfe Beteiligten. Je<strong>der</strong> <strong>der</strong> Beteiligten gibt e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schätzung<br />

(Bewertung nach Schulnotenpr<strong>in</strong>zip) über den Erfolg <strong>der</strong> vere<strong>in</strong>barten Ziele ab.<br />

Die E<strong>in</strong>schätzungen werden von dem/<strong>der</strong> fallzuständigen SozialarbeiterIn des ASD, <strong>der</strong><br />

das Gespräch mo<strong>der</strong>iert, im Hilfeplan festgehalten. Die neuen bzw. die noch nicht erreichten<br />

Ziele, die zur Erreichung des Wirkungszieles erfor<strong>der</strong>lich s<strong>in</strong>d, werden mit den<br />

Beteiligten vere<strong>in</strong>bart <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> jeweiligen Fortschreibung des Hilfeplanes festgehalten.


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

die weitere Hilfeplanung <strong>und</strong> die neu zu vere<strong>in</strong>barenden o<strong>der</strong> auch fortzuschreibenden Teilziele<br />

<strong>und</strong> Handlungsschritte.<br />

Erste Erfahrungen mit Fortschreibungen im Projektzeitraum zeigen e<strong>in</strong>e differenzierte Bilanz.<br />

Die Bewertung <strong>der</strong> Teilzielerreichung anhand von Schulnoten bzw. nach dem Schulnotenpr<strong>in</strong>zip<br />

(Ord<strong>in</strong>alskala) wird ambivalent e<strong>in</strong>geschätzt. Schwierigkeiten ergeben sich vor allen D<strong>in</strong>gen<br />

bei <strong>der</strong> Festlegung e<strong>in</strong>er „Note“. Zwar konnte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Auswertung von Fortschreibungsdokumenten<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Modellstandort dah<strong>in</strong>gehend e<strong>in</strong>e sehr hohe Übere<strong>in</strong>stimmung bei jungen<br />

Menschen, Eltern <strong>und</strong> Fachkräften ermittelt werden, was für dieses Vorgehen spricht. <strong>Berichte</strong><br />

<strong>der</strong> Beteiligten zeigten aber, dass es nicht leicht fällt, e<strong>in</strong>e Note zu vergeben, wobei diesbezüglich<br />

von den ASD-Fachkräften e<strong>in</strong> gewisser „Übungseffekt“ beobachtet wurde.<br />

Auch von den Fachkräften selbst wurden Schwierigkeiten bei <strong>der</strong> „Benotung“ von Teilzielen<br />

berichtet <strong>und</strong> mit <strong>der</strong> Komplexität pädagogischen Geschehens begründet. Die Bewertung e<strong>in</strong>er<br />

Hilfe durch e<strong>in</strong>en mehr o<strong>der</strong> weniger e<strong>in</strong>deutigen Indikator muss fair erfolgen, was durch<br />

die bloße Frage „Wo stehen wir/ Du/ Sie jetzt bei ...?“ nicht geleistet werden kann. Vielmehr<br />

s<strong>in</strong>d im Hilfeverlauf wirksame Faktoren zu eruieren <strong>und</strong> bei <strong>der</strong> Bewertung zu berücksichtigen.<br />

Und ebenfalls s<strong>in</strong>d die vere<strong>in</strong>barten Teilziele selbst (erneut) zum Gegenstand e<strong>in</strong>er kritischen<br />

Reflexion zu machen – h<strong>in</strong>sichtlich des dar<strong>in</strong> zum Ausdruck kommenden, geplanten <strong>Entwicklung</strong>sschrittes<br />

<strong>in</strong> Bezug auf Bedarf <strong>und</strong> Fähigkeiten <strong>der</strong> NutzerInnen (sozialpädagogische Qualität)<br />

als auch h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Operationalisierung (methodische Qualität).<br />

Diese Probleme verweisen jedoch auch auf e<strong>in</strong>en positiven, entscheidenden Aspekt. Die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

mit den Teilzielen vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> des zurückliegenden Hilfezeitraumes<br />

mit <strong>der</strong> Absicht e<strong>in</strong>er klaren Bewertung nötigt die Beteiligten zur reflexiven Beschäftigung mit<br />

dem Ziel, ihrem Handeln <strong>und</strong> dem <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en. Dies wurde durch die <strong>Praxis</strong> bestätigt: Fortschreibungsgespräche<br />

fallen reflektierter <strong>und</strong> (selbst-)kritischer <strong>aus</strong>. Teilziele werden nicht nur<br />

h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Erreichung, son<strong>der</strong>n auch <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf ihre „Passung“ von allen Beteiligten<br />

geprüft <strong>und</strong> ggf. revidiert. Reflexion <strong>und</strong> Bewertung geben <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e den AdressatInnen<br />

<strong>der</strong> Hilfe darüber h<strong>in</strong><strong>aus</strong> e<strong>in</strong>e verständliche Rückmeldung über „ihre Fortschritte“. Die weitere<br />

Planung <strong>der</strong> Hilfe wird damit für sie transparenter, was ihnen die Möglichkeit <strong>der</strong> direkten E<strong>in</strong>flussnahme<br />

e<strong>in</strong>räumt. Diese wird i.d.R. aktiv wahrgenommen, <strong>und</strong> zwar i.S. e<strong>in</strong>es Auslotens <strong>der</strong><br />

eigenen Möglichkeiten o<strong>der</strong> auch von Ambitionen für den <strong>in</strong> Rede stehenden Hilfezeitraum.<br />

Den fallverantwortlichen Fachkräften <strong>in</strong> den ASD kommt diesbezüglich e<strong>in</strong>e ermunternde <strong>und</strong><br />

gleichzeitig steuernde Aufgabe zu, <strong>in</strong>dem sie die Initiative <strong>der</strong> AdressatInnen aufgreifen <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />

Teilziele <strong>und</strong> Handlungsschritte übersetzen bzw. zu hohe Selbstansprüche behutsam korrigieren<br />

<strong>und</strong> auf das realistisch Erreichbare reduzieren. Die Erfahrungen mit diesem Vorgehen haben<br />

gezeigt, dass die AdressatInnen <strong>der</strong> Hilfe sich sehr kritisch mit Hilfeverlauf <strong>und</strong> Hilfezielen<br />

<strong>aus</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen <strong>und</strong> ihren Anteil an <strong>der</strong>en Ganz-Teil-Nicht-Erreichung realistisch e<strong>in</strong>zuschätzen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage s<strong>in</strong>d. Sie wirken aktiv an <strong>der</strong> Aus- <strong>und</strong> Bewertung <strong>der</strong> Hilfe mit <strong>und</strong> for<strong>der</strong>n<br />

ihre Beteiligung bei <strong>der</strong>en Fortschreibung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Erarbeitung neuer Teilziele, die ja<br />

auch die ihren s<strong>in</strong>d, konsequent e<strong>in</strong>.<br />

Ziele <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hilfeplanung <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Auswertung – hier Teilziele – im Rahmen von Fortschreibungen<br />

können tatsächlich dazu beitragen, Handlungsorientierung zu geben, die Mitwirkung<br />

aller Beteiligten zu sichern <strong>und</strong> den Erfolg e<strong>in</strong>er Hilfe überprüfbar werden zu lassen, sofern die<br />

fachlich-methodischen Gr<strong>und</strong>sätze bei ihrer Erarbeitung, Formulierung, Vere<strong>in</strong>barung <strong>und</strong><br />

Überprüfung im E<strong>in</strong>zelfall beachtet werden. Dies richtet sich <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie an die Fachkräfte<br />

im ASD, die die Methode erlernen <strong>und</strong> anwenden müssen. Welche reflexiven Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

damit verb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d, zeigt e<strong>in</strong> weiteres Ergebnis <strong>der</strong> Fortschreibungsuntersuchung. In e<strong>in</strong>igen<br />

Fällen wurde im Fortschreibungsgespräch trotzt vieler noch offener o<strong>der</strong> nur teilweise erreichter<br />

Teilziele e<strong>in</strong>e Reihe neuer Ziele vere<strong>in</strong>bart. Die Liste dessen, was erreicht werden soll-<br />

41


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

te, wurde also immer länger. Das Beispiel macht deutlich, dass die Methode <strong>der</strong> Zielvere<strong>in</strong>barung<br />

nicht e<strong>in</strong>fach angewendet werden kann. Sie funktioniert nicht e<strong>in</strong>fach so, son<strong>der</strong>n muss<br />

reflexiv <strong>und</strong> auf den E<strong>in</strong>zelfall bezogen e<strong>in</strong>gesetzt werden. Insofern ist sie ke<strong>in</strong> re<strong>in</strong>es Werkzeug,<br />

son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> Hilfsmittel, dass den Fachkräften erweiterte, fachlich aber immer wie<strong>der</strong><br />

neu <strong>aus</strong>zulotende Handlungsmöglichkeiten zur Verfügung stellt.<br />

2.3.3 Fachliches E<strong>in</strong>zelfallcontroll<strong>in</strong>g<br />

Als weiteres Steuerungs<strong>in</strong>strument wurde im Rahmen des Modellprojektes das fachliche E<strong>in</strong>zelfallcontroll<strong>in</strong>g<br />

entwickelt, erprobt <strong>und</strong> <strong>in</strong> die <strong>Praxis</strong> implementiert. Beim fachlichen E<strong>in</strong>zelfallcontroll<strong>in</strong>g<br />

geht es e<strong>in</strong>erseits um die Überprüfung <strong>der</strong> Hilfe, ihres verlaufes <strong>und</strong> ihrer bisher<br />

erzielten Ergebnisse. An<strong>der</strong>erseits wird überprüft, ob im zurück liegenden Hilfezeitraum die<br />

fachlichen Standards <strong>der</strong> Hilfeplanung <strong>und</strong> Hilfeerbr<strong>in</strong>gung im E<strong>in</strong>zelfall durch den ASD <strong>und</strong><br />

die E<strong>in</strong>richtung/ den Dienst e<strong>in</strong>gehalten wurden.<br />

Im Fachbereich Jugend <strong>und</strong> Soziales des Landkreises Zwickauer Land erfolgt das fachliche E<strong>in</strong>zelfallcontroll<strong>in</strong>g<br />

<strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er hilfebezogenen kollegialen Beratung. Diese f<strong>in</strong>det am Ende des<br />

obligatorisch festgeschriebenen Befristungszeitraumes (sofern e<strong>in</strong>er Befristung ke<strong>in</strong>e begründeten<br />

Tatsachen entgegenstehen wie bspw. normalerweise bei Hilfen nach § 33 SGB VIII)<br />

statt, wenn sich andeutet, dass die Hilfe, ggf. <strong>in</strong> verän<strong>der</strong>ter Form, fortgesetzt werden muss.<br />

Im Zusammenwirken mehrerer Fachkräfte des ASD, die zuvor über den Fall <strong>und</strong> den bisherigen<br />

Hilfeverlauf <strong>in</strong>formiert wurden, werden zunächst die geplanten (Teil-)Ziele <strong>der</strong> Hilfe dargestellt<br />

<strong>und</strong> mit den bislang erzielten (Teil-)Ergebnissen verglichen. Diesbezüglich werden die<br />

Gel<strong>in</strong>gensfaktoren durch die fallverantwortliche Fachkraft her<strong>aus</strong>gearbeitet <strong>und</strong> mit dem Team<br />

diskutiert. Dieser Verfahrensschritt versetzt die an<strong>der</strong>en Fachkräfte <strong>in</strong> die Lage, positive bzw.<br />

mit Bezug auf die Hilfeplanziele hilfreiche Faktoren, Verhaltensweisen, pädagogische Maßnahmen<br />

etc. <strong>in</strong> ihre späteren Überlegungen mit e<strong>in</strong>zubeziehen. Kern des E<strong>in</strong>zelfallcontroll<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d<br />

geme<strong>in</strong>same Überlegungen zur weiteren Planung <strong>und</strong> Ausgestaltung <strong>der</strong> Hilfe im E<strong>in</strong>zelfall sowie<br />

e<strong>in</strong>e Reflexion <strong>der</strong> vorangegangenen Hilfeplanung, <strong>der</strong> Zielentwicklung <strong>und</strong> nicht zuletzt<br />

<strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Hilfe. Die Fachkräfte prüfen <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelfallberatung den erzieherischen<br />

Bedarf bzw. dessen Verän<strong>der</strong>ung, die aktuelle Passgenauigkeit <strong>der</strong> Hilfeentscheidung sowie<br />

die Qualität <strong>der</strong> Hilfeerbr<strong>in</strong>gung <strong>und</strong> entwickeln auf dieser Gr<strong>und</strong>lage Ideen <strong>und</strong> Perspektiven<br />

für die Weiterführung <strong>der</strong> Maßnahme. Im Ergebnis verfügt die fallführende Fachkraft, ähnlich<br />

wie bei <strong>der</strong> kollegialen Beratung, über e<strong>in</strong>e durch e<strong>in</strong> professionelles Team erarbeitete E<strong>in</strong>schätzung<br />

zum Hilfeverlauf <strong>und</strong> <strong>der</strong> zugr<strong>und</strong>e liegenden Hilfeplanung <strong>und</strong> -steuerung, die sie<br />

bei <strong>der</strong> Entscheidung über die Art <strong>und</strong> Weise ihrer Fortsetzung unterstützt, was auch bedeuten<br />

kann, dass e<strong>in</strong> Abbruch <strong>der</strong> Hilfe empfohlen wird. Die Entscheidungsverantwortung verbleibt<br />

jedoch bei <strong>der</strong> fallführenden Fachkraft.<br />

Die Erfahrungen mit dieser Vorgehensweise im Modellstandort Zwickauer Land haben gezeigt,<br />

dass die zielgerichtete E<strong>in</strong>schätzung <strong>und</strong> Bewertung e<strong>in</strong>er Hilfe unter den Aspekten <strong>der</strong><br />

Hilfeplanung, ihrer Erbr<strong>in</strong>gung <strong>und</strong> ihrer Ergebnisse durch e<strong>in</strong> Team, die fallverantwortliche<br />

Fachkraft bezogen auf den Fall <strong>in</strong> ihren weiteren Entscheidungen unterstützen, ihr Sicherheit<br />

verleihen kann. Das nochmalige „Durchlaufen“ e<strong>in</strong>es Falles durch e<strong>in</strong> kollegiales Beratungssett<strong>in</strong>g<br />

zu e<strong>in</strong>em Zeitpunkt, an dem die Hilfe i.d.R. schon über e<strong>in</strong>e längere Zeit läuft, trägt dazu<br />

bei, neue Perspektiven auf den Fall <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e <strong>Entwicklung</strong> zu entfalten <strong>und</strong> vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />

unterschiedlicher fachlicher Sichtweisen die Hilfe zu prüfen. Der weitere Entscheidungs<strong>und</strong><br />

Planungsprozess wird dadurch auf e<strong>in</strong>e breitere fachliche Basis gestellt, was die Begründung<br />

<strong>und</strong> mith<strong>in</strong> die Legitimation für die Fortsetzung, Abän<strong>der</strong>ung o<strong>der</strong> Beendigung e<strong>in</strong>er<br />

konkreten Hilfe fachlich f<strong>und</strong>iert.<br />

42


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Dar<strong>in</strong> besteht das zentrale Anliegen des E<strong>in</strong>zelfallcontroll<strong>in</strong>gs: E<strong>in</strong>e fachliche Prüfung von Hilfeplanung,<br />

Hilfeverlauf <strong>und</strong> Entscheidungsvor<strong>aus</strong>setzungen zu leisten <strong>und</strong> darüber e<strong>in</strong>e ebenso<br />

fachlich f<strong>und</strong>ierte Entscheidung über den Fortgang <strong>der</strong> Maßnahme zu unterstützen. Anliegen<br />

des E<strong>in</strong>zelfallcontroll<strong>in</strong>gs ist es nicht, Hilfen zu verkürzen, son<strong>der</strong>n sie <strong>in</strong> fachlicher H<strong>in</strong>sicht<br />

mittels e<strong>in</strong>er kritischen Überprüfung durch e<strong>in</strong> Team möglichst optimal zu Ende zu führen.<br />

2.4 Dokumentation von Hilfeplanung <strong>und</strong> Hilfeprozessen<br />

Bedarfsermittlung <strong>und</strong> Hilfeentscheidung, Planung des Hilfeverlaufes im E<strong>in</strong>zelfall sowie fachliche<br />

<strong>und</strong> wirtschaftliche Steuerung von Erziehungshilfen markieren die zentralen Aufgaben von<br />

Hilfeplanung. Fachlichkeit, Transparenz <strong>in</strong> Verfahren <strong>und</strong> Struktur, Beteiligung <strong>der</strong> NutzerInnen<br />

von erzieherischen Hilfen <strong>und</strong> nicht zuletzt pädagogische Effektivität wie wirtschaftliche<br />

Effizienz bzw. <strong>der</strong>en Überprüfbarkeit repräsentieren übergreifende, für den Gesamtprozess<br />

maßgebliche Qualitätskriterien guter Hilfeplanung. Ihre E<strong>in</strong>haltung zeigt sich u.a. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Dokumentation<br />

des Hilfeplanverfahrens <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er Ergebnisse. E<strong>in</strong>e gute Dokumentation ist also<br />

e<strong>in</strong> Indikator für e<strong>in</strong>e gute Hilfeplanung. Zudem bilden wesentliche Teile <strong>der</strong> im Rahmen e<strong>in</strong>er<br />

Hilfeplanung im E<strong>in</strong>zelfall erstellten Dokumentation wie Sozialbericht, Hilfeplan, Fortschreibungen<br />

usw. wichtige fachliche <strong>und</strong> rechtliche Gr<strong>und</strong>lagen für Hilfeentscheidung, -bewilligung<br />

<strong>und</strong> schließlich die Durchführung <strong>der</strong> konkreten Leistung (vgl. hierzu differenzierend: Mün<strong>der</strong><br />

2005, S. 27 ff.). Es ist also <strong>in</strong> mehrerlei H<strong>in</strong>sicht von Bedeutung, im Verlauf e<strong>in</strong>es Hilfeplanungs-<br />

<strong>und</strong> Hilfeprozesses e<strong>in</strong>e gute Dokumentation zu erstellen <strong>und</strong> fortzuschreiben. Umgekehrt<br />

können gute Dokumentationsvorlagen strukturierend auf die <strong>Praxis</strong> zurückwirken <strong>und</strong><br />

somit die Fachkräfte <strong>in</strong> ihrer (Zusammen-)<strong>Arbeit</strong> unterstützen bzw. entlasten. Sie wirken als e<strong>in</strong><br />

Gelän<strong>der</strong>, das den Fachkräften im ASD wie auch <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> Diensten Anleitung<br />

gibt <strong>und</strong> die „Abarbeitung“ <strong>der</strong> zentralen Fragestellungen <strong>der</strong> Hilfeplanung – unter E<strong>in</strong>haltung<br />

<strong>der</strong> fachlichen Standards – e<strong>in</strong>for<strong>der</strong>t. Der Hilfe(planungs)dokumentation kommen folgende<br />

wesentliche Funktionen zu:<br />

● Erfassung <strong>und</strong> Aufbereitung <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Informationen zum E<strong>in</strong>zelfall (Ausgangssituation,<br />

„Problemanzeige“, Bedarfsfaktoren),<br />

● Darstellung <strong>der</strong> fachlichen E<strong>in</strong>schätzungen zum Fall,<br />

● Entscheidungsfixierung <strong>und</strong> -begründung,<br />

● Festhalten von Zielen, Aufgaben <strong>und</strong> weiteren Konkretisierungen zur E<strong>in</strong>zelfallhilfe <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong>en Verlauf sowie<br />

● Sicherung <strong>der</strong> (Teil-)Ergebnisse e<strong>in</strong>er Hilfe.<br />

Darüber h<strong>in</strong><strong>aus</strong> unterstützt e<strong>in</strong>e gute Hilfeplanungs- bzw. Hilfedokumentation die Überprüfung<br />

des Hilfeverlaufes <strong>und</strong> die Bewertung se<strong>in</strong>er Ergebnisse sowie die (Selbst-)Kontrolle <strong>der</strong><br />

fachlichen Qualität des Hilfeplanungsprozesses. Dabei muss <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Dokumentation <strong>der</strong> Prozess<br />

<strong>der</strong> Hilfeplanung ersichtlich werden; e<strong>in</strong>e Darstellung <strong>der</strong> Ergebnisse alle<strong>in</strong> ist unzureichend<br />

für die E<strong>in</strong>lösung <strong>der</strong> genannten Funktionen.<br />

Die Anfor<strong>der</strong>ungen an e<strong>in</strong>e gute Dokumentation von Hilfeplanungsprozessen <strong>und</strong> ihren Ergebnissen<br />

ergeben sich zunächst <strong>aus</strong> den gr<strong>und</strong>legenden fachlichen Ansprüchen an e<strong>in</strong>e gute<br />

Hilfeplanungspraxis wie Beteiligung, Kooperation, Fachlichkeit, Verfahrenstransparenz etc. Die<br />

Dokumentation sollte dementsprechend so zugeschnitten se<strong>in</strong>, dass sie Auskunft gibt über die<br />

Ansichten, E<strong>in</strong>schätzungen <strong>und</strong> Erwartungen <strong>der</strong> unterschiedlichen an Hilfeplanung, -umsetzung<br />

<strong>und</strong> -fortschreibung/ -bewertung Beteiligten bzw. diese nachfragt <strong>und</strong> somit dazu anhält,<br />

Beteiligung <strong>und</strong> Kooperation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hilfeplanung lebendig werden zu lassen. Neben diesen<br />

43


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

gr<strong>und</strong>sätzlichen fachlichen Standards haben die folgenden Kriterien entscheidende Bedeutung<br />

für die Qualität <strong>der</strong> Dokumentation:<br />

● Vollständigkeit <strong>der</strong> Informationen: Dies bezieht sich auf alle relevanten Informationen.<br />

Beson<strong>der</strong>es Augenmerk ist aufgr<strong>und</strong> von empirischen Bef<strong>und</strong>en auf die personenbezogenen<br />

Daten zu richten. Vollständige personenbezogene Daten s<strong>in</strong>d nicht nur h<strong>in</strong>sichtlich<br />

gr<strong>und</strong>legen<strong>der</strong> Verfahrensfragen bspw. h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Anspruchsklärung, <strong>der</strong> Regelungen<br />

zur Kostenheranziehung o<strong>der</strong> für die K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendhilfestatistik von<br />

Belang. Vollständig erfasste Daten liefern zudem – unter Beachtung <strong>der</strong> Datenschutzbestimmungen<br />

nach §§ 62 ff. SGB VIII – wertvolle Informationen für das Controll<strong>in</strong>g,<br />

die Jugendhilfeplanung <strong>und</strong> die Sozialberichterstattung. 2<br />

● Klarheit h<strong>in</strong>sichtlich Herkunft <strong>und</strong> Bedeutung <strong>der</strong> Informationen (Transparenz): Informationen,<br />

Beschreibungen bzw. Deutungen s<strong>in</strong>d zunächst als solche zu dokumentieren<br />

<strong>und</strong> ggf. zu kennzeichnen. Ebenfalls ist deutlich zu machen, wer e<strong>in</strong>e Aussage getroffen<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Deutung vorgenommen hat. Die systematische, nachvollziehbare Trennung<br />

von Zustandsbeschreibungen <strong>und</strong> Wahrnehmungen <strong>der</strong> AdressatInnen <strong>und</strong><br />

bspw. fachlichen Deutungen <strong>und</strong> Interpretationen <strong>der</strong> ASD-Fachkraft steigert <strong>in</strong> erheblichem<br />

Maße die Transparenz des Hilfeplanungsprozesses für alle Beteiligten, e<strong>in</strong>schließlich<br />

<strong>der</strong> fallverantwortlichen Fachkraft, unterstützt Reflexionsprozesse, z.B. im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Bedarfsprüfung, <strong>und</strong> erleichtert bspw. bei neu auftretenden o<strong>der</strong> wie<strong>der</strong><br />

aufgebrochenen Problemen <strong>und</strong> Fragestellungen e<strong>in</strong> späteres „Zurückgehen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Fallgeschichte“.<br />

● Abbildung des Beratungs- <strong>und</strong> Entscheidungsprozesses: Jedes Hilfeplanverfahren folgt<br />

e<strong>in</strong>er fachlichen <strong>und</strong> organisatorischen Struktur. Ablauf <strong>und</strong> Inhalt dieser Verfahrensschritte<br />

s<strong>in</strong>d im notwendigen Umfang zu dokumentieren. E<strong>in</strong>erseits um die E<strong>in</strong>haltung<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Verfahrensstandards nachzuweisen, an<strong>der</strong>erseits um den Entscheidungsprozess<br />

auf <strong>in</strong>haltlich-fachlicher Ebene nachvollziehbar werden zu lassen.<br />

● Nachvollziehbarkeit <strong>der</strong> Entscheidung im E<strong>in</strong>zelfall (auch durch Dritte): Im Ergebnis e<strong>in</strong>es<br />

Hilfeplanverfahrens wird e<strong>in</strong>e Entscheidung über die zu gewährende geeignete<br />

<strong>und</strong> notwendige Hilfe getroffen. Diese Entscheidung ist Produkt des vorhergehenden<br />

Klärungs- <strong>und</strong> Planungsprozesses. Nichtsdestotrotz s<strong>in</strong>d die fachlichen Gründe, die zur<br />

jeweiligen Entscheidung geführt haben, deutlich her<strong>aus</strong>zuarbeiten <strong>und</strong> <strong>in</strong> geeigneter,<br />

d.h. eben, nachvollziehbarer Form zu dokumentieren. Dies betrifft neben <strong>der</strong> eigentlichen<br />

Hilfeentscheidung (bzw. <strong>der</strong> Ablehnung e<strong>in</strong>er Hilfe) auch die Auswahl <strong>der</strong> leistungserbr<strong>in</strong>genden<br />

E<strong>in</strong>richtung sowie die „Zusammensetzung“ <strong>der</strong> konkret <strong>in</strong> Aussicht<br />

genommenen Leistung.<br />

● Konkretheit bei Zielen, Zeitraum <strong>und</strong> Umfang e<strong>in</strong>er Hilfe: Vere<strong>in</strong>barungen <strong>und</strong> Festlegungen<br />

bspw. zu Zielen, Leistungen bzw. Leistungsumfang, dem avisierten Hilfezeitraum<br />

sowie zu weiteren Vere<strong>in</strong>barungen (Besuch, Term<strong>in</strong> <strong>und</strong> Ort des nächsten Hilfeplangespräches)<br />

müssen h<strong>in</strong>reichend konkret dokumentiert werden. Nur so kann<br />

später nachvollzogen werden, was letztlich im H<strong>in</strong>blick auf die Hilfe <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Realisierung<br />

entschieden bzw. zwischen den Beteiligten vere<strong>in</strong>bart wurde. Nicht zuletzt erhöht<br />

e<strong>in</strong>e entsprechende Dokumentation den Grad an Verb<strong>in</strong>dlichkeit, den die getroffenen<br />

Vere<strong>in</strong>barungen für die e<strong>in</strong>zelnen Beteiligten haben sowie die Überprüfbarkeit <strong>der</strong> Hilfeumsetzung.<br />

2 Diesbezüglich s<strong>in</strong>d viele Informationen <strong>und</strong> Daten von Interesse. Entsprechend § 62 SGB VIII s<strong>in</strong>d jedoch<br />

nur solche Daten zu erheben, die für die Entscheidung über die Gewährung e<strong>in</strong>er Hilfe <strong>und</strong> <strong>der</strong>en<br />

weitere Planung erfor<strong>der</strong>lich s<strong>in</strong>d. Doch bei vollständiger Erfassung liefern diese Daten<br />

umfangreiche Informationen auch für die Jugendhilfeplanung.<br />

44


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Nur wenn diese Kriterien (auch) erfüllt s<strong>in</strong>d, kann <strong>der</strong> Hilfe(planungs)prozess den Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an Prozess- <strong>und</strong> Ergebnisqualität genügen.<br />

Ausgehend von diesen Überlegungen wurde die Hilfeplanungsdokumentation <strong>in</strong> den drei Modellstandorten<br />

gr<strong>und</strong>legend analysiert <strong>und</strong> überarbeitet. Entsprechend <strong>der</strong> Handlungsweisen<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> organisatorischen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen vor Ort wurden z.T. völlig neue Dokumentationsvorlagen<br />

entwickelt <strong>und</strong> <strong>in</strong> die <strong>Praxis</strong> e<strong>in</strong>geführt. Dabei kam es weniger darauf an, vollkommen<br />

neue Instrumente zu entwickeln als vielmehr die bestehenden Formulare den her<strong>aus</strong>gearbeiteten<br />

Qualitätsanfor<strong>der</strong>ungen entsprechend weiterzuentwickeln – unter <strong>der</strong> Maßgabe<br />

e<strong>in</strong>er praktikablen Handhabung, also e<strong>in</strong>es überschaubaren Dokumentationsaufwandes.<br />

Wenngleich <strong>in</strong> den Standorten recht unterschiedliche konkrete Lösungen entwickelt wurden,<br />

so folgen die erarbeiteten Materialien e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>schlägigen <strong>und</strong> bewährten Dokumentationssystematik<br />

bei <strong>der</strong> Hilfeplanung im E<strong>in</strong>zelfall:<br />

● Dokumentation <strong>der</strong> Ausgangssituation,<br />

● Fallbeschreibung Fallbeschreibung <strong>und</strong> <strong>und</strong> <strong>und</strong> Fallanalyse,<br />

Fallanalyse,<br />

● Protokoll <strong>der</strong> kollegialen Beratung,<br />

● Dokumentation Dokumentation von von Hilfeentscheidung, Hilfeentscheidung, -<strong>aus</strong>wahl -<strong>aus</strong>wahl <strong>und</strong> <strong>und</strong> -begründung,<br />

-begründung,<br />

● Zielvere<strong>in</strong>barung<br />

Zielvere<strong>in</strong>barung,<br />

Zielvere<strong>in</strong>barung<br />

● Zielüberprüfung, Zielüberprüfung, Bedarfsermittlung Bedarfsermittlung Bedarfsermittlung <strong>und</strong> <strong>und</strong> Hilfeentscheidung Hilfeentscheidung Hilfeentscheidung im im Rahmen Rahmen Rahmen von von Fortschrei-<br />

Fortschrei<br />

bungen bungen sowie<br />

sowie<br />

● Abschlussdokumentation Abschlussdokumentation – – Aus- Aus- Aus- <strong>und</strong> <strong>und</strong> Bewertung Bewertung e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>er Hilfe, Hilfe, Hilfe, ggf. ggf. nachgehende nachgehende Maß- Maß<br />

nahmen. nahmen.<br />

nahmen.<br />

Nachfolgend werden die Dokumentations<strong>in</strong>strumente anhand e<strong>in</strong>iger Punkte dieser Systematik<br />

(fett) <strong>in</strong> ihren übergreifenden, d.h. fachlich gr<strong>und</strong>legenden Schwerpunkten vorgestellt <strong>und</strong><br />

kommentiert. Es handelt sich dabei um die Hilfeplandokumentation im engeren S<strong>in</strong>ne. Bezüglich<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Punkte sei auf die vorhergehenden Kapitel <strong>und</strong> die dort gegeben Beispiele<br />

sowie h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> konkreten Umsetzung auf die Übersichten <strong>und</strong> Materialien im Anhang<br />

verwiesen.<br />

2.4.1 Fallbeschreibung <strong>und</strong> Fallanalyse<br />

Die komprimierte zusammenfassende Darstellung <strong>und</strong> fachliche Bewertung <strong>und</strong> E<strong>in</strong>ordnung<br />

wichtiger fallbezogener Sachverhalte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Fallbeschreibung im Rahmen <strong>der</strong> Hilfeplanung<br />

hat sich, bspw. <strong>in</strong> Form des Sozialberichtes, <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong> etabliert. Fallbeschreibung <strong>und</strong> Fallanalyse<br />

bilden die Gr<strong>und</strong>lage für die kollegiale Beratung bzw., je nach konkreter Organisation<br />

des Hilfeplanverfahrens, für die weitere Zusammenarbeit mit <strong>in</strong> Frage kommenden Leistungserbr<strong>in</strong>gern.<br />

Fallbeschreibung bzw. Fallanalyse nehmen im Hilfeplanverfahren mith<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Schlüsselstellung e<strong>in</strong>, <strong>in</strong> dem damit<br />

● auf <strong>der</strong> fachlich-<strong>in</strong>haltlichen Ebene die Vor<strong>aus</strong>setzung für e<strong>in</strong>e umfassende Kenntnis<br />

<strong>und</strong> Reflexion <strong>der</strong> Fallspezifika geschaffen,<br />

● auf <strong>der</strong> Verfahrensebene <strong>der</strong> Informationsfluss zu den KollegInnen im Fachteam bzw.<br />

zu <strong>in</strong> Frage kommenden Leistungserbr<strong>in</strong>gern gesichert,<br />

● auf <strong>der</strong> adm<strong>in</strong>istrativen Ebene den Erfor<strong>der</strong>nissen nach Transparenz des Verfahrens<br />

<strong>und</strong> Nachvollziehbarkeit <strong>der</strong> Entscheidungsf<strong>in</strong>dung<br />

45


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

46<br />

Abbildung 9: E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Dokumentation <strong>in</strong> das Hilfeplanverfahren am Beispiel des<br />

Landkreises Zwickauer Land


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Rechnung getragen wird. In <strong>der</strong> Fallbeschreibung wird e<strong>in</strong>e komprimierte Darstellung <strong>der</strong> im<br />

vorhergehenden Beratungs- <strong>und</strong> Planungsprozess gewonnenen Informationen sowie ihre fachliche<br />

Analyse durch die fallverantwortliche Fachkraft vorgenommen. Dabei ist darauf zu achten,<br />

dass die Perspektive <strong>der</strong> AdressatInnen erkennbar her<strong>aus</strong>gearbeitet wird bzw. erhalten<br />

bleibt. Bewertungen <strong>und</strong> Analysen <strong>der</strong> Fachkraft s<strong>in</strong>d als solche zu kennzeichnen.<br />

Im Rahmen des Modellprojektes wurden an den Standorten das Instrument des Sozialberichtes<br />

bzw. <strong>der</strong> Fallanalyse überarbeitet bzw. neu <strong>in</strong> die Hilfeplanungspraxis e<strong>in</strong>geführt. Ziel war<br />

die Schaffung e<strong>in</strong>es zentralen Instrumentes, dass <strong>in</strong> komprimierter, transparenter <strong>und</strong> nachvollziehbarer<br />

Form wesentliche Informationen zum Fall <strong>und</strong> e<strong>in</strong>igen Aspekten <strong>der</strong> „Fallgeschichte“<br />

gebündelt zur Verfügung stellt. Unter verfahrenstechnischen Gesichtspunkten sollte<br />

dadurch die Informationsgr<strong>und</strong>lage <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für die kollegiale Beratung bzw. das Fachteam<br />

sowie im Rahmen <strong>der</strong> weiteren Hilfeplanung e<strong>in</strong>bezogene Leistungserbr<strong>in</strong>ger verbessert<br />

<strong>und</strong> kompakter gestaltet werden. In <strong>in</strong>haltlich-fachlicher H<strong>in</strong>sicht war <strong>in</strong>tendiert, e<strong>in</strong> zentrales<br />

Instrument zu entwickeln, dass die Fachkraft bei <strong>der</strong> Reflexion <strong>und</strong> fachlichen Bewertung <strong>der</strong><br />

zum Fall gesammelten Informationen unterstützt <strong>und</strong> ihr Hilfestellung bei <strong>der</strong> Ermittlung des<br />

erzieherischen Bedarfs geben kann. Insbeson<strong>der</strong>e die Problembeschreibung i.S. e<strong>in</strong>er ersten<br />

Bestimmung des erzieherischen Bedarfs im E<strong>in</strong>zelfall sollte <strong>und</strong> konnte im Verfahrensgang<br />

„früher angesiedelt“ werden mit dem Ziel, Fachteam bzw. Leistungserbr<strong>in</strong>gern e<strong>in</strong>en fachlich<br />

f<strong>und</strong>ierten Ansatzpunkt für die Reflexion <strong>und</strong> weitere Planung e<strong>in</strong>er „im Raum stehenden“ Erziehungshilfe<br />

zu liefern.<br />

Bezogen auf die konkrete Ausgestaltung sowie die verfahrenstechnische E<strong>in</strong>ordnung des Dokumentationsschrittes<br />

„Fallbeschreibung <strong>und</strong> Fallanalyse“ wurden <strong>in</strong> den Standorten unterschiedliche,<br />

den jeweiligen Anfor<strong>der</strong>ungen angepasste Instrumente entwickelt (siehe als Verfahrensbeispiel:<br />

Abbildung 9 auf <strong>der</strong> vorangegangenen Seite). Als maßgebliche <strong>in</strong>haltliche<br />

Informationsschwerpunkte wurden her<strong>aus</strong>gearbeitet <strong>und</strong> standortübergreifend <strong>in</strong> die Instrumente<br />

implementiert:<br />

1. personenbezogene Daten,<br />

2. ggf. vorhergehende Hilfen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Ergebnisse,<br />

3. anamnestische Daten <strong>und</strong> Informationen zum jungen Menschen,<br />

4. Darstellung <strong>der</strong> Situation im Elternh<strong>aus</strong>/ dem Lebensumfeld des jungen Menschen <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong>en Analyse,<br />

5. Informationen zum <strong>Entwicklung</strong>sstand des jungen Menschen bzw. zu Beson<strong>der</strong>heiten<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Entwicklung</strong> des K<strong>in</strong>des o<strong>der</strong> Jugendlichen,<br />

6. Beschreibung <strong>der</strong> aktuellen Problemlage bzw. des erzieherischen Bedarfs im E<strong>in</strong>zelfall,<br />

7. Ressourcen, Kompetenzen <strong>und</strong> Fähigkeiten des jungen Menschen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Familie/<br />

Personensorgeberechtigten,<br />

8. ggf. Vorschläge für e<strong>in</strong>e geeignete <strong>und</strong> notwendige Hilfe im E<strong>in</strong>zelfall <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Begründung<br />

sowie<br />

9. erste Formulierungen zu Erwartungen/ Zielen des jungen Menschen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Eltern/<br />

PSB an die Hilfe.<br />

Die getätigten Aussagen basieren auf den <strong>in</strong> den Vorgesprächen mit den HilfeadressatInnen<br />

gewonnenen Erkenntnissen <strong>und</strong> E<strong>in</strong>sichten, die hier (noch e<strong>in</strong>mal) <strong>in</strong> knapper Form zusammengefasst<br />

<strong>und</strong> mit e<strong>in</strong>er – klar erkennbaren – fachlichen Stellungnahme <strong>der</strong> Fachkraft versehen<br />

werden. Im weiteren Verlauf des Hilfeplanverfahrens stehen damit die wichtigsten Infor-<br />

47


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

mationen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er systematisierten Form zur Verfügung. Fallbeschreibung bzw. -analyse s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

allen Modellstandorten Bestandteil des Hilfeplanes.<br />

Abbildung 10: Zusammenfassende Fallbeschreibung <strong>und</strong> Analyse: Fallskizze, Fachbereich Jugend,<br />

<strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> Soziales des Nie<strong>der</strong>schlesischen Oberl<strong>aus</strong>itzkreises, Auszug<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> durch die wissenschaftliche Begleitung vorgenommenen zweiten Aktenanalyse<br />

konnte <strong>in</strong> allen drei Modellstandorten e<strong>in</strong>e deutliche Steigerung <strong>der</strong> Aussagekraft <strong>und</strong> fachlichen<br />

Qualität <strong>der</strong> Sozialberichte bzw. <strong>der</strong> Fallskizzen festgestellt werden. Der Anspruch e<strong>in</strong>er<br />

komprimierten, aber vollständigen <strong>und</strong> transparenten Darstellung <strong>der</strong> wichtigsten Informationen<br />

<strong>und</strong> Deutungen zu e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>zelfall konnte nach den Ergebnissen <strong>der</strong> Erhebung e<strong>in</strong>gelöst<br />

48<br />

KlientIn – Familiengefüge<br />

Geburtsdaten <strong>und</strong> Staatsangehörigkeit<br />

Adresse<br />

familiäre Zusammenhänge/ Vergangenheit<br />

Ausbildung & aktuelle Tätigkeiten<br />

Krankheiten/ Süchte<br />

Beson<strong>der</strong>heiten:<br />

Diagnosen?<br />

Darstellung des sozialen Umfeldes/ soziales Verhalten<br />

Wohnsituation <strong>und</strong> visueller E<strong>in</strong>druck vor Ort<br />

Jugendkultur/ Sozialverhalten/ Auffälligkeiten<br />

Menschen im Umfeld/ im SR mit E<strong>in</strong>fluss<br />

Kita, Schule, E<strong>in</strong>richtung, Beratungsstelle u.a.<br />

Aktuelle Problemlage:<br />

Vorangegangene Hilfen:<br />

Hilfeangebote/ Maßnahmen<br />

E<strong>in</strong>stellung zu Hilfemaßnahmen<br />

Ressourcen:<br />

Persönliche Stärken <strong>und</strong> Ressourcen<br />

Familiäre/ soziale Ressourcen<br />

Ressourcen im Sozialraum<br />

Materielle Ressourcen


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

werden. Insbeson<strong>der</strong>e hat sich gezeigt, dass <strong>der</strong> Sozialbericht sich als wichtigstes Dokumentations<strong>in</strong>strument<br />

etabliert hat. Die Qualität <strong>der</strong> Aussagen <strong>und</strong> die E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> fachlichen<br />

Standards <strong>der</strong> Dokumentation s<strong>in</strong>d sehr hoch e<strong>in</strong>zuschätzen.<br />

Tabelle 3: Darstellung <strong>der</strong> Ausgangssituation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hilfeplanung – Ergebnisse <strong>der</strong><br />

zweiten Aktenanalyse<br />

Darstellung Darstellung <strong>der</strong> <strong>der</strong> Ausgangssituation Ausgangssituation <strong>aus</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>der</strong> Perspektive Perspektive <strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>der</strong><br />

jungen Menschen <strong>der</strong> Eltern/ PSB <strong>der</strong> ASD-Fachkraft<br />

vorhanden 84% 89% 94%<br />

nicht vorhanden 16% 11% 6%<br />

erste Aktenanalyse „vorhanden“<br />

* Mutter/ Vater<br />

37% 51% / 25%* 44%<br />

Des Weiteren ist deutlich geworden, dass die <strong>in</strong>haltlich-fachliche Qualität <strong>der</strong> Aussagen deutlich<br />

mit <strong>der</strong> Anwendung <strong>der</strong> im Modellprojekt entwickelten <strong>Arbeit</strong>shilfen (s.o.) korrespondiert.<br />

Werden diese vollständig <strong>und</strong> konsequent genutzt, fallen die Informationen – nicht nur – zur<br />

Ausgangssituation <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Wahrnehmung durch die Beteiligten facettenreicher <strong>aus</strong>, so dass<br />

hierüber ggf. zusätzliche, für die Hilfeplanung relevante Faktoren <strong>in</strong> den Blick geraten. Die Tabelle<br />

zeigt darüber h<strong>in</strong><strong>aus</strong>, dass die systematische Trennung bzw. Darstellung <strong>der</strong> Perspektiven<br />

sich als Standard <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong> weitgehend durchgesetzt hat. Auch dies trägt, im Zusammenhang<br />

mit <strong>der</strong> Bedeutung des Standards Partizipation für das gesamte Hilfeplanverfahren<br />

dazu bei, Faktoren zu identifizieren, die e<strong>in</strong>e realistische E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> Situation <strong>und</strong> Möglichkeiten<br />

<strong>der</strong> konkreten Hilfeleistung unterstützen. Die Aktenanalyse hat darüber h<strong>in</strong><strong>aus</strong> gezeigt,<br />

dass die Fallbeschreibungen die wichtigste Reflexionsgr<strong>und</strong>lage für die kollegialen Beratungen/<br />

das Fachteam darstellen, so dass durch die <strong>in</strong>haltlichen <strong>und</strong> systematischen<br />

Verbesserungen die Effektivität des Beratungsgremiums gesteigert werden konnte.<br />

2.4.2 Hilfeplan – Hilfeentscheidung, Zielvere<strong>in</strong>barung,<br />

Leistungsplanung<br />

Der Hilfeplan repräsentiert das (vorläufige) Ergebnis des Hilfeplanungsprozesses. Er bildet die<br />

wichtigste Gr<strong>und</strong>lage für die Ausgestaltung <strong>der</strong> konkreten Leistung im E<strong>in</strong>zelfall <strong>und</strong> gibt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

den Leistungserbr<strong>in</strong>gern wesentliche Orientierungen für die Umsetzung des Hilfeprozesses.<br />

Zudem dient er über diese entscheidende Schnittstellenfunktion h<strong>in</strong><strong>aus</strong> als Instrument<br />

für die Überprüfung des Hilfeverlaufes bei Fortschreibung bzw. Beendigung e<strong>in</strong>er<br />

Maßnahme.<br />

Die <strong>in</strong>haltlich-fachlichen <strong>und</strong> formalen Anfor<strong>der</strong>ungen an den Hilfeplan als dem zentralen Dokument<br />

des Hilfeplanungsprozesses wurden <strong>und</strong> werden nach wie vor kontrovers diskutiert.<br />

Aus <strong>Praxis</strong>forschung <strong>und</strong> Projekten vorgelegte Mustervorlagen bewegen sich zwischen sehr<br />

umfassenden Entwürfen, die den gesamten Hilfeplanungsprozess erfassen wollen (vgl. bspw.<br />

Becker 1999), <strong>und</strong> solchen, die den Hilfeplan auf die Fixierung <strong>der</strong> wesentlichen, für die konkrete<br />

Hilfegewährung <strong>und</strong> <strong>der</strong>en (vere<strong>in</strong>barte) Ausgestaltung unbed<strong>in</strong>gt erfor<strong>der</strong>lichen Informationen<br />

beschränken.<br />

49


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Beiden Strategien haften jedoch spezifische Mängel an. Sehr umfassende Hilfeplanvorlagen<br />

s<strong>in</strong>d durch die zuständigen Fachkräfte <strong>in</strong> den Sozialdiensten kaum noch pragmatisch zu handhaben,<br />

nötigen vielfach zu Doppeldokumentationen o<strong>der</strong> drängen mitunter auf e<strong>in</strong>e künstliche<br />

Auftrennung von Sachverhalten zum Zwecke <strong>der</strong> E<strong>in</strong>ordnung <strong>in</strong> die gefor<strong>der</strong>ten Kategorien.<br />

Dies trägt nicht unbed<strong>in</strong>gt zu Transparenz <strong>und</strong> Überprüfbarkeit des Verfahrens bei.<br />

Sehr knappe, sich auf das verme<strong>in</strong>tlich Wesentliche konzentrierende Entwürfe wie<strong>der</strong>um haben<br />

mit dem Problem sehr e<strong>in</strong>geschränkter Informationskapazität zu kämpfen. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

für die Leistungserbr<strong>in</strong>ger gehen <strong>aus</strong> solchen Hilfeplänen kaum h<strong>in</strong>reichende Informationen<br />

für die weitere sozialpädagogische Ausgestaltung <strong>der</strong> konkreten Leistung hervor. Zwar kann<br />

e<strong>in</strong>gewandt werden, dass dieses Informationsdefizit durch die Her<strong>aus</strong>gabe weiterer Dokumente<br />

(Sozialbericht) behoben werden kann. Aber neben den hier zu erwähnenden datenschutzrechtlichen<br />

Aspekten ist damit das Problem verb<strong>und</strong>en, dass diese Frage von E<strong>in</strong>zelfall zu E<strong>in</strong>zelfall<br />

<strong>und</strong> von Träger zu Träger immer wie<strong>der</strong> neu geklärt werden muss. Dies kann nicht im<br />

Interesse e<strong>in</strong>er effizienten <strong>und</strong> transparenten Planungs- <strong>und</strong> Kooperationspraxis se<strong>in</strong>.<br />

Die Frage, was <strong>der</strong> Hilfeplan als Dokument be<strong>in</strong>halten bzw. wie<strong>der</strong>geben muss, ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong><br />

mith<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Balance zwischen h<strong>in</strong>reichend umfassenden Informationen zum konkreten<br />

E<strong>in</strong>zelfall <strong>und</strong> prägnanten Aussagen zu Hilfeart <strong>und</strong> E<strong>in</strong>richtung sowie zu Zielen, Umfang <strong>und</strong><br />

zur konkreten Umsetzung e<strong>in</strong>er Erziehungshilfe. Bei <strong>der</strong> Beantwortung dieser Frage ist kritisch<br />

abzuwägen,<br />

1. über welche Informationen die Beteiligten verfügen müssen, um ihrer Rolle im Hilfeplanverfahren<br />

gerecht werden zu können;<br />

2. welchen <strong>in</strong>haltlichen Anfor<strong>der</strong>ungen diese Informationen genügen müssen, also wie<br />

umfassend <strong>und</strong> genau Tatbestände wie<strong>der</strong>zugeben s<strong>in</strong>d, die die Bedarfsfeststellung<br />

sowie Hilfeentscheidung begründen <strong>und</strong> damit die weitere Maßnahmeplanung unterstützen.<br />

Diese Überlegungen beziehen sich auf den im Vorfeld des eigentlichen Hilfeplangespräches<br />

durch die ASD-Fachkraft erarbeiteten Kenntnisstand über den E<strong>in</strong>zelfall. Dieses Wissen ist entscheidend<br />

für den weiteren Fortgang des Hilfeplanungsprozesses <strong>und</strong> muss daher <strong>in</strong> geeigneter<br />

Form dokumentiert werden, um es an an<strong>der</strong>e, ggf. später h<strong>in</strong>zustoßende Verfahrensbeteiligte<br />

„weiterzureichen“. Insofern umfasst die „Hilfeplandokumentation“ mehr als nur den<br />

eigentlichen Hilfeplan (s.o.: Fallbeschreibung usw.), <strong>der</strong> im Hilfeplangespräch erarbeitet wird<br />

<strong>und</strong> den wichtigsten Bezugspunkt für die Ausgestaltung, Überprüfung <strong>und</strong> Bewertung e<strong>in</strong>er<br />

erzieherischen Hilfe im E<strong>in</strong>zelfall bildet. Mit Blick auf das Projekt wird dieser Tatsache dadurch<br />

Rechnung getragen, dass <strong>der</strong> Sozialbericht bzw. die Fallskizze Bestandteile des Hilfeplanes<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Die <strong>in</strong> den Modellstandorten entwickelte <strong>und</strong> erprobte weitere Hilfeplandokumentation bzw.<br />

<strong>der</strong> Hilfeplan hat die Planung <strong>der</strong> konkreten Leistung <strong>und</strong> ihrer Inhalte, die Formulierung <strong>und</strong><br />

Vere<strong>in</strong>barung von (Teil-)Zielen <strong>der</strong> Hilfe sowie Regelungen zur Fortschreibung zum Gegenstand.<br />

Inhaltlicher Kern des Hilfeplanes ist die schriftliche Fixierung <strong>der</strong> Teilziele. Diese werden<br />

mit Blick auf die geplante konkrete Maßnahme <strong>und</strong> unter Mitwirkung des Leistungserbr<strong>in</strong>gers<br />

im Hilfeplangespräch zwischen den Beteiligten diskutiert <strong>und</strong> schließlich vere<strong>in</strong>bart. Dabei gelten<br />

die oben beschriebenen fachlich-methodischen Standards. Die vere<strong>in</strong>barten Teilziele werden<br />

schriftlich festgehalten, konkreten Personen zugeordnet <strong>und</strong> term<strong>in</strong>iert. Sie bilden damit<br />

den verb<strong>in</strong>dlichen Bezugspunkt für die pädagogische Ausgestaltung <strong>der</strong> Leistung <strong>und</strong> werden<br />

im Fortschreibungsgespräch überprüft. Des weiteren enthält <strong>der</strong> Hilfeplan genaue Angaben:<br />

50<br />

● zur Art <strong>der</strong> gewährten Hilfe,<br />

● zur E<strong>in</strong>richtung/ dem Dienst,


● zur geplanten Dauer,<br />

Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

● dem Umfang <strong>der</strong> Leistung (bei ambulanten Hilfen) sowie<br />

● vere<strong>in</strong>barten Zusatzleistungen (laut Leistungsvere<strong>in</strong>barung), die aufgr<strong>und</strong> des erzieherischen<br />

Bedarfs im E<strong>in</strong>zelfall <strong>in</strong> Anspruch genommen werden.<br />

Die vor<strong>aus</strong>sichtliche Dauer (ggf. Befristung) <strong>der</strong> Hilfe wird dokumentiert ebenso wie Term<strong>in</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> Aussicht genommener Ort des nächsten Hilfeplangespräches. Auf diese eher formalen<br />

Standards beson<strong>der</strong>s h<strong>in</strong>zuweisen ist <strong>in</strong>sofern von Belang, als Erfahrungen <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong> –<br />

nicht nur <strong>der</strong> Modellstandorte! – zeigen, dass die entsprechenden Angaben vollständig <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> gebotenen Konkretheit <strong>in</strong> Hilfeplänen dokumentiert werden (vgl. Becker 1999; Erste Aktenanalyse;<br />

Baur et al. 1998).<br />

Der Hilfeplan wird unbed<strong>in</strong>gt von allen Beteiligten unterschrieben. Damit wird Verb<strong>in</strong>dlichkeit<br />

hergestellt <strong>und</strong> gesichert, dass im Hilfeplan nur das vere<strong>in</strong>bart wurde, wozu die Beteiligten<br />

ihre Zustimmung gegeben haben.<br />

Die im Rahmen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung <strong>und</strong> Erprobung <strong>der</strong> Instrumente <strong>in</strong> den Modellstandorten gesammelten<br />

Erfahrungen s<strong>in</strong>d gr<strong>und</strong>sätzlich positiv <strong>und</strong> weisen die Möglichkeit e<strong>in</strong>er Verbesserung<br />

von Hilfeplanung, Steuerung <strong>und</strong> Kooperation durch e<strong>in</strong>e klare Dokumentations- <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>e diese begründende fachliche Handlungspraxis nach:<br />

● Leistungsanbieter berichten von e<strong>in</strong>er deutlich gesteigerten Qualität <strong>der</strong> Hilfepläne als<br />

Orientierungshilfe <strong>und</strong> Planungsgr<strong>und</strong>lage für die Umsetzung <strong>der</strong> Hilfe <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung<br />

bzw. durch den Dienst. Die Vere<strong>in</strong>barung von Teilzielen, das Treffen verb<strong>in</strong>dlicher<br />

Absprachen zu Zusatzleistungen, Leistungsumfang <strong>und</strong> Dauer schaffen e<strong>in</strong>en transparenten<br />

fachlichen <strong>und</strong> klaren zeitlichen Handlungsrahmen.<br />

● Die – im vorhergehenden Prozess vorbereitete – Erarbeitung <strong>und</strong> Vere<strong>in</strong>barung von<br />

Teilzielen mit den AdressatInnen sichert <strong>der</strong>en tatsächliche Beteiligung am Hilfeplangespräch,<br />

ermöglicht ihre E<strong>in</strong>flussnahme auf die Leistungsplanung <strong>und</strong> steigert nicht<br />

zuletzt die Transparenz h<strong>in</strong>sichtlich Anliegen <strong>und</strong> Vorgehen im Hilfeplangespräch. Hilfeplan-<br />

<strong>und</strong> Fortschreibungsgespräche verlaufen kritischer, s<strong>in</strong>d zeitlich aufwändiger<br />

<strong>und</strong> for<strong>der</strong>n die Fachkräfte. Im Gegenzug wurde jedoch die Erfahrung gemacht, dass<br />

die Teilziele wichtige Orientierungsmarken für die HilfenutzerInnen waren, Eltern sich<br />

aktiv an <strong>der</strong> Hilfeumsetzung beteiligten, an den Zielen ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> „dran“ waren <strong>und</strong><br />

diese bzw. die E<strong>in</strong>richtung bei ihrer Bearbeitung unterstützten.<br />

● Basierend <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auf <strong>der</strong> fachlich-reflexiven Ermittlung des erzieherischen Bedarfs<br />

im E<strong>in</strong>zelfall wurde die Vere<strong>in</strong>barung <strong>und</strong> Planung von Gr<strong>und</strong>- (Umfang, Dauer)<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Zusatzleistungen deutlich verbessert <strong>und</strong> präzisiert. Zusatzleistungen<br />

können unter Rückgriff auf e<strong>in</strong>en klar her<strong>aus</strong>gearbeiteten <strong>und</strong> auf e<strong>in</strong>er geteilten E<strong>in</strong>schätzung<br />

beruhenden erzieherischen Bedarf begründet <strong>und</strong> geplant <strong>und</strong> somit gezielter<br />

e<strong>in</strong>gesetzt <strong>und</strong> <strong>aus</strong>gestaltet werden – das Element des „Probierens“, so die Rückmeldung<br />

<strong>aus</strong> den Modellstandorten, hat sich deutlich reduziert. Die Formulierung <strong>und</strong><br />

Vere<strong>in</strong>barung von Teilzielen <strong>der</strong> Hilfe für die e<strong>in</strong>zelnen Beteiligten, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e jedoch<br />

für die eigentlichen HilfenutzerInnen, hilft bei e<strong>in</strong>er realistischen Planung von Hilfezeitraum<br />

<strong>und</strong> -umfang, wenn Ziele auf das tatsächlich Machbare h<strong>in</strong> reflektiert <strong>und</strong><br />

entsprechend formuliert werden.<br />

● Schließlich steht mit solcherart <strong>aus</strong>gestalteten Hilfeplänen e<strong>in</strong>e gute fachlich-methodische<br />

Gr<strong>und</strong>lage für die Überprüfung <strong>der</strong> Hilfe im Rahmen <strong>der</strong> Fortschreibung <strong>und</strong> für<br />

die Planung <strong>und</strong> Umsetzung bzw. Beendigung <strong>der</strong> Hilfe zur Verfügung.<br />

51


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Diese Erfahrungen machen zum<strong>in</strong>dest zweierlei deutlich. Der „eigentliche“ Hilfeplan als Ergebnis<br />

e<strong>in</strong>es vorhergehenden komplexen fachlichen Beratungs-, Gesprächs- <strong>und</strong> Analyseprozesses<br />

ist – erstens – ke<strong>in</strong>eswegs e<strong>in</strong> „Restdokument“, <strong>in</strong> dem zwar wichtige, aber weitgehend<br />

„formale“ Aussagen zur Hilfe versammelt s<strong>in</strong>d. Leistungsplanung (Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Zusatzleistungen,<br />

Umfang, Dauer) <strong>und</strong> Zielvere<strong>in</strong>barung s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> fachlicher H<strong>in</strong>sicht das Ergebnis e<strong>in</strong>es<br />

(nochmaligen) Aust<strong>aus</strong>ch-, Diskussions- <strong>und</strong> Vere<strong>in</strong>barungsprozesses zwischen allen maßgeblich<br />

an <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Hilfe mitwirkenden Beteiligten. Im Hilfeplangespräch mit AdressatInnen,<br />

Leistungserbr<strong>in</strong>gern <strong>und</strong> ASD-Fachkraft wird die im vorangegangenen Prozess erarbeitete<br />

„Marschrichtung“ noch e<strong>in</strong>mal geprüft <strong>und</strong> konkretisiert. Im Ergebnis entstehen<br />

Hilfepläne, die <strong>in</strong> ihrer Verb<strong>in</strong>dlichkeit von allen Beteiligten anerkannt <strong>und</strong> als Orientierungshilfe<br />

genutzt werden (können). Zweitens wird sichtbar, dass gute Hilfeplangespräche <strong>und</strong> dabei<br />

entstehende gute Hilfepläne e<strong>in</strong>er guten fachlichen Vorbereitung bedürfen, somit <strong>in</strong> ihrer<br />

Qualität maßgeblich von dem abhängig s<strong>in</strong>d, was im Vorfeld des Hilfeplangespräches passiert<br />

ist.<br />

2.4.3 Fortschreibungsdokumentation<br />

In <strong>der</strong> Fortschreibung ist neben <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schätzung des zurückliegenden Hilfezeitraumes die Bewertung<br />

se<strong>in</strong>er Ergebnisse (Teilzielerreichung) vorzunehmen sowie <strong>der</strong> erzieherische Bedarf zu<br />

prüfen. Der Dokumentation kommt dabei die Aufgabe zu, die Ergebnisse dieses Prozesses<br />

perspektivensensibel <strong>und</strong> nachvollziehbar zu fixieren. Dies gilt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für die Auswertung<br />

<strong>der</strong> im Hilfeplan vere<strong>in</strong>barten Teilziele sowie h<strong>in</strong>sichtlich vertiefen<strong>der</strong>, beschreiben<strong>der</strong><br />

Aussagen zum Hilfeverlauf <strong>und</strong> eventuellen beson<strong>der</strong>en Charakteristika. In fachlicher H<strong>in</strong>sicht<br />

ist diesbezüglich noch e<strong>in</strong>mal darauf h<strong>in</strong>zuweisen, dass es sich bei Fortschreibungsgesprächen<br />

niemals nur um e<strong>in</strong>e „objektive“ Bestandsaufnahme h<strong>in</strong>sichtlich des zurückliegenden Hilfezeitraumes<br />

handelt, son<strong>der</strong>n um e<strong>in</strong> f<strong>und</strong>iertes Bewertungs- <strong>und</strong> Planungsgeschehen, für das dieselben<br />

fachlichen Standards gelten wie für die Hilfeplanung <strong>in</strong>sgesamt (siehe bspw. die Anmerkungen<br />

zur Zielbewertung).<br />

Die im Rahmen des Modellprojektes erarbeiteten Dokumentationsvorlagen dokumentieren<br />

die Ergebnisse dieser Überprüfung <strong>und</strong> die dar<strong>aus</strong> gezogenen Schlussfolgerungen für die weitere<br />

Hilfeplanung. Im Mittelpunkt steht dabei zunächst die Überprüfung <strong>und</strong> Bewertung <strong>der</strong><br />

vere<strong>in</strong>barten Teilziele. In <strong>der</strong> Dokumentation werden neben e<strong>in</strong>er kompakten Beschreibung<br />

des zurückliegenden Hilfeverlaufes diesbezüglich<br />

● die vere<strong>in</strong>barten jeweiligen Teilziele für die e<strong>in</strong>zelnen Beteiligten,<br />

● die begründete E<strong>in</strong>schätzung ihrer Erreichung <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong> an <strong>der</strong> Hilfe Beteiligten<br />

sowie<br />

● e<strong>in</strong>e skalierte Bewertung ihres Erreichungsgrades, ebenfalls durch die e<strong>in</strong>zelnen Beteiligten<br />

festgehalten. Darüber h<strong>in</strong><strong>aus</strong> werden E<strong>in</strong>schätzungen zu Aspekten (Maßnahmen, Handlungen,<br />

Erfahrungen etc.) dokumentiert, die sich <strong>aus</strong> Sicht des jungen Menschen, <strong>der</strong> Eltern/ PSB sowie<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung beson<strong>der</strong>s positiv auf den Hilfeverlauf <strong>und</strong> die <strong>Arbeit</strong> an den Teilzielen<br />

<strong>aus</strong>gewirkt haben, sowie Maßnahmen, Handlungsschritte etc., die nach Ansicht <strong>der</strong> Beteiligten<br />

notwendig s<strong>in</strong>d, um (noch) offene Teilziele (besser) zu erreichen. Die hier abgebildeten<br />

Verfahrensschritte bilden die fachliche Gr<strong>und</strong>lage für das weitere Fortschreibungsgeschehen.<br />

Das Fortschreibungsgespräch wird durch mehrere Schritte vorbereitet. Vor dem Fortschreibungsterm<strong>in</strong><br />

ist vom Leistungserbr<strong>in</strong>ger e<strong>in</strong>e detaillierte E<strong>in</strong>schätzung des bisherigen Hilfever-<br />

52


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

laufes bei <strong>der</strong> zuständigen ASD-Fachkraft vorzulegen. Diese ist geme<strong>in</strong>sam mit dem betreffenden<br />

K<strong>in</strong>d/ Jugendlichen <strong>und</strong> ggf. unter Beteiligung <strong>der</strong> Eltern/ PSB zu erarbeiten <strong>und</strong> wird <strong>in</strong><br />

Auswertung bisheriger Erfahrungen mit Hilfeberichten <strong>in</strong> zwei Modellstandorten anhand e<strong>in</strong>es<br />

vorstrukturierten Hilfeberichtes dokumentiert. Dieser Bericht lehnt sich eng an die Fortschreibungsdokumentation<br />

an <strong>und</strong> ist somit sowohl fachlich als auch <strong>in</strong>haltlich auf das Fortschreibungsverfahren<br />

abgestimmt. Er be<strong>in</strong>haltet:<br />

● e<strong>in</strong>e offene Beschreibung <strong>und</strong> Auswertung des zurückliegenden Hilfeverlaufes,<br />

● E<strong>in</strong>schätzungen <strong>und</strong> Bewertungen h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> vere<strong>in</strong>barten Teilziele <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Bewertung<br />

ihres Erreichungsgrades durch die Beteiligten,<br />

● Aussagen zu positiven Hilfeaspekten sowie weiteren Handlungsbedarfen <strong>aus</strong> Sicht <strong>der</strong><br />

Beteiligten sowie<br />

● ggf. neue Teilziele bzw. Zielvorstellungen für den künftigen Hilfezeitraum.<br />

Entscheidendes fachliches Kriterium bei <strong>der</strong> Erarbeitung des Hilfeberichtes für das Fortschreibungsgespräch<br />

durch die leistungserbr<strong>in</strong>gende E<strong>in</strong>richtung ist die aktive Beteiligung <strong>der</strong> HilfenutzerInnen,<br />

also <strong>der</strong> jungen Menschen <strong>und</strong> ihrer Eltern/ PSB sowie ggf. an<strong>der</strong>er wichtiger<br />

Personen. Dadurch werden sie e<strong>in</strong>erseits mit Unterstützung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtungsfachkraft auf das<br />

Fortschreibungsgespräch vorbereitet, <strong>und</strong> erhalten an<strong>der</strong>erseits die Möglichkeit, sich aktiv<br />

<strong>und</strong> kritisch mit dem Hilfeverlauf <strong>und</strong> se<strong>in</strong>en Ergebnissen – im Diskurs mit dem Leistungserbr<strong>in</strong>ger<br />

– <strong>aus</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong>zusetzen, ihren „Stand“ bzgl. <strong>der</strong> vere<strong>in</strong>barten Teilziele zu reflektieren<br />

<strong>und</strong> geme<strong>in</strong>sam mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung erste Überlegungen zum weiteren Hilfeverlauf anzustellen.<br />

Der Fokus liegt dabei auf dem konkret zu vere<strong>in</strong>barenden Hilfezeitraum. Längerfristige<br />

Aspekte <strong>der</strong> Hilfe haben hier jedoch ebenso ihren Platz <strong>und</strong> sollten bei entsprechendem Bedarf<br />

nicht außer Acht gelassen werden. Der Bericht wird, sofern er nicht mit allen Beteiligten<br />

erarbeitet wurde o<strong>der</strong> werden konnte, diesen zur Kenntnis gegeben <strong>und</strong> von ihnen unterschrieben.<br />

Die erarbeiteten <strong>und</strong> dokumentierten Inhalte, Teilziele, Fragestellungen, Planungen<br />

etc. bilden die Ausgangsbasis für das eigentliche Fortschreibungsgespräch; <strong>der</strong> Bericht des<br />

Leistungserbr<strong>in</strong>gers ist Bestandteil des Hilfeplanes.<br />

Damit ist <strong>in</strong> mehrfacher H<strong>in</strong>sicht e<strong>in</strong>e optimale Vorbereitung des Hilfeplangespräches möglich:<br />

<strong>in</strong> systematischer H<strong>in</strong>sicht strukturieren die Dokumentationsanfor<strong>der</strong>ungen die Angaben für<br />

das Fortschreibungsgespräch vor, wodurch die erfor<strong>der</strong>liche Informationsbasis bereits im Vorfeld<br />

hergestellt wird. Bei den Beteiligten wird im Rahmen <strong>der</strong> Erarbeitung des <strong>Berichte</strong>s <strong>der</strong><br />

Reflexionsprozess über den zurückliegenden Hilfezeitraum angestoßen <strong>und</strong> strukturiert, so<br />

dass dieser nicht erst im unmittelbaren Vorfeld des Fortschreibungsgespräches <strong>in</strong>itiiert werden<br />

muss. Und nicht zuletzt kann so die verfügbare Zeit im eigentlichen Gespräch optimal genutzt<br />

werden, da die (mühsame) Verständigung über se<strong>in</strong> Anliegen, se<strong>in</strong>e Ziele <strong>und</strong> Inhalte entfällt<br />

bzw. abgekürzt wird. Alle wissen, worum es geht <strong>und</strong> was sie sagen wollen.<br />

Wenngleich die ASD-Fachkraft dadurch entlastet wird, was auch <strong>in</strong>tendiert ist, stellt dieser Bericht<br />

freilich nicht die alle<strong>in</strong>ige Gr<strong>und</strong>lage für die Gestaltung des Fortschreibungsgespräches<br />

<strong>und</strong> die weitere Hilfeplanung dar. Sie verfügt nunmehr zwar über verlässliche <strong>und</strong> umfassende<br />

Informationen, muss sich aber dennoch e<strong>in</strong> eigenes Bild vom Hilfeverlauf, se<strong>in</strong>en Ergebnissen<br />

<strong>und</strong> den Wahrnehmungen <strong>und</strong> Erfahrungen <strong>der</strong> Beteiligten, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> HilfenutzerInnen,<br />

machen. Die Fachkraft führt daher im Vorfeld <strong>der</strong> Fortschreibung e<strong>in</strong> Vier-Augen-Ge<br />

53


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

54<br />

Abbildung 11: Zuarbeit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung zur Vorbereitung des Fortschreibungsgepräches,<br />

Fachbereich Jugend <strong>und</strong> Soziales Zwickauer Land, Auszug<br />

Darstellung <strong>der</strong> <strong>Entwicklung</strong>/ Zielüberprüfung Zielüberprüfung zur zur Vorbereitung Vorbereitung des<br />

des<br />

Hilfeplangespräches Hilfeplangespräches für für das das (die) (die) K<strong>in</strong>d(er)/ K<strong>in</strong>d(er)/ den den Jugendlichen/ Jugendlichen/ jungen<br />

jungen<br />

Volljährigen/ Volljährigen/ die die Familie<br />

Familie<br />

...<br />

1. Hilfeverlauf/ <strong>Entwicklung</strong>sbericht für den Zeitraum<br />

(ges<strong>und</strong>heitl. Bereich, Schule/Beruf, Sozialverhalten <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung, Kontakte zu<br />

Eltern <strong>und</strong> sozialem Umfeld)<br />

2. Auswertung <strong>der</strong> erarbeiteten Teilziele <strong>aus</strong> dem Hilfeplan vom ...<br />

Wurden die Teilziele erreicht?<br />

Was ist warum beson<strong>der</strong>s gut o<strong>der</strong> weniger gut gelungen?<br />

Teilziel:___________________________________________________________________<br />

<strong>aus</strong> Sicht des K<strong>in</strong>des/Jugendlichen/<br />

jungen Volljährigen<br />

<strong>aus</strong> Sicht <strong>der</strong> Eltern<br />

<strong>aus</strong> Sicht <strong>der</strong> Betreuer<br />

<strong>aus</strong> Sicht and. Beteiligter<br />

3. Welche Verän<strong>der</strong>ungen/ Teilziele möchte ich noch erreichen? Welche Unterstützung<br />

<strong>und</strong> welchen Zeitrahmen benötige ich dazu?<br />

Verän<strong>der</strong>ung/ Teilziel Schritte Zeit<br />

<strong>aus</strong> Sicht des K/J/j.V.<br />

<strong>aus</strong> Sicht <strong>der</strong> Eltern<br />

<strong>aus</strong> Sicht <strong>der</strong> Betreuer<br />

<strong>aus</strong> Sicht and. Beteiligter<br />

4. Wünsche <strong>und</strong> Vorstellungen für die es ke<strong>in</strong>e Übere<strong>in</strong>stimmung gibt<br />

5. Vorschläge für den weiteren Hilfeverlauf:<br />

K<strong>in</strong>d/Jugendlicher/j.Vollj. Eltern<br />

Betreuer<strong>in</strong> and. Beteiligte


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

spräch mit dem jungen Menschen, um se<strong>in</strong>e Sichtweisen auf die Hilfe <strong>und</strong> ihren Verlauf <strong>aus</strong><br />

erster Hand kennenzulernen <strong>und</strong> das Fortschreibungsgespräch vorzubereiten. In Abhängigkeit<br />

vom Charakter <strong>der</strong> Erziehungshilfe wird dieses Gespräch mit <strong>der</strong> gesamten Familie durchgeführt.<br />

Im weiteren Verlauf des Fortschreibungsgespräches werden die (neuen) Teilziele für den zu<br />

planenden Hilfezeitraum mit den Beteiligten erarbeitet <strong>und</strong> dokumentiert, geeignete Handlungsschritte<br />

vere<strong>in</strong>bart <strong>und</strong> term<strong>in</strong>iert. Tatbestände, über die ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>igung erzielt wurde,<br />

werden geson<strong>der</strong>t festgehalten, so dass sie zu e<strong>in</strong>em späteren Zeitpunkt angesprochen werden<br />

<strong>und</strong> ggf. <strong>in</strong> die neuerliche Hilfeplanung e<strong>in</strong>fließen können. Durch die fallführende Fachkraft<br />

beim ASD ist e<strong>in</strong>e Begründung für die Fortsetzung/ Abän<strong>der</strong>ung o<strong>der</strong> Beendigung <strong>der</strong><br />

Hilfe zu dokumentieren. Die weitere Dokumentation erfolgt analog zu <strong>der</strong> <strong>in</strong> den Hilfeplänen:<br />

Hilfeform, Leistungen <strong>und</strong> Leistungsumfang, weitere Absprachen <strong>und</strong> die Unterschrift aller Beteiligten.<br />

2.4.4 Hilfebeendigung<br />

Der Hilfebeendigung <strong>und</strong> ihrer Dokumentation kommt mit Blick auf die Qualitätsdebatte <strong>in</strong><br />

den erzieherischen Hilfen e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Bedeutung zu. Die Frage nach den Ergebnissen e<strong>in</strong>er<br />

Hilfe zur Erziehung kann – unter Beachtung konzeptioneller <strong>und</strong> methodischer Unschärfen<br />

– erst am Ende e<strong>in</strong>er konkreten Leistung beantwortet werden. Hierfür können e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />

von direkten <strong>und</strong> <strong>in</strong>direkten Indikatoren herangezogen werden, was <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong> auch häufig<br />

geschieht. Dazu s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e formale Daten zu rechnen, die bei e<strong>in</strong>er Hilfeleistung „ohneh<strong>in</strong>“<br />

anfallen bzw. durch die amtliche K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendhilfestatistik erfasst werden <strong>und</strong><br />

Rückschlüsse auf den Erfolg e<strong>in</strong>er Hilfe zulassen. E<strong>in</strong> Beispiel dafür ist <strong>der</strong> schulische Status am<br />

Ende e<strong>in</strong>er Hilfe bzw. <strong>der</strong> während <strong>der</strong> Hilfe erzielte Schulabschluss. E<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es die Art bzw.<br />

<strong>der</strong> Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Beendigung e<strong>in</strong>er Hilfe.<br />

Darüber h<strong>in</strong><strong>aus</strong> lassen sich zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Beendigung e<strong>in</strong>er Erziehungshilfe gewissermaßen<br />

abschließende Informationen erfassen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Auswertung zuführen, die hilfreich s<strong>in</strong>d<br />

bei <strong>der</strong> Bewertung e<strong>in</strong>er Leistung unter Gesichtspunkten <strong>der</strong> Prozess- <strong>und</strong> Ergebnisqualität.<br />

Hierzu s<strong>in</strong>d die Dauer <strong>der</strong> Hilfe, die aufgewendeten Kosten o<strong>der</strong> auch die Anzahl <strong>der</strong> Fortschreibungen/<br />

Verlängerungen zu rechnen.<br />

E<strong>in</strong>e dritte Kategorie hilfreicher Informationen resultiert <strong>aus</strong> <strong>der</strong> systematischen Erarbeitung<br />

<strong>und</strong> Vere<strong>in</strong>barung von Zielen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hilfeplanung sowie <strong>der</strong>en Überprüfung <strong>und</strong> Fortschreibung<br />

während <strong>der</strong> Hilfe. Der Grad <strong>der</strong> Erreichung dieser Ziele ermöglicht Aussagen über den<br />

Erfolg e<strong>in</strong>er Hilfe, wobei am Ende <strong>der</strong>selben die Frage nach den Haupt- o<strong>der</strong> Wirkungszielen<br />

im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> steht.<br />

Im Rahmen des Modellprojektes wurde <strong>in</strong> den Standorten <strong>der</strong> Verfahrensschritt „Beendigung<br />

e<strong>in</strong>er Hilfe“ sowie die dazu gehörige Dokumentation weiter- bzw. neu entwickelt. Ausgangspunkt<br />

war die übere<strong>in</strong>stimmende E<strong>in</strong>schätzung, dass dieser letzte Schritt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hilfeplanung<br />

bislang konzeptionell kaum <strong>aus</strong>gearbeitet war. Ziel war daher e<strong>in</strong>erseits dessen fachliche Qualifizierung<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits die Erschließung <strong>und</strong> Nutzung systematischer Informationen für<br />

die Reflexion <strong>und</strong> Bewertung e<strong>in</strong>er Hilfe als Gesamtprozess. Nicht zuletzt war <strong>in</strong>tendiert, Instrumente<br />

<strong>und</strong> Indikatoren <strong>in</strong> die Hilfeplanung e<strong>in</strong>zuführen, die standardisierbare Daten für<br />

das Controll<strong>in</strong>g zur Verfügung stellen – auch <strong>und</strong> v.a. auf <strong>der</strong> Ergebnisdimension (Verweis setzen).<br />

Mit Blick auf die Dokumentation war es zunächst von Belang, alle hilfebezogenen Informationen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>heitlichen Dokument zu erfassen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei den Daten <strong>der</strong> ers-<br />

55


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

ten beiden Kategorien. Diese Daten „fallen an“ <strong>und</strong> werden s<strong>in</strong>nvollerweise an e<strong>in</strong>em Ort dokumentiert<br />

(s. CD: NOL, Hilfeplanung, N13).<br />

Bei <strong>der</strong> Beendigung e<strong>in</strong>er Hilfe wird Bilanz gezogen über ihren Verlauf <strong>und</strong> ihre Ergebnisse,<br />

das bedeutet, dass die Beteiligten <strong>aus</strong> ihrer Sicht E<strong>in</strong>schätzungen darüber abgeben, wie sie<br />

die Hilfe erlebt haben, ob sie ihre Erwartungen erfüllt sehen <strong>und</strong> ob die angestrebten <strong>und</strong> vere<strong>in</strong>barten<br />

Hilfeziele erreicht werden konnten. Das abschließende Hilfeplangespräch setzt<br />

e<strong>in</strong>en Schlusspunkt unter die Maßnahme <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e nicht selten mehrjährige Zusammenarbeit<br />

von K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendhilfe, jungen Menschen <strong>und</strong> Familien. Das abschließende Hilfeplangespräch<br />

bzw. den Verfahrensschritt „Hilfebeendigung“ qualifiziert zu gestalten ist daher <strong>in</strong><br />

mehrfacher H<strong>in</strong>sicht von Bedeutung:<br />

● Die AdressatInnen bzw. NutzerInnen können die Hilfe für sich bilanzieren <strong>und</strong> ihr Urteil,<br />

ihre Sichtweisen kommunizieren. Ihnen wird die Möglichkeit e<strong>in</strong>geräumt, Kritik zu<br />

üben. Im Aust<strong>aus</strong>ch mit den Fachkräften können zudem Perspektiven <strong>und</strong> „<strong>aus</strong>stehende“<br />

Aufgaben <strong>und</strong> Wege zu ihrer selbständigen Bewältigung angesprochen <strong>und</strong> beraten<br />

werden. Insofern hat das Gespräch auch e<strong>in</strong>e Beratungsfunktion. Und schließlich<br />

erhalten die AdressatInnen von den Fachkräften e<strong>in</strong> Feedback, erfahren sie etwas über<br />

<strong>der</strong>en Wahrnehmungen von <strong>der</strong> Hilfe, ihrem Verlauf <strong>und</strong> ihren Ergebnissen – worauf sie<br />

e<strong>in</strong> Recht haben. Diese Punkte ist unter Gesichtspunkten <strong>der</strong> Beteiligung <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Wertschätzung von e<strong>in</strong>iger Bedeutung.<br />

● Darüber h<strong>in</strong><strong>aus</strong> ist ggf. über Anschlusshilfen bzw. nachgehende Maßnahmen zu beraten,<br />

sofern bei den AdressatInnen entsprechen<strong>der</strong> Bedarf gesehen bzw. von diesen<br />

nachgefragt wird. Es geht mith<strong>in</strong> auch um e<strong>in</strong> Stück geme<strong>in</strong>samer Perspektivenentwicklung.<br />

● Die Fachkräfte erhalten ihrerseits wertvolle Informationen für die Reflexion von Hilfeplanung<br />

<strong>und</strong> Hilfeprozess <strong>und</strong> nicht zuletzt die Bewertung des Hilfeerfolges <strong>aus</strong> Sicht<br />

<strong>der</strong> EmpfängerInnen.<br />

Vor<strong>aus</strong>setzung ist e<strong>in</strong>e entsprechende konzeptionelle F<strong>und</strong>ierung, Vorbereitung <strong>und</strong> Ausgestaltung<br />

dieses Hilfeplanungsschrittes. Das Zusammenwirken von AdressatInnen, ASD <strong>und</strong> Hilfe<br />

leisten<strong>der</strong> Stelle spielt dabei wie im gesamten Hilfeprozess e<strong>in</strong>e wichtige Rolle, was <strong>in</strong> den<br />

Verfahren systematisch zu berücksichtigen ist. Des Weiteren s<strong>in</strong>d die <strong>in</strong>teressierenden Themen<br />

<strong>und</strong> Fragestellungen zu klären, um – analog zur Fortschreibung – e<strong>in</strong>e optimale Vorbereitung<br />

<strong>und</strong> Durchführung des abschließenden Hilfeplangespräches zu gewährleisten <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits<br />

freilich die Informationen zu erhalten, die als beson<strong>der</strong>s bedeutsam angesehen werden. Die<br />

<strong>aus</strong>gehend von diesen Überlegungen <strong>und</strong> Zielsetzungen im Modellprojekt realisierte Qualifizierungsarbeit<br />

kann anhand <strong>der</strong> entwickelten Dokumentations<strong>in</strong>strumente recht gut veranschaulicht<br />

werden.<br />

Im Wesentlichen kommt e<strong>in</strong> dreiteiliges Dokumentations<strong>in</strong>strumentarium zur Anwendung.<br />

Analog zur Fortschreibung erarbeitet die Fachkraft <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung bzw. dem Dienst geme<strong>in</strong>sam<br />

mit den HilfenutzerInnen e<strong>in</strong>en abschließenden, standardisierten Bericht zur Hilfe<br />

<strong>und</strong> leitet diesen <strong>der</strong> Fachkraft beim ASD zur Vorbereitung des Abschlussgespräches zu. Inhalt<br />

dieses <strong>Berichte</strong>s s<strong>in</strong>d:<br />

56<br />

● die zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Hilfe formulierten Wirkungsziele <strong>der</strong> AdressatInnen, ggf. <strong>in</strong> während<br />

des Hilfeverlaufes verän<strong>der</strong>ter Form,<br />

● e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schätzung des Erreichungsgrades <strong>der</strong> Wirkungsziele <strong>der</strong> Beteiligten durch die<br />

Beteiligten <strong>in</strong> standardisierter Form (Ord<strong>in</strong>alskala),


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

● Aussagen <strong>der</strong> Beteiligten zu Aspekten, die ihrer Ansicht nach zur Erreichung ihrer Wirkungsziele<br />

<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>em Maße beigetragen haben,<br />

● Aussagen zu Aspekten, die sich <strong>aus</strong> Sicht <strong>der</strong> Beteiligten nicht so positiv wie erhofft<br />

entwickelt haben <strong>und</strong> den Gründen dafür,<br />

● e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> Beteiligten dah<strong>in</strong>gehend, ob <strong>und</strong> <strong>in</strong>wieweit sich ihre Erwartungen<br />

an die Hilfe erfüllt haben sowie<br />

● Platz für offene Äußerungen <strong>der</strong> Beteiligten zur Hilfe, ihren Erfahrungen mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung,<br />

<strong>der</strong> Jugendhilfe etc.<br />

Abgeschlossen wird <strong>der</strong> Bericht durch e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>sam erarbeitete E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

des jungen Menschen während <strong>der</strong> Hilfe, wo <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Erfolge <strong>und</strong> Fortschritte<br />

her<strong>aus</strong>gearbeitet <strong>und</strong> dargestellt werden sollten. Der Bericht wird durch die Beteiligten unterschrieben<br />

<strong>und</strong> im Anschluss an den ASD weitergeleitet.<br />

Ebenso wie bei <strong>der</strong> Vorbereitung <strong>der</strong> Fortschreibungsgepräche durch e<strong>in</strong>en Bericht <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung<br />

an den ASD s<strong>in</strong>d dessen Inhalte bei Hilfebeendigung auf die Fragestellungen <strong>und</strong> Informationsbedürfnisse<br />

des Abschlussgespräches sowie h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>er abschließenden Gesamtbewertung<br />

des Hilfeverlaufes <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er Ergebnisse zugeschnitten. Intendiert ist ebenfalls<br />

e<strong>in</strong>e optimale Vorbereitung <strong>der</strong> AdressatInnen, aber auch <strong>der</strong> Fachkräfte auf das abschließende<br />

Hilfeplangespräch. Im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> steht jedoch die geme<strong>in</strong>same Reflexion <strong>und</strong> Bewertung<br />

des Hilfeverlaufes, <strong>der</strong> erzielten Erfolge <strong>und</strong> <strong>der</strong> Fortschritte des jungen Menschen bzw. <strong>der</strong><br />

Familie. Zentrales fachliches Kriterium ist mith<strong>in</strong> die aktive Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung <strong>der</strong> Beteiligten,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> AdressatInnen, mit <strong>der</strong> Hilfe, ihren selbst erarbeiteten Zielen, <strong>der</strong>en Erreichung,<br />

jenen Aktivitäten, Verhaltensweisen, Maßnahmen etc. die zu ihrer Erreichung beigetragen<br />

o<strong>der</strong> diese beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t haben <strong>und</strong> mith<strong>in</strong> <strong>der</strong>en Beitrag o<strong>der</strong> Anteil an <strong>der</strong><br />

(erfolgreichen) Hilferealisierung.<br />

In e<strong>in</strong>em zweiten Berichtsraster nimmt die betreuende Fachkraft <strong>aus</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung bzw. dem<br />

Dienst vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> ihres Fachwissens <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kenntnis des Falles bzw. des jungen<br />

Menschen <strong>und</strong>/ o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Familie e<strong>in</strong>e knappe, standardisierte E<strong>in</strong>schätzung des <strong>Entwicklung</strong>sstandes<br />

des jungen Menschen am Ende <strong>der</strong> Hilfe vor. Beurteilt werden anhand e<strong>in</strong>er Skala die<br />

Verän<strong>der</strong>ung des <strong>in</strong>dividuellen <strong>Entwicklung</strong>sstandes <strong>in</strong> den Bereichen Schulisches/ Ausbildungsverhalten,<br />

ges<strong>und</strong>heitliche Situation, Sozialverhalten/ Kooperationsfähigkeit, Kommunikation/<br />

Konfliktfähigkeit, Freizeitverhalten/ -<strong>in</strong>teressen, Kompetenzen <strong>der</strong> Lebensführung/<br />

Selbständigkeit (altersabhängig), Selbstbild/ Selbstvertrauen/ psychische Stabilität, Integration<br />

<strong>in</strong> das soziale Umfeld sowie familiäre Situation/ Eltern-K<strong>in</strong>d-Beziehung. Dieses Raster wird von<br />

<strong>der</strong> Fachkraft alle<strong>in</strong> unter Anwendung ihrer entwicklungspsychologischen <strong>und</strong> sozialpädagogischen<br />

Fachkenntnisse <strong>und</strong> Maßstäbe erarbeitet. Damit steht am Ende <strong>der</strong> Hilfe e<strong>in</strong>e, wenn<br />

auch sehr knappe, fachlich-pädagogische E<strong>in</strong>schätzung des jungen Menschen <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er Fähigkeiten<br />

<strong>und</strong> Kompetenzen bzw. <strong>der</strong>en Verän<strong>der</strong>ung während <strong>der</strong> Hilfe zur Verfügung, die<br />

auch Aussagen zur Ergebnisqualität <strong>der</strong> Hilfe auf pädagogischer Ebene ermöglicht. Dieser<br />

zweite Berichtsteil geht ebenfalls im Vorfeld des Abschlussgespräches an die fallverantwortliche<br />

Fachkraft im ASD. Er repräsentiert gewissermaßen das erste von letztendlich zwei fachlichen<br />

Urteilen über die <strong>Entwicklung</strong> des jungen Menschen im Hilfezeitraum.<br />

Vor dem abschließenden Hilfeplangespräch führt die ASD-Fachkraft mit dem K<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> Jugendlichen<br />

bzw. <strong>der</strong> Familie wie<strong>der</strong>um e<strong>in</strong> persönliches Gespräch. Anliegen, Inhalte <strong>und</strong> Intentionen<br />

des Abschlussgespräches wurden oben bereits dargestellt; betont sei nochmals, dass<br />

neben <strong>der</strong> teilzielbezogenen Auswertung des letzten Hilfeabschnittes die Perspektive auf die<br />

Hilfe als Ganzes <strong>und</strong> die Wirkungsziele <strong>der</strong> Beteiligten geweitet wird.<br />

57


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Nach Beendigung <strong>der</strong> Hilfe füllt die ASD-Fachkraft e<strong>in</strong>en Controll<strong>in</strong>gbogen <strong>aus</strong>. Dieser enthält<br />

neben Daten <strong>und</strong> Informationen auf e<strong>in</strong>em recht formalen Niveau e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schätzung zu den<br />

Wirkungszielen bzw. <strong>der</strong>en Erreichungsgrad für die unterschiedlichen Beteiligten, e<strong>in</strong>e übergreifende<br />

E<strong>in</strong>schätzung zum durchschnittlichen Niveau <strong>der</strong> Teilzielerreichung, zu den Perspektiven<br />

des jungen Menschen <strong>und</strong>/ o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Familie bei Hilfebeendigung bzw. nach <strong>der</strong> Hilfe sowie<br />

e<strong>in</strong>e Gesamtbewertung <strong>der</strong> Hilfe <strong>und</strong> ihrer Teilprozesse <strong>aus</strong> Sicht <strong>der</strong> Fachkraft.<br />

Mittels des Controll<strong>in</strong>gbogens werden abschließend die wichtigsten Prozess- <strong>und</strong> Ergebnis<strong>in</strong>formationen<br />

zur Hilfe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er standardisierten Form zentral erfasst <strong>und</strong> dem Controll<strong>in</strong>g zur<br />

Verfügung gestellt – er ist Bestandteil des Controll<strong>in</strong>gsystems für die erzieherischen Hilfen<br />

(vgl. S. 79 ff.).<br />

„Hilfepläne nehmen im Verlauf von Informationssammlung, Beratung, Entscheidung, <strong>und</strong> daran<br />

anschließen<strong>der</strong> Gewährung e<strong>in</strong>er Hilfe e<strong>in</strong>en zentralen Stellenwert e<strong>in</strong>, da mit ihnen die Ergebnisse<br />

<strong>der</strong> diagnostischen <strong>und</strong> planenden <strong>Arbeit</strong> festgehalten <strong>und</strong> dokumentiert werden<br />

sollen. Der Hilfeplan stellt darüber h<strong>in</strong><strong>aus</strong> e<strong>in</strong> Dokument dar, mit dem nachgewiesen werden<br />

kann, dass Handlungsschritte systematisch, zielorientiert <strong>und</strong> methodisch reflektiert vorgenommen<br />

worden s<strong>in</strong>d. Zentrale Aufgabe des Hilfeplanes ist also nicht nur die Dokumentation<br />

von Entscheidungsergebnissen, son<strong>der</strong>n auch die schriftliche Darlegung darüber, wie solche<br />

Entscheidungen geplant <strong>und</strong> zustande gekommen s<strong>in</strong>d“ (Becker 1999, S. 58).<br />

Diesen umfassenden Anspruch <strong>in</strong> die <strong>Praxis</strong> umzusetzen <strong>und</strong> die hierfür erfor<strong>der</strong>lichen Dokumentationsschritte<br />

<strong>und</strong> -<strong>in</strong>strumente möglichst nahtlos <strong>in</strong> die <strong>Praxis</strong> e<strong>in</strong>zuführen s<strong>in</strong>d Motiv<br />

<strong>und</strong> Zielstellung <strong>der</strong> dargestellten Verfahrens- <strong>und</strong> Dokumentationsstrategie. Von entscheiden<strong>der</strong><br />

Bedeutung ist die E<strong>in</strong>bettung <strong>der</strong> Dokumentations<strong>in</strong>strumente <strong>in</strong> das Hilfeplanverfahren<br />

<strong>und</strong> ihre Abstimmung mit dessen fachlichen <strong>und</strong> organisatorischen Gr<strong>und</strong>lagen. In <strong>der</strong><br />

<strong>Praxis</strong>erprobung hat sich gezeigt, dass e<strong>in</strong>e klar strukturierte <strong>und</strong> an fachlichen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>aus</strong>gerichtete, str<strong>in</strong>gente Dokumentation von Hilfeplanungs- <strong>und</strong> -verlaufsprozessen zu e<strong>in</strong>er<br />

Steigerung von Fachlichkeit, Reflexivität <strong>und</strong> Systematik bei <strong>der</strong> Entscheidungsf<strong>in</strong>dung, ihrer<br />

Begründung <strong>und</strong> nicht zuletzt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Aktenführung beitragen kann. Ebenso konnte damit<br />

e<strong>in</strong> unterstützen<strong>der</strong> Beitrag geleistet werden zu Qualifizierung <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> an den Schnittstellen<br />

im Hilfeplanungsprozess, <strong>in</strong>dem mit den zu dokumentierenden Sachverhalten Verfahrensschritte<br />

e<strong>in</strong>gefor<strong>der</strong>t werden, die nach fachlich-professionellen Gr<strong>und</strong>sätzen umzusetzen s<strong>in</strong>d.<br />

Nicht zuletzt konnten Transparenz <strong>und</strong> Nachvollziehbarkeit gesteigert <strong>und</strong> die Beteiligung <strong>der</strong><br />

AdressatInnen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>ger am gesamten Hilfeplanungsprozess fachlich qualifiziert<br />

<strong>und</strong> gestärkt werden.<br />

2.5 Zusammenfassung<br />

Hilfeplanung ist gängige <strong>Praxis</strong> an allen Jugendämtern <strong>und</strong> <strong>in</strong>sofern mag sich die Frage aufdrängen,<br />

warum diese zum Gegenstand modellhafter Qualifizierung <strong>und</strong> Weiterentwicklung<br />

gemacht werden muss. Die Antwort darauf liegt weniger <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tatsache des Modellprojektes<br />

als solchem begründet, dies stellte „nur“ günstige Rahmenbed<strong>in</strong>gungen zur Verfügung, son<strong>der</strong>n<br />

ergibt sich <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Bedeutung, die gute Hilfeplanung für die erzieherischen Hilfen –<br />

AdressatInnen, Fachkräfte <strong>und</strong> über die Passgenauigkeit <strong>der</strong> Hilfeentscheidungen letztlich<br />

auch für den H<strong>aus</strong>halt – hat. Ebenso ergibt sie sich <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Notwendigkeit e<strong>in</strong>er kont<strong>in</strong>uierlichen<br />

reflektierten Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit Verfahren, Instrumenten <strong>und</strong> Handlungsverständnissen<br />

<strong>der</strong> an den Hilfeverfahren Beteiligten. Hilfeplanung, so zeigen auch die fachlichen Diskurse<br />

<strong>der</strong> letzten Jahre (B<strong>und</strong>esmodellprogramm „Hilfeplanung als Kontraktmanagement“,<br />

neue „Empfehlungen zur Hilfeplanung nach § 36 SGB VIII“ des Deutschen Vere<strong>in</strong>s), bietet<br />

nicht nur Raum, son<strong>der</strong>n erfor<strong>der</strong>t geradezu regelmäßige Reflexion, Analyse <strong>und</strong> Weiterent-<br />

58


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

wicklung, <strong>und</strong> zwar i.S. e<strong>in</strong>er Organisationsaufgabe.Die im Rahmen des Modellprojektes vorgenommene<br />

Untersuchung <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong> <strong>der</strong> <strong>Berichte</strong>rstattung zu E<strong>in</strong>zelfallhilfen im Vorfeld von<br />

Fortschreibungen – e<strong>in</strong>e wichtige Schnittstelle zwischen ASD <strong>und</strong> Hilfe leisten<strong>der</strong> Stelle – illustriert<br />

dies sehr gut. Die Analyse nämlich hat erhebliche Verbesserungs- <strong>und</strong> Qualifizierungsmöglichkeiten<br />

zu Tage geför<strong>der</strong>t:<br />

● <strong>Berichte</strong> zwischen e<strong>in</strong>zelnen Trägern <strong>und</strong> E<strong>in</strong>richtungen, mitunter zwischen Fällen e<strong>in</strong>er<br />

E<strong>in</strong>richtung o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es Dienstes fallen strukturell <strong>und</strong> <strong>in</strong>haltlich sehr unterschiedlich <strong>aus</strong>.<br />

Damit geht e<strong>in</strong> hoher Erarbeitungs-, Analyse- <strong>und</strong> Verständigungsaufwand bei den Beteiligten<br />

e<strong>in</strong>her.<br />

● Hilfeberichte enthalten durch<strong>aus</strong> häufig nicht die gewünschten o<strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Informationen<br />

– <strong>in</strong> h<strong>in</strong>reichendem Konkretisierungsgrad – für e<strong>in</strong>e Bewertung <strong>und</strong> weitere<br />

Planung e<strong>in</strong>er erzieherischen Hilfe im E<strong>in</strong>zelfall, was zusätzliche Kommunikationsschleifen<br />

erfor<strong>der</strong>lich macht <strong>und</strong> das eigentliche Fortschreibungsgespräch belastet.<br />

● Zurückzuführen ist dies auch darauf, dass die Kriterien für e<strong>in</strong>e gute Hilfeberichterstattung<br />

seitens des ASD nicht h<strong>in</strong>reichend deutlich gemacht, begründet <strong>und</strong> e<strong>in</strong>gefor<strong>der</strong>t<br />

werden. Damit ist es den E<strong>in</strong>richtungen „frei gestellt“, wie sie berichten – e<strong>in</strong> Zustand,<br />

den sie nicht immer begrüßen.<br />

Dieser letzte Punkt macht deutlich, dass gute <strong>Berichte</strong>rstattung <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge e<strong>in</strong>e fachlich<br />

f<strong>und</strong>ierte Fortschreibungspraxis nicht nur e<strong>in</strong>e Frage <strong>der</strong> Dokumentationsvorlagen s<strong>in</strong>d, son<strong>der</strong>n<br />

Ergebnis e<strong>in</strong>er qualifizierten <strong>Praxis</strong> <strong>der</strong> Hilfeplanung als Gesamtprozess sowie e<strong>in</strong>er darauf<br />

bezogenen f<strong>und</strong>ierten <strong>und</strong> funktionierenden Kooperation zwischen öffentlichem Träger<br />

<strong>und</strong> freien Trägern bei E<strong>in</strong>zelfallhilfen.<br />

In <strong>der</strong> Zusammenschau hat das Modellprojekt gezeigt, dass e<strong>in</strong>e systematische Bestandsaufnahme<br />

<strong>und</strong> Analyse <strong>der</strong> laufenden <strong>Praxis</strong> lohnend ist <strong>und</strong> vielfältige <strong>Entwicklung</strong>spotentiale erschließen<br />

hilft. Dies betrifft e<strong>in</strong>erseits die praxiswirksame Rezeption aktueller fachlicher <strong>Entwicklung</strong>en<br />

– <strong>und</strong> die konzeptionelle Diskussion um die Hilfeplanung ist nach wie vor<br />

<strong>aus</strong>gesprochen lebendig – <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits die kritische Prüfung von Handlungs-, Verfahrens-<br />

Methoden- <strong>und</strong> Dokumentationsrout<strong>in</strong>en <strong>in</strong> Jugendämtern <strong>und</strong> ASD, aber auch bei E<strong>in</strong>richtungen<br />

<strong>und</strong> Diensten <strong>der</strong> freien bzw. privat-gewerblichen Erziehungshilfe.<br />

59


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

60<br />

Abbildung 12: Formale Daten Hilfedokumentation bei Beendigung – Controll<strong>in</strong>g ASD,<br />

Auszug<br />

...<br />

1. Gr<strong>und</strong>daten<br />

Hilfeart/ -form: ggf. vor<strong>aus</strong>gegangene<br />

Hilfe(n), e<strong>in</strong>schl.<br />

Dauer <strong>in</strong> Monaten:<br />

Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> Hilfegewährung<br />

E<strong>in</strong>richtung/ Dienst:<br />

Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Hilfe: Monat: Jahr:<br />

Dauer:<br />

Dauer:<br />

Dauer:<br />

Antrag � Übernahme � Inobhutnahme �<br />

gerichtl. Anordnung � Wechsel <strong>der</strong> Hilfeform � <strong>aus</strong>:<br />

Ende <strong>der</strong> Hilfe: Monat: Jahr: Laufzeit <strong>in</strong> Monaten:<br />

bei ambulanten Hilfen:<br />

Anzahl <strong>der</strong> erbrachten FLS:<br />

Anzahl Fortschreibungen:<br />

Anzahl Fallcontroll<strong>in</strong>g<br />

Verän<strong>der</strong>ungen bei<br />

Umfang <strong>der</strong> FLS <strong>in</strong><br />

HPV<br />

Befristung bis: Verlängerung(en) � Anzahl:<br />

Gesamtkosten <strong>der</strong> Hilfe<br />

anschließende Hilfe(n)<br />

2. Hilfebeendigung<br />

2.1 Anlass <strong>der</strong> Hilfebeendigung (Mehrfachnennungen möglich)<br />

Anlass Anlass<br />

Ergänzung<br />

Ergänzung<br />

Abschluss � laut Hilfeplan: ja/ ne<strong>in</strong><br />

vorzeitige Beendigung � Begründung:<br />

Wechsel <strong>in</strong> an<strong>der</strong>e Hilfeform � <strong>in</strong>:<br />

Zuständigkeitswechsel � Abgabe an:<br />

Adoptionspflege �<br />

...<br />

2. 2 Gründe <strong>der</strong> Hilfebeendigung (Mehrfachnennungen möglich)<br />

2. 2. 1 Die Hilfe wurde e<strong>in</strong>vernehmlich beendet: ja � ne<strong>in</strong> �<br />

...<br />

Erhöhung �<br />

Reduzierung �


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

3 Leistungen <strong>und</strong> ihre Qualität vere<strong>in</strong>baren<br />

E<strong>in</strong>e weitere Aufgabenstellung des Modellprojektes bestand <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>und</strong> Erprobung<br />

e<strong>in</strong>es Controll<strong>in</strong>gsystems für Leistungs-, Entgelt- <strong>und</strong> Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen<br />

gem. § 78 a ff. SGB VIII. Damit war die Erwartung verb<strong>und</strong>en, die aktuelle Vere<strong>in</strong>barungspraxis<br />

transparenter zu gestalten bzw. Instrumente zur Überprüfung <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>barungs<strong>in</strong>halte<br />

<strong>und</strong> ihrer tatsächlichen Umsetzung sowie <strong>der</strong> dar<strong>aus</strong> entstandenen (Kosten-)Effekte zur Verfügung<br />

zu stellen. Diese Erwartungshaltung wird e<strong>in</strong>sichtig, wenn man e<strong>in</strong>en Blick <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

auf die Kostenentwicklung im Bereich <strong>der</strong> Hilfen zur Erziehung seit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>barungen<br />

nach § 78 b SGB VIII wirft. So machte sich laut Alfons Wissmann „zum<strong>in</strong>dest h<strong>in</strong>sichtlich<br />

des Zieles <strong>der</strong> Kostendämpfung überwiegend große Enttäuschung breit [...] Gerade <strong>in</strong><br />

den Län<strong>der</strong>n, so auch <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, die mit <strong>der</strong> Umsetzung des neuen Entgeltsystems<br />

frühzeitig begonnen haben, hat es z.T. sehr hohe <strong>und</strong> nicht selten sogar zweistellige Steigerungsraten<br />

bei den Entgelten gegeben“ (<strong>der</strong>s. 2003, S. 45).<br />

Allerd<strong>in</strong>gs standen die Jugendämter bei <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Bestimmungen <strong>der</strong> §§ 78 a ff.<br />

SGB VIII <strong>in</strong> mehrfacher H<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kritik. In den Vere<strong>in</strong>barungsverhandlungen wird selten<br />

<strong>in</strong> die <strong>in</strong>haltliche Debatte e<strong>in</strong>getreten wird, son<strong>der</strong>n Entgelte vielmehr p<strong>aus</strong>chal fortgeschrieben.<br />

Umgekehrt s<strong>in</strong>d Jugendämter als Vertreter des öffentlichen Trägers häufig nur an den<br />

Entgeltvere<strong>in</strong>barungen bzw. diesbezüglichen Verhandlungen <strong>in</strong>teressiert. In e<strong>in</strong>er ganzen Reihe<br />

von <strong>Praxis</strong>berichten wird (bspw. Struck 2003; Kröger 2003; aber auch Mün<strong>der</strong>/ Tammen<br />

2003) deutlich, dass den Entgeltvere<strong>in</strong>barungen Priorität e<strong>in</strong>geräumt wird, die Leistungs- <strong>und</strong><br />

Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> treten. Vergleiche entlang des Preises<br />

für e<strong>in</strong> Leistungsangebot ignorieren jedoch, dass ohne e<strong>in</strong>en Bezug zur Leistung <strong>und</strong> ihrer<br />

Qualität e<strong>in</strong> Vergleich nicht möglich, ja gar nicht zulässig ist (vgl. Kröger 2003, S. 31).<br />

Damit korrespondiert schließlich e<strong>in</strong> dritter Kritikpunkt. Aussagen über Gewährleistung, Bewertung<br />

<strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong> von Qualität s<strong>in</strong>d als Inhalte <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>barungen zwar explizit gefor<strong>der</strong>t.<br />

In <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong> wurde die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit Fragen <strong>der</strong> Qualitätsentwicklung zumeist<br />

alle<strong>in</strong> den (freien) Trägern <strong>und</strong> E<strong>in</strong>richtungen überlassen. Den öffentlichen Trägern h<strong>in</strong>gegen<br />

wurde <strong>in</strong> den ersten bilanzierenden Diskussionen e<strong>in</strong> mangelhaftes Bewusstse<strong>in</strong> für die Qualitätsfrage<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge e<strong>in</strong>e mangelhafte Beteiligung an entsprechenden Prozessen vor Ort<br />

vorgeworfen. Dies wird mitunter dadurch begründet, dass „an e<strong>in</strong>er Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barung,<br />

die zusätzliche Kosten verursacht, auf Seiten <strong>der</strong> Kostenträger ke<strong>in</strong> Interesse“ besteht<br />

(Späth 2001, S. 21).<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> betrachtet, impliziert die Aufgabenstellung <strong>der</strong> „<strong>Entwicklung</strong> e<strong>in</strong>es<br />

Controll<strong>in</strong>gverfahrens zu den abgeschlossenen Leistungs-, Entgelt- <strong>und</strong> Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen“<br />

zwei Anliegen: die Steigerung von Transparenz bei Vere<strong>in</strong>barungspraxis <strong>und</strong><br />

-<strong>in</strong>halten <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>en die <strong>Entwicklung</strong> von Verfahren, „<strong>in</strong>nerhalb bestehen<strong>der</strong> Ressourcenrahmen<br />

[...] E<strong>in</strong>spar- <strong>und</strong> Umschichtungsmöglichkeiten prüfen [zu können], um bewährte<br />

Angebote <strong>der</strong> Hilfen zur Erziehung zu erhalten <strong>und</strong> um ggf. auch neue Angebote realisieren<br />

zu können“ (Ausschreibung zum Modellprojekt Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen<br />

Hilfen).<br />

Mittels Controll<strong>in</strong>g kann dann bspw. überprüft werden, ob <strong>der</strong> konzeptionelle Ansatz e<strong>in</strong>es<br />

Angebotes angemessen <strong>in</strong> die <strong>Praxis</strong> umgesetzt wird, ob <strong>und</strong> mit welchem Erfolg z.B. e<strong>in</strong> Beschwerdemanagement<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung geschaffen wurde, ob <strong>und</strong> <strong>in</strong> welchem Umfang zugesicherte<br />

Leistungsqualitäten – z.B. e<strong>in</strong>e bestimmte Quote erfolgreich abgeschlossener E<strong>in</strong>zelfallhilfen<br />

– tatsächlich erzielt werden konnten. Auf dieser Gr<strong>und</strong>lage stünden dem öffentlichen<br />

Träger als Vere<strong>in</strong>barungspartner Informationen zur Verfügung, die e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>e Bewertung<br />

<strong>der</strong> Angemessenheit des vere<strong>in</strong>barten Entgeltsatzes ermöglichten <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits Anhalts-<br />

61


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

punkte lieferten für die ggf. <strong>in</strong> Aussicht genommene Fortschreibung <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>barungen nach<br />

Ablauf des Vere<strong>in</strong>barungszeitraumes. Insofern könnte e<strong>in</strong> solches Controll<strong>in</strong>gverfahren dazu<br />

beitragen, den gesetzlichen Auftrag <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>barung leistungsgerechter Entgelte auf Gr<strong>und</strong>lage<br />

von Leistungs- <strong>und</strong> Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen e<strong>in</strong>zulösen<br />

3.1 Fachliche Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Projektarbeiten an diesem Schwerpunkt wurde die bisherige <strong>Praxis</strong> bei Vere<strong>in</strong>barungen<br />

e<strong>in</strong>gehend beschrieben <strong>und</strong> analysiert. Flankiert wurde dieser <strong>Arbeit</strong>sschritt durch<br />

e<strong>in</strong>e Inhaltsanalyse von <strong>in</strong>sgesamt 31 Leistungs- <strong>und</strong> Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen <strong>aus</strong><br />

den Modellstandorten Chemnitz <strong>und</strong> Zwickauer Land, die von <strong>der</strong> Projektleitung vorgenommen<br />

wurde (vgl. auch Drößler 2006). Auf e<strong>in</strong>e entsprechende Untersuchung <strong>der</strong> Entgeltvere<strong>in</strong>barungen<br />

wurde verzichtet, da diese i.d.R. e<strong>in</strong>er klaren, (oftmals) durch die Entgeltkommissionen<br />

vorgegebenen Systematik folgen. Untersucht wurden die <strong>in</strong> den Vere<strong>in</strong>barungen<br />

getroffenen Aussagen zum Leistungsangebot selbst, zur Qualität <strong>der</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>gung sowie<br />

solche zum Thema Qualitätssicherung <strong>und</strong> Qualitätsentwicklung.<br />

Ausgangsannahme bei den Leistungsvere<strong>in</strong>barungen Leistungsvere<strong>in</strong>barungen war, dass diese differenzierte <strong>und</strong> konkrete<br />

Aussagen enthalten muss zum Leistungsangebot bzw. zur Beschreibung <strong>der</strong> Leistung. 3<br />

Hierzu zählen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Angaben zu:<br />

● Leistungsbereich <strong>und</strong> Zielgruppe, ggf. Ausschlusskriterien,<br />

● pädagogischer Konzeption <strong>und</strong> Aufgabenverständnis, sozialpädagogischen Zielen <strong>der</strong><br />

Leistung,<br />

● konkreten Leistungs<strong>in</strong>halten, Handlungsansätzen <strong>und</strong> Methoden,<br />

● Struktur <strong>der</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>gung, Regel- <strong>und</strong> Zusatzleistungen,<br />

● Instrumenten <strong>und</strong> Verfahren, die e<strong>in</strong>e fachliche Leistungserbr<strong>in</strong>gung erwarten lassen<br />

(Qualität <strong>der</strong> Leistung).<br />

H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen<br />

Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen wurde von <strong>der</strong> Annahme <strong>aus</strong>gegangen,<br />

dass <strong>in</strong> ihr e<strong>in</strong>e eigenständige Thematisierung von Qualitätsaspekten mit Blick auf das konkrete<br />

Leistungsangebot erkennbar werden muss. Darunter fallen:<br />

● Maßnahmen, Instrumente <strong>und</strong> Verfahren zur Gewährleistung <strong>der</strong> Qualität des Leistungsangebotes,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e solche, die über die (pädagogische) Regelpraxis h<strong>in</strong><strong>aus</strong>reichen,<br />

● kont<strong>in</strong>uierliche Verfahren <strong>und</strong> Instrumente <strong>der</strong> (<strong>Praxis</strong>-)Reflexion,<br />

● Berichtswesen, Statistik,<br />

● Aktivitäten <strong>und</strong> Ziele zur Weiterentwicklung von Qualität.<br />

Die hier formulierten Anfor<strong>der</strong>ungen an die Vere<strong>in</strong>barungen resultieren <strong>aus</strong> <strong>der</strong>en Funktion.<br />

Leistungs- <strong>und</strong> Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen bilden nach dem Wortlaut des Gesetzes<br />

die Gr<strong>und</strong>lage für die Ermittlung e<strong>in</strong>es leistungsgerechten Entgeltes <strong>und</strong> dessen Festschreibung<br />

<strong>in</strong> den Entgeltvere<strong>in</strong>barungen. Dies kann nur auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage erschöpfen<strong>der</strong> Angaben<br />

zum Leistungsangebot <strong>und</strong> zu se<strong>in</strong>er Qualität erreicht werden.<br />

3 Angaben zu den strukturellen Bed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>es Leistungsangebotes wurden nicht analysiert, da es<br />

sich hierbei gewissermaßen um vorgegebene Tatbestände handelt. Nichtsdestotrotz s<strong>in</strong>d diese wesentliche<br />

Bestandteile e<strong>in</strong>er Leistungsbeschreibung bzw. -vere<strong>in</strong>barung.<br />

62


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> Untersuchung fallen ambivalent <strong>aus</strong>. 4 Die Leistungsbeschreibungen bzw.<br />

-vere<strong>in</strong>barungen konnten den <strong>in</strong> § 78 c Abs. 1 SGB VIII formulierten Anspruch i.d.R. erfüllen.<br />

Die Träger bzw. E<strong>in</strong>richtungen haben sehr viel Aufwand für die Darstellung <strong>und</strong> Erläuterung ihres<br />

konkreten Leistungsangebotes verwendet. Aus Trägersicht ist es jedoch vielen E<strong>in</strong>richtungen<br />

nicht durchgehend gelungen, die konzeptionellen <strong>und</strong> strukturellen Beson<strong>der</strong>heiten des<br />

Angebotes transparent her<strong>aus</strong>zustellen. Insgesamt bilden die vorgef<strong>und</strong>enen Leistungsvere<strong>in</strong>barungen<br />

– abgesehen von ihrem z.T. beträchtlichem Umfang – e<strong>in</strong>e gute bis sehr gute<br />

Gr<strong>und</strong>lage für die Beurteilung <strong>und</strong> E<strong>in</strong>ordnung des jeweiligen Leistungsangebotes.<br />

In H<strong>in</strong>blick auf den Qualitätsaspekt <strong>und</strong> <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen<br />

traf das von Mün<strong>der</strong>/ Tammen <strong>in</strong> ihrer Studie (vgl. 2003) her<strong>aus</strong>gearbeitete Fazit auch für<br />

die hier analysierten Vere<strong>in</strong>barungen zu. Das Wissen um die Qualitätsdebatte <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><strong>und</strong><br />

Jugendhilfe sowie e<strong>in</strong> gewachsenes Bewusstse<strong>in</strong> für die Bedeutung des Themas s<strong>in</strong>d unverkennbar.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs kann auch die Unsicherheit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Frage, was Qualität, Qualitätssicherung<br />

<strong>und</strong> v.a. -entwicklung letztlich <strong>aus</strong>machen, welche Implikationen damit e<strong>in</strong>her gehen <strong>und</strong><br />

wie mit diesem Thema auf <strong>der</strong> ganz konkreten Ebene <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtungspraxis umgegangen<br />

werden soll, nicht übersehen werden. Viele Aussagen geben e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>druck von den diesbezüglich<br />

angestellten Überlegungen; viel Mühe wurde auf die Suche nach geeigneten Instrumenten<br />

<strong>und</strong> Methoden verwendet. Allerd<strong>in</strong>gs zeigt sich hier die Unsicherheit am deutlichsten,<br />

wenn Elemente fachlich abgesicherten Handelns <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erziehungshilfe sowohl als Qualitätsmerkmale<br />

als auch als <strong>Entwicklung</strong>s- <strong>und</strong> Sicherungs<strong>in</strong>strumente angeführt werden. Größtes<br />

Manko ist das weitgehende Fehlen von Zielen im Zusammenhang mit e<strong>in</strong>er Qualifizierung <strong>der</strong><br />

Leistungsangebote. Systematische <strong>Entwicklung</strong>sprozesse, <strong>der</strong>en Ausgangsbed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong><br />

Zielstellungen waren kaum zu erkennen. Gleiches gilt für fachliche Standards <strong>und</strong> Qualitätsmaßstäbe,<br />

die <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen zwar benannt, nicht jedoch auf die <strong>Praxis</strong> h<strong>in</strong> operationalisiert<br />

wurden. Damit kommen <strong>in</strong> den vorliegenden Vere<strong>in</strong>barungen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Aspekte <strong>der</strong><br />

Qualitätsbewertung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Qualitätsentwicklung kaum, <strong>und</strong> wenn dann nur <strong>in</strong> programmatischen<br />

Ansätzen, zum Tragen.<br />

Die Vorarbeiten zu diesem Projektschwerpunkt haben mith<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ige gr<strong>und</strong>legende Schwierigkeiten<br />

zu Tage geför<strong>der</strong>t.<br />

● In den Modellstandorten war das Verfahren zu Aushandlung <strong>und</strong> Abschluss von Vere<strong>in</strong>barungen<br />

gem. § 78 b SGB VIII zwar formal geregelt. Es mangelte jedoch an Kriterien,<br />

die e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>haltliche Beurteilung <strong>und</strong> E<strong>in</strong>ordnung <strong>der</strong> Leistungsangebote sowie ihrer<br />

Leistungs- <strong>und</strong> Qualitätsmerkmale erlaubt hätten.<br />

● Die vorgef<strong>und</strong>ene <strong>Praxis</strong> bei den Leistungs- <strong>und</strong> Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen<br />

gestaltete sich sehr differenziert. E<strong>in</strong> Controll<strong>in</strong>gverfahren jedoch erfor<strong>der</strong>t e<strong>in</strong> gewisses<br />

M<strong>in</strong>destmaß an vere<strong>in</strong>heitlichten Anfor<strong>der</strong>ungen, Kriterien <strong>und</strong> entsprechenden Indikatoren.<br />

● Auf Seiten <strong>der</strong> öffentlichen Träger waren ke<strong>in</strong>e bzw. nur rudimentäre operative Maßstäbe<br />

<strong>und</strong>/ o<strong>der</strong> strategische Leitl<strong>in</strong>ien <strong>und</strong> Ziele im H<strong>in</strong>blick auf die Leistungsangebote<br />

bzw. die HzE-Infrastruktur <strong>in</strong> h<strong>in</strong>reichendem Transparenz- <strong>und</strong> Verb<strong>in</strong>dlichkeitsgrad vorhanden.<br />

● Auch o<strong>der</strong> folgerichtig fanden sich <strong>in</strong> den untersuchten Leistungs- <strong>und</strong> Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen<br />

ke<strong>in</strong>e Qualitätsziele, die <strong>in</strong> irgend e<strong>in</strong>er Weise Gegenstand<br />

e<strong>in</strong>er entsprechenden Prüfvere<strong>in</strong>barung waren o<strong>der</strong> dazu hätten gemacht werden können.<br />

4 Ausführlich zu den Ergebnissen <strong>der</strong> Studie vgl. Drößler 2006.<br />

63


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Die weitere <strong>Arbeit</strong> richtete sich dementsprechend zunächst auf die Qualifizierung <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>barungspraxis<br />

sowie ihre fachlichen <strong>und</strong> Verfahrensgr<strong>und</strong>lagen.<br />

3.2 Vere<strong>in</strong>barungen qualifizieren – Leistungsvere<strong>in</strong>barungen<br />

In den Leistungsvere<strong>in</strong>barungen s<strong>in</strong>d die „wesentlichen Leistungsmerkmale“ e<strong>in</strong>es Leistungsangebotes<br />

„festzulegen“. In § 78 c Abs. 1 SGB VIII werden diese Leistungsmerkmale (nicht abschließend)<br />

differenziert, so dass e<strong>in</strong>e grobe Orientierung zu den wesentlichen <strong>in</strong>haltlichen<br />

Punkten e<strong>in</strong>er Leistungsvere<strong>in</strong>barung gegeben ist. „Damit ist <strong>in</strong> konzentrierter Vere<strong>in</strong>barungsform<br />

das umfasst, was <strong>der</strong> Konzeptbeschreibung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung zugr<strong>und</strong>e liegt. Die Def<strong>in</strong>ition<br />

des Leistungsumfangs [jedoch] ist abhängig von den verschiedenen Leistungen. Während<br />

es Leistungen geben wird, die <strong>in</strong> gewisser Weise standardisiert s<strong>in</strong>d, z.B. h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Gruppengröße,<br />

Personalschlüssel, sachliche Ausstattung usw., wird zum Beispiel bei den Leistungen<br />

im Bereich <strong>der</strong> HzE das Angebotsspektrum sehr viel größer se<strong>in</strong>“ (Mün<strong>der</strong> u.a. 2003, S.<br />

665, Hervorhebung im Orig<strong>in</strong>al). Dies korrespondiert mit dem Spezifikum, dass Leistungen <strong>der</strong><br />

Hilfen zur Erziehung auf Basis e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>dividuellen Hilfebedarfes geplant <strong>und</strong> realisiert werden.<br />

Leistungsbeschreibungen <strong>und</strong> Leistungsvere<strong>in</strong>barungen müssen demnach neben strukturellen<br />

Angaben <strong>und</strong> solchen zu den konzeptionellen Charakteristika des Leistungsangebotes Aussagen<br />

enthalten, die die Herstellung e<strong>in</strong>es Bezuges zwischen <strong>in</strong>dividuellen Bedarfskonstellationen<br />

bzw. den dar<strong>aus</strong> resultierenden Leistungsanfor<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> den konkret vorgehaltenen<br />

Leistungen bzw. Leistungsbestandteilen <strong>und</strong> ihrer Qualität ermöglichen.<br />

Der öffentliche Träger kann dann auf <strong>der</strong> Angebotsebene systematische Vergleiche zwischen<br />

e<strong>in</strong>zelnen Leistungsangeboten h<strong>in</strong>sichtlich Leistungsumfang <strong>und</strong> -qualität – im Zusammenhang<br />

mit mehr o<strong>der</strong> weniger standardisierbaren Faktoren, nicht zuletzt auch im Rahmen <strong>der</strong> Entgeltf<strong>in</strong>dung<br />

– anstellen. Auf <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelfallebene wie<strong>der</strong>um stehen dem ASD mit solchen Vere<strong>in</strong>barungen<br />

Hilfsmittel zur Verfügung, die e<strong>in</strong>e gezielt auf den <strong>in</strong>dividuellen Bedarf zugeschnittene<br />

Leistungsplanung erleichtern (Entlastungsfunktion).<br />

Zwar hat die Analyse <strong>der</strong> Ausgangssituation gezeigt, dass die <strong>in</strong> den Standorten vorliegenden<br />

Leistungsvere<strong>in</strong>barungen i.d.R. den fachlichen <strong>und</strong> gesetzlichen Anfor<strong>der</strong>ungen entsprachen.<br />

Problematisch wurde von Seiten <strong>der</strong> am Projekt beteiligten öffentlichen Träger jedoch e<strong>in</strong>geschätzt,<br />

dass die Leistungsvere<strong>in</strong>barungen sich <strong>in</strong> Aufbau, <strong>in</strong>haltlicher Struktur sowie h<strong>in</strong>sichtlich<br />

Darstellungsweisen <strong>und</strong> -umfang trotz z.T. vorliegen<strong>der</strong> Formularvorgaben deutlich unterschieden.<br />

Unter an<strong>der</strong>em um die oben angesprochenen Steuerungsaspekte – Vergleich <strong>und</strong><br />

Unterstützung <strong>der</strong> Hilfeplanung – weiter zu f<strong>und</strong>ieren bzw. zu stärken, wurde im Rahmen des<br />

Modellprojektes daher vorrangig an <strong>der</strong> <strong>in</strong>haltlichen Systematisierung <strong>der</strong> Leistungsvere<strong>in</strong>barungen<br />

gearbeitet, auch <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf die oftmals zugr<strong>und</strong>e liegenden Leistungsbeschreibungen<br />

<strong>der</strong> Träger/ E<strong>in</strong>richtungen. Intendiert war damit zugleich e<strong>in</strong>e Optimierung des Vere<strong>in</strong>barungsverfahrens<br />

<strong>und</strong> damit die Verr<strong>in</strong>gerung des Verwaltungsaufwandes bei öffentlichem<br />

Träger wie freien Trägern.<br />

3.2.1 Fachbereich Jugend <strong>und</strong> Soziales Zwickauer Land<br />

Im Modellstandort Zwickauer Land wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Arbeit</strong>sgruppe mit VertreterInnen des öffentlichen<br />

Trägers <strong>und</strong> von freien Trägern e<strong>in</strong> Vere<strong>in</strong>barungsraster für e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>zelleistungsbeschreibung<br />

erarbeitet <strong>und</strong> nach öffentlicher Diskussion verb<strong>in</strong>dlich <strong>in</strong> die <strong>Praxis</strong> e<strong>in</strong>geführt (s.<br />

CD: Zwickauer Land, Vere<strong>in</strong>barungen, Z1).<br />

64


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Die folgende Überblicksdarstellung (Abbildung 13) zeigt die wesentlichen <strong>in</strong>haltlichen Schwerpunkte<br />

<strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>barungsvorlage. Strukturelle <strong>und</strong> rechtliche Angaben zum Leistungsangebot<br />

(Punkte 1-4) wurden dabei <strong>aus</strong> den alten Vere<strong>in</strong>barungsvorlagen übernommen. Wesentliche<br />

Neuerungen bestehen <strong>in</strong> <strong>der</strong> systematischen Unterteilung zwischen Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Zusatzleistungen<br />

(Punkte 5 <strong>und</strong> 6), <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nach Aussagen zur Hilfeplanung (Punkt 7) sowie den Angaben<br />

zur Qualitätssicherung <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung (Punkt 8).<br />

Die nunmehr vorzunehmende Unterteilung <strong>in</strong> pädagogische Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Zusatzleistungen zielt<br />

auf e<strong>in</strong>e systematische Darstellung pädagogischer Basisleistungen sowie <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung<br />

verfügbaren bzw. angebotenen Zusatzleistungen wie therapeutischen Maßnahmen etc. Damit<br />

soll e<strong>in</strong>erseits die Hilfeplanung im E<strong>in</strong>zelfall, v.a. unter dem Aspekt erfor<strong>der</strong>licher Zusatzleistungen,<br />

unterstützt, Vergleichbarkeit, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei den Gr<strong>und</strong>leistungen, ermöglicht <strong>und</strong><br />

nicht zuletzt e<strong>in</strong>e konzeptionelle Präzisierung <strong>der</strong> Leistungsangebote beför<strong>der</strong>t werden.<br />

Während die Zusatzleistungen bzw. Angaben darüber weitgehend <strong>in</strong> die Regie des jeweiligen<br />

Leistungsanbieters gegeben s<strong>in</strong>d, wurden die pädagogischen Gr<strong>und</strong>leistungen bereits im Beschreibungsraster<br />

mit differenzierenden Kategorien bzw. Kriterien unterlegt. Diese umfassen<br />

die Gr<strong>und</strong>versorgung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung, wesentliche Schlüsselprozesse<br />

im Hilfeverlauf sowie für gr<strong>und</strong>legend erachtete sozialpädagogische Aufgabenstellungen.<br />

In den Vere<strong>in</strong>barungen müssen die Leistungsanbieter Angaben zur Ausgestaltung<br />

bspw. des Aufnahmeverfahrens o<strong>der</strong> zur Konzeptualisierung <strong>und</strong> Umsetzung von Elternarbeit<br />

o<strong>der</strong> gruppenpädagogischen Angeboten <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung machen.<br />

Die Differenzierung <strong>der</strong> pädagogischen Gr<strong>und</strong>leistungen rekurriert neben <strong>der</strong> Notwendigkeit<br />

e<strong>in</strong>er umfassenden, nicht aber <strong>aus</strong>ufernden Beschreibung des Leistungsangebotes auf die für<br />

wesentlich erachteten Elemente dieser Gr<strong>und</strong>leistungen. Damit ist e<strong>in</strong> für alle Leistungsanbieter<br />

verb<strong>in</strong>dlicher fachlicher Rahmen für die Bestimmung <strong>und</strong> Beschreibung gr<strong>und</strong>legen<strong>der</strong> sozialpädagogischer<br />

Leistungen gegeben, die <strong>in</strong> jedem E<strong>in</strong>zelfall gewährleistet werden müssen.<br />

Bedeutsam s<strong>in</strong>d darüber h<strong>in</strong><strong>aus</strong> Aussagen zur Qualität <strong>der</strong> Leistung, die sich wesentlich <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Art <strong>der</strong> Ausgestaltung bzw. Gewährleistung vor allen D<strong>in</strong>gen <strong>der</strong> gr<strong>und</strong>legenden Leistungsbestandteile<br />

<strong>aus</strong>drückt. H<strong>in</strong>zutreten diesbezüglich die unter den Punkten 7 <strong>und</strong> 8 zu machenden<br />

Angaben. Unter „7. Hilfeplanung“ s<strong>in</strong>d Aussagen zu treffen über die Mitwirkung des Leistungsangebotes<br />

<strong>in</strong> Hilfeplanverfahren, zur Umsetzung des Hilfeplanes bzw. se<strong>in</strong>er zentralen<br />

Zielsetzungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung, bspw. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>dividuellen För<strong>der</strong>plan, <strong>und</strong> dazu, wie die<br />

NutzerInnen <strong>der</strong> Hilfe daran beteiligt werden. Hier werden also die für die Qualität e<strong>in</strong>er sozialpädagogischen<br />

Leistung maßgeblichen Aspekte <strong>der</strong> Kooperation, Partizipation <strong>und</strong> Individualisierung<br />

aufgegriffen.<br />

Unter Punkt 8 „Qualitätssicherung“ s<strong>in</strong>d Angaben versammelt zu Maßnahmen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung<br />

o<strong>der</strong> des Trägers, die die Qualität <strong>der</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>gung sichern <strong>und</strong>/ o<strong>der</strong> evaluieren <strong>und</strong><br />

beför<strong>der</strong>n sollen, bspw. Teamberatung, Dienstbesprechungen, Supervision o<strong>der</strong> Konzeptentwicklung.<br />

Dass damit wesentliche Inhalte <strong>der</strong> Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barung bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Leistungsvere<strong>in</strong>barung festgelegt werden, hat e<strong>in</strong>en pragmatischen Gr<strong>und</strong>. Viele Maßnahmen<br />

zur Gewährleistung von Qualität s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>tegrierte Elemente e<strong>in</strong>er fachlich <strong>aus</strong>gestalteten Leistungserbr<strong>in</strong>gung<br />

<strong>und</strong> werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Leistungsvere<strong>in</strong>barung ohneh<strong>in</strong> beschrieben. Um e<strong>in</strong>e<br />

doppelte Darstellung zu vermeiden, werden daher diese prozessimmanenten Maßnahmen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Leistungsvere<strong>in</strong>barung festgehalten <strong>und</strong> um die quasi externen Aktivitäten ergänzt.<br />

65


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Abbildung 13: Raster für Leistungsvere<strong>in</strong>barungen im Landkreis Zwickauer Land<br />

Das Vere<strong>in</strong>barungsraster wurde <strong>in</strong> Kooperation mit e<strong>in</strong>em Träger erprobt <strong>und</strong> nach Auswertung<br />

<strong>der</strong> gesammelten Erfahrungen bestätigt. Den Leistungsanbietern steht, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesamtheit<br />

<strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>barungen, e<strong>in</strong> Instrument zur Verfügung, dass ihnen e<strong>in</strong>e differenzierte, gleichzeitig<br />

aber h<strong>in</strong>reichend konkrete Beschreibung ihrer Leistungsangebote ermöglicht <strong>und</strong> damit<br />

den Aufwand, <strong>der</strong> <strong>aus</strong> ungewissen <strong>in</strong>haltlichen <strong>und</strong> strukturellen Anfor<strong>der</strong>ungen resultiert,<br />

deutlich reduziert. Dem öffentlichen Träger wie<strong>der</strong>um steht e<strong>in</strong> Instrument zur Verfügung,<br />

dass e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>e fachliche <strong>und</strong> strukturelle E<strong>in</strong>ordnung von Leistungsangeboten erleichtert<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits steuerungswirksame Vere<strong>in</strong>barungen über Leistungen im E<strong>in</strong>zelfall ermöglicht.<br />

66<br />

1. 1. Standort<br />

Standort<br />

2. 2. Zielgruppe/ Zielgruppe/ Platzzahl<br />

Platzzahl<br />

E<strong>in</strong>zelleistungsbeschreibung E<strong>in</strong>zelleistungsbeschreibung – – Zwickauer Zwickauer Land<br />

Land<br />

3. 3. Pädagogische Ziele <strong>der</strong> Hilfeform<br />

4. 4. Struktur Struktur <strong>der</strong> <strong>der</strong> Leistungsbereiche<br />

Leistungsbereiche<br />

5. 5. Pädagogische Pädagogische Gr<strong>und</strong>leistungen<br />

Gr<strong>und</strong>leistungen<br />

5.1 Aufnahmeverfahren/ Probewohnen / Kennenlernphase<br />

5.2 Gr<strong>und</strong>versorgung/ Tagesablauf/ Alltagsorganisation<br />

5.3 Persönlichkeitsentwicklung/ Sozialverhalten<br />

5.3.1 Individualpädagogische För<strong>der</strong>ung<br />

5.3.2 Gruppenpädagogische För<strong>der</strong>ung<br />

5.4 Familien-/ Elternarbeit/ Umfeldarbeit<br />

5.5 Lebensraum Freizeit<br />

5.6 Lebensraum Schule/ Beruf<br />

5.7 Mediz<strong>in</strong>ische Versorgung/ Ges<strong>und</strong>heitliches Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

5.8 Therapeutische Hilfen<br />

5.9 Betreuung <strong>in</strong> Krisensituationen<br />

5.10 Entlassungsvorbereitung<br />

6. 6. 6. Zusatzleistungen<br />

Zusatzleistungen<br />

7. 7. 7. Hilfeplanung<br />

Hilfeplanung<br />

8. 8. 8. Qualitätssicherung<br />

Qualitätssicherung


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

3.2.2 Amt für Jugend <strong>und</strong> Familie Chemnitz<br />

Im Modellstandort Chemnitz richtete sich die <strong>Entwicklung</strong>sarbeit ebenfalls auf e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle<br />

Vere<strong>in</strong>heitlichung von Leistungsvere<strong>in</strong>barungen mit dem Ziel e<strong>in</strong>er verbesserten Vergleichbarkeit<br />

bei den Leistungsangeboten, <strong>der</strong> Optimierung des Vere<strong>in</strong>barungsverfahrens <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Schaffung e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>haltlich strukturierten Gr<strong>und</strong>lage für e<strong>in</strong>en kompakten Angebotskatalog für<br />

den ASD. In den Diskussionen <strong>der</strong> Projektarbeitsgruppe wurde, auch mit Blick auf die bisherige<br />

<strong>Praxis</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>reichung umfassen<strong>der</strong> Leistungsbeschreibungen, von den VertreterInnen <strong>der</strong><br />

freien <strong>und</strong> privat-gewerblichen Träger darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass viele Träger <strong>in</strong> Chemnitz e<strong>in</strong>e<br />

größere Anzahl von Leistungsangeboten vorhalten. Da <strong>in</strong> Chemnitz auch für ambulante Angebote<br />

Vere<strong>in</strong>barungen gem. § 78 b SGB VIII abgeschlossen werden, resultiert dar<strong>aus</strong> e<strong>in</strong> erheblicher<br />

Aufwand für die Leistungsanbieter. Bei <strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Vere<strong>in</strong>barungen<br />

schlägt sich dies bspw. dar<strong>in</strong> nie<strong>der</strong>, dass <strong>in</strong> den Leistungsbeschreibungen trägerspezifische<br />

Aspekte immer wie<strong>der</strong> neu dargestellt <strong>und</strong> auf das konkrete Leistungsangebot bezogen werden<br />

müssen. Für den öffentlichen Träger wie<strong>der</strong>um ergibt sich dar<strong>aus</strong> e<strong>in</strong> erhöhter Prüfungsaufwand,<br />

da den Leistungsanbietern <strong>aus</strong> nachvollziehbaren Gründen an e<strong>in</strong>er umfassenden<br />

Darstellung ihrer Möglichkeiten <strong>und</strong> ihrer Leistungsfähigkeit gelegen ist <strong>und</strong> darüber h<strong>in</strong><strong>aus</strong><br />

bei größeren Strukturen anfallende, sog. Overheadkosten auf e<strong>in</strong>zelne Leistungsangebote umgelegt,<br />

nachgewiesen <strong>und</strong> begründet werden müssen.<br />

Dieser Umstand wurde im weiteren Verlauf <strong>der</strong> Projektgruppenarbeit konsequent berücksichtigt.<br />

Im Ergebnis wurde e<strong>in</strong> Raster für die Erstellung <strong>der</strong> Leistungsbeschreibung erarbeitet, das<br />

u.a. explizit <strong>und</strong> systematisierend auf den Träger bzw. die Darlegung se<strong>in</strong>es gesamten Leistungsspektrums<br />

fokussiert (Abbildung 14, CD: Chemnitz, Vere<strong>in</strong>barungen, C3). In dieser Leistungsbeschreibung<br />

macht <strong>der</strong> Träger Angaben zu se<strong>in</strong>er pädagogisch-konzeptionellen Ausrichtung,<br />

se<strong>in</strong>er Gesamtstruktur, e<strong>in</strong>schließlich <strong>der</strong> Leistungsfel<strong>der</strong> <strong>und</strong> -angebote <strong>und</strong> stellt<br />

für alle Leistungsangebote Leistungen, Leistungsmerkmale <strong>und</strong> Leistungsbestandteile (Gr<strong>und</strong>leistungen,<br />

<strong>in</strong>dividuelle Leistungen) dar. Dies umfasst auch die durch den Träger gegenüber<br />

den E<strong>in</strong>zelangeboten wahrgenommenen Aufgabenstellungen wie z.B. Beratung, Fortbildung,<br />

Verwaltung. Zudem werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Leistungsbeschreibung die Maßnahmen zur Gewährleistung<br />

<strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Leistung bzw. e<strong>in</strong>es Leistungsangebotes dargestellt <strong>und</strong> erläutert – sowohl für<br />

den Träger als Ganzes als auch für das E<strong>in</strong>zelangebot. Das Raster für die Leistungsbeschreibung<br />

versteht sich als M<strong>in</strong>destanfor<strong>der</strong>ung; es ist nicht abschließend, kann also durch den Träger<br />

um für wesentlich erachtete Punkte ergänzt werden.<br />

E<strong>in</strong>e solcherart erstellte Leistungsbeschreibung be<strong>in</strong>haltet die wichtigsten Elemente <strong>und</strong><br />

Merkmale aller Leistungsangebote e<strong>in</strong>es Trägers <strong>und</strong> stellt darüber h<strong>in</strong><strong>aus</strong> se<strong>in</strong>e Struktur sowie<br />

se<strong>in</strong>e fachlich-konzeptionelle Ausrichtung <strong>in</strong> kompakter Form dar. Konsequent umgesetzt<br />

muss folglich durch e<strong>in</strong>en Träger nur noch e<strong>in</strong>e Leistungsbeschreibung erstellt <strong>und</strong> e<strong>in</strong>gereicht<br />

werden, die freilich nach wie vor e<strong>in</strong>e Darstellung aller Leistungsangebote be<strong>in</strong>halten muss<br />

(vgl. zu den gefor<strong>der</strong>ten E<strong>in</strong>zelangaben CD: Chemnitz, Vere<strong>in</strong>barungen, C3). Es ist jedoch<br />

nicht mehr erfor<strong>der</strong>lich, mit je<strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelleistungsbeschreibung e<strong>in</strong>e neuerliche Darstellung <strong>der</strong><br />

Trägerstruktur etc. zu liefern. Dies reduziert den <strong>Arbeit</strong>saufwand bei beiden Vere<strong>in</strong>barungspartnern<br />

<strong>und</strong> ermöglicht darüber h<strong>in</strong><strong>aus</strong> aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> vorgegebenen Struktur e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>ordnung<br />

<strong>und</strong> auch den Vergleich e<strong>in</strong>zelner Leistungsangebote.<br />

Ergänzt wird die Leistungsbeschreibung durch die eigentliche Leistungsvere<strong>in</strong>barung, die nur<br />

noch die notwendigsten konkretisierenden Angaben zu den e<strong>in</strong>zelnen Leistungsangeboten<br />

enthält. Darunter fallen neben Struktur- <strong>und</strong> Prozesscharakteristika Aussagen zur fachlichen<br />

<strong>Arbeit</strong> im Leistungsangebot sowie zu angebotsbezogenen Maßnahmen <strong>der</strong> Qualitätsentwicklung.<br />

Für diese Leistungsvere<strong>in</strong>barungen wurden neue Vorlagen, differenziert nach ambulantem<br />

<strong>und</strong> (teil-)stationärem Bereich, entwickelt (CD: Chemnitz, Vere<strong>in</strong>barungen, C4 <strong>und</strong> C5).<br />

67


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Abbildung 14: Raster für Leistungsbeschreibungen <strong>in</strong> Chemnitz<br />

Beide Dokumente s<strong>in</strong>d Bestandteil <strong>der</strong> mit dem öffentlichen Träger abgeschlossenen Leistungsvere<strong>in</strong>barung.<br />

Das Raster für die Leistungsbeschreibung sowie die Vorlagen für die (E<strong>in</strong>zel-)Leistungsvere<strong>in</strong>barungen<br />

s<strong>in</strong>d durch die Entgeltkommission bestätigt worden <strong>und</strong> somit<br />

verb<strong>in</strong>dlich. Erste Erfahrungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong> haben gezeigt, dass <strong>der</strong> Aufwand bei Vorbereitung,<br />

Erstellung <strong>und</strong> Abschluss von Leistungsvere<strong>in</strong>barungen sowohl bei den Leistungsanbietern<br />

als auch beim Amt für Jugend <strong>und</strong> Familie deutlich reduziert werden konnte.<br />

3.3 Vere<strong>in</strong>barungen qualifizieren –<br />

Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen<br />

Während <strong>in</strong> den Leistungsvere<strong>in</strong>barungen die Qualität des Leistungsangebotes anhand fachlicher<br />

Standards dargelegt <strong>und</strong> vere<strong>in</strong>bart wird, soll <strong>in</strong> Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen die<br />

Qualität e<strong>in</strong>es Leistungsangebotes nachgewiesen <strong>und</strong> Auskunft gegeben werden über die (ge-<br />

68<br />

Raster e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>er Leistungsbeschreibung Leistungsbeschreibung – – – Amt Amt für für Jugend Jugend <strong>und</strong> <strong>und</strong> Familie Familie Chemnitz Chemnitz<br />

Chemnitz<br />

Das Raster ist nicht abschließend. Es wird jedoch erwartet, dass zu den<br />

aufgeführten E<strong>in</strong>zelpunkten jeweils e<strong>in</strong>e Aussage des Trägers erfolgt.<br />

I I Gesamtleistungsbereich Gesamtleistungsbereich des des Trägers<br />

Trägers<br />

1. Art <strong>der</strong> Leistungsbereiche des Trägers<br />

1.1 Kurzbeschreibung <strong>der</strong> Leistungsbereiche des Trägers<br />

1.2 Selbstverständnis <strong>und</strong> fachliche Ausrichtung<br />

1.3 Pädagogische Konzeption<br />

II II Leistungsangebote Leistungsangebote des des des Trägers<br />

Trägers<br />

1. Personenkreis<br />

2. Struktur <strong>der</strong> Leistungsbereiche<br />

2.1 Gr<strong>und</strong>leistungen<br />

2.1.1 Räumliche Gegebenheiten, Bewirtschaftung (Sachkostenbereich)<br />

2.1.2 Personal<br />

2.1.3 Inhalte <strong>der</strong> übergreifenden, ergänzenden <strong>und</strong> sonstigen Gr<strong>und</strong>leistungen<br />

2.2 Individuelle Leistungen<br />

3. Maßnahmen <strong>der</strong> Qualitätssicherung


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

eigneten) Maßnahmen zur Gewährleistung <strong>und</strong> Weiterentwicklung <strong>der</strong>selben. In den Projektdiskussionen<br />

wurden zunächst diese beiden Aufgabenstellungen näher untersucht. Dabei zeigte<br />

sich, dass dem Leistungsanbieter <strong>und</strong> dem öffentlichen Träger unterschiedliche Aufgaben<br />

zukommen:<br />

● Der Leistungsanbieter muss Angaben machen zu Maßnahmen, die die Qualität des<br />

Leistungsangebotes gewährleisten. Diese Maßnahmen können unterschiedlicher Natur<br />

se<strong>in</strong>. Sie können <strong>in</strong> prozessbegleitenden Aktivitäten bestehen o<strong>der</strong> als eigenständige<br />

Handlungsschritte konzipiert se<strong>in</strong>, mit denen <strong>der</strong> Anbieter die Qualität se<strong>in</strong>er <strong>Arbeit</strong><br />

überprüft <strong>und</strong> bewertet. Vere<strong>in</strong>barungsrelevant s<strong>in</strong>d sie <strong>in</strong>sofern, als dass sie „geeignet“<br />

se<strong>in</strong> müssen, die Qualität des Leistungsangebotes zu gewährleisten.<br />

● Der öffentliche Träger muss e<strong>in</strong>e f<strong>und</strong>ierte E<strong>in</strong>schätzung zur Qualität des Leistungsangebotes<br />

treffen, um zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>erseits nach rechtlicher Maßgabe e<strong>in</strong> leistungsgerechtes<br />

Entgelt vere<strong>in</strong>baren <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits Entscheidungen über die Inanspruchnahme<br />

des Angebotes treffen zu können.<br />

Mit Blick auf die Ergebnisse <strong>der</strong> Bestandsanalyse (Verfahrensevaluation <strong>und</strong> Inhaltsanalyse)<br />

wurde im nächsten Schritt geprüft, <strong>in</strong>wieweit diese Aufgabenstellungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> bisherigen <strong>Praxis</strong><br />

e<strong>in</strong>gelöst werden konnten. Dabei zeigte sich e<strong>in</strong> Ungleichgewicht zwischen öffentlichem<br />

Träger <strong>und</strong> freien Trägern <strong>der</strong>gestalt, dass <strong>der</strong> von beiden Seiten konstatierten Notwendigkeit<br />

von Qualitäts<strong>aus</strong>sagen zum Leistungsangebot nur wenig transparente Erwartungen bzw. Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an Umfang, Inhalt <strong>und</strong> Charakter dieser Aussagen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e seitens des öffentlichen<br />

Trägers, gegenüberstanden. Und zudem ist nicht h<strong>in</strong>reichend ersichtlich, auf welcher<br />

Gr<strong>und</strong>lage e<strong>in</strong>e Bewertung <strong>und</strong> E<strong>in</strong>ordnung <strong>der</strong> Qualität e<strong>in</strong>es Leistungsangebotes im<br />

Rahmen des Gesamtverfahrens (Entgeltf<strong>in</strong>dung), aber auch <strong>der</strong> künftigen Belegungspraxis vorgenommen<br />

wird. Die Diskussion zeigte zudem, dass nicht mangelndes Interesse seitens e<strong>in</strong>er<br />

<strong>der</strong> beteiligten Parteien dafür verantwortlich ist, son<strong>der</strong>n die Kommunikation über die Vere<strong>in</strong>barungs<strong>in</strong>halte<br />

verbessert <strong>und</strong> e<strong>in</strong> entsprechendes Verfahren bei Vorbereitung, Verhandlung<br />

<strong>und</strong> Abschluss von Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen entwickelt werden musste. Nachfolgend<br />

werden die <strong>in</strong> den <strong>Arbeit</strong>sgruppen von VertreterInnen des öffentlichen Trägers <strong>und</strong> von<br />

freien bzw. privat-gewerblichen Trägern entwickelten Gr<strong>und</strong>sätze dieses Verfahrens vorgestellt<br />

<strong>und</strong> kommentiert.<br />

Die Leistungsanbieter benennen <strong>in</strong> den Vere<strong>in</strong>barungen e<strong>in</strong>e Vielzahl unterschiedlichster Maßnahmen<br />

zur Gewährleistung von Qualität <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung o<strong>der</strong> dem Dienst; nicht selten wird<br />

e<strong>in</strong> ganzer Katalog solcher Maßnahmen <strong>und</strong> Aktivitäten beschrieben. Fachkräfte von Trägern<br />

<strong>und</strong> E<strong>in</strong>richtungen begründen dies damit, dass entsprechende Angaben <strong>in</strong> den Vere<strong>in</strong>barungen<br />

gefor<strong>der</strong>t s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> von den öffentlichen Trägern auch vor<strong>aus</strong>gesetzt werden. Sie erleben<br />

die Erstellung <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>barungs<strong>in</strong>halte jedoch nicht selten als sehr aufwändig, u.a. deshalb,<br />

weil auch <strong>in</strong> den Leistungsvere<strong>in</strong>barungen Aussagen zur Qualität <strong>der</strong> Leistung gemacht werden<br />

müssen. Hilfreich wären daher Vorgaben o<strong>der</strong> Übere<strong>in</strong>künfte zu den gefor<strong>der</strong>ten Angaben.<br />

Zwischen öffentlichem Träger <strong>und</strong> Leistungsanbietern muss geklärt werden, was geeignete<br />

Maßnahmen zur Gewährleistung <strong>der</strong> Qualität e<strong>in</strong>es Leistungsangebotes s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> worauf<br />

sie sich zu beziehen haben.<br />

E<strong>in</strong> großer Unsicherheitsfaktor besteht v.a. für die Leistungsanbieter <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bewertung <strong>der</strong><br />

Qualität <strong>der</strong> Leistungsangebote. Die vom Gesetzgeber mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> Regelungen <strong>in</strong><br />

§§ 78 a ff. SGB VIII maßgeblich <strong>in</strong>tendierte Steuerungsfunktion drückt sich <strong>in</strong> den Qualitätsent-<br />

69


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

wicklungsvere<strong>in</strong>barungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bewertung <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Leistungsangebote <strong>aus</strong>, <strong>der</strong>en<br />

Maßstäbe zu vere<strong>in</strong>baren s<strong>in</strong>d. Die Leistungsanbieter gehen davon <strong>aus</strong>, dass <strong>der</strong> öffentliche<br />

Träger <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong> tatsächlich solche Bewertungen vornimmt – bei Verhandlung <strong>und</strong> Abschluss<br />

<strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>barungen ebenso wie im „täglichen Belegungsgeschäft“. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d ihnen<br />

die Kriterien <strong>und</strong> Maßstäbe, nach denen diese Bewertung vorgenommen wird, oft nicht<br />

(<strong>in</strong> h<strong>in</strong>reichendem Maße) bekannt. Dem entspricht auf Seiten des öffentlichen Trägers häufig<br />

e<strong>in</strong> Fehlen systematisch <strong>aus</strong>formulierter, transparenter Qualitätskriterien <strong>und</strong> Bewertungsmaßstäbe.<br />

Die Bewertung <strong>der</strong> Qualität e<strong>in</strong>es Leistungsangebotes ist aufgr<strong>und</strong> des spezifischen Charakters<br />

von erzieherischen Hilfen sehr schwierig. Alle<strong>in</strong> die Betrachtungsebenen <strong>und</strong> Kriterien,<br />

entlang <strong>der</strong>er die Maßstäbe für die Bewertung <strong>der</strong> Qualität e<strong>in</strong>es Leistungsangebotes formuliert<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> Anschlag gebracht werden (können), können sehr konfliktträchtig se<strong>in</strong>. Was bspw.<br />

sagen regelmäßige E<strong>in</strong>zelfallberatungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung über die Qualität des Leistungsangebotes<br />

<strong>aus</strong>? Wie ist die Etablierung e<strong>in</strong>es funktionierenden Beschwerdemanagements zu bewerten?<br />

Welchen Stellenwert haben regelmäßige Fortbildungen? Wie wichtig ist e<strong>in</strong> angebots<strong>in</strong>ternes<br />

Berichtssystem? Ist am Ende nicht entscheidend, wie viele E<strong>in</strong>zelfallhilfen<br />

erfolgreich abgeschlossen werden konnten? Die Betrachtungsebenen <strong>und</strong> Kriterien, auf denen<br />

nach Qualität gefragt <strong>und</strong> mit denen ihr Vorhandense<strong>in</strong> attestiert o<strong>der</strong> bestritten wird, können<br />

sehr unterschiedlich se<strong>in</strong> <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d es häufig auch. Dar<strong>aus</strong> ergibt sich die Notwendigkeit e<strong>in</strong>er<br />

begrifflich-konzeptionellen Qualitätsbestimmung, auf <strong>der</strong>en Gr<strong>und</strong>lage Betrachtungsebenen,<br />

Kriterien <strong>und</strong> letztendlich Maßstäbe für die Bewertung von Qualität (<strong>und</strong> auch für die Beantwortung<br />

<strong>der</strong> Frage nach geeigneten Maßnahmen <strong>der</strong> Qualitätsgewährleistung) formuliert <strong>und</strong><br />

damit begründbar werden.<br />

Selbst wenn theoretisch klar ist, wann Qualität attestiert bzw. wann sie als teilweise o<strong>der</strong> nicht<br />

erreicht zu gelten hat, ist praktisch immer noch offen, wie <strong>der</strong> zur jeweiligen E<strong>in</strong>schätzung führende<br />

„Zustand“ verlässlich festgestellt o<strong>der</strong> „gemessen“ werden kann. Aufgr<strong>und</strong> des spezifischen<br />

Charakters <strong>der</strong> Hilfen zur Erziehung s<strong>in</strong>d bei <strong>der</strong> Ermittlung <strong>und</strong> E<strong>in</strong>schätzung bspw. e<strong>in</strong>es<br />

Qualitätskriteriums o<strong>der</strong> -merkmals e<strong>in</strong>e Vielzahl an Vor<strong>aus</strong>setzungen, vermittelnden<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong> E<strong>in</strong>flussfaktoren zu berücksichtigen. Neben den damit korrespondierenden<br />

methodischen <strong>und</strong> <strong>in</strong>strumentellen Unschärfen bzw. Problemen spielen des Weiteren<br />

Faktoren wie die konzeptionelle Ausrichtung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung, strukturelle Spezifika, methodische<br />

Orientierungen, pädagogische Leitbil<strong>der</strong> etc. e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. Insofern müssen<br />

bei <strong>der</strong> Bewertung <strong>der</strong> Qualität e<strong>in</strong>es Leistungsangebotes <strong>und</strong> <strong>der</strong> dieser zugr<strong>und</strong>e liegenden<br />

Bef<strong>und</strong>e immer die Charakteristika des jeweiligen Leistungsangebotes <strong>und</strong> ggf. an<strong>der</strong>e <strong>in</strong>tervenierende<br />

Faktoren (mit) berücksichtigt werden – trotz verb<strong>in</strong>dlicher Kriterien <strong>und</strong> Maßstäbe.<br />

H<strong>in</strong>zu tritt e<strong>in</strong> strukturelles Spannungsverhältnis. In Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen s<strong>in</strong>d<br />

immer auch kontrollierende Aspekte e<strong>in</strong>gelagert. Die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> Qualität e<strong>in</strong>es<br />

Leistungsangebotes auf <strong>der</strong> Folie e<strong>in</strong>es verb<strong>in</strong>dlichen Qualitätskonzeptes macht neben<br />

70<br />

Die Bewertung <strong>der</strong> Qualität e<strong>in</strong>es Leistungsangebotes erfor<strong>der</strong>t begründete <strong>und</strong> transparente<br />

Bewertungsmaßstäbe.<br />

Gewährleistung, Bewertung <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong> von Qualität erfor<strong>der</strong>t e<strong>in</strong>e Verständigung<br />

darüber, was unter Qualität <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen verstanden wird <strong>und</strong> was sie <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Praxis</strong> <strong>aus</strong>macht.


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

beratenden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Fällen möglicherweise auch <strong>in</strong>tervenierende Maßnahmen seitens des<br />

öffentlichen Trägers erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Beide Aspekte machen deutlich, dass bei Abschluss, Überprüfung <strong>und</strong> Fortschreibung von<br />

Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen bzw. <strong>der</strong> praktischen Umsetzung <strong>der</strong> <strong>in</strong> ihnen getroffenen<br />

Aussagen von den Vere<strong>in</strong>barungspartnern bestimmte Handlungs- <strong>und</strong> Verständigungsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

(immer wie<strong>der</strong> neu) bewältigt werden müssen. Die konkrete Vere<strong>in</strong>barungspraxis<br />

ist mit formalen <strong>und</strong> auch <strong>in</strong>haltlichen Regelungen nur z.T. <strong>in</strong> den Griff zu bekommen.<br />

Die Verständigung über die Qualität e<strong>in</strong>es Leistungsangebotes <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Bewertung erfolgt<br />

im Dialog zwischen Leistungsanbieter <strong>und</strong> öffentlichem Träger.<br />

Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen sollen die Weiterentwicklung <strong>der</strong> – fachlichen <strong>und</strong> strukturellen<br />

– Qualität e<strong>in</strong>es Leistungsangebotes beför<strong>der</strong>n <strong>und</strong> systematisch unterstützen. E<strong>in</strong> wesentlicher<br />

Bef<strong>und</strong> <strong>der</strong> Bestandserhebung war, dass dieser Aspekt von den Trägern <strong>und</strong> E<strong>in</strong>richtungen<br />

sehr ernst genommen wird, den Bemühungen jedoch <strong>in</strong> vielen Fällen „die<br />

Richtung“ <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e entsprechende Konzeptualisierung fehlte. Gr<strong>und</strong>lagen dafür können nunmehr<br />

<strong>aus</strong> den im Rahmen <strong>der</strong> Qualitätsdialoge gewonnenen Erkenntnissen abgeleitet <strong>und</strong> vere<strong>in</strong>bart<br />

werden. Wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Dialog bspw. festgestellt, dass aufgr<strong>und</strong> von Erfahrungen mit<br />

e<strong>in</strong>igen <strong>der</strong> betreuten jungen Menschen die Kooperation mit Schulen verbessert werden<br />

muss, so können darauf gerichtete Aktivitäten seitens <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung (<strong>und</strong> <strong>der</strong>en Evaluation)<br />

entwickelt <strong>und</strong> vere<strong>in</strong>bart werden.<br />

E<strong>in</strong>e weitere „Orientierungshilfe“ bietet das Qualitätskonzept selbst sowie die regionale Jugendhilfeplanung.<br />

Der Bezug von Qualitätsentwicklungsprozessen <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> Diensten<br />

auf die Vorgaben <strong>und</strong> Ziele <strong>der</strong> Jugendhilfeplanung – bspw. den angestrebten Ausbau sozialräumlicher<br />

Angebote – beför<strong>der</strong>t die <strong>in</strong>tendierte fachliche Weiterentwicklung <strong>der</strong><br />

Erziehungshilfe<strong>in</strong>frastruktur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region. Vor<strong>aus</strong>setzung ist <strong>in</strong> beiden Fällen, dass <strong>der</strong> Aspekt<br />

<strong>der</strong> Qualitätsentwicklung zum Gegenstand gemacht <strong>und</strong> <strong>in</strong> konkretisierter Form verb<strong>in</strong>dlich<br />

vere<strong>in</strong>bart wird.<br />

Ziele von Qualitätsentwicklung sowie konkrete Schritte zu <strong>der</strong>en Umsetzung s<strong>in</strong>d reguläres<br />

Element von Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen. Gr<strong>und</strong>lage s<strong>in</strong>d die Ergebnisse<br />

<strong>aus</strong> Dialogen <strong>und</strong>/ o<strong>der</strong> fachliche Leitziele im Bereich Erziehungshilfen (JHP). Die Umsetzung<br />

wird <strong>in</strong> den Fortschreibungsverhandlungen geme<strong>in</strong>sam geprüft.<br />

Diese fünf Leitl<strong>in</strong>ien s<strong>in</strong>d das Ergebnis <strong>in</strong>tensiver <strong>und</strong> standortübergreifen<strong>der</strong> Diskussions- <strong>und</strong><br />

Reflexionsprozesse im Rahmen des Modellprojektes, an denen VertreterInnen von öffentlichen<br />

<strong>und</strong> freien bzw. privat-gewerblichen Trägern beteiligt waren. Im weiteren Verlauf des Projektes<br />

wurden <strong>in</strong> den Standorten Chemnitz <strong>und</strong> Zwickauer Land Verfahren, Inhalt <strong>und</strong> Struktur sowie<br />

die fachlichen <strong>und</strong> fachpolitischen Gr<strong>und</strong>lagen von Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen<br />

entwickelt <strong>und</strong> erprobt. Bevor jedoch die Ergebnisse kurz vorgestellt <strong>und</strong> kommentiert werden,<br />

soll nachfolgend auf die standortübergreifende Diskussion zu Qualität <strong>in</strong> den Hilfen zur<br />

Erziehung e<strong>in</strong>gegangen werden.<br />

71


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

3.4 Was macht Qualität im Bereich <strong>der</strong> erzieherischen Hilfen <strong>aus</strong>?<br />

Sollen Vere<strong>in</strong>barungen über Gewährleistung, Bewertung <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong> abgeschlossen werden,<br />

ist zunächst zu klären, was gewährleistet werden soll, was bewertet werden soll, was also<br />

wann <strong>und</strong> warum als gewährleistet gelten kann, <strong>und</strong> was – <strong>in</strong> <strong>der</strong> Konsequenz – warum, wie<br />

<strong>und</strong> woh<strong>in</strong> entwickelt werden soll. Zudem muss geklärt werden, welche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

erfor<strong>der</strong>lich s<strong>in</strong>d, damit das, was als Qualität o<strong>der</strong> als gut def<strong>in</strong>iert wird, tatsächlich auch erreicht<br />

werden kann.<br />

Die Diskussion darum, was Qualität <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen <strong>aus</strong>macht, ist so alt wie die<br />

Qualitätsdebatte selbst. Dennoch zeigen die Erfahrungen mit Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen,<br />

dass diese Frage häufig übergangen <strong>und</strong> möglichst rasch auf die Ebene von Indikatoren,<br />

Verfahren, Mess<strong>in</strong>strumenten <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>sprojekten „gesprungen“ wird. Konflikte<br />

um Inhalte <strong>und</strong> Gegenstand von Qualitätsbewertung sche<strong>in</strong>en so vorprogrammiert.<br />

● Der öffentliche Träger verb<strong>in</strong>det mit Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen (häufig) die<br />

Erwartung, etwas über das Verhältnis von Kosten <strong>und</strong> Qualität e<strong>in</strong>es Leistungsangebotes<br />

zu erfahren, um Hilfen präziser steuern <strong>und</strong> den E<strong>in</strong>satz öffentlicher Mittel optimieren<br />

zu können. Häufig wird dann nach den Ergebnissen o<strong>der</strong> Wirkungen gefragt, sollen<br />

diese gemessen <strong>und</strong> anhand <strong>der</strong> Ergebnisse Entgelte, Belegung etc. gesteuert werden.<br />

Dabei besteht jedoch die Gefahr, dass strukturelle Rahmungen <strong>und</strong> Vor<strong>aus</strong>setzungen<br />

von Hilfeprozessen, die zu e<strong>in</strong>em Gutteil <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verantwortung des örtlichen Trägers<br />

liegen, außer Acht gelassen werden.<br />

● Der Leistungsanbieter wendet dagegen e<strong>in</strong>, dass er mit den ihm zur Verfügung stehenden<br />

Mitteln e<strong>in</strong> qualitativ hochwertiges Angebot vorhält, dieses aber nicht garantieren<br />

kann, dass Hilfen zu dem <strong>und</strong> dem Prozentsatz mit dem gewünschten Erfolg verlaufen.<br />

Die Qualität se<strong>in</strong>es Leistungsangebotes kann mith<strong>in</strong> nicht durch Ergebnis- o<strong>der</strong> Wirkungskennzahlen<br />

gemessen <strong>und</strong> bewertet werden. Qualität wird damit tendenziell ungreifbar.<br />

Beide Positionen o<strong>der</strong> besser: Interessen haben ihre Berechtigung. Gute <strong>Arbeit</strong> muss angemessen<br />

bezahlt werden – so die Aussage <strong>der</strong> gesetzlichen Regelung. Dafür aber muss gute<br />

<strong>Arbeit</strong> – so die Aussage <strong>der</strong> gesetzlichen Regelung – auch nachgewiesen werden.<br />

Das Konfliktpotential bzw. die gr<strong>und</strong>sätzlichen Schwierigkeiten bei <strong>der</strong> Umsetzung von Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen<br />

<strong>und</strong> den damit verb<strong>und</strong>enen Aufgaben des Nachweises von<br />

Qualität (Gewährleistung) <strong>und</strong> ihrer Bewertung liegen <strong>in</strong> <strong>der</strong> verme<strong>in</strong>tlichen Unvere<strong>in</strong>barkeit<br />

<strong>der</strong> Interessenslagen bzw. dem Festhalten an Qualitätsmaßstäben, <strong>der</strong>en Vorannahmen selbst<br />

kaum noch praxiswirksam bearbeitet werden 5 . Was ist e<strong>in</strong>e erfolgreiche Hilfe, für die es sich<br />

gelohnt hat, so viel Geld <strong>aus</strong>zugeben? Wieso soll die Qualität e<strong>in</strong>es Leistungsangebotes umstandslos,<br />

also ggf. ohne den Nachweis se<strong>in</strong>er Effektivität, anerkannt werden? Für die Frage,<br />

wie Gewährleistung, Nachweis, Bewertung <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong> von Qualität erfolgen kann, s<strong>in</strong>d<br />

also zunächst die Annahmen darüber, was Qualität <strong>aus</strong>macht, zu klären <strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zweiten<br />

Schritt die notwendigen <strong>und</strong> geeigneten Instrumente <strong>und</strong> Verfahren zu erörtern.<br />

Qualität <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen bestimmt sich dadurch, ob die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wahrnehmung e<strong>in</strong>es<br />

erzieherischen Bedarfs festgestellten <strong>und</strong> beschriebenen (belastenden) Fakten o<strong>der</strong> Zu-<br />

5 Diese Darstellung beschreibt <strong>aus</strong>drücklich nicht nicht die E<strong>in</strong>stellung <strong>der</strong> Leitungsverantwortlichen <strong>in</strong> den<br />

Fachbereichen/ Ämtern <strong>der</strong> Modellstandorte, son<strong>der</strong>n soll po<strong>in</strong>tierend auf erfahrungsgemäß zentrale<br />

Konfliktflächen h<strong>in</strong>weisen. In den Modellstandorten war <strong>der</strong> Prozess <strong>der</strong> Formulierung e<strong>in</strong>es tragfähigen<br />

Qualitätskonzeptes <strong>und</strong> die <strong>Entwicklung</strong> e<strong>in</strong>er transparenten, kooperativen Vere<strong>in</strong>barungspraxis<br />

durch e<strong>in</strong> <strong>aus</strong>gesprochen konstruktives <strong>und</strong> offenes <strong>Arbeit</strong>sklima zwischen allen Beteiligten (ASD,<br />

WiJuHi, Controll<strong>in</strong>g, Freie Träger) geprägt.<br />

72


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

stände bezogen auf die Lebenssituation <strong>der</strong> AdressatInnen mittels geeigneter fachlicher Intervention<br />

e<strong>in</strong>er substanziellen Verbesserung zugeführt werden konnten. Substanzielle Verbesserungen<br />

s<strong>in</strong>d dann als erreicht anzusehen, wenn die als Bedarf generierend identifizierten Fakten<br />

bzw. Zustände:<br />

● dauerhaft „beseitigt“ werden konnten o<strong>der</strong><br />

● die AdressatInnen durch die Intervention Fähigkeiten <strong>und</strong> Fertigkeiten zu <strong>der</strong>en Vermeidung<br />

bzw. selbständigen Bewältigung erwerben konnten.<br />

Aus sozialpädagogischer sozialpädagogischer Perspektive Perspektive macht sich die Qualität e<strong>in</strong>er Intervention/ erzieherischen<br />

Hilfe also daran fest, ob mit <strong>der</strong> durchgeführten Hilfe e<strong>in</strong>e wesentliche <strong>und</strong> nachhaltige<br />

Verbesserung des Verhaltensrepertoires bei den NutzerInnen, <strong>und</strong> nicht nur e<strong>in</strong>e kurzfristige<br />

Anpassung an Zwangssituationen erreicht wurde. Qualität <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendhilfe ergibt<br />

sich danach <strong>aus</strong> <strong>der</strong> systematischen <strong>und</strong> reflektierten Berücksichtigung anerkannter fachlicher<br />

Maßstäbe <strong>und</strong> Kriterien bei <strong>der</strong> Planung <strong>und</strong> Durchführung sozialpädagogischen Handelns<br />

sowie <strong>der</strong> Schaffung <strong>und</strong> Ausgestaltung <strong>der</strong> hierfür nötigen Angebots-, Leistungs- <strong>und</strong><br />

Verwaltungsstrukturen.<br />

Des Weiteren ist mittlerweile unumstritten, dass auch wirtschaftliche Kriterien Bedeutung haben<br />

für die Bestimmung von Qualität <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen. Die Frage nach <strong>der</strong> Qualität<br />

von bzw. <strong>in</strong> Hilfen zur Erziehung lässt sich also nicht mehr nur unter Verweis auf fachliche Maßstäbe<br />

bzw. <strong>der</strong>en E<strong>in</strong>haltung befriedigend beantworten. Qualität erzieherischer Hilfen wird<br />

maßgeblich bestimmt durch den Nutzwert, den die AdressatInnen für sich <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Leistung<br />

ziehen konnten. Dieser Nutzwert zeigt sich am Grad <strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Lebenssituation <strong>der</strong><br />

AdressatInnen. Bei Sozialleistungen wie den erzieherischen Hilfen werden öffentliche Ressourcen<br />

e<strong>in</strong>gesetzt <strong>und</strong> verbraucht. Insofern muss <strong>der</strong> Nutzwert e<strong>in</strong>er Erziehungshilfemaßnahme<br />

auch für die Gesellschaft gegeben <strong>und</strong> erkennbar se<strong>in</strong>. Entscheidend ist, dass am Ende e<strong>in</strong>er<br />

Hilfe nicht Ressourcen gespart, son<strong>der</strong>n effektiv <strong>und</strong> effizient e<strong>in</strong>gesetzt wurden. Aus wirt-<br />

wirt<br />

schaftlicher schaftlicher Perspektive Perspektive kann Qualität demnach als erreicht gelten, wenn dieser Nutzwert erreicht<br />

werden konnte.<br />

Qualität <strong>in</strong> den Hilfen zur Erziehung ist das Ergebnis e<strong>in</strong>es Zusammenspiels fachlicher<br />

Maßstäbe <strong>und</strong> Vor<strong>aus</strong>setzungen bzw. <strong>der</strong>en Berücksichtigung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong>, <strong>in</strong>klusive <strong>der</strong><br />

kritisch-reflexiven Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit dem erreichten Stand ihrer Realisierung. Qualität<br />

<strong>in</strong> den Hilfen zur Erziehung me<strong>in</strong>t, Leistungen auf dieser Gr<strong>und</strong>lage rechtzeitig zur Verfügung<br />

zu stellen, bedarfsgerecht zu planen <strong>und</strong> so zu realisieren, dass sowohl für die<br />

AdressatInnen e<strong>in</strong>er Leistung als auch für das Geme<strong>in</strong>wesen e<strong>in</strong> nachhaltiger Nutzen, also<br />

e<strong>in</strong>e Verbesserung <strong>der</strong> Lebenssituation <strong>der</strong> AdressatInnen <strong>und</strong> damit e<strong>in</strong>e Entlastung für<br />

das Leben <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaft erreicht werden konnte.<br />

Der Qualitäts-Zusammenhang zwischen Fachlichkeit <strong>und</strong> Wirtschaftlichkeit ergibt sich folglich<br />

dar<strong>aus</strong>, dass <strong>der</strong> Erfolg e<strong>in</strong>er Hilfe auf <strong>der</strong> Basis fachlich f<strong>und</strong>ierter Planungs- <strong>und</strong> Durchführungsprozesse<br />

<strong>und</strong> entsprechen<strong>der</strong> Vor<strong>aus</strong>setzungen wahrsche<strong>in</strong>lich ist. Damit ist <strong>aus</strong>gesagt,<br />

dass:<br />

● fachlich <strong>aus</strong>gestaltete Prozesse <strong>und</strong> Strukturen<br />

● den E<strong>in</strong>satz von Ressourcen rechtfertigen <strong>und</strong> ihre effiziente Verwendung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em hohen<br />

Maße, aber nicht vollständig, gewährleisten,<br />

● was <strong>aus</strong>gehend vom Ergebnis <strong>und</strong> mit Blick auf Prozesse <strong>und</strong> Strukturen zu überprüfen<br />

ist.<br />

73


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Das Dilemma von fachlich guter <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> nicht erreichten Ergebnissen (Technologiedefizit)<br />

kann damit nicht <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Welt geschafft werden. Es kann jedoch transparent gemacht <strong>und</strong> im<br />

E<strong>in</strong>zelfall verortet werden, wenn <strong>der</strong> Nachweis erbracht wird, das – nach bestem Wissen –<br />

gute <strong>Arbeit</strong> geleistet wurde. Hierfür bedarf es fachlicher <strong>und</strong> struktureller Standards <strong>und</strong> Kriterien,<br />

die die <strong>Praxis</strong> <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> Diensten – e<strong>in</strong>schließlich des ASD <strong>und</strong> des Jugendamtes<br />

– anleiten <strong>und</strong> an denen sie gemessen, Qualität also nachweisbar <strong>und</strong> bewertbar wird. Des<br />

Weiteren bedarf es Indikatoren <strong>und</strong> Instrumente, die u.a. Antwort geben auf die Frage nach<br />

dem Resultat des – geplanten <strong>und</strong> fachlich gerechtfertigten – Ressourcene<strong>in</strong>satzes, mith<strong>in</strong> jener<br />

nach <strong>der</strong> effizienten Verwendung von Ressourcen. Hierfür wurde im Rahmen des Projektes<br />

e<strong>in</strong> Controll<strong>in</strong>gsystem erarbeitet (vgl. S. 79 ff.).<br />

3.5 Ergebnisse <strong>aus</strong> den Projektstandorten<br />

In den Modellstandorten Chemnitz <strong>und</strong> Zwickauer Land wurden Konzepte entwickelt, die Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen<br />

als e<strong>in</strong> umfassendes Steuerungs<strong>in</strong>strument an <strong>der</strong> Schnittstelle<br />

zwischen öffentlichem Träger <strong>und</strong> konkretem Leistungserbr<strong>in</strong>ger profiliert. Kern <strong>der</strong><br />

Konzepte ist, dass Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen ihre Steuerungsfunktion durch e<strong>in</strong>e<br />

konsequente Umsetzung <strong>der</strong> <strong>in</strong> § 78 b Abs. 1 Ziffer 3 SGB VIII gefor<strong>der</strong>ten Inhalte <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation<br />

mit e<strong>in</strong>er systematischen Verankerung e<strong>in</strong>richtungskonkreter Bestrebungen zur Weiterentwicklung<br />

des entsprechenden Angebotes <strong>und</strong> ihrer kooperativen Evaluation gew<strong>in</strong>nen. Dabei<br />

eröffnet sich bei entsprechen<strong>der</strong> Gestaltung die Möglichkeit, alle Ebenen <strong>der</strong> Erziehungshilfe<br />

bzw. ihre (geme<strong>in</strong>same) Steuerung <strong>und</strong> Fortentwicklung <strong>in</strong> den Blick zu nehmen (<strong>aus</strong>führlicher<br />

zum Konzept: vgl. Drößler 2006a).<br />

Auf Basis dieses Konzeptes <strong>und</strong> unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Ergebnisse se<strong>in</strong>er Diskussion wurden<br />

<strong>in</strong> den Modellstandorten Zwickauer Land <strong>und</strong> Chemnitz durch die dortigen <strong>Arbeit</strong>sgruppen<br />

mit Unterstützung <strong>der</strong> Projektleitung Raster bzw. Mustervorlagen für e<strong>in</strong>e Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barung<br />

erarbeitet. Im Modellstandort Nie<strong>der</strong>schlesischer Oberl<strong>aus</strong>itzkreis<br />

wurden e<strong>in</strong>gebettet <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en umfassen<strong>der</strong>en Strukturentwicklungsprozess im Bereich <strong>der</strong> erzieherischen<br />

Hilfen entsprechende Diskussionen mit örtlichen freien Trägern geführt.<br />

3.5.1 Fachbereich Jugend <strong>und</strong> Soziales Zwickauer Land<br />

Im Ergebnis e<strong>in</strong>es zweijährigen Diskussions-, <strong>Entwicklung</strong>s- <strong>und</strong> Erprobungsprozesses wurde<br />

im Modellstandort Zwickauer Land durch e<strong>in</strong>e <strong>Arbeit</strong>sgruppe von VertreterInnen des öffentlichen<br />

Trägers <strong>und</strong> von örtlichen Leistungserbr<strong>in</strong>gern e<strong>in</strong> trägerübergreifendes Qualitätskonzept<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong> zugehöriges Raster für e<strong>in</strong>e Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barung erarbeitet. Das<br />

Qualitätskonzept <strong>und</strong> <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Vere<strong>in</strong>barungsvorlage s<strong>in</strong>d das Ergebnis e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>tensiven<br />

Erprobungspzozesses, <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong> erstes Konzept per e<strong>in</strong>jähriger Vere<strong>in</strong>barung getestet<br />

<strong>und</strong> anschließend gr<strong>und</strong>legend überarbeitet wurde.<br />

Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung sowie <strong>der</strong>en Vere<strong>in</strong>barung im Rahmen des § 78 b SGB<br />

VIII werden auf e<strong>in</strong>er träger- <strong>und</strong> akteursübergreifenden Ebene durch das „Qualitätskonzept<br />

für die Hilfen zur Erziehung im Landkreis Zwickauer Land“ geregelt. Inhalt des Konzeptes ist<br />

e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Verpflichtung <strong>der</strong> <strong>in</strong>stitutionellen Akteure im Bereich <strong>der</strong> erzieherischen Hilfen<br />

zur Gewährleistung <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong> von Qualität, e<strong>in</strong>e Begriffsbestimmung von Qualität sowie<br />

die gr<strong>und</strong>legenden fachlichen <strong>und</strong> damit Qualitätsstandards <strong>in</strong> den Hilfen zur Erziehung.<br />

Nach e<strong>in</strong>er allgeme<strong>in</strong>en Def<strong>in</strong>ition von Gegenstand <strong>und</strong> Ziel von Qualitätsentwicklung werden<br />

74


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

nähere Regelungen zu konkreten Qualitätsentwicklungsprozessen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e zur <strong>Praxis</strong> <strong>der</strong><br />

Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen, getroffen. Diese be<strong>in</strong>halten:<br />

● Standards für Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen nach § 78 b SGB VIII,<br />

● Maßstäbe für die Bewertung <strong>der</strong> Qualität e<strong>in</strong>es Leistungsangebotes sowie<br />

● Regelungen zum Verfahren <strong>der</strong> Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barung, <strong>der</strong>en Überprüfung<br />

<strong>und</strong> Fortschreibung sowie Regelungen zur Überprüfung <strong>und</strong> Weiterentwicklung<br />

des Qualitätskonzeptes (s. CD: Zwickauer Land, Vere<strong>in</strong>barungen, Z2).<br />

Das Qualitätskonzept bildet demnach den fachlichen <strong>und</strong> fachpolitischen Rahmen, <strong>in</strong> dem<br />

Qualitätsentwicklung, -bewertung <strong>und</strong> -steuerung sich bewegen, <strong>und</strong> schafft damit e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche<br />

<strong>und</strong> geteilte Handlungsgr<strong>und</strong>lage für die beteiligten Akteure bei <strong>der</strong> Wahrnehmung<br />

ihrer Aufgaben. Nichtsdestoweniger ist dieser Rahmen <strong>in</strong> <strong>der</strong> konkreten Verständigungs- <strong>und</strong><br />

Vere<strong>in</strong>barungspraxis zwischen dem öffentlichen Träger <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em Leistungsangebot bzw. -anbieter<br />

zu konkretisieren, wofür nunmehr allerd<strong>in</strong>gs <strong>aus</strong>gehandelte fachliche <strong>und</strong> Verfahrensleitl<strong>in</strong>ien<br />

zur Verfügung stehen. Leistungsanbieter <strong>und</strong> öffentlicher Träger s<strong>in</strong>d gehalten, sich <strong>in</strong>nerhalb<br />

dieser zu positionieren, ihre Anfor<strong>der</strong>ungen zu formulieren, zu begründen <strong>und</strong> <strong>in</strong> die<br />

Vere<strong>in</strong>barungspraxis e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen.<br />

Gewissermaßen „materielle“ Folge dieser <strong>Praxis</strong> ist die konkrete Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barung<br />

zwischen öffentlichem Träger <strong>und</strong> Leistungsanbieter. Deren Inhalte werden durch das<br />

wie<strong>der</strong>um <strong>in</strong> Zusammenarbeit von VertreterInnen des öffentlichen Trägers <strong>und</strong> von freien Trägern<br />

entwickelte Raster näher bestimmt, wobei auch Verfahrensfragen geregelt werden. Im<br />

E<strong>in</strong>zelnen s<strong>in</strong>d dies:<br />

● Die Die Die Überprüfung Überprüfung <strong>und</strong> <strong>und</strong> Bewertung Bewertung Bewertung <strong>der</strong> <strong>der</strong> Qualität Qualität <strong>der</strong> <strong>der</strong> Leistung Leistung: Leistung Hier werden die Daten <strong>und</strong><br />

Indikatoren benannt, anhand <strong>der</strong>er im Qualitätsdialog die Qualitätsbewertung vorgenommen<br />

wird. Ebenfalls werden Richtl<strong>in</strong>ien für die Erstellung von <strong>Berichte</strong>n im Vorfeld<br />

<strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>barungsverhandlungen durch beide Seiten benannt. Die Regelungen s<strong>in</strong>d<br />

e<strong>in</strong>richtungsübergreifend, werden jedoch durch öffentlichen <strong>und</strong> freie Träger regelmäßig<br />

geprüft <strong>und</strong> ggf. weiterentwickelt.<br />

● Maßnahmen Maßnahmen <strong>der</strong> <strong>der</strong> Qualitätsentwicklung Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>der</strong> Überprüfung Überprüfung ihres ihres Verlaufs Verlaufs <strong>und</strong> <strong>und</strong> ihrer ihrer Er-<br />

Er<br />

gebnisse gebnisse: gebnisse Unter diesem Punkt werden konkrete Ziele <strong>und</strong> Maßnahmen <strong>der</strong> Qualitätsentwicklung<br />

beim <strong>in</strong> Rede stehenden Angebot sowie zu <strong>der</strong>en Überprüfung getroffen.<br />

H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> dieses Vere<strong>in</strong>barungspunktes war die Erkenntnis <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Voruntersuchung,<br />

dass Qualitätsziele oftmals nur mangelhaft benannt <strong>und</strong> mit Handlungsschritten unterlegt<br />

waren. Dem wurde an dieser Stelle Rechnung getragen, ebenso wie für e<strong>in</strong>e konzeptionelle<br />

Beteiligung des öffentlichen Trägers an solchen, hier konkret zu benennenden<br />

Prozessen, i.S. e<strong>in</strong>er strategischen E<strong>in</strong>flussnahme bzw. E<strong>in</strong>beziehung vor dem<br />

H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> bspw. <strong>der</strong> Erkenntnisse <strong>der</strong> Jugendhilfeplanung. Des Weiteren werden<br />

mögliche Unterstützungsleistungen des öffentlichen Trägers bei <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong><br />

Qualitätsziele diskutiert <strong>und</strong> vere<strong>in</strong>bart.<br />

Aussagen zu „geeigneten Maßnahmen zur Gewährleistung <strong>der</strong> Qualität des Leistungsangebotes“<br />

s<strong>in</strong>d im Ergebnis <strong>der</strong> Erprobungsphase <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>barungsvorlage für die Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen<br />

gestrichen worden. Entsprechende Aktivitäten, Verfahren, Maßnahmen<br />

etc. werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Leistungsvere<strong>in</strong>barung geregelt. H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> ist die Erfahrung,<br />

dass sich die Angaben zur Qualität <strong>der</strong> Leistung <strong>und</strong> zu Maßnahmen <strong>der</strong> Gewährleistung <strong>der</strong><br />

Qualität e<strong>in</strong>es Leistungsangebotes oftmals stark überlagern, was notwendigerweise zu doppelten<br />

Darstellungen führt. Im Interesse e<strong>in</strong>es ger<strong>in</strong>gen Erstellungs- <strong>und</strong> Bearbeitungsaufwandes<br />

wurde die entsprechende Lösung entwickelt; sie hat sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong> bewährt.<br />

75


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

3.5.2 Amt für Jugend <strong>und</strong> Familie <strong>der</strong> Stadt Chemnitz<br />

In Chemnitz ist im Rahmen des Modellprojektes e<strong>in</strong> „Konzept zur Qualitätsentwicklung bei Hilfen<br />

nach dem SGB VIII“ entwickelt worden, das die „Qualitätskriterien <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Überprüfungsverfahren/<br />

Controll<strong>in</strong>g (Raster Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen) für den Prozess <strong>der</strong><br />

Planung, Gewährung <strong>und</strong> Durchführung von Hilfen nach dem SGB VIII“ formuliert (ebd., S. 1).<br />

Das Qualitätskonzept ist von trägerübergreifen<strong>der</strong> Bedeutung <strong>und</strong> bildet zusammen mit dem<br />

Teilfachplan „Hilfen nach dem SGB VIII“ die Gr<strong>und</strong>lage für die Zusammenarbeit <strong>und</strong> das Kontraktmanagement<br />

zwischen <strong>der</strong> öffentlichen Verwaltung, den frei-geme<strong>in</strong>nützigen <strong>und</strong> privatgewerblichen<br />

Trägern von Hilfen nach dem K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendhilfegesetz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt Chemnitz.<br />

Es umfasst den Bereich <strong>der</strong> ambulanten, teilstationären <strong>und</strong> stationären Angebote.<br />

Im Qualitätskonzept werden trägerübergreifend allgeme<strong>in</strong>e Qualitätskriterien für Hilfen nach<br />

dem SGB VIII festgeschrieben sowie Ziel <strong>und</strong> Gegenstand von Qualitätsentwicklung näher bestimmt.<br />

Ziel „von Qualitätsentwicklung ist [danach] die Sicherung <strong>und</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Wirksamkeit<br />

von Hilfen nach SGB VIII <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt Chemnitz“, was nur im Zusammenwirken von öffentlichem<br />

Träger <strong>und</strong> freien Trägern gel<strong>in</strong>gen kann. Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>samen<br />

Anstrengungen s<strong>in</strong>d die Qualitätentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen nach § 78 b SGB VIII, die <strong>in</strong><br />

Chemnitz geme<strong>in</strong>sam mit Leistungs- <strong>und</strong> Entgeltvere<strong>in</strong>barungen auch mit ambulanten Leistungsangeboten<br />

abgeschlossen werden.<br />

Im Zuge des Projektes wurden im Modellstandort Chemnitz durch e<strong>in</strong>e <strong>Arbeit</strong>sgruppe <strong>aus</strong> VertreterInnen<br />

von öffentlichem Träger <strong>und</strong> freien Trägern Leistungs-, Entgelt- <strong>und</strong> Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen<br />

komplett überarbeitet (CD: Chemnitz, Vere<strong>in</strong>barungen, C1 – C 5,<br />

C10 – C15). Die neu entwickelten Vorlagen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en <strong>in</strong>haltliche Untersetzungen wurden<br />

durch die örtliche Entgeltkommission bestätigt <strong>und</strong> damit verb<strong>in</strong>dlich.<br />

Im Qualitätskonzept werden die <strong>in</strong>haltlichen Anfor<strong>der</strong>ungen an die Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barung<br />

anhand von Standards näher beschrieben. Kernpunkte dieser Standards beziehen<br />

sich auf die <strong>in</strong> den Qualitätsanstrengungen zu berücksichtigenden Ebenen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung,<br />

des E<strong>in</strong>zelfalles <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kooperation zwischen öffentlichem Träger <strong>und</strong> freien Trägern. Damit<br />

wird e<strong>in</strong>erseits die Bedeutung <strong>der</strong> Zusammenarbeit <strong>in</strong> Fragen <strong>der</strong> Qualitätsentwicklung <strong>aus</strong>drücklich<br />

her<strong>aus</strong>gestellt <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits klar gemacht, dass systematische Qualitätsentwicklung<br />

im Bereich <strong>der</strong> erzieherischen Hilfen Gewährleistungs-, Überprüfungs- <strong>und</strong> Weiterentwicklungsbestrebungen<br />

auf unterschiedlichen <strong>Praxis</strong>ebenen umfassen <strong>und</strong> diese <strong>in</strong> ihrem<br />

Zusammenhang begreifen muss.<br />

Für die Erstellung <strong>der</strong> Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen wurde neben den Standards e<strong>in</strong><br />

Vere<strong>in</strong>barungsraster entwickelt. Dieses Raster folgt ebenso wie die Mustervorlage des Modellstandortes<br />

Zwickauer Land auf die im geme<strong>in</strong>samen Diskussionprozess erarbeiteten Eckpunkte<br />

● Maßnahmen zur Gewährleistung von Qualität,<br />

● Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Maßstäbe zu ihrer Bewertung,<br />

● Maßnahmen <strong>der</strong> Überprüfung von Qualität,<br />

● Aktivitäten <strong>der</strong> konkreten Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> ihrer Evaluation sowie<br />

● Zusammenwirken von öffentlichem Träger <strong>und</strong> Leistungsanbieter<br />

<strong>und</strong> konkretisiert diese. Damit werden entsprechend <strong>der</strong> Projektphilosphie <strong>in</strong> diesem Schwerpunkt<br />

die gesetzlichen Anfor<strong>der</strong>ungen zu Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen im § 78 b des<br />

SGB VIII 6 <strong>in</strong> den Konzepten <strong>und</strong> Vorlagen konzeptualisiert <strong>und</strong> damit handhabbar für e<strong>in</strong>e<br />

6 In <strong>der</strong> gesetzlichen Regelung taucht <strong>der</strong> Aspekt <strong>der</strong> Qualitätsentwicklung selbst nicht wörtlich auf,<br />

wird jedoch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesetzesbegründung explizit hervor gehoben.<br />

76


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Abbildung 15: Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen, Amt für Jugend <strong>und</strong> Familie Chemnitz<br />

Raster Raster Raster Raster für für für für Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen<br />

Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen<br />

Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen<br />

Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen<br />

1. 1. Qualität Qualität des des Leistungsangebotes<br />

Leistungsangebotes<br />

• Aussagen <strong>in</strong> komprimierter Form zur Qualität des Leistungsangebotes<br />

2. 2. Qualitätskriterien<br />

Qualitätskriterien<br />

• Vere<strong>in</strong>barung <strong>aus</strong>gewählter Qualitätskriterien (Struktur-, Prozess- <strong>und</strong> Ergebnisqualität)<br />

Bezug nehmend auf die Aussagen zur Qualität des Leistungsangebotes <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Leistungsvere<strong>in</strong>barung<br />

3. 3. Maßnahmen Maßnahmen zur zur Gewährleistung Gewährleistung <strong>der</strong> <strong>der</strong> Qualität Qualität des des Leistungsangebotes<br />

Leistungsangebotes<br />

• Benennung konkreter Maßnahmen zur Erfüllung <strong>der</strong> Qualität auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong><br />

Qualitätskriterien<br />

4. 4. Maßnahmen Maßnahmen zur zur Überprüfung Überprüfung <strong>und</strong> <strong>und</strong> Bewertung Bewertung <strong>der</strong> <strong>der</strong> Qualität Qualität des des Leistungsangebotes<br />

Leistungsangebotes<br />

• Bildung von Indikatoren, die anzeigen, ob gewünschte Wirkungen e<strong>in</strong>getreten s<strong>in</strong>d<br />

o<strong>der</strong> ob Handlungsschritte umgesetzt wurden.<br />

5. 5. Zusammenarbeit Zusammenarbeit mit mit mit dem dem öffentlichem öffentlichem Träger<br />

Träger<br />

• Reglungen über Qualitätsdialoge, Vere<strong>in</strong>barungen zur Beratungsfunktion des Amtes<br />

für Jugend <strong>und</strong> Familie<br />

6. 6. Qualitätsziele Qualitätsziele des des Leistungsangebotes<br />

Leistungsangebotes<br />

• Formulierung <strong>der</strong> Ziele <strong>der</strong> Qualitätsentwicklung<br />

7. 7. Maßnahmen Maßnahmen zur zur Erreichung Erreichung <strong>der</strong> <strong>der</strong> Qualitätsziele<br />

Qualitätsziele<br />

Qualitätsziele<br />

• Erarbeitung <strong>und</strong> Dokumentation von Handlungsschritten mit entsprechen<strong>der</strong> Zeitplanung<br />

8. 8. Maßnahmen Maßnahmen zur zur Überprüfung Überprüfung des des Qualitätsentwicklungsprozesses Qualitätsentwicklungsprozesses im im Rahmen Rahmen e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>es Con- Con<br />

troll<strong>in</strong>gverfahrens<br />

troll<strong>in</strong>gverfahrens<br />

• Evaluations<strong>in</strong>strumente/ Evaluationsverfahren<br />

• Zusammenwirken mit öffentlichem Träger<br />

9. 9. Regelungen Regelungen bei bei Nichterfüllung Nichterfüllung des des des Vertrages<br />

Vertrages<br />

10. 10. Vertragsän<strong>der</strong>ungen<br />

11. 11. 11. Kündigung Kündigung<br />

Kündigung<br />

praktische E<strong>in</strong>lösung gemacht. Wichtigste Vor<strong>aus</strong>setzung ist diesbezüglich die Verständigung<br />

zwischen öffentlichem Träger <strong>und</strong> freien bzw. privat-gewerblichen Trägern auf e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen<br />

„Zugang“ zur Frage <strong>der</strong> Qualitätsentwicklung, <strong>der</strong> nicht nur die Vere<strong>in</strong>barungen, son<strong>der</strong>n<br />

vor allen D<strong>in</strong>gen die dar<strong>in</strong> zu regelnden Ziele, Aktivitäten, Bewertungsmaßstäbe <strong>und</strong><br />

Überprüfungsverfahren umfasst.<br />

77


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

3.6 Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barung als transparentes<br />

Steuerungs<strong>in</strong>strument<br />

Dieser Verständigungsprozess konnte im Rahmen des Modellprojektes <strong>in</strong> Gang gesetzt <strong>und</strong><br />

systematisch <strong>aus</strong>gestaltet werden. In se<strong>in</strong>em Ergebnis entstanden <strong>in</strong> den Modellstandorten<br />

nicht nur Qualitätskonzepte <strong>und</strong> Raster für Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen. Wichtigstes<br />

Ergebnis ist, dass öffentlicher wie freie Träger ihre Erwartungen an Qualität <strong>und</strong> Qualitätsentwicklung<br />

im Bereich <strong>der</strong> erzieherischen Hilfen transparent gemacht <strong>und</strong> reflektiert haben <strong>und</strong><br />

so e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Verständigungs- <strong>und</strong> <strong>Praxis</strong>gr<strong>und</strong>lage geschaffen werden konnte. Die<br />

konzeptionellen Gr<strong>und</strong>lagen als <strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samen Bemühungen erzieltes Ergebnis des Modellprojektes,<br />

die Formulierung von <strong>in</strong>haltlichen <strong>und</strong> formalen Anfor<strong>der</strong>ungen an das Vere<strong>in</strong>barungsverfahren<br />

sowie die Vere<strong>in</strong>barungen selbst sowie die Gr<strong>und</strong>züge <strong>der</strong> vorgestellten <strong>Praxis</strong>entwürfe<br />

haben die Vere<strong>in</strong>barungspraxis im Beson<strong>der</strong>en <strong>und</strong> die Kommunikation zwischen<br />

öffentlichem Träger <strong>und</strong> Leistungsanbietern im Allgeme<strong>in</strong>en positiv verän<strong>der</strong>t. Mit den Qualitätskonzepten<br />

steht e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>sam erarbeitete <strong>und</strong> getragene <strong>und</strong> mith<strong>in</strong> transparente fachliche<br />

<strong>und</strong> organisatorische Gr<strong>und</strong>lage zur Verfügung, die für beide Vere<strong>in</strong>barungsparteien verb<strong>in</strong>dlich<br />

ist. Auf dieser Gr<strong>und</strong>lage<br />

● formuliert <strong>der</strong> öffentliche Träger se<strong>in</strong>e Anfor<strong>der</strong>ungen an die Qualität <strong>der</strong> Leistungsangebote<br />

<strong>und</strong> präzisiert diese durch entsprechende Maßstäbe zu <strong>der</strong>en Bewertung,<br />

● können die Leistungsanbieter auf e<strong>in</strong>en fachlichen <strong>und</strong> damit auch konzeptionellen<br />

Rahmen für die Gewährleistung bzw. Weiterentwicklung ihrer Angebote zurückgreifen.<br />

In den Vere<strong>in</strong>barungen wird dies dann e<strong>in</strong>richtungsbezogen konkret <strong>und</strong> um Bewertungsmaßstäbe<br />

<strong>und</strong> -verfahren ergänzt. Dieses Vorgehen wurde von <strong>der</strong> Projektleitung – mit E<strong>in</strong>verständnis<br />

des Landesjugendamtes – auf mehreren Fachveranstaltungen <strong>in</strong>nerhalb <strong>und</strong> außerhalb<br />

Sachsens vorgestellt <strong>und</strong> ist dort auf großes Interesse gestoßen. E<strong>in</strong>hellige Rückmeldung<br />

auf diesen Fachveranstaltungen war auch hier, dass für e<strong>in</strong>e erfolgreiche Umsetzung <strong>in</strong> die<br />

<strong>Praxis</strong> nicht nur die konkrete Ausgestaltung <strong>der</strong> sich <strong>in</strong> Konzept <strong>und</strong> Entwürfen <strong>aus</strong>drückenden<br />

Implikationen, son<strong>der</strong>n zudem e<strong>in</strong> systematisches <strong>und</strong> ernsthaftes Interesse an fachlicher Qualitätsentwicklung,<br />

-bewertung <strong>und</strong> -überprüfung bei den öffentlichen <strong>und</strong> freien Trägern von<br />

entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung ist.<br />

78


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

4 Controll<strong>in</strong>g <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen<br />

H<strong>in</strong>sichtlich des Controll<strong>in</strong>gs zeigte sich, wie bereits oben dargestellt, dass e<strong>in</strong>e bloße Fokussierung<br />

auf Leistungs-, Entgelt- <strong>und</strong> Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen neben <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung<br />

umfänglicher Doppelungen fachlich <strong>und</strong> steuerungsbezogen zu kurz greifen würde. Die<br />

Projektbemühungen richten sich dementsprechend auf die <strong>Entwicklung</strong> <strong>und</strong> E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er<br />

Controll<strong>in</strong>gstrategie, die e<strong>in</strong>e umfassen<strong>der</strong>e Perspektive beleuchtet <strong>und</strong> Informationen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

<strong>in</strong>tegrierten Modell erfasst, analysiert <strong>und</strong> für Steuerungs- <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>saufgaben zur<br />

Verfügung stellt. Ansatzpunkte s<strong>in</strong>d dabei<br />

• <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelfall auf den Ebenen Hilfeplanung, -verlauf <strong>und</strong> -ergebnissen,<br />

• die Ebene <strong>der</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>ger (Vere<strong>in</strong>barungen gem. §§ 78 a ff. SGB VIII),<br />

• die Tätigkeit des öffentlichen Trägers (Leistungsberichterstattung),<br />

• die Ebene <strong>der</strong> Erziehungshilfe<strong>in</strong>frastruktur (Jugendhilfeplanung, Jugendberichterstattung).<br />

Im Rahmen des Projektes wurden Instrumentarien für das Controll<strong>in</strong>g auf den e<strong>in</strong>zelnen Ebenen,<br />

e<strong>in</strong>e Strategie zur fachlich f<strong>und</strong>ierten Zusammenführung <strong>der</strong> so gewonnenen Informationen<br />

<strong>und</strong> Daten erarbeitet. In e<strong>in</strong>em zweiten Schritt wurde e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tegriertes Controll<strong>in</strong>g- <strong>und</strong> Berichtsmodell<br />

entwickelt. Ziel war es e<strong>in</strong> Controll<strong>in</strong>gmodell zu entwickeln <strong>und</strong> zu<br />

implementieren, das Informationen zur Bewertung <strong>und</strong> Steuerung von Erziehungshilfen auf<br />

den genannten Ebenen erfasst, aufbereitet, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em h<strong>in</strong>reichenden Aggregierungsgrad zur<br />

Verfügung stellt <strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em umfassenden Berichtssystems bündelt.<br />

4.1 Was ist Controll<strong>in</strong>g?<br />

„Controll<strong>in</strong>g erfüllt e<strong>in</strong>e Führungsunterstützungsaufgabe im operativen <strong>und</strong> strategischen Bereich,<br />

<strong>in</strong>dem es die wesentlichen Führungsteilbereiche Planung, Kontrolle, Organisation <strong>und</strong><br />

Informationsversorgung koord<strong>in</strong>iert, sich dabei <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auf das Rechnungswesen stützt<br />

<strong>und</strong> sowohl auf das Zielsystem als auch auf das Personalführungssystem E<strong>in</strong>fluss nimmt. [...]<br />

Controll<strong>in</strong>g ist sehr stark auf die <strong>in</strong>terne Kommunikation e<strong>in</strong>erseits <strong>und</strong> die Erfolgsmessung an<strong>der</strong>erseits<br />

<strong>aus</strong>gerichtet:<br />

● Controll<strong>in</strong>g bezeichnet die notwendige Koord<strong>in</strong>ation aller wesentlichen Führungsteilbereiche.<br />

● Controll<strong>in</strong>g liefert aktuelle, verdichtete Informationen zur Entscheidungsf<strong>in</strong>dung“ (Qs<br />

Heft 3, S. 33).<br />

Generell wird beim Controll<strong>in</strong>g h<strong>in</strong>sichtlich operativer <strong>und</strong> strategischer Aufgabenstellungen<br />

unterschieden. Die Aufgaben des Controll<strong>in</strong>gs bestehen <strong>in</strong><br />

● <strong>der</strong> Optimierung <strong>der</strong> Entscheidungs-, Reaktions- <strong>und</strong> Innovationsfähigkeit des Managements,<br />

● <strong>der</strong> Bereitstellung von entscheidungsrelevanten, verdichteten Informationen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

richtigen Reihenfolge, für die richtigen Personen im richtigen Moment,<br />

● <strong>der</strong> Sicherstellung <strong>der</strong> Erreichung von Leistungs- <strong>und</strong> F<strong>in</strong>anzzielen sowie<br />

● <strong>der</strong> Steigerung von Effektivität <strong>und</strong> Effizienz.<br />

79


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Abbildung 16: Formen <strong>und</strong> Gegenstände von Controll<strong>in</strong>g<br />

Merkmal Merkmal<br />

Strategisches Strategisches Controll<strong>in</strong>g Controll<strong>in</strong>g Operatives Controll<strong>in</strong>g<br />

Controll<strong>in</strong>g<br />

Orientierung Ziele <strong>der</strong> Organisation Zielerreichung (Leistungs- <strong>und</strong><br />

F<strong>in</strong>anzziele), Wirtschaftlichkeit<br />

Planungshorizont langfristige Planung kurzfristige bis mittelfristige<br />

Planungen<br />

Messgrößen Stärken/ Schwächen,<br />

Chancen/ Risiken<br />

Kosten/ Leistung,<br />

Aufwand/ Ertrag<br />

↓ ↔ ↓<br />

Langfristige Perspektiven Aufgabenerfüllung,<br />

Zielerreichung<br />

Diese Aufgaben <strong>und</strong> die damit implizierten Zielstellungen bedürfen mit Blick auf die K<strong>in</strong><strong>der</strong><strong>und</strong><br />

Jugendhilfe <strong>und</strong> hier <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Hilfen zur Erziehung e<strong>in</strong>er reflektierten Konzeptualisierung.<br />

In den Hilfen zur Erziehung fallen Leistungsplanung <strong>und</strong> -f<strong>in</strong>anzierung sowie Leistungserbr<strong>in</strong>gung<br />

i.d.R. <strong>aus</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, was spezifische Kooperationsanfor<strong>der</strong>ungen (Transparenz,<br />

Autonomie) mit sich br<strong>in</strong>gt, die wie<strong>der</strong>um im Controll<strong>in</strong>g bedacht werden müssen. Leistungsansprüche<br />

<strong>und</strong> dar<strong>aus</strong> resultierende Leistungen <strong>und</strong> Kosten können nicht direkt bee<strong>in</strong>flusst<br />

werden, so dass bspw. durch e<strong>in</strong> Controll<strong>in</strong>g gelieferte Kennzahlen ke<strong>in</strong>e direkte Steuerungswirkung<br />

entfalten bzw. entsprechende Entscheidungen alle<strong>in</strong> f<strong>und</strong>ieren können. Die Steuerungs-<br />

<strong>und</strong> damit Entscheidungsgr<strong>und</strong>lagen s<strong>in</strong>d rechtlich-fachlicher Natur, was sich auf die<br />

Formulierung von Leistungs- <strong>und</strong> F<strong>in</strong>anzzielen <strong>aus</strong>wirkt. Effektivität <strong>und</strong> Effizienz lassen sich <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendhilfe nicht direkt messen <strong>und</strong> bewerten. Dies führt zunächst bei Datenerhebung<br />

<strong>und</strong> -<strong>in</strong>terpretation durch das Controll<strong>in</strong>g selbst zu methodischen Problemen. Des<br />

Weiteren gilt, dass Effektivität <strong>und</strong> Effizienz bzw. <strong>der</strong>en Steigerung als „vorgegebene Steuerungs-<br />

<strong>und</strong> <strong>Praxis</strong>ziele“ aufgr<strong>und</strong> des rechtlich bewährten Anspruchscharakters von Hilfen zur<br />

Erziehung, des bekannten Technologiedefizits <strong>der</strong> (Sozial-)Pädagogik etc. nicht e<strong>in</strong>fach erreichbar<br />

s<strong>in</strong>d, son<strong>der</strong>n von e<strong>in</strong>er Vielzahl mehr o<strong>der</strong> weniger kontrollierbarer Faktoren (mit)<br />

abhängen. „Erschwerend“ kommt diesbezüglich die spezifische Struktur <strong>der</strong> Hilfen zur Erziehung<br />

h<strong>in</strong>zu.<br />

Nichtsdestotrotz ist Controll<strong>in</strong>g angesichts <strong>der</strong> Qualitäts- <strong>und</strong> nicht zuletzt <strong>der</strong> damit eng verb<strong>und</strong>enen<br />

Kostendebatte <strong>in</strong> den Hilfen zur Erziehung e<strong>in</strong> geeignetes Instrument, diesen Bereich<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendhilfe zu „überwachen“, se<strong>in</strong>e (kooperative) Steuerung sowie dessen<br />

Qualitätsentwicklung zu unterstützen. Bei <strong>der</strong> <strong>Entwicklung</strong> entsprechen<strong>der</strong> Konzepte,<br />

Verfahren <strong>und</strong> Instrumente s<strong>in</strong>d jedoch e<strong>in</strong>erseits die angesprochenen Beson<strong>der</strong>heiten im<br />

Blick zu behalten. An<strong>der</strong>erseits geht <strong>aus</strong> den e<strong>in</strong>führenden Bemerkungen hervor, dass das<br />

Controll<strong>in</strong>g e<strong>in</strong> Instrument o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en B<strong>aus</strong>te<strong>in</strong> für Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den<br />

erzieherischen Hilfen darstellt, dessen Ergebnisse kritisch <strong>und</strong> fachlich angemessen bewertet<br />

<strong>und</strong> mit an<strong>der</strong>en Steuerungs<strong>in</strong>strumenten verknüpft werden müssen. Controll<strong>in</strong>g bzw. durch<br />

das Controll<strong>in</strong>g bereit gestellte Kennzahlen geben mit Blick auf Steuerungsentscheidungen,<br />

auch wenn sie methodisch sehr gut f<strong>und</strong>iert s<strong>in</strong>d, ke<strong>in</strong>e Antworten, son<strong>der</strong>n helfen dabei, die<br />

richtigen Fragen zu stellen.<br />

80


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

4.1.1 Strategisches Controll<strong>in</strong>g – Tun wir die richtigen D<strong>in</strong>ge?<br />

Strategisches Controll<strong>in</strong>g bezieht sich auf die langfristigen Zielen e<strong>in</strong>er Organisation <strong>und</strong> unterstützt<br />

<strong>der</strong>en <strong>Entwicklung</strong> <strong>und</strong> Festlegung sowie die Planungen zur Erreichung dieser Ziele.<br />

Im Rahmen des strategischen Controll<strong>in</strong>gs werden anhand von „Umfeldbeobachtungen“<br />

Chancen <strong>und</strong> Risiken für die Organisation ermittelt sowie daraufh<strong>in</strong> ihre Stärken <strong>und</strong> Schwächen<br />

analysiert. Die langfristigen Zielsetzungen <strong>der</strong> Organisation greifen die Ergebnisse dieser<br />

Analysen zur <strong>Entwicklung</strong> e<strong>in</strong>er erfor<strong>der</strong>lich erachteten „Systemanpassung“ auf <strong>und</strong> konzipieren<br />

darauf aufbauend die erfolgversprechenden Schritte. Ziel ist die Sicherung (<strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>) <strong>der</strong><br />

Organisation. Das eigentliche Controll<strong>in</strong>g i.S. e<strong>in</strong>es strategischen Controll<strong>in</strong>gs unterstützt diesen<br />

Prozess durch die Sammlung, Aufbereitung <strong>und</strong> Bereitstellung von entsprechenden Informationen.<br />

Für die K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendhilfe bzw. das Jugendamt/ den Fachbereich als die primär dafür<br />

zuständige Organisation impliziert dies die <strong>Entwicklung</strong> langfristiger Ziele unter Berücksichtigung<br />

gesellschaftlicher, (fach-)politischer, f<strong>in</strong>anzieller <strong>und</strong> weiterer struktureller Bed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>und</strong>/ o<strong>der</strong> <strong>Entwicklung</strong>en <strong>und</strong> die Ableitung entsprechen<strong>der</strong> Aufgabenstellungen <strong>und</strong> Handlungsschritte.<br />

Relevante Informationsquellen hierfür s<strong>in</strong>d:<br />

● amtliche Statistiken (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Bevölkerungsstatistik, Sozialstatistik, Jugendhilfestatistik),<br />

● die Jugendhilfeplanung,<br />

● das Berichtswesen,<br />

● die Fachberatung <strong>und</strong><br />

● an<strong>der</strong>e Verwaltungsorganisationen.<br />

Strategisches Controll<strong>in</strong>g unterstützt die Entscheidungsf<strong>in</strong>dung, <strong>in</strong>haltlich <strong>und</strong> politisch verbleibt<br />

die Entscheidungsverantwortung jedoch bei den Leitungsverantwortlichen.<br />

4.1.2 Operatives Controll<strong>in</strong>g – Tun wir die D<strong>in</strong>ge richtig?<br />

Operatives Controll<strong>in</strong>g unterstützt die Erreichung <strong>der</strong> Zielstellungen. Es ist auf kurz- <strong>und</strong> mittelfristige<br />

Planungen bezogen. Gegenstand s<strong>in</strong>d die zur Zielerreichung erfor<strong>der</strong>lichen Aufgabenstellungen<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong>en Umsetzung. Operatives Controll<strong>in</strong>g be<strong>in</strong>haltet die Überprüfung <strong>und</strong><br />

ggf. Korrektur von Handlungsschritten, e<strong>in</strong>gesetzten Ressourcen <strong>und</strong> erzielten Ergebnissen.<br />

Für die K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendhilfe, hier konkret die erzieherischen Hilfen, richtet sich damit <strong>der</strong><br />

Fokus auf die konkrete Erbr<strong>in</strong>gung entsprechen<strong>der</strong> Leistungen <strong>und</strong> die hierfür erfor<strong>der</strong>lichen,<br />

geeigneten Strukturen <strong>und</strong> Rahmenbed<strong>in</strong>gungen bzw. <strong>der</strong>en Schaffung. Relevante Informationsquellen<br />

s<strong>in</strong>d:<br />

● Hilfepläne, Fallakten,<br />

● Berichtswesen (Fall sowie Träger/ E<strong>in</strong>richtung/ Dienst),<br />

● Abrechnungsbögen bzw. Leistungsnachweise,<br />

● Fallstatistiken, E<strong>in</strong>richtungsstatistiken.<br />

Die Anstrengungen des Modellprojektes richteten sich zunächst auf die Sichtung <strong>und</strong> Systematisierung<br />

vorliegen<strong>der</strong> o<strong>der</strong> relativ leicht zugänglicher statistischer bzw. standardisierter/<br />

standardisierbarer Daten. Bezugspunkt war dabei die e<strong>in</strong>zelne Hilfe bzw. <strong>der</strong> durch die Hilfe<br />

81


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

(ohneh<strong>in</strong>) generierte Datenkatalog. Nachfolgend werden diese Daten <strong>und</strong> ihre <strong>in</strong>dizierenden<br />

Funktionen dargestellt <strong>und</strong> kommentiert. Ihre s<strong>in</strong>nvolle Nutzung im Rahmen e<strong>in</strong>es Controll<strong>in</strong>gsystems<br />

ist – so hat sich gezeigt – <strong>in</strong> entscheidendem Maße davon abhängig, <strong>in</strong> welchem Zielkontext<br />

sie erhoben werden (s.o.), wie sie bezogen auf diesen Kontext<br />

● e<strong>in</strong>erseits herunter gebrochen, also für die Überprüfung von Teilschritten nutzbar gemacht<br />

werden, bspw. im Rahmen e<strong>in</strong>es Qualitätsdialoges mit e<strong>in</strong>em Träger o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er<br />

E<strong>in</strong>richtung, <strong>und</strong><br />

● an<strong>der</strong>erseits <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Berichtssystem zusammengeführt <strong>und</strong> mit an<strong>der</strong>en Informationen,<br />

Daten <strong>und</strong> nicht zuletzt Steuerungsentscheidungen <strong>in</strong> Beziehung gesetzt werden.<br />

Darüber h<strong>in</strong><strong>aus</strong> wurden im Rahmen des Projektes Verfahren <strong>und</strong> Strategien entwickelt <strong>und</strong> erprobt,<br />

die auf die Gew<strong>in</strong>nung von wesentlichen, ohne Weiteres jedoch nicht zur Verfügung<br />

stehenden Informationen h<strong>in</strong> angelegt s<strong>in</strong>d. Dies betrifft mit Blick auf die Hilfe <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie<br />

ihre Ergebnisse <strong>und</strong> Wirkungen, aber auch prozessqualitative Merkmale, die im Rahmen e<strong>in</strong>es<br />

Controll<strong>in</strong>gs nur sehr schwer zu verarbeiten s<strong>in</strong>d, dafür aber wertvolle Informationen für die<br />

Evaluation <strong>und</strong> Reflexion <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong> bei ASD <strong>und</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>gern beisteuern.<br />

4.2 Wozu Controll<strong>in</strong>g?<br />

Das Controll<strong>in</strong>g soll Steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen unterstützen. Controll<strong>in</strong>g ist mith<strong>in</strong><br />

nicht gleichzusetzen mit Steuerung. Steuerung impliziert vielmehr e<strong>in</strong> umfassendes Handlungskonzept,<br />

unter das sämtliche Aktivitäten wie Hilfeplanung, Jugendhilfeplanung, Vere<strong>in</strong>barungsabschluss,<br />

strategische Entscheidungen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Begründung <strong>und</strong> die Ausrichtung<br />

e<strong>in</strong>zelner Strategien <strong>und</strong> Instrumente auf <strong>der</strong>en Erreichung h<strong>in</strong> subsumiert s<strong>in</strong>d.<br />

Steuerung erfolgt zielgerichtet. Klarheit über die Steuerungsziele zu haben ist – so haben die<br />

Diskussionen im Projekt gezeigt – e<strong>in</strong>e unerlässliche Vor<strong>aus</strong>setzung für die Realisierung e<strong>in</strong>es<br />

funktionierenden Controll<strong>in</strong>gverfahrens. Die besten Instrumente nützen nur wenig, wenn die<br />

Tatbestände, auf die sie gerichtet s<strong>in</strong>d, <strong>und</strong> <strong>der</strong> Rahmen, <strong>in</strong> dem die damit gewonnenen Ergebnisse<br />

e<strong>in</strong>geordnet <strong>und</strong> <strong>in</strong>terpretiert werden sollen, diffus bleiben.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Komplexität <strong>und</strong> Eigens<strong>in</strong>nigkeit <strong>der</strong> Strukturen, fachlichen Anfor<strong>der</strong>ungen, Prozesse<br />

<strong>und</strong> Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen „erfolgt“ Steuerung auf verschiedenen<br />

Ebenen durch unterschiedliche Akteure mit spezifischen Handlungsmöglichkeiten <strong>und</strong><br />

Verantwortlichkeiten. Entsprechend unterschiedlich s<strong>in</strong>d die Steuerungsziele, die zu ihrer E<strong>in</strong>lösung<br />

zur Verfügung stehenden (o<strong>der</strong> zu entwickelnden) Verfahren <strong>und</strong> Instrumente <strong>und</strong> nicht<br />

zuletzt die Ansatzpunkte für e<strong>in</strong> Controll<strong>in</strong>g.<br />

Der <strong>Entwicklung</strong>sarbeit im Projekt wurden übergreifende Steuerungsziele im Bereich <strong>der</strong> erzieherischen<br />

Hilfen zugr<strong>und</strong>e gelegt. Ausgehend von <strong>der</strong> im SGB VIII gesetzlich festgeschriebenen<br />

Verantwortung des örtlichen öffentlichen Trägers muss Steuerung im Bereich <strong>der</strong> Hilfen<br />

zur Erziehung auf die Gewährleistung <strong>in</strong>dividueller Rechtsansprüche auf Hilfen zur Erziehung<br />

gerichtet se<strong>in</strong> bzw. diese absichern. Steuerung muss daher auf die fachlichen <strong>und</strong> strukturellen<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, <strong>der</strong>en Schaffung, Überprüfung <strong>und</strong> Weiterentwicklung gerichtet se<strong>in</strong>.<br />

H<strong>in</strong>zu treten jugendhilfe- <strong>und</strong> nicht zuletzt h<strong>aus</strong>haltspolitische Bed<strong>in</strong>gungen, die maßgeblichen<br />

E<strong>in</strong>fluss haben auf Steuerungsziele <strong>und</strong> Steuerungsentscheidungen. Dar<strong>aus</strong> ergibt sich das folgende<br />

Zielsystem:<br />

82


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Abbildung 17: Steuerungsziele <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen<br />

Wirkungsziel: Gewährleistung <strong>in</strong>dividueller Rechtsansprüche auf Hilfe zur Erziehung<br />

Teilziel 1: Gewährleistung <strong>und</strong> Weiterentwicklung <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen<br />

fachlichen <strong>und</strong> strukturellen Vor<strong>aus</strong>setzungen.<br />

Teilziel 2: Sicherung <strong>der</strong> Qualität von Erziehungshilfeangeboten.<br />

Teilziel 3: E<strong>in</strong>haltung des verfügbaren H<strong>aus</strong>haltsrahmens.<br />

Teilziel 4: Planung <strong>und</strong> Absicherung e<strong>in</strong>er h<strong>in</strong>reichenden F<strong>in</strong>anz<strong>aus</strong>stattung<br />

<strong>der</strong> Erziehungshilfen als rechtlich bewährtem<br />

Sozialleistungsbereich.<br />

In e<strong>in</strong>em weiteren Schritt war zu klären,<br />

● was als allgeme<strong>in</strong>er Indikator für die Erreichung <strong>der</strong> Teilziele gelten kann,<br />

● welche konkreten Steuerungsmöglichkeiten bzw. -<strong>in</strong>strumente zur Verfügung stehen<br />

<strong>und</strong><br />

● welche differenzierenden Indikatoren denkbar s<strong>in</strong>d, die Auskunft geben über jene Tatbestände,<br />

auf die die konkreten Steuerungs<strong>in</strong>strumente „e<strong>in</strong>wirken“.<br />

Die Ergebnisse dieses zunächst recht allgeme<strong>in</strong>en Konzeptualisierungsversuches zeigt die<br />

nachfolgende Abbildung. Zur Erläuterung: Teilziel 1 „Gewährleistung <strong>und</strong> Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen fachlichen <strong>und</strong> strukturellen Vor<strong>aus</strong>setzungen“ (zur Erfüllung <strong>in</strong>dividueller<br />

Rechtsansprüche auf Hilfen zur Erziehung) richtet sich sowohl auf die Erziehungshilfe<strong>in</strong>frastruktur<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Region als auch auf die fachlichen <strong>und</strong> strukturellen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen beim öffentlichen<br />

Träger, namentlich vor allen D<strong>in</strong>gen beim ASD sowie <strong>der</strong> wirtschaftlichen Jugendhilfe.<br />

Gradmesser für die E<strong>in</strong>lösung dieses Steuerungszieles ist das Vorliegen e<strong>in</strong>es<br />

bedarfsgerechten Angebotes an Leistungen, E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> Diensten <strong>der</strong> erzieherischen<br />

Hilfen. Gesteuert wird auf e<strong>in</strong>er allgeme<strong>in</strong>en fach- <strong>und</strong> strukturpolitischen Ebene durch die Jugendhilfeplanung<br />

gem. § 80 SGB VIII, auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung über die Leistungsvere<strong>in</strong>barungen<br />

nach §§ 78 b <strong>und</strong> c SGB VIII <strong>und</strong> <strong>aus</strong>gehend vom E<strong>in</strong>zelfall durch die Hilfeplanung,<br />

was die systematische Verknüpfung von <strong>in</strong>dividuell festgestellten Erziehungshilfebedarfen <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Verfügbarkeit o<strong>der</strong> Nichtverfügbarkeit entsprechen<strong>der</strong> Hilfeformen o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtungen<br />

vor<strong>aus</strong>setzt. Damit ist bereits e<strong>in</strong> Indikator – Nichtverfügbarkeit e<strong>in</strong>es erfor<strong>der</strong>lichen Angebotes/<br />

e<strong>in</strong>er Hilfeform – benannt. E<strong>in</strong> weiterer Indikator ist bspw. die Flexibilität von E<strong>in</strong>richtungen<br />

<strong>und</strong> Diensten, also die Bereitschaft <strong>und</strong> Fähigkeit, bedarfsangemessene Hilfeformen<br />

schnell zur Verfügung zu stellen, was neben entsprechend <strong>aus</strong>gestalteten Leistungsvere<strong>in</strong>barungen<br />

wie<strong>der</strong>um e<strong>in</strong>e systematische Beobachtung <strong>der</strong> tatsächlichen <strong>Praxis</strong> erfor<strong>der</strong>t.<br />

Das Teilziel „E<strong>in</strong>haltung des verfügbaren H<strong>aus</strong>haltsrahmens“ repräsentiert angesichts <strong>der</strong> aktuellen<br />

H<strong>aus</strong>haltslage <strong>der</strong> Kommunen e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> am dr<strong>in</strong>glichsten an die K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendhilfe<br />

<strong>und</strong> hier vor allen D<strong>in</strong>gen den recht kosten<strong>in</strong>tensiven Bereich <strong>der</strong> Hilfen zur Erziehung<br />

herangetragenen (politischen) Ziele. Indikator für se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>lösung ist e<strong>in</strong>e <strong>aus</strong>geglichene H<strong>aus</strong>haltsbilanz<br />

– o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Kostensenkung o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e zum<strong>in</strong>dest stichhaltig begründete Ansatzüberschreitung<br />

(Indikator: Nachtragsh<strong>aus</strong>halt = Nichte<strong>in</strong>haltung des H<strong>aus</strong>haltsrahmens).<br />

Steuerungs<strong>in</strong>strumente s<strong>in</strong>d Mittelzuweisungen o<strong>der</strong> Budgets, die über die <strong>in</strong> Entgeltvere<strong>in</strong>barungen<br />

<strong>aus</strong>gehandelten Leistungsentgelte auf E<strong>in</strong>richtungsebene h<strong>in</strong><strong>aus</strong>gehen <strong>und</strong> – wie <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Praxis</strong> immer häufiger zu beobachten – <strong>der</strong> Abschluss von Kontrakten bei E<strong>in</strong>zelfallmaß-<br />

83


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

nahmen. 7 Indikatoren auf <strong>der</strong> Ebene des Controll<strong>in</strong>gs bzw. <strong>der</strong> „konkreten“ Steuerung s<strong>in</strong>d<br />

bspw. die Kostenentwicklung im Erziehungshilfebereich, ergänzt um (Jahres-)Prognosen unter<br />

Berücksichtigung bereits geb<strong>und</strong>ener Mittel, Kosten-Leistungsrechnung bzw. <strong>der</strong>en Ergebnisse,<br />

die <strong>Entwicklung</strong> <strong>der</strong> Entgelte o<strong>der</strong> – auf e<strong>in</strong>er reflexiven Ebene – die Beständigkeit von<br />

Kontrakten bzw. die Anzahl ihrer Aufkündigung <strong>aus</strong> Kostengründen.<br />

Abbildung 18: Steuerungsziele, Steuerungs<strong>in</strong>strumente <strong>und</strong> mögliche Indikatoren<br />

Die aufgeführte Darstellung beansprucht ke<strong>in</strong>e Vollständigkeit <strong>und</strong> berücksichtigt auch nicht<br />

die vielfältigen Überschneidungen zwischen Steuerungs<strong>in</strong>strumenten, Indikatoren etc. Offen<br />

ist zudem die „Richtung“ <strong>der</strong> Steuerung: Steuerung bei drohen<strong>der</strong> H<strong>aus</strong>haltsüberschreitung<br />

kann <strong>in</strong> <strong>der</strong> „Anpassung“ von Entgelten o<strong>der</strong> des Fallaufkommens 8 bestehen; ebenso aber<br />

auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anpassung des H<strong>aus</strong>haltsvolumens an die zu erwartende Kostenentwicklung, ggf.<br />

mit langfristigen Effekten, nämlich e<strong>in</strong>er Erhöhung des folgenden H<strong>aus</strong>haltsansatzes aufgr<strong>und</strong><br />

nachgewiesener, politisch anerkannter Bedarfsverän<strong>der</strong>ungen.<br />

7 Wobei hier häufig auch fachliche Aspekte geregelt werden.<br />

8 In diesem Falle verb<strong>und</strong>en mit kaum vermeidbaren Rechtsbrüchen.<br />

84


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

4.3 Indikatoren <strong>und</strong> Instrumente<br />

Die Bewertung e<strong>in</strong>er Hilfe erfolgt immer von ihren Ergebnissen <strong>und</strong> ihren Kosten her. Dies ist<br />

notwendig <strong>und</strong> legitim, allerd<strong>in</strong>gs mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schränkung, dass bei nicht befriedigenden Ergebnissen<br />

gefragt werden muss, was dazu geführt hat, dass bspw. die Ziele <strong>der</strong> Hilfe nicht <strong>in</strong><br />

geplantem <strong>und</strong> – auch angesichts des betriebenen Aufwandes – zu erwartendem Umfang erreicht<br />

werden konnten. Das Controll<strong>in</strong>g hat die Aufgabe, diesen Klärungsprozess durch geeignete<br />

<strong>und</strong> tragfähige Informationen zu unterstützen. Im Rahmen des Projektes wurden die geeigneten<br />

Daten systematisch zusammengetragen, neue Instrumente <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Berichtssystem<br />

entwickelt, <strong>in</strong> dem diese Informationen zusammengeführt werden.<br />

4.3.1 „Standarddaten“ e<strong>in</strong>er erzieherischen Hilfe im E<strong>in</strong>zelfall<br />

In jedem E<strong>in</strong>zelfall wird e<strong>in</strong>e Vielzahl unterschiedlicher, mehr o<strong>der</strong> m<strong>in</strong><strong>der</strong> wichtiger <strong>und</strong> s<strong>in</strong>nvoller<br />

Daten generiert. Viele dieser Daten <strong>und</strong> Informationen eignen sich bei systematischer<br />

Erhebung <strong>und</strong> Verarbeitung für die Nutzung durch das Controll<strong>in</strong>g.<br />

In Tabelle 4 s<strong>in</strong>d zunächst die wichtigsten formalen Daten dargestellt, die im Rahmen des Projektes<br />

E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> das Controll<strong>in</strong>gsystem gef<strong>und</strong>en haben. Die aufgeführten Daten fallen <strong>in</strong> jedem<br />

E<strong>in</strong>zelfall an <strong>und</strong> werden zumeist auch erfasst. Sie liegen mith<strong>in</strong> vor <strong>und</strong> können für e<strong>in</strong><br />

Berichtswesen bzw. e<strong>in</strong> Controll<strong>in</strong>g genutzt werden – was oft auch geschieht. E<strong>in</strong>ige von ihnen<br />

„stehen im Raum“, werden aber nicht regelmäßig erfasst. Dies ist bspw. bei <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong><br />

Hilfeplangespräche/ Fortschreibungen, <strong>der</strong> „E<strong>in</strong>haltung“ von Befristungen o<strong>der</strong> dem geplanten<br />

Hilfezeitraum (nicht gleich Befristung!) <strong>der</strong> Fall. Diese Daten liefern jedoch wertvolle Informationen<br />

<strong>und</strong> werden deshalb durch das Controll<strong>in</strong>g berücksichtigt. Alle<strong>in</strong> mit Hilfe dieser Daten<br />

s<strong>in</strong>d auf verschiedenen Ebenen (ASD/ Außenstelle, E<strong>in</strong>richtung/ Dienst, Stadtbezirk/<br />

Sozialraum, gesamter Zuständigkeitsbereich) schon Aussagen möglich über bestimmte <strong>Entwicklung</strong>en<br />

<strong>und</strong> Tatbestände. Vor<strong>aus</strong>setzung dafür ist ihre systematische Erhebung, Aufbereitung<br />

<strong>und</strong> Auswertung.<br />

Um Aussagen über den Prozess <strong>und</strong> die Ergebnisse bzw. die Prozess- <strong>und</strong> Ergebnisqualität<br />

von Hilfe zur Erziehung im Rahmen e<strong>in</strong>es Controll<strong>in</strong>gs zu gew<strong>in</strong>nen bzw. treffen zu können,<br />

müssen entsprechende Informationen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er standardisierten Form vorliegen bzw. erfasst<br />

werden können. Die Frage, was Ergebnisqualität <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozialen</strong> <strong>Arbeit</strong>, <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendhilfe<br />

<strong>und</strong> v.a. <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen <strong>aus</strong>macht <strong>und</strong> wie diese „gemessen“ werden<br />

kann, wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fachdebatte <strong>in</strong>tensiv <strong>und</strong> sehr kontrovers diskutiert (vgl. Peters 2006; Schaarschuch/<br />

Oelerich 2005; BMFSFJ 2002a; Munsch 2006).<br />

Die Diskussion über die Frage, wann e<strong>in</strong>e Hilfe als erfolgreich zu bewerten ist <strong>und</strong> wie dieser<br />

Erfolg „gemessen“ werden kann, wurde auch <strong>in</strong> den Projektgruppen <strong>in</strong>tensiv geführt mit dem<br />

Ergebnis, dass es den o<strong>der</strong> die standardisierten Indikatoren nicht gibt. Verlauf <strong>und</strong> Ergebnis<br />

e<strong>in</strong>er Hilfe s<strong>in</strong>d von vielen Faktoren abhängig (Hilfeplanung, Mitwirkung <strong>der</strong> AdressatInnen,<br />

E<strong>in</strong>richtung, BezugserzieherIn, Lebensereignisse während <strong>der</strong> Hilfe etc.) <strong>und</strong> was als Erfolg zu<br />

werten ist, stellt sich für die verschiedenen Beteiligten – Jugendamt, ASD, E<strong>in</strong>richtung/ Dienst,<br />

junger Mensch/ Familie – vor ihrem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> oftmals sehr unterschiedlich dar. Nichtsdestoweniger<br />

ist die Überprüfung von konkreten E<strong>in</strong>zelfallhilfen unter dem Aspekt <strong>der</strong> Ergebnisqualität<br />

o<strong>der</strong> auf ihre Wirkungen h<strong>in</strong> s<strong>in</strong>nvoll <strong>und</strong> auch erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Im Verlauf des Modellprojektes ist <strong>der</strong> Prozess <strong>der</strong> Zielerarbeitung, -formulierung, -vere<strong>in</strong>barung<br />

<strong>und</strong> -überprüfung im Hilfeplanverfahren <strong>in</strong> allen drei Modellstandorten methodisch e<strong>in</strong>geführt<br />

bzw. weiterentwickelt worden. Intendiert war mit diesem Qualifizierungsschritt e<strong>in</strong>e<br />

85


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Steigerung von Beteiligung, Bedarfsbezug, Zielgerichtetheit <strong>und</strong> Überprüfbarkeit von erzieherischen<br />

Hilfen im E<strong>in</strong>zelfall (vgl. S. 31 ff.). Gleichzeitig werden im Rahmen dieser Vorgehensweise<br />

Informationen zu den Ergebnissen von Hilfen gesammelt, die geeignet s<strong>in</strong>d für e<strong>in</strong>e<br />

Nutzung durch das Controll<strong>in</strong>g. Zu betonen ist diesbezüglich, dass diese „Daten“ geme<strong>in</strong>sam<br />

mit den AdressatInnen „erzeugt“ werden. Der Aspekt <strong>der</strong> AdressatInnenperspektive auf die<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Wirkungen e<strong>in</strong>er Hilfe f<strong>in</strong>det se<strong>in</strong>e Entsprechung zudem <strong>in</strong> eigens entwickelten<br />

Befragungs<strong>in</strong>strumenten, <strong>der</strong>en Indikatoren e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle bei <strong>der</strong> Klärung <strong>der</strong><br />

Frage nach <strong>der</strong> Ergebnisqualität von Hilfen im Rahmen des Controll<strong>in</strong>gs spielt.<br />

Im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Qualifizierung des Hilfeplanungsschrittes „Beendigung e<strong>in</strong>er Hilfe“<br />

wurden im Projektverlauf verschiedene Instrumente entwickelt <strong>und</strong> erprobt, die u.a. Aussagen<br />

zu den Ergebnissen <strong>und</strong> Effekten e<strong>in</strong>er konkreten Hilfe von den verschiedenen Beteiligten abfragen.<br />

Am Ende e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>zelfallhilfe wird<br />

● <strong>in</strong> Vorbereitung des Abschlussgespräches durch den Leistungserbr<strong>in</strong>ger bzw. die verantwortliche<br />

Fachkraft/ BezugspädagogIn e<strong>in</strong> Controll<strong>in</strong>gbogen bei Beendigung <strong>der</strong><br />

Hilfe zu <strong>der</strong>en Verlauf <strong>und</strong> Ergebnissen (s. CD: Standort, Hilfeplanung, Z28, N12, C21) ,<br />

● durch die verantwortliche Fachkraft/ BezugserzieherIn des Dienstes bzw. <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung<br />

e<strong>in</strong> Controll<strong>in</strong>gbogen u.a. zum <strong>Entwicklung</strong>sstand des jungen Menschen am Ende<br />

<strong>der</strong> Maßnahme (s. CD: a.a.O.) <strong>und</strong><br />

● durch die fallverantwortliche Fachkraft beim ASD nach dem Abschlussgespräch e<strong>in</strong><br />

Controll<strong>in</strong>gbogen, <strong>der</strong> neben Aussagen zu den Ergebnissen <strong>der</strong> Hilfe weitere Informationen<br />

zu ihrem Verlauf <strong>und</strong> ihrer Beendigung erfasst (s. CD: Standort, Hilfeplanung,<br />

Z29, N13, C22))<br />

<strong>aus</strong>gefüllt.<br />

Damit werden am Ende e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>zelfallhilfe e<strong>in</strong>e Reihe standardisierter bzw. standardisierbarer<br />

Daten gesammelt, auf <strong>der</strong>en Gr<strong>und</strong>lage e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>e fachliche Reflexion von Hilfeplanung<br />

<strong>und</strong> Hilfeverlauf möglich ist <strong>und</strong> die auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite dem Controll<strong>in</strong>g zur Verfügung stehen.<br />

In <strong>der</strong> nachfolgenden Tabelle werden die entsprechenden Daten dargestellt.<br />

Anzumerken ist, dass die Fachkraft <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung (BezugserzieherIn) bzw. dem Dienst den<br />

„Controll<strong>in</strong>gbogen am Ende e<strong>in</strong>er Hilfe“ geme<strong>in</strong>sam mit dem jungen Menschen bzw. <strong>der</strong> Familie<br />

erarbeitet <strong>und</strong> <strong>aus</strong>füllt, die NutzerInnen hier also an <strong>der</strong> „Ergebnissicherung“ unbed<strong>in</strong>gt<br />

beteiligt werden. Der Bogen bildet e<strong>in</strong>e Gr<strong>und</strong>lage für das abschließende Hilfeplangespräch<br />

mit dem ASD. Der zweite Controll<strong>in</strong>gbogen für die Fachkraft <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung/ dem Dienst<br />

h<strong>in</strong>gegen wird von ihr alle<strong>in</strong> <strong>aus</strong>gefüllt. Er erfasst e<strong>in</strong>e fachlich begründete E<strong>in</strong>schätzung des<br />

<strong>Entwicklung</strong>sstandes des jungen Menschen <strong>und</strong> darüber h<strong>in</strong><strong>aus</strong> E<strong>in</strong>schätzungen zur Zusammenarbeit<br />

zwischen E<strong>in</strong>richtung/ Dienst <strong>und</strong> ASD während des Hilfeverlaufes.<br />

86


Tabelle 4: Im Hilfeplanungsprozess regelmäßig anfallende <strong>und</strong> für das Controll<strong>in</strong>g nutzbare Daten 9<br />

anfallende anfallende Daten Daten<br />

Indikator für ... erfasste erfasste Daten Daten Daten<br />

Kommentar<br />

Hilfeart <strong>Entwicklung</strong> von Inanspruchnahme/ Gewährung<br />

bestimmter Hilfeformen<br />

● Leistungsparagraphen des SGB<br />

VIII, e<strong>in</strong>schließlich §§ 27.2 <strong>und</strong><br />

41 SGB VIII<br />

Umfang <strong>der</strong> Hilfe Intensität e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>zelfallhilfe ● bei ambulanten Hilfen Fachleistungsst<strong>und</strong>en<br />

● bei stationären Hilfen eventuelle<br />

Zusatzleistungen (nur <strong>der</strong>en Vorliegen)<br />

Dauer <strong>der</strong> Hilfe Qualität <strong>der</strong> Hilfeplanung, Prozessqualität<br />

bei <strong>der</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>gung<br />

● geplanter <strong>und</strong> tatsächlicher Hilfezeitraum<br />

● Verteilung <strong>der</strong> gewährten Hilfen an<br />

● Rückschlüsse auf Bedarfsentwicklungen<br />

bzw. Vergabepraxis<br />

● analog zu amtlicher Statistik (begonnene,<br />

beendete, Bestand)<br />

● <strong>in</strong> Relation mit an<strong>der</strong>en Indikatoren/<br />

Informationen betrachten<br />

● Durchschnittsbetrachtungen anhand<br />

des Medians<br />

● formal-statistischer Wert<br />

● Betrachtung nach Unterkategorien<br />

<strong>und</strong> im Zusammenhang mit an<strong>der</strong>en<br />

Faktoren unbed<strong>in</strong>gt erfor<strong>der</strong>lich<br />

● Durchschnittsbetrachtungen differenziert<br />

nach Hilfeformen/ -kategorien<br />

anhand des Medians<br />

9 Auf die sozialstatistischen Daten <strong>der</strong> AdressatInnen wird hier nicht näher e<strong>in</strong>gegangen, da diese, wie viele <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tabelle genannten, ohneh<strong>in</strong> für die amtliche<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendhilfestatistik erfasst werden müssen. Sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> anonymisierter <strong>und</strong> s<strong>in</strong>nvoll aggregierter Form bei <strong>der</strong> Analyse <strong>der</strong> durch das Controll<strong>in</strong>g<br />

erhobenen Daten selbstverständlich heranzuziehen (bspw. Prüfung <strong>der</strong> <strong>Entwicklung</strong> von Hilfeformen über Altersgruppen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten Zeitraum<br />

zwecks F<strong>und</strong>ierung <strong>der</strong> Jugendhilfeplanung).<br />

87


weiter Tabelle 4: Im Hilfeplanungsprozess regelmäßig anfallende <strong>und</strong> für das Controll<strong>in</strong>g nutzbare Daten<br />

anfallende anfallende Daten Daten<br />

Indikator für ... erfasste erfasste Daten Daten Daten<br />

Kommentar<br />

Kosten <strong>der</strong> Hilfe f<strong>in</strong>anzielle Aufwendungen für e<strong>in</strong>e Hilfe ● tatsächliche Kosten e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>zelfallmaßnahme<br />

(WiJuHi)<br />

Anzahl <strong>der</strong> Hilfeplangespräche E<strong>in</strong>haltung von Verfahrensrichtl<strong>in</strong>ien<br />

durch ASD <strong>und</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>ger<br />

Fortschreibungen über den<br />

Bewilligungszeitraum h<strong>in</strong><strong>aus</strong><br />

Hilfe erbr<strong>in</strong>gende/r E<strong>in</strong>richtung/<br />

Dienst/ Träger<br />

Bedarfsangemessenheit <strong>und</strong> Wirksamkeit<br />

von Befristungen<br />

Entscheidungspraxis im ASD, Leistungsfähigkeit<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung usw., regionale<br />

Erziehungshilfe<strong>in</strong>frastruktur<br />

● Anzahl <strong>der</strong> HPG <strong>und</strong> <strong>der</strong>en zeitlicher<br />

Abstand<br />

● e<strong>in</strong>malig Befristungsüberschreitung<br />

pro entsprechendem Fall<br />

● formal-statistischer Wert<br />

● dokumentiert aktuellen Kostenstand<br />

<strong>und</strong> Kostenentwicklung<br />

● Betrachtung nach Unterkategorien<br />

<strong>und</strong> im Zusammenhang mit weiteren<br />

Faktoren<br />

● Durchschnittsbetrachtungen nach<br />

Hilfeformen/ -kategorien anhand<br />

des Medians 10<br />

● Hilfeform beachten (§ 33 SGB VIII)<br />

● namentlich, ggf. mit Schlüssel ● häufig <strong>aus</strong>gewählte E<strong>in</strong>richtungen/<br />

Dienste/ Träger<br />

● Hilfen außerhalb des Zuständigkeitsbezirkes<br />

10 Der Median teilt im Unterschied zum arithmetischen Mittel die Stichprobe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitte. Damit kann <strong>der</strong> Median besser erklären, wie sich unterschiedlich hohe<br />

Aufwendungen für Erziehungshilfen über die Gesamtheit betrachtet verteilen. Der Median ist darüber h<strong>in</strong><strong>aus</strong> robuster gegenüber Ausreißern. E<strong>in</strong> Beispiel anhand<br />

10 stationärer Hilfen: 9 Hilfen kosteten jeweils 25.000 Euro im Jahr, e<strong>in</strong>e Hilfe kostete 40.000 Euro.<br />

Das arithmetische Mittel über alle Hilfen beträgt 26.500 Euro. Der Median liegt bei 25.000 Euro. Der Vergleich bei<strong>der</strong> Werte zeigt also an, dass es <strong>in</strong> diesem<br />

Beispiel e<strong>in</strong>en Ausreißer nach oben geben muss, <strong>der</strong> den Durchschnitt verzerrt, welcher dann das falsche Bild vermittelt, dass jede Hilfe „eigentlich“ 26.500<br />

Euro gekostet hat. (zur Berechnung <strong>und</strong> methodischen Gr<strong>und</strong>lagen vgl. z.B. Atteslan<strong>der</strong> 2006, S. 245 ff.)<br />

88


Tabelle 5: Bei Beendigung <strong>der</strong> Hilfe für das Controll<strong>in</strong>g erfasste Daten<br />

anfallende anfallende Daten Daten Daten<br />

Indikator Indikator für ... erfasste erfasste erfasste Daten Daten<br />

Kommentar<br />

Kommentar<br />

Zufriedenheit <strong>der</strong> AdressatInnen<br />

mit <strong>der</strong> Hilfe<br />

Zielerreichung bei Wirkungszielen<br />

<strong>Entwicklung</strong>sstand des jungen<br />

Menschen<br />

89<br />

Individueller Nutzen <strong>der</strong> Hilfe für die<br />

AdressatInnen<br />

Erreichungsgrad bei den im Hilfeplanverfahren<br />

erarbeiteten Wirkungszielen<br />

Verän<strong>der</strong>ung von Verhalten <strong>und</strong> Kompetenzen<br />

des jungen Menschen <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Bereichen<br />

● ord<strong>in</strong>al skalierte Werte (Schulnotenpr<strong>in</strong>zip)<br />

● ord<strong>in</strong>al skalierte Werte (Schulnotenpr<strong>in</strong>zip)<br />

● Indikator mit dem höchsten Aussagewert<br />

h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Ergebnisqualität<br />

● <strong>in</strong>dividuelle E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> Zufriedenheit<br />

<strong>und</strong> des Nutzens <strong>der</strong><br />

Hilfe für die AdressatInnen<br />

● Indexbildung <strong>aus</strong> unterschiedlichen<br />

Indikatoren<br />

● Indikator verknüpft <strong>in</strong>dividuellen<br />

Nutzen mit fachlich identifizierten<br />

<strong>und</strong> erarbeiteten Indikationen<br />

● Erreichungsgrad zeigt E<strong>in</strong>lösung<br />

des fachlichen Anliegens <strong>der</strong> Hilfe<br />

an<br />

● erlaubt Rückschlüsse auf die Situation<br />

<strong>der</strong> AdressatInnen bei Beendigung<br />

<strong>der</strong> Hilfe<br />

● siehe Anlage(n) ● auf gleicher Ebene wie Zielerreichung<br />

● fachlich f<strong>und</strong>ierte <strong>Entwicklung</strong>s-/<br />

Zustandsbeschreibung mit Aussagekraft<br />

für den Hilfeprozess <strong>und</strong><br />

se<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>en Effekte<br />

● fachlich begründete E<strong>in</strong>schätzung<br />

<strong>der</strong> fallverantwortlichen Fachkraft <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung bzw. dem Dienst


weiter Tabelle 5.: Bei Beendigung <strong>der</strong> Hilfe für das Controll<strong>in</strong>g erfasste Daten<br />

anfallende anfallende Daten Daten Daten<br />

Indikator für... erfasste Daten Kommentar<br />

Kommentar<br />

Art <strong>der</strong> Hilfebeendigung summarisch für den Verlauf <strong>der</strong> Hilfe ● siehe Anlage(n) ● negativ im E<strong>in</strong>zelfall zu wertende<br />

unplanmäßige Beendigungen signalisieren<br />

<strong>Entwicklung</strong>sbedarfe <strong>in</strong> Leistungsplanung<br />

bzw. -erbr<strong>in</strong>gung<br />

● In <strong>der</strong> verän<strong>der</strong>ten amtlichen Statistik<br />

werden verschiedene Beendigungsgründe<br />

vorgegeben se<strong>in</strong>.<br />

Diese s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> das Controll<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>zuführen.<br />

Schulische Situation <strong>in</strong>dividuelle Schul-/ Ausbildungssituation<br />

bei Beendigung <strong>der</strong> Hilfe<br />

Perspektiven des jungen Menschen/<br />

<strong>der</strong> Familie<br />

90<br />

● besuchte Schulform, ggf. erreichter<br />

Abschluss<br />

● berufliche Ausbildung, e<strong>in</strong>schl.<br />

Vorbereitungsmaßnahmen o<strong>der</strong><br />

WfB<br />

● erwerbstätig/ erwerbslos; Sozialleistungsbezug<br />

Nachhaltigkeit <strong>der</strong> Hilfe ● verbessert, unverän<strong>der</strong>t, verschlechtert<br />

● basierend auf <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong><br />

Fachkräfte <strong>aus</strong> E<strong>in</strong>richtung <strong>und</strong> ASD<br />

(unsicherster Indikator!)


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

4.3.2 Die AdressatInnenperspektive<br />

Darüber h<strong>in</strong><strong>aus</strong> s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Reihe von Fragebögen entwickelt, getestet <strong>und</strong> schließlich <strong>in</strong> die<br />

<strong>Praxis</strong> e<strong>in</strong>geführt worden, <strong>in</strong> denen die AdressatInnen Fragen zur Hilfeplanung, zum Verlauf,<br />

zu (vorläufigen) Ergebnissen <strong>der</strong> Hilfe sowie zu ihrer Zufriedenheit, sowohl mit <strong>der</strong> Hilfeplanung<br />

als auch mit <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> des Dienstes o<strong>der</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung beantworten. Diese Instrumente<br />

kommen zu Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er Hilfe, also nach dem ersten Hilfeplangespräch, nach dem ersten<br />

Fortschreibungsgespräch sowie bei <strong>der</strong>en Abschluss zum E<strong>in</strong>satz.<br />

Abbildung 19: Schwerpunktfragestellungen <strong>der</strong> AdressatInnenbefragung zu Beg<strong>in</strong>n, während<br />

<strong>und</strong> am Ende e<strong>in</strong>er Hilfe<br />

Schwerpunkte Schwerpunkte Schwerpunkte <strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>der</strong> AdressatInnenbefragung AdressatInnenbefragung AdressatInnenbefragung zu zu zu Beg<strong>in</strong>n Beg<strong>in</strong>n Beg<strong>in</strong>n <strong>und</strong> <strong>und</strong> <strong>und</strong> während während während <strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>der</strong> Hilfe Hilfe<br />

Hilfe<br />

➔ Transparenz, Offenheit <strong>und</strong> Beteiligungsmöglichkeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hilfeplanung<br />

➔ Beratung <strong>und</strong> Aufklärung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hilfeplanung<br />

➔ Zusammenarbeit mit dem ASD<br />

➔ <strong>Arbeit</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung/ Zusammenarbeit E<strong>in</strong>richtung – Familie<br />

➔ Bewertung des Hilfecharakters <strong>der</strong> Hilfe<br />

➔ Zufriedenheit mit <strong>der</strong> laufenden konkreten Hilfe<br />

Schwerpunkte Schwerpunkte <strong>der</strong> <strong>der</strong> AdressatInnenbefragung AdressatInnenbefragung am am Ende Ende e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>er Hilfe<br />

Hilfe<br />

➔ Transparenz, Offenheit <strong>und</strong> Beteiligungsmöglichkeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hilfeplanung<br />

➔ Zusammenarbeit mit dem ASD<br />

➔ Ziele <strong>der</strong> Hilfe, <strong>der</strong>en Erarbeitung <strong>und</strong> <strong>in</strong>dividuelle Bewertung<br />

➔ <strong>Arbeit</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung/ Zusammenarbeit E<strong>in</strong>richtung – Familie<br />

➔ Bewertung <strong>der</strong> Hilfe <strong>und</strong> ihrer Ziele<br />

➔ Zufriedenheit mit Hilfe <strong>und</strong> Hilfeverlauf<br />

Es wurden jeweils Instrumente für die Eltern/ Personensorgeberechtigten <strong>und</strong> die jungen<br />

Menschen erarbeitet. Die Fragebögen bestehen durchgehend <strong>aus</strong> standardisierten Fragen mit<br />

skalierten Antwortmöglichkeiten. Die Fragen zielen auf die Prozesse Hilfeplanung <strong>und</strong> Hilfeerbr<strong>in</strong>gung<br />

<strong>und</strong> for<strong>der</strong>n die AdressatInnen dazu auf, e<strong>in</strong>ige <strong>der</strong> wesentlich Kriterien bzw. Merkmale<br />

dieser Prozesse <strong>in</strong>direkt – die Fragen wurden so weit wie möglich <strong>aus</strong> <strong>der</strong> AdressatInnenperspektive<br />

formuliert – zu bewerten (s. CD: Chemnitz, Hilfeplanung, Befragungs<strong>in</strong>strumente,<br />

C1 – C4).<br />

91


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Ergänzt <strong>und</strong> abgeschlossen wird dieses Verfahren durch e<strong>in</strong>e sog. nachgehende AdressatInnenbefragung<br />

((s. CD: Chemnitz, Hilfeplanung, Befragungs<strong>in</strong>strumente, C5/ C6). Im Rahmen<br />

e<strong>in</strong>er Stichtagsregelung werden junge Menschen <strong>und</strong>/ o<strong>der</strong> Familien, die e<strong>in</strong>e Hilfe zur Erziehung<br />

<strong>in</strong> Anspruch genommen haben, bis spätestens e<strong>in</strong> Jahr nach <strong>der</strong>en Beendigung u.a. zu<br />

den von ihnen wahrgenommenen Effekten o<strong>der</strong> auch Wirkungen dieser Hilfe befragt. Die<br />

Stichtagsregelung wurde <strong>aus</strong> pragmatischen Gründen entwickelt. Sie besagt, dass nach Ablauf<br />

e<strong>in</strong>es def<strong>in</strong>ierten Zeitraumes alle HilfeempfängerInnen, <strong>der</strong>en Hilfe <strong>in</strong> diesem Zeitraum beendet<br />

wurde, schriftlich befragt werden: Nach dem 1. Januar 2007 bspw. werden allen HilfeempfängerInnen,<br />

<strong>der</strong>en Hilfe zwischen dem 1. Januar <strong>und</strong> dem 30. Juni 2006 beendet wurde, angeschrieben.<br />

Der Fragebogen erhebt Daten <strong>in</strong> anonymisierter Form <strong>und</strong> wird<br />

dementsprechend behandelt (ke<strong>in</strong>e Speicherung von eventuell angegebenen Absen<strong>der</strong>adressen).<br />

Bei <strong>der</strong> <strong>Entwicklung</strong> dieses Instrumentes waren e<strong>in</strong>e Reihe von Beson<strong>der</strong>heiten zu berücksichtigen.<br />

Zunächst liegt die Hilfe, die sich ggf. über mehrere Jahre erstreckt hat, bereits e<strong>in</strong>e Zeitlang<br />

zurück. Dies war bei <strong>der</strong> Konstruktion <strong>der</strong> Fragestellungen zu den Prozesscharakteristika –<br />

Hilfeplangeschehen, Hilfeverlauf, <strong>Arbeit</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung/ des Dienstes – zu beachten. Dementsprechend<br />

s<strong>in</strong>d die betreffenden Fragen zwar standardisiert, aber methodisch so konstruiert,<br />

dass sie auch assoziativ beantwortet werden können. H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Ergebnisse o<strong>der</strong> Wirkungen<br />

<strong>der</strong> Hilfe konnte ke<strong>in</strong> Bezug zu den Wirkungs- o<strong>der</strong> gar Teilzielen <strong>der</strong> Hilfe hergestellt<br />

werden, so dass hier Möglichkeiten <strong>der</strong> Standardisierung weitgehend entfielen. Zudem ist<br />

während <strong>der</strong> <strong>Entwicklung</strong>sarbeit deutlich geworden, dass es entscheidend ist, e<strong>in</strong> solches Erhebungs<strong>in</strong>strument<br />

„von <strong>der</strong> Wahrnehmung <strong>der</strong> AdressatInnen“ her zu konstruieren, d.h. dass<br />

jene „Wirkungen“, die fachlich beabsichtigt o<strong>der</strong> wirtschaftlich legitim s<strong>in</strong>d, kaum durch entsprechende<br />

Kategorien o<strong>der</strong> Skalen abgefragt werden können. Im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> des Interesses<br />

stehen vielmehr die Wahrnehmungen <strong>der</strong> HilfenutzerInnen, die sie persönlich mit <strong>der</strong> nunmehr<br />

weit zurück liegenden Hilfe verb<strong>in</strong>den. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e wurde <strong>in</strong> das Instrument e<strong>in</strong>e Reihe<br />

offener Fragen aufgenommen, die den jungen Menschen bzw. den Familien den erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Freiraum geben, die nachgefragten Wahrnehmungen <strong>aus</strong> ihrer Sicht <strong>und</strong> <strong>in</strong> ihrer Sprache<br />

darzustellen.<br />

Damit ist freilich e<strong>in</strong> gewisses Risiko verb<strong>und</strong>en, da das Ausfüllen e<strong>in</strong>es solchen, <strong>in</strong> weiten Teilen<br />

offenen Fragebogens e<strong>in</strong> recht hohes Interesse <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e entsprechende Motivation bei<br />

den Befragten vor<strong>aus</strong>setzt. Erfahrungen <strong>aus</strong> den im Rahmen des Modellprojektes durchgeführten<br />

AdressatInnenworkshops sowie <strong>aus</strong> an<strong>der</strong>en Projekten (vgl. Peters/ Koch 2004) zeigen<br />

jedoch, dass viele (ehemalige) EmpfängerInnen von Hilfen zur Erziehung e<strong>in</strong> großes Interesse<br />

an e<strong>in</strong>er (nachgehenden) E<strong>in</strong>schätzung „ihrer“ Hilfe haben <strong>und</strong> dass dabei sehr vielfältige, <strong>in</strong>teressante<br />

<strong>und</strong> valide Informationen gewonnen werden können.<br />

Ebenso wie bei den an<strong>der</strong>en Verfahren wurde e<strong>in</strong> Instrument für die Eltern/ PSB <strong>und</strong> die jungen<br />

Menschen entwickelt. Sofern die Hilfe nicht <strong>aus</strong>schließlich <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit § 41 SGB VIII<br />

gewährt wurden <strong>und</strong> sofern nicht an<strong>der</strong>e Gründe dagegen sprechen, werden sowohl die Eltern/<br />

PSB als auch die jungen Menschen befragt.<br />

Der Aufwand, <strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Auswertung dieser Fragebögen betrieben werden muss, ist nicht<br />

unerheblich, aber durch die Nutzung von Verfahren <strong>aus</strong> den Sozialwissenschaften (bspw. Codierung<br />

offener Fragen bzw. Antworten anhand von Teilstichproben) <strong>in</strong> den Griff zu bekommen<br />

<strong>und</strong> perspektivisch kontrollierbar. Im Gegenzug erhält man sehr wertvolle, kritische <strong>und</strong><br />

damit auch verlässliche Informationen zum retrospektiven Erleben <strong>der</strong> Hilfe sowie über ihre zum<strong>in</strong>dest<br />

mittelfristige Wirkung bzw. <strong>der</strong>en Wahrnehmung durch die AdressatInnen, wozu auch<br />

e<strong>in</strong>e positive Wahrnehmung des Hilfezeitraumes als „Lebensphase“ zu rechnen ist, auch wenn<br />

die Probleme danach vielleicht nur ger<strong>in</strong>gfügig o<strong>der</strong> gar nicht abgenommen haben. Und nicht<br />

zuletzt ist die vielfach gefor<strong>der</strong>te Erhebung o<strong>der</strong> Erforschung von „Langzeitwirkungen“ an<strong>der</strong>s<br />

92


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

– bspw. durch vollständig standardisierte Techniken <strong>und</strong> Instrumente o<strong>der</strong> gar „unabhängige<br />

Begutachtung“ – kaum befriedigend zu realisieren.<br />

Abbildung 20: Wirkungsbezogene Fragestellungen <strong>der</strong> nachgehenden AdressatInnenbefragung<br />

– Fragebogen für junge Menschen (Auszug)<br />

...<br />

Denkst Du, dass Dir die Hilfe etwas gebracht hat?<br />

� auf jeden Fall � eher ja � eher ne<strong>in</strong> � gar nichts � ich b<strong>in</strong> mir nicht sicher<br />

Bitte begründe <strong>und</strong> erläutere De<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schätzung für uns.<br />

Bist Du <strong>der</strong> Me<strong>in</strong>ung, dass die Hilfe De<strong>in</strong>er Familie etwas gebracht hat?<br />

� auf jeden Fall � eher ja � eher ne<strong>in</strong> � gar nichts � ich b<strong>in</strong> mir nicht sicher<br />

Bitte begründe <strong>und</strong> erläutere De<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schätzung für uns.<br />

E<strong>in</strong>e Erziehungshilfe soll Dich <strong>und</strong> De<strong>in</strong>e Familie so unterstützen, dass Du <strong>und</strong> De<strong>in</strong>e Familie<br />

auch nach <strong>der</strong> Hilfe besser zurecht kommen. Denkst Du, dass Du <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Hilfe etwas<br />

mitnehmen konntest, was für Dich heute noch wichtig ist?<br />

� auf jeden Fall � eher ja � eher ne<strong>in</strong> � gar nichts � ich b<strong>in</strong> mir nicht sicher<br />

Bitte begründe <strong>und</strong> erläutere De<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schätzung für uns.<br />

Wie steht es mit De<strong>in</strong>er Familie? Kommt Sie auch besser zurecht?<br />

� auf jeden Fall � eher ja � eher ne<strong>in</strong> � gar nicht � ich b<strong>in</strong> mir nicht sicher<br />

Bitte begründe <strong>und</strong> erläutere De<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schätzung für uns.<br />

Gibt es D<strong>in</strong>ge, die Du an<strong>der</strong>s machst, wo Du denkst, das hat mit <strong>der</strong> Hilfe zu tun?<br />

� vieles � e<strong>in</strong>iges � wenig � gar nichts � weiß nicht<br />

Bitte begründe <strong>und</strong> erläutere De<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schätzung für uns.<br />

Bist Du von heute <strong>aus</strong> gesehen mit De<strong>in</strong>er Erziehungshilfe zufrieden?<br />

� auf jeden Fall � eher ja � eher ne<strong>in</strong> � gar nicht � ich b<strong>in</strong> mir nicht sicher<br />

...<br />

93


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

4.4 Controll<strong>in</strong>gsystem <strong>und</strong> Berichtsstruktur<br />

4.4.1 Welche Daten für wen?<br />

Ausgangspunkt des Projektes bei <strong>der</strong> <strong>Entwicklung</strong> u.a. des Controll<strong>in</strong>gverfahrens war, dass<br />

Steuerung auf verschiedenen Ebenen erfolgt. Sie zielt auf:<br />

● die <strong>Entwicklung</strong> <strong>der</strong> Erziehungshilfe<strong>in</strong>frastruktur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Region bezogen auf E<strong>in</strong>richtungen/<br />

Dienste <strong>und</strong> Leistungsprofile,<br />

● die Ausgaben im Bereich <strong>der</strong> Hilfen zur Erziehung <strong>und</strong> <strong>der</strong>en <strong>Entwicklung</strong>,<br />

● die Tätigkeit <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Leistungsanbieter, wobei das Jugendamt/<br />

<strong>der</strong> Fachbereich <strong>und</strong> <strong>der</strong> ASD <strong>aus</strong>drücklich e<strong>in</strong>bezogen s<strong>in</strong>d sowie<br />

● die <strong>Praxis</strong> im E<strong>in</strong>zelfall <strong>und</strong> damit Planung, Umsetzung <strong>und</strong> Ergebnisse e<strong>in</strong>er konkreten<br />

Erziehungshilfe.<br />

Zur Steuerung auf <strong>der</strong> jeweiligen Ebene stehen verschiedene Instrumente zur Verfügung – Jugendhilfeplanung,<br />

Vere<strong>in</strong>barungen gem. §§ 78 a ff. SGB VIII, Hilfeplanung. In bzw. mit ihnen<br />

werden spezifische Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> Zielstellungen für die jeweilige Ebene formuliert. Quer<br />

dazu, aber mit großen E<strong>in</strong>fluss, liegen politische Vorgaben, die Steuerung <strong>in</strong> den Erziehungshilfen<br />

bee<strong>in</strong>flussen, <strong>und</strong> so auf die „unteren“ Ebenen wenn nicht durchschlagen, diese doch<br />

zum<strong>in</strong>dest mit e<strong>in</strong>er Reihe von Her<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>ungen konfrontieren.<br />

Aufgabe des Controll<strong>in</strong>gs ist es nunmehr, e<strong>in</strong>erseits die Umsetzung bzw. E<strong>in</strong>lösung dieser Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>und</strong> Vorgaben zu überprüfen <strong>und</strong> damit valide Daten zu liefern, welche (zukünftige)<br />

Steuerung unterstützen können, <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits gegenüber den politischen Entscheidungsträgern<br />

Legitimation <strong>der</strong> laufenden <strong>Praxis</strong> <strong>und</strong>/ o<strong>der</strong> Begründungen für politische (Um-)<br />

Steuerungsentscheidungen zu leisten. Ansatz des Projektes ist nun, dass wirksame Steuerung<br />

das systematische Ine<strong>in</strong>an<strong>der</strong>greifen <strong>der</strong> verschiedenen Steuerungs<strong>in</strong>strumente erfor<strong>der</strong>t, <strong>und</strong><br />

dass das Controll<strong>in</strong>g dementsprechend so angelegt se<strong>in</strong> muss, dass es die verschiedenen Ebenen<br />

unterstützt <strong>und</strong> verknüpft. Controll<strong>in</strong>g ermittelt <strong>und</strong> bereitet Daten auf, die:<br />

● die politischen Entscheidungsträger über die Leistungen <strong>der</strong> Hilfen zur Erziehung, <strong>der</strong>en<br />

Kosten <strong>und</strong> Ergebnisse <strong>in</strong>formieren,<br />

● <strong>in</strong> die Jugendhilfeplanung e<strong>in</strong>fließen, dort freilich mit an<strong>der</strong>en Daten <strong>und</strong> Informationen<br />

verknüpft werden müssen,<br />

● Auskunft geben über die <strong>Praxis</strong> <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> Diensten, e<strong>in</strong>schließlich des ASD.<br />

Neben dem Zugriff auf die eigentlichen Daten entscheiden sich S<strong>in</strong>n <strong>und</strong> Funktion e<strong>in</strong>es Controll<strong>in</strong>gs<br />

an <strong>der</strong>en Aufbereitung <strong>und</strong> – nur noch begrenzt durch das Controll<strong>in</strong>g zu vertretende<br />

– Verwertung.<br />

Abbildung 21 illustriert schematisch, welche Daten an welcher Stelle zusammengeführt werden<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> welche Steuerungsprozesse bzw. -<strong>in</strong>strumente sie <strong>in</strong> entsprechend aufbereiteter<br />

Form <strong>und</strong> ggf. durch an<strong>der</strong>e Daten ergänzt E<strong>in</strong>gang f<strong>in</strong>den. Datenquellen s<strong>in</strong>d die oben beschriebenen<br />

vorhandenen Bestände sowie die eigens entwickelten Controll<strong>in</strong>gsverfahren <strong>und</strong><br />

-<strong>in</strong>strumente.<br />

Wie <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Abbildung hervorgeht, s<strong>in</strong>d am Controll<strong>in</strong>gverfahren zunächst fünf Akteure beteiligt,<br />

wobei den NutzerInnen hier lediglich die Rolle <strong>der</strong> „Datenlieferanten“ zukommt. Mittels<br />

<strong>der</strong> vorgestellten Instrumente <strong>der</strong> AdressatInnenbefragung werden (standardisierte) Informationen<br />

zu Hilfeverläufen <strong>und</strong> Hilfeergebnissen bzw. -wirkungen gesammelt. Solche <strong>aus</strong> dem<br />

laufenden Hilfeprozess dienen dem ASD <strong>und</strong> den Leistungserbr<strong>in</strong>gern zur Reflexion von Hilfe-<br />

94


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

planung <strong>und</strong> Hilfeerbr<strong>in</strong>gung. Die bei Beendigung <strong>und</strong> im Rahmen <strong>der</strong> nachgehenden AdressatInnenbefragung<br />

gewonnenen Daten – hier <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e zur Zufriedenheit, dem Erreichungsgrad<br />

bei den Wirkungszielen sowie den durch die AdressatInnen beschriebenen Wirkungen<br />

– fließen direkt <strong>in</strong> das Controll<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>.<br />

Abbildung 21: Struktur des Controll<strong>in</strong>gs<br />

Der ASD „produziert“ die Daten <strong>der</strong> Fallstatistik <strong>und</strong> generiert bei <strong>der</strong> Beendigung e<strong>in</strong>er Hilfe<br />

mit Unterstützung <strong>der</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>ger weitere Daten zu <strong>der</strong>en Verlauf <strong>und</strong> ihren Ergebnissen.<br />

Auch hier werden Informationen gesammelt, die die Reflexion <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong> von Hilfeplanung<br />

<strong>und</strong> -erbr<strong>in</strong>gung anleiten; die Ergebnisdaten von ASD <strong>und</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>gern (siehe<br />

die Instrumente im Anhang) fließen zudem direkt <strong>in</strong> das Controll<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>.<br />

Der Leistungserbr<strong>in</strong>ger schließlich rechnet gegenüber <strong>der</strong> wirtschaftlichen Jugendhilfe die<br />

Kosten <strong>der</strong> Leistung ab. Die wirtschaftliche Jugendhilfe erzeugt somit Daten zu den tatsächlichen<br />

Kosten von Erziehungshilfen, die ebenfalls <strong>in</strong> das Controll<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>gespeist werden.<br />

Verantwortlich für die Gesamterfassung <strong>der</strong> Daten ist e<strong>in</strong>e eigens damit betraute Fachkraft<br />

bzw. Abteilung. Die Daten <strong>und</strong> Informationen werden durch sie aufbereitet <strong>und</strong> den unterschiedlichen<br />

Steuerungsprozessen bzw. Steuerungsebenen <strong>in</strong> geeigneter Form zur Verfügung<br />

gestellt. AdressatInnen <strong>der</strong> (aufbereiteten) Daten s<strong>in</strong>d:<br />

● <strong>der</strong> ASD, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im Zusammenhang mit <strong>der</strong> evaluativen <strong>und</strong> reflexiven Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

mit <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong> <strong>der</strong> Hilfeplanung, -gewährung <strong>und</strong> -begleitung sowie <strong>der</strong><br />

Hilfesteuerung im E<strong>in</strong>zelfall;<br />

95


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

● die E<strong>in</strong>richtungen/ Dienste <strong>und</strong> Träger im Zusammenhang mit Qualitätsdialogen <strong>und</strong><br />

dem Abschluss bzw. <strong>der</strong> Neuverhandlung von Vere<strong>in</strong>barungen gem. §§ 78 a ff. SGB<br />

VIII;<br />

● die Jugendhilfeplanung im Zusammenhang mit <strong>der</strong> (sozialräumlichen) Verteilung <strong>und</strong><br />

<strong>Entwicklung</strong> von Erziehungshilfebedarfen;<br />

● die Verwaltung des Jugendamtes/ Fachbereiches zur F<strong>und</strong>ierung von Steuerungsentscheidungen<br />

im HzE-Bereich;<br />

● <strong>der</strong> Jugendhilfe<strong>aus</strong>schuss sowie die Politik im Zusammenhang mit <strong>der</strong> <strong>Berichte</strong>rstattung<br />

zu den Hilfen zur Erziehung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Wahrnehmung ihrer jugendhilfepolitischen<br />

Aufgaben.<br />

4.4.2 Berichtsstruktur<br />

Notwendig ist dementsprechend e<strong>in</strong>e <strong>Berichte</strong>rstattung, die den Interessen <strong>und</strong> Fragestellungen<br />

<strong>der</strong> verantwortlichen Akteure auf den unterschiedlichen Ebenen Rechnung trägt <strong>und</strong> damit<br />

gleichzeitig <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage ist, die jeweiligen Entscheidungen, Strategien <strong>und</strong> Instrumente zu<br />

f<strong>und</strong>ieren. Die Verwaltung des Jugendamtes o<strong>der</strong> Fachbereiches bspw. wird an<strong>der</strong>e Erwartungen<br />

an das Controll<strong>in</strong>g richten als die ASD-Leitung, <strong>der</strong> örtliche Jugendhilfe<strong>aus</strong>schuss o<strong>der</strong> die<br />

Träger von E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> Diensten. Das im Modellprojekt entwickelte Controll<strong>in</strong>gsystem<br />

erfasst jedoch e<strong>in</strong>en Kerndatenbestand, auf dessen Gr<strong>und</strong>lage mittels unterschiedlicher<br />

Schwerpunktsetzungen <strong>und</strong> Aggregationsnive<strong>aus</strong> auf verschiedenen Ebenen Aussagen getroffen<br />

werden können:<br />

● zur <strong>Entwicklung</strong> <strong>der</strong> erzieherischen Hilfen h<strong>in</strong>sichtlich Fallaufkommen, Verteilung über<br />

die unterschiedlichen Hilfeformen, zeitlichem Umfang <strong>und</strong> dem Ort ihrer Erbr<strong>in</strong>gung,<br />

● zur Inanspruchnahme von E<strong>in</strong>richtungen, Diensten bzw. Trägern,<br />

● zu den Ergebnissen (<strong>und</strong> Wirkungen) erzieherischer Hilfen im E<strong>in</strong>zelfall,<br />

● zu den f<strong>in</strong>anziellen Aufwendungen für Hilfen zur Erziehung sowie<br />

● zur Umsetzung <strong>und</strong> E<strong>in</strong>haltung fachlicher <strong>und</strong> Verfahrensstandards <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong> des Jugendamtes<br />

sowie <strong>der</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>ger.<br />

Auswertung <strong>und</strong> Zuordnung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Parameter erfolgen auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hilfeplanung<br />

bzw. <strong>der</strong> Hilfestatistik erfassten statistischen Daten zur Gesamtheit <strong>der</strong> Erziehungshilfen.<br />

Die wichtigsten Daten s<strong>in</strong>d diesbezüglich:<br />

● Hilfeform,<br />

● Hilfe leistende Stelle,<br />

● sozialräumliche Herkunft <strong>der</strong> AdressatInnen.<br />

Für die Zuordnung <strong>und</strong> kategorisierte Auswertung <strong>der</strong> Parameter zunächst nachrangig, für<br />

vertiefende Analysen jedoch <strong>in</strong> Betracht zu ziehende Daten s<strong>in</strong>d darüber h<strong>in</strong><strong>aus</strong>:<br />

96<br />

● Familienform,<br />

● Schulstatus-/ Ausbildungsstatus zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Hilfe,<br />

● Art des Familiene<strong>in</strong>kommens,<br />

● Vorm<strong>und</strong>schaft/ Pflegschaft,


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

die ebenfalls durch die Hilfedokumentation erfasst werden. Die Ergebnisse des Controll<strong>in</strong>gs<br />

werden <strong>in</strong> regelmäßigen <strong>Berichte</strong>n zusammengefasst <strong>und</strong> dargestellt. Gr<strong>und</strong>lage für die Berichtsstruktur<br />

bilden die statistisch vorzunehmende Kategorienbildung nach Hilfearten <strong>und</strong><br />

-formen, Leistungserbr<strong>in</strong>ger, ggf. Sozialraum/ Stadtbezirk <strong>und</strong> Zuständigkeitsbereich. Leitende<br />

Fragestellungen des Controll<strong>in</strong>gberichtes s<strong>in</strong>d:<br />

● Welche Hilfen wurden <strong>in</strong> welchem Umfang <strong>und</strong> mit welcher Dauer <strong>in</strong> welcher Region<br />

begonnen/ beendet?<br />

● Wie zufrieden s<strong>in</strong>d die AdressatInnen mit dem Verlauf <strong>und</strong> den Ergebnissen <strong>der</strong> Hilfe?<br />

● In welchem Umfang konnten die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hilfeplanung vere<strong>in</strong>barten Wirkungsziele erreicht<br />

werden?<br />

● Wie viele Hilfen wurden planmäßig/ unplanmäßig beendet?<br />

● Welche Aufwendungen wurden für E<strong>in</strong>zelfallhilfen getätigt?<br />

● In welchem Verhältnis stehen Aufwendungen <strong>und</strong> Hilfeergebnisse?<br />

● Wurden die Verfahrensstandards <strong>in</strong> Hilfeplanung <strong>und</strong> Hilfeerbr<strong>in</strong>gung e<strong>in</strong>gehalten?<br />

● Wie viele Hilfen werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region erbracht, wie viele außerhalb? Welche Hilfen<br />

s<strong>in</strong>d das? Wie viel Geld wird für HzE analog aufgewendet?<br />

Abbildung 22: Illustration des Daten- <strong>und</strong> Informations„flusses“ im Berichtssystem<br />

97


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Diese Fragestellungen lassen sich anhand <strong>der</strong> dargestellten Daten bzw. Indikatoren <strong>und</strong> <strong>der</strong>en<br />

ggf. nötiger Verknüpfung e<strong>in</strong>er ersten Beantwortung zuführen, welche (<strong>in</strong> Teilen) E<strong>in</strong>gang f<strong>in</strong>det<br />

<strong>in</strong>:<br />

● Qualitätsdialoge mit den Trägern <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge den Abschluss bzw. die Neuverhandlung<br />

von Leistungs-, Entgelt- <strong>und</strong> Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen (aggregiert<br />

auf E<strong>in</strong>richtungsniveau, ggf. komparativ zu Berichts- o<strong>der</strong> Controll<strong>in</strong>gsystem <strong>der</strong><br />

kontraktierten E<strong>in</strong>richtung),<br />

● Reflexions- <strong>und</strong> Steuerungsprozesse <strong>in</strong>nerhalb des Jugendamtes bzw. Fachbereiches<br />

<strong>und</strong> des ASD <strong>und</strong><br />

● die Jugendhilfeplanung sowie<br />

● die Leistungsberichterstattung zu den Hilfen zur Erziehung gegenüber <strong>der</strong> Fachöffentlichkeit<br />

<strong>und</strong> den politischen Entscheidungsträgern.<br />

Über alle Ebenen h<strong>in</strong>weg ist wesentlich darauf zu achten, dass e<strong>in</strong>e ganze Reihe <strong>der</strong> leitenden<br />

Fragestellungen nur durch e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation verschiedener Variablen h<strong>in</strong>reichend beantwortet<br />

werden können. Die standardisierte Antwort auf die Frage nach den planmäßig/ unplanmäßig<br />

beendeten Hilfen liefert nur e<strong>in</strong>en Wert, kann jedoch nicht darüber aufklären, warum bspw.<br />

20% <strong>der</strong> Hilfen unplanmäßig beendet wurden – z.B. aufgr<strong>und</strong> vorzeitig erreichter Hilfeziele,<br />

wegen Wegzuges <strong>der</strong> Leistungsberechtigten etc. Es ist <strong>in</strong> diesem Beispiel also unbed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e<br />

Verb<strong>in</strong>dung zu den ebenfalls im Abschlusscontroll<strong>in</strong>g erfassten Beendigungsgründen vorzunehmen.<br />

Dies gilt <strong>in</strong> demselben Maße für alle an<strong>der</strong>en Fragestellungen, für <strong>der</strong>en befriedigende<br />

Klärung zudem nicht selten umfassende sozialstrukturelle Daten – bspw. zu e<strong>in</strong>em bestimmten<br />

Sozialraum/ Stadtbezirk – h<strong>in</strong>zugezogen werden müssen.<br />

4.5 Leitl<strong>in</strong>ien für das Controll<strong>in</strong>g<br />

Die E<strong>in</strong>ordnung <strong>und</strong> Bewertung <strong>der</strong> durch das Controll<strong>in</strong>g ermittelten Ergebnisse <strong>und</strong> <strong>der</strong> sich<br />

dar<strong>in</strong> andeutenden <strong>Entwicklung</strong>en erfolgt unter Bezugnahme auf die festgeschriebenen Qualitäts-<br />

<strong>und</strong> wirtschaftlichen Zielstellungen. Da diese jedoch gr<strong>und</strong>sätzlich nur auf Basis rechtlicher<br />

Vorgaben <strong>und</strong> fachlicher Anfor<strong>der</strong>ungen für bzw. an die Hilfen zur Erziehung formuliert<br />

werden können, müssen sich die Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Maßstäbe für die E<strong>in</strong>ordnung <strong>und</strong> Bewertung<br />

<strong>der</strong> durch das Controll<strong>in</strong>g ermittelten Ergebnisse ebenfalls auf diese Vorgaben <strong>und</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

stützen. Ohne an dieser Stelle im Detail auf diese Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Begründung<br />

e<strong>in</strong>gehen zu können, sei auf die Tabellen 4 <strong>und</strong> 5 verwiesen, <strong>in</strong> <strong>der</strong>en<br />

Kommentarspalten erste Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Maßstäbe für die Bewertung <strong>der</strong> Controll<strong>in</strong>gresultate<br />

dargelegt s<strong>in</strong>d.<br />

Abschließend sei noch e<strong>in</strong>mal darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass die Ergebnisse des Controll<strong>in</strong>gs zwar<br />

Steuerung f<strong>und</strong>ieren sollen <strong>und</strong> können. Notwendig dafür ist jedoch immer e<strong>in</strong>e vertiefende<br />

fachliche Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit den Ergebnissen <strong>und</strong> die Suche nach Erklärungen für ihr Zustandekommen.<br />

E<strong>in</strong> Indikator o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>dimensionale Betrachtungs- o<strong>der</strong> Frageweisen br<strong>in</strong>gen<br />

nicht weiter, gen<strong>aus</strong>o wenig wie alle<strong>in</strong> auf e<strong>in</strong>en Indikator o<strong>der</strong> die durch ihn „gemessene“<br />

<strong>Praxis</strong>bestandteile <strong>aus</strong>gerichtete Steuerungsanfor<strong>der</strong>ungen kaum Wirkung entfalten können,<br />

wenn bei <strong>der</strong>en Formulierung nicht die strukturellen <strong>und</strong> fachlichen Wirkfaktoren <strong>und</strong> <strong>der</strong>en<br />

Verflechtung bedacht werden. Insofern hat das Controll<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e Sensorfunktion, se<strong>in</strong>e Daten<br />

liefern wichtige Informationen, die jedoch fachlich angemessen, rechtlich e<strong>in</strong>wandfrei <strong>und</strong> politisch<br />

verantwortlich bewertet <strong>und</strong> mit Blick auf Strategieentwicklung <strong>und</strong> Steuerungsentscheidungen<br />

„verarbeitet“ werden müssen. Controll<strong>in</strong>gdaten geben nicht die Richtung e<strong>in</strong>er Ent-<br />

98


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

scheidung o<strong>der</strong> Strategie vor. Sie helfen aber dabei, fachliche Anfragen systematisch <strong>und</strong> zielgenau<br />

zu formulieren, ohne dass sie diese alle<strong>in</strong> schon beantworten können.<br />

5 Wissenschaftliche Begleitung<br />

Ullrich G<strong>in</strong>tzel<br />

5.1 Aufgaben <strong>der</strong> wissenschaftlichen Begleitung<br />

Das Modellprojekt war von Beg<strong>in</strong>n an als e<strong>in</strong> theorie- <strong>und</strong> empiriebasiertes <strong>Entwicklung</strong>sprojekt<br />

für die <strong>Praxis</strong> <strong>in</strong> den drei Modellstandorten konzipiert. Ausgangspunkt <strong>und</strong> primärer <strong>Entwicklung</strong>sraum<br />

war dabei die <strong>Praxis</strong> <strong>der</strong> Öffentlichen Träger <strong>der</strong> Jugendhilfe, <strong>der</strong> Jugendämter<br />

<strong>und</strong> im Kern <strong>der</strong> <strong>Sozialen</strong> Dienste (ASD) <strong>der</strong> drei Gebietskörperschaften. Dabei war aber<br />

durchgängig <strong>in</strong> <strong>der</strong> Konzeption bereits berücksichtigt – wie dies vom Selbstverständnis <strong>der</strong><br />

Projektleitung mit <strong>der</strong> Vorbereitung <strong>der</strong> Projekte auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Modellstandorte <strong>aus</strong>gewiesen<br />

ist – dass die freien Träger als wichtige Akteure bei <strong>der</strong> Herstellung von Qualität <strong>der</strong><br />

Erziehungshilfe e<strong>in</strong>bezogen werden.<br />

In dieser Gesamtkonstruktion kam <strong>der</strong> Projektleitung die zentrale Rolle zu. Die wissenschaftliche<br />

Begleitung (WB) war daher so angelegt, dass sie vorrangig die Projektleitung begleitete,<br />

beriet, bei <strong>der</strong> <strong>Entwicklung</strong> von Erhebungs<strong>in</strong>strumenten fachlich unterstützte wie bei <strong>der</strong><br />

Durchführung <strong>und</strong> Auswertung selbst unmittelbar entlastete. Nicht zuletzt war die Beteiligung<br />

<strong>der</strong> WB an Projektpräsentationen, Fachgesprächen, Weiterbildungen <strong>und</strong> Workshops sowie an<br />

<strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong> <strong>Berichte</strong> vere<strong>in</strong>bart.<br />

Damit sollten Kompetenz <strong>und</strong> Ressourcen <strong>der</strong> wissenschaftlichen Begleitung <strong>der</strong> Stützung des<br />

Gesamtprozesses im Projekt dienen, <strong>der</strong> Projektleitung konkrete Reflexion <strong>und</strong> kritische Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

mit Projekt<strong>in</strong>halten <strong>und</strong> -verlauf erleichtern sowie e<strong>in</strong>zelnen Akteuren (Modellstandorte,<br />

Landesjugendamt, Beirat) als fachlicher Partner (<strong>der</strong> nicht wie die Projektleitung<br />

komplett <strong>in</strong> den Alltag <strong>in</strong>volviert ist) zur Verfügung stehen. Als Leistungen <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />

Begleitung waren konkret vere<strong>in</strong>bart:<br />

1. Unterstützung <strong>der</strong> Projektleitung bei <strong>der</strong> Konkretisierung <strong>und</strong> Umsetzung des <strong>Forschung</strong>sdesigns<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Projektarbeit (kont<strong>in</strong>uierliche Beratung <strong>der</strong> Projektleitung, Mitwirkung<br />

<strong>in</strong> Projektgremien bei Weiterbildungen <strong>und</strong> sonstigen Aktivitäten).<br />

2. Beratung <strong>und</strong> Unterstützung für <strong>Entwicklung</strong> von <strong>Forschung</strong>s<strong>in</strong>strumenten <strong>und</strong> bei <strong>der</strong><br />

Durchführung von Erhebungen (<strong>Forschung</strong>sdesign, Datenerhebung, -<strong>aus</strong>wertung, -präsentation).<br />

3. Verlaufsevaluation <strong>und</strong> <strong>Berichte</strong>rstattung (Projekt<strong>aus</strong>wertungen, zusammenfassende<br />

Bewertung des Projektverlaufes, Mitwirkung bei <strong>der</strong> <strong>Berichte</strong>rstattung).<br />

4. Mitwirkung bei <strong>der</strong> Projektpräsentation (Modellstandorten, Landesjugendhilfe<strong>aus</strong>schuss,<br />

Fachveranstaltungen).<br />

Insgesamt folgt die Aufgabenzuschreibung für die wissenschaftliche Begleitung <strong>der</strong> Idee, die<br />

Projektleitung <strong>und</strong> die Akteure vor Ort zusätzlich zu stärken, Fachimpulse zu geben, empirische<br />

Erhebungen abzusichern (<strong>in</strong> Konzeption, Instrumentenentwicklung, Durchführung <strong>und</strong><br />

Auswertung), die theoretische <strong>und</strong> praktische Umsetzung neuer Erkenntnisse zu beför<strong>der</strong>n<br />

(wie exemplarisch an dem Prozess <strong>der</strong> Aktenanalyse <strong>und</strong> Evaluation zur Hilfeplanung darge-<br />

99


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

stellt wird) <strong>und</strong> die Akzeptanz <strong>der</strong> Prozesse <strong>in</strong> den Modellstandorten <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fachöffentlichkeit<br />

zu för<strong>der</strong>n.<br />

Hierzu war es för<strong>der</strong>lich, dass <strong>der</strong> wissenschaftliche Begleiter als Praktiker <strong>und</strong> Wissenschaftler<br />

im Leistungsbereich <strong>der</strong> Hilfen zur Erziehung <strong>aus</strong>gewiesen ist.<br />

5.2 Konkrete Gestaltung <strong>der</strong> Beratung <strong>und</strong> Unterstützung <strong>der</strong><br />

Projektarbeit<br />

Über die gesamte Projektlaufzeit gab es regelmäßige Beratungsterm<strong>in</strong>e zwischen Projektleiter<br />

<strong>und</strong> wissenschaftlichem Begleiter. In <strong>der</strong> ersten Phase des Projektes g<strong>in</strong>g es darum, das Projektdesign<br />

zu konkretisieren <strong>und</strong> <strong>der</strong> Situation <strong>in</strong> den drei Modellstandorten anzupassen. Dabei<br />

gab es auch immer Beratungsbedarf, wie die Erwartungen <strong>und</strong> Wünsche <strong>der</strong> Modellstandorte<br />

aufgenommen <strong>und</strong> sowohl <strong>in</strong> Handeln des Projektleiters wie <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>atorInnen <strong>und</strong><br />

Projektgruppen bzw. Teams vor Ort umgesetzt werden könnten.<br />

In <strong>der</strong> sensiblen Anfangsphase war <strong>der</strong> wissenschaftliche Begleiter an den Erstgesprächen <strong>in</strong><br />

den Teams vor Ort beteiligt <strong>und</strong> wertete diese geme<strong>in</strong>sam mit dem Projektleiter <strong>aus</strong>. Auch<br />

später gab es weitere Beteiligungen an Treffen vor Ort. Die Teilnahme an den Koord<strong>in</strong>atorInnentreffen<br />

war zu Beg<strong>in</strong>n häufiger <strong>und</strong> geschah dann nur noch <strong>in</strong> größeren Abständen. In <strong>der</strong><br />

Diskussion von Prozessen <strong>in</strong> den Modellstandorten wurden Fragen <strong>der</strong> beratenden Reflexion<br />

durch die PL erörtert <strong>und</strong> dann <strong>in</strong> späteren Gesprächen <strong>aus</strong>gewertet.<br />

Großen Raum nahm die Vorbereitung <strong>der</strong> Workshops (für die Fachkräfte <strong>in</strong> den Modellstandorten)<br />

<strong>und</strong> Fachtagungen (öffentlich) e<strong>in</strong>. Hier galt es, die <strong>in</strong>haltlichen Zielsetzungen <strong>in</strong> konkrete<br />

<strong>Arbeit</strong>sschritte so umzusetzen, dass die Wirkung tatsächlich bis auf die Ebene <strong>der</strong> Fachkräfte<br />

<strong>aus</strong>strahlt. Bei den Workshops kann dies z.B. an dem Thema Zielf<strong>in</strong>dung exemplarisch<br />

sichtbar gemacht werden. Aus den Beratungen mit den Koord<strong>in</strong>atorInnen <strong>und</strong> Fachkräften sowie<br />

bei <strong>der</strong> Aktenanalyse war sichtbar geworden, dass es e<strong>in</strong>en <strong>Entwicklung</strong>sbedarf bei <strong>der</strong><br />

Klärung, Präzisierung <strong>und</strong> Formulierung von Zielen für die erzieherischen Hilfen gab. Hier setzte<br />

dann <strong>der</strong> Workshop zu Zielf<strong>in</strong>dung e<strong>in</strong>, schaffte Gr<strong>und</strong>lagenwissen <strong>und</strong> ermöglichte e<strong>in</strong><br />

Tra<strong>in</strong>ieren <strong>der</strong> Zielf<strong>in</strong>dung. Diese Erkenntnisse wurden dann <strong>in</strong> die <strong>Praxis</strong> umgesetzt.<br />

Den größten Raum nahmen die Beratungen zu den empirischen Instrumenten, den Erhebungen<br />

selbst <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Auswertungen e<strong>in</strong>. Dabei war <strong>der</strong> wissenschaftliche Begleiter <strong>in</strong> unterschiedlicher<br />

Weise beteiligt; bei <strong>der</strong> Aktenanalyse <strong>und</strong> Evaluation des Hilfeplanverfahrens g<strong>in</strong>g<br />

die Beteiligung bis zur Auswertung <strong>der</strong> Akten vor Ort, bei <strong>der</strong> Analyse <strong>der</strong> Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen<br />

war die Beteiligung stärker auf die <strong>Entwicklung</strong> <strong>der</strong> Instrumente <strong>und</strong> die<br />

Diskussion <strong>der</strong> Ergebnisse beschränkt.<br />

5.3 Datenanalyse <strong>und</strong> Evaluation<br />

Wie im Bericht dargestellt, hat es im Rahmen des Modellprojektes e<strong>in</strong>e Reihe von empirischen<br />

Erhebungen gegeben. Am Beispiel <strong>der</strong> Erhebung zum Hilfeplan sollen hier Prozess <strong>und</strong> Inhalt<br />

<strong>und</strong> Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong> dargestellt werden. Ausführlicher s<strong>in</strong>d Prozess <strong>und</strong> Ergebnisse <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> „Gesamt<strong>aus</strong>wertung zur Aktenanalyse <strong>in</strong> den Modellstandorten“ (Dezember 2005) <strong>und</strong> im<br />

Evaluationsbericht beschrieben.<br />

100


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Die e<strong>in</strong>zelnen Prozessphasen lassen sich wie folgt benennen:<br />

1. Beratungen zu den Hilfeplanverfahren <strong>in</strong> <strong>Arbeit</strong>sgruppen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>atorInnengruppe,<br />

2. Her<strong>aus</strong>arbeiten von Erkenntniszielen,<br />

3. <strong>Entwicklung</strong> e<strong>in</strong>es Erhebungs<strong>in</strong>strumentes (halbstandardisierter Erhebungsbogen),<br />

4. Durchführung <strong>der</strong> Aktenanalyse <strong>in</strong> allen drei Modellstandorten,<br />

5. Auswertung <strong>der</strong> Ergebnisse für die e<strong>in</strong>zelnen Standorte <strong>und</strong> die Gesamtheit <strong>der</strong> Daten,<br />

6. Erkenntnistransfer <strong>in</strong> die Modellstandorte <strong>und</strong> <strong>in</strong>terkommunaler Diskurs,<br />

7. <strong>Entwicklung</strong> neuer Handlungsanleitungen <strong>und</strong> Dokumentations<strong>in</strong>strumente <strong>und</strong> <strong>der</strong>en<br />

E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> das Hilfeplanungsverfahren,<br />

8. Folgeevaluation durch zweite Aktenanalyse,<br />

9. Ergebnistransfer.<br />

Der gesamte Prozess zog sich von Sommer 2004 bis zum Sommer 2006 <strong>und</strong> geschah als <strong>in</strong>tensiver<br />

Diskurs von Fachkräften <strong>der</strong> ASD, Koord<strong>in</strong>atorInnen, Projektleitung <strong>und</strong> wissenschaftlicher<br />

Begleitung. Darüber h<strong>in</strong><strong>aus</strong> waren immer wie<strong>der</strong> auch an<strong>der</strong>e Akteure beteiligt (Leitungsfachkräfte,<br />

Fachkräfte <strong>in</strong> <strong>der</strong> wirtschaftlichen Jugendhilfe o<strong>der</strong> Controll<strong>in</strong>gstellen. Dieser<br />

Prozess soll hier kurz skizziert werden.<br />

1. Die Qualifizierung des Hilfeplanverfahrens war bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> Projektkonzeption als e<strong>in</strong><br />

zentraler Bereich im H<strong>in</strong>blick auf die Qualitätsentwicklung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen<br />

identifiziert worden. Das Thema spielte daher sowohl <strong>in</strong> den ersten Gesprächsr<strong>und</strong>en<br />

mit den ASD-Teams wie mit den Koord<strong>in</strong>atorInnen e<strong>in</strong>e her<strong>aus</strong>ragende Rolle, wie auch<br />

die Protokolle <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>atorInnentreffen <strong>aus</strong>weisen. Gleichzeitig wurde aber auch<br />

sichtbar, dass die Fachkräfte <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong> über wenig Ressourcen <strong>und</strong> Erfahrungen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> systematischen Evaluation von e<strong>in</strong>zelfallübergreifenden Hilfedaten haben. Es war<br />

daher allseitiges Interesse, Erkenntnisse über die <strong>Praxis</strong> <strong>der</strong> Hilfeplanung über e<strong>in</strong>e<br />

Analyse <strong>der</strong> Akten zu gew<strong>in</strong>nen.<br />

2. Geme<strong>in</strong>sam mit den Koord<strong>in</strong>atorInnen wurden nach Diskussion <strong>in</strong> den Fachteams <strong>und</strong><br />

<strong>Arbeit</strong>sgruppen daher Erkenntnisziele e<strong>in</strong>er solchen Aktenanalyse formuliert. Gerade<br />

an dieser Stelle zeigt sich die Produktivität e<strong>in</strong>es prozesshaften Vorgehens, bei dem es<br />

zu koproduktiven Vorgehensweisen unterschiedlicher Fachkräfte <strong>und</strong> externer UnterstützerInnen,<br />

BeraterInnen <strong>und</strong> ForscherInnen geht. Die Gr<strong>und</strong>anliegen werden von<br />

den PraktikerInnen e<strong>in</strong>gebracht, diskutiert, mit Wertigkeiten versehen <strong>und</strong> dann zielf<strong>in</strong>dend<br />

zur Gr<strong>und</strong>lage empirischer Erhebungen gemacht.<br />

Mit <strong>der</strong> Analyse sollten Gr<strong>und</strong>daten zu den durchgeführten Hilfen zur Erziehung ermittelt<br />

werden, die von den Fachkräften als relevant für ihre <strong>Arbeit</strong> angesehen wurden;<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e zu<br />

• soziographischen Daten <strong>der</strong> AdressatInnen,<br />

• Anlässen <strong>und</strong> Hilfebedarfen,<br />

• dem Hilfeplanprozess,<br />

• <strong>der</strong> Beteiligung <strong>der</strong> jungen Menschen, <strong>der</strong> leistungsberechtigten Eltern (Personensorgeberechtigten)<br />

<strong>und</strong> ggf. an<strong>der</strong>er,<br />

• Fortschreibung, Beendigung <strong>und</strong> Auswertung von Erziehungshilfen.<br />

101


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

102<br />

3. Mit diesem Erkenntnis<strong>in</strong>teresse wurde von Projektleitung <strong>und</strong> wissenschaftlicher Begleitung<br />

bei Rückkoppelung an Koord<strong>in</strong>atorInnen <strong>und</strong> Fachkräfte e<strong>in</strong> differenzierter<br />

Analysebogen entwickelt. Dieser Bogen war so aufgebaut, dass er möglichst objektive<br />

Daten zu den Beteiligten (AdressatInnen <strong>und</strong> Fachkräfte), Arten <strong>der</strong> Hilfe wie zu den<br />

Prozessen (wie oft gab es welche Fortschreibungen mit welcher Beteiligung) erbr<strong>in</strong>gen<br />

konnte. An<strong>der</strong>e Teile h<strong>in</strong>gegen verlangten den Durchführenden E<strong>in</strong>schätzungen zu Fragen<br />

ab: ist z.B. e<strong>in</strong>e Formulierung tatsächlich als (ansatzweise) Aussage zum erzieherischen<br />

Bedarf zu deuten.<br />

4. Im Zeitraum von August bis Dezember 2004 fanden die Erhebungen <strong>in</strong> den drei Modellstandorten<br />

statt <strong>und</strong> wurden von Projektleiter <strong>und</strong> wissenschaftlichem Begleiter<br />

durchgeführt. Die eigene Durchführung wurde bewusst gewählt, damit über die eigene<br />

Erhebung die detaillierten Verfahrensweisen, Stärken <strong>und</strong> Probleme <strong>der</strong> Hilfeplanung<br />

aufgenommen werden konnten. Um die unterschiedlichen Hilfearten zu erfassen wurde<br />

die Zufalls<strong>aus</strong>wahl nach e<strong>in</strong>em Schlüssel vorgegeben. Die Erhebung dauerte zwischen<br />

30 <strong>und</strong> 120 M<strong>in</strong>uten pro Akte. Selbstverständlich wurden die Datenschutzbestimmungen<br />

berücksichtigt.<br />

5. Die Auswertung <strong>der</strong> Ergebnisse erfolgte sowohl für die e<strong>in</strong>zelnen Standorte als auch<br />

bezogen auf die Gesamtheit aller Akten. Insgesamt wurden 118 Akten <strong>in</strong> die Auswertung<br />

e<strong>in</strong>bezogen. Auf die Ergebnisse im E<strong>in</strong>zelnen soll hier nicht e<strong>in</strong>gegangen werden.<br />

Zentrale Erkenntnisse waren jedoch, dass zu e<strong>in</strong>er Reihe wichtiger Fragen ke<strong>in</strong>e o<strong>der</strong><br />

ke<strong>in</strong>e <strong>aus</strong>reichenden Daten dokumentiert waren. Dazu gehörte auch die Dokumentation<br />

von AdressatInnenbeteiligung <strong>und</strong> Bewertung von Erziehungshilfeleistungen.<br />

6. Mit dem Erkenntnistransfer <strong>in</strong> die Modellstandorte <strong>in</strong>tensivierte sich die Diskussion um<br />

die eigene <strong>Praxis</strong> bei allen Beteiligten. Es gab e<strong>in</strong> hohes Interesse an <strong>der</strong> schnellen Präsentation<br />

<strong>und</strong> Diskussion <strong>der</strong> Ergebnisse. In den e<strong>in</strong>zelnen Modellstandorten konnten<br />

die Ergebnisse kontrastiert werden mit den persönlichen E<strong>in</strong>schätzungen <strong>der</strong> Fachkräfte,<br />

bestätigten teilweise Vermutungen <strong>und</strong> Wahrnehmungen, wi<strong>der</strong>sprachen o<strong>der</strong> relativierten<br />

an<strong>der</strong>e.<br />

E<strong>in</strong>zelne Ergebnisse führten zu <strong>in</strong>tensiven Diskussion um den Entstehungsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />

z.B.:<br />

1. Warum s<strong>in</strong>d bestimmte Daten zu den Eltern vorhanden o<strong>der</strong> nicht vorhanden <strong>und</strong><br />

mit welcher Dr<strong>in</strong>glichkeit werden diese benötigt?<br />

2. Wie werden welche Äußerungen von Beteiligten am Hilfeplan dokumentiert; was<br />

s<strong>in</strong>d die Gründe warum diese nicht dokumentiert s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> was ist zw<strong>in</strong>gend erfor<strong>der</strong>lich?<br />

3. Welche Bedeutung hat es, wenn ke<strong>in</strong>e Angaben zum erzieherischen Bedarf dokumentiert<br />

s<strong>in</strong>d?<br />

4. Wie werden Bewertungen des Hilfeverlaufs dokumentiert, wer bewertet <strong>und</strong> wer<br />

nicht?<br />

Fruchtbar waren dazu auch die <strong>in</strong>terkommunalen Diskurse <strong>und</strong> die vergleichenden<br />

Zahlen <strong>der</strong> jeweils an<strong>der</strong>en Standorte. In <strong>der</strong> Gesamtdarstellung waren die jeweiligen<br />

Zahlen teilweise auf die Prozentergebnisse beschränkt (teilweise mit wechselnden Codierungen),<br />

um zwar <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternen Diskussion vergleichen zu können, e<strong>in</strong>e Identifizierung<br />

von außen jedoch zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Dieser offene Diskurs erleichterte das kritische<br />

H<strong>in</strong>terfragen e<strong>in</strong>zelner Zahlen <strong>und</strong> gleichzeitig konnte geprüft werden, ob <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Pra-


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

xis <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en <strong>Sozialen</strong> Dienste beispielhafte Elemente übernommen werden konnten.<br />

7. Aus diesen Fragen <strong>und</strong> Diskussionen wurden Än<strong>der</strong>ungsvorschläge für die <strong>Praxis</strong> <strong>der</strong><br />

Hilfeplanung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Dokumentationspraxis entwickelt <strong>und</strong> im Folgenden umgesetzt.<br />

Es kam zu e<strong>in</strong>er diskursiven <strong>Entwicklung</strong> verän<strong>der</strong>ter Handlungsanleitungen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Erstellung<br />

von neuen Formularen <strong>und</strong> Hilfemitteln für die Dokumentationspraxis. Wie im<br />

Bericht <strong>aus</strong>geführt, hat es hier <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Standorten unterschiedliche <strong>Entwicklung</strong>en<br />

gegeben, die e<strong>in</strong>erseits die kommunalen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen (z.B. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Beteiligung<br />

an<strong>der</strong>er Akteure im sozialräumlichen Kontext) wi<strong>der</strong>spiegeln, an<strong>der</strong>erseits<br />

aber auf unterschiedliche Schwerpunktsetzungen <strong>und</strong> fachliche Akzentuierungen h<strong>in</strong>weisen.<br />

Gerade dieser Prozess hat nicht unwesentlich zum fachlichen Selbstverständnis<br />

<strong>der</strong> Fachkräfte, zu ihrem Selbstbewusstse<strong>in</strong> <strong>und</strong> zur Qualitätssteigerung beigetragen.<br />

Die gesamte <strong>Entwicklung</strong> g<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>her mit e<strong>in</strong>er Diskussion um Fachstandards, die <strong>in</strong>nerhalb<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Standorte <strong>und</strong> <strong>in</strong>terkommunal geführt wurde <strong>und</strong> zur Formulierung<br />

<strong>und</strong> Verpflichtung auf diese Standards führte.<br />

E<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er Bereich war die Formulierung von erzieherischen Bedarfen <strong>und</strong> operrationalisierbaren<br />

Zielen für die Hilfe bzw. den Hilfeprozess. Dieses Thema hat über längere<br />

Zeit großen Raum e<strong>in</strong>genommen, weil dazu gleichzeitig L<strong>in</strong>ien <strong>in</strong> den Bereich <strong>der</strong><br />

Überprüfung/ des Controll<strong>in</strong>gs von Hilfen zu ziehen waren. Unterstützt wurde dieser<br />

<strong>Entwicklung</strong>sprozess durch spezifische Fortbildungen zum Thema Partizipation von<br />

AdressatInnen <strong>und</strong> Zielformulierung aber auch durch Veranstaltungen mit AdressatInnen<br />

<strong>und</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>gern.<br />

Die neuen Hilfeplanleitl<strong>in</strong>ien <strong>und</strong> -dokumente wurden schließlich <strong>in</strong> allen drei Standorten<br />

e<strong>in</strong>geführt.<br />

8. Nach e<strong>in</strong>er halbjährigen <strong>Praxis</strong> mit den Instrumenten wurde schließlich von Frühjahr bis<br />

Sommer 2006 e<strong>in</strong>e Evaluation <strong>der</strong> neuen <strong>Praxis</strong> <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er zweiten Aktenanalyse<br />

durchgeführt. Die Instrumente nahmen dabei teilweise die alten Fragen auf, mussten<br />

dann aber natürlich auch gerade die neuen Anteile des Verfahrens <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong> prüfen.<br />

Zentrale Anfor<strong>der</strong>ung an das Evaluationsverfahren <strong>und</strong> den Evaluationsbogen war es<br />

dabei, dass e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terne Anwendung durch die Fachkräfte des Jugendamtes auch ohne<br />

e<strong>in</strong>e externe Ressource möglich se<strong>in</strong> sollte. Das heißt, <strong>der</strong> Evaluationsbogen ist so angelegt,<br />

dass die Fachkräfte <strong>der</strong> Jugendämter ihn eigenständig verwenden können, um<br />

künftig <strong>in</strong> Abständen selbst die Überprüfung vornehmen zu können.<br />

Die Ergebnisse zeigen auf allen Ebenen e<strong>in</strong>e signifikante Verbesserung <strong>der</strong> Qualität<br />

<strong>der</strong> Hilfeplanungspraxis. Zentrale Punkte dabei waren:<br />

● Verbesserung <strong>der</strong> AdressatInnenbeteiligung,<br />

● Kooperation ASD – Leistungserbr<strong>in</strong>ger,<br />

● Dokumentation des erzieherischen Bedarfs <strong>und</strong> <strong>der</strong> Ziele,<br />

● Bewertungen von Hilfeprozessen.<br />

9. In <strong>der</strong> vorläufig letzten Stufe wie<strong>der</strong>um wurden die Ergebnisse <strong>in</strong> die Diskussionsprozesse<br />

<strong>der</strong> Modellstandorte, <strong>in</strong> den Interkommunalen Diskurs <strong>und</strong> <strong>in</strong> die Diskussionen<br />

des Beirates e<strong>in</strong>gespielt. Die Ergebnisse bestätigten Fachkräfte wie Leitungsverantwortliche<br />

<strong>in</strong> ihrem Handeln <strong>und</strong> ermöglichten im verwaltungs<strong>in</strong>ternen Diskurs e<strong>in</strong>e Stärkung<br />

<strong>der</strong> sozialpädagogisch fachlichen Positionen.<br />

103


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Der für die Evaluation erstellte Erhebungsbogen soll auch <strong>in</strong> Zukunft <strong>in</strong> <strong>in</strong>ternen Evaluationsschritten<br />

Anwendung f<strong>in</strong>den. Wünschenswert wäre es, wenn weitere Evaluierungen e<strong>in</strong>e fachliche<br />

Unterstützung von außen (Landesjugendamt, Hochschulen etc.) f<strong>in</strong>den.<br />

Gerade an diesem Beispiel ist auch <strong>der</strong> außerordentliche Erfolg des Projektes belegbar. Die<br />

empirischen Ergebnisse zeigen e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Qualitätssteigerung im H<strong>in</strong>blick auf die im<br />

fachlichen Diskurs festgelegten Ziele. Auch die Bewertungen <strong>in</strong> den ExpertInnen<strong>in</strong>terviews<br />

weisen den Verän<strong>der</strong>ungsprozess im H<strong>in</strong>blick auf Steigerung <strong>der</strong> Qualität nachdrücklich <strong>aus</strong>.<br />

5.4 Bewertung von Projektverlauf <strong>und</strong> -ergebnissen auf <strong>der</strong> Basis von<br />

Befragungen<br />

Im Rahmen des Modellprojektes hat es <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong> dichtes Kommunikationsnetz gegeben,<br />

<strong>in</strong> das die verschiedenen Akteure e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en waren. Dies, so könnte unter dem Gesichtspunkt<br />

<strong>der</strong> Evaluierung gesagt werden, führte zu e<strong>in</strong>em regelmäßigen Aust<strong>aus</strong>ch über Wahrnehmungen<br />

zum Projektverlauf, zu gelungenen <strong>Arbeit</strong>sschritten o<strong>der</strong> zum Erkennen von Verän<strong>der</strong>ungsbedarfen.<br />

Wie im Bericht dargestellt, war die zentrale Ebene für die Projektgestaltung die Koord<strong>in</strong>atorInnenebene<br />

mit den regelmäßigen Treffen <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>atorInnen mit dem Projektleiter. Gleichzeitig<br />

übernahmen die Koord<strong>in</strong>atorInnen <strong>in</strong>haltliche Aufgaben bei <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> Workshops,<br />

Fachveranstaltungen <strong>und</strong> Standort bezogenen <strong>Arbeit</strong>sgruppen. Sie waren also während<br />

des gesamten Prozesses e<strong>in</strong>bezogen <strong>und</strong> kommunikationsprägend sowohl nach <strong>in</strong>nen <strong>in</strong> die<br />

eigenen Dienste <strong>und</strong> Strukturen als auch nach außen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>terkommunalen Kommunikation<br />

<strong>und</strong> Kooperation wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Darstellung des Projektes.<br />

Die zweite Ebene bezieht die Fachkräfte <strong>in</strong> den ASD e<strong>in</strong>, nahm aber partiell auch die Fachkräfte<br />

<strong>und</strong> teilweise Leitungskräfte <strong>in</strong> <strong>Arbeit</strong>sgruppen, Workshops <strong>und</strong> Fachtagungen h<strong>in</strong>zu. Auf<br />

dieser Ebene g<strong>in</strong>g es somit um konkrete Umsetzungsfragen <strong>und</strong> die Wahrnehmung <strong>der</strong> Wirkung<br />

bestimmter Impulse o<strong>der</strong> konkreter Verän<strong>der</strong>ungen. Auf dieser Ebene wurden auch die<br />

konkreten Auswirkungen erkennbar; z.B. wenn neue Dokumente o<strong>der</strong> Verfahren e<strong>in</strong>en höheren<br />

Zeitaufwand o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Form <strong>der</strong> Kommunikation mit sich brachten. Auch auf <strong>der</strong><br />

Ebene <strong>der</strong> Fachkräfte gab es sowohl die auf den eigenen Dienst gerichteten Aspekte, wie die<br />

Kooperationsanfor<strong>der</strong>ungen zwischen ASD <strong>und</strong> freien Trägern, als auch durch die standortübergreifenden<br />

Veranstaltungen den <strong>in</strong>terkommunalen Teil. Dies hat sich, wie auch belegbar<br />

ist, auf den <strong>Entwicklung</strong>sprozess im Modellprojekt <strong>aus</strong>gewirkt.<br />

Als dritte Ebene waren die Leitungsfachkräfte <strong>in</strong> den drei Standorten beteiligt, zu denen die<br />

SozialdezernentInnen bzw. FachbereichsleiterInnen, die JugendamtsleiterInnen <strong>und</strong> die FachgebietsleiterInnen<br />

gehörten. Die Leitungsebene war vom fe<strong>der</strong>führenden Landesjugendamt<br />

auch im Beirat zusammengeführt.<br />

Unter dem Gesichtspunkt <strong>der</strong> Auswertung wurden daher Interviews mit Persönlichkeiten aller<br />

drei Ebenen geführt. Ziel <strong>der</strong> Interviews war es, persönliche E<strong>in</strong>schätzungen zum <strong>Entwicklung</strong>sprozess<br />

des Modells, zu E<strong>in</strong>zelfragen <strong>und</strong> -ergebnissen aufzunehmen <strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Gesamtbewertung<br />

e<strong>in</strong>fließen zu lassen.<br />

Die Interviews wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit von Januar bis November 2006 geführt. Die Interviews mit<br />

den Fachkräften <strong>und</strong> den Leitungskräften wurden vom wissenschaftlichen Begleiter geführt.<br />

Die Interviews mit den Koord<strong>in</strong>atorInnen wurden von e<strong>in</strong>er Mitarbeiter<strong>in</strong> des apfe-Institutes<br />

geführt. Durchschnittlich dauerten die Interviews 45 M<strong>in</strong>uten, sie wurden auf Band aufgenom-<br />

104


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

men <strong>und</strong> dann transkribiert. Allen InterviewpartnerInnen sei an dieser Stelle noch e<strong>in</strong>mal <strong>aus</strong>drücklich<br />

gedankt.<br />

5.5 E<strong>in</strong>schätzungen <strong>der</strong> Fachkräfteebene<br />

Mit <strong>der</strong> Befragung von Fachkräften sollte bewusst die Gruppe um E<strong>in</strong>schätzungen <strong>und</strong> Bewertungen<br />

gebeten werden, die den Alltag <strong>der</strong> Erziehungshilfe gestalten <strong>und</strong> im Prozess am<br />

stärksten von den Verän<strong>der</strong>ungen betroffen waren. War das Modellprojekt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Kern auf<br />

die <strong>Entwicklung</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozialen</strong> Dienste <strong>in</strong> den Jugendämtern <strong>aus</strong>gerichtet, so war jedoch<br />

stets die Wirkung auf an<strong>der</strong>e mit im Blick. Bewusst wurden daher auch Fachkräfte von<br />

Trägern <strong>der</strong> Freien Jugendhilfe befragt, um <strong>der</strong>en Perspektive zu erfassen.<br />

Bei <strong>der</strong> Auswertung <strong>der</strong> Interviews ergaben sich sehr schnell Schlüsselkategorien, unter denen<br />

von den befragten Fachkräften (übrigens alles Frauen) die Bewertungen vorgenommen wurden.<br />

Auch wenn die Kategorien wie Zielf<strong>in</strong>dung, AdressatInnenbeteiligung, Dokumentation<br />

o<strong>der</strong> Kooperation im eigentlichen S<strong>in</strong>ne ebenfalls unter Hilfeplanungsprozess zu subsumieren<br />

s<strong>in</strong>d, sollen sie wegen <strong>der</strong> Bedeutungszumessung durch die Expert<strong>in</strong>nen getrennt dargestellt<br />

werden.<br />

5.5.1 Qualifizierung des Hilfeplanungsprozesses<br />

Alle befragten Expert<strong>in</strong>nen schätzen e<strong>in</strong>en teilweise „enormen“ Qualitätszuwachs bei <strong>der</strong> Gestaltung<br />

<strong>und</strong> den Ergebnissen des Hilfeplanungsprozesses e<strong>in</strong>. Der Prozess <strong>der</strong> Hilfeplanung<br />

sei lebendiger, „Es ist alles konkreter geworden“ (F252) <strong>und</strong> die Zusammenarbeit mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

<strong>und</strong> Fachkräften <strong>der</strong> Freien Jugendhilfe sei <strong>in</strong>tensiver. E<strong>in</strong> wichtiger Aspekt <strong>der</strong> neuen Qualität<br />

ist demnach, dass <strong>der</strong> Gesamtprozess <strong>der</strong> Hilfeplanung, Gewährung <strong>und</strong> Überprüfung bewusster<br />

wahrgenommen <strong>und</strong> gestaltet wird. So sei bei e<strong>in</strong>em ASD <strong>der</strong> Hilfeplanungsbeg<strong>in</strong>n erst ab<br />

erstem formalen Gespräch <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung o<strong>der</strong> dem Team def<strong>in</strong>iert worden. Nun aber sei<br />

selbstverständlich: „Hilfeplan beg<strong>in</strong>nt mit dem Erstgespräch <strong>und</strong> endet eigentlich, wenn wir<br />

die Familie nicht mehr betreuen“ (G37). Der Diskussions- <strong>und</strong> Än<strong>der</strong>ungsprozess zu e<strong>in</strong>em<br />

weiterentwickelten Hilfeplanverfahren, die Verständigung darüber auch mit den Leistungserbr<strong>in</strong>gern<br />

wird von e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Fachkraft als „Hauptergebnis“ genannt.<br />

Von den Befragten wurden zu allen Aspekten positive Bewertungen vorgenommen. So werde<br />

e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensivere Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung über die Lebenssituation („Klärung <strong>der</strong> Problemlagen“)<br />

geführt <strong>und</strong> <strong>der</strong> Formulierung des erzieherischen Bedarfs wird – bei aller Her<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>ung, die<br />

damit verb<strong>und</strong>en ist – mehr Aufmerksamkeit gewidmet. Damit sei auch e<strong>in</strong>e größere Differenzierung<br />

verb<strong>und</strong>en, wer <strong>in</strong> <strong>der</strong> Familie tatsächlich welchen Unterstützungsbedarf hat. Dies führe<br />

dazu, dass <strong>der</strong> erzieherische Bedarf konkreter erfasst wird <strong>und</strong> entsprechend die Ziele formuliert<br />

werden können (s.u.).<br />

Die kollegialen Beratungen s<strong>in</strong>d „fachlich f<strong>und</strong>ierter“ geworden, so e<strong>in</strong>e Aussage. Die Hilfepläne<br />

seien <strong>in</strong>sgesamt „<strong>aus</strong>sagekräftiger“ geworden <strong>und</strong> <strong>der</strong> Prozess ist transparenter für alle<br />

Beteiligten.<br />

105


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

5.5.2 Beteiligung <strong>der</strong> jungen Menschen <strong>und</strong> ihrer Eltern<br />

Durchgängig wird berichtet, dass sich im Verlauf des Modellprojektes die Beteiligung <strong>der</strong> jungen<br />

Menschen <strong>und</strong> ihrer Eltern <strong>in</strong>tensiviert hat <strong>und</strong> zu e<strong>in</strong>em zentralen Merkmal des neuen Hilfeprozesses<br />

geworden ist. Die verstärkte Aufmerksamkeit wurde durch die fachlichen Diskurse<br />

(Teams, Workshops, <strong>Arbeit</strong>sgruppen, Beteiligungsveranstaltungen) geför<strong>der</strong>t <strong>und</strong> ganz zentral<br />

durch die Verankerung <strong>in</strong> den Formularen (Dokumentations- <strong>und</strong> Fragebögen) abgesichert.<br />

Durchgängig sprechen die Fachkräfte sowohl <strong>der</strong> ASD wie <strong>der</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>ger davon, dass<br />

sich damit die Beziehungen zu den AdressatInnen positiv verän<strong>der</strong>t haben. So werden die jungen<br />

Menschen <strong>und</strong> die Eltern e<strong>in</strong>erseits stärker her<strong>aus</strong>gefor<strong>der</strong>t ihre Me<strong>in</strong>ungen zu sagen <strong>und</strong><br />

auch so weit möglich aufzuschreiben (z.B. <strong>in</strong> Fragebögen). Ergebnis ist z.B.: „Dass jetzt mehr<br />

die Sichtweisen <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Beteiligten Beachtung f<strong>in</strong>den, dass praktisch <strong>in</strong> wörtlicher Rede<br />

e<strong>in</strong>getragen werden kann“ (F67). Damit wachse bei den AdressatInnen die Selbstwahrnehmung<br />

<strong>und</strong> die Auffor<strong>der</strong>ung zum eigenen Handeln werde ihnen deutlicher. „Sie werden jetzt<br />

e<strong>in</strong>fach mehr rangenommen <strong>und</strong>, denke ich, s<strong>in</strong>d dann auch bereiter, was zu tun o<strong>der</strong> was zu<br />

verän<strong>der</strong>n“ (G176).<br />

Die <strong>in</strong>tensivere Beteiligung wirke sich auch auf die Bereitschaft <strong>und</strong> Fähigkeit zur Formulierung<br />

eigener Ziele (als ernst genommener Bestandteil <strong>der</strong> Zielf<strong>in</strong>dung) <strong>und</strong> auf die kritische Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

über erreichte Ziele bzw. bei <strong>der</strong> Bewertung von Leistungen <strong>aus</strong>. „Bei Jugendlichen<br />

mit normalem Verständnis, mit normalem Intelligenzniveau, denke ich, hat es sich enorm<br />

erhöht, weil sie auch spüren, mitgestalten zu können, mitbestimmen zu können“ (E242).<br />

5.5.3 Zielformulierung als Qualitätsmerkmale<br />

In allen Interviews machen die Befragten explizit positive Aussagen zur neuen <strong>Praxis</strong> <strong>der</strong> Formulierung<br />

von Wirkungs-/ Hauptzielen <strong>und</strong> Teilzielen, wenngleich dies immer wie<strong>der</strong> mit H<strong>in</strong>weisen<br />

auf den Schwierigkeitsgrad <strong>und</strong> den erhöhten Zeitbedarf verb<strong>und</strong>en wird. Zwar habe<br />

es auch schon früher Gespräche darüber gegeben, was mit e<strong>in</strong>er Erziehungshilfe erreicht werden<br />

sollte, doch habe die geme<strong>in</strong>same Formulierung <strong>der</strong> Ziele e<strong>in</strong>e ganz an<strong>der</strong>e Bedeutung.<br />

So könne mit <strong>der</strong> Formulierung von <strong>in</strong>dividuellen Wirkungs- <strong>und</strong> Teilzielen <strong>aus</strong> den unterschiedlichen<br />

Perspektiven <strong>der</strong> jungen Menschen <strong>und</strong> Eltern <strong>und</strong> <strong>der</strong> fachlichen E<strong>in</strong>schätzung<br />

e<strong>in</strong>e gute Gr<strong>und</strong>lage geschaffen werden. Je konkreter die Ziele erarbeitet werden könnten,<br />

desto leichter sei es auch an künftigen Stellen e<strong>in</strong>e Überprüfung <strong>der</strong> Zielerreichung vorzunehmen.<br />

An<strong>der</strong>erseits, so die Interviews, hat sich das Bewusstse<strong>in</strong> durchgesetzt, dass nur auf <strong>der</strong><br />

Basis von Zielen überhaupt Bewertungen vorgenommen werden können.<br />

In allen Interviews wurde danach gefragt, ob denn die Ziele auch tatsächlich handlungsleitend<br />

für die ASD <strong>und</strong> die Leistungserbr<strong>in</strong>ger s<strong>in</strong>d. Dies wurde immer wie<strong>der</strong> bestätigt <strong>und</strong> mit Beispielen<br />

untermauert. Über die geme<strong>in</strong>same Zielformulierung mit den AdressatInnen habe die<br />

Beziehung zwischen diesen <strong>und</strong> den Fachkräften e<strong>in</strong>e neue Qualität gewonnen. Auch die Kooperationsbeziehung<br />

zu den Fachkräften <strong>der</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>ger habe sich auf dieser Basis verän<strong>der</strong>t.<br />

Die Zielstellungen seien klarer <strong>und</strong> e<strong>in</strong>deutiger <strong>und</strong> würden mit den Hilfefortschreibungen<br />

überprüft. Damit sei auf beiden Seiten e<strong>in</strong>e größere Sicherheit im H<strong>in</strong>blick auf<br />

Erwartungen <strong>und</strong> Wertungen entstanden. Exemplarisch dazu kann die Aussage zitiert werden:<br />

„Also bei <strong>der</strong> Familienhilfe merke ich das ganz beson<strong>der</strong>s, dass das wirklich e<strong>in</strong>e richtige <strong>Arbeit</strong>sgr<strong>und</strong>lage<br />

ist <strong>und</strong> nicht e<strong>in</strong> Papier, was so irgendwo weggelegt wird <strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Jahr<br />

wie<strong>der</strong> hervorgekramt wird“ (H196).<br />

106


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

5.5.4 Systematische Datensammlung <strong>und</strong> Dokumentation als<br />

Gr<strong>und</strong>lage fachlichen Handelns<br />

Der verän<strong>der</strong>ten <strong>Praxis</strong> <strong>der</strong> Datensammlung <strong>und</strong> Dokumentation wird von den Expert<strong>in</strong>nen<br />

große Bedeutung zugemessen. Dies wird <strong>in</strong> den unterschiedlichen Zusammenhängen hervorgehoben.<br />

„Mehr schriftlich fixieren [...] um Transparenz zu sichern“ (G43), wird da als Gr<strong>und</strong><br />

genannt. E<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Aussage bezieht sich darauf, systematischeres Befragen <strong>der</strong> AdressatInnen<br />

zu nutzen, um für alle wichtigen Bereiche Informationen zu haben <strong>und</strong> damit e<strong>in</strong>e Erleichterung<br />

bei <strong>der</strong> Formulierung von erzieherischen Bedarfen <strong>und</strong> Zielen. Die Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong><br />

Formulare s<strong>in</strong>d dabei z.T. mit den Fachkräften <strong>der</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>ger abgestimmt <strong>und</strong> werden<br />

geme<strong>in</strong>sam verwendet, was als Erleichterung von Fachkräften bei<strong>der</strong> Institutionen dargestellt<br />

wird.<br />

Die Datenbasis habe sich <strong>in</strong>sgesamt verbessert, <strong>der</strong> Hilfeprozess sei transparenter, <strong>der</strong> Aust<strong>aus</strong>ch<br />

von Informationen geschehe systematischer <strong>und</strong> erlaube e<strong>in</strong> besseres Nachvollziehen<br />

des Hilfeprozesses. Die E<strong>in</strong>schätzungen zum Zeitbedarf gehen <strong>aus</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, überwiegend wird<br />

von e<strong>in</strong>em höheren Zeitaufwand gesprochen. Aber auch diejenigen, die e<strong>in</strong>en erhöhten Zeitaufwand<br />

angeben, erklären, dass dies durch den Nutzen gerechtfertigt ist. „Das ist auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

gewissen Weise e<strong>in</strong>e Vere<strong>in</strong>fachung für uns [...] die Hilfepläne s<strong>in</strong>d <strong>aus</strong>sagekräftiger jetzt“<br />

(H27).<br />

5.5.5 Qualität durch Kooperation<br />

Die Befragten erklären alle, dass sich e<strong>in</strong> an sich schon positives Kooperationsverhältnis im<br />

Rahmen des Modellprojektes nachhaltig verbessert habe. In allen drei Standorten hat es demnach<br />

e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>beziehung <strong>der</strong> Träger <strong>der</strong> Freien Jugendhilfe <strong>in</strong> den Modellentwicklungsprozess<br />

gegeben. E<strong>in</strong>e Befragte <strong>der</strong> Freien Jugendhilfe formuliert dazu: „Mit dieser geme<strong>in</strong>samen <strong>Arbeit</strong><br />

ist auch diese Ober-/ Unterordnung nicht mehr so stark, also man ist gleichberechtigt“<br />

(E280).<br />

Zum Teil waren die Fachkräfte <strong>der</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>ger unmittelbar <strong>in</strong> die <strong>Arbeit</strong>sgruppen <strong>in</strong>tegriert.<br />

In Workshops <strong>und</strong> auf Tagungen zum Projekt gab es darüber h<strong>in</strong><strong>aus</strong> weiteren, teilweise<br />

<strong>in</strong>terkommunalen Aust<strong>aus</strong>ch. „Die Zusammenarbeit war noch nie schlecht, aber durch die geme<strong>in</strong>same<br />

<strong>Arbeit</strong> <strong>in</strong> den Projektgruppen hat sich das deutlich positiv verän<strong>der</strong>t. Und das war ja<br />

schon sehr nutzbr<strong>in</strong>gend, e<strong>in</strong>fach um das Verständnis füre<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu festigen“ (G90).<br />

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass von allen befragten Fachkräften <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesamtbewertung<br />

wie im Detail e<strong>in</strong>e positive Bewertung <strong>aus</strong>gesprochen wird. Insgesamt wird von e<strong>in</strong>er<br />

Zunahme <strong>der</strong> Qualität des Hilfeplanungsprozesses <strong>und</strong> <strong>der</strong> Hilfeerbr<strong>in</strong>gung gesprochen.<br />

Die zentralen Merkmale s<strong>in</strong>d bereits kurz <strong>aus</strong>geführt. „Also, ich denke so von <strong>der</strong> Qualität<br />

o<strong>der</strong> vom Bewusstse<strong>in</strong> her, hat das Modellprojekt mit jedem von uns was gemacht, dass wir<br />

e<strong>in</strong>fach bewusster da dran arbeiten“ (G71), so formuliert es e<strong>in</strong>e Fachkraft. Nach eigenen E<strong>in</strong>schätzungen<br />

hat nicht nur das fachliche Bewusstse<strong>in</strong> e<strong>in</strong> höheres Niveau erhalten son<strong>der</strong>n<br />

auch die fachliche Kompetenz, die letztlich sowohl die Prozesssteuerung als auch die Beteiligungshaltungen<br />

<strong>und</strong> die Kooperationsgestaltung prägen.<br />

107


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

5.6 E<strong>in</strong>schätzungen <strong>der</strong> Leitungsebene<br />

Alle drei InterviewpartnerInnen <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Leitungsebene waren über den Verlauf des Modellprojektes<br />

außerordentlich gut <strong>in</strong>formiert, was <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelbereichen auch differenzierte Detailkenntnis<br />

bedeutet. Die Sozialdezernent<strong>in</strong> des Nie<strong>der</strong>schlesischen Oberl<strong>aus</strong>itzkreises <strong>und</strong> <strong>der</strong> Fachbereichsleiter<br />

des Landkreises Zwickauer Land waren schon beim Zustandekommen des<br />

Projektes engagiert, während die Sozialdezernent<strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt Chemnitz nach etwa e<strong>in</strong>em Jahr<br />

Projektlaufzeit ihre Tätigkeit aufnahm. Im Weiteren sollen hier die standortspezifischen Aspekte<br />

nicht näher beleuchtet, son<strong>der</strong>n es soll e<strong>in</strong>e zusammenführende Auswertung vorgenommen<br />

werden. Dies rechtfertigt sich auch dadurch, dass die drei Interviewten übere<strong>in</strong>stimmend <strong>in</strong><br />

zentralen Fragen Ergebnisse formulierten.<br />

In allen drei Modellstandorten hat es nach Aussagen <strong>der</strong> InterviewpartnerInnen bereits vor<br />

dem Modellprojekt zur Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong>tensive Bemühungen zur Qualitätsentwicklung<br />

gegeben, die teilweise von außen begleitet wurden. Das Modellprojekt wurde<br />

daher als e<strong>in</strong>e „strukturbildende Komponente“ angesehen <strong>und</strong> genutzt.<br />

5.6.1 Höhere Fachlichkeit des ASD<br />

Von allen <strong>in</strong>terviewten Personen wird <strong>der</strong> Zuwachs an Fachlichkeit des ASD als e<strong>in</strong> Ergebnis<br />

hervorgehoben. Hierzu werden zahlreiche konkrete Beispiele benannt, die sich mit folgenden<br />

Punkten charakterisieren lassen (die Angaben <strong>in</strong> den Klammer beziehen sich auf die Stelle <strong>in</strong><br />

den Transkriptionen):<br />

„Die Fähigkeit zur Selbstreflexion ist auf alle Fälle gewachsen“ (C159) mit dem „Sich-selber-<strong>in</strong>-<br />

Frage-stellen“ <strong>und</strong> das „Selber-weiter-denken“.<br />

Es habe e<strong>in</strong>e „größere Sicherheit <strong>und</strong> e<strong>in</strong> größeres Selbstverständnis <strong>der</strong> Mitarbeiter<strong>in</strong>nen“<br />

(B74) gegeben.<br />

Die MitarbeiterInnen hätten sich <strong>in</strong> den Prozess <strong>in</strong>tegriert, ihre „Fachkompetenz“ erhöht <strong>und</strong><br />

mit den Qualitätsstandards <strong>und</strong> Hilfeplanverfahren neues „Handwerkzeug“ erhalten, „um gut<br />

agieren zu können“ (A414).<br />

Als wichtige Merkmale <strong>der</strong> höheren Fachlichkeit des ASD wird z.B. genannt:<br />

• Konsens über Qualität,<br />

• fachliche Mitnahme des gesamten Fachteams,<br />

• Verbesserungen im strukturellen, prozessualen <strong>und</strong> formalen Bereich (C94).<br />

„Der ASD-Mitarbeiter hat se<strong>in</strong>en Spielraum <strong>und</strong> muss natürlich auch rechtlich, fachlich versiert<br />

argumentieren <strong>und</strong> ist auch dafür verantwortlich. Und das macht er jetzt viel versierter, weil er<br />

sich noch mehr identifiziert als vorher“ (A279). Insgesamt sehen die drei befragten Leitungsfachkräfte<br />

e<strong>in</strong>en unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem Projekt <strong>und</strong> dem Kompetenzzuwachs<br />

<strong>der</strong> Fachkräfte. Die höhere Fachlichkeit wirke sich auch auf den <strong>in</strong>ternen Prozess <strong>der</strong><br />

Abstimmung mit <strong>der</strong> wirtschaftlichen Jugendhilfe o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Fachdiensten <strong>aus</strong>.<br />

Die höhere Fachlichkeit wird auch an den folgenden Punkten festgemacht, die aber wegen ihrer<br />

Bedeutung getrennt aufgeführt werden.<br />

108


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

5.6.2 Qualitätszuwachs beim Hilfeplanverfahren<br />

Von allen Interviewten wird <strong>der</strong> Qualitätszuwachs auch an den verbesserten Hilfeplanverfahren<br />

festgemacht. Besser sei, dass es den MitarbeiterInnen gel<strong>in</strong>gt, „den erzieherischen Bedarf, [...]<br />

besser zu erfassen <strong>und</strong> zu def<strong>in</strong>ieren“ (B106). Dabei sei zunehmend die „Passgenauigkeit“ von<br />

Hilfen im Blick. Hier wird aber auch hervorgehoben, dass im formalen <strong>und</strong> prozessualen Bereich<br />

bei Vordrucken, Formalia, Abläufen, Organisation <strong>und</strong> <strong>der</strong> Hilfeplanverfahren e<strong>in</strong> qualitativ<br />

neuer, höherer Stand erreicht worden sei. Da seien die beteiligten Jugendämter deutlich<br />

weiter als die Partner <strong>in</strong> den Altb<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n, so lautet e<strong>in</strong>e Aussage zur Qualität von Verfahren<br />

<strong>und</strong> Dokumenten.<br />

„Das Komplette, die Qualität <strong>der</strong> Hilfeplanverfahren hätten wir so nicht, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit nicht geschafft“<br />

(A226). Dies sei e<strong>in</strong>e wichtige Vor<strong>aus</strong>setzung im H<strong>in</strong>blick auf flexible Hilfen, die <strong>in</strong> Zukunft<br />

immer notwendiger seien. In den Bewertungen werden durchgehend positiv die stärkere<br />

AdressatInnenbeteiligung <strong>und</strong> die Kooperation mit den Trägern <strong>der</strong> Freien Jugendhilfe hervorgehoben.<br />

Die verstärkte Beteiligung <strong>der</strong> AdressatInnen führe dazu, dass die „Hilfen nachhaltiger<br />

werden“, was schon gelungen sei (A431). Mit <strong>der</strong> verstärkten <strong>und</strong> systematischeren<br />

Beteiligung gerieten stärker die Ressourcen <strong>in</strong> den Blick, die es bei den jungen Menschen <strong>und</strong><br />

ihren Familien gibt; sie mache aber auch die Ressourcen im Sozialraum nutzbar. Nicht zuletzt<br />

werden Wirkungen auch im H<strong>in</strong>blick auf die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Fachdienste <strong>der</strong> Jugendhilfe<br />

wie <strong>der</strong> wirtschaftlichen Jugendhilfe <strong>und</strong> <strong>der</strong> Planung positiv formuliert<br />

5.6.3 Neue Qualität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kooperation Öffentliche <strong>und</strong> Freie<br />

Jugendhilfe<br />

Als e<strong>in</strong> Erfolgsmerkmal wird von allen drei Leitungskräften die verän<strong>der</strong>te <strong>Praxis</strong> <strong>der</strong> Kooperation<br />

mit den leistungserbr<strong>in</strong>genden Trägern <strong>der</strong> Freien Jugendhilfe genannt. Hierbei werden<br />

sehr unterschiedliche positive Wirkungen gesehen. So s<strong>in</strong>d es die verbesserten Analysen <strong>und</strong><br />

Möglichkeiten e<strong>in</strong>er bedarfsgerechten Hilfegewährung, die erkennbar werden <strong>und</strong> flexiblere<br />

Formen <strong>der</strong> Hilfeleistungen erleichtern. Die kooperative <strong>Praxis</strong> wird aber auch als Möglichkeit<br />

gesehen, die Bedarfe <strong>in</strong> sozialen Räumen besser wahrzunehmen <strong>und</strong> gleichzeitig die <strong>in</strong>ne liegenden<br />

Ressourcen nutzen zu können. Die Verständigung über Qualitätsstandards erleichtere<br />

zudem allen Beteiligten die <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> verr<strong>in</strong>gere Reibungsverluste (B150). Von allen drei Interviewpartnern<br />

wird – wenngleich unterschiedlich akzentuiert – auch die Bedeutung <strong>der</strong> gel<strong>in</strong>genden,<br />

partnerschaftlichen Kooperation für die Akzeptanz <strong>der</strong> Erziehungshilfe <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Fachöffentlichkeit wie im öffentlichen Diskurs hervorgehoben. Nicht zuletzt verbessere sich<br />

dadurch auch die fachliche Debatte im Jugendhilfe<strong>aus</strong>schuss.<br />

5.6.4 Fachliches Controll<strong>in</strong>g <strong>und</strong><br />

Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen<br />

Mit den Projektb<strong>aus</strong>te<strong>in</strong>en v.a. <strong>der</strong> Hilfeplanung (<strong>in</strong>kl. <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>samen Zielformulierung) <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> verbesserten Dokumentation wurden die Gr<strong>und</strong>lagen für e<strong>in</strong> fachliches Controll<strong>in</strong>g wesentlich<br />

verbessert. „Durch diese qualitativen Hilfepläne können wir das fachlich noch besser<br />

untermauern <strong>und</strong> noch besser steuern“ (A405).<br />

Das Projekt habe ganz neue Möglichkeiten geschaffen, nicht nur re<strong>in</strong>es F<strong>in</strong>anzcontroll<strong>in</strong>g betreiben<br />

zu müssen, son<strong>der</strong>n i.S. von <strong>Entwicklung</strong> von Qualität, <strong>Entwicklung</strong> von Standards <strong>und</strong><br />

109


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

damit e<strong>in</strong>er besseren Überprüfbarkeit das strategische Controll<strong>in</strong>g zu verbessern. Dies sei gerade<br />

auch vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> früherer Erfahrungen mit dem Controll<strong>in</strong>g, die nicht immer<br />

ganz gelungen seien, von Bedeutung. E<strong>in</strong> wichtiger Aspekt dabei sei auch, dass die neue <strong>Praxis</strong><br />

für e<strong>in</strong> Controll<strong>in</strong>g fachlich untersetzte aggregierte Daten zur Verfügung stelle. Damit werde<br />

auch e<strong>in</strong>e bessere Gr<strong>und</strong>lage für die Legitimation <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Verwaltung <strong>und</strong> gegenüber<br />

<strong>der</strong> Politik gegeben.<br />

Die neuen Erkenntnisse seien genutzt worden, um mit den Trägern <strong>der</strong> Freien Jugendhilfe<br />

konkretere <strong>und</strong> handlungsleitende Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen vorzubereiten bzw.<br />

teilweise schon abzuschließen. Dazu wird auch e<strong>in</strong> Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> verbesserten<br />

Datenbasis <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er künftigen regionalen, kommunalen Jugendberichtserstattung gesehen.<br />

Insgesamt lässt sich das Urteil zusammenfassen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Aussage, „dass wir e<strong>in</strong>e kooperative<br />

Qualität erreicht haben“ (A449), die ihren Ausdruck f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Berücksichtigung <strong>der</strong><br />

AdressatInnen, <strong>der</strong> Partnerschaft zwischen Öffentlicher <strong>und</strong> Freier Jugendhilfe, <strong>der</strong> verbesserten<br />

Akzeptanz <strong>und</strong> <strong>der</strong> transparenteren Aufgabenerfüllung.<br />

5.7 E<strong>in</strong>schätzungen <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>atorInnen<br />

In <strong>der</strong> Gesamtkonstruktion des Modellprojektes kam den Koord<strong>in</strong>atorInnen e<strong>in</strong>e Schlüsselfunktion<br />

zu. Sie waren es, die mit dem Projektleiter <strong>und</strong> <strong>der</strong> wissenschaftlichen Begleitung die Projekt<strong>in</strong>halte<br />

konkretisierten <strong>und</strong> Operationalisierungsstrategien entwickeln mussten. Sie hatten<br />

e<strong>in</strong>e Scharnierfunktion zwischen Fachkräften <strong>und</strong> Diensten im Jugendamt, den beteiligten<br />

Fachkräften <strong>der</strong> Freien Jugendhilfe (Leistungserbr<strong>in</strong>ger), <strong>der</strong> Leitungsebene des Landkreises,<br />

bzw. <strong>der</strong> Stadt <strong>und</strong> <strong>der</strong> Projektleitung.<br />

Die Entfaltung <strong>der</strong> Wirkung war daher auch entscheidend davon abhängig, wie die Inhalte des<br />

Modellprojektes <strong>in</strong> <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>atorInnengruppe (<strong>in</strong>kl. Projektleiter) kommuniziert wurden <strong>und</strong><br />

wie die Impulse von <strong>der</strong> Projektleitung aufgenommen <strong>und</strong> auf die kommunale Ebene transferiert<br />

wurden. Von daher s<strong>in</strong>d die E<strong>in</strong>schätzungen <strong>der</strong> drei Koord<strong>in</strong>atorInnen von beson<strong>der</strong>er<br />

Bedeutung für die Bewertung des <strong>Entwicklung</strong>sprozesses.<br />

Die Wahrnehmungen <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>atorInnen waren zudem geprägt durch die Ausgangssituation<br />

im Modellstandort. Die Koord<strong>in</strong>atorInnen im Jugendamt <strong>der</strong> Stadt Chemnitz <strong>und</strong> des Landkreises<br />

Zwickauer Land konnten dabei auf ihre Erfahrungen als langjährig erfahrene, mit Leitungsaufgaben<br />

betraute Fachkräfte zurückgreifen, die schon <strong>in</strong> vorhergehenden Phasen an<br />

Organisationsentwicklungsprozessen ihrer Dienste beteiligt waren. Der Nie<strong>der</strong>schlesische<br />

Oberl<strong>aus</strong>itzkreis hatte sich vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> se<strong>in</strong>er Umstrukturierungsstrategie zur sozialräumlichen<br />

Ausrichtung <strong>der</strong> Jugendhilfe entschieden, die Koord<strong>in</strong>ierungsstelle mit e<strong>in</strong>er externen<br />

Fachkraft zu besetzen.<br />

5.7.1 Qualifizierung des Hilfeplanprozesses<br />

Die Koord<strong>in</strong>atorInnen stellen <strong>in</strong> den Interviews dar, dass <strong>der</strong> Hilfeplanprozess <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Qualifizierung<br />

von Beg<strong>in</strong>n an e<strong>in</strong> Kernanliegen des Modellprojektes war. An diesem Teil machen sie<br />

dann auch den Erfolg fest. Dabei wird her<strong>aus</strong>gestellt, dass es bei <strong>der</strong> Gestaltung des Hilfeplanprozesse<br />

„ja nicht nur um das Verfahren [geht], son<strong>der</strong>n auch um die <strong>Praxis</strong> <strong>der</strong> Mitarbeiter“<br />

(K48). Es war daher wichtig, trotz anfänglicher Wi<strong>der</strong>stände die MitarbeiterInnen mitzunehmen<br />

<strong>und</strong> zu motivieren.<br />

110


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Im Rahmen des Modellprojektes sei <strong>in</strong>tern die Qualität <strong>der</strong> Kommunikation <strong>und</strong> <strong>der</strong> Entscheidungsprozesse<br />

sichtbar verbessert. Das Verfahren sei <strong>in</strong> den Teams unter fachlichen Kriterien<br />

diskutiert <strong>und</strong> weiterentwickelt worden. In <strong>der</strong> Diskussion über die allgeme<strong>in</strong>en Standards <strong>und</strong><br />

die <strong>Entwicklung</strong> e<strong>in</strong>es Verständnisses von Qualität, dass von den beteiligten Fachkräften <strong>der</strong><br />

Öffentlichen wie <strong>der</strong> Freien Jugendhilfe getragen werde, seien wichtige Gr<strong>und</strong>lagen geschaffen.<br />

Positiv wird auch die Weiterentwicklung des Verfahrens im H<strong>in</strong>blick auf die Teamberatungen<br />

<strong>und</strong> die <strong>Entwicklung</strong> <strong>der</strong> neuen Formulare <strong>und</strong> Fragebögen gewertet. Mit diesem Teil <strong>der</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

konnten Vere<strong>in</strong>heitlichungen <strong>und</strong> neues fachliches Bewusstse<strong>in</strong> erzeugt werden.<br />

„Ja, es ist zwar nur Papier, aber ich merke <strong>in</strong>zwischen, dass z.T. an Formen <strong>der</strong> Dokumentation<br />

sich auch viel festmacht, da die ja auch die <strong>Praxis</strong> prägen“ (K464). So seien mit den <strong>in</strong>haltlichen<br />

Diskussionen über die neuen Formulare auch viele <strong>in</strong>haltliche Themen behandelt worden<br />

(darunter auch die AdressatInnenbeteiligung <strong>und</strong> die Kooperation mit den Trägern <strong>der</strong> Freien<br />

Jugendhilfe).<br />

Bei diesen Diskussionen <strong>und</strong> Verän<strong>der</strong>ungen haben <strong>der</strong> <strong>in</strong>terkommunale Diskurs <strong>und</strong> die Impulse,<br />

Aufarbeitungen <strong>und</strong> Analysen <strong>der</strong> Projektleitung nach Aussagen <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>atorInnen<br />

wesentlich zum Erfolg beigetragen. So wurden die Erkenntnisse <strong>der</strong> Aktenanalyse <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Evaluation des Verfahrens zu wichtigen Anstößen bei <strong>der</strong> Fortschreibung <strong>der</strong> Dokumente <strong>und</strong><br />

Weiterentwicklung <strong>der</strong> Dokumentationspraxis. Die <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Modellstandorten unterschiedlichen<br />

Hilfeplandokumente werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesamtheit als Ausdruck e<strong>in</strong>er deutlich besseren<br />

Qualität bewertet. Hier werden die Beteiligung <strong>der</strong> jungen Menschen <strong>und</strong> ihrer Eltern quasi<br />

als <strong>Praxis</strong> ebenso erzwungen wie <strong>der</strong> verstärkte Blick auf die Ressourcen selbstverständlicher<br />

wird. Da die Dokumente die Wie<strong>der</strong>gabe von Aussagen <strong>der</strong> AdressatInnen zum erzieherischen<br />

Bedarf <strong>und</strong> zur <strong>in</strong>dividuellen Zielformulierung verlangen, hat die Berücksichtigung dieser Punkte<br />

<strong>in</strong>zwischen Alltagscharakter <strong>und</strong> werde von den MitarbeiterInnen als konstruktives, qualitätssteigerndes<br />

Element genutzt. Der Bedarf werde jetzt „viel konkreter her<strong>aus</strong>gearbeitet.<br />

Aber auch die Zielerarbeitung mit den Adressaten ist konkreter geworden“ (M472). Mit <strong>der</strong><br />

fachlichen Beschäftigung mit <strong>der</strong> Zielf<strong>in</strong>dung sei e<strong>in</strong> wichtiger Schritt zur bedarfsgerechteren<br />

Hilfeentscheidung <strong>und</strong> -gestaltung gegangen worden. Zwar habe man sich anfänglich „sehr,<br />

sehr schwer getan“ so e<strong>in</strong>e Aussage (L476), doch führe das zu e<strong>in</strong>er neuen Qualität <strong>der</strong> Klärung<br />

<strong>und</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung. „Wir gehen davon <strong>aus</strong>, dass das Wirkungsziel immer im Konsens<br />

se<strong>in</strong> soll“ <strong>und</strong> dies habe zu ganz neuen Aushandlungspraktiken geführt (L480). Verständigungsschwierigkeiten<br />

o<strong>der</strong> unterschiedliche Ziele müssten <strong>in</strong> den Dokumenten festgehalten<br />

werden <strong>und</strong> erzw<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong> nachgehen<strong>der</strong>es prüfen geeigneter Hilfen.<br />

E<strong>in</strong>deutig bejaht wird von den Koord<strong>in</strong>atorInnen die Frage, ob die formulierten Ziele auch tatsächlich<br />

handlungsleitend für die Hilfe seien. Hier wird <strong>der</strong> Zusammenhang dargestellt von <strong>der</strong><br />

systematischeren Klärung <strong>der</strong> Lebenssituation <strong>der</strong> AdressatInnen mit diesen selbst, über die<br />

geme<strong>in</strong>same Formulierung des erzieherischen Bedarfs, <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>samen Zielformulierung (<strong>in</strong><br />

Haupt-/ Wirkungsziele <strong>und</strong> Teilziele) <strong>und</strong> <strong>der</strong> konsequenten E<strong>in</strong>schätzung <strong>und</strong> Bewertung <strong>der</strong><br />

Zielerreichung im Rahmen <strong>der</strong> Hilfe. Aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>atorInnen lässt sich daher e<strong>in</strong>e<br />

deutliche Qualitätssteigerung beim Hilfeplanprozess feststellen.<br />

5.7.2 Beteiligung <strong>der</strong> jungen Menschen <strong>und</strong> ihrer Eltern<br />

Die verbesserte Beteiligung <strong>der</strong> AdressatInnen <strong>in</strong> allen Phasen <strong>der</strong> Entscheidungsf<strong>in</strong>dung <strong>und</strong><br />

Hilfe wird von den Koord<strong>in</strong>atorInnen hervorgehoben. Wie oben schon beschrieben, hat sich <strong>in</strong><br />

diesem Bereich die <strong>Praxis</strong> offensichtlich nachhaltig verän<strong>der</strong>t. Beteiligung me<strong>in</strong>t demnach:<br />

111


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

● die systematischere E<strong>in</strong>beziehung <strong>und</strong> For<strong>der</strong>ung bei <strong>der</strong> Klärung <strong>der</strong> Lebenssituation,<br />

● die geme<strong>in</strong>same Formulierung des erzieherischen Bedarfs,<br />

● die Formulierung von Haupt-/ Wirkungszielen <strong>und</strong> Teilzielen <strong>und</strong> ggf. die Dokumentation<br />

von Dissens, mit den sich dar<strong>aus</strong> ergebenen Konsequenzen für den Hilfeplanungsprozess,<br />

● die E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> Zielerreichung durch die jungen Menschen <strong>und</strong> ihre Eltern,<br />

● die Reformulierung von Zielen <strong>und</strong> auch<br />

● die <strong>aus</strong>drückliche E<strong>in</strong>beziehung <strong>der</strong> AdressatInnen bei <strong>der</strong> Bewertung <strong>der</strong> Hilfe nach<br />

Beendigung.<br />

In zwei Modellstandorten wurden dazu über die <strong>in</strong>tensivierte Beteiligung im E<strong>in</strong>zelfall h<strong>in</strong><strong>aus</strong><br />

Veranstaltungen mit jungen Menschen <strong>und</strong> Eltern durchgeführt (s. Standortbeschreibungen),<br />

die auch <strong>in</strong> Zukunft regelmäßig stattf<strong>in</strong>den sollen.<br />

In <strong>der</strong> Gesamtheit <strong>der</strong> verän<strong>der</strong>ten <strong>Praxis</strong> habe sich durch die bewusste, über Dokumentations-<br />

<strong>und</strong> Prozessanfor<strong>der</strong>ungen verstetigte Beteiligung e<strong>in</strong>e bedarfsgerechtere Hilfegewährung<br />

her<strong>aus</strong>gebildet. Damit sei auch „die Wertschätzung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen gegenüber<br />

dem Amt gestiegen“ (M457) <strong>und</strong> die Akzeptanz höher.<br />

5.7.3 Qualität durch Kooperation <strong>der</strong> Öffentlichen <strong>und</strong> Freien<br />

Jugendhilfe<br />

Deutlicher als die Befragten <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en beiden Ebenen stellen die Koord<strong>in</strong>atorInnen die geme<strong>in</strong>same<br />

Erarbeitung von Standards <strong>und</strong> auf <strong>der</strong>en Basis die Weiterentwicklung von Verfahren<br />

<strong>und</strong> Instrumenten her<strong>aus</strong>. Die Beteiligung von VertreterInnen <strong>der</strong> Träger <strong>der</strong> Freien Jugendhilfe<br />

an den <strong>Arbeit</strong>sgruppen (z.T. als ständige Mitglie<strong>der</strong>) <strong>und</strong> Workshops habe zu e<strong>in</strong>er<br />

geme<strong>in</strong>samen Basis für die Umsetzung geführt. So gab es immer auch e<strong>in</strong>e Rückkoppelung,<br />

„ob das brauchbar ist“ (M80). Zum an<strong>der</strong>en Teil s<strong>in</strong>d die Koord<strong>in</strong>atorInnen <strong>in</strong> die Diskussionsr<strong>und</strong>en<br />

<strong>der</strong> Träger gegangen <strong>und</strong> haben Projekt <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>sschritte vorgestellt. Durch<br />

diesen Prozess „s<strong>in</strong>d gute Kooperationsstrukturen entstanden <strong>und</strong> auch e<strong>in</strong>e gegenseitige<br />

Wertschätzung <strong>und</strong> Akzeptanz“ (M93). Dies erstreckte sich dann auf die Raster für die Qualitätsvere<strong>in</strong>barungen,<br />

die dann die Anwendung erleichterten. Im Nie<strong>der</strong>schlesischen Oberl<strong>aus</strong>itzkreis<br />

ist während <strong>der</strong> Projektzeit die <strong>Arbeit</strong>sgeme<strong>in</strong>schaft „Hilfen zur Erziehung“ konstituiert<br />

worden, die sich auch mit den Fragen beschäftigte, die im Modell e<strong>in</strong>e Rolle spielten. Die<br />

Beson<strong>der</strong>heit im Nie<strong>der</strong>schlesischen Oberl<strong>aus</strong>itzkreis war zudem, dass die ASD-Fachkräfte anteilig<br />

<strong>in</strong> die sozialräumlichen Jugendhilfeagenturen <strong>in</strong>tegriert wurden. Die Dimension Kooperation<br />

mit <strong>der</strong> Freien Jugendhilfe hatte also den Teil Jugendhilfeagentur <strong>und</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>ger.<br />

„Wir haben am Ende e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Def<strong>in</strong>ition zu Qualität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hilfe zur Erziehung gef<strong>und</strong>en.<br />

[...] Also, da stehen wir h<strong>und</strong>ert Prozent, weil wir uns da alle e<strong>in</strong>ig s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> weil diese viele<br />

fachliche Kriterien enthält“ (L395). In <strong>der</strong> Kooperation zwischen Öffentlicher <strong>und</strong> Freier Jugendhilfe<br />

sei e<strong>in</strong> hoher Grad an Offenheit <strong>und</strong> <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>e qualitativ höhere Stufe erreicht<br />

worden.<br />

112


5.7.4 Fachliches Controll<strong>in</strong>g<br />

Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Hat das Ziel zum Aufbau e<strong>in</strong>es fachlichen Controll<strong>in</strong>gs von Beg<strong>in</strong>n an e<strong>in</strong>e Rolle gespielt, so<br />

wurde es <strong>in</strong> den drei Modellstandorten bei unterschiedlichen Ausgangssituationen jeweils an<strong>der</strong>s<br />

verfolgt. Der Landkreis Zwickauer Land hatte bereits im Vorfeld Ansätze zu e<strong>in</strong>em fachlichen<br />

Controll<strong>in</strong>g, dass im Rahmen des Modellprojektes qualifiziert werden sollte. Nach Aussagen<br />

<strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>atorInnen hat dieses Thema v.a. <strong>in</strong> <strong>der</strong> zweiten Hälfte <strong>der</strong> Projektlaufzeit e<strong>in</strong>e<br />

Rolle gespielt. Auch an diesem Punkt wird immer wie<strong>der</strong> her<strong>aus</strong>gestellt, dass es bei <strong>der</strong> Bearbeitung<br />

dieses Punktes wesentlich auf die Kooperation mit den Partnern <strong>der</strong> Freien Jugendhilfe<br />

angekommen sei. Da dies gelungen sei, bestehe jetzt auch e<strong>in</strong>e feste Basis. Anfänglich<br />

habe es bei dem Thema Controll<strong>in</strong>g erhebliche Spannungen gegeben. „Unsere Controll<strong>in</strong>gveranstaltungen<br />

waren immer so prickelnd. Es standen immer so e<strong>in</strong> paar Vorwürfe im Raum.<br />

Das haben wir durch das Projekt e<strong>in</strong> bisschen <strong>aus</strong>räumen können“ (L283). Im Rahmen des Projektes<br />

sei es gelungen, die an<strong>der</strong>en Fachdienste des Jugendamtes <strong>in</strong> Fachdiskurse e<strong>in</strong>zubeziehen<br />

<strong>und</strong> dadurch fachliche Positionen zu stärken.<br />

5.7.5 Unterstützung durch die Leitung <strong>und</strong> Politik<br />

Von allen drei InterviewpartnerInnen wird die Bedeutung <strong>der</strong> Unterstützung des Projektes<br />

durch die Leitungspersonen hervorgehoben. Durchweg habe es diese Unterstützung durch die<br />

Amts-, Fachbereichs- <strong>und</strong> Dezernatsleitungen gegeben. Die übergeordneten Leitungspersonen<br />

haben sich <strong>in</strong>formieren lassen <strong>und</strong> an e<strong>in</strong>zelnen Veranstaltungen mitgewirkt; z.B. bei Auftaktveranstaltungen<br />

<strong>und</strong> regionalen Workshops. Une<strong>in</strong>heitlich werden Haltung <strong>und</strong> Unterstützung<br />

durch die Jugendhilfe<strong>aus</strong>schüsse bewertet. Hier geht die Skala von des<strong>in</strong>teressiert bis<br />

<strong>in</strong>teressiert stützend. Die Aussagen machen die divergierende Bedeutung <strong>der</strong> kommunalen<br />

Jugendhilfepolitik sichtbar.<br />

5.7.6 Bedeutung von Projekt <strong>und</strong> Projektleitung<br />

Übere<strong>in</strong>stimmend äußern die Befragten, dass die vollzogenen Qualitätsverbesserungen nur im<br />

Kontext des Modellprojektes möglich waren. Im Beson<strong>der</strong>en wird auf die Ressourcen h<strong>in</strong>gewiesen,<br />

die durch die Projektleitung <strong>in</strong> die Modellstandorte geflossen s<strong>in</strong>d: Teilnahme an Projektgruppensitzungen,<br />

Ausarbeitungen zu Fachthemen, Erstellung von <strong>Arbeit</strong>sunterlagen,<br />

Durchführung <strong>und</strong> Auswertung <strong>der</strong> Analysen <strong>und</strong> Befragungen <strong>und</strong> Formulierungshilfen s<strong>in</strong>d<br />

e<strong>in</strong>ige <strong>der</strong> genannten Aspekte.<br />

5.7.7 F<strong>in</strong>anzen <strong>und</strong> Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

In den Interviews wird zum Ausdruck gebracht, dass die f<strong>in</strong>anzielle Situation <strong>der</strong> Gebietskörperschaften<br />

als Druck auf die ASD wahrgenommen wird. So würde im kommunalen Kontext<br />

Qualitätsentwicklung immer auch als Möglichkeit gesehen, „Ressourcen zu sparen, wie es immer<br />

so schön gesagt wird. Im Gr<strong>und</strong>e geht es auch nur darum Mittel e<strong>in</strong>zusparen“ (K180). An<strong>der</strong>erseits<br />

wird auch zum Ausdruck gebracht, dass offen o<strong>der</strong> versteckt unterstellt wird: „Der<br />

ASD denkt nicht ökonomisch“ (L227). Mit dem Zugew<strong>in</strong>n an Fachlichkeit sei aber die Akzeptanz<br />

für den ASD auch <strong>in</strong> den an<strong>der</strong>en Bereichen <strong>der</strong> Verwaltung gestiegen.<br />

113


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Auch die Aussagen zu den sonstigen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen (Personal, Ausstattung, etc.) gehen<br />

<strong>aus</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. Während zwei Personen auf Verschlechterungen h<strong>in</strong>weisen, schätzt e<strong>in</strong>e Person<br />

es so e<strong>in</strong>, dass die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für die Hilfe zur Erziehung sich verbessert haben.<br />

5.7.8 Die Gestaltung des <strong>Entwicklung</strong>sprozesses auf <strong>der</strong> kommunalen<br />

Ebene<br />

In allen drei Gebietskörperschaften wird den <strong>Arbeit</strong>sgruppen <strong>und</strong> kommunalen Beratungen<br />

e<strong>in</strong>e große Bedeutung zugesprochen. In Chemnitz <strong>und</strong> im Zwickauer Land hatten die konstituierten<br />

<strong>Arbeit</strong>sgruppen zu den Aufgabenfel<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e zentrale Rolle im Gesamtprozess (siehe<br />

<strong>Berichte</strong> <strong>der</strong> Modellstandorte).<br />

5.7.9 Regionale Jugendberichterstattung<br />

Unterschiedlich werden die Situationen zum Aspekt regionale <strong>Berichte</strong>rstattung artikuliert.<br />

Dieser Teil hat offensichtlich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wahrnehmung <strong>der</strong> Befragten eher wenig Aufmerksamkeit<br />

e<strong>in</strong>genommen. Es wird jedoch zum Ausdruck gebracht, dass an diesem Thema weitergearbeitet<br />

werden müsse.<br />

5.7.10 Fachliche Ausstrahlung des Projektes<br />

Als positive Unterstützung für die eigene <strong>Arbeit</strong> <strong>in</strong> den Modellstandorten wird die Resonanz<br />

von außen bewertet. Sowohl die Rückmeldungen während <strong>und</strong> nach den Fachtagungen des<br />

Projektes werden genannt als auch das Interesse bei regionalen Veranstaltungen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Erfahrungs<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch<br />

bei an<strong>der</strong>en überregionalen Veranstaltungen.<br />

Durch die e<strong>in</strong>zelnen, oben beschriebenen Elemente habe es für die ASD-<strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> den Bereich<br />

<strong>der</strong> Hilfe zur Erziehung mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>beziehung <strong>der</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>ger e<strong>in</strong>en klaren Qualitätszuwachs<br />

gegeben. Die mit dem Projekt formulierten Ziele s<strong>in</strong>d nach Angaben e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>terviewten<br />

Person zu 98-100% erreicht. Insgesamt sei die Fachlichkeit <strong>in</strong>nerhalb des ASD <strong>und</strong> bei<br />

den Leistungserbr<strong>in</strong>gern im Rahmen des Projektes gestiegen.<br />

5.8 Zusammenfassung zur Interview<strong>aus</strong>wertung<br />

Wie dargestellt, zeigen sich <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>schätzungen <strong>der</strong> beteiligten ExpertInnen <strong>der</strong> drei Ebenen<br />

weite Überschneidungsbereiche. Diese s<strong>in</strong>d sicherlich z.T. durch die Fragestellungen <strong>in</strong><br />

den Leitfaden gestützten Interviews erzeugt. Zu e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Teil geben die Übere<strong>in</strong>stimmungen<br />

aber auch das Anliegen des Modellprojektes wie<strong>der</strong> <strong>und</strong> damit die Kernbereiche, die<br />

sich von den Anfangsfrage- <strong>und</strong> Zielstellungen <strong>in</strong> den Modellstandorten, über die Konzeption<br />

bis <strong>in</strong> die Umsetzungsstrategien des Projektes wie e<strong>in</strong> roter Faden ziehen. Gleichzeitig werden<br />

jedoch die unterschiedlichen Perspektiven <strong>der</strong> Befragten sichtbar.<br />

So unterstreichen die <strong>in</strong>terviewten Fachkräfte stärker die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Alltagspraxis relevanten<br />

Aspekte: Wie wurde etwas umgesetzt? Mit welchen Belastungen war etwas verb<strong>und</strong>en? Wie<br />

wirkten sich konkrete Schritte auf das Verhältnis zu AdressatInnen <strong>und</strong> PartnerInnen <strong>aus</strong>?<br />

114


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Für die Leitungsebene h<strong>in</strong>gegen haben Fragen nach <strong>der</strong> gewonnenen höheren Fachlichkeit,<br />

<strong>der</strong> fachpolitischen Ausrichtung, <strong>der</strong> Akzeptanz <strong>und</strong> von Controll<strong>in</strong>gstrategien größere Bedeutung.<br />

Die Koord<strong>in</strong>atorInnen schließlich bewegen sich – wie es ihrer Funktion entspricht – auch hierbei<br />

im Zwischenfeld. Sie sehen die Verän<strong>der</strong>ungen auf <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong>ebene ebenso wie den Zuwachs<br />

an Fachlichkeit unter fachpolitischen Gesichtspunkten. Gleichzeitig s<strong>in</strong>d sie es jedoch<br />

auch, die am ehesten e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schätzung zu den <strong>Entwicklung</strong>sprozessen während des Projektes<br />

machen können.<br />

5.9 Zusammenfassende E<strong>in</strong>schätzung <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong><br />

wissenschaftlichen Begleitung<br />

Wie dargestellt war die wissenschaftliche Begleitung e<strong>in</strong>erseits Teil <strong>der</strong> Gesamtkonstruktion<br />

des Modellprojektes, an<strong>der</strong>erseits jedoch nicht vollständig <strong>in</strong> den Alltag e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en. Dies erlaubt<br />

es, bei aller Vorsicht, e<strong>in</strong>e Gesamte<strong>in</strong>schätzung zu den Ergebnissen vorzunehmen. In diese<br />

Bewertungen fließen vorrangig die Erkenntnisse <strong>aus</strong> den Interview<strong>aus</strong>wertungen e<strong>in</strong>, aber<br />

auch die Kenntnisse <strong>aus</strong> vielen Gesprächen mit den Koord<strong>in</strong>atorInnen, den Fachkräften <strong>und</strong><br />

den Leitungskräften, aber nicht zuletzt auch die E<strong>in</strong>drücke <strong>aus</strong> den beiden abschließenden<br />

Veranstaltungen zum Projekt (Fachtagung des Landesjugendhilfe<strong>aus</strong>schusses <strong>und</strong> Abschlusstagung<br />

des apfe e.V.), Ende November bzw. Anfang Dezember 2006.<br />

● Kompetenzzuwachs bei den Fachkräften. Im Rahmen des Modellprojektes ist es zu e<strong>in</strong>em<br />

deutlich feststellbaren Anstieg <strong>der</strong> Fachlichkeit, des Bewusstse<strong>in</strong>s, <strong>der</strong> fachlichen<br />

Reflexion <strong>der</strong> beteiligten ASD <strong>und</strong> ihrer Fachkräfte gekommen. Die Fachkräfte haben<br />

e<strong>in</strong>e reflektierte Basis <strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sam erarbeiteten Standards zum Hilfeplanprozess <strong>und</strong><br />

zur Leistungsgewährung.<br />

● Verbesserte Aufgabenwahrnehmung. E<strong>in</strong>hergehend mit dem Kompetenzzuwachs bei<br />

den Fachkräften lässt sich e<strong>in</strong>e systematischere, strukturiertere <strong>und</strong> f<strong>und</strong>iertere Aufgabenwahrnehmung<br />

feststellen. E<strong>in</strong>e transparente <strong>und</strong> partizipative Ziel- <strong>und</strong> Entscheidungsf<strong>in</strong>dung<br />

bezieht AdressatInnen <strong>und</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>ger mit e<strong>in</strong>.<br />

● Bessere Dokumentation <strong>und</strong> Datenbasis: Innerhalb des Gesamtprojektes s<strong>in</strong>d die<br />

Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> Dokumentation von Hilfeplanprozessen wesentlich verän<strong>der</strong>t <strong>und</strong> verbessert<br />

worden. Es gibt e<strong>in</strong>e systematische Datensammlung die alle wichtigen Daten<br />

verfügbar hält. Gleichzeitig ist es gelungen, dass die verb<strong>in</strong>dliche Anwendung <strong>der</strong><br />

pragmatischen Formulare <strong>und</strong> Dokumentationsmaterialien sowie <strong>der</strong> entsprechenden<br />

Prozesse <strong>der</strong> Zielf<strong>in</strong>dung <strong>und</strong> Formulierung von den Fachkräften weitgehend akzeptiert<br />

wird. Qualifizierte Bewertungen zum Hilfeverlauf <strong>und</strong> den Fortschreibungen erleichtern<br />

bzw. ermöglichen auch e<strong>in</strong>e verbesserte Controll<strong>in</strong>gpraxis.<br />

● Bessere Nutzung <strong>der</strong> Ressourcen: Mit <strong>der</strong> verstärkten Aufmerksamkeit auf die Mitwirkung<br />

<strong>der</strong> AdressatInnen, mit <strong>in</strong>tensivierter Kooperation zwischen den Fachkräften <strong>der</strong><br />

Öffentlichen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Freien Jugendhilfe, <strong>und</strong> mit systematischeren Auswertungen von<br />

Hilfeprozessen werden Ressourcen <strong>der</strong> AdressatInnen, <strong>der</strong> Dienste <strong>und</strong> E<strong>in</strong>richtungen<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Sozialräume mehr <strong>in</strong> den Blick genommen, dokumentiert <strong>und</strong> genutzt.<br />

● Akzeptanzgew<strong>in</strong>n bei den AdressatInnen: Durch verstärkte E<strong>in</strong>beziehung <strong>der</strong> AdressatInnen<br />

bei <strong>der</strong> Ermittlung zur Situation, dem erzieherischen Bedarf, Zielf<strong>in</strong>dung <strong>und</strong> Bewertung<br />

von Hilfeprozessen kommt es zu e<strong>in</strong>er höheren Eigenaktivität <strong>der</strong> jungen Menschen<br />

<strong>und</strong> ihrer Familien. Die Fortschreibungen werden mit Beteiligung realitätsnäher<br />

115


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

<strong>und</strong> beziehen die AdressatInnen stärker mit e<strong>in</strong>. Workshops mit jungen Menschen <strong>und</strong><br />

Eltern schaffen e<strong>in</strong>en Raum zur Behandlung von Themen außerhalb von Krisenbewältigung.<br />

Die an<strong>der</strong>e Qualität <strong>der</strong> E<strong>in</strong>beziehung schafft Vertrauen <strong>und</strong> führt zu e<strong>in</strong>er erhöhten<br />

Akzeptanz <strong>der</strong> Hilfen sowie <strong>der</strong> Hilfe leistenden Institutionen.<br />

● Verbesserte Kooperation zwischen ASD <strong>und</strong> Fachkräften <strong>der</strong> Träger <strong>der</strong> Freien Jugendhilfe:<br />

Intensiverer Aust<strong>aus</strong>ch zwischen den Fachkräften <strong>der</strong> ASD <strong>und</strong> <strong>der</strong> Träger<br />

<strong>der</strong> Freien Jugendhilfe sowie <strong>der</strong>en E<strong>in</strong>beziehung <strong>in</strong> den Prozess <strong>der</strong> <strong>Entwicklung</strong> von<br />

Standards <strong>und</strong> Verfahren ermöglichen e<strong>in</strong>e transparente Kommunikation. Damit werden<br />

subjektiv empf<strong>und</strong>ene <strong>und</strong>/ o<strong>der</strong> objektive Hierarchieprobleme überw<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

trägerspezifische Ressourcennutzungen erleichtert. Dies führt zu e<strong>in</strong>er frühzeitigen<br />

Kommunikation über Hilfeprozesse, gerade auch dann, wenn diese problematisch s<strong>in</strong>d.<br />

Die bessere Kommunikation führt gleichzeitig auch zu größerer Akzeptanz im fachpolitischen<br />

Raum.<br />

● F<strong>und</strong>ierung von Bewertungs- <strong>und</strong> Controll<strong>in</strong>gverfahren: Systematischere Sammlung<br />

<strong>und</strong> qualifizierte Dokumentation von Daten als Teil des Hilfeplanungsprozesses stellen<br />

die Gr<strong>und</strong>lage für Bewertungen von Hilfeprozessen unter Beteiligung von AdressatInnen<br />

<strong>und</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>gern. Auf dieser Basis ergibt sich e<strong>in</strong> Wirksamkeitsdiskurs, <strong>der</strong><br />

wie<strong>der</strong>um wichtiges Element für e<strong>in</strong> fachliches Controll<strong>in</strong>gverfahren darstellt. Die Prüfung<br />

<strong>der</strong> Kostenangemessenheit wird fachlich f<strong>und</strong>iert <strong>und</strong> die Transparenz von Prozessen<br />

<strong>und</strong> Kosten schaffen bessere Steuerungsgr<strong>und</strong>lagen.<br />

● Ke<strong>in</strong>e Kostensteigerungen: Der Gesamtprozess <strong>der</strong> Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> –steuerung<br />

<strong>in</strong> den Modellstandorten hat dazu geführt, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> Projektlaufzeit ke<strong>in</strong>e Kostensteigerungen<br />

stattgef<strong>und</strong>en haben.<br />

● Höherer Risikoschutz bei Risikofamilien: Höhere Beteiligung <strong>der</strong> jungen Menschen <strong>und</strong><br />

ihrer Eltern, gestiegene Akzeptanz, die sozialräumliche Orientierung <strong>und</strong> <strong>in</strong>sgesamt <strong>der</strong><br />

Zuwachs an Fachlichkeit <strong>und</strong> Kompetenz s<strong>in</strong>d als erhöhter Risikoschutz für junge Menschen<br />

<strong>in</strong> Risikofamilien anzusehen.<br />

6 Das Modellprojekt am Standort Chemnitz<br />

Kathr<strong>in</strong> Schäfer<br />

6.1 E<strong>in</strong>führung<br />

Der vorliegende Bericht enthält die H<strong>in</strong>tergründe <strong>der</strong> Beteiligung sowie die Ziele des Projektes<br />

an unserem Standort Chemnitz. Weiter stellt er die Erfahrungen, die Umsetzung <strong>und</strong> die<br />

Ergebnisse <strong>aus</strong> den <strong>Arbeit</strong>en <strong>der</strong> drei Projektgruppen, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er fast dreijährigen Laufzeit<br />

mit Unterstützung des Projektträgers <strong>und</strong> vielen MitarbeiterInnen <strong>der</strong> freien Träger <strong>und</strong> des<br />

öffentlichen Trägers erarbeitet worden s<strong>in</strong>d, dar.<br />

Zu den Anliegen des Projektes <strong>in</strong> Chemnitz gehörte es, Erfahrungen <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong> zu reflektieren,<br />

Schwachstellen aufzudecken, die bisherige Qualität zu h<strong>in</strong>terfragen <strong>und</strong> schließlich mit<br />

Unterstützung <strong>der</strong> wissenschaftlichen Begleitung aktuelle b<strong>und</strong>esweite Erfahrungen <strong>und</strong> Fachdiskurse<br />

zu sondieren <strong>und</strong> für die <strong>Praxis</strong>entwicklung <strong>in</strong> Chemnitz zu nutzen. Mit <strong>der</strong> Beteiligung<br />

am Landesmodellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>der</strong> erzieherischen Hilfen“<br />

wurde die Erwartung verb<strong>und</strong>en, die Empfehlungen des Elften K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong><br />

Jugendberichtes des B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isteriums für Familie, Senioren, Frauen <strong>und</strong> Jugend zu berück-<br />

116


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

sichtigen bzw. umzusetzen. Das Sächsische Landesjugendamt setzte se<strong>in</strong>en Fokus deutlich auf<br />

den fachlich regulierten Wettbewerb: „Die Aufgaben des Jugendamtes sollen auf Planung,<br />

Entscheidung, Evaluation <strong>und</strong> Controll<strong>in</strong>g konzentriert werden. Das Jugendamt hat im Kontext<br />

se<strong>in</strong>er Gesamtverantwortung für die K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendhilfe die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für den<br />

fachlich regulierten Qualitätswettbewerb <strong>der</strong> freien Träger zu gewährleisten <strong>und</strong> durch geeignete<br />

Steuerungs<strong>in</strong>strumente sowie nur subsidiär durch eigene Leistungen die Standards <strong>der</strong><br />

Leistungserbr<strong>in</strong>gung zu sichern“ (vgl. BMFSFJ 2002).<br />

Entsprechend <strong>der</strong> Entscheidungsvorlage Nr. DE-77/2003 wurde mit <strong>der</strong> Beteiligung unseres<br />

Amtes am Modellprojekt die Erwartung verb<strong>und</strong>en, wirkungsvolle Instrumente zu erarbeiten,<br />

die für zukunftsorientierte, leistungsfähige <strong>und</strong> wirtschaftliche Jugendhilfe unter Wahrung <strong>und</strong><br />

Weiterentwicklung fachlicher Standards unverzichtbar s<strong>in</strong>d.<br />

Das Amt für Jugend <strong>und</strong> Familie <strong>der</strong> Stadt Chemnitz verfolgte mit <strong>der</strong> Teilnahme am Modellprojekt<br />

vier zentrale Zielstellungen, die sich mit den <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausschreibung des Landes formulierten<br />

Zielstellungen weitgehend deckten:<br />

● Weiterentwicklung e<strong>in</strong>er Ressourcen- <strong>und</strong> Fallverantwortung durch den Sozialdienst sowie<br />

des Zusammenwirkens <strong>der</strong> Fachkräfte,<br />

● <strong>Entwicklung</strong> e<strong>in</strong>es Controll<strong>in</strong>gverfahrens zu den abgeschlossenen Leistungs-, Entgelt<strong>und</strong><br />

Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen,<br />

● <strong>Entwicklung</strong> von Verfahren <strong>der</strong> systematischen Berücksichtigung <strong>der</strong> Ergebnisse <strong>aus</strong><br />

Hilfeverläufen sowie die<br />

● <strong>Entwicklung</strong> e<strong>in</strong>er kommunalen Jugendberichterstattung, die <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Jugendhilfeplanung<br />

hervorgeht.<br />

Abbildung 23: Struktur <strong>der</strong> Projektumsetzung im Amt für Jugend <strong>und</strong> Familie Chemnitz<br />

Projektleitung: Herr Dr. Thomas Drößler apfe e.V. Dresden<br />

Projektkoord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong> für den Modellstandort Chemnitz: Frau Kathr<strong>in</strong> Schäfer<br />

Steuerungsgruppe: Projektgruppe 1: Projektgruppe 2: Projektgruppe 3:<br />

PGL: Fr. Schäfer, K. PGL: Fr. Grigo PGL: Fr. He<strong>in</strong>ze PGL: Fr. Lammich<br />

H. Dr. Drößler (apfe<br />

e.V.)<br />

H. Pethke<br />

H. Prager<br />

Fr. Quaas<br />

Fr. Janik<br />

Fr. Lammich<br />

Fr. He<strong>in</strong>ze<br />

Fr. Grigo<br />

Fr. Junghänel<br />

Fr. Schäfer, G.<br />

Fr. Klopstech<br />

Fr. Freiberg<br />

Fr. Le<strong>in</strong><br />

Fr. Kretschmer<br />

Fr. Schreiter<br />

Fr. Wolny<br />

Fr. Otto<br />

H. Bonitz<br />

Fr. S<strong>in</strong>ger<br />

Fr. Gaudlitz<br />

Fr. Straube<br />

Fr. Benz<br />

Fr. Caspary<br />

Fr. Freitag<br />

Fr. Ullrich<br />

H. Rost (AWO)<br />

Fr. Riedel (BALANCE)<br />

H. Hanko<br />

Fr. Turath<br />

Fr. Hengst<br />

H. B<strong>in</strong>drich<br />

Fr. Reichel<br />

Fr. Müller<br />

Fr. Nieher<br />

H. Thomschke (juZz)<br />

Fr. Dietrich (KJF e.V.)<br />

117


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Zur Umsetzung des Projektvorhabens wurden drei Projektarbeitsgruppen gebildet, die z.T.<br />

über den gesamten Projektzeitraum h<strong>in</strong>weg an den Zielstellungen arbeiteten. Die Projektgruppe<br />

1 hatte die Qualifizerung des Hilfeplanverfahrens, die Projektgruppe 2 die <strong>Entwicklung</strong> des<br />

Controll<strong>in</strong>gverfahrens <strong>und</strong> die Projektgruppe 3 die Erarbeitung e<strong>in</strong>er kommunalen Jugendberichtserstattung<br />

zum Gegenstand.<br />

Weitere Mitwirkende waren <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Projektb<strong>aus</strong>te<strong>in</strong>en:<br />

Workshop mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen:<br />

● Herr Schill<strong>in</strong>g, Frau Schöne, Herr Becker, Frau Hermann (KJF e.V.),<br />

● Herr Hacker, Frau Fischer, Frau Grigo, Frau Schäfer, K. (AfJuF),<br />

Elternworkshop:<br />

● Träger: Frau Lieberodt (Delph<strong>in</strong>), Frau Wahl (Balance), Frau Emmrich (I. Gandhi), Herr<br />

Ebert (KJF), Herr Träger (Caritas),<br />

● Frau Ullrich, Herr Antal, Herr Krauße, Herr Hacker, Frau Schäfer, K. (AfJuF)<br />

sowie zahlreiche engagierte PraktikantInnen <strong>und</strong> StudentInnen <strong>aus</strong> Fachhochschulen <strong>der</strong> <strong>Sozialen</strong><br />

<strong>Arbeit</strong>.<br />

E<strong>in</strong> Dankeschön gebührt den genannten <strong>und</strong> ungenannten KollegInnen, die dieses Modellprojekt<br />

ermöglicht, mitgestaltet <strong>und</strong> zu den vorliegenden Ergebnissen beigetragen haben. Beson<strong>der</strong>s<br />

danken möchte ich an dieser Stelle allen MitarbeiterInnen des öffentlichen Trägers sowie<br />

<strong>der</strong> freien Träger, die durch ihr persönliches Engagement, Kreativität <strong>und</strong> mit Tatkraft zum Gel<strong>in</strong>gen<br />

dieses Modellprojektes beigetragen haben. Letztendlich werden nun die PraktikerInnen<br />

die Ergebnisse umsetzen <strong>und</strong> es bleibt zu hoffen, dass sie die entsprechenden sozialpädagogischen<br />

Handlungsspielräume sich zu Nutze machen.<br />

6.2 Ergebnisse <strong>der</strong> Projektgruppe 1 – Hilfeplanung<br />

Über zehn Jahre b<strong>und</strong>esweiter <strong>Praxis</strong>entwicklung <strong>und</strong> <strong>Forschung</strong>sarbeit zum Aufgabenfeld <strong>der</strong><br />

Hilfeplanung haben deutlich gemacht, dass <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sprozess sich we<strong>der</strong> auf e<strong>in</strong> adm<strong>in</strong>istratives<br />

Verfahren <strong>der</strong> Rechtsanwendung begrenzt, noch auf Aspekte sozialpädagogischer Methodenanwendung<br />

reduzieren lässt. Hilfeplanung ist e<strong>in</strong> zentraler Schlüsselprozess <strong>der</strong> Gestaltung<br />

sozialstaatlicher Aufgaben für junge Menschen <strong>und</strong> ihre Eltern. Wie dieser Schlüsselprozess<br />

„richtig“ zu verstehen ist, dafür gibt es rechtliche Vorgaben, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im § 36 SGB VIII,<br />

ergänzt mit dem neueren § 36 a sowie die §§ 79 <strong>und</strong> 80 SGB VIII. Anknüpfend an zwei erfolgreich<br />

praktizierte Projektarbeiten zum Hilfeplanverfahren im Amt für Jugend <strong>und</strong> Familie wurde<br />

deshalb die Notwendigkeit gesehen, die bisherige <strong>Arbeit</strong> kritisch zu prüfen <strong>und</strong> weiterzuentwickeln.<br />

Auftrag <strong>der</strong> PG 1 war es, die Qualität des Hilfeplanverfahrens auf den Prüfstand zu stellen <strong>und</strong><br />

entsprechend <strong>der</strong> Untersuchungsergebnisse zu qualifizieren, weiterzuentwickeln bzw. zu optimieren.<br />

Geme<strong>in</strong>sam mit den freien Trägern <strong>der</strong> Stadt Chemnitz sollte zukünftig nach e<strong>in</strong>em<br />

anerkannten, qualitativ weiterentwickelten Hilfeplanverfahren gearbeitet werden.<br />

Zudem sollte es möglich se<strong>in</strong>, mit standardisierten Instrumenten <strong>und</strong> Verfahren steuerungsrelevante<br />

Informationen <strong>und</strong> Daten im Rahmen <strong>der</strong> Hilfeplanung <strong>und</strong> Hilfeerbr<strong>in</strong>gung systematisch<br />

zu erheben <strong>und</strong> <strong>in</strong> das zu entwickelte Controll<strong>in</strong>gverfahren zu <strong>in</strong>tegrieren. Ferner sollten<br />

Evaluations<strong>in</strong>strumente entstehen, welche Rückschlüsse <strong>der</strong> AdressatInnen auf die Leistungserbr<strong>in</strong>gung<br />

die <strong>Arbeit</strong> des Allgeme<strong>in</strong>en Sozialdienstes (ASD) <strong>und</strong> die Ergebnisse <strong>der</strong> Hilfe er-<br />

118


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

möglichen. Die Transparenz des Hilfeplanverfahren, das Verstehen <strong>und</strong> Mitmachen <strong>der</strong> jungen<br />

Menschen <strong>und</strong> Eltern am Hilfeprozess sollte e<strong>in</strong> qualitativer Standard werden, um das Gel<strong>in</strong>gen<br />

von Hilfen zu gewährleisten.<br />

Die <strong>Arbeit</strong> <strong>der</strong> PG 1 wurde am 22.01.2004 aufgenommen <strong>und</strong> endete am 08.06.2006. In 18<br />

Projektgruppensitzungen im Abstand von durchschnittlich sechs Wochen, mit e<strong>in</strong>er Dauer von<br />

dreie<strong>in</strong>halb St<strong>und</strong>en, arbeiteten die Mitglie<strong>der</strong> an ihren Schwerpunktthemen. Zwischen den<br />

Sitzungen <strong>der</strong> Projektgruppe arbeiteten verschiedene Unterarbeitsgruppen an ihren <strong>Arbeit</strong>saufträgen.<br />

Die Ergebnisziele wurden nicht <strong>in</strong> zeitlicher Folge, son<strong>der</strong>n parallel bearbeitet, <strong>der</strong><br />

<strong>Arbeit</strong>sstand laufend <strong>aus</strong>get<strong>aus</strong>cht, aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> bezogen <strong>und</strong> ggf. diskutiert bzw. korrigiert.<br />

Neben e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>sam abgestimmten Teamordnung <strong>und</strong> dem <strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong> Maßnahmenplan<br />

standen zunächst schwerpunktmäßig die systematische Bestandsaufnahme <strong>und</strong> Analyse <strong>der</strong><br />

bisherigen Verfahrensweisen beim Hilfeplanverfahren (HPV) sowie die Erarbeitung e<strong>in</strong>es Instrumentes<br />

zur Befragung von MitarbeiterInnen des ASD sowie von E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> Diensten<br />

<strong>der</strong> freien Jugendhilfe im Mittelpunkt.<br />

Die systematische Betrachtung des HPV wurde anhand von Kriterien wie Dokumentation,<br />

Fachlichkeit, Flexibilität <strong>und</strong> vorhandene Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>aus</strong> den Perspektiven junge<br />

Menschen, Eltern, Träger <strong>und</strong> ASD erarbeitet sowie die Qualität <strong>der</strong> Zusammenarbeit <strong>der</strong> Beteiligten<br />

untersucht. Als Methode wurde die Schnittstellenanalyse angewandt. Gr<strong>und</strong>lage dafür<br />

bildeten die praktischen Erfahrungen <strong>der</strong> MitarbeiterInnen, die <strong>Arbeit</strong>srichtl<strong>in</strong>ie „Gewährung<br />

e<strong>in</strong>er Hilfe“, die Maßnahmepläne des Amtes sowie verschiedene Formulare <strong>und</strong><br />

<strong>Arbeit</strong>smaterialien. Im Mai 2004 wurde mit den MitarbeiterInnen <strong>der</strong> freien Träger <strong>der</strong> erste<br />

Fach<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch zu Kooperation <strong>und</strong> Hilfeplanpraxis mittels e<strong>in</strong>er Stärken-Schwächenanalyse<br />

durchgeführt.<br />

E<strong>in</strong> zweiter Schwerpunkt war die Diskussion zu den Fragestellungen für die Erhebungs<strong>in</strong>strumente,<br />

welche schließlich durch die Projektleitung modifiziert <strong>und</strong> <strong>in</strong> die Endfassung gebracht<br />

wurden. Ziel <strong>der</strong> Untersuchung war, e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Erfahrungen <strong>und</strong> Wahrnehmungen<br />

von MitarbeiterInnen bei E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> Diensten <strong>der</strong> Erziehungshilfe zu unterschiedlichen<br />

Fragestellungen <strong>der</strong> konkreten <strong>Praxis</strong> bei Planung, Durchführung <strong>und</strong> Bewertung von Erziehungshilfeleistungen<br />

sowie <strong>der</strong>en Vor<strong>aus</strong>setzungen zu erhalten. Weiterh<strong>in</strong> zielte die Befragung<br />

auf Me<strong>in</strong>ungen <strong>und</strong> Erfahrungen <strong>in</strong> Fragen <strong>der</strong> (amtlichen) Steuerung <strong>und</strong> Qualitätsentwicklung.<br />

In Auswertung <strong>der</strong> Befragungen <strong>und</strong> Analysen kristallisierten sich folgende Schwerpunkte<br />

für die weitere <strong>Arbeit</strong> her<strong>aus</strong>:<br />

● die Bedeutung <strong>der</strong> AdressatInnenbeteiligung bei <strong>der</strong> Hilfeplanung <strong>und</strong> -umsetzung,<br />

● Evaluation <strong>der</strong> Hilfeplanung <strong>und</strong> des -verlaufes systematisch auf ihre Ergebnisse,<br />

● verb<strong>in</strong>dliche Qualitätskriterien im Hilfeplanverfahren,<br />

● fachliche Steuerung <strong>und</strong> fachliches Controll<strong>in</strong>g im E<strong>in</strong>zelfall.<br />

Diese wurden mit den gesetzten Zielen <strong>der</strong> PG abgeglichen. Die Ergebnisse zu Qualitätsentwicklung,<br />

Qualitätsmaßstäben <strong>und</strong> Steuerungsmethoden flossen <strong>in</strong> die Projektarbeiten <strong>der</strong> PG<br />

2 e<strong>in</strong> <strong>und</strong> werden weiter unten näher beschrieben.<br />

Durch den Projektträger wurden zudem von August bis Dezember 2004 auf <strong>der</strong> Basis e<strong>in</strong>er<br />

Aktenanalyse Gr<strong>und</strong>daten zu den Hilfen zur Erziehung (HzE) ermittelt. Diese sollten Erkenntnisse<br />

zur Dokumentations- <strong>und</strong> Hilfeplanungspraxis (soziographischen Daten <strong>der</strong> AdressatInnen,<br />

Anlässe <strong>und</strong> Hilfebedarfe, Beteiligung <strong>der</strong> jungen Menschen <strong>und</strong> PSB, Fortschreibung<br />

<strong>und</strong> Beendigung von Hilfen) erbr<strong>in</strong>gen. Die Auswertung zeigte auf, dass die allgeme<strong>in</strong>e Aktenführung<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich e<strong>in</strong> str<strong>in</strong>gentes <strong>und</strong> e<strong>in</strong>heitliches Schema darstellt, allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> <strong>der</strong> tatsächlichen<br />

Umsetzung auf <strong>in</strong>dividuelle Praxen schließen ließ. In den fachlichen Inhalten waren<br />

119


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

umfassende Informationen dargestellt. Diese bedürften aber e<strong>in</strong>er stärkeren Systematisierung<br />

h<strong>in</strong>sichtlich ihrer chronologischen Fallübersicht. Die zusammenfassende Darstellung von Problemlagen,<br />

Defiziten <strong>und</strong> Ressourcen <strong>der</strong> AdressatInnen wurde für gut gelungen erachtet. Die<br />

Ressourcen sollten jedoch exakter her<strong>aus</strong>gearbeitet werden. Auch war <strong>der</strong> Hilfebedarf häufig<br />

implizit formuliert, aber nicht systematisch her<strong>aus</strong>gearbeitet. Im Hilfeplan selbst war <strong>der</strong> Konkretisierungsgrad<br />

<strong>der</strong> Ziele nicht sehr hoch. Damit war die Überprüfbarkeit des Hilfeverlaufes<br />

bee<strong>in</strong>trächtigt. Sehr kritisch wurden auch die <strong>Berichte</strong>rstattungen <strong>der</strong> Träger bewertet, welche<br />

<strong>in</strong> sehr unterschiedlicher Qualität <strong>und</strong> Quantität erstellt worden s<strong>in</strong>d. Bei Beendigung e<strong>in</strong>er<br />

Maßnahme fehlten Aussagen zur weiteren Nutzung von Ressourcen <strong>und</strong> zur Zufriedenheit mit<br />

dem Hilfeverlauf.<br />

Für die fachliche Qualifizierung <strong>der</strong> Hilfeplanung, auch auf Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> Ergebnisse <strong>aus</strong> <strong>der</strong><br />

Aktenanalyse, wurden im Projektkontext mit Frau Prof. Hiltrud von Spiegel (Fachhochschule<br />

Münster) <strong>und</strong> Herrn Prof. Dr. Christian Schrapper (Universität Koblenz-Landau) Fortbildungsveranstaltungen<br />

zur Zielformulierung/ Zielerarbeitung sowie zu Fallverstehen/ Diagnostik<br />

durchgeführt.<br />

Im Ergebnis dieser Workshops wurden neue <strong>Arbeit</strong>smaterialien für die Hilfeplanung entwickelt<br />

(bspw. Ressourcenkarte, Netzwerkkarte zur Erfassung <strong>der</strong> persönlichen, <strong>in</strong>stitutionellen, sozialräumlichen<br />

<strong>und</strong> sachlichen Ressourcen). Ebenso wurden weitere Verfahrensweisen vere<strong>in</strong>heitlicht,<br />

u.a. die Feststellung des erzieherischen Bedarfs, wozu u.a. Kriterien zu Prüfung <strong>der</strong> Tatbestandsvor<strong>aus</strong>setzungen<br />

nach § 27 SGB VIII entwickelt wurden. Schließlich wurde die<br />

Hilfeplandokumentation komplett überarbeitet.<br />

Der Probelauf <strong>der</strong> neuen Formulare <strong>und</strong> <strong>der</strong> neuen <strong>Arbeit</strong>srichtl<strong>in</strong>ie „Gewährung von Hilfen<br />

gem. SGB VIII“ begann im September 2005 für neu begonnene Hilfen. Im Januar 2006 wurde<br />

dieser abgeschlossen <strong>und</strong> die entsprechenden Überarbeitungen vorgenommen. Seit März<br />

2006 ist die <strong>Arbeit</strong>srichtl<strong>in</strong>ie verb<strong>in</strong>dlich.<br />

6.2.1 Beteiligung als Projektb<strong>aus</strong>te<strong>in</strong> – AdressatInnenworkshops<br />

Bereits im Achten Jugendbericht <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung war es die Schlussfolgerung, dass e<strong>in</strong>e<br />

Beteiligung <strong>der</strong> AdressatInnen, statt e<strong>in</strong>er Ausgrenzung, zum Gegenstand gemacht werden<br />

sollte (vgl. BMJFFG 1990, S. 183). Die oft von Wi<strong>der</strong>sprüchen <strong>und</strong> Konflikten beladene Thematik,<br />

<strong>der</strong> Beteiligung von AdressatInnen im Hilfeplanverfahren versteht sich somit als e<strong>in</strong>e Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung,<br />

welcher wir uns <strong>in</strong> Chemnitz stellen wollten. Der Beteiligung <strong>der</strong> LeistungsadressatInnen<br />

wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> Projektarbeit e<strong>in</strong>em beachtlichen Stellenwert beigemessen, zumal<br />

die Analyseergebnisse aufzeigten, dass gerade <strong>in</strong> <strong>der</strong> Beteiligung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

erheblicher Bedarf bestand <strong>und</strong> letztendlich auch die entsprechenden Evaluations<strong>in</strong>strumente<br />

fehlten. Zum e<strong>in</strong>em sollten die K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen zu ihrer Inanspruchnahme von<br />

Leistungen befragt werden, zum an<strong>der</strong>en sollten natürlich die SozialarbeiterInnen im ASD e<strong>in</strong><br />

Feedback erhalten. Noch wichtiger erschien die aktive Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit den Leistungsadressaten,<br />

was bedeutete, <strong>in</strong>s Gespräch zu kommen.<br />

Dazu wurden, unter Rückgriff auf Erfahrungen <strong>aus</strong> b<strong>und</strong>esweiten Beteiligungsprojekten <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />

von öffentlichem Träger <strong>und</strong> freien Trägern während des Projektzeitraumes <strong>in</strong>sgesamt<br />

vier Beteiligungsworkshops mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen <strong>aus</strong> bzw. Eltern/ Personensorgeberechtigten<br />

mit laufenden Hilfen zur Erziehung durchgeführt. Es galt, die Thesen <strong>aus</strong><br />

<strong>der</strong> Fachliteratur aufzugreifen <strong>und</strong> sie mit <strong>der</strong> Hilfeplanpraxis des ASD Chemnitz <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

zu br<strong>in</strong>gen. Mit <strong>der</strong> Energie <strong>und</strong> dem fachlichen Input <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Fortbildungsveranstaltung<br />

„Betroffenenbeteiligung im Hilfeplanverfahren“ mit Mart<strong>in</strong>a Kriener, K<strong>in</strong><strong>der</strong> haben Rechte<br />

120


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

e.V., Münster, wurde <strong>der</strong> freie Träger KJF e. V. Chemnitz als Partner für dieses Projekt gewonnen.<br />

Der AdressatInnenworkshop für K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche fand im Februar 2005 im Jugendklub<br />

El 2 des KJF e. V. mit 18 K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen im Alter von 7 bis 18 Jahren <strong>aus</strong> laufenden<br />

ambulanten bzw. stationären Hilfen statt Im September 2006 fand <strong>der</strong> zweite Adressatenworkshop<br />

für K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche im Schullandheim des KJF mit 13 K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

statt (zu den Ergebnisberichten vgl. Mitteilungsblatt 2006 des Sächsischen Landesjugendamtes).<br />

Zielstellung des zweiten Workshops war es, die Ergebnisse des ersten Workshops zu reflektieren.<br />

Die Beteiligung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen sollte als e<strong>in</strong> kont<strong>in</strong>uierlicher <strong>und</strong> kooperativer<br />

Prozess entwickelt werden. Die Ergebnisse des Workshops sollten unmittelbar <strong>in</strong><br />

die <strong>Praxis</strong> zurückfließen <strong>und</strong> positive Impulse setzen sowie die Wirksamkeit des aktuellen, modifizierten<br />

HPV <strong>aus</strong> Sicht <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen spiegeln. Was ist her<strong>aus</strong>gekommen?:<br />

● Der Großteil <strong>der</strong> TeilnehmerInnen fühlt sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> laufenden HzE wohl.<br />

● Den TeilnehmerInnen s<strong>in</strong>d die Möglichkeiten <strong>der</strong> Beteiligung bekannt. Sie wünschen<br />

sich jedoch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Punkten mehr Mitspracherecht, z.B. bei <strong>der</strong> Entscheidung über<br />

die Hilfedauer, bei <strong>der</strong> Term<strong>in</strong>- o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ortswahl.<br />

● Oft wurde von den AdressatInnen bemerkt, dass die Hilfedauer <strong>aus</strong> ihrer Sicht nicht immer<br />

als <strong>aus</strong>reichend empf<strong>und</strong>en wird.<br />

● Die Handreichung über Wünsche <strong>und</strong> Erwartungen sei noch aktuell.<br />

● Das neue HPV wurde positiv bewertet, da alle Beteiligten <strong>in</strong>tensiv gefor<strong>der</strong>t s<strong>in</strong>d, d.h.<br />

auch, dass die Hilfepläne <strong>und</strong> die <strong>Entwicklung</strong>sberichte im E<strong>in</strong>klang mit den Vorstellungen<br />

<strong>der</strong> Jugendlichen stehen.<br />

● Weiterh<strong>in</strong> wurde die geme<strong>in</strong>same Vorbereitung auf das HPG als beson<strong>der</strong>s positiv erlebt.<br />

● Alle TeilnehmerInnen wünschten sich e<strong>in</strong>e perspektivische Fortsetzung dieser Beteiligungsform.<br />

Im Rekurs auf Erfahrungen, dass die Mitwirkung von Eltern an <strong>der</strong> Planung <strong>und</strong> Umsetzung e<strong>in</strong>er<br />

erzieherischen Hilfe häufig nicht zufrieden stellend <strong>aus</strong>fiel, wurde die Durchführung e<strong>in</strong>es<br />

Adressatenworkshops mit Eltern/ Personensorgeberechtigten geplant <strong>und</strong> realisiert. Die<br />

Workshops fanden im Januar <strong>und</strong> März dieses Jahres jeweils im Jugendklub Kasch des KJF<br />

e.V. <strong>in</strong> Chemnitz statt. Nachfolgend werden die Erwartungen <strong>und</strong> Wünsche <strong>der</strong> Personensorgeberechtigten<br />

für das Hilfeplanverfahren bzw. die Ausgestaltung des Hilfeplangespräches als<br />

e<strong>in</strong> Ergebnis dieser Workshops kurz dargestellt.<br />

Wir wünschen uns:<br />

● Gespräche auf gleicher Augenhöhe <strong>in</strong> verständlicher Sprache,<br />

● Wechsel <strong>der</strong> ASD-Mitarbeiter<strong>in</strong> sollte möglich se<strong>in</strong>,<br />

● Unparteilichkeit, Wertschätzung <strong>und</strong> Anerkennung bei Erfolgen,<br />

● Eltern müssen bereit se<strong>in</strong>, über eigenes Verhalten nachzudenken,<br />

● Offenheit <strong>und</strong> Ehrlichkeit,<br />

● Wunsch- <strong>und</strong> Wahlrecht <strong>der</strong> Hilfe <strong>und</strong> des Trägers beachten,<br />

● gute Vorbereitungen <strong>der</strong> Eltern durch die Fachkräfte auf das Hilfeplanverfahren <strong>und</strong><br />

-gespräch,<br />

121


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

● Kontakt zu an<strong>der</strong>en Eltern, Aust<strong>aus</strong>ch untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>,<br />

● Erstgespräch sollte <strong>in</strong> eigenen vier Wänden se<strong>in</strong> (Sicherheit),<br />

● Hilfe soll e<strong>in</strong> absehbares Ende haben,<br />

● Verständnis für Problemlagen <strong>und</strong> darauf e<strong>in</strong>gehen können,<br />

● mehr Informationen über f<strong>in</strong>anzielle Ansprüche,<br />

● Offenheit für gegenseitige Kritik,<br />

● neues Hilfeplanverfahren ist zur Zielf<strong>in</strong>dung geeignet,<br />

● flexible <strong>und</strong> bedarfsgemäße Zusammenarbeit,<br />

● eigene Verantwortung wahrnehmen,<br />

● Selbsthilfegruppe nach <strong>der</strong> Hilfe,<br />

● e<strong>in</strong> halbes Jahr nach Abschluss <strong>der</strong> Hilfe sollte e<strong>in</strong> Gespräch im ASD erfolgen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong><br />

Fragebogen zugesandt werden.<br />

In Auswertung <strong>der</strong> Workshops mit Jugendlichen wurde e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Handreichung zu<br />

Beteiligungsrechten <strong>und</strong> -pflichten von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n/ Jugendlichen <strong>und</strong> Eltern/ PSB im Hilfeplanverfahren<br />

erarbeitet (vgl. Mitteilungsblatt 2006; S. 22 ff. <strong>in</strong> diesem Bericht).<br />

6.2.2 Hilfeevaluation <strong>und</strong> E<strong>in</strong>zelfallcontroll<strong>in</strong>g<br />

Der letzte Auftrag <strong>der</strong> PG war die Erarbeitung von Instrumenten zur Evaluation <strong>und</strong> des E<strong>in</strong>zelfallcontroll<strong>in</strong>gs.<br />

Für diesen <strong>Arbeit</strong>sschwerpunkt war e<strong>in</strong>e erneute <strong>in</strong>tensive <strong>Arbeit</strong> notwendig,<br />

da bisherige Gr<strong>und</strong>lagen fehlten. Die Analyse <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong> zeigte auf, dass bereits entsprechende<br />

Instrumente (z.B. Hilfestatistik) vorhanden waren, diese aber <strong>in</strong> ihrer Systematik <strong>und</strong> Handhabung<br />

eher vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> losgelöst waren. In Kooperation mit <strong>der</strong> Projektgruppe 2 waren e<strong>in</strong><br />

entsprechendes Konzept zu erarbeiten <strong>und</strong> die erfor<strong>der</strong>lichen Instrumente zu entwickeln.<br />

Das E<strong>in</strong>zelfallcontroll<strong>in</strong>g stellt e<strong>in</strong>en Teil des operativen Controll<strong>in</strong>gs dar. Es ist e<strong>in</strong> B<strong>aus</strong>te<strong>in</strong><br />

des Controll<strong>in</strong>gverfahrens bei <strong>der</strong> Gewährung <strong>und</strong> Durchführung von Hilfen nach SGB VIII <strong>und</strong><br />

unterstützt die strategischen Ziele des Amtes. Die steuerungsrelevanten Informationsquellen<br />

für das E<strong>in</strong>zelfallcontroll<strong>in</strong>g s<strong>in</strong>d die Verfahrensakten, die Hilfepläne, ihre Fortschreibungen<br />

<strong>und</strong> Abschlüsse, die <strong>Berichte</strong>rstattung <strong>der</strong> Träger/ Dienste, die monatlichen Abrechnungsbögen<br />

sowie die Fall- <strong>und</strong> Hilfestatistiken.<br />

Für die Evaluation von Hilfeplanung, Hilfeverlauf <strong>und</strong> Hilfeergebnissen wurden mit Unterstützung<br />

des Projektträgers AdressatInnenfragebögen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Projektgruppe entworfen <strong>und</strong> getestet.<br />

Insgesamt wurden sechs Fragebögen entwickelt. Jeweils differenziert für junge Menschen<br />

<strong>und</strong> PSB werden die AdressatInnen nach dem ersten Hilfeplangespräch, beim Abschluss e<strong>in</strong>er<br />

Hilfe sowie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er nachgehenden Befragung (zwischen sechs <strong>und</strong> zwölf Monaten nach Hilfeende)<br />

befragt. Das Ausfüllen <strong>der</strong> Fragebögen ist freiwillig, wird nach den bisherigen Erfahrungen<br />

jedoch gut von den AdressatInnen angenommen.<br />

Im E<strong>in</strong>zelfallcontroll<strong>in</strong>g wurde mit den Trägern geme<strong>in</strong>sam die <strong>Berichte</strong>rstattung überarbeitet.<br />

Auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> Zielsetzungen im Hilfeplan sollen die Träger/ Dienste ihre E<strong>in</strong>schätzungen<br />

erstellen, mit den LeistungsadressatInnen abstimmen <strong>und</strong> letztlich auch e<strong>in</strong>e Prognose erstellen.<br />

Für die eigene Reflexion zum E<strong>in</strong>zelfall sowie <strong>der</strong> gesamten Darstellung was am Ende<br />

<strong>der</strong> Hilfe tatsächlich erreicht worden ist, wurde ebenso das Instrument des E<strong>in</strong>zelfallcontroll<strong>in</strong>gbogens<br />

entwickelt.<br />

122


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

6.2.3 Was s<strong>in</strong>d die Ergebnisse?<br />

Geme<strong>in</strong>sam mit den jungen Menschen <strong>und</strong> PSB wurden Erwartungen <strong>und</strong> Wünsche für e<strong>in</strong>e<br />

künftige Ausgestaltung des HPV <strong>in</strong> den Workshops erarbeitet. Alle MitarbeiterInnen des ASD<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> beteiligten Träger verstehen diese Wünsche als <strong>Arbeit</strong>smaterial <strong>und</strong> setzen diese <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Praxis</strong> um. E<strong>in</strong>e Handreichung zu Beteiligungsrechten <strong>und</strong> -pflichten von jungen Menschen<br />

<strong>und</strong> PSB im Hilfeplanverfahren wurde erarbeitet. Sie dient <strong>der</strong> Aufklärung <strong>der</strong> AdressatInnen<br />

zur Inanspruchnahme von Hilfe <strong>und</strong> dem HPV.<br />

Das neue HPV wird <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e von den jungen Menschen positiv bewertet. Sie fühlen sich<br />

<strong>in</strong> die Vorbereitung auf die HPG <strong>und</strong> bei <strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong> <strong>Entwicklung</strong>sberichte e<strong>in</strong>bezogen.<br />

Die Beteiligung f<strong>in</strong>det im E<strong>in</strong>klang mit ihren Vorstellungen statt.<br />

Die Standards für e<strong>in</strong>e gute Hilfeplanung wurden <strong>in</strong> den Koord<strong>in</strong>atorInnentreffen <strong>der</strong> drei Modellstandorte<br />

geme<strong>in</strong>sam mit dem apfe e.V. entwickelt. Diese Qualitätsstandards bilden die<br />

Gr<strong>und</strong>lage des Hilfeplanverfahrens <strong>in</strong> Chemnitz <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d Inhalt <strong>der</strong> neuen <strong>Arbeit</strong>srichtl<strong>in</strong>ie.<br />

Die Qualität <strong>der</strong> Falldiagnostik hat sich verbessert <strong>und</strong> die Falldokumentation ist qualifiziert. Es<br />

wurden e<strong>in</strong>heitliche <strong>Arbeit</strong>smaterialien erarbeitet <strong>und</strong> <strong>in</strong> die Verfahrensakten e<strong>in</strong>geführt. Zudem<br />

konnten Kriterien zur Ermittlung des erzieherischen Bedarfs erarbeitet werden, die sich <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Praxis</strong> als sehr hilfreich erwiesen haben. Die Methode <strong>der</strong> Zielerarbeitung <strong>und</strong> Zielüberprüfung<br />

wurde <strong>in</strong> das Hilfeplanverfahren e<strong>in</strong>geführt <strong>und</strong> hat zu e<strong>in</strong>er erheblichen Steigerung bei<br />

Beteiligung <strong>und</strong> Fachlichkeit beigetragen sowie die Planung <strong>und</strong> Überprüfbarkeit von Hilfen<br />

maßgeblich verbessert. Die Hilfepläne wurden entsprechend überarbeitet <strong>und</strong> werden <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Praxis</strong> angewandt.<br />

Schließlich wurde das Verfahren zum E<strong>in</strong>zelfallcontroll<strong>in</strong>g/ zur Evaluation erarbeitet <strong>und</strong> umgesetzt.<br />

Es entstanden Fragebögen für junge Menschen <strong>und</strong> Personensorgeberechtigte für die<br />

jeweilige Fortschreibung des Hilfeplanes, zum Abschluss e<strong>in</strong>er Hilfe <strong>und</strong> als nachgehende Befragung<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Abschlussbericht/ das E<strong>in</strong>zelfallcontroll<strong>in</strong>g bei Beendigung e<strong>in</strong>er HzE nach<br />

SGB VIII durch Träger/ Dienst sowie <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelfallcontroll<strong>in</strong>gbogen für den ASD.<br />

Als zusammenfassende, verb<strong>in</strong>dliche <strong>Arbeit</strong>sgr<strong>und</strong>lage wurde die „<strong>Arbeit</strong>srichtl<strong>in</strong>ie zum Hilfeplanverfahren<br />

gemäß § 36 SGB VIII“ komplett überarbeitet <strong>und</strong> verabschiedet. Sie dient als<br />

verb<strong>in</strong>dliche <strong>Arbeit</strong>sgr<strong>und</strong>lage im ASD. In ihr s<strong>in</strong>d die Standards <strong>und</strong> <strong>der</strong> Maßnahmeplan des<br />

Amtes, welcher e<strong>in</strong>e regelmäßige Qualitätsbewertung <strong>und</strong> -kontrolle festschreibt, dargestellt.<br />

Weiterh<strong>in</strong> be<strong>in</strong>haltet sie das Ablaufschema zum Hilfeplanverfahren, die Glie<strong>der</strong>ung des Sozialberichtes<br />

<strong>und</strong> das Stufenmodell für die kollegiale Fallberatung.<br />

6.3 Ergebnisse <strong>der</strong> Projektgruppe 2 – Vere<strong>in</strong>barungen nach § 78 b<br />

SGB VIII, Controll<strong>in</strong>g<br />

Auftrag <strong>der</strong> PG 2 war es, die Vere<strong>in</strong>barungspraxis für Leistungsvere<strong>in</strong>barung (LV), Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barung<br />

(QEV) <strong>und</strong> Entgeltvere<strong>in</strong>barung (EV) nach § 77 <strong>und</strong> § 78 a bis g SGB<br />

VIII zu überprüfen <strong>und</strong> weiterzuentwickeln sowie e<strong>in</strong> Controll<strong>in</strong>gverfahren für den Bereich <strong>der</strong><br />

Hilfen nach SGB VIII zu erarbeiten.<br />

Mit standardisierten Verfahren sollen steuerungsrelevante Informationen <strong>und</strong> Daten erhoben<br />

werden, die Aussagen zur Leistung <strong>und</strong> Qualität, Effektivität (Wirkung) <strong>und</strong> Effizienz (Wirtschaftlichkeit)<br />

<strong>der</strong> Leistungsträger sowie trägerspezifische <strong>und</strong> trägerübergreifende Bewertun-<br />

123


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

gen <strong>und</strong> Vergleiche ermöglichen. Sie dienen <strong>der</strong> Leitungsebene des Amtes für Jugend <strong>und</strong> Familie<br />

zur Steuerung <strong>und</strong> Qualitätsentwicklung <strong>der</strong> Hilfen nach SGB VIII i.S. <strong>der</strong> Zielstellungen<br />

<strong>der</strong> §§ 79 <strong>und</strong> 80 SGB VIII. Gleichermaßen können die Träger bei <strong>der</strong> Qualitätsentwicklung ihrer<br />

Leistungen von diesem dialogischen Prozess profitieren.<br />

Die <strong>Arbeit</strong> <strong>der</strong> PG 2 begann am 29.01.2004. Bis zum Ende <strong>der</strong> Projektgruppenarbeit im Mai<br />

2006 wurden 20 Sitzungen im Abstand von sechs Wochen mit e<strong>in</strong>er Dauer von dreie<strong>in</strong>halb<br />

St<strong>und</strong>en durchgeführt. Daneben erfolgte e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive <strong>Arbeit</strong> <strong>in</strong> unterschiedlich zusammengesetzten<br />

Unterarbeitsgruppen mit verschiedenen Koord<strong>in</strong>atorInnen.<br />

Die Analyse des Ist-Zustandes durch den apfe e.V. <strong>und</strong> die Projektgruppe 2 im Jahr 2004 ergab,<br />

dass die Leistungsbeschreibungen als Gr<strong>und</strong>lage für die Leistungsvere<strong>in</strong>barung <strong>und</strong> Entgeltvere<strong>in</strong>barung<br />

überwiegend den gesetzlichen Anfor<strong>der</strong>ungen entsprachen. Erhebliche<br />

Mängel wiesen die Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen auf. Die Projektgruppe 2 hat deshalb<br />

fachliche Standards i.S. von <strong>in</strong>haltlichen M<strong>in</strong>destanfor<strong>der</strong>ungen für LB/LV, QEV <strong>und</strong> EV entwickelt.<br />

Um e<strong>in</strong>e Vere<strong>in</strong>heitlichung <strong>der</strong> Dokumente <strong>und</strong> damit e<strong>in</strong>e bessere Vergleichbarkeit <strong>der</strong><br />

Leistungsträger <strong>und</strong> Leistungsangebote <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt Chemnitz zu gewährleisten, wurden die<br />

vorhandenen Formulare <strong>und</strong> Raster für die Vere<strong>in</strong>barungen überarbeitet. Sowohl die Standards<br />

als auch die Formulare/ Raster wurden von <strong>der</strong> Entgeltkommission beschlossen.<br />

Der Verwaltungsaufwand des Amtes für Jugend <strong>und</strong> Familie Chemnitz <strong>und</strong> <strong>der</strong> Leistungsträger<br />

bei <strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>barungen wurde m<strong>in</strong>imiert.<br />

E<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er Schwerpunkt <strong>der</strong> Projektgruppenarbeit war die <strong>in</strong>haltliche Ausgestaltung <strong>der</strong><br />

Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen, wofür <strong>der</strong> Gesetzestext nur wenige Vorgaben be<strong>in</strong>haltet.<br />

Während <strong>in</strong> den Leistungsbeschreibungen die Qualität <strong>der</strong> Leistungsangebote anhand<br />

fachlicher Standards dargestellt wird, soll <strong>in</strong> den Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen e<strong>in</strong> Prozess<br />

mit bei<strong>der</strong>seitigen Verpflichtungen des öffentlichen <strong>und</strong> des freien Trägers vere<strong>in</strong>bart<br />

werden, mit dessen Hilfe die fachlichen Standards <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong> umgesetzt werden, die Qualität<br />

<strong>der</strong> Leistung <strong>in</strong> den Dimensionen Struktur-, Prozess- <strong>und</strong> Ergebnisqualität wesentlich erhöht<br />

<strong>und</strong> diese Verbesserung anhand bestimmter Indikatoren überprüft wird. Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen<br />

regeln somit das Zusammenwirken zwischen dem Amt für Jugend<br />

<strong>und</strong> Familie Chemnitz <strong>und</strong> den Leistungsträgern h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Evaluation, des Controll<strong>in</strong>gs<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Qualitätsentwicklung. Ziel ist es, e<strong>in</strong>e bedarfsgerechte <strong>und</strong> effiziente Leistungserbr<strong>in</strong>gung<br />

zu gewährleisten.<br />

Handlungsleitend ist dabei auch das von <strong>der</strong> Projektgruppe erarbeitete „Konzept zur Qualitätsentwicklung<br />

von Hilfen nach SGB VIII“. In diesem Dokument wurden <strong>aus</strong>gehend von <strong>der</strong><br />

Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Hilfen nach SGB VIII allgeme<strong>in</strong>e, für alle Leistungsangebote verb<strong>in</strong>dliche<br />

Qualitätskriterien def<strong>in</strong>iert. Bei <strong>der</strong> Aushandlung <strong>der</strong> ersten Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen<br />

zeigte sich, dass e<strong>in</strong>e Fortführung <strong>der</strong> fachlichen Diskussion zur <strong>in</strong>haltlichen<br />

Ausgestaltung <strong>in</strong>nerhalb des Amtes für Jugend <strong>und</strong> Familie Chemnitz <strong>und</strong> mit den Leistungsträgern<br />

notwendig ist, damit die Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen ke<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>en<br />

Qualitätsbeschreibungen bleiben, son<strong>der</strong>n den Anspruch an Vere<strong>in</strong>barungen erfüllen <strong>und</strong> für<br />

beide Verhandlungspartner e<strong>in</strong>e Handlungsgr<strong>und</strong>lage für Qualitätsentwicklung bilden. Damit<br />

verb<strong>und</strong>en war die Erarbeitung neuer Formulare für alle Vere<strong>in</strong>barungsbestandteile e<strong>in</strong>schließlich<br />

<strong>der</strong> Verhandlungsunterlagen. Die Standards <strong>und</strong> Formulare beschloss die Entgeltkommission<br />

am 01.12.2006. Ergebnis ist e<strong>in</strong>e Vere<strong>in</strong>heitlichung, ohne „Gleichmacherei“ zwischen den<br />

Trägern zu betreiben, was zu e<strong>in</strong>er besseren Vergleichbarkeit führt. Ebenso wurde <strong>der</strong> Verwaltungsaufwand<br />

reduziert.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Aufgabenstellung <strong>der</strong> Projektgruppe 2 bestand <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Entwicklung</strong> e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zelfallübergreifenden<br />

Controll<strong>in</strong>gs als e<strong>in</strong>er Gr<strong>und</strong>lage für die Steuerung <strong>der</strong> Hilfen nach SGB VIII.<br />

Diesbezüglich zeigte die Analyse <strong>der</strong> Ausgangssituation, dass trotz vorhandener Controll<strong>in</strong>g<strong>in</strong>-<br />

124


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

strumente ke<strong>in</strong>e systematische Erfassung <strong>und</strong> Auswertung steuerungsrelevanter Daten <strong>und</strong> Informationen<br />

erfolgte. Durch die Projektgruppe 2 wurden Kriterien <strong>und</strong> Indikatoren entwickelt,<br />

die es im Zusammenhang mit dem von <strong>der</strong> Projektgruppe 1 erarbeiteten E<strong>in</strong>zelfallcontroll<strong>in</strong>g<br />

ermöglichen, nach standardisierten Verfahren die Qualität <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>der</strong> Leistungsträger <strong>in</strong><br />

Bezug auf die e<strong>in</strong>zelnen Leistungsangebote zu bewerten (operatives Controll<strong>in</strong>g). H<strong>in</strong>sichtlich<br />

<strong>der</strong> Effektivität macht das Controll<strong>in</strong>g deutlich, ob die mit den Leistungsträgern getroffenen<br />

Vere<strong>in</strong>barungen sich als geeignet erwiesen haben für die Erreichung e<strong>in</strong>er hohen Qualität <strong>der</strong><br />

Leistung. Weiterh<strong>in</strong> weist das Controll<strong>in</strong>g die Effizienz <strong>der</strong> Leistung nach, d.h. dass <strong>der</strong> Nachweis<br />

e<strong>in</strong>es zielgenauen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Mittele<strong>in</strong>satzes erbracht wird, <strong>der</strong> auch aufzeigt,<br />

welche E<strong>in</strong>sparungen im E<strong>in</strong>zelfall möglich se<strong>in</strong> können.<br />

Es wurde e<strong>in</strong> Instrumentarium zur differenzierten Überprüfung <strong>der</strong> Qualität des Leistungsangebotes<br />

<strong>in</strong> den bekannten Dimensionen (Konzept-, Struktur-, Prozess- <strong>und</strong> Ergebnisqualität)<br />

entwickelt, das auch von den E<strong>in</strong>richtungen/ Diensten/ Trägern für die <strong>in</strong>terne Qualitätsprüfung<br />

<strong>und</strong> -entwicklung genutzt werden kann. Damit wird die Gr<strong>und</strong>lage geschaffen für e<strong>in</strong> zwischen<br />

den Trägern <strong>der</strong> freien Jugendhilfe <strong>und</strong> dem öffentlichen Träger abgestimmtes Überprüfungsverfahren<br />

sowie für die Planung <strong>und</strong> Vere<strong>in</strong>barung <strong>der</strong> weiteren Qualitätsentwicklung<br />

bei E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> Diensten. Zu jedem Leistungsangebot wird mit dem Leistungsträger<br />

zweijährig e<strong>in</strong> Controll<strong>in</strong>ggespräch stattf<strong>in</strong>den. Die Projektbemühungen richteten sich auf die<br />

<strong>Entwicklung</strong> <strong>und</strong> E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er Controll<strong>in</strong>gstrategie, die e<strong>in</strong>e umfassen<strong>der</strong>e Perspektive beleuchtet<br />

<strong>und</strong> Informationen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>tegrierten Modell erfasst, analysiert <strong>und</strong> für Steuerungs-<br />

<strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>saufgaben zur Verfügung stellt bzw. diese fachlich f<strong>und</strong>iert. Ansatzpunkte<br />

s<strong>in</strong>d dabei<br />

● <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelfall auf den Ebenen Hilfeplanung, -verlauf <strong>und</strong> -ergebnisse,<br />

● die Ebene <strong>der</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>ger (Vere<strong>in</strong>barungen gem. §§ 77, 78 a ff. SGB VIII),<br />

● die Tätigkeit des öffentlichen Trägers (Leistungsberichterstattung, F<strong>in</strong>anzcontroll<strong>in</strong>g),<br />

● die Ebene <strong>der</strong> Erziehungshilfe<strong>in</strong>frastruktur (Jugendhilfeplanung, Jugendberichterstattung).<br />

Im Rahmen des Projektes wurde neben den Instrumentarien für das Controll<strong>in</strong>g auf den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Ebenen, e<strong>in</strong>e Strategie zur fachlich f<strong>und</strong>ierten Zusammenführung <strong>der</strong> so gewonnenen Informationen<br />

<strong>und</strong> Daten erarbeitet. Im zweiten Schritt wurde e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tegriertes Controll<strong>in</strong>g- <strong>und</strong><br />

Berichtsmodell entwickelt. Dies erfor<strong>der</strong>t e<strong>in</strong>e noch <strong>in</strong>tensivere Kooperation <strong>der</strong> beteiligten<br />

Fachkräfte beim öffentlichen Träger, aber auch mit den freien Trägern.<br />

Neben an<strong>der</strong>en fachlichen Inhalten s<strong>in</strong>d die durch das Controll<strong>in</strong>gverfahren erhobenen Daten<br />

<strong>und</strong> Informationen Gr<strong>und</strong>lage für die alle zwei Jahre durchzuführenden Controll<strong>in</strong>ggespräche<br />

des öffentlichen Trägers mit den Leistungsträgern, <strong>in</strong> <strong>der</strong>en Ergebnis die Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen<br />

<strong>und</strong> ggf. auch Leistungsvere<strong>in</strong>barungen neu abzuschließen s<strong>in</strong>d. Die<br />

durch das Controll<strong>in</strong>g gewonnenen Ergebnisse dienen schließlich <strong>der</strong> Leitungsebene des Amtes<br />

für Jugend <strong>und</strong> Familie <strong>und</strong> <strong>der</strong> Jugendhilfeplanung zur Steuerung <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>der</strong><br />

Hilfen nach SGB VIII i.S. ihrer Aufgaben nach §§ 79 <strong>und</strong> 80 SGB VIII (strategisches Controll<strong>in</strong>g).<br />

6.4 Ergebnisse <strong>der</strong> Projektgruppe 3 – Jugendberichterstattung<br />

Ziel war die <strong>Entwicklung</strong> e<strong>in</strong>er regionalen Jugendberichterstattung, welche <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Jugendhilfeplanung<br />

hervorgeht. Zweck des Berichtswesens ist es, aktuelle steuerungsrelevante Informationen<br />

standardisiert, periodisch o<strong>der</strong> adressatInnengerecht aufzubereiten. Das Berichtswesen<br />

125


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

ist e<strong>in</strong> zentraler B<strong>aus</strong>te<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es umfassenden Controll<strong>in</strong>gs. Die PG 3 hat dafür die Vor<strong>aus</strong>setzungen<br />

erarbeitet.<br />

Die Projektgruppe 3 bestand wie die PG 2 <strong>aus</strong> VertreterInnen <strong>der</strong> freien <strong>und</strong> <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Jugendhilfe. Planmäßig konstituierte sich diese Projektgruppe im September 2004. Die Planung<br />

war damit begründet, dass die Analyseergebnisse <strong>der</strong> beiden ersten Projektgruppen die<br />

Gr<strong>und</strong>lage für die <strong>Arbeit</strong> dieser Gruppe bildeten. Die Beratungen fanden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em vierwöchigen<br />

Rhythmus statt, <strong>in</strong>sgesamt traf sich die Projektgruppe zu zehn Sitzungen.<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> war <strong>der</strong> Hauptschwerpunkt die Analyse des Datenbestandes des Amtes<br />

für Jugend <strong>und</strong> Familie. Des Weiteren erfolgte die E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Datenerfassung<br />

<strong>und</strong> -bereitstellung. Im Anschluss daran wurden die Daten auf ihre Erfor<strong>der</strong>lichkeit geprüft <strong>und</strong><br />

für jede Abteilung des Amtes e<strong>in</strong> abgestimmtes Datenraster erarbeitet, welches sich künftig <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> monatlichen Amtsstatistik wi<strong>der</strong>spiegelt.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Analyse ergab sich die Notwendigkeit e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>heitlichen Falldef<strong>in</strong>ition für die<br />

statistische Erfassung. In allen Fachabteilungen des Amtes wurden auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> jeweils<br />

eigens angewandten Falldef<strong>in</strong>ition die <strong>Arbeit</strong>sbereiche def<strong>in</strong>iert, um letztlich <strong>aus</strong> dem erheblichen<br />

Aufgabenvolumen des gesamten Amtes e<strong>in</strong>e zweckmäßige Def<strong>in</strong>ition zu erarbeiten.<br />

Im Ergebnis wurde folgende Falldef<strong>in</strong>ition abgestimmt: „Fall bedeutet die <strong>in</strong>tensive, <strong>in</strong>dividuelle<br />

Beratung/ Unterstützung anspruchsberechtigter Personen durch zuständige Fachkräfte<br />

mit weiterführenden Vere<strong>in</strong>barungen (Kontakten) <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em vor<strong>aus</strong>gegangenem Erstgespräch“<br />

(Nach Abschluss e<strong>in</strong>es Falles, wird e<strong>in</strong> erneuter Antrag als neuer Fall gezählt.).<br />

In e<strong>in</strong>em zweiten Schritt wurde das Berichtswesen des Amtes <strong>in</strong> Abstimmung mit <strong>der</strong> Amtsleitung<br />

neu def<strong>in</strong>iert. Neben <strong>der</strong> monatlichen Amtsstatistik wird mit <strong>aus</strong>gewählten Daten e<strong>in</strong><br />

Quartalsbericht erstellt, welcher dann jeweils Themenschwerpunkt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abteilungsleiterberatung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Dienstberatung des Amtsleiters ist. Diese dient dazu, über steuerungsrelevante<br />

Daten <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Fachabteilungen regelmäßig zu <strong>in</strong>formieren <strong>und</strong> entsprechenden Tendenzen<br />

aufzuzeigen. Des Weiteren wurde vere<strong>in</strong>bart, dass das Amt für Jugend <strong>und</strong> Familie <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em zweijährigen Rhythmus Öffentlichkeit <strong>und</strong> Politik e<strong>in</strong>en Tätigkeitsbericht vorlegt.<br />

Die Projektgruppe 3 beendete im September 2005 ihre <strong>Arbeit</strong>. Die Projektgruppenleiter<strong>in</strong><br />

wurde im H<strong>in</strong>blick auf die Zusammenführung <strong>der</strong> Ergebnisse <strong>in</strong> die <strong>Arbeit</strong> <strong>der</strong> Projektgruppe 2<br />

e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en (Controll<strong>in</strong>g).<br />

6.5 Erfahrungen <strong>und</strong> Konsequenzen für die <strong>Praxis</strong><br />

Die Ergebnisse <strong>aus</strong> dem Modellprojekt lassen sich im Wesentlichen <strong>in</strong> folgenden Thesen zusammenführen:<br />

126<br />

1. Hilfeplanung unterliegt e<strong>in</strong>er kont<strong>in</strong>uierlichen Qualitätsentwicklung, da es sich ständig<br />

um e<strong>in</strong>en Planungs-, <strong>Entwicklung</strong>s-, Bewertungs- <strong>und</strong> Steuerungsprozess handelt. Sie<br />

ist e<strong>in</strong> fachlicher, transparenter <strong>und</strong> kooperativer Aushandlungsprozess zwischen LeistungsadressatInnen,<br />

freien <strong>und</strong> öffentlichen Trägern.<br />

2. Die Vere<strong>in</strong>barungen zwischen öffentlichen <strong>und</strong> freien Trägern <strong>der</strong> Jugendhilfe s<strong>in</strong>d<br />

fachlicher Standard. Die Qualifizierung von Vere<strong>in</strong>barungen bleibt unumgänglich. Die<br />

Qualität beweist sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> praktischen Umsetzung <strong>und</strong> muss nachvollziehbar <strong>und</strong> abrechenbar<br />

formuliert se<strong>in</strong>.


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

3. Erfor<strong>der</strong>liche Erhebungen von Daten <strong>und</strong> Informationsquellen s<strong>in</strong>d unabd<strong>in</strong>gbar. Sie<br />

unterliegen e<strong>in</strong>er regelmäßigen Prüfung des Soll <strong>und</strong> Ist-Zustandes. Sie sichern die<br />

Transparenz für Politik <strong>und</strong> Öffentlichkeit.<br />

E<strong>in</strong>e <strong>der</strong> wichtigsten Erfahrungen <strong>der</strong> Projektgruppen ist, dass durch die abteilungsübergreifende<br />

Zusammenarbeit <strong>der</strong> Projektgruppenmitglie<strong>der</strong> vielfältige Kenntnisse, Erfahrungen <strong>und</strong><br />

Sichtweisen <strong>in</strong> die Projektarbeit e<strong>in</strong>fließen konnten. Von den Projektgruppenmitglie<strong>der</strong>n wurde<br />

e<strong>in</strong>geschätzt, dass die Zusammenarbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Projektgruppe zum besseren kennenlernen<br />

<strong>und</strong> Verständnis <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sbereiche <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en beigetragen hat. Beson<strong>der</strong>s das Bearbeiten<br />

von „fremden“ <strong>Arbeit</strong>sfel<strong>der</strong>n weitete den Blick e<strong>in</strong>es jeden. Die Ergebnisse <strong>der</strong> Projektgruppenarbeit<br />

konnten nur durch das überdurchschnittliche Engagement <strong>der</strong> Projektgruppenmitglie<strong>der</strong><br />

erreicht werden. Bei weiteren Projekten sollte vor Beg<strong>in</strong>n die <strong>Arbeit</strong>sbelastung <strong>der</strong><br />

Projektgruppenmitglie<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Projektarbeit <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang gebracht werden.<br />

Die wissenschaftliche Begleitung durch die Evangelische Hochschule für soziale <strong>Arbeit</strong> Dresden<br />

(FH) <strong>und</strong> den apfe e.V. hat zu dem hohen fachlichen Niveau <strong>der</strong> Projektarbeit beigetragen.<br />

Die bisherigen zwei Projektarbeiten waren <strong>in</strong>nerhalb des AfJuF <strong>aus</strong>gestaltet worden. Der<br />

beson<strong>der</strong>e Vorteil <strong>der</strong> wissenschaftlichen Begleitung lag v.a. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Draufschau auf die <strong>Arbeit</strong>sabläufe<br />

<strong>und</strong> -prozesse, sowie dem H<strong>in</strong>terfragen <strong>und</strong> Entwickeln von neueren Ansätzen. In zahlreichen<br />

Projektsitzungen waren die Konzepte <strong>der</strong> Projektleitung sehr hilfreich <strong>und</strong> wurden<br />

letztendlich <strong>in</strong> modifizierter Form verarbeitet.<br />

Die dargestellten Ergebnisse zeigen auf, dass die Ziele des Amtes für Jugend <strong>und</strong> Familie <strong>der</strong><br />

Stadt Chemnitz im Rahmen des Projektes erreicht werden konnten. Beson<strong>der</strong>s wurde dies <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> zweiten Aktenanalyse im Juni dieses Jahres deutlich, welche durch den apfe e.V. wie<strong>der</strong>holt<br />

wurde, durch die e<strong>in</strong>e wesentlich verbesserte Hilfeplanung <strong>und</strong> Hilfedokumentation nachvollzogen<br />

<strong>und</strong> mith<strong>in</strong> <strong>der</strong> Erfolg <strong>der</strong> Projektarbeit bestätigt werden konnte.<br />

Weiter ist festzustellen, dass die Workshops mit jungen Menschen <strong>in</strong> <strong>der</strong> praktischen Sozialarbeit<br />

als e<strong>in</strong> fester Bestandteil bzw. Standard <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er mo<strong>der</strong>nen Jugendhilfe etabliert werden<br />

sollten. Die Ergebnisse zeigen auf, dass die jungen Menschen aktiv an <strong>der</strong> Ausgestaltung von<br />

Hilfen mitreden wollen <strong>und</strong> müssen <strong>und</strong> somit die entsprechenden Vor<strong>aus</strong>setzungen geschaffen<br />

werden müssen. Die Selbst- <strong>und</strong> Fremdreflexion ist für junge Menschen gen<strong>aus</strong>o von Bedeutung<br />

wie für SozialarbeiterInnen <strong>der</strong> freien <strong>und</strong> öffentlichen Jugendhilfe. E<strong>in</strong>e entsprechende<br />

Kooperation mit freien Trägern wird auch künftig Gr<strong>und</strong>lage se<strong>in</strong>, um Beteiligungsprojekte,<br />

wie die Workshops mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, Jugendlichen <strong>und</strong> Eltern, umzusetzen.<br />

Die Auswertung <strong>der</strong> Evaluations<strong>in</strong>strumente <strong>und</strong> des E<strong>in</strong>zelfallcontroll<strong>in</strong>gs bleibt zunächst abzuwarten,<br />

v.a. <strong>der</strong> nachgehenden Befragung <strong>der</strong> LeistungsadressatInnen zur Wirksamkeit von<br />

Hilfen. Zu erwarten s<strong>in</strong>d Aussagen von den LeistungsadressatInnen, wie es ihnen nach Abschluss<br />

von Hilfen ohne staatliche Unterstützungssysteme gel<strong>in</strong>gt, ihre Problemlagen selbständig<br />

zu bearbeiten. Diese Aussagen werden für e<strong>in</strong>e künftige Jugendhilfeplanung unumgänglich<br />

se<strong>in</strong>, da beteiligungsorientierte Hilfeplanung, Fragen nach Kontrolle <strong>und</strong> Evaluation <strong>und</strong><br />

die Bewertung von Wirkungen bedeutsam geworden s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> von Politik mehr <strong>und</strong> offensiver<br />

an die Erziehungshilfen gerichtet werden.<br />

Hierzu kann das Controll<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag leisten, <strong>in</strong>dem es mehr Transparenz h<strong>in</strong>sichtlich<br />

<strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> des ASD <strong>und</strong> <strong>der</strong> Leistungsträger herstellt. Trotzdem ist im H<strong>in</strong>blick auf die<br />

Ergebnisqualität i.S. von erreichten Wirkungen <strong>der</strong> Leistungen auf die Komplexität sozialpädagogischer<br />

Prozesse aufmerksam zu machen, bei denen es ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutigen Ursache-Wirkungs-Beziehungen<br />

gibt. Das heißt, Ergebnisse <strong>aus</strong> dem Controll<strong>in</strong>g s<strong>in</strong>d immer <strong>in</strong> den Kontext<br />

e<strong>in</strong>es komplexen Bed<strong>in</strong>gungsgefüges zu stellen <strong>und</strong> <strong>in</strong>nerhalb dessen zu <strong>in</strong>terpretieren.<br />

127


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Dies geschieht an <strong>der</strong> Schnittstelle zwischen öffentlichem Träger <strong>und</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>gern wesentlich<br />

über Vere<strong>in</strong>barungen gem. §§ 78 a ff. SGB VIII. Die bisherige Vere<strong>in</strong>barungspraxis<br />

wurde im Rahmen des Projektes analysiert <strong>und</strong> weiterentwickelt, so dass im Ergebnis e<strong>in</strong>e<br />

Qualifizierung <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>barungen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barung, <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong>en Umsetzung zu erwarten bzw. bereits e<strong>in</strong>getreten ist. Außerdem wurden die Strukturen<br />

<strong>und</strong> Verfahrensabläufe des Aushandlungsprozesses optimiert, so dass mit dem vorhandenen<br />

Personal des Amtes für Jugend <strong>und</strong> Familie die neuen fachlichen Anfor<strong>der</strong>ungen bewältigt<br />

werden können.<br />

Abschließend bleibt festzustellen, dass die <strong>Arbeit</strong> im Modellprojekt e<strong>in</strong>e konstruktive <strong>und</strong> för<strong>der</strong>liche<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit den Aufgaben <strong>und</strong> Verantwortlichkeiten aller an <strong>der</strong> Projektarbeit<br />

Beteiligten war. Für e<strong>in</strong>e stetige Qualitätsentwicklung ist das Projektmanagement e<strong>in</strong><br />

unabd<strong>in</strong>gbarer Bestandteil <strong>der</strong> <strong>in</strong>novativen Gestaltung <strong>der</strong> <strong>Sozialen</strong> <strong>Arbeit</strong>.<br />

7 Das Modellprojekt am Standort Zwickauer Land<br />

Sylvia Cl<strong>aus</strong><br />

7.1 Ausgangssituation <strong>und</strong> Erwartungen des Landkreises<br />

Im Sommer 2003 bewarb sich <strong>der</strong> Landkreis Zwickauer Land um die Teilnahme am Modellprojekt<br />

„Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“ des Sächsischen Landesjugendamtes.<br />

Zielstellungen <strong>und</strong> konzeptionelle Ausgangspositionen unseres Modellstandortes<br />

waren die<br />

● Erhöhung <strong>der</strong> Professionalität <strong>der</strong> Hilfeentscheidung <strong>in</strong> fachlicher <strong>und</strong> organisatorischer<br />

H<strong>in</strong>sicht sowie<br />

● Verbesserung <strong>der</strong> Wirtschaftlichkeit h<strong>in</strong>sichtlich des effektiven Ressourcene<strong>in</strong>satzes <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>er Effizienz- <strong>und</strong> Wirksamkeitserhöhung.<br />

Bereits im November 2001 begab sich <strong>der</strong> Fachbereich Jugend <strong>und</strong> Soziales beim Landratsamt<br />

Zwickauer Land mit den freien Trägern des Landkreises <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Qualitätsdiskussion im Bereich<br />

<strong>der</strong> Hilfen zur Erziehung mit dem Ziel, geme<strong>in</strong>sam geeignete Standards für e<strong>in</strong>e effektivere<br />

<strong>und</strong> effizientere Hilfeplanung zu entwickeln <strong>und</strong> <strong>in</strong> den <strong>Arbeit</strong>sprozess zu <strong>in</strong>tegrieren. E<strong>in</strong><br />

dabei entwickeltes <strong>und</strong> schließlich e<strong>in</strong>geführtes Controll<strong>in</strong>gverfahren sollte diesen Prozess unterstützen<br />

<strong>und</strong> die Kooperation zwischen öffentlichem Träger <strong>und</strong> freien Träger sichern <strong>und</strong><br />

qualifizieren.<br />

Das Modellprojekt stieß daher auf sehr starkes Interesse <strong>und</strong> warf die Frage auf, ob <strong>der</strong> Fachbereich<br />

sowie die regionalen Träger <strong>in</strong> ihrer Qualitätsdiskussion auf dem richtigen Weg s<strong>in</strong>d<br />

<strong>und</strong> ob durch das Modellprojekt weitere Impulse gesetzt werden können? Von Anfang an war<br />

klar, dass die freien Träger offensiv <strong>in</strong> die Umsetzung des Projektes e<strong>in</strong>bezogen werden müssen,<br />

e<strong>in</strong>erseits um e<strong>in</strong>e breite Akzeptanz für die Gestaltung ggf. neuer Strukturen zu gewährleisten<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits, da Qualität nur geme<strong>in</strong>sam zu erreichen ist. Die Erwartungshaltung<br />

an das Modellprojekt lag im Wesentlichen <strong>in</strong> folgenden Zielstellungen:<br />

128<br />

1. Profilierung <strong>der</strong> Hilfeplanung als sozialpädagogischen Prozess <strong>der</strong> Diagnose <strong>und</strong> Leistungsgewährung<br />

für E<strong>in</strong>zelfälle mit dem Ziel transparenter, partizipativ gestalteter <strong>und</strong><br />

effizient umgesetzter Hilfeprozesse,


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

2. Qualifizierung <strong>der</strong> Hilfeplanung zu e<strong>in</strong>em Steuerungs<strong>in</strong>strument auf Basis e<strong>in</strong>es prozess-<br />

<strong>und</strong> hilfebegleitenden Controll<strong>in</strong>gverfahrens,<br />

3. Qualifizierung <strong>und</strong> Ausbau des jährlichen Geschäftsberichtes des Fachbereiches Jugend<br />

<strong>und</strong> Soziales zu e<strong>in</strong>em regionalen Jugendhilfebericht,<br />

4. Verknüpfung von <strong>in</strong>dividueller Hilfeplanung <strong>und</strong> Jugendhilfeplanung,<br />

5. <strong>Entwicklung</strong> e<strong>in</strong>es kooperativ <strong>aus</strong>gerichteten Entscheidungs- <strong>und</strong> Steuerungssystem<br />

zur<br />

● Verbesserung von Wirkungsweise <strong>und</strong> Angebotsstruktur <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendhilfe,<br />

● adressatInnenorientierten Gestaltung <strong>der</strong> Leistungsangebote,<br />

● effiziente Verwendung <strong>und</strong> Nutzung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gesetzten Ressourcen.<br />

7.2 Umsetzung des Modellprojektes <strong>und</strong> Ergebnisse<br />

Im Januar 2004 fand die Auftaktveranstaltung für den Beg<strong>in</strong>n des Modellprojektes im Landkreis<br />

statt. Die Veranstaltung wurde genutzt, um Inhalte <strong>und</strong> Ziele des Modellprojektes den<br />

Mitglie<strong>der</strong>n des Jugendhilfe<strong>aus</strong>schusses, VertreterInnen <strong>der</strong> Politik <strong>und</strong> von Wohlfahrtsverbänden<br />

sowie Fachkräften <strong>der</strong> freien <strong>und</strong> öffentlichen Jugendhilfe vorzustellen. Zu dieser Veranstaltung<br />

wurden MitarbeiterInnen <strong>der</strong> Jugendhilfee<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> ambulanter Dienste e<strong>in</strong>geladen<br />

im Modellprojekt mitzuwirken. Das Interesse bei den freien Jugendhilfeträgern war<br />

groß <strong>und</strong> es konnten schließlich VertreterInnen aller im Landkreis ansässigen freien Träger <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er <strong>Arbeit</strong>sgruppe <strong>in</strong> die Projektrealisierung e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en werden.<br />

Anfang März 2004 haben die <strong>Arbeit</strong>sgruppen ihre Tätigkeit aufgenommen <strong>und</strong> zunächst die<br />

aktuelle <strong>Praxis</strong> <strong>der</strong> Hilfeplanung <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Perspektive sowohl des öffentlichen Trägers als auch<br />

<strong>der</strong> freien Träger analysiert. Dazu wurde e<strong>in</strong> Fragenkatalog an jede/n MitarbeiterIn des Fachdienstes<br />

ASD, Bereich Hilfen zur Erziehung, <strong>und</strong> an die freien Träger versandt. Diese Zuarbeiten<br />

wurden nach bestimmten Kriterien zusammengestellt, unterglie<strong>der</strong>t <strong>in</strong> stationäre <strong>und</strong> ambulante<br />

Leistungen <strong>und</strong> schließlich <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sgruppe vorgestellt. Dabei wurden<br />

Schwerpunkte, Tendenzen <strong>und</strong> auch Schnittstellen, die als problembehaftet e<strong>in</strong>gestuft wurden,<br />

her<strong>aus</strong>gearbeitet <strong>und</strong> schließlich systematisch <strong>in</strong> die <strong>Arbeit</strong> des Modellprojektes e<strong>in</strong>bezogen.<br />

In <strong>der</strong> Diskussion ist e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Konzept zur Umsetzung des Landesmodellprojektes<br />

„Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“ entwickelt <strong>und</strong><br />

bestätigt worden, dass sowohl die Zielstellungen <strong>aus</strong> dem Modellprojekt <strong>und</strong> die auf die Bed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>und</strong> Erwartungen im Landkreis heruntergebrochenen Ziele berücksichtigte. Es wurden<br />

konkrete <strong>Arbeit</strong>s<strong>in</strong>halte <strong>und</strong> <strong>der</strong>en zeitliche Umsetzung festgelegt.<br />

Die Gesamtarbeitsgruppe hat sich weiterführend geme<strong>in</strong>sam mit <strong>der</strong> Jugendhilfeplaner<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

weiteren Zielstellung <strong>aus</strong> dem Modellprojekt zugewandt, nämlich <strong>der</strong> Frage: Wie kann <strong>der</strong><br />

jährliche Geschäftsbericht zu e<strong>in</strong>em regionalen Jugendbericht qualifiziert werden? Die Überlegung<br />

dazu führte zur Durchführung e<strong>in</strong>er Strukturanalyse des Landkreises Zwickauer Land, die<br />

nach folgenden Kriterien erarbeitet wurde:<br />

● Bevölkerungsdichte im Landkreis <strong>und</strong> se<strong>in</strong>en Kommunen, davon <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> 0-18jährigen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>/ Jugendlichen,<br />

● <strong>Entwicklung</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>slosenzahlen im Landkreis <strong>und</strong> den Kommunen, davon betroffene<br />

Jugendliche <strong>und</strong> junge Heranwachsende,<br />

129


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

● <strong>Entwicklung</strong> <strong>der</strong> Sozialhilfebedürftigkeit im Landkreis <strong>und</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Kommunen,<br />

davon Alle<strong>in</strong>erziehende <strong>und</strong> betroffene K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche,<br />

● Anzahl <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelfälle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jugendgerichtshilfe im Landkreis <strong>und</strong> den Kommunen, Anzahl<br />

<strong>der</strong> Hilfen zur Erziehung im Landkreis <strong>und</strong> den Kommunen,<br />

● örtliche Lage <strong>der</strong> Schulen, Horte <strong>und</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten im Landkreis,<br />

● die räumliche Anordnung <strong>der</strong> Jugendhilfeträger mit ihren Angeboten.<br />

Die gesammelten Daten wurden visuell auf e<strong>in</strong>er Landkreiskarte erfasst <strong>und</strong> dargestellt, so<br />

dass im Überblick ersichtlich war, wo z.B. sozialräumlich die meisten Jugendgerichtshilfefälle<br />

o<strong>der</strong> Hilfen zur Erziehung zu f<strong>in</strong>den waren <strong>und</strong> daher konsequenterweise anzufragen war, ob<br />

die erfor<strong>der</strong>lichen Jugendhilfestrukturen sozialräumlich dementsprechend zugeordnet s<strong>in</strong>d.<br />

Letztendlich haben die Ergebnisse <strong>der</strong> Strukturanalyse verdeutlicht, dass diese e<strong>in</strong>setzbar s<strong>in</strong>d:<br />

● als Dissussionsgr<strong>und</strong>lage für Politik, Öffentlichkeit, Verwaltung <strong>und</strong> Träger <strong>der</strong> freien<br />

Jugendhilfe,<br />

● als Datengr<strong>und</strong>lage für die Jugendhilfeplanung,<br />

● zur Gestaltung <strong>der</strong> Jugendhilfe<strong>in</strong>frastruktur,<br />

● zur Erkennung von Hilfebedarfen,<br />

● zum Aufzeigen von Verän<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong><br />

● als Indikatoren für die Entstehung von sozialen Brennpunkten.<br />

Es konnte also e<strong>in</strong> <strong>aus</strong>sagekräftiges Instrument für die Jugendhilfeplanung <strong>und</strong> die <strong>Berichte</strong>rstattung<br />

entwickelt werden. E<strong>in</strong> weiteres Thema <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesamtarbeitsgruppe war die Information<br />

zum Stand des Controll<strong>in</strong>gverfahrens im Landkreis Zwickauer Land, um dar<strong>aus</strong> Aufgaben<br />

<strong>und</strong> Zielstellungen für e<strong>in</strong>e Qualifizierung desselben ableiten zu können.<br />

Für die Umsetzung <strong>der</strong> spezifischen Aufgaben <strong>und</strong> Zielsetzungen des Modellprojektes wurden<br />

schließlich drei Unterarbeitsgruppen gebildet:<br />

● Die erste <strong>Arbeit</strong>sgruppe – Hilfeplanung Hilfeplanung – befasste sich mit <strong>der</strong> <strong>Entwicklung</strong> e<strong>in</strong>es aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

abgestimmten Verfahrens zur Hilfeplanung <strong>und</strong> <strong>der</strong> fachlichen Qualifizierung<br />

<strong>der</strong> Fortschreibungspraxis.<br />

● Die zweite <strong>Arbeit</strong>sgruppe – Kooperation – wandte sich dem Thema <strong>Entwicklung</strong> von<br />

Strukturen <strong>und</strong> Verfahren <strong>der</strong> fallbezogenen Zusammenarbeit zwischen Erziehungsberatungsstellen<br />

<strong>und</strong> dem FD ASD zu.<br />

● Die dritte <strong>Arbeit</strong>sgruppe – Controll<strong>in</strong>g Controll<strong>in</strong>g von von Leistungs-, Leistungs-, Entgelt- Entgelt- <strong>und</strong> <strong>und</strong> Qualitätsentwick-<br />

Qualitätsentwick<br />

lungsvere<strong>in</strong>barungen lungsvere<strong>in</strong>barungen – widmete sich <strong>der</strong> Erarbeitung e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen e<strong>in</strong>heitlichen<br />

Qualitätsdef<strong>in</strong>ition für Hilfe zur Erziehung, <strong>der</strong> Erarbeitung e<strong>in</strong>es Rasters für e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche<br />

Leistungsbeschreibung, <strong>der</strong> Erarbeitung e<strong>in</strong>es Musters für e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche<br />

Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barung sowie <strong>der</strong> <strong>Entwicklung</strong> von Instrumenten für e<strong>in</strong><br />

wirksames Controll<strong>in</strong>gverfahren.<br />

Diese <strong>Arbeit</strong>sgruppen haben ihre <strong>Arbeit</strong> im September 2004 aufgenommen.<br />

Neben <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>in</strong> den Unterarbeitsgruppen stellte sich <strong>der</strong> FD ASD <strong>der</strong> <strong>in</strong>tensiven Diskussion<br />

zum Selbstverständnis se<strong>in</strong>er <strong>Arbeit</strong>. Deren Ergebnisse wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Leitbild mit dem<br />

Leitgedanken „Wir „Wir können können helfen helfen zu zu verän<strong>der</strong>n, verän<strong>der</strong>n, wenn wenn sie sie sie es es wollen wollen <strong>und</strong> mit uns geme<strong>in</strong>sam<br />

nach nach Lösungen Lösungen suchen“ suchen“ zusammengefasst (s. CD: Zwickauer Land, Unser Leitbild). Anliegen<br />

ist, bewusst darauf zu verweisen, dass die Leistungen <strong>der</strong> Erziehungshilfe auf dem Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong><br />

Freiwilligkeit beruhen <strong>und</strong> Verän<strong>der</strong>ungen nur nachhaltig möglich s<strong>in</strong>d, wenn e<strong>in</strong> Verände-<br />

130


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

rungswille besteht <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene Mitwirkung seitens <strong>der</strong> AdressatInnen gegeben<br />

ist. Das Leitbild stellt des Weiteren den ASD mit se<strong>in</strong>en Strukturen <strong>und</strong> Aufgaben vor <strong>und</strong> wurde<br />

als Informationsmaterial den im Landkreis ansässigen Schulen, K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten, K<strong>in</strong><strong>der</strong><strong>und</strong><br />

Jugendfreizeite<strong>in</strong>richtungen sowie K<strong>in</strong><strong>der</strong>ärzten zur Verfügung gestellt.<br />

E<strong>in</strong>e ebenso <strong>in</strong>tensive Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung wurden im ASD-Team um Organisation, Inhalt <strong>und</strong><br />

Funktion <strong>der</strong> kollegialen E<strong>in</strong>zelfallberatung geführt, mit dem Ziel, die bisherige <strong>Praxis</strong> <strong>der</strong> Fallberatungen<br />

zu h<strong>in</strong>terfragen <strong>und</strong> i.S. e<strong>in</strong>er effektiveren <strong>und</strong> effizienteren <strong>Arbeit</strong> weiter zu qualifizieren.<br />

Die Ergebnisse wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Informationsblatt als verb<strong>in</strong>dliches <strong>Arbeit</strong>smaterial<br />

festgehalten (s. CD: Zwickauer Land, Hilfeplanung, Z1).<br />

E<strong>in</strong> dritter Schwerpunkt <strong>in</strong> den Beratungen des FD ASD war das E<strong>in</strong>zelfallcontroll<strong>in</strong>g, welches<br />

als Steuerungs<strong>in</strong>strument für das Hilfeplanverfahren entwickelt <strong>und</strong> im Juli 2004 implementiert<br />

wurde (s. CD: Zwickauer Land, Hilfeplanung, Z7) <strong>und</strong> seitdem als verb<strong>in</strong>dliches <strong>Arbeit</strong>s<strong>in</strong>strument<br />

<strong>in</strong> das Controll<strong>in</strong>gverfahren des Fachbereiches Jugend <strong>und</strong> Soziales e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en ist.<br />

7.3 Ergebnisse <strong>der</strong> Unterarbeitsgruppen<br />

7.3.1 <strong>Arbeit</strong>sgruppe Hilfeplanung<br />

Das Hilfeplanverfahren ist verschriftlicht <strong>und</strong> erfolgt entsprechend dem Raster <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anlage (s.<br />

CD: Zwickauer Land, Hilfeplan, Z0). Sehr <strong>in</strong>tensiv war die Diskussion zu den Dokumentationsunterlagen<br />

<strong>der</strong> Hilfeplanung, die die Systematik <strong>und</strong> die Transparenz <strong>der</strong> Hilfe h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong><br />

rechtlichen Vorgaben, <strong>in</strong>dividueller Bedarfslagen <strong>der</strong> AdressatInnen, e<strong>in</strong>schließlich ihrer Interessen<br />

<strong>und</strong> Wünsche, sowie fachliche <strong>und</strong> wirtschaftliche Steuerungsaufgaben deutlich machen<br />

sollten. Für die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Hilfeplandokumentation wurden folgende wesentliche<br />

Funktionen als Qualitätskriterien festgeschrieben:<br />

● Erfassung <strong>und</strong> Aufbereitung <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Information zum E<strong>in</strong>zelfall (Ausgangssituation,<br />

Bedarfsfaktoren),<br />

● Darstellung <strong>der</strong> fachlichen E<strong>in</strong>schätzung zum Fall,<br />

● Entscheidungsfixierung <strong>und</strong> -begründung,<br />

● Festhalten von Zielen, Aufgaben <strong>und</strong> weiteren Konkretisierungen zur E<strong>in</strong>zelfallhilfe <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong>en Verlauf,<br />

● Überprüfung des Hilfeverlaufes <strong>und</strong><br />

● (Selbst-)Kontrolle <strong>der</strong> fachlichen Qualität des Hilfeplanungsprozesses.<br />

Ausgehend von diesen Überlegungen wurde e<strong>in</strong> mehrteiliges <strong>und</strong> auf den Hilfeplanprozess<br />

bezogen „mehrschrittiges“ Dokumentations<strong>in</strong>strumentarium entwickelt <strong>und</strong> erprobt. Das Instrumentarium<br />

umfasst:<br />

1. den Sozialbericht (Teil 1) (s. CD: Zwickauer Land, Hilfeplanung, Z2),<br />

2. den Hilfeplan (Teil 2 – Personalien/ Entscheidung) (s. CD: Zwickauer Land, Hilfeplanung,<br />

Z3),<br />

3. die Zielformulierung (Teil 3) (s. CD: Zwickauer Land, Hilfeplanung, Z4) sowie<br />

4. die Hilfeplanfortschreibung (s. CD: Zwickauer Land, Hilfeplanung, Z6)<br />

131


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Alle Teile bilden zusammen genommen das Hilfeplandokument, <strong>in</strong>sofern hier alle für die Planung,<br />

Erbr<strong>in</strong>gung <strong>und</strong> Überprüfung (sowohl im H<strong>in</strong>blick auf Geeignetheit <strong>und</strong> Notwendigkeit<br />

gem. § 27 SGB VIII als auch h<strong>in</strong>sichtlich des Hilfeverlaufes im E<strong>in</strong>zelfall) erfor<strong>der</strong>lichen Informationen<br />

zusammengefasst s<strong>in</strong>d (vgl. Abbildung 9, S. 46).<br />

Auf Basis dieser Systematik wurde durch die <strong>Arbeit</strong>sgruppe e<strong>in</strong> Berichtsraster für die Zuarbeit<br />

von Leistungserbr<strong>in</strong>gern im Rahmen <strong>der</strong> Hilfeplanfortschreibung (Hilfebericht) entwickelt, <strong>der</strong><br />

auf die Dokumente <strong>der</strong> Hilfeplanung abgestimmt wurde <strong>und</strong> damit Teil <strong>der</strong> Hilfeplanfortschreibung<br />

ist (s. CD: Zwickauer Land, Hilfeplanung, Z5).<br />

Um e<strong>in</strong> Feedback zur Hilfeplanung <strong>und</strong> -realisierung von den AdressatInnen zu erhalten <strong>und</strong><br />

ggf. e<strong>in</strong>e Korrektur <strong>der</strong> Hilfe vornehmen zu können, wurde zudem e<strong>in</strong> AdressatInnenfragebogen<br />

(s. CD: Zwickauer Land, Hilfeplanung, Befragungs<strong>in</strong>strumente, Z1/ Z12) entwickelt <strong>und</strong><br />

obligatorisch <strong>in</strong> das Hilfeplanverfahren <strong>in</strong>tegriert. Dieser Fragebogen wird vor <strong>der</strong> ersten Fortschreibung<br />

<strong>der</strong> Hilfe sowohl von den Personensorgeberechtigten als auch vom K<strong>in</strong>d/ Jugendlichen<br />

<strong>aus</strong>gefüllt <strong>und</strong> von <strong>der</strong> fallzuständigen Fachkraft <strong>aus</strong>gewertet.<br />

7.3.2 <strong>Arbeit</strong>sgruppe Kooperation<br />

Der Auftrag dieser <strong>Arbeit</strong>sgruppe bestand grob gesagt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Qualitätssicherung durch Kooperation.<br />

Konkret g<strong>in</strong>g es dabei um die Abstimmung <strong>und</strong> Qualifizierung <strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />

zwischen den Erziehungsberatungsstellen, dem FD ASD <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Helfersystemen. Dieser<br />

Auftrag entstand <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Analyse <strong>der</strong> bisherigen Kooperationspraxis <strong>und</strong> bezeichnet e<strong>in</strong>e spezifische<br />

Zielstellung des Modellstandortes Zwickauer Land im Rahmen des Modellprojektes.<br />

H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> war, dass die MitarbeiterInnen <strong>der</strong> Erziehungsberatungsstelle feststellten, dass<br />

auf Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Möglichkeit des Zugangs <strong>in</strong> die Beratungsstelle ohne Hilfeplanverfahren parallel<br />

dazu oftmals schon an<strong>der</strong>e „Helfersysteme“ am E<strong>in</strong>zelfall agierten, was e<strong>in</strong> effizientes <strong>Arbeit</strong>en<br />

nicht selten beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te. In <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sgruppe wurden deshalb die Informations- <strong>und</strong> Kooperationsstrukturen<br />

kritisch geprüft <strong>und</strong> optimiert. Als e<strong>in</strong> Ergebnis entstand e<strong>in</strong> „Übergabebogen“<br />

(s. CD: Zwickauer Land, Übergabebogen), welcher sicherstellen soll, dass die<br />

<strong>in</strong>volvierten Helfersysteme vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>und</strong> um die Problematik wissen, <strong>der</strong> Verb<strong>in</strong>dlichkeitsgrad<br />

<strong>der</strong> Beratung erhöht <strong>und</strong> ggf. <strong>der</strong>en E<strong>in</strong>beziehung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e eventuelle Hilfeplanung möglich<br />

wird.<br />

7.3.3 <strong>Arbeit</strong>sgruppe Controll<strong>in</strong>g, Leistungs-, Entgelt- <strong>und</strong><br />

Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen<br />

<strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> Ergebnisse dieser <strong>Arbeit</strong>sgruppe sollen hier <strong>aus</strong>führlicher dargestellt werden. Bereits<br />

seit 2001 hat sich <strong>der</strong> Landkreis entschlossen, e<strong>in</strong> Controll<strong>in</strong>gverfahren für die Hilfen zur<br />

Erziehung zu entwickeln. Bisher fehlten Vergleichsmöglichkeiten <strong>und</strong> das Modellprojekt machte<br />

es möglich, dieses Verfahren weiterzuentwickeln.<br />

Zunächst wurden durch die <strong>Arbeit</strong>sgruppe Aufgaben <strong>und</strong> Funktionen e<strong>in</strong>es Controll<strong>in</strong>gs vor<br />

dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> fachlichen <strong>und</strong> organisatorischen Strukturen im Landkreis Zwickauer geklärt.<br />

Danach hat das Controll<strong>in</strong>g die Aufgabe, Daten zu erfassen, aufzubereiten <strong>und</strong> zur Verfügung<br />

zu stellen, die geeignet s<strong>in</strong>d, f<strong>und</strong>ierte Aussagen zur Erreichung struktureller, konzeptioneller<br />

<strong>und</strong> wirtschaftlicher Zielstellungen zu treffen. Das Controll<strong>in</strong>g bildet zudem e<strong>in</strong><br />

Instrument zur Sicherung <strong>und</strong> Überprüfung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>haltung von fachlichen <strong>und</strong> wirtschaftlichen<br />

Standards bei <strong>der</strong> Planung <strong>und</strong> Erbr<strong>in</strong>gung von erzieherischen Hilfen im E<strong>in</strong>zelfall <strong>und</strong> zur Wei-<br />

132


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

terentwicklung <strong>der</strong> Qualität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erziehungshilfe. Das Controll<strong>in</strong>g liefert also Daten für den<br />

E<strong>in</strong>zelfall, das konkrete Leistungsangebot <strong>und</strong> die Jugendhilfestruktur <strong>und</strong> ist damit e<strong>in</strong> wichtiges<br />

Instrument für e<strong>in</strong>e systematische Qualitätssicherung <strong>und</strong> Qualitätsentwicklung im Bereich<br />

<strong>der</strong> erzieherischen Hilfen.<br />

Das bereits bestehende Controll<strong>in</strong>gsystem im Landkreis wurde <strong>der</strong>gestalt weiterentwickelt,<br />

dass zu den bereits vorhandenen E<strong>in</strong>zelfalldaten, die mit Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Hilfe dem FD Sozialmanagement<br />

zugearbeitet werden, 11 noch weitere Daten <strong>aus</strong> dem E<strong>in</strong>zelfallcontroll<strong>in</strong>g h<strong>in</strong>zukommen.<br />

Dieses E<strong>in</strong>zelfallcontroll<strong>in</strong>g setzt mit Ablauf <strong>der</strong> Befristung <strong>der</strong> Maßnahme e<strong>in</strong> <strong>und</strong> enthält<br />

Angaben zu Hilfeart, Hilfebeg<strong>in</strong>n, Daten <strong>der</strong> Hilfepläne im Controll<strong>in</strong>gzeitraum, Vergleich<br />

<strong>der</strong> geplanten Ziele mit den im Hilfeverlauf erreichten Ergebnissen, Darlegung <strong>der</strong> Gründe für<br />

Erfolg o<strong>der</strong> Misserfolg, perspektivische Überlegungen <strong>der</strong> Sozialarbeiter<strong>in</strong> zum weiteren Hilfeverlauf,<br />

Anregungen, Rückmeldungen <strong>und</strong> Sichtweisen <strong>der</strong> Teammitglie<strong>der</strong>. Mit Beendigung<br />

<strong>der</strong> Hilfe erfolgt e<strong>in</strong>e weitere Datenweitergabe zu Beendigungsgr<strong>und</strong>, anschließendem Aufenthalt<br />

<strong>und</strong> den nachfolgenden Leistungen sowie den Kosten <strong>der</strong> Leistung. E<strong>in</strong>e Abschlussevaluation<br />

(s. CD: Zwickauer Land, Hilfeplanung, Z9) <strong>der</strong> zuständigen Fachkraft des ASD zum Hilfeverlauf<br />

(Beurteilung des Erreichungsgrades <strong>der</strong> Wirkungsziele <strong>und</strong> verschiedener<br />

Sozialkompetenzen, Beurteilung <strong>der</strong> Perspektive) sowie <strong>der</strong> Hilfe leistenden Stelle ((s. CD:<br />

Zwickauer Land, Hilfeplanung, Z8) schließen die Erfassung <strong>der</strong> Controll<strong>in</strong>gdaten e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>zelfalles<br />

ab.<br />

Die Auswertung dieser Daten erfolgt e<strong>in</strong>mal jährlich im ASD-Team <strong>und</strong> fließt e<strong>in</strong> <strong>in</strong> den Qualitätsdialog<br />

zwischen MitarbeiterInnen des freien <strong>und</strong> öffentlichen Trägers e<strong>in</strong>, wenn es um die<br />

E<strong>in</strong>schätzung <strong>und</strong> Bewertung von Leistungs- <strong>und</strong> Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen geht.<br />

Diese Vorgehensweise bef<strong>in</strong>det sich noch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Probephase.<br />

Damit ist auf den Schwerpunkt <strong>der</strong> Weiterentwicklung von Leistungs- <strong>und</strong> Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen<br />

verwiesen. Bevor die <strong>in</strong>haltliche Diskussion zu Leistungsbeschreibung<br />

<strong>und</strong> Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barung geführt wurde, war es zunächst von Bedeutung, e<strong>in</strong>en<br />

e<strong>in</strong>heitlichen <strong>und</strong> verb<strong>in</strong>dlichen Qualitätsbegriff für die erzieherischen Hilfen zu erarbeiten, um<br />

die Diskussion von e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen Basis <strong>aus</strong> führen zu können. Zu klären war dabei die<br />

Frage: Was macht e<strong>in</strong>e gute Hilfe zur Erziehung <strong>aus</strong>? Die Debatte dazu führten sowohl MitarbeiterInnen<br />

<strong>der</strong> Verwaltung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Sozialdienste als auch <strong>der</strong> freien Träger. Eckpunkte <strong>der</strong><br />

Diskussion waren:<br />

● Zufriedenheit <strong>der</strong> AdressatInnen,<br />

● Zufriedenheit <strong>der</strong> MitarbeiterInnen,<br />

● Sozialverträglichkeit <strong>der</strong> Maßnahme,<br />

● fachliche Qualität <strong>der</strong> Ausführung,<br />

● <strong>der</strong> Grad <strong>der</strong> Zielerreichung (Effektivität),<br />

● das Verhältnis von Aufwand <strong>und</strong> Ergebnis (Effizienz).<br />

Erste Orientierung bei <strong>der</strong> Erarbeitung des Qualitätsbegriffes war e<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wirtschaft vertretenes,<br />

sehr pragmatisches Qualitätsverständnis: „Qualität ist, wenn <strong>der</strong> K<strong>und</strong>e zurückkommt<br />

11 Wer hat die Hilfe angeregt?; Anlass <strong>der</strong> Hilfe bei den Eltern; Anlass <strong>der</strong> Hilfe beim jungen Menschen;<br />

schwierige äußere Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, schulische, berufliche Abschlüsse <strong>und</strong> gegenwärtige Bildung/<br />

Ausbildung; Aufenthalt vor Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Hilfe; vorangegangene Hilfe; Dauer <strong>und</strong> Unterbr<strong>in</strong>gung<br />

des jungen Menschen bisher; erfolgte Unterbr<strong>in</strong>gung außerhalb des Landkreises <strong>und</strong> warum; Beg<strong>in</strong>n<br />

<strong>der</strong> Hilfe; Begründung <strong>der</strong> Hilfe; Form <strong>der</strong> Unterbr<strong>in</strong>gung; Welche Wirkungsziele sollen erreicht werden?;<br />

Wann erfolgt das Fallcontroll<strong>in</strong>g?; vor<strong>aus</strong>sichtliche Dauer <strong>der</strong> Hilfe; Ist e<strong>in</strong>e Rückkehr <strong>in</strong> die<br />

Herkunftsfamilie vorgesehen?; nicht geklärte Frage- <strong>und</strong> Problemstellung; Zusatzleistungen<br />

133


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

<strong>und</strong> nicht das Produkt“. Übertragen auf die Jugendhilfe könnte es dann heißen: „Qualität ist,<br />

wenn alle Beteiligten zufrieden s<strong>in</strong>d; wenn AdressatInnen, Jugendamt, E<strong>in</strong>richtung <strong>und</strong> Gesellschaft<br />

zufrieden s<strong>in</strong>d mit dem, was erarbeitet <strong>und</strong> wie es erarbeitet wurde“. Im Ergebnis dieser<br />

Diskussion ist schließlich die nachfolgende Def<strong>in</strong>ition entstanden:<br />

Qualität Qualität <strong>in</strong> den Hilfen zur Erziehung entsteht <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Umsetzung fachlicher Maßstäbe auf allen<br />

Ebenen <strong>der</strong> Erziehungshilfepraxis sowie <strong>der</strong>en Weiterentwicklung.<br />

Qualität Qualität <strong>in</strong> den Hilfen zur Erziehung bedeutet, dass Leistungen bei vorliegendem Bedarf rechtzeitig<br />

zur Verfügung gestellt, bedarfsgerecht geplant, durchgeführt <strong>und</strong> h<strong>in</strong>sichtlich ihres Verlaufs<br />

<strong>und</strong> ihrer Ergebnisse kont<strong>in</strong>uierlich evaluiert werden.<br />

Qualität Qualität ist erreicht, wenn auf dieser Gr<strong>und</strong>lage Leistungen so realisiert wurden, dass für die<br />

NutzerInnen <strong>der</strong> Leistung wie für das Geme<strong>in</strong>wesen e<strong>in</strong> nachhaltiger Nutzen, also e<strong>in</strong>e Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Lebenssituation <strong>der</strong> NutzerInnen <strong>und</strong> damit e<strong>in</strong>e Entlastung für das Leben des Geme<strong>in</strong>wesens<br />

bei angemessenem Ressourcene<strong>in</strong>satz erzielt wurde.<br />

Daran anschließend wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zweiten Schritt die bisherige <strong>Praxis</strong> bei Leistungs- <strong>und</strong><br />

Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen im Landkreis Zwickauer Land analysiert, u.a. unter Rückgriff<br />

auf die Ergebnisse <strong>der</strong> Inhaltsanalyse durch die Projektleitung. Die Auswertung <strong>der</strong> Leistungsvere<strong>in</strong>barung<br />

erfolgte nach den Kriterien:<br />

● Rechtsgr<strong>und</strong>lagen: Auf welchen Leistungsbereich des SGB VIII zielt die Leistungsvere<strong>in</strong>barung?<br />

Welche konkreten Leistungen werden beschrieben?<br />

● Zielgruppe: Wurde <strong>und</strong> wie differenziert wurde die Zielgruppe des konkreten Angebotes<br />

beschrieben? Wurden Ausschlusskriterien benannt?<br />

● Leistungsbeschreibung: Wurden Ziele <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> Leistung benannt? Wurde<br />

e<strong>in</strong>e Unterscheidung nach Regel- <strong>und</strong> Zusatzleistungen getroffen?<br />

● Qualität <strong>der</strong> Leistung: Wurden <strong>und</strong> welche Angaben wurden zur Qualität <strong>der</strong> Leistung<br />

getroffen? In welcher Form <strong>und</strong> Ausführlichkeit wurden diese Angaben getätigt?<br />

● Kooperation: Wurden Kooperationspartner <strong>in</strong> den Leistungsbeschreibungen benannt.<br />

Ist e<strong>in</strong>e formale Struktur vorhanden (Umfang, <strong>in</strong>haltliche Struktur, die e<strong>in</strong>e Vergleichbarkeit<br />

zulässt, Verhältnis zwischen Leistungsbeschreibung <strong>und</strong> Leistungsvere<strong>in</strong>barung)<br />

Dabei wurde festgestellt, dass es zwischen den Trägern Unterschiede <strong>in</strong> <strong>der</strong> strukturellen <strong>und</strong><br />

<strong>in</strong>haltlichen Ausgestaltung solcher Vere<strong>in</strong>barungen gibt, die e<strong>in</strong>en Vergleich zwischen den Trägern<br />

e<strong>in</strong>erseits erschwert <strong>und</strong> e<strong>in</strong> perspektivisch zu erarbeitendes Controll<strong>in</strong>gverfahren e<strong>in</strong>schränken<br />

würde. Deshalb wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ersten Diskussionsschwerpunkt geklärt, welches<br />

Verständnis von Leistungsqualität den Vere<strong>in</strong>barungen zugr<strong>und</strong>e liegen soll, welche Aussagen<br />

von den Leistungsanbietern <strong>in</strong> ihren Leistungsbeschreibungen hierzu <strong>in</strong> welcher Form <strong>und</strong><br />

Ausführlichkeit zu treffen s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> welche <strong>in</strong>frastrukturellen Aspekte zu beachten s<strong>in</strong>d.<br />

Danach müssen <strong>in</strong> den Beschreibungen <strong>der</strong> Leistungen differenzierte, aber gleichzeitig h<strong>in</strong>reichend<br />

konkrete Aussagen zum speziellen Leistungsangebot getroffen werden, die e<strong>in</strong>e steuerungswirksame<br />

Vere<strong>in</strong>barung über die Leistung im E<strong>in</strong>zelfall ermöglichen. E<strong>in</strong>e Leistungsbeschreibung<br />

muss e<strong>in</strong>en knappen aber strukturell <strong>und</strong> fachlich präzisen sowie e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>ordnung,<br />

Vergleich <strong>und</strong> Bewertung ermöglichenden E<strong>in</strong>druck vom konkreten Leistungsangebot vermitteln.<br />

Im Ergebnis <strong>der</strong> Diskussion ist e<strong>in</strong> Raster für e<strong>in</strong>e Leistungsbeschreibung (s. CD: Zwickauer<br />

Land, Vere<strong>in</strong>barungen, Z1) entstanden, das <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesamtarbeitsgruppe vorgestellt <strong>und</strong> akzeptiert<br />

wurde. Damit war es möglich, mit allen im Landkreis Zwickauer Land ansässigen freien<br />

Trägern zu vere<strong>in</strong>baren, dieses Raster als verb<strong>in</strong>dliches <strong>Arbeit</strong>smaterial <strong>in</strong> die <strong>Praxis</strong> zu übernehmen.<br />

134


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

E<strong>in</strong>e ebenso <strong>in</strong>tensive Diskussion wurde zu den Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen, <strong>der</strong>en<br />

Aufbau <strong>und</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Inhalten geführt. Maxime war e<strong>in</strong>e Äußerung von Joachim Merchel,<br />

<strong>der</strong> dazu sagte: „Statt e<strong>in</strong>es Bemühens um e<strong>in</strong>e möglichst umfassende <strong>und</strong> alle konzeptionellen<br />

Fe<strong>in</strong>heiten e<strong>in</strong>beziehende Qualitätskonzeption, sollte man sich auf e<strong>in</strong>ige <strong>aus</strong>gewählte, für<br />

die angezielte Qualität beson<strong>der</strong>s zentrale Kriterien beschränken. Dabei geht es darum, solche<br />

pädagogischen Situationen o<strong>der</strong> solche Kriterien <strong>in</strong> den Mittelpunkt zu stellen, denen für die<br />

Beurteilung von Qualität e<strong>in</strong>e Schlüsselfunktion zukommt.“<br />

In den Vere<strong>in</strong>barungen sollte mith<strong>in</strong> differenziert werden zwischen Qualitätsaspekten allgeme<strong>in</strong>er<br />

<strong>und</strong> gr<strong>und</strong>legen<strong>der</strong> Art, die <strong>aus</strong> dem umfassenden Sozialisationsauftrag von Heimerziehung<br />

resultieren, Qualitätsaspekten, die mit <strong>der</strong> spezifischen konzeptionellen Ausrichtung <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>richtung bzw. <strong>der</strong> Gruppe <strong>in</strong> Zusammenhang stehen <strong>und</strong> Qualitätsaspekten, die etwas zu<br />

tun haben mit den jeweiligen personellen Konstellationen, also <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e mit den <strong>in</strong>dividuellen<br />

Beson<strong>der</strong>heiten des Hilfe- <strong>und</strong> Erziehungsbedarfes bei den gerade untergebrachten K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

<strong>und</strong> Jugendlichen. Des Weiteren sollten Indikatoren benannt werden, die e<strong>in</strong>e Debatte<br />

darüber erlauben, ob <strong>und</strong> <strong>in</strong> welchem Ausmaß e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>richtung die formulierten Qualitätskriterien<br />

erfüllen konnte. Es erleichtert die Bewertung <strong>der</strong> Qualität, wenn es gel<strong>in</strong>gt, die Indikatoren<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Form von Kennziffern bzw. beobachtbaren Ereignissen zu übersetzen.<br />

Schließlich sollten <strong>in</strong> den Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen neben den zu bewertenden<br />

Qualitätskriterien die anzuwendenden Verfahren zur Qualitätsbewertung <strong>und</strong> die Dokumentationspflichten<br />

(Form, Zeiträume, Verantwortliche) benannt werden. Dabei sollte deutlich werden,<br />

● dass Qualitätsbewertung immer des Dialoges bedarf,<br />

● welche Qualitätskriterien auf e<strong>in</strong>er quantitativen Gr<strong>und</strong>lage bewertet werden,<br />

● welche Qualitätskriterien <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en dialogischen Verfahren, z.B. Hilfeplangesprächen<br />

o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Abschlussgesprächen bei Beendigung e<strong>in</strong>es Heimaufenthaltes bewertet werden,<br />

● <strong>in</strong> welchen Zeiträumen die Qualitätsbewertung erfolgt,<br />

● welche Akteure (Heimleitung, Erziehungsleitung, MitarbeiterInnen von Gruppen, MitarbeiterInnen<br />

des ASD bzw. Jugendamtes u.a.) bei welchem Verfahrensteil beteiligt s<strong>in</strong>d.<br />

E<strong>in</strong>e Qualitätsentwicklung, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e wenn sie träger- <strong>und</strong> e<strong>in</strong>richtungsübergreifend erfolgt,<br />

macht nur S<strong>in</strong>n, wenn die Zwischenergebnisse <strong>der</strong> Qualitätsbewertung transparent <strong>und</strong><br />

ehrlich dargestellt werden können. <strong>Berichte</strong>, die <strong>aus</strong>schließlich auf Erfolgsmeldungen <strong>aus</strong>gerichtet<br />

s<strong>in</strong>d, ersche<strong>in</strong>en wenig hilfreich. Auch mangelndes Erreichen von Qualitätszielen muss<br />

veröffentlicht werden können, wobei gleichzeitig die Gründe dafür zu analysieren s<strong>in</strong>d. Das<br />

geht aber nur, wenn e<strong>in</strong>e gewisse Fehlerfre<strong>und</strong>lichkeit zugestanden <strong>und</strong> mith<strong>in</strong> e<strong>in</strong> h<strong>in</strong>reichen<strong>der</strong><br />

Vertrauensschutz garantiert wird. Kooperation <strong>in</strong> dieser Frage bedeutet, dass die Art <strong>der</strong><br />

Darstellung <strong>und</strong> die Analysen <strong>der</strong> Bewertungsergebnisse geme<strong>in</strong>sam entwickelt werden.<br />

Der eigentliche Verfahrensablauf wurde <strong>in</strong> vier Stufen unterteilt:<br />

1. Def<strong>in</strong>ition von Qualität (Struktur-, Prozess-, Ergebnisqualität): Zu fragen ist hier, ob sich<br />

e<strong>in</strong>ige pädagogische Situationen o<strong>der</strong> Kriterien her<strong>aus</strong>heben, denen man i.S. von<br />

„Schlüsselkriterien“ e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Bedeutung für Qualitätsentwicklung zusprechen<br />

kann.<br />

2. Möglichkeiten <strong>der</strong> Überprüfung: Lassen sich Indikatoren f<strong>in</strong>den, die es erlauben, das<br />

Erreichen o<strong>der</strong> Nichterreichen von Qualitätszielen auch für Außenstehende nachvollziehbar<br />

zu bewerten <strong>und</strong> darzustellen? Bei <strong>der</strong> Auswahl von Indikatoren ist ferner nach<br />

135


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Prüfungs<strong>in</strong>strumenten zu fragen, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung ohne all zu viel zusätzlichen<br />

Aufwand e<strong>in</strong>setzbar s<strong>in</strong>d (Fragebögen, statistische Erhebungen u.a.).<br />

3. Festlegung von Überprüfungsverfahren: Es ist e<strong>in</strong>e Auswahl <strong>der</strong> anzuwendenden Prüfungs<strong>in</strong>strumente,<br />

e<strong>in</strong>e genaue Vere<strong>in</strong>barung über Zeiträume, Anlässe <strong>und</strong> Verantwortlichkeiten<br />

für die Anwendung <strong>der</strong> Prüf<strong>in</strong>strumente <strong>und</strong> es s<strong>in</strong>d Vere<strong>in</strong>barungen über<br />

Zeiträume <strong>und</strong> Modalitäten <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>samen Auswertung <strong>der</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> Qualitätsüberprüfungen<br />

zu treffen.<br />

4. Überlegungen zur weiteren Qualitätsentwicklung: Die Auswertung mündet <strong>in</strong> strategische<br />

Überlegungen zu den Schlussfolgerungen: Welche Schritte s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>zuleiten zur<br />

Weiterentwicklung von Qualität, welche för<strong>der</strong>lichen o<strong>der</strong> h<strong>in</strong><strong>der</strong>lichen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

für Qualitätsentwicklung bestehen <strong>und</strong> wie ist im weiteren Prozess damit umzugehen?<br />

Es werden Verabredungen getroffen für konkrete Schritte <strong>der</strong> Qualitätsentwicklung<br />

<strong>und</strong> wie<strong>der</strong>um über Modalitäten <strong>der</strong> Überprüfung.<br />

In <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sgruppe wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>tensiven Diskussionsprozess e<strong>in</strong> Muster für e<strong>in</strong>e Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barung<br />

entwickelt <strong>und</strong> mit e<strong>in</strong>em freien Träger, bei dem die Diskussion<br />

zu Leistungs- <strong>und</strong> Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barung turnusmäßig erfolgte, <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es<br />

Qualitätsdialoges getestet. Somit konnten die neu entwickelten Raster auf ihre Praktikabilität<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong> h<strong>in</strong> überprüft werden. Dabei stellte sich her<strong>aus</strong>, dass zum<strong>in</strong>dest bei <strong>der</strong> Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barung<br />

e<strong>in</strong> Muster entwickelt worden war, das <strong>in</strong>haltlich viel zu <strong>aus</strong>führlich<br />

war <strong>und</strong> den freien Trägern e<strong>in</strong>en nicht zu realisierenden Mehraufwand an schriftlicher <strong>Arbeit</strong><br />

abverlangte. Die bisherigen Ergebnisse wurden mith<strong>in</strong> nochmals geprüft <strong>und</strong> es wurde gefragt,<br />

welche Kriterien <strong>aus</strong> Sicht des freien <strong>und</strong> öffentlichen Trägers <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barung<br />

enthalten se<strong>in</strong> sollten, also unentbehrlich s<strong>in</strong>d, um e<strong>in</strong>en Vergleich bzw.<br />

e<strong>in</strong>e Bewertung des Leistungsangebotes entlang se<strong>in</strong>er Qualität vornehmen zu können. Auf<br />

Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> Testergebnisse <strong>und</strong> <strong>der</strong> daran anschließenden Überlegungen ist e<strong>in</strong> neues<br />

Muster entwickelt worden, das praktikabler <strong>aus</strong>gestaltet wurde, ohne an <strong>in</strong>haltlicher Substanz<br />

e<strong>in</strong>zubüßen (s. CD: Zwickauer Land, Vere<strong>in</strong>barungen, Z3).<br />

Da die Aushandlung e<strong>in</strong>er Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barung immer e<strong>in</strong>en Dialog zwischen<br />

öffentlichem <strong>und</strong> freiem Träger erfor<strong>der</strong>t, wurden zudem Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Maßstäbe für diese<br />

Zusammenarbeit def<strong>in</strong>iert <strong>und</strong> zunächst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em „Gr<strong>und</strong>satzpapier zur Zusammenarbeit von<br />

öffentlichem <strong>und</strong> freiem Träger <strong>der</strong> Jugendhilfe gemäß § 78 b SGB VIII zur Aushandlung e<strong>in</strong>er<br />

Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barung“ zusammengefasst, welches nach e<strong>in</strong>gehen<strong>der</strong> Diskussion<br />

<strong>und</strong> nicht zuletzt im Ergebnis des „Probelaufes“ zu e<strong>in</strong>em Qualitätskonzept für die Hilfen zur<br />

Erziehung im Landkreis Zwickauer Land weiterentwickelt wurde. Dieses Konzept be<strong>in</strong>haltet<br />

den Auftrag <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendhilfe <strong>und</strong> die Verpflichtung des öffentlichen <strong>und</strong> freien<br />

Trägers zur Schaffung von Vor<strong>aus</strong>setzungen für die Planung <strong>und</strong> Erbr<strong>in</strong>gung qualitativ hochwertiger<br />

Hilfen zur Erziehung. Es wurden die für die Sicherung <strong>und</strong> Weiterentwicklung von Hilfen<br />

zur Erziehung erfor<strong>der</strong>lichen Leitl<strong>in</strong>ien wie:<br />

● Lebensweltorientierung,<br />

● Partizipation <strong>und</strong> Mitwirkung,<br />

● Dienstleistungsorientierung:Professionalität <strong>und</strong> Fachlichkeit,<br />

● Kooperation <strong>und</strong> Vernetzung,<br />

● Regionalisierung <strong>und</strong> Sozialraumbezug,<br />

● Flexibilität <strong>und</strong> Bedarfsangemessenheit<br />

als verb<strong>in</strong>dliche Standards festgeschrieben. Es schreibt den geme<strong>in</strong>sam def<strong>in</strong>ierten Qualitätsbegriff<br />

<strong>in</strong> den Hilfen zur Erziehung sowie Gegenstand <strong>und</strong> Ziel von Qualitätsentwicklung ver-<br />

136


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

b<strong>in</strong>dlich fest. Abschließend s<strong>in</strong>d die Standards für Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen <strong>und</strong><br />

die Maßstäbe für Bewertung <strong>und</strong> Überprüfung <strong>der</strong> Qualität <strong>und</strong> Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barung<br />

e<strong>in</strong>es Leistungsangebotes benannt (s. CD: Zwickauer Land, Vere<strong>in</strong>barungen, Z2).<br />

7.4 Ergebnisse <strong>und</strong> Konsequenzen des Projektes<br />

Rückblicken kann festgestellt werden, dass die durch den Fachbereich Jugend <strong>und</strong> Soziales<br />

mit dem Modellprojekt verknüpften Zielstellungen erreicht werden konnten. Das Hilfeplanverfahren<br />

wurde fachlich, organisatorisch <strong>und</strong> methodisch weiterentwickelt, neue Dokumentations-<br />

<strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>s<strong>in</strong>strumente <strong>in</strong> die <strong>Praxis</strong> e<strong>in</strong>geführt. Wesentliche Schnittstellen <strong>in</strong>nerhalb des<br />

Fachbereiches sowie zu Leistungserbr<strong>in</strong>gern konnten transparenter gestaltet <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>in</strong>haltlichfachlicher<br />

H<strong>in</strong>sicht qualifiziert werden. Die geme<strong>in</strong>same <strong>Arbeit</strong> an den Schwerpunkten des Projektes<br />

hat die bereits vor dem Projekt bestehende gute Kooperation zwischen öffentlichem<br />

Träger <strong>und</strong> freien Trägern weiter verbessert <strong>und</strong> mit dem fortentwickelten Verfahren bei Vere<strong>in</strong>barungen<br />

gemäß § 78 b SGB VIII wurden Transparenz <strong>und</strong> Verb<strong>in</strong>dlichkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kooperation<br />

gesteigert. Schließlich steht mit dem überarbeiteten Controll<strong>in</strong>gverfahren e<strong>in</strong> Instrument<br />

zur Verfügung, dass von beiden Seiten für e<strong>in</strong>e kritisch-konstruktive Qualitätsdiskussion <strong>und</strong><br />

-entwicklung im Landkreis Zwickauer Land genutzt werden kann <strong>und</strong> genutzt wird. Ausdruck<br />

dafür ist z.B., dass wichtige Daten des Controll<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen<br />

vere<strong>in</strong>barte Gr<strong>und</strong>lagen für den Qualitätsdialog zwischen öffentlichem Träger <strong>und</strong> Leistungsanbieter<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Mit Beendigung des Projektes wird <strong>der</strong> Prozess zur Qualitätsentwicklung im Landkreis<br />

Zwickauer Land nicht abgeschlossen se<strong>in</strong>. Die fachlichen Standards zur Hilfeplanung bspw.<br />

müssen stete Berücksichtigung f<strong>in</strong>den <strong>und</strong> im Hilfeplanverfahren immer wie<strong>der</strong> neu zur Geltung<br />

gebracht werden. Die <strong>Arbeit</strong>sgruppe <strong>aus</strong> dem Modellprojekt hat sich entschieden auch<br />

mit Abschluss des Projektes weiterh<strong>in</strong> zweimal jährlich zur Beratung zusammenzukommen. Die<br />

Kooperation ist gut <strong>und</strong> wenn sie <strong>in</strong> dieser Kont<strong>in</strong>uität weiter erfolgen wird, wird sich dies positiv<br />

auf die weitere <strong>Entwicklung</strong> <strong>der</strong> Hilfen zur Erziehung im Landkreis Zwickauer Land <strong>aus</strong>wirken.<br />

8 Das Modellprojekt im Nie<strong>der</strong>schlesischen<br />

Oberl<strong>aus</strong>itzkreis<br />

Wolfgang A. Müller<br />

8.1 Vorbemerkung<br />

Ich möchte mich bei allen Beteiligten für die gute Kooperation im Verlauf des Projektes bedanken,<br />

ohne die wesentliche Ergebnisse nicht zustande gekommen wären. Zuallererst bei<br />

Thomas Drößler (Projektleitung) für Unterstützung <strong>und</strong> kollegialen Aust<strong>aus</strong>ch <strong>und</strong> bei Katja<br />

137


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Barke für die enge <strong>und</strong> vertrauensvolle Zusammenarbeit. Außerdem bei den Kolleg<strong>in</strong>nen im<br />

ASD <strong>und</strong> bei den Leistungserbr<strong>in</strong>gern, bei den MitarbeiterInnen <strong>der</strong> Jugendhilfeagenturen<br />

<strong>und</strong> bei den Leitungskräften des öffentlichen <strong>und</strong> <strong>der</strong> freien Träger, beson<strong>der</strong>s auch bei Herrn<br />

Hammer <strong>und</strong> <strong>der</strong> Jugendhilfeplaner<strong>in</strong> Pia Rohr. Sie alle haben zu e<strong>in</strong>em erfolgreichen Verlauf<br />

des Projektes beigetragen – bleiben Sie weiter „am Ball“.<br />

8.2 Projektidee <strong>und</strong> Projektentstehung vor dem regionalen<br />

H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> im Nie<strong>der</strong>schlesischen Oberl<strong>aus</strong>itzkreis (NOL)<br />

Der Nie<strong>der</strong>schlesische Oberl<strong>aus</strong>itzkreis hatte sich 2003 mit folgen<strong>der</strong> Zielstellung für das Modellprojekt<br />

beworben: „Mit dem Modellprojekt verfolgen wir das Ziel, <strong>in</strong> unserem <strong>in</strong>novativen<br />

Umstrukturierungsprozess die Erkenntnisse <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Evaluation des Hilfeplanverfahrens zu nutzen,<br />

um die Qualität bestehen<strong>der</strong> Hilfen zur Erziehung zu verbessern, Leistungsangebote dem<br />

Bedarf entsprechend anzupassen <strong>und</strong> anhand <strong>der</strong> gewonnenen Erfahrungen E<strong>in</strong>fluss auf die<br />

Betreuungskonzepte im K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstättenbereich zu nehmen.“ Zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Bewerbung<br />

befand sich die Jugendhilfelandschaft im NOL seit dem Jahr 2001 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gr<strong>und</strong>legenden<br />

Umgestaltungsprozess, <strong>der</strong> nach e<strong>in</strong>er Sozialraumanalyse von <strong>der</strong> langfristig <strong>aus</strong>gerichteten<br />

Perspektive e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tergenerativen Geme<strong>in</strong>wesenarbeit geleitet war. Nach dem Aufbau<br />

von planungsraumbezogenen Jugendhilfeagenturen durch freie Träger <strong>aus</strong> dem präventiven<br />

Bereich her<strong>aus</strong>, wurden im Januar 2004 <strong>der</strong> ASD <strong>und</strong> die Jugendgerichtshilfe des öffentlichen<br />

Trägers <strong>in</strong> die Jugendhilfeagenturen dezentralisiert.<br />

Mit dem Modellprojekt sollte <strong>der</strong> Übergang <strong>in</strong> die sozialräumliche <strong>Arbeit</strong> des ASD <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

JGH begleitet <strong>und</strong> unterstützt werden, es sollten neue Chancen unter Nutzung <strong>der</strong> Ressourcen<br />

vor Ort aufgezeigt <strong>und</strong> Sicherheit im weiteren Umgang mit <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> geschaffen werden.<br />

Dabei war von Anfang an deutlich, dass <strong>der</strong> Umstrukturierungsprozess wertvolle Kräfte b<strong>in</strong>det<br />

<strong>und</strong> die Übernahme zusätzlicher Aufgaben <strong>und</strong>enkbar gewesen wäre. Aus diesem Gr<strong>und</strong> war<br />

es wichtig, die Möglichkeiten des Modellprojektes <strong>aus</strong>zuschöpfen <strong>und</strong> die weitere Qualitätsentwicklung<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> erzieherischen Hilfen begleitet fortzuschreiben, für die tägliche <strong>Arbeit</strong><br />

nutzbar zu gestalten <strong>und</strong> Steuerungsmechanismen aufzuzeigen.<br />

Um sich im Rahmen des Modellprojektes tatsächlich kritisch mit <strong>der</strong> eigenen <strong>Arbeit</strong> <strong>aus</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong>zusetzen<br />

<strong>und</strong> Verän<strong>der</strong>ungen e<strong>in</strong>gefahrener Abläufe zu entwickeln, positionierte sich <strong>der</strong><br />

Landkreis von Beg<strong>in</strong>n an für e<strong>in</strong>e externe Besetzung des/ <strong>der</strong> ProjektmitarbeiterIn.<br />

8.3 Spezifische Zielstellungen <strong>und</strong> Projektkonzeption im NOL<br />

Als beson<strong>der</strong>e <strong>Arbeit</strong>sschwerpunkte zu Beg<strong>in</strong>n des Projektes im Nie<strong>der</strong>schlesischen Oberl<strong>aus</strong>itzkreis<br />

(NOL) wurden dabei vere<strong>in</strong>bart:<br />

138<br />

● <strong>Entwicklung</strong> e<strong>in</strong>es Leitbildes/ Qualitätskonzeptes für den ASD bezogen auf die Hilfeplanung<br />

sowie die Maßnahmen selbst,<br />

● <strong>Entwicklung</strong> von Evaluations<strong>in</strong>strumenten <strong>und</strong> von Indikatoren, die e<strong>in</strong>e Qualitätsprüfung<br />

ermöglichen,<br />

● Erarbeitung e<strong>in</strong>er Fachkonzeption für den ASD im NOL,<br />

● Begleitung <strong>der</strong> Dezentralisierung des ASD unter Wahrung <strong>der</strong> Fachlichkeit,


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

● Qualifizierung <strong>der</strong> ASD-MitarbeiterInnen <strong>und</strong> Stärkung ihrer diagnostischen Kompetenzen,<br />

● Bedarfs- <strong>und</strong> Angebotsdiskussion mit den freien Trägern <strong>der</strong> Jugendhilfe im Landkreis<br />

auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage e<strong>in</strong>er verdichteten Sozialraumbeschreibung <strong>und</strong> <strong>der</strong> beschlossenen<br />

Ziele für den Reformprozess im NOL (Jugendhilfeagenturen ...),<br />

● Vernetzung dieser Diskussion mit <strong>der</strong> Jugendhilfeplanung im Rahmen des Modellprojektes,<br />

● Aufzeigen <strong>und</strong> Erarbeiten von Steuerungsmechanismen für die erzieherischen Hilfen.<br />

Außerdem sollten erreicht werden:<br />

● die Reflexion <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sweise des ASD,<br />

● die Erarbeitung von transparenten Entscheidungswegen,<br />

● e<strong>in</strong>e stärkere Beteiligung <strong>der</strong> AdressatInnen <strong>und</strong> Betroffenen sowie <strong>der</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>ger<br />

am Hilfe(plan)prozess.<br />

8.4 Umsetzung <strong>und</strong> Verlauf <strong>der</strong> Projektarbeit<br />

8.4.1 Ausgangssituation, Schwierigkeiten <strong>und</strong> H<strong>in</strong><strong>der</strong>nisse<br />

Die Situation <strong>der</strong> Jugendhilfe im NOL war zu Beg<strong>in</strong>n des Projektes durch den geschil<strong>der</strong>ten<br />

umfassenden Umstrukturierungsprozess gekennzeichnet. Insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> ASD war davon zu<br />

Beg<strong>in</strong>n des Projektes betroffen, da er ab Januar 2004 im Rahmen <strong>der</strong> damit e<strong>in</strong>hergehenden<br />

Dezentralisierungsmaßnahmen auf die neu entstandenen sieben Jugendhilfeagenturen im<br />

Kreisgebiet verteilt wurde, während fast gleichzeitig im Landratsamt die Ämter Jugend <strong>und</strong><br />

Soziales zu e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen Fachbereich „Jugend, <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> Soziales“ zusammengeführt<br />

wurden. Der Prozess <strong>der</strong> Dezentralisierung wurde formal im April 2004 abgeschlossen, die <strong>in</strong>haltliche<br />

Ausgestaltung <strong>der</strong> Zusammenarbeit zwischen ASD-MitarbeiterInnen <strong>und</strong> den MitarbeiterInnen<br />

<strong>der</strong> freien Träger <strong>der</strong> Jugendhilfeagentur stand damit aber erst am Anfang. Die<br />

Qualifizierung <strong>der</strong> Kooperation zwischen den MitarbeiterInnen <strong>der</strong> Jugendhilfeagenturen <strong>und</strong><br />

den ASD-MitarbeiterInnen, die für die Schaffung <strong>in</strong>tegrierter, sozialraumorientierter Hilfen im<br />

NOL e<strong>in</strong>e unabd<strong>in</strong>gbare Vor<strong>aus</strong>setzung war, wurde vom Modellprojekt neben <strong>der</strong> Mitarbeit an<br />

den Sitzungen <strong>der</strong> AG Jugendhilfeagenturen v.a. durch e<strong>in</strong>en Workshop im Mai 2004 unterstützt,<br />

<strong>der</strong> das Selbstverständnis <strong>und</strong> die Schnittstellen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>der</strong> Jugendhilfeagenturen<br />

klarer fassen half. Außerdem wurde die Qualifizierung von ASD <strong>und</strong> freien Trägern <strong>der</strong> Jugendhilfeagenturen<br />

durch zwei Fortbildungsb<strong>aus</strong>te<strong>in</strong>e zu den Themen „Flexible, sozialraumorientierte<br />

Hilfen“ <strong>und</strong> „Kollegiale Beratung“ (Institut <strong>in</strong>form Dresden) flankiert.<br />

E<strong>in</strong>e Schwierigkeit zu Projektbeg<strong>in</strong>n bestand dar<strong>in</strong>, die Mitarbeiter<strong>in</strong>nen im ASD zu e<strong>in</strong>er aktiven<br />

Teilnahme am Modellprojekt zu motivieren, da sie schon e<strong>in</strong>em permanenten Verän<strong>der</strong>ungsprozess<br />

(Umstrukturierung) unterworfen waren <strong>und</strong> die personellen Ressourcen zu knapp<br />

bemessen waren. Die Motivation zu wecken gelang mittels e<strong>in</strong>er beteiligungsorientierten<br />

Gr<strong>und</strong>haltung <strong>und</strong> mit <strong>der</strong> Erkenntnis <strong>und</strong> Vermittlung praxistauglicher fachlicher Gew<strong>in</strong>ne<br />

(„Das br<strong>in</strong>gt mich <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er <strong>Arbeit</strong> weiter ...“). Positiv auf den Projektverlauf wirkte sich die<br />

dr<strong>in</strong>gend notwendige Erweiterung <strong>der</strong> personellen Ressourcen im ASD um e<strong>in</strong>e weitere Stelle<br />

im Herbst 2005 <strong>aus</strong>: gute gute gute <strong>Arbeit</strong> <strong>Arbeit</strong> braucht braucht ggute<br />

g ute Rahmenbed<strong>in</strong>gungen!<br />

139


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

E<strong>in</strong>e weitere anfangs ungünstige Rahmenbed<strong>in</strong>gung war <strong>der</strong> zweimalige Wechsel <strong>der</strong> Jugendamts-<br />

bzw. Fachbereichsleitung b<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>es Jahres (März 2004 sowie Januar 2005), sowie die<br />

Novellierung des SGB II <strong>und</strong> die nachfolgende Umstrukturierung im Landratsamt (Bildung e<strong>in</strong>er<br />

ARGE). Letzteres konterkarierte nach Me<strong>in</strong>ung des Verfassers auch die anvisierte Reform<br />

<strong>der</strong> Jugendhilfe im NOL – die Jugendhilfeagenturen sollten h<strong>in</strong> zu kle<strong>in</strong>räumig orientierten<br />

Bürgerbüros für jung <strong>und</strong> alt entwickelt werden; viele <strong>der</strong> dort anzubietenden Leistungen werden<br />

nun durch die drei ARGE-Standorte angeboten. Gleichzeitig war e<strong>in</strong>e „Ausdünnung“ <strong>der</strong><br />

professionell betriebenen offenen Jugendarbeit zu beobachten. Hier sollte die weitere <strong>Entwicklung</strong><br />

aufmerksam verfolgt werden.<br />

8.4.2 Qualifizierung <strong>der</strong> Hilfeplanung<br />

E<strong>in</strong> wesentliches Ziel des Modellprojektes bestand <strong>in</strong> <strong>der</strong> Qualifizierung <strong>der</strong> Hilfeplanung im<br />

Nie<strong>der</strong>schlesischen Oberl<strong>aus</strong>itzkreis. Mit Blick auf die formalen Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> ASD-<strong>Arbeit</strong> im<br />

Zusammenhang mit <strong>der</strong> Gewährung von Leistungen nach §§ 27 ff. SGB VIII war e<strong>in</strong> Mangel an<br />

verb<strong>in</strong>dlichen, schriftlichen Vorlagen, sowohl <strong>in</strong> fachlicher wie verwaltungsmäßiger H<strong>in</strong>sicht, zu<br />

konstatieren. Deshalb wurde <strong>der</strong> gesamte Hilfeplanprozess <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em umfangreichen Verfahren<br />

nachvollzogen <strong>und</strong> dokumentiert (W.A. Mueller: „Analyse <strong>der</strong> Hilfeplanungspraxis im NOL“<br />

Juni 2004). Während dieser Evaluationsphase wurden <strong>in</strong> mehreren Teamsitzungen mit dem<br />

ASD gleichzeitig Verbesserungsvorschläge e<strong>in</strong>gearbeitet.<br />

Um die Diskussion über Qualitätsstandards für e<strong>in</strong>e „gelungene Hilfeplanung“ anzuregen,<br />

wurde im Rahmen des Landesmodellprojektes mit ASD-Fachkräften <strong>aus</strong> Chemnitz, dem NOL<br />

<strong>und</strong> dem Landkreis Zwickauer Land e<strong>in</strong> entsprechen<strong>der</strong> Workshop unter Beteiligung des Landesjugendamtes<br />

durchgeführt. Standards, Kriterien <strong>und</strong> Indikatoren für e<strong>in</strong>e gelungene Hilfeplanung<br />

wurden außerdem von Projektleitung <strong>und</strong> -mitarbeiterInnen erarbeitet <strong>und</strong> diskutiert.<br />

Zur weiteren Qualifizierung <strong>der</strong> Hilfeplanung dienten folgende B<strong>aus</strong>te<strong>in</strong>e:<br />

140<br />

● Diskussion <strong>und</strong> Festlegung auf Standards, Kriterien <strong>und</strong> Indikatoren für e<strong>in</strong>e gelungene<br />

Hilfeplanung im ASD im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Leitbildentwicklung im ASD im Oktober<br />

2004;<br />

● Festlegung des öffentlichen Trägers auf e<strong>in</strong> neues „gelungenes Modell“ von Hilfeplanung<br />

im NOL bis Ende des Jahres 2004;<br />

● Diskussion des Hilfeplanverfahrens mit den Leistungsanbietern <strong>in</strong> <strong>der</strong> AG Hilfen zur Erziehung<br />

(AG HzE) <strong>und</strong> dem Unter<strong>aus</strong>schuss Jugendhilfeplanung im NOL im Frühjahr<br />

2005;<br />

● Beschluss des neuen Hilfeplanverfahrens durch den Jugendhilfe<strong>aus</strong>schuss (JHA) des<br />

NOL am 10. März 2005 <strong>in</strong>kl. Maßnahmenplan <strong>und</strong> <strong>der</strong> Beauftragung e<strong>in</strong>er Probephase;<br />

● Fortbildung <strong>der</strong> ASD-Mitarbeiter<strong>in</strong>nen:<br />

➔ „Zielentwicklung im Hilfeplan“ mit Prof. Hiltrud von Spiegel am 1./2. November<br />

2004 für ASD NOL, Chemnitz <strong>und</strong> Zwickauer Land;<br />

➔ „Sozialpädagogisches Fallverstehen“ mit Referent<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> Uni Koblenz Anfang<br />

2005;<br />

➔ „AdressatInnenbeteiligung“ mit Mart<strong>in</strong>a Kriener, K<strong>in</strong><strong>der</strong> haben Rechte e.V. Münster<br />

am 18. Januar 2005,


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

➔ Workshop „Flexible, sozialraumorientierte Hilfen – das Modell Frankfurt/O<strong>der</strong>“ für<br />

MitarbeiterInnen freier Träger <strong>und</strong> ASD im Januar 2005.<br />

Zur Umsetzung des neuen neuen Hilfeplanverfahrens Hilfeplanverfahrens wurde – wie bereits erwähnt – e<strong>in</strong> Maßnahmenplan<br />

entwickelt, <strong>der</strong> die weitere <strong>Arbeit</strong> des Modellprojektes im NOL für den Bereich <strong>der</strong> Qualifizierung<br />

<strong>der</strong> Hilfeplanung prägte. Wesentliche Bestandteile dieses Maßnahmenplanes Maßnahmenplanes waren:<br />

● die Erarbeitung e<strong>in</strong>es Konzeptes zum Vorgehen bei K<strong>in</strong>deswohlgefährdung,<br />

● die <strong>Entwicklung</strong> von tragfähigen Beteiligungskonzepten für K<strong>in</strong><strong>der</strong>, Jugendliche <strong>und</strong> Eltern<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Hilfeplanung,<br />

● die Qualifizierung von Zielformulierung im Hilfeplan,<br />

● die <strong>Entwicklung</strong> <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong> <strong>der</strong> kollegialen Fallberatung,<br />

● die Gestaltung neuer Hilfeplanformulare sowie<br />

● die <strong>Entwicklung</strong> von Controll<strong>in</strong>g- <strong>und</strong> Evaluations<strong>in</strong>strumenten auf Ebene des E<strong>in</strong>zelfalles.<br />

Diese B<strong>aus</strong>te<strong>in</strong>e wurden im Laufe des Projektes umgesetzt, so z.B. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Arbeit</strong>srichtl<strong>in</strong>ie<br />

zum Umgang mit K<strong>in</strong>deswohlgefährdung.<br />

Im Anschluss an den Beschluss des neuen Hilfeplanverfahrens durch den JHA wurde e<strong>in</strong>e Pro-<br />

bephase bephase für den Zeitraum von 01.06.-15.09.2005 vere<strong>in</strong>bart, <strong>in</strong> dem unter aktiver Mitwirkung<br />

des Projektmitarbeiters an den Teamberatungen die <strong>Praxis</strong> <strong>der</strong> kollegialen Fallberatung qualifiziert<br />

wurde. In diesem Zeitraum wurde außerdem <strong>der</strong> E<strong>in</strong>bezug <strong>der</strong> MitarbeiterInnen <strong>der</strong> freien<br />

Träger <strong>der</strong> Jugendhilfeagenturen <strong>und</strong> bei laufenden Fällen <strong>der</strong> MitarbeiterInnen des Leistungserbr<strong>in</strong>gers<br />

<strong>in</strong> die ASD-Teamberatung erprobt. Dieses Verfahren wurde bzgl. des<br />

E<strong>in</strong>bezuges <strong>der</strong> AgenturmitarbeiterInnen durch e<strong>in</strong>en Fragebogen evaluiert. Gleichzeitig wurden<br />

Hilfepläne <strong>und</strong> Teamberatungsprotokolle <strong>in</strong> Stichproben untersucht.<br />

Bezüglich <strong>der</strong> Auswertung des neuen Hilfeplanverfahrens konnten im Herbst 2005 folgende<br />

Ergebnisse Ergebnisse zusammengefasst werden:<br />

Das Das neue neue Hilfeplanverfahren Hilfeplanverfahren Hilfeplanverfahren hat hat sich sich gr<strong>und</strong>sätzlich gr<strong>und</strong>sätzlich bewährt! bewährt!<br />

Die Qualität im Hilfeplanungsprozess<br />

konnte damit verbessert werden. Das ist die übere<strong>in</strong>stimmende Me<strong>in</strong>ung <strong>der</strong> MitarbeiterInnen<br />

des öffentlichen Trägers <strong>und</strong> <strong>der</strong> freien Träger im NOL <strong>und</strong> des Modellprojektes. Im<br />

E<strong>in</strong>zelnen konnten folgende Wirkungen festgestellt werden:<br />

E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>e wesentlicher wesentlicher Schlüsselprozess Schlüsselprozess – – die die Teamberatung Teamberatung des des ASD ASD – – konnte konnte konnte weiter weiter qualifiziert qualifiziert<br />

qualifiziert<br />

werden werden werden durch e<strong>in</strong>e neue Form <strong>der</strong> Beratung <strong>und</strong> durch den E<strong>in</strong>bezug <strong>der</strong> freien Träger <strong>der</strong> Jugendhilfeagenturen<br />

(JHAg). Letzteres wurde auch mittels e<strong>in</strong>er Befragung per Fragebogen<br />

durch das Modellprojekt evaluiert. Das Ergebnis zeigte, dass die positiven Effekte <strong>in</strong> Bezug auf<br />

Fallverstehen <strong>und</strong> Hilfeplanung teilweise schon im Vorfeld <strong>der</strong> Beratung durch die enge Kooperation<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> jeweiligen Agentur erzielt werden. Deshalb wurde bzgl. <strong>der</strong> Teilnahme <strong>der</strong><br />

MitarbeiterInnen des freien Trägers <strong>der</strong> JHAg an <strong>der</strong> Teamberatung des ASD entschieden,<br />

dies hauptsächlich vor <strong>der</strong> Beratung <strong>in</strong> <strong>der</strong> jeweiligen Agentur fallbezogen zu prüfen. Die jeweilige<br />

ASD-Fachkraft entscheidet letztlich über den S<strong>in</strong>n <strong>der</strong> persönlichen Beteiligung. Die<br />

sog. „Regelanfrage“ an die freien Träger JHAg bleibt weiterh<strong>in</strong> als wichtige Informationsbasis<br />

bestehen.<br />

Die Leistungserbr<strong>in</strong>ger HzE sollten außerdem möglichst frühzeitig <strong>in</strong> die ASD-Beratung e<strong>in</strong>bezogen<br />

werden, um Hilfen geme<strong>in</strong>sam „maßzuschnei<strong>der</strong>n“. Der E<strong>in</strong>bezug von Leistungserbr<strong>in</strong>gern<br />

setzte aber e<strong>in</strong> neues System <strong>der</strong> Fallvergabe <strong>und</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>gung vor<strong>aus</strong>, das bestehende<br />

Konkurrenzen verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t.<br />

141


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Die Form <strong>der</strong> kollegialen Fallberatung Fallberatung im im ASD wurde im Rahmen <strong>der</strong> Erprobung weiterentwickelt,<br />

dabei wurde auch die Rolle <strong>der</strong> MitarbeiterInnen <strong>der</strong> wirtschaftlichen Jugendhilfe klarer<br />

gefasst. Durch die neue Form <strong>der</strong> Beratung <strong>und</strong> die neuen Teamberatungsprotokolle ergab<br />

sich e<strong>in</strong> klareres klareres Bild Bild vom vom Hilfebedarf Hilfebedarf <strong>und</strong> <strong>und</strong> von von den den Zielen Zielen <strong>der</strong> <strong>der</strong> Hilfe. Hilfe<br />

Dies ist e<strong>in</strong>e wesentliche<br />

Vor<strong>aus</strong>setzung für Evaluation <strong>und</strong> e<strong>in</strong> entsprechendes Controll<strong>in</strong>gverfahren.<br />

AdressatInnenbeteiligung: AdressatInnenbeteiligung: Für e<strong>in</strong>en gel<strong>in</strong>genden Hilfeprozess ist die weitgehende Beteiligung<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>, Jugendlichen <strong>und</strong> Eltern e<strong>in</strong> entscheidendes Qualitätsmerkmal. K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong><br />

Jugendliche wollen gehört <strong>und</strong> <strong>in</strong> ihrer Sichtweise ernst genommen werden. Deshalb sollten<br />

die ASD-Fachkräfte vor jedem Hilfeplangespräch unter vier Augen mit den beteiligten K<strong>in</strong><strong>der</strong>n/<br />

Jugendlichen sprechen. Hierbei s<strong>in</strong>d die Erfahrungen <strong>der</strong> ASD-MitarbeiterInnen <strong>aus</strong>gesprochen<br />

positiv. Die so beteiligten jungen Menschen sehen sich damit im Mittelpunkt <strong>der</strong> Hilfe<br />

(„Die kommen ja wegen mir ...“).<br />

Adressatenworkshop: Adressatenworkshop: Am 4./5. November 2005 wurde zum ersten Mal e<strong>in</strong> Workshop mit Jugendlichen,<br />

die im NOL an Erziehungshilfen teilnehmen, durchgeführt. Ziel war es dabei, die<br />

Sichtweisen <strong>der</strong> Jugendlichen auf Hilfeplanung <strong>und</strong> -durchführung direkt kennenzulernen. Teilgenommen<br />

haben 16 junge Menschen im Alter von 12 bis 17 Jahren. Im Ergebnis wurde klar,<br />

dass dass sich sich die die Jugendlichen Jugendlichen bisher bisher nicht nicht <strong>aus</strong>reichend <strong>aus</strong>reichend an an Hilfeplanung Hilfeplanung <strong>und</strong> <strong>und</strong> -durchführung -durchführung betei-<br />

betei<br />

ligt ligt fühlen. fühlen. Die Entscheidung über die jeweilige Hilfe erlebten die Jugendlichen eher als<br />

fremdbestimmt von Eltern <strong>und</strong> Jugendamt, gleichzeitig fehlte es an verständlicher Information<br />

über das ganze Verfahren. Auch bei <strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong> Hilfen zeigten sich Kritikpunkte.<br />

E<strong>in</strong>e umfangreiche Dokumentation dazu liegt vor. Die beteiligten Jugendlichen fanden die<br />

Idee e<strong>in</strong>es solchen Workshops sehr gut <strong>und</strong> schlugen vor, dies m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>mal jährlich zu<br />

machen, was auch <strong>der</strong> Absicht des Modellprojektes entspricht.<br />

<strong>Praxis</strong>test <strong>und</strong> Evaluation des Hilfeplanverfahrens <strong>und</strong> <strong>der</strong> e<strong>in</strong>geführten <strong>Arbeit</strong>s<strong>in</strong>strumente<br />

(z.B. Hilfeplanformulare etc.) sowie <strong>der</strong> Diskussionsprozess zwischen öffentlichem Träger <strong>und</strong><br />

freien Trägern über die Gestaltung von flexiblen, sozialraumorientierten Erziehungshilfen führten<br />

im Frühjahr 2006 zu e<strong>in</strong>er Überarbeitung Überarbeitung des des beschlossenen beschlossenen beschlossenen Hilfeplanverfahrens („Hilfeplanverfahren<br />

für Hilfen nach dem SGB VIII im NOL Mai 2006“). Wichtigstes Ergebnis war neben<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung neuer Hilfeplanformulare <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er redaktionellen Überarbeitung <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>bezug E<strong>in</strong>bezug E<strong>in</strong>bezug <strong>der</strong> <strong>der</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>ger Leistungserbr<strong>in</strong>ger <strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>in</strong> die die Teamberatung Teamberatung des des ASD ASD bei e<strong>in</strong>er gleichzeitigen Auf-<br />

teilung des Landkreises <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Region Nord bzw. Süd. Der E<strong>in</strong>bezug <strong>der</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>ger<br />

sollte dabei Folgendes leisten:<br />

1. Erweiterung des Fallverständnisses um die Perspektive <strong>der</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>ger,<br />

2. <strong>Entwicklung</strong> von kreativen <strong>und</strong> passgenauen Hilfen,<br />

3. Mehr Transparenz h<strong>in</strong>sichtlich des Handelns <strong>der</strong> ASD-Fachkräfte,<br />

4. Verbesserung <strong>der</strong> Kooperation zwischen ASD <strong>und</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>gern.<br />

8.4.3 Ergebnisse <strong>der</strong> Evaluation zu geme<strong>in</strong>samen Teamberatungen<br />

von Leistungserbr<strong>in</strong>gern <strong>und</strong> ASD im NOL<br />

Methode: Nach je<strong>der</strong> Beratung wurden die TeilnehmerInnen mittels Fragebogen befragt, <strong>der</strong><br />

Verfasser fungierte als teilnehmen<strong>der</strong> Beobachter. Im Ergebnis kann folgendes festgehalten<br />

werden:<br />

142<br />

● Fast 90% <strong>der</strong> Befragten schätzen e<strong>in</strong>, dass sich durch die Teilnahme <strong>der</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>ger<br />

an <strong>der</strong> Teamberatung des ASD das Fallverständnis um wichtige Gesichtspunkte


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

erweitert hat, drei Viertel s<strong>in</strong>d zudem <strong>der</strong> Ansicht, dass sich die Sichtweise <strong>der</strong> falle<strong>in</strong>br<strong>in</strong>genden<br />

ASD-Fachkraft durch den E<strong>in</strong>bezug <strong>der</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>ger verän<strong>der</strong>t hat.<br />

● Das notwendige <strong>und</strong> geeignete Hilfeangebot konnte nach Me<strong>in</strong>ung <strong>der</strong> BeratungsteilnehmerInnen<br />

<strong>in</strong> fast allen Fällen kreativer <strong>und</strong> passgenauer bestimmt werden.<br />

● Der vor<strong>aus</strong>sichtliche Erfolg <strong>der</strong> Hilfe ersche<strong>in</strong>t 80% <strong>der</strong> Befragten wahrsche<strong>in</strong>licher.<br />

● Und: Die Qualität <strong>der</strong> Teamberatung konnte nach E<strong>in</strong>schätzung aller Beteiligten durch<br />

den E<strong>in</strong>bezug <strong>der</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>ger wesentlich erhöht werden.<br />

● Das Handeln <strong>der</strong> ASD-Fachkräfte <strong>und</strong> ihre Entscheidungsf<strong>in</strong>dung ist für die MitarbeiterInnen<br />

<strong>der</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>ger transparent geworden, e<strong>in</strong>e wesentliche Vor<strong>aus</strong>setzung<br />

für e<strong>in</strong>e bessere Kooperation.<br />

Insgesamt hat sich Beratungsablauf, Rollenverteilung <strong>und</strong> die Teilnahme <strong>der</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>ger<br />

an <strong>der</strong> Teamberatung des ASD im NOL bewährt – dieses Modell wird von allen Beteiligten<br />

als erfolgreich e<strong>in</strong>geschätzt <strong>und</strong> sollte deshalb weiter fortgesetzt <strong>und</strong> entwickelt werden (<strong>aus</strong>führliche<br />

Evaluation liegt vor).<br />

8.4.4 <strong>Entwicklung</strong> <strong>der</strong> Infrastruktur <strong>der</strong> Hilfeangebote – Ausbau von<br />

flexiblen, sozialraumorientierten Angeboten<br />

Neben <strong>der</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> des ASD wurde e<strong>in</strong>e kooperative kooperative Qualitätsentwicklung Qualitätsentwicklung <strong>der</strong><br />

bestehenden Angebote an Erziehungshilfe betrieben. E<strong>in</strong> Ziel <strong>der</strong> Umstrukturierung <strong>der</strong> Jugendhilfe<br />

im NOL war es, das Angebot an Erziehungshilfen bedarfsgerecht zu flexibilisieren<br />

<strong>und</strong> an Sozialräumen <strong>aus</strong>zurichten. Anhand des Beispiels <strong>der</strong> Stadt Frankfurt/O<strong>der</strong> wurde im<br />

Januar 2005 unter Mo<strong>der</strong>ation des Modellprojektes e<strong>in</strong> zweitägiger Workshop <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er breiten<br />

Fachöffentlichkeit durchgeführt, <strong>in</strong> dem das Modell flexibler, sozialraumorientierter Erziehungshilfen<br />

<strong>in</strong> Frankfurt/O<strong>der</strong> <strong>aus</strong>führlich vorgestellt <strong>und</strong> diskutiert wurde. Der Workshop<br />

zeigte v.a., dass e<strong>in</strong> breit angelegter Diskussionsprozess über Ziele <strong>und</strong> Ausgestaltung des Reformprozesses<br />

<strong>der</strong> Erziehungshilfen im NOL sowohl auf Ebene <strong>der</strong> Fachkräfte als auch auf<br />

Ebene <strong>der</strong> Leitungskräfte notwendig ist. Dieser Prozess wurde durch e<strong>in</strong>en weiteren Fachtag<br />

im März <strong>und</strong> durch Beratungen des öffentlichen Trägers mit GeschäftsführerInnen <strong>und</strong> Leitungskräften<br />

<strong>der</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>ger von Juli 2005 an weitergeführt.<br />

Nach e<strong>in</strong>er längeren Diskussionsphase auf <strong>der</strong> Ebene von Fachkräften <strong>und</strong> Leitung bei öffentlichem<br />

Träger <strong>und</strong> freien Trägern hatte sich <strong>der</strong> öffentliche Träger im Oktober 2005 zur Umsetzung<br />

e<strong>in</strong>es Rahmenkonzeptes entschlossen, das im Bereich <strong>der</strong> Erziehungshilfen raumorientierte<br />

Trägerverbünde vorsah, die budgetf<strong>in</strong>anziert alle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region anfallenden Hilfebedarfe<br />

mittels flexibler, sozialraumorientierter Hilfen decken sollten. Die Umsetzung dieses Konzepts<br />

barg Chancen für e<strong>in</strong>e kooperative Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> für e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>novative Steuerung im<br />

Bereich <strong>der</strong> Erziehungshilfen, die vermehrte Anreize für Leistungserbr<strong>in</strong>ger schafft, Hilfen zielorientiert,<br />

flexibel, kooperativ <strong>und</strong> möglichst unaufwändig unter E<strong>in</strong>bezug vorhandener Ressourcen<br />

durchzuführen.<br />

Nach e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tensiven Diskussionsphase mit den Leitungskräften <strong>der</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>ger <strong>und</strong><br />

dem Unter<strong>aus</strong>schuss Jugendhilfeplanung zeichnete sich im Frühjahr 2006 ab, dass e<strong>in</strong>e Budgetierung<br />

von Erziehungshilfen unter den gegebenen H<strong>aus</strong>haltsbed<strong>in</strong>gungen von entscheidungsrelevanten<br />

Personen abgelehnt wurde. Trotzdem waren alle beteiligten Träger an e<strong>in</strong>er stärkeren<br />

raumbezogenen Kooperation <strong>in</strong>teressiert, was zu dem oben beschriebenen Modell <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>beziehung <strong>der</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>ger <strong>in</strong> die Teamberatung des ASD führte.<br />

143


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Die f<strong>in</strong>anziellen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen werden bis Ende 2006 unverän<strong>der</strong>t bleiben, d.h. es wird<br />

im E<strong>in</strong>zelfall f<strong>in</strong>anziert (stationärer Bereich) bzw. es wird über feste Sockelbeträge p<strong>aus</strong>chal<br />

e<strong>in</strong>e bestimmte Leistungsart (SPFH o<strong>der</strong> Erziehungsbeistand) für e<strong>in</strong>e bestimmte Region (Nord<br />

o<strong>der</strong> Süd) f<strong>in</strong>anziert, wobei die E<strong>in</strong>zelfälle auf die P<strong>aus</strong>chalen angerechnet werden, Mehrbedarf<br />

wird über zusätzlich verhandelte Fachleistungsst<strong>und</strong>en abgegolten. Ab Januar 2007 sollen<br />

neue Verträge abgeschlossen werden, die den geme<strong>in</strong>sam entwickelten Rastern für Leistungsvere<strong>in</strong>barungen<br />

<strong>und</strong> Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Zielvorstellung e<strong>in</strong>er flexiblen,<br />

sozialraumorientierten Erziehungshilfe entsprechen.<br />

8.4.5 Steuerung <strong>und</strong> Controll<strong>in</strong>g <strong>der</strong> Erziehungshilfen<br />

Nach e<strong>in</strong>er Beratung zum Thema Steuerung <strong>und</strong> Controll<strong>in</strong>g mit <strong>der</strong> Dezernent<strong>in</strong> <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Leitungskräften des öffentlichen Trägers im NOL im Januar 2005 wurde vom Projektmitarbeiter<br />

e<strong>in</strong> konzeptionelles Papier zum Thema „Controll<strong>in</strong>g/ Steuerung <strong>der</strong> HzE im NOL“ verfasst,<br />

das e<strong>in</strong> Ausgangspunkt für die oben beschriebene Diskussion über die Umstrukturierung im<br />

NOL wurde. Zusammengefasst g<strong>in</strong>g es um folgende Überlegungen:<br />

E<strong>in</strong> Controll<strong>in</strong>gverfahren im Bereich <strong>der</strong> Hilfen zur Erziehung soll:<br />

● absichern, dass Qualitätsziele erreicht werden (E<strong>in</strong>zelfallevaluation),<br />

● den „Wirkungsgrad“ von Hilfen transparenter machen,<br />

● Jugendhilfeplanung unterstützen, <strong>in</strong>dem Bedarfe klarer werden, wodurch sich passen<strong>der</strong>e<br />

Prognosen stellen lassen,<br />

● Aussagen über den Verlauf <strong>und</strong> die Kosten von Hilfen machen.<br />

Evaluation <strong>und</strong> Controll<strong>in</strong>g im Bereich <strong>der</strong> Erziehungshilfen gemäß SGB VIII sollten auf den<br />

Ebenen:<br />

● <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelfallbezogenen Steuerung <strong>und</strong> Evaluation <strong>und</strong><br />

● <strong>der</strong> fallübergreifenden strategischen Planung/ des Controll<strong>in</strong>gs.<br />

Nach den Vorarbeiten im Modellprojekt (Ergebnisse <strong>aus</strong> den Standorten Chemnitz <strong>und</strong><br />

Zwickauer Land) <strong>und</strong> den Diskussionen über e<strong>in</strong>e mögliche Budgetierung von Trägerverbünden<br />

konnte die Verlängerungsphase des Projektes von April bis September 2006 dazu genutzt<br />

werden, e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfallcontroll<strong>in</strong>g aufzubauen, das <strong>in</strong> Teilen schon <strong>in</strong> die <strong>Praxis</strong> überführt werden<br />

konnte, <strong>und</strong> e<strong>in</strong> umfassendes Controll<strong>in</strong>gverfahren für die Erziehungshilfen im Landkreis<br />

zu entwerfen, das den Bed<strong>in</strong>gungen vor Ort angemessen ersche<strong>in</strong>t.<br />

E<strong>in</strong> jährlich vorzulegen<strong>der</strong> Controll<strong>in</strong>gbericht HzE im NOL sollte <strong>aus</strong> folgenden drei Berichtsmodulen<br />

bestehen:<br />

144<br />

1. Berichtsmodul Berichtsmodul Berichtsmodul I I I (Hilfestatistik – E<strong>in</strong>zelfallcontroll<strong>in</strong>g – F<strong>in</strong>anzcontroll<strong>in</strong>g; alle sechs Monate<br />

vorzulegen jährlich am 10. Februar (Juli - Dez. Vorjahr) <strong>und</strong> am 10. Sept. (Jan. -<br />

Juni) mit folgenden Leitfragen:<br />

➔ Welche Hilfen wurden <strong>in</strong> welchem Umfang <strong>in</strong> welcher Region vergeben?<br />

➔ Durchschnittliche Hilfedauer ambulant <strong>und</strong> stationär?<br />

➔ Wie viele Hilfen wurden planmäßig/ unplanmäßig beendet?<br />

➔ Wie zufrieden s<strong>in</strong>d AdressatInnen, Fachkräfte <strong>und</strong> KlientInnen mit Hilfeplanung <strong>und</strong><br />

Durchführung?


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

➔ Welche Ergebnisse <strong>und</strong> Wirkungen wurden erzielt?<br />

➔ Wie wurden Qualitätsstandards e<strong>in</strong>gehalten (Sozialraumbezug, Vernetzung, <strong>in</strong>dividuell<br />

flexible Hilfen)?<br />

➔ Welche Mittelwerte (Durchschnitt <strong>und</strong> Median) bestehen bzgl. des f<strong>in</strong>anziellen Aufwandes<br />

für ambulante <strong>und</strong> stationäre Hilfeleistungen <strong>in</strong> den Regionen? Wie hoch<br />

ist <strong>der</strong> höchste <strong>und</strong> <strong>der</strong> niedrigste f<strong>in</strong>anzielle Aufwand pro E<strong>in</strong>zelfall?<br />

➔ Wie viel Geld wird für HzE <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region <strong>aus</strong>gegeben, wie viel Geld geht nach außerhalb?<br />

2. Berichtsmodul Berichtsmodul II II (jugendhilfeplanerische Stellungnahme; jährlich vorzulegen am 01.03.)<br />

mit folgenden Leitfragen:<br />

➔ Welche (sozial-)statistischen Daten <strong>und</strong> Informationen liegen bzgl. <strong>der</strong> Lebens- <strong>und</strong><br />

Bedarfslagen von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, Jugendlichen <strong>und</strong> Familien <strong>in</strong> den Regionen vor?<br />

➔ Welche E<strong>in</strong>schätzungen ergeben sich dar<strong>aus</strong> <strong>in</strong> Bezug auf die Inanspruchnahme von<br />

Erziehungshilfen <strong>und</strong> die Ergebnisse des Berichtsmoduls 1?<br />

➔ Welcher Zusammenhang lässt sich zwischen dem präventiven Bereich (JHAg) <strong>und</strong><br />

dem Bereich <strong>der</strong> Intervention (HzE) erkennen?<br />

➔ Welche Angebote fehlen zur Bedarfsdeckung?<br />

3. Berichtsmodul Berichtsmodul Berichtsmodul III III III (Fazit <strong>und</strong> Ableitungen <strong>aus</strong> trägerbezogenem Controll<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Qualitätsdialogen;<br />

jährlich vorzulegen am 01.03.) mit folgenden Leitfragen:<br />

➔ Wie entwickeln sich die Hilfeangebote <strong>in</strong> Art, Umfang, Personal, Konzept?<br />

➔ Wie zufrieden s<strong>in</strong>d Leistungserbr<strong>in</strong>ger <strong>und</strong> ASD mit <strong>der</strong> Hilfedurchführung auf Angebotsebene?<br />

➔ Welche Ergebnisse lassen sich träger-/ e<strong>in</strong>richtungsbezogen <strong>aus</strong> dem E<strong>in</strong>zelfallcontroll<strong>in</strong>g<br />

ableiten?<br />

➔ Wie werden die vere<strong>in</strong>barten Qualitätsstandards auf Ebene <strong>der</strong> Angebote e<strong>in</strong>gehalten?<br />

➔ Welche Ergebnisse konnten im Rahmen <strong>der</strong> Qualitätsdialoge erzielt werden?<br />

Aus dem Controll<strong>in</strong>gbericht lassen sich folgende Steuerungsimpulse <strong>der</strong> Leitungskräfte des öffentlichen<br />

Trägers ableiten:<br />

● Steuerungsimpulse Fachbereichsleitung <strong>und</strong> Fachgebietsleitung (Welche E<strong>in</strong>flussmöglichkeiten<br />

haben Fachgebiets- <strong>und</strong> Fachbereichsleitung auf das Handeln <strong>der</strong> Akteure<br />

im Bereich <strong>der</strong> Erziehungshilfen?)<br />

➔ Regelmäßige Auswertung <strong>der</strong> Controll<strong>in</strong>g-Ergebnisse mit den MitarbeiterInnen;<br />

➔ Vertragsgestaltung mit Leistungserbr<strong>in</strong>gern HzE bzgl. Leistung, Qualität <strong>und</strong> Entgelt;<br />

➔ Überprüfung <strong>und</strong> Neuformulierung von Steuerungszielen;<br />

➔ Än<strong>der</strong>ung von Verfahrensbestandteilen <strong>in</strong> Hilfeplanung <strong>und</strong> Durchführung;<br />

➔ Gezielte Fortbildung/ Coach<strong>in</strong>g von MitarbeiterInnen;<br />

➔ E<strong>in</strong>flussnahme auf angrenzende Systeme (H<strong>aus</strong>haltsplanung, Schule, Berufs<strong>aus</strong>bildung,<br />

<strong>Arbeit</strong>, Wohnen, Politik);<br />

145


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

➔ Regelmäßige Qualitätsdialoge zwischen öffentlichem Träger <strong>und</strong> freien Trägern,<br />

„best-practice-Fälle“ dokumentieren lassen <strong>und</strong> <strong>in</strong> AG HzE vorstellen <strong>und</strong> diskutieren.<br />

8.5 Kooperationsstrukturen <strong>und</strong> Beteiligung<br />

Das Modellprojekt verfolgte – wie bereits <strong>aus</strong>geführt – von Anfang an e<strong>in</strong>e Strategie Strategie <strong>der</strong> <strong>der</strong> ko-<br />

ko<br />

operativen operativen Qualitätsentwicklung<br />

Qualitätsentwicklung. Qualitätsentwicklung Dies galt sowohl für die <strong>in</strong>ternen Prozesse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verwaltung<br />

(v.a. im ASD) als auch für die Zusammenarbeit mit den Leistungserbr<strong>in</strong>gern <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en freien<br />

Trägern. Soll Qualität nachhaltig gesichert werden, müssen Gütekriterien, Qualitätsstandards<br />

<strong>und</strong> Indikatoren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen Prozess erarbeitet werden.<br />

Deshalb nahm <strong>der</strong> Verfasser im Projektzeitraum an (fast) allen Teamsitzungen des ASD teil, um<br />

dort immer wie<strong>der</strong> die Themen <strong>der</strong> Qualitätsentwicklung e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen. Durch die Personalwechsel<br />

an <strong>der</strong> Spitze des Jugendamtes bzw. Fachbereiches gelang erst ab 2005 e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierlichere<br />

E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung des Projektes <strong>in</strong> Leitungsdiskussionen des öffentlichen Trägers.<br />

Ziele <strong>und</strong> Absichten des Modellprojektes „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung“ wurden im<br />

März 2004 im Rahmen e<strong>in</strong>er Auftaktveranstaltung für den NOL <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er breiten Fachöffentlichkeit<br />

unter Mitwirkung des Sächsischen Landesjugendamtes dargestellt <strong>und</strong> diskutiert.<br />

Kooperation <strong>und</strong> Qualitätsentwicklung mit den freien Trägern wurde v.a. im Rahmen <strong>der</strong> im<br />

April 2004 gegründeten AG HzE <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> bereits bestehenden AG Jugendhilfeagenturen<br />

betrieben. Alle relevanten Themen, wie das Hilfeplanverfahren, die Novellierung dieses Verfahrens,<br />

Dialoge über Qualitätsmerkmale von Erziehungshilfen, e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Form von<br />

Leistungsbeschreibungen <strong>und</strong> Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen, e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches Raster<br />

für die <strong>Berichte</strong> <strong>der</strong> Träger zu den E<strong>in</strong>zelfallhilfen etc., konnten <strong>in</strong> diesen Gremien zwischen<br />

dem öffentlichen Träger <strong>und</strong> den Leistungserbr<strong>in</strong>gern abgestimmt werden.<br />

Inzwischen hat sich e<strong>in</strong>e Aufteilung des Landkreisgebietes <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Region Nord (Weißwasser,<br />

Bad Muskau, Boxberg/ Rietschen) <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Region Süd um Niesky, Reichenbach <strong>und</strong> Rothenburg<br />

durchgesetzt. In diesen Regionen soll sowohl e<strong>in</strong>e engere Abstimmung zwischen den Jugendhilfeagenturen<br />

als auch zwischen den dort tätigen Leistungserbr<strong>in</strong>gern im HzE-Bereich<br />

<strong>und</strong> dem ASD erfolgen. Bisher sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e engere Zusammenarbeit zwischen dem präventiven<br />

Bereich (freie Träger <strong>der</strong> JHAg) <strong>und</strong> dem Bereich <strong>der</strong> Erziehungshilfen nur über den ASD<br />

vermittelt zu erfolgen. Hier sollte e<strong>in</strong>e engere Abstimmung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen Gremium<br />

gesucht werden.<br />

Die Abstimmung mit <strong>der</strong> Jugendhilfepolitik erfolgte durch e<strong>in</strong>e regelmäßige Präsentation von<br />

Vorhaben <strong>und</strong> Ergebnissen des Modellprojektes im Jugendhilfe<strong>aus</strong>schuss bzw. im Unter<strong>aus</strong>schuss<br />

Jugendhilfeplanung. Außerdem konnte das Projekt ab Herbst 2004 eng mit <strong>der</strong> Ju Ju-<br />

Ju<br />

gendhilfeplanung gendhilfeplanung vernetzt werden, nachdem die Aufgabe <strong>der</strong> Planung extern vergeben wurde.<br />

Infolge <strong>der</strong> strategischen Diskussionen über die Gestaltung <strong>der</strong> Jugendhilfelandschaft im<br />

Bereich <strong>der</strong> Erziehungshilfen (Trägerverbünde, Budget) etablierte sich ab Mitte 2005 e<strong>in</strong>e<br />

amts<strong>in</strong>terne amts<strong>in</strong>terne Lenkungsgruppe Lenkungsgruppe bestehend <strong>aus</strong> dem Fachbereichsleiter Jugend, <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> Soziales,<br />

<strong>der</strong> Jugendhilfeplaner<strong>in</strong>, <strong>der</strong> Fachgebietsleiter<strong>in</strong> Jugend & Familie <strong>und</strong> dem Beauftragten<br />

für Qualitätsentwicklung HzE (Projektmitarbeiter). Hier wurden v.a. die Gespräche mit den<br />

Leitungskräften <strong>der</strong> freien Träger vorbereitet, <strong>in</strong>dem e<strong>in</strong> Konsens bzgl. <strong>der</strong> Absichten <strong>der</strong> Verwaltung<br />

erarbeitet wurde.<br />

146


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

8.6 Ergebnisse, Erfahrungen <strong>und</strong> Effekte des Vorhabens<br />

Da die Ergebnisse des Projektes <strong>in</strong> <strong>der</strong> Prozessdarstellung zum großen Teil schon benannt<br />

wurden, soll an dieser Stelle noch e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e Zusammenfassung erfolgen. Im Zeitraum des<br />

Landesmodellprojektes „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung erzieherischer Hilfen“ (Jan.<br />

2004 – Sept. 2006) konnte im Bereich des Nie<strong>der</strong>schlesischen Oberl<strong>aus</strong>itzkreises Folgendes<br />

erreicht werden:<br />

8.6.1 Hilfeplanung – Qualifizierung des ASD<br />

● Völlige Neufassung des Hilfeplanverfahrens untersetzt mit Qualitätsstandards, Kriterien<br />

<strong>und</strong> Indikatoren für e<strong>in</strong>e „gute“ Hilfeplanung – Beschluss des Jugendhilfe<strong>aus</strong>schusses;<br />

● <strong>Praxis</strong>phase <strong>und</strong> Evaluation <strong>und</strong> Fortschreibung des Hilfeplanverfahrens;<br />

● <strong>Arbeit</strong>srichtl<strong>in</strong>ie zum Umgang mit K<strong>in</strong>deswohlgefährdung;<br />

● Qualifizierung <strong>der</strong> Teamberatung im ASD durch e<strong>in</strong> neues Verfahren, dessen Erprobung<br />

<strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>;<br />

● Qualifizierung <strong>der</strong> Zielformulierung im Hilfeplan durch Fortbildung <strong>und</strong> mehrere Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs<br />

(auch mit Leistungserbr<strong>in</strong>gern);<br />

● Qualifizierung <strong>der</strong> Hilfeplanformulare.<br />

8.6.2 AdressatInnenbeteiligung<br />

● E<strong>in</strong>führen von Qualitätsstandards <strong>und</strong> Kriterien für Beteiligung im Hilfeplanprozess;<br />

● dar<strong>aus</strong> abgeleitet Maßnahmen zur besseren Beteiligung, wie das sog. „Vier-Augen-Gespräch“<br />

<strong>der</strong> ASD-Fachkraft mit dem K<strong>in</strong>d/ Jugendlichen vor dem Hilfeplangespräch;<br />

● Durchführung <strong>und</strong> Dokumentation e<strong>in</strong>es Beteiligungsworkshops mit Jugendlichen, die<br />

an Erziehungshilfen teilnahmen.<br />

8.6.3 Ausbau von flexiblen, sozialraumorientierten Angeboten,<br />

Kooperation öffentlicher <strong>und</strong> freier Träger<br />

● Qualifizierung des Verständnisses von flexiblen, sozialraumorientierten Erziehungshilfen<br />

auf Ebene <strong>der</strong> Fachkräfte <strong>und</strong> <strong>der</strong> Leitungskräfte;<br />

● Flexibilisierung von Hilfeangeboten weg von <strong>der</strong> „Versäulung“ von Erziehungshilfen;<br />

● Erhöhung des Raumbezuges von HzE-Angeboten – weniger Hilfen nach außerhalb;<br />

● Etablierung e<strong>in</strong>er AG HzE als Abstimmungsforum zwischen dem öffentlichen Träger<br />

<strong>und</strong> den freien Trägern;<br />

● Erarbeiten e<strong>in</strong>es geme<strong>in</strong>samen Qualitätsverständnisses bzgl. <strong>der</strong> Güte von Erziehungshilfen;<br />

● Verbesserung <strong>der</strong> Kooperation <strong>und</strong> <strong>der</strong> Transparenz <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> des ASD für die Leistungserbr<strong>in</strong>ger<br />

durch Teilnahme an den Teamberatungen des ASD.<br />

147


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

8.6.4 Qualifizierung von Leistungs- <strong>und</strong><br />

Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen<br />

● Erarbeiten e<strong>in</strong>es geme<strong>in</strong>samen Rasters für Leistungsbeschreibungen <strong>und</strong> für<br />

● Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen gemäß § 78 b ff. SGB VIII, <strong>in</strong>kl. e<strong>in</strong>es geme<strong>in</strong>samen<br />

Gr<strong>und</strong>verständnisses von Qualitätsstandards für Erziehungshilfen.<br />

8.6.5 Steuerung <strong>und</strong> Controll<strong>in</strong>g <strong>der</strong> Erziehungshilfen<br />

● Diskussion <strong>und</strong> Implementation e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zelfallbezogenen Abschlussevaluation durch<br />

Leistungserbr<strong>in</strong>ger <strong>und</strong> KlientInnen sowie den ASD;<br />

● Erarbeiten e<strong>in</strong>es kle<strong>in</strong>teiligen E<strong>in</strong>zelfallcontroll<strong>in</strong>gs für HzE;<br />

● Design <strong>und</strong> amts<strong>in</strong>terne Diskussion e<strong>in</strong>es umfassenden Controll<strong>in</strong>gverfahrens für den<br />

Bereich <strong>der</strong> Erziehungshilfen.<br />

8.7 Erfahrungen<br />

Soll Qualität nachhaltig gesichert werden, müssen Gütekriterien, Qualitätsstandards <strong>und</strong> Indikatoren<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen Prozess aller Beteiligten erarbeitet werden. Die <strong>Entwicklung</strong><br />

von Verfahren <strong>und</strong> Qualifizierung von Personen s<strong>in</strong>d dabei gleich wichtig.<br />

Das bedeutet: E<strong>in</strong>e Übernahme von Verfahren, wie z.B. von Ergebnissen des Modellprojektes,<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Gebietskörperschaft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Top-down-Prozess wird die dortige <strong>Praxis</strong> nicht<br />

nachhaltig bee<strong>in</strong>flussen, wenn ke<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samer Erarbeitungsprozess stattgef<strong>und</strong>en hat, <strong>der</strong><br />

Qualität sozusagen „<strong>in</strong> persona“ verankert.<br />

Gute Gute <strong>Arbeit</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>in</strong> <strong>in</strong> Erziehungshilfen Erziehungshilfen o<strong>der</strong> o<strong>der</strong> ASD ASD ASD braucht braucht gute gute gute Rahmenbed<strong>in</strong>gungen. Rahmenbed<strong>in</strong>gungen. Dies me<strong>in</strong>t zuallererst<br />

natürlich e<strong>in</strong>e den Aufgaben entsprechende Personal<strong>aus</strong>stattung bei ASD <strong>und</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>gern.<br />

Außerdem kann Qualität im Handeln nachhaltig nur gesichert werden, wenn<br />

<strong>Praxis</strong>beratung, Supervision, (Selbst-)Evaluation <strong>und</strong> Fortbildung als reflexive Stützung <strong>der</strong><br />

<strong>Praxis</strong> regelmäßig stattf<strong>in</strong>den.<br />

Geme<strong>in</strong>same Geme<strong>in</strong>same Fortbildungen Fortbildungen von von ASD ASD <strong>und</strong> <strong>und</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>gern Leistungserbr<strong>in</strong>gern schaffen schaffen schaffen e<strong>in</strong> e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames<br />

geme<strong>in</strong>sames<br />

Gr<strong>und</strong>verständnis Gr<strong>und</strong>verständnis „guter“ „guter“ <strong>Arbeit</strong>. <strong>Arbeit</strong>. Hier konnten sehr gute Erfahrungen mit den geme<strong>in</strong>samen<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs zu Zielentwicklung im Hilfeplan <strong>und</strong> zu kollegialer Beratung gemacht werden.<br />

Kooperative Kooperative Qualitätsentwicklung Qualitätsentwicklung gel<strong>in</strong>gt gel<strong>in</strong>gt nur nur <strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>em partnerschaftlichen partnerschaftlichen Klima Klima – – Konkurrenz<br />

Konkurrenz<br />

beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t Zusammenarbeit. Zusammenarbeit. Wer <strong>in</strong> den MitarbeiterInnen e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en E<strong>in</strong>richtung nur lästige<br />

Konkurrenten um knapper werdende E<strong>in</strong>zelfälle sieht, verfolgt e<strong>in</strong>e Strategie <strong>der</strong> Abschottung<br />

<strong>und</strong> des „Buhlens um die Gunst“ des ASD. Dies ist bisher glücklicherweise nur z.T. auf Ebene<br />

von Leitungskräften anzutreffen. Trotzdem sollten F<strong>in</strong>anzierungs<strong>in</strong>strumente im Bereich <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>zelfallhilfen immer auch auf ihre Auswirkungen auf Kooperation <strong>und</strong> Konkurrenz h<strong>in</strong> bedacht<br />

werden.<br />

Controll<strong>in</strong>gverfahren Controll<strong>in</strong>gverfahren helfen helfen Verantwortung Verantwortung zu zu teilen. teilen. Will heißen: werden <strong>Arbeit</strong>sabläufe kle<strong>in</strong>schrittig<br />

untersucht, werden dabei auch Verantwortlichkeiten <strong>und</strong> Kompetenzen geklärt. Dies<br />

kann Leitungspersonen entlasten <strong>und</strong> MitarbeiterInnen stärken.<br />

Reformprozesse Reformprozesse brauchen brauchen Zeit. Zeit. Oft werden von Seiten <strong>der</strong> Politik zu kurzfristige „Erfolgsmeldungen“<br />

von den „Managern“ von Verän<strong>der</strong>ungsprozessen verlangt. Dies kann dazu führen,<br />

dass zum<strong>in</strong>dest mittelfristig angelegte Verän<strong>der</strong>ungsprozesse wie die gr<strong>und</strong>legende Umge-<br />

148


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

staltung <strong>der</strong> Jugendhilfelandschaft im NOL unter zu „kurzsichtigen“ Erfolgsdruck gerät, was<br />

die Reform <strong>in</strong>sgesamt gefährden kann.<br />

Der Der öffentliche öffentliche öffentliche Träger Träger muss se<strong>in</strong>e Ziele <strong>und</strong> Absichten <strong>in</strong> Bezug auf (Um-)Gestaltungsprozesse<br />

zuerst <strong>in</strong>tern klären, dann offensiv nach außen tragen <strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em partnerschaftlichen Dialog<br />

mit den freien Trägern vorantreiben.<br />

149


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

9 Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung mit System –<br />

Intentionen des Projektes<br />

Die Träger <strong>der</strong> öffentlichen <strong>und</strong> freien K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendhilfe – so das Landesjugendamt <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>er Ausschreibung zu dem Modellprojekt – s<strong>in</strong>d zunehmend gefor<strong>der</strong>t, Nachweise über<br />

den Erfolg <strong>und</strong> die Wirkungen von Jugendhilfeleistungen <strong>und</strong> damit die Leistungsfähigkeit ihrer<br />

Maßnahmen <strong>und</strong> Angebote zu erbr<strong>in</strong>gen. Insbeson<strong>der</strong>e die erzieherischen Hilfen als <strong>der</strong><br />

zweitgrößte Ausgabenblock <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendhilfe stehen vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

kommunalen F<strong>in</strong>anzsituation zunehmend unter Legitimationsdruck gegenüber an<strong>der</strong>en kommunalen<br />

Aufgabenfel<strong>der</strong>n. Vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> hat das Sächsische Landesjugendamt im<br />

Auftrag des Landesjugendhilfe<strong>aus</strong>schusses das Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong><br />

-steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“ gestartet, das die <strong>Entwicklung</strong>, Erprobung <strong>und</strong> Implementierung<br />

von Strategien <strong>und</strong> Ansätzen <strong>der</strong> Qualitätsentwicklung bei örtlichen öffentlichen<br />

Trägern <strong>der</strong> Jugendhilfe <strong>in</strong> Sachsen zum Gegenstand hatte. Nach dem Ausgangsverständnis<br />

des Vorhabens besteht e<strong>in</strong> wesentliches Ziel von Qualitätsentwicklung im Bereich <strong>der</strong> erzieherischen<br />

Hilfen dar<strong>in</strong>, die Strukturen <strong>und</strong> Prozesse im Zusammenwirken öffentlicher <strong>und</strong> freier<br />

Träger zur bedarfsangemessenen Beratung <strong>und</strong> Unterstützung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, Jugendlichen <strong>und</strong><br />

Familien zu optimieren. Qualitätsentwicklung nach diesem Zugang ist somit nicht <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie<br />

<strong>aus</strong>gerichtet auf Nachweis <strong>und</strong> Legitimation, son<strong>der</strong>n auf Qualifikation <strong>und</strong> Weiterentwicklung.<br />

Diesbezüglich ist <strong>der</strong> „öffentliche Träger <strong>der</strong> Jugendhilfe aufgefor<strong>der</strong>t, se<strong>in</strong>e Aufgaben<br />

<strong>der</strong> Planung, <strong>der</strong> Entscheidung, <strong>der</strong> Evaluation <strong>und</strong> des Controll<strong>in</strong>gs im Bereich <strong>der</strong> erzieherischen<br />

Hilfen zu konzentrieren <strong>und</strong> zu optimieren.“ Fachlicher Bezugspunkt dieser Überlegungen<br />

zum Modellprojekt ist das im Elften K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendbericht <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung entwickelte<br />

Konzept des fachlich regulierten Qualitätswettbewerbs, welches die Chance e<strong>in</strong>er<br />

systematischen Verknüpfung sozialpädagogischer Fachlichkeit vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Verantwortung<br />

für das Aufwachsen von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen mit Strategien <strong>der</strong> wirtschaftlichen<br />

Optimierung <strong>und</strong> Effizienzsteigerung bei Strukturen <strong>und</strong> Maßnahmen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong><br />

Jugendhilfe eröffnet. Durch das Modellprojekt sollten Gr<strong>und</strong>lagen geschaffen werden für<br />

e<strong>in</strong>en fachlich regulierten Qualitätswettbewerb.<br />

Qualitätsentwicklung <strong>in</strong> den Hilfen zur Erziehung <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne hat zum Ziel, die Fachlichkeit<br />

bei <strong>der</strong> Planung <strong>und</strong> Durchführung von Erziehungshilfemaßnahmen sicherzustellen <strong>und</strong> zu steigern<br />

<strong>und</strong> hierdurch e<strong>in</strong>e Verbesserung <strong>der</strong> sozialpädagogischen wie auch <strong>der</strong> wirtschaftlichen<br />

Leistungsfähigkeit <strong>der</strong> beteiligten Träger <strong>und</strong> E<strong>in</strong>richtungen – öffentlicher wie freier o<strong>der</strong> privat-gewerblicher<br />

– zu erreichen. Das bed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e Betrachtungsweise, welche den E<strong>in</strong>zelfall,<br />

se<strong>in</strong>e Begleitung <strong>und</strong> Steuerung, wie auch die Gr<strong>und</strong>lagen für die <strong>Arbeit</strong>, also <strong>in</strong>stitutionelle<br />

<strong>und</strong> strukturelle Bed<strong>in</strong>gungen, gleichermaßen <strong>in</strong> den Blick nimmt. Hieran orientieren sich die<br />

Aktivitäten des Modellprojektes. Dementsprechend umfassend war das Modellprojekt angelegt<br />

<strong>und</strong> richtete sich auf verschiedene Ebenen <strong>der</strong> Erziehungshilfe. Ziel war es, die <strong>Praxis</strong> auf<br />

diesen Ebenen <strong>in</strong> den Modellstandorten zu qualifizieren, weiterzuentwickeln <strong>und</strong> sie mit Blick<br />

auf die fachliche Steuerung von Erziehungshilfen aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu beziehen. Insofern war <strong>der</strong> Titel<br />

des Projektes „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“ programmatisch.<br />

Auf <strong>der</strong> Ebene des E<strong>in</strong>zelfalles erfolgt Steuerung maßgeblich über das Hilfeplanverfahren.<br />

Steuerung heißt hier, mittels e<strong>in</strong>er qualifizierten Situationsklärung zu e<strong>in</strong>er fachlich begründeten<br />

Bedarfsfeststellung zu gelangen, auf <strong>der</strong>en Gr<strong>und</strong>lage e<strong>in</strong>e passende Hilfe <strong>aus</strong>gewählt<br />

bzw. konstruiert wird. Geme<strong>in</strong>sam mit AdressatInnen <strong>und</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>ger werden Ziele,<br />

Umfang <strong>und</strong> Leistungen <strong>der</strong> Hilfe geplant <strong>und</strong> diese schließlich umgesetzt. Werden hier – fernab<br />

jeglicher Vorwurfsrhetorik – Fehler gemacht, erfolgt Hilfeplanung unter unzureichen<strong>der</strong> Be-<br />

150


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

achtung – rechtlich festgeschriebener – fachlicher Anfor<strong>der</strong>ungen o<strong>der</strong> unter unzureichenden<br />

Bed<strong>in</strong>gungen, hat dies <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie negative Auswirkungen für die AdressatInnen, schlägt<br />

sich aber auch negativ auf die wirtschaftliche Bilanz von erzieherischen Hilfen nie<strong>der</strong>. Alle<strong>in</strong> die<br />

für zwei stationäre Unterbr<strong>in</strong>gungen, die bei e<strong>in</strong>gehen<strong>der</strong>er Prüfung möglicherweise für ungeeignet<br />

bef<strong>und</strong>en werden, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Jahr aufgewendeten Mittel, würden <strong>aus</strong>reichen, e<strong>in</strong>e volle<br />

SozialpädagogInnen-Stelle im ASD zu f<strong>in</strong>anzieren.<br />

Die Schwierigkeit mit <strong>der</strong> Hilfeplanung ist aber, dass diese nicht von vornhere<strong>in</strong> gewissermaßen<br />

„frei von Fehlern o<strong>der</strong> Fehlentscheidungen“ se<strong>in</strong> kann. Auch fachlich gute Hilfeplanung<br />

kann nicht garantieren, dass e<strong>in</strong>e konkrete Hilfe zur Erziehung erfolgreich verläuft, gen<strong>aus</strong>o<br />

wenig wie dies e<strong>in</strong>e ebensolche Umsetzung <strong>der</strong> Hilfe durch den Leistungserbr<strong>in</strong>ger vermag<br />

(vgl. die diesbezüglichen Debatten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wirkungsforschung). Empirische Untersuchungen<br />

<strong>und</strong> nicht zuletzt die Erfahrungen des Modellprojektes zeigen jedoch, dass e<strong>in</strong>e fachlich qualifizierte<br />

Hilfeplanung die Erfolgs<strong>aus</strong>sichten e<strong>in</strong>er erzieherischen Hilfe im E<strong>in</strong>zelfall deutlich erhöht<br />

(vgl. z.B. Baur et al. 1998).<br />

Hierfür bedarf es <strong>der</strong> Kompetenz <strong>der</strong> Jugendhilfefachkräfte <strong>und</strong> e<strong>in</strong>es qualifizierten Hilfeplanverfahrens.<br />

Im Rahmen des Projektes wurde das an den Modellstandorten praktizierte Hilfeplanverfahren<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>en fachlichen Gr<strong>und</strong>lagen, organisatorischen Rahmungen <strong>und</strong> nicht zuletzt<br />

den methodischen Zugängen kritisch geprüft <strong>und</strong> konsequent fortentwickelt, <strong>in</strong>klusive<br />

<strong>der</strong> Verfahren zur Überprüfung, Fortschreibung <strong>und</strong> Beendigung von Hilfen. Ergebnis dieser<br />

Anstrengungen ist über alle Modellstandorte h<strong>in</strong>weg e<strong>in</strong>e Hilfeplanungspraxis, die den Strukturmaximen<br />

des Achten Jugendberichtes folgt (vgl. BMJFFG 1990) <strong>und</strong> die nachweisbar zu<br />

bedarfsangemessener geplanten, präziser <strong>aus</strong>gestatteten, i.S. von Umfang <strong>und</strong> Zusatzleistungen,<br />

<strong>und</strong> zielorientierter umgesetzten Erziehungshilfen im E<strong>in</strong>zelfall führt – <strong>und</strong> damit auch zu<br />

effektiveren <strong>und</strong> effizienteren.<br />

E<strong>in</strong>e zweite Steuerungsebene zielt auf die E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> Dienste <strong>der</strong> Hilfen zur Erziehung.<br />

Fachliche Steuerung auf <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtungsebene bedeutet zweierlei:<br />

● <strong>der</strong> örtliche Träger muss – geme<strong>in</strong>sam mit den Leistungserbr<strong>in</strong>gern – dafür Sorge tragen,<br />

dass Hilfen zur Erziehung möglichst bedarfsangemessen, effektiv <strong>und</strong> effizient erbracht<br />

werden (können) <strong>und</strong> die dafür erfor<strong>der</strong>lichen E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> entsprechenden<br />

Qualität vorhanden s<strong>in</strong>d <strong>und</strong><br />

● er überprüft, ob Hilfen zur Erziehung im E<strong>in</strong>zelfall durch die E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> Dienste<br />

bedarfsangemessen, effektiv <strong>und</strong> effizient erbracht werden bzw. die dafür erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong> Vor<strong>aus</strong>setzungen – Strukturen, Verfahren, Kompetenzen – <strong>in</strong><br />

h<strong>in</strong>reichendem Maße gewährleistet s<strong>in</strong>d.<br />

Als Steuerungs<strong>in</strong>strumente stehen ihm dafür die Leistungs-, Entgelt- <strong>und</strong> Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen<br />

gem. §§ 78 a ff. SGB VIII zur Verfügung. Im Rahmen des Modellprojektes<br />

wurde die <strong>Praxis</strong> bei den Leistungs- <strong>und</strong> Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen kritisch untersucht<br />

<strong>und</strong> konsequent weiterentwickelt. Beson<strong>der</strong>es Augenmerk lag dabei auf den Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen,<br />

da diese als fachliches Steuerungs<strong>in</strong>strument <strong>in</strong>sofern von Bedeutung<br />

s<strong>in</strong>d, als <strong>in</strong> ihnen Aussagen getroffen <strong>und</strong> verb<strong>in</strong>dlich gemacht werden können, die<br />

1. die Perspektive auf die Effekte, Ergebnisse bzw. Wirkungen von konkreten Erziehungshilfemaßnahmen<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong>en Verlauf im E<strong>in</strong>zelfall forcieren <strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Verhältnis zu den<br />

Vor<strong>aus</strong>setzungen (z.B. Hilfeplanung) <strong>und</strong> Rahmenbed<strong>in</strong>gungen (z.B. Aussagen <strong>der</strong> Leistungsbeschreibung)<br />

<strong>der</strong> Erbr<strong>in</strong>gung dieser E<strong>in</strong>zelleistung zu setzen vermögen,<br />

2. den Beteiligten, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e jedoch den Kostenträgern, e<strong>in</strong> wirksames fachlich f<strong>und</strong>iertes,<br />

nichtsdestotrotz wirtschaftliche Gesichtspunkte systematisch berücksichtigen-<br />

151


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

des Controll<strong>in</strong>g- <strong>und</strong> Steuerungs<strong>in</strong>strument auf <strong>der</strong> Ebene des E<strong>in</strong>zelfalles an die Hand<br />

geben,<br />

3. somit fachliche <strong>und</strong> wirtschaftliche Evaluation bzw. Controll<strong>in</strong>g <strong>in</strong>stitutionalisieren, was<br />

bei konsequenter <strong>und</strong> begründeter Durchführung e<strong>in</strong>e immer fachliche Qualifizierung<br />

<strong>der</strong> Planung <strong>und</strong> Ausgestaltung von Leistungen <strong>der</strong> Erziehungshilfe e<strong>in</strong>for<strong>der</strong>t,<br />

4. damit Qualität <strong>und</strong> Qualitätsentwicklung ebenso auf <strong>der</strong> Ebene des Leistungsangebotes<br />

anfragen, wobei hier zusätzlich Aspekte <strong>der</strong> Strukturqualität sowie <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong>wirksamkeit<br />

von Konzeptqualität <strong>in</strong> den Fokus rücken,<br />

5. mit Blick auf die Jugendhilfeplanung Informationen e<strong>in</strong>fangen werden über Bedarfsentwicklungen<br />

(ergänzend zur Hilfeplanung sowie den an<strong>der</strong>en Strategien) sowie die Passgenauigkeit<br />

<strong>der</strong> vorhandenen Angebotsstruktur h<strong>in</strong>sichtlich dieser Bedarfslagen,<br />

6. umgekehrt im Rahmen <strong>der</strong> Jugendhilfeplanung her<strong>aus</strong>gearbeitete Zielstellungen <strong>der</strong><br />

fachlichen, <strong>in</strong>stitutionellen <strong>und</strong> <strong>in</strong>frastrukturellen Fortentwicklung des regionalen Angebotsspektrums<br />

bei den Erziehungshilfeakteuren verankern <strong>und</strong> Strategien zur Realisierung<br />

dieser Vorhaben konkretisieren.<br />

Vor<strong>aus</strong>setzungen dafür s<strong>in</strong>d u.a. fachlich begründete, transparente Indikatoren <strong>und</strong> Maßstäbe<br />

für die Qualitätsüberprüfung <strong>und</strong> -bewertung sowie e<strong>in</strong> ebenso transparentes Verfahren, das<br />

zudem darauf <strong>aus</strong>gerichtet ist, geme<strong>in</strong>sam mit dem Leistungsangebot systematisch Aktivitäten<br />

<strong>der</strong> Qualitätsentwicklung <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung o<strong>der</strong> dem Dienst her<strong>aus</strong>zuarbeiten <strong>und</strong> verb<strong>in</strong>dlich<br />

zu vere<strong>in</strong>baren. Steuerungsmöglichkeiten für den örtlichen öffentlichen Träger ergeben sich<br />

diesbezüglich dah<strong>in</strong>gehend, als dass Qualitätsentwicklungsbestrebungen vere<strong>in</strong>bart werden,<br />

die auf verän<strong>der</strong>te Bedarfsentwicklungen reagieren, Ergebnisse <strong>der</strong> Jugendhilfeplanung aufgreifen,<br />

strategische Überlegungen (sozialräumliche Angebotsstrukturen) <strong>in</strong> die Strukturentwicklung<br />

e<strong>in</strong>speisen o<strong>der</strong> die Beseitigung von im Qualitätsdialog festgestellten Qualitätsmängeln<br />

anmahnen. Nicht zuletzt ergibt sich die Möglichkeit, E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> Dienste u.a.<br />

entlang <strong>der</strong> def<strong>in</strong>ierten qualitativen Kriterien zu vergleichen <strong>und</strong> so auch bei Entgelten <strong>und</strong>/<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Inanspruchnahme von E<strong>in</strong>richtungen fach- <strong>und</strong> sachgerecht zu steuern.<br />

E<strong>in</strong> B<strong>in</strong>deglied zwischen E<strong>in</strong>zelfall- <strong>und</strong> fachlich-struktureller Steuerung ist das im Modellprojekt<br />

entwickelte <strong>und</strong> <strong>in</strong> die <strong>Praxis</strong> implementierte Controll<strong>in</strong>g- <strong>und</strong> Berichtssystem. Dieses erfasst<br />

systematisch die wichtigsten Daten von erzieherischen Hilfen im E<strong>in</strong>zelfall <strong>und</strong> bereitet<br />

diese auf, <strong>und</strong> zwar Daten zu den Ausgangsbed<strong>in</strong>gungen, zum Prozess <strong>der</strong> Hilfeplanung <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Erbr<strong>in</strong>gung <strong>und</strong> zu den Ergebnissen e<strong>in</strong>er konkreten Maßnahme. Damit ist es möglich, fallübergreifend<br />

Daten zu e<strong>in</strong>er Vielzahl von „Parametern“ zu generieren <strong>und</strong> <strong>in</strong> Bewertungs-,<br />

Steuerungs- <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>sprozesse e<strong>in</strong>zuspeisen. So kann auf <strong>der</strong> Ebene von Sozialräumen<br />

die Frage <strong>der</strong> Bedarfsentwicklung genauer untersucht werden, auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Erziehungshilfe<strong>in</strong>frastruktur<br />

die nach <strong>der</strong> Passgenauigkeit <strong>der</strong> vorhandenen Angebote, auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>richtungen die nach <strong>der</strong> Ergebnisqualität erbrachter Leistungen <strong>und</strong> auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Hilfeplanung<br />

die nach <strong>der</strong> Umsetzung fachlicher <strong>und</strong> Verfahrensstandards sowie – im Zusammenhang<br />

mit <strong>der</strong> Ergebnisqualität – nach <strong>der</strong> Fachlichkeit <strong>der</strong> (aktuellen) Hilfeplanungspraxis. E<strong>in</strong><br />

solches Controll<strong>in</strong>gsystem eröffnet die Möglichkeit, e<strong>in</strong>en kritischen Blick auf die Gesamtentwicklung<br />

<strong>in</strong> den Erziehungshilfen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelne Aspekte <strong>der</strong>selben zu werfen <strong>und</strong> diese f<strong>und</strong>iert<br />

zu h<strong>in</strong>terfragen.<br />

Auf Seiten des öffentlichen Trägers s<strong>in</strong>d damit wichtige konzeptionelle <strong>und</strong> <strong>in</strong>strumentelle<br />

Vor<strong>aus</strong>setzungen für e<strong>in</strong>en fachlich regulierten Qualitätswettbewerb her<strong>aus</strong>gearbeitet <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />

den Modellstandorten (<strong>in</strong> Ansätzen) <strong>in</strong> die <strong>Praxis</strong> e<strong>in</strong>geführt worden. Die Qualifizierung, Weiter-<br />

bzw. Neuentwicklung von Verfahren <strong>und</strong> Instrumenten im Rahmen des Modellprojektes<br />

zielte auch darauf ab, die Ebenen des E<strong>in</strong>zelfalls, <strong>der</strong> Leistungsangebote <strong>und</strong> die Jugendhilfe-<br />

152


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

planung e<strong>in</strong>er verknüpften, <strong>in</strong>tegrierten Betrachtung <strong>und</strong> Analyse zugänglich zu machen mit<br />

<strong>der</strong> Absicht, fachliche Qualität zum Kriterium wirtschaftlicher Steuerung zu machen. Hilfeplanung,<br />

Controll<strong>in</strong>g, Vere<strong>in</strong>barungen nach § 78 b SGB VIII, das Berichtswesen <strong>und</strong> nicht zuletzt<br />

die Jugendhilfeplanung bilden dabei die wesentlichen Elemente. Die systematische Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> Schnittstellen zwischen den unterschiedlichen (Steuerungs-)Ebenen <strong>in</strong> den erzieherischen<br />

Hilfen bei <strong>der</strong> konkreten Projektrealisierung geschah mit dem Ziel, die Gr<strong>und</strong>lagen<br />

für e<strong>in</strong>e durch Daten gestützte, fachlich rückgeb<strong>und</strong>ene, methodisch f<strong>und</strong>ierte Strategie<br />

<strong>der</strong> Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung beim öffentlichen Träger zu schaffen.<br />

Damit ist auch gesagt, dass die (isolierte) Fokussierung auf e<strong>in</strong>zelne Aspekte von Qualitätsentwicklung<br />

<strong>und</strong>/ o<strong>der</strong> Steuerung letztlich nur begrenzte Wirkungen erzielen kann. E<strong>in</strong>e <strong>aus</strong> f<strong>in</strong>anzpolitischen<br />

Notwendigkeiten her<strong>aus</strong> formulierte Erwartungshaltung, über Qualitätsentwicklung<br />

zu E<strong>in</strong>sparungen zu gelangen, greift so lange zu kurz, wie sich die damit verknüpften<br />

Aktivitäten <strong>in</strong> Budgetierungs- <strong>und</strong> Controll<strong>in</strong>gstrategien erschöpfen, die sich alle<strong>in</strong> an den Ausgaben<br />

orientieren, Verursachungsfaktoren wie Bedarfssituation <strong>und</strong> -entwicklung jedoch nicht<br />

systematisch <strong>in</strong> die Überlegungen e<strong>in</strong>beziehen. Ebenso wenig hilfreich ist es, sich alle<strong>in</strong> auf die<br />

Ergebnisse o<strong>der</strong> Wirkungen von Leistungen im E<strong>in</strong>zelfall zu konzentrieren ohne bspw. Struktur<br />

<strong>und</strong> Profil <strong>der</strong> örtlichen Erziehungshilfen – geme<strong>in</strong>sam mit den Leistungserbr<strong>in</strong>gern – <strong>in</strong> den<br />

Blick zu nehmen <strong>und</strong> ggf. verän<strong>der</strong>ten Anfor<strong>der</strong>ungen – ebenfalls geme<strong>in</strong>sam mit den Leistungserbr<strong>in</strong>gern<br />

– anzupassen.<br />

Fachlich regulierten Qualitätswettbewerb nur mit dem preisgünstigsten guten Leistungsangebot<br />

zu verb<strong>in</strong>den, greift zu kurz. Fachlich regulierter Qualitätswettbewerb zielt auch <strong>und</strong> wesentlich<br />

auf die Schaffung <strong>und</strong> Sicherung e<strong>in</strong>er qualifizierten Erziehungshilfepraxis <strong>und</strong> ebenso<br />

qualifizierter <strong>und</strong> <strong>aus</strong>reichen<strong>der</strong> <strong>in</strong>stitutioneller Rahmenbed<strong>in</strong>gungen als Vor<strong>aus</strong>setzungen für<br />

e<strong>in</strong>e effektive <strong>und</strong> somit effiziente Planung <strong>und</strong> Erbr<strong>in</strong>gung von Erziehungshilfeleistungen. Für<br />

die damit verb<strong>und</strong>enen Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> Aufgaben konnten durch die Beteiligten des Modellprojektes<br />

Ansätze <strong>und</strong> Lösungen entwickelt werden. Damit s<strong>in</strong>d sicherlich nicht die Ansätze<br />

<strong>und</strong> Lösungen gef<strong>und</strong>en worden. Sie stellen jedoch Modelle dar, <strong>der</strong>en kritische Prüfung<br />

<strong>und</strong> Adaption lohnenswert ersche<strong>in</strong>t <strong>und</strong> am Ende dieses <strong>Berichte</strong>s <strong>aus</strong>drücklich empfohlen<br />

werden soll.<br />

153


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Literaturverzeichnis<br />

A<strong>der</strong>, S./ Schrapper, Chr./ Thiesmeier, M. (2001): Sozialpädagogisches Fallverstehen <strong>und</strong> Sozialpädagogische<br />

Diagnostik <strong>in</strong> <strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> <strong>Praxis</strong>, We<strong>in</strong>heim <strong>und</strong> München<br />

Atteslan<strong>der</strong>, Peter (2006): Methoden <strong>der</strong> empirischen Sozialforschung, 11. neu bearbeitete<br />

<strong>und</strong> erweiterte Auflage, Berl<strong>in</strong><br />

Baur, D./ F<strong>in</strong>kel, M./ Hamberger, M./ Kühn, A. (1998): Leistungen <strong>und</strong> Grenzen von Heimerziehung.<br />

Ergebnisse e<strong>in</strong>er Evaluationsstudie stationärer <strong>und</strong> teilstationärer Erziehungshilfen,<br />

Stuttgart<br />

Becker, P.N. (1999): Welche Qualität haben Hilfepläne? B<strong>und</strong>esweite Strukturanalyse <strong>und</strong> Konzeption<br />

e<strong>in</strong>es Handlungsleitfadens, Frankfurt a.M.<br />

Böllert, K. (2003): Fachlich regulierter Qualitätswettbewerb, <strong>in</strong>: Sozialpädagogisches Institut im<br />

SOS-K<strong>in</strong><strong>der</strong>dorf e.V.: Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> Qualitätswettbewerb, München<br />

B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>ister für Jugend, Familie, Frauen <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit (1990): Achter Jugendbericht. Bericht<br />

über die Bestrebungen <strong>und</strong> Leistungen <strong>der</strong> Jugendhilfe, Bonn<br />

B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Familie, Senioren, Frauen <strong>und</strong> Jugend (Hg.) (2005): Qs Kompendium –<br />

Materialien zur Qualitätssicherung <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendhilfe, http://www.qs-kompendium.de/<br />

B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Familie, Senioren, Frauen <strong>und</strong> Jugend (Hg.) (2002): Elfter K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong><br />

Jugendbericht: Bericht über die Lebenssituation junger Menschen <strong>und</strong> die Leistungen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>-<br />

<strong>und</strong> Jugendhilfe <strong>in</strong> Deutschland, Berl<strong>in</strong><br />

B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Familie, Senioren, Frauen <strong>und</strong> Jugend (Hg.) (2002a): Effekte erzieherischer<br />

Hilfen <strong>und</strong> ihre H<strong>in</strong>tergründe, Berl<strong>in</strong><br />

Dedek<strong>in</strong>d, M. (2003): Stellenwert des Hilfeplanes im Rahmen <strong>der</strong> Qualitätsentwicklung, <strong>in</strong>:<br />

AFET Mitglie<strong>der</strong>-R<strong>und</strong>brief Nr. 3/2003, S. 20-28<br />

Deutscher B<strong>und</strong>estag 13. Wahlperiode (1998): Beschlussempfehlung <strong>und</strong> Bericht des Ausschusses<br />

für <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> Sozialordnung vom 01.04.1998, B<strong>und</strong>estagsdrucksache 13/10330,<br />

Bonn<br />

Drößler, Th. (2006): Qualität als Gegenstand von Vere<strong>in</strong>barungen, <strong>in</strong>: Drößler/ G<strong>in</strong>tzel (Hg.):<br />

Vom Eigens<strong>in</strong>n sozialpädagogischer Fachlichkeit. Qualität <strong>in</strong> den Hilfen zur Erziehung, Aachen,<br />

S. 115-136<br />

Drößler, Th. (2006a): Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen, <strong>in</strong>:<br />

Gildhoff/ Engel/ Rönnau/ Kr<strong>aus</strong> (Hg.): <strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> <strong>Praxis</strong> <strong>in</strong> den ambulanten Hilfen zur Erziehung,<br />

Freiburg i.Br., S. 143-158<br />

Freistaat Sachsen – Staatsm<strong>in</strong>isterium für Soziales (2003): „Zweiter Sächsischer K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendbericht“,<br />

Dresden<br />

Gottlieb, H.-D./ Kaufhold, S./ Thomsen, M. (2003): Rahmenverträge nach § 78 f SGB VIII, <strong>in</strong>:<br />

Vere<strong>in</strong> für Kommunalwissenschaften e.V./AFET e.V. (2003): Die Vere<strong>in</strong>barungen nach §§ 78 a<br />

ff. SGB VIII. Bestandsaufnahme <strong>und</strong> Analyse <strong>der</strong> Leistungs-, Entgelt- <strong>und</strong> Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen<br />

sowie <strong>der</strong> Rahmenverträge, Berl<strong>in</strong><br />

Kröger, R. (1999): Umsetzung <strong>der</strong> §§ 78 a-g SGB VIII. Aktueller Stand <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n,<br />

<strong>in</strong>: Jugendhilfe, Jg. 37, Heft 3/ 1999, S. 173-182<br />

154


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Kröger, R. (2003): „Leistungs-, Entgelt- <strong>und</strong> Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen als E<strong>in</strong>heit<br />

o<strong>der</strong> unterschiedliche Verfahren?“ <strong>in</strong>: Sozialpädagogisches Institut im SOS K<strong>in</strong><strong>der</strong>dorf e.V.<br />

(2003): „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> Qualitätswettbewerb“, München<br />

Kurz-Adam, M. (2004): Fachlichkeit, Recht <strong>und</strong> Ökonomie – Her<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>ungen an mo<strong>der</strong>nes<br />

fachliches Handeln im Jugendamt, <strong>in</strong>: Nachrichtendienst des Deutschen Vere<strong>in</strong>s, Heft 8/ 2004,<br />

S. 269 - 276<br />

Landschaftsverband Westfalen-Lippe (o.J.): Qualität durch Beteiligung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hilfeplanung<br />

nach § 36 SGB VIII. Ergebnisse <strong>und</strong> Anregungen <strong>aus</strong> e<strong>in</strong>em Modellprojekt durchgeführt <strong>in</strong> Kooperation<br />

mit den Jugendämtern Siegen, Pa<strong>der</strong>born <strong>und</strong> dem K<strong>in</strong><strong>der</strong> haben Rechte e.V., o.O.<br />

Merchel, J. (1998): Hilfeplanung <strong>in</strong> den Hilfen zur Erziehung. § 36 SGB VIII, Stuttgart, München,<br />

Hannover, Berl<strong>in</strong>, Weimar, Dresden<br />

Merchel, J. (Hg.) (2000): Qualitätsentwicklung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jugendhilfe, Frankfurt a.M.<br />

Merchel, J. (2006): 15 Jahre Hilfeplanung (§ 36 SGB VIII) – Anmerkungen zu e<strong>in</strong>er „Zwischenbilanz“,<br />

<strong>in</strong>: Zeitschrift für K<strong>in</strong>dschaftsrecht <strong>und</strong> Jugendhilfe, Heft 7/8, S. 353-361<br />

Modellprogramm Fortentwicklung des Hilfeplanverfahrens (2003): Hilfeplanung als Kontraktmanagement?<br />

Erster Zwischenbericht des <strong>Forschung</strong>s- <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>sprojekts „Hilfeplanung<br />

als Kontraktmanagement“, Koblenz<br />

Modellprogramm Fortentwicklung des Hilfeplanverfahrens (Hg.) (2005): Innovation durch Kooperation.<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> Perspektiven qualifizierter Hilfeplanung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />

freier <strong>und</strong> öffentlicher Träger <strong>der</strong> Jugendhilfe, München<br />

Mün<strong>der</strong>, J./ Tammen, B. (2003): Die Vere<strong>in</strong>barungen nach §§ 78 a ff. SGB VIII. E<strong>in</strong>e Untersuchung<br />

von Leistungs-, Entgelt- <strong>und</strong> Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen, <strong>in</strong>: Vere<strong>in</strong> für Kommunalwissenschaften<br />

e.V./AFET e.V. (2003): Die Vere<strong>in</strong>barungen nach §§ 78 a ff. SGB VIII. Bestandsaufnahme<br />

<strong>und</strong> Analyse <strong>der</strong> Leistungs-, Entgelt- <strong>und</strong><br />

Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen sowie <strong>der</strong> Rahmenverträge, Berl<strong>in</strong><br />

Oelerich, G./ Schaarschuch, A. (Hg.) (2005): Soziale Dienstleistungen <strong>aus</strong> Nutzersicht, München<br />

Peters, F./ Koch, J. (Hg.) (2004): Integrierte erzieherische Hilfen. Flexibilität, Integration <strong>und</strong><br />

Sozialraumbezug <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jugendhilfe, We<strong>in</strong>heim, München<br />

Peters, F. (2006): Wirkungsorientierte Steuerung? E<strong>in</strong>e kritische Betrachtung, <strong>in</strong>: Drößler/ G<strong>in</strong>tzel<br />

(Hg.): Vom Eigens<strong>in</strong>n sozialpädagogischer Fachlichkeit. Qualität <strong>in</strong> den Hilfen zur Erziehung,<br />

Aachen, S. 183-222<br />

Pies, S./ Schrapper, Chr. (2003): Fachlichkeit im Hilfeplanprozess. Fachliche Standards <strong>und</strong><br />

Qualitätsentwicklung als Element professioneller Identität, http://www.uni-koblenz.de/~hilfeplan/AGJ-HPL.pdf<br />

Sächsisches Landesjugendamt (2004): Verfahren <strong>der</strong> Qualitätsentwicklung zwischen öffentlichen<br />

<strong>und</strong> freien Trägern <strong>der</strong> Jugendhilfe gem. § 78 a SGB VIII <strong>in</strong> Sachsen. Dokumentation zum<br />

Fachgespräch des Landesjugendamtes am 15.11.2004, Chemnitz<br />

Sächsisches Landesjugendamt (2006): Mitteilungsblatt des Sächsischen Landesjugendamtes<br />

2006, Chemnitz<br />

Schrapper, Chr./ Thiesmeier, M. (2001): Wie <strong>in</strong> Gruppen Fälle besser verstanden werden können.<br />

Methodisch strukturierte Diagnose- <strong>und</strong> Beratungsprozesse <strong>in</strong> Teams am Beispiel <strong>der</strong> sozialpädagogischen<br />

Fallarbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendhilfe, http://www.uni-koblenz.de/~hilfeplan/Team-Fallverstehen.pdf<br />

155


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Schwabe, M. (2005): Methoden <strong>der</strong> Hilfeplanung. Zielentwicklung, Mo<strong>der</strong>ation <strong>und</strong> Aushandlung,<br />

Frankfurt/ Ma<strong>in</strong><br />

von Spiegel, H. (1999): Zur Überprüfung <strong>und</strong> Fortschreibung von Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen<br />

<strong>in</strong>: EREV: Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barung nach § 78b KJHG. Begründung – Umsetzung<br />

– Fortschreibung, EREV Schriftenreihe, 40. Jg., Heft 2, Hannover, S. 47-59<br />

von Spiegel, H. (2004): Methodisches Handeln <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sozialen</strong> <strong>Arbeit</strong>, München<br />

Struck, N. (2003): Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen. Von <strong>der</strong> Intention des Gesetzgebers<br />

zum Gebrauchswert für die <strong>Praxis</strong>, <strong>in</strong>: Stadt Nürnberg/ Regionale Kommission K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendhilfe<br />

Franken/ Bayer. Staatsm<strong>in</strong>isterium für <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> Sozialordnung, Familie <strong>und</strong> Frauen/<br />

xit GmbH forschung.planung.beratung (2003): Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen <strong>in</strong><br />

den teilstationären <strong>und</strong> stationären Hilfen zur Erziehung. Dokumentation e<strong>in</strong>es Fachgespräches<br />

<strong>der</strong> freien <strong>und</strong> öffentlichen Jugendhilfe Franken, Nürnberg<br />

Vere<strong>in</strong> für Kommunalwissenschaften e.V. (2003): Zusammenhänge <strong>und</strong> Wirkungen: Umsetzungsstand<br />

<strong>und</strong> Perspektiven <strong>der</strong> Regelungen nach §§ 78 a bis g SGB VIII, Berl<strong>in</strong><br />

Vere<strong>in</strong> für Kommunalwissenschaften e.V./AFET e.V. (2003): Die Vere<strong>in</strong>barungen nach §§ 78a ff.<br />

SGB VIII. Bestandsaufnahme <strong>und</strong> Analyse <strong>der</strong> Leistungs-, Entgelt- <strong>und</strong> Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen<br />

sowie <strong>der</strong> Rahmenverträge, Berl<strong>in</strong><br />

Wiesner, R. (2004): „E<strong>in</strong>schätzungen des Umgangs mit den Regelungen nach §§ 78a ff. SGB<br />

VIII <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong> <strong>und</strong> ihrer Wirkungen, gespiegelt an den Intentionen des Gesetzgebers“ <strong>in</strong>:<br />

Vere<strong>in</strong> für Kommunalwissenschaften e.V.: „Zusammenhänge <strong>und</strong> Wirkungen: Umsetzungsstand<br />

<strong>und</strong> Perspektiven <strong>der</strong> Regelungen nach §§ 78 a bis g SGB VIII“, Berl<strong>in</strong><br />

Wissmann, A. (2003): Die Rolle <strong>der</strong> Jugendämter <strong>in</strong> Theorie <strong>und</strong> <strong>Praxis</strong>, <strong>in</strong>: Vere<strong>in</strong> für Kommunalwissenschaften<br />

e.V.: Erste Erfahrungen bei <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Regelungen nach §§ 78 a bis<br />

g SGB VIII <strong>und</strong> die wirkungsorientierte Gestaltung von Qualitätsentwicklungs-, Leistungs- <strong>und</strong><br />

Entgeltvere<strong>in</strong>barungen, Berl<strong>in</strong><br />

156


Modellprojekt „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“<br />

Anhang – Materialien auf <strong>der</strong> CD-ROM<br />

Die CD-Rom enthält <strong>Berichte</strong>, <strong>Arbeit</strong>shilfen, Dokumentvorlagen <strong>und</strong> Konzepte <strong>aus</strong> dem Modellprojekt<br />

bzw. den Modellstandorten, welche im Verlauf des Projektes entwickelt <strong>und</strong> <strong>in</strong> die<br />

<strong>Praxis</strong> e<strong>in</strong>geführt wurden. Das Material ist als Anregung für eigene Reflexionen <strong>und</strong> Weiterentwicklungsbestrebungen<br />

bei örtlichen öffentlichen <strong>und</strong> freien Trägern gedacht.<br />

Die Dokumente liegen als pdf-Dateien vor. Die Inhalte s<strong>in</strong>d nach Standorten <strong>und</strong> Schwerpunkten<br />

geordnet:<br />

● Projekt – standortübergreifende <strong>Arbeit</strong>spapiere <strong>und</strong> Konzepte sowie <strong>Berichte</strong> <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />

Begleitung;<br />

● Chemnitz – <strong>Arbeit</strong>shilfen etc. <strong>in</strong> den Schwerpunkten Hilfeplanung, Dokumentation <strong>und</strong><br />

AdressatInnenbefragung sowie Vere<strong>in</strong>barungen nach §§ 78 a ff. SGB VIII;<br />

● Nie<strong>der</strong>schlesischer Oberl<strong>aus</strong>itzkreis – <strong>Arbeit</strong>srichtl<strong>in</strong>ien, <strong>Arbeit</strong>shilfen <strong>und</strong> Dokumentationsvorlagen<br />

zur Hilfeplanung;<br />

● Zwickauer Land – Leitbild sowie <strong>Arbeit</strong>shilfen, Dokumentationsvorlagen <strong>und</strong> Konzepte<br />

<strong>in</strong> den Schwerpunkten Hilfeplanung <strong>und</strong> Vere<strong>in</strong>barungen nach §§ 78 a ff. SGB VIII.<br />

Die CD-ROM enthält e<strong>in</strong>e Benutzerführung, für die e<strong>in</strong> Internetbrowser erfor<strong>der</strong>lich ist. Die<br />

e<strong>in</strong>zelnen Dateien können aber auch direkt abgerufen werden. Zu Orientierung s<strong>in</strong>d die Dokumente<br />

nach e<strong>in</strong>em Schlüssel bezeichnet worden (vgl. auch die Verweise im Text), <strong>der</strong> sich folgen<strong>der</strong>maßen<br />

zusammensetzt:<br />

● Schwerpunkt: HPV – Hilfeplanung, HPD – Hilfeplandokumentation, HPB – Befragung,<br />

LQV – Vere<strong>in</strong>barungen nach §§ 78 a ff. SGB VIII;<br />

● Modellstandort: P – Projekt, C – Chemnitz, Z – Zwickauer Land, N – Nie<strong>der</strong>schlesischer<br />

Oberl<strong>aus</strong>itzkreis;<br />

● laufende Nummer (orientiert an <strong>der</strong> Prozesssystematik, bspw. dem Ablauf e<strong>in</strong>es Hilfeplanverfahrens).<br />

157


IMPRESSUM:<br />

IMPRESSUM:<br />

IMPRESSUM:<br />

Her<strong>aus</strong>geber:<br />

Her<strong>aus</strong>geber:<br />

<strong>Arbeit</strong>sstelle für <strong>Praxis</strong>beratung, <strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong> e.V. (apfe)<br />

an <strong>der</strong> Evangelischen Hochschule für Soziale <strong>Arbeit</strong> Dresden (FH)<br />

PF 200 143<br />

01191 Dresden<br />

Telefon: 0351 / 469 02 54<br />

Fax: 0351 / 471 59 93<br />

Internet: www.apfe-<strong>in</strong>stitut.de<br />

H<strong>aus</strong>anschrift:<br />

Semperstraße 2a<br />

01069 Dresden<br />

Redaktion:<br />

Redaktion:<br />

Dr. Thomas Drößler<br />

Titelfoto:<br />

Titelfoto:<br />

PixelQuelle.de (www.pixelquelle.de)<br />

Druck:<br />

Druck:<br />

Druckerei Burgstädt GmbH<br />

Less<strong>in</strong>gstraße 1<br />

09217 Burgstädt<br />

Auflage:<br />

Auflage:<br />

500 Stück<br />

Bezug:<br />

Bezug:<br />

<strong>Arbeit</strong>sstelle für <strong>Praxis</strong>beratung, <strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong> e.V.<br />

Dresden im Dezember 2006<br />

Die Broschüre kann beim apfe e.V. angefor<strong>der</strong>t werden.


Qualität ist wichtig. Ohne Qualitätsentwicklung geht<br />

heute <strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen nichts mehr. Wie<br />

wichtig dieses Thema ist <strong>und</strong> wie ernst es bei Trägern<br />

<strong>und</strong> Verwaltung genommen wird, davon zeugen<br />

nicht abreißende Debatten <strong>und</strong> vielfältige Aktivitäten<br />

auf allen Ebenen.<br />

In Sachsen machten sich im Jahre 2004 die örtlichen<br />

öffentlichen Träger im Landkreis Zwickauer Land, im<br />

Nie<strong>der</strong>schlesischen Oberl<strong>aus</strong>itzkreis <strong>und</strong> <strong>der</strong> Stadt<br />

Chemnitz auf den Weg <strong>der</strong> Qualitätsentwicklung im<br />

Bereich <strong>der</strong> Hilfen zur Erziehung. Im Rahmen des<br />

Modellprojektes „Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> -steuerung<br />

<strong>in</strong> den erzieherischen Hilfen“ wurden das Hilfeplanverfahren<br />

qualifiziert, die <strong>Praxis</strong> bei Leistung<br />

<strong>und</strong> Qualitätsentwicklungsvere<strong>in</strong>barungen systematisiert<br />

sowie e<strong>in</strong> Controll<strong>in</strong>gverfahren <strong>und</strong> Instrumente<br />

entwickelt, die e<strong>in</strong>e konstruktive Bewertung von<br />

Hilfeverläufen ermöglichen <strong>und</strong> so Steuerung – auch<br />

fallübergreifend – fachlich f<strong>und</strong>ieren können. Qualitätsentwicklung<br />

<strong>und</strong> fachliche Steuerung, so hat sich<br />

dabei gezeigt, bedürfen <strong>der</strong> engen Verzahnung verschiedener<br />

Ebenen sowie <strong>der</strong> Kooperation aller Beteiligten.<br />

Der vorliegende Abschlussbericht stellt die Ergebnisse<br />

des Modellprojektes <strong>in</strong> den verschiedenen <strong>Arbeit</strong>sschwerpunkten<br />

vor. Er versteht sich darüber<br />

h<strong>in</strong><strong>aus</strong> als Anregung <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>smaterial für weitere<br />

Qualitätsentwicklungsbestrebungen bei den Trägern<br />

<strong>der</strong> Erziehungshilfen <strong>in</strong> Sachsen.<br />

Das Modellprojekt wurde durch das Sächsische<br />

Staatsm<strong>in</strong>isterium für Soziales geför<strong>der</strong>t.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!