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Rede des Standesbeamten als PDF

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Liebes Brautpaar,<br />

liebe Trauzeugen,<br />

Traurede 08.04.2011<br />

liebe Mütter, Geschwister und weitere Verwandte <strong>des</strong> Brautpaares<br />

liebe Gäste aus dem Norden unserer Republik, liebe Gäste aus unserem<br />

schwäbischen Raum,<br />

Sie haben sich an diesem Wochenende zu einem Familientreffen der<br />

ganz besonderen Art zusammengefunden, in <strong>des</strong>sen Mittelpunkt, neben<br />

dem 50. Geburtstag <strong>des</strong> Bräutigams, nun die folgenden Minuten rücken.<br />

Ich hoffe Sie hatten alle eine gute Anreise und sind hier in Roggenburg<br />

auch gut untergebracht. Roggenburg präsentiert sich zur Zeit leider <strong>als</strong><br />

eine einzige große Baustelle - ich hätte <strong>als</strong>o durchaus Verständnis,<br />

wenn Sie das geistig und kulturelle Zentrum unserer Region nicht auf<br />

Anhieb ins Herz schließen. Machen Sie es einfach wie das Brautpaar -<br />

kommen Sie öfters hier her, dann lernen Sie Roggenburg sicher auch<br />

noch von einer liebenswerteren Seite kennen.<br />

Zunächst begrüße ich Sie heute ganz herzlich <strong>als</strong> Stan<strong>des</strong>beamter in<br />

Roggenburg und darf Sie auch im Namen der Gemeinde Roggenburg<br />

besonders willkommen heißen. Ich freue mich, dass ich Sie heute ein<br />

kurzes aber bedeuten<strong>des</strong> Stück Ihres gemeinsamen Lebens begleiten<br />

darf. Behördengängen sagt man häufig nach, dass sie nicht immer die<br />

angenehmsten sind, Sie jedoch führt heute ein besonderer, ein schöner<br />

Anlass in das Stan<strong>des</strong>amt unserer Gemeinde. Für Ihren besonderen Tag<br />

- 1 -


haben Sie sich besondere Räumlichkeiten ausgewählt und die schnöde<br />

Amtsstube in der Gemeindeverwaltung gegen die deutlich beeindru­<br />

ckendere "Alte Darre" eingetauscht. Ich muss sagen, eine gute Wahl und<br />

so darf ich meiner Pflichten nun walten.<br />

Es ist üblich, dass der Stan<strong>des</strong>beamte dem Brautpaar ein paar kurze<br />

Gedanken mit auf den Weg gibt, denn die Eheschließung ist nicht nur<br />

irgendein Geschäftstermin, sondern schon ein bedeuten<strong>des</strong> Ereignis, bei<br />

dem sich für Sie beide ein bisschen mehr ändert <strong>als</strong> nur die Aufschrift<br />

am Briefkasten im Malvenweg 16 in Pfuhl.<br />

Sie wollen heute die Ehe miteinander eingehen und auch Ihren weiteren<br />

Lebensweg gemeinsam zurücklegen. Zwar sind Sie auch bisher schon<br />

gemeinsame Wege gegangen, doch treten Sie mit der heutigen Heirat in<br />

einen neuen Lebensabschnitt ein.<br />

Streng juristisch betrachtet schließen Sie heute einfach einen bürgerlich­<br />

rechtlichen Vertrag. Meine offizielle Aufgabe <strong>als</strong> Stan<strong>des</strong>beamter ist es,<br />

diesen Vertragsabschluß öffentlich zur Kenntnis zu nehmen und zu be­<br />

urkunden. Ein Vertrag kommt durch zwei übereinstimmende Willenser­<br />

klärungen zustande - Sie müssen heute "Ja" sagen zueinander, "Ja" zu<br />

einem Leben miteinander, "Ja" zu einem Partner mit all seinen "Ecken<br />

und Kanten", seinen Launen und Stimmungen, "Ja" zu einer gemeinsa­<br />

men Zukunft, "Ja" auch ein Stück weit zu dieser beeindruckend großen<br />

Familie, die sich heute hier eingefunden hat.<br />

Zum Glück sieht eine lebendige Partnerschaft nicht wie ein kompliziertes<br />

Vertragswerk mit unzähligen Paragraphen, Vorschriften und Regelungen<br />

aus. Zum Glücklichsein ist mehr das Gefühl und weniger ein nüchternes<br />

Regelwerk notwendig.<br />

- 2 -


Der Tag der Eheschließung ist immer ein Neubeginn, auch wenn Sie<br />

sich nun doch schon viele Jahre, - sozusagen eine "halbe Ewigkeit" -<br />

kennen. Mit Ihrem Jawort bestätigen Sie hier erneut, dass Sie den Part­<br />

ner gefunden haben, mit dem Sie Ihr künftiges Leben teilen wollen. Mit<br />

Ihrem heutigen Weg aufs Stan<strong>des</strong>amt machen Sie Ihre Beziehung prak­<br />

tisch "amtlich", was aber nicht heißen soll, dass es ab jetzt nur noch den<br />

"Ernst <strong>des</strong> Lebens" für Sie gibt und Sie in Ihrer Ehe nur noch Verpflich­<br />

tungen haben.<br />

Sie werden aber feststellen, dass es - egal wie gut und wie lange Sie<br />

sich schon vorher gekannt haben - doch irgendwie anders ist, wenn man<br />

es sozusagen mit "Brief und Siegel" hat, dass man zusammengehört.<br />

Und: Es ist sicherlich nicht nur die Aufschrift am Briefkasten und am Klin­<br />

gelschild, die sich heute für Sie ändern.<br />

Ich jedenfalls kann Ihnen die Ehe aus eigener Erfahrung nur empfehlen<br />

und bei den vielen Familien, die sich heute hier eingefunden haben regt<br />

sich augenblicklich auch kein Widerspruch.<br />

Ich bin mir sicher, dass auch Sie sich heute mit ruhigem Gewissen das<br />

Versprechen geben können, zueinander zu stehen, in guten und in<br />

schlechten Zeiten, dem Partner Weggefährte zu sein, selbst wenn der<br />

Weg in die Zukunft einmal steinig und unbequem erscheint. Wer seinen<br />

Alltag schon längere Zeit in großen und in kleinen Dingen gemeinsam<br />

gestaltet, weiß, dass er nach diesem Termin heute keine Überraschung<br />

erleben wird.<br />

Sie beide verbindet eine große gemeinsame Leidenschaft, das Tanzen.<br />

Als routinierte und langjährige Partner auf dem Parkett sind Sie über das<br />

- 3 -


Stadium, das Shirley MacLaine mit den Worten umschreibt: " Takt ist eine<br />

schreckliche Sache. Wenn man ihn nicht hat, regt sich jeder auf. Wenn<br />

man ihn hat, merkt es kein Mensch. U schon längst erhaben. Für Sie gilt<br />

eher die Weisheit, die man Stanislaw Jerzy Lec in den Mund legt: "Das<br />

Tanzen ist die Kunst, wo die Beine denken, sie seien der Kopf. U<br />

Sie haben sich beim Tanzen kennen gelernt und Sie haben sich dort ei­<br />

nen festen Freun<strong>des</strong>kreis aufgebaut, mit dem Sie gerne unbeschwerte<br />

und fröhliche Stunden erleben. Gleich mehrm<strong>als</strong> die Woche erobern Sie<br />

die Tanzfläche und befreien sich von der Schwere aller Alltagsdinge, las­<br />

sen den Takt der Musik den Rhythmus <strong>des</strong> Alltags verdrängen.<br />

Als Systemingenieur beschäftigen Sie sich mit "bites and bytes", in der<br />

Freizeit mit "beats and Jive" - vielleicht überraschen Sie Ihre Gäste heu­<br />

te Abend ja auch noch mit dem Dougie-Dance a la Justin Bieber.<br />

Sie kennen sich, Sie sind gestandene Leute mit Lebens- und Berufser­<br />

fahrung. Sie wissen, dass jeder Mensch, auch Ihr zukünftiger Mann und<br />

Ihre zukünftige Frau neben vielen Vorzügen und liebenswerten Eigen­<br />

schaften eben auch seine kleinen Fehler und Schwächen hat. Aber ge­<br />

rade diese Fehler und kleinen Unebenheiten - bei uns daheim sagt man<br />

"Macken" - sind es auch, die einen Menschen liebenswert machen. Man<br />

muss sich nur <strong>des</strong>sen bewusst sein und den anderen einfach so anneh­<br />

men wie er <strong>als</strong> Mensch, <strong>als</strong> Partner ist.<br />

Ihr Berufsalltag ist und war geprägt im Umgang mit Menschen: Sei es<br />

über Jahrzehnte am Kundenschalter bei der Post, im Betrieb, mit dem<br />

Chef, den Mitarbeitern und Kollegen, den Kunden und Geschäftspart­<br />

nern. Daneben haben Sie vermutlich auch manchen familiären Schick­<br />

s<strong>als</strong>schlag im Freun<strong>des</strong>- und Bekanntenkreis, im Tanzkreis ja auch<br />

-4-


schon in der eigenen Familie miterlebt, sie wissen wie bunt und vielfältig<br />

das Leben sein kann. Häufjg liegen "himmel-hoch-jauchzend" und "zu­<br />

Tode-betrübt" sehr nahe beieinander. Niemand - auch nicht das ausge­<br />

tüftelteste Simulationsprogramm - kann Ihnen heute vorhersagen, wie<br />

sich Ihre Beziehung entwickelt, welche Überraschungen der liebe Alltag<br />

sich für Sie beide ausgedacht hat, welche Fallstricke auf dem Tanzpar­<br />

kett Ihres Lebens gespannt sind.<br />

Vertrauen, Toleranz und das gemeinsame Gespräch sind aus meiner<br />

Sicht die drei ganz entscheidenden Säulen, auf denen eine gute Ehe<br />

aufbaut. Sie bilden die wichtige Grundlage und eine zuverlässige Basis<br />

für eine harmonische Lebensgemeinschaft.<br />

Vertrauen bedeutet, dass man sich auf seinen Partner verlassen kann,<br />

ihm blind vertrauen kann, dass er einen nicht absichtlich enttäuscht,<br />

nicht aus der Reihe tanzt. Vertrauen steht für Geborgenheit, für einen<br />

festen Halt, einen schützenden Hafen, einen guten Freund.<br />

Unter Toleranz versteht man, dem anderen Freiheiten zu geben im Ver­<br />

trauen darauf, dass sie nicht missbraucht werden, den Freun<strong>des</strong>kreis<br />

<strong>des</strong> Partners zu akzeptieren, auch wenn man selbst mit diesen Leuten<br />

vielleicht nicht so gut kann, die Hobbies und Vorlieben <strong>des</strong> anderen zu<br />

respektieren und nicht einfach zu boykottieren, den anderen einfach so<br />

anzunehmen, wie er <strong>als</strong> Mensch, <strong>als</strong> Partner ist.<br />

Das gemeinsame Gespräch ist die Basis für einen harmonischen Alltag,<br />

Sprechen ist immer besser <strong>als</strong> Schweigen denn Sprechen verbindet,<br />

Schweigen trennt. Erwarten Sie nicht vom anderen, dass er Ihre Gedan­<br />

ken liest, sprechen Sie über Ihre Gefühle, ihre Interessen, über sich<br />

- 5 -


selbst, öffnen sie sich ihrem Partner mit Ihren Worten und lassen Sie ihn<br />

direkt teilhaben an Ihren Gedanken, Wünschen und Vorstellungen.<br />

Tanzen Sie sich nicht gegenseitig auf den Nerven herum, drehen Sie<br />

sich lieber schwungvoll durch ihre gemeinsame Zukunft.<br />

Die Schauspielerin Luise Ullrich sagte einmal "Für eine gute Ehe gibt es<br />

einen sehr einfachen Maßstab: Man ist dann glücklich verheiratet, wenn<br />

man lieber heimkommt <strong>als</strong> fortfährt" Dieses Zitat habe ich schon bei vie­<br />

len Trauungen verwendet und mich dabei immer wieder gefragt, wie es<br />

denn bei mir selber ist. Und ich bin froh, dass ich mich - so gerne ich<br />

hier in Roggenburg bin und arbeite - immer noch jeden Abend auf mein<br />

Zuhause freue. Das wünsche ich auch Ihnen. Umso mehr natürlich wenn<br />

der Nachhauseweg <strong>des</strong> Bräutigams projektbezogen mitunter auch erst<br />

zu späterer Stunde angetreten werden kann.<br />

Zur eigentlichen Eheschließung gehört es, dass beide Verlobte bei<br />

gleichzeitiger Anwesenheit vor dem Stan<strong>des</strong>beamten erklären, die Ehe<br />

miteinander eingehen zu wollen. Für Ihr gegenseitiges Eheversprechen,<br />

möchte ich Sie bitten, sich von Ihren Plätzen zu erheben:<br />

Ich frage Sie Hans-Christian Külich, ist es Ihr freier Wille, mit Ihrer Part­<br />

nerin Margareta Ida Josefine Widmann die Ehe einzugehen, dann ant­<br />

worten Sie bitte mit "Ja".<br />

Margareta Ida Josefine Widmann, ist es auch Ihre freie Entscheidung<br />

und Ihr freier Wille Ihren Partner Hans-Christian Külich künftig <strong>als</strong> Ehe­<br />

frau durch Ihr gemeinsames Leben zu begleiten, dann antworten auch<br />

Sie bitte mit "Ja".<br />

- 6 -


Da Sie sich gegenseitig ohne Vorbehalte das Jawort gegeben haben,<br />

erkläre ich Sie jetzt kraft Gesetzes und kraft meines Amtes zu rechtmä­<br />

ßig verbundenen Eheleuten.<br />

Herzlichen Glückwunsch.<br />

Als äußeres Zeichen Ihrer Verbundenheit wäre es jetzt der richtige Zeit­<br />

punkt, dass Sie sich gegenseitig Ihre Eheringe anstecken.<br />

Die Fotografen warten nun vermutlich auf den Brautkuss.<br />

Erlaubt sei mir ein Zitat <strong>des</strong> großen deutschen Dichters Friedrich Schil­<br />

ler: "Der Ring macht Ehen und Ringe sind's, die Ketten machen".<br />

Herr Külich neben dem beruflichen Vorgesetztenwechsel hat sich dies­<br />

nun auch in Ihrem Familienleben fortgesetzt. Da Sie sich ja beruflich mit<br />

Verteidigungs- und Sicherheitsangelegenheiten bestens auskennen, wird<br />

Sie auch dieser Lebensabschnitl vor keine Probleme stellen.<br />

Bitte nehmen Sie wieder Platz.<br />

Über Ihr gemeinsames Eheversprechen wird nach dem neuen Perso­<br />

nenstandsgesetz nur noch eine Niederschrift angefertigt, die ich nun vor­<br />

lesen muss. Die Niederschrift :<br />

vorlesen<br />

Diese Niederschrift muss zur Bestätigung ihrer Richtigkeit nun von Ihnen<br />

und von mir unterzeichnet werden.<br />

Hans-Christian Külich<br />

Margareta Ida Josefine Widmann<br />

- 7 -


Kornelia Krönes<br />

Hans-Georg Dorna<br />

Ein <strong>Rede</strong>nsart sagt: Es gibt drei Dinge, die man anfängt, ohne zu wis­<br />

sen, wie sie enden: eine Revolution, eine Karriere und eine Ehe.<br />

Ich persönliche wünsche Ihnen einen harmonischen, gemeinsamen, lan­<br />

gen Lebensweg, beruflichen und privaten Erfolg, Gesundheit und ganz<br />

viel Glück.<br />

Wunsch: Schöne Geburtstags- und Hochzeitsfeier: Vermutung: Ausrei­<br />

chend Gelegenheit das Tanzbein zu schwingen. Noch viele Familientref­<br />

fen in dieser heiteren Athmosphäre.<br />

- 8 -

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