Jurybericht Architekturpreis Winterthur 2008

11 Wohnburg? Stadtschloss? Palazzo? Vonaussen ist dem sonderbaren Mehrfamilienhaussein innerer Raumreichtum nicht anzusehen. 2Ungewöhnliche Kombinationen: SandfarbenerStreifenputz, braune Holz-Faltläden und silbrigeZinkgeländer. 3 Unerwartete Grandezza: AlleWohnungen verfügen über eineinhalbgeschossigeWohnhallen. Sie sind die Attraktion derverschachtelten Räume.WOHNHAUS WIESENSTRASSE,WINTERTHURNiveauvolles Wohnen Von aussen ist demungewöhnlichen Haus in Veltheim seininnerer Raumreichtum nicht anzusehen.Einzig die barock anmutenden, silbrigglänzenden Balkongeländer und dersonderbare Streifenputz geben Hinweisedarauf, dass das Gebäude etwas Speziellesist. Aussen kompakt, entpuppt sichdas Haus innen als Fuchsbau: Über kleineGänge, halbläufige Treppen, offeneHallen und verschachtelte Galerien lassendie Architekten die fünf Parteien querdurchs ganze Haus wohnen – ohne dasssie einander in den Weg kommen. Keineder fünf Einheiten – vier Wohnungen, einAtelier – ist gleich, einzige Konstante ist daskleine Raumwunder, ein fast vier Meterhohes Wohn-Esszimmer. Diese einzigartigen«Wohnhallen» verleihen den Wohnungenund dem Atelier unerwartete Grosszügigkeitund viel Luft. Tüpfelchen auf dem i istdas Spitzhut-Cheminée, das an französischeLandschlösser erinnert. Dreh- und Angelpunktist das gemeinschaftliche Treppenhaus,dem schachbrettartig verlegtenMarmor italienische Grandezza verleiht.Die kunstvoll gewendelten Treppenläufeenden nach nur eineinhalb Geschossen,erschliessen aber trotzdem alle vier Wohnungenund das Atelier. Den eingespartenRaum lassen die Architekten voll und ganzden Wohnungen zugute kommen. Dieseund viele andere Optimierungen machteneinen vergleichsweise günstigen Baupreismöglich. Das Haus an der Wiesenstrasseist zwar nicht serientauglich, aber einbeeindruckendes Beispiel dafür, wie vielRaumreichtum und Architektur für einenvernünftigen Preis zu haben ist.