Heiliger Alltag - Jesuiten
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Arzt mit kleinen Patienten im Caritas Baby Hospital in Bethlehem<br />
durch eine meterhohe Mauer. Mit meinem<br />
palästinensischen Kollegen Bashir habe ich<br />
einmal sarkastisch herumgefrozzelt und<br />
gesagt: „Eigentlich fehlt (dem Gefängnis) nur<br />
noch das Dach!“ Als ich nach Palästina ging,<br />
hatte ich keine Ahnung, dass ich mit dem<br />
palästinensischen Volk in einem riesigen Käfig<br />
leben würde. Aber so war es, auch wenn ich<br />
den „richtigen“ Pass hatte, um ab und zu<br />
durch den Checkpoint nach draußen zu entschwinden.<br />
Ich habe mit den mir lieb<br />
gewordenen Menschen an der eingeschränkten<br />
Bewegungsfreiheit und der depressiven<br />
Stimmung gelitten. Soweit es ging, bin ich<br />
häufig mit dem Fahrrad über den Checkpoint<br />
gefahren. Das war für mich ein Stück Freiheit.<br />
Die israelischen Soldaten haben mich meistens<br />
gut behandelt. Einmal bot mir eine junge<br />
Soldatin von ihrer Cola an. Einmal, als es sehr<br />
heiß war, sagte mir ein junger Soldat, ich solle<br />
unbedingt genügend trinken (während mich<br />
sein Kompagnon ausfragte, was ich in Israel<br />
wolle). Da denke ich an Jesu Worte: „Ich war<br />
durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben“<br />
(Mt 25,35). Kleine Werke der Barmherzigkeit<br />
und auch manche größere gibt es in Israel und<br />
in Palästina viele. Sie lindern die Not im<br />
Heiligen Land, können aber nicht das eine<br />
große Werk der Barmherzigkeit ersetzen, das<br />
vor allem nötig wäre: das der Befreiung der<br />
Palästinenser und eines gerechten Friedens<br />
mit Israel. ■<br />
Igna Kramp CJ<br />
Dezember 2010/4 <strong>Jesuiten</strong> 15<br />
© KNA-Bild