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WIRTSCHAFTS- UND KOMPETENZPROFIL ... - Stadt Neumünster

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Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

<strong>WIRTSCHAFTS</strong>- <strong>UND</strong><br />

<strong>KOMPETENZPROFIL</strong> NEUMÜNSTER<br />

Ergebnisbericht Juni 2011<br />

- 0 -


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Georg & Ottenströer<br />

Immobilienwirtschaft | Regionalökonomie<br />

Bei den Mühren 70<br />

20457 Hamburg<br />

www.georg-ic.de<br />

Ansprechpartner<br />

Achim Georg<br />

- 1 -


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Vorwort ...................................................................................................................... 1<br />

2 Makrostandort <strong>Neumünster</strong> ....................................................................................... 3<br />

2.1 Lage und großräumliche Erreichbarkeit ..................................................................... 3<br />

2.2 Funktionale Zuordnung und Städtenetzwerk NORDGATE ......................................... 7<br />

2.3 Großräumliche Pendlerverflechtungen....................................................................... 8<br />

3 Mikrostandort <strong>Neumünster</strong>........................................................................................12<br />

3.1 Demographische Entwicklung ...................................................................................12<br />

3.2 Wirtschaftliche Rahmendaten und Beschäftigtenentwicklung....................................15<br />

3.3 Points of Interest.......................................................................................................20<br />

4 Branchenanalyse und wirtschaftliche Schwerpunkte.................................................25<br />

4.1 Wachstums- und Kompetenzfelder ...........................................................................28<br />

5 Wirtschaftliche Kompetenzanalyse............................................................................30<br />

5.1 Produktionswirtschaft (Schwerpunkt Maschinenbau) ................................................30<br />

5.1.1 Allgemeine Entwicklungen......................................................................30<br />

5.1.2 Position und Kompetenzen von <strong>Neumünster</strong>.........................................31<br />

5.2 Logistik und Großhandel...........................................................................................34<br />

5.2.1 Allgemeine Entwicklungen......................................................................34<br />

5.2.2 Position und Kompetenzen von <strong>Neumünster</strong>.........................................35<br />

5.3 Abfallwirtschaft und Recycling...................................................................................38<br />

5.3.1 Allgemeine Entwicklungen......................................................................38<br />

5.3.2 Position und Kompetenzen von <strong>Neumünster</strong>.........................................39<br />

5.4 Gesundheitswirtschaft und Medizintechnik................................................................41<br />

5.4.1 Allgemeine Entwicklungen......................................................................41<br />

5.4.2 Position und Kompetenzen <strong>Neumünster</strong> ................................................43<br />

- 2 -


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

5.5 Wirtschaftliche Dienstleistung und Kreativwirtschaft..................................................46<br />

5.5.1 Allgemeine Entwicklungen......................................................................46<br />

5.5.2 Position und Kompetenzen <strong>Neumünster</strong> ................................................47<br />

6 Exkurs: Bildung und Netzwerke ................................................................................51<br />

6.1 Besondere Initiativen (Auswahl)................................................................................52<br />

7 Immobilienwirtschaftliche Standortpotenziale............................................................53<br />

7.1 Wohnungsmarkt........................................................................................................53<br />

7.2 Einzelhandelsmarkt...................................................................................................57<br />

7.3 Hotelmarkt ................................................................................................................61<br />

7.4 Büromarkt .................................................................................................................64<br />

7.5 Gewerbeflächenmarkt...............................................................................................67<br />

8 Schlussbemerkungen ...............................................................................................71<br />

- 3 -


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

1 Vorwort<br />

<strong>Neumünster</strong> ist ein traditionsreicher Wirtschaftsstandort in der<br />

Mitte Schleswig-Holsteins. Mit dem vorliegenden Wirtschaftsund<br />

Kompetenzprofil soll ein aktueller und in die zukunftsweisender<br />

Blick auf die besonderen Stärken und Kompetenzen<br />

des Standortes <strong>Neumünster</strong> gerichtet werden. Deutschlands<br />

Städte und Regionen müssen sowohl den demographischen<br />

als auch einen permanenten wirtschaftlichen Strukturwandel<br />

bewältigen. Für die erfolgreiche Bewältigung des Wandels<br />

ist es sinnvoll, sich auf die spezifischen Stärken und Entwicklungsmöglichkeiten<br />

zu konzentrieren.<br />

Das vorliegende Wirtschafts- und Kompetenzprofil ist eine<br />

Stärkenanalyse. Entsprechend der Aufgabenstellung wurde<br />

auf der Basis regionalwirtschaftlicher Daten und Benchmarks<br />

sowie von ergänzenden Fach- und Unternehmensgesprächen<br />

eine Stärkenanalyse erarbeitet. Die im Wirtschafts- und<br />

Kompetenzprofil erwähnten Unternehmen wurden stellvertretend<br />

für die gesamte Branche am Standort <strong>Neumünster</strong><br />

ausgewählt.<br />

Die Ergebnisse sind zum Teil überraschend. <strong>Neumünster</strong> weist<br />

deutliche Stärkepositionen in sehr unterschiedlichen Bereichen<br />

und Branchen auf, die bisher nicht transparent waren<br />

und die bei näherer Betrachtung jedoch in einem Gesamtzusammenhang<br />

stehen.<br />

Die zentrale Lage in der Mitte Schleswig-Holsteins ist verbunden<br />

mit einer herausragenden verkehrlichen Erreichbarkeit.<br />

Durch den Ausbau der A20 übernimmt der Standort eine<br />

zunehmende Knotenpunktfunktion im Kreuzungsbereich der<br />

überregionalen und internationalen Verkehrsachsen (Jütlandroute<br />

A7, Fehmarnbelt-Querung A1, Elb-Querung A20),<br />

die sich mittel bis langfristig positiv auf das Ansiedlungsgeschehen<br />

und die Unternehmensentwicklung vor Ort auswirken<br />

wird. Von <strong>Neumünster</strong> aus sind nach der Fertigstellung<br />

der A20 in einem Radius von 60 Fahrminuten rd. 3,88 Mio.<br />

Menschen (Konsumenten und Verbraucher) sowie 1,81 Mio.<br />

Arbeitskräfte erreichbar.<br />

<strong>Neumünster</strong> ist Standort stark wachsender Branchen und<br />

weist für spezifische Branchen besondere Standortvorteile<br />

und Entwicklungsmöglichkeiten auf. Dazu zählen insbesondere:<br />

� die Produktionswirtschaft mit Fokus auf den<br />

Maschinenbau<br />

� die Logistik und der Großhandel<br />

1


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

145<br />

� die Abfall- und Recyclingwirtschaft<br />

� die Gesundheitswirtschaft und Medizintechnik<br />

� die wirtschaftlichen Dienstleistungen und<br />

Kreativwirtschaft<br />

Abb. 1 Lokalisationskoeffizienten nach Branchen (lokalisierte Branche<br />

Bundesdurschnitt = 100)<br />

271<br />

163<br />

170<br />

Quelle: Eigene Darstellung und Berechnung / Der Lokalisationskoeffizient berechnet anhand<br />

der Beschäftigtenzahlen um viel stärker eine Branche am Standort als im Bundesdurchschnitt<br />

vertreten ist © Georg & Ottenströer<br />

Insgesamt betrachtet gewinnt <strong>Neumünster</strong> an Bedeutung<br />

als regionaler Arbeitsstandort. Deutlich ablesbar ist diese<br />

Entwicklung an dem seit Jahren ansteigenden Einpendlerüberschuss.<br />

<strong>Neumünster</strong> hat von allen Oberzentren Schleswig-Holsteins<br />

im Zeitraum 2003 bis einschließlich 2010 den<br />

höchsten Zuwachs an Beschäftigung erzielt.<br />

Darüber hinaus hat die fokussierte Analyse der Immobilienmärkte<br />

(Wohnen, Einzelhandel, Hotel, Büro und Gewerbeflächen)<br />

deutliche Entwicklungspotenziale offenbart, die es<br />

unter Nutzung der sich weiter verbessernden verkehrlichen<br />

Ausgangslage zu nutzen gilt.<br />

201<br />

100<br />

131<br />

121<br />

191<br />

2


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

2 Makrostandort <strong>Neumünster</strong><br />

2.1 Lage und großräumliche Erreichbarkeit<br />

Zentrale Lage in<br />

Schleswig-Holstein<br />

Lage an überregional<br />

bedeutenden<br />

Verkehrsachsen<br />

Die kreisfreie <strong>Stadt</strong> <strong>Neumünster</strong> zeichnet sich durch eine<br />

zentrale Lage im Bundesland Schleswig-Holstein aus. Sie befindet<br />

sich rund 30 km südwestlich von Kiel und 60 km nördlich<br />

von Hamburg. Der Flughafen Hamburg liegt nur 50 km<br />

von <strong>Neumünster</strong> entfernt und ist über die A7 direkt erreichbar.<br />

Die <strong>Stadt</strong> Lübeck ist rd. 60 km, Rendsburg (mit seinem<br />

Kiel Canal Hafen) ca. 35 km und Itzehoe knapp 40 km entfernt.<br />

Im Süden grenzt der Landkreis Segeberg, im Norden<br />

der Landkreis Rendsburg-Eckernförde und im Osten der<br />

Landkreis Plön an das <strong>Stadt</strong>gebiet an.<br />

Abb. 2 Großräumliche Lage der <strong>Stadt</strong> <strong>Neumünster</strong> in Schleswig-Holstein<br />

Quelle: Eigene Darstellung Georg & Ottenströer<br />

<strong>Neumünster</strong> liegt direkt an der A7, die von Süddeutschland<br />

aus über Hamburg bis nach Dänemark (E 45) verläuft. Die<br />

A7 ist einer der wichtigsten europäischen Nordsüd-<br />

Verkehrsrouten und bündelt die Warenströme Nord- und<br />

Südeuropas. Auf dem Abschnitt zwischen <strong>Neumünster</strong> und<br />

Velje in Dänemark verkehren durchschnittlich 8.000 LKW in-<br />

3


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Dänemark / Kopenhagen<br />

Wilhelmshaven<br />

nerhalb von 24 Stunden. Die verkehrliche Lagegunst <strong>Neumünster</strong>s<br />

wird außerdem durch die östlich verlaufende A21<br />

und die westlich verlaufende A23 ergänzt, die über die B205<br />

bzw. B430 erreichbar sind. Mit dem Ausbau der ostwestverlaufenden<br />

A20 und dem neu entstehenden Autobahnkreuz<br />

A7/A20 südlich von <strong>Neumünster</strong> werden sich die großräumlichen<br />

Lagequalitäten der <strong>Stadt</strong> weiter verbessern.<br />

Durch den Ausbau der A20 mit einer festen Elb-Querung<br />

westlich von Glückstadt profitiert <strong>Neumünster</strong> von einer verbesserten<br />

Verkehrsanbindung in Richtung Nordrhein-<br />

Westfalen und die sogenannten ARA-Häfen (Antwerpen-<br />

Rotterdam-Amsterdam). Gleichzeitig wird über die A20 die<br />

schnelle Erreichbarkeit der geplanten festen Fehmarnbelt-<br />

Querung und die gute Erreichbarkeit der osteuropäischen<br />

Wachstumsmärkte sichergestellt.<br />

Abb. 3 Lagegunst <strong>Neumünster</strong>s im Netz überregional bedeutsamer Verkehrsachsen<br />

Rhein-Ruhr Rhein-Main<br />

Quelle: Eigene Darstellung<br />

Kopenhagen / Stockholm<br />

Skandinavien<br />

Süddeutschland / Südeuropa<br />

© Georg & Ottenströer<br />

4


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

3,88 Mio. Einwohner<br />

und 1,81 Mio.<br />

Arbeitskräfte in 60<br />

Minuten erreichbar<br />

Bereits heute sind von <strong>Neumünster</strong> aus in einem Radius von<br />

60 PKW-Fahrminuten 3,70 Mio. Einwohner und 1,75 Mio. Arbeitskräfte<br />

erreichbar. Durch den Ausbau der A20 erhöht<br />

sich das Potenzial auf 3,88 Mio. Einwohner und 1,81 Mio. Arbeitskräfte.<br />

Abb. 4 Erreichbarkeit <strong>Neumünster</strong>s innerhalb verschiedener PKW-Fahrzeitradien (mit Ausbau A20)<br />

Quelle: Gertz, Gutsche, Rümenapp<br />

Positive Effekte<br />

auf den Messestandort,<br />

den<br />

Einzelhandel, das<br />

Handwerk und den<br />

Mittelstand<br />

Das zusätzlich erreichbare Einwohnerpotenzial dürfte sich<br />

positiv auf den Einzelhandels- und den Messestandort <strong>Neumünster</strong><br />

(siehe hierzu auch das Kapitel „Points of Interest“)<br />

sowie auf das lokal und regional ansässige Handwerk und<br />

den Mittelstand auswirken. Die hohe Erreichbarkeit von Arbeitskräften<br />

und das zusätzliche Potenzial stärken die Position<br />

<strong>Neumünster</strong>s als zentralen Arbeitsstandort in der „Mitte“<br />

Schleswig-Holsteins (siehe hierzu auch die positive Entwicklung<br />

des Pendlersaldos).<br />

5


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Zentraler<br />

Eisenbahnknoten…<br />

…und neue<br />

KV-Anlage<br />

Tab. 1 Erreichbare Einwohner vom Standort <strong>Neumünster</strong> aus mit Ausbau<br />

A20 (PKW-Fahrminuten)<br />

Err. in Min. heute Ausbauszenario Zunahme absolut Zunahme %<br />

30 578.357 593.020 14.663 2,5%<br />

60 3.697.546 3.878.479 180.933 4,9%<br />

90 4.434.842 4.782.461 347.619 7,8%<br />

120 5.450.584 5.967.994 517.410 9,5%<br />

180 7.174.689 7.263.526 88.837 1,2%<br />

Quelle: Gertz, Gutsche, Rümenapp<br />

Tab. 2 Erreichbare Arbeitskräfte vom Standort <strong>Neumünster</strong> aus mit Ausbau<br />

A20 (PKW-Fahrminuten)<br />

Err. in Min. heute Ausbauszenario Zunahme absolut Zunahme %<br />

30 202.642 206.917 4.275 2,1%<br />

60 1.754.444 1.809.994 55.550 3,2%<br />

90 1.950.462 2.047.058 96.596 5,0%<br />

120 2.353.673 2.512.040 158.367 6,7%<br />

180 3.063.530 3.101.893 38.363 1,3%<br />

Quelle: Gertz, Gutsche, Rümenapp<br />

<strong>Neumünster</strong> ist Knotenpunkt auf den Eisenbahnstrecken<br />

Hamburg–Kiel sowie Hamburg–Flensburg und verfügt über<br />

vier Bahnhöfe im <strong>Stadt</strong>gebiet. Außerdem besteht u.a. eine<br />

Bahnverbindung mit den Städten Bad Bramstedt, Kaltenkirchen,<br />

Bad Segeberg, Bad Oldesloe, Heide und Büsum. Die<br />

Fahrzeit von <strong>Neumünster</strong> nach Hamburg und Flensburg beträgt<br />

rd. 60 Minuten und nach Kiel nur ca. 30 Minuten. <strong>Neumünster</strong><br />

ist aufgrund seiner zentralen Lage bereits seit Ende<br />

des 19. Jahrhunderts der zentrale Eisenbahnknotenpunkt im<br />

Zentrum Schleswig-Holsteins.<br />

Diese Funktion und Position soll u.a. durch die Realisierung<br />

einer neuen Anlage für den kombinierten Ladeverkehr (KV-<br />

Anlage) am ehemaligen Güterbahnhof <strong>Neumünster</strong> genutzt<br />

und gestärkt werden. Das Vorhaben wird in Kooperation mit<br />

dem Seehafen Kiel und der Hamburg Port Authority realisiert.<br />

Der bimodale Standort <strong>Neumünster</strong> liegt in günstiger Entfernung<br />

von den nächsten leistungsfähigen KV-Anlagen in Taulov<br />

und Fredericia in Dänemark. Dies bietet dem gesamten<br />

Raum dazwischen Möglichkeiten zur Nutzung des effizienten<br />

KV-Verkehrs, der durch die Kostenentwicklung von Personal<br />

und Kraftstoff sowie die Personalverknappung immer wichtiger<br />

wird. Durch die Kooperation mit dem Seehafen Kiel besteht<br />

die Möglichkeit zur Zusammenstellung von Ganzzügen<br />

und durch die Verbindung zum Hafen Hamburg die Möglichkeit<br />

zur Entzerrung der dort kritischen Verkehre durch Entkopplung<br />

von straßengebundenen Zubringerverkehren<br />

durch Zugzuführung von Gütern in den Hafen Hamburg.<br />

6


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

2.2 Funktionale Zuordnung und Städtenetzwerk NORDGATE<br />

Oberzentrum im<br />

Landesentwicklungsplan<br />

Lage an Landesentwicklungsachse<br />

Im neu aufgestellten Landesentwicklungsplan 2010 (LEP) des<br />

Landes Schleswig-Holstein gehört <strong>Neumünster</strong> zum Planungsraum<br />

III (Schleswig-Holstein Mitte) und nimmt den<br />

Rang eines Oberzentrums ein. Laut der Fortschreibung des<br />

Regionalplans für den Planungsraum III aus dem Jahr 1998<br />

gehört die <strong>Stadt</strong> <strong>Neumünster</strong> zu den <strong>Stadt</strong>- und Umlandbereichen<br />

im ländlichen Raum. Der <strong>Stadt</strong>- und Umlandbereich<br />

<strong>Neumünster</strong> soll als bedeutendes Wirtschafts- und Arbeitsmarktzentrum<br />

sowie als ein Versorgungs- und Siedlungsschwerpunkt<br />

im ländlichen Raum gestärkt werden und Entwicklungsimpulse<br />

für die umliegenden ländlichen Räume<br />

geben.<br />

<strong>Neumünster</strong> profitiert von der direkten Lage an der Landesentwicklungsachse<br />

A7. Das Planungsinstrument der Landesentwicklungsachsen<br />

wurde mit dem LEP 2010 erstmals eingeführt.<br />

Die Achsen markieren zentrale Entwicklungsstränge<br />

in Schleswig-Holstein und zeigen für Räume und Regionen<br />

entlang der Achsen Wachstumsperspektiven auf.<br />

Abb. 5 Landesentwicklungsachsen<br />

Dänemark<br />

Bremen/<br />

Niedersachsen<br />

Quelle: Eigene Darstellung<br />

Kopenhagen/Dänemark<br />

Bremen/Hannover, NRW, Rhein/Main<br />

Kopenhagen/Skandinavien<br />

Lübeck/<br />

Rostock/<br />

Osteuropa<br />

Berlin/<br />

Osteuropa<br />

© Georg & Ottenströer<br />

7


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Mitglied im<br />

Städtenetzwerk<br />

NORDGATE<br />

Aufnahme in die<br />

Metropolregion<br />

Hamburg<br />

<strong>Neumünster</strong> ist Mitglied im Städtenetzwerk NORDGATE. Das<br />

Netzwerk ist ein Zusammenschluss aus insgesamt sechs Städten<br />

und Gemeinden (<strong>Neumünster</strong>, Bad Bramstedt, Kaltenkirchen,<br />

Henstedt-Ulzburg, Quickborn, Norderstedt). Diese<br />

Städte und Gemeinden haben sich zusammengeschlossen,<br />

um sich über ein gemeinsames Standort- und Ansiedlungsmarketing<br />

als überregional bedeutender und attraktiver<br />

Wirtschaftsstandort zu profilieren (z.B. auf Fachmessen wie<br />

der europaweit bedeutenden Messe Expo Real in München<br />

oder der Real Estate North in Hamburg). Die größten Städte<br />

sind Norderstedt und <strong>Neumünster</strong> mit jeweils über 70.000<br />

Einwohnern. Norderstedt bildet den südlichen und <strong>Neumünster</strong><br />

den nördlichen Gravitationspunkt der Region<br />

NORDGATE.<br />

Neben der Mitgliedschaft im NORDGATE hat <strong>Neumünster</strong><br />

die Aufnahme in die Metropolregion Hamburg beantragt.<br />

Damit würde die <strong>Stadt</strong> auch „offiziell“ der nördliche Verbindungspunkt<br />

einer Region mit mehr als 4 Mio. Verbrauchern<br />

und Kunden werden.<br />

2.3 Großräumliche Pendlerverflechtungen<br />

Wachsender<br />

Einpendlerüberschuss<br />

Die Bedeutung <strong>Neumünster</strong>s als überregionaler Arbeitsstandort<br />

ist in den letzen Jahren deutlich gewachsen. Ablesbar<br />

ist die Entwicklung am Einpendlerüberschuss, der im<br />

Zeitraum 2000 bis 2009 um 55,3% auf knapp 8.000 angestiegen<br />

ist. Im Jahr 2009 sind 16.820 Menschen täglich nach<br />

<strong>Neumünster</strong> eingependelt und „nur“ 8.850 ausgependelt.<br />

Abb. 6 Entwicklung Pendlersaldo (Einpendlerüberschuss)<br />

9.000<br />

8.000<br />

7.000<br />

6.000<br />

5.000<br />

4.000<br />

3.000<br />

2.000<br />

5.132<br />

5.690 5.780 6.081 6.131 6.087<br />

6.290 6.616<br />

7.467<br />

Quelle: Eigene Darstellung nach Angaben des Statistischen Landesamtes<br />

7.970<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

8


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Bedeutungszuwachs<br />

als<br />

überregionaler<br />

Arbeitsstandort<br />

Die meisten Arbeitskräfte pendeln aus den Kreisen Rendsburg-Eckernförde<br />

und Segeberg nach <strong>Neumünster</strong> ein, gefolgt<br />

vom Kreis Plön und der Landeshauptstadt Kiel. Der Einzugsradius<br />

der Pendler dürfte sich in Folge des weiteren<br />

Ausbaus der A 20 in Richtung Lübeck im Osten und in Richtung<br />

der Kreise Pinneberg und Steinburg weiter erhöhen.<br />

Auffällig sind auch die relativ hohen Einpendlerzahlen aus<br />

Hamburg und dem Südwesten Schleswig-Holsteins. Ausgependelt<br />

wird schwerpunktmäßig entlang der A7. Die wichtigsten<br />

Zielgebiete von Arbeitskräften aus <strong>Neumünster</strong> sind<br />

Hamburg, der Kreis Segeberg, Kiel und der Kreis Rends-burg-<br />

Eckernförde. Während mit Kiel ein Auspendlerüberschuss<br />

von 264 und mit Hamburg von 856 Personen besteht, gibt es<br />

mit dem Kreis Rendsburg-Eckernförde einen hohen Einpendlerüberschuss<br />

von 3.019, mit dem Kreis Segeberg von 1.530<br />

und mit dem Kreis Plön von 1.302 Personen.<br />

9


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Abb. 7 Einpendler in Personen, 2009<br />

121<br />

187<br />

112<br />

722<br />

321<br />

4.743<br />

Abb. 8 Auspendler in Personen, 2009<br />

20<br />

49<br />

47<br />

70<br />

217<br />

472<br />

1.724<br />

245<br />

532<br />

1.388<br />

1.436<br />

3.456<br />

1.700<br />

1.926<br />

136<br />

298<br />

1.600<br />

Quelle: Eigene Darstellung nach Angaben des Statistischen Landesamtes<br />

160<br />

81<br />

17<br />

239<br />

152<br />

43<br />

151<br />

© Georg & Ottenströer<br />

© Georg & Ottenströer<br />

10


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Der Makrostandort <strong>Neumünster</strong> weist insgesamt die folgenden<br />

Stärken auf:<br />

Stärkepositionen<br />

Makrostandort <strong>Neumünster</strong><br />

• Zentrale Lage in Schleswig-Holstein und optimale verkehrliche<br />

Erreichbarkeit im Kreuzungsbereich überregional und international<br />

bedeutender Verkehrsachsen<br />

• Bimodaler (Straße/Schiene) Güterumschlag<br />

• Nähe zu Hamburg (Hafen und Flughafen), Kiel (Seehafen) ,<br />

Rendsburg (Kiel Kanal Hafen) und Lübeck (Hafen)<br />

• Funktion als Oberzentrum mit entsprechender Gravitation<br />

• Direkte Lage an Landesentwicklungsachse A7<br />

• Hoher und seit Jahren ansteigender Einpendlerüberschuss<br />

(Wachsende Bedeutung als regionaler und überregionaler<br />

Arbeitsstandort)<br />

• Durch Ausbau A20 zusätzlich erreichbares Einwohner- und<br />

Arbeitskräftepotenzial<br />

11


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

3 Mikrostandort <strong>Neumünster</strong><br />

3.1 Demographische Entwicklung<br />

Aktive<br />

Gestaltung<br />

des…<br />

… demographischen<br />

Wandels<br />

Die Auswirkungen des demographischen Wandels lassen<br />

sich bereits seit vielen Jahren auch in <strong>Neumünster</strong> erkennen.<br />

In den 1970er Jahren lebten noch rund 86.000 Einwohner in<br />

der <strong>Stadt</strong>. Bis zum Jahr 2000 ist die Bevölkerungszahl auf<br />

79.800 und bis 2009 auf 76.900 gesunken. Die Gründe für<br />

den Bevölkerungsrückgang liegen einerseits in der Schließung<br />

des Bundeswehrstandortes <strong>Neumünster</strong> und andererseits<br />

im negativen Geburtensaldo (es sterben mehr Menschen<br />

als neue geboren werden) begründet. Die aktuelle<br />

Bevölkerungsprognose des Statistischen Amtes für Hamburg<br />

und Schleswig-Holstein geht von einem weiteren Rückgang<br />

der Bevölkerung in <strong>Neumünster</strong> auf 71.000 im Jahr 2025 aus.<br />

Andere norddeutsche Städte - wie z.B. Wolfsburg und Wilhelmshaven<br />

- haben eine ähnliche relative Einwohnerentwicklung<br />

wie <strong>Neumünster</strong> aufzuweisen.<br />

<strong>Neumünster</strong> hat sich frühzeitig auf die demographische Herausforderung<br />

eingestellt und ein zukunftsweisendes integriertes<br />

<strong>Stadt</strong>entwicklungskonzept erarbeitet und schafft gerade<br />

ein berufsbegleitendes Fachhochschulangebot, was<br />

vor allem junge Menschen in der <strong>Stadt</strong> halten wird. Ob die<br />

Einwohnerprognosen tatsächlich in der erwarten Größenordnung<br />

eintreten, hängt u.a. auch von der weiteren wirtschaftlichen<br />

Entwicklung <strong>Neumünster</strong>s ab. Wie die Ergebnisse<br />

des vorliegenden Wirtschafts- und Kompetenzprofils zeigen,<br />

hat <strong>Neumünster</strong> zahlreiche Chancen und Anknüpfungspunkte<br />

zur erfolgreichen Bewältigung des demographischen<br />

Wandels.<br />

12


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Relativ hohe<br />

Geburtenrate…<br />

…und steigende<br />

Zahl an Zuzügen<br />

Abb. 9 Bevölkerungsentwicklung<br />

108<br />

106<br />

104<br />

102<br />

100<br />

98<br />

96<br />

94<br />

92<br />

90<br />

88<br />

86<br />

84<br />

Index 2000 = 100<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2025<br />

<strong>Neumünster</strong> Kiel Lübeck Flensburg<br />

Wolfsburg Osnabrück Wilhelmshaven<br />

Quelle: Statistische Landesämter Schleswig-Holstein u. Niedersachsen<br />

© Georg & Ottenströer<br />

Die Geburtenrate in <strong>Neumünster</strong> fällt - trotz der negativen<br />

natürlichen Bevölkerungsentwicklung - vergleichsweise hoch<br />

aus. <strong>Neumünster</strong> liegt mit einer Rate von 1,53 Geburten je<br />

Frau deutlich über dem bundesdeutschen Durchschnitt von<br />

1,35. Dies ist ein Indiz für die Attraktivität <strong>Neumünster</strong>s als<br />

Wohn- und Arbeitsstandort für Familien.<br />

So ist seit 2005 die Zahl der Zuzüge nach <strong>Neumünster</strong> kontinuierlich<br />

um rund 11% auf 3.810 angestiegen. Zwischen den<br />

Jahren 2006 und 2008 hat zwar auch die Zahl der Fortgezogenen<br />

um 11% zugenommen, jedoch konnte diese Entwicklung<br />

im Jahr 2009 gebremst werden. Von 2008 auf 2009 ist<br />

die Zahl der Fortgezogenen um 2% auf 3.726 zurückgegangen.<br />

Somit konnte im Jahr 2009 erstmals nach 2006 wieder<br />

ein positiver Wanderungssaldo erreicht werden.<br />

13


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Relativ hoher<br />

Anteil jüngerer<br />

Menschen<br />

Abb. 10 Räumliche Bevölkerungsentwicklung (Wanderungsverhalten)<br />

4.000<br />

3.900<br />

3.800<br />

3.700<br />

3.600<br />

3.500<br />

3.400<br />

3.300<br />

3.200<br />

3.100<br />

3.782<br />

2004<br />

3.943<br />

3.442<br />

2005<br />

3.661<br />

3.455<br />

3.412<br />

3.575<br />

3.457<br />

3.790<br />

3.547<br />

Quelle: Eigene Darstellung nach Angaben des Statistischen Landesamtes<br />

2006<br />

3.810<br />

3.726<br />

Analog zu den bundesweiten demographischen Trends lässt<br />

sich auch in <strong>Neumünster</strong> eine Alterung der Bevölkerung beobachten.<br />

So hat der Anteil der unter 18-Jährigen zwischen<br />

2005 und 2009 um einen Prozentpunkt auf 17,8% abgenommen<br />

und der Anteil über 60-Jähriger um 0,6 Prozentpunkte<br />

auf 27,3% zugenommen. Nach Angaben des Statistischen<br />

Landesamtes beträgt das Durchschnittsalter der Bevölkerung<br />

in <strong>Neumünster</strong> 43,3 Jahre (2009) und liegt damit knapp<br />

unter dem Durchschnitt Schleswig-Holsteins (43,7 Jahre). Im<br />

Jahr 2025 wird es nach Angaben der Bertelsmann-Stiftung<br />

voraussichtlich 46,0 Jahre betragen, während das Durchschnittsalter<br />

bundesweit dann zwischen 49 bis 50 Jahren liegen<br />

wird. Im bundesweiten Vergleich schneidet <strong>Neumünster</strong><br />

also erkennbar gut ab. Im Vergleich der Altersstruktur <strong>Neumünster</strong>s<br />

mit dem Durchschnitt Schleswig-Holsteins fällt auf,<br />

dass die jüngeren Altersklassen der unter 40-Jährigen überdurchschnittlich<br />

stark vertreten sind. Der Anteil 40- bis unter<br />

65-Jähriger liegt hingegen zwei Prozentpunkte unter dem<br />

Durchschnitt Schleswig-Holsteins und der Anteil über 65-<br />

Jähriger nur 0,3 Prozentpunkte darüber.<br />

2007<br />

Zuzug Fortzug<br />

2008<br />

2009<br />

14


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Abb. 11 Altersstruktur im Vergleich (Anteile Altersgruppen in %), 2009<br />

Quelle: Eigene Darstellung<br />

3.2 Wirtschaftliche Rahmendaten und<br />

Beschäftigtenentwicklung<br />

Hohes<br />

Bruttoinlandsprodukt<br />

Hohe<br />

Exportquote<br />

Wirtschaftliche<br />

Erholung<br />

40,0<br />

35,0<br />

30,0<br />

25,0<br />

20,0<br />

15,0<br />

10,0<br />

5,0<br />

0,0<br />

14,4<br />

0 bis < 15<br />

14,1<br />

12,3<br />

15 bis


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Hoher Beitrag von<br />

Dienstleistung und<br />

Handel am BIP<br />

Hohe Produktivität<br />

im verarbeitenden<br />

Gewerbe<br />

einem höheren regionalen BIP.<br />

Abb. 12 Bruttoinlandprodukt in Euro je Einwohner, 2008<br />

45.000<br />

40.000<br />

35.000<br />

30.000<br />

25.000<br />

20.000<br />

15.000<br />

10.000<br />

5.000<br />

0<br />

28.534<br />

BRD<br />

25.935<br />

S.-H.<br />

31.555<br />

30.017<br />

38.445<br />

Quelle: Eigene Darstellung nach Angaben des Statistischen Landesamtes<br />

<strong>Neumünster</strong><br />

35.228<br />

Der größte Teil des BIP wird im Dienstleistungsbereich erwirtschaftet.<br />

Auffällig ist jedoch der vergleichsweise hohe BIP-<br />

Anteil des produzierenden Sektors. Die <strong>Stadt</strong> ist somit nicht<br />

nur ein bedeutender Dienstleistungsstandort, sondern noch<br />

stärker als die übrigen Oberzentren Schleswig-Holsteins<br />

durch Industrie und Gewerbe geprägt. Der starke Industriestandort<br />

<strong>Neumünster</strong> profitiert vor allem von der herausragenden<br />

logistischen Anbindung an die relevanten Wirtschaftsräume<br />

Europas und über die Häfen nach Übersee.<br />

Im produzierenden Sektor (verarbeitendes Gewerbe und<br />

Bauwirtschaft) arbeiten 18,2% aller Erwerbstätigen in <strong>Neumünster</strong>,<br />

erwirtschaften aber 26,4% des BIP. Über 80% der<br />

Erwerbstätigen sind im Bereich Dienstleistung und Handel<br />

beschäftigt und erwirtschaften rd. 73% des BIP. Der industriell-gewerbliche<br />

Sektor in <strong>Neumünster</strong> erzielt also eine relativ<br />

höhere Wertschöpfung als die übrigen Sektoren. Besonders<br />

deutlich wird dieser Effekt an der relativ hohen Bruttowertschöpfung<br />

im verarbeitenden Gewerbe. Sie ist Ausdruck der<br />

hohen Produktivität am Standort <strong>Neumünster</strong>, die fast 7%<br />

über dem Landesdurchschnitt liegt und die mit zum hohen<br />

BIP je Einwohner beiträgt.<br />

Lübeck<br />

Kiel<br />

Flensburg<br />

16


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Hohe<br />

Beschäftigungsintensität<br />

Abb. 13 Bruttoinlandsprodukt und Exportorientierung<br />

BIP je Einwohner in Euro<br />

39.000<br />

37.000<br />

35.000<br />

33.000<br />

31.000<br />

29.000<br />

27.000<br />

25.000<br />

23.000<br />

21.000<br />

19.000<br />

17.000<br />

Ostholstein<br />

Segeberg<br />

Schleswig-Flensburg<br />

<strong>Neumünster</strong><br />

Lübeck<br />

Rendsburg-Eckernförde<br />

Schleswig-Holstein<br />

Flensburg<br />

10 20 30 40 50 60 70<br />

Auslandsumsatz im Verarbeitenden Gewerbe in %<br />

Quelle: Eigene Darstellung nach Angaben des Statistischen Landesamtes<br />

Abb. 14 Bruttowertschöpfung im verarbeitenden Gewerbe pro<br />

Erwerbstätigen in Euro (2008)<br />

90.000<br />

80.000<br />

70.000<br />

60.000<br />

50.000<br />

40.000<br />

30.000<br />

20.000<br />

66.918<br />

71.393<br />

67.766<br />

65.834<br />

Kiel<br />

80.671<br />

Schleswig-Holstein <strong>Neumünster</strong> Kiel Lübeck Flensburg<br />

Quelle: Eigene Darstellung nach Angaben des Statistischen Landesamtes<br />

<strong>Neumünster</strong> ist einer der wichtigsten Arbeitsstandorte in<br />

Schleswig-Holstein. Die Beschäftigtenintensität liegt mit 838<br />

SVP-Beschäftigten pro 1.000 Einwohner um knapp 40% über<br />

dem Landesdurchschnitt.<br />

17


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Positivste<br />

Beschäftigtenentwicklung<br />

von<br />

allen Oberzentren<br />

Abb. 15 SVP-Beschäftigte pro 1.000 Einwohner (2010)<br />

1.000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

583<br />

836<br />

889<br />

Quelle: Eigene Darstellung nach Angaben der BA<br />

Der skizzierte Einpendlerüberschuss lässt sich auch an der<br />

Beschäftigtenentwicklung (gezählt am Arbeitsort) ablesen.<br />

Trotz der nachwirkenden Effekte der Finanz- und Wirtschaftskrise<br />

liegt die aktuelle Beschäftigtenzahl deutlich über dem<br />

Wert der letzten Jahre. Im Zeitraum 2003 bis 2010 ist die Zahl<br />

der SVP-Beschäftigten in <strong>Neumünster</strong> sogar um 5,0% auf<br />

31.711 angestiegen, während im gleichen Zeitraum die landesweite<br />

Entwicklung unter negativem Vorzeichen stand.<br />

Von allen Oberzentren Schleswig-Holsteins hat <strong>Neumünster</strong><br />

die positivste Entwicklung aufzuweisen.<br />

Abb. 16 Entwicklung SVP-Beschäftigte im Zeitraum 2003 bis 2010, in %<br />

Flensburg<br />

Kiel<br />

Lübeck<br />

<strong>Neumünster</strong><br />

BRD<br />

S.-H.<br />

Schleswig-<br />

Holstein<br />

-0,3<br />

Flensburg<br />

1,3<br />

Kiel<br />

1,6<br />

Quelle: Eigene Darstellung nach Angaben des Statistischen Landesamtes<br />

821<br />

Lübeck<br />

2,9<br />

838<br />

<strong>Neumünster</strong><br />

4,2<br />

335<br />

Plön<br />

5,0<br />

488<br />

Rendsburg-<br />

Eckernförde<br />

-1,0 0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0 6,0<br />

18


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Relativ günstige<br />

Arbeitskosten<br />

Hoher Ingenieuranteil<br />

an den<br />

Beschäftigten<br />

Während sich das verarbeitende Gewerbe in Kiel und in den<br />

Kreisen Stormarn und Pinneberg durch relativ hohe Bruttoentgelte<br />

auszeichnet, zählt <strong>Neumünster</strong> eher zu den Industrie-<br />

und Gewerbestandorten mit günstigen Lohnkosten. Mit<br />

38.529 Euro je Beschäftigten bewegt sich das Bruttoentgelt<br />

im verarbeitenden Gewerbe in <strong>Neumünster</strong> in etwa auf<br />

dem Niveau des Landesdurchschnittes. Im Vergleich zu Kiel<br />

ergibt sich ein um rd. 11% günstigeres Entgelt-Niveau.<br />

Abb. 17 Bruttoentgelt in Euro je Beschäftigten im Verarbeitenden<br />

Gewerbe, 2009<br />

45.000<br />

42.000<br />

39.000<br />

36.000<br />

33.000<br />

38.520 39.124<br />

Schleswig-<br />

Holstein<br />

42.734<br />

38.529 38.799<br />

38.103<br />

Quelle: Eigene Darstellung nach Angaben des Statistischen Landesamtes<br />

Pro 100 SVP-Beschäftigte gibt es rein statistisch 1,9 Ingenieure<br />

in <strong>Neumünster</strong>. Damit liegt der Anteil zwar unter den Werten<br />

der Universitätsstädte Kiel und Lübeck, aber über dem<br />

Wert des Oberzentrums Flensburg und der direkten Nachbarkreise.<br />

Abb. 18 Anzahl Ingenieure pro 100 SVP-Beschäftigte, 2009<br />

0,8<br />

1,6<br />

Flensburg<br />

1,7<br />

0,8<br />

1,7<br />

Kiel<br />

1,8<br />

1,9<br />

Lübeck<br />

2,9<br />

1,2<br />

1,5<br />

2,3 2,2<br />

40.328<br />

43.982<br />

Quelle Eigene Darstellung nach Angaben der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft<br />

<strong>Neumünster</strong><br />

2.4<br />

2,2<br />

0,9<br />

Segeberg<br />

Stormarn<br />

Pinneberg<br />

19


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

3.3 Points of Interest<br />

Größter<br />

Messestandort in<br />

Schleswig-Holstein<br />

Standort KIN<br />

Lebensmittelinstitut<br />

Landeslabor mit -<br />

Dienstleistungen<br />

für den<br />

Verbraucher- und<br />

Umweltschutz<br />

Krankenhaus mit<br />

überregionaler<br />

Versorgungsfunktion<br />

und<br />

Spezialisierung<br />

Die Holstenhallen <strong>Neumünster</strong> sind der größte und aktivste<br />

Veranstaltungsstandort in Schleswig-Holstein. Fünf Hallen mit<br />

insgesamt 12.500 m² zusammenhängend überdachter Fläche<br />

stehen zur Verfügung. Am Messestandort <strong>Neumünster</strong><br />

finden über 900 Veranstaltungen mit rd. 1 Mio. Besuchern<br />

pro Jahr statt. Aushängeschild für die <strong>Stadt</strong> sind vor allem<br />

die überregional und international bedeutenden Veranstaltungen<br />

„Holsteiner und Trakehner“ sowie die Nordbau,<br />

Nordeuropas größte Baumesse. Der Messestandort ist aufgrund<br />

der Umwegrentabilität ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.<br />

Von den rd. 1. Mio. Besuchern jährlich kommen 850.000<br />

nicht aus <strong>Neumünster</strong>. Deren Ausgaben vor Ort belaufen<br />

sich nach Angaben der Messegesellschaft auf rd. 42,5 Mio.<br />

Euro pro Jahr.<br />

Das KIN Lebensmittelinstitut mit Sitz in <strong>Neumünster</strong> befasst<br />

sich mit der Produktsicherheit und Qualität von Lebensmitteln<br />

sowie der Weiterbildung in der Lebensmittelbranche.<br />

Ziel und Aufgabe des KIN ist es, bestehendes Wissen und<br />

neueste Erkenntnisse aus der Forschung in die Produktentwicklung<br />

und die Analytik für Lebensmittel so einfließen zu<br />

lassen, dass die Qualitätsmerkmale der Produkte gesteigert<br />

werden. Das KIN hat über 260 Mitgliedsunternehmen und ist<br />

die einzige Einrichtung dieser Art im gesamten norddeutschen<br />

Raum (siehe hierzu auch den Exkurs zum Bildungsund<br />

Wissensstandort <strong>Neumünster</strong>).<br />

<strong>Neumünster</strong> ist Standort des Landeslabors Schleswig-<br />

Holstein. Das Landeslabor ist ein modernes Zentrum für<br />

Dienstleistungen aus den Bereichen des Verbraucher- und<br />

des Umweltschutzes. Das Aufgabenspektrum erfasst Laboruntersuchungen<br />

im Rahmen der Schlachttier- und Fleischkontrolle,<br />

Analysen im Umweltbereich, Vollzugsaufgaben in<br />

der Tierarzneimittelüberwachung, der Futtermittel- und Handelsklassenüberwachung<br />

sowie Aufgaben der staatlichen<br />

Tierseuchenbekämpfung. Weiterhin obliegt dem Landeslabor<br />

die Durchführung der Cross Compliance-Kontrollen in<br />

der Landwirtschaft für die Bereiche des Lebensmittel- und<br />

Futtermittelrechts.<br />

Das Friedrich-Ebert-Krankenhaus (FEK) in <strong>Neumünster</strong> zählt zu<br />

den größten Arbeitsgebern vor Ort. Mit jährlich 25.000 stationären,<br />

36.000 ambulanten Patienten und rd. 9.000 Operationen<br />

im Jahr sichert das FEK die medizinische Versorgung<br />

der Menschen in <strong>Neumünster</strong> und im Umland. Das FEK hat<br />

die Funktion eines akademischen Lehrkrankenhauses und<br />

20


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

<strong>Neumünster</strong> mit<br />

Chinese Business<br />

Center<br />

Standort von<br />

Technologie- und<br />

Gründerzentren...<br />

...sowie<br />

Innovations- und<br />

Handelszentren<br />

Designer Outlet<br />

Center im Bau<br />

hat sich u.a. auf die geriatrische Rehabilitation spezialisiert –<br />

mit dem Ziel, eine bundesweit führende Einrichtung für die<br />

Frührehabilitation bei Demenz, nach Schlaganfall, nach<br />

Operation etc. zu werden (siehe hierzu auch das Kompetenzfeld<br />

Gesundheitswirtschaft).<br />

<strong>Neumünster</strong> ist Sitz des Chinese Business Center Schleswig-<br />

Holstein (CBC). In einer groben Schätzung kann nach Angaben<br />

der Wirtschaftsagentur <strong>Neumünster</strong> davon ausgegangen<br />

werden, dass inzwischen ca. 500 Arbeitsplätze in<br />

<strong>Neumünster</strong> ganz oder teilweise von chinesischen Aufträgen<br />

abhängen. Die im CBC ansässigen Unternehmen sind im<br />

Wesentlichen Handelsagenturen. Die vielschichtige Palette<br />

der chinesischen Handelsvertreter in <strong>Neumünster</strong> erstreckt<br />

sich von der Unterhaltungselektronik bis hin zu Stahlprodukten.<br />

Das CBC wird maßgeblich von der WTSH Wirtschaftsförderung<br />

und Technologietransfer Schleswig-Holstein GmbH<br />

unterstützt.<br />

Das Logistik- und Innovationszentrum <strong>Neumünster</strong> (LOG-IN)<br />

wurde im Jahr 2002 errichtet und ist als Technologie- und<br />

Gründerzentrum konzipiert. Es bietet jungen Unternehmen<br />

mit den Schwerpunkten Informationstechnologien, neue<br />

Medien und Logistik-Dienstleistungen für eine begrenzte<br />

Verweildauer attraktive Flächen und weitergehende Unterstützung<br />

an. Bedingt durch die limitierte Verweildauer liegt<br />

die aktuelle Auslastung bei über 50%. Zuvor war das Zentrum<br />

zu 100% belegt. Im ersten Quartal 2011 haben sich vier neue<br />

Unternehmen angesiedelt und ein Unternehmen hat seinen<br />

Flächenbedarf erhöht.<br />

Das itn Innovations- und Technologiezentrum <strong>Neumünster</strong> -<br />

in dem u.a. auch das Chinese Business Center seinen Sitz hat<br />

- richtet sich mit seinem Flächenangebot gezielt an junge<br />

und innovative Unternehmen. Das itn steht für Unternehmen<br />

mit folgenden Branchen-Schwerpunkten offen:<br />

� Innovative Produktions-Technologien<br />

� Informations- und Kommunikations-Technologie /<br />

neue Medien<br />

� Umwelttechnik, Umwelttechnologie<br />

� Unternehmensorientierte Dienstleistungen<br />

In <strong>Neumünster</strong> entsteht Schleswig-Holsteins erste und einziges<br />

Designer Outlet Center (DOC), welches zur überregionalen<br />

Bekanntheit der <strong>Stadt</strong> wesentlich beitragen wird. Mit<br />

dem DOC wird die <strong>Stadt</strong> eine Destination für Shopping-<br />

Tourismus. Darüber hinaus ist in der Innenstadt ein neues in-<br />

21


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Geplante KV-<br />

Anlage als Impulsgeber<br />

für den<br />

Logistikstandort<br />

tegriertes Shopping-Center geplant. Beide Einzelhandelsvorhaben<br />

werden die hohe Gravitation und Zentralität<br />

<strong>Neumünster</strong>s weiter stärken (siehe hierzu auch den Berichtsteil<br />

Einzelhandelsmarkt).<br />

Ein weiteres Impulsprojekt für den Wirtschaftsstandort <strong>Neumünster</strong><br />

dürfte die geplante Anlage für den kombinierten<br />

Ladeverkehr (KV-Anlage) am ehemaligen Güterbahnhof<br />

darstellen, die zusammen mit dem neuen attraktiven autobahnnahen<br />

Flächenangebot an der Anschlussstelle <strong>Neumünster</strong>-Nord<br />

den Logistikstandort <strong>Neumünster</strong> weiter stärkt<br />

(siehe hierzu auch den Berichtsteil Gewerbeflächenmarkt).<br />

22


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Abb. 19 Ausgewählte Poins of Interest<br />

Quelle: Eigene Darstellung<br />

23


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Der Mikrostandort <strong>Neumünster</strong> weist insgesamt die folgenden<br />

Stärken auf:<br />

Stärkepositionen<br />

Mikrostandort <strong>Neumünster</strong><br />

• Vergleichsweise hohe Geburtenrate<br />

• Ansteigender Zuzug und sinkender Fortzug<br />

• Hoher Anteil an der Altersgruppe unter 40 Jahre mit positiven Effekten<br />

auf die demographische Entwicklung<br />

• Größter Messestandort in Schleswig-Holstein<br />

• Deutlicher Beschäftigtenzuwachs<br />

• Hohe Außenverflechtung der Unternehmen<br />

• Vergleichsweise günstige Arbeitskosten<br />

• Vergleichsweise hohes Bruttoinlandsprodukt je Einwohner<br />

• Aktive Gründer- und Technologie-/Innovationsförderung<br />

• Zukunftsweisende Impulsprojekte<br />

24


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

4 Branchenanalyse und wirtschaftliche<br />

Schwerpunkte<br />

Besondere<br />

regionale<br />

Stärken<br />

Bergbau,Energie- u.<br />

Wasserversorg.,Entsorgung<br />

Gesundheits- & Sozialwesen<br />

Erziehung und Unterricht<br />

Wirtschaftliche Dienstleistungen<br />

Finanz- & Versicherungs-DL<br />

Information,Kommunikation<br />

Gastgewerbe<br />

Verkehr und Lagerei<br />

Handel;Instandh.Kfz<br />

Baugewerbe<br />

Verarbeitendes Gewerbe<br />

Wie die folgende Branchenübersicht nach Wirtschaftsabteilungen<br />

zeigt, hat <strong>Neumünster</strong> deutliche Stärken bei den wirtschaftlichen<br />

Dienstleistungen und bei Finanz- und Versicherungsdienstleistungen.<br />

Ebenfalls im regionalen Vergleich<br />

stark sind die Logistik (Verkehr und Lagerei) sowie der Handel.<br />

Das Gesundheits- und Sozialwesen ist einer der beschäftigungsstärksten<br />

Bereiche <strong>Neumünster</strong>s. Im regionalen Vergleich<br />

relativ stark ist auch der Bereich Energie- und Wasserversorgung/Entsorgung/Recycling.<br />

Der produzierende Sektor<br />

(verarbeitendes Gewerbe und Baugewerbe) ist durch ein<br />

vergleichsweise starkes Baugewerbe gekennzeichnet. Im<br />

verarbeitenden Gewerbe arbeiten fast genau so viele Menschen<br />

wie im Bereich wirtschaftliche Dienstleitungen.<br />

Abb. 20 SVP-Beschäftigte in % nach ausgewählten Wirtschaftsabschnitten, 2009<br />

0,9%<br />

2,4%<br />

2,4%<br />

2,6%<br />

4,0%<br />

5,8%<br />

8,2%<br />

11,6%<br />

13,6%<br />

14,7%<br />

21,5%<br />

0% 2% 4% 6% 8% 10% 12% 14% 16% 18% 20% 22% 24%<br />

Quelle: Eigene Darstellung und Berechnungen nach Angaben der BA<br />

Deutschland<br />

Schleswig-Holstein<br />

<strong>Neumünster</strong><br />

Flensburg<br />

Kiel<br />

Lübeck<br />

Quelle: BA Statistik, Georg &<br />

Ottenströer (Datenstand Juni 2010)<br />

25


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Starker<br />

Maschinenbau<br />

Behdlg.u.Beseit.v.Abfäll.;Rückgew.<br />

Herstellung von sonstigen Waren<br />

Maschinenbau<br />

Hrst. v.DV-Gerät., elektr.u.opt.Erzeugn.<br />

Herstellung von Metallerzeugnissen<br />

Druckgewerbe u. Vervielältigung<br />

Herstellung von Textilien<br />

Hrst. von Nahrungs- und Futtermitteln<br />

Landwirtsch., Jagd u.damit verb. Tätigk.<br />

Im Rahmen der vertiefenden Branchenbetrachtung zeigt<br />

sich ein relativ hoher Beschäftigtenanteil im Bereich „Behandlung<br />

und Beseitigung von Abfällen und Rückgewinnung“.<br />

Innerhalb des verarbeitenden Gewerbes kristallisieren<br />

sich ein vergleichsweise starker Maschinenbau und ein<br />

starkes Druckgewerbe heraus. Insbesondere im Maschinenbau<br />

gibt es z.T. so genannte Hidden Champions mit ganz<br />

speziellen Kompetenzprofilen (beachten Sie hierzu auch<br />

den Abschnitt Maschinenbau im Rahmen der Kompetenzanalyse).<br />

Abb.21 SVP-Beschäftigte in % nach ausgewählten Branchen (1), 2009<br />

0,0%0,5%1,0%1,5%2,0%2,5%3,0%3,5%4,0%4,5%5,0%<br />

Deutschland<br />

Schleswig-Holstein<br />

<strong>Neumünster</strong><br />

Flensburg<br />

Kiel<br />

Lübeck<br />

Lübeck Kiel Flensburg <strong>Neumünster</strong> Schleswig-Holstein Deutschland<br />

Landwirtsch., Jagd u.damit verb. Tätigk. 0,1% 0,0% 0,1% 0,5% 1,3% 0,7%<br />

Hrst. von Nahrungs- und Futtermitteln 3,5% 0,9% 0,5% 2,4% 2,1%<br />

Herstellung von Textilien 0,0% 0,0% 0,1% 0,1% 0,1% 0,3%<br />

Druckgewerbe u. Vervielältigung 0,6% 0,4% 1,1% 1,0% 0,6%<br />

Herstellung von Metallerzeugnissen 1,1% 0,7% 0,9% 1,3% 1,4% 2,7%<br />

Hrst. v.DV-Gerät., elektr.u.opt.Erzeugn. 2,2% 1,5% 1,4% 0,5% 1,3% 1,4%<br />

Maschinenbau 1,7% 1,9% 4,0% 4,9% 2,6% 3,4%<br />

Herstellung von sonstigen Waren 3,5% 0,2% 0,5% 1,3% 1,0% 0,8%<br />

Behdlg.u.Beseit.v.Abfäll.;Rückgew. 0,9% 0,9% 1,1% 0,6% 0,5%<br />

Quelle: Eigene Darstellung nach Angaben der BA<br />

Weiterhin zeigt die vertiefende Branchenbetrachtung Stärken<br />

im Hoch- und Tiefbau sowie deutliche Schwerpunkte im<br />

Großhandel, Einzelhandel, Handel mit KFZ. Überrepräsentativ<br />

stark sind auch die Bereiche Landverkehr sowie die KEP-<br />

26


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Starke Finanzdienstleistungen<br />

Dienste (Kurier-, Express- und Post-Dienste) vertreten.<br />

Im Bereich Dienstleistungen zeigt <strong>Neumünster</strong> Stärken in den<br />

Finanzdienstleistungen und damit verbundene Tätigkeiten.<br />

Hier liegt der Beschäftigtenanteil fast 40% über dem Landedurchschnitt.<br />

In <strong>Neumünster</strong> sind 3,9% der Beschäftigten in<br />

diesem Dienstleistungsbereich tätig, in Schleswig-Holstein<br />

2,8% und im Bundesdurchschnitt 2,9%. Auffällig ist auch, dass<br />

<strong>Neumünster</strong> – u.a. aufgrund der starken industriellen und<br />

gewerblichen Basis – im Bereich der Kreativwirtschaft an Profil<br />

gewinnt.<br />

Abb. 22 SVP-Beschäftigte in % nach ausgewählten Branchen (2), 2009<br />

Lübeck Kiel Flensburg <strong>Neumünster</strong> Schleswig-Holstein Deutschland<br />

Hochbau 0,7% 0,4% 0,7% 1,1% 1,1% 1,0%<br />

Tiefbau 0,5% 0,9% 0,7% 0,7%<br />

Vorber.Baust.arb.,Bauinst.,so.Ausbaugew. 3,6% 2,6% 2,1% 3,8% 4,9% 4,1%<br />

Handel m. Kfz; Inst.halt. u. Rep. v. Kfz 1,8% 1,7% 3,0% 3,6% 2,4% 2,1%<br />

Großhandel (ohne Handel mit Kfz) 4,4% 4,5% 5,2% 8,1% 5,6% 4,8%<br />

Einzelhandel (ohne Handel mit Kfz) 8,0% 7,8% 11,2% 9,9% 9,7% 7,6%<br />

Landverkehr u.Transp.i.Rohrfernleitungen 1,7% 2,1% 1,8% 4,8% 2,1% 1,8%<br />

Lagerei u. Erbr.v. sonst. DL f.d.Verkehr 4,1% 1,4% 2,1% 2,2% 2,0% 2,3%<br />

Post-, Kurier- und Expressdienste 1,4% 1,0% 0,8% 1,2% 0,8% 0,7%<br />

Quelle: Eigene Darstellung und Berechnungen nach Angaben der BA<br />

27


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

4.1 Wachstums- und Kompetenzfelder<br />

Hohes Wachstum<br />

bei den Dienstleistungen<br />

Hinsichtlich der Wachstumsdynamik am Standort <strong>Neumünster</strong><br />

zeigt sich vor allem der Dienstleistungsbereich als<br />

expansiv. Ein starkes Beschäftigtenwachstum zwischen 2003<br />

und 2008 konnten die Finanzdienstleistungen und Dienstleistungen<br />

für Grundstücke und Wohnen verzeichnen. Ebenfalls<br />

zulegen konnten der Großhandel sowie der Bereich Verkehr<br />

und Logistik. Innerhalb des verarbeitenden Gewerbes ist vor<br />

allem der Maschinenbau mit einem Beschäftigtenplus von<br />

21% Wachstumstreiber für <strong>Neumünster</strong>. Aber auch die Medizin-,<br />

Mess-, und Regeltechnik hat sich in o.g. Zeitraum mit<br />

+16% deutlich positiver entwickelt als im Landesdurchschnitt<br />

(+1,5%). Ebenfalls deutlich zugelegen konnte das Druckgewerbe.<br />

Im Einzelhandel wurde entgegen dem Bundestrend<br />

(-1%) und dem Landestrend (Nullwachstum) sogar ein Beschäftigungsplus<br />

von 5% erzielt.<br />

Abb. 23 Wachsende Branchen und Wirtschaftsbereiche in <strong>Neumünster</strong> (Beschäftigtenentwicklung<br />

2003 bis 2008, in %)<br />

Quelle: Eigene Darstellung und Berechnungen nach Angaben der BA<br />

Konzentration<br />

der wirtschaftlichen<br />

Stärken<br />

Einzelhandel<br />

Wirtschaftliche Dienstleistung<br />

DL Grundstücke und Wohnen<br />

Finanzdienstleistung<br />

Verkehr, Logistik<br />

Großhandel<br />

Medizin-, Mess- und Regeltechnik<br />

Maschinenbau<br />

Papier, Verlag, Druck<br />

5<br />

12<br />

14<br />

16<br />

15<br />

18<br />

21<br />

44<br />

Anhand der skizzierten Branchen- und den Wachstumsdaten<br />

lassen sich die besonderen wirtschaftlichen Stärken<br />

<strong>Neumünster</strong>s deutlich erkennen. Diese sind in der folgenden<br />

Abbildung schematisch zusammengefasst und werden im<br />

weiteren Verlauf der vorliegenden Untersuchung spezifiziert.<br />

106<br />

0 20 40 60 80 100 120<br />

28


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Kompetenzfelder<br />

Verknüpfung<br />

der einzelnen<br />

Schwerpunktbranchen<br />

Einzelhandel<br />

Papier, Druck-und<br />

Verlagswesen<br />

Medizintechnik<br />

Handel<br />

KFZ-Handel<br />

Gesundheitswirtschaft<br />

Die schwerpunktmäßigen Kompetenzfelder sind:<br />

Produktionswirtschaft<br />

Maschinenbau<br />

� Produktionswirtschaft mit Fokus auf dem Maschinenbau<br />

� Logistik und Großhandel<br />

� Abfallwirtschaft und Recycling<br />

� Gesundheitswirtschaft und Medizintechnik<br />

� Wirtschaftliche Dienstleistung und Kreativwirtschaft<br />

Deutlich wird, dass der Bereich Logistik und Verkehr in <strong>Neumünster</strong><br />

die wichtigste Querschnittsbranche darstellt. Hier<br />

gibt es Überschneidungen zum Handel und zum Großhandel,<br />

zur Abfall- und Recyclingwirtschaft sowie zur Produktionswirtschaft.<br />

Die Produktionswirtschaft wiederum ist Basisbranche<br />

für das Dienstleistungsgewerbe. Die Gesundheitswirtschaft<br />

hat zahlreiche Anknüpfungspunkte in <strong>Neumünster</strong><br />

(u.a. aufgrund der starken Medizintechnik und der Funktion<br />

als überregional bedeutender Krankenhausstandort). Die<br />

Gesundheitswirtschaft ist vor allem auch eine übergeordnete<br />

Wachstums- und Zukunftsbranche.<br />

Abb. 24 Kompetenzfelder und wirtschaftliche Stärken <strong>Neumünster</strong><br />

Großhandel<br />

Bauwirtschaft<br />

Logistik und<br />

Verkehr<br />

Wirtschaftliche<br />

Dienstleistungen<br />

Kreativwirtschaft<br />

Abfallwirtschaft<br />

und Recycling<br />

Finanzdienstleistungen<br />

© Georg & Ottenströer<br />

29


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

5 Wirtschaftliche Kompetenzanalyse<br />

5.1 Produktionswirtschaft (Schwerpunkt Maschinenbau)<br />

5.1.1 Allgemeine Entwicklungen<br />

Maschinenbau<br />

als zentraler<br />

Bereich der<br />

Produktionswirtschaft<br />

Mittelständisch<br />

geprägter<br />

Maschinenbau<br />

Die Produktionswirtschaft ist in Deutschland nach wie vor ein<br />

zentraler Bereich der Volkswirtschaft, obwohl sich seine Bedeutung<br />

in den vergangenen Jahren gegenüber dem<br />

Dienstleistungssektor verringert hat. Der Beitrag des Produzierenden<br />

Gewerbes zur Wertschöpfung beträgt etwa ein Drittel.<br />

Innerhalb des produzierenden Gewerbes dominiert bei<br />

Kennzahlen wie Beschäftigte, Umsatz oder Wertschöpfung<br />

das verarbeitende Gewerbe mit den wichtigsten Industriezweigen<br />

Kraftfahrzeugindustrie, Ernährungsindustrie, Chemische<br />

Industrie, metallverarbeitende Industrie und Maschinenbau.<br />

Der deutsche Maschinenbau ist traditionell mittelständisch<br />

geprägt. Es gibt in Deutschland ca. 2.560 Maschinenbauunternehmen<br />

(mit jeweils mehr als 10 Mio. Euro Umsatz, 2008).<br />

Ein wesentlicher Grund für die mittelständische Struktur liegt<br />

in der Breite des Angebotsspektrums. Die breite Produktpalette<br />

begünstigt die Stabilität der Branche. Die größten Umsatzanteile<br />

im Maschinenbau entfallen auf die Antriebstechnik<br />

und die Herstellung von Werkzeugmaschinen, gefolgt<br />

von der Herstellung von Pumpen und Kompressoren<br />

sowie Fördermittel.<br />

Abb. 25 Umsatz des deutschen Maschinenbaus nach Sektoren in %,<br />

5<br />

6<br />

25<br />

8<br />

1<br />

7<br />

2<br />

8<br />

13<br />

15<br />

1,2<br />

2 1<br />

Maschinen Papiergewerbe<br />

Textilmaschinen<br />

Werkzeugmaschinen<br />

Baumaschinen<br />

Maschinen Nahrungsmittel und<br />

Verpackung<br />

Maschinen Metallerzeugung<br />

und Bearbeitung<br />

Maschinen Antriebstechnik<br />

Punpen und Kompressoren<br />

Armaturen<br />

Maschinen Fördermittel<br />

Kälte- und Lufttechnik<br />

Landmaschinen<br />

Sonstige<br />

Quelle: Eigene Darstellung nach Angaben IKB Bank und Statistisches Bundesamt,<br />

2008, (nur Betriebe mit über 20 Beschäftigten)<br />

30


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

5.1.2 Position und Kompetenzen von <strong>Neumünster</strong><br />

Hoher<br />

Lokalisationskoeffizient<br />

des<br />

Maschinenbaus<br />

von 145<br />

Rund 1.600<br />

Beschäftigte im<br />

Maschinebau<br />

und „Hidden-<br />

Champions“<br />

Unterwassersteckverbindungen<br />

für<br />

die Offshore, Gasund<br />

Ölindustrie<br />

Herstellung von<br />

Autoklaven und<br />

Lieferung in 35<br />

Länder<br />

Wie die Branchenanalyse veranschaulicht, verfügt <strong>Neumünster</strong><br />

über einen außerordentlich hohen Beschäftigtenanteil<br />

im Maschinenbau, der mit knapp 5% fast doppelt so<br />

groß ist wie im Landesdurchschnitt von Schleswig-Holstein.<br />

Der Lokalisationskoeffizient für den Maschinenbau umfasst in<br />

<strong>Neumünster</strong> einen Kennwert von 145. Dies bedeutet, dass<br />

die Branche am Standort <strong>Neumünster</strong> einen um 45% höheren<br />

Stellenwert als im Bundesdurchschnitt einnimmt. Der hohe<br />

Kennwert ist Ausdruck für die Standortattraktivität <strong>Neumünster</strong>s<br />

für den Maschinenbau.<br />

Rund 1.600 Menschen arbeiten im Maschinenbau in <strong>Neumünster</strong>.<br />

Der Maschinenbau trägt zu der überdurchschnittlich<br />

hohen Außenverflechtung der ortsansässigen Wirtschaft<br />

bei. Während im Süden Deutschlands vor allem der Werkzeug-Maschinenbau<br />

und die Robotik ansässig sind, zeichnet<br />

sich der Maschinenbau in <strong>Neumünster</strong> durch seine Spezialisierung<br />

aus. In einigen Produktbereichen nehmen die Unternehmen<br />

aus <strong>Neumünster</strong> sogar die Weltmarktführerschaft<br />

ein und zählen zu den so genannten „Hidden Champions“.<br />

Von <strong>Neumünster</strong> aus werden z.B. die Offshore-Branchen (erneuerbare<br />

Energie sowie die Öl- und Gasindustrie) weltweit<br />

mit Unterwassersteckverbindern beliefert. Rund 3.800 verschiedene<br />

Unterwassersteckverbinder hat das Unternehmen<br />

GISMA Steckverbinder GmbH im Programm – darunter auch<br />

Modelle, die in 6.000 Meter Meerestiefe unter hohem Druck<br />

oder im Bereich von entzündlichen Gasen sicher und zuverlässig<br />

funktionieren. Die Steckverbindungen werden am<br />

Standort <strong>Neumünster</strong> kundenspezifisch produziert und vertrieben.<br />

Die am Standort erzielte Wertschöpfung beträgt<br />

rund 90%, da das Unternehmen kaum Halbfertigprodukte<br />

bezieht, sondern aus Rohstoffen fast alles selbst herstellt.<br />

Ein weiteres Maschinenbauunternehmen in <strong>Neumünster</strong> mit<br />

weltweiten Lieferverflechtungen ist die dft technology<br />

GmbH. Das Unternehmen ist in der Lebensmittelindustrie mit<br />

Schwerpunkt in der Haltbarmachung von Lebensmitteln in<br />

so genannten Autoklaven tätig. Im Fokus der Produktpalette<br />

stehen Chargenautoklaven aus Edelstahl, die variabel für<br />

alle Produkte und Verpackungsarten eingesetzt werden<br />

können. Vom Standort <strong>Neumünster</strong> aus werden mehr als 300<br />

Kunden aus unterschiedlichen Branchen in 35 Ländern betreut.<br />

31


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Fleischerei- und<br />

Spezialmaschinenbau<br />

mit Handelsstützpunkten<br />

in<br />

rd. 60 Ländern<br />

Europäisches<br />

Headquarter im<br />

Bereich hydraulischer<br />

und elektronischer<br />

Systeme<br />

Internationaler<br />

Marktführer im<br />

Textilmaschinenbau<br />

Ein ebenfalls auf die Lebensmittelindustrie ausgerichtetes<br />

Maschinenbauunternehmen ist die KILIA Fleischerei- und<br />

Spezial-Maschinen-Fabrik GmbH. Im Februar 2003 bezog das<br />

Unternehmen seinen neuen, vergrößerten Unternehmensstandort<br />

in <strong>Neumünster</strong>. Das Unternehmen produziert und<br />

vertreibt Kutter- und Wolfprodukte. Zu den besonderen Produkten<br />

bzw. Serviceleistungen gehören ein neuer geräuscharmer<br />

Gefrierfleischbrecher, eine innovative Vakuumtechnologie<br />

für Mischwölfe sowie ein neues Ferndiagnosesystem<br />

(über Computersteuerung mit Modem), welches es dem<br />

KILIA Kundenservice erlaubt, die Kunden von <strong>Neumünster</strong><br />

aus weltweit zu unterstützen. Der Exportanteil liegt aktuell bei<br />

ca. 80%. Die bereits in 60 Ländern für Kilia aktiven Handelsund<br />

Servicestützpunkte sollen durch weitere, gezielte Maßnahmen<br />

gestärkt werden.<br />

Die Firma KILIA hat 1996 begonnen, im Bereich der Reststoffverwertung<br />

die KOMPRI-Technologie zu entwickeln. Die<br />

KOMPRI-Technologie erlaubt es, verschiedenste Reststoffe<br />

(z.B. Mischkunststoffe, Altetiketten, organisches Material, Leder,<br />

angedickte Klärschlämme, etc.) zu komprimieren und in<br />

stabile Pellets überzuführen. Diese können anschließend zur<br />

Energiegewinnung oder Wiederverwertung eingesetzt werden.<br />

Der Nachfrage nach derartiger Technologie wird in der<br />

Zukunft ein hoher Stellenwert beigemessen.<br />

Eines der größten Maschinenbau-Unternehmen in <strong>Neumünster</strong><br />

ist die Sauer Danfoss GmbH & Co. OHG. Sauer-<br />

Danfoss entwickelt, produziert und vertreibt hydraulische<br />

und elektronische Systeme und Komponenten für den Einsatz<br />

in Arbeitsfahrzeugen (u. a. Straßenwalzen, Betonmischer,<br />

Erntefahrzeuge und Traktoren, Geländestapler, Arbeitsbühnen,<br />

Kommunalfahrzeuge und Forstmaschinen).<br />

Das deutsch-dänische Unternehmen agiert weltweit mit den<br />

Schwerpunkten auf den europäischen, nordamerikanischen<br />

und asiatischen Märkten. <strong>Neumünster</strong> ist einer von zwei europäischen<br />

Standorten für den zentralen Vertrieb und die<br />

zentralen Marketing-Aktivitäten. <strong>Neumünster</strong> ist zudem<br />

Standort des europäischen IT-Centers des Unternehmens.<br />

Weiterhin werden von <strong>Neumünster</strong> aus die weltweiten Treasury-Operationen<br />

gemanagt.<br />

Ein weiteres großes Maschinen- und Anlagebauunternehmen<br />

in <strong>Neumünster</strong> ist Oerlikon Neumag. Das Unternehmen<br />

hat sich seit seiner Gründung 1948 vom Maschinenbauer für<br />

die Zellstoffindustrie zu einem internationalen Marktführer für<br />

moderne Anlagen zur Herstellung von Spinn- und Meltblown-<br />

32


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Verflechtung mit<br />

Zulieferunternehmen<br />

aus<br />

<strong>Neumünster</strong><br />

Vliesstoffen entwickelt und nimmt eine internationale Spitzenposition<br />

des Anlagenbaues zur Herstellung von Synthesefasern<br />

aus allen spinnbaren Polymeren ein. Am Standort<br />

<strong>Neumünster</strong> unterhält Oerlikon Neumag moderne Prüflabore<br />

zur Ermittlung der wichtigsten Struktur- und Verarbeitungseigenschaften<br />

der einzusetzenden Polymere sowie für die<br />

Bestimmung der chemischen und physikalischen Eigenschaften<br />

der Fasern, Filamente und Vliesstoffe.<br />

Der relativ hohe Besatz an Maschinenbauunternehmen in<br />

<strong>Neumünster</strong> hat auch zu einer teilweise intensiven Verflechtung<br />

mit vor- und/oder nachgelagerten Unternehmen geführt.<br />

So beliefert die NUTECH Gesellschaft für Lasertechnik,<br />

Materialprüfung und Messtechnik mbH die in <strong>Neumünster</strong><br />

ansässigen größeren Maschinenbauunternehmen wie Oerlinkon<br />

Neumag, Sauer Danfoss aber auch die <strong>Stadt</strong>werke<br />

sowie mehr als 50 weitere Unternehmen in <strong>Neumünster</strong>. Das<br />

Unternehmen hat im Bereich „Schweißen mit Laser“ in <strong>Neumünster</strong><br />

Alleinstellungsvorteile. Jährlich werden über 30 Mio.<br />

Teile geschweißt. Darüber hinaus beliefert NUTECH die Automobilindustrie<br />

und die Medizintechnik. Die Päßler Technische<br />

Dienstleistungen GmbH hat sich auf Drehen und Fräsen<br />

von Metallteilen spezialisiert und unterhält ebenfalls Kundenbeziehungen<br />

zu den größeren Maschinenbauunternehmen<br />

vor Ort. Darüber hinaus gibt es Kundenbeziehungen<br />

in den Bereichen Schiffbau, Lebensmittelindustrie, Baumaschinen<br />

und Wehrtechnik im gesamten norddeutschen<br />

Raum.<br />

Die besonderen Stärken des Maschinenbaus in <strong>Neumünster</strong><br />

lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />

Stärkepositionen Maschinenbau<br />

<strong>Neumünster</strong><br />

• Hoher Lokalisationskoeffizient von 145 Punkten als Indikator der<br />

Standortattraktivität <strong>Neumünster</strong>s<br />

• Relativ hoher Beschäftigtenanteil und entsprechende Bedeutung für<br />

den regionalen Arbeitsmarkt (insbesondere auch für Höherqualifizierte)<br />

• Hohe Bedeutung <strong>Neumünster</strong>s im Spezial-Maschinenbau als<br />

Wachstumstreiber (z.B. Spezialmaschinenbau für die Lebensmittelindustrie<br />

sowie für die Offshore-Branche)<br />

(„Hidden Champions“)<br />

• Träger der hohen Exportquote im Verarbeitenden Gewerbe<br />

(internationale Verflechtung <strong>Neumünster</strong>s, zum Teil<br />

Headquarterfunktionen)<br />

• Zum Teil Verflechtungen mit Zuliefer-, Service- und<br />

Dienstleistungsunternehmen vor Ort (hohe Bedeutung vor- und<br />

nachgelagerter Bereiche)<br />

33


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

5.2 Logistik und Großhandel<br />

5.2.1 Allgemeine Entwicklungen<br />

Logistik als Querschnittsbranche<br />

Deutschland<br />

größter Logistikmarkt<br />

in Europa<br />

Outsourcing und<br />

Kontraktlogistik als<br />

Wachstumstreiber<br />

Logistik ist eine Querschnittsbranche und gemessen am Umsatz<br />

der drittgrößte Wirtschaftsbereich nach der Automobilwirtschaft<br />

und dem Maschinenbau in Deutschland. Im Jahr<br />

2010 wurde ein Gesamtumsatz von 211 Mrd. Euro erzielt. Fast<br />

die Hälfte des Umsatzes wird von Logistikdienstleistern wie<br />

z.B. Speditionen, Paketdiensten und Unternehmen der Bereiche<br />

Güterstraßenverkehr, Schienengüterverkehr und<br />

Schifffahrt erwirtschaftet. Bei der anderen Hälfte handelt es<br />

sich um Werklogistikdienstleistungen in Industrie und Handel.<br />

In Deutschland arbeiten rund 1,4 Mio. Menschen in der Logistik<br />

und Transportwirtschaft. Das entspricht einem Beschäftigtenanteil<br />

von 5,1%.<br />

Die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands wird maßgeblich<br />

von der Logistikwirtschaft und der Leistungsfähigkeit der Verkehrsträger<br />

und deren Verknüpfung in logistische Knoten wie<br />

Seehäfen, Binnenhäfen, Flughäfen und Güterverkehrszentren<br />

bestimmt. Deutschland gilt in Europa als Top-<br />

Logistikstandort. Das Land liegt zentral, besonders im Blick<br />

auf die aufstrebenden Märkte Mittel- und Osteuropas. Es ist<br />

der größte Markt Europas mit knapp 82 Mio. Konsumenten<br />

und hoher Exportstärke. Es hat weltweit die bestausgebaute<br />

Verkehrs- und Kommunikations-Infrastruktur.<br />

Im Jahr 2010 wurden in Deutschland über 4,3 Mio. m² an<br />

Lagerflächen umgesetzt (Eigennutzungen und Vermietungen).<br />

Beim Logistikflächenumsatz dominiert die Konsumgüterindustrie.<br />

Hier zeigt sich der Trend, bisher verschiedene<br />

Warenlager an einem neuen Standort zu konzentrieren, was<br />

in den nächsten Jahren zu einem zusätzlichen Bedarf an<br />

Logistikhallen an herausragend verkehrlich angebundenen<br />

Standorten führen dürfte. Weiterhin wird im Outsourcing ein<br />

großes Potenzial für Logistikdienstleister gesehen – insbesondere<br />

bei individualisierten Mehrwertdiensten (u. a. Montageservices,<br />

Verpackungsdienstleistungen, E-Commerce) und<br />

Supply-Chain-Management. Vor allem die industrielle Kontraktlogistik<br />

bietet aufgrund eines geringen Outsourcinggrades<br />

(aktuell rd. 26%) überdurchschnittliches Wachstumspotenzial,<br />

insbesondere in der Metall verarbeitenden Industrie,<br />

im Maschinenbau und in der Bauwirtschaft. Der Kontraktlogistik<br />

werden für die nächsten Jahre durchschnittliche<br />

Steigerungsraten von 5 bis 7 % per anno zugeschrieben. Der<br />

Großhandel ist eng mit dem Transportgewerbe verknüpft. Im<br />

34


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Großhandel und der Handelsvermittlung sind bundesweit<br />

mehr als 1,3 Mio. Menschen beschäftigt.<br />

5.2.2 Position und Kompetenzen von <strong>Neumünster</strong><br />

Logistische<br />

Standortvorteile<br />

und hoher Lokalisationskoeffizient<br />

von 271...<br />

<strong>Neumünster</strong> weist außerordentliche Standortvorteile für logistische<br />

Funktionen auf. So erreicht der Lokalisationskoeffizient<br />

für die Wirtschaftsabteilung „Landverkehr und Transport“<br />

einen Wert von 271. Am Standort <strong>Neumünster</strong> gibt es also<br />

2,7 mal mehr Beschäftigte als im Bundesdurchschnitt in diesem<br />

Bereich. Bei den Kurier,- Express- und Paketdiensten<br />

liegt der Lokalisationskoeffizient mit einem Wert von 163<br />

ebenfalls deutlich über 100 (Bundesdurchschnitt). Einzig im<br />

Bereich der „Lagerei“ sind in <strong>Neumünster</strong> mit einem Lokalisationskoeffizienten<br />

von 98 ebenso viele Menschen wie im<br />

Bundesdurchschnitt beschäftigt. Durch den Ausbau der A20<br />

und ein entsprechendes Flächenangebot für Logistikdienstleister<br />

(siehe geplantes neues Gewerbegebiet im Norden<br />

<strong>Neumünster</strong>s) könnte sich dieser Wert durch Neuansiedlungen<br />

im Zeitverlauf erhöhen. Im Großhandel hat <strong>Neumünster</strong><br />

ebenfalls eine außerordentliche Stärkeposition und Standortvorteile<br />

aufzuweisen. Der Lokalisationskoeffizient im Großhandel<br />

liegt bei einem Wert von 170 Punkten. Der Logistiksektor<br />

und der Großhandel sind in <strong>Neumünster</strong> stark miteinander<br />

verbunden.<br />

Abb.26 Beschäftigte im Bereich Logistik und im Großhandel pro 1.000<br />

SVP-Beschäftigte<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

48<br />

48<br />

49<br />

56<br />

82<br />

81<br />

45<br />

71<br />

45 44<br />

Logistik ohne Seeverkehr Großhandel ohne KFZ-Handel<br />

Quelle: Eigene Darstellung und Berechnungen nach Angaben der BA für Arbeit<br />

47<br />

52<br />

35


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

...als Spiegelbild<br />

der zentralen Lage<br />

Dunkelgrün = hohe Affinität<br />

Radius Erreichbarkeit KEP-Dienste RDC<br />

Regionale<br />

Distributionzentren<br />

30<br />

60<br />

120<br />

180 und > 180<br />

Bedeutende<br />

Verkehrsachsen<br />

und Warenströme<br />

Häfen, Flughäfen,<br />

Eisenbahnknoten<br />

etc.<br />

Die „Sonderposition“ <strong>Neumünster</strong>s im Bereich Logistik und<br />

Großhandel ist Spiegelbild der zentralen Lage innerhalb<br />

Schleswig-Holsteins, die durch die ostwest-verlaufende A20<br />

und den neu entstehenden nahen Autobahnknoten A7/A20<br />

gestärkt werden dürfte. <strong>Neumünster</strong> kann zukünftig eine<br />

„Knotenpunktfunktion“ zwischen der Jütland- und der Fehmarnbelt-Route<br />

einnehmen. Auf die hohe Bedeutung <strong>Neumünster</strong>s<br />

als logistischer Knoten weisen der erwähnte Kombiverkehrsterminal<br />

in Kooperation mit dem Seehafen Kiel<br />

und dem Hamburger Hafen sowie der sechsspurige Ausbau<br />

der A7 bis zum Kreuz Bordesholm hin.<br />

Abb.27 Logistische Funktionen und Positionierung <strong>Neumünster</strong>s<br />

593.000 Menschen<br />

von <strong>Neumünster</strong><br />

aus erreichbar<br />

3,88 Mio. Menschen von <strong>Neumünster</strong><br />

aus erreichbar<br />

5,97 Mio. Menschen<br />

von <strong>Neumünster</strong><br />

aus erreichbar<br />

Mehr als 7,26 Mio.<br />

Menschen von<br />

<strong>Neumünster</strong> aus<br />

erreichbar<br />

NDC Nationale<br />

Distributionszentren<br />

EDC<br />

Europäische<br />

Distributionszentren<br />

Lage an A7 (Jütland-Route) und<br />

Nähe zur A 20 ( Fehmarnbelt-<br />

Querung und Elb-Querung)<br />

Hinweis: Erreichbare Einwohnerzahlen unter Berücksichtigung des Ausbaus der A20<br />

WDC Weltweite<br />

Distributionszentren<br />

Nähe zu den Häfen Hamburg, Kiel und Lübeck<br />

sowie zum neuen Kiel-Canal-Hafen bei Rendsburg;<br />

Nähe zum Flughafen Hamburg, Eisenbahnknoten S.-H.<br />

Quelle: Eigene Darstellung und Ableitung © Georg & Ottenströer<br />

Regionallager mit<br />

50.000 m² in<br />

<strong>Neumünster</strong><br />

<strong>Neumünster</strong> hat aufgrund der skizzierten guten verkehrlichen<br />

Erreichbarkeit einen hohen Besatz mit Großhandels- und<br />

Zentrallägern (z.B. EDEKA; BELA, Hagebau) aufzuweisen. Die<br />

Zentrallager von Lidl (Wasbek) und Aldi (Nortorf) befinden<br />

sich im engeren und weiteren Umland <strong>Neumünster</strong>s. Die<br />

EDEKA Handelsgesellschaft Nord mbH ist bereits seit rd. 40<br />

Jahren in <strong>Neumünster</strong> ansässig. Die Tätigkeitsschwerpunkte<br />

sind der Lebensmittelgroßhandel und der Lebensmitteleinzelhandel<br />

(zweistufig). Das Absatzgebiet erstreckt sich von<br />

36


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Systemgeführtes<br />

Transportnetzwerk<br />

als Alleinstellungsvorteil<br />

<strong>Neumünster</strong><br />

Standort für<br />

Frischelogistik<br />

<strong>Neumünster</strong> als<br />

Standort für<br />

Schienenfahrzeuginstandhaltung<br />

der dänischen Grenze im Norden, bis Uelzen im Süden, von<br />

Brandenburg im Osten und bis Cuxhaven im Westen. Am<br />

Standort <strong>Neumünster</strong> betreibt EDEKA Nord ein Regionallager<br />

mit knapp 41.000 m² Lagerfläche, wobei eine Erweiterung<br />

auf rd. 50.000 m² geplant ist.<br />

EDEKA Nord kooperiert u.a. mit dem Unternehmen Herbert<br />

Voigt GmbH & Co. KG, einem international agierenden Logistik-<br />

und Transportunternehmen. Die Voigt GmbH ist das<br />

größte Logistikunternehmen in Schleswig-Holstein und verfügt<br />

mit einem europäischen Transportnetzwerk von systemgeführten<br />

Linienverkehren über einen Alleinstellungsvorteil.<br />

Zum Beispiel starten in <strong>Neumünster</strong> und in München zeitgleich<br />

LKW‘s, die sich an einem zentralen Ort in Deutschland<br />

treffen und dort ihre LKW‘s bzw. Ladung tauschen und dann<br />

wieder zurück fahren. Das Ziel der systemgeführten Linienverkehre<br />

ist die Vermeidung von Leerfahrten. Täglich gibt es<br />

rund 50 dieser „paarigen Transporte“ von <strong>Neumünster</strong> aus.<br />

Neben EDEKA Nord zeigen auch die beiden Frischprodukte-<br />

Zentrallager der Bartels-Langness Handelsgesellschaft mbH<br />

& Co. KG – (kurz BELA), dass der Standort <strong>Neumünster</strong> für die<br />

Distribution von Lebensmitteln und von Frischeprodukten ein<br />

geeigneter Standort ist. BELA unterhält am Standort <strong>Neumünster</strong><br />

ein Zentrallager für Fleischhandel und Tiefkühlprodukte,<br />

sowie ein Lager für Lebensmittel, Obst + Gemüse und<br />

Blumen. BELA liefert ein Sortiment von über 30.000 verschiedenen<br />

Produkten. Zum Kundenkreis zählen beispielsweise<br />

deutschlandweit über 1.500 Supermärkte, Kioske und Tankstellen.<br />

<strong>Neumünster</strong> ist Standort der DB-Fahrzeuginstandhaltung. Am<br />

Standort bzw. im Werk werden Reisezugwagen (Personenwagons)<br />

repariert, instandgehalten und modernisiert (u.a.<br />

Küchenmontage, WC-Anlagen, Stahlbau). Insgesamt gibt es<br />

in Deutschland 14 dieser Werke, wobei der Standort <strong>Neumünster</strong><br />

zu den größeren Standorten zählt. Das Werk in<br />

<strong>Neumünster</strong> ist in erster Linie ein Produktionsbetrieb ohne<br />

feste Ingenieurs-Mannschaft. Daher gibt es zahlreiche Kooperationen<br />

mit verschiedenen Akteuren in <strong>Neumünster</strong> und<br />

im Umland. Dazu gehören Ingenieur-Büros mit Planungs-<br />

Know-How, Polstereien, Dachdecker, Klempner, Fliesenleger,<br />

Hoch- und Tiefbau-Unternehmen, etc. Für die DB-<br />

Fahrzeuginstandhaltung könnte die Errichtung eines KV-<br />

Terminals in <strong>Neumünster</strong> mit der Erweiterung der Produktpalette<br />

einhergehen: statt bislang nur Personenwagen instandzuhalten,<br />

könnten künftig auch die in <strong>Neumünster</strong> ankom-<br />

37


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

menden Güterwagon gewartet werden (mit entsprechenden<br />

positiven Effekten auf das ortsansässige Handwerk).<br />

Zusammenfassend lassen sich für Logistik und Großhandel<br />

die folgenden Stärkepositionen <strong>Neumünster</strong>s identifizieren:<br />

Stärkepositionen Logistik und<br />

Großhandel <strong>Neumünster</strong><br />

5.3 Abfallwirtschaft und Recycling<br />

5.3.1 Allgemeine Entwicklungen<br />

Hohe volkswirtschaftlicheBedeutung<br />

der AbfallundRecyclingwirtschaft<br />

Wandel im Tätigkeitsspektrum<br />

• Sehr hoher Lokalisationskoeffizient von 271 Punkten im Bereich<br />

Landverkehr und Transport, bei den KEP-Diensten von 163 sowie von<br />

170 Punkten im Bereich Großhandel als Indikator der Standortattraktivität<br />

• Relativ hoher Beschäftigtenanteil und Wachstumsbranche<br />

(z.B. Handelslogistik, Kontraktlogistik)<br />

• Herausragende zentrale Lage und verkehrliche Erreichbarkeit sowie<br />

weitere Optimierung durch den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur<br />

(A20, KV-Anlage)<br />

• Erreichbarkeit von knapp 6 Mio. Menschen (Konsumenten) im<br />

Umkreis von 120 Fahrminuten<br />

• Vorhandene Großunternehmen mit z.T. Alleinstellungsmerkmalen<br />

und logistisches Netzwerk<br />

• Nähe zu den Häfen Hamburg, Kiel, Lübeck und zum neuen Kiel Canal<br />

Hafen sowie zum Flughafen Hamburg (Nähe zu Beschaffungs- und<br />

Absatzmärkten)<br />

• Weitere Entwicklungspotenziale durch die Bereitstellung profilierter<br />

Flächenangebote<br />

Ein Umsatzvolumen von rd. 50 Mrd. € pro Jahr bei mehr als<br />

200.000 Beschäftigten machen deutlich, dass die Abfallentsorgungs-<br />

und Recyclingwirtschaft eine erhebliche volkswirtschaftliche<br />

Bedeutung hat. Die Branche ist zu einem der<br />

wichtigsten Rohstofflieferanten für die heimische Wirtschaft<br />

avanciert. Im Jahr 2009 wurden 13,2% des Rohstoffbedarfs<br />

der Industrie durch die Sekundärrohstoffbranche gedeckt.<br />

Besonders gute Wachstumschancen verspricht der Markt für<br />

automatische Stofftrennungsanlagen, der Expertenschätzungen<br />

zufolge in den kommenden Jahren um 15% jährlich<br />

auf bis zu 1,5 Mrd. Euro im Jahr 2020 wachsen wird.<br />

Die Unternehmen der Branche verändern ihre Tätigkeit immer<br />

mehr von der Transportdienstleistung und Abfallbeseitigung<br />

hin zur Produktion. Die Abfallentsorgungs- und Recyclingwirtschaft<br />

stellt Energie und Rohstoffe aus scheinbar nicht<br />

mehr benötigten Altstoffen her. Selbstverständlich verknüpft<br />

38


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Branche als<br />

Innovationsträger<br />

sie dabei ihre Produktion mit ihrer spezialisierten und bewährten<br />

Beschaffungs- und Distributionslogistik. Die Branche<br />

leistet zudem einen markanten Beitrag zum Klimaschutz und<br />

hat eine wichtige Bedeutung für die Ressourcen- und Energieschonung,<br />

für die Emissionsvermeidung und für nachhaltiges<br />

Wirtschaften.<br />

Trotz der angestrebten Reduzierung von Abfallmengen bewirken<br />

vor allem die Verknappung und steigenden Preise für<br />

Primärrohstoffe sowie die erwartbaren Innovationsimpulse<br />

aus der praktischen Umsetzung der Klimaschutzziele auch<br />

weiterhin ein qualitatives und quantitatives Wachstum der<br />

Branche. Die Abfall- und Recyclingwirtschaft wird dabei zunehmend<br />

zum Innovationsträger. So ist der Anteil der Unternehmen<br />

mit Produktinnovationen innerhalb der jeweils<br />

letzen drei Jahre kontinuierlich angestiegen. Die Innovationstätigkeit<br />

führt dazu, dass immer mehr deutsche Recyclingtechnologie<br />

und -anlagen exportiert werden.<br />

Abb. 28 Anteil von Unternehmen in % mit Tätigkeitsschwerpunkt Sammlung,<br />

Behandlung und Beseitigung von Abfällen mit Produktinnovationen<br />

in den jeweils letzten drei Jahren<br />

37<br />

36<br />

36<br />

35<br />

35<br />

34<br />

34<br />

33<br />

33<br />

32<br />

32<br />

33<br />

34<br />

2006 2007 2008<br />

Quelle: Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, 2010<br />

5.3.2 Position und Kompetenzen von <strong>Neumünster</strong><br />

Lokalisationskoeffizient<br />

bei Abfallwirtschaft<br />

und Recycling<br />

von 201<br />

In <strong>Neumünster</strong> sind über 730 Menschen in der Abfallwirtschaft<br />

beschäftigt. Das entspricht einem Beschäftigtenanteil<br />

von 1,1%. In Schleswig-Holstein erreicht der entsprechende<br />

Beschäftigtenanteil nur 0,6% und im Bundesdurchschnitt nur<br />

36<br />

39


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Standort einer<br />

mechanischbiologischenAbfallbehandlungsanlage<br />

Gewinnung von<br />

Ersatzbrennstoffen<br />

Nachgelagerte<br />

technologieorientierteUnternehmen...<br />

0,5%. Der Lokalisationskoeffizient liegt entsprechend hoch<br />

und erreicht einen Wert von 201. Das heißt, am Standort<br />

<strong>Neumünster</strong> sind doppelt soviel Personen im Vergleich zum<br />

Bundesdurchschnitt in der Branche beschäftigt.<br />

Der hohe Beschäftigtenanteil wird u.a. durch die MBA <strong>Neumünster</strong><br />

GmbH mit induziert. Die MBA steht für die „Mechanisch-Biologische<br />

Abfallbehandlungsanlage mbH“ und ist<br />

eine gemeinsame Tochtergesellschaft der <strong>Stadt</strong>werke und<br />

von REMONDIS, einem international führenden Unternehmen<br />

der Wasser- und Kreislaufwirtschaft. Die MBA <strong>Neumünster</strong><br />

ist das größte Abfallentsorgungszentrum Norddeutschlands<br />

und eine der modernsten Abfallbehandlungsanlagen<br />

Europas. Behandelt werden u.a. Siedlungsabfälle aus <strong>Neumünster</strong>,<br />

Rendsburg-Eckernförde, Plön, Nordfriesland und<br />

aus Flensburg. Die übrigen Abfälle werden im gesamten<br />

norddeutschen Raum gesammelt und in <strong>Neumünster</strong> verwertet.<br />

Vor allem das aufeinander abgestimmte Konzept<br />

von mechanisch-biologischer Abfallaufbereitung und der<br />

energetischen Verwertung an einem Standort ist ein wesentliches<br />

Alleinstellungsmerkmal für <strong>Neumünster</strong>. Als positiv für<br />

die Branche in <strong>Neumünster</strong> wirken sich vor allem die zentrale<br />

Lage innerhalb Schleswig-Holsteins und die gute verkehrliche<br />

Erreichbarkeit aus.<br />

In der MBA werden täglich 800 bis 1.000 Tonnen Siedlungsabfälle<br />

sortiert und verarbeitet. Durch Sieben und Sichten<br />

werden vor allem Metalle und Glas sowie andere nicht<br />

brennbare Stoffe aussortiert. Ziel ist es, Ersatzbrennstoffe in<br />

gleichbleibender Qualität zu gewinnen. Dieser wird in einer<br />

speziellen thermischen Verwertungsanlage (TEV-Anlage) der<br />

<strong>Stadt</strong>werke schwerpunktmäßig zur Fernwärmeerzeugung<br />

verwendet und ersetzt hier jährlich rd. 60.000 Tonnen Steinkohle.<br />

Die MBA <strong>Neumünster</strong> sortiert jährlich 10.000 Tonnen<br />

Metall und gewinnt jährlich 160.000 Tonnen Ersatzbrennstoff<br />

aus dem Müll.<br />

Regionalökonomisch von Interesse ist einerseits die zunehmende<br />

Technologie- und Innovationsintensität der<br />

Branche sowie die erkennbare Herausbildung eines abfallwirtschaftlichen<br />

Clusters in <strong>Neumünster</strong>. So hat sich z.B. die<br />

NUTECH GmbH auf Analysetechnologien und Werkstoffkunde<br />

spezialisiert und nimmt in halbstündlichem Turnus Stoffproben<br />

zur Bestimmung der Zusammensetzung und Verwertbarkeit<br />

des Mülls der MBA. Auch das Unternehmen<br />

Stoffstromdesign ist in der Analytik tätig und untersucht die<br />

heterogenen Stoffanteile in Abfällen. Das Unternehmen berät<br />

Kunden darüber, wie die Zusammensetzung von Produk-<br />

40


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

...im Bereich<br />

Analyse, Werkstoffkunde,Deponietechnik<br />

und<br />

Reparatur<br />

ten sinnvoller Weise gestaltet werden kann, damit diese später<br />

als Abfallprodukte besser verwertet werden können. Die<br />

HAASE Energietechnik aus <strong>Neumünster</strong> konzipiert, baut und<br />

betreibt u.a. komplette Fassungs- und Fördersysteme für Deponiegas<br />

und Sickerwasser. Zur Nutzung des Deponiegases,<br />

von Erdgas und Biogas liefert das Unternehmen auch so genannte<br />

Blockheizkraftwerke (mobile, stationäre und kompakte<br />

Anlagen). Das Unternehmen von der Mehden ist auf<br />

die Reparatur und Neuteil-Anfertigung für alle am Markt vertretenen<br />

Zerkleinerungsaggregate spezialisiert. Im Vordergrund<br />

steht hierbei die Reparatur von Rotorscheren-<br />

Messerwerke. Zu den Kunden des Unternehmens aus <strong>Neumünster</strong><br />

zählen die Marktführer der kommunalen Entsorgung,<br />

Reifenzerkleinerung, Aktenvernichtung, Kompostiertechnik,<br />

Sonderabfallbehandlung und Kühlgeräte- / Elektronikschrott-Entsorgung.<br />

Die besonderen Stärken der Abfallwirtschaft in <strong>Neumünster</strong><br />

lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />

Stärkepositionen Abfallwirtschaft<br />

und Recycling <strong>Neumünster</strong><br />

• Hoher Lokalisationskoeffizient von 201 Punkten als Indikator der<br />

Standortattraktivität <strong>Neumünster</strong>s<br />

• Relativ hoher Beschäftigtenanteil und relativ hohe Bedeutung für den<br />

regionalen Arbeitsmarkt<br />

• Branche mit positiven Zukunftsaussichten (Stichwort: Sekundärrohstoffgewinnung)<br />

und zunehmender Bedeutung als Technologieund<br />

Innovationsträger<br />

• Herausbildung eines eigenen Clusters rund um die MBA <strong>Neumünster</strong><br />

mit nachgelagerter technologieorientierter Analytik<br />

• Ausbau der A20 mit positiven Effekten auf die Fortentwicklung des<br />

Clusters (transportintensiver Bereich)<br />

5.4 Gesundheitswirtschaft und Medizintechnik<br />

5.4.1 Allgemeine Entwicklungen<br />

Gesundheitswirtschaft...<br />

Die Gesundheitswirtschaft setzt sich aus zwei Teilbereichen<br />

zusammen. Der Kernbereich - auch erster Gesundheitsmarkt<br />

genannt - umfasst die "klassische" Gesundheitsversorgung.<br />

Sie ist geprägt von der gesetzlichen und der privaten Kranken-<br />

und Pflegeversicherung. Dem zweiten Gesundheitsmarkt<br />

werden alle privat finanzierten Produkte und Dienstleistungen<br />

rund um die Gesundheit zugeordnet. Mit einem<br />

Anteil von 12% am Bruttosozialprodukt trägt die Gesundheitswirtschaft<br />

stärker als jede andere Branche zu Arbeits-<br />

41


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

... mit wachsender<br />

Bedeutung...<br />

...und vielfältigen<br />

Tätigkeitsbereichen<br />

plätzen, zu hochmodernen Dienstleistungen und technologischen<br />

Spitzenentwicklungen bei.<br />

Die Ausgaben für Gesundheit lagen in Deutschland im Jahr<br />

2009 bei insgesamt 278,3 Mrd. Euro. Auf jeden Einwohner<br />

entfielen damit Aufwendungen in Höhe von rund 3.400 Euro<br />

(2008: 3.220 Euro). Die Gesundheitsausgaben entsprachen<br />

11,6% des Bruttoinlandsproduktes.<br />

Abb. 29 Bereiche der Gesundheitswirtschaft<br />

Wohnen<br />

Biotechnologie<br />

Selbsthilfe<br />

Sport und Freizeit<br />

Medizintechnik<br />

Pflege<br />

Stationäre<br />

und<br />

ambulante<br />

Versorgung<br />

(Kliniken und<br />

Ärzte)<br />

Apotheken<br />

Handel mit<br />

Gesundheitsprodukten<br />

Pharmazie<br />

Ernährung<br />

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an IAT<br />

Kur- und<br />

Bäderwesen<br />

Gesundheitshandwerk<br />

Gesundheitsberatung<br />

Tourismus<br />

Rund 230.000 Firmen und Betriebe sind in Deutschland auf<br />

Gesundheitswirtschaft spezialisiert, unter anderem: 90.000<br />

Arztpraxen, 21.600 Apotheken und über 22.500 Pflegeeinrichtungen<br />

sowie 2.083 Krankenhäuser aber auch rund<br />

11.000 Medizintechnikunternehmen. Die demographische<br />

Entwicklung und das wachsende Gesundheitsbewusstsein<br />

schaffen künftig zusätzliche Nachfrage. Neben professionellen<br />

Dienstleistungen bei Gesundheit, Pflege und Betreuung<br />

sind vor allem Produkte und Dienstleistungen des zweiten<br />

Gesundheitsmarktes stärker gefragt. Ein aktuelles Forschungsprojekt<br />

des Bundeswirtschaftsministeriums prognostiziert,<br />

dass im Jahr 2030 jeder Fünfte in der Gesundheitswirtschaft<br />

arbeiten könnte. Zurzeit arbeiten in der „engeren Gesundheitswirtschaft“<br />

(Wirtschaftsabteilung Gesundheitswesen)<br />

bundesweit rd. 3,3 Mio. Menschen. Die Wachstumsgeschwindigkeit<br />

und -intensität der Gesundheitswirtschaft werden<br />

jedoch von der zukünftigen Ausgestaltung der gesetzli-<br />

42


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Starke Stellung<br />

Deutschlands in<br />

der Medizintechnik<br />

chen Rahmenbedingungen und der Reformschritte im Gesundheitswesen<br />

bestimmt.<br />

Der medizinische Fortschritt, das zunehmende Gesundheitsbewusstsein<br />

und die längere Lebenserwartung tragen auch<br />

zu den positiven Aussichten in der Medizintechnik bei. Die<br />

Stärke Deutschlands in der Medizintechnik resultiert vor allem<br />

aus der breiten Produktpalette mit einem hohen Anteil<br />

innovativer Erzeugnisse. Die Umsätze der Medizintechnik sind<br />

zuletzt (2010) um 9,4% auf rd. 20 Mrd. Euro angestiegen. Getragen<br />

wurde die Dynamik vom expansiven Auslandsgeschäft.<br />

In der Medizintechnik hat Deutschland einen weltweiten<br />

Marktanteil von rd. 10%.<br />

5.4.2 Position und Kompetenzen <strong>Neumünster</strong><br />

2.200 Beschäftigte<br />

im Gesundheitswesen<br />

Standort eines<br />

Schwerpunktkrankenhauses<br />

für<br />

mehr als 140.000<br />

Menschen<br />

Im Gesundheitswesen sind in <strong>Neumünster</strong> knapp 2.200 Menschen<br />

beschäftigt. Obwohl das Friedrich-Ebert-Krankenhaus<br />

(FEK) zu einem der größten Arbeitergeber in der <strong>Stadt</strong> zählt,<br />

liegt der Lokalisationskoeffizient für das Gesundheitswesen in<br />

<strong>Neumünster</strong> mit einem Wert von 92 unter dem bundesdeutschen<br />

Durchschnitt (=100). Im Bereich Gesundheitswesen<br />

besteht für <strong>Neumünster</strong> angesichts der skizzierten übergeordneten<br />

Wachstumspfade in der Gesundheitswirtschaft<br />

ein deutliches Entwicklungspotenzial. Im Bereich Heime (ohne<br />

Erholungs- und Ferienheime) erreicht der Lokalisationskoeffizient<br />

einen Wert von 101,4. Damit sind am Standort<br />

<strong>Neumünster</strong> 1,4% mehr Menschen in diesem Bereich beschäftigt<br />

als im bundesdeutschen Durchschnitt. Im Jahr 2007<br />

gab es 17 Pflegeheime in <strong>Neumünster</strong> mit insgesamt knapp<br />

1.000 Beschäftigten. Nach einer Prognose von Georg &<br />

Ottenströer lässt sich anhand der demographischen Entwicklung<br />

und der spezifisch regionalen Pflege- und Heimquote<br />

ein Zusatzbedarf bzw. Wachstumspotenzial von vier<br />

bis fünf Heimen bzw. 540 bis 590 stationären Pflegeplätzen<br />

bis 2025 ableiten (ausgehend vom Jahr 2007).<br />

Das Friederich-Ebert-Krankenhaus (FEK) in <strong>Neumünster</strong> ist ein<br />

Schwerpunktkrankenhaus mit allen wesentlichen medizinischen<br />

Abteilungen und Themenfeldern. Es erfüllt medizinische<br />

Versorgungsfunktionen für mehr als 140.000 Menschen<br />

im Umkreis von ca. 15 Fahrminuten. Im Jahr 2009 wurden<br />

eine Spezialstation für Demenzkranke sowie eine interdisziplinäre<br />

Station Geriatrie-Neurologie eingerichtet. Die Geriatrie<br />

hat sich zum Ziel gesetzt, eine bundesweit führende Einrichtung<br />

für die Frührehabilitation bei Demenz, nach Schlaganfall,<br />

nach Operation etc. zu werden.<br />

43


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Akademisches<br />

Lehrkrankenhaus<br />

der Universitäten<br />

Kiel und Hamburg<br />

Das FEK ist zudem akademisches Lehrkrankenhaus für das<br />

Universitätsklinikum Eppendorf in Hamburg, einem bundesweit<br />

und international anerkanntem Klinikzentrum sowie für<br />

die medizinische Fakultät der Christian-Albrechts-Universität<br />

zu Kiel. Insgesamt hält das FEK ca. 40 bis 50 Plätze für angehende<br />

Ärzte bereit.<br />

Starke Vernetzung Das FEK arbeiten eng mit den niedergelassenen Ärzten vor<br />

Ort zusammen – z.B. hinsichtlich der Nutzung medizinischer<br />

Geräte. Weiterhin unterhält das FEK zahlreiche Kooperationen<br />

mit unterschiedlichen Betrieben in <strong>Neumünster</strong> und<br />

dem Umland, z.B. Pflegeheimen, ambulanten Pflegediensten,<br />

mobiler Essenstisch, Orthopädie-Handwerk, Sanitätshäuser<br />

und Hersteller von medizinischen Produkten (z.B. Transcojekt).<br />

Im Bereich Telemedizin gibt eine Zusammenarbeit des<br />

FEK mit der Uni Kiel. Das FEK ist Partner im 5K-Klinikverbund<br />

Schleswig-Holstein. Ziele des Klinikverbundes sind u.a. der<br />

Erfahrungsaustausch über Krankheitsbilder und zu Behandlungsmetoden<br />

sowie zum Thema Aus- und Weiterbildung. Im<br />

Verbund ist <strong>Neumünster</strong> Kompetenzstandort für die Projekte<br />

„Versorgung von Schwangeren und Entbindenden“ sowie<br />

für „Telemedizin zur Versorgung herzkranker Patienten“.<br />

500 Beschäftigte in<br />

der Medizintechnik<br />

Einen deutlichen Fokus hat der Standort <strong>Neumünster</strong> hinsichtlich<br />

der Medizintechnik. Im Vergleich der Oberzentren ist<br />

<strong>Neumünster</strong> nach Lübeck der zweitbedeutendste Standort<br />

für Medizintechnik in Schleswig-Holstein. Rund 500 Menschen<br />

arbeiten im medizintechnischen Gewerbe in <strong>Neumünster</strong>.<br />

Abb. 30 SVP-Beschäftigte in der Medizin-, Mess- und Steuer- und Regeltechnik<br />

pro 1.000 Beschäftigte (2008)<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

15<br />

10<br />

Deutschland Kiel <strong>Neumünster</strong> Flensburg Lübeck<br />

Quelle: Zukunfts-Branchen Atlas Georg & Ottenströer nach Daten des Statistischen<br />

Bundesamtes<br />

15<br />

6<br />

54<br />

44


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Starke<br />

Orthopädie<br />

Herstellung medizinsicherReagenzien<br />

zur Analytik<br />

von Blutproben<br />

Die tantum AG entwickelt und vermarktet von <strong>Neumünster</strong><br />

aus innovative knochenchirurgische Implantate und Instrumente<br />

für die Orthopädie und Unfallchirurgie, Die tantum<br />

AG ist Lieferant für zahlreiche Krankenhäuser im In- und Ausland.<br />

Die Firma Hiller Feinwerktechnik ist u.a. auf die Medizintechnik<br />

fokussiert und produziert sensible Geräte und Hilfsmittel<br />

zum Beispiel für die Sterilisationstechnik, für Implantate<br />

und das Setzen und Fixieren von Knochennägeln sowie für<br />

biomedizinische Geräte zur Stimulation von Nerven und Muskeln.<br />

Die Orthopädie-Technik Nord GmbH ist u.a. auf die<br />

praktische Anwendung von Prothesen-Technik spezialisiert.<br />

Für die individuelle Optimierung von Beinprothesen stehen in<br />

<strong>Neumünster</strong> ein Dynamik-Labor und ein Übungsparcours zur<br />

Verfügung. Im Dynamiklabor können Bewegungsabläufe<br />

genau visualisiert und das Gangbild in verschiedenen Alltagssituationen<br />

intensiv getestet werden.<br />

In <strong>Neumünster</strong> stellt die SYSMEX Deutschland GmbH medizinische<br />

Reagenzien her und vertreibt diese europaweit vom<br />

Standort <strong>Neumünster</strong> aus. Reagenzien sind wässrige Lösungen<br />

für die Verdünnung und/oder die Behandlung von Blutproben.<br />

Der Standort <strong>Neumünster</strong> spielt nach Firmenangaben<br />

eine wichtige Rolle in dem internationalen, schnell<br />

wachsenden Unternehmen. Ein weiteres medizintechnisches<br />

Unternehmen - das Unternehmen Bader und Partner Maschinenbau<br />

GmbH - entwickelt und konstruiert Produktionsanlagen<br />

für medizinische Einwegprodukte, für pharmazeutische<br />

Produkte sowie für Hygieneprodukte und stellt ein Unternehmen<br />

im Querschnittsbereich des Maschinenbaus und<br />

der Medizintechnik dar.<br />

Die Stärkepositionen <strong>Neumünster</strong>s im Bereich der Gesundheitswirtschaft<br />

stellen sich wie folgt dar:<br />

Stärkepositionen<br />

Gesundheitswirtschaft<br />

<strong>Neumünster</strong><br />

• Standort Schwerpunktkrankenhaus mit Funktion eines akademischen<br />

Lehrkrankenhaus als einer der größten Arbeitgeber der <strong>Stadt</strong><br />

• Hohe medizinische Versorgungsfunktion für das Umland<br />

• Rund 2.200 Beschäftigte im Gesundheitswesen, knapp 1.000<br />

Beschäftigte im Heimbereich und rund 500 Beschäftigte im Bereich<br />

Medizintechnik<br />

• Wachsende Branche und erkennbares Entwicklungspotenzial für<br />

<strong>Neumünster</strong> (u.a. Investitionspotenziale im Pflegeheimbereich)<br />

• Besatz an international agierenden medizintechnischen Unternehmen<br />

• Teilweise Synergieeffekte (Überschneidungen) im Bereich<br />

Maschinenbau und Medizintechnik sowie Handel, Vertrieb und<br />

Service Medizintechnik<br />

45


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

5.5 Wirtschaftliche Dienstleistung und Kreativwirtschaft<br />

5.5.1 Allgemeine Entwicklungen<br />

Trend zur<br />

Dienstleistungsgesellschaft<br />

Verarbeitendes<br />

Gewerbe als<br />

Kundenpotenzial<br />

Wachsende<br />

Bedeutung der<br />

Kreativwirtschaft<br />

Im Verlauf der letzten Jahrzehnte hat die gesamtwirtschaftliche<br />

Bedeutung des Dienstleistungssektors im Vergleich zum<br />

produzierenden Gewerbe kontinuierlich zugenommen. Dies<br />

zeigt sich sowohl an einem steigenden Beitrag des Dienstleistungssektors<br />

zur gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung<br />

als auch am Anstieg der Erwerbstätigkeit in diesem Sektor.<br />

Der Trend zur Dienstleistungsgesellschaft scheint ungebrochen.<br />

Dennoch ist der Dienstleistungssektor nicht losgeläst<br />

vom industriell-gewerblichen Sektor zu betrachten.<br />

Immer mehr Güter lassen sich nur mit einem steigenden Angebot<br />

an Serviceleistungen verkaufen, so dass die Güterproduktion<br />

und Dienstleistungen zunehmend miteinander<br />

verschmelzen. Vor allem außerhalb der großen Wirtschaftsmetroplen<br />

hängt das Dienstleistungswerbe stark vom produzierenden<br />

bzw. vom verarbeitenden Gewerbe vor Ort ab<br />

(Kundenpotenzial). Ein weiterer übergeordneter Trend, der<br />

mit der anhaltenden Tertiärisierung einhergeht, ist die zunehmende<br />

Bedeutung von Wissen. Der Zugang zu Informationen<br />

und Know-How wird zu einem wesentlichen Standortfaktor.<br />

Die Kreativwirtschaft ist Teil einer dienstleistungs- und<br />

wissensorientierten Gesellschaft und übernimmt eine Vorreiterrolle<br />

auf dem Weg in eine wissensbasierte Ökonomie in<br />

Deutschland.<br />

Die Diskussion um die Kreativwirtschaft in Deutschland hat<br />

inzwischen eine hohe öffentliche Aufmerksamkeit erreicht.<br />

Kreativwirtschaft ist nicht mehr nur ein Imagefaktor, sondern<br />

sie wird als ein eigenständiges Wirtschaftsfeld begriffen,<br />

welches dauerhaft als Wachstumsbranche zu etablieren ist.<br />

Unter Kreativwirtschaft werden diejenigen Unternehmen<br />

erfasst, welche überwiegend erwerbswirtschaftlich orientiert<br />

sind und sich mit der Schaffung, Produktion, Verteilung<br />

und/oder medialen Verbreitung von kulturellen/kreativen<br />

Gütern und Dienstleistungen befassen (z.B. Musikwirtschaft,<br />

Buchmarkt, Kunstmarkt, Filmwirtschaft, Rundfunkwirtschaft,<br />

Markt für darstellende Künste, Designwirtschaft, Architekturmarkt,<br />

Pressemarkt, Werbemarkt sowie Software/Games-<br />

Industrie).<br />

46


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Über 1 Mio.<br />

Erwerbstätige<br />

in der Kreativwirtschaft<br />

in Deutschland<br />

In Deutschland arbeiten über 1 Mio. Erwerbstätige in Kreativberufen.<br />

2009 haben sie Güter und Leistungen im Wert<br />

von über 60 Mrd. Euro hergestellt bzw. erbracht. Da die<br />

Kreativwirtschaft relativ wenig exportiert und ihre Arbeit eher<br />

binnenmarktorientiert ist, eignet sich die Branche für eine<br />

Stärkung der Binnen- gegenüber der Exportwirtschaft. Die<br />

Kreativwirtschaft ist stark von Kleinstbetrieben geprägt. 2008<br />

beschäftigten 97% der 233.000 Unternehmen der Branche<br />

weniger als zehn Mitarbeiter bei einem Umsatz von unter 2<br />

Mio. Euro. Großunternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten<br />

und 50 Mio. Euro Umsatz er-wirtschafteten mit 41% jedoch<br />

den Großteil des Umsatzes.<br />

Abb.31 Umsatzentwicklung und -prognose in der Kreativwirtschaft<br />

in Mrd. Euro<br />

Quelle: IKB Bank<br />

5.5.2 Position und Kompetenzen <strong>Neumünster</strong><br />

Wachsender<br />

Dienstleistungsbereich<br />

Technische<br />

Dienstleistungen<br />

Der Dienstleistungsbereich gehört auch in <strong>Neumünster</strong> zu<br />

den Wachstumstreibern. Neben den technischen Dienstleistungen<br />

haben sich insbesondere die wirtschaftnahen<br />

Dienstleistungen, die Finanzdienstleistungen und das Grundstücks-<br />

und Wohnungswesen positiv entwickelt und Beschäftigtenzuwächse<br />

erzielt.<br />

Zuverlässig arbeitende Maschinen und Anlagen sind für die<br />

Produktionswirtschaft eine Grundvoraussetzung. Das Unternehmen<br />

TDK Maschinenbau GmbH bietet technische<br />

Dienstleistungen zur Instandhaltung und Wartung von Maschinen<br />

und Anlagen an. Im Bereich Fabrikservice zielt die<br />

Beratungsleistung auf die Minimierung möglicher Fehlerquellen<br />

an den Maschinen und Anlagen. Die Verlagerung von<br />

Maschinen an andere Standorte sowie der gesamte Bereich<br />

der Gebäudeinstandhaltung gehört ebenfalls zum Leistungsangebot<br />

des internationalen Dienstleisters aus <strong>Neumünster</strong>.<br />

47


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Über 500 Erwerbstätige<br />

in der<br />

Kreativwirtschaft<br />

In <strong>Neumünster</strong><br />

Starke Stellung von<br />

Architektur- und<br />

Ingenieurbüros<br />

Auch die Kreativwirtschaft ist heute ein fester Bestandteil des<br />

Dienstleistungssektors der <strong>Stadt</strong>. In <strong>Neumünster</strong> gibt es 57 im<br />

Handelsregister eingetragene Unternehmen, die der Kreativwirtschaft<br />

zugeordnet werden können. Das sind 1,4% aller<br />

eingetragenen Unternehmen. Unter Berücksichtig der Kleingewerbetreibenden<br />

erhöht sich die Unternehmenszahl auf<br />

261. In der Kreativwirtschaft arbeiten in <strong>Neumünster</strong> schätzungsweise<br />

rd. 500 bis 550 Menschen und damit fast soviel<br />

wie in der Bauwirtschaft (rd. 630 Beschäftigte)<br />

Innerhalb der Kreativwirtschaft in <strong>Neumünster</strong> besonders<br />

stark vertreten ist der Beschäftigtenanteil der Architekturund<br />

Ingenieurbüros, auf die allein 320 Beschäftigte entfallen.<br />

Die Kreativwirtschaft in <strong>Neumünster</strong> steht damit mit dem<br />

vergleichsweise starken Hochbau (Lokalisationskoeffizient in<br />

<strong>Neumünster</strong> von 124,5 Punkten) und dem starken industriellgewerblichen<br />

Sektor in Zusammenhang. Im Verlagswesen<br />

arbeiten knapp 90 Personen. Hier gibt es Querverbindungen<br />

zu dem außerordentlichen starken Druckgewerbe mit<br />

einem Lokalisationskoeffizienten von 190,6 Punkten. In der<br />

Werbung und Marktforschung gibt es eine Vielzahl von<br />

Kleingewerbetreibenden. Der Bereich Werbung und Marktforschung<br />

hat in <strong>Neumünster</strong> angesichts der starken industriellen-gewerblichen<br />

Basis und der Funktion als Messestandort<br />

als Kundenpotenzial noch deutliche Entwicklungsmöglichkeiten.<br />

48


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Abb. 32 Unternehmen/Kleingewerbetreibende aus den Bereichen Werbung, Marketing und Promotion,<br />

Design und Graphik, Dekoration und Raumgestaltung in <strong>Neumünster</strong><br />

Quelle: MUSIS, IHK Kiel<br />

<strong>Neumünster</strong> als<br />

Standort überregional<br />

agierender<br />

Werbeagenturen<br />

Zu den größeren Werbeagenturen in <strong>Neumünster</strong> mit bundesweiten<br />

Auftraggebern zählt die Lürssen Brügmann Werbeagentur.<br />

Die Agentur agiert als B-to-B Fullservice Werbeagentur<br />

(Business to Business) mit den Schwerpunkten Messe-<br />

und Kongresskommunikation, Medizintechnik, Immobilienwirtschaft,<br />

technische Dienstleistungen, Maschinenbau<br />

und regenerative Energien. Hervorgehoben wird die nachhaltige<br />

Entwicklungsmöglichkeit der Agentur am Standort in<br />

<strong>Neumünster</strong> aufgrund des starken Mittelstandes als Kundenpotenzial.<br />

Ein weiterer Standortvorteil ist nach Agenturangaben<br />

die vor Ort ansässige Landesberufsschule für Medienund<br />

Drucktechnik, so dass der „Nachwuchs“ direkt in Neu-<br />

49


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

münster ausgebildet wird.<br />

Die Stärkepositionen und Entwicklungsmöglichkeiten <strong>Neumünster</strong>s<br />

im Bereich Dienstleistungen und Kreativwirtschaft<br />

lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />

Stärkepositionen Dienstleitung und<br />

Kreativwirtschaft <strong>Neumünster</strong><br />

• Stark wachsender regionaler Dienstleistungssektor<br />

• Hoher industriell-gewerblicher Besatz und technologie-orientierter<br />

Mittelstand als Kundenpotenzial<br />

• Messestandort<br />

• Hohe Bedeutung im Kontext des strukturellen Wandels in der<br />

Arbeitswelt (zunehmende Verflechtung von Arbeiten und Wohnen)<br />

• Zunehmende Bedeutung der Kreativwirtschaft als Imageträger der<br />

<strong>Stadt</strong><br />

• Mit rd. 500 bis 550 Arbeitsplätzen fast so bedeutend wie die<br />

Bauwirtschaft<br />

• Deutliche Entwicklungsmöglichkeiten im Bereich Kreativwirtschaft<br />

50


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

6 Exkurs: Bildung und Netzwerke<br />

Wissen und Bildung<br />

als „Rohstoff“<br />

<strong>Neumünster</strong> als<br />

Zentrum...<br />

... beruflicher<br />

Bildung<br />

...und besonderen<br />

Ausbildungsmöglichkeiten<br />

Wissen wird zunehmend zum entscheidenden Element für<br />

die Wirtschaftsentwicklung. In der Bildung der Bevölkerung<br />

liegt das Innovationspotenzial für die Zukunft von Betrieben<br />

und Menschen. Im Jahr 2009 lag der Anteil von Schülern der<br />

allgemeinbildenden Schulen mit Fachhochschul- und Hochschulreife<br />

in <strong>Neumünster</strong> mit 37,8% deutlich über dem Landesdurchschnitt<br />

von Schleswig-Holstein (28,2%). Hingegen<br />

lag der Anteil der Schüler/innen ohne (Hauptschul-)Abschluss<br />

mit 5,8% um 1,1 Prozentpunkte niedriger als im Landesdurschnitt<br />

(6,9%). Die Zahlen sprechen eindeutig für die<br />

Qualität des Schulstandortes <strong>Neumünster</strong>.<br />

<strong>Neumünster</strong> ist ein ausgesprochen starkes Zentrum der beruflichen<br />

Bildung und Standort des Regionalen Berufsbildungszentrums.<br />

Vor Ort haben allein 9 Berufsfachschulen, 3<br />

Berufsschulen sowie 6 Fachschulen und 1 Fachoberschule<br />

ihren Standort. Ab 2011 wird die NBS Northern Business<br />

School Hamburg ein berufsbegleitendes Fachhochschulstudium<br />

zunächst in Betriebswirtschaftslehre anbieten. Weitere<br />

Studiengänge sind geplant. <strong>Neumünster</strong> ist auch ein Standort<br />

im schleswig-holsteinischen Netz der Wirtschaftsakademien.<br />

Das Angebot der Wirtschaftsakademie reicht von der<br />

Berufsvorbereitung bis zur außerbetrieblichen Ausbildung für<br />

öffentliche Kunden.<br />

Für Fach- oder Führungskräfte in der Lebensmittelindustrie,<br />

im Handel und Handwerk bietet das bereits erwähnte KIN<br />

Lebensmittelinstitut in Kooperation mit der Steinbeis Business<br />

Academy in <strong>Neumünster</strong> einen dreijährigen, berufsbegleitenden<br />

Studiengang Bachelor (B.A.) „Lebensmitteltechnologie<br />

und Produktmanagement“ an. Darüber hinaus ist an<br />

das KIN die Fachschule für Lebensmitteltechnik angegliedert.<br />

Seit der Gründung im Jahre 1970 hat die staatlich<br />

anerkannte Fachschule weit über 2.000 Lebensmitteltechniker<br />

ausgebildet.<br />

Neben der Funktion als akademisches Lehrkrankenhaus für<br />

die medizinischen Fakultäten der Christian-Albrechts-Universität<br />

zu Kiel und der Universität Hamburg bietet die Pflegeschule<br />

des FEK zurzeit 100 Ausbildungsplätze für die Gesundheits-<br />

und Krankenpflege. Eine Besonderheit der Schule ist<br />

die IPMS (Interdisziplinäre Pflegeeinheit unter Mitwirkung der<br />

Schule), in der die Pflegekräfte gemeinsam mit Praxisanleitern,<br />

Lehrern, Therapeuten und Schülern Patienten versorgen<br />

und praktisch ausbilden.<br />

51


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

6.1 Besondere Initiativen (Auswahl)<br />

Produktionsnetzwerk<br />

als Standortvorteil<br />

„Praxiscamp“<br />

mit jährlich 10<br />

bis 20 Existenzgründungen<br />

Positiver Saldo<br />

aus Gewerbeanund<br />

abmeldungen<br />

Als besondere Wirtschaftsinitiative am Standort <strong>Neumünster</strong><br />

ist das Produktionsnetzwerk zu erwähnen. Das Netzwerk ist<br />

<strong>Neumünster</strong>s Antwort auf die Globalisierung der Märkte und<br />

den zunehmenden nationalen und internationalen Wettbewerbsdruck<br />

– und in dieser Form bisher einzigartig in<br />

Schleswig-Holstein. Mehr als 25 mittelständische bzw. mittelständisch<br />

operierende Unternehmen aus dem Metallbereich<br />

und dem Maschinenbau arbeiten strategisch und operativ<br />

eng zusammen, um ihre Potenziale und Kompetenzen zu<br />

bündeln. Sie kooperieren in den Bereichen Beschaffung,<br />

Fertigung, Konstruktion und Vertrieb und liefern Projektierung,<br />

Montage, Wartung und Service aus einer Hand. Das<br />

stärkt den Umsatz und den Unternehmenserfolg. Gemeinsam<br />

sichern sie inzwischen 3.000 Arbeitsplätze in <strong>Neumünster</strong><br />

und erwirtschaften fast 500 Mio. Euro Jahresumsatz. Unterstützt<br />

werden sie durch die Wirtschaftsagentur <strong>Neumünster</strong>.<br />

Es ist kein Novum, dass jede zweite Gründung aus Arbeitslosigkeit<br />

erfolgt. Die Initiative „Startbahn Existenzgründung“<br />

richtet sich an Menschen, die aus ihrer Arbeitslosigkeit heraus<br />

(gründen) wollen. Dieses Potential aufgreifend, wurde<br />

2007 gemeinsam mit Partnern der Region (Wirtschaftsförderungs-<br />

und Bildungseinrichtungen) ein Projekt kreiert, das in<br />

den letzten Jahren in <strong>Neumünster</strong> jährlich 10 bis 20 Personen<br />

aus der Arbeitslosigkeit in die unternehmerische Existenz geführt<br />

hat. Das so genannte „Praxiscamp“ ist neben der Intensivberatung<br />

das Herzstück der Förderung und eine besondere<br />

Idee aus <strong>Neumünster</strong>. Das „Praxiscamp“ ist eine<br />

zehntägige Gründerwerkstatt, die die Teilnehmer individuell<br />

auf dem Weg zur Selbstständigkeit coacht.<br />

Dank der vorhandenen Gründerzentren und arbeitsmarktpolitischen<br />

Initiativen liegt der Saldo aus Gewerbean- und<br />

abmeldung seit Jahren im positiven Bereich. Das heißt, die<br />

Zahl der Unternehmen in <strong>Neumünster</strong> wächst. Im Fünfjahreszeitraum<br />

von 2005 bis 2009 haben sich durchschnittlich 784<br />

neue Unternehmen pro Jahr angemeldet und 692 pro Jahr<br />

abgemeldet (=insgesamt positiver Saldo von 92 Unternehmen<br />

pro Jahr).<br />

52


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

7 Immobilienwirtschaftliche Standortpotenziale<br />

7.1 Wohnungsmarkt<br />

Soziodemographische<br />

Megatrends<br />

Relativ ausgeglichener<br />

Wohnungsmarkt<br />

Im Folgenden werden die übergreifenden Entwicklungen<br />

und Potenziale auf den Immoblienmärkten der <strong>Stadt</strong> <strong>Neumünster</strong><br />

aufgezeigt.<br />

Der deutsche Wohnungsmarkt differenziert sich immer weiter<br />

aus. Verantwortlich hierfür sind die soziodemographischen<br />

Megatrends wie:<br />

� Schrumpfung und Alterung der Bevölkerung<br />

� Singularisierung<br />

� Heterogenisierung der Bevölkerung<br />

� Pluralisierung der Lebensformen und Lebensstile<br />

� divergierende Einkommens- und Kostenentwicklungen<br />

Auch wenn die Zahl der Einwohner zukünftig sinken wird,<br />

steigt zunächst noch in vielen Regionen die Zahl der Haushalte.<br />

Die Entwicklung zu kleinen Haushalten (als Träger der<br />

Wohnungsnachfrage) ist ursächlich für diese gegenläufige<br />

Entwicklung. Der wachsende Anteil der Einwohner mit Migrationshintergrund<br />

trägt maßgeblich zur Heterogenisierung<br />

der Bevölkerung bei. Veränderungen in der Lebensführung<br />

der Menschen führen zu unterschiedlichen Anforderungen<br />

an die Infrastruktur in Bezug auf den Wohnstandort, die<br />

Wohnung und das Wohnumfeld. Die zu beobachtende divergierende<br />

Einkommens- und Kostenentwicklungen führen<br />

zu einem Bedarf an unterschiedlichsten Wohnformen. Die<br />

Wohnungsmärkte segmentieren sich also immer stärker in<br />

unterschiedliche Preis- und Qualitätsniveaus aus, was zu einer<br />

wachsenden Produktvielfalt im Bereich Wohnen führt.<br />

Ende 2009/Anfang 2010 gab es nach Angaben des Statistischen<br />

Bundesamtes in <strong>Neumünster</strong> 40.400 Haushalte und rd.<br />

41.200 Wohnungen. Selbst unter Berücksichtigung, dass die<br />

wohnungsmarktrelevante Zahl der Haushalte leicht niedriger<br />

liegt als der statistische Wert zeigt der Abgleich von Angebot<br />

und Nachfrage, dass der Wohnungsmarkt <strong>Neumünster</strong><br />

relativ ausgeglichen ist. Zu berücksichtigen ist zudem eine<br />

Fluktuationsreserve, die üblicherweise bei 3% bis 5% liegt.<br />

53


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Stabile Nachfrageentwicklung<br />

Geringer Geschosswohnungsbau<br />

und attraktives<br />

<strong>Stadt</strong>bild<br />

Vergleichsweise<br />

hohe Fertigstellung<br />

als Indikator der<br />

Marktattraktivität<br />

Trotz der skizzierten negativen Bevölkerungsentwicklung<br />

nimmt laut der aktuellsten BBR-Prognose die Zahl der Haushalte<br />

in <strong>Neumünster</strong> und damit die Nachfrage auf dem<br />

Wohnungsmarkt bis zum Jahr 2025 um 1,2% zu. Andere<br />

Prognosen (Wohnungsmarktmonitor der Investitionsbank<br />

Schleswig-Holstein) gehen bis 2020 eher von einem leichten<br />

Minus bei der Entwicklung der Haushaltszahl aus. Welche<br />

Prognose tatsächlich zutrifft, hängt u.a. auch von der Fortentwicklung<br />

<strong>Neumünster</strong>s als Wirtschaftsstandort ab. Zusammengefasst<br />

zeigt sich aber eine vergleichsweise stabile<br />

Nachfrageentwicklung im Zeitverlauf. Die durchschnittliche<br />

Haushaltsgröße liegt bei 1,9 Personen und damit höher als in<br />

Lübeck, Flensburg und Kiel.<br />

Der Anteil von Wohngebäuden mit nur einer Wohnung liegt<br />

in <strong>Neumünster</strong> bei über 70% und damit deutlich über dem<br />

der anderen Oberzentren. Das heißt, dass das <strong>Stadt</strong>bild weniger<br />

stark durch Geschosswohnungsbau geprägt ist als in<br />

den anderen Städten, was sich positiv auf das Image als<br />

Wohnstandort auswirken dürfte<br />

Abb. 33 Entwicklung der Zahl der Haushalte im Zeitraum 2009 bis 2025, in %<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

-2,2<br />

1,2<br />

Kiel <strong>Neumünster</strong> Lübeck Flensburg<br />

Quelle: Eigene Darstellung nach Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)<br />

Die Attraktivität und Absorptionsfähigkeit des Wohnungsmarktes<br />

spiegelt sich auch in der Zahl der neu fertiggestellten<br />

Wohnungen wider. Zwischen Anfang 2000 und Anfang<br />

2010 wurden im Durchschnitt jährlich 2,2 Wohnungen pro<br />

1.000 Einwohner in <strong>Neumünster</strong> fertiggestellt. Damit liegt die<br />

Fertig-stellungsrate leicht über dem Niveau von Lübeck (2,1)<br />

und deutlich über dem von Kiel (1,3). Nur Flensburg hatte<br />

1,0<br />

4,4<br />

54


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Hoher Anteil von<br />

Haushalten mit<br />

höherem<br />

Einkommen<br />

Günstiger<br />

Wohnraum<br />

von allen Oberzentren Schleswig-Holsteins einen höheren<br />

Wert aufzuweisen (2,5).<br />

Positiv für den Wohnungsmarkt <strong>Neumünster</strong> ist der relativ<br />

hohe Anteil von Haushalten mit einem Nettoeinkommen von<br />

über 2.000 Euro im Monat. Der Anteil liegt in <strong>Neumünster</strong> bei<br />

rd. 58%<br />

<strong>Neumünster</strong> bietet vergleichsweise attraktiven und günstigen<br />

Wohnraum an. Neben jungen Menschen ist die <strong>Stadt</strong><br />

daher auch für Familien als Wohnstandort von Interesse bzw.<br />

beliebt. So liegen die durchschnittlichen Angebotsmieten<br />

bei rund 5,00 Euro/m². Für Neubauobjekte mit guter Ausstattung<br />

und in guter Lagequalität bewegt sich die Mietpreisspanne<br />

jedoch zwischen 6,50 und 7,50 Euro/m², so dass der<br />

Neubaumarkt auch für Investoren einen Anreiz bietet. Die<br />

Preise für neu gebaute Eigentumswohnungen liegen zwischen<br />

1.200 Euro/m² bis 1.500 Euro/m² und damit ebenfalls<br />

deutlich über dem unten genannten Durchschnittspreis.<br />

Tab. 3 Durchschnittliche Angebotspreise auf dem Wohnungsmarkt <strong>Neumünster</strong> 2010<br />

<strong>Stadt</strong> Ø Mietpreise<br />

35 - 75 m²<br />

in €/m²<br />

Ø Mietpreise<br />

75 - 115 m²<br />

in €/m²<br />

Ø Kaufpreise<br />

Wohnungen<br />

75 - 115 m²<br />

in €/m²<br />

Ø Kaufpreise<br />

Häuser<br />

100 -145 m²<br />

in €/m²<br />

Flensburg 5,30 5,40 1.280 188.600<br />

Kiel 5,50 5,60 1.240 171.500<br />

Lübeck 6,50 6,70 2.210 169.500<br />

<strong>Neumünster</strong> 4,80 4,90 940 155.000<br />

Quelle: Eigene Auswertung von Angebotsmieten und -preisen über alle Lagen und Baualtersklassen<br />

Attraktive neue<br />

Wohnbaugebiete<br />

Um die Vorteile des Wohnungsmarktes für Nachfrage und<br />

neue Bedarfe nutzen zu können, hat die <strong>Stadt</strong> in den letzten<br />

Jahren einige neue Wohnbaugebiete ausgewiesen. Diese<br />

Baulandpotenziale sind auf das gesamte <strong>Stadt</strong>gebiet verteilt.<br />

Um einen aktiven Beitrag zur Baulandmobilisierung zu<br />

leisten, hat die <strong>Stadt</strong> <strong>Neumünster</strong> Freiflächen erworben, um<br />

sie insbesondere zur Bedarfsdeckung von Baugrundstücken<br />

für freistehende und verdichtete Einfamilienhäuser einer<br />

Wohnnutzung zuzuführen. Von der <strong>Stadt</strong> <strong>Neumünster</strong> werden<br />

die Neubaugebiete „Südlich Kampstraße“ (<strong>Stadt</strong>teil<br />

Gadeland) und „Haart/Am Geilenbek“ (<strong>Stadt</strong>teil Brachenfeld/Ruthenberg)<br />

erschlossen und Baugrundstücke vergeben.<br />

Im Neubaugebiet „Stoverbergskamp/Roschdohler<br />

Weg“ (<strong>Stadt</strong>teil Einfeld) bieten private Erschließungs- und<br />

Bauträger sowie die Wohnungsbaugesellschaft <strong>Neumünster</strong><br />

GmbH Grundstücke für verschiedene Haustypen an.<br />

55


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Vermarktung von<br />

jährlich 50 Grundstücken<br />

Die Attraktivität <strong>Neumünster</strong>s als Wohnstandort resultiert u.a.<br />

auch aus den vergleichsweise günstigen Kaufpreisen für Einfamilienhausgrundstücke<br />

von ca. 80 bis 130 Euro/m². Im Zeitraum<br />

2005 bis einschließlich 2009 wurden nach Angaben<br />

des Gutachterausschusses <strong>Neumünster</strong> jährlich rund 50<br />

Wohnbaugrundstücke vermarktet.<br />

Abb. 34 Lage der Wohnbaugebiete in <strong>Neumünster</strong><br />

Quelle: Eigene Darstellung nach Informationen der <strong>Stadt</strong> <strong>Neumünster</strong><br />

56


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

7.2 Einzelhandelsmarkt<br />

Strukturwandel im<br />

deutschen Einzelhandel<br />

DOC als besondere<br />

Betriebsform mit<br />

großräumlicher<br />

Anziehungskraft<br />

Zusammengefasst ist der Wohnungsmarkt <strong>Neumünster</strong> durch<br />

die folgenden Aspekte charakterisiert:<br />

Charakteristik und Potenziale<br />

Wohnungsmarkt <strong>Neumünster</strong><br />

• Stabile Nachfrageentwicklung durch relativ stabile Zahl an Haushalten<br />

im Zeitverlauf als Träger der Wohnungsnachfrage<br />

• Relativ geringer Geschosswohnungsbau mit positiven Effekten auf das<br />

<strong>Stadt</strong>bild und das Image als Wohnstandort<br />

• Relativ hoher Anteil von Haushalten mit einem Nettoeinkommen von<br />

über 2.000 Euro/Monat als Folge des starken Mittelstandes<br />

• Vergleichsweise günstiges Preisniveau vor allem im Bestand<br />

• Ausweisung attraktiver Neubaugebiete<br />

• Entwicklungspotenziale wahrscheinlich im mittleren bis höheren<br />

Angebotssegment sowie hinsichtlich neuer Wohnformen in Folge der<br />

demographischen Entwicklung<br />

Der deutsche Einzelhandel befindet sich in einem tiefgreifenden<br />

Veränderungsprozess. Dies hängt u.a. mit dem<br />

Wandel bei den Betriebstypen sowie mit dem sich veränderten<br />

Einkaufsverhalten der Kunden zusammen. Deutlich erkennbar<br />

ist dies an der zunehmenden Polarisierung der Einzelhandelslandschaft:<br />

Der preisbewusste Einkauf erfolgt<br />

hauptsächlich in den Discount- und Fachmärkten in den<br />

städtischen Randlagen oder in Gewerbegebieten auf der<br />

so genannten „Grünen Wiese“. Speziell die Waren des täglichen<br />

Bedarfs (Nahrungs- und Genussmittel, Gesundheit<br />

und Körperpflege) werden heute schwerpunktmäßig - in<br />

Form von Versorgungseinkäufen - an den autoorientierten<br />

Standorten der Fachmärkte und Discounter gekauft. Auf der<br />

anderen Seite erleben zahlreiche Innenstädte einen Relaunch<br />

und gewinnen u.a. durch städtebauliche Maßnahmen<br />

und neue Einkaufs-, Gastronomie- und Freizeitmöglichkeiten,<br />

die zum Flanieren und Verweilen einladen, an Attraktivität.<br />

Darüber hinaus haben sich in den letzen Jahren an verkehrlich<br />

herausragenden Standorten sowie in Nähe der größeren<br />

Metropolen Factory- bzw. Designer Outlet Center (DOC)<br />

etabliert – mit dem Effekt, dass Standorte von DOC eine<br />

überregionale Bekanntheit und Gravitation erlangen. Die<br />

Einzugsgebiete von DOC sind in aller Regel großräumlich<br />

ausgerichtet.<br />

57


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Hohe Einzelhandelszentralität<br />

in<br />

<strong>Neumünster</strong><br />

Abb. 35 Strukturwandel im Einzelhandel – Veränderung der Umsatzanteile<br />

in %<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

30<br />

45<br />

44<br />

34<br />

9<br />

7<br />

6 5 6 6<br />

4<br />

Umsatzanteil 1995 Umsatzanteil2010<br />

Quelle: Eigene Darstellung nach Angaben des HDE Zahlkenspiegels<br />

Der Einzelhandelsstandort <strong>Neumünster</strong> ist geprägt durch<br />

eine außerordentlich hohe Einzelhandelszentralität. Die<br />

Kennziffer liegt bei einem Wert von 1,53 (2011). Das heißt,<br />

<strong>Neumünster</strong> fließt 53% mehr an Kaufkraft zu, als seinen Einwohnern<br />

zur Verfügung steht. Damit wird die leicht unterdurchschnittliche<br />

Kaufkraft mehr als kompensiert. Das in<br />

<strong>Neumünster</strong> erzielte Einzelhandelsumsatzvolumen liegt bei<br />

schätzungsweise 599 Mio. Euro. jährlich. Entsprechend der<br />

Gravitation und guten verkehrlichen Lage und Erreichbarkeit<br />

ist das Nah- und Ferneinzugsgebiet der <strong>Stadt</strong> weit gesteckt.<br />

Es reicht im Süden fast bis Hamburg und im Norden<br />

bis Kiel und Rendsburg.<br />

4<br />

58


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Knapp 240.000 m²<br />

Verkaufsfläche<br />

42% der Flächen in<br />

Innenstadtlage<br />

Neue Impulse<br />

durch DOC<br />

Abb. 36 Einzugsgebiet <strong>Neumünster</strong><br />

Quelle: Einzelhandelskonzept <strong>Neumünster</strong>, Junker und Kruse<br />

Nach aktuellem Stand (Fortschreibung der <strong>Stadt</strong> <strong>Neumünster</strong><br />

März 2011) gibt es rund 239.700 m² Verkaufsfläche. Auffällig<br />

ist die Hohe Anzahl an Fachgeschäften (367), auf die<br />

rd. 15% der gesamten Verkaufsflächen entfallen. Den größten<br />

Anteil an den Verkaufsflächen nehmen mit rd. 59%<br />

Fachmärkte und Fach-Discounter ein, von denen es in der<br />

<strong>Stadt</strong> 56 Verkaufsstätten gibt. Der hohe Fachmarktanteil sowie<br />

die hohe Zahl an Fachgeschäften tragen zu der außerordentlich<br />

hohen Einzelhandelszentralität <strong>Neumünster</strong>s bei.<br />

Rund 42% des Verkaufsflächenangebotes befindet sich in<br />

Innenstadtlage und integrierten Lagen. Die Mietpreise in<br />

Innenstadtlage bewegen sich nach Angaben des Maklerhauses<br />

Lührmann je nach Ladengröße zwischen 18 bis 40<br />

Euro/m².<br />

Neue Impulse dürfte der Einzelhandelsstandort <strong>Neumünster</strong><br />

durch das neue DOC, welches im Süden der <strong>Stadt</strong> in einem<br />

ansprechenden städtebaulichen Konzept verwirklicht wird,<br />

ausgehen. Das Verkaufsflächenangebot des DOC beträgt<br />

rd. 20.000 m². Das Einzugsgebiet bezieht sich auf den gesamten<br />

schleswig-holsteinischen Raum bis nach Dänemark<br />

und in den niedersächsischen Raum hinein. Das DOC in<br />

59


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Neues integriertes<br />

Shoppingcenter<br />

Deutlich positive<br />

Imageeffekte<br />

durch die neuen<br />

Projekte<br />

<strong>Neumünster</strong> zielt einerseits auf das kaufkraftstarke Potenzial<br />

Hamburgs ab und ist andererseits auf Transitkunden der stark<br />

frequentierten A7 und der neuen ostwest-verlaufenden A20<br />

ausgerichtet.<br />

Abb. 37 Verkaufsflächenstruktur nach Betriebsformen<br />

Verkaufsfläche in 10.000 m²<br />

16<br />

15<br />

14<br />

13<br />

12<br />

11<br />

10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Fachmärkte und Fach-Discounter<br />

141.254 m²<br />

Lebensmittel inkl. Discounter<br />

25.346 m²m²<br />

SB-Warenhäuser und Verbrauchermärkte 17.566 m²<br />

Kauf- und Warenhäuser 12.686 m²<br />

Fachgeschäfte<br />

35.785m²<br />

0 50 100 150 200 250 300 350 400<br />

Sonstige (Apotheken, Show Rooms, Tankstellen, Spezialgeschäfte etc. 7.059m²)<br />

Quelle: Eigene Darstellung nach Angaben der <strong>Stadt</strong> <strong>Neumünster</strong><br />

Anzahl Verkaufsstätten<br />

In der Innenstadt von <strong>Neumünster</strong> ist ein neues integriertes<br />

Shoppingcenter geplant, welches am nördlichen Ende der<br />

Fußgängerzone realisiert werden soll. Das Vorhaben könnte<br />

dazu beitragen, dass das bisher mangelnde Angebot an<br />

modernen Verkaufsflächen optimiert wird und sich zudem<br />

ein größerer Ankermieter (evtl. Elektronik-Fachmarkt) mit hoher<br />

Gravitationskraft in der Innenstadt ansiedelt.<br />

Sowohl das DOC als auch das geplante innerstädtische Einkaufszentrum<br />

werden zur Stärkung und Bekanntheit des Einzelhandelsstandortes<br />

<strong>Neumünster</strong> (Shopping-Tourismus) wesentlich<br />

beitragen mit positiven Auswirkungen auf das Image<br />

des Wirtschafts-, Arbeits- und Lebensstandortes <strong>Neumünster</strong>.<br />

60


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

7.3 Hotelmarkt<br />

Wirtschaftliche<br />

Erholung...<br />

...auf dem deutschen<br />

Hotelmarkt<br />

Der Einzelhandelsstandort <strong>Neumünster</strong> lässt sich zusammenfassend<br />

wie folgt charakterisieren:<br />

Charakteristik und Potenziale<br />

Einzelhandelsmarkt <strong>Neumünster</strong><br />

• Mit einem Wert von 1,53 außerordentliche hohe Zentralitätskennziffer<br />

und deutlichen Kaufkraftzuflüssen aus dem nahen und weiteren<br />

Umland<br />

• Umsatzvolumen des Einzelhandelsstandortes bei rd. 599 Mio. Euro<br />

• Über 360 Fachgeschäfte und hoher Besatz an Fachmärkten<br />

• Geplantes Factory-/Designer Outlet Center mit Impulswirkung auf die<br />

Gravitation und das Image <strong>Neumünster</strong>s<br />

• Geplantes integriertes Einkaufszentrum als Impulsträger zur Stärkung<br />

der Innenstadt<br />

• Durch Ausbau der A20 zusätzlich erreichbares Kundenpotenzial (nach<br />

Entfernungsradien)<br />

Das Übernachtungsgwerbe in Deutschland hat sich 2010<br />

wieder positiv entwickelt. Basierend auf der schnellen gesamtwirtschaftlichen<br />

Erholung nach der Finanz- und Wirtschaftskrise<br />

sowie dem attraktiven Angebot an deutschen<br />

Urlaubszielen wurde 2010 ein historischer Rekord bei den<br />

Gästeübernachtungen erzielt. Mit dem Resultat von rund<br />

380 Mio. Übernachtungen in den deutschen Beherbergungsbetrieben<br />

(+3,2% zu 2009) wurde der höchste Wert seit<br />

Beginn der Erhebungen im Jahr 1992 markiert. Einen besonders<br />

deutlichen Anstieg von rd. 10% gab es speziell bei den<br />

Gästen aus dem Ausland. Erstmalig wurde in Deutschland<br />

mit rund 60,3 Mio. Übernachtungen die 60 Mio.-Marke überschritten<br />

und sowohl bei Geschäftsreisen als auch im Urlaubsreiseverkehr<br />

ein Plus gegenüber 2009 registriert. Bei<br />

rund 76% der Besucher aus dem Ausland handelte es sich<br />

um Personen europäischer Herkunft.<br />

Bei den durchschnittlichen Zimmererträgen ist das Vorkrisenniveau<br />

bereits überschritten: Wurde 2009 noch einen Rückgang<br />

des durchschnittlichen Zimmerertrags (Revpar) um<br />

knapp 10% auf 48,17 Euro gemeldet, so stieg er 2010 wieder<br />

um 19% auf 57,37 Euro an. Die durchschnittlichen Zimmerpreise<br />

erhöhten sich 2010 um 12,6% auf 90,49 Euro im Vergleich<br />

zum Vorjahr.<br />

61


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Bis zur Finanz- und<br />

Wirtschaftskrise<br />

steigende Übernachtungszahlen<br />

in <strong>Neumünster</strong><br />

Anzeichen für<br />

Weitere...<br />

... Entwicklungspotenziale<br />

Auch die Entwicklungen auf dem Hotelmarkt <strong>Neumünster</strong><br />

sind der konjunkturellen Entwicklung gefolgt. Stieg die Zahl<br />

der Ankünfte von 2003 bis 2007 von 46.491 auf 51.053 an<br />

(+9,8%), sank sie mit der beginnenden Finanz- und Wirtschaftskrise<br />

wieder deutlich unter die 50.000-Marke. Im Jahresvergleich<br />

2010 zu 2009 sind die Gästeankünfte jedoch<br />

wieder auf rd. 48.000 gestiegen (+2,2%). Der Hotelmarkt<br />

<strong>Neumünster</strong> ist primär durch den Geschäfts- und Messetourismus<br />

geprägt und profitiert von der zentralen Lage und<br />

guten verkehrlichen Erreichbarkeit sowie der Nähe zu Hamburg<br />

und Kiel.<br />

Der skizzierte Anstieg bei den Gästeankünften ging einher<br />

mit einem sinkenden Bettenangebot (-2,6% im Zeitraum 2003<br />

bis 2010). Bei den Übernachtungen gab es 2010 im Vergleich<br />

zu 2009 (u.a. in Folge einer leicht rückläufigen Aufenthaltsdauer)<br />

ein leichtes Minus von 1,8%. Unter Umständen<br />

ist der leichte Rückgang auch auf die Reduzierung des Bettenangebotes<br />

zurückzuführen. Denn die Entwicklung vor der<br />

Finanz- und Wirtschaftskrise zeigt für <strong>Neumünster</strong> eine deutlich<br />

angebotsorientierte Nachfrageentwicklung. Das heißt,<br />

mit einem leicht steigenden Bettenangebot sind auch die<br />

Übernachtungszahlen am Standort <strong>Neumünster</strong> deutlich<br />

angestiegen.<br />

Dies lässt auf bisher nicht ausgeschöpfte Potenziale schließen.<br />

Wie die folgende Grafik zeigt, verlief die Entwicklung<br />

der Übernachtungen im Zeitraum 2003 bis 2007 sogar wesentlicher<br />

expansiver als die moderate Ausweitung des Bettenangebotes.<br />

Entsprechend positiv waren die Effekte auf<br />

die Bettenauslastung.<br />

62


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Leicht überdurchschnittliche<br />

Bettenauslastung<br />

Über 800 Betten<br />

in <strong>Neumünster</strong><br />

Abb. 38 Übernachtungen und Bettenangebot in <strong>Neumünster</strong> (2003 = 100)<br />

115,0<br />

110,0<br />

105,0<br />

100,0<br />

95,0<br />

90,0<br />

85,0<br />

Wachsender Hotelmarkt <strong>Neumünster</strong><br />

2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010<br />

Übernachtungen Bettenangebot<br />

Zeitraum Finanz- und Wirtschaftskrise<br />

Quelle: Eigene Darstellung nach Angaben des Statistischen Landesamtes<br />

Trend<br />

Die Bettenauslastung lag im Jahr 2009 in <strong>Neumünster</strong> mit<br />

knapp 35% deutlich über dem Landesdurchschnitt von<br />

Schleswig-Holstein (knapp 33%). Im Bundesdurchschnitt wurde<br />

ein Wert von 35,7% erreicht. Die Zimmerauslastung in<br />

<strong>Neumünster</strong> dürfte nach überschlägiger Berechnung zwischen<br />

50 und 60% liegen und bewegt sich damit auf einem<br />

typischen Niveau für kleine bis mittlere Städte.<br />

In <strong>Neumünster</strong> gibt es mehr als 10 gewerbliche Beherbergungsbetriebe<br />

mit mehr als 9 Betten und einer Gesamtzahl<br />

von über 810 Betten. Der lokale Hotelmarkt ist stark mittelständisch<br />

geprägt und es dominieren private Anbieter. Angesichts<br />

des starken international agierenden Mittelstands<br />

mit Bedarfen an Geschäftsreiseverkehr, des überregional<br />

bedeutenden Messestandortes <strong>Neumünster</strong> und der zentralen<br />

Lage und verkehrlichen Erreichbarkeit sowie der strategischen<br />

Nähe zu Hamburg und zu Kiel verfügt der Hotelmarkt<br />

<strong>Neumünster</strong> über wahrscheinlich bisher nicht ausgeschöpfte<br />

Entwicklungspotenziale. So wäre z.B. - vorbehaltlich einer<br />

vertiefenden Untersuchung - ein Autohof mit Zweisterne-<br />

Business-Hotel im geplanten neuen Gewerbegebiet an der<br />

Autobahnausfahrt <strong>Neumünster</strong>-Nord oder ein Lifestyle-Hotel<br />

mit Tagungsmöglichkeiten für die ansässigen international<br />

agierenden mittelständischen Unternehmen denkbar. Ein<br />

möglicher Impuls auf den Hotelmarkt könnte in Verbindungen<br />

mit Transitgästen vom DOC ausgehen.<br />

63


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

7.4 Büromarkt<br />

Tertiärisierung als<br />

Impuls für den<br />

Büromarkt<br />

Wirtschaftliche<br />

Erholung mit positiven<br />

Auswirkungen<br />

auf die großen<br />

Büroimmobilienmärkte<br />

Der Hotelmarkt <strong>Neumünster</strong> kann wie folgt charakterisiert<br />

werden:<br />

Charakteristik und Potenziale<br />

Hotelmarkt <strong>Neumünster</strong><br />

• Positive Übernachtungsentwicklung und Erholungstendenz ab 2010<br />

• Starke industriell-gewerbliche Basis mit internationaler Verflechtung<br />

und positiven Effekten auf den Geschäftstourismus<br />

• Messestandort<br />

• Zentrale Lage in Schleswig-Holstein und gute verkehrliche<br />

Erreichbarkeit<br />

• Nähe zu den Destinationen Hamburg und Kiel<br />

• Leicht überdurchschnittliche Bettenauslastung<br />

• Deutliche Anzeichen einer angebotsorientierten Nachfrage -<br />

entwicklung mit bisher nicht ausgeschöpften Entwicklungspotenzialen<br />

Der Büroimmobilienmarkt ist nach dem Wohnimmobilienmarkt<br />

der zweitgrößte Immobilienmarkt in Deutschland. Die<br />

Büroflächennachfrage wird generell von den folgenden<br />

Entwicklungen beeinflusst:<br />

� vom Anstieg der Zahl der Erwerbstätigen (langfristiger<br />

Gegentrend zur demographischen Entwicklung)<br />

� von der anhaltenden Tertiärisierung, die sich in einer<br />

steigenden Bürobeschäftigtenquote niederschlägt<br />

� vom Wachstum der Bürofläche pro Bürobeschäftigten<br />

(jedoch eher stagnierend)<br />

Der durchschnittliche Büroflächenverbrauch pro Bürobeschäftigten<br />

liegt 32,0 m² BGF bzw. 23,8 m² Mietfläche.<br />

Der deutsche Bürovermietungsmarkt hat sich im Jahr 2010<br />

deutlich von den Krisenfolgen erholt. In allen großen deutschen<br />

Bürozentren sind die Vermietungsumsätze zweistellig<br />

angestiegen. Auf den fünf größten deutschen Büroimmobilienmärkten<br />

(Berlin Hamburg, München, Stuttgart, Düsseldorf)<br />

wurde 2010 ein Flächenumsatz von über 2,5 Mio. m²<br />

erzielt. Die Leerstandsquoten sind ebenfalls wieder rückläufig<br />

und lagen 2010 im Durchschnitt bei 9,8% (allerdings mit<br />

starken regionalen Unterschieden: Berlin mit einer Quote von<br />

7,1%, Hamburg mit 8,0% und Frankfurt mit 13,3%). Ein wesentlicher<br />

übergeordneter Trend, der sich auf dem Büromarkt<br />

64


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Stabile kleine<br />

Märkte<br />

Aufstrebender<br />

Büromarkt <strong>Neumünster</strong><br />

mit ca.<br />

4.000 bis 5.000 m²<br />

jährlichem<br />

Flächenumsatz<br />

Günstiges<br />

Mietniveau<br />

abzeichnet, ist die Nachfrage nach energieeffizienten Flächen<br />

mit günstigen Nebenkosten.<br />

Während die großen Bürostandorte erfahrungsgemäß starken<br />

Schwankungen unterworfen sind, zeigen die kleinen<br />

Büromärkte deutlich schwächere Zyklen (geringere Volatilität),<br />

günstigere Leerstandsentwicklungen und damit sichere<br />

und stabile Cashflows auf.<br />

Der Büromarkt <strong>Neumünster</strong> ist ein kleiner aber aufstrebender<br />

Büromarkt. Die starken Beschäftigtenzuwächse im Dienstleistungsbereich<br />

induzieren eine entsprechende zusätzliche<br />

Büroflächennachfrage. Der Markt ist aber stärker durch Eigennutzer<br />

als durch Fremdvermietungen geprägt. Schätzungen<br />

zu Folge (aktuelle Trendumfrage durch Georg & Ottenströer<br />

bei Maklerunternehmen) dürfte sich das Umsatzgeschehen<br />

in der Größenordnung von jährlich 4.000 bis 5.000<br />

m² bewegen. Nach Angaben von BuliwenGesa hat <strong>Neumünster</strong><br />

einen Büroflächenbestand von 245.000 m². Der Bestand<br />

wächst jährlich um durchschnittlich knapp 1.000 m².<br />

Dadurch, dass der Markt stark von Eigennutzungen geprägt<br />

ist, dürfte der Leerstand unter der 6-Prozentmarke liegen<br />

Der Büromarkt <strong>Neumünster</strong> weist ein vergleichsweise günstiges<br />

Mietniveau auf. Die Spitzenmiete bewegt sich je nach<br />

Lage und Ausstattungsqualitäten der Flächen zwischen 7,50<br />

Euro/m² und 8,50 Euro/m². Im mittleren Lage- und Qualitätssegment<br />

werden Mieten von 6,00 Euro/m² bis 7,20 Euro/m²<br />

erzielt. Einfache Büroflächen in peripheren Lagen im <strong>Stadt</strong>gebiet<br />

sind bereits ab rd. 4,50 Euro/m² erhältlich. Von dem<br />

günstigen Mietniveau profitieren insbesondere wirtschaftsnahe<br />

Dienstleister wie Steuerberater, Rechtsanwälte und<br />

Versicherungsagenturen aber auch die wachsende Kreativwirtschaft.<br />

Wie für kleinere Büromärkte üblich, zeichnet<br />

sich der Investmentmarkt <strong>Neumünster</strong> aufgrund relativ günstiger<br />

Kaufpreise für Bürogebäude und -flächen durch vergleichsweise<br />

hohe Nettoanfangsrenditen von 7,7% bis 8,5%<br />

aus.<br />

65


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Technologie- und<br />

Gründerzentren in<br />

<strong>Neumünster</strong> als<br />

besondere Büroflächen<br />

<strong>Neumünster</strong> als<br />

Standort von<br />

Service-Büros<br />

Abb. 39 Mietpreise für Büroflächen in <strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

9,50<br />

8,50<br />

7,50<br />

6,50<br />

5,50<br />

4,50<br />

3,50<br />

8,60<br />

7,50<br />

7,20<br />

6,00<br />

5,80<br />

4,50<br />

Spitzenmiete Mittlere Mietspanne Untere Mietspanne<br />

Quelle: Eigene Maklerbefragung durch Georg & Ottenströer<br />

Das Angebots und Umsatzgeschehen in <strong>Neumünster</strong> konzentriert<br />

sich im Vermietungsmarkt auf die Innenstadt. Sollte<br />

das geplante neue Shoppingcenter in der Innenstadt entstehen,<br />

werden wahrscheinlich auch neue moderne Büround<br />

Praxisflächen realisiert. Als besondere Bürostandorte in<br />

<strong>Neumünster</strong> fungieren das Innovations- und Technologiezentrum<br />

sowie das Logistik- und Innovationszentrum. Hier<br />

werden u.a. auch Flächen für Existenzgründer angeboten.<br />

Für die Attraktivität und das Potenzial des Bürostandortes<br />

<strong>Neumünster</strong> spricht auch die Gründung des Business Center<br />

<strong>Neumünster</strong> (BCNMS) im Gewerbegebiet Süd. BCNMS bietet<br />

möblierte Büros stundenweise, tageweise oder langfristig an.<br />

Zum Service der möblierten Büros gehört neben der Büroausstattung,<br />

die Nutzung von Konferenz- und Seminarräumen,<br />

ein Sekretariats-, Telefon-, Fax- und Post-Service. Genutzt<br />

wird das BCNMS von Kunden, die Niederlassungen in<br />

anderen Städten benötigen, oder von Kunden, die sich gerade<br />

als Freelancer, Kleinunternehmer oder mit einem Start-<br />

Up selbstständig gemacht haben. Bereits ein Jahr nach<br />

Gründung sind im BCNMS 15 Mitarbeiter beheimatet.<br />

66


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

7.5 Gewerbeflächenmarkt<br />

Strukturwandel der<br />

gewerblichen<br />

Flächennachfrage<br />

Branchen- und<br />

Unternehmenskonjunkturen<br />

ausschlaggebend<br />

Zusammengefasst stellt sich der Büromarkt <strong>Neumünster</strong> wie<br />

folgt dar:<br />

Charakteristik und Potenziale<br />

Büromarkt <strong>Neumünster</strong><br />

• Kleiner aber wenig volatiler Büromarkt mit jährlichen<br />

Flächenumsätzen zwischen 4.000 m² bis 5.000 m²<br />

• Relativ hohe Bedeutung von Eigennutzungen und geringer Leerstand<br />

• Stark wachsende Dienstleistungsbranche<br />

• Zunehmende Bedeutung der Kreativwirtschaft<br />

• Günstiges und stabiles Mietniveau, insbesondere auch für<br />

Existenzgründer<br />

• Spezialisierte Flächen (Innovation- und Technologiezentrum, Logistikund<br />

Innovationszentrum, Business Center <strong>Neumünster</strong>)<br />

Die Nachfrage nach Gewerbeflächen hat in den letzten<br />

zehn Jahren einen deutlichen strukturellen Wandel erlebt.<br />

Auf Basis der durch Georg & Ottenströer quartalsmäßig<br />

durchgeführten bundesweiten Befragung zur Vermarktungssituation<br />

zeichnen sich die folgenden bundesweiten Trends<br />

ab:<br />

� Abkoppelung des Flächenbedarfs von der demographischen<br />

Entwicklung bzw. von der Beschäftigtenentwicklung<br />

(bereits seit den 90er Jahren erkennbar)<br />

� Insgesamt ist die Flächennachfrage (mit Ausnahme<br />

der Logistik und des großflächigen Einzelhandels)<br />

deutlich kleinteiliger geworden<br />

� Der technologieorientierte Mittelstand hat die Großunternehmen<br />

als wichtige Nachfragegruppe abgelöst<br />

� Insgesamt kommen 80% bis 90% der Nachfrage nach<br />

Gewerbeflächen aus einem Umkreis von „nur“ 50 Kilometern<br />

� Überregional mobile Branchen sind vor allem die Logistik<br />

und der großflächige Einzelhandel<br />

Neben der Abhängigkeit von der konjunkturellen Entwicklung<br />

ist die gewerbliche Flächennachfrage von den folgenden<br />

Faktoren abhängig:<br />

67


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Attraktives<br />

autobahnnahes<br />

Flächenangebot<br />

Pro Jahr knapp<br />

9 Kauffälle<br />

(Ansiedlungsfälle)<br />

für gewerbliche<br />

Grundstücke<br />

� der regionalen Wirtschaftsstruktur (rund 80 bis 90% der<br />

Nachfrage aus dem endogen und regionalen Besatz)<br />

� der Gravitation und Funktion der Standortgemeinde<br />

bzw. der Region<br />

� spezifischen Branchenkonjunkturen<br />

� spezifischen Unternehmenskonjunkturen<br />

� der Verkehrszentralität sowie Sonderfaktoren wie Häfen,<br />

Flughäfen<br />

� der regionalen Faktorausstattung (Arbeitskräfte, Know<br />

How-Infrastruktur sowie den weichen Standortfaktoren<br />

wie Regionalimage, Freizeitwert etc.)<br />

Abb. 40 Bundesweite Befragung zu Trends und Nachfragegruppen der<br />

Gewerbeflächenvermarktung<br />

Nachfragegruppen<br />

nach<br />

Gewerbeflächen<br />

Handwerk<br />

Mittelstand<br />

Produktion<br />

Mittelstand<br />

Technologie<br />

Größere<br />

Unternehmen<br />

Logistik, Distribution<br />

und Großhandel<br />

II. Quartal 2010<br />

Nennungenin %<br />

III. Quartal 2010<br />

Nennungenin %<br />

IV. Quartal 2010<br />

Nennungenin %<br />

Veränderung<br />

in Prozentpunkten<br />

IV.Q zu III.Q<br />

2010<br />

20,7 18,1 23,3 +5,2<br />

20,0 18,0 20,4 +2,4<br />

5,9 10,8 2,9 -7,9<br />

6,7 4,8 5,8 +1,0<br />

19,3 16,9 22,3 +5,5<br />

Dienstleistung 7,4 8,4 9,7 +1,3<br />

Großflächiger<br />

Einzelhandel<br />

11,1 14,5 7,8 -6,7<br />

Existenzgründer 5,2 4,8 6,8 +2,0<br />

Sonstige 3,7 3,6 1,0 -2,6<br />

Quelle: Eigene Erhebung im Rahmen des WiFö-Index ©Georg & Ottenströer<br />

Der Markt für gewerbliche Bauflächen in <strong>Neumünster</strong> zeichnet<br />

sich durch ein attraktives Flächenangebot und vor allem<br />

autobahnnahe Standorte zur A7 aus. Die Dynamik auf dem<br />

Gewerbeflächenmarkt wurde in den letzten Jahren durch<br />

eine hohe endogene Nachfrage (in <strong>Neumünster</strong> gibt es<br />

über 4.000 in das Handelsregister eingetragene Unternehmen)<br />

aber auch durch überregionale Ansiedlungserfolge<br />

gespeist.<br />

Durchschnittlich wurden im Zeitraum 2005 bis einschließlich<br />

2009 jährlich rd. 8,6 Kauffälle registriert. Damit lag die Zahl<br />

der Kauffälle höher als in vielen Landkreisen Schleswig-<br />

Holsteins mit ihrem ungleich größeren Flächenpotenzial. Im<br />

o.g. Zeitraum wurden rd. 19 ha vermarktet; das entspricht<br />

einem jährlichen Mittel von knapp 4 ha.<br />

68


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Abb. 41 Flächenumsatz Gewerbebauland <strong>Neumünster</strong>, in ha<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

4,9<br />

0,7<br />

5,6<br />

Zeitraum Finanz- und<br />

Wirtschaftskrise<br />

2005 2006 2007 2008 2009 2010<br />

Quelle: Eigene Darstellung nach Angaben des Gutachterausschusses <strong>Neumünster</strong><br />

Neue KV-Anlage Mit der A20 gewinnt <strong>Neumünster</strong> an zusätzlicher Standortattraktivität<br />

für Logistik und transportaffines Gewerbe. Diesen<br />

Standortvorteil will die <strong>Stadt</strong> mit einem neuen Gewerbestandort<br />

an der Autobahnausfahrt <strong>Neumünster</strong>-Nord nutzen.<br />

Hier entsteht auf einem ca., 50 ha (brutto) großen Gebiet<br />

ein Standort u.a. für logistik- und transportaffines Gewerbe.<br />

In Verbindung mit der geplanten KV-Anlage am Güterbahnhof<br />

<strong>Neumünster</strong> könnte der Standort die Funktion eines<br />

(dezentralen) GVZ vor den Toren Hamburg einnehmen und<br />

die Warenströme aus Skandinavien aufnehmen und für die<br />

weitere Distribution bearbeiten.<br />

Günstige<br />

Flächenpreise<br />

Wachsende<br />

Standortattraktivität<br />

für Unternehmensansiedlungen<br />

durch den Ausbau<br />

der A20<br />

Ein wesentlicher Standortvorteil für den Logistik- und Gewerbestandort<br />

<strong>Neumünster</strong> sind – neben der herausragenden<br />

strategischen Lage – auch die günstigen Flächenpreise. Für<br />

voll erschlossenes Gewerbebauland bewegt sich die Preisspanne<br />

zwischen 30 bis 60 Euro/m².<br />

Weiter Standortvorteile sind u.a. die aufgezeigte Verflechtung<br />

der Unternehmen vor Ort mit positiven Effekten auf die<br />

eigene Unternehmensentwicklung, die serviceorientierte<br />

Unternehmensbetreuung durch die <strong>Stadt</strong> und Wirtschaftsförderung<br />

(wurde im Rahmen der persönlichen Fachgespräche<br />

mit Unternehmen immer wieder als Standortvorteil<br />

hervorgehoben) sowie die Standortinitiativen wie das skizzierte<br />

Produktionsnetzwerk und schließlich die Tatsache, dass<br />

sich mit dem Ausbau der A20 das erreichbare Arbeitskräftepotenzial<br />

um 3,2% auf dann insgesamt 1,8 Mio. Personen<br />

4,7<br />

3,2<br />

6,7<br />

69


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

erhöht (im 60 Minuten-Fahrradius). Angesichts des vielfach<br />

diskutierten Facharbeitskräftemangels, stellt das hohe Arbeitskräftepotenzial<br />

zukünftig mit einen wesentlichen Standortvorteil<br />

für <strong>Neumünster</strong> dar. Im 30 Minuten-Fahrradius sind<br />

von <strong>Neumünster</strong> aus rd. 207.000 Arbeitskräfte erreichbar<br />

(nach Ausbau der A20).<br />

Zusammengefasst ergibt sich folgendes Bild für den Gewerbeflächenmarkt<br />

<strong>Neumünster</strong>:<br />

Charakteristik und Potenziale<br />

Gewerbeflächenmarkt <strong>Neumünster</strong><br />

• Zentrale Lage und optimale verkehrliche Erreichbarkeit<br />

• Nähe zu Hamburg in Verbindung mit vergleichsweise günstigen<br />

Flächenpreisen<br />

• Bisher kaum Flächenengpässe und Bereitstellung attraktiver neuer<br />

Gewerbeflächen<br />

• Hoher gewerblicher Besatz mit entsprechender endogener Nachfrage<br />

• Wachsende Bedeutung als Logistikstandort und wachsenden<br />

überregionalen Ansiedlungsmöglichkeiten/ -erfolgen<br />

• Initiativen wie das Produktionsnetzwerk <strong>Neumünster</strong><br />

• Serviceorientierte Betreuung durch die <strong>Stadt</strong> und die<br />

Wirtschaftsförderung (positives Meinungsbild im Rahmen der<br />

geführten Unternehmensgespräche)<br />

• Durch den Ausbau der A20 deutliche Erhöhung des erreichbaren<br />

Arbeitskräftepotenzials im Radius von 60 Fahrminuten um 3,2 % auf<br />

insgesamt rd. 1,8 Mio. Personen<br />

70


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

8 Schlussbemerkungen<br />

Wie die vorliegende Untersuchung gezeigt hat, weist <strong>Neumünster</strong><br />

zahlreiche Stärkepositionen und Entwicklungsmöglichkeiten<br />

auf. Trotz der Vielfalt und Unterschiedlichkeit der<br />

Stärken existieren fallweise enge kausale Zusammenhänge.<br />

Die starke industriell-gewerbliche Basis und vor allem die<br />

wachsende und hohe Bedeutung der Logistik sowie der Abfall-<br />

und Recyclingwirtschaft stehen in engem Zusammenhang<br />

mit der außerordentlichen Lagegunst und verkehrlichen<br />

Erreichbarkeit der <strong>Stadt</strong>. Das vergleichsweise hohe<br />

Bruttoinlandsprodukt wiederum steht im Zusammenhang mit<br />

der hohen Außenverflechtung des technologieorientierten<br />

Mittelstandes in <strong>Neumünster</strong> – insbesondere im Maschinenbau<br />

und der Medizintechnik.<br />

Obwohl auch <strong>Neumünster</strong> im Zuge der demographischen<br />

Entwicklung Einwohner verliert, sind aufgrund der exportorientierten<br />

starken Wirtschaft und des wachsenden Dienstleistungsbereichs<br />

die Beschäftigtenzahlen am Arbeitsort<br />

deutlich angestiegen. Die Funktion <strong>Neumünster</strong>s als regionaler<br />

und überregionaler Arbeitsstandort hat sich in den letzten<br />

Jahren deutlich verstärkt und findet u.a. auch Ausdruck in<br />

der Funktion der <strong>Stadt</strong> als Zentrum der beruflichen Bildung.<br />

Auch für die wachsenden Wirtschaftsbereiche Gesundheitswirtschaft<br />

und Kreativwirtschaft bietet die <strong>Stadt</strong> zahlreiche<br />

Anknüpfungspunkte für zukünftig dynamische Entwicklungen.<br />

Der attraktive und vergleichsweise günstige Wohnungsmarkt<br />

in Verbindung mit der dynamischen Beschäftigtenentwicklung<br />

hat dazu geführt, dass die Zuzüge angestiegen sind.<br />

Durch die Bereitstellung attraktiver Wohnbauflächen sind<br />

besonders Familien an den Standort <strong>Neumünster</strong> gebunden<br />

worden. Insgesamt tragen die positiven Arbeits- und Lebensbedingungen<br />

dazu bei, dass die Geburtenrate in <strong>Neumünster</strong><br />

über dem bundesdeutschen Durchschnitt und die<br />

Altersgruppe der unter 40-jährigen über dem Landesdurchschnitt<br />

von Schleswig-Holstein liegen.<br />

Vom weiteren Ausbau als Einzelhandels- und Einkaufsstandort<br />

und speziell vom neuen Designer Outlet Center sind positive<br />

Wirkungen auf das Image der <strong>Stadt</strong> und eine erhöhte<br />

Gravitation (Shopping-Tourismus) zu erwarten. Der Einzelhandel<br />

in <strong>Neumünster</strong> zeigt zudem entgegen dem bundesdeutschen<br />

Trend steigende Beschäftigtenzahlen zeigen.<br />

71


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

Durch den weiteren Ausbau der Verkehrsinfrastruktur (A20<br />

mit Elbquerung, Fehmarnbelt-Querung) in Verbindung mit<br />

der Lagegunst <strong>Neumünster</strong>s wird der ohnehin starke Logistikund<br />

Transportstandort weiter gestärkt. Durch die Bereitstellung<br />

qualifizierter Gewerbeflächen kann <strong>Neumünster</strong> noch<br />

stärker als bisher an der boomenden Logistik partizipieren.<br />

Die <strong>Stadt</strong> hat das Potenzial, sich zum nördlichen logistischen<br />

„Einfallstor“ zur Metropolregion Hamburg zu entwickeln.<br />

Für die übrigen Immobilienmärkte (Hotel und Büro) gibt es<br />

Anzeichen, bisher nicht gehobenener Entwicklungspotenziale.<br />

Durch eine stärkere Markttransparenz in Verbindung mit<br />

entsprechenden Marketingmaßnahmen könnten Investoren<br />

für den Standort <strong>Neumünster</strong> gewonnen werden.<br />

Aufgrund der sich veränderten Lebens- und Arbeitswelten<br />

kommt der Gründerförderung gerade auch im Zusammenspiel<br />

mit dem Mittelstand eine hohe Bedeutung zu. Neben<br />

der Verringerung struktureller Arbeitslosigkeit durch die<br />

Gründerförderung erweisen sich gerade technologieorientierte<br />

Spin Offs als regionalwirtschaftlich sinnvolles Instrument<br />

der endogenen Standort- und Wirtschaftsentwicklung. Mit<br />

den Technologie- und Innovationszentren vor Ort gibt es<br />

hierfür bereits eine gute Infrastruktur.<br />

Deutschlands Städte und Regionen differenzieren sich immer<br />

mehr in Gewinner- und Verliererregionen aus. Angesichts<br />

der Wirtschaftsstärke und der stabilen bis wachsenden<br />

wirtschaftlichen Potenz der <strong>Stadt</strong>, hat <strong>Neumünster</strong> gute<br />

Möglichkeiten zu den Gewinnerregionen zu zählen. Die besondere<br />

Stärke der <strong>Stadt</strong> ist der breit aufgestellte technologieorientierte<br />

Mittelstand, der sich in der Vergangenheit als<br />

äußerst standortreu erwiesen hat und der in der Wertschöpfung<br />

deutlich vor anderen Bereichen liegt.<br />

Die Aussagen des vorliegenden Wirtschafts- und Kompetenzprofils<br />

sollten im Rahmen eines Strategie-Workshops zum<br />

Wirtschaftsstandort mit den Beteiligten vor Ort erörtert und<br />

diskutiert werden. Weitergehend könnte ein integriertes<br />

Handlungskonzept zur Fortentwicklung der Standortstärken<br />

und von Zielbranchen erarbeitet werden. Die Fokussierung<br />

auf die Stärken und Zielbranchen wird im Ergebnis dazu führen,<br />

dass die spezifischen Alleinstellungsmerkmale <strong>Neumünster</strong>s<br />

stärker als bisher wahrgenommen werden. Im Kontext<br />

eines strategischen Ansiedlungsmanagements und einer<br />

aktiven Bestandspflege kann dieser Prozess gezielt gesteuert<br />

werden. Die Organisationsstrukturen und Ressourcen der<br />

72


Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />

<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />

relevanten Aktionsbereiche wie z.B. das <strong>Stadt</strong>marketing und<br />

die Wirtschaftsförderung sind - unabhängig von politischen<br />

Konjunkturen - auf die Stärken der <strong>Stadt</strong> und strategischen<br />

Ziele abzustimmen.<br />

Die im Wirtschafts- und Kompetenzprofil gewonnenen Erkenntnisse<br />

könnten im Rahmen eines integrierten Handlungskonzeptes<br />

weiter vertiefend betrachtet werden. Es<br />

könnten spezifische Leitprojekte und Maßnahmenkataloge<br />

erarbeitet und umgesetzt werden, die <strong>Neumünster</strong> weiter<br />

nach vorne bringen.<br />

73

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