10 Sa 26. <strong>März</strong> <strong>2011</strong> 19:30 Uhr Landestheater Württemberg- Hohenzollern Tübingen Wir haben uns die Aufgabe gestellt, in dieser traditionsreichen Stadt lebendiges Theater zu machen. Das heißt: sowohl tradierte Werke in neuer Form zu pfl egen, als auch völlig neue Wege zu gehen. Theater abseits der Metropolen muss nicht provinziell sein. Ebenso vielfältig wie die Erwartungen der Zuschauer ist unser Spielplanangebot. So bewegen wir uns zwischen Klassik und Moderne; von Goethe bis Heinrich Mann, von Wedekind bis LaBute. Nicht nur in unserem Stammsitz fi ndet unser Schauspielensemble ein ebenso begeisterungsfähiges wie waches Publikum. Längst sind zahlreiche Gastspielorte zu regelmäßigen Vertragspartnern geworden. Der Diener zweier Herren Komödienklassiker von Carlo Goldoni „Wieviele gibt es nicht, die einen Herrn suchen, und ich habe gar zwei. Aber was Teufel soll ich machen? – Ich kann ja nicht beide bedienen. – Nicht? – Warum nicht?“ Truffaldino steckt in der Zwickmühle: Neben seinem Job als Diener des vermeintlichen Edelmannes Federico hat er heimlich noch eine zweite Stelle bei dem jungen Florindo angenommen. Denn doppelt hält besser, wenn man Hunger für zwei hat. Pech ist nur, dass er jetzt an zwei Orten gleichzeitig sein muss, und ungeduldige Herrschaften und die Hektik der Geschäfte ihn gar nicht mehr zum Essen kommen lassen. Truffaldinos Ehrgeiz, es allen recht machen zu wollen, bringt ihn in allerlei aberwitzige Kalamitäten: Ihm selbst funkt die Liebe zu dem gewitzten Dienstmädchen Smeraldina dazwischen, Federico entpuppt sich plötzlich als verkleidete Beatrice, die zu allem Überfl uss den anderen Herrn sehr gut kennt, sogar auf der Suche nach ihm, ihrem Geliebten Florindo, ist. Am Ende blüht Truffaldino statt zwei warmer Mahlzeiten eine doppelte Tracht Prügel als „Bezahlung“ für seine Dienste. Wie soll man denn aber auch den Überblick behalten, wenn sich Privates und Geschäftliches in die Quere kommen und einem zwei Chefs kaum Luft zum Atmen gönnen?! In der Debatte um neue Armut, um Mindestlöhne, um immer mehr Menschen, die mehrere Jobs annehmen müssen, um sich über Wasser zu halten, bekommt Goldonis Komödienklassiker eine moderne Dimension. Truffaldino wird zum neuzeitlichen Vertreter des Prekariats, der sich ohne Netz und doppelten Boden auf dem Billiglohnsektor durchschlagen muss. Und er zeigt uns, wie frech, unverschämt, gewitzt und dreist man sein muss, um dort durchzukommen. Carlo Goldoni (1707-1792) gelingt mit diesem komödiantischen Meisterwerk in der Tradition der Commedia Dell‘Arte eine rasante, humorvolle Sicht auf die kleinen Leute dieser Welt. DER DIENER ZWEIER HERREN ist das bekannteste und international erfolgreichste Stück des italienischen Dramatikers, in dem es ihm gelingt, seine komödiantische Kunst und die Ausarbeitung seiner lebendigen, skurrilen Figuren zu einem einzigartigen Höhepunkt empor zu schrauben: „Diese Kunst war ein angriffslustiges, humoristisches, wirklichkeitsnahes Theater. Und woher er das hatte, den klaren Blick, die zupackende Hand, die Frische und Einfachheit bei der Zeichnung seiner Figuren und bei der Dramaturgie seiner Werke, das wird man womöglich nie ergründen. Es war eine Gabe.“ (Barbara Sichtermann in der ZEIT, 22.02.2007) Kultur & Kulinarisches Angebot auf Seite 30 11
12 13 Sa 9. <strong>April</strong> <strong>2011</strong> 19:30 Uhr Gespenster Foto: „Die Verschwörung des Fiesco zu Genua“