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1 Georg Neugart Die Wartburg - Deutscher Theaterverlag

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<strong>Georg</strong> <strong>Neugart</strong><br />

aus der Gegenwart kommentiert dieses Frauenschicksal.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Wartburg</strong> -<br />

<strong>Die</strong> Haft und deren Hintergründe des wohl<br />

Ein Stück gespielte Geschichte<br />

berühmtesten Gastes auf der <strong>Wartburg</strong>, Marin Luther,<br />

Eine Burgführung durch die Jahrhunderte<br />

beschließen die historische Bildungs-Reise.<br />

E 562<br />

Spieltyp: Klassenspiel<br />

Bestimmungen über das Aufführungsrecht des Stückes Bühnenbild: Burghof, 3 Akte<br />

<strong>Die</strong> <strong>Wartburg</strong> -<br />

Darsteller: Mind. 30 Spieler/innen (oder mehr oder<br />

Ein Stück gespielte Geschichte (E 562)<br />

weniger)<br />

Das Recht zur einmaligen Aufführung dieses Stückes Spieldauer: Ca. 110 Minuten<br />

wird durch den Kauf der vom Verlag vorgeschriebenen Aufführungsrecht: Bezug von 12 Textbüchern zzgl.<br />

Bücher und Zahlung einer Gebühr erworben. Für jede Gebühr<br />

Wiederholung bzw. weitere Aufführung des Stückes (Man braucht zur Realisierung wirklich eine ganze<br />

muss eine vom Verlag festgesetzte Gebühr vor der Klasse, vielleicht gesellen sich aber auch<br />

Aufführung an den Deutschen <strong>Theaterverlag</strong>, Pf 20 02 Lehrer - Eltern ? - Hausmeister, Schulsekretärinnen - etc.<br />

63, 69 459 Weinheim/Bergstraße gezahlt werden, der - hinzu)<br />

dann die Aufführungsgenehmigung erteilt. <strong>Die</strong> Gebühr VIELE NAMEN, FIGUREN UND FUNKTIONEN<br />

beträgt 10 % der Gesamteinnahmen bei einer im Verlag (aber Mehrfachbesetzung ist nicht nur möglich, sondern<br />

zu erfragenden Mindestgebühr.<br />

geradezu zweckmäßig)<br />

<strong>Die</strong>se Bestimmungen gelten auch für<br />

Marco bewährt sich als Inspirator und Regisseur<br />

Wohltätigkeitsveranstaltungen und Aufführungen in Nadja assistiert ihm und moderiert<br />

geschlossenen Kreisen ohne Einnahmen.<br />

Arndt ebenso<br />

Unerlaubte Aufführungen, unerlaubtes Abschreiben, Hedi sorgt für rollengemäße Gewandung<br />

Vervielfältigen oder Verleihen der Rollen müssen als Fips stänkert aus Prinzip<br />

Verstoß gegen das Urheberrecht verfolgt werden. Contra macht ihrem Namen ebenfalls Ehre<br />

Den Bühnen gegenüber als Handschrift gedruckt.<br />

Ingo denkt quer und deshalb gerade<br />

Alle Rechte, auch die der Übersetzung, Verfilmung, Der Burgführer wird heute mal selbst geführt<br />

Rundfunk- und Fernsehübertragung, sind vorbehalten. 3 Minnesänger singen Minne<br />

Das Recht zur Aufführung erteilt ausschließlich der sind im 2. Akt Ludwig, Raspe und Konrad)<br />

Deutsche <strong>Theaterverlag</strong>,<br />

Der Star produziert sich<br />

Postfach 20 02 63, D- 69 459 Weinheim/Bergstraße. Das Rapper-Duo rappt<br />

Für die einmalige Aufführung dieses Stückes ist der Kauf Antje ist Elisabeth<br />

von 12 Textbüchern und die Zahlung einer Gebühr 2 Knechte sind im 3. Akt Knappen<br />

vorgeschrieben. Zusätzliche Textbücher können zum 2 Schurken sind im 3. Akt Geharnischte<br />

Katalogpreis nachbezogen werden.<br />

Kati und Moni haben Kabarettgelüste<br />

Zum Stück:<br />

Ein Brautpaar heiratet<br />

Anlässlich einer Burgführung entsteht unter den<br />

Ein Fotograf fotografiert<br />

Schülern die Idee, das Gehörte spontan in spannende Sekretärin und Burgwart sind Burgpersonal<br />

Spielszenen umzusetzen. Der verdutzte Burgführer wird Der Chor kommentiert (fast) alles<br />

gleich von Marco, der Regie führt, zum früheren<br />

<strong>Die</strong> Lehrerin behütet die ganze Crew<br />

Burgherrn verpflichtet, erkennbar an der stilechten KOPFARBEIT<br />

Landgrafenkappe. Einer schmückt sich als Walther von Was die Textquantität betrifft, so sind die Rollen in etwa<br />

der Vogelweide, ein andrer spielt Wolfram von<br />

gleich groß, besser gesagt, gleich klein. - Also leicht<br />

Eschenbach, einer Heinrich von Ofterdingen, und der erlern- und beherrschbar.<br />

Wettstreit der fahrenden Sänger kann beginnen. Das Wer moderiert, kann sich überdies nach TV-Muster einer<br />

bittere Los der Elisabeth von Thüringen wird in wenigen Texthilfe im Postkartenformat bedienen.<br />

Szenen dargestellt - ein Sprechchor als kritsche Stimme KOSTÜME<br />

1


Hedi - die Kostümverantwortliche - hat insgeheim ein Dann treffen wir uns in wenigen Augenblicken im<br />

paar Teile dabei. So zieht sie z. B. für den Burgführer Burghof. -<br />

eine Landgrafenkappe aus ihrem Rucksack; in der ersten Bis gleich ...<br />

Pause kursiert dann auch eine Reisetasche, die weitere ERSTER AKT<br />

Kleidungsdetails enthält: Historisch adäquate<br />

Kopfbedeckungen für Elisabeth, Ludwig und Raspe, -<br />

ORIENTIERUNG<br />

Koppel für die Knappen, - einen Trauerschleier, - die (eine Schulklasse bevölkert nach und nach den Burghof)<br />

Kutte für Konrad, usw.<br />

Der Erste:<br />

Minimalausstattung für das Brautpaar: Brautkränzchen, Mann; da kommt man ja ins Schnaufen, bis man oben<br />

Brautsträußchen, Querbinder (Fliege) für den Herrn. ist!<br />

Menschen aus dem 13. bzw. 16. Jahrhundert in heutiger Der Zweite:<br />

Zivilkleidung darzustellen erfordert natürlich eine<br />

Wenn man halt keine Kondition hat ...<br />

gewisse Anpassung an die jeweilige Rolle.<br />

Der Erste:<br />

Wer zum Beispiel den Landgrafen spielen wird, der hat Komm sei ruhig! - Du hast auch ganz schön gejapst!<br />

'zufällig' (schon) ein Sakko an, die Knappen<br />

Der Dritte:<br />

gleichfarbene Jeanshemden usw.<br />

Und was passiert jetzt?<br />

SPIELORT / SPIELFLÄCHE<br />

Der Erste:<br />

Für dieses Stück müssen nun wirklich keine Kulissen Vorerst nichts!<br />

gemalt werden.<br />

Der Zweite:<br />

Ob Schulhof, Turnhalle oder Aula: <strong>Die</strong> Zuschauer sitzen Es hieß, wir sollen hier warten!<br />

kreis- bzw. halbkreisrund.<br />

Der Erste:<br />

Auch für die Spielerinnen und Spieler stehen Stühle Wir sind auf der <strong>Wartburg</strong>! - Vergiss das nicht!<br />

bereit, da ja viele von ihrem Platz aus agieren.<br />

Der Zweite:<br />

PROLOGSPRECHER(IN):<br />

Was für 'n Kalauer!<br />

Guten Morgen - (guten Tag, guten Abend) - meine<br />

Der Dritte:<br />

Damen und Herren:<br />

Ich find's toll, dass hier keine Busse rauffahren dürfen!<br />

Für die Westdeutschen war Thüringen in früheren Zeiten Der Erste:<br />

aus gebietspolitischen Gründen gewissermaßen<br />

Was heißt dürfen? Sie können nicht, weil die Parkplätze<br />

'unauffindbar' ...<br />

ganz unten liegen.<br />

Dabei lag und liegt es bis heute mitten in Deutschland. (Schülerinnen an einer anderen Stelle des Hofes)<br />

Wenn auch ein wenig abseits von den großen<br />

<strong>Die</strong> Erste:<br />

Konzernen, die die Menschen mitnehmen in den<br />

(zur Mitschülerin)<br />

globalen Kreislauf von Arbeit und Geld.<br />

Warst du schon mal hier?<br />

Aber dieses Thema lassen wir jetzt mal beiseite und <strong>Die</strong> Zweite:<br />

stellen kurz, jedoch wahrheitsgemäß, fest: Thüringen ist Nee! - Aber meine Mutti schon zwei mal - mit so<br />

schön, - sehr schön sogar!<br />

Reisegruppen!<br />

Da ist noch nicht alles verbaut! - Da gibt es noch - wie in Seitdem schwärmt sie von Thüringen!<br />

den übrigen 'neuen' Ländern - diese schmucken<br />

<strong>Die</strong> Erste:<br />

mittelalterlichen Städte mit ihren beschaulichen<br />

Nur wegen der <strong>Wartburg</strong>?<br />

Marktplätzen.<br />

<strong>Die</strong> Zweite:<br />

Da fahren noch nicht so viele Autos. -<br />

Nee: Das ganze Land sei wunderschön!<br />

Da liegt der weite, stille Thüringer Wald.<br />

<strong>Die</strong> Erste:<br />

Und da steht die stolze <strong>Wartburg</strong> mit ihrer 900-jährigen Für die Wessis eine Entdeckung!<br />

deutschen Geschichte.<br />

<strong>Die</strong> Zweite:<br />

Steigen Sie mit uns hinauf?<br />

So ungefähr!<br />

Ja ? - Das wäre nett von Ihnen!<br />

<strong>Die</strong> Erste:<br />

2


Mitteldeutschland. -<br />

die Leute<br />

<strong>Die</strong> Deutschen finden hier ihre Mitte!<br />

auf historisch!<br />

<strong>Die</strong> Zweite:<br />

Historisch - historisch<br />

Hast du heute deinen philosophischen Tag?<br />

als Freizeitsport.<br />

<strong>Die</strong> Erste:<br />

Besichtigung da - Besichtigung dort.<br />

Läster nicht! - Man wird ja mal 'n bisschen träumen Warum das so boomt?<br />

dürfen!<br />

Ja warum wohl? - Ja, weil -<br />

Fips:<br />

Beim Begehn von Museen<br />

(mit Blick auf die Uhr - zu den anderen)<br />

dünkt uns alles so heil.<br />

Ja was ist los?<br />

Erscheint uns das Leid<br />

<strong>Die</strong> Führung ist für elf Uhr bestellt. - Es ist schon zehn vergangener Zeit<br />

nach ...<br />

so verklärt<br />

(zwei Schüler beginnen an einer anderen Stelle des und verjährt.<br />

Hofes Volleyball zu spielen, sofort kommt der Burgwart Versteinerter Schmerz<br />

angelaufen)<br />

greift uns nicht mehr an's Herz.<br />

Burgwart:<br />

Was uns lenkt, ist der Trend.<br />

Moment mal: Ihr könnt auf diesem ehrwürdigen<br />

Und der Trend heißt:<br />

Gelände nicht herumbolzen!<br />

Event ...<br />

Spieler:<br />

Marco:<br />

(fast gekränkt)<br />

(schweigt skeptisch)<br />

Wir bolzen nicht! - Wir spielen einen gepflegten<br />

Arndt:<br />

Volleyball!<br />

Und? - Wie findst' es?<br />

Burgwart:<br />

Marco:<br />

Ob gepflegt oder ungepflegt: Es geht nicht!<br />

<strong>Die</strong> Verse stolpern!<br />

(die Schüler stellen ihr Spiel wieder ein)<br />

Arndt:<br />

Marco und Arndt:<br />

Quatsch! - Das muss gescheit vertont werden. - Dann<br />

(stehen separat zusammen und unterhalten sich leise; stolpert nix mehr!<br />

Schülerinnen kommentieren)<br />

Burgsekretärin:<br />

<strong>Die</strong> Erste:<br />

(kommt zu den Schülern)<br />

Guck mal: <strong>Die</strong> zwei dort: Da geht's bestimmt wieder um's Schönen guten Tag! - Ihr seid die Elf-Uhr-Gruppe?<br />

nächste Schulkabarett ...<br />

Fips:<br />

<strong>Die</strong> Zweite:<br />

(mit Blick auf die Uhr - spottend)<br />

Nix als Theater im Kopf!<br />

Nein: Wir sind die Elf-Uhr-fünfzehn-Gruppe -<br />

Marco:<br />

(alles lacht)<br />

(zu Arndt im 'Geheim'-Gespräch)<br />

Burgsekretärin:<br />

Einen Songtext sagst du?<br />

Sie haben recht! - Ich muss mich für die eingetretene<br />

Wann hast'n den gemacht?<br />

Verspätung entschuldigen.<br />

(spöttisch)<br />

<strong>Die</strong> Führung vor euch hat ein bisschen länger gedauert.<br />

Beim Aufstieg eben?<br />

Aber der Führer wird gleich hier sein! Das ist Herr<br />

Arndt:<br />

Kleinhans.<br />

Nee! - Schon im Bus!<br />

Wenn er euch nicht gleich entdeckt, dann schnappt ihn<br />

Marco:<br />

euch einfach.<br />

Dann lass'n mal hören!<br />

Er trägt am Revers ein Schild mit seinem Namen. O. K?<br />

Arndt:<br />

(schon ist sie wieder weg)<br />

(trägt - nur für Marcos Ohren - vor)<br />

Fips:<br />

Ach, wie stehn doch heute<br />

(ruft)<br />

3


Kleinhans, wo bist du?<br />

Burgführer:<br />

(kurz darauf steuert ein Herr direkt auf die Gruppe zu, es Aber wer die Burg gegründet hat, das wisst ihr?<br />

ist der Burgführer)<br />

Schülerin:<br />

Burgführer:<br />

Das war Graf Ludwig, genannt der Springer!<br />

Ihr seid die Gruppe aus Neumühl?<br />

Burgführer:<br />

Fips:<br />

Sehr gut! - Ausgezeichnet!<br />

Nur teilweise. - Einige kommen aus Altmühl.<br />

Und kennt ihr auch die Gründungslegende?<br />

Burgführer:<br />

Schülerin:<br />

Eine Schulklasse?<br />

Nicht so genau!<br />

Fips:<br />

Burgführer:<br />

Und was für eine!<br />

Also passt auf: Ludwig, der Springer, war mit seinen<br />

(wieder Lachen)<br />

Getreuen auf der Jagd und rastete auf dem Felsen, der<br />

Burgführer:<br />

die Burg heute trägt. <strong>Die</strong> Schönheit der Umgebung hat<br />

Ich muss mich für meine Verspätung entschuldigen. ihn ebenso fasziniert wie die strategische Bedeutung. In<br />

Aber die Gruppe vor euch hat mich länger in Anspruch der Nähe verliefen wichtige Handelsstraßen, die von hier<br />

genommen, als vorgesehen war. - Senioren! - Da weiß aus gut kontrolliert werden konnten. Da rief er aus:<br />

man alles!<br />

"Wart, Berg, du sollst mir eine Burg werden!"<br />

<strong>Die</strong> hören nicht zu, quatschen ständig dazwischen und Fips:<br />

suchen überall nach einer Sitzgelegenheit. Ewig steht Sehr witzig!<br />

man und wartet, bis die Letzten nachgetrottelt kommen Burgführer:<br />

...<br />

(schlagfertig)<br />

Aber jetzt zu euch: Ihr seid jung, geistig frisch. Da muss Durchaus! - Es ist eine köstliche Anekdote, wie ich finde.<br />

es einfach Spaß machen.<br />

Tja, die Ludowinger: Was muss man über sie wissen?<br />

Wo iss'n euer Lehrer?<br />

Ihr Geschlecht konnte durch Rodungen, Landraub und<br />

Fips:<br />

Heiratspolitik Macht und Einfluss im mitteldeutschen<br />

Das is' ne Sie.<br />

Raum rasch vermehren und mit der kaiserlichen<br />

<strong>Die</strong> steht irgendwo in einer Ecke mit ihr'm Handy.<br />

Übertragung der Landgrafen- Würde untermauern.<br />

Schülerin:<br />

Der Springer starb 1123 in seinem Hauskloster<br />

Es gibt Schwierigkeiten mit unserer nächsten<br />

Reinhardsbrunn. Sein gleichnamiger Sohn heiratete<br />

Übernachtung. - Deshalb muss sie noch<br />

Hedwig von Gundensberg und brachte damit den<br />

rumtelefonieren!<br />

hessischen Besitz der Gisonen ein.<br />

Burgführer:<br />

1130 wurde er von Kaiser Lothar, dem Dritten, zum<br />

Gut. Aber ich denke, wir fangen mal ohne sie an!<br />

Landgrafen ernannt. Sein Sohn Ludwig, der Zweite,<br />

Fips:<br />

begann mit dem Ausbau der <strong>Wartburg</strong>. Der ab 1172<br />

Klar: - <strong>Die</strong> brauchen wir nicht!<br />

regierende Landgraf Ludwig, der Dritte, ließ den Ausbau<br />

Burgführer:<br />

vollenden. Nach dessen Tod, 1190, übernahm sein<br />

(überhört die Bemerkung und beginnt)<br />

Bruder, Hermann, der Erste, die Landgrafschaften<br />

Herzlich willkommen auf der <strong>Wartburg</strong>!<br />

Thüringen und Hessen. Pfalzgraf von Sachsen war er ja<br />

Welche Fülle von Erinnerungen knüpft sich für jeden bereits ...<br />

Deutschen an diesen Namen! Wo steht die Burg, die ihr Fips:<br />

gleichkäme an geschichtlicher Bedeutung, an poetischer Da kommt ja keine Sau mehr mit!<br />

Weihe?<br />

Marco:<br />

Fips:<br />

(zum Burgführer)<br />

(flapsig)<br />

Stören Sie sich bitte nicht an seinem Gemotze!<br />

Keine Ahnung!<br />

Schülerin:<br />

(Lachen der anderen)<br />

Das macht er überall!<br />

4


Burgführer:<br />

Nun ja: Solche Stammbaumgeschichten sind ja auch<br />

manchmal wie ein undurchdringlicher Dschungel. Ich<br />

sprach von Hermann, dem Ersten. - Er war jener<br />

bedeutende Förderer der Dichtkunst. Auf seinen<br />

Musenhof geht die berühmte Sage vom Sängerkrieg<br />

zurück.<br />

Schüler:<br />

War das so ne Art "Deutschland sucht den Superstar?"<br />

Burgführer:<br />

(lachend)<br />

Kann sein! - Ich war ja nicht dabei!<br />

Bekannt ist allerdings, wer teilgenommen hat.<br />

Schülerin:<br />

(zählt wissensbeflissen auf)<br />

Reimar Zweter, Walther von der Vogelweide, Meister<br />

Biterolf, Wolfram von Eschenbach, Heinrich von<br />

Ofterdingen sowie Heinrich von Rispach ...<br />

Burgführer:<br />

Na bitte: Ihr wisst ja bestens Bescheid!<br />

Schüler:<br />

Also gab's damals schon Liedermacher?<br />

Burgführer:<br />

Könnte man sagen!<br />

Marco:<br />

(spontan)<br />

Ja gut: Dann spielen wir diesen Wettstreit jetzt mal!<br />

Burgführer:<br />

(verblüfft)<br />

Wie bitte?<br />

Marco:<br />

Da müssen Sie nicht erschrecken, Herr Kleinhans!<br />

Wir spielen öfter mal aus dem Stegreif!<br />

Arndt:<br />

(zum Burgführer)<br />

Schon mal was von einer Theater-AG gehört?<br />

Burgführer:<br />

Ja natürlich: Mein Neffe ist auch in so 'ner Gruppe aktiv.<br />

Marco:<br />

Sehn Sie!<br />

(dann spontan)<br />

Ich hab 'ne Idee. Sie spielen mit!<br />

Burgführer:<br />

I c h?<br />

Marco:<br />

Na klar:<br />

Sie mimen Hermann, den Ersten, diesen Kulturpapst von<br />

damals!<br />

(er holt aus dem Burgrepertoire einen Stuhl herbei)<br />

Hier ist Ihr Thron!<br />

Burgführer:<br />

Moment mal bitte: Ihr habt mich für 'ne Burgführung<br />

engagiert.<br />

Dafür hab ich bereits mein Geld gekriegt.<br />

Nadja:<br />

Keine Angst, Herr Kleinhans:<br />

Das müssen Sie nicht zurückzahlen.<br />

Arndt:<br />

Das ist jetzt quasi Ihre Gage!<br />

Burgführer:<br />

Also ich weiß nicht ... -<br />

Marco:<br />

Keine Angst! - Das kriegen wir hin!<br />

Arndt:<br />

Da haben wir schon ganz andere Schlachten<br />

geschlagen!<br />

Marco:<br />

(zum Burgführer)<br />

Wir sind nicht ganz unvorbereitet. - Das müssen wir<br />

zugeben!<br />

Burgführer:<br />

Ja aber Moment mal: Für einen Sängerwettstreit<br />

brauchen wir eine Jury!<br />

Marco:<br />

<strong>Die</strong> übernehm ich! -<br />

In Absprache mit Ihnen natürlich!<br />

Fips:<br />

(zu Kleinhans)<br />

Er ist unser Allrounder, müssen Sie wissen:<br />

Dramaturg, Vordenker, Regisseur, Schauspieler. - Und<br />

jetzt noch Chefjuror ...<br />

Alles in einer Person!<br />

(Der Burgführer setzt sich, ebenso die Schülerinnen und<br />

Schüler, auf alle möglichen Sitzgelegenheiten - Stühle,<br />

Ruhebänke etcetera)<br />

Burgführer:<br />

Moment noch, Leute:<br />

(er befühlt seinen Kopf)<br />

Barhäuptig spielt sich's nicht so gut. - - Schließlich bin<br />

ich ein Herrscher!<br />

Ich hab doch irgendwo meine Baskenmütze. -<br />

(er sucht sie in seinen Taschen)<br />

5


Hedi:<br />

(schaltet sich ein)<br />

Nein, Herr Kleinhans: Lassen Sie!<br />

Ich hab Ihnen was Besseres.<br />

(sie holt aus ihrem Rucksack eine stilechte<br />

Landgrafenkappe hervor und übergibt sie dem<br />

Burgführer)<br />

Kati:<br />

(verwundert)<br />

Hast du Sachen aus dem Fundus dabei?<br />

Hedi:<br />

Nur 'n paar Kleinigkeiten! - Was dagegen?<br />

Burgführer:<br />

(hat die Kappe aufgesetzt)<br />

Das ist ja ein Prachtstück!<br />

Hedi:<br />

(belehrend)<br />

Hüte und Mützen waren damals Zeichen adeligen<br />

Standes.<br />

Fips:<br />

Unsere Gewandmeisterin glänzt wieder mit ihrem<br />

Detailwissen!<br />

Moni:<br />

(zu Marco)<br />

Sag mal:<br />

Willst du wirklich ernst machen?<br />

Marco:<br />

Was heißt ernst machen?<br />

Moni:<br />

Richtig spielen?<br />

Marco:<br />

Haben wir schon mal falsch gespielt?<br />

Moni:<br />

Blödmann!<br />

Marco:<br />

(energisch)<br />

Schluss jetzt mit dem Palawer!<br />

Wir fangen an!<br />

(zu einem Mitschüler)<br />

Wolfram von Eschenbach: Auf geht's!<br />

Wirf dir deinen Minnesängermantel über!<br />

Schüler:<br />

(erhebt sich zögernd, wirft sich seinen zivilen -<br />

bodenlangen - Mantel über)<br />

Was hab ich zu tun?<br />

Marco:<br />

(nachäffend)<br />

Was hab ich zu tun?<br />

Hast du's schon wieder vergessen?<br />

- Preisen! -<br />

Hermann, den Ersten, den Kunstsinnigen.<br />

Preisen! - Preisen! - Preisen! - Aber in Versen bitte!<br />

Schüler:<br />

(als Wolfram - tritt vor, beginnt in der Art eines<br />

Rezitativs; eventuell hat er eine Gitarre dabei)<br />

Hermann, - Hermann, - Hermann - -<br />

Marco:<br />

(kritisch kommentierend)<br />

Dreimalige Namenswiederholung ist erwärmend, aber<br />

noch kein Vers!<br />

Wolfram:<br />

Jetzt wart's halt ab!<br />

(er beginnt von vorn)<br />

Hermann, Hermann:<br />

Du bist ne Wucht!<br />

Schlägst jeden Zweifel an dir<br />

in die Flucht ...<br />

Marco:<br />

(unterbricht jäh)<br />

Mein Gott:<br />

Was für ein Schwachsinn!<br />

(zu sich)<br />

Wenn man bedenkt, was der von Eschenbach poetisch<br />

drauf hatte!<br />

Und jetzt dieser Absturz!<br />

Wolfram:<br />

(beleidigt)<br />

Ich bin ja noch nicht fertig!<br />

Marco:<br />

Ja los: Dann mach weiter!<br />

Aber denk dran: Ein Lobgesang muss es werden!<br />

Wolfram:<br />

(fährt fort)<br />

Hermann, - Hermann:<br />

Du Kunstmäzen.<br />

Was haben's wir Künstler<br />

bei dir so schön!<br />

Marco:<br />

Stopp! - Stopp! - Stopp!<br />

Wolfram:<br />

Was iss'n jetzt schon wieder?<br />

Marco:<br />

6


Du kannst ihn nicht duzen!<br />

Von wegen!<br />

Wolfram:<br />

Außerdem sind noch Verbündete des Landgrafen<br />

Nein?<br />

anwesend.<br />

Marco:<br />

<strong>Die</strong> wollen bei der Gelegenheit ebenfalls gebauchpinselt<br />

Natürlich nein!<br />

werden!<br />

Wolfram:<br />

Walther:<br />

Wie soll ich ihn dann anreden, wenn ich ihn nicht duzen Verbündete ? - Ich seh' keine!<br />

darf?<br />

Marco:<br />

Marco:<br />

Imaginär, du Kamel!<br />

Du verwendest die dritte Person!<br />

Der Herr Kleinhans kann uns bestimmt 'n paar Namen<br />

Wolfram:<br />

nennen.<br />

(unwissend)<br />

Burgführer:<br />

<strong>Die</strong> dritte Person?<br />

(überlegt)<br />

Marco:<br />

Hermann, der Weise von Henneberg, war meistens da,<br />

Er, - Sie, - Ihm, - Ihr, Euch ...<br />

ebenso der Markgraf Otto von Brandenburg, und öfters<br />

Wolfram:<br />

auch Graf Poppo.<br />

O. K.<br />

Walther:<br />

(er beginnt plötzlich auf sächsisch zu parodieren)<br />

Gott, sind das Namen. -<br />

Hermann heeßt er.<br />

Aber ich versuch's:<br />

Iss unser Greeßter.<br />

(er singt operettenhaft)<br />

Greeßter von allen.<br />

Hermann, Poppo, Otto?<br />

(er fällt vor dem Herrscher auf die Knie)<br />

Wie find ich da ein Motto?<br />

Kann mein Lob Ihm gefallen?<br />

Ach ja:<br />

Marco:<br />

ich hab's:<br />

Aus! - Schluss! - Vorbei!<br />

Ach ja, ich hab's:<br />

Abtreten!<br />

Rein in den Sack:<br />

Wolfram:<br />

Rein in den Sack:<br />

Wieso?<br />

Huldigung im Dreierpack ...<br />

(den Burgführer betrachtend)<br />

Marco:<br />

Er lacht sich doch die Hucke voll! - - Und außerdem hat (böse)<br />

er genickt!<br />

Nein!<br />

Marco:<br />

Walther:<br />

Ja gut: Im Spiel halt.<br />

Was: Nein?<br />

Aber wenn er der richtige Landgraf wär, dann ging's dir Marco:<br />

an den Kragen, mein Lieber!<br />

Huldigung im Dreierpack!<br />

Wolfram:<br />

So hat doch damals kein Mensch gesprochen! -<br />

Du kannst mich mal!<br />

Geschweige denn gesungen.<br />

(er setzt sich)<br />

Walther:<br />

Marco:<br />

Herrn Kleinhans hat's gefallen! - Guck doch, wie er lacht!<br />

(zum nächsten Mitschüler)<br />

Marco:<br />

Walther von der Vogelweide: Du bist dran!<br />

Natürlich: Er lacht dich aus! Tret ab!<br />

Schüler:<br />

Walther:<br />

(steht müde auf)<br />

Dem kann man nichts recht machen!<br />

Ich denk: Mein Vorgänger hat ihn schon genug<br />

(er setzt sich)<br />

gepriesen!<br />

Marco:<br />

Marco:<br />

So: Wen ham wer noch?<br />

7


(zu einem Mitschüler)<br />

(sie spricht Herrn Kleinhans in seiner Rolle an)<br />

Heinrich von Ofterdingen: Tu, was du nicht lassen Denn Eure Gemahlin, die gütige Sophie, wird ihn vor<br />

kannst!<br />

den blutrünstigen Konkurrenten in Schutz nehmen. Sie<br />

Schüler:<br />

schickt den Unglücklichen nach Ungarn zu einem<br />

(als Heinrich - tritt vor, beginnt zu singen)<br />

magisch begabten Tiefenpsychologen: Der soll ihm den<br />

Oh Leopold, großer Leopold:<br />

Kopf wieder zurechtrücken.<br />

Sei uns hold!<br />

Marco:<br />

Sei uns hold!<br />

(zum Heinrich-Darsteller)<br />

Sei uns hold wie bisher.<br />

Hau ab!<br />

Du leuchtender Stern<br />

der Darsteller:<br />

Über'm dunklen Meer.<br />

(rennt aus der Szene)<br />

(er schleimt sich an)<br />

Marco:<br />

Ich darf dir's doch heute mal sagen, gell:<br />

(zum Burgführer als Herrscher-Darsteller)<br />

Es leuchten die anderen<br />

Wollen Euer Gnaden nun noch eine Kostprobe aus der<br />

längst nicht so hell ...<br />

Jetztzeit serviert bekommen?<br />

Burgführer:<br />

Burgführer:<br />

(als Graf Hermann, steht auf, wütend)<br />

(alias Hermann)<br />

Aufhören!<br />

Ich weiß nicht: Wenn's meiner Bildung nicht schadet ...<br />

Heinrich:<br />

Marco:<br />

Was ist denn los?<br />

Dafür kann ich allerdings nicht garantieren! -<br />

Burgführer:<br />

Aber interessant wär's allemal!<br />

Er ist ein Rindvieh, ein dreikantiges!<br />

(in die Runde)<br />

Heinrich:<br />

Wer meldet sich?<br />

Was hab ich denn falsch gemacht?<br />

Schülerin:<br />

Burgführer:<br />

(steht auf)<br />

(spielend - außer sich)<br />

Marco:<br />

Das fragt er noch? -<br />

Ja los: - Dann tret' an!<br />

(umherblickend - mit Steigerung)<br />

Schülerin:<br />

Das fragt er noch?<br />

(spielt arrogant)<br />

Wolfram:<br />

Ich trete nicht an - sondern auf!<br />

Er ist ein Schwachkopf!<br />

Hermann:<br />

Walther:<br />

(verwundert)<br />

Ein Vollidiot!<br />

Eine Sie?<br />

Wolfram:<br />

Nadja:<br />

Merkt nicht, wo er ist!<br />

<strong>Die</strong> Geschlechter sind inzwischen gleichberechtigt,<br />

Walther:<br />

hoher Landgraf.<br />

Besingt am Thüringischen Hof den Österreicher Leopold! Hermann:<br />

Wolfram:<br />

(macht auf senil)<br />

Ein Kapitalvergehen!<br />

Gleichberechtigt?<br />

Walther:<br />

Nadja:<br />

Nicht wieder gut zu machen.<br />

Ganz und gar.<br />

Beide:<br />

Hermann:<br />

Man soll ihm den Kopf abschlagen!<br />

Also gut: Wen preist Sie?<br />

Nadja:<br />

Schülein:<br />

(moderierend - zum Heinrich-Darsteller)<br />

(als Star - fragt in die Runde)<br />

Er hat Glück! - Soweit wird's nicht kommen.<br />

Was stellt der für blöde Fragen?<br />

8


Arndt:<br />

(greift erklärend ein)<br />

Hohheit müssen wissen:<br />

Unsere Regierenden heute sind keine Herrscher mehr.<br />

<strong>Die</strong> werden von uns gewählt. Wir bezahlen sie<br />

anständig. - Huldigungen sind nicht vereinbart.<br />

Nadja:<br />

Demzufolge sind unsere Sänger heute höchst<br />

egozentrische Wesen.<br />

Hermann:<br />

Egozentrisch? -<br />

Das steht doch nur uns Großen zu!<br />

Nadja:<br />

Nein, nein.<br />

Jetzt pflegen auch die kleinen Leute die Egomanie!<br />

Star:<br />

(ungeduldig mit Allüren)<br />

Er soll mich endlich anhören!<br />

Dann wird er kapieren, worum's geht!<br />

Marco:<br />

Gut: Dann leg los!<br />

Star:<br />

(stellt sich großspurig auf und beginnt schmalzig zu<br />

singen)<br />

Ich mag Blumen, wenn sie blühn.<br />

Mag die Alpen, wenn sie glühn.<br />

Mag die Sonne, wenn sie scheint.<br />

Mag ein Kind, das nicht weint.<br />

Mag Motorradfahren sehr.<br />

Mag dies alles und noch mehr.<br />

Doch vor allem eigentlich:<br />

Mag ich mich!<br />

Mag ich mich!<br />

Mag ich mich!<br />

Mag ich mich!<br />

Hermann:<br />

(zieht ein Gesicht)<br />

Star:<br />

Der scheint nicht zu meinem Fan-Club zu gehören!<br />

Arndt:<br />

Da wunderst du dich drüber?<br />

Star:<br />

Er ist ein Abweichler! -<br />

Gehört zu den Nörglern, die alles Scheiße finden!<br />

Hermann:<br />

Was hat sie für eine gewöhnliche Sprache?<br />

Nadja:<br />

Wir entschuldigen uns dafür!<br />

Marco:<br />

Stellvertretend sozusagen!<br />

Star:<br />

(aufdringlich)<br />

Ich hab noch 'ne Strophe!<br />

Marco:<br />

Dann lass sie halt vom Stapel!<br />

Nadja:<br />

Es kann ja nur noch schimmer kommen!<br />

Star:<br />

(singt noch überzeugter als zuvor)<br />

Ich mag Kerle, groß und schlank.<br />

Hab genügend. - Gottseidank!<br />

Ich gehör' zur Prominenz.<br />

Ich mag keine Konkurrenz!<br />

Ich mag meine Karrier'!<br />

Mag Bejubeltwerden sehr!<br />

Doch vor allem eigentlich:<br />

Mag ich mich!<br />

Mag ich mich!<br />

Mag ich mich!<br />

Mag ich mich!<br />

(sie macht eine kitschige Verbeugung und setzt sich)<br />

Hermann:<br />

Ich bin angewidert!<br />

Nadja:<br />

Oft genug sind wir's auch, Hohheit.<br />

Gäb's heute noch so ein strenges Sängergericht a la 13.<br />

Jahrhundert. Oh Gott:<br />

Da würden Köpfe bei uns rollen ...<br />

Arndt:<br />

Aber so kann jeder singen, wie und was er will.<br />

Nadja:<br />

<strong>Die</strong> Quote bestimmt die Richtung.<br />

Arndt:<br />

Zusammen mit ihrem Freund, dem breiten Geschmack.<br />

Nadja:<br />

Und der ist unter aller Sau!<br />

Marco:<br />

Jetzt hätten wir aber noch ein ganz besonderes<br />

Schmankerl für den Herrn Landgraf.<br />

Hermann:<br />

Ist es Kunst?<br />

Marco:<br />

9


(ironisch)<br />

Lehrerin:<br />

Natürlich!<br />

(entdeckt den leidenden Herrn Kleinhans alias Landgraf<br />

Nadja:<br />

Hermann, geht auf ihn zu)<br />

Heute ist alles Kunst!<br />

Ist Ihnen nicht gut?<br />

Hermann:<br />

Nadja:<br />

Gut: Dann will ich's hören!<br />

(lachend)<br />

Marco:<br />

Das ist doch Herr Kleinhans, unser Burgfüher.<br />

(im Befehlston)<br />

Er mimt gerade Hermann, den Ersten, den Kunstförderer.<br />

Rapper vortreten!<br />

Lehrerin:<br />

(die Rappergruppe tritt vor)<br />

(um Kleinhans besorgt)<br />

Hermann:<br />

Ach Gott, was haben die mit Ihnen angestellt?<br />

Das ist ein Chor?<br />

Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen -<br />

Marco:<br />

Burgführer:<br />

Und was für einer!<br />

Überhaupt nicht.<br />

<strong>Die</strong> Rapper:<br />

Es hat mir Spaß gemacht, mitzuspielen.<br />

(beginnen)<br />

Aber jetzt hab ich ein schlechtes Gewissen, weil ich<br />

Wenn die Rapper erst mal rappen,<br />

meine Burgführung schuldig bleibe!<br />

ja dann hören sie so schnell nicht wieder auf.<br />

Arndt:<br />

Refrain:<br />

Wieso ? - <strong>Die</strong> spielen wir doch gerade.<br />

Rapp-rapp.<br />

Lehrerin:<br />

Wenn die Rapper erst mal rappen,<br />

Wie weit seid ihr denn gekommen?<br />

ja dann sind sie immer wieder super drauf.<br />

Nadja:<br />

Refrain:<br />

Wir haben den Versager Heinrich, den Ofterdinger, in<br />

Rapp-rapp.<br />

die Wüste geschickt und einen kurzen Abstecher in den<br />

Wenn die Rapper erst mal rappen,<br />

Superstarzirkus gemacht.<br />

ja dann halten sie dem Rhythmus eisern stand.<br />

Burgführer:<br />

Refrain:<br />

(geht aus seiner Rolle, gibt seine Kappe an Hedi zurück)<br />

Rapp-rapp.<br />

Vielen Dank!<br />

Wenn die Rapper erst mal rappen,<br />

<strong>Die</strong> Geschichte der <strong>Wartburg</strong> geht aber weiter, meine<br />

ja dann tun sie was für die Kultur im Land.<br />

Freunde.<br />

Refrain:<br />

Jetzt könnt ihr das Leben der wohltätigen Elisabeth<br />

Rappel-di-bapp ...<br />

spielen.<br />

Hermann:<br />

Überschrift: '<strong>Die</strong> ganz andere Landgräfin'.<br />

(macht eine schreckliche Miene)<br />

Arndt:<br />

<strong>Die</strong> Lehrerin:<br />

Ein schwieriges Unterfangen.<br />

(kommt)<br />

Burgführer:<br />

Schülerin:<br />

Wieso?<br />

(spricht sie an)<br />

Arndt:<br />

Gibt es gute Nachrichten?<br />

Da ist so vieles Legende.<br />

Lehrerin:<br />

Burgführer:<br />

Das klappt nicht mit der Jugendherberge. - Wir gehn ins Das schon. Aber es gibt auch historische Fakten.<br />

Hotel!<br />

Nadja:<br />

Mehrere Stimmen:<br />

(zur Lehrerin)<br />

Klasse!<br />

Was meinen Sie, Frau Clausen?<br />

Einer:<br />

Lehrerin:<br />

Frau Clausen, Sie sind die Größte!<br />

Ihr müsst halt die dramatischen Elemente herausfiltern!<br />

10


Fips:<br />

Seine Gemahlin Gertrud, Elisabeths Mutter:<br />

Dann filtert mal schön!<br />

Prunk, herrsch - und verschwendungssüchtig!<br />

Marco:<br />

Ingo:<br />

Wir machen eine Pause.<br />

Aha: Da haben wir die Quelle für Elisabeths spätere<br />

(<strong>Die</strong> Spielerinnen und Spieler besprechen sich; Marco altruistische Rebellion.<br />

erklärt, wer im nächsten Akt von Anfang an hinter der Eine Schülerin:<br />

Szene zu sein hat; das sind die Figuren: Ludwig, Raspe Der muss wieder mit seinen Fremdwörtern klotzen.<br />

und Konrad; eine Reisetasche kursiert; einige Ensemble- Andere Schülerin:<br />

Mitglieder entnehmen ihr Kostüm-Teile: Umhang, (zu Ingo)<br />

Schleier, Kopfbedeckungen, Koppel etc.; auch die Wollen uns Herr Mahlein gnädigst wissen lassen, was<br />

Zuschauer dürfen mit dem Ensemble in Kontakt treten; altruistisch heißt?<br />

es werden Komplimente entgegengenommen, Fragen Ingo:<br />

jedoch nach dem Fortgang des Spiels mit freundlichem Weiß doch jedes Kind: Das heißt uneigennützig, -<br />

Schweigen quittiert)<br />

verzichtend ...<br />

ZWEITER AKT<br />

Marco:<br />

DIE GANZ ANDERE LANDGRÄFIN<br />

Wo er recht hat, hat er recht!<br />

Arndt:<br />

Denn genau hier steigen wir ein.<br />

(moderierend)<br />

(eine Mitschülerin auffordernd)<br />

Im Jahr des <strong>Wartburg</strong>'schen Sängerkriegs wird - fernab Antje!<br />

von Thüringen - Elisabeth geboren.<br />

Antje:<br />

Nadja:<br />

(zaudernd)<br />

Mit vier Jahren - man schreibt das Jahr 1211 - kommt sie Also ich weiß noch immer nicht, warum gerade ich die<br />

aus Ungarn auf die <strong>Wartburg</strong>.<br />

Elisabeth spielen soll.<br />

Lehrerin:<br />

Marco:<br />

Wo damals weit verstreut in der Welt Königstöchter und Das war doch geklärt: Weil du die zarteste von unseren<br />

Königssöhne lebten, das wusste man auch schon ohne Damen bist.<br />

Computer.<br />

Antje:<br />

Nadja:<br />

Komplimente macht der wieder!<br />

Vierjährig wird sie mit dem elfjährigen Hermann verlobt. (sie sucht neue Ausflüchte)<br />

Fips:<br />

Aber ich kann kein Ungarisch!<br />

Sollen sich jetzt zwei von uns klein machen und<br />

Marco:<br />

Verlobung spielen?<br />

Mensch, jetzt mach keine Zicken!<br />

Marco:<br />

Elisabeth hat mit vier Jahren ihre ungarische Heimat<br />

Quatsch!<br />

verlassen. Ab da gehört sie zum thüringischen Hof. Und<br />

Im Übrigen stirbt der Verlobte in der Blüte seiner<br />

dort spricht man bekanntlich Deutsch.<br />

Jugend.<br />

Antje:<br />

Arndt:<br />

(als Elisabeth - begibt sich zögerlich in die Szene)<br />

Elisabeth heiratet vierzehnjährig seinen Bruder namens Burgführer:<br />

Ludwig.<br />

Das wird spannend.<br />

Nadja:<br />

Leider muss ich jetzt mal ins Büro. Es ist ja noch 'ne<br />

Mit fünfzehn bekommt sie ihr erstes Kind: Hermann. Gruppe angekündigt.<br />

Mit sechzehn Tochter Sophie.<br />

(er geht)<br />

Arndt:<br />

Marco:<br />

Ihr Vater ist Andreas, der Zweite, König von Ungarn: (zu Thomas und Clemens)<br />

Politisch unbedeutend.<br />

<strong>Die</strong> Knechte bitte!<br />

Nadja:<br />

(die beiden stellen sich rechts und links von Elisabeth<br />

11


auf)<br />

Thomas:<br />

Und jetzt?<br />

Marco:<br />

Tut ihr, was sie euch sagt.<br />

(Alle sind ab jetzt konzentriert im Spiel)<br />

Elisabeth:<br />

Hört mir gut zu: Ihr bekommt eine neue Aufgabe.<br />

Knecht A:<br />

Ist sie schön?<br />

Elisabeth:<br />

Mehr als schön. - Sie ist Verpflichtung ...<br />

Knecht B:<br />

(skeptisch)<br />

Da sind wir gespannt!<br />

Elisabeth:<br />

Ab heute seid ihr zwei mal die Woche mit Brot<br />

unterwegs!<br />

Knecht A:<br />

Zwei mal die Woche?<br />

Knecht B:<br />

Mit Brot?<br />

Elisabeth:<br />

Sagt ich's nicht klar genug?<br />

Knecht A:<br />

Oh doch.<br />

Knecht B:<br />

Und wohin soll die Reise gehn?<br />

Elisabeth:<br />

Hinunter nach Eisenach. - Ins Armenhaus ...<br />

Knecht A:<br />

Den steilen Weg?<br />

Elisabeth:<br />

Er kommt eurer Mission entgegen.<br />

Knecht B:<br />

Sagt uns die Landgräfin, wieso?<br />

Elisabeth:<br />

Bergab ist euer Karren voll beladen. Da laufen die Räder<br />

von allein.<br />

Der Anstieg zurück wird euch leicht fallen. Denn nun<br />

habt ihr keine Fracht mehr und durftet viele dankbare<br />

Menschen sehen.<br />

Knecht A:<br />

So könnt es wohl sein. - Jedoch -<br />

Elisabeth:<br />

Gibt es Bedenken?<br />

Knecht A:<br />

Warum hat die Landgräfin ausgerechnet uns beide für<br />

diesen Job ausgewählt?<br />

Marco:<br />

(greift ein)<br />

Stop!<br />

Das Wort Job kannst du nicht verwenden!<br />

Das ist zu modern!<br />

Knecht A:<br />

Wie soll ich'n sonst sagen? Maloche?<br />

Marco:<br />

Nee: Das wär ja noch schlechter. -<br />

Sag Opfergang!<br />

Knecht A:<br />

Opfergang? - Klingt aber komisch!<br />

Marco:<br />

Jetzt mach keine Zicken - sondern spiel!<br />

Knecht A:<br />

(spielt weiter)<br />

Warum hat die Landgräfin ausgerechnet uns beide für<br />

diesen Opfergang ausgewählt?<br />

Elisabeth:<br />

Weil ich weiß, dass ihr ihn mit dem Herzen ausführen<br />

werdet!<br />

(sie gibt jedem der beiden eine goldene Münze)<br />

Beide Knechte:<br />

Danke!<br />

Knecht A:<br />

Wir werden uns bemühn!<br />

(beide gehen ab)<br />

Elisabeth:<br />

(setzt sich)<br />

der Chor:<br />

(im Wechsel)<br />

A:<br />

Landgräfin, - Landgräfin:<br />

Was tut sie da?<br />

Lässt sich herab zum gemeinen Volk!<br />

Startet eine Hilfsaktion!<br />

B:<br />

Unüblich in ihren Kreisen!<br />

Inakzeptabel!<br />

Ihr Treiben wird sie am Hof isolieren!<br />

Wie wird sich der Herr Gemahl verhalten?<br />

Zusammen:<br />

Wir sehen dunkle Wolken aufziehen!<br />

12


Landgräfin, - Landgräfin:<br />

Wie wird das enden?<br />

Elisabeth:<br />

(von ihrem Platz aus, ruhig)<br />

Ihr redet Unsinn!<br />

Wohltätig sein ist kein Treiben!<br />

Und mein Mann ist kein Unmensch!<br />

Chor:<br />

Das werden wir ja sehn!<br />

Arndt:<br />

(moderierend)<br />

Schon nach wenigen Tagen melden sich die Knechte.<br />

Nadja:<br />

Was haben sie in Eisenach erlebt?<br />

die Knechte:<br />

(kommen rufend)<br />

Landgräfin! - Landgräfin!<br />

Marco:<br />

(unterbricht)<br />

Stopp! - Moment mal!<br />

<strong>Die</strong> Schurken müssen dazu!<br />

(zu zwei Mitschülern)<br />

Fabian, Tobias. Ihr seid auf Horchposten!<br />

Fabian:<br />

Das machen wir doch am besten vom Platz aus. -<br />

Da sind wir anonym!<br />

Marco:<br />

Stimmt eigentlich! - Dann bleibt sitzen!<br />

die Knechte:<br />

(schon in der Szene - rufen nochmals)<br />

Landgräfin! - Landgräfin!<br />

Elisabeth:<br />

(steht auf, geht auf sie zu)<br />

Was habt ihr für Nachrichten?<br />

Knecht A:<br />

Keine guten!<br />

Elisabeth:<br />

Lasst hören!<br />

Knecht B:<br />

Das Armenhaus in Eisenach hat nicht Platz für alle<br />

Armen!<br />

Elisabeth:<br />

Das weiß ich!<br />

Knecht A:<br />

Viele leben außerhalb. -<br />

Knecht B:<br />

Sehr viele ...<br />

Elisabeth:<br />

Ich weiß es wohl!<br />

Knecht B:<br />

Da diese nun jedesmal, wenn wir in die Stadt kommen,<br />

leer ausgehn, wächst ihre Verzweiflung.<br />

Knecht A:<br />

Und sie klagen ...<br />

Knecht B:<br />

Und sie fragen:<br />

Knecht A:<br />

Wie kann die Landgräfin so hartherzig sein und solche<br />

Unterschiede machen?<br />

Knecht B:<br />

<strong>Die</strong> einen bekommen ihr Brot. - <strong>Die</strong> andern müssen<br />

verhungern.<br />

Elisabeth:<br />

Sagen sie: Hartherzig?<br />

Knecht A:<br />

So sagen sie, Landgräfin!<br />

Elisabeth:<br />

(nach kurzer Überlegung)<br />

Dann geht ihr ab sofort drei mal die Woche!<br />

Beide Knechte:<br />

(bedenklich)<br />

Drei mal?<br />

Elisabeth:<br />

(holt Münzen heraus)<br />

Lohnt es sich nicht für euch?<br />

(sie lässt die Münzen in die Hände der Knechte gleiten)<br />

Knecht A:<br />

Oh doch!<br />

Knecht B:<br />

Es lohnt sich!<br />

Elisabeth:<br />

Und für Leute, die Zugang zu einer Mühle haben, nehmt<br />

ihr zusätzlich drei Säcke guten Korns mit!<br />

Knecht A:<br />

(ächzend)<br />

Drei Säcke Korns?<br />

Knecht B:<br />

<strong>Die</strong> Landgräfin ist klug: Gibt uns erst die Entlohnung<br />

und vergrößert hernach den Auftrag.<br />

Aber wir wollen nicht klagen!<br />

Beide:<br />

(die Münzen in den Händen)<br />

13


Nein, wir sind zufrieden!<br />

Raspe:<br />

(beide gehen ab)<br />

Eine Neuigkeit?<br />

Raspe:<br />

Schurke B:<br />

(überquert den Hof)<br />

Eine brisante sogar.<br />

Marco:<br />

Schurke A:<br />

(zu den Schurken-Darstellern)<br />

<strong>Die</strong> Landgräfin lässt nun drei mal die Woche liefern.<br />

Los, Schurken:<br />

Raspe:<br />

Ihr seid dran! - Knöpft ihn euch vor!<br />

Drei mal die Woche?<br />

die Schurken:<br />

Schurke B:<br />

(folgen Raspe, rufen in seinen Rücken)<br />

Und nicht mehr nur Brot! - Jetzt sind noch Säcke voll<br />

Landgraf! - Landgraf!<br />

guten Korns dabei!<br />

Raspe:<br />

Schurke A:<br />

(wendet sich um, schroff)<br />

Meistens gschieht's nach Einbruch der Dunkelheit.<br />

Ich bin nicht der Landgraf!<br />

Schurke B:<br />

Schurke A:<br />

<strong>Die</strong> Landgräfin wird wissen, warum!<br />

Ach so. - Verzeihung!<br />

Raspe:<br />

Schurke B:<br />

(zu sich)<br />

Das war von hinten nicht zu erkennen:<br />

Gut, dass ich das weiß!<br />

Ihr seid nur der Herr Bruder ...<br />

(er wiederholt lauter)<br />

Raspe:<br />

Gut, dass ich das weiß!<br />

Was heißt: Nur?<br />

<strong>Die</strong> Knechte:<br />

Schurke B:<br />

(halten ihre Hände auf)<br />

Nun ja: Wo der Herr Bruder doch das Pech auf seiner Raspe:<br />

Seite hat ...<br />

(ignoriert es)<br />

Raspe:<br />

Ihr könnt gehn!<br />

Was schwatzt er da von Pech?<br />

(er geht wütend ab)<br />

Schurke B:<br />

<strong>Die</strong> Knechte:<br />

Nun: Der Herr Bruder kann nicht Landgraf werden, weil (gehn aus der Rolle und setzen sich auf ihre Plätze)<br />

das schon sein Bruder ist ...<br />

Marco:<br />

Raspe:<br />

Jetzt die Szene Ludwig mit Raspe. -<br />

(wütend)<br />

(er ruft nach hinten)<br />

Geht's euch etwas an?<br />

Ihr kommt schon im Streit herein.<br />

Beide:<br />

Ludwig und Raspe:<br />

Nein!<br />

(kommen zusammen)<br />

Schurke B:<br />

Raspe:<br />

(setzt nach)<br />

(redet heftig auf Ludwig ein)<br />

Aber der Herr Bruder möge sich nicht grämen:<br />

Wie lange soll der Raubbau an unseren Vorräten noch<br />

Kommt Zeit, kommt Rat! Sagt das Sprichwort ...<br />

andauern?<br />

Schurke A:<br />

Bist du blind? - Siehst du nicht, was geschieht?<br />

(schalkhaft)<br />

<strong>Die</strong> Ungarische organisiert inzwischen drei mal die<br />

Gelegentlich greift auch Gevatter Tod regulierend ein! Woche einen Nahrungstransfer nach Eisenach.<br />

Raspe:<br />

Ludwig:<br />

Was maßt ihr euch an? - Habt ihr mir nichts Wichtigeres (ruhig)<br />

zu erzählen?<br />

Sie hält es für notwendig!<br />

Schurke A:<br />

Raspe:<br />

Oh doch!<br />

(brutal - kalt)<br />

14

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