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Luise Meyer <strong>–</strong> wer war sie? Eine deutsch-deutsche Biographie Kurz nach ihrem 90. Geburtstag verstarb Luise Meyer im Februar diesen Jahres. Viele kannten sie, ob aus ihrer Zeit als Gemeindeschwester oder als rührige Bewohnerin des Stephanus- Hauses an der Thüringer Straße, wo sie ihren letzten Lebensabschnitt verbrachte. Ihr Leben war geprägt von einem großen Gottvertrauen, das auch in der Haft in einem Gefängnis der früheren DDR nicht zerbrach. Luise Meyer wurde am 06.02.1922 als sechstes von sieben Kindern in eine <strong>Lingen</strong>er Eisenbahnerfamilie geboren. Die stärkende Erfahrung einer behüteten und fröhlichen Kindheit nahm sie mit in ihr Erwachsenenleben. Sie besuchte die evangelische Volksschule, die sie mit einem guten Abschluss verließ. Sie hätte gern mehr Schulbildung erworben oder ein Studium begonnen, aber es waren selbst für begabte, fleißige Mädchen andere Zeiten. So ging sie im Kaufhaus Brackmann in die kaufmännische Lehre. Das Kriegsgeschehen erlebte sie hautnah beim Einsatz in einer Abteilung der Flugabwehr bei Bremen. Ihrem Wunsch, keinen Dienst an der Waffe zu tun, sei es auch nur zum Sport, wurde seitens des Dienstherrn entsprochen. Luise Meyer wurde dienstbefreit. In dieser Zeit hatte sie sich für den Schwesternberuf entschieden. Von Bremen sollte es 1945 nach Berlin in die Krankenpflegeschule gehen, aber die Schule war nach Marienbad verlegt. Bedingt durch die Wirren des Krieges landete sie in Weissenfels bei ihrer Schwester. Ihr Schwager war noch im Krieg. So unterstützte sie ihre Schwester bei der Kindererziehung und erlebte dort auch das Kriegsende im Mai 1945. Im Evangelischen Diakonissenhaus in Halle an der Saale fand sie LEBENSLÄUFE 13 Luise Meyer mit ihrem treuen Freund Wellensittich Putti. Foto: privat einen Ausbildungsplatz, 1947 sollte sie ihr Schwesternexamen mit „sehr gut“ abschließen, lernte Familie Gravenstein kennen, eine treue Freundschaft entstand. Von hier ging es nach Erfurt, 1948 jedoch auf Wunsch der Eltern wieder zurück nach <strong>Lingen</strong>, wo sie in zwei <strong>Gemeinden</strong> als Gemeindeschwester tätig war. Bis dato hatte sie die Teilung Deutschlands immer wieder in Form von deutsch-deutschen Kontrollen, Passierscheinen, nächtlichen Grenzübergängen erlebt, und entschloss sich 1957 zur Rückkehr in die DDR, um den Geschwistern Erika und Jochen Gravenstein - Jochen war geistig behindert - nahe zu sein. Bis zum Bau der Mauer gab es mit Reiseanträgen auch keine Schwierigkeiten. In Halle an der Saale betreute Luise Meyer neun Jahre lang bis zur Erschöpfung eine große Kinderstation mit 42 Betten, um dann in die Station Endoskopie zu wechseln. Dort begegnete ihr der Chefarzt Dr. Ulf Schulz. Er machte deutlich, die DDR verlassen zu wollen. Das Fluchtgeld betrug damals schon in harter Währung im Durchschnitt rund 30.000 DM. In einem Stasi-Papier von 1974 war aber auch die Rede davon, dass die Preise für eine Schleusung bis 50.000 DM betragen würden. Luise Meyer entschloss sich also 1973, ihre Familienkontakte im Westen einzusetzen und verhalf so zur fehlenden Summe Fluchtgeld. Sie ahnte nicht, dass sie zu diesem Zeitpunkt bereits schon länger unter Beobachtung stand. Darauf folgte am 04.06.073 ihre Inhaftierung am Arbeitsplatz. Am selben Abend wurde sie verhört. Es folgten zwei Monate Einzelhaft im „Roten Ochsen“, einem Gefängnis der Staatssicherheit in der DDR. Insgesamt erhielt Luise Meyer eine zweieinhalbjährige Haftstrafe, die nach sieben Monaten auf Bewährung ausgesetzt wurde. Das war im Leben der Christin Luise Meyer eine schlimme Zeit, da sie die Tasse Kaffee, angereicht von einer fremden Hand, nur misstrauisch annehmen konnte. - Ihre Zweifel waren berechtigt. Unsicher, ob dies ein weiterer Teil der