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Das erste, was zu lernen ist, ist der Atem (Buddha) Vortrag, gehalten ...

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schöne und erfüllende Arbeit und wir tun unser Bestes, unseren Schülern in den 5 Jahren <strong>der</strong>Ausbildung das hierfür nötige Wissen, aber vor allem auch das nötige Empfinden undBewusstsein mit<strong>zu</strong>geben für ihren eigenen <strong>Atem</strong>.Ja, und so komme ich heute <strong>zu</strong> <strong>der</strong> Ehre und Freude, <strong>zu</strong> Ihnen über den <strong>Atem</strong> <strong>zu</strong> sprechen.<strong>Das</strong>s dies gerade an einem Ort wie St. Moritz sein darf, finde ich schon deshalb wun<strong>der</strong>bar, weilwir hier wirklich nur unsere Nasen öffnen müssen, wenn wir draußen in <strong>der</strong> Winterluft wan<strong>der</strong>nund die Luft wie Sekt uns belebt und durchdringt. Wollen wir´s so gut nutzen wie möglich!Freilich <strong>ist</strong> es wichtig, sich dieses Geschenks bewusst <strong>zu</strong> werden und es so <strong>zu</strong> nehmen.Nun <strong>zu</strong> unserem Thema: <strong>Das</strong> <strong>erste</strong>, <strong>was</strong> <strong>zu</strong> <strong>lernen</strong> <strong>ist</strong>, <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Atem</strong>.Ich will versuchen auf<strong>zu</strong>zeigen, wie nah sich unsere Anliegen begegnen und treffen. Und wa-rumes auch so gut <strong>ist</strong>, dass wir uns treffen und begegnen und so voneinan<strong>der</strong> <strong>lernen</strong>, unserenGesichtskreis aus<strong>zu</strong>weiten in Hinsicht auf unser persönliches Wachstum.Der <strong>Atem</strong> <strong>ist</strong> älter als wir. Er gleitet durch unseren Leib wie durch ein Instrument, das er <strong>zu</strong>mKlingen bringt. Aber niemand weiß, woher er kommt und wohin er führt. Alles Lebendige hatmit dem <strong>Atem</strong> begonnen, auch <strong>der</strong> Mensch.Der <strong>Atem</strong> greift in die eigentlichen, ununterbrochen vorgehenden chemischen Verän<strong>der</strong>ungenunseres Leibes am entscheidensten ein. Er facht das Feuer unaufhörlich an, an dem unser Lebenentbrennt. Er bestimmt den Grad und die Größe <strong>der</strong> Verbrauchsvorgänge, den Austausch zwischenBlut und Zellen des gesamten Organismus; er bestimmt Ernährung und Wachstum, Kraftund Möglichkeit.Ich möchte Sie nicht mit einer Erörterung <strong>der</strong> chemischen Zusammenhänge des Energiestoffwechselsheute Abend quälen. <strong>Das</strong> Eindringen in diese Zusammenhänge macht jedoch deutlich,wo wir, die Ernährungs-Reformer und die <strong>Atem</strong>lehrer ein gemeinsames Ziel haben.Die populäre Vorstellung „Ernährung = Energie“ führt manchmal <strong>zu</strong> einer Überbewertungausreichen<strong>der</strong> Versorgung des Körpers mit Energieträgern, über <strong>der</strong> die viel dringlicherePflegebedürftigkeit eines störungslosen Sauerstoff-Nachschubs stark vernachlässigt wird. Wieaber die Kohle im Herd wertlos <strong>ist</strong> ohne die nötige Sauerstoff-Menge, d.h. einen kräftigen Zug,so <strong>ist</strong> die Nahrung im Körper wertlos ohne den nötigen Luftsauerstoff. Die Zellatmung <strong>ist</strong> <strong>der</strong>Fundamentalmechanismus, durch welchen die potentielle Energie <strong>der</strong> organischen Stoffe alskinetische Energie frei wird - und für die Arbeit <strong>der</strong> Zelle verwendbar gemacht werden kann.Der Energiestoffwechsel besitzt die zwei Seiten: neben <strong>der</strong> Ernährung die Seite <strong>der</strong> Atmung. Wirerleben, dass Menschen, die sich im Sinne neuer Ernährungserkenntnisse eine einwandfreie und


So gesehen <strong>ist</strong> die Kunst des Fastens eine Kunst für Körper, Seele und Ge<strong>ist</strong>. Wir können sie janicht voneinan<strong>der</strong> trennen. Und bei jedem Fasten sollten die Menschen sich mit ihrem <strong>Atem</strong>verbinden und den <strong>Atem</strong> üben.Ich habe in einem Gedicht von Rumi, einem mittelalterlichen Sufi-Dichter gelesen:„Es <strong>ist</strong> eine verborgene Süße in <strong>der</strong> Leere des Magens;Wir sind Lauten, nicht mehr und nicht weniger.Wenn <strong>der</strong> Klangkörper vollgestopft <strong>ist</strong> mit irgendet<strong>was</strong>,dann gibt es keine Musik. „Die Musik, getragen von <strong>der</strong> Schwingung des freien <strong>Atem</strong>s, ja <strong>der</strong> <strong>Atem</strong> selbst.Die größte körperlich-seelisch-ge<strong>ist</strong>ige Reinigungskraft besitzt <strong>der</strong> <strong>Atem</strong>, <strong>der</strong> uns von Gott geschenkt<strong>ist</strong> und mit ihm unser Leben und den Gott <strong>zu</strong> sich nimmt, wenn er unser Leben <strong>zu</strong>rücknimmt.Ich will damit sagen, dass er uns von Anfang bis Ende des Lebens <strong>zu</strong>r Verfügung steht.Wenn die körperliche Reinigung nicht in die Schwingung <strong>der</strong> seelischen Dimension dringt,bleiben wir bei <strong>der</strong> allerbesten Ernährung Material<strong>ist</strong>en. Erst nach Überwindung dieser Gefahrhaben wir die Chance <strong>der</strong> Öffnung in eine ge<strong>ist</strong>ige Reinigung und damit in Klarheit und in denAnschluss an das Göttliche.Der <strong>Atem</strong> <strong>ist</strong> ein großer Verbin<strong>der</strong>. Er lässt die Ebenen unseres Seins in ihrer Schwingungineinan<strong>der</strong>greifen und - klingen, sich gegenseitig stärken, befreien und erkennen. Erst dannentsteht <strong>der</strong> „ganze Mensch“.Ich möchte über die Übung des <strong>Atem</strong>s sprechen:Nicht wir erwecken den <strong>Atem</strong>, <strong>der</strong> <strong>Atem</strong> erweckt uns. Deshalb bestehen die <strong>erste</strong>n <strong>Atem</strong>übungendarin, <strong>zu</strong> spüren, dass wir überhaupt einen <strong>Atem</strong> besitzen. Da gibt es vielerlei Möglichkeiten,<strong>der</strong>en Scheitern uns zeigt, wie unabhängig unser <strong>Atem</strong> von unserem plumpen Willen<strong>ist</strong>. Wenn wir ihm mit grober Technik beikommen wollen, wird er sich uns nicht schenken. <strong>Das</strong>ind zwei Möglichkeiten: Entwe<strong>der</strong> wir beachten ihn nicht o<strong>der</strong> wir gehen bei ihm in die Schule.Behutsamkeit und Achtsamkeit sind das <strong>erste</strong> Gebot aller <strong>Atem</strong>kunst.In entspannter Lage, abends und morgens, vielleicht im Bett, bringen wir alle Gedanken <strong>zu</strong>mSchweigen und verbinden uns mit Leib und Seele mit unserem <strong>Atem</strong>. Ohne alles Wollen lassenwir ihn frei schwingen, lauschen ihm nach. Vielleicht entdecken wir, wie vergewaltigt undeingeengt er war, denn jetzt, nur im Freigeben, vertieft er sich, ganz ohne unser Zutun. Vielleichtseufzen wir, gähnen, <strong>der</strong> <strong>Atem</strong>fluss findet neue Wege. So öffnen wir uns dem <strong>Atem</strong> und gebenihm liebevoll, wie einem Gast, Raum in uns. Und dann: Welch Erleben! Sich so seinem Selbst <strong>zu</strong>übergeben, seinen <strong>Atem</strong> dahingleiten <strong>zu</strong> lassen und sich auf seinen Wogen/Wellen <strong>zu</strong> wiegen.Nichts mehr <strong>zu</strong> wollen, nicht mehr <strong>zu</strong> treiben, nicht mehr getrieben <strong>zu</strong> werden. Ruhe tritt ein:


Erlösung. Wo das stattfinden kann, wird danach die Le<strong>ist</strong>ung <strong>der</strong> Spannung selbst-verständlichvollzogen werden. Solche Spannkraft <strong>ist</strong> das Geschenk des vorhergehenden völligen Lassens vonsich und seinem Willen - durch den <strong>Atem</strong>.Nun können wir stundenlang vom <strong>Atem</strong> reden und werden wenig Gewinn davon haben, wenn wirihn nicht am eigenen Leib erfahren.1. Erfahrungsangebot für die Zuhörer.Drum möchte ich Sie einladen, sich jetzt mal bereit <strong>zu</strong> machen für eine <strong>Atem</strong>erfahrung. Setzensich sich auf das vor<strong>der</strong>e Drittel Ihres Stuhles, die Füße in et<strong>was</strong> Abstand auf dem Boden,die Hände auf den Oberschenkeln. - Füße/Boden/Gesäß/Stuhl. Die Augen schließen sich, wennmöglich. Kopf neigt sich nach vorn, Nacken wird gedehnt dabei -Kopf neigt sich nach rückwärts, Hals wird et<strong>was</strong> gedehnt. - Achtung: Kehle / Achtung: Hals-Wirbelsäule. - ganz weich in die Bewegung gehen. Beim Zurücksenken öffnet sich <strong>der</strong> Mund einwenig. <strong>Das</strong> wirkt auf die Kehle, Rachen. Es kommt vielleicht <strong>zu</strong>m Gähnen. <strong>Das</strong> kosten wir aus.Keine Hand vor den Mund! So eine Weile nachspüren. Senken Sie dann den Kopf <strong>zu</strong> einer Seiteund über die Mitte <strong>zu</strong>r an<strong>der</strong>en Seite. Immer wird die Gegenseite im Körper weit, die Flankendehnen sich. Es entsteht Raum im Körperinneren. Wie<strong>der</strong> ein Gähnen? Ja? Danach kommtvielleicht ein Bedürfnis, sich <strong>zu</strong> dehnen? Dann erlauben Sie es sich, so wie es kommen willImmer noch sind die Augen geschlossen. Wir beeinflussen uns nicht durch das Schauen, wie diean<strong>der</strong>n das machen. <strong>Das</strong> kommt ganz aus dem eigenen, inneren Bedürfnis. <strong>Das</strong> Dehnen <strong>ist</strong> ja dieursprünglichste Bewegung. Und dann lehnen Sie sich wie<strong>der</strong> <strong>zu</strong>rück, wenn Sie wollen.In unserer Welt <strong>ist</strong> wenig Raum dafür im allgemeinen. Es <strong>ist</strong> eine Kultur des Atmens, die unsabhanden gekommen <strong>ist</strong>. <strong>Das</strong> technische, mechanische, verhetzte, for<strong>der</strong>nde Leben, die Zwänge,denen wir im täglichen Leben ausgesetzt sind, hin<strong>der</strong>n uns an solcher Muße, an solchem Fragennach uns selbst. Wir leiden unter diesen Bedingungen und sind uns me<strong>ist</strong> nicht einmal bewusst,dass wir das Heilmittel gegen dieses Leiden immer in uns tragen: unseren <strong>Atem</strong>.Niemand kann sagen, er habe keine Zeit. Immer <strong>ist</strong> die Möglichkeit, in kleinen Zwischenpausen,vielleicht nur in ein paar Minuten, sich mit seinem <strong>Atem</strong> <strong>zu</strong> verbinden, ihm <strong>zu</strong> lauschen, ihm <strong>zu</strong>folgen, und so nach sich selbst <strong>zu</strong> fragen. Freilich müssen wir´s me<strong>ist</strong> erst wie<strong>der</strong> <strong>lernen</strong>, haben eslängst vergessen o<strong>der</strong> noch nie erlebt. Ist es nicht das Natürlichste auf <strong>der</strong> Welt „ich und mein<strong>Atem</strong>?“Und doch geschieht es, dass Menschen, wenn sie ihre Aufmerksamkeit dahin lenken, Ängste,Bedrängnis, Herzklopfen und vieles an<strong>der</strong>e bekommen. So fremd sind sie sich in ihrem innerenGeschehen. O<strong>der</strong> aber sie fangen an, heftig <strong>zu</strong> schnaufen, gut und ordentlich <strong>zu</strong> atmen. Sind siedenn das? Aber dieses absichtslos sich dem <strong>Atem</strong> Hingeben, sich ihm <strong>zu</strong> öffnen, ihn <strong>zu</strong> lassen,das geht nicht. Und doch geschieht es erst dann, dass er uns hält und trägt und in unser Inn<strong>erste</strong>sführt.


2. Erfahrungsangebot:Die Hände legen sich aneinan<strong>der</strong> und wir spüren uns in dieser Berührung. Nun gibt eine Handeinen Druck in die an<strong>der</strong>e, <strong>der</strong> sich löst, und dann drückt diese Hand in die <strong>erste</strong> hinein, weich,aber spürbar, ein Druck - Bleibt dieser Druck nur in den Händen o<strong>der</strong> setzt er sich fort in denKörper? Wie? Hat er eine Wirkung auf Ihren <strong>Atem</strong>? Wo? Und so machen Sie eine Zeitlangweiter. Es stellt sich ein Rhythmus ein mit <strong>der</strong> Zeit, zwischen Drücken und Lösen, <strong>der</strong> vielleicht<strong>zu</strong>sammenfindet mit dem Rhythmus des <strong>Atem</strong>s. Drücken - Einatmen, Lösen -Ausatmen. - Undwarten auf den Impuls <strong>zu</strong>m neuen Drücken.Eine Weile dabei bleiben. Wie spüren Sie die <strong>Atem</strong>bewegung? Nur mal zeigen!Dann legen Sie Ihre Hände auf Ihren Leib, dahin, wo <strong>der</strong> <strong>Atem</strong> deutlich wurde in seinerBewegung, und spüren dem <strong>Atem</strong>, <strong>der</strong> inneren Schwingung nach, verbinden sich mit ihr.Wenn wir so, ganz einfach und langsam, anfangen auf uns <strong>zu</strong> lauschen, dem <strong>Atem</strong>fluss nach<strong>zu</strong>spüren,können wir erleben, wie er uns allmählich aus unserer Fremdbestimmung undVertriebenheit befreit <strong>zu</strong> unserem wahren Wesen, <strong>zu</strong> unserer eigenen Wahrheit o<strong>der</strong> aber uns ausunserer Unbewusstheit in bewusstes Sein führt.Wo <strong>der</strong> <strong>Atem</strong> wie<strong>der</strong> fließen kann, erkennen wir uns in unserem eigenen Rhythmus.Sie alle wissen selbst, <strong>was</strong> Rhythmus bei <strong>der</strong> Ernährung bedeutet, welche Rolle er spielt.Rhythmus, das sind nicht nur mit <strong>der</strong> Uhr in <strong>der</strong> Hand ein<strong>gehalten</strong>e Zeiten, son<strong>der</strong>n einEinschwingen <strong>der</strong> eigenen in die große kosmische Zeit. Wie <strong>ist</strong> das möglich, wenn unser eigenerLebens-, sprich in 1. Linie unser <strong>Atem</strong>rhythmus, v<strong>erste</strong>llt <strong>ist</strong>?Jedes Organ hat seinen Rhythmus, aber erst durch den alle durchdringenden <strong>Atem</strong>rhythmuswerden die Organe ungehin<strong>der</strong>t ihre eigenen Rhythmen leben können.Die vielen Störungen, von früh an, denen wir Menschen ausgesetzt sind, werden mit <strong>der</strong> Zeit im<strong>Atem</strong> ihren Nie<strong>der</strong>schlag finden. Es <strong>ist</strong> im wahrsten Sinne so, dass wir ein Stück unsererUnschuld verlieren, indem wir aus unserem eigenen Rhythmus fallen, vertrieben werden.Ihn wie<strong>der</strong> <strong>zu</strong> finden, heißt, in Geduld und Sparsamkeit sich auf den <strong>zu</strong> Weg machen von <strong>der</strong>zweiten <strong>zu</strong>r <strong>erste</strong>n Natur. Manchmal <strong>ist</strong> es - vor allem in <strong>der</strong> <strong>Atem</strong>behandlung - wie einFreischaufeln, ein allmählich Lösen von Banden, die den wahren Rhythmus, d.h. ja auch daswahre Wesen gefangen halten.Aber auch in <strong>der</strong> Übung befreit sich unser <strong>Atem</strong> und mit ihm unser Wesensrhythmus. Es <strong>ist</strong>wun<strong>der</strong>bar, <strong>zu</strong> erleben - und wir haben viel Gelegenheit da<strong>zu</strong> bei Schülern und Patienten - wieverwandelnd dieser Weg <strong>zu</strong> sich selbst, <strong>zu</strong>m Wesen, durch die Befreiung des <strong>Atem</strong>s wirkt.


3. ErfahrungsangebotSpüren Sie Ihre Sitzbeinhöcker! Nun lassen Sie eine kleine Schwingungsbewegung in IhrenRumpf ein und geben ihr nach. Keine große Bewegung, keine Arbeit. Aber in <strong>der</strong> Bewegung ganzspürsam anwesend sein. So kann sie sich mit <strong>der</strong> Zeit befreien. Und Sie spüren, wie diesesBewegen über Ihre Sitzbeinhöcker führt, um sie herum, über sie nach vorn und hinten, seitlich,diagonal, auch mal weiter hinter <strong>zu</strong>m Steißbein. - Solange es Ihnen gefällt - und dann kommenSie langsam <strong>zu</strong>rück in die Ruhe, spüren <strong>der</strong> Nachschwingung nach und legen die Hände dahin,wo Sie sie spüren. Später dann legen Sie mal die Hände auf den Bauch, umstreichen mit ihnenden Nabel und lassen sie dann noch ein wenig dort liegen. Sie sammeln sich unter die Hände.Wo <strong>der</strong> Mensch wie<strong>der</strong> <strong>zu</strong> <strong>der</strong> seinem Wesen entsprechenden, vollen Kraft seines <strong>Atem</strong>sgefunden hat, wird er dadurch z.B. die Organe seines Bauchraums mittels <strong>der</strong> befreitenelastischen Schwingung seines Zwerchfells und seiner Bauchmuskulatur durcharbeiten,Stauungen beheben, Blut aus den Bauchorganen und Gefäßen, den Venen, dem Herzen <strong>zu</strong>liefern,Herz und Kreislauf dadurch entlasten, die Lungen durchlüften.Viele körperliche wie seelische Störungen werden einfach verschwinden. Nur um einige <strong>zu</strong>nennen: Kopfschmerzen, Übelkeiten, Verstimmungen und Depressionen, Müdigkeit, Traurigkeit.Nicht <strong>zu</strong> vergessen: Verstopfungen, Lymph- und Venenstauungen. Regelstörungen,Rückenschmerzen u. v. mAus <strong>der</strong> Schlaffheit <strong>der</strong> Müdigkeit wird <strong>der</strong> Mensch sich wie<strong>der</strong> aufrichten o<strong>der</strong> aus <strong>der</strong>Verkrampfung und Verspannung sich lösen und <strong>zu</strong> Schönheit, Freude am Leben und Leichtigkeitdes Seins finden.<strong>Das</strong> zeigt, wie wahr <strong>der</strong> Ausspruch von R. Guardini <strong>ist</strong>:„Der <strong>Atem</strong> <strong>ist</strong> das schwingende Band zwischen Körper, Seele und Ge<strong>ist</strong>“,wie alle Ebenen des Menschen vom <strong>Atem</strong> erreicht und verbunden werden, wenn er schwingendarf. Daraus leitet sich das breite Anwendungsgebiet <strong>der</strong> <strong>Atem</strong>therapie ab.Zusammengefasst möchte ich als Indikationen folgende nennen:- Psychosomatische Erkrankungen- Vegetative Dysregulationen- Erkrankungen des Respirationstrakts- Störungen und Verän<strong>der</strong>ungen im Stütz- und Bewegungsapparat- Der <strong>Atem</strong> hat einen regulierenden Einfluss auf das Herz-Kreislaufsystem, den Verdauungstraktund auf alle Drüsenfünktionen- Arbeit mit Jugendlichen, auf <strong>der</strong> Suche nach Sinn- Geburtsvorbereitung- Begleitung von Menschen auf <strong>der</strong> Suche nach ihrer Mitte- Arbeit mit Sängern, Künstlern- Der <strong>Atem</strong> <strong>ist</strong> ein Lehrer <strong>zu</strong>m Leben und <strong>zu</strong>m Sterben.


Wo Heilung nicht mehr im Lebensplan vorgesehen <strong>ist</strong>, geht es um den Weg <strong>der</strong> Annahme, dasnicht mehr Festhalten und die Verwandlung geschehen <strong>zu</strong> lassen. Auch das <strong>ist</strong> ein <strong>Atem</strong>geschenk.Sie wissen alle, dass religiöse Übungen, vor allem in den östlichen Meditationspraktiken, an den<strong>Atem</strong> gebunden sind. Aber auch, z.B. die liturgischen Gesänge <strong>der</strong> chr<strong>ist</strong>lich orthodoxen Kirchesind ge<strong>ist</strong>ig-ge<strong>ist</strong>liche <strong>Atem</strong>übungen mit ihren langen, verbundenen Melodien, die auf dem Aus-<strong>Atem</strong> liegen und ihn stärken.Jedem, <strong>der</strong> sich innig in die Übung des Atmens versenkt, <strong>der</strong> ein Üben<strong>der</strong> im <strong>Atem</strong> wird, kanndas Geschenk tiefer innerer ge<strong>ist</strong>iger Erfahrung <strong>zu</strong>teil werden. Wo es geschieht, hat die des<strong>Atem</strong>s ihre höchste Form erreicht und von hier aus wird sowohl das seelische wie das körperlicheWohlbefinden, die Harmonie zwischen den menschlichen <strong>Das</strong>einsebenen hergestellt sein.Da kann et<strong>was</strong> Eigenartiges geschehen. - Wir fangen oft mit den diätetischen Regeln an undwerden von <strong>der</strong> Entwicklung weiter ins Seelisch-Ge<strong>ist</strong>ige geführt. Manchmal geht es aber auchso, dass <strong>der</strong> <strong>Atem</strong>, den wir ja immer erst im Körper ansprechen können, schnell die seelischge<strong>ist</strong>igeEbene erreicht, sie in Schwingung bringt und sie <strong>zu</strong>r Reife entwickelt. Und siehe da: DieGesetze des Körpers, das Maß, <strong>der</strong> Rhythmus, das Wissen um Notwendiges und Schädlichestauchen von dieser Seite her auf. Vieles geht nicht mehr, <strong>was</strong> vorher, unbewusst, so unbedachtsein konnte, auch in <strong>der</strong> Ernährung. Es verbietet sich, weil die Empfindung, die Bewusstheit desMenschen für sich selbst sich in alle Gebiete seines Lebens ausgeweitet hat. -Nun kommt dasWissen aus ihm selbst, aus <strong>der</strong> Erkenntnis dessen, <strong>was</strong> für ihn stimmt und notwendig <strong>ist</strong>, für ihnals ganzen Menschen. Er braucht nicht mehr Verbote und Gebote, er <strong>ist</strong> für sein eigenes Lebenverantwortlich und vor allem wissend geworden. Dieses Wissen kommt aus ihm selbst und machtihn frei.4. ErfahrungsangebotHände aufs Gesicht, Augen, Stirn, Mund etc., ausstreichen, auch um Nase herum, lösen, spüren,wie die Luft hereingleitet, sich ausbreitet. Nur lassen, nicht wollen. Dann Hände auf Unterbauch.Luft-Nase-<strong>Atem</strong> nimmt Raum unter den Händen, <strong>der</strong> <strong>Atem</strong> verbindet Nase mit Unterbauch. Wirspüren das Einströmen, das Sich-Ausbreiten und das Ausströmen durch die Nase. O<strong>der</strong>: Wirspüren, wie die Leibwand unter unseren Händen sich weitet und dann im Ausatmen wie<strong>der</strong><strong>zu</strong>rückschwingt. Summen? Wir tun nichts. Wir sind achtsam und lassen es geschehen. Vielleicht:Stehen und mit den Armen um den Rumpf schwingen.Wir stehen am Anfang eines neuen Jahrhun<strong>der</strong>ts. Und wir stehen vor dem Unfassbaren, dem wirausgesetzt sind, mit allen grandiosen Aspekten und Möglichkeiten und eben auch Gefahren.Unfassbar.Meine lange Erfahrung in <strong>der</strong> Arbeit mit Menschen, mit dem <strong>Atem</strong>, sagt mir, dass hier ein großes


Heilmittel in uns lebt, gerade gegen die Zerrissenheit und oft Grandiosität, die den Menschenunfassbar <strong>ist</strong> und sie aus ihrer Mitte herausreißt. Er, <strong>der</strong> <strong>Atem</strong>, <strong>ist</strong> ein Heilmittel, das uns immerwie<strong>der</strong> unsere Innerlichkeit, unsere Einheit h<strong>erste</strong>llt und zeigt, ein tiefes Erfahrungswissen, dasswir im Anschluss sind und getragen von den Kräften des Höheren. Und dass wir uns diesenKräften nur immer wie<strong>der</strong> mit aller Bewusstheit anvertrauen dürfen. Dann kann dieses Neue, daswohl auch das Wassermann-Zeitalter bringt, von wissenden, vorbereiteten, gestärkten Menschengenommen und gestaltet werden.Zum Abschluss lese ich Ihnen ein Gedicht von Kabir, einem indischen Mystiker des 15. Jhrh.vor:Oh, <strong>der</strong> du Mir dienst, wo suchest du Mich?Siehe, Ich bin bei dir.Ich bin we<strong>der</strong> im Tempel noch in <strong>der</strong> Moscheewe<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Kaaba noch auf dem Kailash.We<strong>der</strong> bin Ich in Riten und Zeremoniennoch in Yoga o<strong>der</strong> EntsagungWenn du ein wahrhaft Suchen<strong>der</strong> b<strong>ist</strong>,wirst du Mich sogleich sehen,Mir begegnen in diesem Augenblick.Kabir sagt:Oh Sadduh!Gott <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Atem</strong>allen <strong>Atem</strong>s.

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