WIRTSCHAFTS- UND KOMPETENZPROFIL ... - Stadt Neumünster
WIRTSCHAFTS- UND KOMPETENZPROFIL ... - Stadt Neumünster
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Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
<strong>WIRTSCHAFTS</strong>- <strong>UND</strong><br />
<strong>KOMPETENZPROFIL</strong> NEUMÜNSTER<br />
Ergebnisbericht Juni 2011<br />
- 0 -
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Georg & Ottenströer<br />
Immobilienwirtschaft | Regionalökonomie<br />
Bei den Mühren 70<br />
20457 Hamburg<br />
www.georg-ic.de<br />
Ansprechpartner<br />
Achim Georg<br />
- 1 -
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Vorwort ...................................................................................................................... 1<br />
2 Makrostandort <strong>Neumünster</strong> ....................................................................................... 3<br />
2.1 Lage und großräumliche Erreichbarkeit ..................................................................... 3<br />
2.2 Funktionale Zuordnung und Städtenetzwerk NORDGATE ......................................... 7<br />
2.3 Großräumliche Pendlerverflechtungen....................................................................... 8<br />
3 Mikrostandort <strong>Neumünster</strong>........................................................................................12<br />
3.1 Demographische Entwicklung ...................................................................................12<br />
3.2 Wirtschaftliche Rahmendaten und Beschäftigtenentwicklung....................................15<br />
3.3 Points of Interest.......................................................................................................20<br />
4 Branchenanalyse und wirtschaftliche Schwerpunkte.................................................25<br />
4.1 Wachstums- und Kompetenzfelder ...........................................................................28<br />
5 Wirtschaftliche Kompetenzanalyse............................................................................30<br />
5.1 Produktionswirtschaft (Schwerpunkt Maschinenbau) ................................................30<br />
5.1.1 Allgemeine Entwicklungen......................................................................30<br />
5.1.2 Position und Kompetenzen von <strong>Neumünster</strong>.........................................31<br />
5.2 Logistik und Großhandel...........................................................................................34<br />
5.2.1 Allgemeine Entwicklungen......................................................................34<br />
5.2.2 Position und Kompetenzen von <strong>Neumünster</strong>.........................................35<br />
5.3 Abfallwirtschaft und Recycling...................................................................................38<br />
5.3.1 Allgemeine Entwicklungen......................................................................38<br />
5.3.2 Position und Kompetenzen von <strong>Neumünster</strong>.........................................39<br />
5.4 Gesundheitswirtschaft und Medizintechnik................................................................41<br />
5.4.1 Allgemeine Entwicklungen......................................................................41<br />
5.4.2 Position und Kompetenzen <strong>Neumünster</strong> ................................................43<br />
- 2 -
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
5.5 Wirtschaftliche Dienstleistung und Kreativwirtschaft..................................................46<br />
5.5.1 Allgemeine Entwicklungen......................................................................46<br />
5.5.2 Position und Kompetenzen <strong>Neumünster</strong> ................................................47<br />
6 Exkurs: Bildung und Netzwerke ................................................................................51<br />
6.1 Besondere Initiativen (Auswahl)................................................................................52<br />
7 Immobilienwirtschaftliche Standortpotenziale............................................................53<br />
7.1 Wohnungsmarkt........................................................................................................53<br />
7.2 Einzelhandelsmarkt...................................................................................................57<br />
7.3 Hotelmarkt ................................................................................................................61<br />
7.4 Büromarkt .................................................................................................................64<br />
7.5 Gewerbeflächenmarkt...............................................................................................67<br />
8 Schlussbemerkungen ...............................................................................................71<br />
- 3 -
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
1 Vorwort<br />
<strong>Neumünster</strong> ist ein traditionsreicher Wirtschaftsstandort in der<br />
Mitte Schleswig-Holsteins. Mit dem vorliegenden Wirtschaftsund<br />
Kompetenzprofil soll ein aktueller und in die zukunftsweisender<br />
Blick auf die besonderen Stärken und Kompetenzen<br />
des Standortes <strong>Neumünster</strong> gerichtet werden. Deutschlands<br />
Städte und Regionen müssen sowohl den demographischen<br />
als auch einen permanenten wirtschaftlichen Strukturwandel<br />
bewältigen. Für die erfolgreiche Bewältigung des Wandels<br />
ist es sinnvoll, sich auf die spezifischen Stärken und Entwicklungsmöglichkeiten<br />
zu konzentrieren.<br />
Das vorliegende Wirtschafts- und Kompetenzprofil ist eine<br />
Stärkenanalyse. Entsprechend der Aufgabenstellung wurde<br />
auf der Basis regionalwirtschaftlicher Daten und Benchmarks<br />
sowie von ergänzenden Fach- und Unternehmensgesprächen<br />
eine Stärkenanalyse erarbeitet. Die im Wirtschafts- und<br />
Kompetenzprofil erwähnten Unternehmen wurden stellvertretend<br />
für die gesamte Branche am Standort <strong>Neumünster</strong><br />
ausgewählt.<br />
Die Ergebnisse sind zum Teil überraschend. <strong>Neumünster</strong> weist<br />
deutliche Stärkepositionen in sehr unterschiedlichen Bereichen<br />
und Branchen auf, die bisher nicht transparent waren<br />
und die bei näherer Betrachtung jedoch in einem Gesamtzusammenhang<br />
stehen.<br />
Die zentrale Lage in der Mitte Schleswig-Holsteins ist verbunden<br />
mit einer herausragenden verkehrlichen Erreichbarkeit.<br />
Durch den Ausbau der A20 übernimmt der Standort eine<br />
zunehmende Knotenpunktfunktion im Kreuzungsbereich der<br />
überregionalen und internationalen Verkehrsachsen (Jütlandroute<br />
A7, Fehmarnbelt-Querung A1, Elb-Querung A20),<br />
die sich mittel bis langfristig positiv auf das Ansiedlungsgeschehen<br />
und die Unternehmensentwicklung vor Ort auswirken<br />
wird. Von <strong>Neumünster</strong> aus sind nach der Fertigstellung<br />
der A20 in einem Radius von 60 Fahrminuten rd. 3,88 Mio.<br />
Menschen (Konsumenten und Verbraucher) sowie 1,81 Mio.<br />
Arbeitskräfte erreichbar.<br />
<strong>Neumünster</strong> ist Standort stark wachsender Branchen und<br />
weist für spezifische Branchen besondere Standortvorteile<br />
und Entwicklungsmöglichkeiten auf. Dazu zählen insbesondere:<br />
� die Produktionswirtschaft mit Fokus auf den<br />
Maschinenbau<br />
� die Logistik und der Großhandel<br />
1
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
145<br />
� die Abfall- und Recyclingwirtschaft<br />
� die Gesundheitswirtschaft und Medizintechnik<br />
� die wirtschaftlichen Dienstleistungen und<br />
Kreativwirtschaft<br />
Abb. 1 Lokalisationskoeffizienten nach Branchen (lokalisierte Branche<br />
Bundesdurschnitt = 100)<br />
271<br />
163<br />
170<br />
Quelle: Eigene Darstellung und Berechnung / Der Lokalisationskoeffizient berechnet anhand<br />
der Beschäftigtenzahlen um viel stärker eine Branche am Standort als im Bundesdurchschnitt<br />
vertreten ist © Georg & Ottenströer<br />
Insgesamt betrachtet gewinnt <strong>Neumünster</strong> an Bedeutung<br />
als regionaler Arbeitsstandort. Deutlich ablesbar ist diese<br />
Entwicklung an dem seit Jahren ansteigenden Einpendlerüberschuss.<br />
<strong>Neumünster</strong> hat von allen Oberzentren Schleswig-Holsteins<br />
im Zeitraum 2003 bis einschließlich 2010 den<br />
höchsten Zuwachs an Beschäftigung erzielt.<br />
Darüber hinaus hat die fokussierte Analyse der Immobilienmärkte<br />
(Wohnen, Einzelhandel, Hotel, Büro und Gewerbeflächen)<br />
deutliche Entwicklungspotenziale offenbart, die es<br />
unter Nutzung der sich weiter verbessernden verkehrlichen<br />
Ausgangslage zu nutzen gilt.<br />
201<br />
100<br />
131<br />
121<br />
191<br />
2
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
2 Makrostandort <strong>Neumünster</strong><br />
2.1 Lage und großräumliche Erreichbarkeit<br />
Zentrale Lage in<br />
Schleswig-Holstein<br />
Lage an überregional<br />
bedeutenden<br />
Verkehrsachsen<br />
Die kreisfreie <strong>Stadt</strong> <strong>Neumünster</strong> zeichnet sich durch eine<br />
zentrale Lage im Bundesland Schleswig-Holstein aus. Sie befindet<br />
sich rund 30 km südwestlich von Kiel und 60 km nördlich<br />
von Hamburg. Der Flughafen Hamburg liegt nur 50 km<br />
von <strong>Neumünster</strong> entfernt und ist über die A7 direkt erreichbar.<br />
Die <strong>Stadt</strong> Lübeck ist rd. 60 km, Rendsburg (mit seinem<br />
Kiel Canal Hafen) ca. 35 km und Itzehoe knapp 40 km entfernt.<br />
Im Süden grenzt der Landkreis Segeberg, im Norden<br />
der Landkreis Rendsburg-Eckernförde und im Osten der<br />
Landkreis Plön an das <strong>Stadt</strong>gebiet an.<br />
Abb. 2 Großräumliche Lage der <strong>Stadt</strong> <strong>Neumünster</strong> in Schleswig-Holstein<br />
Quelle: Eigene Darstellung Georg & Ottenströer<br />
<strong>Neumünster</strong> liegt direkt an der A7, die von Süddeutschland<br />
aus über Hamburg bis nach Dänemark (E 45) verläuft. Die<br />
A7 ist einer der wichtigsten europäischen Nordsüd-<br />
Verkehrsrouten und bündelt die Warenströme Nord- und<br />
Südeuropas. Auf dem Abschnitt zwischen <strong>Neumünster</strong> und<br />
Velje in Dänemark verkehren durchschnittlich 8.000 LKW in-<br />
3
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Dänemark / Kopenhagen<br />
Wilhelmshaven<br />
nerhalb von 24 Stunden. Die verkehrliche Lagegunst <strong>Neumünster</strong>s<br />
wird außerdem durch die östlich verlaufende A21<br />
und die westlich verlaufende A23 ergänzt, die über die B205<br />
bzw. B430 erreichbar sind. Mit dem Ausbau der ostwestverlaufenden<br />
A20 und dem neu entstehenden Autobahnkreuz<br />
A7/A20 südlich von <strong>Neumünster</strong> werden sich die großräumlichen<br />
Lagequalitäten der <strong>Stadt</strong> weiter verbessern.<br />
Durch den Ausbau der A20 mit einer festen Elb-Querung<br />
westlich von Glückstadt profitiert <strong>Neumünster</strong> von einer verbesserten<br />
Verkehrsanbindung in Richtung Nordrhein-<br />
Westfalen und die sogenannten ARA-Häfen (Antwerpen-<br />
Rotterdam-Amsterdam). Gleichzeitig wird über die A20 die<br />
schnelle Erreichbarkeit der geplanten festen Fehmarnbelt-<br />
Querung und die gute Erreichbarkeit der osteuropäischen<br />
Wachstumsmärkte sichergestellt.<br />
Abb. 3 Lagegunst <strong>Neumünster</strong>s im Netz überregional bedeutsamer Verkehrsachsen<br />
Rhein-Ruhr Rhein-Main<br />
Quelle: Eigene Darstellung<br />
Kopenhagen / Stockholm<br />
Skandinavien<br />
Süddeutschland / Südeuropa<br />
© Georg & Ottenströer<br />
4
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
3,88 Mio. Einwohner<br />
und 1,81 Mio.<br />
Arbeitskräfte in 60<br />
Minuten erreichbar<br />
Bereits heute sind von <strong>Neumünster</strong> aus in einem Radius von<br />
60 PKW-Fahrminuten 3,70 Mio. Einwohner und 1,75 Mio. Arbeitskräfte<br />
erreichbar. Durch den Ausbau der A20 erhöht<br />
sich das Potenzial auf 3,88 Mio. Einwohner und 1,81 Mio. Arbeitskräfte.<br />
Abb. 4 Erreichbarkeit <strong>Neumünster</strong>s innerhalb verschiedener PKW-Fahrzeitradien (mit Ausbau A20)<br />
Quelle: Gertz, Gutsche, Rümenapp<br />
Positive Effekte<br />
auf den Messestandort,<br />
den<br />
Einzelhandel, das<br />
Handwerk und den<br />
Mittelstand<br />
Das zusätzlich erreichbare Einwohnerpotenzial dürfte sich<br />
positiv auf den Einzelhandels- und den Messestandort <strong>Neumünster</strong><br />
(siehe hierzu auch das Kapitel „Points of Interest“)<br />
sowie auf das lokal und regional ansässige Handwerk und<br />
den Mittelstand auswirken. Die hohe Erreichbarkeit von Arbeitskräften<br />
und das zusätzliche Potenzial stärken die Position<br />
<strong>Neumünster</strong>s als zentralen Arbeitsstandort in der „Mitte“<br />
Schleswig-Holsteins (siehe hierzu auch die positive Entwicklung<br />
des Pendlersaldos).<br />
5
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Zentraler<br />
Eisenbahnknoten…<br />
…und neue<br />
KV-Anlage<br />
Tab. 1 Erreichbare Einwohner vom Standort <strong>Neumünster</strong> aus mit Ausbau<br />
A20 (PKW-Fahrminuten)<br />
Err. in Min. heute Ausbauszenario Zunahme absolut Zunahme %<br />
30 578.357 593.020 14.663 2,5%<br />
60 3.697.546 3.878.479 180.933 4,9%<br />
90 4.434.842 4.782.461 347.619 7,8%<br />
120 5.450.584 5.967.994 517.410 9,5%<br />
180 7.174.689 7.263.526 88.837 1,2%<br />
Quelle: Gertz, Gutsche, Rümenapp<br />
Tab. 2 Erreichbare Arbeitskräfte vom Standort <strong>Neumünster</strong> aus mit Ausbau<br />
A20 (PKW-Fahrminuten)<br />
Err. in Min. heute Ausbauszenario Zunahme absolut Zunahme %<br />
30 202.642 206.917 4.275 2,1%<br />
60 1.754.444 1.809.994 55.550 3,2%<br />
90 1.950.462 2.047.058 96.596 5,0%<br />
120 2.353.673 2.512.040 158.367 6,7%<br />
180 3.063.530 3.101.893 38.363 1,3%<br />
Quelle: Gertz, Gutsche, Rümenapp<br />
<strong>Neumünster</strong> ist Knotenpunkt auf den Eisenbahnstrecken<br />
Hamburg–Kiel sowie Hamburg–Flensburg und verfügt über<br />
vier Bahnhöfe im <strong>Stadt</strong>gebiet. Außerdem besteht u.a. eine<br />
Bahnverbindung mit den Städten Bad Bramstedt, Kaltenkirchen,<br />
Bad Segeberg, Bad Oldesloe, Heide und Büsum. Die<br />
Fahrzeit von <strong>Neumünster</strong> nach Hamburg und Flensburg beträgt<br />
rd. 60 Minuten und nach Kiel nur ca. 30 Minuten. <strong>Neumünster</strong><br />
ist aufgrund seiner zentralen Lage bereits seit Ende<br />
des 19. Jahrhunderts der zentrale Eisenbahnknotenpunkt im<br />
Zentrum Schleswig-Holsteins.<br />
Diese Funktion und Position soll u.a. durch die Realisierung<br />
einer neuen Anlage für den kombinierten Ladeverkehr (KV-<br />
Anlage) am ehemaligen Güterbahnhof <strong>Neumünster</strong> genutzt<br />
und gestärkt werden. Das Vorhaben wird in Kooperation mit<br />
dem Seehafen Kiel und der Hamburg Port Authority realisiert.<br />
Der bimodale Standort <strong>Neumünster</strong> liegt in günstiger Entfernung<br />
von den nächsten leistungsfähigen KV-Anlagen in Taulov<br />
und Fredericia in Dänemark. Dies bietet dem gesamten<br />
Raum dazwischen Möglichkeiten zur Nutzung des effizienten<br />
KV-Verkehrs, der durch die Kostenentwicklung von Personal<br />
und Kraftstoff sowie die Personalverknappung immer wichtiger<br />
wird. Durch die Kooperation mit dem Seehafen Kiel besteht<br />
die Möglichkeit zur Zusammenstellung von Ganzzügen<br />
und durch die Verbindung zum Hafen Hamburg die Möglichkeit<br />
zur Entzerrung der dort kritischen Verkehre durch Entkopplung<br />
von straßengebundenen Zubringerverkehren<br />
durch Zugzuführung von Gütern in den Hafen Hamburg.<br />
6
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
2.2 Funktionale Zuordnung und Städtenetzwerk NORDGATE<br />
Oberzentrum im<br />
Landesentwicklungsplan<br />
Lage an Landesentwicklungsachse<br />
Im neu aufgestellten Landesentwicklungsplan 2010 (LEP) des<br />
Landes Schleswig-Holstein gehört <strong>Neumünster</strong> zum Planungsraum<br />
III (Schleswig-Holstein Mitte) und nimmt den<br />
Rang eines Oberzentrums ein. Laut der Fortschreibung des<br />
Regionalplans für den Planungsraum III aus dem Jahr 1998<br />
gehört die <strong>Stadt</strong> <strong>Neumünster</strong> zu den <strong>Stadt</strong>- und Umlandbereichen<br />
im ländlichen Raum. Der <strong>Stadt</strong>- und Umlandbereich<br />
<strong>Neumünster</strong> soll als bedeutendes Wirtschafts- und Arbeitsmarktzentrum<br />
sowie als ein Versorgungs- und Siedlungsschwerpunkt<br />
im ländlichen Raum gestärkt werden und Entwicklungsimpulse<br />
für die umliegenden ländlichen Räume<br />
geben.<br />
<strong>Neumünster</strong> profitiert von der direkten Lage an der Landesentwicklungsachse<br />
A7. Das Planungsinstrument der Landesentwicklungsachsen<br />
wurde mit dem LEP 2010 erstmals eingeführt.<br />
Die Achsen markieren zentrale Entwicklungsstränge<br />
in Schleswig-Holstein und zeigen für Räume und Regionen<br />
entlang der Achsen Wachstumsperspektiven auf.<br />
Abb. 5 Landesentwicklungsachsen<br />
Dänemark<br />
Bremen/<br />
Niedersachsen<br />
Quelle: Eigene Darstellung<br />
Kopenhagen/Dänemark<br />
Bremen/Hannover, NRW, Rhein/Main<br />
Kopenhagen/Skandinavien<br />
Lübeck/<br />
Rostock/<br />
Osteuropa<br />
Berlin/<br />
Osteuropa<br />
© Georg & Ottenströer<br />
7
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Mitglied im<br />
Städtenetzwerk<br />
NORDGATE<br />
Aufnahme in die<br />
Metropolregion<br />
Hamburg<br />
<strong>Neumünster</strong> ist Mitglied im Städtenetzwerk NORDGATE. Das<br />
Netzwerk ist ein Zusammenschluss aus insgesamt sechs Städten<br />
und Gemeinden (<strong>Neumünster</strong>, Bad Bramstedt, Kaltenkirchen,<br />
Henstedt-Ulzburg, Quickborn, Norderstedt). Diese<br />
Städte und Gemeinden haben sich zusammengeschlossen,<br />
um sich über ein gemeinsames Standort- und Ansiedlungsmarketing<br />
als überregional bedeutender und attraktiver<br />
Wirtschaftsstandort zu profilieren (z.B. auf Fachmessen wie<br />
der europaweit bedeutenden Messe Expo Real in München<br />
oder der Real Estate North in Hamburg). Die größten Städte<br />
sind Norderstedt und <strong>Neumünster</strong> mit jeweils über 70.000<br />
Einwohnern. Norderstedt bildet den südlichen und <strong>Neumünster</strong><br />
den nördlichen Gravitationspunkt der Region<br />
NORDGATE.<br />
Neben der Mitgliedschaft im NORDGATE hat <strong>Neumünster</strong><br />
die Aufnahme in die Metropolregion Hamburg beantragt.<br />
Damit würde die <strong>Stadt</strong> auch „offiziell“ der nördliche Verbindungspunkt<br />
einer Region mit mehr als 4 Mio. Verbrauchern<br />
und Kunden werden.<br />
2.3 Großräumliche Pendlerverflechtungen<br />
Wachsender<br />
Einpendlerüberschuss<br />
Die Bedeutung <strong>Neumünster</strong>s als überregionaler Arbeitsstandort<br />
ist in den letzen Jahren deutlich gewachsen. Ablesbar<br />
ist die Entwicklung am Einpendlerüberschuss, der im<br />
Zeitraum 2000 bis 2009 um 55,3% auf knapp 8.000 angestiegen<br />
ist. Im Jahr 2009 sind 16.820 Menschen täglich nach<br />
<strong>Neumünster</strong> eingependelt und „nur“ 8.850 ausgependelt.<br />
Abb. 6 Entwicklung Pendlersaldo (Einpendlerüberschuss)<br />
9.000<br />
8.000<br />
7.000<br />
6.000<br />
5.000<br />
4.000<br />
3.000<br />
2.000<br />
5.132<br />
5.690 5.780 6.081 6.131 6.087<br />
6.290 6.616<br />
7.467<br />
Quelle: Eigene Darstellung nach Angaben des Statistischen Landesamtes<br />
7.970<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />
8
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Bedeutungszuwachs<br />
als<br />
überregionaler<br />
Arbeitsstandort<br />
Die meisten Arbeitskräfte pendeln aus den Kreisen Rendsburg-Eckernförde<br />
und Segeberg nach <strong>Neumünster</strong> ein, gefolgt<br />
vom Kreis Plön und der Landeshauptstadt Kiel. Der Einzugsradius<br />
der Pendler dürfte sich in Folge des weiteren<br />
Ausbaus der A 20 in Richtung Lübeck im Osten und in Richtung<br />
der Kreise Pinneberg und Steinburg weiter erhöhen.<br />
Auffällig sind auch die relativ hohen Einpendlerzahlen aus<br />
Hamburg und dem Südwesten Schleswig-Holsteins. Ausgependelt<br />
wird schwerpunktmäßig entlang der A7. Die wichtigsten<br />
Zielgebiete von Arbeitskräften aus <strong>Neumünster</strong> sind<br />
Hamburg, der Kreis Segeberg, Kiel und der Kreis Rends-burg-<br />
Eckernförde. Während mit Kiel ein Auspendlerüberschuss<br />
von 264 und mit Hamburg von 856 Personen besteht, gibt es<br />
mit dem Kreis Rendsburg-Eckernförde einen hohen Einpendlerüberschuss<br />
von 3.019, mit dem Kreis Segeberg von 1.530<br />
und mit dem Kreis Plön von 1.302 Personen.<br />
9
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Abb. 7 Einpendler in Personen, 2009<br />
121<br />
187<br />
112<br />
722<br />
321<br />
4.743<br />
Abb. 8 Auspendler in Personen, 2009<br />
20<br />
49<br />
47<br />
70<br />
217<br />
472<br />
1.724<br />
245<br />
532<br />
1.388<br />
1.436<br />
3.456<br />
1.700<br />
1.926<br />
136<br />
298<br />
1.600<br />
Quelle: Eigene Darstellung nach Angaben des Statistischen Landesamtes<br />
160<br />
81<br />
17<br />
239<br />
152<br />
43<br />
151<br />
© Georg & Ottenströer<br />
© Georg & Ottenströer<br />
10
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Der Makrostandort <strong>Neumünster</strong> weist insgesamt die folgenden<br />
Stärken auf:<br />
Stärkepositionen<br />
Makrostandort <strong>Neumünster</strong><br />
• Zentrale Lage in Schleswig-Holstein und optimale verkehrliche<br />
Erreichbarkeit im Kreuzungsbereich überregional und international<br />
bedeutender Verkehrsachsen<br />
• Bimodaler (Straße/Schiene) Güterumschlag<br />
• Nähe zu Hamburg (Hafen und Flughafen), Kiel (Seehafen) ,<br />
Rendsburg (Kiel Kanal Hafen) und Lübeck (Hafen)<br />
• Funktion als Oberzentrum mit entsprechender Gravitation<br />
• Direkte Lage an Landesentwicklungsachse A7<br />
• Hoher und seit Jahren ansteigender Einpendlerüberschuss<br />
(Wachsende Bedeutung als regionaler und überregionaler<br />
Arbeitsstandort)<br />
• Durch Ausbau A20 zusätzlich erreichbares Einwohner- und<br />
Arbeitskräftepotenzial<br />
11
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
3 Mikrostandort <strong>Neumünster</strong><br />
3.1 Demographische Entwicklung<br />
Aktive<br />
Gestaltung<br />
des…<br />
… demographischen<br />
Wandels<br />
Die Auswirkungen des demographischen Wandels lassen<br />
sich bereits seit vielen Jahren auch in <strong>Neumünster</strong> erkennen.<br />
In den 1970er Jahren lebten noch rund 86.000 Einwohner in<br />
der <strong>Stadt</strong>. Bis zum Jahr 2000 ist die Bevölkerungszahl auf<br />
79.800 und bis 2009 auf 76.900 gesunken. Die Gründe für<br />
den Bevölkerungsrückgang liegen einerseits in der Schließung<br />
des Bundeswehrstandortes <strong>Neumünster</strong> und andererseits<br />
im negativen Geburtensaldo (es sterben mehr Menschen<br />
als neue geboren werden) begründet. Die aktuelle<br />
Bevölkerungsprognose des Statistischen Amtes für Hamburg<br />
und Schleswig-Holstein geht von einem weiteren Rückgang<br />
der Bevölkerung in <strong>Neumünster</strong> auf 71.000 im Jahr 2025 aus.<br />
Andere norddeutsche Städte - wie z.B. Wolfsburg und Wilhelmshaven<br />
- haben eine ähnliche relative Einwohnerentwicklung<br />
wie <strong>Neumünster</strong> aufzuweisen.<br />
<strong>Neumünster</strong> hat sich frühzeitig auf die demographische Herausforderung<br />
eingestellt und ein zukunftsweisendes integriertes<br />
<strong>Stadt</strong>entwicklungskonzept erarbeitet und schafft gerade<br />
ein berufsbegleitendes Fachhochschulangebot, was<br />
vor allem junge Menschen in der <strong>Stadt</strong> halten wird. Ob die<br />
Einwohnerprognosen tatsächlich in der erwarten Größenordnung<br />
eintreten, hängt u.a. auch von der weiteren wirtschaftlichen<br />
Entwicklung <strong>Neumünster</strong>s ab. Wie die Ergebnisse<br />
des vorliegenden Wirtschafts- und Kompetenzprofils zeigen,<br />
hat <strong>Neumünster</strong> zahlreiche Chancen und Anknüpfungspunkte<br />
zur erfolgreichen Bewältigung des demographischen<br />
Wandels.<br />
12
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Relativ hohe<br />
Geburtenrate…<br />
…und steigende<br />
Zahl an Zuzügen<br />
Abb. 9 Bevölkerungsentwicklung<br />
108<br />
106<br />
104<br />
102<br />
100<br />
98<br />
96<br />
94<br />
92<br />
90<br />
88<br />
86<br />
84<br />
Index 2000 = 100<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2025<br />
<strong>Neumünster</strong> Kiel Lübeck Flensburg<br />
Wolfsburg Osnabrück Wilhelmshaven<br />
Quelle: Statistische Landesämter Schleswig-Holstein u. Niedersachsen<br />
© Georg & Ottenströer<br />
Die Geburtenrate in <strong>Neumünster</strong> fällt - trotz der negativen<br />
natürlichen Bevölkerungsentwicklung - vergleichsweise hoch<br />
aus. <strong>Neumünster</strong> liegt mit einer Rate von 1,53 Geburten je<br />
Frau deutlich über dem bundesdeutschen Durchschnitt von<br />
1,35. Dies ist ein Indiz für die Attraktivität <strong>Neumünster</strong>s als<br />
Wohn- und Arbeitsstandort für Familien.<br />
So ist seit 2005 die Zahl der Zuzüge nach <strong>Neumünster</strong> kontinuierlich<br />
um rund 11% auf 3.810 angestiegen. Zwischen den<br />
Jahren 2006 und 2008 hat zwar auch die Zahl der Fortgezogenen<br />
um 11% zugenommen, jedoch konnte diese Entwicklung<br />
im Jahr 2009 gebremst werden. Von 2008 auf 2009 ist<br />
die Zahl der Fortgezogenen um 2% auf 3.726 zurückgegangen.<br />
Somit konnte im Jahr 2009 erstmals nach 2006 wieder<br />
ein positiver Wanderungssaldo erreicht werden.<br />
13
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Relativ hoher<br />
Anteil jüngerer<br />
Menschen<br />
Abb. 10 Räumliche Bevölkerungsentwicklung (Wanderungsverhalten)<br />
4.000<br />
3.900<br />
3.800<br />
3.700<br />
3.600<br />
3.500<br />
3.400<br />
3.300<br />
3.200<br />
3.100<br />
3.782<br />
2004<br />
3.943<br />
3.442<br />
2005<br />
3.661<br />
3.455<br />
3.412<br />
3.575<br />
3.457<br />
3.790<br />
3.547<br />
Quelle: Eigene Darstellung nach Angaben des Statistischen Landesamtes<br />
2006<br />
3.810<br />
3.726<br />
Analog zu den bundesweiten demographischen Trends lässt<br />
sich auch in <strong>Neumünster</strong> eine Alterung der Bevölkerung beobachten.<br />
So hat der Anteil der unter 18-Jährigen zwischen<br />
2005 und 2009 um einen Prozentpunkt auf 17,8% abgenommen<br />
und der Anteil über 60-Jähriger um 0,6 Prozentpunkte<br />
auf 27,3% zugenommen. Nach Angaben des Statistischen<br />
Landesamtes beträgt das Durchschnittsalter der Bevölkerung<br />
in <strong>Neumünster</strong> 43,3 Jahre (2009) und liegt damit knapp<br />
unter dem Durchschnitt Schleswig-Holsteins (43,7 Jahre). Im<br />
Jahr 2025 wird es nach Angaben der Bertelsmann-Stiftung<br />
voraussichtlich 46,0 Jahre betragen, während das Durchschnittsalter<br />
bundesweit dann zwischen 49 bis 50 Jahren liegen<br />
wird. Im bundesweiten Vergleich schneidet <strong>Neumünster</strong><br />
also erkennbar gut ab. Im Vergleich der Altersstruktur <strong>Neumünster</strong>s<br />
mit dem Durchschnitt Schleswig-Holsteins fällt auf,<br />
dass die jüngeren Altersklassen der unter 40-Jährigen überdurchschnittlich<br />
stark vertreten sind. Der Anteil 40- bis unter<br />
65-Jähriger liegt hingegen zwei Prozentpunkte unter dem<br />
Durchschnitt Schleswig-Holsteins und der Anteil über 65-<br />
Jähriger nur 0,3 Prozentpunkte darüber.<br />
2007<br />
Zuzug Fortzug<br />
2008<br />
2009<br />
14
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Abb. 11 Altersstruktur im Vergleich (Anteile Altersgruppen in %), 2009<br />
Quelle: Eigene Darstellung<br />
3.2 Wirtschaftliche Rahmendaten und<br />
Beschäftigtenentwicklung<br />
Hohes<br />
Bruttoinlandsprodukt<br />
Hohe<br />
Exportquote<br />
Wirtschaftliche<br />
Erholung<br />
40,0<br />
35,0<br />
30,0<br />
25,0<br />
20,0<br />
15,0<br />
10,0<br />
5,0<br />
0,0<br />
14,4<br />
0 bis < 15<br />
14,1<br />
12,3<br />
15 bis
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Hoher Beitrag von<br />
Dienstleistung und<br />
Handel am BIP<br />
Hohe Produktivität<br />
im verarbeitenden<br />
Gewerbe<br />
einem höheren regionalen BIP.<br />
Abb. 12 Bruttoinlandprodukt in Euro je Einwohner, 2008<br />
45.000<br />
40.000<br />
35.000<br />
30.000<br />
25.000<br />
20.000<br />
15.000<br />
10.000<br />
5.000<br />
0<br />
28.534<br />
BRD<br />
25.935<br />
S.-H.<br />
31.555<br />
30.017<br />
38.445<br />
Quelle: Eigene Darstellung nach Angaben des Statistischen Landesamtes<br />
<strong>Neumünster</strong><br />
35.228<br />
Der größte Teil des BIP wird im Dienstleistungsbereich erwirtschaftet.<br />
Auffällig ist jedoch der vergleichsweise hohe BIP-<br />
Anteil des produzierenden Sektors. Die <strong>Stadt</strong> ist somit nicht<br />
nur ein bedeutender Dienstleistungsstandort, sondern noch<br />
stärker als die übrigen Oberzentren Schleswig-Holsteins<br />
durch Industrie und Gewerbe geprägt. Der starke Industriestandort<br />
<strong>Neumünster</strong> profitiert vor allem von der herausragenden<br />
logistischen Anbindung an die relevanten Wirtschaftsräume<br />
Europas und über die Häfen nach Übersee.<br />
Im produzierenden Sektor (verarbeitendes Gewerbe und<br />
Bauwirtschaft) arbeiten 18,2% aller Erwerbstätigen in <strong>Neumünster</strong>,<br />
erwirtschaften aber 26,4% des BIP. Über 80% der<br />
Erwerbstätigen sind im Bereich Dienstleistung und Handel<br />
beschäftigt und erwirtschaften rd. 73% des BIP. Der industriell-gewerbliche<br />
Sektor in <strong>Neumünster</strong> erzielt also eine relativ<br />
höhere Wertschöpfung als die übrigen Sektoren. Besonders<br />
deutlich wird dieser Effekt an der relativ hohen Bruttowertschöpfung<br />
im verarbeitenden Gewerbe. Sie ist Ausdruck der<br />
hohen Produktivität am Standort <strong>Neumünster</strong>, die fast 7%<br />
über dem Landesdurchschnitt liegt und die mit zum hohen<br />
BIP je Einwohner beiträgt.<br />
Lübeck<br />
Kiel<br />
Flensburg<br />
16
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Hohe<br />
Beschäftigungsintensität<br />
Abb. 13 Bruttoinlandsprodukt und Exportorientierung<br />
BIP je Einwohner in Euro<br />
39.000<br />
37.000<br />
35.000<br />
33.000<br />
31.000<br />
29.000<br />
27.000<br />
25.000<br />
23.000<br />
21.000<br />
19.000<br />
17.000<br />
Ostholstein<br />
Segeberg<br />
Schleswig-Flensburg<br />
<strong>Neumünster</strong><br />
Lübeck<br />
Rendsburg-Eckernförde<br />
Schleswig-Holstein<br />
Flensburg<br />
10 20 30 40 50 60 70<br />
Auslandsumsatz im Verarbeitenden Gewerbe in %<br />
Quelle: Eigene Darstellung nach Angaben des Statistischen Landesamtes<br />
Abb. 14 Bruttowertschöpfung im verarbeitenden Gewerbe pro<br />
Erwerbstätigen in Euro (2008)<br />
90.000<br />
80.000<br />
70.000<br />
60.000<br />
50.000<br />
40.000<br />
30.000<br />
20.000<br />
66.918<br />
71.393<br />
67.766<br />
65.834<br />
Kiel<br />
80.671<br />
Schleswig-Holstein <strong>Neumünster</strong> Kiel Lübeck Flensburg<br />
Quelle: Eigene Darstellung nach Angaben des Statistischen Landesamtes<br />
<strong>Neumünster</strong> ist einer der wichtigsten Arbeitsstandorte in<br />
Schleswig-Holstein. Die Beschäftigtenintensität liegt mit 838<br />
SVP-Beschäftigten pro 1.000 Einwohner um knapp 40% über<br />
dem Landesdurchschnitt.<br />
17
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Positivste<br />
Beschäftigtenentwicklung<br />
von<br />
allen Oberzentren<br />
Abb. 15 SVP-Beschäftigte pro 1.000 Einwohner (2010)<br />
1.000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
583<br />
836<br />
889<br />
Quelle: Eigene Darstellung nach Angaben der BA<br />
Der skizzierte Einpendlerüberschuss lässt sich auch an der<br />
Beschäftigtenentwicklung (gezählt am Arbeitsort) ablesen.<br />
Trotz der nachwirkenden Effekte der Finanz- und Wirtschaftskrise<br />
liegt die aktuelle Beschäftigtenzahl deutlich über dem<br />
Wert der letzten Jahre. Im Zeitraum 2003 bis 2010 ist die Zahl<br />
der SVP-Beschäftigten in <strong>Neumünster</strong> sogar um 5,0% auf<br />
31.711 angestiegen, während im gleichen Zeitraum die landesweite<br />
Entwicklung unter negativem Vorzeichen stand.<br />
Von allen Oberzentren Schleswig-Holsteins hat <strong>Neumünster</strong><br />
die positivste Entwicklung aufzuweisen.<br />
Abb. 16 Entwicklung SVP-Beschäftigte im Zeitraum 2003 bis 2010, in %<br />
Flensburg<br />
Kiel<br />
Lübeck<br />
<strong>Neumünster</strong><br />
BRD<br />
S.-H.<br />
Schleswig-<br />
Holstein<br />
-0,3<br />
Flensburg<br />
1,3<br />
Kiel<br />
1,6<br />
Quelle: Eigene Darstellung nach Angaben des Statistischen Landesamtes<br />
821<br />
Lübeck<br />
2,9<br />
838<br />
<strong>Neumünster</strong><br />
4,2<br />
335<br />
Plön<br />
5,0<br />
488<br />
Rendsburg-<br />
Eckernförde<br />
-1,0 0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0 6,0<br />
18
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Relativ günstige<br />
Arbeitskosten<br />
Hoher Ingenieuranteil<br />
an den<br />
Beschäftigten<br />
Während sich das verarbeitende Gewerbe in Kiel und in den<br />
Kreisen Stormarn und Pinneberg durch relativ hohe Bruttoentgelte<br />
auszeichnet, zählt <strong>Neumünster</strong> eher zu den Industrie-<br />
und Gewerbestandorten mit günstigen Lohnkosten. Mit<br />
38.529 Euro je Beschäftigten bewegt sich das Bruttoentgelt<br />
im verarbeitenden Gewerbe in <strong>Neumünster</strong> in etwa auf<br />
dem Niveau des Landesdurchschnittes. Im Vergleich zu Kiel<br />
ergibt sich ein um rd. 11% günstigeres Entgelt-Niveau.<br />
Abb. 17 Bruttoentgelt in Euro je Beschäftigten im Verarbeitenden<br />
Gewerbe, 2009<br />
45.000<br />
42.000<br />
39.000<br />
36.000<br />
33.000<br />
38.520 39.124<br />
Schleswig-<br />
Holstein<br />
42.734<br />
38.529 38.799<br />
38.103<br />
Quelle: Eigene Darstellung nach Angaben des Statistischen Landesamtes<br />
Pro 100 SVP-Beschäftigte gibt es rein statistisch 1,9 Ingenieure<br />
in <strong>Neumünster</strong>. Damit liegt der Anteil zwar unter den Werten<br />
der Universitätsstädte Kiel und Lübeck, aber über dem<br />
Wert des Oberzentrums Flensburg und der direkten Nachbarkreise.<br />
Abb. 18 Anzahl Ingenieure pro 100 SVP-Beschäftigte, 2009<br />
0,8<br />
1,6<br />
Flensburg<br />
1,7<br />
0,8<br />
1,7<br />
Kiel<br />
1,8<br />
1,9<br />
Lübeck<br />
2,9<br />
1,2<br />
1,5<br />
2,3 2,2<br />
40.328<br />
43.982<br />
Quelle Eigene Darstellung nach Angaben der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft<br />
<strong>Neumünster</strong><br />
2.4<br />
2,2<br />
0,9<br />
Segeberg<br />
Stormarn<br />
Pinneberg<br />
19
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
3.3 Points of Interest<br />
Größter<br />
Messestandort in<br />
Schleswig-Holstein<br />
Standort KIN<br />
Lebensmittelinstitut<br />
Landeslabor mit -<br />
Dienstleistungen<br />
für den<br />
Verbraucher- und<br />
Umweltschutz<br />
Krankenhaus mit<br />
überregionaler<br />
Versorgungsfunktion<br />
und<br />
Spezialisierung<br />
Die Holstenhallen <strong>Neumünster</strong> sind der größte und aktivste<br />
Veranstaltungsstandort in Schleswig-Holstein. Fünf Hallen mit<br />
insgesamt 12.500 m² zusammenhängend überdachter Fläche<br />
stehen zur Verfügung. Am Messestandort <strong>Neumünster</strong><br />
finden über 900 Veranstaltungen mit rd. 1 Mio. Besuchern<br />
pro Jahr statt. Aushängeschild für die <strong>Stadt</strong> sind vor allem<br />
die überregional und international bedeutenden Veranstaltungen<br />
„Holsteiner und Trakehner“ sowie die Nordbau,<br />
Nordeuropas größte Baumesse. Der Messestandort ist aufgrund<br />
der Umwegrentabilität ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.<br />
Von den rd. 1. Mio. Besuchern jährlich kommen 850.000<br />
nicht aus <strong>Neumünster</strong>. Deren Ausgaben vor Ort belaufen<br />
sich nach Angaben der Messegesellschaft auf rd. 42,5 Mio.<br />
Euro pro Jahr.<br />
Das KIN Lebensmittelinstitut mit Sitz in <strong>Neumünster</strong> befasst<br />
sich mit der Produktsicherheit und Qualität von Lebensmitteln<br />
sowie der Weiterbildung in der Lebensmittelbranche.<br />
Ziel und Aufgabe des KIN ist es, bestehendes Wissen und<br />
neueste Erkenntnisse aus der Forschung in die Produktentwicklung<br />
und die Analytik für Lebensmittel so einfließen zu<br />
lassen, dass die Qualitätsmerkmale der Produkte gesteigert<br />
werden. Das KIN hat über 260 Mitgliedsunternehmen und ist<br />
die einzige Einrichtung dieser Art im gesamten norddeutschen<br />
Raum (siehe hierzu auch den Exkurs zum Bildungsund<br />
Wissensstandort <strong>Neumünster</strong>).<br />
<strong>Neumünster</strong> ist Standort des Landeslabors Schleswig-<br />
Holstein. Das Landeslabor ist ein modernes Zentrum für<br />
Dienstleistungen aus den Bereichen des Verbraucher- und<br />
des Umweltschutzes. Das Aufgabenspektrum erfasst Laboruntersuchungen<br />
im Rahmen der Schlachttier- und Fleischkontrolle,<br />
Analysen im Umweltbereich, Vollzugsaufgaben in<br />
der Tierarzneimittelüberwachung, der Futtermittel- und Handelsklassenüberwachung<br />
sowie Aufgaben der staatlichen<br />
Tierseuchenbekämpfung. Weiterhin obliegt dem Landeslabor<br />
die Durchführung der Cross Compliance-Kontrollen in<br />
der Landwirtschaft für die Bereiche des Lebensmittel- und<br />
Futtermittelrechts.<br />
Das Friedrich-Ebert-Krankenhaus (FEK) in <strong>Neumünster</strong> zählt zu<br />
den größten Arbeitsgebern vor Ort. Mit jährlich 25.000 stationären,<br />
36.000 ambulanten Patienten und rd. 9.000 Operationen<br />
im Jahr sichert das FEK die medizinische Versorgung<br />
der Menschen in <strong>Neumünster</strong> und im Umland. Das FEK hat<br />
die Funktion eines akademischen Lehrkrankenhauses und<br />
20
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
<strong>Neumünster</strong> mit<br />
Chinese Business<br />
Center<br />
Standort von<br />
Technologie- und<br />
Gründerzentren...<br />
...sowie<br />
Innovations- und<br />
Handelszentren<br />
Designer Outlet<br />
Center im Bau<br />
hat sich u.a. auf die geriatrische Rehabilitation spezialisiert –<br />
mit dem Ziel, eine bundesweit führende Einrichtung für die<br />
Frührehabilitation bei Demenz, nach Schlaganfall, nach<br />
Operation etc. zu werden (siehe hierzu auch das Kompetenzfeld<br />
Gesundheitswirtschaft).<br />
<strong>Neumünster</strong> ist Sitz des Chinese Business Center Schleswig-<br />
Holstein (CBC). In einer groben Schätzung kann nach Angaben<br />
der Wirtschaftsagentur <strong>Neumünster</strong> davon ausgegangen<br />
werden, dass inzwischen ca. 500 Arbeitsplätze in<br />
<strong>Neumünster</strong> ganz oder teilweise von chinesischen Aufträgen<br />
abhängen. Die im CBC ansässigen Unternehmen sind im<br />
Wesentlichen Handelsagenturen. Die vielschichtige Palette<br />
der chinesischen Handelsvertreter in <strong>Neumünster</strong> erstreckt<br />
sich von der Unterhaltungselektronik bis hin zu Stahlprodukten.<br />
Das CBC wird maßgeblich von der WTSH Wirtschaftsförderung<br />
und Technologietransfer Schleswig-Holstein GmbH<br />
unterstützt.<br />
Das Logistik- und Innovationszentrum <strong>Neumünster</strong> (LOG-IN)<br />
wurde im Jahr 2002 errichtet und ist als Technologie- und<br />
Gründerzentrum konzipiert. Es bietet jungen Unternehmen<br />
mit den Schwerpunkten Informationstechnologien, neue<br />
Medien und Logistik-Dienstleistungen für eine begrenzte<br />
Verweildauer attraktive Flächen und weitergehende Unterstützung<br />
an. Bedingt durch die limitierte Verweildauer liegt<br />
die aktuelle Auslastung bei über 50%. Zuvor war das Zentrum<br />
zu 100% belegt. Im ersten Quartal 2011 haben sich vier neue<br />
Unternehmen angesiedelt und ein Unternehmen hat seinen<br />
Flächenbedarf erhöht.<br />
Das itn Innovations- und Technologiezentrum <strong>Neumünster</strong> -<br />
in dem u.a. auch das Chinese Business Center seinen Sitz hat<br />
- richtet sich mit seinem Flächenangebot gezielt an junge<br />
und innovative Unternehmen. Das itn steht für Unternehmen<br />
mit folgenden Branchen-Schwerpunkten offen:<br />
� Innovative Produktions-Technologien<br />
� Informations- und Kommunikations-Technologie /<br />
neue Medien<br />
� Umwelttechnik, Umwelttechnologie<br />
� Unternehmensorientierte Dienstleistungen<br />
In <strong>Neumünster</strong> entsteht Schleswig-Holsteins erste und einziges<br />
Designer Outlet Center (DOC), welches zur überregionalen<br />
Bekanntheit der <strong>Stadt</strong> wesentlich beitragen wird. Mit<br />
dem DOC wird die <strong>Stadt</strong> eine Destination für Shopping-<br />
Tourismus. Darüber hinaus ist in der Innenstadt ein neues in-<br />
21
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Geplante KV-<br />
Anlage als Impulsgeber<br />
für den<br />
Logistikstandort<br />
tegriertes Shopping-Center geplant. Beide Einzelhandelsvorhaben<br />
werden die hohe Gravitation und Zentralität<br />
<strong>Neumünster</strong>s weiter stärken (siehe hierzu auch den Berichtsteil<br />
Einzelhandelsmarkt).<br />
Ein weiteres Impulsprojekt für den Wirtschaftsstandort <strong>Neumünster</strong><br />
dürfte die geplante Anlage für den kombinierten<br />
Ladeverkehr (KV-Anlage) am ehemaligen Güterbahnhof<br />
darstellen, die zusammen mit dem neuen attraktiven autobahnnahen<br />
Flächenangebot an der Anschlussstelle <strong>Neumünster</strong>-Nord<br />
den Logistikstandort <strong>Neumünster</strong> weiter stärkt<br />
(siehe hierzu auch den Berichtsteil Gewerbeflächenmarkt).<br />
22
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Abb. 19 Ausgewählte Poins of Interest<br />
Quelle: Eigene Darstellung<br />
23
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Der Mikrostandort <strong>Neumünster</strong> weist insgesamt die folgenden<br />
Stärken auf:<br />
Stärkepositionen<br />
Mikrostandort <strong>Neumünster</strong><br />
• Vergleichsweise hohe Geburtenrate<br />
• Ansteigender Zuzug und sinkender Fortzug<br />
• Hoher Anteil an der Altersgruppe unter 40 Jahre mit positiven Effekten<br />
auf die demographische Entwicklung<br />
• Größter Messestandort in Schleswig-Holstein<br />
• Deutlicher Beschäftigtenzuwachs<br />
• Hohe Außenverflechtung der Unternehmen<br />
• Vergleichsweise günstige Arbeitskosten<br />
• Vergleichsweise hohes Bruttoinlandsprodukt je Einwohner<br />
• Aktive Gründer- und Technologie-/Innovationsförderung<br />
• Zukunftsweisende Impulsprojekte<br />
24
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
4 Branchenanalyse und wirtschaftliche<br />
Schwerpunkte<br />
Besondere<br />
regionale<br />
Stärken<br />
Bergbau,Energie- u.<br />
Wasserversorg.,Entsorgung<br />
Gesundheits- & Sozialwesen<br />
Erziehung und Unterricht<br />
Wirtschaftliche Dienstleistungen<br />
Finanz- & Versicherungs-DL<br />
Information,Kommunikation<br />
Gastgewerbe<br />
Verkehr und Lagerei<br />
Handel;Instandh.Kfz<br />
Baugewerbe<br />
Verarbeitendes Gewerbe<br />
Wie die folgende Branchenübersicht nach Wirtschaftsabteilungen<br />
zeigt, hat <strong>Neumünster</strong> deutliche Stärken bei den wirtschaftlichen<br />
Dienstleistungen und bei Finanz- und Versicherungsdienstleistungen.<br />
Ebenfalls im regionalen Vergleich<br />
stark sind die Logistik (Verkehr und Lagerei) sowie der Handel.<br />
Das Gesundheits- und Sozialwesen ist einer der beschäftigungsstärksten<br />
Bereiche <strong>Neumünster</strong>s. Im regionalen Vergleich<br />
relativ stark ist auch der Bereich Energie- und Wasserversorgung/Entsorgung/Recycling.<br />
Der produzierende Sektor<br />
(verarbeitendes Gewerbe und Baugewerbe) ist durch ein<br />
vergleichsweise starkes Baugewerbe gekennzeichnet. Im<br />
verarbeitenden Gewerbe arbeiten fast genau so viele Menschen<br />
wie im Bereich wirtschaftliche Dienstleitungen.<br />
Abb. 20 SVP-Beschäftigte in % nach ausgewählten Wirtschaftsabschnitten, 2009<br />
0,9%<br />
2,4%<br />
2,4%<br />
2,6%<br />
4,0%<br />
5,8%<br />
8,2%<br />
11,6%<br />
13,6%<br />
14,7%<br />
21,5%<br />
0% 2% 4% 6% 8% 10% 12% 14% 16% 18% 20% 22% 24%<br />
Quelle: Eigene Darstellung und Berechnungen nach Angaben der BA<br />
Deutschland<br />
Schleswig-Holstein<br />
<strong>Neumünster</strong><br />
Flensburg<br />
Kiel<br />
Lübeck<br />
Quelle: BA Statistik, Georg &<br />
Ottenströer (Datenstand Juni 2010)<br />
25
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Starker<br />
Maschinenbau<br />
Behdlg.u.Beseit.v.Abfäll.;Rückgew.<br />
Herstellung von sonstigen Waren<br />
Maschinenbau<br />
Hrst. v.DV-Gerät., elektr.u.opt.Erzeugn.<br />
Herstellung von Metallerzeugnissen<br />
Druckgewerbe u. Vervielältigung<br />
Herstellung von Textilien<br />
Hrst. von Nahrungs- und Futtermitteln<br />
Landwirtsch., Jagd u.damit verb. Tätigk.<br />
Im Rahmen der vertiefenden Branchenbetrachtung zeigt<br />
sich ein relativ hoher Beschäftigtenanteil im Bereich „Behandlung<br />
und Beseitigung von Abfällen und Rückgewinnung“.<br />
Innerhalb des verarbeitenden Gewerbes kristallisieren<br />
sich ein vergleichsweise starker Maschinenbau und ein<br />
starkes Druckgewerbe heraus. Insbesondere im Maschinenbau<br />
gibt es z.T. so genannte Hidden Champions mit ganz<br />
speziellen Kompetenzprofilen (beachten Sie hierzu auch<br />
den Abschnitt Maschinenbau im Rahmen der Kompetenzanalyse).<br />
Abb.21 SVP-Beschäftigte in % nach ausgewählten Branchen (1), 2009<br />
0,0%0,5%1,0%1,5%2,0%2,5%3,0%3,5%4,0%4,5%5,0%<br />
Deutschland<br />
Schleswig-Holstein<br />
<strong>Neumünster</strong><br />
Flensburg<br />
Kiel<br />
Lübeck<br />
Lübeck Kiel Flensburg <strong>Neumünster</strong> Schleswig-Holstein Deutschland<br />
Landwirtsch., Jagd u.damit verb. Tätigk. 0,1% 0,0% 0,1% 0,5% 1,3% 0,7%<br />
Hrst. von Nahrungs- und Futtermitteln 3,5% 0,9% 0,5% 2,4% 2,1%<br />
Herstellung von Textilien 0,0% 0,0% 0,1% 0,1% 0,1% 0,3%<br />
Druckgewerbe u. Vervielältigung 0,6% 0,4% 1,1% 1,0% 0,6%<br />
Herstellung von Metallerzeugnissen 1,1% 0,7% 0,9% 1,3% 1,4% 2,7%<br />
Hrst. v.DV-Gerät., elektr.u.opt.Erzeugn. 2,2% 1,5% 1,4% 0,5% 1,3% 1,4%<br />
Maschinenbau 1,7% 1,9% 4,0% 4,9% 2,6% 3,4%<br />
Herstellung von sonstigen Waren 3,5% 0,2% 0,5% 1,3% 1,0% 0,8%<br />
Behdlg.u.Beseit.v.Abfäll.;Rückgew. 0,9% 0,9% 1,1% 0,6% 0,5%<br />
Quelle: Eigene Darstellung nach Angaben der BA<br />
Weiterhin zeigt die vertiefende Branchenbetrachtung Stärken<br />
im Hoch- und Tiefbau sowie deutliche Schwerpunkte im<br />
Großhandel, Einzelhandel, Handel mit KFZ. Überrepräsentativ<br />
stark sind auch die Bereiche Landverkehr sowie die KEP-<br />
26
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Starke Finanzdienstleistungen<br />
Dienste (Kurier-, Express- und Post-Dienste) vertreten.<br />
Im Bereich Dienstleistungen zeigt <strong>Neumünster</strong> Stärken in den<br />
Finanzdienstleistungen und damit verbundene Tätigkeiten.<br />
Hier liegt der Beschäftigtenanteil fast 40% über dem Landedurchschnitt.<br />
In <strong>Neumünster</strong> sind 3,9% der Beschäftigten in<br />
diesem Dienstleistungsbereich tätig, in Schleswig-Holstein<br />
2,8% und im Bundesdurchschnitt 2,9%. Auffällig ist auch, dass<br />
<strong>Neumünster</strong> – u.a. aufgrund der starken industriellen und<br />
gewerblichen Basis – im Bereich der Kreativwirtschaft an Profil<br />
gewinnt.<br />
Abb. 22 SVP-Beschäftigte in % nach ausgewählten Branchen (2), 2009<br />
Lübeck Kiel Flensburg <strong>Neumünster</strong> Schleswig-Holstein Deutschland<br />
Hochbau 0,7% 0,4% 0,7% 1,1% 1,1% 1,0%<br />
Tiefbau 0,5% 0,9% 0,7% 0,7%<br />
Vorber.Baust.arb.,Bauinst.,so.Ausbaugew. 3,6% 2,6% 2,1% 3,8% 4,9% 4,1%<br />
Handel m. Kfz; Inst.halt. u. Rep. v. Kfz 1,8% 1,7% 3,0% 3,6% 2,4% 2,1%<br />
Großhandel (ohne Handel mit Kfz) 4,4% 4,5% 5,2% 8,1% 5,6% 4,8%<br />
Einzelhandel (ohne Handel mit Kfz) 8,0% 7,8% 11,2% 9,9% 9,7% 7,6%<br />
Landverkehr u.Transp.i.Rohrfernleitungen 1,7% 2,1% 1,8% 4,8% 2,1% 1,8%<br />
Lagerei u. Erbr.v. sonst. DL f.d.Verkehr 4,1% 1,4% 2,1% 2,2% 2,0% 2,3%<br />
Post-, Kurier- und Expressdienste 1,4% 1,0% 0,8% 1,2% 0,8% 0,7%<br />
Quelle: Eigene Darstellung und Berechnungen nach Angaben der BA<br />
27
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
4.1 Wachstums- und Kompetenzfelder<br />
Hohes Wachstum<br />
bei den Dienstleistungen<br />
Hinsichtlich der Wachstumsdynamik am Standort <strong>Neumünster</strong><br />
zeigt sich vor allem der Dienstleistungsbereich als<br />
expansiv. Ein starkes Beschäftigtenwachstum zwischen 2003<br />
und 2008 konnten die Finanzdienstleistungen und Dienstleistungen<br />
für Grundstücke und Wohnen verzeichnen. Ebenfalls<br />
zulegen konnten der Großhandel sowie der Bereich Verkehr<br />
und Logistik. Innerhalb des verarbeitenden Gewerbes ist vor<br />
allem der Maschinenbau mit einem Beschäftigtenplus von<br />
21% Wachstumstreiber für <strong>Neumünster</strong>. Aber auch die Medizin-,<br />
Mess-, und Regeltechnik hat sich in o.g. Zeitraum mit<br />
+16% deutlich positiver entwickelt als im Landesdurchschnitt<br />
(+1,5%). Ebenfalls deutlich zugelegen konnte das Druckgewerbe.<br />
Im Einzelhandel wurde entgegen dem Bundestrend<br />
(-1%) und dem Landestrend (Nullwachstum) sogar ein Beschäftigungsplus<br />
von 5% erzielt.<br />
Abb. 23 Wachsende Branchen und Wirtschaftsbereiche in <strong>Neumünster</strong> (Beschäftigtenentwicklung<br />
2003 bis 2008, in %)<br />
Quelle: Eigene Darstellung und Berechnungen nach Angaben der BA<br />
Konzentration<br />
der wirtschaftlichen<br />
Stärken<br />
Einzelhandel<br />
Wirtschaftliche Dienstleistung<br />
DL Grundstücke und Wohnen<br />
Finanzdienstleistung<br />
Verkehr, Logistik<br />
Großhandel<br />
Medizin-, Mess- und Regeltechnik<br />
Maschinenbau<br />
Papier, Verlag, Druck<br />
5<br />
12<br />
14<br />
16<br />
15<br />
18<br />
21<br />
44<br />
Anhand der skizzierten Branchen- und den Wachstumsdaten<br />
lassen sich die besonderen wirtschaftlichen Stärken<br />
<strong>Neumünster</strong>s deutlich erkennen. Diese sind in der folgenden<br />
Abbildung schematisch zusammengefasst und werden im<br />
weiteren Verlauf der vorliegenden Untersuchung spezifiziert.<br />
106<br />
0 20 40 60 80 100 120<br />
28
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Kompetenzfelder<br />
Verknüpfung<br />
der einzelnen<br />
Schwerpunktbranchen<br />
Einzelhandel<br />
Papier, Druck-und<br />
Verlagswesen<br />
Medizintechnik<br />
Handel<br />
KFZ-Handel<br />
Gesundheitswirtschaft<br />
Die schwerpunktmäßigen Kompetenzfelder sind:<br />
Produktionswirtschaft<br />
Maschinenbau<br />
� Produktionswirtschaft mit Fokus auf dem Maschinenbau<br />
� Logistik und Großhandel<br />
� Abfallwirtschaft und Recycling<br />
� Gesundheitswirtschaft und Medizintechnik<br />
� Wirtschaftliche Dienstleistung und Kreativwirtschaft<br />
Deutlich wird, dass der Bereich Logistik und Verkehr in <strong>Neumünster</strong><br />
die wichtigste Querschnittsbranche darstellt. Hier<br />
gibt es Überschneidungen zum Handel und zum Großhandel,<br />
zur Abfall- und Recyclingwirtschaft sowie zur Produktionswirtschaft.<br />
Die Produktionswirtschaft wiederum ist Basisbranche<br />
für das Dienstleistungsgewerbe. Die Gesundheitswirtschaft<br />
hat zahlreiche Anknüpfungspunkte in <strong>Neumünster</strong><br />
(u.a. aufgrund der starken Medizintechnik und der Funktion<br />
als überregional bedeutender Krankenhausstandort). Die<br />
Gesundheitswirtschaft ist vor allem auch eine übergeordnete<br />
Wachstums- und Zukunftsbranche.<br />
Abb. 24 Kompetenzfelder und wirtschaftliche Stärken <strong>Neumünster</strong><br />
Großhandel<br />
Bauwirtschaft<br />
Logistik und<br />
Verkehr<br />
Wirtschaftliche<br />
Dienstleistungen<br />
Kreativwirtschaft<br />
Abfallwirtschaft<br />
und Recycling<br />
Finanzdienstleistungen<br />
© Georg & Ottenströer<br />
29
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
5 Wirtschaftliche Kompetenzanalyse<br />
5.1 Produktionswirtschaft (Schwerpunkt Maschinenbau)<br />
5.1.1 Allgemeine Entwicklungen<br />
Maschinenbau<br />
als zentraler<br />
Bereich der<br />
Produktionswirtschaft<br />
Mittelständisch<br />
geprägter<br />
Maschinenbau<br />
Die Produktionswirtschaft ist in Deutschland nach wie vor ein<br />
zentraler Bereich der Volkswirtschaft, obwohl sich seine Bedeutung<br />
in den vergangenen Jahren gegenüber dem<br />
Dienstleistungssektor verringert hat. Der Beitrag des Produzierenden<br />
Gewerbes zur Wertschöpfung beträgt etwa ein Drittel.<br />
Innerhalb des produzierenden Gewerbes dominiert bei<br />
Kennzahlen wie Beschäftigte, Umsatz oder Wertschöpfung<br />
das verarbeitende Gewerbe mit den wichtigsten Industriezweigen<br />
Kraftfahrzeugindustrie, Ernährungsindustrie, Chemische<br />
Industrie, metallverarbeitende Industrie und Maschinenbau.<br />
Der deutsche Maschinenbau ist traditionell mittelständisch<br />
geprägt. Es gibt in Deutschland ca. 2.560 Maschinenbauunternehmen<br />
(mit jeweils mehr als 10 Mio. Euro Umsatz, 2008).<br />
Ein wesentlicher Grund für die mittelständische Struktur liegt<br />
in der Breite des Angebotsspektrums. Die breite Produktpalette<br />
begünstigt die Stabilität der Branche. Die größten Umsatzanteile<br />
im Maschinenbau entfallen auf die Antriebstechnik<br />
und die Herstellung von Werkzeugmaschinen, gefolgt<br />
von der Herstellung von Pumpen und Kompressoren<br />
sowie Fördermittel.<br />
Abb. 25 Umsatz des deutschen Maschinenbaus nach Sektoren in %,<br />
5<br />
6<br />
25<br />
8<br />
1<br />
7<br />
2<br />
8<br />
13<br />
15<br />
1,2<br />
2 1<br />
Maschinen Papiergewerbe<br />
Textilmaschinen<br />
Werkzeugmaschinen<br />
Baumaschinen<br />
Maschinen Nahrungsmittel und<br />
Verpackung<br />
Maschinen Metallerzeugung<br />
und Bearbeitung<br />
Maschinen Antriebstechnik<br />
Punpen und Kompressoren<br />
Armaturen<br />
Maschinen Fördermittel<br />
Kälte- und Lufttechnik<br />
Landmaschinen<br />
Sonstige<br />
Quelle: Eigene Darstellung nach Angaben IKB Bank und Statistisches Bundesamt,<br />
2008, (nur Betriebe mit über 20 Beschäftigten)<br />
30
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
5.1.2 Position und Kompetenzen von <strong>Neumünster</strong><br />
Hoher<br />
Lokalisationskoeffizient<br />
des<br />
Maschinenbaus<br />
von 145<br />
Rund 1.600<br />
Beschäftigte im<br />
Maschinebau<br />
und „Hidden-<br />
Champions“<br />
Unterwassersteckverbindungen<br />
für<br />
die Offshore, Gasund<br />
Ölindustrie<br />
Herstellung von<br />
Autoklaven und<br />
Lieferung in 35<br />
Länder<br />
Wie die Branchenanalyse veranschaulicht, verfügt <strong>Neumünster</strong><br />
über einen außerordentlich hohen Beschäftigtenanteil<br />
im Maschinenbau, der mit knapp 5% fast doppelt so<br />
groß ist wie im Landesdurchschnitt von Schleswig-Holstein.<br />
Der Lokalisationskoeffizient für den Maschinenbau umfasst in<br />
<strong>Neumünster</strong> einen Kennwert von 145. Dies bedeutet, dass<br />
die Branche am Standort <strong>Neumünster</strong> einen um 45% höheren<br />
Stellenwert als im Bundesdurchschnitt einnimmt. Der hohe<br />
Kennwert ist Ausdruck für die Standortattraktivität <strong>Neumünster</strong>s<br />
für den Maschinenbau.<br />
Rund 1.600 Menschen arbeiten im Maschinenbau in <strong>Neumünster</strong>.<br />
Der Maschinenbau trägt zu der überdurchschnittlich<br />
hohen Außenverflechtung der ortsansässigen Wirtschaft<br />
bei. Während im Süden Deutschlands vor allem der Werkzeug-Maschinenbau<br />
und die Robotik ansässig sind, zeichnet<br />
sich der Maschinenbau in <strong>Neumünster</strong> durch seine Spezialisierung<br />
aus. In einigen Produktbereichen nehmen die Unternehmen<br />
aus <strong>Neumünster</strong> sogar die Weltmarktführerschaft<br />
ein und zählen zu den so genannten „Hidden Champions“.<br />
Von <strong>Neumünster</strong> aus werden z.B. die Offshore-Branchen (erneuerbare<br />
Energie sowie die Öl- und Gasindustrie) weltweit<br />
mit Unterwassersteckverbindern beliefert. Rund 3.800 verschiedene<br />
Unterwassersteckverbinder hat das Unternehmen<br />
GISMA Steckverbinder GmbH im Programm – darunter auch<br />
Modelle, die in 6.000 Meter Meerestiefe unter hohem Druck<br />
oder im Bereich von entzündlichen Gasen sicher und zuverlässig<br />
funktionieren. Die Steckverbindungen werden am<br />
Standort <strong>Neumünster</strong> kundenspezifisch produziert und vertrieben.<br />
Die am Standort erzielte Wertschöpfung beträgt<br />
rund 90%, da das Unternehmen kaum Halbfertigprodukte<br />
bezieht, sondern aus Rohstoffen fast alles selbst herstellt.<br />
Ein weiteres Maschinenbauunternehmen in <strong>Neumünster</strong> mit<br />
weltweiten Lieferverflechtungen ist die dft technology<br />
GmbH. Das Unternehmen ist in der Lebensmittelindustrie mit<br />
Schwerpunkt in der Haltbarmachung von Lebensmitteln in<br />
so genannten Autoklaven tätig. Im Fokus der Produktpalette<br />
stehen Chargenautoklaven aus Edelstahl, die variabel für<br />
alle Produkte und Verpackungsarten eingesetzt werden<br />
können. Vom Standort <strong>Neumünster</strong> aus werden mehr als 300<br />
Kunden aus unterschiedlichen Branchen in 35 Ländern betreut.<br />
31
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Fleischerei- und<br />
Spezialmaschinenbau<br />
mit Handelsstützpunkten<br />
in<br />
rd. 60 Ländern<br />
Europäisches<br />
Headquarter im<br />
Bereich hydraulischer<br />
und elektronischer<br />
Systeme<br />
Internationaler<br />
Marktführer im<br />
Textilmaschinenbau<br />
Ein ebenfalls auf die Lebensmittelindustrie ausgerichtetes<br />
Maschinenbauunternehmen ist die KILIA Fleischerei- und<br />
Spezial-Maschinen-Fabrik GmbH. Im Februar 2003 bezog das<br />
Unternehmen seinen neuen, vergrößerten Unternehmensstandort<br />
in <strong>Neumünster</strong>. Das Unternehmen produziert und<br />
vertreibt Kutter- und Wolfprodukte. Zu den besonderen Produkten<br />
bzw. Serviceleistungen gehören ein neuer geräuscharmer<br />
Gefrierfleischbrecher, eine innovative Vakuumtechnologie<br />
für Mischwölfe sowie ein neues Ferndiagnosesystem<br />
(über Computersteuerung mit Modem), welches es dem<br />
KILIA Kundenservice erlaubt, die Kunden von <strong>Neumünster</strong><br />
aus weltweit zu unterstützen. Der Exportanteil liegt aktuell bei<br />
ca. 80%. Die bereits in 60 Ländern für Kilia aktiven Handelsund<br />
Servicestützpunkte sollen durch weitere, gezielte Maßnahmen<br />
gestärkt werden.<br />
Die Firma KILIA hat 1996 begonnen, im Bereich der Reststoffverwertung<br />
die KOMPRI-Technologie zu entwickeln. Die<br />
KOMPRI-Technologie erlaubt es, verschiedenste Reststoffe<br />
(z.B. Mischkunststoffe, Altetiketten, organisches Material, Leder,<br />
angedickte Klärschlämme, etc.) zu komprimieren und in<br />
stabile Pellets überzuführen. Diese können anschließend zur<br />
Energiegewinnung oder Wiederverwertung eingesetzt werden.<br />
Der Nachfrage nach derartiger Technologie wird in der<br />
Zukunft ein hoher Stellenwert beigemessen.<br />
Eines der größten Maschinenbau-Unternehmen in <strong>Neumünster</strong><br />
ist die Sauer Danfoss GmbH & Co. OHG. Sauer-<br />
Danfoss entwickelt, produziert und vertreibt hydraulische<br />
und elektronische Systeme und Komponenten für den Einsatz<br />
in Arbeitsfahrzeugen (u. a. Straßenwalzen, Betonmischer,<br />
Erntefahrzeuge und Traktoren, Geländestapler, Arbeitsbühnen,<br />
Kommunalfahrzeuge und Forstmaschinen).<br />
Das deutsch-dänische Unternehmen agiert weltweit mit den<br />
Schwerpunkten auf den europäischen, nordamerikanischen<br />
und asiatischen Märkten. <strong>Neumünster</strong> ist einer von zwei europäischen<br />
Standorten für den zentralen Vertrieb und die<br />
zentralen Marketing-Aktivitäten. <strong>Neumünster</strong> ist zudem<br />
Standort des europäischen IT-Centers des Unternehmens.<br />
Weiterhin werden von <strong>Neumünster</strong> aus die weltweiten Treasury-Operationen<br />
gemanagt.<br />
Ein weiteres großes Maschinen- und Anlagebauunternehmen<br />
in <strong>Neumünster</strong> ist Oerlikon Neumag. Das Unternehmen<br />
hat sich seit seiner Gründung 1948 vom Maschinenbauer für<br />
die Zellstoffindustrie zu einem internationalen Marktführer für<br />
moderne Anlagen zur Herstellung von Spinn- und Meltblown-<br />
32
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Verflechtung mit<br />
Zulieferunternehmen<br />
aus<br />
<strong>Neumünster</strong><br />
Vliesstoffen entwickelt und nimmt eine internationale Spitzenposition<br />
des Anlagenbaues zur Herstellung von Synthesefasern<br />
aus allen spinnbaren Polymeren ein. Am Standort<br />
<strong>Neumünster</strong> unterhält Oerlikon Neumag moderne Prüflabore<br />
zur Ermittlung der wichtigsten Struktur- und Verarbeitungseigenschaften<br />
der einzusetzenden Polymere sowie für die<br />
Bestimmung der chemischen und physikalischen Eigenschaften<br />
der Fasern, Filamente und Vliesstoffe.<br />
Der relativ hohe Besatz an Maschinenbauunternehmen in<br />
<strong>Neumünster</strong> hat auch zu einer teilweise intensiven Verflechtung<br />
mit vor- und/oder nachgelagerten Unternehmen geführt.<br />
So beliefert die NUTECH Gesellschaft für Lasertechnik,<br />
Materialprüfung und Messtechnik mbH die in <strong>Neumünster</strong><br />
ansässigen größeren Maschinenbauunternehmen wie Oerlinkon<br />
Neumag, Sauer Danfoss aber auch die <strong>Stadt</strong>werke<br />
sowie mehr als 50 weitere Unternehmen in <strong>Neumünster</strong>. Das<br />
Unternehmen hat im Bereich „Schweißen mit Laser“ in <strong>Neumünster</strong><br />
Alleinstellungsvorteile. Jährlich werden über 30 Mio.<br />
Teile geschweißt. Darüber hinaus beliefert NUTECH die Automobilindustrie<br />
und die Medizintechnik. Die Päßler Technische<br />
Dienstleistungen GmbH hat sich auf Drehen und Fräsen<br />
von Metallteilen spezialisiert und unterhält ebenfalls Kundenbeziehungen<br />
zu den größeren Maschinenbauunternehmen<br />
vor Ort. Darüber hinaus gibt es Kundenbeziehungen<br />
in den Bereichen Schiffbau, Lebensmittelindustrie, Baumaschinen<br />
und Wehrtechnik im gesamten norddeutschen<br />
Raum.<br />
Die besonderen Stärken des Maschinenbaus in <strong>Neumünster</strong><br />
lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />
Stärkepositionen Maschinenbau<br />
<strong>Neumünster</strong><br />
• Hoher Lokalisationskoeffizient von 145 Punkten als Indikator der<br />
Standortattraktivität <strong>Neumünster</strong>s<br />
• Relativ hoher Beschäftigtenanteil und entsprechende Bedeutung für<br />
den regionalen Arbeitsmarkt (insbesondere auch für Höherqualifizierte)<br />
• Hohe Bedeutung <strong>Neumünster</strong>s im Spezial-Maschinenbau als<br />
Wachstumstreiber (z.B. Spezialmaschinenbau für die Lebensmittelindustrie<br />
sowie für die Offshore-Branche)<br />
(„Hidden Champions“)<br />
• Träger der hohen Exportquote im Verarbeitenden Gewerbe<br />
(internationale Verflechtung <strong>Neumünster</strong>s, zum Teil<br />
Headquarterfunktionen)<br />
• Zum Teil Verflechtungen mit Zuliefer-, Service- und<br />
Dienstleistungsunternehmen vor Ort (hohe Bedeutung vor- und<br />
nachgelagerter Bereiche)<br />
33
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
5.2 Logistik und Großhandel<br />
5.2.1 Allgemeine Entwicklungen<br />
Logistik als Querschnittsbranche<br />
Deutschland<br />
größter Logistikmarkt<br />
in Europa<br />
Outsourcing und<br />
Kontraktlogistik als<br />
Wachstumstreiber<br />
Logistik ist eine Querschnittsbranche und gemessen am Umsatz<br />
der drittgrößte Wirtschaftsbereich nach der Automobilwirtschaft<br />
und dem Maschinenbau in Deutschland. Im Jahr<br />
2010 wurde ein Gesamtumsatz von 211 Mrd. Euro erzielt. Fast<br />
die Hälfte des Umsatzes wird von Logistikdienstleistern wie<br />
z.B. Speditionen, Paketdiensten und Unternehmen der Bereiche<br />
Güterstraßenverkehr, Schienengüterverkehr und<br />
Schifffahrt erwirtschaftet. Bei der anderen Hälfte handelt es<br />
sich um Werklogistikdienstleistungen in Industrie und Handel.<br />
In Deutschland arbeiten rund 1,4 Mio. Menschen in der Logistik<br />
und Transportwirtschaft. Das entspricht einem Beschäftigtenanteil<br />
von 5,1%.<br />
Die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands wird maßgeblich<br />
von der Logistikwirtschaft und der Leistungsfähigkeit der Verkehrsträger<br />
und deren Verknüpfung in logistische Knoten wie<br />
Seehäfen, Binnenhäfen, Flughäfen und Güterverkehrszentren<br />
bestimmt. Deutschland gilt in Europa als Top-<br />
Logistikstandort. Das Land liegt zentral, besonders im Blick<br />
auf die aufstrebenden Märkte Mittel- und Osteuropas. Es ist<br />
der größte Markt Europas mit knapp 82 Mio. Konsumenten<br />
und hoher Exportstärke. Es hat weltweit die bestausgebaute<br />
Verkehrs- und Kommunikations-Infrastruktur.<br />
Im Jahr 2010 wurden in Deutschland über 4,3 Mio. m² an<br />
Lagerflächen umgesetzt (Eigennutzungen und Vermietungen).<br />
Beim Logistikflächenumsatz dominiert die Konsumgüterindustrie.<br />
Hier zeigt sich der Trend, bisher verschiedene<br />
Warenlager an einem neuen Standort zu konzentrieren, was<br />
in den nächsten Jahren zu einem zusätzlichen Bedarf an<br />
Logistikhallen an herausragend verkehrlich angebundenen<br />
Standorten führen dürfte. Weiterhin wird im Outsourcing ein<br />
großes Potenzial für Logistikdienstleister gesehen – insbesondere<br />
bei individualisierten Mehrwertdiensten (u. a. Montageservices,<br />
Verpackungsdienstleistungen, E-Commerce) und<br />
Supply-Chain-Management. Vor allem die industrielle Kontraktlogistik<br />
bietet aufgrund eines geringen Outsourcinggrades<br />
(aktuell rd. 26%) überdurchschnittliches Wachstumspotenzial,<br />
insbesondere in der Metall verarbeitenden Industrie,<br />
im Maschinenbau und in der Bauwirtschaft. Der Kontraktlogistik<br />
werden für die nächsten Jahre durchschnittliche<br />
Steigerungsraten von 5 bis 7 % per anno zugeschrieben. Der<br />
Großhandel ist eng mit dem Transportgewerbe verknüpft. Im<br />
34
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Großhandel und der Handelsvermittlung sind bundesweit<br />
mehr als 1,3 Mio. Menschen beschäftigt.<br />
5.2.2 Position und Kompetenzen von <strong>Neumünster</strong><br />
Logistische<br />
Standortvorteile<br />
und hoher Lokalisationskoeffizient<br />
von 271...<br />
<strong>Neumünster</strong> weist außerordentliche Standortvorteile für logistische<br />
Funktionen auf. So erreicht der Lokalisationskoeffizient<br />
für die Wirtschaftsabteilung „Landverkehr und Transport“<br />
einen Wert von 271. Am Standort <strong>Neumünster</strong> gibt es also<br />
2,7 mal mehr Beschäftigte als im Bundesdurchschnitt in diesem<br />
Bereich. Bei den Kurier,- Express- und Paketdiensten<br />
liegt der Lokalisationskoeffizient mit einem Wert von 163<br />
ebenfalls deutlich über 100 (Bundesdurchschnitt). Einzig im<br />
Bereich der „Lagerei“ sind in <strong>Neumünster</strong> mit einem Lokalisationskoeffizienten<br />
von 98 ebenso viele Menschen wie im<br />
Bundesdurchschnitt beschäftigt. Durch den Ausbau der A20<br />
und ein entsprechendes Flächenangebot für Logistikdienstleister<br />
(siehe geplantes neues Gewerbegebiet im Norden<br />
<strong>Neumünster</strong>s) könnte sich dieser Wert durch Neuansiedlungen<br />
im Zeitverlauf erhöhen. Im Großhandel hat <strong>Neumünster</strong><br />
ebenfalls eine außerordentliche Stärkeposition und Standortvorteile<br />
aufzuweisen. Der Lokalisationskoeffizient im Großhandel<br />
liegt bei einem Wert von 170 Punkten. Der Logistiksektor<br />
und der Großhandel sind in <strong>Neumünster</strong> stark miteinander<br />
verbunden.<br />
Abb.26 Beschäftigte im Bereich Logistik und im Großhandel pro 1.000<br />
SVP-Beschäftigte<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
48<br />
48<br />
49<br />
56<br />
82<br />
81<br />
45<br />
71<br />
45 44<br />
Logistik ohne Seeverkehr Großhandel ohne KFZ-Handel<br />
Quelle: Eigene Darstellung und Berechnungen nach Angaben der BA für Arbeit<br />
47<br />
52<br />
35
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
...als Spiegelbild<br />
der zentralen Lage<br />
Dunkelgrün = hohe Affinität<br />
Radius Erreichbarkeit KEP-Dienste RDC<br />
Regionale<br />
Distributionzentren<br />
30<br />
60<br />
120<br />
180 und > 180<br />
Bedeutende<br />
Verkehrsachsen<br />
und Warenströme<br />
Häfen, Flughäfen,<br />
Eisenbahnknoten<br />
etc.<br />
Die „Sonderposition“ <strong>Neumünster</strong>s im Bereich Logistik und<br />
Großhandel ist Spiegelbild der zentralen Lage innerhalb<br />
Schleswig-Holsteins, die durch die ostwest-verlaufende A20<br />
und den neu entstehenden nahen Autobahnknoten A7/A20<br />
gestärkt werden dürfte. <strong>Neumünster</strong> kann zukünftig eine<br />
„Knotenpunktfunktion“ zwischen der Jütland- und der Fehmarnbelt-Route<br />
einnehmen. Auf die hohe Bedeutung <strong>Neumünster</strong>s<br />
als logistischer Knoten weisen der erwähnte Kombiverkehrsterminal<br />
in Kooperation mit dem Seehafen Kiel<br />
und dem Hamburger Hafen sowie der sechsspurige Ausbau<br />
der A7 bis zum Kreuz Bordesholm hin.<br />
Abb.27 Logistische Funktionen und Positionierung <strong>Neumünster</strong>s<br />
593.000 Menschen<br />
von <strong>Neumünster</strong><br />
aus erreichbar<br />
3,88 Mio. Menschen von <strong>Neumünster</strong><br />
aus erreichbar<br />
5,97 Mio. Menschen<br />
von <strong>Neumünster</strong><br />
aus erreichbar<br />
Mehr als 7,26 Mio.<br />
Menschen von<br />
<strong>Neumünster</strong> aus<br />
erreichbar<br />
NDC Nationale<br />
Distributionszentren<br />
EDC<br />
Europäische<br />
Distributionszentren<br />
Lage an A7 (Jütland-Route) und<br />
Nähe zur A 20 ( Fehmarnbelt-<br />
Querung und Elb-Querung)<br />
Hinweis: Erreichbare Einwohnerzahlen unter Berücksichtigung des Ausbaus der A20<br />
WDC Weltweite<br />
Distributionszentren<br />
Nähe zu den Häfen Hamburg, Kiel und Lübeck<br />
sowie zum neuen Kiel-Canal-Hafen bei Rendsburg;<br />
Nähe zum Flughafen Hamburg, Eisenbahnknoten S.-H.<br />
Quelle: Eigene Darstellung und Ableitung © Georg & Ottenströer<br />
Regionallager mit<br />
50.000 m² in<br />
<strong>Neumünster</strong><br />
<strong>Neumünster</strong> hat aufgrund der skizzierten guten verkehrlichen<br />
Erreichbarkeit einen hohen Besatz mit Großhandels- und<br />
Zentrallägern (z.B. EDEKA; BELA, Hagebau) aufzuweisen. Die<br />
Zentrallager von Lidl (Wasbek) und Aldi (Nortorf) befinden<br />
sich im engeren und weiteren Umland <strong>Neumünster</strong>s. Die<br />
EDEKA Handelsgesellschaft Nord mbH ist bereits seit rd. 40<br />
Jahren in <strong>Neumünster</strong> ansässig. Die Tätigkeitsschwerpunkte<br />
sind der Lebensmittelgroßhandel und der Lebensmitteleinzelhandel<br />
(zweistufig). Das Absatzgebiet erstreckt sich von<br />
36
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Systemgeführtes<br />
Transportnetzwerk<br />
als Alleinstellungsvorteil<br />
<strong>Neumünster</strong><br />
Standort für<br />
Frischelogistik<br />
<strong>Neumünster</strong> als<br />
Standort für<br />
Schienenfahrzeuginstandhaltung<br />
der dänischen Grenze im Norden, bis Uelzen im Süden, von<br />
Brandenburg im Osten und bis Cuxhaven im Westen. Am<br />
Standort <strong>Neumünster</strong> betreibt EDEKA Nord ein Regionallager<br />
mit knapp 41.000 m² Lagerfläche, wobei eine Erweiterung<br />
auf rd. 50.000 m² geplant ist.<br />
EDEKA Nord kooperiert u.a. mit dem Unternehmen Herbert<br />
Voigt GmbH & Co. KG, einem international agierenden Logistik-<br />
und Transportunternehmen. Die Voigt GmbH ist das<br />
größte Logistikunternehmen in Schleswig-Holstein und verfügt<br />
mit einem europäischen Transportnetzwerk von systemgeführten<br />
Linienverkehren über einen Alleinstellungsvorteil.<br />
Zum Beispiel starten in <strong>Neumünster</strong> und in München zeitgleich<br />
LKW‘s, die sich an einem zentralen Ort in Deutschland<br />
treffen und dort ihre LKW‘s bzw. Ladung tauschen und dann<br />
wieder zurück fahren. Das Ziel der systemgeführten Linienverkehre<br />
ist die Vermeidung von Leerfahrten. Täglich gibt es<br />
rund 50 dieser „paarigen Transporte“ von <strong>Neumünster</strong> aus.<br />
Neben EDEKA Nord zeigen auch die beiden Frischprodukte-<br />
Zentrallager der Bartels-Langness Handelsgesellschaft mbH<br />
& Co. KG – (kurz BELA), dass der Standort <strong>Neumünster</strong> für die<br />
Distribution von Lebensmitteln und von Frischeprodukten ein<br />
geeigneter Standort ist. BELA unterhält am Standort <strong>Neumünster</strong><br />
ein Zentrallager für Fleischhandel und Tiefkühlprodukte,<br />
sowie ein Lager für Lebensmittel, Obst + Gemüse und<br />
Blumen. BELA liefert ein Sortiment von über 30.000 verschiedenen<br />
Produkten. Zum Kundenkreis zählen beispielsweise<br />
deutschlandweit über 1.500 Supermärkte, Kioske und Tankstellen.<br />
<strong>Neumünster</strong> ist Standort der DB-Fahrzeuginstandhaltung. Am<br />
Standort bzw. im Werk werden Reisezugwagen (Personenwagons)<br />
repariert, instandgehalten und modernisiert (u.a.<br />
Küchenmontage, WC-Anlagen, Stahlbau). Insgesamt gibt es<br />
in Deutschland 14 dieser Werke, wobei der Standort <strong>Neumünster</strong><br />
zu den größeren Standorten zählt. Das Werk in<br />
<strong>Neumünster</strong> ist in erster Linie ein Produktionsbetrieb ohne<br />
feste Ingenieurs-Mannschaft. Daher gibt es zahlreiche Kooperationen<br />
mit verschiedenen Akteuren in <strong>Neumünster</strong> und<br />
im Umland. Dazu gehören Ingenieur-Büros mit Planungs-<br />
Know-How, Polstereien, Dachdecker, Klempner, Fliesenleger,<br />
Hoch- und Tiefbau-Unternehmen, etc. Für die DB-<br />
Fahrzeuginstandhaltung könnte die Errichtung eines KV-<br />
Terminals in <strong>Neumünster</strong> mit der Erweiterung der Produktpalette<br />
einhergehen: statt bislang nur Personenwagen instandzuhalten,<br />
könnten künftig auch die in <strong>Neumünster</strong> ankom-<br />
37
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
menden Güterwagon gewartet werden (mit entsprechenden<br />
positiven Effekten auf das ortsansässige Handwerk).<br />
Zusammenfassend lassen sich für Logistik und Großhandel<br />
die folgenden Stärkepositionen <strong>Neumünster</strong>s identifizieren:<br />
Stärkepositionen Logistik und<br />
Großhandel <strong>Neumünster</strong><br />
5.3 Abfallwirtschaft und Recycling<br />
5.3.1 Allgemeine Entwicklungen<br />
Hohe volkswirtschaftlicheBedeutung<br />
der AbfallundRecyclingwirtschaft<br />
Wandel im Tätigkeitsspektrum<br />
• Sehr hoher Lokalisationskoeffizient von 271 Punkten im Bereich<br />
Landverkehr und Transport, bei den KEP-Diensten von 163 sowie von<br />
170 Punkten im Bereich Großhandel als Indikator der Standortattraktivität<br />
• Relativ hoher Beschäftigtenanteil und Wachstumsbranche<br />
(z.B. Handelslogistik, Kontraktlogistik)<br />
• Herausragende zentrale Lage und verkehrliche Erreichbarkeit sowie<br />
weitere Optimierung durch den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur<br />
(A20, KV-Anlage)<br />
• Erreichbarkeit von knapp 6 Mio. Menschen (Konsumenten) im<br />
Umkreis von 120 Fahrminuten<br />
• Vorhandene Großunternehmen mit z.T. Alleinstellungsmerkmalen<br />
und logistisches Netzwerk<br />
• Nähe zu den Häfen Hamburg, Kiel, Lübeck und zum neuen Kiel Canal<br />
Hafen sowie zum Flughafen Hamburg (Nähe zu Beschaffungs- und<br />
Absatzmärkten)<br />
• Weitere Entwicklungspotenziale durch die Bereitstellung profilierter<br />
Flächenangebote<br />
Ein Umsatzvolumen von rd. 50 Mrd. € pro Jahr bei mehr als<br />
200.000 Beschäftigten machen deutlich, dass die Abfallentsorgungs-<br />
und Recyclingwirtschaft eine erhebliche volkswirtschaftliche<br />
Bedeutung hat. Die Branche ist zu einem der<br />
wichtigsten Rohstofflieferanten für die heimische Wirtschaft<br />
avanciert. Im Jahr 2009 wurden 13,2% des Rohstoffbedarfs<br />
der Industrie durch die Sekundärrohstoffbranche gedeckt.<br />
Besonders gute Wachstumschancen verspricht der Markt für<br />
automatische Stofftrennungsanlagen, der Expertenschätzungen<br />
zufolge in den kommenden Jahren um 15% jährlich<br />
auf bis zu 1,5 Mrd. Euro im Jahr 2020 wachsen wird.<br />
Die Unternehmen der Branche verändern ihre Tätigkeit immer<br />
mehr von der Transportdienstleistung und Abfallbeseitigung<br />
hin zur Produktion. Die Abfallentsorgungs- und Recyclingwirtschaft<br />
stellt Energie und Rohstoffe aus scheinbar nicht<br />
mehr benötigten Altstoffen her. Selbstverständlich verknüpft<br />
38
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Branche als<br />
Innovationsträger<br />
sie dabei ihre Produktion mit ihrer spezialisierten und bewährten<br />
Beschaffungs- und Distributionslogistik. Die Branche<br />
leistet zudem einen markanten Beitrag zum Klimaschutz und<br />
hat eine wichtige Bedeutung für die Ressourcen- und Energieschonung,<br />
für die Emissionsvermeidung und für nachhaltiges<br />
Wirtschaften.<br />
Trotz der angestrebten Reduzierung von Abfallmengen bewirken<br />
vor allem die Verknappung und steigenden Preise für<br />
Primärrohstoffe sowie die erwartbaren Innovationsimpulse<br />
aus der praktischen Umsetzung der Klimaschutzziele auch<br />
weiterhin ein qualitatives und quantitatives Wachstum der<br />
Branche. Die Abfall- und Recyclingwirtschaft wird dabei zunehmend<br />
zum Innovationsträger. So ist der Anteil der Unternehmen<br />
mit Produktinnovationen innerhalb der jeweils<br />
letzen drei Jahre kontinuierlich angestiegen. Die Innovationstätigkeit<br />
führt dazu, dass immer mehr deutsche Recyclingtechnologie<br />
und -anlagen exportiert werden.<br />
Abb. 28 Anteil von Unternehmen in % mit Tätigkeitsschwerpunkt Sammlung,<br />
Behandlung und Beseitigung von Abfällen mit Produktinnovationen<br />
in den jeweils letzten drei Jahren<br />
37<br />
36<br />
36<br />
35<br />
35<br />
34<br />
34<br />
33<br />
33<br />
32<br />
32<br />
33<br />
34<br />
2006 2007 2008<br />
Quelle: Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, 2010<br />
5.3.2 Position und Kompetenzen von <strong>Neumünster</strong><br />
Lokalisationskoeffizient<br />
bei Abfallwirtschaft<br />
und Recycling<br />
von 201<br />
In <strong>Neumünster</strong> sind über 730 Menschen in der Abfallwirtschaft<br />
beschäftigt. Das entspricht einem Beschäftigtenanteil<br />
von 1,1%. In Schleswig-Holstein erreicht der entsprechende<br />
Beschäftigtenanteil nur 0,6% und im Bundesdurchschnitt nur<br />
36<br />
39
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Standort einer<br />
mechanischbiologischenAbfallbehandlungsanlage<br />
Gewinnung von<br />
Ersatzbrennstoffen<br />
Nachgelagerte<br />
technologieorientierteUnternehmen...<br />
0,5%. Der Lokalisationskoeffizient liegt entsprechend hoch<br />
und erreicht einen Wert von 201. Das heißt, am Standort<br />
<strong>Neumünster</strong> sind doppelt soviel Personen im Vergleich zum<br />
Bundesdurchschnitt in der Branche beschäftigt.<br />
Der hohe Beschäftigtenanteil wird u.a. durch die MBA <strong>Neumünster</strong><br />
GmbH mit induziert. Die MBA steht für die „Mechanisch-Biologische<br />
Abfallbehandlungsanlage mbH“ und ist<br />
eine gemeinsame Tochtergesellschaft der <strong>Stadt</strong>werke und<br />
von REMONDIS, einem international führenden Unternehmen<br />
der Wasser- und Kreislaufwirtschaft. Die MBA <strong>Neumünster</strong><br />
ist das größte Abfallentsorgungszentrum Norddeutschlands<br />
und eine der modernsten Abfallbehandlungsanlagen<br />
Europas. Behandelt werden u.a. Siedlungsabfälle aus <strong>Neumünster</strong>,<br />
Rendsburg-Eckernförde, Plön, Nordfriesland und<br />
aus Flensburg. Die übrigen Abfälle werden im gesamten<br />
norddeutschen Raum gesammelt und in <strong>Neumünster</strong> verwertet.<br />
Vor allem das aufeinander abgestimmte Konzept<br />
von mechanisch-biologischer Abfallaufbereitung und der<br />
energetischen Verwertung an einem Standort ist ein wesentliches<br />
Alleinstellungsmerkmal für <strong>Neumünster</strong>. Als positiv für<br />
die Branche in <strong>Neumünster</strong> wirken sich vor allem die zentrale<br />
Lage innerhalb Schleswig-Holsteins und die gute verkehrliche<br />
Erreichbarkeit aus.<br />
In der MBA werden täglich 800 bis 1.000 Tonnen Siedlungsabfälle<br />
sortiert und verarbeitet. Durch Sieben und Sichten<br />
werden vor allem Metalle und Glas sowie andere nicht<br />
brennbare Stoffe aussortiert. Ziel ist es, Ersatzbrennstoffe in<br />
gleichbleibender Qualität zu gewinnen. Dieser wird in einer<br />
speziellen thermischen Verwertungsanlage (TEV-Anlage) der<br />
<strong>Stadt</strong>werke schwerpunktmäßig zur Fernwärmeerzeugung<br />
verwendet und ersetzt hier jährlich rd. 60.000 Tonnen Steinkohle.<br />
Die MBA <strong>Neumünster</strong> sortiert jährlich 10.000 Tonnen<br />
Metall und gewinnt jährlich 160.000 Tonnen Ersatzbrennstoff<br />
aus dem Müll.<br />
Regionalökonomisch von Interesse ist einerseits die zunehmende<br />
Technologie- und Innovationsintensität der<br />
Branche sowie die erkennbare Herausbildung eines abfallwirtschaftlichen<br />
Clusters in <strong>Neumünster</strong>. So hat sich z.B. die<br />
NUTECH GmbH auf Analysetechnologien und Werkstoffkunde<br />
spezialisiert und nimmt in halbstündlichem Turnus Stoffproben<br />
zur Bestimmung der Zusammensetzung und Verwertbarkeit<br />
des Mülls der MBA. Auch das Unternehmen<br />
Stoffstromdesign ist in der Analytik tätig und untersucht die<br />
heterogenen Stoffanteile in Abfällen. Das Unternehmen berät<br />
Kunden darüber, wie die Zusammensetzung von Produk-<br />
40
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
...im Bereich<br />
Analyse, Werkstoffkunde,Deponietechnik<br />
und<br />
Reparatur<br />
ten sinnvoller Weise gestaltet werden kann, damit diese später<br />
als Abfallprodukte besser verwertet werden können. Die<br />
HAASE Energietechnik aus <strong>Neumünster</strong> konzipiert, baut und<br />
betreibt u.a. komplette Fassungs- und Fördersysteme für Deponiegas<br />
und Sickerwasser. Zur Nutzung des Deponiegases,<br />
von Erdgas und Biogas liefert das Unternehmen auch so genannte<br />
Blockheizkraftwerke (mobile, stationäre und kompakte<br />
Anlagen). Das Unternehmen von der Mehden ist auf<br />
die Reparatur und Neuteil-Anfertigung für alle am Markt vertretenen<br />
Zerkleinerungsaggregate spezialisiert. Im Vordergrund<br />
steht hierbei die Reparatur von Rotorscheren-<br />
Messerwerke. Zu den Kunden des Unternehmens aus <strong>Neumünster</strong><br />
zählen die Marktführer der kommunalen Entsorgung,<br />
Reifenzerkleinerung, Aktenvernichtung, Kompostiertechnik,<br />
Sonderabfallbehandlung und Kühlgeräte- / Elektronikschrott-Entsorgung.<br />
Die besonderen Stärken der Abfallwirtschaft in <strong>Neumünster</strong><br />
lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />
Stärkepositionen Abfallwirtschaft<br />
und Recycling <strong>Neumünster</strong><br />
• Hoher Lokalisationskoeffizient von 201 Punkten als Indikator der<br />
Standortattraktivität <strong>Neumünster</strong>s<br />
• Relativ hoher Beschäftigtenanteil und relativ hohe Bedeutung für den<br />
regionalen Arbeitsmarkt<br />
• Branche mit positiven Zukunftsaussichten (Stichwort: Sekundärrohstoffgewinnung)<br />
und zunehmender Bedeutung als Technologieund<br />
Innovationsträger<br />
• Herausbildung eines eigenen Clusters rund um die MBA <strong>Neumünster</strong><br />
mit nachgelagerter technologieorientierter Analytik<br />
• Ausbau der A20 mit positiven Effekten auf die Fortentwicklung des<br />
Clusters (transportintensiver Bereich)<br />
5.4 Gesundheitswirtschaft und Medizintechnik<br />
5.4.1 Allgemeine Entwicklungen<br />
Gesundheitswirtschaft...<br />
Die Gesundheitswirtschaft setzt sich aus zwei Teilbereichen<br />
zusammen. Der Kernbereich - auch erster Gesundheitsmarkt<br />
genannt - umfasst die "klassische" Gesundheitsversorgung.<br />
Sie ist geprägt von der gesetzlichen und der privaten Kranken-<br />
und Pflegeversicherung. Dem zweiten Gesundheitsmarkt<br />
werden alle privat finanzierten Produkte und Dienstleistungen<br />
rund um die Gesundheit zugeordnet. Mit einem<br />
Anteil von 12% am Bruttosozialprodukt trägt die Gesundheitswirtschaft<br />
stärker als jede andere Branche zu Arbeits-<br />
41
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
... mit wachsender<br />
Bedeutung...<br />
...und vielfältigen<br />
Tätigkeitsbereichen<br />
plätzen, zu hochmodernen Dienstleistungen und technologischen<br />
Spitzenentwicklungen bei.<br />
Die Ausgaben für Gesundheit lagen in Deutschland im Jahr<br />
2009 bei insgesamt 278,3 Mrd. Euro. Auf jeden Einwohner<br />
entfielen damit Aufwendungen in Höhe von rund 3.400 Euro<br />
(2008: 3.220 Euro). Die Gesundheitsausgaben entsprachen<br />
11,6% des Bruttoinlandsproduktes.<br />
Abb. 29 Bereiche der Gesundheitswirtschaft<br />
Wohnen<br />
Biotechnologie<br />
Selbsthilfe<br />
Sport und Freizeit<br />
Medizintechnik<br />
Pflege<br />
Stationäre<br />
und<br />
ambulante<br />
Versorgung<br />
(Kliniken und<br />
Ärzte)<br />
Apotheken<br />
Handel mit<br />
Gesundheitsprodukten<br />
Pharmazie<br />
Ernährung<br />
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an IAT<br />
Kur- und<br />
Bäderwesen<br />
Gesundheitshandwerk<br />
Gesundheitsberatung<br />
Tourismus<br />
Rund 230.000 Firmen und Betriebe sind in Deutschland auf<br />
Gesundheitswirtschaft spezialisiert, unter anderem: 90.000<br />
Arztpraxen, 21.600 Apotheken und über 22.500 Pflegeeinrichtungen<br />
sowie 2.083 Krankenhäuser aber auch rund<br />
11.000 Medizintechnikunternehmen. Die demographische<br />
Entwicklung und das wachsende Gesundheitsbewusstsein<br />
schaffen künftig zusätzliche Nachfrage. Neben professionellen<br />
Dienstleistungen bei Gesundheit, Pflege und Betreuung<br />
sind vor allem Produkte und Dienstleistungen des zweiten<br />
Gesundheitsmarktes stärker gefragt. Ein aktuelles Forschungsprojekt<br />
des Bundeswirtschaftsministeriums prognostiziert,<br />
dass im Jahr 2030 jeder Fünfte in der Gesundheitswirtschaft<br />
arbeiten könnte. Zurzeit arbeiten in der „engeren Gesundheitswirtschaft“<br />
(Wirtschaftsabteilung Gesundheitswesen)<br />
bundesweit rd. 3,3 Mio. Menschen. Die Wachstumsgeschwindigkeit<br />
und -intensität der Gesundheitswirtschaft werden<br />
jedoch von der zukünftigen Ausgestaltung der gesetzli-<br />
42
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Starke Stellung<br />
Deutschlands in<br />
der Medizintechnik<br />
chen Rahmenbedingungen und der Reformschritte im Gesundheitswesen<br />
bestimmt.<br />
Der medizinische Fortschritt, das zunehmende Gesundheitsbewusstsein<br />
und die längere Lebenserwartung tragen auch<br />
zu den positiven Aussichten in der Medizintechnik bei. Die<br />
Stärke Deutschlands in der Medizintechnik resultiert vor allem<br />
aus der breiten Produktpalette mit einem hohen Anteil<br />
innovativer Erzeugnisse. Die Umsätze der Medizintechnik sind<br />
zuletzt (2010) um 9,4% auf rd. 20 Mrd. Euro angestiegen. Getragen<br />
wurde die Dynamik vom expansiven Auslandsgeschäft.<br />
In der Medizintechnik hat Deutschland einen weltweiten<br />
Marktanteil von rd. 10%.<br />
5.4.2 Position und Kompetenzen <strong>Neumünster</strong><br />
2.200 Beschäftigte<br />
im Gesundheitswesen<br />
Standort eines<br />
Schwerpunktkrankenhauses<br />
für<br />
mehr als 140.000<br />
Menschen<br />
Im Gesundheitswesen sind in <strong>Neumünster</strong> knapp 2.200 Menschen<br />
beschäftigt. Obwohl das Friedrich-Ebert-Krankenhaus<br />
(FEK) zu einem der größten Arbeitergeber in der <strong>Stadt</strong> zählt,<br />
liegt der Lokalisationskoeffizient für das Gesundheitswesen in<br />
<strong>Neumünster</strong> mit einem Wert von 92 unter dem bundesdeutschen<br />
Durchschnitt (=100). Im Bereich Gesundheitswesen<br />
besteht für <strong>Neumünster</strong> angesichts der skizzierten übergeordneten<br />
Wachstumspfade in der Gesundheitswirtschaft<br />
ein deutliches Entwicklungspotenzial. Im Bereich Heime (ohne<br />
Erholungs- und Ferienheime) erreicht der Lokalisationskoeffizient<br />
einen Wert von 101,4. Damit sind am Standort<br />
<strong>Neumünster</strong> 1,4% mehr Menschen in diesem Bereich beschäftigt<br />
als im bundesdeutschen Durchschnitt. Im Jahr 2007<br />
gab es 17 Pflegeheime in <strong>Neumünster</strong> mit insgesamt knapp<br />
1.000 Beschäftigten. Nach einer Prognose von Georg &<br />
Ottenströer lässt sich anhand der demographischen Entwicklung<br />
und der spezifisch regionalen Pflege- und Heimquote<br />
ein Zusatzbedarf bzw. Wachstumspotenzial von vier<br />
bis fünf Heimen bzw. 540 bis 590 stationären Pflegeplätzen<br />
bis 2025 ableiten (ausgehend vom Jahr 2007).<br />
Das Friederich-Ebert-Krankenhaus (FEK) in <strong>Neumünster</strong> ist ein<br />
Schwerpunktkrankenhaus mit allen wesentlichen medizinischen<br />
Abteilungen und Themenfeldern. Es erfüllt medizinische<br />
Versorgungsfunktionen für mehr als 140.000 Menschen<br />
im Umkreis von ca. 15 Fahrminuten. Im Jahr 2009 wurden<br />
eine Spezialstation für Demenzkranke sowie eine interdisziplinäre<br />
Station Geriatrie-Neurologie eingerichtet. Die Geriatrie<br />
hat sich zum Ziel gesetzt, eine bundesweit führende Einrichtung<br />
für die Frührehabilitation bei Demenz, nach Schlaganfall,<br />
nach Operation etc. zu werden.<br />
43
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Akademisches<br />
Lehrkrankenhaus<br />
der Universitäten<br />
Kiel und Hamburg<br />
Das FEK ist zudem akademisches Lehrkrankenhaus für das<br />
Universitätsklinikum Eppendorf in Hamburg, einem bundesweit<br />
und international anerkanntem Klinikzentrum sowie für<br />
die medizinische Fakultät der Christian-Albrechts-Universität<br />
zu Kiel. Insgesamt hält das FEK ca. 40 bis 50 Plätze für angehende<br />
Ärzte bereit.<br />
Starke Vernetzung Das FEK arbeiten eng mit den niedergelassenen Ärzten vor<br />
Ort zusammen – z.B. hinsichtlich der Nutzung medizinischer<br />
Geräte. Weiterhin unterhält das FEK zahlreiche Kooperationen<br />
mit unterschiedlichen Betrieben in <strong>Neumünster</strong> und<br />
dem Umland, z.B. Pflegeheimen, ambulanten Pflegediensten,<br />
mobiler Essenstisch, Orthopädie-Handwerk, Sanitätshäuser<br />
und Hersteller von medizinischen Produkten (z.B. Transcojekt).<br />
Im Bereich Telemedizin gibt eine Zusammenarbeit des<br />
FEK mit der Uni Kiel. Das FEK ist Partner im 5K-Klinikverbund<br />
Schleswig-Holstein. Ziele des Klinikverbundes sind u.a. der<br />
Erfahrungsaustausch über Krankheitsbilder und zu Behandlungsmetoden<br />
sowie zum Thema Aus- und Weiterbildung. Im<br />
Verbund ist <strong>Neumünster</strong> Kompetenzstandort für die Projekte<br />
„Versorgung von Schwangeren und Entbindenden“ sowie<br />
für „Telemedizin zur Versorgung herzkranker Patienten“.<br />
500 Beschäftigte in<br />
der Medizintechnik<br />
Einen deutlichen Fokus hat der Standort <strong>Neumünster</strong> hinsichtlich<br />
der Medizintechnik. Im Vergleich der Oberzentren ist<br />
<strong>Neumünster</strong> nach Lübeck der zweitbedeutendste Standort<br />
für Medizintechnik in Schleswig-Holstein. Rund 500 Menschen<br />
arbeiten im medizintechnischen Gewerbe in <strong>Neumünster</strong>.<br />
Abb. 30 SVP-Beschäftigte in der Medizin-, Mess- und Steuer- und Regeltechnik<br />
pro 1.000 Beschäftigte (2008)<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
15<br />
10<br />
Deutschland Kiel <strong>Neumünster</strong> Flensburg Lübeck<br />
Quelle: Zukunfts-Branchen Atlas Georg & Ottenströer nach Daten des Statistischen<br />
Bundesamtes<br />
15<br />
6<br />
54<br />
44
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Starke<br />
Orthopädie<br />
Herstellung medizinsicherReagenzien<br />
zur Analytik<br />
von Blutproben<br />
Die tantum AG entwickelt und vermarktet von <strong>Neumünster</strong><br />
aus innovative knochenchirurgische Implantate und Instrumente<br />
für die Orthopädie und Unfallchirurgie, Die tantum<br />
AG ist Lieferant für zahlreiche Krankenhäuser im In- und Ausland.<br />
Die Firma Hiller Feinwerktechnik ist u.a. auf die Medizintechnik<br />
fokussiert und produziert sensible Geräte und Hilfsmittel<br />
zum Beispiel für die Sterilisationstechnik, für Implantate<br />
und das Setzen und Fixieren von Knochennägeln sowie für<br />
biomedizinische Geräte zur Stimulation von Nerven und Muskeln.<br />
Die Orthopädie-Technik Nord GmbH ist u.a. auf die<br />
praktische Anwendung von Prothesen-Technik spezialisiert.<br />
Für die individuelle Optimierung von Beinprothesen stehen in<br />
<strong>Neumünster</strong> ein Dynamik-Labor und ein Übungsparcours zur<br />
Verfügung. Im Dynamiklabor können Bewegungsabläufe<br />
genau visualisiert und das Gangbild in verschiedenen Alltagssituationen<br />
intensiv getestet werden.<br />
In <strong>Neumünster</strong> stellt die SYSMEX Deutschland GmbH medizinische<br />
Reagenzien her und vertreibt diese europaweit vom<br />
Standort <strong>Neumünster</strong> aus. Reagenzien sind wässrige Lösungen<br />
für die Verdünnung und/oder die Behandlung von Blutproben.<br />
Der Standort <strong>Neumünster</strong> spielt nach Firmenangaben<br />
eine wichtige Rolle in dem internationalen, schnell<br />
wachsenden Unternehmen. Ein weiteres medizintechnisches<br />
Unternehmen - das Unternehmen Bader und Partner Maschinenbau<br />
GmbH - entwickelt und konstruiert Produktionsanlagen<br />
für medizinische Einwegprodukte, für pharmazeutische<br />
Produkte sowie für Hygieneprodukte und stellt ein Unternehmen<br />
im Querschnittsbereich des Maschinenbaus und<br />
der Medizintechnik dar.<br />
Die Stärkepositionen <strong>Neumünster</strong>s im Bereich der Gesundheitswirtschaft<br />
stellen sich wie folgt dar:<br />
Stärkepositionen<br />
Gesundheitswirtschaft<br />
<strong>Neumünster</strong><br />
• Standort Schwerpunktkrankenhaus mit Funktion eines akademischen<br />
Lehrkrankenhaus als einer der größten Arbeitgeber der <strong>Stadt</strong><br />
• Hohe medizinische Versorgungsfunktion für das Umland<br />
• Rund 2.200 Beschäftigte im Gesundheitswesen, knapp 1.000<br />
Beschäftigte im Heimbereich und rund 500 Beschäftigte im Bereich<br />
Medizintechnik<br />
• Wachsende Branche und erkennbares Entwicklungspotenzial für<br />
<strong>Neumünster</strong> (u.a. Investitionspotenziale im Pflegeheimbereich)<br />
• Besatz an international agierenden medizintechnischen Unternehmen<br />
• Teilweise Synergieeffekte (Überschneidungen) im Bereich<br />
Maschinenbau und Medizintechnik sowie Handel, Vertrieb und<br />
Service Medizintechnik<br />
45
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
5.5 Wirtschaftliche Dienstleistung und Kreativwirtschaft<br />
5.5.1 Allgemeine Entwicklungen<br />
Trend zur<br />
Dienstleistungsgesellschaft<br />
Verarbeitendes<br />
Gewerbe als<br />
Kundenpotenzial<br />
Wachsende<br />
Bedeutung der<br />
Kreativwirtschaft<br />
Im Verlauf der letzten Jahrzehnte hat die gesamtwirtschaftliche<br />
Bedeutung des Dienstleistungssektors im Vergleich zum<br />
produzierenden Gewerbe kontinuierlich zugenommen. Dies<br />
zeigt sich sowohl an einem steigenden Beitrag des Dienstleistungssektors<br />
zur gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung<br />
als auch am Anstieg der Erwerbstätigkeit in diesem Sektor.<br />
Der Trend zur Dienstleistungsgesellschaft scheint ungebrochen.<br />
Dennoch ist der Dienstleistungssektor nicht losgeläst<br />
vom industriell-gewerblichen Sektor zu betrachten.<br />
Immer mehr Güter lassen sich nur mit einem steigenden Angebot<br />
an Serviceleistungen verkaufen, so dass die Güterproduktion<br />
und Dienstleistungen zunehmend miteinander<br />
verschmelzen. Vor allem außerhalb der großen Wirtschaftsmetroplen<br />
hängt das Dienstleistungswerbe stark vom produzierenden<br />
bzw. vom verarbeitenden Gewerbe vor Ort ab<br />
(Kundenpotenzial). Ein weiterer übergeordneter Trend, der<br />
mit der anhaltenden Tertiärisierung einhergeht, ist die zunehmende<br />
Bedeutung von Wissen. Der Zugang zu Informationen<br />
und Know-How wird zu einem wesentlichen Standortfaktor.<br />
Die Kreativwirtschaft ist Teil einer dienstleistungs- und<br />
wissensorientierten Gesellschaft und übernimmt eine Vorreiterrolle<br />
auf dem Weg in eine wissensbasierte Ökonomie in<br />
Deutschland.<br />
Die Diskussion um die Kreativwirtschaft in Deutschland hat<br />
inzwischen eine hohe öffentliche Aufmerksamkeit erreicht.<br />
Kreativwirtschaft ist nicht mehr nur ein Imagefaktor, sondern<br />
sie wird als ein eigenständiges Wirtschaftsfeld begriffen,<br />
welches dauerhaft als Wachstumsbranche zu etablieren ist.<br />
Unter Kreativwirtschaft werden diejenigen Unternehmen<br />
erfasst, welche überwiegend erwerbswirtschaftlich orientiert<br />
sind und sich mit der Schaffung, Produktion, Verteilung<br />
und/oder medialen Verbreitung von kulturellen/kreativen<br />
Gütern und Dienstleistungen befassen (z.B. Musikwirtschaft,<br />
Buchmarkt, Kunstmarkt, Filmwirtschaft, Rundfunkwirtschaft,<br />
Markt für darstellende Künste, Designwirtschaft, Architekturmarkt,<br />
Pressemarkt, Werbemarkt sowie Software/Games-<br />
Industrie).<br />
46
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Über 1 Mio.<br />
Erwerbstätige<br />
in der Kreativwirtschaft<br />
in Deutschland<br />
In Deutschland arbeiten über 1 Mio. Erwerbstätige in Kreativberufen.<br />
2009 haben sie Güter und Leistungen im Wert<br />
von über 60 Mrd. Euro hergestellt bzw. erbracht. Da die<br />
Kreativwirtschaft relativ wenig exportiert und ihre Arbeit eher<br />
binnenmarktorientiert ist, eignet sich die Branche für eine<br />
Stärkung der Binnen- gegenüber der Exportwirtschaft. Die<br />
Kreativwirtschaft ist stark von Kleinstbetrieben geprägt. 2008<br />
beschäftigten 97% der 233.000 Unternehmen der Branche<br />
weniger als zehn Mitarbeiter bei einem Umsatz von unter 2<br />
Mio. Euro. Großunternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten<br />
und 50 Mio. Euro Umsatz er-wirtschafteten mit 41% jedoch<br />
den Großteil des Umsatzes.<br />
Abb.31 Umsatzentwicklung und -prognose in der Kreativwirtschaft<br />
in Mrd. Euro<br />
Quelle: IKB Bank<br />
5.5.2 Position und Kompetenzen <strong>Neumünster</strong><br />
Wachsender<br />
Dienstleistungsbereich<br />
Technische<br />
Dienstleistungen<br />
Der Dienstleistungsbereich gehört auch in <strong>Neumünster</strong> zu<br />
den Wachstumstreibern. Neben den technischen Dienstleistungen<br />
haben sich insbesondere die wirtschaftnahen<br />
Dienstleistungen, die Finanzdienstleistungen und das Grundstücks-<br />
und Wohnungswesen positiv entwickelt und Beschäftigtenzuwächse<br />
erzielt.<br />
Zuverlässig arbeitende Maschinen und Anlagen sind für die<br />
Produktionswirtschaft eine Grundvoraussetzung. Das Unternehmen<br />
TDK Maschinenbau GmbH bietet technische<br />
Dienstleistungen zur Instandhaltung und Wartung von Maschinen<br />
und Anlagen an. Im Bereich Fabrikservice zielt die<br />
Beratungsleistung auf die Minimierung möglicher Fehlerquellen<br />
an den Maschinen und Anlagen. Die Verlagerung von<br />
Maschinen an andere Standorte sowie der gesamte Bereich<br />
der Gebäudeinstandhaltung gehört ebenfalls zum Leistungsangebot<br />
des internationalen Dienstleisters aus <strong>Neumünster</strong>.<br />
47
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Über 500 Erwerbstätige<br />
in der<br />
Kreativwirtschaft<br />
In <strong>Neumünster</strong><br />
Starke Stellung von<br />
Architektur- und<br />
Ingenieurbüros<br />
Auch die Kreativwirtschaft ist heute ein fester Bestandteil des<br />
Dienstleistungssektors der <strong>Stadt</strong>. In <strong>Neumünster</strong> gibt es 57 im<br />
Handelsregister eingetragene Unternehmen, die der Kreativwirtschaft<br />
zugeordnet werden können. Das sind 1,4% aller<br />
eingetragenen Unternehmen. Unter Berücksichtig der Kleingewerbetreibenden<br />
erhöht sich die Unternehmenszahl auf<br />
261. In der Kreativwirtschaft arbeiten in <strong>Neumünster</strong> schätzungsweise<br />
rd. 500 bis 550 Menschen und damit fast soviel<br />
wie in der Bauwirtschaft (rd. 630 Beschäftigte)<br />
Innerhalb der Kreativwirtschaft in <strong>Neumünster</strong> besonders<br />
stark vertreten ist der Beschäftigtenanteil der Architekturund<br />
Ingenieurbüros, auf die allein 320 Beschäftigte entfallen.<br />
Die Kreativwirtschaft in <strong>Neumünster</strong> steht damit mit dem<br />
vergleichsweise starken Hochbau (Lokalisationskoeffizient in<br />
<strong>Neumünster</strong> von 124,5 Punkten) und dem starken industriellgewerblichen<br />
Sektor in Zusammenhang. Im Verlagswesen<br />
arbeiten knapp 90 Personen. Hier gibt es Querverbindungen<br />
zu dem außerordentlichen starken Druckgewerbe mit<br />
einem Lokalisationskoeffizienten von 190,6 Punkten. In der<br />
Werbung und Marktforschung gibt es eine Vielzahl von<br />
Kleingewerbetreibenden. Der Bereich Werbung und Marktforschung<br />
hat in <strong>Neumünster</strong> angesichts der starken industriellen-gewerblichen<br />
Basis und der Funktion als Messestandort<br />
als Kundenpotenzial noch deutliche Entwicklungsmöglichkeiten.<br />
48
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Abb. 32 Unternehmen/Kleingewerbetreibende aus den Bereichen Werbung, Marketing und Promotion,<br />
Design und Graphik, Dekoration und Raumgestaltung in <strong>Neumünster</strong><br />
Quelle: MUSIS, IHK Kiel<br />
<strong>Neumünster</strong> als<br />
Standort überregional<br />
agierender<br />
Werbeagenturen<br />
Zu den größeren Werbeagenturen in <strong>Neumünster</strong> mit bundesweiten<br />
Auftraggebern zählt die Lürssen Brügmann Werbeagentur.<br />
Die Agentur agiert als B-to-B Fullservice Werbeagentur<br />
(Business to Business) mit den Schwerpunkten Messe-<br />
und Kongresskommunikation, Medizintechnik, Immobilienwirtschaft,<br />
technische Dienstleistungen, Maschinenbau<br />
und regenerative Energien. Hervorgehoben wird die nachhaltige<br />
Entwicklungsmöglichkeit der Agentur am Standort in<br />
<strong>Neumünster</strong> aufgrund des starken Mittelstandes als Kundenpotenzial.<br />
Ein weiterer Standortvorteil ist nach Agenturangaben<br />
die vor Ort ansässige Landesberufsschule für Medienund<br />
Drucktechnik, so dass der „Nachwuchs“ direkt in Neu-<br />
49
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
münster ausgebildet wird.<br />
Die Stärkepositionen und Entwicklungsmöglichkeiten <strong>Neumünster</strong>s<br />
im Bereich Dienstleistungen und Kreativwirtschaft<br />
lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />
Stärkepositionen Dienstleitung und<br />
Kreativwirtschaft <strong>Neumünster</strong><br />
• Stark wachsender regionaler Dienstleistungssektor<br />
• Hoher industriell-gewerblicher Besatz und technologie-orientierter<br />
Mittelstand als Kundenpotenzial<br />
• Messestandort<br />
• Hohe Bedeutung im Kontext des strukturellen Wandels in der<br />
Arbeitswelt (zunehmende Verflechtung von Arbeiten und Wohnen)<br />
• Zunehmende Bedeutung der Kreativwirtschaft als Imageträger der<br />
<strong>Stadt</strong><br />
• Mit rd. 500 bis 550 Arbeitsplätzen fast so bedeutend wie die<br />
Bauwirtschaft<br />
• Deutliche Entwicklungsmöglichkeiten im Bereich Kreativwirtschaft<br />
50
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
6 Exkurs: Bildung und Netzwerke<br />
Wissen und Bildung<br />
als „Rohstoff“<br />
<strong>Neumünster</strong> als<br />
Zentrum...<br />
... beruflicher<br />
Bildung<br />
...und besonderen<br />
Ausbildungsmöglichkeiten<br />
Wissen wird zunehmend zum entscheidenden Element für<br />
die Wirtschaftsentwicklung. In der Bildung der Bevölkerung<br />
liegt das Innovationspotenzial für die Zukunft von Betrieben<br />
und Menschen. Im Jahr 2009 lag der Anteil von Schülern der<br />
allgemeinbildenden Schulen mit Fachhochschul- und Hochschulreife<br />
in <strong>Neumünster</strong> mit 37,8% deutlich über dem Landesdurchschnitt<br />
von Schleswig-Holstein (28,2%). Hingegen<br />
lag der Anteil der Schüler/innen ohne (Hauptschul-)Abschluss<br />
mit 5,8% um 1,1 Prozentpunkte niedriger als im Landesdurschnitt<br />
(6,9%). Die Zahlen sprechen eindeutig für die<br />
Qualität des Schulstandortes <strong>Neumünster</strong>.<br />
<strong>Neumünster</strong> ist ein ausgesprochen starkes Zentrum der beruflichen<br />
Bildung und Standort des Regionalen Berufsbildungszentrums.<br />
Vor Ort haben allein 9 Berufsfachschulen, 3<br />
Berufsschulen sowie 6 Fachschulen und 1 Fachoberschule<br />
ihren Standort. Ab 2011 wird die NBS Northern Business<br />
School Hamburg ein berufsbegleitendes Fachhochschulstudium<br />
zunächst in Betriebswirtschaftslehre anbieten. Weitere<br />
Studiengänge sind geplant. <strong>Neumünster</strong> ist auch ein Standort<br />
im schleswig-holsteinischen Netz der Wirtschaftsakademien.<br />
Das Angebot der Wirtschaftsakademie reicht von der<br />
Berufsvorbereitung bis zur außerbetrieblichen Ausbildung für<br />
öffentliche Kunden.<br />
Für Fach- oder Führungskräfte in der Lebensmittelindustrie,<br />
im Handel und Handwerk bietet das bereits erwähnte KIN<br />
Lebensmittelinstitut in Kooperation mit der Steinbeis Business<br />
Academy in <strong>Neumünster</strong> einen dreijährigen, berufsbegleitenden<br />
Studiengang Bachelor (B.A.) „Lebensmitteltechnologie<br />
und Produktmanagement“ an. Darüber hinaus ist an<br />
das KIN die Fachschule für Lebensmitteltechnik angegliedert.<br />
Seit der Gründung im Jahre 1970 hat die staatlich<br />
anerkannte Fachschule weit über 2.000 Lebensmitteltechniker<br />
ausgebildet.<br />
Neben der Funktion als akademisches Lehrkrankenhaus für<br />
die medizinischen Fakultäten der Christian-Albrechts-Universität<br />
zu Kiel und der Universität Hamburg bietet die Pflegeschule<br />
des FEK zurzeit 100 Ausbildungsplätze für die Gesundheits-<br />
und Krankenpflege. Eine Besonderheit der Schule ist<br />
die IPMS (Interdisziplinäre Pflegeeinheit unter Mitwirkung der<br />
Schule), in der die Pflegekräfte gemeinsam mit Praxisanleitern,<br />
Lehrern, Therapeuten und Schülern Patienten versorgen<br />
und praktisch ausbilden.<br />
51
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
6.1 Besondere Initiativen (Auswahl)<br />
Produktionsnetzwerk<br />
als Standortvorteil<br />
„Praxiscamp“<br />
mit jährlich 10<br />
bis 20 Existenzgründungen<br />
Positiver Saldo<br />
aus Gewerbeanund<br />
abmeldungen<br />
Als besondere Wirtschaftsinitiative am Standort <strong>Neumünster</strong><br />
ist das Produktionsnetzwerk zu erwähnen. Das Netzwerk ist<br />
<strong>Neumünster</strong>s Antwort auf die Globalisierung der Märkte und<br />
den zunehmenden nationalen und internationalen Wettbewerbsdruck<br />
– und in dieser Form bisher einzigartig in<br />
Schleswig-Holstein. Mehr als 25 mittelständische bzw. mittelständisch<br />
operierende Unternehmen aus dem Metallbereich<br />
und dem Maschinenbau arbeiten strategisch und operativ<br />
eng zusammen, um ihre Potenziale und Kompetenzen zu<br />
bündeln. Sie kooperieren in den Bereichen Beschaffung,<br />
Fertigung, Konstruktion und Vertrieb und liefern Projektierung,<br />
Montage, Wartung und Service aus einer Hand. Das<br />
stärkt den Umsatz und den Unternehmenserfolg. Gemeinsam<br />
sichern sie inzwischen 3.000 Arbeitsplätze in <strong>Neumünster</strong><br />
und erwirtschaften fast 500 Mio. Euro Jahresumsatz. Unterstützt<br />
werden sie durch die Wirtschaftsagentur <strong>Neumünster</strong>.<br />
Es ist kein Novum, dass jede zweite Gründung aus Arbeitslosigkeit<br />
erfolgt. Die Initiative „Startbahn Existenzgründung“<br />
richtet sich an Menschen, die aus ihrer Arbeitslosigkeit heraus<br />
(gründen) wollen. Dieses Potential aufgreifend, wurde<br />
2007 gemeinsam mit Partnern der Region (Wirtschaftsförderungs-<br />
und Bildungseinrichtungen) ein Projekt kreiert, das in<br />
den letzten Jahren in <strong>Neumünster</strong> jährlich 10 bis 20 Personen<br />
aus der Arbeitslosigkeit in die unternehmerische Existenz geführt<br />
hat. Das so genannte „Praxiscamp“ ist neben der Intensivberatung<br />
das Herzstück der Förderung und eine besondere<br />
Idee aus <strong>Neumünster</strong>. Das „Praxiscamp“ ist eine<br />
zehntägige Gründerwerkstatt, die die Teilnehmer individuell<br />
auf dem Weg zur Selbstständigkeit coacht.<br />
Dank der vorhandenen Gründerzentren und arbeitsmarktpolitischen<br />
Initiativen liegt der Saldo aus Gewerbean- und<br />
abmeldung seit Jahren im positiven Bereich. Das heißt, die<br />
Zahl der Unternehmen in <strong>Neumünster</strong> wächst. Im Fünfjahreszeitraum<br />
von 2005 bis 2009 haben sich durchschnittlich 784<br />
neue Unternehmen pro Jahr angemeldet und 692 pro Jahr<br />
abgemeldet (=insgesamt positiver Saldo von 92 Unternehmen<br />
pro Jahr).<br />
52
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
7 Immobilienwirtschaftliche Standortpotenziale<br />
7.1 Wohnungsmarkt<br />
Soziodemographische<br />
Megatrends<br />
Relativ ausgeglichener<br />
Wohnungsmarkt<br />
Im Folgenden werden die übergreifenden Entwicklungen<br />
und Potenziale auf den Immoblienmärkten der <strong>Stadt</strong> <strong>Neumünster</strong><br />
aufgezeigt.<br />
Der deutsche Wohnungsmarkt differenziert sich immer weiter<br />
aus. Verantwortlich hierfür sind die soziodemographischen<br />
Megatrends wie:<br />
� Schrumpfung und Alterung der Bevölkerung<br />
� Singularisierung<br />
� Heterogenisierung der Bevölkerung<br />
� Pluralisierung der Lebensformen und Lebensstile<br />
� divergierende Einkommens- und Kostenentwicklungen<br />
Auch wenn die Zahl der Einwohner zukünftig sinken wird,<br />
steigt zunächst noch in vielen Regionen die Zahl der Haushalte.<br />
Die Entwicklung zu kleinen Haushalten (als Träger der<br />
Wohnungsnachfrage) ist ursächlich für diese gegenläufige<br />
Entwicklung. Der wachsende Anteil der Einwohner mit Migrationshintergrund<br />
trägt maßgeblich zur Heterogenisierung<br />
der Bevölkerung bei. Veränderungen in der Lebensführung<br />
der Menschen führen zu unterschiedlichen Anforderungen<br />
an die Infrastruktur in Bezug auf den Wohnstandort, die<br />
Wohnung und das Wohnumfeld. Die zu beobachtende divergierende<br />
Einkommens- und Kostenentwicklungen führen<br />
zu einem Bedarf an unterschiedlichsten Wohnformen. Die<br />
Wohnungsmärkte segmentieren sich also immer stärker in<br />
unterschiedliche Preis- und Qualitätsniveaus aus, was zu einer<br />
wachsenden Produktvielfalt im Bereich Wohnen führt.<br />
Ende 2009/Anfang 2010 gab es nach Angaben des Statistischen<br />
Bundesamtes in <strong>Neumünster</strong> 40.400 Haushalte und rd.<br />
41.200 Wohnungen. Selbst unter Berücksichtigung, dass die<br />
wohnungsmarktrelevante Zahl der Haushalte leicht niedriger<br />
liegt als der statistische Wert zeigt der Abgleich von Angebot<br />
und Nachfrage, dass der Wohnungsmarkt <strong>Neumünster</strong><br />
relativ ausgeglichen ist. Zu berücksichtigen ist zudem eine<br />
Fluktuationsreserve, die üblicherweise bei 3% bis 5% liegt.<br />
53
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Stabile Nachfrageentwicklung<br />
Geringer Geschosswohnungsbau<br />
und attraktives<br />
<strong>Stadt</strong>bild<br />
Vergleichsweise<br />
hohe Fertigstellung<br />
als Indikator der<br />
Marktattraktivität<br />
Trotz der skizzierten negativen Bevölkerungsentwicklung<br />
nimmt laut der aktuellsten BBR-Prognose die Zahl der Haushalte<br />
in <strong>Neumünster</strong> und damit die Nachfrage auf dem<br />
Wohnungsmarkt bis zum Jahr 2025 um 1,2% zu. Andere<br />
Prognosen (Wohnungsmarktmonitor der Investitionsbank<br />
Schleswig-Holstein) gehen bis 2020 eher von einem leichten<br />
Minus bei der Entwicklung der Haushaltszahl aus. Welche<br />
Prognose tatsächlich zutrifft, hängt u.a. auch von der Fortentwicklung<br />
<strong>Neumünster</strong>s als Wirtschaftsstandort ab. Zusammengefasst<br />
zeigt sich aber eine vergleichsweise stabile<br />
Nachfrageentwicklung im Zeitverlauf. Die durchschnittliche<br />
Haushaltsgröße liegt bei 1,9 Personen und damit höher als in<br />
Lübeck, Flensburg und Kiel.<br />
Der Anteil von Wohngebäuden mit nur einer Wohnung liegt<br />
in <strong>Neumünster</strong> bei über 70% und damit deutlich über dem<br />
der anderen Oberzentren. Das heißt, dass das <strong>Stadt</strong>bild weniger<br />
stark durch Geschosswohnungsbau geprägt ist als in<br />
den anderen Städten, was sich positiv auf das Image als<br />
Wohnstandort auswirken dürfte<br />
Abb. 33 Entwicklung der Zahl der Haushalte im Zeitraum 2009 bis 2025, in %<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
-2<br />
-3<br />
-2,2<br />
1,2<br />
Kiel <strong>Neumünster</strong> Lübeck Flensburg<br />
Quelle: Eigene Darstellung nach Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)<br />
Die Attraktivität und Absorptionsfähigkeit des Wohnungsmarktes<br />
spiegelt sich auch in der Zahl der neu fertiggestellten<br />
Wohnungen wider. Zwischen Anfang 2000 und Anfang<br />
2010 wurden im Durchschnitt jährlich 2,2 Wohnungen pro<br />
1.000 Einwohner in <strong>Neumünster</strong> fertiggestellt. Damit liegt die<br />
Fertig-stellungsrate leicht über dem Niveau von Lübeck (2,1)<br />
und deutlich über dem von Kiel (1,3). Nur Flensburg hatte<br />
1,0<br />
4,4<br />
54
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Hoher Anteil von<br />
Haushalten mit<br />
höherem<br />
Einkommen<br />
Günstiger<br />
Wohnraum<br />
von allen Oberzentren Schleswig-Holsteins einen höheren<br />
Wert aufzuweisen (2,5).<br />
Positiv für den Wohnungsmarkt <strong>Neumünster</strong> ist der relativ<br />
hohe Anteil von Haushalten mit einem Nettoeinkommen von<br />
über 2.000 Euro im Monat. Der Anteil liegt in <strong>Neumünster</strong> bei<br />
rd. 58%<br />
<strong>Neumünster</strong> bietet vergleichsweise attraktiven und günstigen<br />
Wohnraum an. Neben jungen Menschen ist die <strong>Stadt</strong><br />
daher auch für Familien als Wohnstandort von Interesse bzw.<br />
beliebt. So liegen die durchschnittlichen Angebotsmieten<br />
bei rund 5,00 Euro/m². Für Neubauobjekte mit guter Ausstattung<br />
und in guter Lagequalität bewegt sich die Mietpreisspanne<br />
jedoch zwischen 6,50 und 7,50 Euro/m², so dass der<br />
Neubaumarkt auch für Investoren einen Anreiz bietet. Die<br />
Preise für neu gebaute Eigentumswohnungen liegen zwischen<br />
1.200 Euro/m² bis 1.500 Euro/m² und damit ebenfalls<br />
deutlich über dem unten genannten Durchschnittspreis.<br />
Tab. 3 Durchschnittliche Angebotspreise auf dem Wohnungsmarkt <strong>Neumünster</strong> 2010<br />
<strong>Stadt</strong> Ø Mietpreise<br />
35 - 75 m²<br />
in €/m²<br />
Ø Mietpreise<br />
75 - 115 m²<br />
in €/m²<br />
Ø Kaufpreise<br />
Wohnungen<br />
75 - 115 m²<br />
in €/m²<br />
Ø Kaufpreise<br />
Häuser<br />
100 -145 m²<br />
in €/m²<br />
Flensburg 5,30 5,40 1.280 188.600<br />
Kiel 5,50 5,60 1.240 171.500<br />
Lübeck 6,50 6,70 2.210 169.500<br />
<strong>Neumünster</strong> 4,80 4,90 940 155.000<br />
Quelle: Eigene Auswertung von Angebotsmieten und -preisen über alle Lagen und Baualtersklassen<br />
Attraktive neue<br />
Wohnbaugebiete<br />
Um die Vorteile des Wohnungsmarktes für Nachfrage und<br />
neue Bedarfe nutzen zu können, hat die <strong>Stadt</strong> in den letzten<br />
Jahren einige neue Wohnbaugebiete ausgewiesen. Diese<br />
Baulandpotenziale sind auf das gesamte <strong>Stadt</strong>gebiet verteilt.<br />
Um einen aktiven Beitrag zur Baulandmobilisierung zu<br />
leisten, hat die <strong>Stadt</strong> <strong>Neumünster</strong> Freiflächen erworben, um<br />
sie insbesondere zur Bedarfsdeckung von Baugrundstücken<br />
für freistehende und verdichtete Einfamilienhäuser einer<br />
Wohnnutzung zuzuführen. Von der <strong>Stadt</strong> <strong>Neumünster</strong> werden<br />
die Neubaugebiete „Südlich Kampstraße“ (<strong>Stadt</strong>teil<br />
Gadeland) und „Haart/Am Geilenbek“ (<strong>Stadt</strong>teil Brachenfeld/Ruthenberg)<br />
erschlossen und Baugrundstücke vergeben.<br />
Im Neubaugebiet „Stoverbergskamp/Roschdohler<br />
Weg“ (<strong>Stadt</strong>teil Einfeld) bieten private Erschließungs- und<br />
Bauträger sowie die Wohnungsbaugesellschaft <strong>Neumünster</strong><br />
GmbH Grundstücke für verschiedene Haustypen an.<br />
55
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Vermarktung von<br />
jährlich 50 Grundstücken<br />
Die Attraktivität <strong>Neumünster</strong>s als Wohnstandort resultiert u.a.<br />
auch aus den vergleichsweise günstigen Kaufpreisen für Einfamilienhausgrundstücke<br />
von ca. 80 bis 130 Euro/m². Im Zeitraum<br />
2005 bis einschließlich 2009 wurden nach Angaben<br />
des Gutachterausschusses <strong>Neumünster</strong> jährlich rund 50<br />
Wohnbaugrundstücke vermarktet.<br />
Abb. 34 Lage der Wohnbaugebiete in <strong>Neumünster</strong><br />
Quelle: Eigene Darstellung nach Informationen der <strong>Stadt</strong> <strong>Neumünster</strong><br />
56
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
7.2 Einzelhandelsmarkt<br />
Strukturwandel im<br />
deutschen Einzelhandel<br />
DOC als besondere<br />
Betriebsform mit<br />
großräumlicher<br />
Anziehungskraft<br />
Zusammengefasst ist der Wohnungsmarkt <strong>Neumünster</strong> durch<br />
die folgenden Aspekte charakterisiert:<br />
Charakteristik und Potenziale<br />
Wohnungsmarkt <strong>Neumünster</strong><br />
• Stabile Nachfrageentwicklung durch relativ stabile Zahl an Haushalten<br />
im Zeitverlauf als Träger der Wohnungsnachfrage<br />
• Relativ geringer Geschosswohnungsbau mit positiven Effekten auf das<br />
<strong>Stadt</strong>bild und das Image als Wohnstandort<br />
• Relativ hoher Anteil von Haushalten mit einem Nettoeinkommen von<br />
über 2.000 Euro/Monat als Folge des starken Mittelstandes<br />
• Vergleichsweise günstiges Preisniveau vor allem im Bestand<br />
• Ausweisung attraktiver Neubaugebiete<br />
• Entwicklungspotenziale wahrscheinlich im mittleren bis höheren<br />
Angebotssegment sowie hinsichtlich neuer Wohnformen in Folge der<br />
demographischen Entwicklung<br />
Der deutsche Einzelhandel befindet sich in einem tiefgreifenden<br />
Veränderungsprozess. Dies hängt u.a. mit dem<br />
Wandel bei den Betriebstypen sowie mit dem sich veränderten<br />
Einkaufsverhalten der Kunden zusammen. Deutlich erkennbar<br />
ist dies an der zunehmenden Polarisierung der Einzelhandelslandschaft:<br />
Der preisbewusste Einkauf erfolgt<br />
hauptsächlich in den Discount- und Fachmärkten in den<br />
städtischen Randlagen oder in Gewerbegebieten auf der<br />
so genannten „Grünen Wiese“. Speziell die Waren des täglichen<br />
Bedarfs (Nahrungs- und Genussmittel, Gesundheit<br />
und Körperpflege) werden heute schwerpunktmäßig - in<br />
Form von Versorgungseinkäufen - an den autoorientierten<br />
Standorten der Fachmärkte und Discounter gekauft. Auf der<br />
anderen Seite erleben zahlreiche Innenstädte einen Relaunch<br />
und gewinnen u.a. durch städtebauliche Maßnahmen<br />
und neue Einkaufs-, Gastronomie- und Freizeitmöglichkeiten,<br />
die zum Flanieren und Verweilen einladen, an Attraktivität.<br />
Darüber hinaus haben sich in den letzen Jahren an verkehrlich<br />
herausragenden Standorten sowie in Nähe der größeren<br />
Metropolen Factory- bzw. Designer Outlet Center (DOC)<br />
etabliert – mit dem Effekt, dass Standorte von DOC eine<br />
überregionale Bekanntheit und Gravitation erlangen. Die<br />
Einzugsgebiete von DOC sind in aller Regel großräumlich<br />
ausgerichtet.<br />
57
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Hohe Einzelhandelszentralität<br />
in<br />
<strong>Neumünster</strong><br />
Abb. 35 Strukturwandel im Einzelhandel – Veränderung der Umsatzanteile<br />
in %<br />
50<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
30<br />
45<br />
44<br />
34<br />
9<br />
7<br />
6 5 6 6<br />
4<br />
Umsatzanteil 1995 Umsatzanteil2010<br />
Quelle: Eigene Darstellung nach Angaben des HDE Zahlkenspiegels<br />
Der Einzelhandelsstandort <strong>Neumünster</strong> ist geprägt durch<br />
eine außerordentlich hohe Einzelhandelszentralität. Die<br />
Kennziffer liegt bei einem Wert von 1,53 (2011). Das heißt,<br />
<strong>Neumünster</strong> fließt 53% mehr an Kaufkraft zu, als seinen Einwohnern<br />
zur Verfügung steht. Damit wird die leicht unterdurchschnittliche<br />
Kaufkraft mehr als kompensiert. Das in<br />
<strong>Neumünster</strong> erzielte Einzelhandelsumsatzvolumen liegt bei<br />
schätzungsweise 599 Mio. Euro. jährlich. Entsprechend der<br />
Gravitation und guten verkehrlichen Lage und Erreichbarkeit<br />
ist das Nah- und Ferneinzugsgebiet der <strong>Stadt</strong> weit gesteckt.<br />
Es reicht im Süden fast bis Hamburg und im Norden<br />
bis Kiel und Rendsburg.<br />
4<br />
58
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Knapp 240.000 m²<br />
Verkaufsfläche<br />
42% der Flächen in<br />
Innenstadtlage<br />
Neue Impulse<br />
durch DOC<br />
Abb. 36 Einzugsgebiet <strong>Neumünster</strong><br />
Quelle: Einzelhandelskonzept <strong>Neumünster</strong>, Junker und Kruse<br />
Nach aktuellem Stand (Fortschreibung der <strong>Stadt</strong> <strong>Neumünster</strong><br />
März 2011) gibt es rund 239.700 m² Verkaufsfläche. Auffällig<br />
ist die Hohe Anzahl an Fachgeschäften (367), auf die<br />
rd. 15% der gesamten Verkaufsflächen entfallen. Den größten<br />
Anteil an den Verkaufsflächen nehmen mit rd. 59%<br />
Fachmärkte und Fach-Discounter ein, von denen es in der<br />
<strong>Stadt</strong> 56 Verkaufsstätten gibt. Der hohe Fachmarktanteil sowie<br />
die hohe Zahl an Fachgeschäften tragen zu der außerordentlich<br />
hohen Einzelhandelszentralität <strong>Neumünster</strong>s bei.<br />
Rund 42% des Verkaufsflächenangebotes befindet sich in<br />
Innenstadtlage und integrierten Lagen. Die Mietpreise in<br />
Innenstadtlage bewegen sich nach Angaben des Maklerhauses<br />
Lührmann je nach Ladengröße zwischen 18 bis 40<br />
Euro/m².<br />
Neue Impulse dürfte der Einzelhandelsstandort <strong>Neumünster</strong><br />
durch das neue DOC, welches im Süden der <strong>Stadt</strong> in einem<br />
ansprechenden städtebaulichen Konzept verwirklicht wird,<br />
ausgehen. Das Verkaufsflächenangebot des DOC beträgt<br />
rd. 20.000 m². Das Einzugsgebiet bezieht sich auf den gesamten<br />
schleswig-holsteinischen Raum bis nach Dänemark<br />
und in den niedersächsischen Raum hinein. Das DOC in<br />
59
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Neues integriertes<br />
Shoppingcenter<br />
Deutlich positive<br />
Imageeffekte<br />
durch die neuen<br />
Projekte<br />
<strong>Neumünster</strong> zielt einerseits auf das kaufkraftstarke Potenzial<br />
Hamburgs ab und ist andererseits auf Transitkunden der stark<br />
frequentierten A7 und der neuen ostwest-verlaufenden A20<br />
ausgerichtet.<br />
Abb. 37 Verkaufsflächenstruktur nach Betriebsformen<br />
Verkaufsfläche in 10.000 m²<br />
16<br />
15<br />
14<br />
13<br />
12<br />
11<br />
10<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
Fachmärkte und Fach-Discounter<br />
141.254 m²<br />
Lebensmittel inkl. Discounter<br />
25.346 m²m²<br />
SB-Warenhäuser und Verbrauchermärkte 17.566 m²<br />
Kauf- und Warenhäuser 12.686 m²<br />
Fachgeschäfte<br />
35.785m²<br />
0 50 100 150 200 250 300 350 400<br />
Sonstige (Apotheken, Show Rooms, Tankstellen, Spezialgeschäfte etc. 7.059m²)<br />
Quelle: Eigene Darstellung nach Angaben der <strong>Stadt</strong> <strong>Neumünster</strong><br />
Anzahl Verkaufsstätten<br />
In der Innenstadt von <strong>Neumünster</strong> ist ein neues integriertes<br />
Shoppingcenter geplant, welches am nördlichen Ende der<br />
Fußgängerzone realisiert werden soll. Das Vorhaben könnte<br />
dazu beitragen, dass das bisher mangelnde Angebot an<br />
modernen Verkaufsflächen optimiert wird und sich zudem<br />
ein größerer Ankermieter (evtl. Elektronik-Fachmarkt) mit hoher<br />
Gravitationskraft in der Innenstadt ansiedelt.<br />
Sowohl das DOC als auch das geplante innerstädtische Einkaufszentrum<br />
werden zur Stärkung und Bekanntheit des Einzelhandelsstandortes<br />
<strong>Neumünster</strong> (Shopping-Tourismus) wesentlich<br />
beitragen mit positiven Auswirkungen auf das Image<br />
des Wirtschafts-, Arbeits- und Lebensstandortes <strong>Neumünster</strong>.<br />
60
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
7.3 Hotelmarkt<br />
Wirtschaftliche<br />
Erholung...<br />
...auf dem deutschen<br />
Hotelmarkt<br />
Der Einzelhandelsstandort <strong>Neumünster</strong> lässt sich zusammenfassend<br />
wie folgt charakterisieren:<br />
Charakteristik und Potenziale<br />
Einzelhandelsmarkt <strong>Neumünster</strong><br />
• Mit einem Wert von 1,53 außerordentliche hohe Zentralitätskennziffer<br />
und deutlichen Kaufkraftzuflüssen aus dem nahen und weiteren<br />
Umland<br />
• Umsatzvolumen des Einzelhandelsstandortes bei rd. 599 Mio. Euro<br />
• Über 360 Fachgeschäfte und hoher Besatz an Fachmärkten<br />
• Geplantes Factory-/Designer Outlet Center mit Impulswirkung auf die<br />
Gravitation und das Image <strong>Neumünster</strong>s<br />
• Geplantes integriertes Einkaufszentrum als Impulsträger zur Stärkung<br />
der Innenstadt<br />
• Durch Ausbau der A20 zusätzlich erreichbares Kundenpotenzial (nach<br />
Entfernungsradien)<br />
Das Übernachtungsgwerbe in Deutschland hat sich 2010<br />
wieder positiv entwickelt. Basierend auf der schnellen gesamtwirtschaftlichen<br />
Erholung nach der Finanz- und Wirtschaftskrise<br />
sowie dem attraktiven Angebot an deutschen<br />
Urlaubszielen wurde 2010 ein historischer Rekord bei den<br />
Gästeübernachtungen erzielt. Mit dem Resultat von rund<br />
380 Mio. Übernachtungen in den deutschen Beherbergungsbetrieben<br />
(+3,2% zu 2009) wurde der höchste Wert seit<br />
Beginn der Erhebungen im Jahr 1992 markiert. Einen besonders<br />
deutlichen Anstieg von rd. 10% gab es speziell bei den<br />
Gästen aus dem Ausland. Erstmalig wurde in Deutschland<br />
mit rund 60,3 Mio. Übernachtungen die 60 Mio.-Marke überschritten<br />
und sowohl bei Geschäftsreisen als auch im Urlaubsreiseverkehr<br />
ein Plus gegenüber 2009 registriert. Bei<br />
rund 76% der Besucher aus dem Ausland handelte es sich<br />
um Personen europäischer Herkunft.<br />
Bei den durchschnittlichen Zimmererträgen ist das Vorkrisenniveau<br />
bereits überschritten: Wurde 2009 noch einen Rückgang<br />
des durchschnittlichen Zimmerertrags (Revpar) um<br />
knapp 10% auf 48,17 Euro gemeldet, so stieg er 2010 wieder<br />
um 19% auf 57,37 Euro an. Die durchschnittlichen Zimmerpreise<br />
erhöhten sich 2010 um 12,6% auf 90,49 Euro im Vergleich<br />
zum Vorjahr.<br />
61
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Bis zur Finanz- und<br />
Wirtschaftskrise<br />
steigende Übernachtungszahlen<br />
in <strong>Neumünster</strong><br />
Anzeichen für<br />
Weitere...<br />
... Entwicklungspotenziale<br />
Auch die Entwicklungen auf dem Hotelmarkt <strong>Neumünster</strong><br />
sind der konjunkturellen Entwicklung gefolgt. Stieg die Zahl<br />
der Ankünfte von 2003 bis 2007 von 46.491 auf 51.053 an<br />
(+9,8%), sank sie mit der beginnenden Finanz- und Wirtschaftskrise<br />
wieder deutlich unter die 50.000-Marke. Im Jahresvergleich<br />
2010 zu 2009 sind die Gästeankünfte jedoch<br />
wieder auf rd. 48.000 gestiegen (+2,2%). Der Hotelmarkt<br />
<strong>Neumünster</strong> ist primär durch den Geschäfts- und Messetourismus<br />
geprägt und profitiert von der zentralen Lage und<br />
guten verkehrlichen Erreichbarkeit sowie der Nähe zu Hamburg<br />
und Kiel.<br />
Der skizzierte Anstieg bei den Gästeankünften ging einher<br />
mit einem sinkenden Bettenangebot (-2,6% im Zeitraum 2003<br />
bis 2010). Bei den Übernachtungen gab es 2010 im Vergleich<br />
zu 2009 (u.a. in Folge einer leicht rückläufigen Aufenthaltsdauer)<br />
ein leichtes Minus von 1,8%. Unter Umständen<br />
ist der leichte Rückgang auch auf die Reduzierung des Bettenangebotes<br />
zurückzuführen. Denn die Entwicklung vor der<br />
Finanz- und Wirtschaftskrise zeigt für <strong>Neumünster</strong> eine deutlich<br />
angebotsorientierte Nachfrageentwicklung. Das heißt,<br />
mit einem leicht steigenden Bettenangebot sind auch die<br />
Übernachtungszahlen am Standort <strong>Neumünster</strong> deutlich<br />
angestiegen.<br />
Dies lässt auf bisher nicht ausgeschöpfte Potenziale schließen.<br />
Wie die folgende Grafik zeigt, verlief die Entwicklung<br />
der Übernachtungen im Zeitraum 2003 bis 2007 sogar wesentlicher<br />
expansiver als die moderate Ausweitung des Bettenangebotes.<br />
Entsprechend positiv waren die Effekte auf<br />
die Bettenauslastung.<br />
62
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Leicht überdurchschnittliche<br />
Bettenauslastung<br />
Über 800 Betten<br />
in <strong>Neumünster</strong><br />
Abb. 38 Übernachtungen und Bettenangebot in <strong>Neumünster</strong> (2003 = 100)<br />
115,0<br />
110,0<br />
105,0<br />
100,0<br />
95,0<br />
90,0<br />
85,0<br />
Wachsender Hotelmarkt <strong>Neumünster</strong><br />
2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010<br />
Übernachtungen Bettenangebot<br />
Zeitraum Finanz- und Wirtschaftskrise<br />
Quelle: Eigene Darstellung nach Angaben des Statistischen Landesamtes<br />
Trend<br />
Die Bettenauslastung lag im Jahr 2009 in <strong>Neumünster</strong> mit<br />
knapp 35% deutlich über dem Landesdurchschnitt von<br />
Schleswig-Holstein (knapp 33%). Im Bundesdurchschnitt wurde<br />
ein Wert von 35,7% erreicht. Die Zimmerauslastung in<br />
<strong>Neumünster</strong> dürfte nach überschlägiger Berechnung zwischen<br />
50 und 60% liegen und bewegt sich damit auf einem<br />
typischen Niveau für kleine bis mittlere Städte.<br />
In <strong>Neumünster</strong> gibt es mehr als 10 gewerbliche Beherbergungsbetriebe<br />
mit mehr als 9 Betten und einer Gesamtzahl<br />
von über 810 Betten. Der lokale Hotelmarkt ist stark mittelständisch<br />
geprägt und es dominieren private Anbieter. Angesichts<br />
des starken international agierenden Mittelstands<br />
mit Bedarfen an Geschäftsreiseverkehr, des überregional<br />
bedeutenden Messestandortes <strong>Neumünster</strong> und der zentralen<br />
Lage und verkehrlichen Erreichbarkeit sowie der strategischen<br />
Nähe zu Hamburg und zu Kiel verfügt der Hotelmarkt<br />
<strong>Neumünster</strong> über wahrscheinlich bisher nicht ausgeschöpfte<br />
Entwicklungspotenziale. So wäre z.B. - vorbehaltlich einer<br />
vertiefenden Untersuchung - ein Autohof mit Zweisterne-<br />
Business-Hotel im geplanten neuen Gewerbegebiet an der<br />
Autobahnausfahrt <strong>Neumünster</strong>-Nord oder ein Lifestyle-Hotel<br />
mit Tagungsmöglichkeiten für die ansässigen international<br />
agierenden mittelständischen Unternehmen denkbar. Ein<br />
möglicher Impuls auf den Hotelmarkt könnte in Verbindungen<br />
mit Transitgästen vom DOC ausgehen.<br />
63
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
7.4 Büromarkt<br />
Tertiärisierung als<br />
Impuls für den<br />
Büromarkt<br />
Wirtschaftliche<br />
Erholung mit positiven<br />
Auswirkungen<br />
auf die großen<br />
Büroimmobilienmärkte<br />
Der Hotelmarkt <strong>Neumünster</strong> kann wie folgt charakterisiert<br />
werden:<br />
Charakteristik und Potenziale<br />
Hotelmarkt <strong>Neumünster</strong><br />
• Positive Übernachtungsentwicklung und Erholungstendenz ab 2010<br />
• Starke industriell-gewerbliche Basis mit internationaler Verflechtung<br />
und positiven Effekten auf den Geschäftstourismus<br />
• Messestandort<br />
• Zentrale Lage in Schleswig-Holstein und gute verkehrliche<br />
Erreichbarkeit<br />
• Nähe zu den Destinationen Hamburg und Kiel<br />
• Leicht überdurchschnittliche Bettenauslastung<br />
• Deutliche Anzeichen einer angebotsorientierten Nachfrage -<br />
entwicklung mit bisher nicht ausgeschöpften Entwicklungspotenzialen<br />
Der Büroimmobilienmarkt ist nach dem Wohnimmobilienmarkt<br />
der zweitgrößte Immobilienmarkt in Deutschland. Die<br />
Büroflächennachfrage wird generell von den folgenden<br />
Entwicklungen beeinflusst:<br />
� vom Anstieg der Zahl der Erwerbstätigen (langfristiger<br />
Gegentrend zur demographischen Entwicklung)<br />
� von der anhaltenden Tertiärisierung, die sich in einer<br />
steigenden Bürobeschäftigtenquote niederschlägt<br />
� vom Wachstum der Bürofläche pro Bürobeschäftigten<br />
(jedoch eher stagnierend)<br />
Der durchschnittliche Büroflächenverbrauch pro Bürobeschäftigten<br />
liegt 32,0 m² BGF bzw. 23,8 m² Mietfläche.<br />
Der deutsche Bürovermietungsmarkt hat sich im Jahr 2010<br />
deutlich von den Krisenfolgen erholt. In allen großen deutschen<br />
Bürozentren sind die Vermietungsumsätze zweistellig<br />
angestiegen. Auf den fünf größten deutschen Büroimmobilienmärkten<br />
(Berlin Hamburg, München, Stuttgart, Düsseldorf)<br />
wurde 2010 ein Flächenumsatz von über 2,5 Mio. m²<br />
erzielt. Die Leerstandsquoten sind ebenfalls wieder rückläufig<br />
und lagen 2010 im Durchschnitt bei 9,8% (allerdings mit<br />
starken regionalen Unterschieden: Berlin mit einer Quote von<br />
7,1%, Hamburg mit 8,0% und Frankfurt mit 13,3%). Ein wesentlicher<br />
übergeordneter Trend, der sich auf dem Büromarkt<br />
64
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Stabile kleine<br />
Märkte<br />
Aufstrebender<br />
Büromarkt <strong>Neumünster</strong><br />
mit ca.<br />
4.000 bis 5.000 m²<br />
jährlichem<br />
Flächenumsatz<br />
Günstiges<br />
Mietniveau<br />
abzeichnet, ist die Nachfrage nach energieeffizienten Flächen<br />
mit günstigen Nebenkosten.<br />
Während die großen Bürostandorte erfahrungsgemäß starken<br />
Schwankungen unterworfen sind, zeigen die kleinen<br />
Büromärkte deutlich schwächere Zyklen (geringere Volatilität),<br />
günstigere Leerstandsentwicklungen und damit sichere<br />
und stabile Cashflows auf.<br />
Der Büromarkt <strong>Neumünster</strong> ist ein kleiner aber aufstrebender<br />
Büromarkt. Die starken Beschäftigtenzuwächse im Dienstleistungsbereich<br />
induzieren eine entsprechende zusätzliche<br />
Büroflächennachfrage. Der Markt ist aber stärker durch Eigennutzer<br />
als durch Fremdvermietungen geprägt. Schätzungen<br />
zu Folge (aktuelle Trendumfrage durch Georg & Ottenströer<br />
bei Maklerunternehmen) dürfte sich das Umsatzgeschehen<br />
in der Größenordnung von jährlich 4.000 bis 5.000<br />
m² bewegen. Nach Angaben von BuliwenGesa hat <strong>Neumünster</strong><br />
einen Büroflächenbestand von 245.000 m². Der Bestand<br />
wächst jährlich um durchschnittlich knapp 1.000 m².<br />
Dadurch, dass der Markt stark von Eigennutzungen geprägt<br />
ist, dürfte der Leerstand unter der 6-Prozentmarke liegen<br />
Der Büromarkt <strong>Neumünster</strong> weist ein vergleichsweise günstiges<br />
Mietniveau auf. Die Spitzenmiete bewegt sich je nach<br />
Lage und Ausstattungsqualitäten der Flächen zwischen 7,50<br />
Euro/m² und 8,50 Euro/m². Im mittleren Lage- und Qualitätssegment<br />
werden Mieten von 6,00 Euro/m² bis 7,20 Euro/m²<br />
erzielt. Einfache Büroflächen in peripheren Lagen im <strong>Stadt</strong>gebiet<br />
sind bereits ab rd. 4,50 Euro/m² erhältlich. Von dem<br />
günstigen Mietniveau profitieren insbesondere wirtschaftsnahe<br />
Dienstleister wie Steuerberater, Rechtsanwälte und<br />
Versicherungsagenturen aber auch die wachsende Kreativwirtschaft.<br />
Wie für kleinere Büromärkte üblich, zeichnet<br />
sich der Investmentmarkt <strong>Neumünster</strong> aufgrund relativ günstiger<br />
Kaufpreise für Bürogebäude und -flächen durch vergleichsweise<br />
hohe Nettoanfangsrenditen von 7,7% bis 8,5%<br />
aus.<br />
65
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Technologie- und<br />
Gründerzentren in<br />
<strong>Neumünster</strong> als<br />
besondere Büroflächen<br />
<strong>Neumünster</strong> als<br />
Standort von<br />
Service-Büros<br />
Abb. 39 Mietpreise für Büroflächen in <strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
9,50<br />
8,50<br />
7,50<br />
6,50<br />
5,50<br />
4,50<br />
3,50<br />
8,60<br />
7,50<br />
7,20<br />
6,00<br />
5,80<br />
4,50<br />
Spitzenmiete Mittlere Mietspanne Untere Mietspanne<br />
Quelle: Eigene Maklerbefragung durch Georg & Ottenströer<br />
Das Angebots und Umsatzgeschehen in <strong>Neumünster</strong> konzentriert<br />
sich im Vermietungsmarkt auf die Innenstadt. Sollte<br />
das geplante neue Shoppingcenter in der Innenstadt entstehen,<br />
werden wahrscheinlich auch neue moderne Büround<br />
Praxisflächen realisiert. Als besondere Bürostandorte in<br />
<strong>Neumünster</strong> fungieren das Innovations- und Technologiezentrum<br />
sowie das Logistik- und Innovationszentrum. Hier<br />
werden u.a. auch Flächen für Existenzgründer angeboten.<br />
Für die Attraktivität und das Potenzial des Bürostandortes<br />
<strong>Neumünster</strong> spricht auch die Gründung des Business Center<br />
<strong>Neumünster</strong> (BCNMS) im Gewerbegebiet Süd. BCNMS bietet<br />
möblierte Büros stundenweise, tageweise oder langfristig an.<br />
Zum Service der möblierten Büros gehört neben der Büroausstattung,<br />
die Nutzung von Konferenz- und Seminarräumen,<br />
ein Sekretariats-, Telefon-, Fax- und Post-Service. Genutzt<br />
wird das BCNMS von Kunden, die Niederlassungen in<br />
anderen Städten benötigen, oder von Kunden, die sich gerade<br />
als Freelancer, Kleinunternehmer oder mit einem Start-<br />
Up selbstständig gemacht haben. Bereits ein Jahr nach<br />
Gründung sind im BCNMS 15 Mitarbeiter beheimatet.<br />
66
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
7.5 Gewerbeflächenmarkt<br />
Strukturwandel der<br />
gewerblichen<br />
Flächennachfrage<br />
Branchen- und<br />
Unternehmenskonjunkturen<br />
ausschlaggebend<br />
Zusammengefasst stellt sich der Büromarkt <strong>Neumünster</strong> wie<br />
folgt dar:<br />
Charakteristik und Potenziale<br />
Büromarkt <strong>Neumünster</strong><br />
• Kleiner aber wenig volatiler Büromarkt mit jährlichen<br />
Flächenumsätzen zwischen 4.000 m² bis 5.000 m²<br />
• Relativ hohe Bedeutung von Eigennutzungen und geringer Leerstand<br />
• Stark wachsende Dienstleistungsbranche<br />
• Zunehmende Bedeutung der Kreativwirtschaft<br />
• Günstiges und stabiles Mietniveau, insbesondere auch für<br />
Existenzgründer<br />
• Spezialisierte Flächen (Innovation- und Technologiezentrum, Logistikund<br />
Innovationszentrum, Business Center <strong>Neumünster</strong>)<br />
Die Nachfrage nach Gewerbeflächen hat in den letzten<br />
zehn Jahren einen deutlichen strukturellen Wandel erlebt.<br />
Auf Basis der durch Georg & Ottenströer quartalsmäßig<br />
durchgeführten bundesweiten Befragung zur Vermarktungssituation<br />
zeichnen sich die folgenden bundesweiten Trends<br />
ab:<br />
� Abkoppelung des Flächenbedarfs von der demographischen<br />
Entwicklung bzw. von der Beschäftigtenentwicklung<br />
(bereits seit den 90er Jahren erkennbar)<br />
� Insgesamt ist die Flächennachfrage (mit Ausnahme<br />
der Logistik und des großflächigen Einzelhandels)<br />
deutlich kleinteiliger geworden<br />
� Der technologieorientierte Mittelstand hat die Großunternehmen<br />
als wichtige Nachfragegruppe abgelöst<br />
� Insgesamt kommen 80% bis 90% der Nachfrage nach<br />
Gewerbeflächen aus einem Umkreis von „nur“ 50 Kilometern<br />
� Überregional mobile Branchen sind vor allem die Logistik<br />
und der großflächige Einzelhandel<br />
Neben der Abhängigkeit von der konjunkturellen Entwicklung<br />
ist die gewerbliche Flächennachfrage von den folgenden<br />
Faktoren abhängig:<br />
67
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Attraktives<br />
autobahnnahes<br />
Flächenangebot<br />
Pro Jahr knapp<br />
9 Kauffälle<br />
(Ansiedlungsfälle)<br />
für gewerbliche<br />
Grundstücke<br />
� der regionalen Wirtschaftsstruktur (rund 80 bis 90% der<br />
Nachfrage aus dem endogen und regionalen Besatz)<br />
� der Gravitation und Funktion der Standortgemeinde<br />
bzw. der Region<br />
� spezifischen Branchenkonjunkturen<br />
� spezifischen Unternehmenskonjunkturen<br />
� der Verkehrszentralität sowie Sonderfaktoren wie Häfen,<br />
Flughäfen<br />
� der regionalen Faktorausstattung (Arbeitskräfte, Know<br />
How-Infrastruktur sowie den weichen Standortfaktoren<br />
wie Regionalimage, Freizeitwert etc.)<br />
Abb. 40 Bundesweite Befragung zu Trends und Nachfragegruppen der<br />
Gewerbeflächenvermarktung<br />
Nachfragegruppen<br />
nach<br />
Gewerbeflächen<br />
Handwerk<br />
Mittelstand<br />
Produktion<br />
Mittelstand<br />
Technologie<br />
Größere<br />
Unternehmen<br />
Logistik, Distribution<br />
und Großhandel<br />
II. Quartal 2010<br />
Nennungenin %<br />
III. Quartal 2010<br />
Nennungenin %<br />
IV. Quartal 2010<br />
Nennungenin %<br />
Veränderung<br />
in Prozentpunkten<br />
IV.Q zu III.Q<br />
2010<br />
20,7 18,1 23,3 +5,2<br />
20,0 18,0 20,4 +2,4<br />
5,9 10,8 2,9 -7,9<br />
6,7 4,8 5,8 +1,0<br />
19,3 16,9 22,3 +5,5<br />
Dienstleistung 7,4 8,4 9,7 +1,3<br />
Großflächiger<br />
Einzelhandel<br />
11,1 14,5 7,8 -6,7<br />
Existenzgründer 5,2 4,8 6,8 +2,0<br />
Sonstige 3,7 3,6 1,0 -2,6<br />
Quelle: Eigene Erhebung im Rahmen des WiFö-Index ©Georg & Ottenströer<br />
Der Markt für gewerbliche Bauflächen in <strong>Neumünster</strong> zeichnet<br />
sich durch ein attraktives Flächenangebot und vor allem<br />
autobahnnahe Standorte zur A7 aus. Die Dynamik auf dem<br />
Gewerbeflächenmarkt wurde in den letzten Jahren durch<br />
eine hohe endogene Nachfrage (in <strong>Neumünster</strong> gibt es<br />
über 4.000 in das Handelsregister eingetragene Unternehmen)<br />
aber auch durch überregionale Ansiedlungserfolge<br />
gespeist.<br />
Durchschnittlich wurden im Zeitraum 2005 bis einschließlich<br />
2009 jährlich rd. 8,6 Kauffälle registriert. Damit lag die Zahl<br />
der Kauffälle höher als in vielen Landkreisen Schleswig-<br />
Holsteins mit ihrem ungleich größeren Flächenpotenzial. Im<br />
o.g. Zeitraum wurden rd. 19 ha vermarktet; das entspricht<br />
einem jährlichen Mittel von knapp 4 ha.<br />
68
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Abb. 41 Flächenumsatz Gewerbebauland <strong>Neumünster</strong>, in ha<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
4,9<br />
0,7<br />
5,6<br />
Zeitraum Finanz- und<br />
Wirtschaftskrise<br />
2005 2006 2007 2008 2009 2010<br />
Quelle: Eigene Darstellung nach Angaben des Gutachterausschusses <strong>Neumünster</strong><br />
Neue KV-Anlage Mit der A20 gewinnt <strong>Neumünster</strong> an zusätzlicher Standortattraktivität<br />
für Logistik und transportaffines Gewerbe. Diesen<br />
Standortvorteil will die <strong>Stadt</strong> mit einem neuen Gewerbestandort<br />
an der Autobahnausfahrt <strong>Neumünster</strong>-Nord nutzen.<br />
Hier entsteht auf einem ca., 50 ha (brutto) großen Gebiet<br />
ein Standort u.a. für logistik- und transportaffines Gewerbe.<br />
In Verbindung mit der geplanten KV-Anlage am Güterbahnhof<br />
<strong>Neumünster</strong> könnte der Standort die Funktion eines<br />
(dezentralen) GVZ vor den Toren Hamburg einnehmen und<br />
die Warenströme aus Skandinavien aufnehmen und für die<br />
weitere Distribution bearbeiten.<br />
Günstige<br />
Flächenpreise<br />
Wachsende<br />
Standortattraktivität<br />
für Unternehmensansiedlungen<br />
durch den Ausbau<br />
der A20<br />
Ein wesentlicher Standortvorteil für den Logistik- und Gewerbestandort<br />
<strong>Neumünster</strong> sind – neben der herausragenden<br />
strategischen Lage – auch die günstigen Flächenpreise. Für<br />
voll erschlossenes Gewerbebauland bewegt sich die Preisspanne<br />
zwischen 30 bis 60 Euro/m².<br />
Weiter Standortvorteile sind u.a. die aufgezeigte Verflechtung<br />
der Unternehmen vor Ort mit positiven Effekten auf die<br />
eigene Unternehmensentwicklung, die serviceorientierte<br />
Unternehmensbetreuung durch die <strong>Stadt</strong> und Wirtschaftsförderung<br />
(wurde im Rahmen der persönlichen Fachgespräche<br />
mit Unternehmen immer wieder als Standortvorteil<br />
hervorgehoben) sowie die Standortinitiativen wie das skizzierte<br />
Produktionsnetzwerk und schließlich die Tatsache, dass<br />
sich mit dem Ausbau der A20 das erreichbare Arbeitskräftepotenzial<br />
um 3,2% auf dann insgesamt 1,8 Mio. Personen<br />
4,7<br />
3,2<br />
6,7<br />
69
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
erhöht (im 60 Minuten-Fahrradius). Angesichts des vielfach<br />
diskutierten Facharbeitskräftemangels, stellt das hohe Arbeitskräftepotenzial<br />
zukünftig mit einen wesentlichen Standortvorteil<br />
für <strong>Neumünster</strong> dar. Im 30 Minuten-Fahrradius sind<br />
von <strong>Neumünster</strong> aus rd. 207.000 Arbeitskräfte erreichbar<br />
(nach Ausbau der A20).<br />
Zusammengefasst ergibt sich folgendes Bild für den Gewerbeflächenmarkt<br />
<strong>Neumünster</strong>:<br />
Charakteristik und Potenziale<br />
Gewerbeflächenmarkt <strong>Neumünster</strong><br />
• Zentrale Lage und optimale verkehrliche Erreichbarkeit<br />
• Nähe zu Hamburg in Verbindung mit vergleichsweise günstigen<br />
Flächenpreisen<br />
• Bisher kaum Flächenengpässe und Bereitstellung attraktiver neuer<br />
Gewerbeflächen<br />
• Hoher gewerblicher Besatz mit entsprechender endogener Nachfrage<br />
• Wachsende Bedeutung als Logistikstandort und wachsenden<br />
überregionalen Ansiedlungsmöglichkeiten/ -erfolgen<br />
• Initiativen wie das Produktionsnetzwerk <strong>Neumünster</strong><br />
• Serviceorientierte Betreuung durch die <strong>Stadt</strong> und die<br />
Wirtschaftsförderung (positives Meinungsbild im Rahmen der<br />
geführten Unternehmensgespräche)<br />
• Durch den Ausbau der A20 deutliche Erhöhung des erreichbaren<br />
Arbeitskräftepotenzials im Radius von 60 Fahrminuten um 3,2 % auf<br />
insgesamt rd. 1,8 Mio. Personen<br />
70
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
8 Schlussbemerkungen<br />
Wie die vorliegende Untersuchung gezeigt hat, weist <strong>Neumünster</strong><br />
zahlreiche Stärkepositionen und Entwicklungsmöglichkeiten<br />
auf. Trotz der Vielfalt und Unterschiedlichkeit der<br />
Stärken existieren fallweise enge kausale Zusammenhänge.<br />
Die starke industriell-gewerbliche Basis und vor allem die<br />
wachsende und hohe Bedeutung der Logistik sowie der Abfall-<br />
und Recyclingwirtschaft stehen in engem Zusammenhang<br />
mit der außerordentlichen Lagegunst und verkehrlichen<br />
Erreichbarkeit der <strong>Stadt</strong>. Das vergleichsweise hohe<br />
Bruttoinlandsprodukt wiederum steht im Zusammenhang mit<br />
der hohen Außenverflechtung des technologieorientierten<br />
Mittelstandes in <strong>Neumünster</strong> – insbesondere im Maschinenbau<br />
und der Medizintechnik.<br />
Obwohl auch <strong>Neumünster</strong> im Zuge der demographischen<br />
Entwicklung Einwohner verliert, sind aufgrund der exportorientierten<br />
starken Wirtschaft und des wachsenden Dienstleistungsbereichs<br />
die Beschäftigtenzahlen am Arbeitsort<br />
deutlich angestiegen. Die Funktion <strong>Neumünster</strong>s als regionaler<br />
und überregionaler Arbeitsstandort hat sich in den letzten<br />
Jahren deutlich verstärkt und findet u.a. auch Ausdruck in<br />
der Funktion der <strong>Stadt</strong> als Zentrum der beruflichen Bildung.<br />
Auch für die wachsenden Wirtschaftsbereiche Gesundheitswirtschaft<br />
und Kreativwirtschaft bietet die <strong>Stadt</strong> zahlreiche<br />
Anknüpfungspunkte für zukünftig dynamische Entwicklungen.<br />
Der attraktive und vergleichsweise günstige Wohnungsmarkt<br />
in Verbindung mit der dynamischen Beschäftigtenentwicklung<br />
hat dazu geführt, dass die Zuzüge angestiegen sind.<br />
Durch die Bereitstellung attraktiver Wohnbauflächen sind<br />
besonders Familien an den Standort <strong>Neumünster</strong> gebunden<br />
worden. Insgesamt tragen die positiven Arbeits- und Lebensbedingungen<br />
dazu bei, dass die Geburtenrate in <strong>Neumünster</strong><br />
über dem bundesdeutschen Durchschnitt und die<br />
Altersgruppe der unter 40-jährigen über dem Landesdurchschnitt<br />
von Schleswig-Holstein liegen.<br />
Vom weiteren Ausbau als Einzelhandels- und Einkaufsstandort<br />
und speziell vom neuen Designer Outlet Center sind positive<br />
Wirkungen auf das Image der <strong>Stadt</strong> und eine erhöhte<br />
Gravitation (Shopping-Tourismus) zu erwarten. Der Einzelhandel<br />
in <strong>Neumünster</strong> zeigt zudem entgegen dem bundesdeutschen<br />
Trend steigende Beschäftigtenzahlen zeigen.<br />
71
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
Durch den weiteren Ausbau der Verkehrsinfrastruktur (A20<br />
mit Elbquerung, Fehmarnbelt-Querung) in Verbindung mit<br />
der Lagegunst <strong>Neumünster</strong>s wird der ohnehin starke Logistikund<br />
Transportstandort weiter gestärkt. Durch die Bereitstellung<br />
qualifizierter Gewerbeflächen kann <strong>Neumünster</strong> noch<br />
stärker als bisher an der boomenden Logistik partizipieren.<br />
Die <strong>Stadt</strong> hat das Potenzial, sich zum nördlichen logistischen<br />
„Einfallstor“ zur Metropolregion Hamburg zu entwickeln.<br />
Für die übrigen Immobilienmärkte (Hotel und Büro) gibt es<br />
Anzeichen, bisher nicht gehobenener Entwicklungspotenziale.<br />
Durch eine stärkere Markttransparenz in Verbindung mit<br />
entsprechenden Marketingmaßnahmen könnten Investoren<br />
für den Standort <strong>Neumünster</strong> gewonnen werden.<br />
Aufgrund der sich veränderten Lebens- und Arbeitswelten<br />
kommt der Gründerförderung gerade auch im Zusammenspiel<br />
mit dem Mittelstand eine hohe Bedeutung zu. Neben<br />
der Verringerung struktureller Arbeitslosigkeit durch die<br />
Gründerförderung erweisen sich gerade technologieorientierte<br />
Spin Offs als regionalwirtschaftlich sinnvolles Instrument<br />
der endogenen Standort- und Wirtschaftsentwicklung. Mit<br />
den Technologie- und Innovationszentren vor Ort gibt es<br />
hierfür bereits eine gute Infrastruktur.<br />
Deutschlands Städte und Regionen differenzieren sich immer<br />
mehr in Gewinner- und Verliererregionen aus. Angesichts<br />
der Wirtschaftsstärke und der stabilen bis wachsenden<br />
wirtschaftlichen Potenz der <strong>Stadt</strong>, hat <strong>Neumünster</strong> gute<br />
Möglichkeiten zu den Gewinnerregionen zu zählen. Die besondere<br />
Stärke der <strong>Stadt</strong> ist der breit aufgestellte technologieorientierte<br />
Mittelstand, der sich in der Vergangenheit als<br />
äußerst standortreu erwiesen hat und der in der Wertschöpfung<br />
deutlich vor anderen Bereichen liegt.<br />
Die Aussagen des vorliegenden Wirtschafts- und Kompetenzprofils<br />
sollten im Rahmen eines Strategie-Workshops zum<br />
Wirtschaftsstandort mit den Beteiligten vor Ort erörtert und<br />
diskutiert werden. Weitergehend könnte ein integriertes<br />
Handlungskonzept zur Fortentwicklung der Standortstärken<br />
und von Zielbranchen erarbeitet werden. Die Fokussierung<br />
auf die Stärken und Zielbranchen wird im Ergebnis dazu führen,<br />
dass die spezifischen Alleinstellungsmerkmale <strong>Neumünster</strong>s<br />
stärker als bisher wahrgenommen werden. Im Kontext<br />
eines strategischen Ansiedlungsmanagements und einer<br />
aktiven Bestandspflege kann dieser Prozess gezielt gesteuert<br />
werden. Die Organisationsstrukturen und Ressourcen der<br />
72
Wirtschafts- und Kompetenzprofil<br />
<strong>Neumünster</strong>, 2011<br />
relevanten Aktionsbereiche wie z.B. das <strong>Stadt</strong>marketing und<br />
die Wirtschaftsförderung sind - unabhängig von politischen<br />
Konjunkturen - auf die Stärken der <strong>Stadt</strong> und strategischen<br />
Ziele abzustimmen.<br />
Die im Wirtschafts- und Kompetenzprofil gewonnenen Erkenntnisse<br />
könnten im Rahmen eines integrierten Handlungskonzeptes<br />
weiter vertiefend betrachtet werden. Es<br />
könnten spezifische Leitprojekte und Maßnahmenkataloge<br />
erarbeitet und umgesetzt werden, die <strong>Neumünster</strong> weiter<br />
nach vorne bringen.<br />
73