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Berufsreportage: GIS-SpezialistFoto: Bayerische VermessungsverwaltungDresden während des Jahrhunderthochwassers im August 2002.Satellitenaufnahmen wie diese dienten als Datengrundlage für die Entwicklung von ZÜRS.SPEZIALIST FÜR GEOINFORMATIONSSYSTEMEScreenshot: <strong>con</strong> <strong>terra</strong> <strong>GmbH</strong>Geo-Informationssysteme (kurzGIS) sind zum unverzichtbarenInstrument geworden, wennbeispielsweise SupermarktkettenStandortentscheidungen treffen,Kommunen eine neue Abwasseranlageplanen oder moderneNavigationssysteme ihren Diensttun. Spezialisten, die dieseSysteme entwerfen und anwendenkönnen, sind durchaus gefragt.Informationenauf denbringenPunktEINER Studie des amerikanischen MarktforschungsunternehmensDaratech zu Folge wurden weltweit im Jahr 2001 für Software, Hardwareund Dienstleistungen im Bereich Geo-Informationssysteme mehrals 7,7 Milliarden Dollar investiert. Die Tendenz ist weiterhin steigend.In Deutschland wächst der Markt jährlich um 25 Prozent. Zu diesemWachstum tragen vor allem Unternehmen der Telekommunikation,Verkehrsplanung, Transportoptimierung, VersicherungswirtschaftundAnbieter von Energie und Wasserversorgung bei.Stefan Vienken ist seit 2002 bei einem der profiliertesten deutschenAnbieter im Bereich der Bereitstellung und Anwendung vonWerkzeugen zur Verarbeitung raumbezogener Daten beschäftigt, der<strong>con</strong> <strong>terra</strong> <strong>GmbH</strong> mit Sitz in Münster. Seinem Interesse für geografischeZusammenhänge ging er zunächst bei der Stadt Bottrop nach,wo er eine Ausbildung zum Vermessungstechniker absolvierte. Langhielt er es in seinem erlernten Beruf allerdings nicht aus. Daher gaber seinen sicheren Arbeitsplatzaufund begann 1996 ein Studium zumDiplom-Landschaftsökologen an der UniversitätMünster. Der dortansässigeFachbereich Geowissenschaften trieb bereitsdie Entwicklungder neuen Disziplin Geoinformatikvoran. Stefan Vienken hatte so dieChance, sich im VerlaufseinesStudiumsaufgeoinformatische Inhalte8 uni 1/2004


Berufsreportage: GIS-SpezialistDie Gesellschafter der <strong>con</strong> <strong>terra</strong> <strong>GmbH</strong> Prof. Dr. Ulrich Streit (links)und Dr. Albert Remke (rechts, Geschäftsführer).zu spezialisieren. Er besuchte dementsprechende Veranstaltungen,arbeitete in Projekten des Instituts für Geoinformatik (IfGI) als studentischeHilfskraft und schrieb im Rahmen eines dortigen Projektsseine Diplomarbeit. So kam er direkt nach Beendigung seines Studiumsbei der <strong>con</strong> <strong>terra</strong> <strong>GmbH</strong> unter, das 1994 als Spin-off-Unternehmendes Instituts für Geoinformatik entstanden war und 2002 aufGrund der günstigen Auftragslage auf der Suche nach neuen Mitarbeiternwar.Finanzielle Risiken von NaturkatastrophenminimierenBefragt nach seinem Beruf, bezeichnet sich der 30-Jährige als „IT-Entwicklerfür geoinformatische Fragestellungen“. Gegenstand seinesberuflichen Schaffens ist die Anpassung und Entwicklung von GI-Systemen. Im Auftrag des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft(GDV) beschäftigte sich Stefan Vienken ein Jahr langdie überwiegende Zeit seines Arbeitstages mit der WeiterentwicklungFoto: <strong>con</strong> <strong>terra</strong> <strong>GmbH</strong>des „Zonierungssystems für Überschwemmung, Rückstau und Starkregen“,kurz ZÜRS genannt.„Ich empfand es als eine große Herausforderung, in allen Phasendes Projekts beteiligt zu sein“, erzählt Stefan Vienken. Nachdem dieAusschreibung um die Weiterentwicklung des komplexen Systems gewonnenwar, wurden in ersten Gesprächen die Anforderungen desGDVkonkretisiertund geklärt, welche Aufgaben ZÜRSgenau erfüllen sollte.ZÜRS ermöglicht es, Objekte in hochwassergefährdeten Gebietenversicherbar zu machen. Eine Versicherung gegen Hochwasserschädenkann nur dort angeboten werden, wo das Gefährdungsrisikokalkulierbar ist. Wie wichtig ein solches System für Versicherer wieVersicherungsnehmer gleichermaßen ist, weiß man spätestens seitdem „Jahrhunderthochwasser“ im Sommer 2002. Dabei entstandenSchäden im zweistelligen Milliardenbereich. Viele der Geschädigtenwaren nicht hausratversichert und blieben trotz staatlicher Hilfen aufeinem Großteil der Kosten sitzen.ZÜRS entstehtWie ging es nach der Auftragsformulierung weiter? „Als Erstes habeich dann ein 60-seitiges Word-Dokument verfasst, in dem ich eineSystemspezifikation formulierte. Darin steht beispielsweise, welchenAnforderungen Hard- und Software genügen müssen und wie dieBenutzeroberfläche aussehen könnte“, erzählt Stefan Vienken. Indiesem Stadium war noch nicht eine Zeile programmiert, dennochbekamen die Kunden eine genaue Vorstellung, wie das Ergebnis aussehenwird. Nach Rücksprache wurden eventuelle Änderungswünscheaufgenommen, dann erst begann die eigentliche Programmierungsphase.Das Ergebnis kann sich sehen lassen. ZÜRS ermöglicht es Versicherungsunternehmennun, über 90 Prozent der Gebäudestandortein Deutschland in eine von drei Gefahrenzonen einzuteilen. In Gefährdungsklasse(GK) 1 sind seltener als alle 50 Jahre starke Wasserschädenzu erwarten. GK 2 trifft es mindestens einmal in 50 Jahren,aber seltener als einmal in zehn Jahren. Bewohner der GK 3 habenes schwer. Der Wahrscheinlichkeit nach bekommen sie alle zehnJahre nasse Füße. ZÜRS funktioniert, indem eine extrem große Mengean räumlichen Daten sinnvollmiteinander verwoben wurde. AlsDatenbasisfür ZÜRS wurden die Überschwemmungsflächen eines 10-jährigen, eines 50-jährigen und eines 200-jährigen Hochwassers entlangder wichtigen Flüsse und Nebenflüsse Deutschlands berechnet.Stefan Vienkenbereitet dasProgrammierenbei <strong>con</strong> <strong>terra</strong>sichtlich Freude.Fotos: <strong>con</strong> <strong>terra</strong> <strong>GmbH</strong>Während eines Auftrages bleibt Stefan Vienken ständig in Kontaktmit den Kunden, um über den Verlauf des Projektes zu informierenund eventuelle Änderungen mit aufnehmen zu können.uni 1/2004 9


lich in das System eingepflegt. Diesem Umstand hat Stefan VienkenRechnung getragen und ein Tool gebastelt, mit dem die GDV Datenimportieren kann, um ZÜRS auf dem aktuellsten Stand zu halten.„Ich war auch für die Fehlerbehandlung des Programms verantwortlich.Jeder soll das Programm nutzen können, auch wenn eransonsten keine Ahnung von EDV hat. Ist die Software intuitivbedienbar? Werden Fehler abgefangen?“ Diese Fragen sind wichtig,um Qualität zu sichern. Dazu gehört im Allgemeinen auch, eine HilfeDatei zu schreiben, wie man sie beispielsweise aus dem Word-Programm kennt, und nach Abschlussder Programmierungsphase einallgemein verständliches Benutzerhandbuch zu formulieren.Des Programmierers Lohn„Die Aufgaben einesGeoinformatikersbedeuten zum allergrößten TeilArbeit vor dem Bildschirm. Je nach Arbeitsbereich gibt es ab und zuauch mal Tests zur mobilen Datenerfassung, zum Zusammenspiel vonHard- und Software, in denen GIS-Spezialisten mit GPS-Empfängernund mit speziell geländetauglichen so genannten Pen-Computern imFeld unterwegs sind“, erklärt Stefan Vienken, der selbst aber nahezuausschließlich vor dem Bildschirm arbeitet. Der KontaktmitMenschenkommt dabei aber keinesfalls zu kurz. Neben seinen Kunden- undKollegenkontakten in seiner Funktion alsEntwickler und Programmier,ist er in etwa einem Fünftel seiner Arbeitszeit in der Schulung der von<strong>con</strong> <strong>terra</strong> entwickelten Systeme oder verwendeten Programmen eingesetzt.Erst unlängst war er im Rahmen der vom Arbeitsamt gefördertenMaßnahme „Applikationsentwickler für verteilte Systeme“ desSiemens Business Service Trainingszentrums in München eingesetzt,um die angehenden GIS-Spezialisten in die Geheimnisse der GI-spezifischenProgrammiersprache ArcObjects einzuführen.Stefan Vienken betont, dass die Entscheidung nach seiner Ausbildungim öffentlichen Dienst das Wagnis eines Studiums einzugehen,in jedem Fall die richtige war. „Wem es wichtig ist, jeden Tagum 16 Uhr den Finger von der Maus zu nehmen, ist in meinem Jobaber eher fehl am Platz.“ Gerade wenn ein Projekt auf die Zielgeradeeinbiegt, ist vollstes Engagement gefragt. Das bedeutet auch, veränderteKundenwünsche in letzter Minute einzubauen, selbst wenndafür dasWochenende im Büro verbrachtwerden muss. Stress, der sichlaut Stefan Vienken am Ende aber lohnt. „Das Gefühl, ein Projekt wieZÜRS mitentwickelt zu haben, und der Blick auf das funktionierendeProgramm am Bildschirm erfüllt mich auch ein wenig mit Stolz.“ ■Stefan Vienken bespricht sich mit Kollegen.Berufsreportage: GIS-SpezialistAus- und WeiterbildungswegeEine Standardausbildung für GIS-Spezialisten gibt es nicht. Viele Wege können– bei entsprechendem Engagement und passender Spezialisierungwährend desStudiumsoder geeigneter Weiterbildung danach – zum Zielführen.Bei der <strong>con</strong> <strong>terra</strong> <strong>GmbH</strong> finden sich neben Geowissenschaftlern wie Geographenund Geologen beispielsweise auch Biologen, Informatiker, Mathematiker,Ökologen und Physiker.In vielen Studiengängen im Bereich der Geowissenschaften und der Vermessungstechnikspielt die Geoinformatik inzwischen eine gewichtige Rolle.Günstig kann es sein, ein Studienfach wie etwa Geodäsie, Geomatik, GeoinformatikoderGeoinformationswesen zu wählen, die eigens für das AufgabengebietvonGIS-Spezialisten – die Verbindung von Geowissenschaften und Informatik– konzipiert wurden. Sowohl Universitäten als auch Fachhochschulenbieten diesbezüglich Studiengänge an. Wer trotz fehlender oder unzureichenderSpezialisierung während desgrundständigen Studiumsnoch den Anschlussschaffen will, dem sei ein Weiterbildungsstudiengang mit Schwerpunkt Geoinformatikempfohlen, wie er beispielsweise an den Fachhochschulen in Mainzoder in Karlsruhe angeboten wird. Recherchieren lassen sich sowohl grundständigeals auch weiterführende Studiengänge über die Seiten von KURS derDatenbank für Aus- und Weiterbildung der Bundesanstalt für Arbeit und auf derHomepage des Hochschulkompass.! nfoBERUFEnetDatenbank für Ausbildungs- und Tätigkeitsbeschreibungender Bundesanstalt für Arbeit (Suchwörter: Geoinformatiker, GIS, Geo)http://berufenet.arbeitsamt.deKURSDatenbank für Aus- und Weiterbildung der Bundesanstalt für Arbeithttp://www.arbeitsamt.de/cgi-bin/aoWebCGI?kursHochschulkompassInformationsangebot der Hochschulrektorenkonferenz (HRK)über alle deutschen Hochschulen, deren Studienangebote undinternationale Kooperationenhttp://www.hochschulkompass.hrk.deInstitut für Geoinformatik (IfGI)Robert-Koch-Straße 26-2848149 MünsterTel. 0251/8333083Fax: 02 51/8 33 97 63http://ifgi.uni-muenster.deDeutscher Dachverband für Geoinformation e.V. (DDGI)c/o GeoForschungsZentrum PotsdamTelegrafenberg A314473 PotsdamTel. 0331/2881681Fax: 03 31/2 88 17 03E-Mail: wae@gfz-potsdam.dehttp://www.ddgi.deBundesamt für Kartographie und GeodäsieRichard-Strauss-Allee 1160598 Frankfurt am MainTel. 0 69/63 33-1Fax: 0 69/63 33-3 35E-Mail: mailbox@bkg.bund.dehttp://www.bkg.bund.deVerband Deutscher Vermessungsingenieure (VDV)Weyerbuschweg 2342115 WuppertalTel. 02 02/71 59 29Fax: 02 02/7 16 05 79http://www.vdv-online.deuni 1/2004 11

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